Kleiner Kreuzer " Hamburg " in der Reichsmarine Weltreise 1926/27 Blog

Begonnen von Daniel Tegtmeyer, 16 Februar 2015, 13:01:33

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Urs Heßling

moin, Daniel,

Zitat von: Daniel Tegtmeyer am 23 Februar 2015, 20:20:00
So schreibt er auf Kreta z.B. dass sie sich wieder gen Süden wenden um nach Konstantinopel zu fahren.
Das (da genügt ein Blick auf die Karte) kann aber nicht richtig sein  :|

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Daniel Tegtmeyer

Sorry,
hab mich verschrieben. Von Kreta nach Alexandria. Die erste Schleife nach unten. HAbe den Post gestern ledier etwas hastig schreiben müssen.

Viele Grüße
Daniel

Urs Heßling

moin, Daniel,

einige kleine Anmerkungen zu Deinem Eintrag betr. Japan (23.7.1926)

Die fragliche Bucht ist wohl die von Tateyama an der Südspitze der Bucht von Tokyo
https://www.google.de/maps/place/Yokohama,+Pr%C3%A4fektur+Kanagawa,+Japan/@35.4838286,139.306483,9z/data=!4m2!3m1!1s0x60185becbbb66509:0x69683f660285400

Der Stützpunkt ist Yokosuka, nicht Nokosuka.
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=21393.0

Die Kongo war ein Schlachtkreuzer bzw. ein schnelles Schlachtschiff
https://de.wikipedia.org/wiki/Kong%C5%8D_(Schiff,_1912)

Das besuchte brandneue Schiff war der Kreuzer Kako (i.D. 20.7.1926)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kako_(1926)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Daniel Tegtmeyer

Hallo Ihr Lieben,

ich arbeite mich langsam aber sicher auf die Äquatortaufe zu und wollte bevor ich Fehler mache hier mal das was ich habe posten. (Natürlich in der Hoffnung, dass ihr einem Laien den Kopf wascht, wenn was nicht stimmt :) )

30.09.1926

ZitatAm 30. November, als er gerade die Insel ,,Borneo" in der  ,,Straße von Makassar" passierte, wurde der Kreuzer ,,angerufen". Da es eine mondlose Nacht war, konnte nicht ausgemacht werden wer dort rief ,,Woher und Wohin?". Auf Befehl des Kommandanten wurde das Schiff gestoppt. ,,Triton", der Meeresgott, betrat in der Uniform des Unterseeischen Großadmirals geschmückt mit Stern und Kette des ,,hohen Ordens vom Seestern"? zusammen mit seinem ,,Leibneger" (wörtliches Zitat), das Schiff über das Steuerbord-Fallreep.

An Bord angelangt begrüßte ,,Triton" den Kommandanten und erklärte ihm, dass am nächsten Morgen ,,Neptun" nebst Gattin und großem Gefolge sein Schiff besuchen würde um das Schiff und seine Besatzung vom Schmutz der nördlichen Halbkugel zu reinigen.

Nach einem Glas Sekt verschwand der Besuch wieder.

Ich denke ich werde noch Leibneger durch Leibeigener ersetzen.
Habt ihr hier noch ein paar Infos oder einen guten Link was das für eine Tradition ist?


Und der Eintrag (bisher nur grob zusammengeschrieben mit vielen offenen Fragen):

ZitatAm nächsten morgen war bereits alles vorbereitet. Der Thron Neptuns war aufgestellt. Das Taufbecken, in Form eines Badesegels, war auf dem Steuerbrod-Mitteldeck aufgespannt und unheimliche ,,Ballien" (Bassins?) mit schwarzem und grünroten Schaum zum rasieren der Täuflinge waren bereitgestellt. Um neun Uhr zog ein seltsamer Tross von der Back nach Achtern. Angeführt von Spielleuten, gefolgt von ,,Neptun" nebst Gattin ,,Thetis" (<- falsch?) in einem Wagen. Dieser wurde flankiert von dem Gefolge:

Der ,,Aktuar", der Hofnarr, der Bettelmönch, der Astronom, der Leibarzt, der Kellermeister und noch viele weitere. Zum Schluß kam der Polizeichef nebst seinen Trabanten, die bei der Taufe die Täuflinge mit sanfter Gewalt ans Becken führen und sie doppelt solange in die salzigen Fluten zu tauchen.

Nachdem der Leibeigene ,,die Linie freigeworfen" hatte ging die Taufe los. Vom ersten Offizier bis zum jüngsten Heizer wurde niemand verschont, der die berühmte Linie noch nie passiert hatte. Scherzgedichte wurden vorgetragen, Pillenschlucken, Medizinnehmen und vor allem Wasser unendlich viel Wasser:

Im Taufbecken, im Windjack (was ist das?), der bäuchlings kriechend passiert werden mussste, immer wieder Wasser bis er am Ende des Parcours vom Kellermeister ein Quart Rum als Stärkung  und Begrüßung auf der südlichen Halbkugel bekam.

Ihr seht schon, dass mein Ablauf holprig ist und viele Fragen offen lässt. Könnt Ihr hier Licht ins Dunkel bringen?
Ich habe noch Briefe von einem Besatzungsmitglied bekommen, der die Fahrt mitgemacht hat und regelmäßig an seine Frau schrieb. Mal sehen ob dort noch weitere Infos zu holen sind.

Viele Grüße und schönes Wochenende,
Daniel

p.s.: Danke Urs. Ich habe deine Infos dankbar übernommen!

ufo

Erstmal ein einleitender Gedanke, damit ich den von der Seele habe: ich bin kein Freund davon Geschichte zu faelschen. George Orwell hat das damals schon gut herausgearbeitet wie mit Neusprech und dem regelmaessigen Neuschreiben der Geschichte die Gegenwart geformt werden kann. Ich denke das sollte man lassen. Wenn das damals 'Leibneger' hiess, dann ist das so. Das Umschreiben hiesse die Gegenwart beluegen. Wo sollte man damit aufhoeren? Soll man so tun als habe Otto der Grosse sich fuer Frauenrechte eingesetzt? Soll man sagen die Cherusker haetten der gefangenen Roemer in Kriegsgefangenenlager gesteckt und mit Preiselbeeren und Honigkuchen gefuettert?
Man kann sicher Textstellen in Zeitgenoessischen Dokumenten, welche uns Heute sonderbar vorkommen, mit einer Fussnote kommentieren. Aber umdichen sollte man die Vergangenheit nicht.


Genug davon! Linientaufe, wie die Äquatortaufe bei der Deutschen Marine meist genannt wurde, war ein liebevolles und ausgesprochen rustikales Ritual mit einem recht festen Ablauf. Das wurde von Marinegeneration zu Marinegeneration weitergegeben vom Seiner Majestaet Marine, zur Reichsmarine, zur Kriegsmarine, zur Bundesmarine, zur Deutschen Marine ...
Ob es das noch gibt, weiss ich zugegeben nicht. Der Inpekteur der Marine hat sie 2011 (?) offiziell abgeschafft. Ob schwarzgetauft wird?

Das Ritual ist ueber mehr als 100 Jahre in Taufbuechern festgehalten. Hier:
http://www.kuhrau.de/reisen.html
... hat eine Famile so ein Taufbuch online gestellt. (Klicke 'Linientaufe')

Jede Taufe ist anders. Alle Taufen sind gleich. Das Buch beschreibt das Ritual schon sehr gut und auch sehr allgemein. Das wird auf der Hamburg nicht viel anders abgelaufen sein.

Zu den Fragen:
Richtig, Ballie ist ein Gefaess, ein Einmer, eine Puetz, ein Waschbassin.
Thetis ist Neptuns Gemalin. Es war jades Taeuflings rechte Freude der schoenen Dame due Fuesse kuessen zu duerfen. 
Und der Windjack ist ein Windsack. Das ist ein langer Segltuchschlauch, grad gross genug zum durchkrabbeln. Das Kabbeln ist nur deshalb etwas schwierig, weil von beiden Seiten liebe Kameraden grosszuegig mit Feuerloeschschlaeuchen reinhalten und oben wird mit Tauenden draufgehauen. Ja, man hat es gern rustikal auf See.     


Ufo

joern

Hallo Ufo,
alles wieder sehr schön erklärt. Wer noch ein wenig mehr über die Äquatortaufe lesen möchte , kann diesen Link anklicken:
http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,11524.0.html
Grüße Joern

wynee

Hallo zusammen,

gibt es hier im Forum noch jemanden, der evtl. einen familiären oder anderweitig besonderen Bezug zur "Weltreise Kleiner Kreuzer Hamburg 1926/27" hat? Mich würde interessieren, welche Informationen Ihr über dieses Ereignis habt und welche Geschichten dazu in Euren Familien bekannt sind.

Mich interessiert insbesondere, ob jemand etwas über den Unglücksfall des Obermatrosen Thiel auf Java / Buitenzorg am 15. Oktober 1926 sagen kann. Vielleicht existieren noch alte Fotos, auf denen er zu sehen ist oder von dem Begräbnis mit militärische Ehren auf Batavia? Vielleicht gibt es hierzu auch mündliche Überlieferungen?

Vielen Dank für Eure Beiträge.

wynee

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