Die fast vergessenen Sperrbrecher der DKM

Begonnen von halina, 31 März 2015, 20:38:35

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halina

Mit diesem Beitrag möchte ich erinnern an die unermüdlichen und gefahrvollen Einsätze dieser Einheiten  deren Operations -
Gebiete sich erstreckten von der Danziger Bucht über Norwegens Küste bis zum Stützpunkt Bordeaux in der Biscaya nahe
der spanischen Grenze und sogar im Schwarzen Meer mit dem Donau- Mündungsgebiet waren die Flusssperrbrecher aktiv .
                     Wie auch die anderen Minenabwehrverbände standen die Sperrbrecher nicht im Rampenlicht der Öffentlichkeit
und wurden kaum in den Wehrmachtsberichten und Wochenschauen erwähnt , obwohl diese neben dem Räumen von
tückischen Minen mit magnetischer Zündeinrichtung auch wichtige Geleitschutz-Aufgaben zu erfüllen hatten , man denke nur
an die vielen Sicherungsfahrten für die Handelsschiffe die für Nachschub sorgten und über keine MES-Anlage verfügten , und
auch für die Kriegsmarine musste ständig Geleitschutz gegeben werden so waren es allein vor der französischen Westküste
ca. 3.500 Geleitfahrten zum Schutz von ein-und auslaufenden U-Booten .
Bis Kriegsende konnten ca. 100 Sperrbrecher in Dienst gestellt werden die den Flotillen 1 -8 zugeordnet waren , wobei ich
bis jetzt leider noch nicht die 7. Flotille ausfindig machen konnte . Von den eingesetzten Einheiten konnten bis Kriegsende
ca. 2.500 Minen geräumt werden , davon die meisten mit M-Zünder .   24 Spbr  wurden im Kriegsverlauf durch Minentreffer
versenkt  ,  19 durch  allierte Flugzeuge und  7  gingen verloren  im Gefecht mit Schiffen der  RN . -  ca. 50  Einheiten konnten
nach dem Krieg wieder für zivile Zwecke aktiviert werden , viele davon lagen versenkt in den Häfen .
     Bereits 1938 begann man mit einer Vorauswahl der in Betracht kommenden Handelsschiffe die zum Umbau als Spbr
vorgesehen waren , vorwiegend solche zwischen 2.500 und ca. 6.000 BRT , die auch über genügend Stauraum im Vorschiff
zur Aufnahme der Schutzstauung aufweisen konnten .
Zu diesem Zeitpunkt fand bereits in der Kieler Bucht die Erprobung der ersten VES-Anlage auf dem leichten Kreuzer
"NÜRNBERG" statt die sehr erfolgreich verlief , so dass bereits 1939 Teile dieser Einrichtung auf dem Spbr IV ex "OAKLAND"
installiert wurden , der mit ca. 6.200 BRT vermessen war , hierzu einige Daten über den technischen Aufwand der mit dem
Einbau notwendig wurde :
Es wurden 100 Windungen mit einer Gesamtlänge von  6.200 meter eines 30 mm starken gummiummanteltes Kupferkabels
mit einem Querschnitt von ca. 300qmm  in ein speziell gefertigtes Eisengerüst verlegt und mit einer Leistung von ca. 250 KW
Gleichstrom gespeist bei einer Stromstärke von ca. 700 Ampere . Hiermit konnte eine magnetische Vorauswirkung von bis zu
100 metern und bis zu einer Tiefe von 30 metern erreicht werden , das seitliche Magnetfeld war jedoch geringer und war nur
bis max. 40 meter messbar .
Für die Kernstauung waren je nach Schiffsgrösse bis zu 2.000 t Eisenschrott notwendig , dabei auch Eisenbahnschienen ,
später ging man auf die Wannenstauung über die aus 10 mm starken Eisenblechen bestand womit ein stärkeres Magnetfeld
und eine Halbierung des Kernstaugewichtes erreicht wurde . Auch an der Betriebssicherheit der VES-Anlage wurde ständig
gearbeitet , so wurde später die Gesamtwicklung auf  3  Stromkreise unterteilt , so dass bei Beschädigungen meistens noch
mit einer Wicklung ein Magnetfeld erzeugt werden konnte .   Auch für die Schutzstauung war ein enormer Matrialaufwand
notwendig , so wurden auf dem 8.500 BRT grossen Spbr  VII ex  "NECKAR" ca. 40.000  ?  Holz - und Eisenfässer in die Lade-
Räume eingebracht .
Waren bis 1941 die Sperrbrecher noch erfolgreich im Einsatz , so war 1942 jedoch ein sehr verlustreiches Jahr als 14 Schiffe
durch Minentreffer verloren gingen , was zunächst nicht erklärbar war . Erst mit der Bergung eines neuen Minentyps stellte
man fest dass die RN hier einen Doppelkontakt-Zünder eingebaut hatte , der aktivierte die Mine weit vor dem Spbr und die
Zündung erfolgte dann beim Überfahren der Mine mit gegensätzlicher Polarität des Magnetfeldes die dann bekanntlich in der
Schiffsmitte war , so dass einige Schiffe auch durch diese Detonation auseinanderbrachen . Mit der Konstruktion einer
Umpoleinrichtung konnten die deutschen Entwickler jedoch gegensteuern , denn mittels des Umpoltricks wurde die Mine
nach ca. 6-7 Sekunden nach der 1. Aktivierung zur Zündung gebracht , in dem nach der Feldumpolung der Mine suggeriert
wurde dass sich das Schiff mittschiffs über sie befindet , auf der "OAKLAND" wurde diese Einrichtung zuerst erfolgreich
getestet und danach auch auf weitere Einheiten installiert .
Es erfolgten dann noch weitere Entwicklungen zur Minenabwehr wie etwa der Quer - Dipol der quer ab zum Schiff ein grösseres Magnetfeld entwickelte und auf dem Sperrbrecher "BELGRANO" zuerst erprobt wurde , jedoch waren diese
Installationen nur  den grösseren Einheiten vorbehalten .
Die steigenden Verluste und Ausfälle führten dazu dass auch kleinere Fahrzeuge so um die 1000 BRT umgerüstet wurden ,
jedoch nicht immer die Voraussetzungen gegeben waren um eine konventionelle VES-Anlage einzubauen , so dass man die
von der italienischen Marine entwickelte CAM-Technik übernahm und modifizierte . Es wurden auf dem Vorschiff 2 grosse
Magnetstäbe installiert mit einem Gewicht von ca. 70 t die mit einer Leistung von ca. 50 KW beschickt wurden und als Kreuz-
Polgerät erfolgreich eingesetzt wurde , zuerst 1943 auf den kleinen Spbr 104  ex  "MARTHA" aufgestellt der damit zahlreiche Räumerfolge vor der pommerschen Küste erzielte .
Eine der letzten Entwicklungen der  RN  war die sogenannte "Stumme Mine" die speziell auf das starke Magnetfeld der
Sperrbrecher ansprach und somit für alle anderen Fahrzeuge keine Bedrohung darstellte , doch auch hier fanden unsere
Experten ein Gegenmittel in Form einer Kompensationswicklung die das Magnetfeld im Schiff erheblich reduzierte aber in der
Vorauswirkung fast voll wirkungsvoll beliess .
Beachtenswert war auch die Bewaffnung der Sperrbrecher vor der besonders die RAF grossen Respekt hatte , so hatten die
grösseren Einheiten in den letzten Kriegsjahren  2 x 10,5 cm SK  ,  3 x 3,7 cm Zwilling-Flak ,    3 x 2,0 cm -Flak als Vierling
sowie  2 x 2 cm Einzelflak und dazu noch  4 x 8 mm  SMG 34, zusätzlich noch je nach Aufstellungsmöglichkeit einige Raketen-
Abschussgeräte . Zur Abwehr von Tieffliegern wurden auf der "Westland" und "Schwanheim" auch Flammenwerfer erprobt .
                                                           Abschliessend sei noch bemerkt , dass besonders die kleineren Sperrbrecher bei einem
Minentreffer wegen der geringen oder fehlenden Schutzstauung dem Untergang geweiht waren , so wie der dramatische
Verlust des Spbr 163 ex  "FRIESLAND" am 20.3. 1944 im Seegebiet vor Cuxhaven mit  44 getöteten Marinesoldaten .

In seinem Buch " Deutsche Sperrbrecher  1914-1945" hat der Wihelmshavener Dieter Arndt sehr ausführlich und kompetent
die Entwichlungsgeschichte der Sperrbrecher mit ihren Schicksalen beschrieben .   

                                                                                                                                                                 :MG:    halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

bodrog

Hehe... klingt ja fast wie aus dem Wehrmachtsbericht...  :-D

Peter K.

Wer sich für das Thema interessiert, sollte sich einfach das erwähnte Buch besorgen, am besten in der zweiten, erweiterten Auflage ... und gut ist´s!

Peter ARNDT
Deutsche Sperrbrecher 1914 - 1945
Konstruktion - Ausrüstung - Bewaffnung - Aufgaben - Einsatz
2. Auflage, überarbeitet und erweitert von Dr. Dieter JUNG
ISBN 3-7637-6257-4
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

redfort

Verstehe eins nicht,
das die hier gezeigten Fotos aus einen Buch / Heft veröffnetlich werden dürfen bzw. gedultet wird,
dies sieht man ja ganz deutlich an den Bildunterschriften in den Fotos, glaube nicht das diese gemeinfrei sind.
Ansonsten heiss ja immer Copyright beachten.  :?
Gruß, Axel

Luftwaffe zur See

Karsten

Die Frage ist, ob der Verlag die Berechtigung hat, irgendwelche Rechte an den Fotos weiterzugeben. Das bezweifle ich nämlich ...
Viele Grüße,

Karsten

kalli

@Halina,

wohin hast Du die Genehmigung für die oben gezeigten Fotos geschickt?

Baunummer 509

Hallo,

die Sperrbrecher finde ich ziemlich interessant... sie sind nicht vergessen  :-)

durch die mehr als freundliche Hilfe des Mitglieds Wilfried bin ich an Planmaterial gekommen das es möglich machen wird Spbr. 21 ex NESTOR nachzubauen  :-)

Siehe auch hier: http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=4116.15

Gruß Sebastian

halina

Moin  JotDora  ,

Der Sperrbrecher  21  ex  "NESTOR" war nicht nur der modernste in der Flotte , sondern war auch noch einer der schnellsten
unterwegs mit einem sehr ansprechendem Styling , wünsche Dir gutes Gelingen beim Modellbau .
                                                                                                                                                                Gruss  halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

kalli

Zitat von: halina am 01 April 2015, 12:59:48
Moin  Kalli  , eine Kopie der Abdruckgenehmigung habe ich geschickt an Dich und t-geronimo , schicke Dir umgehend noch
                   mal eine Mail .
                                                                                                                                                              Gruss  halina

Hallo Günter,

nun habe ich Deine "Abdruckgenehmigung" erhalten und gelesen. Das Schreiben ist datiert vom 29.01.2014 und klingt ja erst einmal ganz nett. Und ich kann mich dunkel erinnern, dass wir das Thema mit dem Bernard & Graefe Verlag hier schon mal hatten. Aber- der Verlag ist keinesfalls berechtigt, eine Abbildungserlaubnis für die von ihm veröffentlichten Abbildungen zu geben. Die hat lediglich er selbst gehabt/erworben und zwar nur für seine Publikationen. Im Schreiben des Mitarbeiters des Verlages (Herr Jung wäre m.E. zu einer Erlaubniserteilung gar nicht berechtigt) werden als Beispiel die Zeichnungen von Franz Mrva genannt, wo es ausreichen soll, dass bei einer Weiterveröffentlichung durch Dich lediglich sein Name angemerkt werden soll. Dem ist aber gar nicht so. Das kannst Du mir ruhig glauben, weil ich den testamentarischen Erben gut kenne und seine Frau ja auch noch lebt. Da B & G unter anderem auch die Gröner-Bände verlegt hat, könntest Du nach dieser Lesart ja auch alle dort abgebildeten Mrva-Skizzen hier im Forum zeigen. Das wird im Fall der Fälle dann sehr teuer für Dich, weil ich eine wegen der Forenveröffentlichung an mich gerichtete Klage sofort an Dich weiter leiten würde. Also lass solche Dinge künftig sein und komme nicht noch einmal mit dem Schreiben des Herrn Jung.
Ach so. die Bilder habe ich gelöscht.

halina

#9
Moin Kalli  , danke für Deine Stellungnahme , werde meine Beiträge löschen , möchte noch bemerken dass ich doch gar
                 keine Zeichnungen von Franz Mrva eingestellt habe und von mir auch nicht geplant waren , ausserdem ist die von
                 Dir gewählte Textabfassung nicht sehr moderat ausgefallen .
                 Was nun die überhastete Löschung der Fotos angeht so sei erwähnt dass ich in den letzten Monaten schon viele
                 Bilder aus dem Verlag hier eingestellt habe unter Bezugnahme der erteilten Abdruckgenehmigung , ohne dass
                 von irgendeiner Seite Einsprüche erfolgten .
                                                                                                                                                                    Gruss  halina
                                                                                                                                                                         

Edit :  Bitte auch um Löschung dieses Threads , denn Textbeiträge ohne die ergänzenden Fotos sind für mich "Trocken-Brot"
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Baunummer 509

Alles wohl richtig und wahrscheinlich auch gut so, aber doch irgendwie amüsant wie wir uns hier einen abbrechen, wo es die ganzen Bücher doch auf irgendwelchen russischen Seiten, kostenlos und für jeden frei zugänglich zum download gibt.

Und nein, ich finde das nicht gut, aber so ist es nun mal.

kalli

@Halina
Mrva war als Beispiel genannt

@JotDora
schon mal was von Abmahnanwälten gehört?

Baunummer 509

Hi Kalli,

ich sagte bereits dass ich das nicht gut finde, trotzdem sollte man es erwähnen dürfen. Deinen Ton finde ich zu patzig um ernsthaft auf Deine Frage zu antworten.

Gruß Sebastian

kalli

@JotDora,

für die Patzigkeit meines Tons bitte ich um Entschuldigung und wenn möglich auch um Nachsicht. Ich bin es eben langsam müde, immer wieder auf die Einhaltung von Urheberrechten hinzuweisen und dafür Unverständnis zu ernten. Die Gesetze sind nicht auf meinem Mist gewachsen...

Baunummer 509

Hi Kalli,

die nehme ich gerne an. Ich kann auch verstehen dass es Dich nervt. Ich wollte auch nicht Deine Entscheidung in Frage stellen, sondern nur auf die verwirrende Realität hinweisen.
Wir bemühen uns hier es gut zu machen, Du lässt Nerven liegen, aber an anderer Ecke bekommt man die Bücher zu hunderten als Download präsentiert.

Ich wünsche Dir und dem Forum dass es nie zu einem Rechtsstreit kommt und falls doch, dass Dir daraus keinen Schaden entsteht.


Gruß Sebastian

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