Forum Marinearchiv

Technik und Waffen => Waffensysteme => Thema gestartet von: Matrose71 am 09 August 2014, 17:08:26

Titel: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 09 August 2014, 17:08:26
Ausgehend von diesem Thread,

http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=3626.15

Post 25 bis Post 65

wurden bereits unterschiedliche Meinungen diskutiert.

Auf Grund eines Postes von Dave Saxton im KBismarck Forum in dem er einen detailierten Bericht über Hippers Schiessleistungen bei der Schlacht in der Barentsee darlegte und als Quelle die deutsche Bundesmarine nannte, würde ich das THema gern noch mal vertiefen.

Ich würde gern wissen, ob andere Mitglieder in diesem Forum mit einer guten Bibliothek, diesen Bericht ansatzweise bestätigen können.
Mir waren die Zahl an Treffern und das hier dargestellte gute schiessen so nicht bekannt.

http://www.kbismarck.org/forum/viewtopic.php?f=9&t=6494

ZitatI have some detailed information on Hipper's shooting at Barents Sea at the British destroyers via a 1980s official West Germany Navy analysis and battle map.

0941 hours Hipper fired five salvoes at Achates scoring at least one hit with the first salvo. " The enemy cruiser picked us out for his early fire. We must have been conspicuous. The German cruiser got us the first time." The range was 14,900 meters (16,600 yards). After five salvos the forward radar set lost power from a fault in the ship's power supply and the IFF equipment was destroyed by gunfire shock. This forced Kummetz to re-call his destroyers and Hartman to cease fire.

Between 0945 and 1016 hours Hipper fired four salvoes at long intervals attempting to force the convoy to turn away to the south, where the Luetzow group was located, while the Hipper drew away the British destroyers to the north. The British did as hoped. No hits were scored.

At 1016 Using the aft radar set Hipper erupted with forty eight 8" rounds (six full broadsides) at the Onslow from 11,400 meters (12,475 yards), scoring four 8" hits.

At 1030 hours Hipper engaged minesweeper Bramble at 5500 meters out to 10,000 meters. Hipper expended 51 rounds of 8" here for an unknown number of hits.

At 11:17 hours With the forward radar restored, Hipper engaged the Achates once again, and once again scored a hit with the first salvo. This shell hit the bridge killing the captain and others. Two other hits were subsequently scored on the forecastle and through the boiler room. The range was 17,700 meters (19,360 yards). Hipper then shifted fire to the Obedient at 11,600 meters (12,700 yards) wrecking the wireless office and knocking out the comms (believed to be splinters rather than a direct hit).

The Hipper scored at least eight 8" hits between 12,000 and 20,000 yards not counting the unknown number of hits scored on the Bramble. The polar night prevails for 24 hours on Dec 31 at those latitudes of course.

Wenn gewünscht kann ich das auch nochmal übersetzen.

Wenn dieser Bericht stimmt, hat Hipper herausragend in der Barent See mit Radar auf Ziele weiter entfernt als 10000m geschossen. Diese Ziele waren dazu nur von Zerstörergröße, also der Schwierigkeitsgrad nochmal höher. Wenn man die Salven auf "Bramble" zwischen 5000-10000nm herausrechnet, dürte ihr Trefferquotient bei nahe 8% in arktischer Dunkelheit liegen, was eindeutig für radargelenktes Feuer spricht und dazu noch ziemlich genaues.

Damit wäre sie um ein vielfaches (4 fach)besser als die Schweren Kreuzer der USN 1944 in der Surigao Straße, die schon mit dem modernen MK8 Feuerleitradar ausgerüstet waren.

Ansichten und Meinungen bitte.

Edit 08.11.2022:
Thementitel leicht angepasst
t-geronimo
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 11 August 2014, 17:34:05
In Johns Forum ist das auch schon mal aufgetaucht.
Da ich knapp an Zeit bin, verlinke ich für den Augenblick nur meine Antworten (evtl. auch schon mal die Seiten vorher lesen):

--/>/> http://bismarck-class-forum.dk/thread.php?threadid=5106&page=4


Bei Bedarf kann ich auch noch einige Dokumente hochladen. Da steht dann aber auch nur drin, was ich schon schrieb. ;)
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Baunummer 509 am 14 August 2014, 20:47:16
...schubs...
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 14 August 2014, 21:11:36
Das schubsen ist ja schön und gut, aber ich bin immer noch bei der Analyse.

Wichtig ist, dass KTB von Hipper widerlegt, dass man die englischen Kreuzer per Radar geortet hat, man wurde überrascht.
Hier ist fraglich in wieweit eine 360° Ortung mit deutschem Radar möglich ist, wenn es gleichzeitig als Feuerleitradar verwendet wird und auf ein Ziel "gerichtet" ist.

Es gibt noch die Festellung in Thorstens geposteten Unterlagen, dass das Hauptradar von Hipper (Entfernungsmesser Vormars)nach Reparatur nicht wieder als Feuerleitradar eingesetzt wurde, hier habe ich ernsthaft Schwierigkeiten, dass bei den Schießleistungen zu glauben. Wenn die Trefferausbeute so stimmt, wie sie Dave Saxton beschrieben hat, ist das mit weitem Abstand die Beste Schießleistung eines Schweren Kreuzers im WWII (weit vor PE in der Dänemarkstraße) und das bei arktischer Dunkelheit auf Ziele in Zerstörer Größe. Wie gesagt die Besten USN Kreuzer hatten 2% über <10000-20000 yards 1944 mit MK8 Radar.

Ich werte noch aus.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 14 August 2014, 21:39:08
..schön wären da wirklich mal umfangreiche deutsch-sprachige darstellungen bzw übersetzungen oder auch nur zusammenfassungen - die zumindest eine einheitliche darstellung geben. auch hier im forum gibts ja einiges dazu aber nach meinem empfinden mehr oder weniger zweigeteilt in eine deutsch-radar-pro und eine deutsch-radar-kontra fraktion.. ..also was konnten welche geräte wann (theoretisch/praktisch evtl) und unter welchen umständen  :|
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 14 August 2014, 21:53:11
Zitat
At 11:17 hours With the forward radar restored, Hipper engaged the Achates once again, and once again scored a hit with the first salvo. This shell hit the bridge killing the captain and others. Two other hits were subsequently scored on the forecastle and through the boiler room. The range was 17,700 meters (19,360 yards). Hipper then shifted fire to the Obedient at 11,600 meters (12,700 yards) wrecking the wireless office and knocking out the comms (believed to be splinters rather than a direct hit).

Das Schießen auf Achates ist ohne Radar auf über 17000m in arktischer Dunkelheit völlig unmöglich, auch das nächste Schießen auf Obdient, die versenkt wurde, ist in arktischer Dunkelheit auf die Entfernung, ohne Radar eigentlich auch nicht möglich. Die absolute Obergrenze auf Sicht wurde in der Barent See in dieser Jahreszeit bei 10000 yards (mit Nachtgläsern) eingeordnet.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 14 August 2014, 22:21:51
..was ist mit den nachtsichtgeräten auf deutschen schiffen? meine in erinnerung zu haben das mit infarot bei dunkelheit - aber allerdings klarer sicht - recht genaue entferungsangaben möglich gewesen seien - peilung weiß ich jetzt nicht.. kann auch sein das ich mich so kurz vorm schlafen gehen komplett irre
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 14 August 2014, 22:25:06
Was erzählst du hier von Infrarot? Gab es nicht, dass erste Infrarot gab es auf Panther Panzern im März oder April 1945 und reichlich unausgereift!
Ich habe schon geschrieben 10000yards mit Nachtgläsern. Bitte keine Fantastereien.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 14 August 2014, 22:39:44
gut ok - hab ich denn durcheinander gebracht.. hatte wohl die versuche mit wärmepeilung bei schmalenbach in erinnerung und ein foto bei prinzeugen.com das ein infarot-gerät zeigt.. aber auch irgentwas hier im forum - wonach es sowas in der art schon seit 1940 auf schweren einheiten gab - ob zur feuerleitung tauglich weiß ich nicht oder ob ich mich komplett irre
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 14 August 2014, 22:47:54
Höre ich das erste Mal, gib bitte mal ein paar vernünftige Literatur- oder Forums Hinweise, Links.
PG war bis März 1945 im Einsatz, wir reden hier über den Jahreswechsel 1942/43!

Das ist ein gewaltiger Unterschied, 2 Jahre an Entwicklungsarbeit. Bitte bei Fakten bleiben und nicht ein " 500mm" Panzerdeck wie bei Bismarck in den Raum stellen ohne verlässliche Quellen.

Scharnhorst hat Blindfeuer Übungen/Radarfeuer Übungen nach Primär Quellen im November 1943 in Altja Fjord abgehalten und DoY permanent ohne Starshell von 17000 bis 19000 yards mit ihrem veralteten Radar auf dem achteren Leitstand (Entfernungsmesser) mit einem Turm eingegabelt (modernes Radar auf dem Vormars war durch den Treffer von Norfolk ausgefallen/vernichtet). Es wäre an der Zeit der "wirklichen" Kapazität des deutschen Radars mal auf den Grund zu gehen.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 14 August 2014, 23:01:32
..dieses gefecht ja - das gesamte thema hast du aber mit WK2 und dickschiffe recht allgemein gehalten?

wärmepeilung tests: schmalenbach - geschichte der dt schiffsartillerie s.130

http://www.prinzeugen.com/PGRadar.htm

http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,14369.msg162783.html#msg162783

hab die sufu gewälzt aber nicht das gefunden was ich in erinnerung glaube.. ..deswegen auch keine belege erstmal - weil ich mir nicht sicher bin!

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 14 August 2014, 23:09:45
Du hast dir das "Guckrohr" Infrarot auf PG in den Fotos aber schon angesehen?

Hälst du das wirklich für einen Entfernungsmesser für Reichweiten über <10000 yards?

Bleiben wir doch mal mal bitte bei Fakten und was belegbar ist!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 14 August 2014, 23:13:08
http://217.115.71.14/rech.FAU?sid=D05A566E44&dm=3&auft=1 unter anderem noch - aber nach 42 alles

das über scharnhorst hatte ich auch grad - und ich würde mich sehr freuen wenn hier neues zu den kapazitäten der deutschen geräte erzählt oder "aufgedeckt" werden könnte.. kaum ein marine-thema fesselt mich so sehr wie dieses..

..nein - dafür scheint das gerät in der tat viel zu klein auf dem Prinzen

nachtrag: klappt nicht mit dem link direkt - so gehts:  "In Virtuelles Museum recherchieren"  --/>/> "Volltextsuche"  --/>/> im Textfeld "Nacht-Entfernungsmesser 4 m" eingeben. (von t-geronimo in meinem marine-archiv-link beschrieben)
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 14 August 2014, 23:19:20
Der Link zeigt "keine Ergebnisse"!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: redfort am 15 August 2014, 00:31:18
Zitat von: Matrose71 am 14 August 2014, 22:25:06
Was erzählst du hier von Infrarot? Gab es nicht, dass erste Infrarot gab es auf Panther Panzern im März oder April 1945 und reichlich unausgereift!
Ich habe schon geschrieben 10000yards mit Nachtgläsern. Bitte keine Fantastereien.

Wieso fantastereinen, Leopard2A6EX hat recht mit seiner Aussage !
Verweise mal auf diesen Thread hier:

--/>/> http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,16962.msg188179.html#msg188179 (http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,16962.msg188179.html#msg188179)

Zudem sollte man sich die KTB´s der Scharnhorst und Gneisenau während der OP BERLIN mal durchlesen, da steht einiges zu den Ortungsergebnissen der EM-Geräten drin.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 15 August 2014, 00:33:16
Zitat..was ist mit den nachtsichtgeräten auf deutschen schiffen?
ZitatWas erzählst du hier von Infrarot? Gab es nicht, ...
ZitatDu hast dir das "Guckrohr" Infrarot auf PG in den Fotos aber schon angesehen?

Hierbei handelt es sich um einen sogenannten "Seehund" - hatten wir hier (http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,8131.msg97047.html#msg97047) schon einmal ...
... dazu passend: Link (http://www.cdvandtext2.org/NTM-Nov-43-Heft6-UR-.pdf)
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 15 August 2014, 00:42:26
ZitatWieso fantastereinen, Leopard2A6EX hat recht mit seiner Aussage !
Verweise mal auf diesen Thread hier:

--/>/> http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,16962.msg188179.html#msg188179

Zudem sollte man sich die KTB´s der Scharnhorst und Gneisenau während der OP BERLIN mal durchlesen, da steht einiges zu den Ortungsergebnissen der EM-Geräten drin.

Ist das irgendwo ausgeführt als Ortungsgerät?
Gibt es spezifische Quellen?
Delcyros und ich wurden im Navyweapons Forum auf das übelste beschimpft (eigentlich mit Hass), dass "große" KM Einheiten, Dickschiffe (PG Dänemarkstraße, Hood auf 30sm) bei günstigen Umständen orten konnten (passiv Sonar). Tirpitz hat laut KTB und PG laut Untersuchung bei USN Tests, abgefeurte Torpedos, sehr genau geortet, um ausweichen zu können. (passiv Torpedo Sonar).

Mir schlug blanker Hass entgegen, als ich postete, dass deutsche Dickschiffe, IJN Long Lance Torpedos auf große Entfernung wohl orten können.

http://warships1discussionboards.yuku.com/topic/23541/Passive-sonar-detection-rangeww2-German-Navy#.U-0-emOvSmw

Ganzen Thread lesen!

http://warships1discussionboards.yuku.com/reply/354856/Kriegsmarine-vs-Center-Force#reply-354856

Ganzen Thread lesen!

Die ganzen Quellen berichten etwas zwischen 2000-3000 Meter, wir sprechen bei dem Gefecht in der Barent See über <10000yards/meter. das ist ein riesiger Unterschied.

Ich habe von wirklichen funktionierenden Infraroteinheiten erst bei Panther Einheiten im Frühjahr 45 gehört.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 15 August 2014, 02:04:30
Foren, in denen Hass herrscht, interessieren mich nicht und daher möchte ich mir das auch nicht alles durchlesen.
Da wäre eine kleine Zusammenfassung doch ganz nett. ;)

Gerade das Beispiel Dave Saxton - OP Regenbogen zeigen auf alle Fälle, dass man auch Koryphäen nicht immer alles glauben sollte, egal ob fremd- oder selbsternannt.
Im Gegenteil muß man eigentlich jeden einzelnen Sachverhalt gegenprüfen, was leider durch das Fehlen oder die schwere Zugänglichkeit von Quellen oft sehr erschwert wird.
So beschäftigt OP Regenbogen mich schon länger und trotz mittlerweile diverser NARA-Rollen zu Admiral Hipper fehlt mir immer noch der Gefechtsbericht des Kommandanten und des I.AO. Es sind Anlagen zum KTB, die aber in der entsprechenden NARA-Rolle nicht enthalten sind, wie es scheint. Also bleibt scheinbar nur die Hoffnung und teure Möglichkeit Freiburg.  :|

Insgesamt kann ich nicht viel mehr beitragen als einige primäre Akten.
Als erstes aus dem KTB HP.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 15 August 2014, 02:11:32
Und aus den Akten Marinegruppenkommando Nord.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 15 August 2014, 02:12:40
Teil 2.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 15 August 2014, 02:20:33
Die alles entscheidende Frage ist doch, hat Hipper auf die angegebenen Entfernungen getroffen und konnte Scharnhorst, DoY wirklich zwischen 17000 und 19000yards, ohne Starshell eingabeln?!

Der Hass auf DKM Schiffe bezieht sich hauptsächlich auf das GHG, dem unter allen Umständen abgesprochen wird, Hood auf 35 SM geortet zu haben, bei 27kn Eigenfahrt.
Das Torpedo Abwehrsystem war kein GHG im eigentlichen Sinne, eher ein NAG, dass KTB von Tirpitz 1942 und die Tests von der USN bei PG, geben aber genug Aufschluss über die Kapazität, laufende Torpedos zu orten und ihnen auszuweichen, amerikanische Poster halten das für ausgeschlossen und pure deutsche Mythologie, genauso wie das GHG!

Auch unter Angabe amerikanischer Quellen!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 15 August 2014, 02:30:57
Aus zeitlichen Gründen bin ich nicht mehr sehr in der Materie drin, aber aus grauer Erinnerung: Wurde SH's Feuer nicht erst genauer, als auf DoY die Granaten mit mündungsfeuerfreiem Pulver zur Neige gingen? Das wäre ja eher auf größere Entfernungen, da SH sich ja lange absetzen konnte.
Aber wie gesagt, graue Erinnerung...  :|
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 15 August 2014, 02:34:46
Hat DoY wirklich jemals ohne rauchfreies Pulver geschossen, so dass das Mündungsfeuer sichtbar war?
Ist das Quellentechnisch belegt?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 15 August 2014, 03:11:38
Wenn überhaupt, dann könnte ich nur Bücher bieten.  :/DK:
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 15 August 2014, 03:28:31
Dann biete mal...
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Olaf am 15 August 2014, 10:38:57
Zitat von: Matrose71 am 15 August 2014, 02:20:33Der Hass auf DKM Schiffe bezieht sich hauptsächlich auf das GHG, dem unter allen Umständen abgesprochen wird, Hood auf 35 SM geortet zu haben, bei 27kn Eigenfahrt.

Auch auf die Gefahr hin, dass sich jetzt eine Dwarslinie bildet, hatte man auf PG bei der optischen Sichtung nicht noch die Entfernung völlig falsch bemessen? Erst kurz vor der Feuereröffnung hatte man die Werte korrigiert, oder?

Wie ließen sich denn diese anfänglich falschen Werte mit der akustisch "gemessenen" Entfernung eine 3/4-Stunde (?) zuvor vereinbaren?

Was die Diskussion in seiner Gänze betriftt, so kann ich beide Seiten verstehen, kann mich aber zu keiner hinüberreißen lassen ...


Vielleicht wäre das einen eigenen Tröööt wert, falls es nicht schon einen hier gibt ...


Happy discussing ~ Olaf!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leutnant Werner am 15 August 2014, 10:42:05
Verstehe nicht so viel davon, aber die einzige Chance von Hipper, optische Entfernungsmesser zu verwenden, ist, das Mündungsfeuer des Gegners ein zu messen. Achates, mit ihren Erbsenpistolen, hat aber mit Sicherheit nicht auf 170 hm gefeuert....
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Trimmer am 15 August 2014, 11:06:04
Zu IR : ich muß hier noch mal " dazwischen funken " - Carsten,  die ersten StuG III wurden 1942/43 mit IR ausgerüstet. Panther ab Variante " G ". Bekannt ist mir noch SdKfz 251 - " Uhu " sowie das Sturmgewehr 44.
IR bei der KM habe ich nicht gefunden

ansonsten :  https://www.youtube.com/watch?v=Y2Q0dTYmBAG   Wehrmacht  Vampir ZG 1229 - YouTube

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 15 August 2014, 11:48:54
ZitatIR bei der KM habe ich nicht gefunden

siehe u.a. hier (http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,22223.msg249973.html#msg249973)
In dem dort gebrachten Link (Dokument vom November 1943) ist im Zusammenhang mit diesem Threadthema der folgende Satz von Interesse:
Das unter der Bezeichnung "IGEL" in der Kriegsmarine eingeführte Gerät ist ein optisch und elektronenoptisch verbesserter "SEEHUND". .. Das Gerät wird für artilleristische Zwecke eingesetzt. ...
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Trimmer am 15 August 2014, 12:24:19
Hallo Peter - ich habe es aber so verstanden das Dein gezeigter Link als Nachrichten - Verbindungsmittel zum Einsatz gekommen ist - Besserer Blinkgeber - als IR für das Ari- Schießen  zumindest für mich nicht erkennbar. Ferner sagen alle Beschreibungen aus das damals mit IR maximal eine Entfernung von 600 m plus/minus( unsicher ) möglich war .

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 15 August 2014, 13:14:55
Servus ACHIM!

Zitatich habe es aber so verstanden das Dein gezeigter Link als Nachrichten - Verbindungsmittel zum Einsatz gekommen ist
Das ist auch richtig und naturgemäß so, denn dieses ursprünglich geheime Dokument des O.K.M. nennt sich ja auch "Nachrichtentechnische Mitteilungen"! Mir ging es in erster Linie aber darum zu widerlegen, dass dass die Kriegsmarine nach
ZitatIR bei der KM habe ich nicht gefunden
keine Infra/Ultrarotgeräte verwendet haben soll!
Überhaupt ist die deutsche Infra/Ultrarot-Entwicklung schlecht dokumentiert und wird daher meiner Meinung nach volllkommen unterschätzt!

ZitatFerner sagen alle Beschreibungen aus das damals mit IR maximal eine Entfernung von 600 m plus/minus( unsicher ) möglich war .
Das ist für die bekannten und genannten Heeresgeräte auch größtenteils korrekt.

Für einen kleine Überblick:

... einige aktive Seezielortungsgeräte der Kriegsmarine:
"Mosel": 150 cm Scheinwerfer, Seriengerät, Reichweite 7 km, teilweise unbefriedigend
"Igel": 90 cm Scheinwerfer, Reichweite 2 km (aktiv), auch als passives Gerät verwendbar, eingesetzt auf Schlachtschiffen (!) und an Land
"X 1": Muster im Einsatz, Reichweite 12 km (aktiv)
... eingie passive Seezielortungsgeräte der Kriegsmarine:
"WPG 150": 150 cm Spiegel, Seriengerät im Einsatz, Reichweite 30 km, Peilgenauigkeit 0,05°
"WPG 60": 60 cm Spiegel, Muster, Reichweite 20 km, Peilgenauigkeit 0,5°
"WPG Zeiß": 150 cm Spiegel, Seriengerät, Reichweite 30 km
"Donau 60": 60 cm Spiegel, Seriengerät, ursprüglich für Bordverwendung, Reichweite 15 km, Peilgenauigkeit 17''
"Seehund III": Seriengerät, Bordeinsatz, auch als Zielgerät für Vierlingsflak, Reichweite 10 km
"Kiel": Muster, ursprünglich für Seiten- und Höhenpeilung der Flak, Reichweite 8 km
Quelle: Trenkle
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 15 August 2014, 13:25:36
Vielen Dank Peter für den Überblick, ich habe jetzt wieder einiges dazu gelernt.

Mir sind/waren diese ganzen Geräte total unbekannt und ich wußte auch nicht, dass die KM schon mit Infrarot seit 1940 experimentierte.

Mir waren nur die Heeresgeräte bekannt und auch der Einwurf von Achim hat mich überrascht, dass die schon 1942/43 im Einsatz waren/gewesen sein sollen. Mir war da eher 1945 bekannt.

Wieder etwas dazu gelernt und deine Dokumente sind sehr gut. Danke!  top
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Baunummer 509 am 15 August 2014, 13:50:49
Hi,

ein 90 cm "Scheinwerfer" müsste dann doch aber auch auf irgendeinem Bild eines der Schlachtschiffe zu finden sein. Wenn man einen Bildbeleg hätte, könnte man damit mal Bilder anderer Einheiten abgleichen.

Ist etwas über den Aufstellungsort und das genaue Aussehen solcher Einrichtungen bekannt? "Scheinwerfer" suggeriert ja: runde Grundform. Aufstellungshöhe sollte wohl so hoch wie möglich sein, richtig?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 15 August 2014, 14:09:01
In der MDV 291 Funkmessgerätekunde vom Februar 1944 werden die Zeiss- und Elac-Wärmepeilgeräte übrigens auch beschrieben.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Trimmer am 15 August 2014, 15:09:14
Hallo Peter -  top - wieder etwas gelernt - danke. Mein Vater hatte mir damals nur etwas von einem IR-Gerät auf dem StuG III erzählt was wohl im " Alten Lager " getestet wurde 1942/43. Daher auch die Angabe von ca. 600 m.

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: ede144 am 15 August 2014, 18:56:40
Zitat von: JotDora am 15 August 2014, 13:50:49
Hi,

ein 90 cm "Scheinwerfer" müsste dann doch aber auch auf irgendeinem Bild eines der Schlachtschiffe zu finden sein. Wenn man einen Bildbeleg hätte, könnte man damit mal Bilder anderer Einheiten abgleichen.

Ist etwas über den Aufstellungsort und das genaue Aussehen solcher Einrichtungen bekannt? "Scheinwerfer" suggeriert ja: runde Grundform. Aufstellungshöhe sollte wohl so hoch wie möglich sein, richtig?

jetzt schnell aus dem Kopf, hat Schmalenbach nicht von Tests des PG mit der Hessen geschrieben, bei dem durch passive Ortung es möglich war gezielt zu schießen?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 15 August 2014, 22:23:29
ZitatIst etwas über den Aufstellungsort und das genaue Aussehen solcher Einrichtungen bekannt?
Zitat... hat Schmalenbach nicht von Tests des PG mit der Hessen geschrieben, bei dem durch passive Ortung es möglich war gezielt zu schießen?

... dazu schreibt SCHMALENBACH:
Versuchsweise wurden in den Brennpunkt eines Scheinwerfer-Hohlspiegels anstelle der Lichtquelle ein Bolometer (Selenzelle) eingebaut. Bei Anstrahlung durch eine Licht- oder Wärmequelle war der Widerstand am kleinsten oder am größten, wenn das Maximum der Einstrahlung erreicht war, d.h. wenn die Scheinwerferachse genau auf das Ziel zeigt. Der Widerstandsverlauf wurde, für Seite und Höhe getrennt, in einer Braunschen Röhre angezeigt. Die beiden Richtmänner hatten also nichts weiter zu tun, als durch Drehen der Handräder die Spitzen der Kurven in die Mitte der Röhre zu verlegen, womit das Scheinwerferrichtgerät zum Zielgeber wurde.
Die beiden A.V.K. führten 1942 Versuche mit einem Landscheinwerfer auf Wangerooge und im Sommer und Herbst 1943 auf PRINZ EUGEN gegen Luft- und Seeziele durch. Die erzielten Reichweiten waren beachtlich ... Ein Kaliberschießen mit 20,3 cm Geschützen gegen HESSEN verlief trotz erheblicher Fahrt- und Kursänderungen bis zum Gegenkurs absolut erfolgreich. Hierbei wurde die Entfernung zum unbeleuchteten und optisch nicht faßbaren Ziel mit Funkmess gemessen, die Höhe nach dem künstlichen Horizont genommen, da diese Art der Höhenmessung noch genauer als mit dem Bolometer war. DIe Entfernung betrug, wenn recht erinnerlich, 140 bis 180 hm.

ZitatIn der MDV 291 Funkmessgerätekunde vom Februar 1944 werden die Zeiss- und Elac-Wärmepeilgeräte übrigens auch beschrieben.
Richtig MARC, dort wird die Reichweite gegen Schlachtschiffe bei besten Lichtverhältnissen mit 40 km, die Peilgenauigkeit mit 1/16° angegeben. Genaue Angaben zu ZEISS-Geräten finden sich aber auch in Archivdokumenten der Firma ZEISS, z.B. wird dort für das "WPG 60" mit nur 60 cm großem Spiegel eine Reichweite gegen mittlere Ziele (Torpedo- oder Minensuchboot) von 15 km bei günstigen Wetterbedingungen bei einer Peilgenauigkeit von 1/16 bis 2/16° genannt.

Festzuhalten bleibt, dass eine Entfernungsmessung im eigentlichen Sinn mit nur einem passiv arbeitenden Ultrarotgerät natürlich nicht möglich war. Dazu waren gegen ein einzelnes Ziel wenigstens zwei derartige Gerät erforderlich, um im Langbasisverfahren eine Entfernung ermitteln zu können. Bei zwei oder mehr Zielen waren demnach für eine eindeutige Entfernungsmessungen drei passive Ultrarotgeräte nötig.

Bei der Firma ZEISS begannen die Arbeiten an der Wärmeortung bereits 1935 auf Anregung des O.K.H./Wa Prüf 8 und auf der Grundlage von Entwicklungen, die bereits auf die Zeit des Ersten Weltkrieges  zurückgingen und in der Folgezeit nur in sehr beschränkten Umfang weiter fortgesetzt worden waren.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 15 August 2014, 22:46:48
den schmalenbach wollt ich auch grad zitieren von S.130 - aber peter war schneller  :-)

..gibt es einsatzberichte bzw praktische erfahrungen zu den im carl-zeiss-archiv beschriebenen geräten - speziell zum Nacht-Entfernungsmesser 4 m? klingt in der beschreibung recht leistungsfähig und war wohl auf etliche dickschiffen eingerüstet.. ..aber wohl auch nur bei guter sicht - als wermutstropfen
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 15 August 2014, 23:53:22
ZitatNacht-Entfernungsmesser 4 m

Dessen "kleiner Bruder", der Nacht-Entfernungsmesser 3 m, kam jedenfalls beispielsweise auch auf BISMARCK zum Einbau.
Linkpfad: Zeiss-Archiv (http://217.115.71.14/) - Datenbank wählen - Virtuelles Museum - Volltextsuche - "Nacht-Entfernungsmesser 3 m"
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 18 August 2014, 21:18:15
... passend zum Thema aus dem KTB des Zerstörers HANS LODY, eingetragen am 31.12.1943:

Vormittags E-Meß- und Koppelübung einschließlich Funkmeßeinsatz. Die Übung dient dazu, die Genauigkeit des Feinpeilzusatzes für ein Blindschießen der Artillerie zu überprüfen. Die Übung wurde gegen das M.S. BRUMMER gefahren und ergab keine zuverlässigen Werte für die Seitenbestimmung. Erst auf geringen Entfernungen (unter 40 hm) erscheint bei günstigen Meßverhältnissen und Gegnerlagen ein Blindschießen der Artillerie möglich.

Dazu nimmt der F.d.Z. am 15.03.1944 wie folgt Stellung:

Die Feststellung der zu geringen Peilreichweite deckt sich mit der der anderen Zerstörer und Flottentorpedoboote, die die gleiche Geräteausrüstung an Bord haben. Die Leistung der Gema-Sender mit TS 6 Senderöhren ist zu gering, um mit einer 4 x 2 m Antennenfläche größere Reichweiten in der Entfernung und Peilung zu erzielen. Bis zur Anbordgabe geeigneter Zentimetergeräte wird als Notlösung der Einbau eines 6 x 2 m Antennenspiegels und leistungsfähigen Senders gesehen.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 24 August 2014, 20:30:07
feine Beiträge

Auszug KTB Maringruppenkommando West 07.08.1944
Küstenartillerie
23:30 Batterie Cup de la Heve auf 140 hm
2 Salven Ortungsschießen nach Funkmess
beide Salven deckend Ziel danach nicht auszumachen
Unterlagen die Trefferfolge der Batterien vermuten lassen liehgen nicht vor Abermaliges Scheinziel oder Fehlortung nicht auszuschließen.

Für Batterie Großer Kurfürst (Pas de Calais) liegen solche Meldungen auch bereits im Sommer 1941 vor: Funkmessortungsentfernung bis über 30 km, die weiteren Außerungen (das der Gegner die eigenen Funkmessgeräte stört und daraus folgend Z.B Schießen erschwert wird; Z.B. => Zielbeobachtungsschießen) läßt meiner Meinung darauf schließen dass Aufschlagbeobachtung mittels Funkmess vorgenommen wurde)


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Mal ne bescheidene Feststellung der Thread scheint mir im Unterforum Reichsmarine falsch angesiedelt zu sein und sollte nach Kriegsmarine oder Technik-Waffensysteme verschoben werden
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 25 August 2014, 09:30:29
Zitat von: Thoddy am 24 August 2014, 20:30:07
Mal ne bescheidene Feststellung der Thread scheint mir im Unterforum Reichsmarine falsch angesiedelt zu sein und sollte nach Kriegsmarine oder Technik-Waffensysteme verschoben werden.

Keine falsche Bescheidenheit, denn Du bist anscheinend der erste nach 41 Beiträgen, der es bemerkt hat.  :wink:

Verschoben nach Technik-Waffensysteme.  :MG:
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: ede144 am 25 August 2014, 12:23:03
Zitat von: Thoddy am 24 August 2014, 20:30:07
feine Beiträge

Auszug KTB Maringruppenkommando West 07.08.1944
Küstenartillerie
23:30 Batterie Cup de la Heve auf 140 hm
2 Salven Ortungsschießen nach Funkmess
beide Salven deckend Ziel danach nicht auszumachen
Unterlagen die Trefferfolge der Batterien vermuten lassen liehgen nicht vor Abermaliges Scheinziel oder Fehlortung nicht auszuschließen.

Für Batterie Großer Kurfürst (Pas de Calais) liegen solche Meldungen auch bereits im Sommer 1941 vor: Funkmessortungsentfernung bis über 30 km, die weiteren Außerungen (das der Gegner die eigenen Funkmessgeräte stört und daraus folgend Z.B Schießen erschwert wird; Z.B. => Zielbeobachtungsschießen) läßt meiner Meinung darauf schließen dass Aufschlagbeobachtung mittels Funkmess vorgenommen wurde)

Davon wurde auch schon im Kbismarck.org verschiedentlich berichtet. Gibt es dafür genauere Unterlagen, MDV oder ähnlich. Mich wundert es immer, das Schmallenbach in seiner Geschichte der deutschen Schiffsartillerie darauf fast nicht eingeht.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 25 August 2014, 13:50:45
so als nebenbei Bemerkung,
bezüglich Impulskomprimierung empfehle ich mal einen Blick auf die Gerätbeschreibung FuMO 221 Mannheim(Flakzielgerät) in MDV 291 Funkmessgerätekunde zu riskieren.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 26 August 2014, 07:27:47
KTB Marinegruppenkommando West 07.08.1944
(https://lh3.googleusercontent.com/704Oiij2D1xdB2cdgqbKBfkoFxkuN_eGhSPW-WsRjsE=w759-h600)

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 08 September 2014, 23:13:44
... aus dem KTB der Zerstörers RICHARD BEITZEN vom 01.08.1944:

Auslaufen zur Funkmeßbeschickung und U.W.-Schallerprobung. Beide bringen negative Ergebnisse und Verzögerung. Das Peilumlaufgerät im Fu.M.O. ist unklar. Austausch wegen Engpaß unmöglich. Damit Fu.M.O. für Blindschießen unklar. Das ist scheußlich. Nachlieferung und späterer Einbau wegen steigender Wichtigkeit notwendig gegebenenfalls unter Verzicht Beschickung.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Matrose71 am 08 September 2014, 23:27:04
Danke Peter,

das bedeutet ja schwarz auf weiß, dass Zerstörer mit wesentlich "kleineren" FuMo, als die Dickschiffe, im August 1944 und wohl einige Zeit davor, radargelenktes Blindfeuer geschossen haben.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 09 September 2014, 00:25:36
... dazu noch folgende Leseempfehlung (http://www.cdvandt.org/OKM%20Kapt%2011.pdf)!  :wink:
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Kuk am 08 Mai 2016, 22:49:04
Hallo
Unter der Adresse :
http://www.cdvandt.org/

Habe ich das Gefunden

http://www.cdvandt.org/na-stock-numbers.htm
http://www.cdvandt.org/NTM-Nov-43-Heft6-UR-.pdf

Schönen Gruß
Von der Ostsee

kuk


Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 26 Januar 2018, 08:22:01
Sommer 1939 Erstnutzung  Funkmess zur Feuerleitung auf Admiral Graf Spee
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 26 Januar 2018, 20:57:21
... sehr interessant!
Wo hast du dieses Dokument entdeckt?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 15 Mai 2019, 14:35:15
Auszüge aus dem EM II Betriebsbuch Prinz Eugen NARA Roll 2294/0968 ff
Prinz Eugen hatte demnach auch einen Feinpeilzusatz bereits im Januar 1941
und konnte mit dem Gerät auch Granatenaufschläge seiner Ari auf 12 km erkennen
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 12 Juli 2022, 01:59:22
..was den Prinzen betrifft so schreibt Schmalenbach: seine Feuerleitung wäre auch heute (1960er) noch modern wenn ihr die Funkmesstechnik eingebaut worden wäre. Er nennt diesen Umstand das größte Manko der deutschen seegestützten Feuerleitung im Krieg.

Wie ist das zu verstehen? Der 2.AO des Prinzen verneint ganz deutlich. Wurde er zu der Aussage gezwungen um das Buch (GddSa) veröffentlichen zu dürfen?

Auch das GEMAbuch hat mich bis jetzt nicht weiter gebracht da es dermaßen kompliziert und hochtechnisch geschrieben ist. Darin ist es - so wie ich es verstehe - selbstverständlich, dass die Funkmesstechnik für Orttungs- UND Artilleristische Zwecke genutzt wird.

Wäre schön wenn in diesen Thread wieder Bewegung rein kommen würde..  :-)
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 12 Juli 2022, 12:34:05
zu der Zeit war Funkmess(Möglichkeiten Merkmale Details) noch Verschlussache.
er konnte nur das schreiben, was in der Öffentlichkeit bereits publiziert war. Details der Funkmessausrüstung von Schiffen gehörte nicht dazu.

Die heute zugänglichen internen Dokumente zeigen jedoch auch, dass die Marineführung nicht vollständig zufrieden war.




Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 12 Juli 2022, 13:31:02
Danke Thoddy. Also du denkst er hat sich bei dem Thema bewusst bedeckt gehalten bzw zähneknirschend der KM die Fähigkeit zur funkmessgestützen Feuerleitung aktiv abgesprochen?

Anders könnt ichs mir jetzt auch nicht erklären. Als AO auf dem am umfangreichsten mit Elektronik ausgestatteten Schiff muss er dessen Fähigkeiten doch gewusst haben..

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 12 Juli 2022, 13:56:48
Zitatfunkmessgestützen Feuerleitung aktiv abgesprochen?

"Wenn Prinz Eugen mit funkmess ausgerüstet gewesen wäre, dann wäre er auch heute modern."
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 12 Juli 2022, 14:34:13
Mmhh - nun bin ich nicht schlauer als vorher..
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 12 Juli 2022, 14:49:07
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 12 Juli 2022, 01:59:22
Auch das GEMAbuch hat mich bis jetzt nicht weiter gebracht da es dermaßen kompliziert und hochtechnisch geschrieben ist.
... hast Du zu diesem Buch ein link bzw. ISBN? Würde mich freuen ...
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 12 Juli 2022, 14:56:57
Hier die Biblio-Daten.
Gruß - Hägar
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 12 Juli 2022, 16:01:09
Hallo Olpe - hab grad gestöbert: derzeit wohl nur die englische Version auf Amazon ab 71€. ISBN 3-00-002865-X.

Hab zusätzlich noch Cajus Bekker - die Radarstory. Von dem halte ich aber nicht viel - auf dem Marinesektor nichts zu bieten. Im Gegenteil - abfälliger Wortlaut. Scharnhorst zb ist nur ein lächerliches Stück Kanonenfutter - kaum mehr wert als nen kurzen Absatz.

Andererseits waren die landgestützten Geräte feuerleitfähig gegen Luftziele - warum sollen die seegestützten es gegen Seeziele nicht auch gewesen sein. Zumal hier schon einige Beispiele im Forum dazu gezeigt wurden 🤔

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 12 Juli 2022, 16:22:31
Hallo Ihr Beiden,
... vielen herzlichen Dank ...  :O/Y :MG: ...

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Spee am 12 Juli 2022, 20:19:40
Servus,

Andererseits waren die landgestützten Geräte feuerleitfähig gegen Luftziele.

Hier besteht die Frage was als feuerleitfähig betrachtet wird. Auf eine amerikanische B-17 Combat-Box schießt Flak im Endeffekt auch nur mit Schrot. Genaues Zielen war das im Vergleich zum Kampf Schiff gegen Schiff nicht.

Grundsätzlich würde ich eine genaue, nüchterne Analyse der Fähigkeiten bzw. Unfähigkeit der deutschen Marineradartechnik begrüssen. Leider pendelt das Thema gern zwischen "Deutsche Technik Jahrzehnte voraus" und "Das war Schrott".
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 12 Juli 2022, 23:49:56
Das konnten einige Systeme wohl ganz gut - Entfernung, Peilung und Höhe ermitteln. Hatten auch genug Zeit - da die Langstreckensysteme und die Wetterstation 22 (oder wie die hieß) in Husum die Bomber schon in England beim Start orten konnten (Funkmess und FunkDechiffrierung). Da wurde dann nur noch von Luftraum Suche bzw Rundsuch an die Feuerleitung übergeben wenn ich das richtig verstanden hab.

Aber Luftkrieg ist nicht so meins. Die Fähigkeiten der Marine interessieren mich mehr - und da schließe ich mich dem Wunsch nach einer nüchternen Analyse an.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Ekki am 13 Juli 2022, 09:35:21
"Then, ideally at around 9,00, WHEN THE ARCTIC DARKNESS GAVE WAY TO A NOON TWILIGHT the northern pincer (Hipper-Gruppe) would make its move, closing with the convoy from the north, until visual contact was made..(Konstam: Barents Sea 1942 - the battle for Russia´s arctic lifeline, Osprey)

Der visuelle Kontakt spielte eine entscheidende Rolle für die Deutschen in der Schlacht. Nur das Nichtvorhandensein desselben erlaubte es ONSLOW und OBEDIENT zu entkommen, wohingegen ACHATES und BRAMBLE bei günstigen Sichtverhältnissen entscheidend getroffen wurden.

"At 09.40, when ACHATES at the rear of the convoy´s port column began laying smoke, the mixture of white chemical smoke and black funnel smoke began to cloak the merchantmen. However, it also silhouetted the destroyer. The sharp-eyed rangefinder crew of ADMIRAL HIPPER´s forward fire control position spotted her, and the gunnery teams began their targeting calculations."

Allerdings auch, und so geht es weiter: "Kapitän Hartmann turned his ship slightly to port so that all his main guns could bear, and within a minute of first spotting ACHATES, the cruiser opened fire under RADAR CONTROL. Her opening salvo of eight 20,3 cm shells fell short, but within 15 seconds a second salvo was on its way. At that range - around nine miles - the shells flight was 23 seconds. This time, the salvo straddled the target. On board ACHATES, Lieutenant Commander Johns had seen the cruiser´s gun flashes,  and tried to zig-zag to throw off the German gunners. It wasn t enough" (p. 54-55)
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Ekki am 13 Juli 2022, 11:56:41
Urs, Du hast recht mit dem Komma. Habs jetzt 5x gelesen. Ich machs raus.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mhorgran am 13 Juli 2022, 14:33:22
Zitat von: Spee am 12 Juli 2022, 20:19:40
Servus,

Andererseits waren die landgestützten Geräte feuerleitfähig gegen Luftziele.

Hier besteht die Frage was als feuerleitfähig betrachtet wird. Auf eine amerikanische B-17 Combat-Box schießt Flak im Endeffekt auch nur mit Schrot. Genaues Zielen war das im Vergleich zum Kampf Schiff gegen Schiff nicht.
Die deutsche Flak schoß nicht auf "Combat Boxes" sondern grundsätzlich nur auf Einzelflugzeuge. Außer es wurde Sperrfeuer geschossen und aber das war nur ein Notbehelf.
Zitat von: Leopard2A6EX am 12 Juli 2022, 23:49:56
Das konnten einige Systeme wohl ganz gut - Entfernung, Peilung und Höhe ermitteln. Hatten auch genug Zeit - da die Langstreckensysteme und die Wetterstation 22 (oder wie die hieß) in Husum die Bomber schon in England beim Start orten konnten (Funkmess und FunkDechiffrierung). Da wurde dann nur noch von Luftraum Suche bzw Rundsuch an die Feuerleitung übergeben wenn ich das richtig verstanden hab
Nicht "Funkdechiffrierung" sondern Funkpeilung.
Du Gegnerflugzeuge wurden hauptsächlich durch "Freya" (und Abarten) auf diese Entfernung angemessen. Die Flak schoss mit Würzburggeräten. Allerdings hatte die Marine Freya-Geräte mit anderen Möglichkeiten. Die Seetakt-Geräte waren eine Abart der Freya.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 13 Juli 2022, 15:15:06
Ja Freya, Mammut, Wasserfall und wie sie alle hießen. Müsste jetzt das GEMA wälzen. Doch auch Dechiffrierung des Funkverkehrs spielte eine wichtige Rolle.

https://m.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/dechiffrierung-im-zweiten-weltkrieg-die-ehre-der-codeknacker-11925850.html

https://www.heise.de/tp/features/Als-deutscher-Code-Knacker-im-Zweiten-Weltkrieg-3436447.html
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 13 Juli 2022, 16:59:23
paar Meldungen zum Stand Februar 1941

unten vergleich optische messung<-> funkmess
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 13 Juli 2022, 17:06:46
Danke Thoddy! Wo nimmst du das nur immer her?  :-o

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Urs Heßling am 13 Juli 2022, 17:35:07
moin,

Zitat von: Thoddy am 13 Juli 2022, 16:59:23
paar Meldungen zum Stand Februar 1941
Screenshot 1 stammt von der Gneisenau (https://de.wikipedia.org/wiki/Gneisenau_(Schiff,_1936)) (Unternehmen "Berlin" (https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Berlin))

Gruß, Urs
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 13 Juli 2022, 18:49:30
Zitat von: Urs Heßling am 13 Juli 2022, 17:35:07
moin,


Screenshot 1 stammt von der Gneisenau (https://de.wikipedia.org/wiki/Gneisenau_(Schiff,_1936)) (Unternehmen "Berlin" (https://de.wikipedia.org/wiki/Unternehmen_Berlin))

Gruß, Urs

Sehr gut, Alles KTB Gneisenau.12/40 - 02/41
Es scheint mir, dass ein paar NVK-Techniker an Bord waren.
Die haben sozusagen "on the fly" an der Funkmessgerätetechnik "herumgedoktert".
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 13 Juli 2022, 18:49:54
Obwohl keine Marinegeräte enthalten sind, ist für manche vielleicht dieses TM (https://nonstopsystems.com/radio/pdf-hell/TME111-219.pdf) interessant.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Ekki am 13 Juli 2022, 19:45:19
Servus Peta,

ich muss mal wieder sagen, dass das echt krass ist, wieviel Leute hier mit Fachwissen unterwegs und begütert sind (ich natürlich nicht, ich lese nur Sekundärliteratur, die geht besser rein).

Grüße aus dem schönen Frankfurt
Ekki
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 13 Juli 2022, 23:03:48
Danke Thoddy und Peter! Gerne mehr.. 😊
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mhorgran am 14 Juli 2022, 14:30:43
Zitat von: Leopard2A6EX am 13 Juli 2022, 15:15:06
Ja Freya, Mammut, Wasserfall und wie sie alle hießen. Müsste jetzt das GEMA wälzen. Doch auch Dechiffrierung des Funkverkehrs spielte eine wichtige Rolle.

https://m.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/dechiffrierung-im-zweiten-weltkrieg-die-ehre-der-codeknacker-11925850.html

https://www.heise.de/tp/features/Als-deutscher-Code-Knacker-im-Zweiten-Weltkrieg-3436447.html
sorry faz ist bei geschichtlichen Themen keine Quelle. Etwas richtiges, meinst aus dem Kontext gerissen, reißerisch und sehr oft falsch dargestellt.
Die Dechiffrierung spielte natürlich eine wichtige Rolle. Aber für deine These ("in Husum die Bomber schon in England beim Start orten konnten (Funkmess und FunkDechiffrierung).") gibts auch heise (faz lesen ich nicht) keinen Beleg und es kann auch keinen geben denn Dechiffrierung würde viel zu lange dauern. Außer mit der Funkpeilung alleine konnte der Standort der startenden (und wenn auch funkenden) Flugzeuge in absolut ausreichenden Maße festgestellt werden. Tatsächlich wurde aber schon vorher Einflüge aufgeklärt. siehe Anhang (aus Golücke "Schweinfurt und der strategische Luftkrieg 1943")
Tatsächlich wurden Großangriffe aus England (egal ob Bombercommand oder 8.USSAF) schon in den Tagen vor den Angriffen aufgeklärt, einfach aufgrund der Funkabstimmung der Funkgeräte in den Flugzeuge was natürlich vor dem Start geschehen mußte.

und der Heiseartikel. Naja wenn ich folgendes lese (wohlgemerkt ist da schon 1944) kommen mir sehr viele Zweifel und Fragen.
Weber konnte sich nun wieder um seine Dechiffrier-Arbeit kümmern, wobei ihm die Idee einer Entzifferungs-Maschine nicht aus dem Kopf ging. In Krofdorf gab es ein feinmechanisches Unternehmen namens Dönges, in dem es neben verschiedenen Bearbeitungsgeräten auch Vorräte an Silberstahl und Messing gab. Weber sah eine Chance, damit seine Maschine zu realisieren. Sein Vorgesetzter war einverstanden und erlaubte ihm, zusammen mit seinem Kollegen an drei Tagen pro Woche das gewünschte Entzifferungs-Gerät zu bauen. Obwohl beide mit der Verarbeitung von Metall keine Erfahrung hatten, gelang es ihnen in mühevoller Arbeit, die vier Walzen mit je 26 Schlitzen sowie gestanzte Blechplatten herzustellen.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: AND1 am 14 Juli 2022, 14:44:46
Entscheidend war wohl auch das Datum im Dezemder 1943 Nordkap war die Scharnhorst den englische Seestreitkräften in Radartechnik weit unterlegen.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Ekki am 14 Juli 2022, 15:28:51
Unterlegen mag sein, aber sicherlich ausgefallen nach einem Artillerietreffer von HMS NORFOLK gegen 09.30 Uhr
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 14 Juli 2022, 15:51:38
Ok da kann ich natürlich nicht mitreden. "Gerüchte" hatte ich schon eher mal gehört, dass auch die Deutschen alles oder einiges geknackt hatten und fleißig mithören konnten. Und diese Artikel schienen das zu bestätigen. Aber ich lerne wie immer gern dazu 😊

Scharnhorst's Handicap war wohl das weggeschossene FuMO26 am Hauptleitstand. In 30m Höhe hatte das auch die größte Reichweite wenn ich das richtig interpretiere.

Am achternen Leitstand war noch ein FuMO23 welches den Heckturm hinterher noch recht genau leitete? Und die Briten schossen Leuchtgranaten die ganze Zeit um optische Feuerleitung durchführen zu können. Nur für Torpedos oder auch Artillerie? Gab doch durchaus Zweifel das die britischen Typ271/284 komplett blindfeuerfähig waren.. ..soweit meine Erinnerungen aus Beiträgen in diesem Forum 😊 Berichtigt mich im Zweifelsfall!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 14 Juli 2022, 23:32:13
Moin,

Die folgenden Infos stammen aus Helmuth Giessler's
"Der Marine-Nachrichten- und -Ortungsdienst".
Es gibt sicher aktuelleres, umfassenderes und viel detaillierteres Material zu dem Thema.
Er beschreibt allgemein die Herangehensweise und auch die Auswirkungen dabei aufgetretener Fehleinschätzungen auf technische Entwicklung und Einsatzdoktrin.
Dem Kapitel Funkmeßortung (Radar) widmet er etwa 30 Seiten.

Die Weiterentwicklung der Schiffsartillerie und Torpedowaffe führte zu steigenden Forderungen an die Ortung, auch  unabhängig von der optischen Sicht.
1932/33, war bei der Nachrichtenmittelversuchsanstalt der Marine (NVA) :wink: ein Unterwasserortungsgerät in Erprobung (vgl. Sonar).
Darauf aufbauend wurden Überlegungen und Untersuchungen angestellt, ob dieses Prinzip auch bei elektromagnetischen Wellen angewandt werden konnte. Da die Haushaltsmittel der NVA sehr knapp waren, wurden finanzielle Unterstützungen  des Artilleriewaffenamtes und der Torpedoversuchsanstalt angenommen.
Der Laboratoriumsleiter der NVA, Dr. Kühnhold, ... versuchte sehr kurze elektromagnetische Wellen für eine Echolotung an der Luft" zu verwenden.
Bei der Fa. Julius Pintsch AG in Berlin" wurden zusammen mit Prof. Kohl  Röhren für Sender und Empfänger auf etwa 13,5 cm (!) Wellenlänge entwickelt. Damit wurden im Herbst 1933 Sende- und Empfangsversuche durchgeführt. Die Leistung der Röhren erwies sich aber als zu schwach, um zum Erfolg zu führen.
Dr. Kühnhold hatte sich zu der Zeit mit der führenden deutschen Funkfirma (Telefunken GmbH) in Verbindung gesetzt, sein Gedanke wurde dort leider nicht aufgegriffen.
In der Folge wurde mit Haushaltsmitteln der Marine die Firma Gema gegründet. Ihre Aufgabe war zusammen mit der NVA die Probleme der "Funk-Entfernungsmessung" zu unter. Als Tarnnamen wurde "Dete-Gerät", d.h. Dezimeter-Telephonie, verwendet.
Für erste Untersuchungen konnte Freiherr v. Willisen (einer der Geschäftsführer der Gema) einige Magnetrons aus Holland beschaffen. Beim ersten Sender wurde das Magnetron anodenseitig mit 1000 Hz moduliert, die Wellenlänge betrug bei 100 Watt Leistung 48cm. Es kam eine Yagi-Antenne zum Einsatz.
Damit konnte beim ersten Versuch, am 20.März 1934 in Kiel, keine Rückstrahlungen vom ca. 800 m entfernten Linienschiff "Hessen" festgestellt werden.
Erst die Verlegung des Empfängers außerhalb des direkten Strahlungsbereiches des Senders brachte ein Ergebnis und den Beweis für eine Ortungsmöglichkeit.
Dr.H. Rindfleisch von der NVA schlug vor, den Empfänger für die Dauer der Sendeimpulse zu sperren und Dr. Kühnhold verlangte Sender und Empfänger möglichst nahe  beieinander aufzustellen um an Bord mit einem Gerät auszukommen.
Im Herbst 1934 wurde nach Umbau und Verbesserung der Anlage, auf einem 12 m hohen Turm in Pelzerhaken (Versuchsgelände der NVA), an der Lübecker Bucht erneut Versuche unternommen.
Der Empfänger stand dabei noch 250 m vom Sender entfernt. Am 12. Oktober 1934 wurden Reflexionen von. Versuchsboot "Welle" (500 t) aus 3800 m Entfernung festgestellt, und bei dieser Gelegenheit wurden auch Reflexionen von einem durch den Sendestrahl fliegenden Flugzeug (eine W 34) bis auf 11 km beobachtet.
Allerdings war zu der Zeit noch keine richtige Entfernungsmessung möglich.
Anfangs wurde ein Gerät nach der Impulsmethode entwickelt, bei der ein Braun'sches Rohr zur Anzeige der Impulse diente. Parallel dazu wurde die Sperrung des Empfängers während der Sendeimpulse entwickelt.
Jetzt konnte der Sender unmittelbar neben den Empfänger aufgestellt werden. Damit wurden  Ende Oktober 1934 der Kreuzer "Königsberg" auf 7 km und ein Wasserflugzeug auf 15 km gemessen werden.
Die ersten Magnetrons waren noch sehr instabil, daher wurde das Rückkoppelungsverfahren angewendet, dass außerdem die gewünschte Impulshochtastung ermöglichte und das zur Sendung benutzte Rohr um ein Vielfaches (etwa 2000fach) der Nennleistung ausgestellt werden konnte.
Mit diesem Magnetronsender wurden im Juli 1935 die ersten Versuche an Bord des Versuchsbootes "Welle" durchgeführt.
Da die Tests sehr erfolgreich verliefen entschloss sich die NVA das neuartige Gerät erstmals den maßgeblichen Offizieren der Reichsmarine vorzuführen.
An dieser Vorführung am 26. September q935 in Pelzerhaken haben teilgenommen; der Ob.d.M.  Admiral Raeder, der Chef des Marinewaffenamtes, Viezeadmiral Witzel, der Flottenchef sowie eine Anzahl höherer Offiziere.
Das Gerät arbeitete mit Wellenlänge 50 cm, hatte ein von der Gema gebautes Magnetron mit Impulstastung (bei Folgefrequenz 2000 Hz = 2 Mikrosekunden Impulsbreite), und eine Leistung von 800 Watt. Als Sendeantenne diente ein Tannenbaumstrahler mit 10 Dipolpaaren vor einer Reflektorwand. Die Empangsantenne bestand d aus einem Tannenbaum mit 3 Dipolpaaren, ebenfalls vor einer Reflektorwand. Die Entfernungsmessung erfolgte mittels ein
er von der Gema entwickelten Messkette und als Anzeigeinstrument diente ein Braun'sches Rohr.
Gegen das "Welle" wurden nun eine Ortungsreichweite von 7 km (vorher 3 km) und gegen das Artillerieschulboot "Bremse" 8,5 kommt einer Seitenpeilgenauigkeit von +/- 0,2° und einer Entfernungsmeßgenauigkeit von +/- 150 m erzielt.

Es soll eine lebhafte Diskussion darüber gegeben haben, wie dieses Gerät  für die Artillerie und auch Torpedowaffe eingesetzt werden könne. Entscheidungen dazu wurden noch nicht getroffen, zumindest aber für die Weiterentwicklung erhebliche Mittel aus dem Haushalt der Marine bereitgestellt. Bis zur Einsatzreife und Erprobung an Bord, waren eine große Zahl von Verbesserungen erforderlich. Damals wurde von zahlreichen Offizieren und Technikern angezweifelt, ob das "komplizierte und empfindliche Braunsche Rohr" die Erschütterungen an Bord aushalten konnte.
Giessler schreibt, dass damals wohl keiner der beteiligten Offiziere das Vorstellungsvermögen hatte, was das (... sehen, auch bei Nacht und Nebel) für den Seekrieg bedeutete. Es war nicht mehr möglich, sich nach einer Gefechtsberührung bei Tage abzusetzen und dann bei Nacht neu aufzumarschieren um sich in günstige Position zu bringen. ...

Giessler geht dann kurz auf die britische Entwicklung ein.
Sir Robert Watson-Watt, seine Grundlagenforschung, sein Memorandum über Radar und dessen Möglichkeiten für Fliegerabwehr und Aufklärung und die daraufhin im Dezember 1935 durch die Regierung in Auftrag gegebenen ersten 5 Stationen der Küstenkette.
Und Zitat "Es ist interessant, daß in England derartige Geräte zuerst für die Abwehr von erwarteten Luftangriffen eingesetzt wurden. Bei uns war es das ursprüngliche Ziel, die Entfernung zu einem Seeziel unabhängig vom Wetter und auch bei Nebel zumessen. Diese geistige Einstellung ... dürfte vielleicht ein Grund dafür gewesen sein, die ... Bedeutung gerade für die Aufklärung nicht rechtzeitig erkannt zu haben." Und dieser Unterschied in der Auffassung wirkte sich dann seiner Meinung nach sehr nachteilig im Verlauf des Krieges auf deutscher Seite aus.

Fortsetzung folgt  :wink:

Gruß
Ulf

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 14 Juli 2022, 23:55:13
Jup das sind die Anfänge - noch wesentlich ausführlicher im GEMAbuch nachzulesen.

Was genau ist eine Messkette? Taucht in dem Buch häufig auf der Begriff - erschließt sich mir aber nicht so recht.

Selbst dieses hier erwähnte frühe System hatte 0,2 Grad Genauigkeit in der Peilung. Berichte die den deutschen FuMO's die Feuerleitfähigkeit absprechen beziehen sich immer auf die mangelnde Peilgenauikeit. Auch Schmalenbach.

Zusätzlich installierte die GEMA ab Anfang 1941 bei allen FuMO's den Feinpeilzusatz. Serienmäßig ohne Anforderung der Marine. Und Anhand von Thoddy's KTB's ist ja ersichtlich das schon GS nach Funkmess schießen konnte (Vergleich zu Scheer) und GN&SH dies taten und PE auch.

Die Indizien scheinen immer mehr Richtung Pro-Funkmess zu gehen 😊
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 15 Juli 2022, 00:41:39
Moin,

Ob Echolot / Sonar oder Radar, die Entfernung zum Meeresboden bzw. zum Zielobjekt wird durch Messung der Zeitdifferenz zwischen dem ausgesendeten Impuls und seinem Echo / Reflexion vom Zielobjekt ermittelt.
Dabei ist bei ersterem die Schallgeschwindigkeit im Wasser (mit ca. 1400 m/s ein mehrfaches der Schallgeschwindigkeit in Luft) und bei Radar die Ausbreitungsgeschwindigkeit von elektromagnetischen Wellen mit Lichtgeschwindigkeit (fast 300.000 km/s) bekannt.
Da diese Signale den Weg 2x, d.h. von Sender zum Ziel und von dort wieder zum Empfänger nehmen teilt man die Zeitdifferenz durch 2 und kann daraus die Entfernung errechnen oder mit einer Skala auf einem Ableseinstrument anzeigen bzw. ablesen.

Fiktives Beispiel Sonar: Ziel in 1400 m Entfernung, da braucht der Impuls jeweils eine 1s zum Ziel und das Echo von dort eine Weitere zurück. Also müsste mittels einer technischen Vorrichtung diese Zeitdifferenz von 2s gemessen werden und daraus kann die o.g. Entfernung errechnet/angezeigt werden.

Fiktives Beispiel Radar: Ziel in 15 km Entfernung, da braucht der Impuls nur 30 km / 300.000 km/s = 1/10.000 s oder 0,0001 s. Auch hier wird zunächst in einer Vorrichtung die Laufzeit des Signals gemessen und daraus die Entfernung errechnet.

Diese Vorrichtung ist hier als Messkette umschrieben und wie aus den Beispielen zu ersehen ist, hat Radar eine um ein Vielfaches kleinere Signallaufzeiten und benötigt damit wesentlich genauere und aufwendigere Messinstrumente oder eben Messketten.

PS wenn ich mich nicht vertan habe, müssten +/-0,2° seitliche Abweichung bei 7000 m Entfernung etwa +/- 25 m entsprechen.
PSS Sollte ich etwas unklar oder falsch wiedergeben, bitte berichtigen.

Gruß
Ulf



Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 15 Juli 2022, 00:59:32
Ok - danke dir Ulf!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mhorgran am 15 Juli 2022, 14:14:14
Zitat von: Strandurlauber am 14 Juli 2022, 23:32:13
Gissler geht dann kurz auf die britische Entwicklung ein.
Sir Robert Watson-Watt, seine Grundlagenforschung, sein Memorandum über Radar und dessen Möglichkeiten für Fliegerabwehr und Aufklärung und die daraufhin im Dezember 1935 durch die Regierung in Auftrag gegebenen ersten 5 Stationen der Küstenkette.
Und Zitat "Es ist interessant, daß in England derartige Geräte zuerst für die Abwehr von erwarteten Luftangriffen eingesetzt wurden. Bei uns war es das ursprüngliche Ziel, die Entfernung zu einem Seeziel unabhängig vom Wetter und auch bei Nebel zumessen. Diese geistige Einstellung ... dürfte vielleicht ein Grund dafür gewesen sein, die ... Bedeutung gerade für die Aufklärung nicht rechtzeitig erkannt zu haben." Und dieser Unterschied in der Auffassung wirkte sich dann seiner Meinung nach sehr nachteilig im Verlauf des Krieges auf deutscher Seite aus.
Die britische Home Chain unterstand der RAF / Fightercommand. Und als Vergleich wird dann die deutsche Marine genommen? Paßt das auch nur ansatzweise? Ich denke nicht.
Als Vergleich für die Home Chain / RAF sollte man wohl die deutsche Luftwaffe nehmen. Und was finden wir da? Freya als Luftüberwachungsradar mit besseren Werten wie die Home Chain. Und wenn man sich die Verteilung ansieht. Die Home Chain war etwa 850 km lang und natürlich wurde nicht alles geschützt. Wie sollte eine "deutsche "Home Chain" aussehen, wie lang würde sie werden wenn die vitalen Bereiche geschützt werden sollen. Und die deutsche Taktik von mobilen Freya-Einheiten hatte immanente Vorteile vor dem dem komplett festgelegten Home Chain. Richtig ist, die RAF hatte bei der Jägerführung zu den einfliegenden Gegnerverbänden Entwicklungsfortschritte, diese waren aber nicht sonderlich groß.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 17 Juli 2022, 01:01:28
Moin,

ich sehe es auch so, dass nur der Vergleich von Geräten der selben Teilstreitkraft  also entweder Marine oder Luftwaffe ein reelles Bild vermitteln würde, habe aber den Eindruck gewonnen das es Giessler darum garnicht geht (dazu fehlen die Details) sondern er nur die unterschiedlichen Ausgangssituation und Herangehensweise herausstellen will. Dazu kommt, dass vor über 50 Jahren als das Buch entstand, der Zugang zu Quellen nicht so umfassend wie heute war, er aber noch Gelegenheit hatte mit einigen Zeitzeugen selber zu sprechen.

Auf den nächsten Seiten beschreibt er die Entwicklungen ab 1935 bis Kriegsbeginn. Durch die bewilligten Mittel wurde das Versuchsprogramm erweitert und hatte folgende Ziele:
1. Bei dem für den Bordeinsatz vorgesehenen Gerät sollte das nicht besonders frequenzstabile Magnetron durch eine von der Gema zu entwickelnde Triode ersetzt werden und mit einer Wellenlänge von 50 cm arbeiten. Dazu wurde aus den USA  Muster besserer Senderöhren beschafft und nachgebaut.
2. Die Gema sollte ein Gerät für Impulsbetrieb auf Wellenlänge von 10 bis 14 cm vorbereiten.
3. Die Gema sollte ein 2. Versuchsgerät mit einer Wellenlänge von ca. 2 m entwickeln, da man sich nach Überlegungen über die besten Reglexionseigenschaften davon eine Vergrößerung der Auffaßreichweite versprach.
4. Die Entfernungsmeßgenauigkeit sollte durch Neuentwicklung eines Phasenschiebers als Messkette verbessert werden.
5. Die Seitenpeilgenauigkeit für das 50 cm Gerät sollte verbessert und für das 2 m Gerät auch eine Seitenpeilung entwickelt werden.

Im Frühjahr 1936 wurde das Versuchsmuster des neuen Gerätes mit 1,8 m in Pelzerhagen aufgebaut und hatte durch die Spezialtriode eine Impulsleistung von ca. 8 kW.
Damit wurden zwar keine Seeziele erfasst, dafür aber Landmarken auf der anderen Seite der Lübecker Bucht und ein Flugzeug (eine W 34) auf 28 km aufgefasst.
Nach weiteren Verbesserungen konnte eine Maschine selben Typs zunächst auf 40 km bald auf 80 km gemessen werden. Es handelte sich  um einen Vorläufer des späteren "Freya-Gerätes" von dem die Gema ca. 2000 Stück für Marine und Luftwaffe gebaut hat.
Mit Einbau eines Gegentaktsenders konnten im Herbst 1936 Flugzeuge in 3000 m Höhe auf etwa 90 km mit einer Genauigkeit von +/- 100 m gemessen werden.
Als es wenig später dem Chef des Nachrichtenverbindungsdienstes der Luftwaffe, General Martini, vorgeführt wurde erkannte dieser die Bedeutung für den Flugmeldedienst und bestellte 12 Geräte bei der Gema.
Die Entwicklung von Geräten mit der unter Ziffer 2 genannten Wellenlänge (10-14 cm) erbrachte keine brauchbaren Ergebnisse, da eine Steigerung der Leistung der Röhren nicht gelang. Es zeigte sich dabei, dass Reflexionen immer nur dann auftraten, wenn die optischen Gesetze erfüllt waren (dazu fuhr Versuchsboot "Welle" Kreise im Abstrahlungsbereich des Senders und hatte zwischen den Masten ein Drahtnetz gespannt). Da auch die Leistung des Magnetrons nicht gesteigert werden konnte wurden bei einem Versuch gegen Schiffe keine Reflexionen beobachtet werden. Die Entwicklungsarbeiten wurden daraufhin eingestellt.
(Erst später zeigte sich, dass dies eine schwerwiegende Fehlentscheidung war, als im Februar 1943 das erste Radargerät auf Basis von Zentimeterwellen aus einem in Rotterdam abgeschlossenen Bomber geborgen wurde. Noch wenige Wochen vorher hatten deutsche Wissenschaftler dem Generalbevollmächtigten für die technischen Nachrichtenmittel (GBN), General Martini, mitgeteilt, dass sich die Zentimeterwellen nicht für Funkmeßzwecke eignen würden, da die Reflexionen "spiegelnd" erfolgten ... Der Vorsprung der Alliierten durch den Einsatz von 9,1-cm Radar mit Panoramaanzeige war inzwischen so groß, daß er bis Kriegsende nicht mehr eingeholt wurde.)

1937 wurden die beiden Funkmeßgeräte-Typen weiter erprobt und dabei gewonnene Erfahrung führten zu stetigen  Verbesserungen. Die Gema fertigte weitere Geräte und stellte die Wellenlänge bei dem zur Bordverwendung  vorgesehenen Gerät auf 80 cm um, da dafür Röhren mit stärkerer Leistung verfügbar waren.
Im Juli 1937 wurde das erste Gerät auf dem Torpedoboot "G 10" der Torpedoschule eingebaut und während Nachtschießübungen erprobt.
Da die Torpedowaffe vorwiegend nachts eingesetzt werden sollte, war eine Nachtentfernungsmessung Voraussetzung für das neue Schießverfahren (Auswanderungsverfahren).
Neben einer besonders guten Nachtoptik wurde nun auch das neue Gerät eingesetzt und bewies seine Brauchbarkeit im gefechtsmäßigen Schießen bei dem die gemessenen  Entfernungen von 8 bis 9 km größer waren als die Nachtschußlaufstrecke der verwendeten Torpedos.
Etwa zeitgleich wurden weitere Geräte auf "Admiral Graf Spee", "Königsberg" und dem Versuchsschiff "Strahl", der NVA eingebaut.
Auf "Admiral Graf Spee"  war während des Einsatzes an der spanischen Küste der bisherige Leiter der NVA, Freg. Kapt. Kinast, erster Offizier, der die Erprobung tatkräftig unterstützte, zumal Personal der Gema  u.a. Frhr. v. Willisen, eingeschifft waren.
Die große rechteckige Antenne ("Matratze"), war über dem Vormast eingebaut. Bei Artillerieschießübungen traten anfangs Störungen an den Magnetrons und Röhren durch die Erschütterungen auf. Die bei den Schießanläufen gemessenen Entfernungen wurden laufend mit den optisch gemessenen verglichen und waren bis zur ersten Salve meist sehr genau. Dann trat häufig ein Ausfall der Röhren ein. Dies und die noch nicht ausreichende Genauigkeit der Seitenpeilung wurde von einigen, besonders den Referenten der Artillerie-Inspektion, zu einer abwertenden Beurteilung benutzt. In Diskussionen wurden diese "Kinderkrankheiten"  häufig zum Anlass genommen, die neuen Geräte ganz abzulehnen.
Die beiden Versuchsmuster wurden erstmalig beim Wehrmachtmanöver im Herbst 1937 im praktischen Einsatz erprobt und zeigten gegen über See anliegende Flugzeuge gute Ergebnisse. Außerdem wurde auf dem Versuchsschiff "Strahl" neben einem "Freya-Gerät" ein für den Bordeinsatz bestimmtes Gerät, später "Seetakt" genannt, eingebaut.
Mit den beiden wurden Seeziele auf 14 km, Luftziele auf 40 bis 60 km gemessen.

Im Juli 1938 wurde das inzwischen auf 2,4 m Wellenlänge umgestellt "Freya-Gerät" bei Eckernförde von der NVA der Spitze des Staates und der Wehrmacht als eine Entwicklung der Marine vorgeführt. Dabei wurden gegen eine Ju 52 Reichweiten bis zu 90 km erzielt. Danach wurde von höchster Stelle die Serienfertigung sowohl des "Freya-" sowie des ebenfalls gezeigten "Seetakt-Gerätes" angeordnet.
Der ursprüngliche recht große Auftrag der Luftwaffe wurde in  Verhandlungen zunächst auf 50 Anlagen beschränkt. Die Fertigungunterlagen für die Seezielanlage wurden Ende 1938 fertiggestellt und nach Untersuchung des gesamten Wellenbereiches als günstigste Wellenlängen für "Freya" 2,40 m und für "Seetakt" 80 cm bestimmt.

Anfang 1939 lief die Serienfertigung der "Freya-Geräte" an und die Borderprobung der "Seetakt-Geräte" wurde fortgesetzt.
Im Sommer des selben Jahres wurden 2 U-Boote (Anmerkung: Weiß jemand welche das waren?) zu Versuchszwecken mit je einem Funkmeßgerät ausgerüstet. Hierzu wurde der Antennenspiegel stark verkleinert, da dieser ausfahrbar und die Antennendurchführung druckfest gemacht werden mußten. Die Versuchsausführung war recht kompliziert und hat weder in der Konstrucktion noch in der Leistung überzeugt.
Der Führer der U-Boote hat daher im August entschieden, die U-Boote zunächst nur mit Unterwasserortungsgeräten (S-Gerät) auszurüsten, ohnehin war nur für eines von beiden Geräten Platz an Bord vorhanden.
Aufgrund dieser Entscheidung wurden alle Entwicklungsarbeiten dafür eingestellt. Das stellte sich später als ungünstig heraus, als die Boote zum Schutz vor Flugzeugen mit Funkmeßbeobachtungsgeräten ausgerüstet werden sollten. Da die Entwicklung der druckfesten Antennendurchführung neu anlaufen musste, wodurch es zu einer Verzögerungen von 6 Monaten kam.
Der Kriegsausbruch traf die Marine mitten im Aufbau und war so nicht erwartet worden, dass neben vielen anderen Maßnahmen keinerlei Vorbereitungen getroffen waren die Fertigung der Funkmeßgeräte zu beschleunigen. Die bereits ausgelieferten Geräte waren zudem noch nicht voll einsatzbereit.
Bis Ende 1939 waren ausgeliefert: 8 Freya- und 4 Seetakt-Geräte
(Im Jahr 1940 wurden ausgeliefert: 49 Freya- und 27 Seetakt-Geräte)

Der Ausbau der Gema (Anfangs weniger als 100 Personen, bei Kriegsbeginn ca. 1300) verlief zudem langsamer als erwartet, was neben den üblichen Anlaufschwierigkeiten auch der schleppenden Bereitstellung der Gelder und dem sehr bürokratischen Abschluss von Verträgen geschuldet war.

Im nächsten Kapitel geht Giessler auf die Zusammenarbeit mit der Luftwaffe ein, dazu dann beim nächsten Mal.

Gruß
Ulf




Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Schorsch am 17 Juli 2022, 07:12:46
Hallo Ulf!

Zitat von: Strandurlauber am 17 Juli 2022, 01:01:28
(...)
Anfang 1939 lief die Serienfertigung der "Freya-Geräte" an und die Borderprobung der "Seetakt-Geräte" wurde fortgesetzt.
Im Sommer des selben Jahres wurden 2 U-Boote (Anmerkung: Weiß jemand welche das waren?) zu Versuchszwecken mit je einem Funkmeßgerät ausgerüstet.
...die Boote, nach denen Du fragst, waren U 39 und U 41.

Mit freundliche Grüßen
Schorsch
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Schorsch am 17 Juli 2022, 08:04:46
Hallo Frank!

Zitat von: Leopard2A6EX am 14 Juli 2022, 23:55:13
(...)
Was genau ist eine Messkette? Taucht in dem Buch häufig auf der Begriff - erschließt sich mir aber nicht so recht.
(...)
...eine schöne Erläuterung des Funktionsprinzips der Messkette der FREYA- und SEETAKT-Anlagen ist in W. Stanner: "Leitfaden der Funkortung", Elektron-Verlag G.m.b.H., Garmisch-Partenkirchen von 1953 zu finden. Auf den Seiten 112 bis 116 ist das Zusammenspiel der Baugruppen des Phasenschiebers ausführlich beschrieben.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 17 Juli 2022, 11:59:02
Zitat von: Schorsch am 17 Juli 2022, 07:12:46
Hallo Ulf!
...
...die Boote, nach denen Du fragst, waren U 39 und U 41.

Mit freundliche Grüßen
Schorsch

Moin Schorsch,

danke für die Info. Hättest du evtl. noch die Quelle für mich?
Beides  IX A Boote - U 39 war im Juni 1939 von einem Übungseinsatz zurück nach Wilhelmshafen gekommen und U 41 wurde erst im April in Dienst gestellt, dazu beide auch frühe Kriegsverluste.


Gruß
Ulf
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Schorsch am 17 Juli 2022, 12:37:48
Hallo Ulf!

Zitat von: Strandurlauber am 17 Juli 2022, 11:59:02
(...)
Hättest du evtl. noch die Quelle für mich?
(...)
Jepp! E. Möller: "Kurs Atlantik - Die deutsche U-Boot-Entwicklung bis 1945", Motorbuch Verlag, Stuttgart 1995, S. 177 und 178.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 17 Juli 2022, 23:41:43
Sehr interessant wieder - danke euch! 
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 18 Juli 2022, 17:54:05
Moin,

zunächst noch ein Dankeschön an Schorsch, das Buch merke ich mir mal vor ...

Da ich es bislang noch nicht erwähnt habe, Helmuth Giessler (zumindes ist das die Schreibweise im genannten Buch; er hat  übrigens zusammen mit einem Bordkameraden noch eines über die Scharnhorst geschrieben), bzw. Gießler, wie er sich lt. der im Vorwort abgedruckten Unterschrift selber schrieb, ist auch in der Crewliste im HMA zu finden. Er war u.a. Navigationsoffizier und von März 42 bis April 43 1.Offizier auf der "Scharnhorst", Chef der Entwicklungsabteilung OKM/NWa und als Kapt.z.S. ab Oktober 1944 bis Kriegsende Kommandant der "Nürnberg" (bei Whitley "Deutsche Kreuzer im 2. Weltkrieg" ist Helmuth Gressler vermerkt - offenbar ein Schreibfehler).

Bezüglich der Zusammenarbeit mit der Luftwaffe erwähnt er zunächst, dass nach den ersten positiven Ortungs-Versuchen mit einem Funkmeßgerät, die Luftwaffe unterrichtet wurde und wie bereits erwähnt General Martini nach der Vorführung 12 der "Freya-Geräte" bestellte. Dieser Auftrag wurde dann sogar noch vom technischen Amt erweitert, sodass 1938 bei der Gema die Zahl der für die Luftwaffe gefertigten Geräte sogar die der Marine übertraf.
Das technische Amt der Luftwaffe begegnete aber diesbezüglich der Marine nicht mit der gleichen Offenheit.
Erst bei einer Besprechung im RLM wurde im November 1938 beiläufig erwähnt, dass bei Lorenz und Telefunken Entwicklungsaufträge für Funkmeßgeräte mit Wellenlängen von 50 und 60 cm liefen.
(Bei Telefunken führte die Entwicklung zum Fla-Schießgerät "Würzburg" mit 52 cm Wellenlänge und bei Lorenz zu einem 60 cm Gerät, das jedoch nicht in die Fertigung ging.)
Der eigentliche Zweck der Besprechung war, dass Problem der Kennung von Flugzeugen und Schiffen bei der Entdeckung durch Funkmeßgeräte zu erörtern.
Für die Marine war das rechtzeitige Erkennen, ob anfliegende Maschinen Freund oder Feind war, von ganz entscheidender Bedeutung.
Im ersten Weltkrieg konnte dieses Problem noch mit "Erkennungs-Signalen" (ES) gelöst werden.
Bis in die Dreißiger Jahren bestanden diese immer noch in optischen Signalmitteln, wie einem Kennbuchstaben als Anruf und einem anderen Buchstaben als Antwort. Die Signale wurde mit Scheinwerfer oder Signallampe in Morsebuchstaben gegeben oder aus pyrotechnischen Mitteln, also verschiedenfarbigen Signalsternpatronen als Anruf und andersfarbigen als Antwort.
Vom Signaloffizier wurden die in den ES-Vorschriften aufgeführten, täglich wechselnden ES auf der Brücke in eine vorbereitete Tabelle eingetragen.
Nach dem Aufbau der Luftwaffe behalt man sich zunächst damit, dass diese die ES-Vorschriften der Marine erhielt und die gleichen Signale einführte.
Bei den immer schnelleren Flugzeugzeugen und vor allem der wachsenden Reichweite der Funkmeßgeräte war jedoch bald mir optischen Mitteln kein sicheres Erkennen von Freund oder Feind mehr möglich.
Man musste zu einem Funk-Kenngerät übergehen, also gleichzeitig mit dem Aussenden eines Funkmeßimpulses ein "Anruf-Impuls" abgestrahlt und vom Flugzeug empfangen werden, auf den dann mit einem anderen Impuls geantwortet wurde.
Zweckmäßigerweise sollte dies automatisch und auf der Frequenz des Funkmeßgerätes erfolgen, und bei den beiden bisherigen Frequenzen der Gema-Geräte wäre das auch leicht möglich gewesen.  Nachdem aber sich die Luftwaffe aber auf zwei anderen Frequenzen festgelegt hatte, war eine solche einfache Lösung nicht mehr möglich, da die Wellenlängen 240, 80, 60 und 50 cm zu weit auseinander lagen.
An Bord der Flugzeuge konnte nur ein Anrufempfänger eingebaut werden, vier waren nicht möglich.
Die Verhandlungen zwischen Marine und Luftwaffe erweisen sich als überaus schwierig und führten bis Kriegsende nicht zu einer befriedigenden Lösung.
Die Marine musste schon aus reiner Selbsterhaltung auf jedes Flugzeug, dass sich einem Schiff näherte und nicht rechtzeitig zu erkennen gab, ohne Warnung schießen. Leider sind während des Krieges (besonders zu Beginn - siehe zum Beispiel kürzlich dazu (https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,36486.msg420171/topicseen.html#new)) eigene Flugzeuge wegen Fehlens oder nicht rechtzeitiger ES-Abgabe abgeschossen worden.
Es hat sehr lange gedauert, bis die Luftwaffe für diesen Zwang der Marine Verständnis zeigte.

Zumindest konnten Marine und Luftwaffe noch vor Kriegsbeginn eine Vereinbarung über einen ständigen, gegenseitigen Gedankenaustausch zu beiderseitigen Entwicklungszielen und -absichten vereinbarten.
Begonnen wurde die Zusammenarbeit mit dem o.g. Funkmeßgerät (Flak), dem "Würzburg-Gerät"
Die Anforderungen lauteten:
Entfernungsmessung von 1 bis 40 km mit Meßgenauigkeit +/- 25 m; Peilgenauigkeit für Seite und Höhe 1/16 Grad (d.h. bei 40 km ca. 44 m).
Die Meßwerte für bewegliche Ziele sollten mit gleichbleibender Genauigkeit über ein Weg/Geschwindigkeits-Getriebe ermittelt werden.
Für Winkelmessungen war eine Auswanderungsanzeige vorgesehen.

In der ersten Kriegszeit musste sich die Luftwaffe mit den wenigen aus Marinelieferungen abgezweigten "Freya-Geräten" behelfen, bis die ersten Geräte aus der eigenen Bestellung ausgeliefert wurden.

Über die anfänglichen Improvisationen und erste Kriegserfahrungen dann beim nächsten Mal.

Gruß
Ulf
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Axel Niestle am 19 Juli 2022, 09:39:07
Zitat von: Schorsch am 17 Juli 2022, 07:12:46

Zitat von: Strandurlauber am 17 Juli 2022, 01:01:28
(...)
Anfang 1939 lief die Serienfertigung der "Freya-Geräte" an und die Borderprobung der "Seetakt-Geräte" wurde fortgesetzt.
Im Sommer des selben Jahres wurden 2 U-Boote (Anmerkung: Weiß jemand welche das waren?) zu Versuchszwecken mit je einem Funkmeßgerät ausgerüstet.
...die Boote, nach denen Du fragst, waren U 39 und U 41.


Dazu sollte man vielleicht anmerken, dass die genannten Boote schiffbaulich dafür vorbereitet waren, aber der Einbau der Geräte m.W. nach nie stattgefunden hat und auch keine diesbezüglichen Versuche durchgeführt worden sind. Eine ausfahrbare druckfeste Spiegelantenne, wie sie für den Einbau nötig gewesen wäre, existierte zu diesem Zeitpunkt offenbar auch noch nicht. Somit handelte es sich bei den U-Bootanlagen mehr um Absichten denn Fakten. Erste fest eingebaute Anlagen kamen erst 1941 zum Einsatz.

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 20 Juli 2022, 14:10:14
Zitat von: Axel Niestle am 19 Juli 2022, 09:39:07
...
Dazu sollte man vielleicht anmerken, dass die genannten Boote schiffbaulich dafür vorbereitet waren, aber der Einbau der Geräte m.W. nach nie stattgefunden hat und auch keine diesbezüglichen Versuche durchgeführt worden sind. Eine ausfahrbare druckfeste Spiegelantenne, wie sie für den Einbau nötig gewesen wäre, existierte zu diesem Zeitpunkt offenbar auch noch nicht. Somit handelte es sich bei den U-Bootanlagen mehr um Absichten denn Fakten. Erste fest eingebaute Anlagen kamen erst 1941 zum Einsatz.

Moin,

stimmt, da irrt Gießler. Die beiden Boote (U 39, U 41) hatten  bereits bei Indienststellung taschenförmige Ausbuchtungen am Turmumbau zur Unterbringung der Dete-Geräte aber zum Einbau kam es nicht mehr. SKL-U rechete damit beim Einbau  Reichweiten von 6 - 7 km bei einer Peilgenauigkeit von 2°(200-250 m) zu erreichen.

Gruß
Ulf
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 21 Juli 2022, 00:00:54
Moin,

Bei Kriegsbeginn, wurden auf Veranlassung von Viezeadmiral Maertens, Chef NWa, alle fertigen Serien- und verfügbare Versuchs-Funkmeßgeräte an der Nordseeküste zum Einsatz gebracht.
Die bei AEG in Auftrag gegebenen Motordrehstände standen nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung. Daraufhin wurden in den Werkstätten der NVA Behelfsdrehstände gefertigt und so konnten die wichtigsten Standorte (Helgoland, Borkum und Sylt) in kurzer Zeit jeweils mit einem "Freya" und einem "Seetakt"-Gerät (zur Tieffliegerwarnung) ausgestattet.
Das gesamte Versuchspersonal der NVA und Gema wurden zur Bedienung und Ausbildung eingesetzt.
"Admiral Graf Spee" hatte das erste Versuchsgerät erhalten (FuMG 38G; im Gegensatz zu späteren Geräten mit 60 cm Wellenlänge, Ortung von Seezielen bis 25 km, Seitenpeilung +/- 5°). Dieses war behelfsmäßig in einer Haube über dem Vormars-Drehstand eingebaut und hat sich auch beim Schießen, u.a. gegen Zielschiff "Hessen" bewährt.
Die für die Schiffe vorgesehenen kombinierten E-Meß- und Funkmeß-Drehhauben aus der Bestellung (und Konstruktion) des Artillerie-Waffenamtes sollten nicht vor Anfang 1940  geliefert werden. Daher hat das NWa, die gleichen Behelfsdrehstände auch für die anderen schweren Einheiten vorgesehen und deren Fertigung beschleunigt.
So konnten von November 1939 an "Scharnhorst", "Gneisenau", "Hipper", "Blücher", "Admiral Scheer" und "Lützow" damit ausgerüstet werden.
Die Lieferung der vom AWa ebenfalls in Auftrag gegebenen Drehstände und FuMG für die Zerstörer war so weit zurückgestellt worden, dass NWa die NVA beauftragte, ähnliche Behelfsstände zu konstruieren.
Dabei erfolgte die Drehung des Spiegels anfangs mechanisch, später elektronisch (die Richtung wurde im Bedienraum von einem Kompensator abgelesen).
Damit konnten bis Frühjahr 1941 die Schlachtschiffe, Kreuzer, Zerstörer, Torpedoboote und einige weitere Einheiten wenigstens mit einem Funkmeßgerät ausgestattet werden.
Die Geräte wurden an Bord dem Funkabschnitt zugeteilt, da aber noch keine eigene Laufbahn und Schulen existierten, wurde die Ausbildung des Personals den einzelnen Kommandos überlassen.
Auf "Scharnhorst" wurde durch die Beziehungen Gießler's der Oberfunkmeister durch die Gema eingewiesen.
Die Befehlsübermittlungs-Fernsprecher wurden beim Einbau des Gerätes auf ihr wahlweise auf "Schiffsführung" und "Artillerie" geschaltet. So konnte es entweder der "Schiffsführung" zur Aufklärung, oder der "Artillerie" für den Waffeneinsatz zugeteilt werden.
Die "Seetakt-Geräte" hatten nur eine "Zackenanzeige" (A-scope), Entfernung und Richtung konnten nur am Gerät selber abgelesen werden. Sie wurden per Fernsprecher übermittelt und bei der Artillerie konnten die Entfernungswerte in den "E-Mittler" eingespeist werden.

Die Funkmeßgeräte wurden auf allen Einheiten bei E-Meß- und Schießübungen eingesetzt und auf Kriegsmärschen laufend zur Aufklärung rundum oder sektorenweise genutzt.
Man wollte möglichst schnell Erfahrungen sammeln uns Schwachstellen erkennen bzw. ausmerzen.

Neben weiteren Flugwarngeräten in den besetzten Gebieten, Dänemark, Norwegen und Frankreich, wurden auch Funkmessgeräte für die Fernkampfgeschütze an der Kanalküste vorbereitet, bei denen die Peilgenauigkeit auf +/- 0,5° verbessert wurde und die E-Meßgenauigkeit +/- 100 m betrug.

Gießler versucht dann noch einen Einblick zu geben, wie man  versuchte sich an die technischen Möglichkeiten heranzutasten. Schon  ab November 1939 wurde im KTB der "Scharnhorst" stets vermerkt, ob das damals noch "Dete-Gerät" genannte Funkmeßgerät eingeschaltet, ausgeschaltet oder ausgefallen war.
Letzteres war z.B. im Gefecht mit dem Hilfskreuzer "Rawalpindi" der Fall, Ursache Erschütterungen und Feuchigkeit, eine Reparatur mit Bordmitteln war nicht möglich.
Weitere lehrreiche Erfahrungen machte man während "Weserübung" als "Scharnhorst" und "Gneisenau" am 9. April 1941 morgens, westlich der Lofoten mit Kurs 310° und 12 kn fuhren. Nach Osten war der Himmel klar  im Westen hingen tiefe Regenwolken. Während der Navigationsoffizier ein Sternenbesteck zu nehmen versuchte, kam gerade noch rechtzeitig über Ultrakurzwelle von "Gneisenau" Funkspruch "Alarm", und der N.O. sah wenige Augenblicke später im Spiegel seines Sextanten die Abschlüsse schwerer Geschütze. Es stellte sich heraus, dass das eigene Funkmeßgerät infolge der starken Witterungseinflüsse "verstimmt" war, der Fehler aber schnell beseitigt werden konnte. Im folgenden Gefecht war "Renown" infolge von Schneeböen und aufliegenden Wolken mit optischen Mitteln oft nicht meßbar, so dass es für den Artillerieoffizier von großem Wert war, dann auf das Funkmeßgerät zurückgreifen zu können.
Es war das erste Mal, dass ein Funkmeßgerät einen Gegner bei Nacht rechtzeitig orten konnte und der Verband die Freiheit des Handelns behielt.
Er schreibt weiterhin, das die "Admiral Hipper" während der Norwegenunternehmung April 1940 bei der Einfahrt nach Drontheim mit Erfolg Gebrauch von seinem Funkmeßgerät  machte. Ebenso beim Angriff im Februar 1941 auf einen Geletzug im Atlantik, den er nachts unerkannt umkreist und die Zusammensetzung so genau ermittelte, dass bei Tagesanbruch 7 von 19 Schiffen versenkt und weitere 2 schwer beschädigt wurden.
Auch beim Atlantikunternehmen der beiden Schlachtschiffe von Januar bis März 1941 zeigte sich die Bedeutung der Funkmessgeräte für den Einsatz, als beim ersten Durchbruchversuch südöstlich von Island ein englischer Aufklärungsstreifen von "Scharnhorst" auf 144 hm festgestellt wurde und beide ohne gesichtet worden zu sein ablaufen konnten.
Beim entgültigen Durchbruch durch die Dänemarkstraße konnte dank rechtzeitiger Ortung einem feindlichen Kreuzer oder Hilfskreuzer wiederum unbemerkt ausgewichen werden.
Im Atlantik wurde es dann  Routine, dass beide Schiffe weit auseinandergezogen die Geleitzüge auf den vermuteten Wegen suchten und bei Nacht wieder zusammenschlossen.
Das Aufeinanderzulaufen erfolgte bei völliger Dunkelheit nur mit Hilfe von Funkmeß. Sobald der übliche Abstand erreicht war, drehte das Flaggschiff auf den befohlen Kurs, "Scharnhorst setzte sich nur mit Funkmeß dahinter.
Dieses Manöver soll mit hoher Fahrt völlig sicher ausgeführt worden sein.
Im Verlauf der Unternehmung wurde auch ein abgeblendet fahrendes Handelsschiff auf 200 hm mit Funkmeß aufgefasst und darauf zugehalten, bis es bei 2000 m abdrehen und funkte, worauf es mit Scheinwerfern und unter Feuer genommen wurde.
Im KTB und sonstigen Berichten über diese von Vizeadmiral Lütjens geführte Operation, ist der umfassende Einsatz der Funkmessgeräte  mehrfach hervorgehoben worden.
Auch wenn der Wert der Funkmeßgeräte erkannt wurde findet sich lt. Gießler aber in allen Befehlen und Weisungen der SKL und Marine-Gruppenkommandos bis zur "Rheinübung" nicht ein Wort oder ein Hinweis zu der durch Funkmeßgeräte erheblich geänderte taktische Lage.
Bis dahin gab es zwar noch keinen Anhalt, dass die Briten ähnliche Geräte besaßen, aber da der Stand der Hochfrequenztechnik dort auf vergleichbarem Level war, musste damit gerechnet werden, dass diese auch solche Geräte zum Einsatz bringen würden.
Auf "Scharnhorst" wurde bei jedem Zusammentreffen mit britischen Seestreitkräften darauf geachtet, ob ähnliche Gebilde wie die eigenen "Matratzen" zu erkennen waren.


Gruß
Ulf
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 21 Juli 2022, 13:56:32
Vielen Dank Ulf!

Mich würde besonders noch der FunkmessEinsatz während Rheinübung direkt interessieren. Gibt es dazu Berichte/KTB's wie insbesondere Bismarck geschossen hat? Dänemark Straße, Zerstörer Nacht, Endkampf.

Mr. Saxton behauptet dass Bismarck beide vorderen FuMO's vor Dänemark Straße verlor und beide zum Abend 24.5 wieder klar hatte. PE mittelte zw Optisch & Funkmess. Bismarck schoss per Funkmess gegen die nachts angreifenden Zerstörer ziemlich genau. Der Freiherr erwähnt glaub ich in seinem Buch nur einmal Funkmess - im Endkampf als Ergänzung Optisch.

Was ist da dran? Gruß Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 29 August 2022, 20:43:15
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 14 Juli 2022, 23:55:13
Was genau ist eine Messkette? Taucht in dem Buch häufig auf der Begriff - erschließt sich mir aber nicht so recht.
...ich habe mir noch mal die Messkette vorgenommen, zumal man in der Literatur und in web-Texten ab und an auf diesen Begriff stößt. Wie in den vorherigen posts bereits beschrieben, dient die Kette zum Verbessern der Entfernungsermittlung (fein). Im Vergleich zum heutigen modernen Verständnis dieses Begriffes ist die Messkette bei den alten Funkmessanlagen - speziell der Firma GEMA - ein einzelnes Gerät. Je nach Anlagentyp, Entwicklungsstand und Integrationsgrad - versehen mit den Kürzeln ,,O" oder ,,OK".
Unten eine Beschreibung der Kette nach meinen Recherchen, meinem Verständnis und mit meinen Worten – in der Zeitform Präsens.

Was ist die Messkette?
Technisch stellt die Messkette mehrere zu- und abschaltbare kalibrierte Phasenschieber dar, die mit definierten Reichweitenschritten und drei mechanischen Zählwerken die Zielentfernung anzeigen. Die elektrischen Hauptkomponenten bestehen aus Verzögerungs- bzw. Laufzeitelementen mit LC-Gliedern – also Induktivitäten und Kapazitäten in Form von Ringkernspulen, Kondensatoren sowie entsprechenden Keramiktrimmern (zur internen Feinabstimmung). Durch die Wahl von LC-Gliedern an Stelle von RC (mit ohmschen Widerständen) arbeitet die Kette weitgehend frequenzunabhängig und mit einer recht konstanten Ausgangsspannung (nach GEMA). Die Messkette als gesondertes Gerät ,,O" (bei ,,Freya") bzw. ,,OK" (bei ,,Seetakt", ,,Mammut" und ,,Wassermann") wurde zwischen dem Oszillator, also dem Schwingungserzeuger für die Tast- bzw. Impulsfolgefrequenz (,,Summer" oder ,,Tongenerator" für z.B. 500, 1000 oder 2000 Hz) und dem Ablenkverstärker der Horizontalplatten der Kathodenstrahlröhre gesetzt. Die Kopplung der verschiedenen LC-Glieder und der mechanischen Zählwerke erfolgt durch Stufen- und Nockenschalter, teils mit Malteserkreuzverzögerung (ähnlich einem alten Kinoapparat).

Blockschaltbild (,,DeTe"-Gerät), die Messkette befindet sich unten links (eingebetteter Link: cdvandt.org)
(https://www.cdvandt.org/Mammut-Wassermann-Seetakt-Funktionsprinzip-medium-30-5.jpg)

Was bewirkt die Messkette?
Die Messkette ist Teil der optischen Anzeigen im Funkmessgerät, speziell des s.g. E-Rohres (Entfernungsmessrohr (fein) mit Kathodenstrahl- bzw. Braunscher Röhre und Horizontalauslenkung, engl.: A-scope). Weitere Schirme sind u.a. das Grob-Übersichtsrohr und das Fein-Übersichtsrohr.

Das E-Rohr zeigt einen Ausschnitt des Gesamtentfernungsbereiches (z.B. 0-200 km). Mittels einer variablen Zeitverzögerung durch Phasenschieber wird der Start- und Endzeitpunkt der Horizontalauslenkung gegenüber dem Sendeimpuls festgelegt – Ausschnittsbreite ca. 60 km – ähnlich einer Lupe (Anm.: dieser Vorgang findet m.E. im Ablenkverstärker statt). Mittig im E-Rohr ist eine extern eingeblendete Lichtmarkierung sichtbar (senkrechter Strich, siehe Bild 3 unten; AEG-Patent Nr. 891 577 (https://www.cdvandt.org/DE891577.pdf)).

Nach der ,,Nullung" (siehe weiter unten) kann mit der Messkette der Ausschnitt für die eigentliche Messung in Intervallen von 0,05 km, also 50m, über die Lichtmarkierung verschoben werden. Dabei werden verschiedene LC-Glieder zusammengeschaltet oder getrennt (B-, C-, D- und E-Glied der Kette). Mit den einzelnen Schaltstufen überstreicht der Bediener unterschiedliche Entfernungsbereiche. Jede der o.g. Glieder wird mittels Stufen- und Nockenschaltern sowie Schleifern zu- oder ab-, aber auch zusammengeschaltet. Gleichzeitig werden die mechanischen Zählwerke angetrieben, die die genaue Entfernung an Skalen anzeigen.
--/>/> klick (https://www.cdvandt.org/images5/Mammut-Wassermann-5-Messkette-300.gif) (hier das gesamte Schaltbild vom ,,OK")


Wie wird die Messkette bedient?
Vor der Messung ist eine Nullung bzw. Justierung notwendig. Hierbei wird der Tast- bzw. Startimpuls (Sendezacken) so lange mittels Verzögerungs- bzw. Phasenschieberschaltung verschoben, bis er in der Mitte des Schirms liegt (u.a. unter Zuhilfenahme einer Nulltaste in der Messkette bei Gerät ,,O"). Deckt sich der Sendezacken mit der Lichtmarkierung und stehen die drei Skalen in der Ausgangstellung, ist die Nullung erfolgt.

Die ungefähren Zieldaten werden vom Grob-Übersichtsrohr geholt. Eine Zielerkennung ist dabei sehr von den Erfahrungen und Ausbildung der Bedienmannschaft abhängig. Danach wird mit der Messkette der (ausgewählte) Zielzacken im E-Rohr soweit verschoben, bis dieser sich mit der Lichtmarkierung deckt. Zeitgleich dreht die Mechanik die Entfernungsskalen auf den entsprechenden Entfernungswert. Die Bediener brauchen hierfür nur ein Stellrad zu drehen, um sowohl die Elektrik der Messkette, die Mechanik der Zählwerke (samt Übertrag) als auch die Bereichsumschaltung zu bewerkstelligen.


Vollständiges Bild: draufklicken (eingebetteter Link: cdvandt.org)
(https://www.cdvandt.org/images5/Mammut-Wassermann-Entfernungeicung-Lichtmarke1-36.gif)

Der hohe technische Aufwand der Messkette und deren Integration in das System der Funkmessanlage ist dem Anspruch geschuldet, mittels elektronischer Zielanzeige eine sehr genaue mechanische bzw. elektromechanische Entfernungsablesung unter breiten Einsatz- und Betriebsbedingungen zu gewährleisten. Hintergrund ist die Ablehnung der Kriegsmarine gegenüber der GEMA gewesen, Braunsche Röhren als Messgeräte zu verwenden – bereits vor dem WKII ... für Anzeigen ja (da konnte sich die GEMA peu-á-peu durchsetzen), für Messungen nein. Andere deutsche Hersteller von Funkortungsgeräten (Lorenz, Telefunken, AEG, Siemens) brauchten für ihre Anlagen diesen ,,Umweg" nicht zu gehen ...

Verlinkte Bilder: horst-beck-collection.com
--/>/> klick (http://horst-beck-collection.com/hbc-wp/wp-content/uploads/formidable/6/R2-W-Freya-3a.jpg) (Das Gerät ,,OK", die Messkette)
--/>/> klick (http://horst-beck-collection.com/hbc-wp/wp-content/uploads/formidable/6/R2-W-Freya-3b.jpg) (die geöffnete linke Seite des Gerätes. Gut zu erkennen die Ringkernspulen, die Kondensatoren und die Keramiktrimmer)
--/>/> klick (http://horst-beck-collection.com/hbc-wp/wp-content/uploads/formidable/6/R2-W-Freya-3c.jpg) (die rechte Seite. Hier eine ähnliche Dichte an Bauelementen)

Unten weitere Bilder:
Bild 1: die Messkette (Ausriss aus pdf-Datei ,,TME 11-219 Allied report of April 1945 on German Radar", Q: cdvandt.org)
Bild 2: der Messvorgang (Ausriss aus pdf-Datei: DV-291 ,,Funkmessgerätekunde" OKM, Q: cdvandt.org)
Bild 3: Beispiel der Lichtmarke. Sie wird mittels einer Soffittenlampe und Spaltblende von Aussen (von oben) auf das Schirminnere projiziert (Q: cvandt.org)

Soweit für den Moment. Ich hoffe, ich konnte etwas zum Verständnis dieses Systems beitragen.

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Spee am 29 August 2022, 21:33:12
Servus,

bitte weiter so!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 29 August 2022, 22:10:01
Hallo Olpe - sensationell! Danke dir vielmals - obwohl ich natürlich nur die Hälfte verstehe. Muss mir das mehrmals durchlesen. Sehe zum ersten Mal Teile dieser Systeme.

Kann man grob zusammen fassen: die deutschen Geräte waren schon relativ leistungsfähig aber alles stieg oder fiel mit dem eingeschifften bzw ausgebildeten Bordpersonal dafür?

Im GEMAbuch steht dass es zT beträchtliche Ausbildungsrückstände gab und erst nach und nach Bordpersonal (aus dem Funkbereich glaub ich) dafür antrainiert wurde.

Dann noch die individuellen Präferenzen der Schiffskommandaten - Funkmess nutzen oder lieber aus bzw nur sporadisch zwecks unsichtbar bleiben.

Und die Geheimhaltung vereinfachte das Ganze auch nicht grad wenn richtig in Erinnerung.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Big A am 29 August 2022, 22:11:15
 top :MG:

Klasse - das kapiere sogar ich :MG:

Danke, Olaf

Axel
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Big A am 29 August 2022, 22:13:48
ZitatDann noch die individuellen Präferenzen der Schiffskommandaten - Funkmess nutzen oder lieber aus bzw nur sporadisch zwecks unsichtbar bleiben.

Dafür gibt es auch in anderen Marinen (leider) viele Beispiele.

Axel
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 30 August 2022, 00:41:17
Spielt in der gleichen Liga wie einst Ufos Beitrag zum Thema Panzerung. Ganz vielen Dank, auch wenn ich es mir vorsichtshalber gleich nochmal durchlesen werde.  :TU:)
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Schorsch am 30 August 2022, 07:56:42
Hallo olpe!

Danke für die Zusammenfassung des Funktionsprinzips der Messkette. Leider sind Dir ein paar Schreibfehler in der Liste zu den verschiedenen Gliedern der Messkette unterlaufen, die vielleicht korrigiert werden sollten.

Zitat von: olpe am 29 August 2022, 20:43:15
(...)

  • das B-Glied enthält 19 Kettenglieder (Schaltstufen) für Entfernungen von 0 bis 0,95 km
  • das C-Glied enthält 5 Kettenglieder für Entfernungen von 1 bis 9,95 km (B und C zusammen)
  • das D-Glied enthält 9 Kettenglieder von 10 bis 99,95 km (B, C und D zusammen)
  • das E-Glied enthält 2 Kettenglieder von 100 bis 199,95 km (B, C, D und E zusammen)
(...)

Insgesamt aber ganz großes Kino! top

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 30 August 2022, 11:10:54
Danke

Was vielleicht noch "wichtig" ist

Die mit Messkette erreichbare Ablesegenauigkeit ist unabhängig von der Entfernung immer gleich hoch.

Voraussetzung für dieses Gerät ist eine sehr hohe Signalqualität des gesendeten/zurückgeworfenen Impulses; die nur mit den TS... Trioden erreichbar war.

Magnetrons im Vergleich dazu  haben eine "schlechte" Signalqualität - mit denen sind Phasenverschiebung als auch Phasenänderung(Doppler effekt) nicht bzw nicht gut messbar. und es muss auf andere Verfahren zur Zeitmessung zurückgegriffen werden.

Der Dopplereffekt kann z.B. auch dazu genutzt werden um bestimmte Störsignale auszufiltern oder die Geschwindigkeit des Zieles in Bezug auf das Messgerät direkt zu messen.

Das ausgesendete Signal ist ein streng dreieckiges Signal. Die Entfernung wird am Maximum genommen. Signale von 2 naheliegenden Zielen können daher ineinanderlaufen, ohne das sie "ineinander Verschmelzen". Ungeachtetet  bestehen Problem mit mehreren "individuellen Sprungstellen", da ein Schiff in der Regel kein einzelnes Echo produziert, sondern aus einer Vielzahl individueller Reflexionsflächen besteht, die sich bei Winkelveränderung in der individuellen Signalstärke stark verändern können.

Probleme stellen ebenfalls die verhältnismäßig geringe Leistung des individuellen Impulses als auch die verhältnismäßig große Wellenlänge, die eine breite Auffächerung (~5°) bei normalen Antennengrößen bewirkt, dar.


Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 30 August 2022, 14:21:47
Hallo Schorsch,
Zitat von: Schorsch am 30 August 2022, 07:56:42
Leider sind Dir ein paar Schreibfehler in der Liste zu den verschiedenen Gliedern der Messkette unterlaufen, die vielleicht korrigiert werden sollten.
... klar, B- und C-Glieder sind zusammengeschaltet, sind dann 10 ... Danke für den Hinweis ... unten korrigiert ... :-) ...

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 30 August 2022, 18:09:14
Kann man denn aufgrund der neuesten "Aktualisierungen" schon Schlüsse ziehen bezüglich der artilleristischen Tauglichkeit der dt. FuMO's?

Laut GEMA wurden alle Seetakt ab Anfang '41 mit dem Feinpeilzusatz ausgerüstet - ungefordert von der Marine noch zu dieser Zeit. Thoddy hat Schaltbild davon sowie eines Aufschlagmessgerätes gezeigt.

In Freiburg scheinen die meisten diesbezüglichen Unterlagen undigitalisiert. Die Frage ist - hat sich da vor Ort schonmal jemand drin vergraben?

In den KTB's die ich zuletzt durchwälzt habe wird stets die Unverzichtbarkeit erwähnt und auch zT artilleristischer Gebrauch - meist aber undefiniert. Die beiden direkten Beschreibungen: Hipper gegen Glowworm 1940 optisch - ohne Sicht per EM2. Scharnhorst Anfang 1941 - EM2 wunderbar aber direkte Schusswerte SA in der Peilung zu ungenau.

Hab so ein Bauchgefühl dass die Geräte schon blindfeuerfähig waren aber die Bedienung extrem komplex und aufwendig. Viele Sachen mussten manuell eingestellt/eingeregelt/ausgewertet werden was bei Nachkriegs- oder alliierten Modellen evtl automatisiert war. Dazu der Ausbildungsrückstand - wirkliche "Spezialisten" die die kompletten Fähigkeiten der Systeme ausnutzen konnten waren rar..

Was sagt ihr dazu?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 30 August 2022, 18:50:44
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 29 August 2022, 22:10:01
Kann man grob zusammen fassen: die deutschen Geräte waren schon relativ leistungsfähig aber alles stieg oder fiel mit dem eingeschifften bzw ausgebildeten Bordpersonal dafür?
... dem kann man durchaus zustimmen ... die technischen Finessen der Geräte und die Verfahren (für Marine und Luftwaffe) konnten sich schon sehen lassen. Allerdings hakte man sich in der Phase von 1934 bis ca. 1943 im Meter- und Dezimeterbereich bei Frequenzen von 125 MHz (2,3 m) bis knapp 600 MHz (50 cm) fest. Zielgerichtete und nachhaltige Forschung und Entwicklung höherer Frequenzen bzw. niedrigerer Wellenbereiche (> 1 GHz, < 30 cm) unterblieben durch die zivilen und militärischen Stellen. Da wachte man erst mit dem Fund des ,,Rotterdam"-Gerätes (,,H2S" mit Resonanz-Hohlraummagnetron) auf ...

--/>/> klick (https://cdvandt.org/AGR%20Index.pdf) (Inhaltsverzeichnis der Sitzungsprotokolle Arbeitsgemeinschaft ,,Rotterdam", initiiert von General Martini 1943)

Ohne gründlich ausgebildetes Personal in Sachen Bedienung, Wartung/Justage, Reparatur, Logistik funktioniert ein technisch hochentwickeltes System nicht bzw. nicht ausreichend effizient und optimal ... egal ob an Bord oder an Land ...

Zitat von: Leopard2A6EX am 29 August 2022, 22:10:01
Und die Geheimhaltung vereinfachte das Ganze auch nicht grad wenn richtig in Erinnerung.
... nun, das ist nicht unnormal. Sowohl in den Geschäftsbeziehungen der Hersteller von Funkmesstechnik zu den Marine- und Luftwaffendienststellen als auch zwischen den Herstellern untereinander und den Instituten kamen die Geheimhaltungsforderungen deutlich zum Tragen. Im GEMA-Buch klagen die beiden Protagonisten und Gesellschafter Paul-Günter Erbslöh und Hans-Karl Freiherr von Willisen nicht nur einmal über diese Einschränkungen ...
Und innerhalb der Marine bzw. Luftwaffe war das Thema Geheimhaltung für das Militärpersonal sicher noch deutlich schärfer ...

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 31 August 2022, 09:38:48
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 30 August 2022, 18:09:14
... bezüglich der artilleristischen Tauglichkeit der dt. FuMO's?
... ein kleiner Mosaikstein hierzu:
Fachvorträge über Schiffsfunkortung beim Oberkommando der Kriegsmarine vom 9. - 10.3.1944

Hier: ,,Erprobungserfahrungen für den Ortungsdienst" von Korvettenkapitän Gießler, Unterpunkt 3.
--/>/> klick (https://www.cdvandt.org/OKM%20Kapt%2011.pdf)

Wie so häufig, klaffen zwischen Entwicklung/Musterbau der Anlagen und dem Tauglichmachen für den Seeeinsatz einige Lücken, von der Zuverlässigkeit der Gerätschaften ganz abgesehen.
Leider fehlen im Text die angekündigten Erprobungsergebnisse von ,,Z-35" und ,,PRINZ EUGEN" sowie auch Zahlen ... wohl aus Geheimhaltungsgründen sind die Stellen weiß geblieben ...

Soweit.
Grüsse
OLPE

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 31 August 2022, 11:21:59
Moin,

Es dürfte sich dabei um den bereits erwähnten späteren KptzS Helmut Gießler handeln.
1943 auf Scharnhorst 1. Offizier und letzter Kommandant der Nürnberg (siehe im HMA).
Wenn ich es mir richtig gemerkt habe, hat er mit der Nürnberg gegen Kriegsende noch Zielschießen mit Einsatz Funkmessgerät gegen Zielschiff Hessen durchgeführt.
Leider habe ich da keine Einzelheiten und z.Zt. auch nicht die Möglichkeit zu recherchieren.

Weiß jemand ob aus der Zeit das KTB der Nürnberg vorhanden ist?

Gruß
Ulf
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 31 August 2022, 11:49:51
Danke euch wieder - speziell Olpe! Ich sauge diesen Thread förmlich auf. Hoffe hier ist noch nicht Schluss..

Werde bei INVENIO mal nach den Nürnberg-KTB's gucken..
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 31 August 2022, 12:07:25
KTB Leichter Kreuzer Nürnberg

PG 48344b --> 15.12.1944-15.01.1945
PG 48344c --> 01.-28.02.1945

Darin keine Erwähnung eines Zielschießens.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 31 August 2022, 16:25:56
Moin,

hab nochmal nachgelesen. Der Kommandant (Gießler) schreibt über 25 Jahre nach den Ereignissen etwas ungenau (bezüglich Zeitpunkt).

"Der Kreuzer "Nürnberg" hat im Dezember 1944 das letzte Schießen der deutschen Kriegsmarine auf das Zielschiff "Hessen" dazu benutzt, um ein kombiniertes Artillerie- und Torpedoschießen nur nach Funkmeß durchzuführen. Hierzu waren die Feuerleitgeräte der Artillerie und der Torpedowaffe mir Bordmitteln an das Funkmeß-Gerät angeschlossen. Die Werte flossen laufend in die beiden Feuerleitanlagen ein. Der Fernlenkleiter hatte für "Hessen" freies Manöver, d.h. er konnte Kurs und Fahrt innerhalb des Schießgebietes beliebig ändern. Die Ergebnisse waren sehr gut. ein solches Schießen war bis zu diesem Zeitpunkt, so weit bekannt, noch nicht durchgeführt worden. Sicherlich hätten im Laufe der Kriegsjahre durch Versuche wesentliche Erfahrungen gesammelt werden können, wenn diese energischer angestrebt worden wären."

@ Thorsten: wenn im KTB der zweiten Dezemberhälfte nichts steht, weißt du evtl. ob das der ersten Hälfte verfügbar ist?
Ich schau mal ob ich es noch etwas genauer eingrenzen kann ...

PG 48344b --> 25.12.1944-15.01.1945 - für die anderen 24. Tage noch keinen Fund ...

Gruß
Ulf


Nachtrag:
mögliche weitere Quelle, falls das KTB erhalten und verfügbar ist.
S 23 lief am 29. März 1913 bei der F. Schichau-Werft in Elbing vom Stapel und wurde am 1. November 1913 erstmals in Dienst gestellt. Es nahm innerhalb der Torpedobootsstreitkräfte am Ersten Weltkrieg teil und wurde 1918 zur Geleitflotte überstellt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Boot von der Reichsmarine übernommen. Am 16. März 1932 erhielt das Boot die Bezeichnung "T 23" und am 17. April 1939 "T 123". Es wurde als Schul- und Torpedofangboot eingesetzt, bis es 1939 zum Fernlenkboot und Schnellschlepper für das Fernlenkschiff "Hessen" umgebaut wurde. Es ersetzte die bisherige "Komet" ( T 151) und übernahm gleichzeitig deren Namen. "Komet (T 123)" war bis Kriegsende im Fernlenkverband im Einsatz. Nach Kriegsende wurde das Schiff russische Beute. Das weitere Schicksal ist unbekannt.
(Aus Lexikon der Wehrmacht)

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 31 August 2022, 17:07:26
Zitat@ Thorsten: wenn im KTB der zweiten Dezemberhälfte nichts steht, weißt du evtl. ob das der ersten Hälfte verfügbar ist?

Bei Nara:
4 May 1943-24 Dec 1944: no information available
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 31 August 2022, 20:15:52
Moin,

unter RM 134 90  KTB Nürnberg 01.03.-15.04.1945 mit Hinweis auf ein geplantes weiteres Übungsschießen, dazu Munition übernommen, aber lagebedingt (fehlende Sicherungsstreitkräfte) nicht mehr durchgeführt.

Leider für den o.g. Zeitraum bislang nichts gefunden.

Gruß
Ulf

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 31 August 2022, 20:46:00
Am Nachmittag und Abend des 20.12.1944 findet bei Bornholm ein Tag- und Nachtkaliberschießen mit den 15 cm Türmen statt, ab 23.00 Uhr ein Nachttorpedoschießen.
Quelle: HARNACK, SONNTAG, Kreuzer NÜRNBERG

Vermutlich bei dieser Gelegenheit fand das bei GIESSLER, S. 87 ff., erwähnte Funkmessschießen gegen HESSEN statt.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 01 September 2022, 20:49:54
KTB Nürnberg aus diesem Zeitraum beginnt erst 25.12.44. Auslaufen Zielschießen aber 18.12. Dieser Zeitraum bis 1943 zurück ist bei invenio nicht erfasst. Nur diese Zeitungsausschnitte Anfang 50er: Gießler - ich übergab Ng den Sowjets. Da wird das Schießen mit "dem neuen Hochfrequenzgerät" erwähnt und als erfolgreich beschrieben.

Darf ich die Anhänge posten? Ich lösche sie sonst wieder!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 01 September 2022, 21:25:31
gem. HARNACK /SONNTAG:
18.12.1944, gegen 14:00 Gotenhafen ausgelaufen, nach 30 min. mit HANSA in Kiellinie gefahren, M-Boote vorgesetzt, Marsch nach Westen und abends von starken Fliegerverbänden überflogen, die kurz nach 21:00 Gotenhafen angriffen
19.12.1944 vormittags in Swinemünde eingelaufen und am F.d.Z.-Gelände festgemacht, dort bis zum Abend Übungstorpedos übernommen
20.12.1944 gegen 13:00 abgelegt und ausgelaufen, danach wie bereits oben zitiert
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 01 September 2022, 21:38:57
Jup - nur in Bezug auf die alleinige Nutzung von Funkmess in diesem oder einem Teil des Schießens waren wir uns noch nicht ganz einig glaub ich. Sicherlich wäre ein KTB dahingehend wünschenswerter aber gehen wir mal von aus dass Herr Gießler nach dem Krieg sich richtig erinnert.. 😊

Ein Hohentwiel Gerät wurde 2.1.1945 in Swinemünde an Bord genommen + ein FuMG Spiegel.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 02 September 2022, 00:06:01
Austausch des alten FuMO 25, mit dem offensichtich noch das HESSEN-Schießen erfolgte, gegen das neuere FuMO 33
Einbau Hohentwiel-K
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 02 September 2022, 09:35:46
Laut navweaps/Sieche verblieb das 25 am vorderen Aufbau - das Hohentwiel wurde zusätzlich auf dem Großmast installiert.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 02 September 2022, 10:20:25
Erwin SIECHEs Radarartikel erschien Mitte der 1980er - Jahre in WARSHIP und war damals eine absolut bemerkenswerte Arbeit, nach fast 40 Jahren Forschung entspricht sie heute aber nicht mehr dem State of the Art.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 02 September 2022, 13:22:22
Ok - alles klar!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 03 September 2022, 15:49:16
Ich glaube nicht, dass Hohentwiel als Schießgerät tauglich war.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 03 September 2022, 16:06:25
Fand denn der Tausch 25 - Hohentwiel statt oder wie laut Sieche 25 weiterhin vorn und Hohentwiel auf Großmast für Rundsuche?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 08 September 2022, 15:15:37
Hallo,
Zitat von: Thoddy am 03 September 2022, 15:49:16
Ich glaube nicht, dass Hohentwiel als Schießgerät tauglich war.
im Hinblick auf die Genauigkeit der Anlage ist das aus technischer Sicht in der Tat fraglich. Hierzu einige Gedanken, u.a. aus Fritz Trenkles: ,,Die deutschen Funkmeßverfahren bis 1945":
Vorteil der Geräte: sie waren relativ klein und konnten auf Einheiten unterschiedlicher Größe der Marine eingerüstet werden.

Soweit.
Grüsse
OLPE

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 09 September 2022, 06:41:03
Danke dir wieder Olpe! 💪

Hab mir den Trenkle jetzt bei Amazon bestellt. Wird mein drittes RadarBuch nach dem GEMA/Kroge und Radarstory/Bekker.

Trenkle hat ja soviel noch - Funkpeilung/Ortung etc. Aber das übersteigt mein Budget derzeit..
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 09 September 2022, 16:13:35
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 09 September 2022, 06:41:03
Danke dir wieder Olpe! 💪
... :MG: ...

Zitat von: Leopard2A6EX am 09 September 2022, 06:41:03
Hab mir den Trenkle jetzt bei Amazon bestellt. Wird mein drittes RadarBuch nach dem GEMA/Kroge und Radarstory/Bekker.
... ein gutes und kompaktes Buch zum Thema der deutschen Funkmessentwicklung ... rd. 200 Seiten kompakte Information von jemandem bei dem man merkt, dass er mit beiden Beinen voll in der Materie steckt ...

Zitat von: Leopard2A6EX am 09 September 2022, 06:41:03
Trenkle hat ja soviel noch - Funkpeilung/Ortung etc. Aber das übersteigt mein Budget derzeit..
Tip: Fernleihe über eine Bibliothek ...

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 10 September 2022, 01:21:09
Ich bin gespannt - soll Montag oder Dienstag da sein. Der Rest nächstes Jahr. Vorher müssen noch Malte Gaack's Reihe und Antonio's Tirpitzbände 😳

Deine Angabe von cdvandt.org war auch gut - war da schon mal drüber gestolpert aber das war mir auf den ersten Blick zu komplex und unübersichtlich. Werde mich da jetzt aber mal durchwühlen! Zum FuMO 81 Berlin jetzt schon ne Menge gefunden zB..
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 10 September 2022, 10:26:23
Moin in die Runde

Ad #121
NÜRNBERG hatte zuletzt ein FuMO 33 (also breite Antenne) auf dem Mastausleger am Gefechtsmast.
Dies erkennt man gut auf dem Überführungsbild Kopenhagen > Wilhelmshaven auf IWM: C 5341.
Auf den meisten anderen Fotos 1944/45 ist die Antenne nicht quer erfasst, so dass schlecht abzuschätzen ist, ob es sich um die kleinere Antenne des FuMO 25 oder um die breitere des FuMO 33 handelt.
Das FuMO 33 dürfte sie im Frühjahr 1944 erhalten haben.
Auf dem IWM-Bild sieht man auch, dass das Hohentwiel nicht am Großmast angebracht war, sondern als Topp auf einem Stengenmast, der - etwas aus der Schiffsmitte nach Stb versetzt - vor dem achteren Stand positioniert war.

Die britischen Untersuchungen des Schiffes und Vernehmungen ergaben übrigens, dass das Hohentwiel (in der Akte phonetisch als 'Hotwil' notiert) bis Kriegsende nicht mehr einsatzfähig wurde.
Bilder zeigen, dass NG neben den FuMOs die Antennen FuMB Ant 6 'Palau' und zwei FuMB Ant 4 'Sumatra' fuhr.
Nach den britischen Angaben soll das FuMB das FuMB 24 'Fliege' gewesen sein; dazu gab es noch eine 'Wespe', also wohl FuME 1 (siehe TNA: ADM 1/17353).

Gruß - Hägar
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 10 September 2022, 14:59:56
Hallo Hägar - danke für deine Infos! Gibt es technische Daten zum FuMO33 bzw in wie fern unterscheidet es sich leistungsmäßig vom 25er?

Das 25er war nicht rotierend wie man anhand der freien Aufhängung vermuten könnte sondern schwenkbar - glaube 35-325Grad oder sowas. So auch das 33er?

Gruß Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Rudergänger am 10 September 2022, 16:04:35
Hallo,
ich habe folgende Bücher von Trenkle digitalisiert.
Trenkle, Fritz       Die deutschen Funkführungsverfahren bis 1945
Trenkle, Fritz       Die Deutschen Funk-Navigations- und Funk-Führungsverfahren  bis 1945
Trenkle,Fritz       Die deutschen Funkstörverfahren bis 1945
Trenkle,Fritz       Die deutschen Funklenkverfahren bis 1945
Trenkle,Fritz       Die deutschen Funkmeßverfahren bis 1945
Trenkle,Fritz       Die deutschen Funkpeil-und Horchverfahren bis 1945
wenn Bedarf besteht kann ich diese gerne zur Verfügung stellen.
Leider ist mir eine Verteilung dank meiner rudimentären Computer Kenntnisse nicht möglich. :BangHead:
Wenn das jemand von den Experten übernehmen würde, schicke ich die Datei auf einen Datenträger.
Außerdem habe ich verschiede Janes All The Worlds Fighting Ships digitalisiert. Der aktuelste Band ist 2015-2016.

Wenn also Bedarf besteht, meldet Euch.

Schönen Sonnabend

Harald
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 10 September 2022, 16:54:17
Tatsächlich würde mir noch der Band
Trenkle, Die Deutschen Funk-Navigations- und Funk-Führungsverfahren  bis 1945
fehlen ...
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Sven L. am 10 September 2022, 17:07:55
Halöle,

von Fritz Trenkle würde mich alle Bücher interessieren.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 10 September 2022, 18:09:53
Mich auch alle. Funkmessverfahren kommt ab Montag mit der Post.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 11 September 2022, 10:20:42
Hallo,
Zitat von: Hägar am 10 September 2022, 10:26:23
NÜRNBERG hatte zuletzt ein FuMO 33 (also breite Antenne) auf dem Mastausleger am Gefechtsmast.
...
Auf dem IWM-Bild sieht man auch, dass das Hohentwiel nicht am Großmast angebracht war, sondern als Topp auf einem Stengenmast, der - etwas aus der Schiffsmitte nach Stb versetzt - vor dem achteren Stand positioniert war.
...
Bilder zeigen, dass NG neben den FuMOs die Antennen FuMB Ant 6 'Palau' und zwei FuMB Ant 4 'Sumatra' fuhr.

Hier links zu Bildern des Schiffes nach der Übergabe an die Baltische Flotte nach WKII:
Funkmessanlagen an Bord (nach russischer Internetquelle):
1 FuMO 25
1 FuMO 63 ,,Hohentwiel K"
1 FuMB 4 ,,Sumatra"
1 FuMB 6 ,,Palau"


Zitat von: Leopard2A6EX am 10 September 2022, 14:59:56
... Gibt es technische Daten zum FuMO33 bzw in wie fern unterscheidet es sich leistungsmäßig vom 25er?

Nach meinen – wenigen - Angaben liegt der wesentliche Unterschied des FuMO 25 zum FuMO 33 in der Sendeleistung und damit in der Reichweite:
FuMO 25: Leistung:     8 kW, Reichweite: 12-18 km
FuMO 33: Leistung: 125 kW, Reichweite: 20 -40 km

Soweit.
Grüsse
OLPE

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 11 September 2022, 12:53:13
Vielen Dank wieder Olpe! Oha - von 8kw auf 125kw. Das ist mal eine Steigerung - oder fehlt da ein Komma zw 12 und 5? 😇 Nehme mal an dass sich die Peilgenauigkeit auch verbessert hat oder zumindest gleich geblieben ist. 🤔
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 12 September 2022, 09:40:04
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 11 September 2022, 12:53:13
... von 8kw auf 125kw. Das ist mal eine Steigerung - oder fehlt da ein Komma zw 12 und 5? 😇 🤔
nun, die deutliche Steigerung der Leistung hat es in der Tat gegeben (kein Schreibfehler ... :wink: ...). Unten einige Eckpunkte, die zu den neuen, leistungsfähigen Sendern führten:
In der Marine wurden die FuMO 32 bis 33 mit ,,Gisela" ausgestattet und bereits ab Sommer 1943 bei Zerstörern und Kreuzern – so auch ,,NÜRNBERG" – eingebaut. Aufgrund von Verzögerungen bei der Auslieferung von Gerätebeschreibungen der GEMA wurden alte Nummern nicht geändert bzw. beibehalten, so dass Unklarheiten entstehen konnten (bzw. können), wann welche Anlage mit welchen Sendern und welchen Antennen sich an Bord befanden [Trenkle].
FuMO 25 und 33 besaßen beide die gleiche Frequenz von 368 MHz (Frequenzbereich ,,g" = 335 bis 430 MHz) ...

Zitat von: Leopard2A6EX am 11 September 2022, 12:53:13
Nehme mal an dass sich die Peilgenauigkeit auch verbessert hat oder zumindest gleich geblieben ist. 🤔
Die FuMO 25-Geräte dürften noch die etwas ungenaue Maximumpeilung besessen haben (Ursprungszustand; ohne Nachrüstung). Nach [Trenkle] sind die FuMO 32 bis 34 mit der s.g. ,,Radattelpeilung" ausgestattet worden. Bei dieser wurden ähnlich der A/N-Peilung (weiter unten in #123 beschrieben) zwei getrennte Hälften des Empfangs-Antennenfeldes verwendet, die mit einer Umwegeleitung mit rotierendem Abgriff (mittels Motor) verbunden waren. Das Geräusch dieses rotierenden mechanischen Abgriffs ließ den Namen Radattel entstehen. Auf dem Feinpeilrohr entstand ein Minimum beider Richtcharakteristiken, welches bei genauer Ausrichtung der Antenne auf das Ziel in der Mitte der Markierung lag. Die Peilgenauigkeit (habe leider keine Angaben gefunden) dürfte der A/N-Peilung nicht nachgestanden haben bzw. noch besser gewesen sein ...

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 12 September 2022, 11:18:06
ZitatDie Peilgenauigkeit (habe leider keine Angaben gefunden) dürfte der A/N-Peilung nicht nachgestanden haben bzw. noch besser gewesen sein ...

1-3/16 Grad

Das problem ist jedoch:

Ein Ziel produziert nicht nur ein Reflexionsecho, sondern ein Vielzahl Einzelechos verteilt über die komplette Schiffslänge.
je nach relativer Stellung  des Ziels können einzelne Reflexionen auch vollständig verschwinden oder neue dazukommen.

ein 250 m langes Breitseit-Schiff belegt zum Beispiel einen Winkelbereich von pi mal daumen ~0,5 Grad auf 20 km,
bei maximum peilung entsteht ein Bereich von ca 5-Grad umgerechnet ca 2,5 km in dem sich das Ziel befindet. man kann dann versuchen den durch in die Mitte stellen des Maximums zu ermitteln. Genauigkeit hier im Bereich ca 3 Grad.



Da die Auflösung von Radiostrahlung sehr viel geringer ist vergleichen mit Licht läßt sich aus den Rückechos nicht genau sagen, von welchem Teil des Schiffs ein bestimmtes Echo ausgeht.

Entweder nimmt man dann einen wie auch gearteten Median- oder Mittelwert und versucht eine Einzelmessung an einem Echo.

Daraus resultieren sowohl Sprünge in der Entfernungsmessung als auch Sprünge im Azimuth.

Das heißt mit Radattel (lobe switching/verdrehung Antennendiagramm)  kann man (theoretisch) eine bis 0,1 Grad genaue Messung für eine bestimmten Zielwinkel erhalten. Dreht das Schiff(änder seinen Kurs). kann  das angezeigte Mess-Diagram (Seitenwinkel) springen, je nachdem wie weit die neue Hauptquelle von der alten Reflexionsquelle entfernt ist.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 12 September 2022, 15:26:04
Hallo Thoddy,
Zitat von: Thoddy am 12 September 2022, 11:18:06
1-3/16 Grad
... besten Dank ... :MG: ...

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 12 September 2022, 17:50:30
..auch von mir wieder ein dickes Dankeschön an Olpe und Thoddy!  :MG:
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 12 September 2022, 23:30:13
@Thoddy: du hast vor einiger Zeit Skizzen/Schaltpläne von Feinpeilzusatz und Aufschlagmessgerät gepostet. Hast du dazu nähere Infos? Inwieweit haben diese Zusatzgeräte (das Diagnose/KalibrierungsGerät der GEMA kam ja auch noch) die Performance der bestehenden Seetakt verbessert bzw schießtauglich gemacht?

Ps: mein Trenkle ist jetzt da - hoffe ich finde dahingehend auch Infos dazu.

Gruß Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 13 September 2022, 13:06:07
KTB Admiral Frankreich

Lage am 24.6.1941:

Batterie "Grosser Kurfürst" beschiesst von 00.39-00.46 Uhr mit 8 Schuss 28 cm vor St. Margarete von Norden kommenden Geleitzug. Entfernung 336 hm. Erfolg nicht beobachtet.

...

Betrifft: Z.B. Staffeln.

SKL sieht sich außer Stande, einen Antrag des Kmd.Admirals Frankreich nach Z.B.-Staffeln Infolge Einsatz der deutschen Luftwaffe auf allen europäischen Kriegsschauplätzen und dadurch bedingter Mangellage an den Oberbefehlshaber der Luftwaffe befürwortend weiterzuleiten. ....

Auf Z.B. Schiessen muss daher zur Zeit verzichtet werden, was bei der augenblicklichen Behinderung ( Störung durch englische Sender) bei der Verwendung der EM-3 Geräte
eine erhebliche Einschränkung sowohl beim Einsatz. der Batterien an der Kanalküste wie auch der Aufklärung bedeutet.


-----------------------------------------------------------------------------------------
Erklärung:
Z.B. Schießen =Zielbeobachtungsschießen.
EM-3 =Funkmess-Feuerleitgeräte

Die ersten Einträge bezüglich der Nutzung von Funkmess durch Großer Kurfürst finden sich im Dezember 1940 hier ist auch ausdrücklich  von einem "N.V.K. Sondergerät" zum Funkmeßgerät die Rede und für mich ergibt sich aus dem Kontext der Erstgebrauch von Feinmess = Aufschlagmessgerät.

Aus 336 hm ergibt sich eine (Mindest-) Messreichweite von 33,6 km aus erhöhter Position bereits Ende 1940, daher kann man davon ausgehen, dass die gleiche Messreichweite durch jedes bauartgleiche Gerät erreicht werden kann, natürlich unter Berücksichtigung der Einbauhöhe in Verbindung mit Erdkrümmung.

Der Einbau von Feuerleitfunkmessgeräten bei Bismarck stand in der Prioritätenliste der Marine an erster Stelle.
Warum sollte in das Schiff ein funktionsfähiges Muster nicht eingebaut werden, was bereits seit circa 6 Monaten im Einsatz ist.


paar Details zu Messreichweiten Prinz Eugen, "Auszug aus dem EM2 Betriebsbuch"
aus der Geheimhaltungsstufe ergibt sich, das faktisch nichts zur Leistungsfähigkeit von Funkmess  in "normal" zugänglichem Archivmaterial zu finden ist.

Das Fährschiff von dem die Rede ist wahrscheinlich Deutschland (Größe ca 4200 t Verdrangung 115 m lang)
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 13 September 2022, 17:10:58
Danke Thoddy!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 14 September 2022, 11:22:27
Zitat von: Thoddy am 13 September 2022, 13:06:07
....

Auf Z.B. Schiessen muss daher zur Zeit verzichtet werden, was bei der augenblicklichen Behinderung ( Störung durch englische Sender) bei der Verwendung der EM-3 Geräte
eine erhebliche Einschränkung sowohl beim Einsatz. der Batterien an der Kanalküste wie auch der Aufklärung bedeutet.


-----------------------------------------------------------------------------------------
Erklärung:
Z.B. Schießen =Zielbeobachtungsschießen.
EM-3 =Funkmess-Feuerleitgeräte


Wenn mich nicht alles täuscht, ist EM-3 das Freya-Gerät.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 14 September 2022, 11:53:24
Zitat von: Herr Nilsson am 14 September 2022, 11:22:27

Wenn mich nicht alles täuscht, ist EM-3 das Freya-Gerät.
Muss ich noch mal genauer schauen.
Mir war so als ob es im Zusammenhang eher mit Feuerleit als in Hinsicht Luftwarnung genannt wurde

Hast du ne Quelle ?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 14 September 2022, 12:57:36
Über EM III bin ich die letzte Zeit auch gestolpert - es scheint gegen Luftziele gemeint zu sein. Entweder Feuerleitung und/oder Ortung. Hab meine kBismarck Screenshots grad überflogen - da wird das gelegentlich erwähnt. Müsste mir nur den genauen Link dazu noch notieren 😬 Zumindest wird da klar zwischen EM2 und EM3 getrennt.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 14 September 2022, 13:15:07
Zitat von: Thoddy am 14 September 2022, 11:53:24
Hast du ne Quelle ?

Skl/Chef MND 3571/41 G.Kdos.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 14 September 2022, 13:31:47
http://www.kbismarck.com/funkspruch-flottenchef-lutjens.html
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mhorgran am 16 September 2022, 12:04:16
Zitat von: Rudergänger am 10 September 2022, 16:04:35
Hallo,
ich habe folgende Bücher von Trenkle digitalisiert.
Trenkle, Fritz       Die deutschen Funkführungsverfahren bis 1945
Trenkle, Fritz       Die Deutschen Funk-Navigations- und Funk-Führungsverfahren  bis 1945
Trenkle,Fritz       Die deutschen Funkstörverfahren bis 1945
Trenkle,Fritz       Die deutschen Funklenkverfahren bis 1945
Trenkle,Fritz       Die deutschen Funkmeßverfahren bis 1945
Trenkle,Fritz       Die deutschen Funkpeil-und Horchverfahren bis 1945
wenn Bedarf besteht kann ich diese gerne zur Verfügung stellen.
Leider ist mir eine Verteilung dank meiner rudimentären Computer Kenntnisse nicht möglich. :BangHead:
Wenn das jemand von den Experten übernehmen würde, schicke ich die Datei auf einen Datenträger.
Außerdem habe ich verschiede Janes All The Worlds Fighting Ships digitalisiert. Der aktuelste Band ist 2015-2016.

Wenn also Bedarf besteht, meldet Euch.

Schönen Sonnabend

Harald

Da fehlt noch
"Bordfunkgeräte, vom Funkensender zum Bordradar" (aus der Reihe "die deutsche Luftfahrt")
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 17 September 2022, 12:33:50
Moin,

Im Bundessrchiv habe ich nach Schiffsbüchern gesucht. Leider sind aktuell nur 4 davon digitalisiert (die der 3 Panzerschiffe noch nicht ... :-(). Darunter war aber unter RM 134/309 das der Nürnberg.
Zumindest den Stand bis etwa 1941. Darin ist handschriftlich ein EM-2 Gerät nachgetragen.

Für diese Thema interessant dürfte folgender Bericht sein (44 m-a):

Erfahrungsbericht über die De Te Anlage:

1) Bisher aufgetre(t)ene Störungen waren nur geringfügig und konnten mit Bordmitteln beseitigt werden.

2) Bei Nebel- und Nachtfahrten war es ein zuverlässiges Hilfsmittel. Die Entfernungen genügen stets ein Ausweichmanöver vorzunehmen.

3) Durch Einbau eines vollautomatischen E.-Gebers ist eine verzuglose Übermittlung zur Artillerie- u. Torpedorechenstelle gewährleistet. Die Entfernung kann als gemittelt oder als wahre Entfernung verwandt werden. und ist am Punkter angeschlossen. Ein gleichbleibender Fehler in der Entfernungsmessung konnte nicht festgestellt werden. Dazu wäre ein vor Anker liegendes Schiff mit genauem Schiffsstandort und einem genauen Standort nach Doppelwinkelmessung erforderlich, oder eine Kontrolle durch Landbasis notwendig.

4) Seitenrichtung bei großer Entfernung und großer Zielfläche war auf ein Halb bis ein Grad genau. Bei kleiner Entfernung und großer Zielfläche bis 4 Grad ungenau (Nach beiden Seiten 2 Grad).

5) Schreibe auf Seite 44 1 des Schiffsbuches:
zu 3) Die Richtungssucher (Reserve-Peiler) werden beeinflußt in ihrer Wirkungsweise beim Drehen der Geschütztürme und Heben und Senken der Rohre.

gez. K r e i s c h
Kmdt. u. Kapt.z.S.
Winterhalbjahr 1940/41


Anmerkung zur o.g. seitlichen Abweichung:
Auf große Entfernung, hier als Beispiel mal 18 km angenommen,
entspricht 0,5° bis 1° ca. 160 bis 315 m.
Auf geringe Entfernung, hier mangels genauer Angaben mit 6 km angenommen, entsprechen 2° ca. 210 m, nach beiden Seiten somit  ca. 420 m.

Gruß
Ulf

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 17 September 2022, 16:50:44
Jup - das Ding hatte ich mir auch schon gescreenshoted 😊
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 17 September 2022, 17:57:13
Das hier bezogene Gerät ist sicherlich das auf dem Kommandostand anstelle des Basisgeräts, Zerstörersäule, später FuMO 21 genannt. Das fuhr NG wohl von November/Dezember 1940 bis zum Frühherbst 1941 - bei ihrem Einsatz bei der Baltenflotte war sie schon wieder ohne FuMO unterwegs.

Gruß - Hägar
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 17 September 2022, 21:25:38
ZitatIm Bundessrchiv habe ich nach Schiffsbüchern gesucht. Leider sind aktuell nur 4 davon digitalisiert (die der 3 Panzerschiffe noch nicht ...
Das Schiffsbuch der ADMIRAL GRAF SPEE (BArch RM 134/450) enthält keinerlei FuMO-relevanten Angaben.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 17 September 2022, 21:50:19
@ Hägar: NG zwischenzeitlich komplett ohne Funkmess?

@ Peter: evtl elegant heraus zensiert nachträglich?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 17 September 2022, 22:57:51
Zitatevtl elegant heraus zensiert nachträglich?
... vielleicht auch von Scotty einfach weggebeamt und an einem uns unbekannten Ort wieder rematerialisiert ...
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 17 September 2022, 23:23:26
Zitatich habe folgende Bücher von Trenkle digitalisiert.
Trenkle, Fritz       Die deutschen Funkführungsverfahren bis 1945
Trenkle, Fritz       Die Deutschen Funk-Navigations- und Funk-Führungsverfahren  bis 1945
Trenkle,Fritz       Die deutschen Funkstörverfahren bis 1945
Trenkle,Fritz       Die deutschen Funklenkverfahren bis 1945
Trenkle,Fritz       Die deutschen Funkmeßverfahren bis 1945
Trenkle,Fritz       Die deutschen Funkpeil-und Horchverfahren bis 1945
wenn Bedarf besteht kann ich diese gerne zur Verfügung stellen.

Auch wenn mir nur ein einziger Band gefehlt hat, VIELEN DANK für den Zugang zu den digitalisierten TRENKLE-Bänden, HARALD!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 18 September 2022, 00:16:10
... vielleicht auch von Scotty einfach weggebeamt und an einem uns unbekannten Ort wieder rematerialisiert ...


Hhmm - klingt jetzt nicht sehr konstruktiv..
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Woelfchen am 18 September 2022, 10:25:27
@Leopard2A6EX
Ich habe Peter folgendermaßen verstanden:
Er hält eine Zensur für sehr unwahrscheinlich. Etwa so wahrscheinlich wie das Anwenden von "weggebeamt".
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 18 September 2022, 10:33:29
Exakt so wäre mein Beitrag zu verstehen gewesen!
Wenn meine Einschätzung, die zugegebenermaßen natürlich nicht unbedingt richtig sein muss, angezweifelt wird, steht es jedem frei, sich mit den damit verbundenen finanziellen Aufwendungen persönlich nach Freiburg zu begeben und vor Ort Einsicht in die Originalakte zu nehmen.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 18 September 2022, 13:06:48
Das ist mir durchaus auch klar - aber es darf dann gerne auch so kommuniziert werden. Raumschiff Enterprise Anekdoten bringen uns denke ich nicht weiter.

Meine Intension war es das Thema 'Zensur - Maulkorb' bei heiklen Themen wie Funkmess in KTB Einträgen anzusprechen. Gab es da evtl Anweisungen im Voraus bzw Korrekturen im Nachhinein. Weiß da jemand was?

Gruß Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 18 September 2022, 14:01:57
Ich bedauere, wenn mein Posting von manchen nicht im beabsichtigten Sinne verstanden worden ist.
Ansonsten wünsche ich viel Erfolg bei weiteren ernsthaften Recherchen zu diesem Themenkreis.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 18 September 2022, 14:23:28
Hallo

Will mal versuchen, den anekdotischen Beitrag aus der Schmunzelecke wieder auf die Basis zurückzubrechen.
Die Schiffsbücher sind Loseblatt-Sammlungen zu den TechDaten der jeweiligen Einheit (allerdings auch mit einer rudimentären Schiffsgeschichte).
Soweit ich es bisher überblicke, existierten drei Exemplare: Eine an Bord, eine beim OKM (vermutlich K-Amt, daher stammen die Exemplare im BArch, großenteils aus den Beständen der DDR ex sowjetische Beute) und eine bei der (Bau-?)Werft. Lasse meine Kenntnis aber gern erweitern.
Bei diesen drei Exemplaren, die nicht nach außen zirkulierten, bestand sicher kein Zensurbedarf, weil eben internes Material.
Idealerweise sollten die drei Schifsbücher übereinstimmen - aber wer die Pflege von Loseblattsammlungen kennt, weiß auch, dass da einiges zu wünschen bleibt.

Im Überblick der in Freiburg liegenden Schiffsbücher kann man den Eindruck haben, dass nicht alle Veränderungen an der Schiffsausstattung bzw. die Maßnahmen verschiedener ausführender Stellen (etwa Werften und Arsenale) Aufnahme in die Dokumente gefunden haben, einmal ganz abgesehen von der Genauigkeit der einzelnen Bearbeiter.
Typischerweise brechen die Eintragungen in der zweiten Kriegshälfte überhaupt ab und viele der Rubriken sind überhaupt nie beschickt worden.
Soweit die Schiffsbücher also Einträge enthalten, sind sie unterschiedlich hilfreich, aber immer weit von einer Vollständigkeit entfernt.

Was eine Zensur betrifft, so gab es die natürlich.
Das lässt sich an vielen Bildern belegen, auf denen die Matratzen mehr oder weniger offensichtlich wegretuschiert wurden.
Bis hin zu der gegenteiligen anekdotischen Überlieferung zu G10, dass die Antenne so geheim war, dass der Zensor sie nicht kannte und der Veröffentlichung eines Fotos MIT der ziemlich auffälligen Antenne zustimmte.
Geheimhaltung lässt sich für die frühe Zeit auch daran erkennen, dass die Matratze mit einer Persenning abgedeckt wurde.

@ #152: NG ab Frühherbst 1941 ohne FuMO: Ja, so war es für eine Zeitlang.

Gruß - Hägar
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 18 September 2022, 16:18:59


Funkmessunterlagen(detaildaten zu performance, bezeichnungen schaltpläne  sind geheime Kommandosache

Da schiffsunterlage in der Regel bestenfalls geheim sind wird man dort details nicht finden.

.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 18 September 2022, 16:27:48
Wollte auf keinen Fall unhöflich sein - aber bitte seht es mir nach, dass ich öfters mal für eure Verhältnisse dumme Fragen stelle, da ich halt nur ein Laie bin.

@ Hägar: danke dir wieder!

@ Thoddy: danke auch dir - du hattest dich dahingehend schon mal dazu geäußert. Daher kam meine 'Intension' zustande..
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: SchlPr11 am 20 September 2022, 14:17:38
Hallo,
aus NARA T 1022 2103 kann ich diese Seiten vom 05.04.1939 zur Geheimhaltung der DETE-Sondergeräte hier einstellen. Die 0597-0601 sind die Dokumentennummern.
REINHARD
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 20 September 2022, 19:40:09
Danke Reinhard!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 20 September 2022, 20:04:10
Genau das Ding hatte ich im Kopf
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 24 September 2022, 11:22:44
An dieser Stelle noch kurz ein dickes Dankeschön an Harald und Reinhard für die Trenkle-Bände! Hatte die Aktion garnicht mehr auf dem Schirm - gestern durch Zufall die Mail entdeckt und grad noch rechtzeitig gedowngeloaded.. 🙈  Vielen Dank!!  :MG:
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Ortwin am 24 September 2022, 15:20:43
Servus zusammen,

vielleicht von Interesse. Passt durchaus zum Thema.
Vortrag vom Chef Entwicklungsabteilung (NWa I), Amtsgruppe Technisches Nachrichtenwesen im März 1944.

http://www.cdvandt.org/OKM%20Kapt%208.pdf

Grüße
Ortwin
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 28 Oktober 2022, 20:43:23
Möchte nochmal konkret nachhaken: das Mysterium Scharnhorst und ihr Heckturm samt achternem Leitstand. Angeblich wurde mit dieser Kombi zeitweise recht genaues Blindfeuer geschossen im letzten Gefecht. Immer wieder taucht das Ganze hier und da auf - ohne das jemand genaues weiß..

..wie ist da nun die Quellenlage zu diesem Sachverhalt? Bei INVENIO nix zu finden. Einsatz Funkmess RM134/103 ohne Digitalisat. Könnt ihr mir da irgentwas zu sagen?

Viele Grüße Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 28 Oktober 2022, 22:24:40
Dort wird nichts zum Thema zu finden sein, da diese Akte nur den Zeitraum vom 11. bis 13.02.1942 umfasst.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 30 Oktober 2022, 01:48:53
Danke dir Peter - ich hab das schon vermutet. Hab ein wenig gehofft hiermit an eventuelle 'InsinderInfos' von Thoddy, OLPE, Matrose71 etc zu kommen - die mit dem Thema ganz gut können..
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 02 November 2022, 09:31:15
Zitat von: Leopard2A6EX am 28 Oktober 2022, 20:43:23
Möchte nochmal konkret nachhaken: das Mysterium Scharnhorst und ihr Heckturm samt achternem Leitstand. Angeblich wurde mit dieser Kombi zeitweise recht genaues Blindfeuer geschossen im letzten Gefecht. Immer wieder taucht das Ganze hier und da auf - ohne das jemand genaues weiß..

..wie ist da nun die Quellenlage zu diesem Sachverhalt? Bei INVENIO nix zu finden. Einsatz Funkmess RM134/103 ohne Digitalisat. Könnt ihr mir da irgentwas zu sagen?

Viele Grüße Frank

Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass in zeitgenössischen deutschen Quellen etwas zu finden ist. Woher hätten denn seinerzeit die Informationen stammen sollen?

Von britischer Seite gibt es wenigstens folgende Bemerkung:
ZitatThe reported improvement in accuracy of the enemy's fire in the later stages was probably due to some or all of the following ;
  use of full flash cordite by the Duke of York's secondary armament, thus providing a point of aim ;

  cessation of radar jamming when Duke of York's mainmast was hit, and the jamming set put out of action ;

  Scharnhorst settling down after her initial surprise.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 03 November 2022, 00:34:15
Danke dir Marc! Dazu gleich ein paar Fragen: kann man Mündungsfeuer wirklich einmessen bzw das dadurch illuminierte feuernde Schiff? Ist ja immer nur für einen Sekundenbruchteil.

Welche Erfahrung hatten die deutschen seegestützen Funkmessmannschaften mit gegnerischen Störmaßnahmen? Bzw konnten deutsche Überwassereinheiten gegnerisches Radar ebenfalls stören oder nur den Funkverkehr?

Gruß Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 03 November 2022, 09:51:14
Hallo Allerseits,

auch ich verfolge diesen Faden seit Anbeginn mit größtem Interesse und will mich auch an der Stelle einmal bedanken bei all denjenigen, die ganz uneigennützig historische Dokumente hier reinstellen, die ich heimlich, still und leise heruntergeladen habe, im übrigen aus rein privatem Interesse. Gerne mehr!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 03 November 2022, 17:40:37
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 03 November 2022, 00:34:15
... konnten deutsche Überwassereinheiten gegnerisches Radar ebenfalls stören ... ?
... mit Blick auf die Nordkap-Ereignisse:
auf HMS ,,DUKE OF YORK" wurde Anfang 1943 als Aufklärungsradar (und main gunnery director?) das verbesserte Type 273Q-Radar eingerüstet (auch als Mark-IV bezeichnet, mit leistungsstärkerem Magnetron). Die Frequenz lag bei 2,997 GHz (brit. Schreibweise: 2,997 MHz, S-Band), das entspricht fast genau 10 cm Wellenlänge. Mit 'Augen zudrücken' kann man durchaus vom Zentimeterradar sprechen. Die Antenne des Type 273/273Q-Radars wurde bereits als Parabolantenne mit Stabilisierung ausgeführt. Einbauort: hoch im Mast. Das 273 war seinen im Einsatz befindlichen Vorgängern (271 und 272) an Leistungsfähigkeit überlegen.
Einige Aspekte aus dem englischen wiki hierzu:
--/>/> wikien Type 271 radar (https://en.wikipedia.org/wiki/Type_271_radar) (Anm.: und folgende Typen)

Weiteres:
--/>/> klick (https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/17/The_Royal_Navy_during_the_Second_World_War_A21166.jpg) Bild der HMS "DUKE OF YORCK" nach dem Seegefecht am Nordkap.
--/>/> klick (https://www.radartutorial.eu/19.kartei/11.ancient3/pic/img113-027-01.jpg) Bild der Antenne des Type 273Q-Radars

Die deutsche Rüstungsindustrie in WKII hat m.W. kein seegestütztes aktives Störgerät (FuMS) zur fraglichen Zeit der Ereignisse am Nordkap hervorgebracht, geschweige denn truppenreif zur Verfügung gehabt, das diesen Wellenbereich überstreichen konnte.

Soweit.
Grüsse
OLPE


Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 03 November 2022, 18:09:34
Danke dir wieder Olpe! Die mangelnde Stabilisierung der FuMO's wurde auf dt. Seite bemängelt. Muss ein Feuerleitradar zwingend (3achsig) stabilisiert sein?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 03 November 2022, 22:40:56
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 03 November 2022, 18:09:34
Die mangelnde Stabilisierung der FuMO's wurde auf dt. Seite bemängelt. Muss ein Feuerleitradar zwingend (3achsig) stabilisiert sein?
nun, eine stabilisierte Antennenplattform ist immer besser als eine unstabilisierte, da die Richtcharakteristik nicht nur bezogen auf das Ziel besser gehalten werden kann, sondern auch unerwünschte Reflexionen der Wasseroberfläche gemindert werden können. Wichtig sind dabei natürlich diese beiden Achsen: die Querachse (Querneigung, Stampfen, nicken) und die Längsachse (Krängung, Rollneigung, rollen). Die alten Funkmessanlagen im WKII wurden ja dann in der Hochachse (gieren) mit der Hand nachgeführt bzw. frühe Feuerleitanlagen bewerkstelligten das dann später automatisch. Das Zielhalten in der Seite – das würde ich aber nicht zwingend als einen weiteren Grad der Stabilisierung ansehen.

Allgemein sorgen kreiselbasierte Stabilisierungsanlagen (im Schiffsinneren) dafür, dass die Referenzplattform weitgehend parallel zur Erdoberfläche gehalten und die Schiffsbewegungen ,Krängung' und ,Stampfen' ausgeglichen werden. Allerdings nur bis zu einem bestimmten Grad, je nach technischen Forderungen und Konstruktion. Über ein Hydraulik- und/oder Drehmeldersystem werden die Daten dann an die ,,Bedarfsträger", eben Antennen, Waffen usw. übermittelt, die dann entsprechend mitschwenken.

Aus eigener Praxis vor vielen Jahren – noch mit weitgehend analoger Technik – kann ich sagen, dass im Seeeinsatz oder bei Erprobungen die Stabilisierungsanlagen weitgehend und ganz gern zugeschaltet wurden, obgleich man dadurch einen höheren Verschleiß und damit eine nicht erwünschte Vergrößerung der Toleranzen bei den mechanischen und elektrischen Teilen riskierte. Das traf sowohl für die Radar- und (Unterkiel-)Sonarantennen, die Waffenleitanlagen als auch für die automatischen Rohrwaffen zu. Bei Rundumsichtantennen für die Seezielortung gab es dann aber auch Grenzen der Stabilisierung: holte der Kahn mal ordentlich über, merkte man das (bzw. die Gasten oder Bediener) umgehend an den verstärkten Seegangsreflektionen an der Bordseite im Nahbereich, da die Richtkeule stark in die See strahlte.

Soweit einige Gedanken.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 04 November 2022, 14:07:50
Danke wieder Olpe! 🤗
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 05 November 2022, 21:48:25
Hallo,
Zitat von: olpe am 03 November 2022, 17:40:37
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 03 November 2022, 00:34:15
... konnten deutsche Überwassereinheiten gegnerisches Radar ebenfalls stören ... ?
Die deutsche Rüstungsindustrie in WKII hat m.W. kein seegestütztes aktives Störgerät (FuMS) zur fraglichen Zeit der Ereignisse am Nordkap hervorgebracht, geschweige denn truppenreif zur Verfügung gehabt, das diesen Wellenbereich überstreichen konnte.

... einige ergänzende Gedanken, die aber keinen wesentlichen Erkenntnisgewinn im Hinblick auf den Nordkap-Raid liefern.
Hier zwei Beispiele von Störsendern, die ab 1943 entwickelt, aber schwerpunktseitig von bei der Luftwaffe Verwendung fanden: FuMS 11 ,,Roderich" der Siemens-Schuckertwerke
--/>/> klick wikide (https://de.wikipedia.org/wiki/Roderich_(Ger%C3%A4t))

Das Gerät wurde zwar von Luftwaffe und Kriegsmarine ab Herbst 1943 eingesetzt, aber bei der KM wohl eher an Land denn an Bord. Die Leistung von 3-4 W war sehr bescheiden. Der Frequenzbereich von 2,850 – 4,000 GHz (Wellenlänge 10,519 – 7,495 cm) überstrich die vom Type 273Q-Radar der Royal Navy verwendete Frequenz. Für den praktischen (See-)Einsatz war der Leistungsansatz wohl zu gering. FuMS 11 ist daher und auch aufgrund der Rundstrahlcharakteristik der Antenne dann bereits 1944 nicht mehr verwendet worden.

Ein weiterer Kandidat ist das FuMS 12 ,,Roland", ebenfalls eine Entwicklung von Siemens (1944), aber mit größerer Leistung (300 W, nach anderen Quellen 30 kW). Frequenzbereich 2,730 – 3,750 GHz (Wellenlänge 10,981 – 7,995 cm). Es kam wohl hauptsächlich gegen das H2S (,,Rotterdam"-Gerät) der Royal Air Force zum Einsatz.
--/>/> klick wikide (https://de.wikipedia.org/wiki/Funkmessst%C3%B6rsender)
--/>/> klick radarwar (http://www.radarworld.org/radarwar.pdf)

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 06 November 2022, 17:30:45
Interessant! Was für mich der Hauptfeuerleitstand ist samt FuMO 231 ist in der Draufsicht "nur" als Flakleitgerät bezeichnet. Trifft das zu oder ist das eher eine "Tarnbezeichnung"?


Edit:
Dieser Beitrag stammt aus einem anderen Thema und bezieht sich auf  --/>/> diesen Beitrag (https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,8571.msg425381.html#msg425381)

t-geronimo
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 08 November 2022, 20:25:11
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 06 November 2022, 17:30:45
... Was für mich der Hauptfeuerleitstand ist samt FuMO 231 ist in der Draufsicht "nur" als Flakleitgerät bezeichnet. Trifft das zu oder ist das eher eine "Tarnbezeichnung"?
... ich denke, es ist ein unverfänglicher Platzhalter ... sicher auch aus Tarnungsgründen. Nicht jeder Projektant und Konstrukteur brauchte in allen Zeichnungen den genauen Namen von sensiblen Gerätschaften zu wissen ... die Geheimhaltung läßt Grüßen. (Anm.: zu späteren Zeiten in östlichen Regionen war das ähnlich. So wurde bei sensiblen Techniken – insbesondere aus der UdSSR – vielfach der Begriff ,,Izdelie" (Изделие, Erzeugnis) an Stelle des Klarnamens verwendet ... ist ja auch heute noch so:
--/>/> https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,36802.msg421847.html#msg421847 (https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,36802.msg421847.html#msg421847).

Bei eher unbedenklichen Übersichtszeichnungen mit niedriger Verschlusssacheneinstufung wie Oberdecksbeleuchtung, Feuerlöschsysteme, BÜ-Verbindungen, ABC-Sprühleitungen, Türen und Nischen usw. tauchten nicht alle Begriffe und Namen auf ...

Zur Anlage FuMO 231 ,,Euklid" habe ich nur sehr wenig gefunden. In Frank Reuter ,,Funkmeß. Die Entwicklung und der Einsatz des RADAR-Verfahrens in Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges", S.47, ist vermerkt:

Zitat:
Im Frühjahr 1940 hat sich der Chef der Amtsgruppe Technisches Nachrichtenwesen im Oberkommando der Kriegsmarine, Admiral Maertens, dann aber entschlossen, keine "Würzburg"-Geräte für die Bordverwendung bei der Marine einzuführen. Auch ein später im Kriege im Auftrag der Marine von Telefunken entwickeltes Funkmeß-Feuerleitgerät für die Schiffsartillerie auf einer Wellenlänge zwischen 25 und 28 cm, die "Euklid"-Anlage, wurde erstaunlicherweise nur in 6 Exemplaren gebaut.
Die Firma Lorenz lieferte bis Ende 1940 20 Flakschießgeräte vom Typ "FuMG 39 L". Daneben lief die Entwicklung des wesentlich besseren "FuMG 40 L", von dem im Jahr 1941 ebenfalls 20 Stück ausgeliefert wurden. Mit der Fertigung dieser kleinen Serien wurde die Entwicklung von Flakschießgeräten bei Lorenz abgestoppt, da sie den Telefunken-Entwicklungen von vornherein unterlegen waren.

Zitat Ende.

6 Stück sind nicht sehr viel, zumal auch m.W. Zerstörer (,,Z-52") damit eingerüstet werden sollten. Die Frage ist, wo sind die 6 Geräte eingesetzt worden? Bei [Trenkle] u.a. Fachleuten habe ich nichts gefunden, auch das GEMA-Buch gab bisher nicht viel Auskunft ... Hat jemand weitere Angaben und Daten?

Unten ein phantasievolles Beispiel, wie das hätte aussehen können (Q Link buffed.de, world of warships):
(falls die schwarzen Pixel in der roten Flagge zu offensichtlich sind, bitte das Bild löschen ... Bilder zentrieren: draufklicken) 
(https://www.buffed.de/screenshots/970x546/2017/01/Z-52-1--buffed.jpg)

(https://www.buffed.de/screenshots/1020x/2017/01/Z-52-5--buffed.jpg)

(https://www.buffed.de/screenshots/medium/2017/01/Z-52-4--buffed.jpg)

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 08 November 2022, 23:11:51
Der Seitenriss stammt aus FOCK´s Z-vor!, daher bitte umgehend löschen!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 08 November 2022, 23:16:25
Hatter gemacht  :MG:
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: SchlPr11 am 09 November 2022, 10:41:28
Hallo,
die Darstellung des Flakleitgerätes auf Torpedoboot 44 ist gar nicht so abstrakt!
Hier das Wirkschema Flak für Zerstörer ab Z 52 aus der Sammlung Koop, tiefer die Quelle leider nicht mehr zu verifizieren.
Ein Gerät versuchsweise 194x auf einem Zerstörer eingebaut. Wo - bislang noch keine Zuordnung gefunden? Eine Verwendung auf EMDEN 1945 für die Leitung der neu eingebauten Flak 10,5 hat sich nicht bestätigt!
REINHARD
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 09 November 2022, 14:44:27
inclusive Wärmepeilgerät (WP Säule M44)
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: SchlPr11 am 09 November 2022, 15:09:56
Hallo,
danke für den Hinweis...
REINHARD
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 09 November 2022, 18:27:49
Hallo,
... Reinhard & @Thoddy: vielen Dank für die Info's ... :MG: ... und nochmal Reinhard für die aufschlussreiche Skizze ... :TU:) ...
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 24 November 2022, 17:27:04
Wie steht es eigentlich mittlerweile um den Fall Dave Saxton? Gibt's den noch? Glaube von Antonio gehört zu haben dass er sich irgentwann zurück gezogen hat und wohl auch ein Buch veröffentlichen wollte. Wie ist er - Stand heute - zu beurteilen? Experte oder Troll oder irgendetwas dazwischen? Gruß Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 25 November 2022, 14:14:40
kein Troll
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 25 November 2022, 14:46:55
..sondern?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 25 November 2022, 16:47:08
Wie war die Frage nochmal :D
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 25 November 2022, 21:58:11
Eine sachliche Einschätzung zu Dave Saxton bitte. Hab seine Beiträge gern gelesen aber es gab wohl zT "Probleme" mit der Quellenlage - wie hier im Forum teilweise zu lesen war..
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 26 November 2022, 15:49:52
Du hast gefragt "Experte oder Troll."
Ich antwortete " kein Troll."

Also Experte.

Er hatte immer exzellente Informationen der Primärquellen.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 26 November 2022, 18:29:18
..ein klein wenig umfangreicher hätte ich mir die Antwort schon gewünscht aber trotzdem danke Thoddy.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 22 Dezember 2022, 21:52:23
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 28 Oktober 2022, 20:43:23
Möchte nochmal konkret nachhaken: das Mysterium Scharnhorst und ihr Heckturm samt achternem Leitstand. Angeblich wurde mit dieser Kombi zeitweise recht genaues Blindfeuer geschossen im letzten Gefecht
... ich stoß' das Thema noch mal an, obgleich mich eher der Funkmessteil reizt ...  ...
Nach meinen Recherchen (ich lasse mich gern korrigieren), war das achtere Funkmessgerät auf "SCHARNHORST" ein FuMO 22. Das vordere auf dem Vormars bis 02/1943 ebenfalls ein FuMO 22, es wurde durch ein FuMO 27 ersetzt. Sehe ich das so richtig?

In Ermangelung guter Fotos hier zwei Alternativ-Ansichten:

(Q link: www.modellmarine.de)
(http://www.modellmarine.de/images/albums/scharnhorst-steffen/scharnhorst20.jpg)

(Q link: www.turbosquid.com); ganzes Bild: draufklicken
(https://p.turbosquid.com/ts-thumb/Tn/q436Qi/SWY30deW/2/jpg/1458847025/1200x1200/fit_q99/55b54658c354438c1572881ecdc9b3a6b15a9735/2.jpg)

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 22 Dezember 2022, 22:03:28
Laut Navweaps eher nicht:

--/>/> http://www.navweaps.com/Weapons/WNGER_Radar.php#Scharnhorst_Class
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: juergenwaldmann am 22 Dezember 2022, 23:00:43
Ein Foto aus Brest 1942 :

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 23 Dezember 2022, 16:14:00
Hallo in die FuMO-Runde

Jürgens Bild zeigt die GNEISENAU.
Weder GU noch SH hatten jemals, weder im Vormars noch am achteren Stand, eine integrierte FuM/EM-Haube wie etwa BS.
Entsprechend fällt als Typbezeichnung FuMO 27 aus, das der Nachfolger des Typs FuMO 23 war.
Das FuMO 22 als aufgesetzte Haube hatte als Nachfolger das FuMO 26 (Antennenmaß neu H1/B3 gegenüber vorher H1/B2).
Achtern dürfte SH diese neuere Ausführung 1943 in Norwegen erhalten haben; für den Vormars ist dies leider mangels einmessbarer oder deutlicher Fotos von meiner Seite nicht belegbar.
Es gibt allerdings ein Foto von Mitte November 1943, das SH offenbar noch mit FuMO 22 im Vormars zeigt (d.h. Antennenmaß im Verhältnis H1/B2).
Ob sie in den verbleibenden Wochen bis zum Untergang noch eine modernere Anlage mit breiterer Antenne erhielt, konnte ich bisher nirgends belegt finden, weder dolumentarisch noch als Foto (das wegen der bald einsetzenden Polarnacht ohnehin kaum erwartbar wäre).
Generell ist wohl Vorsicht geboten, was die Leistungsfähigkeit der FuMOs betrifft, wenn man sie nur mit den Antennengrößen in Beziehung setzt.
Diese geben keine Auskunft darüber, was im Inneren an Zusatz- bzw. moderneren Teilen verbaut war (etwa hinsichtlich Röhren, Peilzusätzen, Anzeigegeräten u.a.).

Gruß und beste Wünsche zu den kommenden Tagen
Hägar
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 24 Dezember 2022, 12:55:17
Halo Hägar,
verstehe ich dich richtig?
FuMO 22 aufgesetzte Funk-Mess-Haube auf E-Mess-Haube 2x4m Antenne
FuMo 23 integrierte E-Mess / Funk-Mess-Haube 2x4m Antenne

FuMO 26 Nachfolger 22 mit breiterer Antenne 2x6m
FuMO 27 Nachfolger 23 mit breiterer Antenne 2x6m

Schmalenbach gibt 3x4m für FuMO27 und 3x6m für FuMO 26 Antenne für PG an.

Wie verhält es sich mit FuMo 34? 3,2x6,5m Antenne?

Oft lese ich, das FuMO 26 sei der Nachfolger des FuMO 27 welches wiederum der Nachfolger des FuMO 23 sei. Dies erscheint mir mittlerweile falsch in Anbetracht der  M. Dv. Nr. 950. Auch Dave Saxton nutzte diese Folgereihe, offensichtlich in Unkenntnis der M. Dv. Nr. 950.

Mit weihnachtlichen Grüßen aus Rostock

Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 27 Dezember 2022, 15:20:45
Geht es bei der Bezeichnung vielmehr um die Anzahl de Di-Pole auf der Antenne?
Also 2x6m und 3x4m = FuMG 40 Gg also FuMO 26 oder 27.
Während 2x4m = FuMG 39 Gg also FuMO 22 und 23.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 27 Dezember 2022, 21:51:03
Hallo,
... danke für den Tipp Frank zur Dv. 950 Seetakt.FuM.-Dienst. Diese würde mich – möglichst in elektronischer Form – auch interessieren ...

Zur Frage mit den Dipolen:
Ein direkter Zusammenhang der FuMO-Nummerierungen mit der Anzahl der Dipole im Antennenfeld ist m.E. nicht zu erkennen, sowohl bei Antennen mit getrenntem Sende-Empfangsfeld als auch bei den (damals) moderneren Simultanantennen. Eine Erhöhung der Dipolzahl führt zu einer gewünschten Steigerung des Antennengewinns und damit der Reichweite.

Soweit.
Grüss
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 28 Dezember 2022, 00:56:10
M Dv 950 würde mich auch interessieren wenn verfügbar.

Saxton gibt den Wechsel von 22 auf 27 mit der Liegezeit Brest an. 2x4m beide. Vor Cerberus. Draminski Jan 42 - würde hinhauen.

Saxton gibt Wechsel von 27 auf 26 zw. Spitzbergen und letzter Fahrt an. 3x6,5m. Vormars vertikal, achtern horizontal polarisiert. Draminski mit Nov 43. 3x6m vorn 2x6m achtern - würde zeitlich auch hinhauen.

Trojca setzt 26 und 27 in den Abmessungen 2x4m gleich und gibt das frühe 22 mit 2x6m an. Dieses wurde angeblich gegen Renown nach kurzem Ausfall erfolgreich zur Feuerleitung unter schweren Bedingungen genutzt.

Kleine Ergänzung: Wiki zu Cerberus - Störsender entlang der franz. Kanalküste störten die brit. Bordgeräte. Stimmt das? Und nur die Bord- oder auch die brit. FestlandGeräte? Wir hatten hier doch grad das Thema FuMS und festgestellt dass die Deutschen da nicht wirklich viel hatten?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 29 Dezember 2022, 13:59:34
Ich schaffe es nicht, den Scan hoch zu laden als Anhang, angeblich zu groß. Gibt es einen Trick, den ich beachten muss?
Ih könnt die Dv von

www.kartengruppe.it

erhalten.
Als Notlösung hier zumindest der entscheidende Anhang.

Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 29 Dezember 2022, 14:16:15
Hallo Olpe,
danke für deine Einschätzung und die grafische Erläuterung.
Ich dachte, vielleicht ist das, was Saxton und Schmalenbach als FuMO 26 bezeichneten mit 64 Dipolen, ja gar kein FuMO 26 sondern ein FuMO 34?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 29 Dezember 2022, 14:23:13
und Olpe, ich bin beeindruckt. Woran erkennst Du, oder woher weißt Du, welche Dipole / Elemente für Empfang bzw. Senden genutzt werden?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 29 Dezember 2022, 21:18:51
Hallo Frank,
Zitat von: fsimon am 29 Dezember 2022, 14:16:15
danke für deine Einschätzung und die grafische Erläuterung.
... nicht dafür ... :MG: ... es sind nur einige imho-Überlegungen, um mehr Licht ins Dunkel zu bringen ... :O/Y ...

Zitat von: fsimon am 29 Dezember 2022, 14:16:15
Ich dachte, vielleicht ist das, was Saxton und Schmalenbach als FuMO 26 bezeichneten mit 64 Dipolen, ja gar kein FuMO 26 sondern ein FuMO 34?
... das ist sicher nicht auszuschließen. Das Bezeichnungskarussell in der Literatur und im Netz ist nicht einfach zu systematisieren. Sowohl bei Trenkle als auch im GEMA-Buch wurde darauf verwiesen, dass trotz technischer Änderungen der Anlagen teils immer noch die alten Bezeichnungen verwandt wurden und Bedienvorschriften nicht auf Stand waren ... Hier nochmals der link zur Vormarsantenne auf PG, Stand nach 1945:
--/>/> TIFF-Bild 30 MB anklicken (https://www.history.navy.mil/our-collections/photography/numerical-list-of-images/nhhc-series/nh-series/NH-96000/NH-96441.html) ... bezeichnet als FuMO 26 ...

Zitat von: fsimon am 29 Dezember 2022, 14:23:13
Woran erkennst Du, oder woher weißt Du, welche Dipole / Elemente für Empfang bzw. Senden genutzt werden?
Bei den 2x 10-Dipol-Antennen im Frequenzbereich ,,g" (hier 368 MHz) gehe ich von der Systematik der GEMA-Antennen aus, d.h. das untere 10er-Feld ist die Sendeantenne, das obere 10er-Feld die Empfangsantenne. Auf den Bildern der achteren Antenne von PG unten ist die seitliche Verteilung der Dipole ganz gut erkennbar. Im dritten Bild ist das Schiff mit Besatzungsangehörigen an Oberdeck zu sehen. Im Vergleich zu einer ,,Mannhöhe" von ca. 1,80m kommt die Antennenhöhe mit ca. 2,0 m ganz gut hin.
--/>/> klick, PG, achtern I (https://wiki.gcdn.co/images/1/18/203SK%D0%A134_Pic_11.jpg)
--/>/> klick, PG, achtern II (https://wiki.gcdn.co/images/5/50/203SK%D0%A134_Pic_12.jpg)
--/>/> klick, PG, Stb.-Seite  (https://wiki.gcdn.co/images/e/ef/203SK%D0%A134_Pic_19.jpg)

Bei den 8x 8-Dipol-Antennen ist die Bestimmung der Polarisierung und der Sende-/Empfangsfelder schwieriger. Letzteres, also die physische Trennung von S-/E-Feld, dürfte es m.E. bei den neueren Konstruktionen nicht mehr geben, da diese für den Simultanbetrieb ausgestattet wurden. Die Dipole sind in der Lage, sowohl zu senden als auch zu empfangen (letztendlich eine Frage der Güte des Sende-Empfangs-Umschalters/Duplexer).
Die Frage, ob nun V- oder H-polarisiert, leitet sich m.E. sowohl aus der Position der Dipole selbst, als auch aus dem dazugehörigen Verlauf der (gekreuzten) Speiseleitungen bzw. des Speisenetzwerkes ab. Auf manchen Bildern ist das ganz gut zu erkennen, auf anderen eher schwerlich zu sehen. Hier ein allgemeines Schemata dazu, Skizze oben links:
--/>/> Schemata (https://cdvandt.org/Wassermann-Zinke-lobes-10.png)

Noch einige Überlegungen zu den Antennenabmessungen. Die verwendeten Dipole wurden augenscheinlich als Ganzwellendipole verwendet (Länge der Dipole entspricht der Wellenlänge), dadurch wird die Richtwirkung verbessert und ein erhöhter Antennengewinn erzielt. Bedeutet

bei Antennenfeldern mit 2x 10 Dipolen und vertikaler Polarisierung:
Die Antennenabmessungen sind in den Quellen mit rd. 2x4m hinreichend gut dargestellt, bei vertikaler Polarisation der Dipole.

bei Antennenfeldern mit 64 Dipolen im horizontal polarisierten Antennenfeld:
Die Antennenabmessungen sind in den Quellen mit rd. 3x6m auseichend gut beschrieben, bei horizontaler Polarisation der Dipole.

Soweit einige Gedanken.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 29 Dezember 2022, 21:56:22
Klasse Erläuterung OLPE!
Vilen Dank dafür.
Du erwähntest Trenkle. Worum handelt es sich dabei?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 29 Dezember 2022, 22:02:43
Weiter zurück in diesem Thema:

--/>/> https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,22223.msg423129/topicseen.html#msg423129

(Auch die folgenden Beiträge beachten)
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 29 Dezember 2022, 22:13:49
Hallo,
... Thorsten:  :MG: ... Insbesondere "Die deutschen Funkmeßverfahren bis 1945" von Trenkle sind als Kompendium sehr zu empfehlen ... er beschreibt aber alle Gerätschaften, nicht nur Marineanlagen ...
--/>/> klick Buch (https://m.media-amazon.com/images/W/WEBP_402378-T2/images/I/515TWOTF9vL._SX373_BO1,204,203,200_.jpg)

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 29 Dezember 2022, 22:19:45
Oh ich war zu schnell,
Rudergänger hat die Bücher...Ich wende mich an ihn.
Danke,
Grüße, Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 02 Januar 2023, 16:14:06
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 28 Dezember 2022, 00:56:10
Kleine Ergänzung: Wiki zu Cerberus - Störsender entlang der franz. Kanalküste störten die brit. Bordgeräte. Stimmt das? Und nur die Bord- oder auch die brit. FestlandGeräte? Wir hatten hier doch grad das Thema FuMS und festgestellt dass die Deutschen da nicht wirklich viel hatten?
vielleicht bringt ein Auszug aus ,,Funkmeß. Die Entwicklung und der Einsatz des RADAR-Verfahrens in Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges" von Frank Reuter ein wenig Licht ins Dunkel. Es werden leider keine konkreten Gerätetypen genannt, aber es ist ersichtlich, dass es beim Durchbruch des Verbandes u.a. eine funkmesstechnische Zusammenarbeit der Marine und der Luftwaffendienststellen gegeben hat:

Zitate: Seite 76:
,,... Am 17. Januar 1942 besprach der Marinegruppenbefehlshaber West mit dem Chef des Marinenachrichtendienstes das Problem der Funkmeßortung und Störmaßnahmen. Der Weg der Schiffe sollte durch eigene Küstenfunkmeßgeräte unter der taktischen Führung der Ortungszentrale bei Cap Gris Nez verfolgt werden, die hierdurch gewonnenen Ergebnisse dem Marinegruppenkommando West als Unterlage für den jeweiligen Standort des Verbandes dienen und außerdem den Schiffen selbst zur navigatorischen Kontrolle durch Funk übermittelt werden. Um den Verband dabei als eigenen erkennen zu können, erhielten "Gneisenau" und "Scharnhorst" Funkmeßkenngeräte. Ferner ließen sich zur Unterstützung der Navigation die Funkmeßbeobachtungsgeräte auf den Schiffen durch Anpeilen der eigenen Landortungsgeräte verwenden. Für die seetaktischen Bordfunkmeßgeräte der Schiffe wurde Funkstille befohlen, bei Gefechtsberührung mit gegnerischen Streitkräften ihr Meßeinsatz für die Schiffsartillerie aber freigegeben. ..."

,, ... Die englischen Küstenradargeräte mit einer Reichweite von etwa 30 bis 35 sm gegen Seeziele mußten daher wirksam gestört werden. Der am stärksten gefährdete Raum war das von den englischen Radargeräten fast lückenlos überwachte Seegebiet zwischen der Somme-Mündung und Dünkirchen. Trotz der Störmöglichkeiten war es unwahrscheinlich, daß die Schiffe in diesem Gebiet unbemerkt bleiben würden ... ".

Seite 76/77:
,,... Der Chef des Marinenachrichtendienstes ließ an der Kanalküste etwa 10 Störsender aufbauen. Gleichzeitig mit dem Störeinsatz der Marine sollte auch der Funkmeßstördienst der Luftwaffe wirksam werden. Die Luftflotte 3 übernahm die Störung für den Raum Clacton on Sea an der Themse-Mündung und ferner für das Gebiet Brighton-Insel Wight-Limebay, das Marinegruppenkommando West für den westlichen Teil des Kanals. Um den Gegner durch den Störeinsatz nicht vorzeitig zu alarmieren, vereinbarten sie, die Störsender erst dann schlagartig in Betrieb zu nehmen, wenn der Kriegsschiffverband am 12.2. um 10 Uhr die Höhe von Fecamp erreicht haben würde, vorausgesetzt, daß die Operation nicht schon vorher erkannt wurde. ..."

Seite 77/78:
,,... Mehrmals wurden von "Gneisenau" ab Mitternacht bis in den Vormittag des 12.2. hinein mit dem Funkmeßbeobachtungsgerät feindliche Ortungsimpulse empfangen. ... Pünktlich um 10.00 Uhr begann der Funkmeßstöreinsatz gegen die englischen Radargeräte, der offensichtlich zunächst voll wirksam war. Nach den Beobachtungen über den englischen Funkverkehr beim Marinegruppenkommando West und auf "Gneisenau" lagen keine Anzeichen vor, daß der Gegner den Verband bemerkt hatte. In der Ortungszentrale an der Kanalküste konnte erkannt werden, daß die englischen Radargeräte durch Frequenzwechsel den Störungen auszuweichen versuchten. Etwa ab 11.45 Uhr empfing das Funkmeßbeobachtungsgerät auf "Gneisenau" fest auf den Verband gerichtete, gegnerische Radarortungen. Auf Grund dieser Beobachtung und der nunmehr geringen Entfernung zur englischen Küste nahm die Schiffsführung an, daß der Verband erkannt war. Jedoch erst eine Stunde später faßten die Funkaufklärung und auch die Bord-B-Dienstgruppe auf "Gneisenau" die erste englische Funkmeldung über den deutschen Verband auf. Um 12.55 Uhr lag Cap Gris Nez querab. Etwa eine halbe Stunde darauf eröffnete eine schwere Seezielbatterie bei Dover das Feuer auf den Verband, ohne Treffer erzielen zu können; die Schiffe liefen bereits aus ihrem Wirkungsbereich heraus.

Die Störung der englischen Seezielgeräte bewirkte nach Auffassung des Flottenkommandos, daß der Verband innerhalb des englischen Ortungsbereiches für etwa 2 Stunden nicht geortet werden konnte und erst bei Cap Gris Nez erfaßt wurde. ..."

Zitate Ende.

Hier sind Störanlagen unterschiedlicher Wellenlängen aufgelistet (engl.), des Weiteren wiki:
--/>/> klick radarwar (http://www.radarworld.org/radarwar.pdf)
--/>/> klick wikide (https://de.wikipedia.org/wiki/Funkmessst%C3%B6rsender)

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 02 Januar 2023, 22:51:52
Hallo Olpe - ich danke dir wieder! Sehr interessant - das Dumme daran: den Reuter hab ich doch von dir! Aber anscheinend noch längst nicht alles gelesen.. 🙈
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 03 Januar 2023, 11:07:43
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 02 Januar 2023, 22:51:52
Hallo Olpe - ich danke dir wieder!
... :MG: ...

Zitat von: Leopard2A6EX am 02 Januar 2023, 22:51:52
Sehr interessant - das Dumme daran: den Reuter hab ich doch von dir! Aber anscheinend noch längst nicht alles gelesen.. 🙈
... kein Problem, der post soll auch für andere Interessenten der Forengemeinde zur Information und Diskussion dienen ...  :O/Y ... Vielleicht kommen noch weitere Daten und Mosaiksteine hinzu ...

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 18 Januar 2023, 22:36:19
Hallo,
... zum Störeinsatz beim Kanaldurchbruch ein weiterer Mosaikstein. Der Textausriss stammt aus  --/>/> klick cdvandt.org (https://www.cdvandt.org/donnerkeil.htm):

Zitat:
"... Sie wußten nicht, daß unterdessen ein großes Täuschungsmanöver stattgefunden hatte: Bereits vor Morgengrauen waren vor Evreux aus 3 He111 des FTU mit je 5 Ballstöranlagen vom Typ Garmisch-Partenkirchen gestartet, welche zuerst in Richtung englische Küste und dann parallel dazu flogen und durch Echovervielfachung insgesamt 2 x 25 Flugzeuge vortäuschten. Hierbei wurde genau auf Frequenzwechsel der englischen Geräte geachtet und durch Veränderung der Echoamplituden und Laufzeit ein möglichst echtes Radar-Bild eines sich sammelnden Verbandes erzeugt. (The Britons called this "Spoof operations", AOB) Kurz nach beiden He111 war in Evreux auch eine Bombergruppe gestehede aus Ju 88 Flugzeuge gestartet, die im Tiefflug über dem Wasser die englischen Radarkeulen unterflog und im Morgengrauen füllig überraschend und ohne Verluste den Hafen von Plymouth und nahegelegene Flugplätze angriffen, während die Radargeräte noch mit dem vorgetäuschten Verband über dem Kanal beschäftigt waren. Um 8.24 Uhr erfaßte ein Küstenradargerät auf 9 cm in Beachy Head (dessen Frequenz bislang noch nicht entdeckt war und deswegen auch kein Störsender vorhanden war) deutsche Flugzeuge nördlich Le Havre und verfolgte sie weiter. Ortungen um 10.14 und 10.16 Uhr wurden als Schiffsverband erkannt. Das Gerät konnte jedoch wegen defekter Telefonleitung seine Meldung nicht absetzen. Erst ab 10.45 traten die ersten Meldungen vom 9 cm-Gerät in Fairlight in der englischen Zentrale in Dover ein, daß mehr als 20 deutsche Schiffe und viele Flugzeuge unterwegs seien, was in diesem Seegebiet allerdings nicht ungewöhnlich war. Zu dieser Zeit waren an der Kanalküste - Breslau I und II - und andere Störgeräte bereits jeweils auf bestimmte Radargeräte in den Bereichen um 25, 45 (Chain-Home, AOB) und 200 MHz abgestimmt und hatten nun auf Befehl ab 10.00 Uhr damit begonnen synchron mit den britischen Radarimpulsen ein Wald von künstlichen Echos zu erzeugen, in denen echte Echos nicht mehr auszumachen waren. Reserve-Störsender deckten sofort neu eingeschaltete Radargeräte ab und folgten wie die übrigen etwaigen Frequenzwechseln der zu störenden Geräte im 200 MHz-Bereich, allerdings ohne zu ahnen, daß bereits auch 3300 MHz Anlagen in Betrieb waren.

Seltsamerweise erregten erst eine Häufung von Meldungen über rege deutsche Störtätigkeit den verdacht, daß Ungewöhnliches im Gange war. Als einzige Stelle reagierte die Jägerbasis Kenley, welche die Erlaubnis erhielt 2 Spitfires in die verdächtige Gegend zu schicken. Diese wurden dort gegen 10.30 von Me109 empfangen. Der sich entwickelte Luftkampf führte sie über ein Verband von dicken Schiffen, der sie mit mehr als 100 Flak-Rohren empfing. Obwohl die Lage nun erkannt war, hielten beiden Spitfires die befohlene Funkstille ein, so daß erst nach deren Landung um 11.25 Großalarm gegeben wurde. Der Verband befand sich zu dieser Zeit schon an der engsten Stelle des Kanals. Die Fernkampf-Batterien von Dover konnten nur noch kurze Zeit schießen, weil die Schiffe bereits aus ihrem Zielgebiet herausliefen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit durchgeführte mit Zerstörern, S-Boote, Torpedoflugzeugen und Bombern blieben trotz heldenhaften Einsatzes ohne Erfolg. Lediglich Minentreffer vor der holländischen Küste auf Scharnhorst und Gneisenau wobei erste für 20 bange Minuten bewegungsunfähig war, verursachten noch Schaden. Neben der guten Vorbereitung und auch durch einer guten Portion Glück war der Erfolg der Tatsache zuzuschreiben, daß man es gewagt hatte, den Überraschungseffekt auszunützen, d.h. entgegen der Erwartung die engste Stelle bei hellem Tageslicht zu durchlaufen.


Zitat Ende.

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 20 Januar 2023, 16:07:16
Sehr spannend,
danke, Olpe, für die Information.

Grüsse
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 21 Januar 2023, 12:40:11
Danke Olpe - Grüße von Frank Nr2 😊
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 30 Januar 2023, 17:08:09
Hallo allseits - weiß jemand von euch ob dt. Schiffe ein System hatten, Zieldaten mit anderen Schiffen zu teilen per Funk? Die Briten hatten wohl eins namens GIC (Gunnery Independent Control) um das Feuer mehrerer Schiffe auf ein Ziel zu synchronisieren und GMS (Gunnery Master Control) um die Zieldaten weiterzuleiten oder gar die gesamte Feuerleitung von einem Schiff aus zu machen, wenn mehrere im Verband.

Gruß Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 30 Januar 2023, 18:59:19
http://dreadnoughtproject.org/tfs/index.php/Concentration (http://dreadnoughtproject.org/tfs/index.php/Concentration)
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 30 Januar 2023, 21:15:22
Danke Marc - sehr interessant. Aber dein Link bezieht sich - soweit ich das überblicke - auf die RN und USN. Mit Verweis dass alle Marinen ähnliche Systeme einführten. Nun würde mich speziell das deutsche und da speziell das Wk2-System interessieren. Gruß Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 31 Januar 2023, 12:05:24
Jaja, Deine Frage habe ich schon verstanden. Ich dachte nur, eine etwas genauere Erklärung von GIC und GMS wäre vielleicht hilfreich. Hood und Prince of Wales haben übrigens nach dem GIC-Verfahren auf Bismarck geschossen.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 31 Januar 2023, 12:37:22
Es gab Feuervereinigungsschießen nach gemeinsamer bzw. getrennter Leitung. Schmalenbach schreibt zur Feuervereinigung etwas in der "Geschichte der dt. Schiffsartillerie" auf Seite 141f.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 31 Januar 2023, 13:05:38
Danke Marc! Hab grad nachgeblättert im Schmalenbach - leider nur ein paar kurze Anmerkungen dazu. Stelle mir das Verfahren recht komplex vor. Zieldaten Ermittlung und Transfer von Schiff 1 auf Schiff 2. Dieses kann ja die Daten übernehmen - muss aber dennoch eine eigene Feuerleitlösung errechnen da es sich ja auf einer anderen Position befindet?

Dein Link ist ein hervorragender Artikel - nur mit meinem mittelprächtigem Englisch auch nicht ganz einfach zu verstehen 🙈
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 25 Februar 2023, 18:07:18
Anbei einige Auszüge aus der mir von Harald zur Verfügung gestellten Filmrolle T1022 2177 und seinen drei Unterordnern. Weitestgehend zum Thema Funkmess Tauglichkeit für's Schießen Bord und Land.

Es gibt durchaus auch kritische Bemerkungen dazu - da scheint wohl einiges von der Sicht des Verfassers abzuhängen. So wie es verstehe hing aber wohl viel vom Ausbildungsstand des Bedienpersonals als auch vom Zustand ihres jeweiligen Gerätes ab.

Nicht chronologisch geordnet. Insgesamt 1942-43 Zeitraum.

Gruß Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 25 Februar 2023, 18:09:53
Anhang
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 25 Februar 2023, 18:12:14
Anhang
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 26 Februar 2023, 18:33:15
vielen Dank für den Hinweis auf R2177
muss erst mal nachlesen.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 26 Februar 2023, 21:33:53
Würde mich über eine "zusammenfassende" Einschätzung (soweit das bei der Menge möglich ist) deinerseits freuen.

Bin im KBismarck-Forum auch noch mal durch Dave Saxton's Beiträge gerrauscht. Ich oute mich durchaus als "Fan" von ihm - der hier gezeigte deutsche O-Ton von damals klingt aber etwas durchwachsener..

Gruß Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 28 Februar 2023, 12:25:14
Grundsätzlich:  Rolle 2177 erweitert die Reichweiten der Funkmessausrüstung gegenüber dem "Standardwerk" von Fritz Trenckle in einigen Fakten. z.B. Reichweiten Schiffe und landgestützte Anlagen, Genauigkeit bei Anwendung maximumpeilung, Datum Einführung der Feinpeilung

Stand der beschriebenen Technik ist meiner Meinung nach jedoch bestenfalls Ende 1940 Anfang 1941 (Scharnhorst/Gneisenau Atlantikunternehmung)

die Jahreszahlen der Rollenbeschreibung 1942/43  deutet im wesentlichen  daraufhin dass Zwischen Anfang 1941 bis 1943 kaum Entwicklung in der Ausrüstung deutsche r Schiffe mit Funkmess stattgefunden hat.

Es sieht für mich so aus als ob "nur" Seetakt/art -equipment mit TS1 Röhren und kleinen Spiegeln(nicht benannt) datenmäßig aufgeführt ist.
Nomenklatur ist "früh" (Fumo mit Jahreszahl)

Aber:
per 1943 hat Prinz Eugen Messreichweiten gegen Zerstörer von 30 km erreicht. 2177 meint dagegen Reichweite hier max 20 km.
Sichtbarkeit 28 cm Einschläge ca 18 km genannt im KTB Scharnhorst in Vorbereitung Nordmeerunternehmung Ende 1943.
von hochliegenden Landanlage vermutlich höher.
erreichte Funkmessreichweiten von Scharnhorst/Gneisenau gemäß Erfahrungsbericht Atlantik Unternehmung(1940/41)  teilweise höher als hier genannt.

Die Messkette hat eine Entfernungsanzeige mit Werteablesung alle 50 m. dem erfahrenen Operator ist es jedoch möglich ein nicht genau auf einem Ablesewert befindliche Mess-Zacke auf ca 25 m  zuzuordnen.

Spätere 368 MHz Geräte hatten eine Genauigkeit der Messkette von bis zu 10 m (unabhängig von Entfernung des Ziels Trenckle).
---------------------------------------
Verfahrensbedingt springen jedoch Seiten als auch Entfernungswerte auf Grund der Änderung von Reflexionsflächen wenn sich der Lagewinkel des Ziels ändert. (Dies ist jedoch auch für britische und US Radar anlagen aufgeführt.)  Dadurch ist teilweise der Input für die Seezielfeuerleitanlage nicht optimal

Grundsätzlich erfordern die 368 Mhz Geräte auch größere Antennenanlagen um eine ausreichende Bündelung des "Strahls" und damit genügend Rückstrahlenergie vom Ziel zu erreichen. dies vor allem auch mit Blick auf die verhältnismäßig geringen Sendeleistungen der Impulse.

Abhilfe wäre grundsätzlich der
-Übergang auf kürzere Wellenlänge/. --> kleinere Antennenspiegel, trotzdem bessere Strahlbündelung, erforderlich Rückstrahlflächen am Ziel für gleiche Empfangsenergie sind kleiner
-höher Impuls Sendeleistung -ermöglich größerer Zielzacken und kürzere Impulslängen (bessere Auflösung hinsichtlich mehrere eng zusammenstehender Ziele) (strapped Magnetrons).
-Signalkompression (es gibt deutsche Flak Feuerleit FuMG bei denen das vorhanden war. jedoch ist eine durchgehende Ausrüstung wegen des Technischen Aufwands nicht durchgeführt worden.

Zum Schluss als Fazit sozusagen das die deutsche Seite 1943 von einer spürbaren Unterlegenheit der eigenen Funkmesstechnik ausgeht
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Urs Heßling am 28 Februar 2023, 13:09:35
Zitat von: Thoddy am 28 Februar 2023, 12:25:14
die Jahreszahlen der Rollenbeschreibung 1942/43  deutet im wesentlichen  daraufhin dass Zwischen Anfang 1941 bis 1943 kaum Entwicklung in der Ausrüstung deutsche r Schiffe mit Funkmess stattgefunden hat.
Ergänzung zu "kaum" : Versuchs-Einbau eines Lichtenstein-Geräts auf dem Schnellboot S 112 (https://www.historisches-marinearchiv.de/projekte/s_boote/lebenslauf_boot.php?where_value=105) (nicht besonders erfolgreich)

Gruß, Urs
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 28 Februar 2023, 19:38:14
Danke Thoddy! Glaube es wird in der gesamten Rolle auch nicht einmalig die leistungsstärkere TS6 Röhre erwähnt oder?

Zum anderen wundert mich das ein Bericht die Genauigkeit mit Peilzusatz immer noch als ungenügend bezeichnet da 1/16 Grad in der Seite nicht erreicht wird. Spezielle SeeArt Geräte seien derzeit noch in der Entwicklung (auch Trenkle bezeichnet das so).

Während andere kurz und schmerzlos Geräte mit Peilgerät von SeeTakt zu SeeArt umklassifizieren (bei erwähnten 1/16 - 4/16 Grad Auflösung). Ohne den Zusatz für Artillerie nur bedingt brauchbar - nur bei einwandfrei geeichtem Gerät und erfahrener Bedienung so wie ich es verstanden habe. Das es prinzipiell möglich war zeigte doch dein Schießprotokoll von GS vs AS (Funkmess vs optisch) von Mitte/Ende 1939?

Laut GEMA wurden die Peilgeräte ab 1940 oder 41 (bin mir jetzt nicht sicher) serienmäßig ohne Auftrag der Marine verbaut wenn richtig erinnert.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 28 Februar 2023, 19:48:32
AS = ? ... oder soll das SC heißen?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 28 Februar 2023, 20:44:09
Graf Spee vs Admiral Scheer. Nun gut es waren zwei Admiräle - hätte AGS vs AS schreiben müssen 🙈
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 28 Februar 2023, 21:05:17
GS für ADMIRAL GRAF SPEE war schon in Ordnung ...
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 28 Februar 2023, 21:18:49
Hallo,
vielen Dank für das Herausfischen der Funkmessdaten und die Kommentierung dazu.
Zu den unten angegebenen Röhrentypen TS1 und TS6 der GEMA hier Bilder:

TS1:
(https://www.tubecollection.de/ura/images/wm_TS1_26457.jpg)

TS6:
(https://www.tubecollection.de/ura/images/wm_TS6_Gema_25555.jpg)

Q Links: www.tubecollection.de

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 06 März 2023, 10:46:02
Vielen Dank Frank für diese spannenden Dokumente und vielen Dank Thoddy für deine Einschätzungen.
Verstehe ich das richtig?
Das Dokument beschreibt Radare der Großkampschiife mit TS1 Röhren und Antennen mit 2 x 10 Dipolen, ausgehend von der Jahreszahl. Also sind dies Parameter, die für das FuMG39 G also FuMO 23 passen.
Wenn ich IMG_20230212_214600.jpg von Frank richtig lese,
dann ergeben sich für mich eine Reichweite von 30km gegen Schlachtschiffe für Bismarck für FuMO 23 ohne Peilung fein und 2/3 davon also 20km unter Nutzung Peilung fein.
Eine Winkelmessgenauigkeit von 1/16 Grad bis 2/16 Grad also 0.06 bis 0.12°. Diese Meßgenauigkeit ist aber erst ab 20km möglich. Außerhalb von 20km kann Peilung fein nicht genutz werden und die Peilgenauigkeit beträgt nur 1°. Die Entfernungsmessgenauigkeit wird mit +-25m angegeben.
Verstehe ich das richtig?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 07 März 2023, 07:16:41
die Daten sind richtig
mit der Einschränkung das sie wahrscheinlich maximal für FuMG 39/40 nach alter Lesart gelten (bis Stand Januar 1941). die 41er geräte sind FuMG 26/27 nach neuer Lesart mit größerer Antenne (mehr Dipole) und Leistungsfähigerer Triode.

Die Antennen mit mehr Dipolen besitzen eine Höhere Bündelung des abgestrahlten Signals. Dies bedeutet automatisch höhere Peilschärfe (genauigkeit) der Messung bereits im Max verfahren als auch eine Reichweitenerhöhung, da die Energiedichte Höher ist

Nochmal die Ende 1940er geräte
haben bei Aufstellung auf Schlachtschiff (30m Höhe)
Reichweite in der Regel von ca 30 km gegen Große Ziele und 20 km gegen  Zerstörer
bei Aufstellung in größerer Höhe(50 m -100m) Erhöhung Messreichweite gegen Schlachtschiffe bis 45 km und Zerstörer bis 35 km



leider sind Leistungsdetails der späteren System nicht "gut" kommuniziert, außer vielleicht von Prinz Eugen.
hier Auszug EM2 Protokoll vor Rheinübung. Hier sind jedoch kein max Reichweiten gegeben. sondern das was angefallen ist.
Fähre Sassnitz ist 1500 to Schiff.

in einem späteren KTB Eintrag Prinz Eugen wird die Reichweite gegen Zerstörer mit 30 km angegeben.

Ich schließe daraus, dass die kombinierte Wirkung größerer Antennen und leistungsfähigerer Triode Funkmess Reichweite um ca 50% gegen Zerstörer erhöht.




Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 07 März 2023, 11:02:14
Habe hier auch zum ersten Mal gelesen, dass der Peilzusatz die Reichweite auf 2/3 verringert. Frage: war dieser zu- und abschaltbar? Dass +20km mit Maximumpeilung gesucht werden konnte, im Falle eines Kontaktes unter 20km dann mittels Minimumpeilung Schießwerte generiert werden konnten?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 07 März 2023, 12:51:08
habe Edit gemacht
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 07 März 2023, 22:13:56
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 07 März 2023, 11:02:14
Habe hier auch zum ersten Mal gelesen, dass der Peilzusatz die Reichweite auf 2/3 verringert. Frage: war dieser zu- und abschaltbar?
... in der unten stehenden Geräteskizze aus ,,M-Dv-291-Funkmessgeraetekunde" nebst Bildern ist ein Umschalter am Bediengerät des Feinpeilzusatzes zu erkennen, welcher von ,,Grob-Peilung" auf ,,Fein-Peilung" umschaltet. Bei der Grob-Peilung kann durchaus von der einfachen Maximum-Peilung ausgegangen werden, bei der Fein-Peilung kam dann der Feinpeilzusatz der GEMA zur Anwendung. Hierbei handelt es sich um die Radattel-Peilung, eine Abart bzw. Verbesserung der Minimum-Peilung (auch Vergleichspeilverfahren bzw. später A/N-Peilung, speziell der Luftwaffe).

Den Reichweitenversatz erklärt [Trenkle] in ,,Die deutschen Funkmessverfahren bis 1945", S. 74 so:

Zitat:
,,Die Firma GEMA untersuchte daher Anfang Mai 1940 beim ,,Freya" (Werk Nr. 5) das ,,Minimumpeilverfahren", das erheblich bessere Peilgenauigkeiten lieferte. Hierbei wurden die linke und die rechte Hälfte der Empfangsantenne gegenphasig angeschlossen, so daß sich ein Doppelkeulendiagramm mit scharfer Nullstelle ergab. Das Ziel wurde ... im Empfangsminimum geführt, daher war die Peilreichweite etwas kleiner als die Auffaßreichweite (Erfassung des Ziels mit der linken oder der rechten Keule). Das Gerät soll auch bereits eine besondere Peilanzeigeröhre besessen haben, welche besser die direkte Leitung eines Jägers vom Funkmeßgerät aus ermöglichte. Das Minimum-Verfahren wurde weiterentwickelt zur s.g. ,,Radattelpeilung" (s. Marinegeräte), sie kam bei der Luftwaffe nicht zur Anwendung, weil Leutnant Diehl mit seiner Versuchsgruppe bis September 1940 das sogenannte ,,A/N-Peilverfahren" entwickelte.

Zitat Ende.

Q Bilder: Slg. OLPE; ,,M-Dv-291-Funkmessgeraetekunde"; cdvandt.org)

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 08 März 2023, 00:54:30
Danke Thoddy und Olpe!

Tatsächlich da ist ein Schalter. Also kann man sagen dass sich die entsprechenden Seetakt Geräte selber einweisen konnten? Wurde ein Kontakt mittels Maximumpeilung während des Horizont absuchens festgestellt, konnte wenn die Entfernung genügend verringert war, der Peilgehilfe den Zusatz einschalten und das Ziel schließlich fixieren mittels Radattelpeilung?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 08 März 2023, 09:25:12
Hallo Leute,
das ist wirklich sehr interressant und lehrreich. Danke dafür.

Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 08 März 2023, 10:27:40
Ich fasse mal zusammen:
Alle mit 77-82cm Wellenläne; 368-390kHz

FuMG 39 später FuMo23:
2x10 Dipolen 2x4m Antenne  und TS1 Trioden mit 2kW  2000Hz PRF

FuMG 40 später FuMo27:
2x10 Dipolen 2x4m Antenne  und TS6 Trioden mit 8kW  500Hz PRF

FuMG 40 später FuMo26:
4x16 Dipolen 3.2x6.4m Antenne und TS6 Trioden mit 8kW 500Hz PRF
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 08 März 2023, 10:36:02
Von Scharnhorst habe ich auf navweaps.com Zeichnungen und Beschreibungen von 1939 für FuMo22 mit 2x6m Antenne gesehen. Das würde für 2x16 Dipole sprechen. Oder ist das ein Fehlschluss meinerseits? Oder ist das völlig falsch auf navweaps.com und Scharnhorst hatte auch 2x4m Antennen?
Falls dem so wäre, würde ich dieser größeren Antenne eine größere Reichweite zusprechen und Thoddy sprach von 28km gegen Gneisenau.
Das würde für die kleineren 2x4m Antennen mit 2x10 Dipolen eine Reichweite von eher nur 25km bedeuten.
Weiß da jemand mehr zu?

Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 08 März 2023, 10:44:43
Admiral Graf Spee
hatte wohl ein FuMG 38 mit 60cm Wellenlänge also 500MHz Frequent und 2000kHz PRF Pulswiederholrate
mit einer 0.8 x 1.8m Antenne, was für 2 x 9 Dipole spricht.
Und für Admiral Graf Spee habe ich von Reichweiten bis 25km gelesen.
Dann machen 28-30km durchaus Sinn für eine 2x4m Antenne mit TS1 Trioden.
Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 08 März 2023, 13:31:17
Hallo Frank - was GS angeht waren die Briten wohl ziemlich beeindruckt. In "Churchills Shadow Raiders von Damien Lewis" ist von devastatingly accurate fire während ihres Gefechts die Rede und auch der Oslo-Report beinhaltete wohl Sachen wie gun laying radar. Bin nur leider noch nicht groß zum lesen darin gekommen - 🙈

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopoldus_Primus am 08 März 2023, 14:40:54
Wegen solcher Diskussionen liebe ich es hier Mäuschen zu spielen und mitzulesen! Für mich liest sich das so, als wäre die die Kriegsmarine recht früh im Krieg bereits ziemlich nahe an ihrem Ziel gewesen, radargelenkt feuern zu können, hat aber dann den entscheidenden Schritt nicht geschafft.
Gegenfrage: Die Briten haben den entscheidenden Schritt geschafft. Wo lag der entscheidende Punkt? Muss ich mir das so vorstellen, dass das Zusammenschalten mehrerer Braunscher Röhren jenseits des Kanals zum Erfolg führte?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 08 März 2023, 15:06:10
Aktuell verstehe ich es so:
Ab Einführung Radattelpeilung und Meßkette fein waren alle Vorraussetzungen erfüllt um radargelenkt zu schießen bis zu  der Entfernung, auf die mit Radattelpeilung das Ziel und die Einschläge vermessen werden konnte. Gegen große Ziele, wie Schlachtschiffe war das bereits mit TS1 Trioden auf 20km möglich und selbst die Einschläge der 28cm Granaten bis auf 16-18km, wenn ich Thoddy richtigverstehe, beobachtbar.
Mit der Einführung der TS6 Trioden vermute ich eine Vermessung möglich bis 30km und die Salvenbeobachtung großer Kaliber auch bis 25km, wenn ich einfachen Dreisatz anwende.
Die Britischen Radare 284 kamen knapp ein Jahr später und hatten zunächst keine Feinpeilung und Meßkette. Erst mit der Einführung Type 284M verfügten sie über Feinpeilung und konnten dann auch Einschläge vom Ziel unterscheiden aber auch nur bis 19.7km. Erst mit Type 284M3 in 1943 war dann eine Instrumentierung für genauere Entfernung in Verwendung. Eine größere Reichweite oder größere Genauigkeit hatten die Briten daher meiner Kenntnis nach nicht vor Einführung des Type 274 ab 1944. Und die große Antenne des FuMo 26 konnte hier auch aufgrund ihrer Größe und Anzahl Dipole immer noch gleich ziehen.
Der große Vorteil der Briten lag in der Nutzung des Magnetrons, das niedrigere Frequencen und kleinere Antennen bei gleichzeitig mehr Leistung ermöglichte für die Suchradare. Diese verhalfen den Briten früher zur Rundumsicht auf PPI Darstellungen und daher größeres Situationsbewustsein (Situational Awareness = SA). Damit konnte man besser verfolgen wo und wie viele Eiheiten im Suchbereich sind. Die Seetakt-Radare konnten zwar auch suchen, mussten aber immer ein Ziel verlassen, um nach einem anderen zu suchen. Erst später wurden PPI Anzeigen mit Rundsuchradar eingeführt.
Scharnhorst wäre mit einer PPI-Darstellung eines Suchradars vermutlich nicht von DoY überrascht worden.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 08 März 2023, 15:11:22
Ich habe mir eine Übersichtüber die Feuerleitradare gemacht. Ich versuche stetig sie zu korrigieren, sowie ich neue Erkenntnisse oder Hinweise finde:

Verbesserte Tabelle unter Antwort #274
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 08 März 2023, 15:39:20
Danke für deine Einschätzungen dazu Frank! Auch die Tabelle finde ich sehr interessant.

Dave Saxton behauptet Bismarck hat kurz vor Beginn Rheinübung als erste Einheit FuMO27 bekommen. Meine Vorstellung dazu: FuMO22 = original Seetakt. Ab 1940 wenn Peilzusatz + Wartungs/KalibrierungsZusatz installiert = FuMO23. Beide mit TS1 Röhren. Wechsel auf TS6 = FuMO27. Alle mit 4x2m Antenne. Erst danach wurden die Antenne vergrößert was dann Richtung FuMO26 führte. Könnte das ungefähr hinkommen?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 08 März 2023, 17:11:40
Zitat von: fsimon am 08 März 2023, 15:11:22
Ich habe mir eine Übersichtüber die Feuerleitradare gemacht. Ich versuche stetig sie zu korrigieren, sowie ich neue Erkenntnisse oder Hinweise finde:

Range Resolution Bismarck Tirpitz
basierend auf der Signallänge 300 m

aufgrund des dreieckig modulierten Peilsignals mit distinctiver Spitze kann man jedoch erkennen das da u.U. zwei Ziele ineinanderlaufen und wie die relativ zueinander stehen könnten auch innerhalb der 300 m.
Wie weit man die jedoch auseinanderhalten kann vermag ich nicht zu sagen.
hängt von Übung des Operators ab.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 08 März 2023, 17:41:04
Danke Thoddy,
300m hatte ich verstanden. Ich dachte in einem Forum mal gelesen zu haben, dass die Spitzen auf der 25m oder später 10m Scala auch zu unterscheiden wären.
Ein Bild einer Salve auf dem A-Scope ist wohl leider nicht auf zu treiben oder?

Gruß,

Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: delcyros am 08 März 2023, 17:55:22
Das Minimalverfahren des Feinpeilzusatzes hatte eine etwas geringere Reichweite als die Detektion mit Grobpeilung zur Folge, weil die Radarkeule direkt aufs Ziel gerichtet werden konnte.

Das müsste irgendwie auch anders in Tabellen dargestellt werden (Zahlen nur beispielhaft):

1°: ~35 Km (2/16° ~20 Km)


Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 08 März 2023, 18:13:21
Gute Idee.
Ich nehme das auf.
Danke
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 08 März 2023, 21:20:13
Zitat von: Thoddy am 08 März 2023, 17:11:40
Zitat von: fsimon am 08 März 2023, 15:11:22
Ich habe mir eine Übersichtüber die Feuerleitradare gemacht. Ich versuche stetig sie zu korrigieren, sowie ich neue Erkenntnisse oder Hinweise finde:

Range Resolution Bismarck Tipitz
basierend auf der Signallänge 300 m

aufgrund des dreieckig modulierten Peilsignals mit distinctiver Spitze kann man jedoch erkennen das da u.U. zwei Ziele ineinanderlaufen und wie die relativ zueinander stehen könnten auch innerhalb der 300 m.
Wie weit man die jedoch auseinanderhalten kann vermag ich nicht zu sagen.
hängt von Übung des Operators ab.
Dave Saxton sprach 2008 hier über die Auflösung der Seetakt Radare: https://www.kbismarck.org/forum/viewtopic.php?f=36&t=1724
Er gibt hier trotz der Pulslänge, die eine Auflösung von lediglich 300m ergibt, von 100m je nach Zoom-Scala.
Thoddy entspricht das deinen Einschätzungen?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 08 März 2023, 22:27:36
100m Auflösung (range resolution) wäre ausreichend, um zu bestimmen, ob eine typische Salve mit ca. 100m Streuung deckend liegt oder zu kurz oder zu lang liegt. Eine höhere Auflösung zur Salvenbeobachtung wäre eigentlich nicht unbedingt notwendig.

Im der GEMA Geschichte liest man dazu auf Seite 63:
"The method of making accurate measurements consisted of using the
Messkette to shift the phase of the audio signal being fed to the deflection
amplifier, that phase shift corresponding to the time between the transmitted
and received signals. Thus the echo pulse could be positioned in the middle
of the screen by the Messkette. The transmitter pulse previously lay at this
zero point when the Messkette was set at zero. This allowed the range to be
measured by comparison, permitting higher accuracy than by reading the
trace directly.
The simplest Messkette was the RC circuit made of resistors and capacitors,
but a given delay was strongly dependent on frequency and the output
voltage was attenuated and its amplitude frequency dependent. Such a circuit
was rejected by GEMA from the beginning. They followed the advice
of Professor Salinger of the Heinrich Hertz Institute and used a 'Wagner
transmission line', consisting entirely of coils and capacitors. This circuit
was indeed extravagant but was also nearly independent of frequency and
the output voltage was the same for all delays, large or small. The delay
times and the steps demanded could be calculated and spread out as desired.
A special advantage of this GEMA method was that the resolution in range
was limited only by the fine graduations of the Messkette and was independent
of range
. The accuracy of the Messkette over long periods of time and with
variations of climatic conditions, and the accuracy with which the transmitter and
echo pulses were marked, determined the accuracy of the radar for range. GEMA
would not have pushed the development of the Messkette had Naval Ordnance
rejected the use of all but the smallest CRT."

Das klingt so, als könnte man auch kleinere (25m oder später 10m) Abstände bei entsprechender Scala erkennen.
Interpretiere ich das falsch? Ich habe keine deutsche Version davon. Vielleicht liegt hier ein Übersetzungsfehler vor, was "resolution" angeht. Vielleicht ist hier lediglich die Anzeigeauflösung gemeint, ohne dass die Auflösung mehrer dicht aneinander stehender Radar-Echos gemeint ist.

Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 09 März 2023, 00:20:15
Hallo,
Zitat von: fsimon am 08 März 2023, 22:27:36
Ich habe keine deutsche Version davon. Vielleicht liegt hier ein Übersetzungsfehler vor, was "resolution" angeht. Vielleicht ist hier lediglich die Anzeigeauflösung gemeint, ohne dass die Auflösung mehrer dicht aneinander stehender Radar-Echos gemeint ist.
... hier der Text in Deutsch aus ,,GEMA – Berlin", Harry von Kroge, S. 72/73:

Zitat:
"Das genaue Meßverfahren bestand in einer Verzögerungs- oder Laufzeitschaltung, mit der die Summenspannung vor dem Verstärker der Ablenkspannung um die Zeitspanne verzögert werden konnte, die der Laufzeit zwischen dem Sende- und dem Echoimpuls entsprach. Damit konnte der Echoimpuls auf die Nullmarke der Zeitablenkung in Schirmmitte geschoben werden. Auf diese Nullmarke war zuvor, bei ausgeschalteter Verzögerung, der Sendeimpuls mit dem eigenen Eichphasenschieber geschoben worden. Damit wurde das Ausmessen der Entfernung zu einem ,,Null- oder Kompensationsverfahren". Mit diesem Verfahren ließen sich höhere Genauigkeiten erreichen, als mit allen direkt anzeigenden Verfahren.

Die einfachste Verzögerungsschaltung war die ,,RC-Kette", eine Schaltung aus Widerständen und Kondensatoren. Die erreichbare Verzögerung war stark frequenzabhängig. Die Ausgangsspannung nahm mit der Verzögerung stark ab und war ebenfalls frequenzabhängig. Daher schied solch eine Verzögerungsschaltung für die GEMA zur Verwendung in ihren Funkmessgeräten von vorneherein aus. Sie war dem Rat von Professor Salinger im Heinrich-Hertz-Institut gefolgt und hatte den ,,Wagnerischen Kettenleiter", eine Zusammenschaltung von Spulen und Kondensatoren, eingesetzt. Diese Schaltung war zwar aufwendiger, aber die Laufzeit war nahezu unabhängig von der Frequenz, und die Ausgangsspannung blieb für alle Laufzeiten, ob klein oder groß, ziemlich konstant. Die Verzögerungszeit und die erforderliche Stufung konnten nach Bedarf ausgelegt werden und ließen sich beliebig berechnen.

Ein wesentlicher Vorteil dieser Meßmethode der GEMA lag darin, daß die Auflösung eines Entfernungsmeßbereiches nur durch die feinste Stufung der Meßkette begrenzt war und über den gesamten Bereich gleich blieb. Die Genauigkeit der Meßkette als solche, vor allen Dingen über längere Zeit und in Abhängigkeit der klimatischen Bedingungen, und die Genauigkeit, mit der der Beginn der Tastung und der Einsatz des Echos markiert werden konnten, bestimmten wesentlich die Genauigkeit des Funkmeßgerätes. Sicher hätte die GEMA die Methode der Entfernungsmessung mit Meßkette nicht so vorangetrieben, wenn dahinter nicht das Marinewaffenamt mit ihren Forderungen für den artilleristischen Einsatz gestanden hätte".

Ende Zitat.

Der Begriff ,,Messkette" wird im englischen Text recht schnell verwendet (RC-Schaltungen), obgleich diese wegen der Frequenzabhängigkeit von der GEMA nicht weiter verfolgt wurden. Im deutschen Text sind etwas andere (vielleicht allgemeinere) Fachbegriffe verwandt worden. Erst die Anwendung von LC-Gliedern versprach mehr Erfolg ... daraus entstand dann das eigentliche Gerät ,,O" bzw. ,,OK", die Messkette. Siehe auch:
https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,22223.msg422468.html#msg422468 (https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,22223.msg422468.html#msg422468)

Grüsse
OLPE

PS 1: Das GEMA-Buch ist (in deutsch) ein sehr lesenswertes, fachlich fundiertes Buch
PS 2: eine weitere Quelle zur Messkette: ,,Leitfaden der Funkortung", S. 112 ff., Walter Stanner, 1952

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 09 März 2023, 09:25:32
Vielen Dank Olpe!
Auch auf Deutsch habe ich den Eindruck, dass es sich um die Auflösung der Anzeige handelt und nicht unbedingt die Entfernungsauflösung der Radarpulse.
Aber ich habe eine Skizze des Freya Entfernungsmeßrohr gefunden in "German WW2 Radar" von Adam Farson von 2009.
Freya war die Luftwaffenvariante der GEMA-Radare, das Pendant zu Seetakt, allerdings auf 120 - 166MHz.
Darauf sieht man die Spitzen der Echos deutlich und eine feine Ablesung von deutlich genauer als 300m leuchtet mir jetzt ein.
Bei entsprechendem Zoom sind 100m Auflösung und besser nachvollziehbar, auch wenn die 2 microsec. Pulslänge eigentlich eine 300m Auflösung bedeuten würde. Hier ist ein Vorteil des A-scope gegnüber des B-scope zu erkennen. Der B-scope ermöglicht keine Differenzierung der Echo-Spitzen. Das Echo wird auf B-scope als Ganzes dargestellt, ermöglicht aber eine bessere Übersicht.

Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 09 März 2023, 09:26:52
beim Schießen und Einmessen der Einschläge hat die Kriegsmarine nicht die absolute Abweichung gemessen. sondern nur die Lage der Einschläge zum Ziel also weit, fraglich weit, deckend, fraglich kurz, kurz. egal ob Optisch oder Funkmess.

Das Ziel besteht aus Zacken
durch Einschläge (zusätzliche Zacken) verlagert sich kurzfristig die Lage der Rücksignale daraus kann man schließen wo die Durchschnittlage dieser Gruppe lag. und entsprechende Korrektur machen

-Entfernung (Stand/Gang) bzw
-Azimuth (Seite/Seitenunterschied/Schieber) .
-Gabelung der Teilsalven(künstliche Erhöhung der Streuung) der Länge nach
-evtl Änderung Zündverzug(Rohre werden durch die stabilisierte Feuerleitlösung geschwenkt. Durch Änderung des Zündzeitpunktes bei der Schwenkung wird eine Erhöheung der Seitenstreuung erreicht (kann man selbstverständlich auch anders erreichen)

@Frank ich würde noch Wellenlänge mit in das Datensheet aufnehmen und evtl Typ der Antenne (falls verfügbar Dipol usw)






Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 09 März 2023, 09:45:21
Danke Thoddy,
Das ist jetzt meine Interpretation.
Also, auch wenn die genaue Auflösung nicht zu bestimmen ist, so ist sie aber wohl ausreichend, um bei der typischen Streuung der Salven von ca. 100m mit ausreichender Aussagekraft zu bestimmen, ob eine Salve deckend lag.

Gruß,
Frank



Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 09 März 2023, 09:51:22
Hier eine neue Zusammenfassung zunächst nur der frühen Feuerleit Radare.
Ich habe die Tabelle einmal editiert.
Ich habe die Tabelle jetzt entfernt, um Verwirrungen zu vermeiden.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 09 März 2023, 14:21:43
Ich glaube, die Tabelle in dieser Aufschlüsselung führt womöglich zu noch mehr Missverständnissen. Man kann z.B. die FuMGs nicht pauschal auf ein Schiff herunterbrechen. PG hatte z.B. während "Rheinübung" im Vormars bereits eine TS6 Röhre mit Messkette im Einsatz, ansonsten aber TS 1 ohne Messkette. Tirpitz hatte sowohl FuMG39 als auch FuMG40 an Bord. TS1 oder TS6 haben desweitern keinen Einfluss auf die Gerätebezeichnung.

in Bezug auf:
Zitat2000Hz acc Herr Nilson and GEMA history, 500Hz acc M.Dv.Nr.950 G Richtlinien für den Dienstbetrieb des Seetaktischen Funkmeßdienstes der Kriegsmarine und auch Trenkle

Das Schriftstück N Wa I Ac6 Nr. 1801/42g vom 3 Februar 1942 sagt Folgendes zu den Bezeichnungen und den dazugehörigen technischen Eigenschaften. Die Verwendung der Geräte ab Nr. 32 ist ganz gut dokumentiert und Bismarck gehörte nicht dazu.:
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 09 März 2023, 17:22:17
Klasse,
Vielen Dank Marc!
Gerne nehme ich das auf.
Das könnte einige Bezeichnungs-Knoten lösen. Die Tabelle werde ich auch anpassen, um Verwirrungen zu vermeiden.

Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 09 März 2023, 20:34:19
Nun mal herunter gebrochen auf Bismarck (bitte verzeiht mir - ich weiß dass das B-Schiff hier im Forum einen gewissen 'Nervigkeits-Faktor' hat) - welchen Typs waren die 3 Systeme nun? Soweit es sich nachvollziehen lässt. Bezugnehmend auf Torsten im KBismarck-Forum von vorn herein als Waffengeräte vorgesehen (Original Dokument). Finde leider den Post dort von Dave Saxton nicht mehr, worin er relativ euphorisch (wenn recht erinnert) auf seine neuste Erkenntnis hinweist dass Bismarck keine FuMG39/FuMO23 sondern FuMG40/FuMO27 schon erhalten hat bzw beide Schiffe während Rheinübung mit diesem Modell ausgestattet waren.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 10 März 2023, 09:43:04
Aus Herr Nilssons Dokumenten geht hervor, dass ab Gerät 32 mit Einführung der 500Hz statt der bisherigen 2000Hz Pulswiederholrate die Bezeichnung FuMG 40 angewandt wurde.
In einem anderen Post von Herr Nilsson im KBismarck Forum entnehme ich, dass Bismarck die Geräte 11 und 17 erhalten hatte. Das dritte Gerät ist auch für Herrn Nilsson unklar. Da Bismarck die kombinierten Messhauben hatte bedeutet das FuMG 39 G (gP) und spätere Bezeichnung  FuMO 23.

Hier ein Zitat von Herr Nilsson, das diese Frage sehr gut beantwortet:

"In Dezember 1941 Prinz Eugen still had unit No. 10 TS6 and 15 TS1. Both had an impulse frequency of 2000 Hz.
At the same time Tirpitz had one 2000 Hz-unit (No. 30 TS1) and two 500 Hz-units (No. 61 TS6 (replacement! of No 18.) and 69 TS1).
It looks like Scharnhorst got Gneisenau's unit No. 2 TS6 in addition to her No. 1 TS6 (both 2000 Hz). However, No. 48 (500 Hz) was provided for Scharnorst, but seemingly not installed in Dezember 1941.
Gneisenau got two brand-new 500 Hz-units (No. 80 TS6 and 81 TS1).
While some older units were modified from TS 1 to TS6 apparently all units up to No. 31 kept their 2000 Hz inpulse-frequency (at least until Dezember 1941), therefore it's very unlikely Bismarck had any 500 Hz-FuMO.

In regard of "Feinpeil": As it seems only the foretop FuMO had this capability."

Also hatte Bismarck auf jeden Fall 2000Hz, wahrscheinlich mit TS1 Trioden 2kW  und nur sehr unwahrscheinlich TS6 Trioden und / oder 500Hz für das unklare dritte Gerät.
Vielleicht kann Herr Nilsson das auch hier im Forum einmal erklären. Er scheint die beste Quelle für diese Frage zu sein.
Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 10 März 2023, 09:55:47
Hier eine neue Tabelle zu den Seetakt Geräten der Schlachtschiffe und schweren Kreuzer.
Einmal editiert 1.1. Ich hatte einen Kopierfehler in der ersten Version.
Zweimal editiert 1.2. Ich hatte noch einen Kopierfehler in der zweiten Version.

Tabelle gelöscht. Neue Tabelle in Antwort #266 weiter unten.

Gruß,
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 10 März 2023, 11:47:58
Zitat von: fsimon am 10 März 2023, 09:43:04
Vielleicht kann Herr Nilsson das auch hier im Forum einmal erklären.

Ich bin ja immer wieder verblüfft, was ich mal irgendwann geschrieben habe. Viel mehr weiß ich allerdings auch nicht. Da PG während "Rheinübung" für den Vormarsstand eine TS6-Röhren eingebaut hatte, ist TS6 auf Bismarck im Prinzip auch durchaus möglich, aber aktuell nicht mit Sicherheit nachweisbar.

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 10 März 2023, 13:49:13
Vielen Dank euch beiden - sehr interessant wieder! Bei KBismarck versuche ich mich auch durchzuackern - allerdings ist die Fülle der Infos zu dem Thema dort svhon immens und dann noch auf Englisch..
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 10 März 2023, 14:47:08
Ich habe die Reichweiten der Radare noch einmal geändert und basiere sie jetzt auf die 28km die Gneisenau auf Scharnhorst Anfang 1941 erzielte. Danke Thoddy für diesen Hinweis!
Gneisenau mit 2x10 Dipolen und TS1 also 2kW.
Dazu David Saxton in einem Forum auf KBismarck:  "At that time the power output for Seetakt was only 2 kilowatts and the antenna did not operate in common mode. The 4 fold increase in power in 1940 increased typical range attainment 20%. FuMO26 used an extra large antenna that operated in common mode. We know from primary documents that the FuMO26 antennas increased typical range an additional 30% with the same 8-9 kw power output from the transmitters."
Das ist absolut einleuchtend und logisch. Daraus ergeben sich die Reichweiten, die ich jetzt in die Tabelle aufnehme. Wenn irgendjemand bessere Daten hat wäre ich dankbar dafür.

Der Fehlerteufel meint es heute nicht gut mit mir. Ich habe schon wieder Kopierfehler übertragen. Jetzt ist 1.4. fällig:
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 10 März 2023, 14:57:31
Weiß jemand, ob "Peilung fein" gleich Radattel-Peilung bedeutet?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 10 März 2023, 14:58:04
Hallo,
vielen Dank für die tollen und detaillierten Informationen!
Frank, kann die letzte Tabelle leider nicht öffnen ... Fehlermeldung: "Sie haben keinen Zugriff auf diesen Bereich!"

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 10 März 2023, 15:05:51
Soweit ich weiß ja - Feinpeilung = lobe switching (Keulenumschaltung) = Radattelpeilung umgangssprachlich wegen des Geräusches das (der Zusatz?) wohl gemacht hat laut Trenkle.

Sind Peilzusatz und Aufschlagmessgerät 2 unterschiedliche Geräte oder ein und dasselbe?

Also Dave und Antonio sind sich ziemlich sicher dass Bismarck die 8kw TS6 Variante hatte - also FuMG40/FuMO27. Kann das sein das die nochmal getauscht wurden ganz kurz vor Rheinübung?

Hab bei KBismarck noch das Dokument unten gefunden - zufällig von Thoddy? Glaube ein Torsten wars.. Hoffe ich kriege keinen Ärger jetzt..
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 10 März 2023, 15:12:15
Hallo,
Zitat von: fsimon am 10 März 2023, 14:57:31
Weiß jemand, ob "Peilung fein" gleich Radattel-Peilung bedeutet?
nun, ich gehe davon aus, das "Peilung fein" und "Feinpeilung" dasselbe sind ... auf dem Prinzipschemata der Radattel-Peilung, die ja nur bei der Marine zur Anwendung kam, ist der Begriff vermerkt ... Den "Radattelkrach" machte das Peilumlaufgerät "WR" oder "WR"-Gerät, das sich wohl mit 1500 U/Min. drehte ...

(Q Bilder: Slg. OLPE; ,,M-Dv-291-Funkmessgeraetekunde"; cdvandt.org)

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 10 März 2023, 15:18:17
Zitat von: fsimon am 10 März 2023, 15:13:47
Vielen Dank!
Lässt sich die Tabelle jetz öffnen?
... jo, die 1.4 läßt sich nun öffen ... danke ...  :MG: ...
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 10 März 2023, 18:02:32
Habe jetzt die Tabelle um die britischen Feuerleitradare ergänzt.

Habe die Tabelle gelöscht und statt dessen eine neue Tabelle in Antwort #274 angehängt mit der Ergänzung der US Feuerleitradare und einiger kleiner Korrekturen.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 10 März 2023, 18:20:22
Danke Frank! Da drängt sich die Frage auf: was passierte nach 1943 mit den deutschen Seetakt/Seeart Anlagen. Prinz Eugen Besatzungsmitglieder berichteten den Amis angeblich über ein leistungsgesteigertes FuMO26. Das erste zentrimetrische - die FuMO81 Serie war ein Rundsuchgerät und nicht feuerleitfähig. Trenkle berichtet über eine ganze Menge neuer zT zentrimetrischer Artilleriegeräte - teils Kreuzungen aus Würzburg- und Berlin Systemen. Aber wohl alles Prototypen und maximal Kleinserien die wenn überhaupt nur zur Leitung von Küstenbatterien eingesetzt wurden. Blieb also wohl nur das frisieren bestehender Bordgeräte..

Stichwort Nürnberg Nov 44 - das Nachtschießen mit dem FuMO 24/32 oder 25/33 (Thema hatten wir hier grad) soll ja gut geklappt haben und das war immerhin ein drehbares Gerät.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 11 März 2023, 11:00:37
Neue Tabelle mit Ergänzung der US Radare und einigen kleinen Korrekturen.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 11 März 2023, 14:35:18
Schon wieder neue Tabelle 1.1

Sagt mir, wenn ich nerve mit den kleinen Änderungen, dann sammle ich erst länger, bevor ich poste.

Tabelle gelöscht.
1.4 in neuem Post weiter unten.

Gruß,

Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 12 März 2023, 11:25:19
Hallo Frank,
Zitat von: fsimon am 11 März 2023, 14:35:18
Sagt mir, wenn ich nerve mit den kleinen Änderungen, dann sammle ich erst länger, bevor ich poste.
... no problem ... panta rhei ... :O/Y ... und vielen Dank für's teilen ... :MG: ...

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 12 März 2023, 14:22:36
Danke für die weisen Worte, Olpe  :MZ:
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 12 März 2023, 22:03:53
Ich habe jetzt nur die Frage, wie kann ich mit Minimum-Peilung oder auch mit Maximal-Peilung erkennen, wie die Salven zum Ziel liegen?
In der Entfernungsanzeige ist mir das klar, im Winkel nicht.
Das Mk8 hatte einen übersichtlichen B-scope. Da ist das einfach.
Kann mir das jemand für die GEMA Anzeigen erklären?
Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 12 März 2023, 23:02:26
Hallo Frank,
eine interessante Frage. Das "PB-Gerät" des Feinpeilzusatzes der GEMA-Geräte hatte ein Sichtgerät, eine Braun'sche Röhre mit einer doppelten "Inneneinrichtung" (Kathode, Wehneltzylinder, Anode, Ablenkplatten) und damit mit einer doppelten Anzeige. Oben die Ergebnisse der Radattelpeilung (vom WR-Gerät über den Kippverstärker) und unten die Ergebnisse der Messkette (vom Gerät O bzw. OK). Ich denke, dass mit der Messkettenanzeige der Zielzacken eines "Salvenaufschlages" erfaßt werden konnte und mit feinfühliger Antennendrehung per Hand auf dem Zielzacken so lange eingepeilt wurde, bis man die Nullmarkierung vom Radattel genau auf der mittigen Visierlinie hatte.

Unten einige  Prinzipskizzen und ein Bild:
1: ein Bild desselben, die beiden Fenster im PB-Gerät rechts sind gut zu erkennen
2: der Feinpeilzusatz als Prinzipschemata
3: Schaltung des PB-Gerätes mit dem Doppelanzeigerohr (rechts)
4: die Anzeigen: oben Radattel, unten Messkette

(Q Bilder: Slg. OLPE; ,,M-Dv-291-Funkmessgeraetekunde"; cdvandt.org)

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 13 März 2023, 11:12:45
Hallo,
Zitat von: fsimon am 12 März 2023, 22:03:53
... wie kann ich mit ... Maximal-Peilung erkennen, wie die Salven zum Ziel liegen?
... ich denke, ähnlich wie im post unten beschrieben, nur dass das Beobachtungsgerät "OB" als visuelle Anzeige zur Anwendung kam. Die Richtkeule bei der Maximum-Peilung ist deutlich breiter, wenn die Bediener Glück hatten, konnten mit feinfühliger Antennendrehung nach rechts und links Aufschlagszacken vielleicht erkannt und identifiziert werden ... aber eben nur vielleicht ... Die Technik der Maximum-Peilung kam hierbei eben an seine Grenzen ...

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 13 März 2023, 15:27:32
US systeme bei DTIC Stand 1949
https://apps.dtic.mil/sti/pdfs/ADA457262.pdf

Auf EugeneSlover OP 658 Fire control Radar Mk8 Stand Januar 1943
https://eugeneleeslover.com/ENGINEERING/OP658_Fire_Control_Radar_Mark8.pdf
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 13 März 2023, 18:43:54
Vielen Dank Leute!
Thoddy das Dokument ist von Januar 1943 also handelt es sich wohl um ein manual für Mark 8 Mod 0, also noch mit der niedrigeren Leistung. 20,000 yds 16" splash observation. Das bestätigt meine bisherigen Daten. Also demnächst eine korrigierte Tabelle für Mark 8 Mod0.
Das Mark 8 hatte einen kleinen Azimuth Scan. Dadurch wurde auch auf dem B-scope angezeigt, was links und rechts neben dem Ziel passierte: Salveneinschläge, andere Ziele. Bei den Geräten nur mit A-scope und Maximal oder Minimalpeilung fand kein Scan statt. Der konnte höchsten manuel erfolgen. Allerdings musste man dazu die Peilung auf das eigentliche Ziel kurz aufgeben, wenn ich das richtig verstehe.
Das bedeutet, dass ich meine Einschläge nur dann sehe, wenn sie im gleichen Azimut wie das Ziel liegen +- 1.5°, oder wenn ich mein Gerät kurz nach links und rechts schwenke, um zum Zeitpunkt der Einschläge diese zu suchen.
Versteht ihr das auch so?
Das Mark 8 war quasi ein "range while search" Radar, die anderen Radare nur "range or search" Radare.
Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 13 März 2023, 18:59:21
Wenn die Salven allerding im Winkel gut lagen, also innerhalb der 3°, dann spielte das allerdings auch keine Rolle. In der Minimal-Peilung konnte man sicher erkennen, ob die Salve eher links oder eher rechts lag, wenn das Echo auf der einen oder anderen Seite stärker wurde. Das bedurfte sicher einiges an Interpretationsübung.

Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 13 März 2023, 19:15:24
Hier die Tabelle mit den Mark8 Änderungen: splash spotting für Mod0 nur 18.3km aber range resolution mit short pulse 41m!

Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 13 März 2023, 19:21:40
Bei 41m Auflösung braucht man auch keinen A-scope mehr. Solange der B-Scope die gleiche 41m Auflösung hat wie das Radar, kann man auch die einzelnen Ziele / Einschläge sehen, obwohl ich dort die Spitzen der Echos nicht sehe.
Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 13 März 2023, 20:32:12
Hier eine (Zusammenfassung)real performance Mk8. Der Kommentar "wishful thinking"ist ebenfalls interessant.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Urs Heßling am 13 März 2023, 22:10:32
moin,

Zitat von: Thoddy am 13 März 2023, 20:32:12
Hier eine real performance Mk8.
Operation "Hailstone", Angriff auf Truk, 17.2.1944, Zitat aus der "Chronik des Seekriegs"
der Zerstörer Nowake entkommt den noch auf 35 km Entfernung deckenden Salven der amerikan. Schlachtschiffe. (Zitat Ende)

Gruß, Urs
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 13 März 2023, 23:37:35
Die Schieß/FeuerleitLeistungen sind schon beeindruckend. In wie weit spielen da die meist ruhigen Wetterbedingungen im Pazifik mit rein? Deckend ab der ersten Salve auf 30km stelle ich mir bei schwerer See - wenn das eigene Schiff in alle Richtungen gedrückt wird - schwierig vor. Ist da was dran?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: ede144 am 14 März 2023, 18:40:00
Zitat von: Urs Heßling am 13 März 2023, 22:10:32
moin,

Zitat von: Thoddy am 13 März 2023, 20:32:12
Hier eine real performance Mk8.
Operation "Hailstone", Angriff auf Truk, 17.2.1944, Zitat aus der "Chronik des Seekriegs"
der Zerstörer Nowake entkommt den noch auf 35 km Entfernung deckenden Salven der amerikan. Schlachtschiffe. (Zitat Ende)

Gruß, Urs

Deshalb hat ein Forist in einem englischsprachigen Forum die New Jersey Klasse als die Klasse bezeichnet, die fast mal einen Zerstörer versenkt hat. Nachdem die Fanboys die Schiffe über den grünen Klee gelobt hatten.  :-)
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 15 März 2023, 18:45:56
Hier mal ein Beispiel optische E-messung.

Die einzelnen Geräte zeigen auf ca 18 km individuelle Abweichungen von bis zu 150 m von der wahren Entfernung.

Durch Mittelung aller Werte kommt man der wahren Entfernung deutlich näher. Und irgendwo in den Funkmess Unterlagen findet sich der Hinweis das die Emessung mit Funkmess in der Regel genauer ist als die Entfernungsmittelung der optische Geräte.
Gleichzeitig kann man ei n "Hinterherhängen" der Messungen von ca 1 Minute bis eine änderung des Kurses "entdeckt" wird. Auch dies ist mit Funkmess leichter zu erfassen.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 15 März 2023, 19:11:41
Sehr spannend, vielen Dank Thoddy. Die 50er Vergrößerung wurde scheinbar nicht genutzt, oder hatten die die Panzerschiffe noch nicht?

Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 15 März 2023, 19:43:52
Graf Spee hatte 25 fach max vergrößereung

Ansonsten Mindestfehler der 10 M RuMs
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 16 März 2023, 18:21:02
Aber Bismarck hatte doch 50fache Vergrößerung, oder bin ich da falsch?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 16 März 2023, 19:22:32
Ja
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 19 März 2023, 09:42:45
Hallo Leute,
Ich habe mal gelesen, dass die Zerstörer, die Bismarck die ganze Nacht versuchten anzugreifen, von der Genauigkeit der Salven abgewehrt wurden. Sie berichteten, dass die Salven sehr gut in der Entfernung lagen und lediglich in der Seitenablage ungenauer waren.
Dave Saxton spricht hier davon, dass erst Tirpitz später in 1941 die Radattelpeilung als erstes Dickschiff erhielt.
https://www.kbismarck.org/forum/viewtopic.php?p=45994&sid=59d0dfae14f64ea225a08188c02d2121#p45994
Hatte Bismarck also auf dem Vormars-FuMG zwar Entfernung-fein aber noch nicht die Radattelpeilung?
Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 19 März 2023, 16:34:14
Bei der Fülle an Dave Saxton's Posts im Laufe der Zeit ist es schwierig ein einheitliches Bild zu bekommen da auch er stets neue Erkenntnisse und Quellen hinzufügt. Finde seinen Post da nicht mehr - wo er Bismarck als erste Einheit die FuMO27 zuordnet und auch schreibt dass das oder die beiden ausgefallenen vorderen Geräte am Abend des 24. Mai wieder klar waren.

Der Baron schreibt im entsprechenden Kapitel seines Buches dass die Zerstörer sehr genau eingemessen wurden - zw Entfernung und Peilung unterscheidet er nicht.

Laut GEMA Buch gabs 2 Feinpeilverfahren. Ab 1935 Leitlinienpeilung bis 0,2° genau (10x genauer als mit Maximumpeilung)

Graf Spee: Feinpeilung nach Leitlinie vorgesehen, wegen erschwerter Bedienung nicht genutzt. Also noch kein Peilgehilfe anscheinend. Das sie damit schießen konnte zeigt Thoddy's Protokoll von 1939 und wohl auch das La Plata Gefecht

Jan 39 sieben Sätze uA auf Sh Gn Hi installiert. Vorbereitet für Feinpeilung (Leitlinie?) aber zunächst noch nicht eingerüstet

Sommer 40 Fertigentwicklung Minimumpeilung. Der Leitlinienpeilung überlegen. Bis 0,1°. Bestehend aus Zusatzgeräten Peil-Umlaufgerät und Peilbeobachtungsgerät. Ab Ende 1940 konnten alle Geräte damit ausgerüstet werden. Incl Messkette Artillerie 50km/10m

Und laut Thoddy's Dokument sollten die neuen Schiffe (Bs, Tp, H) ja mit Artilleriegeräten ausgerüstet werden. Also denke ich mal dass Bismarck's Geräte allesamt mit Radattelpeilung statt Leitlinienpeilung ausgerüstet waren. Auf jeden Fall Feinpeilung und mit extra Peilgehilfe dafür.

Aufklärung gibt's aber glaub ich nur von Thoddy oder Olpe persönlich.. 😬
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mhorgran am 19 März 2023, 16:50:32
Dave Saxton wollte doch ein Buch dazu schreiben. Weiß man da etwas?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 19 März 2023, 18:04:41
hat er nicht
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 19 März 2023, 19:45:48
https://www.kbismarck.org/forum/viewtopic.php?t=3341

Ganz richtig liegt auch Dave Saxton nicht immer - in einem anderen Post schreibt er dass die dt. Geräte innerhalb 5min einsatzfähig waren im. Gegensatz zum brit. 284. Im Handbuch für EM2 Ausbildung der SchiffsartillerieSchule Sassnitz wird dagegen von 2 Std Anlaufzeit gesprochen bis das Gerät optimal austemperiert ist.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 19 März 2023, 22:13:11
Danke Frank,
Das mit der Leitlinienpeilung muss ich noch mal suchen im GEMA Buch. Ich hab leider nur eine englische online- Ausgabe. Leitlinie finde ich da wohl nicht.

Andere Frage:
Das FuMO 26 gab es ja mit der großen Antenne 3.2m x 6.4m mit horizontaler Polarisation. Es gab aber wohl auch eine 2 x 6m Antenne dafür mit vertikaler Polarisation. Weiß jemand wieviele Dipole das dann waren und ob diese dann auch sowohl senden und empfangen konnten?
Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 20 März 2023, 10:39:51
Hallo Frank - habe dafür die Seiten 37/89/93/121/127 benutzt. Hab das Buch mit Notizen großzügig beschmiert zum leichter wieder auffinden. Nicht ganz einfach da Kroge immer von Flak UND Seetakt-Anlagen gleichzeitig schreibt aber auch erwähnt wenn es ALLE Anlagen geht zB in Bezug auf die Peilzusätze.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 20 März 2023, 16:26:00
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 20 März 2023, 10:39:51
... habe dafür die Seiten 37/89/93/121/127 benutzt..
... und: auf Seite 41 wird der praktische, eher zufällige Peilversuch gegen den Kreuzer "KÖNIGSBERG" im Juli 1935 vor Pelzerhaken beschrieben ... mit den positiven Ergebnissen, aber auch mit den Schwierigkeiten ...
Bei Bedarf kann ich das Zitat (sicher auch für andere user von Interesse) hier gern mal einstellen ... :-) ...

Grüsse
OLPE   
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 21 März 2023, 08:17:36
Hallo Olpe,
Ja bitte!
Radattelpeilung, Minimumpeilung mit geteilter Empfangs-Antenne ist klar für mich.
Feinpeilung nach Leitlinie sagt mir noch nichts.
Gruß Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 21 März 2023, 15:23:48
Hallo,
Zitat von: fsimon am 21 März 2023, 08:17:36
Ja bitte!
Radattelpeilung, Minimumpeilung mit geteilter Empfangs-Antenne ist klar für mich.
Feinpeilung nach Leitlinie sagt mir noch nichts.
1934 hat man richtungsweisende Entscheidungen getroffen. Nach praktischen Versuchen mit eher mäßigem Erfolg im Oktober jenen Jahres mit einer Versuchsanlage (eher als Labormuster zu bezeichnen) fiel die Entscheidung, vom Dauerstrichverfahren zum Impulsverfahren wechseln, die Messkette einzusetzen und zu verfeinern und für die Peilung zwei Richtkeulen zu verwenden. Bedeutet: die (noch) getrennt aufgestellte Empfangsantenne wurde geteilt und mit zwei Empfangskanälen versehen.
Diese hohe Zahl an neuen Techniken, gepaart mit den nicht sehr leistungsstarken und nicht sehr frequenzstabilen Sendern plus mit noch zu optimierende Überlagerungsempfängern (Superhet) verlangten von den GEMA-Ingenieuren und Gastwissenschaftlern einiges ab.
Die Peilverfahren (ab 1935) und deren Abwandlungen sowie Verbesserungen besaßen verschiedene Namen, wobei es im Nachgang schwierig ist, diese den konkreten Versuchsgeräten zuzuordnen: Leitlinienpeilung, Zwillingsbakenmethode, Vergleichspeilung, Süsel-Verfahren (und sicher noch einige mehr ...). Vielleicht helfen die Zitate ein wenig weiter.

Zitate aus: "GEMA-BERLIN, Geburtsstätte der deutschen aktiven Wasserschall- und Funkortungstechnik", Harry von Kroge, S. 34 und S. 41:

Zitat S.34:
,,Außer Dr. Röhrl, der sich als wissenschaftlicher Mitarbeiter der NVA besonders mit Magnetrons befaßte, war auch dessen Kollege Dr. Rindfleisch häufig als Gastwissenschaftler bei der GEMA tätig. Unter seiner Mitwirkung entwickelte und erprobte sie Anzeigeverfahren und Anzeigegeräte zur Messung der Richtung und der Entfernung des Echos nach der Zwillingsbakenmethode. Dies war ein Verfahren, das in der Anwendung dem Summe-Differenzverfahren ähnelte. Durch den Vergleich der Spannungen zweier Antennensysteme, deren Richtdiagramme sich unter bestimmten Winkeln kreuzten, ließ sich die Richtung erheblich genauer peilen, als mit einer Antenne und Maximumpeilung. Im Januar 1935 begann die GEMA Versuche, bei denen jedes Peilantennensystem an einen eigenen Empfangskanal angeschlossen war. Weil es schwierig war, die beiden Empfänger elektrisch gleich zu halten, wurde eine motorische, wechselweise Anschaltung an einen Empfänger bevorzugt. Der Vergleich beider Antennenspannungen wurde optisch stereoskopisch, zunächst mit zwei, später mit einem Braunschen Rohr vorgenommen. Mit diesen Peilverfahren wurde der Seitenwinkel mit einer Genauigkeit gemessen, die zehnmal besser war als bei Maximumpeilung, sie lag unter 0,2 Grad."
Zitate Ende.

Zitat S. 41:
,,Zufällig ankerte im Juli 1935 etwa 4 km vor Pelzerhaken der Kreuzer "Königsberg" in der Lübecker Bucht und produzierte ein starkes Echo im Funkmeßgerät auf dem GEMA-Turm. ... Erstmalig wurde bei diesem Versuch signalvergleichende Peilung mit zwei Dipolgruppen als Empfangsantennen und zwei Empfängern erprobt. Das Ausgangssignal des einen Empfängers war umgekehrt zum Ausgangssignal des anderen Empfängers gepolt. So erfolgte die Echoauslenkung der Zeitlinien auf je einem Bildrohr nach unten und oben. Stereoskopisch sollte der Bediener die Echozacken des einen und des anderen Empfangskanals mit den Empfangsantennen, die leicht gegeneinander versetzt waren, auf gleiche Höhe peilen. Das Verfahren zeigte Vorteile gegenüber der Maximumpeilung. Eine nur mäßige Peilgenauigkeit lag an mechanischen Mängeln, die das Drehgestell noch hatte; für die Feineinstellungen von 0,1 Grad war das Spiel zu groß. Die Handhabung und das Einstellen von zwei Empfangskanälen bereiteten von Willisen und Dr. Rindfleisch, die die Anlage alleine bedienten, erhebliche Schwierigkeiten. Sie erreichten gegen den Kreuzer daher keine überwältigende Meßentfernung. Immerhin peilten sie das Schiff bis zu einer Entfernung von 8 km durch Pendeln der Antennen so genau, daß die Mechanik des Drehgestelles nicht mehr ausreichte und der Meßgenauigkeit eine Grenze setzte."
Zitate Ende.

Nach meinem Dafürhalten benutzte die GEMA zwei versetzte Empfangsantennen und – wie oben beschrieben – zwei getrennte Empfangskanäle. Eine Zuschaltung der Antennenhälften mit Schalter stand wohl anfangs noch nicht zur Disposition, wurde dann aber doch recht schnell entwickelt und angewandt ... erst mit einfachem Umschalter, dann mit motorischem Gerät. Die Krönung war dann einige Jahre später das mechanische Umlaufgerät "WR" für die Radattel-Peilung ("WRg" bzw. "WRf", je nach Frequenz).

Grüsse
OLPE

Gerne stelle ich auch die weiteren Zitate der von Frank (@leopard2A6EX) genannten Textstellen bzw. Seiten ein ...
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 21 März 2023, 16:17:44
Hallo,
Zitat von: fsimon am 19 März 2023, 22:13:11
Das FuMO 26 gab es ja mit der großen Antenne 3.2m x 6.4m mit horizontaler Polarisation. Es gab aber wohl auch eine 2 x 6m Antenne dafür mit vertikaler Polarisation. Weiß jemand wieviele Dipole das dann waren und ob diese dann auch sowohl senden und empfangen konnten?
... vielleicht gibt dieses Dokument einen gewissen Aufschluss zur Frage:
--/>/> klick (https://www.cdvandt.org/NVK-Chronik.pdf) cdvandt.org "Chronik der NVK"

s. Seite 96 und herausgezogene Bilder unten (relativ schlechte Handskizzen)


Zitat von: fsimon am 13 März 2023, 18:59:21
In der Minimal-Peilung konnte man sicher erkennen, ob die Salve eher links oder eher rechts lag, wenn das Echo auf der einen oder anderen Seite stärker wurde. Das bedurfte sicher einiges an Interpretationsübung.
Zitat von: Leopard2A6EX am 10 März 2023, 15:05:51
Sind Peilzusatz und Aufschlagmessgerät 2 unterschiedliche Geräte oder ein und dasselbe?
... ich würde zwei verschiedene Geräte vermuten ... Bei einem Aufschlagmessgerät könnte möglicherweise das Süsel-Peilverfahren (s. Seite 126) angewandt worden sein ... Belege habe ich leider keine, vielleicht bringen diese Seiten ein wenig Aufklärung:

s. Seite 122 ,,Schießgeräte"
s. Seite 141 ,,Schießgeräte See"
s. Seite 145 ,,Aufschlagmessungen"

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 21 März 2023, 16:56:59
Danke Olpe! Der Abend ist wieder gerettet.. 🤗
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 21 März 2023, 22:04:21
Da Frank mich auf meinen Denkfehler hingewiesen hat, editiere ich das Ganze mal: was sehe ich auf beiden Anzeigegeräten?

Links Beobachtungsgerät: kleiner Zacken mittig, großer links. Kleines Ziel eingemessen, großes davor oder dahinter? Oder kann dank Messkette die Entfernung zu beiden abgelesen/errechnet werden?

Rechts Peilzusatz: zwei Anzeigen - oben anscheinend Peilung, anscheinend ein Ziel eingemessen (Sinuskurve unten). Unten Anzeige Beobachtungsgerät - kleiner Zacken mittig. Stellt der Peilzusatz jetzt Peilung + Entfernung kombiniert da - so dass von diesem Gerät letztendlich die kompletten Schusswerte kommen?

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 21 März 2023, 22:13:11
Hallo Frank,
Der linke A-scope für Entfernung zeigt nur Entfernungen an. Das größere Ziel links ist also nicht links von dem kleineren Ziel sondern im gleichen Winkel nur auf einer anderen Entfernung, näher falls die Entfernung von links nach rechts größer wird, was auch durchaus umgekehrt angezeigt sein könnte. Ein Drehen der Antenne würde den Verlust beider Ziele bedeuten oder zumindest ein schwächer werdende Echos.
Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 21 März 2023, 22:26:36
Und Olpe,
ganz großen Dank für das Dokument und die Ausschnitte!

Daraus entnehme ich, dass die 2 x 6m Antenne getrennte Dipole für Senden und Empfangen hatte, während die große 3.2m x 6.5m Antenne alle Dipole zum Senden und Empfangen nutzte. Das muss allerdings nicht heißen, dass es nicht doch 2m x 6m oder vielleicht auch 2m x 4m Antennen auf Sende-Empfangs-Umschaltung umgerüsted wurden.
Dieses Umschalten würde den Antennengewinn verdoppeln und damit die Reichweite etwas erhöhen (knapp 20%).

Gruß Frank

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 23 März 2023, 18:05:20
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 21 März 2023, 22:04:21
Links Beobachtungsgerät: kleiner Zacken mittig, großer links. Kleines Ziel eingemessen, großes davor oder dahinter? Oder kann dank Messkette die Entfernung zu beiden abgelesen/errechnet werden?
... es ist nicht auszuschließen, dass es sich beim linken, größeren Impuls im Gerät ,,OB" um die Darstellung des Sendezackens handelt ... (vergl.: --/>/> klick (https://www.cdvandt.org/images5/Mammut-Wassermann-Entfernungeicung-Lichtmarke1-36.gif))
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 23 März 2023, 18:11:51
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 20 März 2023, 10:39:51
... habe dafür die Seiten 37/89/93/121/127 benutzt..
hier die restlichen Zitate aus den Suchergebnissen von Frank (@Leopard2A6EX). Zum besseren Verständnis ist der jeweilige Absatz herausgezogen:
"GEMA-BERLIN, Geburtsstätte der deutschen aktiven Wasserschall- und Funkortungstechnik", Harry von Kroge, S. 89, S. 93, S. 121, S. 127:

Zitat S. 89
,,Ergänzend zu den Erfahrungen, die man mit Seetaktgeräten auf Schiffen gesammelt hatte, erwies sich das Funkmeßgerät auf ,,Graf Spee" als nützlich. Im ständigen, gefechtsmäßigen Einsatz wurden Ortungen ausgeführt, die überzeugten. Die erhöhte Aufstellung des Spiegels auf der Haube des E-Meßgerätes sicherte eine Entfernung von 25 km, die selbst für die weitreichende Schiffsartillerie für ausreichend gehalten wurde. Die Meßkette war für 40 km ausgelegt. Feinpeilung mit Leitlinie war zwar vorgesehen, wurde aber wegen der erschwerten Bedienung nicht benutzt. Die Zusammenschaltung der beiden Empfangsantennen zu einer Antenne erhöhte den Gewinn und sicherte die Ortungsentfernung. Innerhalb recht kurzer Zeit wurde Marinepersonal eingewiesen. Probleme gab es mit den TS1. Die Zuverlässigkeit langte im Dauerbetrieb nicht. Zum Auswechseln mußte ein Fachmann der NVA oder der GEMA mitfahren. Dies änderte sich mit der Verbesserung der Senderöhren. Als einer der letzten GEMA-Angehörigen machte Erbslöh im Frühsommer 1939 eine Fahrt vor die Küste Südspaniens mit."

Seite 93:
Es gelang der GEMA mit viel Mühe, gemeinsam mit der Marine und mit der Luftwaffe die Frequenzschwerpunkte für ihre Funkmeßgeräte festzulegen. Erstaunlich war, daß sie sogar Zugeständnisse für etwas größere Wellenlängen erhielt, um mit den vorhandenen Röhren nicht im Grenzfrequenzbereich arbeiten zu müssen. Das Flum-Gerät erhielt die Wellenläng 2,4 m, entsprechend 120 bis 150 MHz, mit dem Buchstaben ,,f". Als Wellenlänge für seetaktische Anlagen der Marine wurde 80 cm, entsprechend 335 bis 430 MHz, festgelegt. Der Kennbuchstabe für diese Welle war ,,g". Nach diesen Kennbuchstaben wurden die Funkmeßgeräte bis zur endgültigen Truppenbezeichnung auch ,,DeTe-f" und ,,DeTe-g" genannt. Für ihre stationären Anlagen in Drehständen setzte die GEMA beide Geräteausführungen ein. Das DeTe-f-Gerät mit zwei Spiegeln zu je einer Sechsergruppe von Ganzwellendipolen für Sendung und Empfang stand der Luftwaffe als Flugmeldegerät zur Verfügung. Die Marine erhielt das DeTe-g-Gerät sowohl im Drehstand zum Einsatz bei der Marineflak, als auch in individueller Ausführung zum Einsatz auf Schiffen. Der Spiegel war zunächst in beiden Fällen gleich und wurde nur in der Form und Art der Befestigung den Gegebenheiten an Bord von Schiffen angepaßt. Er hatte zum Senden zehn Ganzwellendipole. Zum Empfang waren ebenfalls zehn Ganzwellendipole montiert; bei Einbau der Feinpeilung mit Leitlinie konnte der Spiegel anschaltungsmäßig in zwei Hälften geteilt werden.
Im Januar 1939 standen sieben Gerätesätze DeTe-g zum Einsatz in seetaktischen Geräten ohne Feinpeilung, auf die die Marine noch ausdrücklich verzichtete, zur Verfügung. Diese Anlagen waren zum Einbau in die neuen Schlachtschiffe ,,Gneisenau" und ,,Scharnhorst" sowie in den neuen schweren Kreuzer ,,Admiral Hipper" bestimmt. Auf diesen Schiffen waren werftseitig die Einbauvorbereitungen so vorangeschritten, daß die Funkmeßanlagen kurzfristig installiert werden konnten. Alle Spiegel waren schon für spätere Feinpeilung vorbereitet, deren Nachrüstung irgendwann erfolgen sollte. Bis zum September 1940 waren insgesamt 104 DeTe-g-Anlagen zum Einbau in Schlachtschiffe, Kreuzer, Zerstörer und Torpedoboote, sowie für Kanonen- und Schnellboote geordert. Die Einbaumöglichkeiten und die Einbauvorbereitungen mußten noch mit den Fachbereichen der Marine und den Werften besprochen werden."


Seite 121:
,,Das Erweitern der Turmanlage für artilleristischen Einsatz mit der Höhenpeilung lohnte sich, trotz des Desinteresses der Flak und der Luftwaffe, für die GEMA. Im Verlauf der Arbeiten an dieser Anlage ließ Dr. Schultes ein Minimumpeilverfahren ausprobieren, das vorher zufällig an einer Freya-Anlage erkannt worden war, die für Leitlinienpeilung mit Umwegleitung erweitert werden sollte. Bei gegenphasigem Anschluß der beiden Antennenhälften an die Umwegleitung mit halber Wellenlänge hoben sich die Antennenspannungen in der Mitte der Leitung auf. Daraus entstand die Idee, die Umwegleitung mit dem Empfängeranschluß kapazitiv kontinuierlich motorisch abzutasten und die Mittelstellung des Abgriffes über einen Kontakt zu signalisieren. Wenn das Minimum eines beobachteten Echos mit dem Signal der Mittelstellung zusammenfiel, war der Spiegel auf die Mitte zwischen den beiden Strahlungsdiagrammen der Empfangsantennen eingeschwenkt. Dieser Vorläufer der späteren ,,Radattel-Peilung", die ihren Namen von dem markanten Geräusch des umlaufenden Abgriffes auf einer kreisförmigen Umwegleitung erhielt, wurde an der Turmanlage getestet und bewährte sich sehr gut. Der Vorteil gegenüber der Leitlinienpeilung lag im geringeren Aufwand und in der sicheren Funktion. Die Betriebssicherheit übertraf die des Peilumschalters deutlich. Die Peilgenauigkeit war bei beiden Verfahren gleich gut."

Seite 127:
,,[Anm.: Leutnant] Diehl erprobte das Leitstrahlverfahren, wohl ohne Erfolg, mit einem getrennt vom Freya-Gerät aufgestellten Funklande-Leitstrahlsender von Lorenz. Diesen Versuchen, und einer Forderung Diehls verdankt es die GEMA, daß sie im Sommer 1940 die Fertigentwicklung ihrer genauen Feinpeilung mit dem Funkmeßgerät wieder aufnehmen durfte, obwohl sie einen Teil ihrer Entwicklungskapazität gar nicht mehr einsetzen konnte. Sie war gezwungen, einen Teil ihrer Mitarbeiter aus der Entwicklung zur Verstärkung der dringend geforderten Produktion einzusetzen.
Auf dem Turm im Werksgelände war immer noch die Flakleitanlage auf Welle g mit Seiten- und Höhenpeilung aufgebaut, mit der die GEMA sich in Konkurrenz zu den Geräten von Telefunken und Lorenz befand. Im Sommer 1940 wurde dieses Gerät, das nun für Seite und Höhe mit der neu entwickelten Minimumpeilung ausgerüstet war, nicht nur übungsweise, sondern auch im scharfen Einsatz zur Feuerleitung umliegender Flakstellungen eingesetzt. Einhellig kam dabei heraus, daß das Minimumpeilverfahren der seit 1935 favorisierten Leitlinienpeilung durch Vergleichen der Empfangsspannungen zweier Antennen überlegen war. Die GEMA entwickelte bis Ende des Jahres mit der AEG als Ergänzung der Grundausrüstung aller Funkmeßgeräte das Peil- oder Peilzusatzgerät, Gerät P, zur Feinpeilung des Seitenwinkels."

Zitate Ende.

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 23 März 2023, 20:39:29
Vielen Dank Olpe!
Das Leitlinien-Peilverfahren war also zunächst favorisiert, aber nicht eingebaut, da es die Reichweite reduzierte. Die ersten Seetakt von 1939-1940 waren dafür vorbereitet aber nicht ausgerüstet. Erst mit der Erprobung der Minimumpeilung 1940 war man zufrieden und setzte dies dann in Form der Peilzusatzgeräte oder Gerät P für Seetakt-Geräte um, die dann wohl 1941 auf die Schiffe kamen.
Also so wie Frank es neulich erklärte. Leitlinien-Peilung verstehe ich aber immer noch nicht.
Auch vielen Dank für den Hinweis und die Skizze zu Direkter Impuls zur Eichung.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 23 März 2023, 20:42:46
,,Ergänzend zu den Erfahrungen, die man mit Seetaktgeräten auf Schiffen gesammelt hatte, erwies sich das Funkmeßgerät auf ,,Graf Spee" als nützlich. Im ständigen, gefechtsmäßigen Einsatz wurden Ortungen ausgeführt, die überzeugten. Die erhöhte Aufstellung des Spiegels auf der Haube des E-Meßgerätes sicherte eine Entfernung von 25 km, die selbst für die weitreichende Schiffsartillerie für ausreichend gehalten wurde..."
Wenn also Graf Spee mit der kleinen 1.8m Antenne 25km erreichte, frage ich mich wieso Gneisenau nur 25km auf Scharnhorst mit der 6m erreichte...
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 23 März 2023, 20:47:02
Na gut, eine Erklärung wäre vielleicht, dass Graf Spee die Zielschiffe seitlich anlief und Gneisenau vielleicht von Scharnhorst frontal angelaufen wurde. Das ergibt erhebliche Unterschiede in der Radar-Rückstrahlfläche.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 26 März 2023, 22:13:15
Hallo,
hier drei VideoClips über den Einsatz von Radar im WWII seitens der Alliierten und der Luftwaffe.
Es paßt zwar nur bedingt zum thread, aber es sind auch solche Dinge wie Feuerleitung mittels Radar sowie der Kanaldurchbruch der KM zu sehen. Die Filme sind in vielen Teilen gestellt, aber trotzdem sehenswert, nicht nur wegen der damaligen technischen Ausstattungen ...

--/>/> klick (https://www.youtube.com/watch?v=obFVkTN5lUI) ,,German Radar detection & signals jamming in World War 2 (1944-Restored)", deutsch
--/>/> klick (https://www.youtube.com/watch?v=oyNTzpUOar8) ,,Radar Secrets (1940)", englisch ... ggf. "zurückspulen" ...
--/>/> klick (https://www.youtube.com/watch?v=O8IqTnE198w) ,,RADAR, the secret weapon that revolutionised warfare (1945)", englisch

In einer Szene im zweiten Clip sind im A-scope auch Flug und Aufschläge von Granaten zu sehen, allerdings sehr idealisiert – möglicherweise gefilmt im Trainingscenter (?), 13:13 Min.

Viel Spaß beim Ansehen.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 27 März 2023, 11:52:19
Danke Olpe - sehr interessant!!

Hab zum ersten Mal in der von dir beschriebenen Szene gesehen wie die Geschosse auf das Ziel zufliegen und dann die Aufschläge erfolgen 😱
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 27 März 2023, 19:27:38
Das ist wirklich eine schöne Veranschaulichung.
Danke Olpe
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 28 März 2023, 11:21:39
Hallo,
Zitat von: fsimon am 27 März 2023, 19:27:38
Das ist wirklich eine schöne Veranschaulichung.
Danke Olpe
Zitat von: Leopard2A6EX am 27 März 2023, 11:52:19
Danke Olpe - sehr interessant!!
... :MG: ...

Zitat von: Leopard2A6EX am 27 März 2023, 11:52:19
Hab zum ersten Mal in der von dir beschriebenen Szene gesehen wie die Geschosse auf das Ziel zufliegen und dann die Aufschläge erfolgen 😱
... nun, das sind m.E. – wie bereits unten erwähnt - recht idealisierte Darstellungen, sicher eher für Ausbildungszwecke gedacht und in den Film hineingeschnitten. Was fehlt, sind die Seegangsreflexionen und das Grundrauschen. Das erschwert die Sichtbarkeit der Aufschläge. Des Weiteren wird nicht erwähnt, dass die Aufschläge auch eine Seitenabweichung haben können und dementsprechend die Peilung nachgeführt werden muß – zumindest bei einer A-scope-Anzeige. Vor ähnlichen Schwierigkeiten haben sicher auch die Besatzungen der KM gestanden ...

Ich habe leider kein Foto der Auslenkung des E-Rohres einer Seetakt-Anlage gefunden, daher unten ein Bild des britischen Chain Home-Radars ... zwar auch ein künstliches, museales Bild der Luftlage, aber mit Störungen. Die Auslenkung ist hierbei nach unten gerichtet. Ganz links der Sendeimpuls, danach die Nahbereichsstörungen der Landschaft in Küstennähe (ggf. Kirchturm, Häuser u.ä.), mehr rechts zwei Zielzacken von Flugzeugen. Die Frequenzen von Chain Home (AMES Type 1) zwischen 20 und 55 MHz waren niedriger als Seetakt mit 335 bis 430 MHz (Welle ,,g"), das sollte aber bei der beispielhaften Betrachtung der Auslenkungsstörungen hierbei keine Rolle spielen ...
(Q Bilder: Slg. OLPE; reddit.com)

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 28 März 2023, 12:38:45
Vielen Dank Olpe! Da komme ich wieder zu meiner Frage zurück: Darstellung Feinpeilzusatz: dort scheinen 2 Anzeigen vereint zu sein: die Peilung UND die übernommene Entfernung. Ist dieser Peilzusatz also ein "Endausgabegerät" mit kompletten Schießwerten in Peilung UND Entfernung? Oder steh ich wieder komplett auf dem Schlauch? 🙈 Edit: Aufschlagbeobachtung also über die Entfernungsanzeige.. ..aber das Peilgerät zeigt nur ne Sinuskurve - wie führe ich da ne Peilung nach? Oje es rattert schon wieder im Kopf 😬

@Frank: für deine Tabelle - bekommst du genug Daten zusammen für die FuMO24 FuMG40Ggl (Zerstörer, aufgesetzte Drehsäule, 2x6m) und FuMO25Ggm (Nürnberg, abgesetzte Drehsäule vorn, 2x4m / PE, abgesetzte Drehsäule Hauptmast 2x6m laut Trenkle)? Leistung bis 125KW, Feinpeilung ja.

Mehr gabs denn an Seriengeräten für Bordeinsatz die für eine Feuerleitung in Frage kommen glaube ich auch nicht mehr - alles andere nur Prototypen und Kleinserien für Küstenbatterien (Renner, Scheer, Barbara, Segler usw)
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 29 März 2023, 08:10:24
Moin,

in der M.Dv.Nr.g. 291 Funkmesskunde, die hier auch von OLPE schon angeführt wurde ist mir bei erster Durchsicht das FuMO 221 (Mannheim Gerät) aufgefallen.
Ein Flak-Gerät, dessen Genauigkeit es wohl für die Feuerleitung geeignet erscheinen lässt (angegeben sind bei Entfernungsmessung +/- 20 m und Seitenpeilung +/- 2 Strich (Artilleriestrich a 0,05625°), also ca. 1/9° und somit schon dicht an den geforderten 1/16°.
Ist bekannt ob der angegebene Messbereich 42 km nur gegen Luftziele erreicht wurde? Wurde es auch auf Schiffen erprobt und gegen Seeziele getestet?

Gruß
Ulf
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 29 März 2023, 10:14:59
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 28 März 2023, 12:38:45
Darstellung Feinpeilzusatz: dort scheinen 2 Anzeigen vereint zu sein: die Peilung UND die übernommene Entfernung. Ist dieser Peilzusatz also ein "Endausgabegerät" ...
... ja, davon kann ausgegangen werden ... Dazu unten ein Beispiel des FuMO 25 ...

Zitat von: Leopard2A6EX am 28 März 2023, 12:38:45
... mit kompletten Schießwerten in Peilung UND Entfernung?
... ,,Schieß"werte nicht, aber die präzisen Funkmess-Ortungsergebnisse für Peilung und Distanz können nun in einem Feuerleitrechner weiterverarbeitet werden, um die Richtdaten der Geschütze zu ermitteln.


Bild: FuMO 25 auf PG:
(Q Bild: Slg. OLPE; history.navy.mil)
Das Empfänger- und Übersichtsgerät "N" (u.a. Beobachtungsgerät mit zwei Doppelstrahlröhren) ist auf diesem Bild nicht zu sehen.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 29 März 2023, 11:44:49
ZitatDurchsicht das FuMO 221 (Mannheim Gerät)
Wenn mich Erinnerung nicht trügt, das ist ein Gerät mit Signalkompression. Deswegen der starke Zuwachs an Geräteaufwand ggü Würzburg.

Dadurch können 2 separate Ziele innerhalb der Pulslänge definitiv auseinandergehalten werden.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 29 März 2023, 19:20:55
Hallo,
Zitat von: Strandurlauber am 29 März 2023, 08:10:24
... ist mir ... das FuMO 221 (Mannheim Gerät) aufgefallen. Wurde es auch auf Schiffen erprobt und gegen Seeziele getestet?
nach [Trenkle] ,,Deutsche Funkmessverfahren" sind die FuMO 221-Geräte (FuMG 41 T = FuSE 64 = ,,Mannheim") im Marinebereich nur an Land eingesetzt worden. Lediglich FuMO 213-Geräte (FuMG 39 T/D = FuSE 62 D = ,,Würzburg D") haben wohl bei großen Einheiten den Weg an Bord gefunden ...

Hier einige weitere Infos zur Anlage:
--/>/> klick (https://www.cdvandt.org/D-Luft-T-4505-4-FuSe-64%20.pdf) Bedienungsanweisung
--/>/> klick (http://horst-beck-collection.com/sections/funkmessgeraete/) Bild-Collection
--/>/> klick (https://hmn.wiki/ru/German_Luftwaffe_and_Navy_Radar_Equipment_(Funkgerat)_Of_World_War_II#wiki-2) Kriegsende in Dänemark

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 29 März 2023, 23:45:29
Danke Olpe und Frank!

Was die Würzburg Geräte angeht so weiß ich nur von Tirpitz - oberer hinterer Leitstand. Die anderen 3 nicht. Wurde soweit ich weiß beim letzten Angriff nach Streit mit dem Geräteführer nicht eingesetzt sondern die Bomber optisch und zu schnell eingemessen. Evolution wäre vielleicht die spätere Einrüstung mit Euklid Geräten auf den FlakLeitständen gewesen? Und die Togo hatte Würzburg an Bord - gabs noch andere zB Flakkreuzer?

@Frank: die GS hast du jetzt ohne Feuerleitfähigkeit gemacht mit dem original Seetakt. Laut den Fotos von Montevideo hat sie dieses Gerät mit der kleinen Antenne bis zum Ende behalten aber damit mindestens einmal blind geschossen in dem Nachschießen gegen Scheer ~ Mitte/Ende 1939. Könnte man da die Leitlinienpeilung aufnehmen? Laut GEMA <0,2°

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 30 März 2023, 08:49:54
Zitat von: Leopard2A6EX am 29 März 2023, 23:45:29
Laut den Fotos von Montevideo hat sie dieses Gerät mit der kleinen Antenne bis zum Ende behalten aber damit mindestens einmal blind geschossen in dem Nachschießen gegen Scheer ~ Mitte/Ende 1939. Könnte man da die Leitlinienpeilung aufnehmen? Laut GEMA <0,2°

Das Funkmessgerät von Graf Spee war nicht in die Feuerleitanlage integriert.
Werte wurden per Telefon mitgeteilt.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 30 März 2023, 11:03:59
Danke Thoddy. Spricht das jetzt komplett gegen eine Verwendung der FunkmessDaten als Schießwerte? Einige britische Quellen (Damian Lewis - Churchills Shadow Raiders) deuten auf ein zumindest funkmess-unterstütztes Schießen gegen die 3 englischen Kreuzer hin.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 30 März 2023, 12:13:54
Die Entfernungswerte wurden vermutlich auf Graf Spee verwertet und trugen zur Feuerleitung entscheidend bei. Die Winkelwerte ohne Antennenteilung waren etwas zu ungenau. Da wurden sicher eher die Daten der optischen Geräte verwendet. Das beschriebene erfolgreiche Nachtschießen wurde vielleicht mit Unterstützung von Scheinwerfern und / oder Leuchtmunition durchgeführt. Vielleicht hatte Graf Spee aber auch noch eine Versuchseinrichtung zur Leitlinienpeilung. Laut den meisten Quellen wurde in den ersten Geräten allerdings auf die Feinpeilung verzichtet, wenngleich Vorbereitungen dafür vorhanden waren.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 30 März 2023, 12:22:36
Weiß jemand wie weit Bismarck Suffolk und Norfolk verfolgen konnte?
Dave Saxton schrieb in einem Post, dass Bismarck Hood auf 30km mit Radar entdeckte.
Er schrieb auch davon, dass in einem letzten Test der Radaranlage vor Rheinübung 9kW Leistung gemessen wurden und 500Hz Pulswiederholrate. Dass würde für FMG 40 mit TS6 sprechen. Herr Nilson hat Informationen für 2 der 3 FMG auf Bismarck, die FMG 39 mit TS1 aussagen.
Könnte es also sein, dass eines der 3 Geräte ein FMG 40 mit TS6 war?
Gruß
Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 31 März 2023, 16:11:09
Zitat von: fsimon am 30 März 2023, 12:22:36Herr Nilson hat Informationen für 2 der 3 FMG auf Bismarck, die FMG 39 mit TS1 aussagen.

Habe ich die? Ich weiß von zwei FuMG 39-Geräten (Nr. 11 und 17) die für Bismarcks Vormars- bzw. achteren Stand vorgesehen waren. Mit welcher Röhre diese beiden Geräte ausgerüstet waren, weiß ich leider nicht. Zum Vergleich: Für Prinz Eugen waren die Geräte Nr. 10 (Vormars) und 15 (achtern) vorgesehen. Das Gerät im Vormars war allerdings bereits während Rheinübung definitiv mit TS6 ausgerüstet! Tendenziell ist in der Planung der bis in die zweite Jahreshälfte 1941 gelieferten Geräte anscheinend ein Einbau von TS6-Röhren nur für den Vormars vorgesehen (bspw. Gneisenau Nr. 80 TS6 und Nr. 81 TS1). Es ist also durchaus möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich, dass auch auf Bismarck im Vormarsgerät eine TS6-Röhre eingebaut war. Es lässt sich allerdings nicht belegen.
Welches Gerät auf Bismarck achtern eingebaut wurde, ist nicht sicher. Ich habe lediglich einen Verdacht, welches es gewesen sein könnte

Zitat von: fsimon am 30 März 2023, 12:22:36
Könnte es also sein, dass eines der 3 Geräte ein FMG 40 mit TS6 war?

Meines Erachtens ist das mit sehr, sehr hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen. Die FuMG 40 sind die Geräte ab Nr. 32 und deren Zuteilung ist sehr gut dokumentiert.   

Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 31 März 2023, 17:26:09
Hallo Frank,
Zitat von: fsimon am 29 März 2023, 18:15:33
... Ich habe die Feuerleitradar-Tabelle korrigiert mit all den neuen Erkenntnissen ...
... wiederum eine feine Arbeit! ... :MG: ...

Eine Anmerkung: die Antennengröße bei AGS von 0,8mx1,8m erscheint mir zu klein. In der Literatur sind 1,40m x 2,90m vermerkt. 2 Dipolreihen untereinander, vertikal polarisiert, Ganzwellenstrahler ... bei angegebener Wellenlänge von 61 cm minus Verkürzungsfaktor und mit Abstand zwischen den Reihen sind 1,40m Antennenhöhe plausibel ...   

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 31 März 2023, 23:13:36
Danke Olpe,
das nehme ich so auf. Die 1.4 x 2.9m machen auch mehr Sinn, wenn Graf Spee damit die gleiche 25km Reichweite haben sollte wie Gneisenau mit der 2x6.4m Antenne, auch wenn der längere Puls auch schon eine bessere Reichweite gäbe bei gleicher Antennengröße und ähnlicher Frequenz.

Danke Marc,
und entschuldige Marc, dann hatte ich die TS1 für beide Bismarck Geräte falsch verstanden.
Ich frage mich, woher Dave Saxton die Fumo 27 story auf Bismarck hat. Woher die 500Hz in seiner Aussage kommen.
Die Dokumentation der Zuteilung der Geräte ab Nr. 32, kannst Du sie hier teilen?
Das wäre sehr nett, falls es nicht zu aufwändig ist.

Hier also Version 1.5.4

Gruß Frank
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 03 April 2023, 11:37:37
Hallo,
Zitat von: fsimon am 31 März 2023, 23:13:36
Die Dokumentation der Zuteilung der Geräte ab Nr. 32, kannst Du sie hier teilen?
Das wäre sehr nett, falls es nicht zu aufwändig ist.
... die Aufstellung würde mich auch interessieren ... :-) ...

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 03 April 2023, 13:06:09
Das sind die FuMG 40, deren geplanter Auslieferungstermin vor dem Beginn "Rheinübung" liegen.

32 ,,Z 15" vor dem 2.4.41 ausgeliefert
33 ,,Z 26" 8.4.41
34 ,,T 13" 6.3.41
35 ,,Z 5" 28.3.41
36 ,,Z 10" 12.3.41
37 ,,Lützow (Vormars)" 18.3.41
38 ,,Z 6" 5.3.41
39 ,,Calais VII" 27.4.41
40 ,,T 14" 11.4.41
41 ,,Z 27" 23.4.41
42 ,,Calais VIII" 1.5.41
43 ,,U-Boots-Versuchsanlage (NVK)" 2.4.41
44 ,,Calais IX" 17.4.41
45 ,,artill. Drehstand (Versuchsstand Nr.3 NVK)" 5.5.41
46 ,,Z 29" 9.5.41
47 ,,T 15" 13.5.41
48 Verbleib derzeit unklar 17.5.41 (ursprünglich für Scharnhorst (achtern) geplant, stattdessen wurde aber ab Juni 41 Nr. 2 von Gneisenau an Scharnhorst abgegeben. Gneisenau wurde neu ausgerüstet mit Nr. 80 u. 81) 
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 03 April 2023, 13:48:23
Vielen Dank, Marc!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 03 April 2023, 15:58:26
Hallo Marc,
auch von mir ein großes Dankeschön! ...  :O/Y :MG: ...

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 03 April 2023, 17:47:13
Ich schließe mich dem an - danke Marc! 😊
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 03 April 2023, 18:13:25
Version 1.6 der Tabelle mit ein paar Bildern und endlich auch der Pulswiederholrate der Britischen Radare. Die hatte mir bisher gefehlt.

Feuerleitradare Version 1.6: gelöscht
sieh neue Version unten
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 03 April 2023, 23:02:28
Danke auch dir Frank - wie immer großartige Arbeit! Gedowngeloaded und gescreengeshoted..  :MG: 😊
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 04 April 2023, 20:34:55
Hallo,
... vielen Dank Frank ... :MG: ...

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 05 April 2023, 09:27:35
Ich konnte die Tabelle um eine weitere Erkenntnis ergänzen. Mark 8 und Mark 13 nutzten kein lobe switching sondern konnten die nötige Winkelgenauigkeit über den B-scope und scanning erreichen.
Also neuer Stand 1.6.1
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 05 April 2023, 11:01:20
Hallo,
... :MG: ...

Hier eine Aufstellung aus alten Tagen zu den scopes
("RADAR OPERATOR'S MANUAL", United States Fleet, April 1945):

(https://archive.hnsa.org/doc/radar/img/fig1-40.jpg)

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 05 April 2023, 14:08:05
Ja, genau. Aus diesem Pamphlet. Das ist sehr gut erklärt. Das kann ich auch empfehlen.
Danke Olpe
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 06 April 2023, 00:13:50
Das "Pamphlet" ist sehr interessant - werd mir das über Ostern mal zu Gemüte führen. Auf Feuerleit-Fähigkeiten bezogen kann man also sagen das die Amis ab 43 mit dem Mk8 samt B-Scope das geeignetste System hatten?

Allgemein: eine 'große' radarbauende Kriegspartei fehlt uns noch (bzw Frank in seiner erstklassigen Übersicht): Japan. Tenor: die hatten keine Feuerleitradare. Wenn ich mir die Liste bei Wiki anschaue, finden sich zahlreiche Systeme. Meist Suchgeräte oder Flakleit. Aber weiter unten bei naval types sind doch einige mit 'gunnery assistance' und auch 'fire control' kurz erwähnt. Ok Kleinserien, Prototypen evtl. Hat da jemand genauere Infos von euch?
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 06 April 2023, 10:12:25
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 06 April 2023, 00:13:50
Auf Feuerleit-Fähigkeiten bezogen kann man also sagen das die Amis ab 43 mit dem Mk8 samt B-Scope das geeignetste System hatten?
... zumindest ein wahrscheinlich recht gut funktionierendes ... incl. ,,Auxiliary Computer" – mit Handeingabe der Daten:
(navsource.org)
--/>/> klick (http://navsource.org/archives/01/057/015706w.jpg), Schemata
--/>/> klick (http://navsource.org/archives/01/057/015706t.jpg), B-scope
--/>/> klick (http://www.navsource.org/archives/01/57r.htm), Daten und Bilder

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 06 April 2023, 10:15:44
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 06 April 2023, 00:13:50
Allgemein: eine 'große' radarbauende Kriegspartei fehlt uns noch (bzw Frank in seiner erstklassigen Übersicht): Japan. Tenor: die hatten keine Feuerleitradare. Wenn ich mir die Liste bei Wiki anschaue, finden sich zahlreiche Systeme. Meist Suchgeräte oder Flakleit. Aber weiter unten bei naval types sind doch einige mit 'gunnery assistance' und auch 'fire control' kurz erwähnt. Ok Kleinserien, Prototypen evtl. Hat da jemand genauere Infos von euch?
... die japanische Radarentwicklung ist in der Doktorarbeit (Buch, ohne ISBN) ,,Die Entstehung des Radarverfahrens: zur Geschichte der Radartechnik bis 1945", Dipl.-Ing. Ulrich Kern, Stuttgart 1984, kurz dargelegt. Die Quelle zum Kapitel Japan: u.a. Wilkinson ,,Short Survey of Japanese Radar".

Zitat S. :202 zu den Feuerleitanlagen:
,,Die Radargeräte, die zu Feuerleitzwecken gebaut wurden, zeigen bei beiden Waffengattungen recht deutlich einen ausländischen Einfluß. Die beiden ersten Geräte des Heeres, die eine Wellenlänge von 1,5 in besaßen, ähneln zumindest im Aufbau britischen Radargeräten. Sie erhielten die Bezeichnungen "Tachi-1" und "Tachi-2". "Tachi-3" war dann praktisch ein Nachbau des britischen GL MarkII. Von diesem Standardtyp bei ortsfestem Einsatz wurden bis Kriegsende etwa 150 Stück produziert. Für den mobilen Einsatz wurde in den letzten beiden Kriegsjahren das "Tachi-31" entwickelt, das eine Reichweite von 40 km besaß. Die Peilgenauigkeit lag ungefähr bei einem Grad. Um ein genaueres Gerät zur Verfügung zu haben, wurde versucht, ein deutsches "Würzburg-Gerät" nachzubauen. In Deutschland war man bereits seit langem bereit gewesen, Japan auch modernste Rüstungsgüter zu überlassen - schon um sich für die Rohstofflieferungen erkenntlich zu zeigen. Lieferungen in größter Stückzahl waren aufgrund der Blockade Japans nicht möglich, daher blieb nur der Nachbau der Geräte durch die Japaner. Nach Klärung der patentrechtlichen Fragen, wollte man Japan den Nachbau deutscher Funkmeßgeräte in Lizenz ermöglichen. Erst im Januar 1944 brachte ein Unterseeboot Pläne und die wichtigsten Gerätekomponenten eines Würzburggerätes nach Japan. Der Nachbau erwies sich jedoch als so schwierig, daß das erste dieser Geräte unter der Bezeichnung "Tachi-24" nicht vor August 1945 fertiggestellt werden konnte (41). Parallel zu den Arbeiten des Heeres bemühte sich die Marine, ein eigenes Radargerät zur Feuerleitung zu bauen. Im August 1942 hatte man begonnen, das amerikanischeSCR-268 nachzubauen. Die ersten der insgesamt 80 Geräte, die die Bezeichnung "S 3" erhielten, wurden gegen Ende des folgenden Jahres ausgeliefert. Da sich der Bau des "S3" als recht problematisch erwies, konstruierten die Japaner daraus ein einfacheres Gerät, das unter der Bezeichnung "S 24" zum Standardtyp der Marine wurde, was den ortsfesten Einsatz anbelangte. Einige weitere Geräte mit kürzeren Wellenlängen wurden versuchsweise entwickelt - allerdings ohne nennenswerten Erfolg (42)".
Zitat Ende.

Die Ähnlichkeit zu angelsächsischen Konstruktionen ist in der Arbeit dahingehend erklärt, das in den eroberten Gebieten (Singapur, Corregidor) den japanischen Truppen Beutetechnik (teils aber vollständig zerstört), aber auch Dokumentation in die Hände fiel ... so das SCR-268 ...

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 06 April 2023, 17:00:06
Ich kann die entsprechenden Berichte der US Naval Technical Mission to Japan, zugänglich über das Fischer-Tropsch-Archiv, sehr empfehlen, hier vordergründig der Bericht "E-01 Japanese Submarine and Shipborne Radar" (http://www.fischer-tropsch.org/primary_documents/gvt_reports/USNAVY/USNTMJ%20Reports/USNTMJ-200B-0023-0110%20Report%20E-01.pdf).

@Olpe: Hast du Zugang zu KERN´s Arbeit? Denn sie scheint nicht so einfach zu bekommen zu sein und sie interessiert mich ...
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 06 April 2023, 18:54:18
Vielen Dank euch beiden!
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 06 April 2023, 21:01:26
Hallo Peter,
Zitat von: Peter K. am 06 April 2023, 17:00:06
... hier vordergründig der Bericht "E-01 Japanese Submarine and Shipborne Radar" (http://www.fischer-tropsch.org/primary_documents/gvt_reports/USNAVY/USNTMJ%20Reports/USNTMJ-200B-0023-0110%20Report%20E-01.pdf).
... besten Dank ... :MG: ...  So etwas würde ich mir auch für das Radarequipment auf PG wünschen ... :O/Y ...


Zitat von: Peter K. am 06 April 2023, 17:00:06
@Olpe: Hast du Zugang zu KERN´s Arbeit? Denn sie scheint nicht so einfach zu bekommen zu sein und sie interessiert mich ...
... siehe Hinweise in PN ...

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 06 April 2023, 22:41:38
ZitatSo etwas würde ich mir auch für das Radarequipment auf PG wünschen ...

Zur Funkmess-Ausrüstung von PRINZ EUGEN aus RM 7/1588 (Unterlagen für die russische Kontrollkommission, begonnen am 26.05.1945) ...
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 07 April 2023, 09:47:37
Interessant, dass sie die 3x6m Antenne auf Prinz Eugen unter FuMO24 statt FuMO26 führen.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 08 Mai 2023, 22:00:15
Hallo,
Zitat von: fsimon am 07 April 2023, 09:47:37
Interessant, dass sie die 3x6m Antenne auf Prinz Eugen unter FuMO24 statt FuMO26 führen.
... diese Textstelle in der Tabelle erscheint mir auch etwas ungewöhnlich ... vielleicht ein Fehler beim Ausfüllen oder ein Vertipper?

In Spalte ,,Bemerkungen" der Datei im post #350 von Peter ist der Empfänger ,,Grömitz" aufgeführt. Der ist mir noch nicht untergekommen, gibt es hierzu ggf. weitere Infos?

Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 08 Mai 2023, 23:49:05
Im Begleitschreiben von 5/Skl an 1/Skl vom 03.06.1945 betreffend aller übergebenen Unterlagen findet sich folgender Satz:

Die Angaben sind nicht vollständig, da sämtliche schriftlichen Unterlagen vernichtet wurden und die Angaben von den Sachbearbeitern der Verbände und Befehlshaber größtenteils aus dem Gedächtnis zusammengestellt wurden.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 09 Mai 2023, 22:11:28
Hallo,
Zitat von: Peter K. am 08 Mai 2023, 23:49:05
Die Angaben sind nicht vollständig, da sämtliche schriftlichen Unterlagen vernichtet wurden und die Angaben von den Sachbearbeitern der Verbände und Befehlshaber größtenteils aus dem Gedächtnis zusammengestellt wurden.
... vielen Dank, Peter. Nun wird der Text verständlicher. Man kann demnach davon ausgehen, dass die Borddokumentation von PG – speziell der Funkmessanlagen mit deren letzter Konfiguration - den Alliierten nicht in die in die Hände gefallen ist ... Sehr schade, die würden dann ja noch in den Archiven liegen ... 8-) ...

Bei den Landanlagen lief die Sache zumindest bei den britischen Streitkräften anders. Ihnen fielen ganze Funkmessketten funktionsfähig in die Hände. In Dänemark wurden diese nach der Kapitulation zu Testzwecken im Hinblick auf die Wirksamkeit von Störmaßnahmen der Royal Air Force mit deutschen Soldaten bemannt. Ab 25. Juni 1945 begannen die Versuche. Dieses Unternehmen nannte man ,,Post Mortem" und lief über eine Woche. Hier einige Infos:
--/>/> klick (https://www.fliegerrevuex.aero/raf-operation-post-mortem/) FliegerRevue

Hat die US-Navy – neben Befragungen der Besatzungsangehörigen – eigentlich auch Versuche mit der Funkmesstechnik auf PG gemacht? Ist da etwas bekannt?

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 10 Mai 2023, 11:51:20
Hallo Olpe - vielen Dank für deine Infos bzw den Link. Sehr interessant wieder!

Bzgl PE und Tests der FunkmessAnlagen gibt es mehrere Seiten im Internet die aber alle die gleichen Text/Bild Bausteine benutzen. Irgentwo muss es da ne Original Quelle zu geben.

https://wwiiafterwwii.wordpress.com/2015/06/23/uss-prinz-eugen/

Eine davon. Tenor: little was done to test it. Primär stand wohl im Fokus die ganze Elektronik gegen A-Bomben zu testen. Deswegen wohl auch das SCR 584 auf dem hübschen Anhänger vorne drauf.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 10 Mai 2023, 21:13:53
ZitatPrimär stand wohl im Fokus die ganze Elektronik gegen A-Bomben zu testen. Deswegen wohl auch das SCR-584 auf dem hübschen Anhänger vorne drauf.

Auf welchen Quellen basiert diese Annahme, bitte?

Während die Anbordgabe des mobilen Flak-Feuerleitgerätes SCR-584 der Armee für mich derzeit wenig Sinn macht, ist jene des ebenso mobilen SQ-Gerätes als Navigationshilfe durchaus nachvollziehbar.

Ansonsten sind im Able-Bericht (https://archive.org/details/DTIC_AD0366714/mode/2up) - ich nenne ihn jetzt ´mal so - auf Seite 100 die Auswirkungen des ersten Tests auf die deutschen und amerikanischen Radargeräte an Bord der PG beschrieben.
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 10 Mai 2023, 23:35:42
..auf den Aussagen - zusammen fassend gesehen - in meinem Link zB Peter. Dort und in deinem Able-Bericht steht auch das neben einem SQ auch eben jenes SCR der Army an Bord genommen wurde. Wie gesagt - ich sehe diesen Link nicht als Primärquelle. Es war nur als "Tipp" gedacht bezüglich der dt. Radars unter US Kontrolle. Was dieser Link letztendlich taugt müssen die Fachkräfte hier entscheiden..
Titel: Re: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 13 Mai 2023, 22:15:14
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 10 Mai 2023, 11:51:20
https://wwiiafterwwii.wordpress.com/2015/06/23/uss-prinz-eugen/
... interessante Seite. Nach den wenigen, allerdings nicht sonderlich erhellenden Angaben im Hinblick auf das Radarequipment von PG und deren Leistungsfähigkeit ist zu folgern, dass die U.S.-Navy entweder nur begrenztes Interesse an einer genaueren Untersuchung der Technik hatte – oder keine Zeit. Das Schiff war ja einem anderen Schicksal bestimmt ... Bedauerlich, da bei einer tieferen Untersuchung der Funkmessgeräte durch die USN sicherlich auch die Ergebnisse der Nachwelt erhalten geblieben wären. Das hätte vielleicht die Faktenlage des thread-Themas im Hinblick auf das ,radargelenkte Feuer' vertiefen können.

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: delcyros am 07 Juni 2023, 15:09:00
Die USN hat PG´s Radargeräte seinerzeit nicht getestet. 
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 11 September 2023, 15:30:39
Hallo,
zum Thema Funkmeß ist der unten stehende link zu einer Auflistung im pdf-Format sicher nicht ganz uninteressant. Es handelt sich um die Geräteliste der Nachrichtenmittel der Kriegsmarine, Ausgabe Juli 1944, allerdings in grober Unterteilung. Ab Blatt 740 stehen die Funkmeßanlagen 
--/>/> Geräteliste KM (https://www.cdvandt.org/Na-Liste-320-399.pdf)

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 02 Oktober 2023, 22:15:27
Hallo Leute,
ich habe die Tabelle mit neuen Erkenntnissen überarbeitet. Das FuMO 22 auf Gneisenau und Scharnhorst war 2x4m nicht 2x6m, wie auf NavWeaps beschrieben. Hans Zurbriggen konnte mir Bilder mit Datum zeigen. Nur das spätere FuMO 26 gab es mit 2x4m, 2x6m, 3x6m Antennen.
Die Radare auf Drehsäulen habe ich in eine extra Tabelle zusammengefasst.
Die Reichweitenberechnungen sind angepasst an die berichteten Entfernungen mit Rücksicht auf die 2x4m, statt 2x6m Antenne auf Gneisenau.
Gruß
Frank

PS: Ich habe Version 2.1 gerade hochgeladen mit einer neuen Fussnote 4 und zwei Kopierfehler korrigiert 21km statt 20 km Tracking Range und Blind Fire range für FuMO 26 und 27 mit 2x4m Antenne und Radattelpeilung.WW2 Battleship FCR 2.1.docx
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 02 Oktober 2023, 23:17:47
Hans Zurbriggen interpretiert das Buch der GEMA Geschichte dahin gehend, dass gegen Ende des Krieges auch TS60 Dioden auf Seetakt Geräten auf Schiffen verbaut waren.
Hat dazu hier jemand Näheres?
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 03 Oktober 2023, 15:59:55
Hallo,

Kroge beschreibt die TS60 als Nachfolger der TS6 mit wesentlich höheren Sendeleistungen auf der üblichen Welle g. Meiner Meinung nach deuten die in Trenkle beschriebenen neuen Geräte auch darauf hin: FuMO24>32 FuMO25>33 FuMO26>34. 8KW>125KW.

Kroge dazu weiter: Anfang 43 Entwicklung TS60 abgeschlossen - Mitte 43 Einführung mittels des Sendereinschubes "Gisela". Bei Bedarf konnte so die Leistung auf 125-150KW erhöht werden. Die maxReichweite konnte somit verdoppelt werden - in Kombi mit größeren Antennen. Das trifft ja auf die späteren Anlagen auch zu mit ihren ~6m Matratzen. Bis zu 60km nun. Auch auf den Ubooten führte dies - nun endlich - zu brauchbaren Reichweiten.

Edit: GEMA S.165. Ruf der Marine nach Steigerung Rw im Bereich Seetakt/art war lauter als der der Luftwaffe.

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 03 Oktober 2023, 16:29:55
Hallo Frank,
Danke für deine Einschätzung. Ja, ich interpretiere das auch so, dass zumindest auf den U-Booten TS60 eingesetzt wurden. Bei den großen Überwasser-Einheiten bin ich noch skeptisch.
Bei der Übergabe der Prinz Eugen an die US wird immer noch von FuMO26 mit der großen Antenne vorne und FuMO27 hinten gesprochen. Am Mast wird von FuMO25 gesprochen. Mit TS60 wäre das vordere Radar richtiger Weise ein FuMO34.
Der Ruf der Marine  nach Steigerung der Reichweite war vielleicht in Bezug auf die U-Boote, die in einer verzweifelten Laage waren und dringend frühere Erkennung von Bedrohungen aus der Luft und auch über Wasser brauchten. Ich denke, die U-Boote benötigten sicher die gesamte Produktionskapazität an TS60, zumal die großen Überwassereinheiten auch eine größere Antenne (3x6m) montieren konnten und somit ausreichend Reichweite erzielten.

Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 03 Oktober 2023, 17:59:20
Hallo Frank,

das kann natürlich sein. Ich erinnere mich aber an die US Auswertung der PG, wonach das dt. Bedienpersonal wohl von einem verbessertem FuMO26 gesprochen hat. Vielleicht hat man sich gegen Ende des Krieges auch garnicht mehr die Mühe gemacht die Bezeichnungen zu ändern auf den Schiffen - nur wegen ein paar technischer Zusätze.. 🤔

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 03 Oktober 2023, 22:43:08
Hallo Frank,
Das FuMO 26 mit der 3x6m Antenna war schon eine Verbesserung zu dem FuMO 26 mit der 2x4m Antenne. Es hatte 8x8 Dipole, die alle zum Senden und Empfangen genutzt wurden gegenüber nur je 10 zum Senden und 10 zum Empfangen. Es war horizontal statt vertical polarisiert und konnte vermutlich auch Winkel in der Elevation für die Flak genauer messen. Aber du hast Recht, merke ich, dass nur wegen ein paar technischer Zusätze, wie zum Beispiel die große Antenne und die Sende- / Empfangs-Möglichkeit, die Bezeichnung nicht geändert wurde. So wurde sie dann vielleicht auch nicht durch Verwendung der TS60 Dioden geändert.
Allerdings habe ich die Bezeichnung FuMO 34 im Zusammenhang mit TS60 für FuMO 26 schon einmal gesehen.

Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 03 Oktober 2023, 22:45:36
Hallo,
Zitat von: fsimon am 02 Oktober 2023, 22:15:27... ich habe die Tabelle mit neuen Erkenntnissen überarbeitet ...
... vielen Dank für das update und die Mühe ... top :MG: ...

Zitat von: fsimon am 02 Oktober 2023, 23:17:47Hans Zurbriggen interpretiert das Buch der GEMA Geschichte dahin gehend, dass gegen Ende des Krieges auch TS60 Dioden auf Seetakt Geräten auf Schiffen verbaut waren.
Hat dazu hier jemand Näheres?
... ich habe leider auch nicht viel mehr gefunden, als Frank (@Leopard2A6EX) bereits schrieb.
Ein Bild der TS 60 und einige Daten:
TS 60 Bild (https://www.tubecollection.de/ura/TS60-14_22819.jpg)
TS 60 Datenblatt (https://bms.isjtr.ro/sheets/043/t/TS60.pdf)

Zitat von: Leopard2A6EX am 03 Oktober 2023, 17:59:20... Ich erinnere mich aber an die US Auswertung der PG, wonach das dt. Bedienpersonal wohl von einem verbessertem FuMO26 gesprochen hat. Vielleicht hat man sich gegen Ende des Krieges auch garnicht mehr die Mühe gemacht die Bezeichnungen zu ändern auf den Schiffen - nur wegen ein paar technischer Zusätze.. 🤔
... ja, das ist sehr wahrscheinlich. Sowohl Trenkle als auch von Kroge wiesen in ihren Büchern darauf hin. Bei Trenkle ist bei einem Gerätebild der PG das FuMO 34 erwähnt (S. 134) und im Werk von David Prichard ,,Durch Raum und Nacht. Radarentwicklung und Einsatz 1904-1945" ebenfalls bei einer PG-Bildunterschrift des Vormarsradars ebenfalls FuMO 34 (S. 210) ...

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 03 Oktober 2023, 23:42:33
Auch von mir noch ein dickes Danke an Frank für die aktualisierte Tabelle! Mit dem FUMO26 Größenaufwuchs hast du natürlich recht!

Und danke an Olpe für den Tipp mit dem Prichard - war mir bisher nicht bekannt. Sofort bestellt - ist wohl einer der Letzten..

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 04 Oktober 2023, 08:01:49
Danke Leute!
Olpe, S 134 im Trenkle...in meiner Version ist das noch der Teil Flugzeugradare und kein Bild von PG zu sehen. Welches Buch von Trenkle meinst Du und könntest Du ein Snipping Tool Bild davon hier posten?
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 04 Oktober 2023, 14:52:19
Hallo,
Zitat von: fsimon am 03 Oktober 2023, 16:29:55Ja, ich interpretiere das auch so, dass zumindest auf den U-Booten TS60 eingesetzt wurden. Bei den großen Überwasser-Einheiten bin ich noch skeptisch.
unten noch drei Zitate über die Marineverwendung der TS 60 aus dem Buch: ,,GEMA Berlin" von Harry von Kroge. Fett gekennzeichnet ein vager Hinweis auf die Bordverwendung ... leider ohne weitere konkrete Angaben.

Zitate Beginn: Seite 165 - die hatte Frank (@Leopard2A6EX) bereits angerissen:
,,Der Ruf der Marine nach Reichweitenerhöhung ihrer im seetaktischen und seeartilleristischen Bereich eingesetzten Funkmeßgeräte war nachdrücklicher, als der der Luftwaffe. Ihre Anlagen auf der Welle g, deren gittergetasteten Sender mit zwei Dezimetertrioden des neu entwickelten Typs TS6 für eine Ortungsreichweite von günstigstenfalls 30 km ausreichten, erforderten dringend Hochleistungssender. Die Entwicklung des wesentlich leistungsstärkeren Senderohres für Welle g mit der BezeichnungTS60 war Anfang 1943 abgeschlossen, so daß die Produktion beginnen konnte. Da die Röhrenfertigung der GEMA mit der Herstellung ihrer für die laufende Gerätefabrikation und für den Nachschub benötigten Röhren ausgelastet war, übertrug sie Siemens die Herstellung der neuenTS60. Mitte 1943 war die Entwicklung des Sendereinschubes »Gisela" mit diesen Hochleistungsröhren abgeschlossen. Damit konnte nun im Bedarfsfalle die Leistung der Funkmeßgeräte der Welle g auf 125 bis 150 kW erhöht werden. Dies führte in Verbindung mit einer teilweisen Vergrößerung der Antennenanlage überall dort, wo das möglich war, zu Ortungsreichweiten mit Bordanlagen bis zu 60 km, je nach Schiffstyp. Selbst auf U-Booten wurden mit der größeren Leistung bei der geringen Antennenhöhe Reichweiten von 20 km gegen Seeziele erreicht. Da die U-Bootwaffe inzwischen in erheblichem Umfang von überraschenden Angriffen aus der Luft bedroht war, entwickelte die GEMA Anfang 1944 unter der Verwendung des neuen 100 kW-Senders mit Anodentastung auf Welle f das rundum wirkende Warn- und Übersichtsgerät ,,Lessing"."

Seite 176:
,,Es war schwierig, den Militärs von Marine und Luftwaffe klarzumachen, daß die Einführung neuer Funkmeßgeräte wesentlich höherer Reichweite mit Hochleistungssendern erst nach beträchtlicher Entwicklungs- und Erprobungszeit möglich sein würde. Besonders von Willisen, der am Ort des Geschehens im Marinegruppenkommando West saß, war durch die immer größer werdenden Verluste im Seekrieg besonderen Anfechtungen ausgesetzt. Er übernahm es dann auch, daß in seinem Bereich viel schneller, als es ursprünglich beabsichtigt war, die neuen, leistungsstärkeren Sender zum Teil als Laborgeräte in Betrieb genommen wurden. Die neue Lei stungstriodeTS60 war in der Zwischenzeit so ausgereift, daß der damit bestückte Sender für die Welle g sogar schon in kleinen Serien gebaut werden konnte. Lediglich bei den Tastgeräten ließ von Willisen noch improvisieren, um Zeit zu gewinnen und um die Marine zu beschwichtigen. Über seine direkte Betreuung der eingesetzten Geräte würden sich Mängel sofort erkennen und beheben lassen. Der selbstlos einsatzfreudige Montagemeister Henke, der sich in allen Situationen an allen Orten bei der Montage und Betriebserhaltung von GEMA-Funkmeßgeräten bewährt hatte, stand ihm dabei zur Seite. Da sich die seetaktische Anlage ,,Calais" an der Kanalküste vielfach bewährt hatte, wurde auf dem Konzept das,,Boulogne"-Gerät mit verschiedenen Tastgeräten und HF-Impulsleistungen von 150 und 400 kW als Seeziel-Warnanlage ausprobiert. Für dieses Funkmeßgerät, bei dem bewußt auf eine hohe Meßgenauigkeit verzichtet wurde, standen für 150 kW der Sender ,,Gisela" und für 400 kW der Sender ,,Grete" zur Verfügung. Für die Anodentastung in Form einer Funkenstreckentastung wurde zur Erzeugung der Tastspannung von 36 kV eine Kaskadenschaltung von drei Kondensatoren verwendet. Die Kondensatoren wurden in einer Parallelschaltung mit 12 kV geladen und in Serienschaltung über die Funkenstrecke auf die Sendestufe entladen. Die Tastimpulslänge wurde durch die Dauer des Funkenstromes bestimmt und war durch Belastungswiderstände auf etwa 2 gsec. einstellbar. Die Funkenstrecke wurde mit der Halbwelle einer hohen Wechselspannung, die aus dem Netz gewonnen wurde, vorionisiert, aus der sich die Zünd- und Tastfrequenz von 50 Hz ergab."

Seite 180:
,,Die Marine setzte an der Kanalküste, an der holländischen und an der skandinavischen Küste noch elf ,,Paris-Boulogne"-Anlagen mit dem Funkenstreckentastgerät »Keiler" und dem Großsender ,,Gertrud" mitTS60 und 400 kW Leistung ein. Neun Gerätesätze wurden darüber hinaus noch geliefert; sie sind allem Anschein nach nicht mehr zum Einsatz gelangt. In einer verzweifelten Lage unterstützte die GEMA das NVK im Herbst 1944 noch bei der Entwicklung eines seeartilleristischen Funkmeßgerätes mit neuem Hochleistungssender und Radattelpeilung unter der Bezeichnung ,,Dünkirchen". Einige Muster dieses FuMG wurden für die Welle g mit dem Sender ,,Gertrud", 400 kW, und für die Welle c mit dem Sender ,,Grete", 1000 kW, 1944 und Anfang 1945 noch ausgeliefert."

Zitate Ende.

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 04 Oktober 2023, 14:52:50
Hallo Frank (@Leopard2A6EX),
Zitat von: Leopard2A6EX am 03 Oktober 2023, 23:42:33Und danke an Olpe für den Tipp mit dem Prichard - war mir bisher nicht bekannt. Sofort bestellt - ist wohl einer der Letzten..
David Prichard ,,Durch Raum und Nacht. Radarentwicklung und Einsatz 1904-1945":
Hier die Nummer: ISBN 3-613-01454-8
Ich habe das Buch gerade bei mir aus der Fernleihe ... liest sich gut ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 04 Oktober 2023, 14:59:58
Hallo Frank (@fsimon),
Zitat von: fsimon am 04 Oktober 2023, 08:01:49Olpe, S 134 im Trenkle...in meiner Version ist das noch der Teil Flugzeugradare und kein Bild von PG zu sehen. Welches Buch von Trenkle meinst Du und könntest Du ein Snipping Tool Bild davon hier posten?
ich sende an beide Frank's ( 8-) ) mal eine E-Mail ... ein ,Snipping posten' wäre urheberrechtlich vielleicht nicht ganz so prickelnd ... :| ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 04 Oktober 2023, 20:40:20
Hallo Olaf - danke für deine Mail! Sehr interessant da auch in meinen Versionen die PG/FuMO34 Seite fehlt bzw der Aufbau anders ist. Buch und WebVersion sind die 1. Auflage des Motorbuch Verlages von 1979. Auch hier ist S134 noch weit im Lw-Bereich.

Erwähnt wird textlich die Umdeklarierung von 24/25/26 zu 32/33/34 aber ohne Kenntnis ob noch eine Verwendung erfolgte. Da scheint deine Version ergänzt worden zu sein.

Interessant die Erwähnung dass wohl versucht wurde, die neusten Versionen nicht unbedingt den Allierten aufzutischen. Das würde sich mit den US Berichten zu PG decken, die meistens den Tenor "little research was done to study it" hatten (wenn recht erinnert). So wurden die dt. Geräte durchweg als unterlegen eingestuft und fertig. Vielleicht ist das einer der Gründe, weshalb die Fähigkeiten dieser Geräte im weltweiten Tenor bis heute als primitiv gelten. Viele Reaktionen in der englisch sprachigen Welt reichen von Gelächter bis Aggression, wenn man erzählt dass die Deutschen wohl auch damit schießen konnten.

Habe noch was auf dem Herzen: Näherungszünder. Angeblich gabs Ende der 30er in Deutschland schon Prototypen davon - in Serie haben aber die Amis sie 1943 gebracht. Hat dazu jemand Infos? (Sollte ins RadarThema passen - ohne funktionierts glaube ich nicht)

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 04 Oktober 2023, 21:06:39
Danke Olpe,
Mail erhalten. Meine Trenkle Ausgabe von 1979 hat das noch nicht. Deine überarbeitete von 1986 hat da offensichtlich weitere Informationen. Prichard scheinbar auch, falls er nicht von Trenkle abgeschrieben hat.Von wann ist das Prichard Buch?
So langsam glaube ich, dass es sich bei der 3x6m Anlage um FuMO 34 handelt.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 04 Oktober 2023, 21:54:41
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 04 Oktober 2023, 20:40:20Hallo Olaf - danke für deine Mail!
Zitat von: fsimon am 04 Oktober 2023, 21:06:39Danke Olpe, Mail erhalten.
... immer gerne ... :O/Y :MG: ...


Zitat von: fsimon am 04 Oktober 2023, 21:06:39Von wann ist das Prichard Buch?
@David Prichard 1989. Die Originalausgabe ist erschienen bei Patrick Stephens Ltd. GB-London unter dem Titel "The Radar War - Germany's Pioneering Archivement".
Deutsch: 1. Auflage 1992, Motorbuchverlag Stuttgart.

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Sven L. am 16 Oktober 2023, 10:24:42
Zitat von: fsimon am 04 Oktober 2023, 21:06:39Danke Olpe,
Mail erhalten. Meine Trenkle Ausgabe von 1979 hat das noch nicht. Deine überarbeitete von 1986 hat da offensichtlich weitere Informationen. Prichard scheinbar auch, falls er nicht von Trenkle abgeschrieben hat.Von wann ist das Prichard Buch?
So langsam glaube ich, dass es sich bei der 3x6m Anlage um FuMO 34 handelt.
Gruß
Frank

Halöle,

Prichard hat nicht abgeschrieben, sondern mit damals noch lebenden Zeitzeugen, sowohl englischen, als auch deutschen, gesprochen.
Die deutsche Ausgabe steht in meinem Regal.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 17 Oktober 2023, 21:30:28
Zitat von: Sven L. am 16 Oktober 2023, 10:24:42
Zitat von: fsimon am 04 Oktober 2023, 21:06:39Danke Olpe,
Mail erhalten. Meine Trenkle Ausgabe von 1979 hat das noch nicht. Deine überarbeitete von 1986 hat da offensichtlich weitere Informationen. Prichard scheinbar auch, falls er nicht von Trenkle abgeschrieben hat.Von wann ist das Prichard Buch?
So langsam glaube ich, dass es sich bei der 3x6m Anlage um FuMO 34 handelt.
Gruß
Frank

Halöle,

Prichard hat nicht abgeschrieben, sondern mit damals noch lebenden Zeitzeugen, sowohl englischen, als auch deutschen, gesprochen.
Die deutsche Ausgabe steht in meinem Regal.
Danke Sven!
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 18 Oktober 2023, 22:30:56
Hallo,
Zitat von: Sven L. am 16 Oktober 2023, 10:24:42Prichard hat nicht abgeschrieben, sondern mit damals noch lebenden Zeitzeugen, sowohl englischen, als auch deutschen, gesprochen.
Die deutsche Ausgabe steht in meinem Regal.
... und er hat wohl auch Zugriff auf durchaus wertvolle private Unterlagen erhalten. So schrieb Pritchard in seinem Buch auf Seite 51 folgendes:

Zitat Beginn:
,,Die Firma Telefunken, heute Telefunken Systemtechnik (T.S.T.), war damals die größte und einflußreichste Elektronikfirma Deutschlands. Ihr Beitrag zur Entwicklung des Radars ist zwangsläufig von großer Bedeutung. Vielleicht muß man sie gar angesichts der Rolle, die eine ihrer hervorragendsten Persönlichkeiten, der inzwischen verstorbene Professor Dr. Wilhelm T. Runge dabei spielte, als einzigartig bezeichnen.
Prof. Runge war viele Jahre lang Entwicklungschef von Telefunken, und als solcher die treibende Kraft hinter der Entwicklung vieler bekannter Radargeräte. Seine unveröffentlichten Memoiren über diese frühen Tage, die er neben ergänzenden Interviews dem Autor zur Verfügung stellte, und aus denen in der Folge zitiert wird, erhellen manche Aspekte des deutschen Radarprogramms, die bislang noch nicht veröffentlicht wurden."

Zitat Ende.

--/>/> Prof. Dr. Wilhem Runge (wikiD) (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Runge_(Elektroingenieur)), Leiter der wissenschaftlichen Forschung bei Telefunken


Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 22 Oktober 2023, 12:29:12
Moin in die Runde

Kürzlich flog mir das angehängte Bild zu, das mir etwas rätselhaft vorkommt.
Nach der Flagge, die ich als Stars & Stripes deute, müsste es sich um PRINZ EUGEN handeln.
Die Strukturen des Achterschiffes kann ich allerdings nicht so recht einordnen; gefühlt müssten sich aus diesem Blickwinkel die beiden Türme anders darstellen.

Aber das ist nicht es wesentliche Problem.
Wenn man die Uferlinie horizontal stellt und das Bild danach parallel so verkantet, dass die Achse des Mastes und die Uferlinie einen rechten Winkel bilden, bleibt offenbar ein Winkel zwischen Mast und Seitenkanten des FuMO-Spiegels 'übrig'.

Wenn dies nicht nur eine verbleibende abbildungsoptische Verzerrung ist, ist mein Eindruck (!!) der, dass die optische Achse des FuMO-Spiegels abwärts deutet.
Bekannt ist ja, dass die Matratzen gegen die optische Achse der Basisgeräte einen gewissen horizontalen Freiheitsgrad hatten, also rechts-links verschwenken konnten.
Aber gab es so etwas auch für die Vertikale?
Mir zumindest wäre das völlig neu.

Bin gespannt auf Eure Einschätzung bzw. Belege.
Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 23 Oktober 2023, 18:56:00
Hallo,
Zitat von: Hägar am 22 Oktober 2023, 12:29:12Nach der Flagge, die ich als Stars & Stripes deute, müsste es sich um PRINZ EUGEN handeln.
die Aufnahme stammt in der Tat von ,,PRINZ EUGEN" nach der Übergabe an die USA. Dort wurden Bildsätze von der Technik und den Waffen erstellt.


Zitat von: Hägar am 22 Oktober 2023, 12:29:12Wenn dies nicht nur eine verbleibende abbildungsoptische Verzerrung ist, ist mein Eindruck (!!) der, dass die optische Achse des FuMO-Spiegels abwärts deutet.
Das von Dir eingestellte Foto stammt möglicherweise aus einem Buch. Hierbei sind Verzerrungen denkbar, alles bekommt man im Nachgang nicht mehr korrigiert. Aus anderen Aufnahmen ist die Lage der Antenne zum E-Messer besser zu erkennen ... sie sind parallel.


Zitat von: Hägar am 22 Oktober 2023, 12:29:12Bekannt ist ja, dass die Matratzen gegen die optische Achse der Basisgeräte einen gewissen horizontalen Freiheitsgrad hatten, also rechts-links verschwenken konnten.
Aber gab es so etwas auch für die Vertikale?
Mir zumindest wäre das völlig neu.
... mir auch. Nach der Befestigungskonstruktion zu urteilen, ist eine vertikale Bewegung nicht möglich ... in der Horizontalen aber m.E. auch nur zusammen mit dem E-Messer ...

Übersicht über den Kreuzer:
--/>/> Blick schräg von oben, Steuerbordseite (https://wiki.gcdn.co/images/e/ef/203SK%D0%A134_Pic_19.jpg)

Das FuMO 27 achtern ist recht gut zu erkennen und es ist weitgehend parallel zum Aufbau des E-Messers.
Unten ein ähnliches Bild, wie im post davor. Die Parallelität ist auch hier recht gut erkennbar, und ebenfalls die starren Befestigungen. Ein Weiteres Bild in Frontansicht als Ergänzung ...

(Q Bilder: lasegundaguerra.com, historyphotos.org)

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 24 Oktober 2023, 09:32:01
Moin, Olpe

Mein Ursprungsbild und Dein erstes scheinen mir mit Blick auf die Schute im Hintergrund zur gleichen Serie zu gehören.
Ich denke, dass Du recht hast mit dem Hinweis, dass optische Korrekturen nur begrenzt möglich sind.
Die festen Stützen und Streben sprechen im übrigen eine klare Sprache, was die Beweglichkeit betrifft.
Will heißen, wir haben es hier mit einer Pseudo-Neigung im Bild zu tun.
Dann ist die Verständniswelt ja wieder in Ordnung ;-)

Was die horizontale Abweichung der FuMO-Achse gegenüber einer gegebenen optischen Achse der tragenden BG-Haube anlangt, so meine ich tatsächlich die Eigenbeweglichkeit des FuMO-Spiegels. Sie war aber wohl nicht bei allen gekoppelten Geräten gegeben, so wie hier beim achteren FuMO von PG.

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 24 Oktober 2023, 21:31:10
Hallo,
Zitat von: Hägar am 24 Oktober 2023, 09:32:01Was die horizontale Abweichung der FuMO-Achse gegenüber einer gegebenen optischen Achse der tragenden BG-Haube anlangt, so meine ich tatsächlich die Eigenbeweglichkeit des FuMO-Spiegels. Sie war aber wohl nicht bei allen gekoppelten Geräten gegeben, so wie hier beim achteren FuMO von PG.
... nun, beim achteren FuMO 23 auf "BISMARCK" ist der Drehzapfen am unteren Gitterrahmen recht gut zu erkennen. Hier wurde die Antenne wohl in der Tat um einige Grade in der Horizontalen geschwenkt ... was aus meiner Sicht für eine optimale Einmessung auch durchaus Sinn macht ... Wie es auf den Bildern aussieht, liegt das gesamte Gewicht der Antennenkonstruktion auf dem Zapfen und dem Winkelstahl ...

(Q Bilder: historyphotos.org)
Grüsse
OLPE   
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mhorgran am 10 November 2023, 10:03:27
Zitat von: olpe am 18 Oktober 2023, 22:30:56Hallo,
Zitat von: Sven L. am 16 Oktober 2023, 10:24:42Prichard hat nicht abgeschrieben, sondern mit damals noch lebenden Zeitzeugen, sowohl englischen, als auch deutschen, gesprochen.
Die deutsche Ausgabe steht in meinem Regal.
... und er hat wohl auch Zugriff auf durchaus wertvolle private Unterlagen erhalten. So schrieb Pritchard in seinem Buch auf Seite 51 folgendes:

Zitat Beginn:
,,Die Firma Telefunken, heute Telefunken Systemtechnik (T.S.T.), war damals die größte und einflußreichste Elektronikfirma Deutschlands. Ihr Beitrag zur Entwicklung des Radars ist zwangsläufig von großer Bedeutung. Vielleicht muß man sie gar angesichts der Rolle, die eine ihrer hervorragendsten Persönlichkeiten, der inzwischen verstorbene Professor Dr. Wilhelm T. Runge dabei spielte, als einzigartig bezeichnen.
Prof. Runge war viele Jahre lang Entwicklungschef von Telefunken, und als solcher die treibende Kraft hinter der Entwicklung vieler bekannter Radargeräte. Seine unveröffentlichten Memoiren über diese frühen Tage, die er neben ergänzenden Interviews dem Autor zur Verfügung stellte, und aus denen in der Folge zitiert wird, erhellen manche Aspekte des deutschen Radarprogramms, die bislang noch nicht veröffentlicht wurden."

Zitat Ende.

--/>/> Prof. Dr. Wilhem Runge (wikiD) (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Runge_(Elektroingenieur)), Leiter der wissenschaftlichen Forschung bei Telefunken


Soweit.
Grüsse
OLPE

irritierend sind Runge Ausführungen zur Verantwortlichkeit der Flakwaffenentwicklung. Er schreibt immer wieder das das Heer dafür verantwortlich war. Das ist falsch, mit Aufbau der Luftwaffe war diese verantwortlich. Aber auch der Generalluftzeugmeister (Udet) war nicht zuständig.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 19 November 2023, 14:47:56
Seit Anbeginn, also seit 2014 verfolge ich diese Diskussion mit größtem Interesse, weil ich den "Krieg der Funken" ungemein packend finde. Was in diesem Thread an Information genannt wurde, mag zwar vielleicht größtenteils für sich bereits schon bekannt sein, aber die Dichte und die Fülle an Erkenntnissen gibt meiner bescheidenen Meinung nach durchaus neues, wesentlich genaueres Bild auf den Stand militärischer Technologie dieser Zeit.

Allein was die Funkmeßortung betrifft kann man hier nachlesen, daß die Geräte mit Einführung der Feinpeilung für die Feuerleitung geeignet waren, was durch die Analyse verschiedener Gefechte ja offenbar bestätigt wird. Man konnte auch nicht nur Einschläge, sondern sogar die Gesschossbahnen beobachten. Die tatsächlich erzielbaren Reichweiten waren durchaus größer als die  noch bis vor kurzem stets allgemein genannten Werte (im allgemeinen max. 25km), und es gibt eben auch abweichende Berichte, daß zumindest ein Teil der Anlagen sehr zuverlässig funktoniert hat. Zum Schluß sind die Geräte ganz überwiegend noch modernisiert worden, ohne daß dies immer entsprechend dokumentiert wurde, so daß auch dadurch die Reichweiten noch erheblich gesteigert wurden.

Nebenbei habe ich noch einiges über den Einsatz von Wärmepeilgeräten, Störsendern und aktiven wie passiven Schallortungsgeräten gelernt, was micht zu dem Schluß führt, daß dieser "Krieg der Sensoren" in einer Intensität geführt wurde, was selbst in der interessierten Öffentlichkeit - wenn überhaupt - nur zu einen kleinen Teil gestreift wurde.

Hervorrande Beiträge! Vielen Dank allen Beteiligten!
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 23 November 2023, 12:29:03
Hallo,
Zitat von: Gabler am 19 November 2023, 14:47:56Hervorrande Beiträge! Vielen Dank allen Beteiligten!
... :MG: ... schön zu hören bzw. zu lesen ... :-) ... Dieser thread bietet sicher auch weiterhin eine breite Plattform, um verschiedenste Fragen zum Thema zu behandeln ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 01 Dezember 2023, 12:15:12
Hallo OLPE,

vielen Dank für die Grüsse, die hiermit erwidert werden.
Um auch selbst etwas beizutragen und das Thema auch nochmals von der Antennenseite aus zu betrachten, möchte ich gerne einen etwas älteren Beitrag  von Dir (#204) noch ergänzen:

Zitat von: olpe am 29 Dezember 2022, 21:18:51Noch einige Überlegungen zu den Antennenabmessungen. Die verwendeten Dipole wurden augenscheinlich als Ganzwellendipole verwendet (Länge der Dipole entspricht der Wellenlänge), dadurch wird die Richtwirkung verbessert und ein erhöhter Antennengewinn erzielt. Bedeutet

bei Antennenfeldern mit 2x 10 Dipolen und vertikaler Polarisierung:
  • Höhe von 2x Dipole mit ca. 81,5 cm (368 MHz) = 163 cm zzgl. Abstand der Sende- und Empfangsantenne untereinander plus Abstand zum oberen und unteren Rand des Antennenrahmens = ca. 190 cm
  • Breite von 10x Abstand zwischen den Dipolen mit Lambda/2 = 10x ca. 40 cm = rd. 400 cm.
Die Antennenabmessungen sind in den Quellen mit rd. 2x4m hinreichend gut dargestellt, bei vertikaler Polarisation der Dipole.

bei Antennenfeldern mit 64 Dipolen im horizontal polarisierten Antennenfeld:
  • Höhe von 8x Abstand zwischen den Dipolen mit Lambda/2 = 8x ca. 40 cm = ca. 320 cm.
  • Breite ca. 8x 81 cm Dipol (368 MHz) = ca. 648 cm
Die Antennenabmessungen sind in den Quellen mit rd. 3x6m auseichend gut beschrieben, bei horizontaler Polarisation der Dipole.

In der Tat waren offenbar alle drei Schiffsantennen mit Ganzwellendipolen versehen. Die Anordnung 2x10 Dipole vertikal entsprach der Anordnung, mit der von Anfang an fast alle Versuche und Erprobungen in Pelzerhaken stattgefunden hatten. Bei der Ermittlung der Breite ist oben aber ein kleiner Fehler unterlaufen: Bei 10 Dipolen nebeneinander ergeben sich nur 9 Zwischenräume, der horizontale Gesamtabstand beträgt also nur 9*40cm=360cm. Inklusive Abstand zur Kante konnten diese somit aber erst recht in einem Rahmen von 2m x 4m eingepasst werden. (FuMO21-23) Diese Antenne hieß "Seetakt-Antenne".

Dies entsprach der Vorgabe des Marinewaffenamts nach möglchst kleiner Antennenfläche (die Obergrenze lag m.W.n. bei 10m² ev. anfangs eher noch weniger) Da die Reichweite sich mit der Dipolanzahl erhöhte, hatte man diese Vorgabe aufgeweicht und baute eine neue, größere Antenne mit 2*16 Dipolen. Bei gleicher Höhe ergibt sich daraus ein seitlicher Gesamtabstand von 15*40=600cm. Der Antennspiegel hatte damit eine Dimension von 2m x 6m (Nachfolger FuMO24, FuMO 25,27, Ausnahme FuMO25: Hier wurde die kleine Antenne für die kleinen Kreuzer beibehalten). Diese Antenne hieß "Calais-Antenne".

Die Antenne für die Anlage FuMO26 verfügte wie oben beschrieben über 8 Reihen horizontal polarisierter Ganzwellendipole. Auch hieraus ergeben sich wiederum die Dimensionen: Höhe 7*40=280cm, Breite 8x80cm=640cm. Die exakte Größe des Spiegels betrug dann wohl 3,20m x 6,60m. (die häufig genannte Angabe 3x6m scheint gerundet und würde auch nicht passen). Diese Antenne hieß "Seeart-Antenne".

Eine etwas undeutliche handschriftliche (von wem auch immer gekritzelte) Tabelle hierzu inklusive Zuordnung zu den Einheiten findet sich ab Seite 34 in der schon erwähnten Geschichte des NVK, herunterzuladen hier:

https://www.cdvandt.org/nvk_research.htm

Also:

Seetakt: vertikal 2x10 Dipole, Antenne 2x4m
Calais: vertikal 2x16 Dipole, Antenne 2x6m
Seeart: horizontal 8x8 Dipole, Antenne 3,3mx6,6m.


Die allererste U-Boot-Antenne für das FuMO29 verfügte über zwei nebeneinander befindliche Felder an der Turmvorderseite mit jeweils 1x1m², also 1x2m Gesamtfläche. Darauf wurden 2 Reihen á 6 vertikale Dipole platziert. Diese waren allerdings als Lambda/2-Dipole (also 40cm Länge) ausgeführt, was zu einer Bauhöhe von etwa 80cm führt. Bei Lambda/2-Abstand dazwischen ergibt sich eine Breite von 5*40=200cm.

Die nachfolgende ausfahr- und drehbare U-Bootantenne hatte Maße von 1,0m x 1,4m (FuMO30). Es wurden 2 Reihen à 4 Dipole vertikal montiert, also wieder Bauhöhe ca. 80cm, Breite bei Lambda/2-Abstand von 40cm: 3x40=1,2m.Das fügt sich alles ganz gut.

Soweit meine angelesenen Erkenntnisse. Falls andere, bessere Informationen vorliegen: Gerne.

Grüsse
Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 02 Dezember 2023, 22:34:23
Hallo Gabler,
vielen Dank für die Ergänzung und die Korrekturen ... :MG: ...
Zitat von: Gabler am 01 Dezember 2023, 12:15:12Eine etwas undeutliche handschriftliche (von wem auch immer gekritzelte) Tabelle hierzu inklusive Zuordnung zu den Einheiten findet sich ab Seite 34 in der schon erwähnten Geschichte des NVK, herunterzuladen hier:
https://www.cdvandt.org/nvk_research.htm
Die handgefertigten Skizzen der Antennen sind auch auf Seite 95ff in dieser Ausgabe der --/>/> ,,Chronik der NVK" (https://cdvandt.org/NVK-Chronik.pdf) ersichtlich, angesiedelt hier --/>/> klick (https://cdvandt.org/nvk-technology.htm) und unter ,,NVK technical recollection" aufrufbar ...

In den Skizzen ist im Hinblick auf die 64-Elemente-,,Seeart"-Antenne mit horizontaler Polarisierung ersichtlich, dass es nach wie vor eine Trennung des Sendedipolfeldes und des Empfangsdipolfeldes gibt, obgleich dieser Antenne nebst den dazugehörigen Gerätesätzen ein Simultanbetrieb zugeschrieben wird. Frank (@fsimon) hat auf diesen Umstand ja in seiner Datenauflistung hingewiesen (--/>/> Blatt 2 bei PG: ,,8x8 Dipoles T&R" (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=439729)). Dieses hat mich vor geraumer Zeit veranlasst, die FuMO 26-Antenne von PG mal genauer zu betrachten und die störenden Hintergrundteile im Bild zu entfernen (Foto: --/>/> NHHC Naval History and Heritage Command (https://www.history.navy.mil/our-collections/photography/numerical-list-of-images/nhhc-series/nh-series/NH-96000/NH-96441.html). Herausgekommen ist der unten zu sehende 'entkernte' Antennenspiegel: grün: die Dipole, rot: die Speiseleitungen. Weitere Bilder aus der gleichen Quelle geben Details u.a. der Dipolbefestigungen wieder.

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 04 Dezember 2023, 20:48:49
Hallo Olpe,
sehr interessant. Vielen Dank! Tolle Arbeit! Dave Saxton schrieb, dass selbst die 2x6m Antennen auf Scheer, Lützow und Scharnhorst im Simultanbetrieb arbeiteten. Ich hatte das nochmals hinterfragt, da die oben genannte Skizze der Calais-Antenne eindeutig getrennte S und E Hälften zeigt. Er hat leider nicht mehr geantwortet.
Wenn getrennte Leitungen installiert sind, heißt das automatisch, dass dann kein gleichzeitiger Betrieb möglich ist? Könnte es nicht dennoch möglich sein?

Den Austausch mit Dave Saxton findet ihr hier: http://www.kbismarck.org/forum/viewtopic.php?f=1&t=9417&start=75

Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 05 Dezember 2023, 00:17:57
Sehr interessanter Link - danke Frank! Tue mich mit der Fülle des KBismarck-Forums ansonsten immer noch schwer. Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 05 Dezember 2023, 22:34:54
Hallo Frank,
Zitat von: fsimon am 04 Dezember 2023, 20:48:49sehr interessant. Vielen Dank! Tolle Arbeit!
... :MG: ...

Zitat von: fsimon am 04 Dezember 2023, 20:48:49Wenn getrennte Leitungen installiert sind, heißt das automatisch, dass dann kein gleichzeitiger Betrieb möglich ist? Könnte es nicht dennoch möglich sein?
Nun, trotz getrennter Speiseleitungen kann ein Sende- und Empfangsbetrieb über alle Dipole des Antennenfeldes erfolgen. Die eigentliche ,,Arbeit" machen die Geräte hinter der Antenne, insbesondere der Sende-Empfangs-Umschalter. Leider habe ich bis Dato noch keine Hinweise auf beteiligte Geräte und Anlagen gefunden. Nach GEMA sind in der Grundausstattung das

im Bereich zwischen Sender (Gerät T mit Einsätzen), Empfänger (Gerät N mit Einsätzen) und Antenne angesiedelt. Explizit ein spezielles Gerät für den Simultanbetrieb mit gesonderter Bezeichnung habe ich (noch) nicht gefunden. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf ... :O/Y ...

Zitat von: fsimon am 04 Dezember 2023, 20:48:49Den Austausch mit Dave Saxton findet ihr hier: http://www.kbismarck.org/forum/viewtopic.php?f=1&t=9417&start=75
... vielen Dank für den link. Sehr umfangreiche Gedanken zum Thema ...

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 05 Dezember 2023, 23:02:10
Hallo in die Runde,

habe mal ne Frage zu diesem Dokument von Thorsten aus dem KBismarck-Forum: was genau daran belegt jetzt dass die Feuerleitung per Funkmess vorgenommen wurde? Zeitpunkt ist Ende Juni kurz nach Mitternacht - Geleitzug kommt von Norden. Der nördliche Horizont ist zu dieser Zeit durchweg relativ hell. Die Entfernung mit 336hm allerdings auch recht groß. Wäre da evtl auch optische FL möglich? Es wurde mit 28cm geschossen - die Aufschläge sind jetzt auch nicht die aller größten.

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 06 Dezember 2023, 10:34:07
Es gibt bereits KTB Einträge im Dezember 1940 die belegen, das auch zu dem Zeitpunkt in der Nacht geschossen wurde.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 06 Dezember 2023, 15:37:48
Hallo Frank,
Zitat von: Leopard2A6EX am 05 Dezember 2023, 23:02:10... was genau daran belegt jetzt dass die Feuerleitung per Funkmess vorgenommen wurde? ... Der nördliche Horizont ist zu dieser Zeit durchweg relativ hell. Die Entfernung mit 336hm allerdings auch recht groß. Wäre da evtl auch optische FL möglich? Es wurde mit 28cm geschossen - die Aufschläge sind jetzt auch nicht die aller größten.
einen direkten Hinweis auf Funkmeß-Einsatz findet man im Text in der Tat nicht. Bei einer Zielentfernung von 336 hm, also 33,6 km und damit hinter Horizont, ist eine optische Erfassung m.E. nur dann möglich, wenn der Beobachter um die 80-90m Sichthöhe hat - gute Sichtbedingungen vorausgesetzt. Die Geschützstellung ,,Großer Kurfürst" lag, neben anderen Stellungen, dicht bei Kap Griz Nez, also in einer etwas höheren Lage. Wie hoch genau , konnte ich leider nicht recherchieren ...
Neben mehreren Geschützstellungen existierten im Bereich des Kaps auch eine ganze Reihe von FuM-Posten, sowohl der Luftwaffe, als auch der Marine (vielfach FuMO 2 ,,Calais B" FMG 40 G (gB)) für die ,,Seetaktische Funkmeßortung". Eine funkmeßseitige Erfassung des Geleitzuges ist daher durchaus denkbar, zumal der Radarhorizont bei einer Standhöhe von den o.g. 80-90m sogar noch etwas weiter ist ...
Hier vertiefende Eckpunkte:

Soweit einige Gedanken.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 06 Dezember 2023, 18:28:01
Danke für deine Einschätzung, Olpe, zum Thema Simultanbetrieb!
Un danke an alle zur Diskussion zum Thema Konvoi auf 33km nei Nacht beschossen.
Danke für die tollen links!
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 06 Dezember 2023, 23:19:16
Danke auch von mir!  :MG:
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 11 Dezember 2023, 17:54:56
Hallo noch mal in die Runde,

habe den von Frank eingestellten Link im KBismarck-Forum mit großem Interesse gelesen - zumindest soweit ich es verstehen konnte. Auch Mr. Saxton mischte wieder fleißig mit - eine seiner Aussagen wollte ich hier nochmal hinterfragen: die Seetakt-Anlagen waren Phased-Array-Radare. Trifft das zu? Waren sie es oder wurden sie es durch den Peilzusatz? Verfügten sie über elektronisch gesteuerte Strahlschwenkung - also ein passiv phasengesteuertes System?

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 11 Dezember 2023, 22:54:59
Sorry, wenn ich nochmal kurz eine Seite zurückblättere:

Zitat von: olpe am 02 Dezember 2023, 22:34:23Die handgefertigten Skizzen der Antennen sind auch auf Seite 95ff in dieser Ausgabe der --/>/> ,,Chronik der NVK" (https://cdvandt.org/NVK-Chronik.pdf) ersichtlich, angesiedelt hier --/>/> klick (https://cdvandt.org/nvk-technology.htm) und unter ,,NVK technical recollection" aufrufbar ...
Wir meinen dasselbe: Die Skizze befinden sich auf der mit Seite 95 nummerierten Seite des offenbar nicht vollständigen Berichts, deshalb ist sie in der PdF schon auf Seite 34. :wink:

Zitat von: olpe am 02 Dezember 2023, 22:34:23In den Skizzen ist im Hinblick auf die 64-Elemente-,,Seeart"-Antenne mit horizontaler Polarisierung ersichtlich, dass es nach wie vor eine Trennung des Sendedipolfeldes und des Empfangsdipolfeldes gibt, obgleich dieser Antenne nebst den dazugehörigen Gerätesätzen ein Simultanbetrieb zugeschrieben wird. Frank (@fsimon) hat auf diesen Umstand ja in seiner Datenauflistung hingewiesen (--/>/> Blatt 2 bei PG: ,,8x8 Dipoles T&R" (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=439729)). Dieses hat mich vor geraumer Zeit veranlasst, die FuMO 26-Antenne von PG mal genauer zu betrachten und die störenden Hintergrundteile im Bild zu entfernen (Foto: --/>/> NHHC Naval History and Heritage Command (https://www.history.navy.mil/our-collections/photography/numerical-list-of-images/nhhc-series/nh-series/NH-96000/NH-96441.html). Herausgekommen ist der unten zu sehende 'entkernte' Antennenspiegel: grün: die Dipole, rot: die Speiseleitungen. Weitere Bilder aus der gleichen Quelle geben Details u.a. der Dipolbefestigungen wieder.

Soweit.
Grüsse
OLPE


Was für ein Aufwand! Und sehr anschaulich. Toll gemacht! Zum Thema:

Die Seeart-Antenne wurde laut Trenkle schon 1940 mit dem FuMG40 G (gO), später FuMO 26 eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt gab es soweit ich weiß noch gar keine Geräte für den Simultanbetrieb, oder? Der MND-Chef Giessler trägt jedenfalls bei der OKM-Tagung im März 1944 (!) vor, daß bei den U-Booten der Simultanbetrieb gerade erst erprobt werden sollte.

Technisch gesehen war der Zweck des Simultanbetriebs ja die Reichwweitenerhöhung durch gemeinsame Nutzung aller Dipole zum Senden und Empfangen. Wie da die Feinpeilung durch Empfangsantennenteilung funktionieren soll, erschließt sich mir da noch nicht so ganz. Vielleicht ist das der Grund, weshalb da keine Bauteile zu finden sind?

Die Anlage FuMO26 wird auch in verschiedenen Publikationen und so auch hier widersprüchlich beschrieben, mal mit Seeart-, mal mit Calais-Antenne. Ohne es belegen zu können, würde ich einfach mal behaupten, daß die aufgesetzen Calais-Antennen eher einem reichweitengesteigerten FuMO 22 entsprechen, während als FuMO 26 meiner Ansicht nach ausschließlich das Gerät mit der Seeart-Antenne anzusprechen wäre, allein weil die Nachrüstung mit der Calais-Antenne nicht dieselben Reichweiten und auch nicht die Peilgenauigkeiten zur Folge hatte wie das originäre FuMO 26. Irgendwo stand mal zu lesen, daß das FuMO 26 auf PG das einzige Gerät überhaupt mit der Seeart-Antenne gewesen sein soll.

Selbst in der hier weiter vorn veröffentlichten Tabelle der M.DV. 950 passt das nicht. Nach jener sollte es nur vertikal polarisierte Antennen auf den Schiffen gegeben haben, was ja bei Prinz Eugen definitiv nicht der Fall war.

Viele Grüße und gerne weiter so!
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 13 Dezember 2023, 18:00:59
Mit Phasensteuerung des Seetakt meint Dave Saxton vermutlich die Radattelpeilung.

Die Tabelle habe ich jetzt zurück geändert, also ohne Simultanbetrieb der Antennen-Dipole. Allerdings schreibt Trenkle auch von Simultanbetrieb bei der Seeart-Antenne.

WW2 Battleship FCR 3.1.docx
 
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 13 Dezember 2023, 21:27:50
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 11 Dezember 2023, 17:54:56... die Seetakt-Anlagen waren Phased-Array-Radare. Trifft das zu? Waren sie es oder wurden sie es durch den Peilzusatz? Verfügten sie über elektronisch gesteuerte Strahlschwenkung - also ein passiv phasengesteuertes System?
... mit dem Begriff Array können die ,,Seetakt"-Antennen guten Gewissens benannt werden, da es sich um Gruppenantennen handelt. Ob nun bereits ,,Phased" angebracht ist, nun ja, wenn man es seeehr weit faßt, und auch nur dann, wenn das Empfangsfeld für die Anwendung eines Peilverfahrens geteilt und eingerichtet war. Der ursprüngliche Sinn des Empfanges der Wellenfronten von Zielimpulsen durch ,,Antennen mit phasiertem Gitter" unter einem Winkel - zeitversetzt und damit phasenverschoben - mit sich nicht bewegenden Dipolen (beim Senden dann entsprechend umgekehrt) ist noch nicht so recht ausgeprägt. Das Prinzip unten im Bild - Mitte.

Ein Phased-Array-Funkmeß kam erst mit dem Bau der Fernsuchanlage FuMG (Flum) 41 G (fF) ,,Mammut I" auf. Diese Anlage besaß eine elektrische Strahlschwenkung von +/- 60° (nach anderen Quellen +/- 50°) mit Hilfe von Phasenschiebern, hier auch Kompensatoren genannt (siehe Bild). Dieses Funkmeß kann mit Fug und Recht als Phased-Array-Anlage bezeichnete werden, auch im heutigen Sinne als passiv phasengesteuertes System (PESA) (https://en.wikipedia.org/wiki/Passive_electronically_scanned_array).
(Q Bilder: cdvandt.org)

Soweit.
Grüsse
OLPE


PS: Noch zwei interessante pdf's:
--/>/> klick "Versuch einer Zusammenstellung deutscher Funkgeräte (https://www.nonstopsystems.com/radio/pdf-hell/article-list-GAF-onbrd-radio-eqpmnt.pdf), um 1960, möglicherweise von Trenkle ...
--/>/> klick "Japanese Electronics" (https://www.nonstopsystems.com/radio/pdf-hell/article-hell-bernard-opnav16-45.pdf), Januar 1945 über japanische und deutsche Radare u.v.a.m.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 13 Dezember 2023, 23:51:38
Danke dir wieder Olpe! Ja wenn dann ein PESA dachte ich mir. Auf der sehr vereinfachen Wiki-Darstellung ist der Phasenschieber ein zentrales Element und im GEMA S86 in der Teileliste Seetakt Stand 1938 taucht ein "Bedienungsgerät GB mit Phasenschieber GBN" auf. Aber auch schon allerlei Peilzusätze - hier für Vergleichspeilung.. 🤔
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 14 Dezember 2023, 17:24:11
Hallo Gabler,
Ich glaube nicht nur Prinz Eugen auch Tirpitz und Scharnhorst hatten die großen 8 x 8 Dipole-Antennen. Tirpitz sogar für alle drei Seetakt (oder dann vielleicht Seeart).

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 15 Dezember 2023, 19:07:01
Hallo fsimon,

nach der Literatur waren beim Bau der Tirpitz drei (integrierte) FuMO23 vorgesehen. Als das Schiff dann Anfang 1942 endlich einsatzbereit war, waren laut H. Saxton wohl schon drei Geräte FuMO27 (mit Feinpeilung) eingebaut worden, das passt ja vom Zeitablauf. Ob sie wirklich da schon den neuen TS6 Sender erhalten hat, wie Herr Saxton schreibt, da bin ich mir nicht so sicher, denn diese Leistungstriode wurde wohl erst im Laufe des Jahres 1942 entwickelt, genauere Daten habe ich aber auch noch nicht gefunden.

Seine Beiträge nochmals nachgelesen: Prinz Eugen erhielt ja auf dem vorderen Stand zuerst das "Flakleit G" mit den beiden großen "Ohren" 1942 zur Höhenrichtfähigkeit und erst 1943 als Nachfolger die Seeart-Antenne, mit der anscheinend über vertikale Schwenkung des Antennendiagramms auch die Höhe genommen werden konnte. Die Reihenfolge klingt plausibel, es wundert hingegen, wenn im Trenkle-Buch bereits das FMG 40 (gO) mit der Seeart-Antenne verbunden wird. Ist es möglich, daß diese Antenne erst wesentlich später zur Verfügung stand? Dann wäre als "Zwischenschritt" eine Ausrüstung der Aufbau-Geräte mit der Calais-Antenne plausibel, was dann wiederum zu diversen anderen Aussagen auch in diesem Thread passen würde.

Nur der zwingende Zusammenhang FuMO26=Seeart-Antenne so wie bei Trenkle beschrieben, passt dann nicht mehr und eigentlich auch nicht die Skizze der NVK-Chronik, denn da ist kein Zusammenhang von FuMO26 zu Calais-Antennen verzeichnet. Mr. Saxton schreibt aber auch, er hätte Fotos von Zerstörern mit 2x6m (Calais-)Antennne gesehen und bennent sie FuMO26. Ich glaube aber, er meint das FuMO24.

Andererseits: OLPE hat ja sicher nachgewiesen, daß auch die Seeart-Antenne eine geteilte Empfangsantenne hat. Wie kann da zeitgleich eine Höhenmessung stattfinden? Auch die Frage nach dem Simultanbetrieb mit gleichzeitigem Feinmeß ist noch offen. Konnte man das womöglich umschalten?

Zudem: eine Seeart-Antenne auf einer "integrierten" Haube der Tirpitz? Mr. Saxton schreibt von FuMO26, das passt aber doch formal nicht, das waren aufgesetzte Geräte im Gegensatz zu den integrierten der Tirpitz.

Nun habe ich den ganzen Nachmittag Literatur- und Bilderstudium betrieben und sieh da: Es gibt tatsächlich eine Aufnahme der Tirpitz, wohl vom April 1944 mit zwei großen Antennen (s. Anhang). Ursprünglich (1941) waren drei gleich große 2x4-Antennen verbaut, das passt zu FuMO23/27 und dann kam später auf dem oberen Stand noch ein weiterer Beobachungsstand mit einer zweiten Antenne (Timor?) dazu. Das ganze sah aber definitiv anders aus als die Aufnahme von 1944 (s.Anhang)

Vergrößert man die Aufnahme, so meine zumindest ich auf beiden Antennen je 8 horizontale Querstreben erkennen zu können. Auch die wesentlich größeren Dimensionen passen zur Seeart-Antenne. Von daher bestätigen sich die Aussagen von Herrn Saxton (er sprach auch von 2 Geräten) ganz offensichtlich. Ob man diese dann als FuMO26 ansprechen kann... aber egal, maßgebend ist auffem Platz, bzw. Schiff :-)

Die kleine achtere Antenne habe ich übrigens vermessen, es ist eine 2x4-Seetakt-Antenne, also FuMO27 (s.Anhang). Beim Internet-Bilderstudium habe ich zwei Aufnahmen entdeckt, bei denen die Hauben wohl wegretouchiert wurden. Bei der einen sieht man aber noch einen leichten Schatten, der ziemlich gut zu den Seeart-Antennen passt. Schaut es Euch an.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 16 Dezember 2023, 03:10:33
Erste TS1 ab 1935. Verbesserte TS1 ab 1936. TS6 1939 noch in Entwicklung - Anfang 1941 erste Serienmodelle? Ab da Standardröhre. Ab Mitte 1943 erste TS60 verfügbar laut GEMA.

Mit SeeArt ist das so ne Sache - je nach Quelle hab ich den Eindruck. In Richtlinien für seetaktischen FuMD wird gesagt mit Peilzusatz werden Seetakt zu Seeart Geräten. Unabhängig des Modells. Das GEMA bleibt schwammig - hier scheint SeeArt selbstverständlich zu sein. Theoretisch wird ein original Seetakt mit LeitlinienPeilung ab 1935 auch schon zum SeeArt. Bis 1939 weiterentwickelt und ab 1940 als Minimumpeilung für SeeArt Zwecke verfügbar. Trenkle scheint die SeeArt Geräte eher den späteren Küstenbatterien zuzuordnen und nicht unbedingt Bordgeräten.. 🤔
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 17 Dezember 2023, 08:59:37
Hallo Gabler,
Hans Zurbriggen hat Fotos von Tirpitz mit der 8x8 Antenne auf allen drei FuMO26. Dein erstes Bild zeigt Tirpitz mit den vorderen beiden Antennen schon auf 8x8 umgerüstet. Die hintere Antenne wurde wohl erst im Sommer umgerüstet. Auch auf deinem dritten Bild ist die große Antenne zumindest auf der vordersten Haube zu erkennen. Mit der Timor Antenne erhielt Tirpitz schon vorher eine Art aufgesetzter Haube. Dies ist auf deinem letzten Bild zu erkennen, das von einem früheren Zeitpunkt stammt, vor März 43. Allerdings war die Seetakt Antenne noch an der unteren Haube und die Timor Antenne an der oberen Haube. Also wäre die richtige Bezeichnung vermutlich FuMO27 bis dahin und erst FuMO26 ab installation der großen Antenne an der aufgesetzten Haube. Allerdings könnte auch FuMO34 die richtige Bezeichnung sein ab 8x8 auch ohne TS60. :? Das vorderste und hintere Seetakt hatten keine aufgesetzte Haube und trotzdem die große Antenne. FuMO26 wäre also auch eine falsche Bezeichnung nach M Dv 950.

Siehe Hans Zurbriggens Beitrag ganz unten auf folgender Seite:

http://www.kbismarck.org/forum/viewtopic.php?f=1&t=9417&start=45

Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 17 Dezember 2023, 15:39:19
Weiß jemand wann Peilzusatz (Radattelpeilung) und Aufschlagbeobachtungsgerät jeweils und überhaupt auf Bismarck installiert wurden?
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 18 Dezember 2023, 21:34:51
Hallo,
Zitat von: fsimon am 17 Dezember 2023, 15:39:19Weiß jemand wann Peilzusatz (Radattelpeilung) und Aufschlagbeobachtungsgerät jeweils und überhaupt auf Bismarck installiert wurden?
... in Buchquellen habe ich bis Dato nichts entdecken können, aber gewisse Hinweise auf 'Radattel' in älteren kBismarck-Posts von 2011 gefunden (beide von Saxton; maschinelle Übersetzung):

--/>/> German radar at North Cape (https://www.kbismarck.org/forum/viewtopic.php?p=43343#p43343)
"Mit der Neugestaltung von Seetakt im Jahr 1940 wurde eine Form des Lobings eingeführt, die den Spitznamen Radattel Peilung erhielt. Es lieferte eine Peilgenauigkeit von 1/10 Grad, so dass das oben Gesagte absolut korrekt war. Diese Funktionen wurden ab Ende 1941 mit deutschem Radar an Bord großer Kriegsschiffe verwendet, um blindes Feuer zu ermöglichen. Ebenfalls 1943 wurde ein verbessertes Feinentfernungssystem eingeführt, das eine Entfernungsgenauigkeit von 25 Metern und eine Auflösung für eine Reichweite von 10 Metern unabhängig von der Reichweite bot. Der deutsche RDFC war so gut wie der RD FC der Alliierten gegen Ende des Krieges."

und

--/>/> Use of Seetakt on German ships for FLAK direction (https://kbismarck.org/forum/viewtopic.php?p=45994&sid=6916137470cc44fd6110e48caa23e295#p45994)
"Dabei handelte es sich um eine 1940 eingeführte Art der Lobe-Schaltung, die aber, soweit bekannt, erst im Herbst 1941 auf großen Kriegsschiffen eingesetzt wurde, zunächst auf der Tirpitz. Die Art der Keulenschaltung wurde als "radattel peilung" bezeichnet. Bei dieser Art der Keulenschaltung wurden die Dipole der Empfangsantenne (nur) in einer Phased-Array-Abtastschleife durch eine 1/2-Wellen-Verzögerungsleitung aufgebaut und ein motorisch angetriebener Kontakt um die 1/2-Wellen-Verzögerungsleitung zirkuliert. Der Kontakt gab bei der Verwendung ein schrilles Geräusch von sich, daher der Spitzname. Der Pip auf dem Peilindikator-Oszilloskop hatte die Form eines Sattels und mit der Kerbe des Pips, die genau in der Mitte der Nullmarkierung in der Mitte des Oszilloskops zentriert war. Die Antenne wurde mit einer Richtgenauigkeit von 0,1* direkt auf das Ziel gerichtet. Die Genauigkeit von 0,3 bis 0,25* ist falsch. Die mit radattel peilung erreichbare Peilgenauigkeit betrug 0,1* Wenn das Ziel von der Linie abwich, bewegte sich der Pip auf dem Indikator entsprechend. Es ging nur darum, das Radar um ein weiteres CRT-Anzeigemodul für die vertikale Keulenschaltanzeige zu erweitern."

Vielleicht geben diese Textteile einige neue Erkenntnisse. Demnach kam die Radattel-Peilung bzw. der GEMA Feinpeilzusatz mit Peilumlaufgerät auf "BISMARCK" nicht zum Einsatz ...

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 19 Dezember 2023, 00:33:23
Die Indizien sprechen aber schon für eine Einrüstung würde ich sagen. Wälze ja gern das GEMA dazu:

S86: Mitte 1938 für DT1 & 2 verfügbar : Gestell Peilzusatz, Peilgerät, Peilbeobachtungsgerät, Peilantennenumschalter

S89: GS Feinpeilung Leitlinie vorgesehen, wegen erschw. Bedienung unbenutzt

S93: Ende 1938: ..bei Einbau Feinpeilung Leitlinie konnte Spiegel in 2 Hälften geteilt werden. Anfang 1939 7 neue Geräte für GN SH Hi ohne Feinpeilung aber dafür vorbereitet

S103: Herbst 1939: GEMA Testgerät peilt Flugzeug mit 0,2°. Flak lehnt ab - Weiterentwicklung für Marine "Seeart". Antennenumschalter und Peilbeobachtungszusatz entstanden.

S110: Anfang 1940 DT-U: Peilung horizontal 25-30° nicht durch Schwenkung sondern per Phasenkompensatoren. Frühform Phased Array (PESA)?

S113: Mai 1940 Abschluss der ersten GeräteSerie - ca 60 Stk. Alle 2000Hz Bord, 2000-1000Hz Land, 500Hz schon absehbar.

S117: 1937 Patent Phased Array (PESA) wenn ich mich nicht täusche. Zusatzgerät LeitlinienPeilung für Seetakt ergänzend

S127: Sommer 1940 Fertigentwicklung Minimumpeilung. Testgerät auch im scharfen Schuss gegen Luftziele - Minimumpeilung der LeitlinienPeilung überlegen. Bis Ende 1940 Peilzusatz als Ergänzung Grundausstattung aller Geräte. Bei Calais B (500Hz) 0,1°. Luftwaffe bleibt bei Leitlinie - auch dafür Peilzusatz entwickelt.

S129: ab Ende 1940 individuelle Ausstattung aller Geräte gemäß Einsatzzweck. Individuelle Anpassung jederzeit möglich. Neuauslegung Messkette für 500Hz. 200km/100m bzw Feuerleitung 50km/10m

Soweit ein paar Anekdoten dazu. Leider nichts direktes in Bezug auf Bismarck. Gegen die nächtlichen Zerstörer 26/27. Mai hat sie wohl aber ziemlich gut geschossen - ohne Starshell aber mit genauer Einmessung per Funkmess laut Baron. Sollte sie also tatsächlich Radattel nicht erhalten haben so scheint doch zumindest Leitlinie ziemlich sicher zu sein. Gibt es dazu nicht AVKS-Aufzeichnungen?

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 21 Dezember 2023, 16:18:02
Hallo allerseits, vielen Dank für Eure Antworten. Schon wieder etwas spät, will ich nochmal kurz auf die Antennen zurückgehen:

Die Aufnahme der Tirpitz von hinten war hier irgendwo schon einmal Thema, es ging um die Dimensionen. Daher habe ich die Antenne mit einem ganz handelsüblichen Bildbearbeitungsprogramm vermessen, wie dies wohl auch von Herrn Zurbriggen mithilfe des E-Messers gemacht wurde. Der Zeitpunkt der Aufnahme ist mir nicht bekannt, es ist dann wohl eine frühere, also vor dem Umbau auf die große Antenne.

Also scheinen die Seeart-Antenne wirklich erst ab etwa frühestens 1943 eingebaut worden zu sein und nicht schon mit dem FuMG40 geliefert worden zu sein. Welcher Zeitpunkt war es bei SH? Weiß man das?

Jedenfalls scheint die in der NVK-Chronik und bei Trenkle genannte Entwicklungsreihenfolge der "aufgesetzen Baureihe" FuMO22->FuMO26 darauf nicht zu passen, allenfalls auf SH, falls dort tatsächlich eine Seeart-Antenne verbaut worden war. Die beiden Geräte auf den Leitständen von TP waren FuMO23/27 und bekamen die große Antenne, die beiden Geräte auf den Türmen bzw. den Vormarsen (?) auf TP und PG (ebenfalls FuMO23/27?) bekamen nochmals extra Bedienhauben aufgesetzt, (obwohl sie schon kombinierte Hauben hatten?) Demnach wäre das FuMO26 eben doch auch als Nachfolger für die "kombinierte Baureihe" FuMO23/27 anzusehen, wie das verschiedentlich schon zu lesen war, wenn man alle Anlagen mit Seeart-Antenne als FuMO26 ansieht. Doch selbst in dem Trenkle-Buch (1. Auflage 1979 allerdings) wurde eine Calais-Anlage als FuMO26 bezeichnet. Ein Fehler?

Recht verwirrend, das Ganze. Die Tabelle von fsimon ist da sehr anschaulich, detailhaltig und hilfreich. Ich hatte selbst auch schon mal für mich selbst eine dahingekritzelte Übersicht erstellt, allerdings als Zeitstrahl. Falls Interesse  besteht, kann ich das mal hier reinstellen.


Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 26 Dezember 2023, 18:05:55
Zitat von: Gabler am 21 Dezember 2023, 16:18:02Hallo allerseits, vielen Dank für Eure Antworten. Schon wieder etwas spät, will ich nochmal kurz auf die Antennen zurückgehen:
...
Recht verwirrend, das Ganze. Die Tabelle von fsimon ist da sehr anschaulich, detailhaltig und hilfreich. Ich hatte selbst auch schon mal für mich selbst eine dahingekritzelte Übersicht erstellt, allerdings als Zeitstrahl. Falls Interesse  besteht, kann ich das mal hier reinstellen.


Hallo Gabler,
ich wäre sehr interessiert. Bitte zeige uns Deine Übersicht!
Beste Grüße,
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 26 Dezember 2023, 18:29:44
Zitat von: fsimon am 26 Dezember 2023, 18:05:55Hallo Gabler,
ich wäre sehr interessiert. Bitte zeige uns Deine Übersicht!
Beste Grüße,
Frank
... würde mich auch interessieren ... :O/Y ...
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 27 Dezember 2023, 13:27:16
Hallo Ihr zwei! War während der Feiertage nicht untätig  :-D und habe weiteres angelesen. Das Bild fügt sich!
Zwischenzeitlich noch zur Frühgeschichte etwas nachrecherchiert:

https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=35410.msg443270;topicseen#new

Demnächst mehr.
Viele Grüße
Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 27 Dezember 2023, 15:18:11
Zitat von: Gabler am 27 Dezember 2023, 13:27:16Hallo Ihr zwei! ....
Viele Grüße
Gabler
Aus zwei mach drei: Interesse auch meinerseits.
Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 27 Dezember 2023, 17:22:32
Ich habe zwischenzeitlich mal rekonstruiert, wie Chancen zwischen USS Washington mit Mark 3 Radaren und Tirpitz mit FuMO 27 im April 1942 ausgesehen haben könnten.
Bei Bedarf kann ich es auf Deutsch übersetzen.
Titel: Radargelenktes Feuer USS Washington gegen Tirpitz 1942
Beitrag von: fsimon am 27 Dezember 2023, 17:24:57
USS Washington vs. Tirpitz

April 1942, daytime, clear weather
Shooting starting at 27km. Decisive range would to be around 25km.

Ranging accuracy (RE):
Washington:
Mark 3 fire control radar: 37m @ 25km; 25km range, limited blind fire ~18km
Tirpitz:
FuMO 27 fire control radar: 30m @ 25km; 30km range, blind fire (Radattelpeilung) ~21km

Spotting accuracy: (Spotting accuracy for radar = ranging accuracy, if radar range and resolution allows spotting; otherwise one third the optical ranging accuracy for optical spotting.)
Washington:
Mark 3: range resolution 365m, 18km spotting range: limited use for spotting
Spot I+II: 26ft x 25magnification: 270m accuracy / 3 = 90m for spotting
Tirpitz:
FuMO 27: A-scope resolution, individual splashes to 27km: accuracy 30m for spotting

Average range error (ARE) (Ranging accuracy in m plus 2 x spotting accuracy in m, divided by 3, as spotting accuracy is the dominant factor for keeping MPI on target after finding the range.)
Washington:  (37m + 2 x 90m) / 3 = ~70m
Tirpitz: (30m + 2 x 30m) / 3 = 30m

Range rate error (RRE): (RE divided by 100 as generic range rate error per second x Time of Flight):
Washington: 0.37m/s x 51s ToF = 19m
Tirpitz: 0.30m/s x 42s ToF = 13m

Resulting calculated Mean Point of Impact (MPI) error (ARE + RRE):
Washington: 70m + 19m = 89m
Tirpitz: 30m + 13m = 43m

Gun accuracy @ 25km:
Washington:  True Mean Dispersion (TMD): 96m (0.383%)
Tirpitz: True Mean Dispersion (TMD): 104m (0.417%)

Danger Zones @ 25km:
Washington's guns Angle of Fall @ 25km = 30.6° Danger zone vs. Tirpitz 10m high, 35m beam = 52m
Tirpitz guns Angle of Fall @ 25km = 23.3° Danger zone  vs. Washington 10m high, 31m beam = 54m
 
Danger Zones in relation to True mean dispersion and average ranging error = X:
DZ / (TMD+MPI) = X
Washington: 52m / (96m+89m)= 28.1%
Tirpitz: 54m / (104m+43m) = 36.7%

Battle Errors Factor (BEF): Tracking errors, improper setup and calculation of ballistic data including atmospheric effects, alignment problems, indeterminate or human error, etc. These errors would affect both TMD and MPI placement. Generated as 38% of range for Follow the Pointer aiming (FTP), semi-automated input and output; 37% of range for Remote Power Control aiming (RPC), semi-automated input and output
Washington: FTP 9. 5 (Washington did not have RPC in 1942.)
Tirpitz: RPC 9.25

Hit Probability:  X / BEF
Washington: 28.1%/ 9. 5 = 2.96%
Tirpitz: 36.7% / 9.25 = 3.97%

Initial rate of fire to find the range (IF):
i.e. 60s / (Time of Flight (ToF) + 20s observation + correction time) x no of guns -10% for expected output misses:
Washington: 51sec ToF: 6.85 shots per min
Tirpitz: 42sec ToF: 6.98 shots per min

Rapid fire rate (RF):
Washington: 1.84spmpg as best rate by Alabama 1945 rapid fire x 9 guns -10% output loss = 14.9
Tirpitz: 1.98spmpg as per Schmalenbach-Prinz Eugen-Film (corrected by 0.72 for frame rate) x 8 guns -10% = 14.26

Average rate (AR) of fire:
Washington: 10.88 shots per min
Tirpitz: 10.62 shots per min

Expected hits per 10 min:
Hp x AR x 10
Washington: 3.22 hits out of 108.8 shots per 10 min
Tirpitz: 4.22 hits out of 106.2 shots per 10 min

Explosive filler of Armor Piercing Round times hits divided by 2 (I expect 50% duds):
Washington: 18.55kg x 3.22/ 2 = 29.9kg
Tirpitz: 18.8kg x 4.22 / 2 = 39.6kg

Citadel penetration @ 30° inclination:
Washington could penetrate Tirpitz @ ~7km (Tirpitz 320mm belt + 110mm scarp at 68° from normal)
Washington could penetrate Tirpitz @ >25km (Tirpitz spaced deck armor could possibly be penetrated >30° AoF)
Tirpitz could penetrate Washington @ ~18km (acc. Maciej Chodnicki, face hard 8.0; North Carolina armor vs. Bismarck 38cm AP)

Summary:
1. Hits: Washington 3.22 vs. 4.22 Tirpitz (1:1.31)
2. Explosives: Washington 29.9kg vs. 39.9kg Tirpitz (1:1.33)
3. Citadel pen: Washington 7km +2km (for deck 25-27km) vs. 18km Tirpitz (1:2) Deck penetrations outside of 27km are not impossible.

Washington 3 vs. 4.64 Tirpitz (1:1.55)
Is it fair to say: Out of 255 engagements, Tirpitz could win 155 and Washington 100?
Titel: Radargelenktes Feuer USS Washington gegen Tirpitz 1942 nachts
Beitrag von: fsimon am 27 Dezember 2023, 17:26:47
USS Washington vs. Tirpitz nighttime

April 1942, night time, prevailing 22km visibility with star shell, intermittent 5km in rainsqualls and broken low cloud ceiling

Ranging accuracy (RE):
Washington:
Mark 3 fire control radar: 37m @ 20km; 25km range, limited blind fire ~18.3km
Tirpitz:
FuMO 27 fire control radar: 30m @ 20km; 30km range, blind fire (Radattelpeilung) ~21km

Spotting accuracy: (Spotting accuracy for radar = ranging accuracy, if radar range and resolution allows spotting; otherwise one third the optical ranging accuracy for optical spotting.)
Washington:
Mark 3: range resolution 365m, 18km spotting range: limited use for spotting
Spot I+II: 26ft x 25magnification: 173m accuracy @ 20km / 3 = 58m for spotting
5"38 star shell range: <17km
Tirpitz:
FuMO 27: A-scope resolution, individual splashes to 27km: accuracy 30m for spotting
15cm/L55 star shell range: 23km

Average range error (ARE) (Ranging accuracy in m plus 2 x spotting accuracy in m, divided by 3, as spotting accuracy is the dominant factor for keeping MPI on target after finding the range.)
Washington:  (37m + 2 x 58m) / 3 = 51m
Tirpitz: (30m + 2 x 30m) / 3 = 30m

Range rate error (RRE): (RE divided by 100 as generic range rate error per second x Time of Flight):
Washington: 0.37m/s x 37s ToF = 14m
Tirpitz: 0.30m/s x 31s ToF = 9m

Resulting calculated Mean Point of Impact (MPI) error (ARE + RRE):
Washington: 51m + 14m = 65m
Tirpitz: 30m + 9m = 39m

Gun accuracy @ 20km:
Washington:  True Mean Dispersion (TMD): 82m (0.41%)
Tirpitz: True Mean Dispersion (TMD): 94m (0.468%)

Danger Zones @ 25km:
Washington's guns Angle of Fall @ 20km = 21.4° Danger zone vs. Tirpitz 10m high, 35m beam = 61m
Tirpitz guns Angle of Fall @ 20km = 16° Danger zone  vs. Washington 10m high, 31m beam = 66m
 
Danger Zones in relation to True mean dispersion and average ranging error = X:
DZ / (TMD+MPI) = X
Washington: 61m / (82m+65m)= 41.5%
Tirpitz: 66m / (94m+39m) = 49.6%

Battle Errors Factor (BEF): Tracking errors, improper setup and calculation of ballistic data including atmospheric effects, alignment problems, indeterminate or human error, etc. These errors would affect both TMD and MPI placement. Generated as 38% of range for Follow the Pointer aiming (FTP), semi-automated input and output; 37% of range for Remote Power Control aiming (RPC), semi-automated input and output
Washington: FTP 9. 5 (Washington did not have RPC in 1942.)
Tirpitz: RPC 9.25

Hit Probability:  X / BEF
Washington: 41.5%/ 9. 5 = 4.37%
Tirpitz: 49.6% / 9.25 = 5.36%

Initial rate of fire to find the range (IF):
i.e. 60s / (Time of Flight (ToF) + 20s observation + correction time) x no of guns -10% for expected output misses:
Washington: 37sec ToF: 8.53 shots per min
Tirpitz: 31sec ToF: 8.47 shots per min

Rapid fire rate (RF):
Washington: 1.84spmpg as best rate by Alabama 1945 rapid fire x 9 guns -10% output loss = 14.9
Tirpitz: 1.98spmpg as per Prinz Eugen-Film (corrected by 0.72 for frame rate) x 8 guns -10% = 14.26

Average rate (AR) of fire:
Washington: 11.72 shots per min
Tirpitz: 11.34 shots per min

Expected hits per 10 min:
Hp x AR x 10
Washington: 5.12 hits out of 117.2 shots per 10 min
Tirpitz: 6.09 hits out of 113.4 shots per 10 min

Explosive filler of Armor Piercing Round times hits divided by 2 (I expect 50% duds):
Washington: 18.55kg x 5.12/ 2 = 47.5kg
Tirpitz: 18.8kg x 6.09 / 2 = 57.2kg

Citadel penetration @ 30° inclination:
Washington could penetrate Tirpitz @ ~7km (Tirpitz 320mm belt + 110mm scarp at 68° from normal)
Tirpitz could penetrate Washington @ ~18km (acc. Maciej Chodnicki, face hard 8.0; North Carolina armor vs. Bismarck 38cm AP)

Summary:
1. Hits: Washington 5.12 vs. 6.09 Tirpitz (1:1.19)
2. Explosives: Washington 47.5kg vs. 57.2kg Tirpitz (1:1.20)
3. Night fighting: Washington 18km vs. 23km Tirpitz (1:1.28)
4. Blind fire: Washington 18km vs. 21km Tirpitz (1:1.17)
5. Citadel pen: Washington 7km vs. 18km Tirpitz (1:2.57)

Washington 5 vs. 7.41 Tirpitz (1:1.48)
Is it fair to say: Out of 248 engagements at night or in poor weather in 1942, Tirpitz could win 148 and Washington 100?
PS: At night Washington really had to close to 16km (star shell range) or at least to 18km (limited salvo spotting with Mark 3 radar) to observe the own fire. At 18km Washington was in grave danger of getting hits penetrating into her vitals.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 28 Dezember 2023, 14:49:00
Hallo Allerseits,

anbei der von mir im Lauf der Zeit erstellte Zeitstrahl der GEMA-Geräte. Eigentlich habe ich das nur für mich als kleine Handreichung oder Gedächtnisstütze erstellt und bestimmt ist das für die Experten hier alter Wein in neuen Schläuchen. Auch ist es mir wichtig, diese Auflistung keinesfalls als Alternative zu der wirklich aufwendig recherchierten und anschaulich dargestellten Tabelle von fsimon zu betrachten sondern allenfalls als vereinfachte Ergänzung. Zum Inhalt:

Als Quellen verwendet habe ich in erster Linie die NVK-Geschichte, dann das Trenkle-Buch (1. Auflage 1979), weiterhin das von-Kroge-Buch von 1998 und - ohne jegliche anbiedernde Intention ;-) - die reichhaltigen Informationen in diesem Forum.

Schwarz sind die nach Quellenlage klar zuweisbaren Werte, rot die "neu" oder unklar zugeschriebenen Werte. Es fiel auf, dass selbst in zeitgenössischen Quellen (MDV 950 Geräteliste (Stand?) sowie Teileliste vom Juli 1944, siehe diesen Thread) die Geräte mit den höheren Ordnungsnummern ab 3x fehlen, man ist also auf vermutetete Zuschreibungen angewiesen. Am meisten Verwirrung herrscht um die Anlage 26 und Nachfolger. Ich bin davon überzeugt, dass Trenkle auf genau dieselbe Skizze aus dieser NVK-Chronik zurückgegriffen hat wie wir. Diese stammt nach dem Vorwort zu urteilen von irgendwann aus der frühen Nachkriegszeit, wird wohl wie an anderer Stelle auch mangels Unterlagen viel aus dem Gedächtnis rekonstruiert worden sein. Es erscheint zumindest mir, daß bei der "aufgesetzten" Baureihe eine Lücke zwischen dem Gerät 22 und 26 bzw. 34 herrscht, denn offenbar ist die große Seeartantenne erst ab frühestens 1943 (PG, SH) oder gar ´44 (TP) verwendet worden. Da es nachgewiesenermaßen "aufgesetzte" Calais-Antennnen (SH) gab, für die es keine anderweitige Zuordnung zu Gerätenummern gab, nehme ich einfach an, daß dieser Zwischenschritt in der Skizze ausgelassen (vielleicht vergessen) wurde und behaupte nunmehr dreist, daß die Anlagen ab 1940 mit Calais-Antennen als FuMO26 anzusprechen seien. Das passt wiederum in die MDV950-Geräteliste, nach der die FuMO26-Antenne vertikal polarisiert sei. Die Geräte ab 1943 mit der großen Seeart-Antenne würden sich dann als FuMO34 widerspruchsfrei einsortieren lassen.

Das FuMO34 wiederum ist bei Tirpitz und Prinz-Eugen auch als Nachfolgegerät für die "integrierte" Baureihe 23/27 eingetragen, ein fast logischer Schluß, wie mir scheint. Überhaupt ergibt sich aus dem Zeitverlauf langsam aber sicher schon eine gewisse Ordnung und Systematik, was aber eigentlich zu erwarten war, die Protagonisten bei NVK und GEMA haben ja genau gewußt, was sie gemacht haben.

Es scheint auch, daß die verwendeten Röhrensender NICHT als Unterscheidungsmerkmal der einzelnen Geräte taugen. Bisher lediglich als sicheres Unterscheidungsmerkmal zwischen Vorserie 1939 und Serie 1940 scheint die Umstellung auf längere Umlaufdauer bzw. niedrigere Taktfrequenz (500Hz statt 2000Hz) sowie die Zugabe der Feinpeilung, wobei die Vorseriengeräte bekanntlich nachgerüstet werden sollten. Weder die Einführung des TS6 1941 noch des TS60 1943 sind für die Gerätebezeichnungen offenbar maßgeblich gewesen. Die schwierige Zuordnung ist letztlich Folge der m.E.n. sehr intelligenten modularen Bauweise der Geräte, mit vielfältigen Nachrüst- oder Modernisierungsmöglichkeiten. Die amerikanische Beschreibung der FuMO-Geräte auf Prinz Eugen 1945/46 läßt einen da doch schmunzeln.

Mir erscheint die langfristige Entwicklung erwähnenswert, wobei zur klaren Einteilung auf die richtige Wortwahl der Experten zu achten ist:

Im Anfangsstadium 1934-1936 wurden reine Versuchsanlagen errichtet und getestet. Mit dem Entwicklungsauftrag von 1937 wurden erste Prototypen (Dete) gebaut, mit dem Fertigungsauftrag über 25 Geräte von Anfang 1939 wiederum die Vorserie (FuMG 39) und schließlich ab 1940 die Serie von 100 Stück FuMG40. Ob die Geräte ab FuMO-Ordnungsnummer 3x noch in diesen Auftrag gehören oder ob Folgeaufträge erteilt wurden, weiß ich nicht, die Stückliste liegt mir auch nicht vor.

Bei der "abgesetzten" Baureihe wurden bekanntlich für große Kreuzer die große Calais- und für kleine Kreuzer die kleine Seetakt-Antenne vorgesehen. Hier war zu sehen, daß auf dem leichten Kreuzer Nürnberg später auch die Calais-Antenne abgesetzt verbaut wurde, wenngleich es auf den Nachkriegsbildern wieder zweifelhaft aussieht. Bitte fühlt Euch frei, Fehler oder Ergänzungen zu benennen, ich kann das gerne korrigieren, freue mich auf Feedback.

Viele Grüße
Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 31 Dezember 2023, 11:21:17
Hallo Gabler,
super, und vielen Dank für deine Arbeit.  top 
Das werde ich jetzt mal verdauen  :-) 
Guten Rutsch ins 2024
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 31 Dezember 2023, 11:55:01
Zitat von: Gabler am 28 Dezember 2023, 14:49:00Es scheint auch, daß die verwendeten Röhrensender NICHT als Unterscheidungsmerkmal der einzelnen Geräte taugen. Bisher lediglich als sicheres Unterscheidungsmerkmal zwischen Vorserie 1939 und Serie 1940 scheint die Umstellung auf längere Umlaufdauer bzw. niedrigere Taktfrequenz (500Hz statt 2000Hz) sowie die Zugabe der Feinpeilung, wobei die Vorseriengeräte bekanntlich nachgerüstet werden sollten. Weder die Einführung des TS6 1941 noch des TS60 1943 sind für die Gerätebezeichnungen offenbar maßgeblich gewesen. Die schwierige Zuordnung ist letztlich Folge der m.E.n. sehr intelligenten modularen Bauweise der Geräte, mit vielfältigen Nachrüst- oder Modernisierungsmöglichkeiten. Die amerikanische Beschreibung der FuMO-Geräte auf Prinz Eugen 1945/46 läßt einen da doch schmunzeln.

Mir erscheint die langfristige Entwicklung erwähnenswert, wobei zur klaren Einteilung auf die richtige Wortwahl der Experten zu achten ist:

Im Anfangsstadium 1934-1936 wurden reine Versuchsanlagen errichtet und getestet. Mit dem Entwicklungsauftrag von 1937 wurden erste Prototypen (Dete) gebaut, mit dem Fertigungsauftrag über 25 Geräte von Anfang 1939 wiederum die Vorserie (FuMG 39) und schließlich ab 1940 die Serie von 100 Stück FuMG40. Ob die Geräte ab FuMO-Ordnungsnummer 3x noch in diesen Auftrag gehören oder ob Folgeaufträge erteilt wurden, weiß ich nicht, die Stückliste liegt mir auch nicht vor.



Ich verweise auf einen älteren Post von mir.

click mich (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=22223.msg431595#msg431595)
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 31 Dezember 2023, 19:31:31
@Frank: dein artilleristischer Vergleich Washington:Tirpitz ist schon interessant - nur leider versteh ich nur die Hälfte zwecks FachEnglisch 🙈 Denke mal aus dem KBismarck-Forum? 😊 Wäre da evtl eine deutsche Bearbeitung drin? Ich weiß, das wäre einiges an Arbeit - also nur wenn es die Zeit erlaubt natürlich. Viele Grüße Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 31 Dezember 2023, 19:37:29
Zitat von: Leopard2A6EX am 31 Dezember 2023, 19:31:31@Frank: dein artilleristischer Vergleich Washington:Tirpitz ist schon interessant - nur leider versteh ich nur die Hälfte zwecks FachEnglisch 🙈 Denke mal aus dem KBismarck-Forum? 😊 Wäre da evtl eine deutsche Bearbeitung drin? Ich weiß, das wäre einiges an Arbeit - also nur wenn es die Zeit erlaubt natürlich. Viele Grüße Frank
Wird erledigt! Gib mir ein zwei Tage!
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 31 Dezember 2023, 20:19:47
So lange wie du brauchst! Vielen Dank im Voraus - und einen guten Rutsch erstmal! Viele Grüße aus Stralsund, Frank
Titel: USS Washington vs. Tirpitz auf Deutsch
Beitrag von: fsimon am 02 Januar 2024, 17:58:56
USS Washington gegen Tirpitz
April 1942, tagsüber, klares Wetter
Feuereröffnung ab 27 km. Die entscheidende Reichweite wäre etwa 25 km.

Entfernungsgenauigkeit (RE):
Washington:
Feuerleitradar Mark 3: 37 m bei 25 km; 25 km Reichweite, begrenztes Blindfeuer bis ~18 km
Tirpitz:
Feuerleitradar FuMO 27: 30 m bei 25 km; 30 km Reichweite, Blindfeuer (Radattelpeilung) ~21 km

Salvenbeobachtung: (Genauigkeit für Radar = Entfernungsgenauigkeit, wenn Radarreichweite und Auflösung Salvenbeobachtung ermöglichen; andernfalls ein Drittel der optischen Entfernungsgenauigkeit)
Washington:
Mark 3: Entfernungsauflösung 365 m, 18 km Beobachtungsreichweite: eingeschränkte Verwendung zum Erkennen
Optik: 26 Fuß x 25 Vergrößerung: 270 m Genauigkeit / 3 = 90 m
Tirpitz:
FuMO 27: A-Scope-Auflösung, einzelne Einschläge bis zu 27 km: Genauigkeit 30 m

Durchschnittlicher Entfernungsfehler (ARE) (Entfernungsgenauigkeit in m plus 2 x Ortungsgenauigkeit in m, dividiert durch 3, da die Salvenbeobachtung der dominierende Faktor ist, um die Salven nach dem Ermitteln der Entfernung auf dem Ziel zu halten.)
Washington: (37 m + 2 x 90 m) / 3 = ~70 m
Tirpitz: (30m + 2 x 30m) / 3 = 30m

Entfernungsratenfehler (RRE): (RE dividiert durch 100 als allgemeiner Entfernungsratenfehler pro Sekunde x Flugzeit):
Washington: 0,37 m/s x 51 s Flugzeit = 19 m
Tirpitz: 0,30 m/s x 42 s Flugzeit = 13 m

Resultierender berechneter Salvenmittelpunkt (MPI)-Fehler (ARE + RRE):
Washington: 70 m + 19 m = 89 m
Tirpitz: 30m + 13m = 43m

Mittlere Streuung (TMD) bei 25 km:
Washington: Echte mittlere Streuung (TMD): 96 m (0,383 %)
Tirpitz: Echte mittlere Streuung (TMD): 104 m (0,417 %)
Bestrichene Länge (DZ) bei 25 km:
Washingtons Geschoss Fallwinkel bei 25 km = 30,6° Gefahrenzone vs. Tirpitz 10 m hoch, 35 m breit = 52 m
Tirpitz-Geschoss Fallwinkel bei 25 km = 23,3° Gefahrenzone vs. Washington 10 m hoch, 31 m breit = 54 m
 
Gefahrenzonen im Verhältnis zur wahren mittleren Streuung und zum durchschnittlichen Entfernungsfehler = X:
DZ / (TMD + MPI) = X
Washington: 52 Mio. / (96 Mio. + 89 Mio.) = 28,1 %
Tirpitz: 54m / (104m+43m) = 36,7%
Fehler im Gefecht Faktor (BEF): Trackingfehler, unsachgemäße Einrichtung und Berechnung ballistischer Daten, einschließlich atmosphärischer Effekte, Ausrichtungsprobleme, unbestimmtes oder menschliches Versagen usw. Diese Fehler würden sich sowohl auf die TMD- als auch auf die MPI-Platzierung auswirken. Generiert als 38 % der Reichweite für Manuelle Zeiger-Folgen Steuerung (FTP), halbautomatische Ein- und Ausgabe; 37 % der Reichweite für automatische Fernsteuerung (RPC), halbautomatische Ein- und Ausgabe
Washington: FTP 9. 5 (Washington hatte 1942 kein RPC.)
Tirpitz: RPC 9.25

Trefferwahrscheinlichkeit: X/BEF
Washington: 28,1 %/ 9,5 = 2,96 %
Tirpitz: 36,7 % / 9,25 = 3,97 %

Anfangsfeuerrate zur Ermittlung der Reichweite (IF):
d.h. 60 s / (Flugzeit (ToF) + 20 s Beobachtung + Korrekturzeit) x Anzahl der Geschütze -10 % für erwartete Schussausfälle:
Washington: 51 Sek. Flugzeit: 6,85 Schüsse pro Minute
Tirpitz: 42 Sek. Flugzeit: 6,98 Schüsse pro Minute

Schnellfeuerrate (RF):
Washington: 1,84 SPMPG als beste Rate von Alabama 1945 Schnellfeuer x 9 Geschütze -10 % Schussausfälle = 14,9
Tirpitz: 1,98 spmpg gemäß Schmalenbach-Prinz Eugen-Film (korrigiert um 0,72 für Bildrate) x 8 Geschütze -10 % = 14,26

Durchschnittliche Feuerrate (AR):
Washington: 10,88 Schüsse pro Minute
Tirpitz: 10,62 Schüsse pro Minute

Erwartete Treffer pro 10 Minuten:
PS x AR x 10
Washington: 3,22 Treffer bei 108,8 Schüssen pro 10 Minuten
Tirpitz: 4,22 Treffer bei 106,2 Schüssen pro 10 Min

Summe der Sprengladung der treffenden Projektile geteilt durch 2 (ich erwarte 50 % nicht Zünder):
Washington: 18,55 kg x 3,22/ 2 = 29,9 kg
Tirpitz: 18,8 kg x 4,22/2 = 39,6 kg

Durchschlagen der Zitadelle bei 30° Abweichung von der Breitseite:
Washington könnte Tirpitz bei ca. 7 km durchdringen (Tirpitz 320-mm-Gürtel + 110-mm-Steilhang bei 68° vom Normalwert)
Washington könnte Tirpitz bei >25 km durchdringen (Tirpitz-Deckpanzerung könnte möglicherweise bei >30° FallwinkelF durchdrungen werden)
Tirpitz könnte Washington bei ca. 18 km durchdringen (nach Maciej Chodnicki, face hard 8,0; North Carolina-Panzerung vs. Bismarck 38 cm AP)

Zusammenfassung:
1. Treffer: Washington 3,22 vs. 4,22 Tirpitz (1:1,31)
2. Sprengstoffe: Washington 29,9 kg vs. 39,9 kg Tirpitz (1:1,33)
3. Zitadellen Durchschlag: Washington 7 km + 2 km (für Deck 25–27 km) vs. 18 km Tirpitz (1:2) Deckdurchdringungen außerhalb von 27 km sind nicht unmöglich aber Treffer unwahrscheinlich

Washington 3 vs. 4,64 Tirpitz (1:1,55)
Kann man sagen: Von 255 Einsätzen könnte Tirpitz 155 und Washington 100 gewinnen?
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 02 Januar 2024, 22:58:01
Danke Frank! Sehr interessant und Hut ab vor deiner Arbeit! Gerade im KBismarck-Forum - sind ja Unmengen an Daten. Machst du das hauptberuflich? 😉

Viele Grüße Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 03 Januar 2024, 06:24:42
Der AVKS Schlussbericht Bismarck

https://drive.google.com/file/d/1j1RIPl06h1QuJ06Gw4n48-r6TrmGJj5_/view?usp=sharing
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 04 Januar 2024, 09:10:31
Hallo Thoddy,
vielen Dank!
Gibt es den Bericht von Tirpitz, auf den verwiesen wird, auch noch?
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 04 Januar 2024, 12:22:58
Bisher wurde der Tirpitzbericht nicht mehr aufgefunden.

Noch ne Info Funkmess
im KTB Scharnhorst ca 11/1943 - 12/1943 gibt es noch mal eine Info zur Beobachtung von 28 cm Geschosseinschlägen Messreichweite
~17,7 km.

Desweitern ist auch die Rede davon, wie der Konvoy am Nordkap gefunden wurde. Und zwar mit luftgestützem Funkmess auf über 50 km Entfernung...Er wurde als langezogene Kette beschrieben.

Da ergibt sich doch glatt die Frage, warum der dann nicht kontinuierlich beobachtet wurde... einschließlich seiner Umgebung.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 04 Januar 2024, 12:53:56
Zitat von: Herr Nilsson am 31 Dezember 2023, 11:55:01Ich verweise auf einen älteren Post von mir.

click mich (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=22223.msg431595#msg431595)

Ja, vielen Dank, unter anderem darauf bezog ich mich. Kroge schreibt allerdings, daß die Meßkette bei 2000Hz Impulsfrequenz anfänglich auf 20, ab 1937 auf 40km verdoppelt wurde, weil immer häufiger bis zum Ende des Meßbereichs gemessen wurde. Die 48km in in dem Dokument beim FuMG 39 also ein Schreibfehler?

Für die Flum-Geräte, also Dete-II bzw. Dete-f wurde außerdem ein Impulsgeber für 1000Hz entsprechend 150km Entfernung verwendet. Die Messkette und damit der Meßbereich war dort nach Kroge auf 60km ausgelegt.

Den Auftragsumfang für die Vorserie finde ich nicht mehr, nurmehr eine Angabe über eine Option von 50 Geräten sowie über das Ende der "ersten Serie" bei ca. 60 Gerätesätzen (Dete-I und -II) im Mai 1940. Danach wurde der Umlauf auf 300km erhöht durch Verkürzung der Impulsfrequenz auf 500Hz. Damit setzt die Bezeichnung FuMG 40 ein.

Die Messkette wurde nun auf 200km ausgelegt und die Entfernung durch ein "Sprungzählwerk" mit drei nebeneinander liegenden Rundinstrumenten angezeigt für 0-200km, 0-10km und 0-1km und zwar mit 2 Dezimalen. Das bedeutet eine darstellbare Entfernungsgenauigkeit bis 10m! Stimmt das mit den Angaben über die Meßgenauigkeit überein? Diese Anzeige ist in der Funkmessgerätekunde M.DV.291 auf Seite 8 dargestellt. Bis September 1940 waren 104 Dete-g-Anlagen in Auftrag gegeben (Kroge), bzw. 100 Stück FuMG40 (Trenkle).


fsimon:
Magst Du vielleicht den Meßbereich in Deine Tabelle aufnehmen? Denn der stellt de facto die Obergrenze der meßbaren Entfernung dar. Die maximale Umlaufentfernung ist eigentlich redundant. Der Meßbereich hingegen ist in den Betriebsbüchern enthalten und auf den Skalen eingezeichnet und so könnte man Deine Tabelle ideal zum Nachschlagen und identifizieren verwenden. Also für die 2000Hz-Sender 40km (auch Spee hatte schon 40km) und für die 500Hz-Sender 200km. :TU:)
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 04 Januar 2024, 15:54:51
Zitat von: Thoddy am 04 Januar 2024, 12:22:58Bisher wurde der Tirpitzbericht nicht mehr aufgefunden.

Noch ne Info Funkmess
im KTB Scharnhorst ca 11/1943 - 12/1943 gibt es noch mal eine Info zur Beobachtung von Geschosseinschlägen
17,7 km.

Desweitern ist auch die Rede davon, wie der Konvoy am Nordkap gefunden wurde. Und zwar mit luftgestützem Funkmess auf über 50 km Entfernung...Er wurde als langezogene Kette beschrieben.

Da ergibt sich doch glatt die Frage, warum der dann nicht kontinuierlich beobachtet wurde... einschließlich seiner Umgebung.


Danke Thoddy,
die Aussage zur Beobachtung 17,7km ...war das das Maximum, was gesehen werden konnte, obwohl weiter geschossen wurde, oder wurde auch garnicht weiter geschossen? Mit der großen Antenne würde ich über deutlich über 20km erwarten, wenn mit der 2x4m Antenne und reduzierter Leistung 1941 schon 16km gesehen wurden.
Schade, dass der Tirpitz Bericht nicht zu finden ist.

Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 04 Januar 2024, 15:56:51
Zitat von: Gabler am 04 Januar 2024, 12:53:56.....

fsimon:
Magst Du vielleicht den Meßbereich in Deine Tabelle aufnehmen? Denn der stellt de facto die Obergrenze der meßbaren Entfernung dar. Die maximale Umlaufentfernung ist eigentlich redundant. Der Meßbereich hingegen ist in den Betriebsbüchern enthalten und auf den Skalen eingezeichnet und so könnte man Deine Tabelle ideal zum Nachschlagen und identifizieren verwenden. Also für die 2000Hz-Sender 40km (auch Spee hatte schon 40km) und für die 500Hz-Sender 200km. :TU:)

Das ist eine gute Idee.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 04 Januar 2024, 16:50:17
Zur Genauigkeit..ob 10m Darstellungsschritte gleich Messgenauigkeit war, kann ich nicht beurteilen. Thoddy hat folgenden Bericht dazu mal geteilt.Messgenauigkeit auf Schlachschiffen.jpg
Darin werden 25m Messgenauigkeit angegeben und es geht vermutlich um  FuMG 40. Allerdings habe ich das Datum zu dem Dokument / Bericht vergessen oder vielleicht auch nicht von Thoddy bekommen.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 04 Januar 2024, 19:24:19
In Olpes Beitrag hier: https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=422468
Sind Bilder der Masskette.  klick (Das Gerät ,,OK", die Messkette)
Die Skala geht auf der linken Zeigerscheibe bis 200. Jetzt frage ich mich: Sind das Hectometer oder kilometer?
Falls es Kilometer sind, ist die feinste Einteilung auf der rechten Zeigerscheibe 50m, falls es Hectometer sind reicht die ganze Messkette nur bis 20km aber dafür ist die feinste Einteilung 5m auf der rechten Zeigerscheibe. Ich würde die Entfernung hier als 191,98 ablesen.
Die darunter befindliche Zahlenwalzen-Anzeige (mir fällt kein besseres Wort ein), hat zwei Dezimalstellen hinter dem Komma, die vermutlich passend zu der rechten Zeigerscheibe in 05-er Schritten skaliert sein dürfte. Weiß jemand, ob das km oder hm sind? Und wofür steht "OK"? Ist das das Aufschlagbeobachtungsgerät, dass Thoddy erwähnt hat?
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 04 Januar 2024, 19:43:05
USS Washington vs. Tirpitz-Nacht

April 1942, Nachtzeit, vorherrschende Sichtweite von 22 km mit Leuchtgranaten, zeitweise 5 km mit Regenschauern und durchbrochener niedriger Wolkendecke

Entfernungsgenauigkeit (RE):
Washington:
Feuerleitradar Mark 3: 37 m bei 20 km; 25 km Reichweite, begrenztes Blindfeuer ~18,3 km
Tirpitz:
Feuerleitradar FuMO 27: 30 m bei 20 km; 30 km Reichweite, Blindfeuer (Radattelpeilung) ~21 km

Aufschlagbeobachtungs-Genauigkeit für Radar = Entfernungsgenauigkeit, wenn Radarreichweite und Auflösung es ermöglichen; andernfalls ein Drittel der optischen Entfernungsgenauigkeit für optisches Beobachten.)
Washington:
Mark 3: Entfernungsauflösung 365 m, 18 km Beobachtungsreichweite: eingeschränkte Verwendung zum Erkennen
Optische E-Messer: 26 Fuß x 25 Vergrößerung: 173 m Genauigkeit bei 20 km / 3 = 58 m für Aufschlagbeobachtung
Reichweite der 5"38-Leuchgranate: <17 km
Tirpitz:
FuMO 27: A-Scope-Auflösung, einzelne Aufschläge bis zu 27 km: Genauigkeit 30 m für Aufschlagbeobachtung
Reichweite der 15 cm/L55 Leuchtgranate: 23 km

Durchschnittlicher Entfernungsfehler (ARE) (Entfernungsgenauigkeit in m plus 2 x Aufschlagsbeobachtungsgenauigkeit in m, dividiert durch 3, da die Beobachtung der entscheidende Faktor ist, um die Salven auf dem Ziel zu halten.)
Washington: (37 m + 2 x 58 m) / 3 = 51 m
Tirpitz: (30m + 2 x 30m) / 3 = 30m

Entfernungsratenfehler (RRE): (RE dividiert durch 100 als allgemeiner Entfernungsratenfehler pro Sekunde x Flugzeit):
Washington: 0,37 m/s x 37 s ToF = 14 m
Tirpitz: 0,30 m/s x 31 s ToF = 9 m

Resultierender berechneter Salvenmittelpunkt (Mean Point of Impact, MPI)-Fehler (ARE + RRE):
Washington: 51 m + 14 m = 65 m
Tirpitz: 30m + 9m = 39m

Geschützstreung bei 20 km:
Washington: Echte mittlere Streuung (TMD): 82 m (0,41 %)
Tirpitz: Echte mittlere Streuung (TMD): 94 m (0,468 %)

Bestrichene Zone (DZ) bei 25 km:
Washingtons Geschütze Fallwinkel bei 20 km = 21,4° Bestrichene Zone  vs. Tirpitz 10 m hoch, 35 m breit = 61 m
Tirpitz-Geschütze Fallwinkel bei 20 km = 16° Bestrichene Zone  vs. Washington 10 m hoch, 31 m breit = 66 m

Bestrichene Zone im Verhältnis zur wahren mittleren Streuung und zum durchschnittlichen Entfernungsfehler = X:
DZ / (TMD+MPI) = X
Washington: 61m / (82m + 65m) = 41,5 %
Tirpitz: 66m / (94m+39m) = 49,6%

Gefechtsfehler Faktor (BEF): Trackingfehler, unsachgemäße Einrichtung und Berechnung ballistischer Daten, einschließlich atmosphärischer Effekte, Ausrichtungsprobleme, unbestimmtes oder menschliches Versagen usw. Diese Fehler würden sich sowohl auf die TMD- als auch auf die MPI-Platzierung auswirken. Generiert als 38 % der Reichweite für Follow the Pointer Aiming (FTP), halbautomatische Ein- und Ausgabe; 37 % der Reichweite für Remote Power Control Aiming (RPC), halbautomatische Ein- und Ausgabe
Washington: FTP 9. 5 (Washington hatte 1942 kein RPC.)
Tirpitz: RPC 9.25

Trefferwahrscheinlichkeit: X/BEF
Washington: 41,5 %/ 9,5 = 4,37 %
Tirpitz: 49,6 % / 9,25 = 5,36 %

Anfangsfeuerrate zur Ermittlung der Reichweite (IF):
d.h. 60 s / (Flugzeit (ToF) + 20 s Beobachtung + Korrekturzeit) x Anzahl der Geschütze -10 % für erwartete Lade-/ Schussfehler:
Washington: 37 Sek. ToF: 8,53 Schüsse pro Minute
Tirpitz: 31 Sek. ToF: 8,47 Schüsse pro Minute

Schnellfeuerrate (RF):
Washington: 1,84 SpMpG als beste Rate von Alabama 1945 Schnellfeuer x 9 Geschütze -10 % Fehlschüsse = 14,9
Tirpitz: 1,98 SpMpG gemäß Prinz Eugen-Film (korrigiert um 0,72 für Bildrate) x 8 Kanonen -10 % = 14,26

Durchschnittliche Feuerrate (AR):
Washington: 11,72 Schüsse pro Minute
Tirpitz: 11,34 Schüsse pro Minute

Erwartete Treffer pro 10 Minuten:
PS x AR x 10
Washington: 5,12 Treffer bei 117,2 Schüssen pro 10 Minuten
Tirpitz: 6,09 Treffer bei 113,4 Schüssen pro 10 Min

Explosiver Füllstoff für panzerbrechende Runde mal Treffer geteilt durch 2 (ich erwarte 50 % Blindgänger):
Washington: 18,55 kg x 5,12/ 2 = 47,5 kg
Tirpitz: 18,8 kg x 6,09/2 = 57,2 kg

Durchdringung der Zitadelle bei 30° Neigung:
Washington könnte Tirpitz bei ca. 7 km durchdringen (Tirpitz 320-mm-Gürtel + 110-mm-Böschung bei 68° von Normalwert)
Tirpitz könnte Washington bei ca. 18 km durchdringen (nach Maciej Chodnicki, face hard 8,0; North Carolina-Panzerung vs. Bismarck 38 cm AP)

Zusammenfassung:
1. Treffer: Washington 5,12 vs. 6,09 Tirpitz (1:1,19)
2. Sprengstoffe: Washington 47,5 kg vs. 57,2 kg Tirpitz (1:1,20)
3. Nachtkampf: Washington 18 km vs. 23 km Tirpitz (1:1,28)
4. Blindes Feuer: Washington 18 km vs. 21 km Tirpitz (1:1,17)
5. Citadel Pen: Washington 7 km vs. 18 km Tirpitz (1:2,57)

Washington 5 vs. 7,41 Tirpitz (1:1,48)
Kann man mit Fug und Recht sagen: Von 248 Einsätzen bei Nacht oder schlechtem Wetter im Jahr 1942 könnte Tirpitz 148 und Washington 100 gewinnen?
PS: Nachts musste sich Washington wirklich auf 16 km (Leuchtgranaten-Reichweite) oder mindestens 18 km (eingeschränkte Salvenbeobachtung mit Mark-3-Radar) nähern, um das Feuer beobachten zu können. Bei  18 Kilometer bestand für Washington die Gefahr, dass sie einen Durchschlag in ihre Organe erleiden würde.

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 04 Januar 2024, 22:19:40
Hallo in die Runde,

sehr interessante Diskussion, ich habe einen Auszug aus dem KTB Tirpitz von Ende Juni 1944.
Thema Erprobung Fumo:

*********
Ab Ende Juni 1944 erfolgen die ersten Übungen des Schiffes im Altafjordraum, als U-Boot Sicherung sind laufend 2 Zerstörer der 4. Z.- Flottille mit in See.
20.Juni 1944 7:30h bis 19:52 (nach KTB Maschine der 21. Juni)  Kriegsmarschfahrtstufe 20 sm/h Übungen im Altafjord, Maschinengefechtsdienst in Fahrt, E- Mess und Ortungsübungen.
22.Juni 1944 7:30h bis 17:48h geankert im Kåfjord und 23:25 festgemacht im Netzkasten.

Durchführung von MES Überläufen, Fumo- Erprobungen, E-Mess und Schaltübungen für Artillerie.
Die Fumo-Erpobungen hatten folgendes Ergebnis;
a) Achtere Anlage mit 2 x 4m Spiegel1, brauchbare Messreichweite bis 92 hm, Peilreichweite bis 61 hm2.
b) Vordere Anlage mit 3 x 6m Spiegel, brauchbare Mess- und Peilreichweite bis 97 hm, zwischen 100 hm und 140 hm keine Ortung wegen zu großer Nebenmaxima von Land (Berge).
Erneuertes Auffassen nach Einlaufen der Zerstörer im freiem Sektor bei 143 hm.
Anlage Vormars wegen fehlender Ausrüstungsteile noch nicht klar. Eine Steigerung der Mess- und Peilreichweite im freien Seeraum wird erwartet.
*******

Ich bin da technisch nicht so bewandert aber die Reichweiten geben mir schon zu denken, kann das alles sein???

Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 04 Januar 2024, 22:26:03
Hallo,
Zitat von: fsimon am 04 Januar 2024, 19:24:19Die Skala geht auf der linken Zeigerscheibe bis 200. Jetzt frage ich mich: Sind das Hectometer oder kilometer?
Die darunter befindliche Zahlenwalzen-Anzeige (mir fällt kein besseres Wort ein), hat zwei Dezimalstellen hinter dem Komma, die vermutlich passend zu der rechten Zeigerscheibe in 05-er Schritten skaliert sein dürfte. Weiß jemand, ob das km oder hm sind?
nach der Beschreibung der Messkette (sowie in den Schaltplänen) in "Leitfaden der Funkortung" von Walter Stanner, Elektron-Verlag Garmisch-Partenkirchen, 1952, S. 112-116, sind alle Angaben in km. Die Genauigkeit der LC-Kettenglieder (Schaltstufen) geht in der Tat bis auf 0,05km, also 50m.


Zitat von: fsimon am 04 Januar 2024, 19:24:19Und wofür steht "OK"? Ist das das Aufschlagbeobachtungsgerät, dass Thoddy erwähnt hat?
Die Kennungen für die einzelnen Geräte und Einschübe der Firma GEMA sind nach meinem Dafürhalten nicht immer zwingend der Funktion zugeordnet.
Ein gesondertes Gerät zur Aufschlagsmessung mit einer eigenen Gerätekennung konnte ich noch nicht feststellen. Möglicherweise ist dieses aber integraler Bestandteil eines der bestehenden Geräte/Einsätze.

Schwierig ist es, eine genaue Unterscheidung des Gerätebestandes der Seetakt-Anlagen (FuMO) und der Flum-Anlagen (u.a. "Freya") zu finden. M.E. gab es da eine gewisse Durchmischung, da ja der Hersteller der gleiche war ...

Unten eine (vorläufige) png-Datei mit der Gerätesystematisierung der GEMA ... diese ist noch nicht vollständig. Über jede Ergänzung und Korrektur würde ich mich freuen ...

Soweit.
Grüsse
OLPE 



Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 05 Januar 2024, 10:00:05
Zitat von: mike_o am 04 Januar 2024, 22:19:40*******

Ich bin da technisch nicht so bewandert aber die Reichweiten geben mir schon zu denken, kann das alles sein???

Grüße

mike_o

Vergleiche die Performance für Reichweite gegen Zerstörer
1941
Messgenauigkeit auf Schlachschiffen.jpg
1944
Fumo Performance PG vs destroyer.jpg 
-----------------------------------------------
edit
--------------------------------------
ZitatMagst Du vielleicht den Meßbereich in Deine Tabelle aufnehmen? Denn der stellt de facto die Obergrenze der meßbaren Entfernung dar.

bei der Scharnhorst Gneisenau Unternehmung Winter 1940/41
wurden teilweise Überreichweiten erzielt von Objekten außerhalb des nominellen Messbereichs.
z.B die Kanaren waren auf >200 km oder so messbar es gab auch Messungen gegen Schiffe die von außerhalb des normalen Messbereichs kamen , es wurden daher Filterverfahren entwickelt, um diese zu identifizieren/einmessen/ausblenden zu können.

Ein Verfahren beruht auf Änderung der PRF
wenn man die Ändert, verschieben sich einige Zielzeichen auf der Anzeige.
die sich nicht verschieben sind reguläre ("Nahziele" im ersten umlauf)
Schaltet man sehr schnell zwischen den verschiedenen PRFs um verschwinden die "irregulären Zeichen"
Müsste das Gerät OKZ sein
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 05 Januar 2024, 11:29:09
Zitat von: fsimon am 04 Januar 2024, 16:50:17Zur Genauigkeit..ob 10m Darstellungsschritte gleich Messgenauigkeit war, kann ich nicht beurteilen. Thoddy hat folgenden Bericht dazu mal geteilt.[url="https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?action=dlattach;attach=206134;type=preview;file"]Messgenauigkeit auf Schlachschiffen.jpg[/url]
Darin werden 25m Messgenauigkeit angegeben und es geht vermutlich um  FuMG 40. Allerdings habe ich das Datum zu dem Dokument / Bericht vergessen oder vielleicht auch nicht von Thoddy bekommen.

Guten Morgen, jetzt nimmt das ganze Fahrt auf, sehr schön. Vielen Dank, fsimon, den Bericht kenne ich auch, er ist in der Rolle 2177 enthalten, die Berichtsnummer lautet B.Nr. Gkdos 3230/42 A.IV v. 7.7.42.  :TU:) Dazu noch ein Fundstück: Gkdos 2027/42 A4 v. 06.05.42 (s. Anhang).

Zu den Einheiten: Die Entfernungsanzeige ist tatsächlich in Kilometern, der abgelesene Betrag lautet auch nach meiner Leseweise also etwa 198,98km. Zwar hatte das Waffenamt tatsächlich anfangs gemeint, eine Meßkette bis 20km sei ausreichend, aber mit der Einführung der Meterwelle, aus dem päter das Dete-II bzw. die Freya-Geräte hervorgingen, wurden schon 1935 oder 36 Flugzeuge bis 40km aufgefasst (nicht gemessen, das ging ja nicht elektrisch! Man hatte einen optischen E-Messer zur Bestimmung). Um dem Fortschritt in der Reichweitenerzielung Rechnung zu tragen, wurde die Taktfrequenz eben 1940 auf 500Hz vermindert und damit besagte Umlaufentfernung auf 300km vergrößert und die neue 200km-Meßkette eingeführt, sonst hätte man die Umstellung ja gar nicht gebraucht.

Dieses Anzeigeteil mit der Entfernungsskala ist ein Gleichteil, es wurde sowohl für die Seetakt- als auch die Freya-Geräte verwendet, daher der vermeintlich übergroße Meßbereich. Vergleiche hierzu auch die Funkmeßgerätekunde (MDV 291). Hier steht für das FuMO2 (Seetakt) ebenfalls 200km Meßbereich. Mit den Freya-Geräten wurden Flugzeuge bis über 150km gemessen, dafür brauchte man einen solchen Meßbereich.

Die vereinfachten Seetakt-Geräte für die Uboote (FuMO 29/30) hatten keine Meßkette, sondern einen wesentlich einfacheren Phasenschieber mit 30km Meßbereich. Da lag die E-Genauigkeit lt. MDV aber nur bei +-100m. Die maximale Reichweite betrug nur etwa 10km gegen größere Schiffe und 15 bis 20km gegen Flugzeuge. In derselben Rolle noch enthalten ist ein Erprobungsbericht von U 509 (undatiert?), den ich leider nicht vollständig hochladen kann, weil die einzelnen Seiten mit ca. 0,5MB offenbar zu groß sind. Es handelt sich um das FuMO29 mit der starren, nach vorn ausgerichteten Antenne. Erstaunlicherweise wurde trotz dieser Ausrichtung auch zur Seite und sogar nach achtern geortet, wenn auch mit wesentlich geringeren Reichweiten, aber immerhin.

Hingegen hatten die Hohentwiel-Geräte für die U-Boote (FuMO61) ein umschaltbares Sichtgerät für 15 oder 150km, obwohl die maximale Reichweite gegen Flugzeuge auch nur etwa 20km betrug. Aber auch das waren Gleichteile, die aus der Luftwaffenproduktion entnommen wurden.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 05 Januar 2024, 12:08:59
Zitat von: Thoddy am 05 Januar 2024, 10:00:05
ZitatMagst Du vielleicht den Meßbereich in Deine Tabelle aufnehmen? Denn der stellt de facto die Obergrenze der meßbaren Entfernung dar.

bei der Scharnhorst Gneisenau Unternehmung Winter 1940/41
wurden teilweise Überreichweiten erzielt von Objekten außerhalb des nominellen Messbereichs.
z.B die Kanaren waren auf >200 km oder so messbar es gab auch Messungen gegen Schiffe die von außerhalb des normalen Messbereichs kamen , es wurden daher Filterverfahren entwickelt, um diese zu identifizieren/einmessen/ausblenden zu können.

Ein Verfahren beruht auf Änderung der PRF
wenn man die Ändert verschieben sich einige Zielzeichen auf der Anzeige.
die sich nicht verschieben sind reguläre ("Nahziele" im ersten umlauf)

Verstehe, sehr interessant, das erscheint auch plausibel. Bei 500Hz Impulsfrequenz beträgt die Umlaufentfernung 300km, so daß ein Signal theoretisch bis zu dieser Entfernung wieder empfangen werden kann, bevor das nächste Signal gesendet wird, so mein Verständnis jedenfalls. Nur wie will man das messen, wenn die Messkette nur bis 200km reicht? Deren wichtigste Eigenschaft und Grund für den komplexen Aufbau ist wohl die Linearisierung, also die gleichmäßige Darstellung des Entfernungszackens über den gesamten Meßbereich.

Interessanterweise wird für die (vereinfachte) Berechnung der optischen Sichtweite, die man in dem von Dir angehangenen Schriftstück ersehen kann, ein Faktor von 3,66 angegeben. Nach Phytagoras beträgt der Faktor für die geometrische Sichtweite 3,57, unter Berücksichtigung der Refraktionen wird heute ein Wert von 3,9 angegeben und für elektromagnetische Wellen auf Kurzwelle sogar 4,1, also erheblich mehr als zu Anfangszeiten der Radartechnik angenommen bzw. festgestellt wurde.

Denn rein rechnerisch liegt die Obergrenze der optischen Erfassung eines Schlachtschiffs (30m) durch ein anderes Schlachtschiff (30m) bei einem Faktor von 3,66 bei ziemlich genau 40km, oder laß es mit einem Faktor 4,1 bei knapp 45km sein. Darüber hinaus kann man allenfalls Land orten. Oder Flugzeuge  :laugh:
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 05 Januar 2024, 12:16:10
Ansonsten habe ich noch nen KTB eintrag wegen Reichweite der Erkennbarkeit von Geschosseinschlägen

KTB Marinegruppenkommando West 8.Aug.1944.

Batterie Cap de la Heve (10,5 cm Heeresartillerie) Zeit 23:30 Uhr
2 Salven Ortungsschießen auf 14o hm, Salven deckend

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Urs Heßling am 05 Januar 2024, 12:16:34
moin,
sehr interessanter Thread mit tollen Beiträgen und Zusammenarbeit :MG:  top

Dazu 2 Fragen
- in welchen Fällen ist die Erfassung von Flugzeugen durch Radar auf Überwasserschiffen dokumentiert ?
- wurden gezielt Radargeräte zur Erfassung von Luftzielen auf Überwasserschiffen eingebaut ?

Gruß, Urs
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 05 Januar 2024, 12:50:25
Zitat von: Gabler am 05 Januar 2024, 12:08:59Denn rein rechnerisch liegt die Obergrenze der optischen Erfassung eines Schlachtschiffs (30m) durch ein anderes Schlachtschiff (30m) bei einem Faktor von 3,66 bei ziemlich genau 40km, oder laß es mit einem Faktor 4,1 bei knapp 45km sein. Darüber hinaus kann man allenfalls Land orten. Oder Flugzeuge  :laugh:

so dann mal ein Schmankerl in Sachen Reichweite optische Erkennung aus KTB AGS
Screenshot 2024-01-05 122903.png

Dann noch Messreichweite des RuM von AGS gegen Rauchwolken aus Schornsteinen ~45 km
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 05 Januar 2024, 13:52:48
Zitat von: Urs Heßling am 05 Januar 2024, 12:16:34moin,
sehr interessanter Thread mit tollen Beiträgen und Zusammenarbeit :MG:  top

Dazu 2 Fragen
- in welchen Fällen ist die Erfassung von Flugzeugen durch Radar auf Überwasserschiffen dokumentiert ?
- wurden gezielt Radargeräte zur Erfassung von Luftzielen auf Überwasserschiffen eingebaut ?

Gruß, Urs
Aus Erinnerung
Im KTB von Prinz Eugen ist eine Flugzeugsichtung  auf glaube 65 km Entfernung erwähnt.
Aus dem Wortlaut der Meldungen insbesondere am Anfang des Krieges ist in der Regel nicht erkennbar ob es sich um eine optische- oder eine Funkmess-Entfernung handelt. Sondern es wird allgemein von "Sichtung" gesprochen.

Die Seetaktanlagen können grundsätzlich zur Erfassung von Luftzielen genutzt werden. Dabei muss jedoch das Gerät in einer Art permanenter Rundsuchbetrieb eingesetzt werden was etwas schwierig ist, da die Matratzen nicht so schnell schwenkbar sind und eine relativ gut gebündeltes Strahlungsmax haben.

An Land wurden "Freias" als Suchgeräte eingesetzt da diese Geräte eine breitere Suchkeule haben und mit den Werten Würzburgs eingewiesen.
An der Küste ebenso. Flugzeuge wurden mit Freias gesucht und dann mit Seetakts begleitet, um z.B. Minenabwürfe zu erkennen.

1944 mit Einführung der "Berlin Panorama Anzeige" dürfte sich das "Rundsuchproblem" erledigt haben.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Urs Heßling am 05 Januar 2024, 14:59:27
moin,
danke :MG:

Gruß, Urs
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 06 Januar 2024, 10:00:17
Zitat von: Thoddy am 05 Januar 2024, 13:52:48
Zitat von: Urs Heßling am 05 Januar 2024, 12:16:34moin,
sehr interessanter Thread mit tollen Beiträgen und Zusammenarbeit :MG:  top

Dazu 2 Fragen
- in welchen Fällen ist die Erfassung von Flugzeugen durch Radar auf Überwasserschiffen dokumentiert ?
- wurden gezielt Radargeräte zur Erfassung von Luftzielen auf Überwasserschiffen eingebaut ?

Gruß, Urs
Aus Erinnerung
Im KTB von Prinz Eugen ist eine Flugzeugsichtung  auf glaube 65 km Entfernung erwähnt.
Aus dem Wortlaut der Meldungen insbesondere am Anfang des Krieges ist in der Regel nicht erkennbar ob es sich um eine optische- oder eine Funkmess-Entfernung handelt. Sondern es wird allgemein von "Sichtung" gesprochen.

Die Seetaktanlagen können grundsätzlich zur Erfassung von Luftzielen genutzt werden. Dabei muss jedoch das Gerät in einer Art permanenter Rundsuchbetrieb eingesetzt werden was etwas schwierig ist, da die Matratzen nicht so schnell schwenkbar sind und eine relativ gut gebündeltes Strahlungsmax haben.

An Land wurden "Freias" als Suchgeräte eingesetzt da diese Geräte eine breitere Suchkeule haben und mit den Werten Würzburgs eingewiesen.
An der Küste ebenso. Flugzeuge wurden mit Freias gesucht und dann mit Seetakts begleitet, um z.B. Minenabwürfe zu erkennen.

1944 mit Einführung der "Berlin Panorama Anzeige" dürfte sich das "Rundsuchproblem" erledigt haben.

Die höchsten gemessenen Entfernungen auf PG während Rheinübung mit EM2 waren 220 hm zu Hood und 376 hm  zu dem Sunderland-Flugboot.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 06 Januar 2024, 22:00:23
Hallo,
Zitat von: Thoddy am 05 Januar 2024, 10:00:05... es gab auch Messungen gegen Schiffe die von außerhalb des normalen Messbereichs kamen , es wurden daher Filterverfahren entwickelt, um diese zu identifizieren/einmessen/ausblenden zu können.
Ein Verfahren beruht auf Änderung der PRF
wenn man die Ändert, verschieben sich einige Zielzeichen auf der Anzeige.
die sich nicht verschieben sind reguläre ("Nahziele" im ersten umlauf)
Schaltet man sehr schnell zwischen den verschiedenen PRFs um verschwinden die "irregulären Zeichen"
Müsste das Gerät OKZ sein
... kurze Ergänzung dieses Gedankens: das britische Luftverteidigungsradar ,,Chain Home" hatte ebenfalls die Möglichkeit, die PRF (Pulse Repetition Frequency - Impulsfolgefrequenz) zu ändern. Die Bediener(innen) konnten das am Sichtgerät/Pult erledigen, um Störungen aus Überreichweiten und ionosphärischen Reflexionen ,,verschwinden" zu lassen. Hierbei wurde der Waveform & Pulse Generator von 25Hz auf 12,5Hz umgeschaltet und damit die Impulsperiode von 40ms auf 80ms erhöht.

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 06 Januar 2024, 22:06:22
Hallo,
Zitat von: Gabler am 05 Januar 2024, 12:08:59... Bei 500Hz Impulsfrequenz beträgt die Umlaufentfernung 300km, so daß ein Signal theoretisch bis zu dieser Entfernung wieder empfangen werden kann, bevor das nächste Signal gesendet wird ...
... ja, das ist im Prinzip richtig, aber die 300km bei 500Hz ist ein Grenzwert: die maximale eindeutige Messentfernung, ein rechnerischer Wert. Dieser sollte mit dem energetischen Wert der Anlage, welcher sich aus der Radargleichung ergibt, korrespondieren – muss aber nicht. Die Auslegung der Funkmeßanlage seitens des Herstellers (auf Grundlage der Forderungen der Nutzer) haben eine geringere Entfernungsskala. Z.B. lief das LW-FuMG 80 ,,Freya" ebenfalls mit 500Hz Impulsfolgefrequenz, die praktische Reichweite lag aber eher bei 160km (--/>/> wikide (https://de.wikipedia.org/wiki/Freya_(Radar))). Als Flum für Luftzielerfassung ist das m.E. für die damalige Zeit bereits recht ordentlich.

Zitat von: Gabler am 05 Januar 2024, 12:08:59Nur wie will man das messen, wenn die Messkette nur bis 200km reicht? Deren wichtigste Eigenschaft und Grund für den komplexen Aufbau ist wohl die Linearisierung, also die gleichmäßige Darstellung des Entfernungszackens über den gesamten Meßbereich.
Die Meßkette deckt mit 200km die Bedürfnisse der KM m.E. hinreichend ab. Man muß die Messkette aber nicht zwingend nutzen, die 500Hz (aus dem Gerät ,,Summer" bzw. dem Gerät Z) können auch direkt – ohne Phasenverschiebung und damit ohne Lageverschiebung des Entfernungsbereiches auf dem Schirm - an den Ablenkverstärker der Horizontalplatten der Kathodenstrahlröhren gegeben werden. Im Weiteren war nicht nur ein Sichtrohr vorhanden: beim ,,Freya" insgesamt drei. Grobe Entfernungsbestimmungen sind hier möglich gewesen.

Hier ein vertiefendes Zitat dazu aus der in post # 434 genannten Quelle, S. 112:
Zitat Beginn:

1) Ein Grob-Übersichtsrohr. Auf ihm kommt von dem gesamten, für eine eindeutige Entfernungsmessung verfügbaren Bereich von 300 km der Ausschnitt von 0-200 km vollständig zur Wiedergabe. Vor dem Leuchtschirm ist ein geeichter, fester Entfernungsmaßstab angeordnet.

2) Ein Fein-Übersichtsrohr. Auf ihm kommt von dem gesamten, vom Grob-Übersichtsrohr erfaßten Entfernungsbereich ein beliebig wählbarer Ausschnitt von etwa 20 km Länge zur Wiedergabe. Die Auswahl des Feinbereiches erfolgt kontinuierlich über einen Schieber, der auf dem festen Entfernungsmaßstab des Grobrohres entlanggeführt wird. Er ist mit dem Rotor eines Goniometers verbunden, von dem eine phasenverschobene Sinusspannung zur Zeitschreibung abgenommen wird. Der Rücklauf des Strahls ist verdunkelt.

3) Ein Entfernungsrohr. Auf ihm kommt von dem gesamten, vom Grob-Übersichtsrohr erfaßten Entfernungsbereich ein Ausschnitt von etwa 60 km Länge zur Wiedergabe. Die Mitte dieses Ausschnittes kann in Intervallen von je 0,05 km verschoben werden. Die Auswahl des Ausschnittes erfolgt über einen aus verschiedenen Laufzeitgliedern aufgebauten, in Stufen geschalteten Phasenschieber*). Der Entfernungswert der eingeschalteten Laufzeitglieder kann an einem Zählwerk direkt abgelesen werden. Der Rücklauf des Strahls ist verdunkelt.  ...

(weiter geht es mit der Beschreibung der Funktion der Messkette) ...
Zitat Ende.
*) das ist die Meßkette

Lieber Gabler, Du hast des öfteren im thread den Begriff Umlaufentfernung verwandt. Dieser ist mir nicht geläufig. Stammt er aus der dt. Fachterminologie vor '45, nach '45 oder aus dem angelsächsischen Sprachraum? ... Und was beinhaltet er genau? Freue mich auf Dein RE:

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 06 Januar 2024, 23:16:22
Ich glaube mit Umlaufentfernung ist die maximale eindeutige Entfernung gemeint. Die Entfernung, die ein Puls hin und zurück mit Lichtgeschwindigkeit zurücklegen kann bevor der nächste Puls gesendet wird. Im Englischen die maximum unambiguous range. Diese Entfernung ergibt sich aus der Pulswiederholrate auf Englisch Pulse Repetition Frequency (PRF). Eine PRF von 500Hz ergibt eine eindeutige Entfernung von 300km. Weiter entfernte Ziele können auch gemessen werden, aber nun erhält man mehrdeutige Pulse, da man nicht weiß, ob der empfangene Puls vom letzten oder vom vorherigen Sendepuls war.
https://www.everythingrf.com/rf-calculators/maximum-unambiguous-range-calculator

Moderne Radare können diese Problem mit verschiedenen Methoden umgehen.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 06 Januar 2024, 23:44:19
Zitat von: Herr Nilsson am 06 Januar 2024, 10:00:17...

Die höchsten gemessenen Entfernungen auf PG während Rheinübung mit EM2 waren 220 hm zu Hood und 376 hm  zu dem Sunderland-Flugboot.

220hm zu Hood ist nicht sehr beeindrucken, wenn man bedenkt, dass Prinz Eugen TS6 mit 8kW zumindest in einem Seetakt zur Verfügung hatte. Vielleicht spielte der frontale Aspekt eine Rolle, da hier eine geringere Radarrückstrahlfläche von Hood geboten wurde. Radattelpeilung stand Prinz Eugen ja noch nicht zur Verfügung, oder? Die Nutzung der Radattelpeilung würde die Reichweite auf 2/3 herabsetzen.
Andererseits liegt der Radarhorizont eines Radars in 27m Radarhöhe bei 21,4km und ein Teil der Rückstrahlfläche wäre bereits unterhalb des Horizonts bei einem Ziel außerhalb von 22km.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 07 Januar 2024, 01:09:11
Der Aspekt-Winkel, aus dem ich auf ein Schiff schaue, macht einen Unterschied in der Radarrückstrahlfläche und damit auch in der maximalen Messentfernung. Von vorne hat ein 250m langes 44.000t Schiff eine Rückstrahlfläche von ca. 16.000 m2. Von der Breitseite hat das gleiche Schiff eine Rückstrahlfläche von 1.600.000 m2. Das ist ein großer Unterschied (Faktor 100) und bedeutet einen Mess-Reichweitenunterschied von einem Faktor 3,16, wenn man den Radarhorizont nicht berücksichtigen müsste. Der Unterschied von 30° zu 50° von vorne hat natürlich einen kleineren Faktor, aber von 22km auf 27km (Faktor 1,23) ist denkbar. Direkt von vorne, wäre vermutlich noch weniger Reichweite zu erwarten, vielleicht nur 18km.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 07 Januar 2024, 02:41:31
Sehr interessant wieder. Richtung Peilvorrichtung Bismarck/Prinz kann ich wieder nur Indizien beisteuern.

Der AVKS700 wird meiner Meinung nach schon recht eindeutig - die Frage ist, blieb diese Versuchsschaltung auch nach Abzug der Testtruppe - also während Rheinübung? Und verfügte der Prinz ebenfalls darüber? Zu sehen uA 1 Mann für 'Seite fein' - würde ich nach M.Dv.Nr95 mit 'Peilgehilfe' gleichsetzen.

Etwas kurios: GEMA S86 Mitte 1938 DeTe1 mit umfangreichem Peilzusatz Vergleichspeilung, S122 Mitte 1940 Einführung der neuen 500Hz Serie ABER ohne Peilzusatz in der Grundausstattung. Wurde die alte LeitlinienPeilung/Vergleichspeilung gar nicht mehr eingebaut in Vorbereitung Minimumpeilung (Radattel) Ende 1940?

Beigefügt: eins von Olpe's Dokumenten. Dort ist unter den SEEART Modellen ein FuMO der alten Seetakt Serie aber ohne Nr gelistet: 500Hz 14KW - deutet auf TS6 hin. Vermerk Radattelpeilung. Diese Vermerke gibt es bei den SEETAKT Modellen dort nicht. Impliziert dies die Umklassifizierung der bekannten Modelle Seetakt-Seeart sobald Peilzusatz verbaut? Hatte dies an anderer Stelle schon mal gelesen - finde es nur nicht mehr..
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 07 Januar 2024, 12:06:17
Hallo Frank,
aus dem AVKS Bericht geht nichts über Radattelpeilung hervor. Man konnte auch über Maximumpeilung richten, nur nicht besonders genau.
Der Posten "Peilgehilfe" in MDv 95 ist vielleicht erst später eingeführt worden. Was ist das Datum der Vorschrift?
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 07 Januar 2024, 12:09:18
Ich habe die Tabelle jetz nochmals überarbeitet:
WW2 Battleship FCR 3.2.docx
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thor am 07 Januar 2024, 12:30:51
Zitat von: fsimon am 10 März 2023, 09:43:04Aus Herr Nilssons Dokumenten geht hervor, dass ab Gerät 32 mit Einführung der 500Hz statt der bisherigen 2000Hz Pulswiederholrate die Bezeichnung FuMG 40 angewandt wurde.
In einem anderen Post von Herr Nilsson im KBismarck Forum entnehme ich, dass Bismarck die Geräte 11 und 17 erhalten hatte. Das dritte Gerät ist auch für Herrn Nilsson unklar. Da Bismarck die kombinierten Messhauben hatte bedeutet das FuMG 39 G (gP) und spätere Bezeichnung  FuMO 23.

Hier ein Zitat von Herr Nilsson, das diese Frage sehr gut beantwortet:

"In Dezember 1941 Prinz Eugen still had unit No. 10 TS6 and 15 TS1. Both had an impulse frequency of 2000 Hz.
At the same time Tirpitz had one 2000 Hz-unit (No. 30 TS1) and two 500 Hz-units (No. 61 TS6 (replacement! of No 18.) and 69 TS1).
It looks like Scharnhorst got Gneisenau's unit No. 2 TS6 in addition to her No. 1 TS6 (both 2000 Hz). However, No. 48 (500 Hz) was provided for Scharnorst, but seemingly not installed in Dezember 1941.
Gneisenau got two brand-new 500 Hz-units (No. 80 TS6 and 81 TS1).
While some older units were modified from TS 1 to TS6 apparently all units up to No. 31 kept their 2000 Hz inpulse-frequency (at least until Dezember 1941), therefore it's very unlikely Bismarck had any 500 Hz-FuMO.

In regard of "Feinpeil": As it seems only the foretop FuMO had this capability."

Also hatte Bismarck auf jeden Fall 2000Hz, wahrscheinlich mit TS1 Trioden 2kW  und nur sehr unwahrscheinlich TS6 Trioden und / oder 500Hz für das unklare dritte Gerät.
Vielleicht kann Herr Nilsson das auch hier im Forum einmal erklären. Er scheint die beste Quelle für diese Frage zu sein.
Gruß
Frank

.... ergänzend eine Aufstellung der zugeteilten/verbauten Geräte anhand von deren fortlaufenden Nummern (Quelle: RM 35/I/298); bis #133, aber leider erst bei #18 beginnend ....

Gruß
David
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thor am 07 Januar 2024, 12:32:30
.... Teil 2 von 3 ....
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thor am 07 Januar 2024, 12:33:36
.... Teil 3 von 3
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 07 Januar 2024, 14:17:39
Zitat von: fsimon am 07 Januar 2024, 12:06:17Hallo Frank,
aus dem AVKS Bericht geht nichts über Radattelpeilung hervor. Man konnte auch über Maximumpeilung richten, nur nicht besonders genau.
Der Posten "Peilgehilfe" in MDv 95 ist vielleicht erst später eingeführt worden. Was ist das Datum der Vorschrift?


Naja sie wird nicht explizit erwähnt - daher schrieb ich von Indizien. Es wird aber erwähnt das EM2 als Zielgeber zu verwenden bzw die Werte in die Schusswertrechner zu leiten - und das geht eben nicht mit Maximumpeilung bzw würde unbrauchbare Werte generieren. Das impliziert m.M. das Verwenden eines geeigneten Peilsystems von welchem zu dem Zeitpunkt 2 zur Verfügung standen: das ältere Leitlinie und das neuere Radattel. Nun sagt dazu das GEMA m.M.: Leitlinie ist zu dem Zeitpunkt bereits rausgeflogen - Radattel wird überall eingerüstet.. 🤔🤷

Die Dienstvorschrift ist Stand 1. August 1943
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 07 Januar 2024, 15:32:42
Hallo David,
vielen herzlichen Dank für die Dokumente!

Hallo Frank,
ich glaube, 1. August 1943 bedeutet, dass hier von Geräten mit Radattelpeilung gesprochen wird und sich nicht unbedingt auf Bismarck in 1941 übertragen lässt.
Der AVKS Bericht ist interessant dahingehend, dass schon für Bismarck eine automatische Datenübertragung eingebaut war. Dass Radattelpeilung verwendet wurde, bedeutet das nicht unbedingt, glaube ich.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 07 Januar 2024, 16:18:38
Das AVKS Bismarck spricht sowohl von Seite fein als auch Entfernung fein. Seite fein steht für Radattel und Entfernung fein für Messkette+ "gezoomte Anzeige"(meines Erachtens identisch mit Aufschlagmeßgerät).

Einige Sachen sind als "sollte gemacht werden" oder ähnliche Wortlaute" empfohlen. In der Regel kann man davon ausgehen das solche "Empfehlungen" umgehend erledigt wurden, zumal Bismarck in der Prioritätenliste in Sachen Funkmess an erster Stelle stand.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 07 Januar 2024, 18:26:58
Danke Thoddy,
Jetzs sehe ich das auch.
Frank, jetz bin ich bei Dir. Dann hatte Bismarck also auch schon die 200km / 10km / 1km Skala sowie Minimumpeilung (Radattelpeilung). Dann werde ich die Tabelle ändern.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 07 Januar 2024, 19:04:23
Danke Thor, Frank und Thoddy!

@Frank: bin jetzt selbst überrascht dass meine Theorie hinhauen könnte - meistens hab ich immer unbemerkte Denkfehler drin, die mir erst durch Dialog bewusst werden. Richtige Gewissheit kann es wohl aber erst bei Auftauchen der beiden Sonderberichte geben die ich per Pfeil markiert habe?

Hab jetzt vor lauter Input den Überblick verloren: hatten Bismarck und Prinz nun schon die 500Hz Version (laut GEMA ab Mitte 1940 ausgeliefert)?

Eure Einschätzung zum Nachtgefecht gegen die Zerstörer würde mich noch interessieren: laut Baron ohne Leuchtmittel, optisch kaum zu erfassen aber mit genauer Einmessung EM2. Ist das nun schon ein - mehr oder weniger - Beleg für 'angewandtes' FunkmessSchießen dh nicht nur die entsprechende Ausrüstung sondern auch das entsprechend qualifizierte Personal (keine Selbstverständlichkeit damals) an Bord?

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 07 Januar 2024, 19:11:15
Hallo Allerseits,

den Vorpostern würde ich vollumfänglich zustimmen, den Bericht hatte auch ich die Tage gelesen. Dort heißt es auch, daß die "Grobpeilung" nicht betriebsklar war, also die Erprobungen und auch die Reichweitentests "nur" mit der Feinpeilung durchgeführt wurden. Der Einbau des Feinpeilzusatzes auf zumindest einem Gerät auf Bismarck ist damit wohl nachgewiesen.

In der AVKS-Zusammenfassung heißt es weiterhin, daß eine Skalierung der Röhren für Entfernung und Seite empfohlen wird, um die Ablage von Einschlägen einmessen zu können, die wohl klar und deutlich erkennbar waren, was mich wiederum zu den Ausführungen von olpe bringt:

Hi :-)

Deine Frage zu dem Begriff hat fsimon eigentlich schon beantwortet (danke dafür), und das ist auch kein eingeführter technischer Begriff gewesen, insofern hoffe ich, daß das jetzt nicht zu noch mehr Verwirrung beigetragen hat. Aber um nochmal auf Deinen Beitrag zurückzukommen:
Zitat von: olpe am 06 Januar 2024, 22:06:22Hallo,
... ja, das ist im Prinzip richtig, aber die 300km bei 500Hz ist ein Grenzwert: die maximale eindeutige Messentfernung, ein rechnerischer Wert. Dieser sollte mit dem energetischen Wert der Anlage, welcher sich aus der Radargleichung ergibt, korrespondieren – muss aber nicht. Die Auslegung der Funkmeßanlage seitens des Herstellers (auf Grundlage der Forderungen der Nutzer) haben eine geringere Entfernungsskala. Z.B. lief das LW-FuMG 80 ,,Freya" ebenfalls mit 500Hz Impulsfolgefrequenz, die praktische Reichweite lag aber eher bei 160km (--/>/> wikide (https://de.wikipedia.org/wiki/Freya_(Radar))). Als Flum für Luftzielerfassung ist das m.E. für die damalige Zeit bereits recht ordentlich.

Ich nehme an, mit "energetischem Wert" meinst Du die Sendeleistung, mit der die erzielbaren Reichweiten bis dato auf der g-Welle deutlich unter dieser technischen Obergrenze von 300km und auch unter dem Meßbereich von 200km blieb, im Unterschied zur f-Welle. Wie schon gesagt, der große Meßbereich war laut Kroge ein Vorgriff auf erwartete, erhoffte, erwünschte Reichweitensteigerungen.
 
Zitat von: olpe am 06 Januar 2024, 22:06:22
Zitat von: Gabler am 05 Januar 2024, 12:08:59Nur wie will man das messen, wenn die Messkette nur bis 200km reicht? Deren wichtigste Eigenschaft und Grund für den komplexen Aufbau ist wohl die Linearisierung, also die gleichmäßige Darstellung des Entfernungszackens über den gesamten Meßbereich.
Die Meßkette deckt mit 200km die Bedürfnisse der KM m.E. hinreichend ab. Man muß die Messkette aber nicht zwingend nutzen, die 500Hz (aus dem Gerät ,,Summer" bzw. dem Gerät Z) können auch direkt – ohne Phasenverschiebung und damit ohne Lageverschiebung des Entfernungsbereiches auf dem Schirm - an den Ablenkverstärker der Horizontalplatten der Kathodenstrahlröhren gegeben werden. Im Weiteren war nicht nur ein Sichtrohr vorhanden: beim ,,Freya" insgesamt drei. Grobe Entfernungsbestimmungen sind hier möglich gewesen.
Ok, danke, das wußte ich nicht. Aber waren Geräte mit drei Rohren auch als Seetaktgeräte auf Schiffen verbaut?

Was Deine hochinteressanten Fundstellen betrifft (kannst Du nochmal sagen, wo genau die zu finden sind?):

Offenbar scheint der Vorschlag des Artillerieversuchskommandos nach einer Entfernungs- und Seitenskalierung an den Röhren selbst in die Tat umgesetzt worden zu sein. Damit ist die Aufschlagmessung, und vor allem die Verbesserung der Ablage technisch doch möglich geworden oder spricht da noch etwas dagegen? Irgendwo in den Tiefen dieses Threads stand nämlich irgendwann, daß der Vorteil dieses Verfahrens in einer schnelleren oder genaueren Korrektur der Zielwerte lag, weswegen die deutschen Schiffe schneller zum Schnellfeuern kamen als die englischen, falls ich das recht erinnere. Nur war eben bis dato nicht so ganz klar, ob das auch so ganz der historischen Realität entsprach. Der Nachweis ist also erbracht, oder nicht?

Ach ja, und den Sonderbericht über die Leistung des "EM-II-Geräts" auf Bismarck hat nicht zufällig jemand parat?

Grüße und schönen Sonntag noch.

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 08 Januar 2024, 10:07:08
Funkmessortung
Unterschied Entfernung der Erfassung Heckansicht-Breitseite
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 08 Januar 2024, 10:11:15
Zitat von: Leopard2A6EX am 07 Januar 2024, 19:04:23Hab jetzt vor lauter Input den Überblick verloren: hatten Bismarck und Prinz nun schon die 500Hz Version (laut GEMA ab Mitte 1940 ausgeliefert)?


Nein.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 08 Januar 2024, 11:50:45
Erfahrungsbericht Funkmess Gneisenau 15.03.1941 Nara Rolle 2994
56 Seiten ca 70 MB
weitere Details finden sich im KTB selbst
gemäß Bericht sind die neuen Senderöhren(TS6) Erschütterungssicher beim Abschuss der SA. inwieweit Erschütterungssicher (28 cm) auch auf 38 cm zutrifft vermag ich nicht zu sagen.

https://drive.google.com/file/d/1mbArx1S4S1fWg55wTVDtvGMQ4t-tJpC-/view?usp=sharing
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 08 Januar 2024, 22:03:08
Hallo
Thoddy, David (@Thor) und Frank (@Leopard2A6EX),
... vielen Dank fürs Teilen der Archivunterlagen ... :TU:) ...

Frank (@fsimon)
... ebenfalls ein großes Dankeschön für die neue Tabelle ,,WW2 Battleship FCR 3.2.docx" sowie die Erläuterungen in post #446 ... :MG: ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 09 Januar 2024, 10:03:13
Hallo Thoddy,
vielen herzlichen Dank! Das ist sehr interessant.
Die Reichweiten von ca. 18-24km entsprechen nicht den Erwartungen von 25km mit TS1 oder gar 30km mit TS6.
An einer Stelle im Bericht war erwähnt, dass die Seetakt Antenne 2° von der Entfernungsmesser Achse abwich. Das ließe auf eine Abweichung in der Paralaxe schließen, vielleicht durch die Montage. Bei 2° ist die Leistung im Antennendiagramm schon deutlich geringer. Bei einer Keulenbreite von 6-7°, wie im Bericht erwähnt, ist sowohl die Sendeleistung als auch die Enpfangsleistung bei 3° schon um 3dB also auf die Hälfte reduziert und die Reichweite damit um 41% reduziert. Vielleicht ist deshalb bei Bismarck der Drehzapfen für die Monatge eingeführt worden, um die besser justieren oder gar schwenken zu können. Dazu Olpes Beitrag #381
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=440629
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 09 Januar 2024, 12:22:57
Auf den selben Gedanken bin ich damals auch gekommen, was den Pivotzapfen betrifft, nämlich daß damit die Antenne ganz genau eingestellt werden kann. In dem Detailbild von olpe sieht man nämlich, daß die Antenne oben an der Haube befestigt und daher vermutlich nicht beweglich ist. Die Kontur sieht aus wie ein Spannschloß, mit dem man den Winkel über die Steigung des Gewindes ziemlich genau einstellen kann. Das kenne ich aus dem zeitgenössischen Fahrzeugbau. Solche Spannschlösser benutzte man damals auch, um die Spaltmaße von Türen genau einzustellen.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 09 Januar 2024, 22:32:19
Hallo,
Zitat von: Gabler am 09 Januar 2024, 12:22:57In dem Detailbild von olpe sieht man nämlich, daß die Antenne oben an der Haube befestigt und daher vermutlich nicht beweglich ist. Die Kontur sieht aus wie ein Spannschloß ...
... gemeint ist sicher das linke Bild in diesem post:
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=440629 (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=440629)

Kann es sein, dass es sich bei dem zu erkennenden Spannschloss nicht nur um eine Seefestzurrung handelt?
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 09 Januar 2024, 22:36:13
Hallo,
Zitat von: Gabler am 07 Januar 2024, 19:11:15
Zitat von: olpe am 06 Januar 2024, 22:06:22... Dieser sollte mit dem energetischen Wert der Anlage, welcher sich aus der Radargleichung ergibt, korrespondieren
Ich nehme an, mit "energetischem Wert" meinst Du die Sendeleistung, mit der die erzielbaren Reichweiten bis dato auf der g-Welle deutlich unter dieser technischen Obergrenze von 300km und auch unter dem Meßbereich von 200km blieb, im Unterschied zur f-Welle.
... nicht nur die Sendeleistung. Gemeint ist die energetische Reichweite auf Basis der Radargleichung (bzw. Radargrundgleichung), siehe Rmax in --/>/> klick wikide (https://de.wikipedia.org/wiki/Radargleichung).

Grundlage sind die wesentlichen reichweitenerhöhenden und reichweitendämpfenden Faktoren. Unten ein Beispiel zur Verdeutlichung: ein Reichweitenvergleich mit angenommenen Werten bei g-Welle (368 MHz) und der f-Welle (130 MHz) – der Einfachheit halber mit einer App gerechnet (RF CALCULATOR Pro) – geht aber auch mit Excel ... Antennengewinn (Faktor 300 = knapp 25 dB) und Empfangsleistung sind geschätzt, die effektive Reflexionsfläche des Ziels habe ich mal aus post #446 von Frank entnommen (44000t-Schlachtschiff, zeigt Breitseite) ...

In die Radargleichung können noch weitere Faktoren einfließen, wie z.B. verschiedene Dämpfungsverluste oder auch Einfluß der Erde/Erdkrümmung usw., diese sind hier nicht enthalten.

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 10 Januar 2024, 13:45:36
Zitat von: olpe am 09 Januar 2024, 22:32:19Hallo,
Zitat von: Gabler am 09 Januar 2024, 12:22:57In dem Detailbild von olpe sieht man nämlich, daß die Antenne oben an der Haube befestigt und daher vermutlich nicht beweglich ist. Die Kontur sieht aus wie ein Spannschloß ...
... gemeint ist sicher das linke Bild in diesem post:
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=440629 (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=440629)

Kann es sein, dass es sich bei dem zu erkennenden Spannschloss nicht nur um eine Seefestzurrung handelt?
Grüsse
OLPE

Hallo olpe,

nehme ich schon auch an, daß damit die Antenne festgezurrt wurde. Die verbreiterte Kontur mit dem länglichen Loch sieht eben aus wie ein Spannschloß, mit dem die Ausrichung genau eingestellt werden konnte, irgendwie mußte man die Antennenlage ja ausrichten können.

Aber ich glaube nicht, daß sie beweglich gelagert war, denn dazu bräuchte man noch ein Verstellgestänge oder -getriebe zum Verdrehen und eine wie auch immer geartetete Bedienmöglichkeit (Handrad?), von der bislang keine Rede war. Außerdem würde sich durch die Lose, also das Spiel dieses Antriebs die Seitenpeilgenauigkeit weiter verringern, was sicherlich gänzlich unerwünscht war. Die Genauigkeit war ja ohnehin "das" Thema, wie schon die Lose in den Drehkränzen bezeugt. Da gab es große fertigungsbedingte Schwierigkeiten, die eine genauere Messung behinderten.

Schließlich bräuchte man eine weitere Anzeige für den Drehwinkel relativ zur Haube. Auch von der war bislang nichts zu lesen, was aber natürlich nichts heißen muß. Allerdings: In dem Gneisenau-Bericht von Thoddy (vielen Dank nochmals auch von dieser Stelle) ist auf Seite 53 ein skizziertes Schema des Peilanzeigers zu sehen (den zumindest ich bislang nicht kannte, wobei ich mich immer gefragt habe, wie die Peilung abgelesen wurde, denn die Röhren der Seetaktgeräte hatten offenbar zumindest bis 1941 keine Strichplatten, anders als die Freya-Geräte nach Deiner Quelle, wobei da noch die Frage nach dem Entwicklungsstand von Interesse wäre):

In der Mitte ist ein schiffsfester innerer Ring angebracht und außen ein (beweglicher) Kompassring von einer Kompasstochter. Der mittlere Ring wiederum ist mit der Verdrehung der Drehhaube und damit auch der FuMO-Haube gekoppelt, so daß man am zum inneren Ring zeigenden Pfeil die Seitenpeilung und am anderen Pfeil die rechtweisende Peilung ablesen kann. Wäre die Antenne ebenfalls noch relativ zur Haube verdrehbar, bräuchte man zur Peilanzeige einen weiteren Ring, der deren Verdrehung anzeigt, um schlußendlich auf die Peilung zu kommen. Ziemlich kompliziert, das funktioniert mit diesem Instrument jedenfalls nicht.

Die Unterteilung in "grob" und "fein" hat auch m.E.n. nichts mit Grob- oder Feinpeilung des Funkmessgeräts zu tun, sondern ist vmtl. wie u.a. bei der Entfernungsanzeige eine mit mechanischer Übersetung gekoppelte genauere Anzeige. Wenn die Skalierung in Grad ist und von 0-10° im Vollkreis unterteilt ist für sowohl Seite als auch rw. Peilung, dann wäre die Genauigkeit dieser Anzeige bei +-0,5°, ein bißchen wenig für artilleristische Zwecke, oder nicht? Passt das zu den Angaben von GEMA und/oder NVK? Ansonsten heißt es ja, diese läge bei 1-2° bei Grobpeilung (jetzt tats. mit Funkmess)

Grüße
Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 10 Januar 2024, 15:00:09
Zitat von: Gabler am 10 Januar 2024, 13:45:36...
Aber ich glaube nicht, daß sie beweglich gelagert war, denn dazu bräuchte man noch ein Verstellgestänge oder -getriebe zum Verdrehen und eine wie auch immer geartetete Bedienmöglichkeit (Handrad?), von der bislang keine Rede war.
...

Ein Gestänge gab es durchaus (ich war so frei ein paar Ebenen übereinanderzulegen und das fehlende Stück (gestrichelt) zu ergänzen):


 
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 10 Januar 2024, 16:28:12
Hallo,
... :MG: ...

Auf dem Bildausschnitt unten ist das Gestänge neben dem Zapfen und dem Winkel ganz gut zu erkennen ...
(Q Bild: historyphotos.org)

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: SchlPr11 am 10 Januar 2024, 17:59:06
Hallo,
in T 1022-2103 finden sich Listen aus den Besprechungsniederschriften NVK beginnend mit dem 27.11.1939 und den Zuordnungen der Geräte zwischen Nr. 1 und Nr. 120, dieses auszuliefern am 31.10.1943 für HUGO ZEYE. Erwähnenswert ist die Tatsache, daß es einen wiederholten Wechsel der Geräte zwischen de Schiffen genannt wird. Begründet wohl in der Verfügbarkeit und Verschiebungen im Bauablauf, Nr. 3 beispielsweise wurde von G 10 dann ADMIRAL HIPPER zugewiesen.
Einige Details:
17.02.1941
500 Hz Beschaffung Schwierigkeit in Fertigung November, Dezember 1940, auch Januar 1941 keine Lieferungen, dann mit Gerät 32 beginnend
10.02.1941
Gerät 32 auf Z 15 – erstes Nah-DETE 500 Hz, folgend bis Gerät 60
02.07.1941
Erste TS 6 mit Gerät 61 ausgeliefert
10.07.1940
Nr. 17 BISMARCK für achtere Drehhaube an KMW Wlhelmshaven geliefert, Einbau nach i. D.
25.06.1940
Nr. 16 BISMARCK an KMW Whavn
25.07.1940
Nr.19 BISMARCK an KMW Whavn
Dieses nur als Ausschnitt aus einer Masse von Angaben. Auch zu CALAIS-Geräten und Luftwaffe.
Neben der Zuordnung der DETE-Geräte auf der Rolle weitere Details zur entsprechenden Entwicklung (Geheimhaltungsvorschriften von 1938) in dieser Hinsicht bzw. andere interessante Schiffbaufragen im Kriegsverlauf.
REINHARD
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 10 Januar 2024, 22:04:26
Hallo Reinhard - klingt sehr interessant. Könntest du mir diese Rollen vielleicht per WeTransfer zukommen lassen? Würde mich natürlich wieder erkenntlich zeigen!

Viele Grüße Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: SchlPr11 am 11 Januar 2024, 00:02:12
Hallo Frank,
gerne, über PN bitte e-mail Adresse an mich, dann kommt es aus Rostock auf Dich herab.
REINHARD
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 11 Januar 2024, 10:00:01
bereits vor Gerät 24 wurden Nahbereichs(500 Hz) Geräte beabsichtigt.
0685.jpg
0686.jpg 
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 11 Januar 2024, 10:23:51
Respekt, Respekt, was man aus Euch alles rauskitzeln kann :MG: Und ja, es ist kompliziert  :laugh:

Ja tatsächlich, das sieht aus wie eine Schub-/Zugstange zur Verstellung der Antenne.

Verstehe ich das richtig: Das blaue "Overlay" stellt die Ebene unterhalb des E-Meßstands dar mit dem Drehkranz und dem Gestänge? Auf der Stand-Draufsicht meine ich 7 Sättel für 7 Mann erkennen zu können, 4 für die Optik und 3 für das FuMO. Die beiden Kästen vorn links mit den vorragenden Teilen sehen aus wie die Beobachtungs-(OB-/PB-)-Geräte und rechts davon ein Gerät mit Handrad (für die Seite?) und ein weiteres Handrad am Stand für den Seitenrichtmann für das Basisgerät.
Von dem vorderen Handrad läuft eine Leitung schräg nach außen und dann nach hinten, ev. eine Kardanwelle für die Verstellung der Antenne? Die Bezeichnung fehlt ;-) Also kann es sein, daß der Seitenrichtmann für den optischen E-Messer die Haube ausgerichtet und der FuMO-Bediener die Antenne fein nachgerichtet hat? Oder wofür sonst sind die beiden Handräder?

Jedenfalls vielen Dank Euch allen dafür, diese ganzen Informationen nicht nur mühsam zu recherchieren sondern sie auch öffentlich zur Verfügung zu stellen. Das ist wirklich faszinierend, was da zusammenkommt, auch wenn ich mich wiederhole.

Jetzt fehlt noch ein Anzeigegerät, mit der man die Seite hinreichend genau (0,1-0,2°?) für die artilleristische Verwendung ablesen kann. Dazu habe ich gerade noch einmal den FuMO26-Stand auf PG angesehen:
https://www.history.navy.mil/our-collections/photography/numerical-list-of-images/nhhc-series/nh-series/NH-96000/NH-96445.html

Folgendes meine ich erkennen zu können:
Über dem PB-Gerät ein Kompass (Kurs zeigt etwa 90°), aber links davon wie in dem Gneisenau-Bericht wohl ein Richtungsanzeiger mit zwei Rundinstrumenten. Der obere zeigt den 0-360° Vollkreis für die Schiffseite, der untere die Feinübersetzung von 0-1°, hier aber noch mit viel genauerer Unterteilung: Zwischen den Gradzahlen noch weitere 20 Striche. Das reicht für eine Anzeigegenauigkeit von 0,05°, richtig? Und wer weiß, vielleicht hatte auch Gneisenau schon eine solche Anzeige, nur das Schema in dem Bericht war vereinfacht? Wenn jetzt noch diese Anzeige direkt zur Schiffsachse ausgerichtet ist, dann bräuchte man auch keine Umrechnung von der Anntene über die Haube, um auf die Peilung zu kommen.

Könnte klappen, wie schon der LI auf U96 meinte. Dann diente der Spanngurt mit dem Schloß wie olpe schon vermutet/gewußt hat nur zur (zeitweisen) Verzurrung und die Antenne war in bestimmten Grenzen dreh- und ausrichtbar.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 11 Januar 2024, 11:12:30
ZitatZwischen den Gradzahlen noch weitere 20 Striche.

müssten es nicht Sechzehn sein. "1/16°" usw.

ein zwanzigstel ist nicht geläufig
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 11 Januar 2024, 12:26:40
Ja, da hast Du recht! Habe drei größere gezählt, das wären 0,25/0,5/0,75° Dann sind es aber nur drei kleine Striche, nicht vier. 0,0625/0,125/0,1875 entspräche also 1/32, 1/16, 3/32, richtig?
Anbei ein Ausschnitt

Die Skizze in dem Gneisenau-Bericht ist übrigens kein echter eingebauter "Richtungsweiser", sondern ein Vorschlag des NO, um diesen mit einer Kompasstochter zu kombinieren (s. S. 16).  Das kann also eine vereinfachte Skizze sein, die in Wirklichkeit genau so ausschaut wie die von PG.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 11 Januar 2024, 20:20:08
T1022-2103 (https://catalog.archives.gov/id/337687613) ... Download mit Besprechungsniederschriften NVK beginnend mit dem 27.11.1939 unter PG-33572
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 13 Januar 2024, 11:14:47
Mein aktueller Eindruck ist, dass Bismarck also auf 500Hz vorbereitet war. Also die 200km / 10km / 1km A-scopes hatte aber noch nicht die 500Hz Sender. Die 2000Hz Sender hatten eine eindeutige Reichweite von nur 75km. Da machen die 200km Anzeige wenig Sinn. Lediglich mit dem Trick der Umschaltung der Pulswiederholrate kann man bei 2000Hz Ziele, wie zum Beispiel Land zur Navigation, auch außerhalb von 75km sehen.
Also hatte man vielleicht auf die 500Hz Sender von GEMA geplant. GEMA konnte aber scheinbar nicht rechtzeitig liefern. Macht das Sinn?
Hatten die 500Hz Geräte vielleicht auch weniger Grundrauschen / Geräterauschen und eine bessere Reichweite dadurch?
Ich bin nämlich stutzig geworden durch Thoddys Bericht von Scharnhorst und Gneisenau mit nur 20-24km Recichweite mit TS6, wenn in einem anderen Bericht von 30km für Schlachtschiffe geschrieben wird.
Kann also hier ein Empfindlichkeitsunterschied zwischen FuMG 39 2000Hz zu FuMG 40 500Hz liegen? Oder waren die Reichweiten von Scharnhorst / Gneisenau doch mit TS1? Es war auch einmal die Rede von einer verminderten Leistung des TS6 wegen schlechter falscher Intergration. Ich habe den Überblick verloren... So viel zu lesen.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 13 Januar 2024, 11:23:22
Zitat von: Gabler am 11 Januar 2024, 12:26:40Ja, da hast Du recht! Habe drei größere gezählt, das wären 0,25/0,5/0,75° Dann sind es aber nur drei kleine Striche, nicht vier. 0,0625/0,125/0,1875 entspräche also 1/32, 1/16, 3/32, richtig?
Anbei ein Ausschnitt...

Ja ich zähle auch 3 kleine Striche, also 0,0625. Das wäre dann 1/16 nicht 1/32, oder? Davon ist auch immer die Rede, von 1/16.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 13 Januar 2024, 12:46:51
Heidebimbam, natürlich! 16 Striche, jeder also ein Sechzehntel.

Zum Glück habe ich nichts mit Techhnik zu tun  :|

Tut mir leid für die Verwirrung. Hoffentlich erging es den Bedienern nicht ähnlich.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 14 Januar 2024, 12:31:55
Zitat von: Thoddy am 08 Januar 2024, 11:50:45Erfahrungsbericht Funkmess Gneisenau 15.03.1941 Nara Rolle 2994
56 Seiten ca 70 MB
weitere Details finden sich im KTB selbst
gemäß Bericht sind die neuen Senderöhren(TS6) Erschütterungssicher beim Abschuss der SA. inwieweit Erschütterungssicher (28 cm) auch auf 38 cm zutrifft vermag ich nicht zu sagen.

https://drive.google.com/file/d/1mbArx1S4S1fWg55wTVDtvGMQ4t-tJpC-/view?usp=sharing
Hallo Thoddy,
Dankeschön nochmals für den Bericht. Wo kann ich das KTB lesen?
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 14 Januar 2024, 14:08:03
Hallo in die Runde

Am einfachsten kann man das KTB GU über Invenio an Land ziehen.

Zum Erfahrungsbericht GU vom 15.03.41 (also wenige Tage vor dem Einlaufen in Brest) würde mich interessieren, warum klar ist, dass die dort genannten 'neuen Röhren' vom Typ TS 6 sind.
Offensichtlich war der NVK-Mitarbeiter, der den Bericht verfasste, mit auf eine Operation geschickt worden, um für die Weiterentwicklung der FuM-Konfiguration Erfahrungen zu sammeln.

Die Installation der 'neuen Röhren' muss man wohl spätestens für Mitte Januar 1941 annehmen.
Reinhard (SchlPr11) hat darauf hingewiesen, dass die erste TS 6 im Gerät Nr.61 verbaut war, will heißen: Auslieferung im Juli 1941 für die Vormars-Haube von TP.
(Vorsichtigerweise muss man vielleicht anmerken, dass dies die erste Erwähnung der TS 6 in der Zuweisungsliste ist.)

Im unten angehängten Schreiben des OKM N Wa vom 07.08.41, also deutlich mehr als ein halbes Jahr nach dem Auslaufen von GU zu 'Berlin' wird angemerkt, dass die TS 6 im September 1941 erst nur für UBoote verfügbar sei und erst ab Oktober serienmäßig bereitstünde.

Meine Frage ist schlicht, wie dies zu Thoddys Erläuterung passt, die 'neuen Röhren' seien bereits zu Jahresbeginn 1941 TS 6 gewesen. Ist nicht naheliegend anzunehmen, dass es eher solche der früheren TS-Typen waren?

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 14 Januar 2024, 14:34:45
Hallo Reinhard,

das sieht man an der Abb.6 auf PDF Seite 51 (eindeutig eine TS6) sowie dem ersten Schaltkreis auf Seite 52.

Edit: Was ich allerdings nicht verstehe, ist der ganze Schriftverkehr Ende November/Anfang Dezember 41 bezüglich des Umbaus des alten GU-Geräts (Nr. 2) von TS1 auf TS6. Das bleibt mir bislang ein Rätsel.

Was die TS6 ab Gerät Nr. 61 angeht, lese ich das so, dass ab Gerät 61 immer TS6 standardmäßig eingebaut werden soll. Bis dahin war es nur fallweise.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 14 Januar 2024, 15:26:20
Danke, Marc, für die Sehhilfe.

Auf der (unscharfen und versumpften) Abb.6 einen bestimmten Röhrentyp zu erkennen, ist schon eine gediegene Leistung - chapeau.
Als TechLaien überzeugt mich allerdings mehr die lesbare Eintragung 'TS6' auf Seite 52 ;-)

Muss man mit Blick auf die Zuweisungslisten des OKM nun folgern, dass GU noch mit einer Versuchsausführung unterwegs war?

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 14 Januar 2024, 16:02:19
Hallo Reinhard,

naja, es gibt ja auch bessere Aufnahmen davon.  8-)

Nach allem was ich seit Deiner ersten Bordgeräte-Aufstellung seinerzeit gelernt habe, gehe ich persönlich davon aus, dass im Frühjahr 41 die Standardausrüstung TS6 (mit Feinpeil?) und 2000 Hz auf dem Vormars und TS1 ohne Feinpeil und 2000 Hz in den übrigen Ständen war, sofern es diese zusätzliche Stände denn gab. Ab Gerät 32 wurden dann in der zweiten Jahreshälfte die 500 Hz Geräte ausgeliefert, was dann zu den tollsten Kombinationen von unterschiedlichen Röhren und Frequenzen je Schiff geführt hat, über die sich ja auch bitterlich beschwert wurde. SH und GU sind für mich nach wie vor nicht 100%ig greifbar.

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 14 Januar 2024, 16:26:15
Danke Marc,
das schafft ein wenig Klarheit.
Ich verstehe es auch wie Reinhard. Aus dem Erfahrungsbericht wird klar, dass es sich um eine erste Versuchsausführung handelt. Kühlung und Trocknung waren offensichtlich noch nicht serienreif.
In einem früheren Post von Thoddy stand etwas darüber, dass die Leistung des TS6 Senders auf Grund der mangelhaften Kühlung der Leistung eines TS1 Senders entsprach.
Im Erfahrungsbericht wird dies nicht explizit erwähnt, aber der Leistungsabfall auf Grund schlechter Kühlung nach längerem Betrieb (4h) wird auch beschrieben.
Nichts desto trotz sprechen wir mit TS6 von Reichweiten gegen Scharnhorst von 18km frontal bis 24km Breitseite.
Jetzt stellt sich mir die Frage, hatten die 2000Hz FuMG 39 Anlagen ein größeres Geräterauschen als die FuMG 40?
In Thoddys Erfahrungsbericht von 1943 ist die Erfahrung von 30km von Schlachtschiffen gegen große Schiffe aufgeführt und lediglich mit Seitenzusatz auf 20km reduziert. Dabei gehe ich von 500Hz FuMG 40 Anlagen aus mit der gleichen 2x4m Antenne und ebenfalls TS6.
Kann dazu jemand erwas sagen?
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 14 Januar 2024, 16:34:18
Auf PG war jedenfalls bereits eine TS6 während Rheinübung vorhanden. Das war meiner Meinung nach definitiv keine Versuchsausführung (siehe Anhang).
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 14 Januar 2024, 17:34:33
Hallo,
... tolle Infos und Unterlagen ... :TU:) ... Danke an alle Beteiligten ... :MG:  ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 14 Januar 2024, 17:55:17
Zitat von: Herr Nilsson am 14 Januar 2024, 16:34:18Auf PG war jedenfalls bereits eine TS6 während Rheinübung vorhanden. Das war meiner Meinung nach definitiv keine Versuchsausführung (siehe Anhang).

Und auch nur 22km Reichweite. Neulich schrieb jemand davon, dass nur Peilung fein nutzbar war und daher also nur Radattelpeilung genutzt wurde, was die Reichweite auf 2/3 reduzierte.
Gneisenau hatte keine Radattelpeilung, Prinz Eugen schon. Aber in dem Erfahrungsbericht von Prinz Eugen wird das nicht erwähnt.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 15 Januar 2024, 08:09:08
Prinz Eugen dokumentierte Reichweiten vor Rheinübung
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 15 Januar 2024, 17:58:55
Habe gerade in Franks Leopard2A6EX post #448 im letzten Dokument gelesen, dass das Seeart mit horizontaler Polarisation getrennte SA und EA hatte. Damit dürfte klar sein, dass die Seetakt und Seeart Geräte keine kombinierten Antennen hatten, also anders als von Dave Saxton dargestellt sodern so wie es hier von Olpe erarbeitet wurde.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 15 Januar 2024, 18:06:59
Zitat von: Thoddy am 15 Januar 2024, 08:09:08Prinz Eugen dokumentierte Reichweiten vor Rheinübung

Danke Thoddy,
vor Rheinübung hatte Prinz Eugen wohl keine TS6, hatte aber im Januar 1941 auch 22km Reichweite im Regen auf die Fähre Saßnitz. Oder hatte Prinz Eugen noch vor Gneisenau TS6?
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 16 Januar 2024, 10:29:53
Ich weiß nicht. Auf den Anfangsseiten des Gneisenau-Berichts wird stets nur von dem "neuen Sender", nicht aber von neuen Röhren gesprochen. Die Röhren sind nur Teil des Senders. Da gehören noch die Fassungen, die Leitungen, Kondensatoren u.ä. und natürlich das Gestell dazu, auf welchem die ganzen Teile montiert sind. Außerdem wurden die Röhren gekühlt und das neue an dem Sender war offenbar die geänderte Kühlung, über neue Röhren habe ich im Text nichts gefunden. Auch die Dämpfung läßt sich kaum über die Röhren selbst verbessern oder überhaupt erst realisieren, die elektrischen Bauteile sind fest in das Glasgehäuse vergossen und nicht elastisch. Zur Dämpfung sollte der komplette Röhrenträger entkoppelt werden, er wurde also vermutlich irgendwie in Gummi gelagert.

Zu den Zeichnungen: Die Glaskuppel in den Skizzen sieht exakt nach TS1 aus, die 4 Kontakte sprechen wiederum für TS6, ebenso die Beschriftung, wobei man hier mit etwas bösem Willen auch "TS1a" statt "TS6" lesen könnte. Die Glasform auf dem Foto spricht wieder für TS6 aber befand sich ein Fotolabor an Bord? Sonst muß das Bild nachträglich hinzugefügt worden sein. Hm. Die Skizzen zeigen m.E.n. einen Verbesserungsvorschlag für die Zukunft und nicht den Auslieferungszustand so wie auch der Richtungsweiser ein Verbesserungsvorschlag war. Vielleicht nimmt der Ersteller darin ja die Verwendung des TS6 vorweg. Vielleicht liegt die Lösung aber auch in der fehlenden Seite 46  :wink:

In dem Zusammenhang schreibt von Kroge, daß der TS6 im Juli 1941 ausgeliefert wurde. Damit meint er aber m.A.n. nicht, daß die Röhren von der GEMA an die Kriegsmarine geliefert wurden, die ja auch keine Röhren sondern komplette Anlagen bestellt hatte, sondern den Auslieferungsbeginn des Herstellers (wohl Fa. Röhrig) an die GEMA. Die wiederum haben die Anlagen zusammengebaut und ab September die U-Boote und ab Oktober serienmäßig die Geräte für die Überwassereinheiten damit ausgestattet. Damit ließe sich der zeitliche Versatz dieser Angaben erklären.

Übrigens schreibt von Kroge auch, daß auch die Spee noch unmittelbar vor dem Auslaufen Verbesserungen am Sender erhalten hatte, die die Betriebssicherheit erhöhen würden. Das passt zu diesem Erfahrungsbericht und die Spee ist schon im August 1939 ausgelaufen.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 16 Januar 2024, 12:50:28
ZitatIch weiß nicht...(TS6)

Screenshot 2024-01-16 124754.png
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 16 Januar 2024, 15:25:04
Also eindeutig TS 6 auf Gneisenau aber mit verminderter Leistung wegen eines Konstruktionsfehlers angeblich seitens GEMA.
Thoddy, du hattest auch einmal von einer Reichweite von 28,7km von Gneisenau auf Scharnhorst berichtet. Davon war jetzt in dem Bericht nicht mehr die Rede. War das aus dem KTB? Und auch von einem einzelnen 28cm Aufschlag mit EM II auf 16km...Findest Du das noch einmal?
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 16 Januar 2024, 21:37:11
Hallo,
Zitat von: Gabler am 16 Januar 2024, 10:29:53Zu den Zeichnungen: Die Glaskuppel in den Skizzen sieht exakt nach TS1 aus, die 4 Kontakte sprechen wiederum für TS6, ebenso die Beschriftung, wobei man hier mit etwas bösem Willen auch "TS1a" statt "TS6" lesen könnte. Die Glasform auf dem Foto spricht wieder für TS6 ...
... zum Vergleich hier einige Bilder der Röhren TS1, TS1a und TS6.
  • TS1/TS1a
:   hat 4 Kontakte, die, von der Seite betrachtet wie 3 aussehen (zwei stehen hintereinander)
  • TS6
:   hat 6 Kontakte, die, von der Seite betrachtet wie 4 aussehen (zwei mal zwei stehen hintereinander)

TS1 und TS1a unterscheiden sich durch die Beschaltung der Kontakte.
(Q Bilder: patric-sokoll.de, jogis-roehrenbude.de, Slg. OLPE)

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 20 Januar 2024, 14:17:05
Hallo Leute,
zumindest von Frank (Leopard2A6EX) und Olpe weiß ich, dass sie nicht weit von mir bei Rostock entfernt sich aufhalten. Was haltet Ihr von einem Treffen und wir aktualisieren die Tabelle einmal gemeinsam? Ich könnte mir ein Treffen in Greifswald, Rostock oder Stralsund vorstellen,
vielleicht auch Hamburg, um es z.B. für Thoddy und Hägar, alle herzlich eingeladen, zu erleichtern. Marc, Herr Nilson kann ich nicht verorten, bist herzlich eingeladen. Vielleicht gibt es ja weitere Interessenten.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 20 Januar 2024, 14:29:21
Nach Studium des Gneisenau Berichts und dem Bericht von Prinz Eugen während Rheinübung habe ich den Eindruck, dass FuMG39 (FuMO22 auf Gneisenau und FuMO23 auf Prinz Eugen) auch mit TS6 lediglich eine Reichweite gegen Schlachtschiffe von 18km frontal, 22km schräg und 24km seitlich hatten. Der Bericht von 30km gegen Schlachtschiffe von 1942 bedeutet für mich, dass die Verbesserung des Empfängers, der mit der den 500Hz Geräten eingeführt wurde, eine deutliche Steigerung der Reichweite brachte.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: SchlPr11 am 20 Januar 2024, 15:15:22
Hallo,
als Mitinteressierter und mit sonstigen Sammlungen hier zur KM kann ich mich auch auf Rostock verorten - REINHARD
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 20 Januar 2024, 18:22:02
Das ist ja hervorragend, Reinhard.
Vorab kann ich ein update der Tabelle vorstellen, dass auf den berichteten Reichweiten von Gneisenau und Prinz Eugen basiert. Daraufhin habe ich die Reichweiten des FuMG39 mit TS1 und TS6 angepasst.
WW2 Battleship FCR 4.1.docx
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 20 Januar 2024, 19:07:46
Moin Frank - ich bekomme deine letzten Tabellen zwar runtergeladen aber nicht mehr geöffnet. Hast du irgentwie das Format gewechselt? 🤷

Zum Treffen: ist ne interessante Idee aber ob ich zu dieser Runde dazu gehöre, bezweifle ich - kann da nicht wirklich viel zu beitragen. Vielleicht als Beisitzer zum zuhören und aufsaugen 🙈
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 20 Januar 2024, 19:27:07
Hallo in die Runde

Wir sprechen durchweg von TS1/TS1a- und TS6-Röhren.
Gab es eigentlich die dazwischenliegenden Nummern auch?
Und wenn ja, in welchem Anwendungsgebiet?

Mit Blick auf die Listung in der Anlage zur MDv.950 (wurde die eigentlich 1945 noch fertiggestellt?) stellt sich mir folgende Frage:
Sämtliche Anlagen vom 39G-, 40G-, 41G- und 42G-Typ werden mit einer Impulsfrequenz von 500 Hz angegeben.
Müssten bei den frühen Geräte-Familien (also 39G) nicht irgendwo die 2000 Hz aufscheinen?
Habe ich da etwas grundsätzlich missverstanden oder ist dies im Dezember 1944 möglicherweise erst nur ein zu korrigierender Entwurf?

Generell beschäftigen wir uns in diesem Thread eher mit Anlagen während des Krieges.
Macht es nicht auch Sinn, sich den Vorkriegsgeräten zuzuwenden, also denen, die auf WELLE, STRAHL, G10, KÖNIGSBERG, SPEE und GNEISENAU eingesetzt und erprobt wurden.
Zumindest sowohl auf G10 als auch auf KÖ gab es 1937/38 zwei Spiegel-Varianten, wohl zunächst eine hoch-rechteckige, später eine quer-rechteckige Antenne, siehe unten für KÖ.
Kann es sein, dass mit dieser Konfiguration die vertikale und horizontale Polarisierung emuliert wurde, ohne die Antennen an sich zu ändern?

SPEE führte Anfang 1938 offenbar für nur ganz kurze Zeit eine Antenne, die ich einmal kurz-rechteckig nennen will.
Lässt sich irgendwie dingfest machen, ob dieses und die vorherigen Geräte alle mit einer Wellenlänge von 60cm arbeiteten?

Später, wohl bereits ab März 1938, fuhr SPEE dann die lang-rechteckige Antenne, mit der sie auch bei ihrer Atlantik-Unternehmung unterwegs war. Siehe Anhang.
Dieses FuM-Gerät hatte dann wohl die gut 80cm Wellenlänge.

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 20 Januar 2024, 21:46:48
Hier nochmal paar Auszüge
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 20 Januar 2024, 22:10:00
Zitat von: Leopard2A6EX am 20 Januar 2024, 19:07:46Moin Frank - ich bekomme deine letzten Tabellen zwar runtergeladen aber nicht mehr geöffnet. Hast du irgentwie das Format gewechselt? 🤷

Zum Treffen: ist ne interessante Idee aber ob ich zu dieser Runde dazu gehöre, bezweifle ich - kann da nicht wirklich viel zu beitragen. Vielleicht als Beisitzer zum zuhören und aufsaugen 🙈
Hallo Frank,
nein habe das Format nicht geändert. Ist das Microsoft Word docx Format.
Und Du gehörst definitiv in diese Runde.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 20 Januar 2024, 22:10:42
Super Thoddy,
genau das meinte ich. Vielen Dank.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 20 Januar 2024, 22:18:40
Zitatnein habe das Format nicht geändert. Ist das Microsoft Word docx Format.
Bei mir ohne Probleme mit Word 2013.  :TU:)
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 20 Januar 2024, 22:25:57
Wer hätte den alles Interesse an einem Treffen?
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 20 Januar 2024, 22:37:32
Also ich wäre dabei - das Thema ist einfach zu interessant..

Word war das Stichwort: hab's jetzt mit WPS-Office geöffnet bekommen. Ich mache ja alles per Handy/Phablet.

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 21 Januar 2024, 10:26:03
Zitat von: Hägar am 20 Januar 2024, 19:27:07Hallo in die Runde

Wir sprechen durchweg von TS1/TS1a- und TS6-Röhren.
Gab es eigentlich die dazwischenliegenden Nummern auch?
Und wenn ja, in welchem Anwendungsgebiet?

Mit Blick auf die Listung in der Anlage zur MDv.950 (wurde die eigentlich 1945 noch fertiggestellt?) stellt sich mir folgende Frage:
Sämtliche Anlagen vom 39G-, 40G-, 41G- und 42G-Typ werden mit einer Impulsfrequenz von 500 Hz angegeben.
Müssten bei den frühen Geräte-Familien (also 39G) nicht irgendwo die 2000 Hz aufscheinen?
Habe ich da etwas grundsätzlich missverstanden oder ist dies im Dezember 1944 möglicherweise erst nur ein zu korrigierender Entwurf?

Generell beschäftigen wir uns in diesem Thread eher mit Anlagen während des Krieges.
Macht es nicht auch Sinn, sich den Vorkriegsgeräten zuzuwenden, also denen, die auf WELLE, STRAHL, G10, KÖNIGSBERG, SPEE und GNEISENAU eingesetzt und erprobt wurden.
Zumindest sowohl auf G10 als auch auf KÖ gab es 1937/38 zwei Spiegel-Varianten, wohl zunächst eine hoch-rechteckige, später eine quer-rechteckige Antenne, siehe unten für KÖ.
Kann es sein, dass mit dieser Konfiguration die vertikale und horizontale Polarisierung emuliert wurde, ohne die Antennen an sich zu ändern?

SPEE führte Anfang 1938 offenbar für nur ganz kurze Zeit eine Antenne, die ich einmal kurz-rechteckig nennen will.
Lässt sich irgendwie dingfest machen, ob dieses und die vorherigen Geräte alle mit einer Wellenlänge von 60cm arbeiteten?

Später, wohl bereits ab März 1938, fuhr SPEE dann die lang-rechteckige Antenne, mit der sie auch bei ihrer Atlantik-Unternehmung unterwegs war. Siehe Anhang.
Dieses FuM-Gerät hatte dann wohl die gut 80cm Wellenlänge.

Gruß - Hägar
Hallo Hägar,
Ja, das 500Hz vs 2000Hz Thema hatte mich auch schon beschäftigt. Marc, Herr Nilsson hat Belege für 2000Hz. Die M.Dv. 950 scheint nicht korrekt gewesen zu sein. Zu TS4 zwischen TS1 und TS6 meine ich mal etwas gelesen zu habne. Ich suche mal. Vielleicht finde ich etwas.
Die Prototyp-Antennen sind spannend. Danke dafür.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 21 Januar 2024, 10:29:56
@ Hägar: Woher hast Du, dass Admiral Graf Spee 1938 schon mit 80cm Wellenlänge fuhr? Ich ging bisher von 61cm aus.

PS: Habe die Tabelle in post #501 auf 4.1 geändert.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: SchlPr11 am 21 Januar 2024, 10:54:42
Hallo,
Interesse an direkten Gedankenaustausch - REINHARD
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 21 Januar 2024, 12:06:06
Zitat von: fsimon am 21 Januar 2024, 10:29:56@ Hägar: Woher hast Du, dass Admiral Graf Spee 1938 schon mit 80cm Wellenlänge fuhr? Ich ging bisher von 61cm aus.
Trenkle: Funkmeßverfahren, 1979, S.161, zeigt SPEE mit FuMO 22 (auch wenn das anachronistisch ist), M.Dv.950-Anlage, S.4/5, weist dem FuMO 22 81,5cm zu.
Falsch gefolgert?

Bei der Gelegenheit noch ein anderes Mysterium der M.Dv.950:
Auf den Seiten 4-7 sind die Funkmeßortungsanlagen (seetakt) aufgeführt, auf der folgenden Doppelseite die Funkmeßortungsanlagen (seeart) mit nur zwei Anlagen, und zwar solchen an Land.
Gretchenfrage: Wo sind die bordgestützten Seeart-Anlagen geblieben?
Ist das möglicherweise so zu deuten, dass die Bord-FuMOs im Prinzip alle eigentlich für den seetaktischen Einsatz gedacht waren, und nur durch die entsprechenden internen Zusätze für die seeartilleristische Verwendung 'hergerichtet' wurden, nicht aber so hießen?

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 21 Januar 2024, 13:47:35
Verstehe,
In der 1986er Auflage auf Seiten 116 und 117 schreibt Trenkle wieder von 60cm Wellenlänge also knapp 500MHz für Graf Spee. Aber vielleicht bezieht sich ja dies auf die schmale Antenne und die breite Antenne hatte schließlich 80cm.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 21 Januar 2024, 16:42:58
... anbei eine Aufnahme der KÖNIGSBERG mit Funkmessantenne hochkant während der Wehrmachtsmanöver 1937 (Quelle: BArch-RM-48-56)
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 21 Januar 2024, 17:49:49
Hallo,
... ein Treffen würde mich auch interessieren ... :O/Y ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 21 Januar 2024, 17:51:39
Hallo,
Zitat von: fsimon am 21 Januar 2024, 13:47:35In der 1986er Auflage auf Seiten 116 und 117 schreibt Trenkle wieder von 60cm Wellenlänge also knapp 500MHz für Graf Spee. Aber vielleicht bezieht sich ja dies auf die schmale Antenne und die breite Antenne hatte schließlich 80cm.
... im Hinblick auf die anfänglich verwendeten Wellenlängen der Seetakt-Geräte kann u.U. dieses Zitat aus ,,Funkmeß. Die Entwicklung und der Einsatz des RADAR-Verfahrens in Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges" von Frank Reuter, S. 27/29 (ISBN 978-3-663-19983-0) hilfreich sein:

Zitat Beginn:
,,1937 war die Verbesserung der Sende- und Empfangsröhren soweit durchgeführt, daß im Mai dem Oberbefehlshaber der Kriegsmarine eine aus dem 50-Zentimeter-Gerät hervorgegangene Seezielanlage mit einem neuen Sender auf der Wellenlänge von 60 Zentimeter und das "Freya"-Gerät vorgeführt werden konnten. Die Seezielreichweite des 60-Zentimeter-Gerätes gegen den Leichten Kreuzer "Köln" betrug bei dieser Vorführung 10 000 Meter, die Luftzielreichweite des "Freya"-Gerätes gegen ein Wasserflugzeug 50 Kilometer. Wenig später begann die Ausrüstung von Versuchsschiffen der Waffeninspektionen und des Flottenkommandos mit Mustergeräten der 60-Zentimeter-Seezielanlage. So erhielt Anfang Juli 1937 die Torpedo-Inspektion für den Einbau auf dem Torpedoschulboot "G 110" die erste erprobte Seezielanlage, um mit ihr Versuche zum Torpedonachtschießen aufnehmen zu können."
...
,,Der weitere Verlauf der Erprobungen, Vorführungen und erforderlichen Vorarbeiten für die erste Versuchsserie ist schnell geschildert. Im Januar 1938 erhielt das Panzerschiff "Admiral Graf Spee" aus einer ersten Musterfertigung eine Seezielanlage, nachdem man die Erfahrungen aus dem Wehrmachtsmanöver von 1937, bei dem in Swinemünde drei "Freya"-Geräte und eine Seezielanlage zum Einsatz gekommen waren, ausgewertet hatte. Sie wurde behelfsmäßig auf dem Drehstand der optischen Entfernungsmeßgeräte im Vormars eingebaut. Eine eindrucksvolle Vorführung des "Freya"-Gerätes, bei der Entfernungsmessungen von rund 60 Kilometern gegen Flugzeuge erzielt wurden, fand Ende Juli 1938 gelegentlich ihres Flottenbesuches erstmals auch vor Hitler, Göring und General Keitel statt. Nach dieser Vorführung wurde von höchster Stelle angeordnet, mit der Seezielanlage beschleunigt zu beginnen. Nach Fertigstellung der Fabrikationsunterlagen Ende 1938 und nach eingehenden Untersuchungen des Gesamtwellenbereiches wurden im Januar 1939 als günstigste Wellenlängen für Seezielgeräte 80 Zentimeter und Luftwarngeräte 2,4 Meter endgültig festgelegt."
Zitat Ende.


Ein Geräte- bzw. zumindest Antennenwechsel auf GS ist daher durchaus möglich: Ausbau der 60cm-Musteranlage, Einbau eines 80cm-Seriengerätes ... Leider habe ich keine Archivbelege hierfür ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Urs Heßling am 21 Januar 2024, 18:15:03
moin,

Zitat von: olpe am 21 Januar 2024, 17:51:39Torpedoschulboot "G 110"
Es ist in diesem Zusammenhang nur eine unwichtige Kleinigkeit : ein Torpedoschulboot G 110 gab es nicht.
Es dürfte sich um einen Schreib- bzw. Druckfehler ... und das Torpedoschulboot G 10 handeln

Gruß, Urs
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 21 Januar 2024, 18:54:24
Sehr interessant wieder!!

Mich wurmt immer noch die zu dieser Zeit ungeklärte "Peilungsfrage". Es wurde früh erkannt dass das EM2-Verfahren die Zukunft der Feuerleitung sein würde. Es wurde ab 1935 ein erstes FeinpeilVerfahren bereit gestellt, mit dem GS Mitte 1939 offenbar ein erfolgreiches Blindschießen im Versuch hingelegt hat (laut Thoddys Dokument). Kroge erwähnt Einrüstung GS mit Leitlinie aber Nichtbenutzung "der Einfachheit halber". Berichte bis Mitte 41 von SH/GN wonach ein Peilzusatz NICHT installiert war. Kroge erwähnt wiederrum auch, dass die Marine um 1940 rum vorerst keine Artillerieverwendung für erforderlich hielt.

Wie passt das alles zusammen? Erst Forderung nach EM2 Schießen - dann wieder nicht. Peilzusatz fertig samt erfolgreicher Versuche - wird aber nicht eingebaut. Erst mit Radattel und den AVKS Versuchen auf BS ab 41 geht's anscheinend weiter.  :?
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 21 Januar 2024, 22:12:59
Hallo,
Zitat von: Hägar am 20 Januar 2024, 19:27:07Wir sprechen durchweg von TS1/TS1a- und TS6-Röhren.
Gab es eigentlich die dazwischenliegenden Nummern auch?
Und wenn ja, in welchem Anwendungsgebiet?
... ja. Dazwischenliegende Nummern der ,,TS" gab es, in unterschiedlichen Ausführungen und Daten. Alle waren Senderöhren (Trioden) und liefen unter ,,Wehrmachtsröhren" mit unterschiedlichen Sockeln. Nicht nur die GEMA stellte diese Art(en) her, auch AEG und Siemens waren beteiligt.
Unten eine grafische Übersicht der Röhren – TS3 ist unklar, vielleicht eine Entwicklung, die über das Laborstadium nicht hinaus kam ... ich habe leider keine Daten dazu ...
(Q Röhrenskizzen: electron Tube Data sheets, patric-sokoll.de, jogis-roehrenbude.de, Slg. OLPE)
TS-Röhren_1.png

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 21 Januar 2024, 22:16:53
Hallo Urs,
Zitat von: Urs Heßling am 21 Januar 2024, 18:15:03Es ist in diesem Zusammenhang nur eine unwichtige Kleinigkeit : ein Torpedoschulboot G 110 gab es nicht.
Es dürfte sich um einen Schreib- bzw. Druckfehler ... und das Torpedoschulboot G 10 handeln
... vielen Dank für den Hinweis ... :MG: ... ich gehe auch von einem Schreib- oder Druckfehler in der Quelle aus ...

Grüsse
OLPE 
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 22 Januar 2024, 12:13:07
Hallo Allerseits,

das Boot wurde offenbar aufgrund einer Änderung in der Bezeichnungssystematik in "T 110" umbenannt. "G 110" ist ein Druckfehler im Weyer.

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_deutscher_Gro%C3%9Fer_Torpedoboote_(1898%E2%80%931919)#Gro%C3%9Fes_Torpedoboot_1911_(V_1%E2%80%93S_24)

Grüße
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 22 Januar 2024, 13:30:17
Zitat von: fsimon am 21 Januar 2024, 13:47:35Verstehe,
In der 1986er Auflage auf Seiten 116 und 117 schreibt Trenkle wieder von 60cm Wellenlänge also knapp 500MHz für Graf Spee. Aber vielleicht bezieht sich ja dies auf die schmale Antenne und die breite Antenne hatte schließlich 80cm.

Nach der Vermessung der Antennendimensionen des Wracks kommt man auf eine Höhe von ca. 1,4-1,5m. Das spricht für 60cm Wellenlänge bei zwei Reihen Ganzwellendipolen. Bei 2 Reihen 80cm Ganzwellendipolen käme man auf mindestens 1,6m Bauhöhe, die Seetaktantenne mit genau dieser Anordnung hatte sogar 2m Bauhöhe. Obwohl man sicher auch einen 80cm-Sender an einer solchen Antenne betreiben kann, ergeben sich durch die zu kurzen Dipole doch ganz erhebliche Wirkungsgradeinbußen. Es kommt ja nicht von ungefähr, wenn Sender und Antenne im Idealfall aufeinander angepasst wurden.

Grüße
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 22 Januar 2024, 13:50:26
Zitat von: Hägar am 20 Januar 2024, 19:27:07Mit Blick auf die Listung in der Anlage zur MDv.950 (wurde die eigentlich 1945 noch fertiggestellt?) stellt sich mir folgende Frage:
Sämtliche Anlagen vom 39G-, 40G-, 41G- und 42G-Typ werden mit einer Impulsfrequenz von 500 Hz angegeben.
Müssten bei den frühen Geräte-Familien (also 39G) nicht irgendwo die 2000 Hz aufscheinen?
Es hieß an anderer Stelle, daß die älteren Geräte von 2000Hz auf 500Hz umgerüstet werden sollten. Vielleicht war das zum Zeitpunkt der Erstellung der Tabelle der Fall.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 22 Januar 2024, 22:32:26
Hallo,
Zitat von: Peter K. am 21 Januar 2024, 16:42:58... anbei eine Aufnahme der KÖNIGSBERG mit Funkmessantenne hochkant während der Wehrmachtsmanöver 1937 (Quelle: BArch-RM-48-56)
Zitat von: Hägar am 20 Januar 2024, 19:27:07Zumindest sowohl auf G10 als auch auf KÖ gab es 1937/38 zwei Spiegel-Varianten, wohl zunächst eine hoch-rechteckige, später eine quer-rechteckige Antenne, siehe unten für KÖ.
Kann es sein, dass mit dieser Konfiguration die vertikale und horizontale Polarisierung emuliert wurde, ohne die Antennen an sich zu ändern?
... vielen Dank Peter für die interessante Aufnahme ... :TU:) :MG: ... Es ist erkennbar, dass die Dipole nach wie vor vertikal eingebaut wurden. Die Orientierung ,,Hochkant" brachte augenscheinlich bei den Tests und Versuchen einen geringeren Bündelungseffekt bzw. Genauigkeit im Azimut des horizontalen Richtdiagramms, als bei einer quer liegenden Anordnung.
Die Ergebnisse der Versuche damit waren wohl nicht sehr überzeugend, so dass man wieder auf die ursprüngliche Lage der Antenne zurückkam und einer besseren Peilgenauigkeit (zu diesem Zeitpunkt Schwerpunkt noch Maximumpeilung) den Vorzug gab.

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 22 Januar 2024, 22:34:25
Hallo,
die technische und organisatorische Entwicklung der Funkmeßtechnik der KM, aber auch der LW, von ca. 1934 bis 1939 gibt sicher einige Anhaltspunkte der später verfügbaren Anlagen. Hierzu ein Zitat im Hinblick auf die 2000 Hz Tast- bzw. Impulsfolgefrequenz:
Aus: ,,Geschichte der deutschen Funkmeßtechnik", Hans Karl Freiherr von Willisen (war Mitinhaber der GEMA), Abschrift einer Tonbandaufzeichnung um 1952, S. 10/11:

Zitat Beginn:
,,Inzwischen wurden durch verschiedene Arbeitsgruppen die übrigen Punkte des aufgestellten Programms entwickelt. Bereits im Spätherbst 1934 war im Heinrich-Hertz-Institut in Berlin von Professor Salinger eine Meß kette die als Verzögerungsglieder Pupinspulen enthielt, entwickelt worden. Diese Meßkette wurde von Dr. W. Brandt bis zum März 1935 verbessert. Diese Kette war für eine Steuerfrequenz von 2000 Hz mit einer Genauigkeit von 0,5 % ausgelegt und besaß einen Gesamtmeßbereich von 10 km, der in Grob- und Feinstufen eingeteilt war. Somit stand für beabsichtigte Versuche mit einer Impulsmethode immerhin schon eine Entfernungsmeßeinrichtung mit einer ziemlich guten Anzeigegenauigkeit."
...
,,Bis Anfang Mai wurde das aufgestellte Entwicklungsprogramm durchgeführt. Der Sender, der als Generator ein neues stabileres bei der GEMA gebautes Magnetron auf der Wellenlänge von 52 cm besaß, wurde mit einer Impulshochtastung ... versehen. Die Impulsbreite beim Sender betrug bei einer Folgefrequenz von 2000 Hz ca. 2 µsec, die abgestrahlte Impulsleistung ca. 800 W. Die Sendeantenne bestand aus einem Tannenbaumstrahler mit zehn Dipolpaaren die vor einer Reflektorwand angeordnet wurden. Der Tannenbaumstrahler wurde unter Einschaltung eines Abgleichgliedes durch eine Lecherleitung gespeist."
Zitat Ende.


Soweit ein Blick in die Vorzeit. Das o.g. Programm wurde initiiert, nachdem die Entscheidung getroffen worden war, im Weiteren das Impulsverfahren zu verwenden (an Stelle des Dauerstrich-Verfahrens).

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 24 Januar 2024, 18:46:29
Gemäß NVA-Bericht vom 30.09.1937 über erfolgreiche Versuche während der Wehrmachtsmanöver waren auf G 10, KÖNIGSBERG und STRAHL ab 01.09.1937 60 cm - Anlagen im Einsatz, auf Strahl außerdem noch eine 2 m - Anlage, ebenso wie eine feste 2 m - Station auf dem Brandberg und eine fahrbare 2 m - Station auf dem Kückelsberg bei Swinemünde.
Dabei wurde HESSEN bis auf 180 hm elektrisch festgestellt.
In der Dämmerung konnte DEUTSCHLAND auf 180 hm erkannt werden, später auf 150 hm aber optisch nicht mehr gesichtet werden und dann zwischen 60 und 80 hm erfolgreich nach elektrischer Ortung beschossen werden.
Am 20.09. wurde ein Fahrzeugverband - BREMSE mit M- und T-Boote - nachts auf 120 hm elektrisch geortet und dann mit 342 Schuss beschossen.
Quelle: RM 48/56
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 24 Januar 2024, 21:08:20
Sehr interessant Peter - danke! Gibt es Hinweise auf ein verwendetes Peilsystem oder konnte der Beschuss ohne (per Maximumpeilung) vorgenommen werden, aufgrund der geringen Entfernung (geringerer Winkelfehler)?

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: SchlPr11 am 24 Januar 2024, 21:36:04
Hallo,
habe mal meinen Bestand an Fotos der KÖNIGSBERG mit Antenne durchgesehen und möchte einige hier zeigen.
KÖNIGSBERG lag am 30.10.1937 an der Hakenterrasse in Stettin mit senkrechter Antenne. Ein Foto sicher datiert auf den 02.08.1939 in Kiel zeigt waagerechte Antenne. So eine bereits in der Werftzeit 1938 (wann genau??) bei den Deutschen Werken Kiel.
Sichtung ADMIRAL GRAF SPEE brachte bei mir (noch) keine quadratische Antenne.
Nun folgend eine erste Auswahl KÖNIGSBERG-Antennenführung - REINHARDKÖNIGSBERG194xDeTeHochJPGx.jpgKÖNIGSBERG194xDeTeHochBjpgX.jpgKÖNIGSBERG193xDeTeWerftJPGx.jpgKÖNIGSBERG193xDeTeBbB mod jpgX.jpg   
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: SchlPr11 am 24 Januar 2024, 21:47:03
Hallo,
hier die Fortführung KÖNIGSBERG - REINHARD
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 25 Januar 2024, 06:42:15
Scharnhorst Anfang 1943

Reichweite Kenngerät bei Messungen gegen Prinz Eugen 40 km
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 25 Januar 2024, 09:29:54
Zitat von: SchlPr11 am 24 Januar 2024, 21:36:04Sichtung ADMIRAL GRAF SPEE brachte bei mir (noch) keine quadratische Antenne.
Guten Morgen und vielen Dank für die tollen Aufnahmen.

Anbei eine vorliche Aufnahme des Wracks der Spee mit der Vermessung der Antenne. Bei einem Längen-/Breitenverhältnis von ca. 2/1 ergibt sich eine Höhe von ca. 1,5m.

Die drei ersten Dete-I-Geräte sind nach den hier gezeigten Quellen ja hervorragend dokumentiert. Offen bisher jedoch, woher die Spee-Anlage stammt, die zum Jahreswechsel 37/38 eingebaut wurde. Wurde der Marine-Auftrag ergänzt um ein viertes Gerät, hat die GEMA das Gerät ohne Auftrag gebaut oder handelt es sich vielleicht um das Dete-Gerät aus der Strahl?

Anbei nochmal die erste GEMA-Geräteliste. Die ersten drei Nummern wurden anfänglich Königsberg, Spee und G10 zugesprochen, Strahl fehlt komplett, obwohl mit Dete-I- und Dete-II-Geräten versehen. Sind das also die Dete-Geräte? Bei der großen Nachfrage und der verzögerten Lieferung werden doch vermutlich kaum ausgerechnet die drei Einheiten mit den ersten Vorseriengeräten FuMG39 ausgestattet worden sein, die bereits die Dete-Geräte hatten. Daher meine Vermutung, daß das Spee-Gerät aus der Strahl umgebaut wurde, das würde auch zeitlich passen. Das Dokument datiert vom 02.12.39 und bezieht sich auf eine Besprechung vom Oktober 1939. Da war Spee ja noch im Einsatz.

Wenn meine Vermutung zutrifft, dann gab es tatsächlich nur drei Dete-I-Geräte insgesamt. Aber bisher haben die Nachforschungen der Forumsteilnehmer ja noch eine Menge weiteres Erstaunliches zutage gebracht. Bin ja mal gespannt, was noch so alles kommt.

Edit: Anbei noch eine chronologische Bildfolge der Spee. Man beachte die E-Meßhaube im Juli 38 ohne und im August 1938 mit Antenne. Ob die Antenne zu diesem Zeitpunkt erstmalig montiert wurde oder ob es einen Umbau gegeben hat...

http://www.maritimequest.com/warship_directory/germany/pages/cruisers/admiral_graf_spee_page_3.htm
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 25 Januar 2024, 10:12:20
aus welcher rolle ist die Aufstellung?
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: kalli am 25 Januar 2024, 10:52:09
Beachte: Maßangaben und die Bemerkung zu Marconi.
Quelle: G. Regnier "Admiral Graf Spee"
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 25 Januar 2024, 11:19:55
Zitat von: Thoddy am 25 Januar 2024, 10:12:20aus welcher rolle ist die Aufstellung?

2103 PG33572
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 25 Januar 2024, 23:25:43
Die komplette Rolle 2103 ist im Beitrag #478 zum Download angeboten - allerdings als einzelne pdf mit 270MB. Ich habe die Rolle vom FTP-Server von John Calvin heruntergeladen, da sind die Seiten als Einzel-jpgs gespeichert. Die Gerätelisten habe ich extrahiert und kann sie auf Wunsch gerne hochladen. Dann kann man sie zusammen mit den Bilddateien aus den Beiträgen #451-453 sehr komfortabel als Fotoalbum durchblättern. Würde ich aber eher separat machen, der Übersicht halber, denn die geht sicher nicht nur mir langsam verloren.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 26 Januar 2024, 06:48:03
ich würde die folgenden KTB Auszüge der Batterie Großer Kurfürst als Vorbereitung/Bereitschaft für Funkmessschießen interpretieren.

D.T. = dete

weiss jemand die Nara T1022... Nummer für PG-83232
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 26 Januar 2024, 07:15:41
Schlachtschiff Bismarck Erforderliche Restarbeiten per 01.12.1940
Funkmess offen

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Rudergänger am 26 Januar 2024, 08:37:28
Hallo Toddy,

Das sind die Rollen 3652, 3653.

Harald
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 26 Januar 2024, 21:27:58
ZitatGibt es Hinweise auf ein verwendetes Peilsystem oder konnte der Beschuss ohne (per Maximumpeilung) vorgenommen werden, aufgrund der geringen Entfernung (geringerer Winkelfehler)?

Nach derselben Quelle arbeiteten beide Geräte nach dem Maximalprinzip mit einer Genauigkeit von etwa 2-3 Grad.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 26 Januar 2024, 22:52:01
Danke Peter!
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 27 Januar 2024, 14:00:03
Zitat von: Thoddy am 26 Januar 2024, 07:15:41Schlachtschiff Bismarck Erforderliche Restarbeiten per 01.12.1940
Funkmess offen



Es steht ja implizit auch schon im AVKS-Bericht, dass EM II erst während der verlängerten Liegezeit im Februar 1941 eingebaut wurde...was wiederum darauf hinweist, dass ein Vorhandensein der Matratzen lediglich ein notwendiges und kein hinreichendes Kriterium für EM II ist.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 28 Januar 2024, 11:38:18
Ich habe die Yamato Radare, die für Feuerleitung in Betracht kommen, in die Tabelle aufgenommen.
WW2 Battleship FCR 5.docx
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: SchlPr11 am 28 Januar 2024, 17:26:53
Hallo,
vor weiteren Fotos zur Ausrüstung mit Antennen auf weiteren Schiffen ein Exkurs in die Norwegensee 1940:
Mir liegen diese Fotos vom Treffer der RENOWN am 09.04.1940 gegen GNEISENAU vor. Eines zeigt dabei auch sehr gut die Antenne des DETE-Gerätes und dürfte hier interessant sein.
Dazu gebe ich den Auszug aus dem KTB der GNEISENAU zum Gefecht, dem man einige Details entnehmen kann. Gleichzeitig darin eine Verlustliste, der an Bord getöteten Besatzungs-/Stabsangehörigen. Vielleich als Abgleich interessant für das HMA.
Schönen Sonntag - REINHARD
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 28 Januar 2024, 17:55:54
Vielen Dank Reinhard,
interessant
Gneisenau hat vermutlich die Breitseite von Renown auf 25km erfasst mit FuMG39 und TS1 in 1940 .
Gneisenau hat durch einen Treffer das Top-Radar verloren, wie Bismarck ein Jahr später und Scharnhorst am Nordkap.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: SchlPr11 am 28 Januar 2024, 18:41:16
Hallo,
wenn ich die letzten Seite so recht lese, hat man einiges mit Bordmitteln wohl wieder eher geflickt. Im Detail fehlt mir da die Kenntnis, in den dünnen Worten des KTBs wird es nicht so deutlich, wie später in irgendeinen Bericht, der noch zu finden ist. Aber unter Pos. 3 DETE auf Schiffsnetzt und Angaben zu Antennen lassen meine Vermutung der (behelfsmäßigen) Weiterverwendung wach werden.
Insbesondere das erste Foto zeigt eine nahezu unbeschädigte Antenne. Der Treffer ging unterhalb in den Gefechtsmast und dürfte eher Kabel- und Geräteschaden verursacht haben. Siehe Bild 2 - REINHARD
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 28 Januar 2024, 20:03:27
So interpretiere ich das auch.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 25 Februar 2024, 14:47:45
Hallo in die Runde

Nach einem Monat Winterschlaf des Threads möchte ich ihn anhand zweier Fotos wiederbeleben.

Das Gerät am Vorderen Kommandostand der TIRPITZ müsste nach meiner Kenntnis der Zuordnungsliste sowie der späteren Nomenklaturen das DeTe-g GEMA Nr.18 sein, nachmals FuMG 39G (gP), noch später FuMO 23. Die Aufnahme dürfte etwa Ende April 1941 entstanden sein.

Das Foto des FuMO auf dem Kommandostand der KÖLN ist 1942 in Nordnorwegen gemacht.
Zu der Zeit müsste das Gerät nach der neuen Nomenklatur ein FuMG 40G (gL) gewesen sein, später FuMO 24, sog. Zerstörersäule.

Beide Identifizierungen basieren auf der Kombination der verschiedenen, leider nicht widerspruchsfreien Informationen aus Akten, Trenkle, M.Dv.950 (Anlage)
In beiden Fällen ist meine Frage, ob man an den Antennen irgendwie, sozusagen technisch objektiv, dingfest machen kann, um welchen Typ es sich handelt.

Nachgeschoben noch die Frage, ob es jemals ein FuMG 39G auf Mastausleger gegeben hat, also die gM-Variante?

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 25 Februar 2024, 20:55:14
Hallo,

der  E-Messer mit Antenne kam Mitte April 41 in Gotenhanen an Bord, jedoch direkt als FuMO 27 beschrieben, also nicht erst das FuMO 23...

Jedoch kenne ich das Bild von Tp nicht, ist das ein Ausschnitt???  und wo und wann aufgenommen???

Leider kann ich zu den anderen Fragen nichts sagen...

Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 26 Februar 2024, 08:46:24
Besten Dank, Mike_o, für die Info, die sich anscheinend auf Gehringer: Tirpitz, Bd.1, 242G, abstützt.

Leider gibt das FuMO-Bild TP nichts weiter preis, da ohne Umgebung.
Auf welche zitierbare Akte geht denn die Angabe des FuMO 27 zurück (abgesehen von der Grobangabe AVKS-Bericht)?
Da es im Frühjahr 1941 diese FuMO-Nomenklatur noch nicht gab, müsste man wissen, was denn da wirklich steht.

Die beiden ersten Geräte für TIRPITZ (Nr.18 und Nr.30) waren aus der Serie der FuMG 39G, wobei zuerst eines auf den Vorderen Stand kam, das andere kurz danach auf den Vormars (wohl 2.Hälfte April 1941). Insofern erscheint mir die Aussage, es sei ein FuMO 27 gewesen, sehr zweifelhaft.
Erst das Gerät Nr.69 war aus der Serie FuMG 40G und sollte am 25.07.41 nach Wilhelmshaven ausgeliefert werden, und zwar als 'Tirpitz III', was wohl schlicht '3.Gerät für TIRPITZ' heißen soll. Sofern man dies als nachmals FuMO 27 anspricht, kann es also eigentlich nicht das Gerät sein, das auf Fotos des Hitler-Besuchs am 05.05.41 in Gotenhafen zu sehen ist.
Daher meine Frage, ob man am sichtbaren Äußeren festmachen kann, um welche Geräte-Familie es sich handelt.

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 26 Februar 2024, 13:43:03
Hi Hägar,

ja, ist richtig, das stützt sich auf Aussage von Robert, weitere Angaben habe ich nicht, leider nicht, denn ich nehme fast an, dass Deine Recherchen richtiger sind.... dennoch vermute ich, dass die Antennen, also die eigentlichen äußeren Merkmale, nicht unbedingt ausschlaggebend für die, ich sage mal dahtinter verbundenen Geräte steht.
Aus diesem Grunde tue ich mich bezüglich Tp unheimlich schwer, die richtige Geräteinstallation am Vormars im Juni 1944 zu bestimmen, da es dazu weder gute Bilder noch Berichte gibt, im Ktb. steht dazu fast nichts....
Ok, gesichert ist die 3,20 x 6,50 (6,60??) m Große Antenne zum FuMB 26. Ob dort oben noch ein Berlin, Bali oder Tunis Gerät installiert war, ist fraglich aber zwei Antennen sind auf dem Dach des DeTe Haus zu erkennen..
Mal sehen welches ich bei meinem Modell (oberer E-Messer in 1:40) des oberen Leitstandes umsetzen werde....

Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 27 Februar 2024, 11:47:50
Hallo Allerseits,

nach der Dete-Geräteliste v. 25.04.40 war Nr. 18 für den Vormarstand, also den oberen Stand vorgesehen und wurde wohl schlußendlich am 10.08.40 ausgeliefert. Nr. 30 (Tirpitz II) wurde demnach am 30.10.40 ausgeliefert, am 17.02.41 wird das Gerät nochmals als ausgeliefert bestätigt.

Indienststellung war wohl am 25.02.41.

Dann gibt es noch ein Gerät Nr. 61, auszuliefern am 02.07.41 mit Vermerk "Behelfshaube auf Vormars Em-Drehhaube, TS6-Sender" (Liste v. 13.06.41) sowie in derselben Liste Nr. 69, Tirpitz III, auszuliefern am 25.07.41. Beide wären demnach als FuMG40 anzusprechen. Ob aber Nr. 61 die Nr. 18 oder Nr. 30 ersetzen sollte, geht aus den Listen nicht hervor.

Sicher scheint, daß die Geräte auf dem Vormars und dem vorderen Stand zuerst montiert wurden und das Gerät auf dem achteren Stand zum Schluß, denn da gibt es Bilder mit nur zwei Dete-Geräten (s. Anhang). Also wird wohl wohl Nr. 69, Tirpitz III das achtere Gerät sein, war jedoch mit der kleinen Seetaktantenne ausgestattet, wie weiter vorn schon gezeigt.

Seltsamerweise wird im Planheft der KMW W´hafen ausgerechnet der achtere Stand als einziger detailliert mit E-Meßhaube und FuMO-Antenne gezeichnet, die beiden vorderen Stände sind nur skizziert.

Auch wenn die Geräteseite sehr gut dokumentiert ist, scheint nicht klar, ab wann die Calais-Antenne zum Einsatz kam. Daran scheitert wohl auch die eindeutige Zuordnung der Geräte zu den Antennen. Sicher scheint nur, daß auch die auf dem Foto gezeigte Antenne auf dem vorderen Stand eine kleine Seetaktantenne ist mit 2x10 Dipolen und 2x4m Antennenspiegel.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 27 Februar 2024, 12:50:17
Hallo,

das ist doch definitv eine andere Antenne oder vertue ich mich??? jedenfalls eine recht frühe Aufnahme da am Scheinwerferdeck das erhöte Schanzkleid noch nicht montiert war... Aus diesem Grunde könnte Hägars Aufnahme später datiert sein, sicher bin ich mir jedoch nicht

Quelle Bild:  Koop/Schmolke die Schlachtschiffe der Bs Klasse...scan 004_1.jpg
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 27 Februar 2024, 15:29:20
Hallo mike_o,

es sieht aus, als wäre auf Deiner Aufnahme noch ein Schutzgitter vor der Antenne angebracht, die auf der Aufnahme von Hägar fehlt. Das gab es bei Bismarck auch. Vielleicht ist dieses Gitter später angebracht worden.

Ist es möglich, daß das Gerät Nr. 61 mit seiner "Behelfshaube" noch auf das bereits auf dem Vormars vorhandene Gerät Nr. 18 mit der kombinierten Haube zusätzlich aufgesetzt wurde? Danach sieht es nämlich aus, wenn man die Aufnahmen mit den übereinander liegenden Antennen anschaut. Es gab definitiv einen weiteren Aufsatz auf die erse E-Meßhaube, weiß aber nicht wann dieser draufkam. Ich meinte außerdem gelesen zu haben, daß eine der beiden Antennen auf dem Vormars eine Timor-Antenne gewesen sei. Kann das sein?

Wird schon wieder spannend  :-)
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 27 Februar 2024, 19:25:54
Hi,

das mit dem Schutzgitter ist durchaus ein guter Hinweis, ich versuche mal zu recherchieren kann das aber nur anhand von Roberts Bildern...

Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 28 Februar 2024, 18:10:13
Moin in die Runde

Die Behelfshaube des Geräts Nr.61 ist insofern ungewöhnlich, als bei anderen Einheiten die aufgesetzte Haube mit der EM-Haube bündig abschloss, siehe das angehängte Bild der GNEISENAU von Anfang 1940.
Dazu noch ein Ausschnitt aus dem bekannten Bild des Gefechtsmastes der TIRPITZ im Fættenfjord.
Meine Deutung/These ist, dass an der vorhandenen EM-Haube die vorgesetzte FuMG-Antenne beibehalten wurde, und im neu aufgesetzten FuM-Haus alle Gerätschaften sowohl des FuMG als auch des neuen FuMB untergebracht wurden, darunter auch die TS6 als Ersatz für die vorhandene TS1. Meine Überlegung ist, dass es nicht erforderlich war, die Antenne zu ersetzen, weil das Messergebnis von der Röhre (und den anderen 'Innereien') abhing. Es fällt mir allerdings schwer, ein Schutzgitter über dem FuMG-Spiegel herauszudeuten, wie man es an den Hamburger BISMARCK-Aufnahmen deutlich erkennen kann.
Das über der aktiven Antenne befindliche Timor-Antennenfeld ist meiner Meinung nach gut identifizierbar.
Nach den zeitlichen Rekonstruktionen Robert Gehringers wurde im August 41 zunächst das FuM-Haus nebst Fleckerstand aufgesetzt und etwas später wurde der Timor-Spiegel angebracht.

Zum Schutzgitter hätte ich gleichwohl diese Fragen:
a) Wovor sollte es schützen? Vogelschlag?
b) Da vermutlich aus Metall, warum beeinflusste es die Antennencharakteristik nicht?
c) Oder war das Gitter womöglich gerade umgekehrt ein Element zur Verbesserung der FuM-Fähigkeiten?

@ Gabler
Könntest Du mir (uns) gelegentlich erläutern, wie Du die Calais-Antenne mit den Bordgeräten in Verbindung setzst (# 553, aber auch schon früher ## 416, 408, 397, und besonders Deine Entwicklungsreihe in # 386).
Mein Verständnis war eigentlich immer, dass es sich um Landgeräte für Küstenbatterien der Marine handelte. Ist mir da etwas Grundsätzliches entgangen?
Warum sollte die von Dir genannte durchgängige FuMO-Nomenklatur (in # 386) plötzlich eine gesonderte Calais-Familie haben?
Pardon, aber da könntest Du einem Nichtwissenden wirklich weiterhelfen, très bedankelse.

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 28 Februar 2024, 18:43:54
ZitatZum Schutzgitter hätte ich gleichwohl diese Fragen:
a) Wovor sollte es schützen? Vogelschlag?
b) Da vermutlich aus Metall, warum beeinflusste es die Antennencharakteristik nicht?
c) Oder war das Gitter womöglich gerade umgekehrt ein Element zur Verbesserung der FuM-Fähigkeiten?

Es ist gut möglich, dass durch Beugung der ankommenden elektromagnetischen Strahlung am Gitter abhängig vom Abstand zwischen Gitter und eigentlicher Antenne eine Signalverstärkung erzielt wird (Interferenzmusterbildung am Doppel(Mehrfach)spalt).
Gleichzeitig dürfte sich auch die Seitengenauigkeit verbessern.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 28 Februar 2024, 18:55:25
ZitatCalais-Antenne

ich vermute, die Bezeichnung Calais ist Tarnbezeichnung für eine Funkmessantenne mit Seezielfähigkeit (Feinmess und Seite fein), abgeleitet aus Ersteinsatz Batterie Großer Kürfürst am Pas de Calais /Sangatte
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 28 Februar 2024, 22:17:46
Hallo,

ich habe jetzt mal Roberts Bücher zur Tp durchforstetet, das Gitter ist mal montiert und mal nicht, wobei ich den Eindruck habe, dass es im Laufe des Jahres 43 ganz verschwindet, das ist aber bei allen drei E-Messern der Fall, Mangels Bildmaterial nicht wirklich 100% belegbar.
Andere Frage, bei einigen Bildern von Prinz Eugen ist auf der Bb Seite des DeTe Haus nach Anbau des FuMB 26 eine Gebilde zu sehen, schaut aus wie mehrere Schleifen eines Rohres nebeneinander, weiß jemand was das genau war ?? ein Kühlgerät, wofür??


Bildquelle: www.navsource.org
Beste Grüße

Mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 29 Februar 2024, 11:05:50
Guten Morgen Allerseits,

zu dem Gitter, reiner Schuß ins Blaue: Vielleicht ein Splitterschutz? Die Antennen waren schließlich sehr "vulnerabel", wie man neuerdings sagt ;-)

Hägar:

Die Antennenbezeichnungen stammen aus der NVK-Chronik, die hier schon verschiedentlich zitiert wurde:

https://www.cdvandt.org/nvk-technology.htm

Demnach wird die kleine 2x4-Antenne als Seetakt, die breitere 2x6-Antenne als Calais, die 3x6 als Seeart und die goße 5x6 als Boulogne-Antenne bezeichnet. Wer der Autor dieser Chronik ist, weiß ich nicht, aber sicher jemand, der an der Entwicklung maßgeblich mit beteiligt war, vielleicht Dr. Rindleisch. Er war nach v. Kroge so etwas wie der mastermind des NVK. Mit Sicherheit haben v. Kroge und auch Fritz Trenkle diese "semi-offizielle" Quelle in ihren Büchern verwendet.

Die Antennenbezeichnungen stammen wohl von den Tarnnamen der bodengestützen Anlagen und deren Antennenform (FuMO1/2 Calais, FuMO5 Boulogne) oder eben nach ihrer Verwendung als seetaktisch / seeartilleristisch. Sowohl die Seeart- als auch die Boulogne-Antenne wurden erst später entwickelt, sind beide auch horizontal polarisiert.

Auf Seite 96 der Chronik findet sich auch eine Zuordnung der jeweiligen Antennen zu den Geräten, wobei einiges etwas konfus wirkt oder doppeldeutig ist und auch Trenkle scheint da die ein oder andere Fehlzuweisung vorgenommen zu haben, zumindest in seiner ersten Auflage. Aus dieser Skizze habe ich auch meine eigene Tabelle erstellt. Da es aber bisher keine "offizielle" Zuordnung einer Gerätebezeichnung zu einer Antenne gibt, bin ich auch nicht sicher, ob eine solche überhaupt existiert.

Grüße
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 29 Februar 2024, 13:39:03
Der Abschlussbericht PG für Rheinübung spricht hinsichtlich des Gitters von "Tarnung". 

Ich habe den Eindruck, dass Calais uneinheitlich verwendet wird. Normalerweise wurden im Schriftverkehr damit wohl die einzelnen landgestützten FuMG (seetakt)-Anlagen bezeichnet, die dann auch als Calais mit einer römischen Zahl durchnummeriert wurden (Calais V etc.). FuMO 1 usw. haben dann anscheinend den Namen Calais als Typbezeichnung übernommen, als Geräte mit anderen Codenamen zur Verfügung standen.  Wie es aussieht, sind damit dann alle Anlagen gleichen Typs in Abgrenzung zu anderen Geräten wie z.B. Würzburg gemeint. Ich meine mich erinnern zu können, dass daher auch die entsprechenden schiffsgestützten Anlagen hin und wieder als Calais bezeichnet wurden.   
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 29 Februar 2024, 16:08:30
Moin in die Runde

Bedanke mich bei Gabler für den nun weiterführenden Link (der frühere brachte mich nicht ans Ziel).

Wenn ich mir die Zuordnungslisten anschaue und dort unter anderem finde, dass z.B.
Nr.29 für Calais VI, Nr.31 für Calais V (Listung 17.02.41) oder
Nr.62 für Calais XIII, Nr.73 für Calais XVI, Nr.83 für Calais XX u.a. (Listung 13.06.41) vorgesehen wurden, scheint mir eigentlich kar, dass es sich immer um Landanlagen handelte.
Ist für Anfang/Mitte 1941 fotomäßig belegbar, dass es da schon 'breite' Calais-Antennen gab?
Eine grundsätzliche Übernahme der Bezeichnung Calais-Antenne für die Bordanlagen ist mir bisher nie aufgefallen, eine allgemeine Handhabung dieser Art halte ich für sehr fraglich.

Wer immer die Handskizzen zu den FuMO-Typen mit Zuordnung zu den Einheiten auf der eingeschobenen Seite zwischen 96 und 97 der erwähnten NVK-Chronik gefertigt hat, scheint aber - wie Gabler es auch andeutet - auf Ableitungen und Rekonstruktionen angewiesen gewesen zu sein.
So taucht etwa KARLSRUHE irrtümlich als FuMG-Träger auf; KÖLN ist bei der Rubrik FuMO 21 bzw. 24 gar nicht erfasst.
Es wird praktisch nur zwischen vorn und hinten unterschieden, Ausnahme PRINZ EUGEN mit einem Gerät Mitte, nicht aber etwa für TIRPITZ und BISMARCK.
BLÜCHER (1940!) soll vorn und hinten horizontal polarisierte Antennen mit 3,20 x 6,60 m gefahren haben, oder wie ist die Listung und der Pfeil zu verstehen?

Mein Eindruck der handschriftlichen Eintragungen ist eher, dass da jemand (der nicht den eigentlichen technischen Text verfasst hat) anhand recht unvollkommener Unterlagen eine Rekonstruktion versucht hat. Wie weit sie dennoch richtige Tatbestände enthält, ist nicht ohne weiteres erkennbar.
Vorsicht bei der Abstützung darauf schiene mir jedenfalls angebracht.

@ Thoddy:
Zu dem Gitter habe ich eine Nachfrage:
Eigentlich ist es ja eher ein Grill mit waagerechten Streben (siehe die beiden bekannten angehängten BS-Bilder aus dem Februar 1941).
Warum ist anzunehmen, dass sich duch langgestreckte waagerechte Spalten eine Verbesserung der Seitengenauigkeit ergeben haben könnte?
Bei senkrechten Spalten hätte ich als Nicht-Techniker weniger Probleme, hier einen seitlichen Interferenz-Effekt 'nachzufühlen'.

@ Marc:
Ist die Qualifizierung des 'Gitters' als Tarnung nicht womöglich selbst eine tarnende Sprachregelung, oder wie ist der Zusammenhang?
Gegen wen hätte man die Antenne im Einsatz auf See tarnen sollen? Landnah hätte eine schlichte Persenning auch diesen Zweck erfüllt (siehe etwa Aufnahmen der SPEE-Antenne).
Was ich sagen will: Treibt man einen solchen Aufwand nicht nur, wenn damit ein (mess-)technischer Vorteil verbunden ist? Womöglich war der aber nicht groß genug, um diese Lamellierung den Krieg über durchzuhalten, denn späte Aufnahmen zeigen auch Antennen ohne diese Streben, siehe etwa die späte PG-Aufnahme von mike-o unten.

Es bleibt spannend.
Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 29 Februar 2024, 17:44:15
Zitat@ Thoddy:
Zu dem Gitter habe ich eine Nachfrage:
Eigentlich ist es ja eher ein Grill mit waagerechten Streben (siehe die beiden bekannten angehängten BS-Bilder aus dem Februar 1941).
Warum ist anzunehmen, dass sich duch langgestreckte waagerechte Spalten eine Verbesserung der Seitengenauigkeit ergeben haben könnte?
Bei senkrechten Spalten hätte ich als Nicht-Techniker weniger Probleme, hier einen seitlichen Interferenz-Effekt 'nachzufühlen'.

ich bin von senkrecht angeordneten "Spalten" ausgegangen, danke für die fotografische Aufklärung, damit ist meine ursprüngliche Einschätzung nicht mehr haltbar.

Also bleibt nur noch Schutz der Dipole vor Beschädigung übrig.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 02 März 2024, 13:45:02
Zitat von: Hägar am 28 Februar 2024, 18:10:13Moin in die Runde

Die Behelfshaube des Geräts Nr.61 ist insofern ungewöhnlich, als bei anderen Einheiten die aufgesetzte Haube mit der EM-Haube bündig abschloss, siehe das angehängte Bild der GNEISENAU von Anfang 1940.
Dazu noch ein Ausschnitt aus dem bekannten Bild des Gefechtsmastes der TIRPITZ im Fættenfjord.
Meine Deutung/These ist, dass an der vorhandenen EM-Haube die vorgesetzte FuMG-Antenne beibehalten wurde, und im neu aufgesetzten FuM-Haus alle Gerätschaften sowohl des FuMG als auch des neuen FuMB untergebracht wurden, darunter auch die TS6 als Ersatz für die vorhandene TS1...

Die (behelfsmäßige) Funkmeßhaube auf GU ist auf der des optischen E-Messers aufgesetzt, während die untere "Haube" auf TP bereits eine "kombinierte" ist. Um dort alle Gerätschaften unterzubringen, wurde die Haube vergrößert, sie hatte nun eine ovale Grundform, keine runde mehr wie noch die GU-Haube. Auch der Sender (das "T-Gerät" mit dem empfindlichenn Ultrateil und den Röhren) des achteren Dete-Geräts ist nach Trenkle zumindest bei BS und TP weg von der Antenne ins geschützte Innere der Haube gewandert. Das könnte auch ein Grund sein, weshalb die achteren Geräte in einigen Fällen langlebiger im Einsatz waren als die vorderen.

Ich habe auch bei Trenkle nachgelesen: Diese Breitband-Schrägdipolantennen, die auf der Timor-Anlage (8x senkrecht, 4x waagrecht darunter) montiert sind, wurden erst 1942 vom NVK entwickelt. Das Gerät #61 ist aber schon in der Lister von Juli 1941 enthalten. War da zuvor nicht eine "normale" Funkmessmatratze montiert?

Jedenfalls, da die Sender mit 2 bzw. 16 oder gar bis 20kW ordentlich Leistung und damit auch Abwärme entwickelt haben, mußten sie abgekühlt werden, erst recht, wenn Sie in den Hauben montiert wurden. In dem GU-Erfahrungsbericht des NVK wird ja über eine notwendige verbesserte (Wasser-)kühlung gesprochen. Vielleicht sind diese seitlichen Röhrenstrukturen tatsächlich Kühlwasserrohre, könnte vom Aussehen her sein...

Übrigens, auf der TP-Aufnahme in Beitrag # 548 sieht es ganz danach aus, als wäre der Antennenspiegel relativ zur Haube, auf die man ja ziemlich senkrecht sieht, deutlich nach links geneigt. Das spräche doch auch sehr für eine horizontal drehbar gelagerte Antenne. Davon hatten wir es kürzlich schon einmal. Und in #562, Bismarck achtern, ist diese Schubstange sehr gut sichtbar, sogar eine Manschette ist zu sehen. Scheint also doch recht sicher ein Verstellmechanismus für die Antennendrehung zu sein.

Grüße
Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 02 März 2024, 15:40:09
Kurzer Einwurf
Die Timor-Antenne auf TP ist schon für Ende 1941 nachweisbar, und mit ihr ging das Schiff Anfang 1942 nach Norwegen; siehe Fotobelege in Gehringer, TIRPITZ, Bd.2.
Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 03 März 2024, 11:21:40
Tirpitz hatte für Übungen im Herbst vom NVK einen G-D-Ü-Empfänger (Gegner-Dete-Überwachungsgerät) geliehen bekommen. Man war wohl anschließend (Dezember 41) nicht bereit, dies zurückzugeben, wenn kein Seriengerät als Ersatz zu bekommen war.

@Hägar

Zu Tarnung der "Tarnung":

Der Abschnitt lautet:
ZitatDie Tarnung:
Die Tarnung hält den Erschütterungen nicht stand und musste entfernt werden. Ein Ersatz konnte nicht gelefert werden.

Ob das jetzt selbst ein Tarnbegriff war, vermag ich nicht zu sagen. Allerdings verschleiert das Gitter den Blick auf die eigentlichen Antennen. Das mag weniger auf See funktionieren, aber im Hafen ist der Sicht auf die aussagekräftigeren Details für neugierige Augen doch ziemlich verschleiert. Ich persönlich habe die Antennen zugegebenermaßen jahrzehntelang nicht wahrgenommen.

Calais oder nicht Calais...:

Eine grundsätzliche Verwendung für den Begriff "Calais" für Bordanlagen gab es wohl nicht, aber eine Vermengung der Begrifflichkeiten war hin und wieder schon gegeben:

ZitatIm letzten angezogenen Vorgang war ausgeführt worden, welche Dringlichkeitsfolge für die Ausrüstung mit Funkmeß-Geräten (seetakt), bisher auch E-Meß II-, Calais- oder Dete-Geräte genannt, im Oberkommando festgelegt ist.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 05 März 2024, 11:05:34
Nochmal zu FuMB auf TP (aka G-D-Ü-Empfänger, aka Berta-Gerät): Am 14.9.41 fand bereits eine Funkbeschickung statt. Der Einbau muss also zeitlich vorher stattgefunden haben. Wie im letzten Post erwähnt handelte es dabei um ein Vorserien-Gerät.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 05 März 2024, 12:29:24
An die Timor-Antenne wurden nach Trenkle zwei Metox-Empfänger (R600 und R203), später der Samos-Empfänger angeschlossen. Das sind vglw. kleine Geräte, dafür braucht man doch keine zweite Haube? Nur zur Befestigung der Antenne?

Anderes Topic:

Anbei Ausschnitt PG FuMO27 achtern: Die Antenne scheint nicht schwenkbar gewesen zu sein bei den Befestigungen im Unterschied zu den BS- und TP-Antennen. Auch hier fehlt der Kasten für das T-Gerät, der Sender ist im Innern der Haube verbaut, wie auch in der Literatur nachzulesen. Gut erkennbar die dicken Kühlschlangen mitsamt den Anschlüssen für die Senderkühlung, die sich auf beiden Seiten befanden.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 05 März 2024, 13:04:29
Zitat von: Gabler am 05 März 2024, 12:29:24An die Timor-Antenne wurden nach Trenkle zwei Metox-Empfänger (R600 und R203), später der Samos-Empfänger angeschlossen. Das sind vglw. kleine Geräte, dafür braucht man doch keine zweite Haube? Nur zur Befestigung der Antenne?

Man war sehr unzufrieden mit der räumlichen Enge im Inneren der ursprünglichen Drehhaube (siehe auch AVKS-Bericht "Bismarck"). Aus diesem Grund hat man anscheinend eine weitere Haube aufgesetzt. Die nannte sich übrigens auf TP "Dete Haus".

Zitat von: Gabler am 05 März 2024, 12:29:24Anbei Ausschnitt PG FuMO27 achtern: Die Antenne scheint nicht schwenkbar gewesen zu sein bei den Befestigungen im Unterschied zu den BS- und TP-Antennen. Auch hier fehlt der Kasten für das T-Gerät, der Sender ist im Innern der Haube verbaut, wie auch in der Literatur nachzulesen. Gut erkennbar die dicken Kühlschlangen mitsamt den Anschlüssen für die Senderkühlung, die sich auf beiden Seiten befanden.

Das ist aber eine sehr späte Aufnahme, oder?
 
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 05 März 2024, 14:17:48
Moin, Herr Nilsson

Die Aufnahme FuMO PG ist aus der Zeit der Stars and Stripes, verdeckt erkennbar, s.a. ##379+380.

Die Calais-Passage habe ich bisher so verstanden, dass die nunmehr einheitlich als FuMG (seetakt) zu bezeichnenden Geräte je nach Zusammenhang vorher anders firmierten: allgemein als Dete-Geräte, an Bord EM-II und bei der Land-Marine als Calais-Geräte. 
Meiner Meinung nach belegt die Passage nicht, dass alle Bezeichnungen im Bordbereich Verwendung fanden.
Aber naja, wie gesagt, bisher mein Verständnis - das deutsche Sprach ist eben ein Quell ewiger Missverständnisse ;-)

Die Lamellen als optische Tarnung leuchten mir nach wie vor nicht ein.
Da doch eigentlich zu vermuten ist, dass der Metallgrill Auswirkungen auf die aus- bzw. eingehende Strahlung hatte, wird man das doch nicht in Kauf genommen haben, nur um im Hafen irgendwem die Dipole zu verbergen, was ja anders, Stichwort: Persenning, deutlich einfacher gewesen wäre.
Abenteuerlicher Gedanke: Könnte es technisch sein, dass man damit die Wellenlänge beeinflussen und 'tarnen' konnte/wollte? Pardon, der Laie spricht.

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Herr Nilsson am 05 März 2024, 15:10:20
Hallo Reinhard,

die Calais-Passage kann man so oder so verstehen. Du wirst aber wohl recht haben. Wie neulich geschrieben, meinte ich mich erinnern zu können, dass schiffsgestützten Anlagen hin und wieder als Calais bezeichnet wurden. Da kann ich mich aber auch getäuscht haben. Falls ich noch einmal drüber stolpere, werde ich das kommunizieren.

Tja, die Frage bleibt, warum "Tarnung" im Anschlussbericht steht. Ich kann es nicht sagen. Einen Einfluss auf die Sendeleistung hat ein solches Gitter jedenfalls nicht, wenn es senkrecht zur Polarisation des abgestrahlten Signals hat. Vielleicht ist es ja tatsächlich einfach ein Drahtgitterpolarisator, der horizontale und querstehende Wellen abschirmen soll. Ich würde ihn aber bei meinem laienhaften Verständnis der Funktionsweise und der Anordnung der einzelnen Antennen nicht erwarten, zumal es ja das Gerät ja anscheinend auch ebensogut ohne funktioniert. Eine Persenning direkt über den Antennen würde aus meiner Sicht jedenfalls die Gefahr eines Hängenbleibens und Verbiegens erhöhen.       
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 10 März 2024, 11:17:13
Hallo Allerseits,

zum "Calais"-Begriff:

In der NVK-Chronik sind die verschiedenen Antennenarten eindeutig als Calais-, Seetakt- etc. bezeichnet und damit auch zu identizieren. Ich halte das NVK und damit diese Quelle sogar als originär für die Bezeichnungen, die Antennen wurden schließlich dort entwickelt oder zumindest erprobt und die Anlagen erhielten nach meiner Schätzung nach ihre "Tarn-" Bezeichnungen sogar nach der Antennenform, nicht etwa anders herum.

Aus genau diesem Grunde, nämlich der eindeutigen Zuordenbarkeit der Antennenbezeichnungen zu bestimmten Anlagen wurden die Bezeichnungen 1943 nochmals abgeändert zu "FuMO" mit anschließender Ordnungsnummer, zwecks Verschleierung der Identität. Die vorherigen "Tarn-"Bezeichnungen sollten nicht mehr benutzt werden.

Der Begriff "Calais-Anlage" ist von der technischen Seite aus auch nicht mehrdeutig. Er kann den landbasierten Anlagen mit Drehstand UND 2x6-Calais-Antenne zugeordnet worden. Dies sind die Geräte FuMG 39/40 G (gB) bzw. FuMO 1/2 sowie teilweise das FuMG 40 G (gD), bzw. FuMO 3. Dessen Tarnbezeichnung lautet im Schrifttum etwas verwirrend "Calais/Zerstörersäule". Es handelt sich dabei um eine verbunkerte Anlage mit aufgesetzter Antenne und darin integriertem Sendegerät (T-Gerät, daher auch die Bezeichnung "schwer") und mit entweder breiter Calais- oder schmaler Seetaktantenne. Das ist zwar kaum bekannt, weil u.a. bei Trenkle unerwähnt, das gab es aber, s. hier:

https://www.gyges.dk/WM%20Radartypes%20ny.htm

Daher auch die Einordnung als FuMO 3 in den Nummernkreis für die Landanlagen, trotz tw. Verwendung der "Seetakt"-Antenne. FuMO 3 heißt also IMMER verbunkerte Landanlage, aber eben mit wahlweise schmaler oder breiter Antenne, daher auch der Schrägstrich in der Bezeichnung. "Calais" bezeichnet so IMMER die breite Antennenform, auch bei den Anlagenbezeichnungen. Die in obigem Link abgebildete Anlage in Dänemark wäre also als "FuMO 3 Calais" anzusprechen, die anderen hingegen als "FuMO 3 Zerstörersäule".

Grüße
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 10 März 2024, 15:01:50
Moin, Gabler

Rein formal quellenkritisch würde ich die handschriftlichen Einfügungen in der NVK-Chronik nicht unbedingt als das verbriefte Basiswissen einklassieren, das anderem zugrundegelegt wurde.
Meine Skepsis leitet sich u.a. auch aus den etwas fragwürdigen Rekonstruktionsversuchen hinsichtlich der Zuordnung zu einzelnen Einheiten ab.

Was nun das Thema 'Calais - was isses eigentlich?' betrifft, so klärt sich das Problem für mein Verständnis noch nicht wirklich.
Deine Beispiele betreffen doch alle Landanlagen.
Einen Hinweis darauf, dass der Begriff Calais-Anlage auch für Bordanlagen (systematisch) Verwendung fand, erkenne ich da noch nicht, oder übersehe ich da etwas?
Aber das war doch unsere offene Frage, oder nicht?

Die Bezeichnung 'Zerstörersäule' bei Landanlagen besagt meiner Meinung nach lediglich, dass die aufgesetzte FuMG-Säule bei Landanlagen äußerlich eben der Montageform bei Zerstörern entsprach. Will heißen, man beschreibt das Aufgesetztsein auf dem Dach von irgendwas, bei Zerstörern eben auf dem Kommandostand (wie auch bei KL, NG), und nicht an der Front von irgendeiner Struktur oder auf einem Ausleger. Oder sehe ich das zu schlicht?

Fuhren nach Deinem Verständnis die Zerstörer mit breiter Antenne gar keine 'Zerstörersäule' mehr, sondern ein Calais-Gerät?
Kann mir nicht helfen, aber das erschiene mir doch etwas abwegig.
Hänge mal drei Zerstörer-Ausschnitte aus 1944/45 an und wäre gespannt, wie Du die Nomenklatur dazu siehst.

Es bleibt spannend.
Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 11 März 2024, 14:49:09
Hallo,

ok, soll kein Baubericht sein und passt vielleicht nicht wirklich hier in die technische Fachdiskussion aber anbei mal die Grundstruktur der großen 3,20m x 6,60m Antenne für das FuMO 26 des oberen E-Messers von Tirpitz ab März 1944.
Die eigentliche Antenne mit den 32 dipoles Tx 32 dipoles Rx muss ich noch bauen....und es fehlen noch diverse Antennen, bzw Geräte auf dem DeTe Haus


Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 12 März 2024, 10:20:03
Hallo mike_o,
Zitat von: mike_o am 11 März 2024, 14:49:09... anbei mal die Grundstruktur der großen 3,20m x 6,60m Antenne für das FuMO 26 des oberen E-Messers von Tirpitz ab März 1944.
Danke für's Teilen ... :MG: ... sehr interessant und detailreich ... top ... Fragen dazu:
- um welchen Maßstab handelt es sich?
- hast Du Originalzeichnungen bzw. Konstruktionsunterlagen aus Archiven (z.B. GEMA-Unterlagen aus dem Landesarchiv Berlin) verwendet?
- fertigst Du noch weitere Antennen?

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 12 März 2024, 10:27:44
Hi OLPE,

das ist M 1:40 ...nein, diese Unterlage habe ich leider nicht, ich habe mich in erster Linie an Bilder von PG und Gally Planunterlagen zu Tirpitz gehalten.
Weitere Antennen sind nicht geplant, nur eben die Vervollständigung, wobei da ja noch einige Antennen hinzu kommen, wenn ich denn mal gesichert weis, welche noch im Juni 44 eingebaut waren..

Grüße

Mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 12 März 2024, 10:35:42
Hi,

tolles Modell! Kennst Du diese Quelle:

https://www.gyges.dk/WM%20radar.htm

Dort findet sich bei "FuMO 4 a story and a study " ein PDF-Dokument mit Bildern und einer Skizze von Fritz Trenkle zur Seeartantenne.

Grüße
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 12 März 2024, 10:38:48
Hi,

kannte nur die Bilder, nicht aber das PDF....  super Danke dafür

Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 12 März 2024, 11:47:47
Ich platze einfach mal hinein - mich machen immer mehr erwähnte Peilverfahren stutzig:

Allein Kroge:

LeitlinienPeilung
SchnittpunktPeilung
MaximumPeilung
MinimumPeilung (Radattel)
SüselPeilung

In den Anhängen unten zusätzlich (incl Luftziele):

FlimmerPeilung
KurzzeitPeilung
TieffliegerPeilung nach Quotientenverfahren

Gibt es da irgendwelche technischen Abhandlungen wo diese mehr oder weniger klar differenziert werden? Maximum - Minimum weiß ich nun. Schnittpunkt ordnet Kroge wenn recht erinnert (hab das Buch jetzt nicht zur Hand) in den Zeitraum Leitlinie-Radattel ein - wird hier aber mit späteren Anlagen in Verbindung gebracht.

Blickt von euch da jemand durch? Gruß Frank

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 12 März 2024, 12:36:25
Zitat von: Hägar am 10 März 2024, 15:01:50Moin, Gabler

Rein formal quellenkritisch würde ich die handschriftlichen Einfügungen in der NVK-Chronik nicht unbedingt als das verbriefte Basiswissen einklassieren, das anderem zugrundegelegt wurde.
Meine Skepsis leitet sich u.a. auch aus den etwas fragwürdigen Rekonstruktionsversuchen hinsichtlich der Zuordnung zu einzelnen Einheiten ab.

Was nun das Thema 'Calais - was isses eigentlich?' betrifft, so klärt sich das Problem für mein Verständnis noch nicht wirklich.
Deine Beispiele betreffen doch alle Landanlagen.
Einen Hinweis darauf, dass der Begriff Calais-Anlage auch für Bordanlagen (systematisch) Verwendung fand, erkenne ich da noch nicht, oder übersehe ich da etwas?
Aber das war doch unsere offene Frage, oder nicht?

Hallo Hägar,

zur NVK-Chronik nochmals zusammenfassend:

Diese wissenschaftlich-technische Dokumentation über das NVK stammt von 1945, die (unvollständig/fehlerhafte) handschriftliche Skizze mit den Zuordnungen der Geräte zu den Schiffen ist vmtl. nachträglich erstellt, nicht jedoch die vorangestellten Skizzen und Bezeichnungen zu den Antennen auf Seite 95.

Zu den Bezeichnungen ergänzend noch ein Zitat von Seite 98:
(Zitat) b 2.)   Seetaktische Anlage "Calais"
Die Anlage "Calais" unterschied sich von der Seetaktanlage des vorherigen Abschnittes (b 1.), Anm.d.Verf.) lediglich in der Antennenausführung"
(Zitat Ende)

Es wird also bei der Bezeichnung "Calais" hier kein Unterschied gemacht zwischen see- oder landgestützten Anlagen, lediglich die Antennenform ist maßgeblich dafür.

ZitatDie Bezeichnung 'Zerstörersäule' bei Landanlagen besagt meiner Meinung nach lediglich, dass die aufgesetzte FuMG-Säule bei Landanlagen äußerlich eben der Montageform bei Zerstörern entsprach. Will heißen, man beschreibt das Aufgesetztsein auf dem Dach von irgendwas, bei Zerstörern eben auf dem Kommandostand (wie auch bei KL, NG), und nicht an der Front von irgendeiner Struktur oder auf einem Ausleger. Oder sehe ich das zu schlicht?

Fuhren nach Deinem Verständnis die Zerstörer mit breiter Antenne gar keine 'Zerstörersäule' mehr, sondern ein Calais-Gerät?
Kann mir nicht helfen, aber das erschiene mir doch etwas abwegig.
Sehe ich genau so (also das mit der Zerstörersäule, nicht mit der Abwegigkeit :-), habe aber (noch) keinen Nachweis über den Einführungszeitpunkt des FuMO 3. Anhand der Dete-Geräteliste vom 04.06.40 läßt sich nachweisen, daß die Geräte 19-21 für die Verwendung auf Zerstörern vorgesehen waren. Eine Konstruktion als Drehsäule auf dem Bedienhaus (also Ausführung "L") muß dann ja wohl schon vorhanden gewesen sein. Nach meinen bisherigen "Erkenntnissen" sind die Ordnungsnummern der FuMO-Systematik innerhalb ihres jeweiligen Nummernkreises schon chronologisch vergeben worden. Das spricht dafür, daß das FuMO 21 so ziemlich als erstes vorhanden war, auch wenn erst die Dickschiffe mit den Geräten FuMO 22/23 ausgestattet wurden.

Wie Du nehme auch ich an, daß die Bezeichnung für das mglw. später entwickelte FuMO3 übernommen wurde. Ich meine auch bei Trenkle irgendwo gelesen zu haben, daß die Verbunkerung erst eingeführt wurde, nachdem die Engländer angefangen hatten, die ungeschützten FuMO-Anlagen aus der Luft anzugreifen. Das wird also irgendwann frühestens Mitte 1940 gewesen sein. Hingegen hatten schon die "Dete-I-Versuchsträger" G10 und Königsberg bereits im Jahr 1937 eine auf das Bedienhaus aufgesetzte Antenne (s. Bilder früher in diesem Thread). Wenn man so will, das erste Versuchsmuster der "Zerstörersäule" bzw. der Bauform "L". Der erste Einbau auf einer schweren Einheit (Graf Spree) erfolgte erst erst Anfang 1938 in Form einer aufgesetzten Haube ("O"), das war damit quasi ein Prototyp des später so genannten FuMO 22. 1940 wurde dann das spätere FuMO 23 (integrierte Anlage) entwickelt. So gesehen passt die Reihenfolge. Schließlich wurden alle drei Gerätebaureihen "Seetakt-Anlagen" genannt, denn sie hatten ja alle die - Seetaktantenne :-)

Was die breite Antenne auf den Zerstörern und Kreuzern betrifft: ja, grundsätzlich würde ich diese Geräte ebenfalls als Calais-Anlagen bezeichnen und zwar aus einem Grund: Die Verwendungsmöglichkeiten der einzelnen Anlage lassen sicha an der Antennenform erkennen, nicht jedoch die FuMO-Bezeichnung, die "nur" verschiedene "Ausstattungsvarianten" bzw. Montagepositionen ein und desselben Gerätes, nämlich des GEMA-Gerätes bezeichnet.

Daß die Zerstörer-bzw. Kreuzer-Anlagen mit Calais-Antennen im Marine-Schrifttum nicht als solche bezeichnet wurden, könnte mit dem Einführungsjahr zusammenhängen: Ab 1943 sollten wie schon erwähnt die FuMO-Bezeichnungen und eben nicht mehr die "Tarn-"Bezeichnungen verwendet werden. Das ist nur eine Vermutung, weiß ich doch nicht, wann die breiten Antennen überhaupt als Ersatz für die Seetaktantennen verbaut wurden, das läßt sich aber sicher noch klären. Trenkle schreibt zwar bspw., daß man die Geräte FuMO21 und 24 an der Antenne unterscheiden könne, aber woher er die Zuordnung der Antennenform zur FuMO-Nummer hat, weiß ich nicht (einzige Möglichkeit bisher: Die Handskizze aus dem NVK-Bericht, die vielleicht von ihm selbst stammt :-). Die FuMO-Bezeichnung jedoch basiert auf Geräteausstattung und Montageort, wie wir wissen, und nicht auf der Antennenform.


ZitatHänge mal drei Zerstörer-Ausschnitte aus 1944/45 an und wäre gespannt, wie Du die Nomenklatur dazu siehst.

Es bleibt spannend.
Gruß - Hägar

Dementsprechend würde ich Deine Aufnahmen wie folgt klassifizieren: Z4 und Z15 als Calais-Anlage (FuMO 24 nach Trenkle) und Z30 Seetaktanlage (FuMO21). Neben dem Längen-Breitenverhältnis der Antenne zur Bestimmung kann man auch noch den wesentlich kleineren Kasten an der Drehsäule zur Unterscheidung heranziehen: Beim FUMO21 war der Sender noch an der Drehsäulem befestigt, bei den beiden FuMO24 ist er (vmtl., wie bei den Geräten auf den Hauben der Schlachtschiffe), ins Innere gewandert. Es verbleiben nur einige andere Bauteile an der Antenne. Allerdings habe ich auch schon breite Antennen mit dem großen Kasten gesehen (Z33).

Grüße und ich hoffe, es ist nicht zu verwirrend. Spannend jedenfalls bleibt es  :wink:

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 13 März 2024, 21:44:25
Hallo Frank,
Zitat von: Leopard2A6EX am 12 März 2024, 11:47:47Ich platze einfach mal hinein - mich machen immer mehr erwähnte Peilverfahren stutzig:

Allein Kroge:

LeitlinienPeilung
SchnittpunktPeilung
MaximumPeilung
MinimumPeilung (Radattel)
SüselPeilung

In den Anhängen unten zusätzlich (incl Luftziele):

FlimmerPeilung
KurzzeitPeilung
TieffliegerPeilung nach Quotientenverfahren

Gibt es da irgendwelche technischen Abhandlungen wo diese mehr oder weniger klar differenziert werden? Maximum - Minimum weiß ich nun. Schnittpunkt ordnet Kroge wenn recht erinnert (hab das Buch jetzt nicht zur Hand) in den Zeitraum Leitlinie-Radattel ein - wird hier aber mit späteren Anlagen in Verbindung gebracht.
eine interessante Fragestellung. Weitere Verfahren, die in der Literatur vermerkt sind:
- A/N-Peilung (Angleichungs-, Schnitt- oder Vergleichspeilung)
- Zwillingsbakenpeilung
- verschiedene Summen-Differenzverfahren (die "Süsel-Peilung gehört dazu)

Ich habe zwar eine Aufstellung mit Skizzen, aber diese ist noch recht lückenhaft.
Mir relativ neu war die von Dir erwähnte "Flimmer"-Peilung, die übrigens bei der passiven deutschen Funkmeßanlage "Heidelberg" zum Einsatz kommen sollte (aber nicht kam). Angewandt wurde diese dann später beim russischen Luftabwehrkomplex 2K11 "Krug" --/>/> klick (http://www.tla-der-nva.de/TLA-2K11.html) ("Strg-F": Flimmerpeilung). Leider keine Erklärung der Funktion ...
 
Möglich, das Trenkle Auskunft geben kann: "Die deutschen Funkpeil- und Horchverfahren bis 1945". Das Buch habe ich selbst leider nicht im Bestand. Vielleicht kann ein Forummitglied da mal reinschauen, ob was zu finden ist ... :O/Y ...

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 13 März 2024, 21:58:20
Danke dir Olpe! Ich habe das - ich schaue mal..

Edit: Stichwort FlimmerPeilung ergibt bei Google einiges an sowjetischen Luftabwehrsystemen in NVA-Beständen.

In besagtem Trenkle ist auf S44 eine interessante Tabelle die einige Peilarten zusammen fasst und beschreibt. Wenn ich Zeit finde kann ich - wenn gewünscht - die Daten hier einstellen. Danke für den Tipp Olpe!

Gruß Frank

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 18 März 2024, 22:40:34
Hallo Allerseits,

gibt es denn neue Erkenntnisse zu den Schutzgittern der Antennen?

Bei der Durchsicht von Fotos von Landanlagen sind mir solche Gitter überhaupt nicht untergekommen, da waren die Dipolanordnungen immer leicht erkennbar.
Ein Verwendungszweck also ausschließlich für die Bordanlagen? Zusammen mit dem genannten Erprobungsbericht PG sowie den bereits gezeigten Bildern mit den abgedeckten Spee- sowie den beiden anderen Dete-Geräte-Antennen kommt doch ein anderer Zweck als Tarnung nicht in Frage, oder?

Für ein reines Traggerüst, über das eine Segeltuchpersenning zu legen wäre, erscheinen die Lamellenstrukturen aber viel zu aufwendig, da hätten es eine Handvoll Spriegel auch getan, so wie das bei mehreren Aufnahmen von G10 und Königsberg den Anschein hat. Also eine neue Vermutung:

Ob es sich um eine Sichtschutzjalousie handelt? Das würde die feinteilige Gliederung erklären und zudem würde mit Hilfe eines Gestänges eine solche Jalousie bequem vom Inneren der Haube und vor allem blitzschnell zur Tarnung bzw. Enttarnung bedient werden können, anstatt in 30 Metern Höhe einen Mann "in die Rahen" zu schicken, um da ein Segel zu setzen oder zu reffen, wie einst der alte Luckner auf seiner Seeadler ;-)

Gut vorstellbar aber auch, daß der ganze Krempel recht empfindlich und nicht so wirklich seefest war. Das würde erklären, warum die Versuche nicht zufriedenstellend waren und die Tarnung im Laufe der Zeit entfernt wurde.

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 19 März 2024, 12:39:05
Hallo,

also bei Tp ist das Gitter, so nenne ich es mal, mal vorhanden und mal nicht. Wenn Tp im Faettenfjord lag ist es meistens montiert, aber auch beim Einlaufen in den Vestfjord am 9.3.42 nach der Unternehmung gegen PQ 12 / QP 8 ist das Gitter montiert, also quasi noch auf hoher See, wegen Trnungszwecken kann ich mir zu diesen Zeitpunkten diesen Grund nicht wirklich vorstellen aber wer weiß....später im Kaafjord 1943 nur schwer nachweisbar wegen fehlender hoch auflösender Fotos aber hier und da meine ich es zu erkennen.
Meistens, so zumindest bei Tp am Liegeplatz, waren die E-Messer immer vom Land aus gesehen in Schifflängssrichtung gedreht, sodass man nie genau drauf sehen konnte, am Liegeplatz Faettenfjord verlief gegenüber eine Straße und eine Bahnlinie, die E-Messer wurden dort immer nach Bb. Seite gedreht, so dass von den öffentl. Verkehrswegen niemand die so ohne Weiteres einsehen konnte.
OK, das hilft aber Deiner Frage nicht wirklich weiter...
Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 19 März 2024, 15:13:22
Zitat von: Thoddy am 04 Januar 2024, 12:22:58Bisher wurde der Tirpitzbericht nicht mehr aufgefunden.

Noch ne Info Funkmess
im KTB Scharnhorst ca 11/1943 - 12/1943 gibt es noch mal eine Info zur Beobachtung von 28 cm Geschosseinschlägen Messreichweite
~17,7 km.

Desweitern ist auch die Rede davon, wie der Konvoy am Nordkap gefunden wurde. Und zwar mit luftgestützem Funkmess auf über 50 km Entfernung...Er wurde als langezogene Kette beschrieben.

Da ergibt sich doch glatt die Frage, warum der dann nicht kontinuierlich beobachtet wurde... einschließlich seiner Umgebung.


Hallo Thoddy,
Stammt die Beobachtung auf ~17,7km vom vorderen oder vom hinteren Funkmess? Falls du das herauslesen kannst...
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 19 März 2024, 15:46:18
Hallo,
Zitat von: Gabler am 18 März 2024, 22:40:34gibt es denn neue Erkenntnisse zu den Schutzgittern der Antennen?
... ja, das ist eine Frage, dessen Antwort mich auch interessiert. In Anlehnung zu einer E-Mail an ein Forenmitglied hier Gedanken dazu: In der letzten Zeit habe ich zu diesem Problem historische und aktuelle Literatur durchforstet, insbesondere Hollmann ,,Ultrakurze Wellen" von 1936, ,,Radar Electronic Fundamentals" von 1944, ,,Radar System Engineering" von 1947-51, Meinke-Gundlach ,,Taschenbuch der Hochfrequenztechnik" von 1962 u.a.m., darunter auch alte Monatshefte der Funktechnik aus den Dreißigern und Vierzigern. Leider gab es keinerlei Hinweise auf die Querstreben dieserart Antennen (,,Gruppenstrahler", ,,Bedspring Antenna", auch ,,Curtain Array") oder auf den tieferen mechanischen Sinn dieser Anordnung.

In den Archiven mögen noch Entwicklungsabläufe, Konstruktionsprinzipien und Pläne des Antennenherstellers (GEMA?, Telefunken?) sowie Handbücher, Dienstvorschriften und Lehrmaterial der Marine schlummern. Ab und an findet man etwas digitalisiertes, wie z.B. die Lehrunterlagen vom ,,Jagdschloß A", allerdings Luftwaffe. Zu den Marine-Matratzen leider bis Dato keine Spur ...

Eine Wechselwirkung der von den Dipolen abgestrahlten Wellen mit den Streben im Sinne eines Direktors (siehe Yagi-Uda-Antenne) kann weitgehend ausgeschlossen werden. Die Polarisierung der Dipole ist vertikal, die Streben sind horizontal polarisiert. Hier ein interessantes Lehrvideo, welches dieses recht gut verdeutlicht:

--/>/> https://www.youtube.com/watch?v=mUMOalU2nz8 klick (https://www.youtube.com/watch?v=mUMOalU2nz8)

Ich gehe nach bisherigem Recherchestand davon aus, dass es eher Gründe des Sichtschutzes waren, welche zum Anbau der gut 60 Streben geführt haben. Inwieweit diese aus Metall bestanden, mag dahingestellt sein. Interessant ist auch, das nach meinem Kenntnisstand bei anderen Dipol-Gruppenantennen diese Querstreben nicht verbaut wurden, weder in D, GB, USA oder SU.

Das alles hilft zwar auch nicht wirklich weiter, aber ich habe die Suche noch nicht aufgegeben und hoffe, hierzu sowie auch zu anderen interessanten (antennen)technischen Themen der damaligen Zeit belastbare Antworten zu finden.

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 25 März 2024, 12:42:53
Hallo mike_o,

Danke Dir für Deinen Beitrag. Klingt aber im großen und ganzen doch nicht widersprüchlich, oder? Habe auch nochmals beigefügt zwei weitere Aufnahmen, diesmal von der Graf Spee in Montevideo. Das vorgesetzte Gitter erscheint sogar dunkler als die hinter den Dipolen befindliche "Matratze", also der eigentliche Antennenspiegel.

Werde mir wohl die Tirpitz-Buchreihe doch auch anschaffen, die sind aber derzeit nicht alle lieferbar. Zur Seitwärtsstellung: Hier stand schon einmal a.a.O. geschrieben, daß die Haube in Ruhestellung zur Seite gedreht wurde, also wenn sie nicht in Betrieb war. Eine ablandige Stellung ist da aus Tarnungsgründen gut nachvollziehbar.

Grüße

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 26 März 2024, 21:53:29
Hallo Leute,
Vielen Dank für eure guten Beiträge. Ich staune!
Mittlerweile habe ich den Eindruck, dass radargelenktes Feuer war auch nachts möglich war in Abhängigkeit von der Sichtbarkeit der Einschläge auf den Seetakt-Geräten.
Ich frage mich inwiefern dies einen Reichweitenvorteil bei Nacht gegenüber Scheinwerfern oder Starshell bedeutete.
Hat jemand Zahlen über die Reichweite mit Scheinwerfern und Leuchtgranaten?
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 28 März 2024, 16:49:14
Hallo Olpe,

Zitat von: olpe am 19 März 2024, 15:46:18Eine Wechselwirkung der von den Dipolen abgestrahlten Wellen mit den Streben im Sinne eines Direktors (siehe Yagi-Uda-Antenne) kann weitgehend ausgeschlossen werden. Die Polarisierung der Dipole ist vertikal, die Streben sind horizontal polarisiert. Hier ein interessantes Lehrvideo, welches dieses recht gut verdeutlicht:

--/>/> https://www.youtube.com/watch?v=mUMOalU2nz8 klick (https://www.youtube.com/watch?v=mUMOalU2nz8)

etwas halb-OT: Wie würdest Du demnach die Möglichkeit beurteilen, daß Bismarck mit seiner vertikal polarisierten FuMO-Antenne die Funkstrahlen der britischen Verfolger empfangen konnte? Nach meinen bisherigen Internet-Recherchen hatten die zu dieser Zeit auf den britischen Kreuzern montierten Radar-Anlagen (279,284,285,286) allesamt horziontal polarisierte Dipol-, bzw. Jagi-Antennen. Gleiches gilt für die Anlagen von PoW und Hood, auf die Bismarck später traf.

Die Frage war hier:
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=8797.0
schon vor langem einmal thematisiert worden. Bin gespannt auf Deine Antwort.

Grüße

Gabler


Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 28 März 2024, 22:20:56
Hallo,
Zitat von: Gabler am 25 März 2024, 12:42:53Habe auch nochmals beigefügt zwei weitere Aufnahmen, diesmal von der Graf Spee in Montevideo. Das vorgesetzte Gitter erscheint sogar dunkler als die hinter den Dipolen befindliche "Matratze", also der eigentliche Antennenspiegel.
... danke für die Bilder der Antenne von GS. Sie sind recht aufschlußreich ... :MG: ...

Zitat von: Gabler am 28 März 2024, 16:49:14Wie würdest Du demnach die Möglichkeit beurteilen, daß Bismarck mit seiner vertikal polarisierten FuMO-Antenne die Funkstrahlen der britischen Verfolger empfangen konnte? Nach meinen bisherigen Internet-Recherchen hatten die zu dieser Zeit auf den britischen Kreuzern montierten Radar-Anlagen (279,284,285,286) allesamt horziontal polarisierte Dipol-, bzw. Jagi-Antennen. Gleiches gilt für die Anlagen von PoW und Hood, auf die Bismarck später traf.

Die FuM-Anlagen auf den britischen Einheiten lagen von der Frequenz her doch stark neben der deutschen Welle ,,g" mit 81,5 cm und 368 MHz (--/>/> klick (http://www.navweaps.com/Weapons/WNBR_Radar.php) britische Marineradare). Dass da mal eine Einstreuung bzw. Oberwellen in den vertikalen Dipolen der deutschen Matratzen mitgenommen wurde, ist in der Praxis sicher nicht ungewöhnlich, auch wenn die Aussendung der anderen Station auf H polarisiert war. Abgeschwächte unsynchronisierte Störungen können hier die Folge sein, Blips auf dem Beobachtungsrohr. Es ist m.E. aber zu weit gegriffen, hier eine Art passive Funkmeßortung im Sinne eines FuMB zu vermuten. In der Literatur ist nach meinem Recherchestand nicht vermerkt, dass die GEMA-FuMO auf BS dazu in der Lage gewesen wären, geschweige denn dafür konstruiert wurden. Das gilt nach meinem Dafürhalten auch für die Antenne: die Lamellen lassen sich sicher nicht als Zusatzdipole für Passivortung ansprechen.
Ansonsten ist im genannten thread https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=8797.0 (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=8797.0) darüber viel Kluges geschrieben worden, aus meiner Sicht recht ausführlich.

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 29 März 2024, 11:58:03
Hallo Olpe,

vielen Dank für Deine hochinteressanten Ausführungen, die ich nur aus angelesenen Erkenntnissen ergänzen kann:

Tatsächlich hat das NVK nach den Erkenntnissen der Bismarck-Unternehmung mit Versuchen zur Funkmessbeobachtung begonnen, vielleicht sogar auf dieselbe Weise wie die Tübinger Studenten in dem Video: Indem sie die Hertz´schen Versuche nachgestellt haben (das haben wir in der Schule auch gemacht). Da man der Annahme war, die Engländer verwendeten ebenso wie die Deutschen vertikal polarisierte Antennen, hat man als allererste Beobachtungsantenne einen schlichten vertikalen Dipol eingeführt. Der bekam sogar eine eigene Bezeichnung: "FuMBAnt 1 Hondo" und war damit die erste Radarwarnantenne der Welt. Nur: Er hat nichts getaugt, weil die Engländer horizontal gesendet haben. Erst als eine zweite, mit etwa 45° schräg polarisierte Dipolantenne hinzukam, wurden erste Signale entdeckt. Man hat dann die beiden Dipole auf ein Lattenkreuz genagelt und fertig war die "FuMBAnt. 2 Honduras". Diese ist auf den U-Booten ab August 1942 eingesetzt worden und unter dem Namen "Biskaya-Kreuz" bekannt geworden.

Als Empfangsband für das Biskaya-Kreuz wurde irgendwo der Bereich von ca. 1,2m bis ca. 4m genannt, keine Ahnung ob das zutrifft. Wenn es aber so war, dann sind die Dipole für sich ja durchaus breitbandig, zumindest im Meterbereich. Tatsächlich konnten mit der Antenne sowohl die später deutscherseits als "ASV-Welle" bezeichnete Ortungswelle auf etwa 1,7m empfangen werden als auch die als "Schiffswelle" identifizierte Wellenlänge von um 1,4m. Man konnte also nach einiger Erprobung (die sicher teuer erkauft wurde) die Sender identifizieren. Damit ist der Nachweis erbracht, daß mit einer einzelnen Dipolantenne Funkmessignale empfangen werden konnten, deren Wellenlängen absolut gesehen etwa 30cm voneinander entfernt waren, was uns wiederum zur Bismarck zurückbringt.

In dem verlinkten Thread wird die Frage gestellt, ob mit der 80cm-Seetaktanlage der Bismarck die 50cm-Funkwellen des englischen Typ-284-Feuerleitradars, mit dem Suffolk Fühlung zur Bismarck hielt, hätten empfangen werden können. Nach den Erkenntnissen mit dem Biskaya-Kreuz: sehr wahrscheinlich ja. Aus den selben Erfahrungen mit der Wirkungslosigkeit der Hondo-Antenne und der vertikalen Honduras-Antenne hingegen wird man aber wohl sagen können: Aufgrund der "falschen" Polarisation mit ziemlicher Sicherheit nein. Und dabei ist die Frage nach der Möglichkeit einer "passiven" Betriebsform des FuMO-Geräts noch gar nicht gestellt. Irgendwo stand, es wurde ein Aktiv-Passiv-Umschalter später eingeführt, dies allerdings in Zusammenhang mit dem 1941 eingeführten Marine-Kenngerät "Wespe". Ob es das auf Bismarck schon gab, weiß ich nicht, halte es wegen des Einführungszeitpunkts für eher unwahrscheinlich.

Übrigens hat man den selben Fehler zwei Jahre später noch einmal wiederholt: Nachdem das H2S-Radar entdeckt wurde, hat man auf den U-Booten im Juni 1943 den Naxos-Finger von der Luftwaffe erprobt, ihn aber senkrecht aufgestellt, des idealen kreisrunden Antennendiagramms wegen. Nur leider hat auch diese Vorrichtung versagt, weil die Engländer auch mit dem ASV-MarkIII horizontale Dipole verwendeten. Erst als man im September den Finger auf etwa 45° schräg gestellt hatte (wie einst bei der Biskaya-Antenne) kamen die ersten Ortungen zustande. Man mußte aber dafür wieder die Antenne ständig von Hand drehen. Das belegt m.E.n. die entscheidende Bedeutung der Polarisation für die Emfangbarkeit der Wellen, zumindest in der Praxis. Die Wellenlänge war dagegen einfacher zu "handlen".

Ich hoffe, daß es nicht zu sehr abseitig wurde. Vielleicht sollte man dieses Thema passive Ortung sogar in den anderen Thread verschieben?

Grüße und schöne Ostern

Gabler


Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 30 März 2024, 21:07:27
Hallo,
Zitat von: Gabler am 25 März 2024, 12:42:53Habe auch nochmals beigefügt zwei weitere Aufnahmen, diesmal von der Graf Spee in Montevideo. Das vorgesetzte Gitter erscheint sogar dunkler als die hinter den Dipolen befindliche "Matratze", also der eigentliche Antennenspiegel.
... zum post #588 nochmal und den Bildern. Diese ,Matratzenantenne in Kastenform und vorgesetzten Lamellen' wurde demnach bereits in der Zeit des Übergangs von Labormustern zu den Versuchs- und Musteranlagen der GEMA entwickelt (aber noch vor den Vorserienanlagen). Bedeutet: die ,,Lamellenantenne" ist im Zuge der Montage der Funkmeßgeräte auf ,,STRAHL"/,,G 10"/,,KÖNIGSBERG" 1937 (60cm) und auf ,,ADMRIAL GRAF SPEE" 1938 (60cm? oder bereits 81,5cm?) eingerüstet worden. Die Antennenkonstruktion und die Montageart (hochkant, quer, mit Lamellen oder ohne) änderte und testete man wohl auch, um eine günstige Positionierung zu finden und die Abstrahlung der Richtdiagramme zu optimieren. Dieses wurde im thread ja mehrfach von usern angedeutet und ist aus Bildern zu folgern. Die Kastenform der Antennen (anscheinend mit Lamellen) ist dann bei den ersten Vorserienanlagen wohl erst mal beibehalten worden.

Hierzu Von Kroge im GEMA-Buch S. 64-65:
Zitat Beginn:
,,In neueren Planungen wurde festgelegt, daß bis Frühjahr 1937 gemeinsame Anlagenteile von DeTe I und DeTe II als Prototypen in zehnfacher Ausführung gebaut werden sollten. Für DeTe I sollten bis zum gleichen Zeitpunkt drei Sender und Empfänger als Muster gebaut werden. Die damit ausgerüsteten Anlagen sollten an Bord von Schiffen für Versuchsfahrten installiert werden. Als Spiegel für Schiffseinsatz wurde ein Stahlrohrrahmen mit Maschendraht als Reflektor konstruiert, vor dem zwei mal zehn Ganzwellendipole zum Senden und Empfangen angeordnet waren."
Zitat Ende.


Auf S. 79:
Zitat Beginn:
,,Nach dem Leichten Kreuzer "Königsberg" wurde das Versuchsboot ,,Strahl" der NVA (Anm. OLPE: Nachrichtenveruchsanstalt) für die Wehrmachtsmanöver im September 1937 mit einem DeTe I-Gerät und einem DeTe II-Gerät ausgerüstet. Das erste mal wurde die große Antennenanlage eines Flum-Gerätes auf einem Schiff installiert."
Zitat Ende.

Leider (noch) kein Hinweis auf die Lamellen ...

Soweit einige Gedanken.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 04 April 2024, 21:29:22
Hallo,
Zitat von: Gabler am 29 März 2024, 11:58:03... wird die Frage gestellt, ob mit der 80cm-Seetaktanlage der Bismarck die 50cm-Funkwellen des englischen Typ-284-Feuerleitradars, mit dem Suffolk Fühlung zur Bismarck hielt, hätten empfangen werden können. Nach den Erkenntnissen mit dem Biskaya-Kreuz: sehr wahrscheinlich ja.
... nun, mein Optimismus im Hinblick auf diesen gedanklichen Pfad ist eher gedämpft ... Die Welle ,,g" (das ,,Anfang 1939 zwischen den einzelnen Truppenteilen für ihre jeweiligen Anlagen vereinbarte Wellenlängenband auf der Dezimeterwelle ...") war mit etwa 70cm bis 90cm durchaus eng. Dass Antennen auch mal was anderes einfangen ... gut ... aber der Empfängereingangsschwingkreis des Funkmeßgerätes mit verschiedenen Paß- und Bandfiltern ist schon stringent auf die eigene Sendefrequenz (hier: 368 MHz/81,5cm) bzw. Band getrimmt. Mit den BS-FuMO's passiv auf Jagd nach britischen Ausstrahlungen zu gehen, halte ich für möglich, aber Ortungen sind wohl eher Zufall. Vorgesehen waren die Anlagen dafür nicht. Es ist aber nicht auszuschließen, dass die Bediener auf dem Schirm Störungen/Clutter erkannten. Ich dehne diesen Gedanken mal auf andere FuMO der KM – zumindest für Zeitperiode der ersten Kriegsjahre - aus.

Ohne gesonderte Geräte (FuMB) war ein sinnvolles Erfassen von gegnerischen HF-Ausstrahlungen kaum oder nicht möglich. Es ist vermutlich davon auszugehen, dass BS und/oder PG zum Zeitpunkt von Rheinübung derartige Gerätschaften (,,Metox"?)? nicht an Bord hatten. Das Biskaya-Kreuz als einfache, sicher auch wirkungsvolle Antenne mit entsprechender Bandbreite war nur so gut, wie das daran angeschlossene FuMB-Gerät mit den vorgegebenen Empfangsfrequenzen ...

PS: in der Rolle 2325 (leider schlechte Qualität) werden die Geschehnisse des gegenseitigen technischen Fühlungshaltens bei Rheinübung thematisiert. EM-II-Auffassungen und Ergebnisse des B-Empfängers spielen dabei mit hinein.

Zitat von: Gabler am 29 März 2024, 11:58:03Vielleicht sollte man dieses Thema passive Ortung sogar in den anderen Thread verschieben?
... gute Idee ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 05 April 2024, 13:21:24
Hallo olpe,

zu Deinem vorherigen Beitrag (#592): Die Detailaufnahme der Königsberg-Hockantantenne aus diesem Thread (hier nochmals angehängt) zeigt den Blechkasten auch mit seitlichen Einfassungen, der vermutlich als Reflektorspiegel diente. Die Anzahl der Dipole (8x6) der Hochkant-Antenne läßt auf Halbwellendipole schließen, mit denen sich eine Antennengröße von geschätzt 3m Bauhöhe ergäbe (Bei Ganzwellendipolen käme man auf über 5m Bauhöhe, das passt nicht zu den Dimensionen). Die Breite würde ich dann auf etwa 1,8m schätzen.

Weitere Bilder in diesem Faden zeigen die Antenne abgedeckt mit einem Tuch zur Tarnung. Der Spee-Spiegel aus etwa Juni 1938 bestand nicht mehr aus einem solchen Kasten, sondern aus einem Rohrrahmen mit Maschendraht, vermute zur Gewichtsersparnis. Zum Schutz der Dipole dann das vorgesetzte Schutzgitter, über welches dann die Verhüllung gelegt wurde. Beim Stöbern im I-Net folgende Diskussion aus 2008 im Bismarck-Forum entdeckt:

http://www.kbismarck.org/forum/viewtopic.php?f=2&t=1506&sid=e98a76ee1de0bce24c92ecf4e75c582f

Beachte das zweite Bild im ersten Beitrag. Auf der zweiten Seite dazu eine Vermutung eines Users namens Herr Nilsson ;-) aus 2010:
Zitat#2 part of radar antenna
Anbei weiterhin nochmals zum Vergleich die Aufnahme des (achteren?) Bismarck-FuMOs. Die Abstände der vertikalen Rohrstreben sind nicht gleichmäßig, wie auch auf dem Trümmer-Bild zu sehen. Ich würde auch sagen, das passt... Die Rohre scheinen hohl zu sein, vielleicht gab es ja doch einen Verstellmechanismus für die Lamellen... anderseits sehen diese eher rundlich aus...


ZitatADMRIAL GRAF SPEE" 1938 (60cm? oder bereits 81,5cm?)

Die Festlegung der zu verwendenden Wellenbänder erfolgte meines Wissens nach Anfang 1939 (v. Kroge S. 92 f.). Demnach war den seetaktischen Geräten das Wellenband "g" zugeordnet worden. Dies lag wie schon geschrieben bei 335-430MHz Frequenz, also bei 70-90cm Wellenlänge. Das Dete-Versuchs-Gerät auf Spee wurde aber schon Anfang 1938 installiert. Zu diesem Zeitpunkt waren die TS1-Röhren noch auf minimale Wellenlänge, also auf 60cm eingestellt, zwecks Verwendung kürzerer Dipole und damit Minimierung der Antennenfläche. Der Grund für das spätere Höhergehen mit der Welle lag im besseren Wirkungsgrad und damit höherer Sendeleistung. Diese betrug bei den TS1-Röhren 1KW statt nur 700-800W auf der 60cm-Welle. Die Zahlen habe ich auch aus dem Kroge- und dem Trenkle-Buch kombiniert.

Die 1,5mx3,0m Spee-Antenne war nach der 60cm-Welle dimensioniert, wie eine einfache elektronische Bild-Vermessung ergeben hat. Außerdem: Der englische Untersuchungsbericht von 1940 liegt zwar mir nicht vor, aber im Bismarck-Forum schrieb Dave Saxton vor längerem, daß die Untersuchung eine Wellenlänge von 57cm ergeben hätte. Demnach lag ihm der Bericht offenbar vor, hat er doch außerdem geschrieben, daß die Engländer erst aufgrund ihrer Auswertung des Rio-Plata-Gefechts zum Schluß kamen, Spee müsse ein besonderes Zielgerät haben, da deren Schießergebnisse außergewöhnlich gut gewesen seien, woraufhin der Spezialist nach Montevideo geschickt wurde, der zu obigem Ergebnis kam (das war jetzt mal ein langer Satz, was :-))

Spee hatte also ziemlich sicher von Anfang bis Ende das 60cm-Versuchs-Gerät, das zum Zeitpunkt seiner Einführung als "Dete-I-Gerät" bezeichnet wurde. Die Benennung als "FuMG 38" erfolgte erst "post mortem", die Bezeichnung als FuMO22 ist aufgrund der Wellenlänge sowieso falsch.

Anbei weiterhin nochmals eine Aufnahme der aufgesetzten Spee-Haube, sie ist glaube ich von Februar 1938 noch ohne Antenne. Diese wurde wohl erst im Juni oder Juli 1938 montiert. Gut zu sehen ist dieser Hochkant-Vorsatz. Meine Vermutung ist, daß es sich dabei um das Gehäuse für das Sendergerät "T" handelt, das passt von den Dimensionen und wir wissen, daß das T-Gerät anfänglich unmittelbar an der Antenne montiert wurde, montiert werden mußte.

Ein letztes: Möglicherweise wurde dieser Kasten als getarnte Hochkant-Antenne (wie bspw. auf der Königsberg) mißgedeutet und so kam man auf ein (durchaus passendes) Antennenmaß von 0,8m x 1,8m. Habe zum Vergleich noch ein Foto des 2004 geborgenen Skeletts der FuMO-Haube angefügt. Da kann man den Kasten gut sehen und von der Antenne ist bis auf ein paar Reste des Befestigungsgestänges nichts mehr zu sehen.

Von einer Antenne mit den Maßen 0,8m x 1,8m war noch nirgends anders zu lesen außer in der ersten Auflage von Trenkles Buch. Soweit ich weiterhin gelesen habe, wurde das aber in der Ausgabe von 1986 korrigiert. Vielleicht sollte mal jemand diese amerikanische Navweaps-Seite aktualisieren, sonst pflanzt sich das ewig fort und man muß alle paar Jahre wieder von vorn anfangen. Was wir hier schreiben ist ja auch alles kalter Kaffee und schon zum x-ten mal aufbereitet - nur noch nicht von uns :-)

Grüsse
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 05 April 2024, 17:54:43
Der Bericht, den der "Altmetall-Händler" aus Montevideo samt Fotos und der Überreste zurück nach GB schickte, ist dem Autor Damian Lewis zufolge heute noch unter Verschluss. Stand Mai 2020 1. Auflage "Churchills Shadow Raiders" S.361. Sollte also somit auch einem Dave Saxton nicht vorliegen. Kann das jemand bestätigen oder widerlegen?

Edit: der Autor schließt meinem Verständnis zufolge den folgenden Untersuchungsbericht mit ein. Wie auch im Falle des Oslo-Reports wurde das Ganze bestenfalls halbherzig und herablassend angegangen und zunächst wohl völlig fehlinterpretiert.

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: kalli am 05 April 2024, 18:38:25
Bei meinem Besuch in Montevideo am und im E-Messer habe ich auch die angehängten Fotos (kurz nach der Bergung) gemacht.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 06 April 2024, 16:42:04
Hallo,
Zitat von: Gabler am 05 April 2024, 13:21:24Spee hatte also ziemlich sicher von Anfang bis Ende das 60cm-Versuchs-Gerät, das zum Zeitpunkt seiner Einführung als "Dete-I-Gerät" bezeichnet wurde. Die Benennung als "FuMG 38" erfolgte erst "post mortem", die Bezeichnung als FuMO22 ist aufgrund der Wellenlänge sowieso falsch.
... ja, es lohnt sich, darüber noch weiter zu recherchieren. Quellenangaben, die diese These stützen (oder auch verwerfen), habe ich selbst leider noch nicht gefunden ...

Zitat von: Gabler am 05 April 2024, 13:21:24zu Deinem vorherigen Beitrag (#592): Die Detailaufnahme der Königsberg-Hockantantenne aus diesem Thread (hier nochmals angehängt) zeigt den Blechkasten auch mit seitlichen Einfassungen, der vermutlich als Reflektorspiegel diente. Die Anzahl der Dipole (8x6) der Hochkant-Antenne läßt auf Halbwellendipole schließen, mit denen sich eine Antennengröße von geschätzt 3m Bauhöhe ergäbe (Bei Ganzwellendipolen käme man auf über 5m Bauhöhe, das passt nicht zu den Dimensionen). Die Breite würde ich dann auf etwa 1,8m schätzen.
... die Antenne auf KÖ und den ,,Innereien". Bei einer Vergrößerung des Bildes (Anhang) ist erkennbar, dass es sich um Ganzwellendipole mit vertikaler Polarisierung handelt. Oben ist anscheinend das Senderdipolfeld angeordnet, unten das Empfängerdipolfeld. Ich habe mal einen Dipol mit gelb und die Speiseleitung(en) mit rot gekennzeichnet. Die Anzahl der Dipole verringert sich dadurch. Deine Rechnung, lieber Gabler, würde unter diesem Gesichtspunkt, andere Ergebnisse liefern.

                       Anmerkung: Ganz- und Halbwellendipole besitzen einen Spannungsverlauf, der weitgehend der jeweiligen Welle entspricht ... (den dazugehörigen ,,Strombauch" lasse ich mal weg). Bedeutet: beim Ganzwellendipol treten zwei Spannungsminima auf (Spannung gleich Null; die so genannten Spannungsknoten). An diesen Stellen sind die beiden Dipolhalterungen angebracht. Beim Halbwellendipol geht nur die halbe Welle durch, es gibt daher nur einen Spannungsknoten, der in der Mitte des Dipols liegt. Daher: Halterung nur eine.

Man kann beide dadurch recht gut unterscheiden, so halbwegs gute (Nah)Aufnahmen vorliegen. Der Speisepunkt der Zuleitungen liegt in beiden Fällen - bei Mitteneinspeisung - zwischen den beide Dipolhälften. Ganzwellendipole haben zwar einen etwas geringeren Antennengewinn als Halbwellendipole, die resultierende Richtcharakteristik im Antennenfeld läßt sich aber besser bündeln. Da gab wohl den Ausschlag für die Wahl damals.

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 09 April 2024, 10:39:53
Hallo olpe,

mit der Identifizierung der Ganzwellendipole liegst Du natürlich richtig, da hatte ich mich schon selbst gewundert, aber da das nur eine Randbemerkung werden sollte (es ging ja um den Reflektor), dem keine weitere Aufmerksamkeit mehr gewidmet. Es sind also 4 mal 6 Dipole, nicht 8x6, davon die obere Reihe mit einer Speisung und dann die unteren drei. An den hochgerechneten Dimensionen ändert sich dadurch nichts (tatsächlich hatte ich die beiden möglichen Mindestabmessungen für Ganz- und Halbwellendipole errechnet und ins Verhältnis zur Schiffsgröße gesetzt und nicht auf die Antennenform geachtet).

Die Antennen für die Bord- und Bodengeräte waren anfänglich (Seetakt und Calais) mit Ganzwellendipolen ausgestattet. Schon bei der Vorführung der Leitlinenpeilung am 12.05.37 wurde eine geteilte Antenne mit Ganzzwellendipolen verwendet und auch die Spee-Antenne verfügte über 2x10 Ganzwellendipole. Das hätte schon deshalb stutzig machen können.

Jedoch waren bei diesen Antennen und auch bei den Versuchsanordnungen in Pelzerhaken die Empfangsantenne stets über der Sendeantenne angeordnet, von daher wäre eine umgekehrte Anordnung, wie Du sie in diesem Fall vermutest, ebenfalls ungewöhnlich. Woran machst Du das fest? Rein intuitiv hätte ich zudem vermutet, daß dem Sender eher die höhere Dipolanzahl zuzuschreiben wäre, zwecks Reichweitenerzielung.

Was mir jedoch recht sicher erscheint und nicht nur eine "These" ist, ist die Ausstattung der Spee mit 60cm-Radar. Das ergibt sich sowohl aus dem Ausstattungszeitpunkt und der zu diesem Zeitpunkt verwendeten Wellenlänge als auch aus der Antennenvermessung und zusätzlich noch in der Verbindung dieser beiden Punkte (60cm-Ganzwellendipole mit einem 80cm Sender erscheint mir jedenfalls äußerst unplausibel). Der Beitrag von Herrn Saxton ist hier zu finden:

https://www.kbismarck.org/forum/viewtopic.php?t=5808
ZitatReports were that AGS main battery shooting was much better than expected and photos of the scuttled wreck indicated the possible presence of a radar antenna mounted to the foretop range finder. A radar expert from the RAF was sent to Montevideo in Feb 1940 and his report sent shock waves through the Admiralty. It was indeed radar operating on a wave length of 57cm. This report was followed by knowledge that the Gneisenau had sought to disengage from the Renown on April 9th after damage to its foretop had disabled a radar apparatus.

In einer anderen Quelle wurde sogar der Name des Wissenschaftlers genannt, den die Engländer nach Montevideo geschickt haben, finde das aber nicht mehr.

Grüße

PS: Danke für die Bilder aus Montevideo, hat mich damals auf dieses Forum aufmerksam gemacht und extrem gefesselt.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 10 April 2024, 21:42:04
Hallo,
Zitat von: Gabler am 09 April 2024, 10:39:53Jedoch waren bei diesen Antennen und auch bei den Versuchsanordnungen in Pelzerhaken die Empfangsantenne stets über der Sendeantenne angeordnet, von daher wäre eine umgekehrte Anordnung, wie Du sie in diesem Fall vermutest, ebenfalls ungewöhnlich. Woran machst Du das fest? Rein intuitiv hätte ich zudem vermutet, daß dem Sender eher die höhere Dipolanzahl zuzuschreiben wäre, zwecks Reichweitenerzielung.
... leider habe ich ,en détail' nichts über diese Antenne incl. Dipolanordnung gefunden. Mein gedanklicher Ansatz war eher umgekehrt: die größere Anzahl der Empfangsdipole verbessert die Empfangsleistung und kann auch für Versuche bei einer der Arten der Vergleichspeilung verwendet werden (obgleich die Marine resp. die Nachrichten-Versuchsanstalt in Sachen Peilung zu dieser Zeit ja eher etwas zurückhaltend war, aber der GEMA etwas Beinfreiheit ließ). Daher kam ich auf die Reihenfolge: Sendefeld oben und Empfangsfeld unten bei dieser hochkant gestellten (Versuchs?)Konstruktion ...

Zitat von: Gabler am 09 April 2024, 10:39:53Was mir jedoch recht sicher erscheint und nicht nur eine "These" ist, ist die Ausstattung der Spee mit 60cm-Radar. Das ergibt sich sowohl aus dem Ausstattungszeitpunkt und der zu diesem Zeitpunkt verwendeten Wellenlänge als auch aus der Antennenvermessung und zusätzlich noch in der Verbindung dieser beiden Punkte (60cm-Ganzwellendipole mit einem 80cm Sender erscheint mir jedenfalls äußerst unplausibel).
... super wäre natürlich, wenn in Archivunterlagen der KM, der GEMA oder in der Nachkriegsliteratur noch mehr dazu auftaucht ...

Zitat von: Gabler am 09 April 2024, 10:39:53In einer anderen Quelle wurde sogar der Name des Wissenschaftlers genannt, den die Engländer nach Montevideo geschickt haben, finde das aber nicht mehr.
... nach Alfred Price ,,Herrschaft über die Nacht" war es ein Mann der britischen Abwehr, nach David Pritchard ,,Durch Raum und Nacht" hieß er Bainbridge-Bell, ,, ... der britische Radarspezialist, der das Wrack bestieg und inspizierte". Sinngemäß aus Pritchard, Kapitel 10 ,,Marineradar": ,,Der Bericht von Bainbridge-Bell (Anm.: über das Funkmeß der GS) lag über ein Jahr unbeachtet im britischen Kriegsministerium, was man nach dem Krieg, als die Tatsache herauskam, kaum glauben wollte".
Nun, der Amtsschimmel wieherte in diesem Falle englisch ... :wink: ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 10 April 2024, 23:41:21
LABOUCHERE HILLYER BAINBRIDGE-BELL um genau zu sein 😉
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 11 April 2024, 10:45:47
Hallo,
Zitat von: Leopard2A6EX am 10 April 2024, 23:41:21LABOUCHERE HILLYER BAINBRIDGE-BELL um genau zu sein 😉
... danke Frank ...  top :MG: ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 18 April 2024, 13:28:06
Danke Ihr zwei!

In der Zwischenzeit habe ich ebenfalls etwas gestöbert: Es gibt eine BBC-Dokumentation aus dem Jahre 1977 mit dem Titel: "The secret war". Sie besteht aus insgesamt 7 Folgen und beschreibt in jeder Folge unterschiedliche Bereiche der technologischen Kriegsführung zwischen England und Deutschland im zweiten Weltkrieg - aus englischer Sicht. Die ersten beiden Folgen basieren auf dem Buch "The most secret war" von Reginald Victor (R.V.) Jones, einem englischen Physiker, der zu der Zeit für das britische Luftfahrtministerium und den MI6 tätig war auf dem Gebiet der Aufklärung gegnerischer Radartechnik.

In der ersten Folge geht es um die Erkennung des Knickebein- und X-Verfahrens der Luftwaffe und in der zweiten Episode um deutsche Funkmess-Anlagen und britische Gegenmaßnahmen. Ich hatte gedacht, daß Jones mit der Spee-Untersuchung betraut war, aber das Thema Spee-Wrack wird nur ganz kurz gestreift ohne weitere Erläuterungen, die nicht schon bekannt wären. Vor allem geht er auf die fotographische Aufklärung der Freya- und Würzburg-Geräte (Stichwort Bruneval-Raid) und der Entwicklung von Störsendern auf den entsprechenden Frequenzen ein. Hier sind alle Folgen in einem Video zu sehen, sie sind jeweils etwa 45-50 Minuten lang, d.h. die zweite Folge beginnt etwa bei Minute 49:
https://www.youtube.com/watch?v=GJCF-Ufapu8
Die Dokumentation lief etwa 1978 bei uns im Dritten Programm mit Untertiteln und Übersetzung, die finde ich aber nirgends im Netz. Extrem sehenswert für jeden technisch, historisch oder militärisch Interessierten!

Daß der Bericht zur Spee anderthalb Jahre liegen geblieben sein soll, ist auch bei Trenkle zu lesen, vielleicht konnte Prichard diese Begebenheit nochmals überprüfen und bestätigen. Ich habe allerdings noch eine andere Vermutung: Denn nach der Änderung der Wellenlänge hat ihnen dieser Bericht im Hinblick auf Gegenmaßnahmen gar nicht so viel geholfen. Soweit erinnerlich begannen die ersten Störungen der 80cm-Seetakt-Landanlagen im Frühjahr 1941, das sind etwa anderthalb Jahre nach dem Rio-Plata-Gefecht und ich frage mich daher, wie sie auf die 80cm-Welle gekommen sind, wenn Spee doch gar nicht darauf gesendet hat.

Zur Königsberg-Antenne:
Zitat von: olpeMein gedanklicher Ansatz war eher umgekehrt: die größere Anzahl der Empfangsdipole verbessert die Empfangsleistung und kann auch für Versuche bei einer der Arten der Vergleichspeilung verwendet werden
Ich hingegen dachte: Weniger wird es von alleine  :-) (wegen der Wirkungsgradkette), also eher mehr Sende- als Empfangsdipole... Kann man die Anordnung "Sender über Empfänger" denn erkennen oder hast Du das aus der Anordnung der anderen Antennen geschlossen? Eine weitere Überlegung war vielleicht Höhenmessung über getrennte Ansteuerung der Dipole (wie später beim Dete-U): Kann da nichts erkennen, ebenso wenig wie eine mögliche vertikale Empfangsantennenteilung für Vergleichspeilung. Königsberg hat ja dann auch eine "flache" und breite Antenne erhalten, mglw. deshalb? Kann man anhand der Aufnahmen vielleicht den Zeitpunkt eingrenzen?

Zum Schluß noch nebenbei zwei Screenshots aus dem OKM-Propaganda-Film "Schlachtschiff in Fahrt". Wenn ich mich nicht täusche, ist es die Vormars-Anlage auf Scharnhorst (Gerät #1 aus der Dete-Liste!). Man erkennt gut die kleinen Dimensionen der Seetakt-Antenne - und das Sichtschutzgitter :-) Das gab es übrigens auch bei den 284-Feuerleitradaren der Royal Navy.

Grüße
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: MarkusL am 18 April 2024, 20:05:28
Hallo,
vielen Dank für den youtube-link. Zeitzeugen und -innen Auflauf par excellence.
Hanne Reitsch zur Me 321 schlichtweg großartig.
Gruß
Markus
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 19 April 2024, 21:15:53
Hallo Gabler,
vielen Dank für die umfangreichen Gedanken und Anregungen. Ich separiere die meinigen mal in zwei, drei posts.

Zitat von: Gabler am 18 April 2024, 13:28:06Es gibt eine BBC-Dokumentation aus dem Jahre 1977 mit dem Titel: "The secret war". Sie besteht aus insgesamt 7 Folgen und beschreibt in jeder Folge unterschiedliche Bereiche der technologischen Kriegsführung zwischen England und Deutschland im zweiten Weltkrieg - aus englischer Sicht. ... Extrem sehenswert für jeden technisch, historisch oder militärisch Interessierten!
... das kann ich bestätigen. Diese Serie gibt es auch auf 2 DVD's (engl.) ... sehenswert und spannend ...

Zitat von: Gabler am 18 April 2024, 13:28:06Daß der Bericht zur Spee anderthalb Jahre liegen geblieben sein soll, ist auch bei Trenkle zu lesen .... Ich habe allerdings noch eine andere Vermutung: Denn nach der Änderung der Wellenlänge hat ihnen dieser Bericht im Hinblick auf Gegenmaßnahmen gar nicht so viel geholfen. Soweit erinnerlich begannen die ersten Störungen der 80cm-Seetakt-Landanlagen im Frühjahr 1941, das sind etwa anderthalb Jahre nach dem Rio-Plata-Gefecht und ich frage mich daher, wie sie auf die 80cm-Welle gekommen sind, wenn Spee doch gar nicht darauf gesendet hat.
... nun, die verschiedenen britischen Stellen, die sich mit Gegner-Hochfrequenz befassten, waren ja durchaus erfolgreich. Nicht nur das Eruieren verschiedener Funk-Leitstrahlverfahren zur Fliegerleitung wie ,,Knickebein", ,,Wotan" sowie unterschiedliche Funkmeß-Systeme der Luftwaffe und der Marine standen im Focus. Die FuM-Anlage auf GS war sicher interessant, aber andere ,,Objekte der Begierde" im Hochfrequenzbereich genauso. Das Auffassen von deutschen 80cm-HF-Abstrahlung mit Impulsmodulation dürfte für die Briten so schwer nicht gewesen sein. Einer der physischen Erfolge der britischen Aktivitäten im Hochfrequenzkrieg gipfelte aus meiner Sicht dann im  Bruneval-Raid 1942 (https://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Biting) ...

Wie Du bereits schriebst lieber Gabler, wurde britischerseits ein Zivilist eingesetzt (ein ,,ziviler Agent") so zusagen ... :-), als Kopf der wissenschaftlichen Feindaufklärung – scientific military intelligence:
ZitatReginald Victor (R.V.) Jones, einem englischen Physiker, der zu der Zeit für das britische Luftfahrtministerium und den MI6 tätig war auf dem Gebiet der Aufklärung gegnerischer Radartechnik.

Ihm hat England viel zu verdanken, hier ein Bild von Jones:
(https://4.bp.blogspot.com/_YhGsknrK8Io/SE-MK5bDBQI/AAAAAAAACu4/-IfD3Cs9bKY/s320/Professor_R_V_Jones.jpg)

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 21 April 2024, 14:59:50
Hallo,
Zitat von: Gabler am 18 April 2024, 13:28:06Zur Königsberg-Antenne:
Zitat von: olpeMein gedanklicher Ansatz war eher umgekehrt: die größere Anzahl der Empfangsdipole verbessert die Empfangsleistung und kann auch für Versuche bei einer der Arten der Vergleichspeilung verwendet werden
Ich hingegen dachte: Weniger wird es von alleine  :-) (wegen der Wirkungsgradkette), also eher mehr Sende- als Empfangsdipole... Kann man die Anordnung "Sender über Empfänger" denn erkennen oder hast Du das aus der Anordnung der anderen Antennen geschlossen?
Nein, leider kann man aus den verschiedenen Modifikationen der Antennenkonstruktion der GEMA (ggf. hatte auch Telefunken die Hand mit drin ... --/>/> Tannenbaumstrahler S. 24 oben (https://www.cdvandt.org/FIAT-610.pdf)) bei Marine- und Luftwaffenanlagen keinen expliziten Schluss auf die Anordnung der Sende- und Empfangsdipole ziehen. Meine Einlassung dazu ist ja oben im Zitat zu lesen, einen Nachweis – insbesondere für die hochkant gestellte KÖ-Antenne habe ich noch nicht entdeckt.

                        Anmerkung: für GS soll es eine Einzeldarstellung der FuM-Versuche an Bord geben: in den Bestandsakten BA/MA W04-13677 ... hat die eventuell jemand oder kann danach suchen? Vielleicht lassen sich Erkenntnisse auch über die restlichen 3 Versuchsanlagen auf ,,KÖNIGSBERG", ,,G 10" und ,,STRAHL" ableiten ...


Zitat von: Gabler am 18 April 2024, 13:28:06Eine weitere Überlegung war vielleicht Höhenmessung über getrennte Ansteuerung der Dipole (wie später beim Dete-U): Kann da nichts erkennen, ebenso wenig wie eine mögliche vertikale Empfangsantennenteilung für Vergleichspeilung.
Der Zeitraum bzw. Zeitpunkt, auf dem hier der Focus liegt, ist das Jahr 1936. Es ist immer noch der Graubereich des Überganges von Labor- zu Versuchs- und Musteranlagen. Mit den bisherigen technischen Erkenntnissen in der Hochfrequenztechnik, der Umsetzung in der Praxis und deren Präsentationsfähigkeit – insbesondere vor Repräsentanten des OKM - war man m.E. vollauf beschäftigt. Hier bereits eine (elektrische) Höhenmessung anzunehmen, halte ich für verfrüht. Die GEMA und die NVA waren sicher erst mal froh, dass ihre bisherigen Gerätschaften halbwegs gut funktionieren und die Marine mit den Peilungs- und Entfernungsergebnissen zufrieden war.

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 21 April 2024, 15:38:38
ZitatBA/MA W04-13677 ...
Die Signatur W-04/13677 "Versuchsaufgaben für Kriegsschiffe ab 1936" enthält keinerlei derartige Angaben. Vielleicht ist das Gesuchte in einer nicht enthaltenen Anlage zu finden ...
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 21 April 2024, 20:53:48
Hallo Peter,
Zitat von: Peter K. am 21 April 2024, 15:38:38Die Signatur W-04/13677 "Versuchsaufgaben für Kriegsschiffe ab 1936" enthält keinerlei derartige Angaben. Vielleicht ist das Gesuchte in einer nicht enthaltenen Anlage zu finden ...
... besten Dank für's nachschauen ... :MG: ...
Ich habe die Info über (BA/MA) W-04/13677 "Versuchsaufgaben für Kriegsschiffe ab 1936" aus einer Dissertation über die Torpedoversuchsanstalt TVA, zu der ja auch die Nachrichtenmittelversuchsanstalt NVA (später –kommando NVK) gehörte (S. 163-174). Hier der link zur pdf, vielleicht ist sie auch für die Torpedofreunde in der Forumgemeinde interessant.
--/>/> klick Dissertation, Fußnote [480] Seite 170 ... (https://macau.uni-kiel.de/servlets/MCRFileNodeServlet/dissertation_derivate_00001805/d1805.pdf)

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 21 April 2024, 21:51:14
Hallo nochmals in die Runde,

ich habe nochmals eine Frage zum FuMO 81 Berlin Gerät Außenkomponente, diese sollte ja ab Mitte 1944 auf Tp auf den DeTe Haus installiert sein, sicher bin ich da leider nicht. In der Tat gibt es Aufnahmen von Tp wo man das annehmen könnte... meine eigentliche Frage ist aber, gibt es vom Berlin Gerät Detailaufnahmen wie das ausschaute??  Die Bilder von Z 39 (in Boston) und Prinz Eugen habe bzw. kenne ich.....diese decken sich aber leider nicht mit denen von Tp, da diese meiner Meinung nach nur den Oberen Teil des Gerätes zeigen, der untere Zylinder ist nicht zu erkennen.... insgesamt scheint mir das was ich bei Tp meine zu erkennen zu klein für das Berlin Gerät zu sein.... oder gab es da verschiedene Varianten??? Ok ist wieder seeehr speziell aber vielleicht weiß ja hier jemand etwas.. Besten Dank und

beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 22 April 2024, 17:52:09
Hallo - da schließe ich mich Mike O an. Das Berlin auf Tirpitz hab ich nie so richtig verstanden. Ist optisch zu klein. Hab mal das Foto aus dem Thread hier beschriftet so wie ich denke und beigefügt.

Mir kommt bei der Gelegenheit noch ein zweiter Gedanke bzgl des 213/14 auf dem achternen FlakLeitstand: warum erst so spät und warum nur das Eine und warum nur versuchsweise? Hab ich zu dem Thema bei Kroge, Trenkle und Prichard was übersehen?

Nun war Deutschland mit den Würzburgs so ziemlich der Erste der landseitig damit Schussdaten für die Luftabwehr generieren konnte. Warum wurde da nicht eher der Übertrag auf die Marine geschafft? Insbesondere in Kenntnis der Bedrohungslage spätestens nach Bismarck und wohl auch in Kenntnis der RadarAusstattung alliierter Schiffe?

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: SchlPr11 am 22 April 2024, 18:17:29
Hallo,
 vielleicht noch nützlich zum Abgleichen bekannter Aufnahme dieser Hinweis auf Fotos bei NAVAL HISTORY AND HERITAGE COMMAND der US-Navy zu PG zu folgenden Bildnummern mit BERLIN-Gerät beschriftet:
NH 96448, 96440, 96451 und 96452
Weitere möglicherweise zum Thema weiterführende Fotos von Gerät auf PG:
NH 102544, 96453, 96443, 96455,96441, 96454, 96464, 96370,96459
REINHARD
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 22 April 2024, 18:49:22
Hallo Mike,
Zitat von: mike_o am 21 April 2024, 21:51:14... ich habe nochmals eine Frage zum FuMO 81 Berlin Gerät Außenkomponente, diese sollte ja ab Mitte 1944 auf Tp auf den DeTe Haus installiert sein, sicher bin ich da leider nicht. In der Tat gibt es Aufnahmen von Tp wo man das annehmen könnte... meine eigentliche Frage ist aber, gibt es vom Berlin Gerät Detailaufnahmen wie das ausschaute??  Die Bilder von Z 39 (in Boston) und Prinz Eugen habe bzw. kenne ich.....diese decken sich aber leider nicht mit denen von Tp, da diese meiner Meinung nach nur den Oberen Teil des Gerätes zeigen, der untere Zylinder ist nicht zu erkennen.... insgesamt scheint mir das was ich bei Tp meine zu erkennen zu klein für das Berlin Gerät zu sein.... oder gab es da verschiedene Varianten??? Ok ist wieder seeehr speziell aber vielleicht weiß ja hier jemand etwas..
... Du meinst sicher den kleinen ,Bippus ' auf dem DeTe-Dach von TP (hier Modellfotos).
--/>/> klick (http://www.linienschiffe.de/fremde%20seiten/tirpitz1/tirpitz1.html) linienschiffe.de

So weit weg ist der Gedanke an ein FuMO 81 ,,Berlin" nicht. Die eigentliche Antennenanlage in Form von 4 keramischen Stielstrahlern (die über einer Scheibe horizontal montiert waren) ist ja konstruktiv unter einer Plexiglashaube untergebracht gewesen (bei Flugzeugen FuMO 224 hängend, bei Schiffen FuMO 81 oben aufliegend). Dann gab es auch noch modifizierte Antennen mit 6 oder gar 8 Strahlern (nach Trenkle: ,,Deutsche Funkmeßverfahren") und - nach Text und Skizzen im Buch - auch bereits eine Antenne mit Hornstrahler und Parabolreflektor (FuMO 82 ,,Berlin" K, siehe S. 149, Ausgabe 1986). FuMO 82 ,,Berlin" K war für größere Schiffe vorgesehen. Bei Mastspitzenmontage ist der gesamte tonnenförmige Körper zu sehen, beim Einbau in bzw. auf eine(r) geschlossene Gefechtsstation macht es m.E. Sinn, nur den eigentlichen ,,Radom", also die Plexiglashaube, oben herausschauen zu lassen und den Antrieb nebst Phasengenerator im geschützten Raum zu belassen. Den Begriff Plexi"glas" sollte man m.E. nicht zu eng fassen.
Einen Hinweis in der Literatur über die Einrüstung auf TP habe ich allerdings nicht gefunden.

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 22 April 2024, 19:57:11
Hi,

danke Dir, ich meine aber das auf dem Foto, könnte das ein Berlin Gerät sein??? Aufnahme ist vom 21.06.1944 (Quelle Robert Gehringer Tirpitz Volume V).
Tirpitz erhielt im Rahmen Unternehmen Paul II (Wiederherstellungsarbeiten nach den Luftangriffen vom 3.4.1944) ab Mai 1944 immer wieder Nachschub an Ersatzteilen, teilweise sogar auf dem Luftweg, meist aber per Nachschubdampfer ,,Gaarden" und andere, auch  Z 31 wurde herangezogen um den Nachschub zu Beschleunigen. Als Nachschubgüter sind Bleche Maschienenersatzteile und eben auch neue und modernere Geräte zur Funkmeßanlage erwähnt, was da genau geliefert wurde ist nicht immer klar und wird in den KTB´s und in den Berichten RM50-226 und -227 leider nicht aufgeführt.
Ob ein Berlingerät überhaupt auf Tp zur Aufstellung kam ist leider auch nicht ganz klar, ein Gewisser Herr Dave Saxton auf www.kbismarck.org meint das es durchaus möglich sein könnte.

Nunja mal sehen, aber was könnte es denn dann noch gewesen sein?? leider ist das die einzige etwas schärfere Aufnahme, welches diesen Bereich zeigt.
Ich will es halt einfach nur richtig nachbauen, historisch soweit korrekt wenn möglich, fürchte nur das es nicht möglich ist....wie so vieles bei Tp...

tp_DeTe Haus.jpg

Danke und beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 22 April 2024, 20:01:44
Hi,

sorry Frank, habe Deinen Beitrag nicht gesehen aber genau das meine ich

Danke

Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 22 April 2024, 21:03:43
Hallo zusammen,

anbei mal ein Auszug aus dem KTB TP vom 01. Aug.1943 ist das ein Hinweis? welches Gerät könnte mit Sonne 17 gemeint sein?...leider bin ich technisch nicht so bewandert wie ihr hier..


Quelle MA Freiburg

Beste Grüße

mike_o



mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 22 April 2024, 21:20:04
Hallo Mike,
... jo, das Dingens auf dem Bild scheint wohl doch etwas filigraner und kleiner zu sein, als die ,,Berlin"-Anlage ... auch der Mast ist recht dünn. Ich würde - vom rein äußerlichen Ansatz – auf die Plexiglashaube eines FuMB ,,Naxos" (möglw. ein FuMB 28 ,,Naxos ZM4") schließen ... hier ein Bild der Antenne und die Beschreibung:

(Q Links: cdvandt.org)
(https://www.cdvandt.org/Naxos-Ant-Demo-4.jpg)
und

--/>/> klick (https://www.cdvandt.org/FuMB28.pdf) Handbuch, siehe S. 18

Die Antenne ist klein, leicht und es macht ja auch Sinn, einen Funkwarnempfänger – im cm-Bereich - auf TP zu installieren.

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 22 April 2024, 21:47:29
Hi,

das könnte passen, klasse,  super Danke.....

Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 22 April 2024, 22:12:29
Hallo Mike,
Zitat von: mike_o am 22 April 2024, 21:03:43anbei mal ein Auszug aus dem KTB TP vom 01. Aug.1943 ist das ein Hinweis? welches Gerät könnte mit Sonne 17 gemeint sein?...leider bin ich technisch nicht so bewandert wie ihr hier..
... ,,Sonne" ist ein Langwellen-Leitstrahldrehfunkfeuer der Luftwaffe und der Kriegsmarine (vorrangig aber für die LW), Frequenz so um die 300kHz (+/-). Die Gegenseite nannte solche Techniken ,,Consol"-Funkfeuer. Die Anlagen hatten die Truppenbezeichnung FuS An 700. Ab 1940 stellte die Luftwaffe s.g. Fächerfunkfeuer ,,Elektra" in Dienst, Nachfolger war dann ,,Sonne". Die Marine war auch mit im Boot. Empfangen werden konnten die Leitstrahlen zzgl. Strich/Punkt-Kennung mittels eines normalen Peilgerätes an Bord und Stabantennen. Es waren also keine besonderen technischen Handstände erforderlich.

,,Sonne 17" deutet auf den Sender hin. In Trenkle: ,,Die deutschen Funk-Navigations- und Funk-Führungsverfahren bis 1945" Ausgabe 1979 ist zwar eine Tabelle enthalten (S. 154), aber für den Nordraum ,,Andenes/N-Norwegen" steht ,,S 20" mit 269kHz. Vielleicht hatte der Navigationsoffizier auf TP noch eine eigene ,,Marine"-Liste ... :wink: ...

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 23 April 2024, 00:51:32
Danke Dir,

ihr habt hier immer eine Antwort.... :TU:)

Beste Grüße

Mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 23 April 2024, 09:37:46
Hallo Allerseits, sehr interessant, das.

Ergänzung hierzu: Die Antenne ZA 290M war eine druck- und seewasserfeste Antenne für die Verwendung auf U-booten und das FuMB28 wurde erst ab August 1944 in einer Stückzahl von 22 ausgeliefert (Trenkle, Die deutschen Funkstörverfahren, S.60). Wenn die Aufnahme vom 21.06.44 stammt, so kann das wohl kein FuMB28 sein.
Zeitlich in Frage käme der Vorgänger, das FuMB23 Naxos ZM1. Dieser wiederum wurde bis September 1944 in einer Stückzahl von 100 ausgeliefert, würde zeitlich also passen. Die Antennenform ist ähnlich, aber nicht ganz so kompakt. Die Abdeckung scheint zylindrisch zu sein und der der "Antennenblock", der Zylinder ist nach unten verjüngt. Jedoch schreibt anscheinend Dr. Rindfleisch nach Trenkle, daß die Anlagen "nicht an der Front" verwendet worden seien, versieht diese Aussage aber mit einem Fragezeichen...
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 23 April 2024, 13:41:32
Hallo,

hmm, naja vielleicht könnte es ja auch das Bali Gerät gewesen sein....mal sehen wie ich das umsetze, evtl. baue ich beide und wenn irgendwann mal die Sache geklärt werden sollte, kann ich es austauschen....
Besten Dank jedenfalls schon mal an alle für die guten Fachbeiträge..  es bleibt spannend..
Schaue mir zum xten mal die Bilder von Tp an um das Berlin Gerät aufzuspüren, bisher kaum nachweisbar (evtl, am Top des Großmastes), naja, vielleicht tut sich da noch eine Quelle auf....  Tp in dem letzten Jahr bzw. Monaten zu recherchieren ist echt extrem schwierig, in den Ktb´s und anderen Quellen aus dem MA Freiburg seht fast nichts, außer zu den Leckagen am Schiffskörper deren Reparaturen und zu einigen Umbauten an den Aufbauten, nix zur Verstärkung der FLAK (außer die Gesamtzahl von 106 Rohren leichte FLAK, kannste würfeln wo die überall standen, oft genug mit Herrn Gehringer darüber ausgetauscht) und erst recht nichts zu FuMO Ausstattung...die wahrscheinlich so geheim war, dass selbst auf Tp nur eine handvoll Menschen etwas drüber wusste..

Danke
Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 23 April 2024, 18:10:09
Hallo,
... ich bin kein Modellbauer, aber diese 3D-Animation der TP fand ich zumindest von der Ausführung her sehenswert. Rüstzustand anscheinend 1942. Der Macher Stefan Dramiński hat nun auf dem DeTe-Dach wohl gar ein FuMB Ant. 4 ,,Sumatra" mit Mast installiert. Vielleicht nützt das Video ein wenig ...

--/>/> klick (https://www.youtube.com/watch?v=aQv9Wi875Og&t) TP als 3D-Animation

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 23 April 2024, 20:15:16
Hallo,

Danke Dir, ich kenne das Video gut, gut gemacht, Herr Draminski hatte auch einige Zeichnungen in Herrn Geringers Tirpitzbänden erstellt..... die Sumatra Antenne wanderte ab März 44 an den Fokmast..

Beste Grüße

Mike_o

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 29 April 2024, 09:52:35
Zitat von: mike_o am 23 April 2024, 13:41:32Hallo,

hmm, naja vielleicht könnte es ja auch das Bali Gerät gewesen sein...

Moinmoin,

Die Bali-Antenne war mit etwa 25cm Durchmesser wesentlich kleiner im Durchmesser als die Naxos-Antenne (ca. 48cm), welche wiederum etwas kleiner war als die Berlin-Antenne. Fraglich, ob das von den Dimensionen zu der Aufnahme passt. Auch beim Höhen-/Breitenverhältnis würde ich da eher nicht auf eine Bali-Antenne tippen, die anderen beiden Antennen sind eher "flach", das passt vom Querschnitt besser. Alle drei Antennen sind übrigens gemeinsam auf einer Abbildung bei Trenkle, Funmessverfahren, 1979, S.179 zu sehen.

Die Bali-Antenne war außerdem eine frühere Antennenentwicklung, eingesetzt bei den U-Booten ab Februar 1943. Sie war konzipiert als sogenannter Runddipol für den Empfang von Funkwellen aus allen Richtungen und mußte daher nicht gedreht werden. Deshalb konnte sie möglichst weit oben fest eingebaut werden, zum Beispiel am Mast wie bei Prinz Eugen. Nachteil war, daß keine Richtungsbestimmung möglich war, sie war also nur zur Flugzeugwarnung zu verwenden. Da zudem zum Entwicklungzeitpunkt das 10cm-Radar noch nicht bekannt war, wurde sie auf Meterwellenempfang ausgelegt (ca. 75cm - ca. 400cm). Im Jahre 1944 war aber eine Warnung gegen das englische H2S-Radar wesentlich wichtiger. Wenn es also von der Bali-Antenne eine auf Tirpitz gab, dann wohl eher früher und eher am Mast als auf der FuMO-Haube.

Der Vollständigkeit halber am Rande noch vermerkt: Es gab tatsächlich auch noch einen noch kleineren Runddipol, Bali II, der für den Empfang im Dezimeterwellenbereich, etwa 35 bis 80cm entwickelt wurde, aber gegen das H2S ebenfalls praktisch unempfindlich war, wie sich spätestens beim Unternehmen "Feldwache" herausstellte.

Aber zurück zur Tirpitz: Interessant in dem Zusammenhang wäre ein genauer Vergleich der Leistungsdaten des Berlin- und des Naxos-Geräts, vielleicht mache ich das noch bei Gelegenheit, falls nicht jemand anders zuvorkommt. Bei Trenkle heißt es übrigens, das FuMO81 sei erst von Ende 1944 an an den Mastspitzen verschiedener Schiffstypen verbaut worden. Demnach käme also kein einziges dieser Geräte in Frage, es sei denn, man fände etwas anderes heraus, in diesem Forum zum Beispiel :-) Die vorläufige Berlin-Fibel der Kriegsmarine datiert jedenfalls auch erst vom Juli 1944.

Beste Grüße und einen guten Start in die Woche.

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 29 April 2024, 11:41:16
Hallo,

das scheint mir auch wieder schlüssig, denn, wenn ich die Aufnahmen von Pg und Z 39 betrachte, kann man die Bali Antenne bei Aufnahmen aus größerer Entfernung fast nicht mehr erkennen, zumal die ja von der Bauart eigentlich nur ein Gitter mit einem recht kleinen Innenliegenden Zylinder war.
Nun, gebaut habe ich sie mittlerweile, wo und ob ich sie einbaue werde, werde ich mal sehen...  evtl. kommen wir hier ja noch der Sache näher..

Besten Dank

und beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 30 April 2024, 11:40:15
Hallo mike,

von der Bali-Antenne gibt es sehr detaillierte Aufnahmen, technische Zeichnungen (u.a. in "Vom Original zum Modell") und auch virtuelle Modelle im Netz zu finden. Sie ist deutlich umfassender beschrieben als die Berlin-Antenne. Kannst ja mal ein Bild hochladen, wenn Du magst.

Hall olpe,

Zitat von: olpe am 22 April 2024, 22:12:29,,Sonne 17" deutet auf den Sender hin. In Trenkle: ,,Die deutschen Funk-Navigations- und Funk-Führungsverfahren bis 1945" Ausgabe 1979 ist zwar eine Tabelle enthalten (S. 154), aber für den Nordraum ,,Andenes/N-Norwegen" steht ,,S 20" mit 269kHz. Vielleicht hatte der Navigationsoffizier auf TP noch eine eigene ,,Marine"-Liste ... :wink: ...
Oder die Liste von Trenkle ist von einem früheren Stand. Der KTB-Eintrag von Anfang August 1944 könnte darauf schließen lassen, daß Sonne 17 vielleicht erst um diese Zeit in Betrieb ging. Tirpitz lag da ja schon seit Monaten da oben, weshalb sollten sie nicht schon früher versucht haben, Sonne 17 als Leitbake für die eigene Standortbestimmung zu benutzen, wenn die Möglichkeit denn bestand.

Wiedergefunden habe ich hierzu eine nachträgliche Auswertung des amerikanischen Auslandsgeheimdienstes NSA über deren eigene noch während des Krieges auf Grundlage eigener Aufklärung gewonnenen Erkenntnisse über deutsche Technologien, hier die U-Boot-Navigation:

http://www.ibiblio.org/hyperwar/ETO/Ultra/SRH-025/SRH025-7.html

Darin enthalten ist eine (unvollständige) Karte über die Standorte verschiedener Elektra-Sonnen. Sonne 17 wird da östlich des Nordkaps verortet, fast schon an der finnischen Grenze bei Kirkenes. Sonne 20 (Andenes) ist nicht eingetragen, Sonne 1 (Stavanger) und Sonne 5 (Petten in Holland) hingegen schon. Zu letzterem gibt es eine ganz interessante Internet-Seite:

https://www.bunkerinfo.nl/2010/01/elektra-sonne_5.html

mit einer vollständigeren Karte, auf der beide Sonnen, 20 und 17 eingetragen sind. Demnach stand Sonne 17 eher ganz oben auf der Insel Mageroya, zu der auch das Nordkap gehört. Das scheint mir auch plausibler, als eine so wichtige militärische Einrichtung in die Nähe des russichen Einflußbereichs zu platzieren. Zwar liegen die Sonnen 17 und 20 damit recht nah beieinander, aber vielleicht sollte mit Sonne 17 der nordöstliche Bereich der Barentssee "beschienen" werden, und mit Sonne 20 eher der nordwestliche Bereich Richtung Nordmeer.

Gleichwohl lag Sonne 17 nordöstlich Tirpitz´ Liegeplatz über Land, was wohl die im KTB beschriebene Ablenkung hervorgerufen hat. Soweit was ich beitragen kann.

Sonnige Grüße an Euch alle

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 30 April 2024, 20:43:01
Hallo Gabler,
Zitat von: Gabler am 30 April 2024, 11:40:15
Zitat von: olpe am 22 April 2024, 22:12:29,,Sonne 17" deutet auf den Sender hin. In Trenkle: ,,Die deutschen Funk-Navigations- und Funk-Führungsverfahren bis 1945" Ausgabe 1979 ist zwar eine Tabelle enthalten (S. 154), aber für den Nordraum ,,Andenes/N-Norwegen" steht ,,S 20" mit 269kHz. Vielleicht hatte der Navigationsoffizier auf TP noch eine eigene ,,Marine"-Liste ... :wink: ...
Oder die Liste von Trenkle ist von einem früheren Stand.
... ja, dieser Gedanke ist nicht von der Hand zu weisen ...

Zitat von: Gabler am 30 April 2024, 11:40:15http://www.ibiblio.org/hyperwar/ETO/Ultra/SRH-025/SRH025-7.html
https://www.bunkerinfo.nl/2010/01/elektra-sonne_5.html
... gut gefunden! ... :TU:) :MG: ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 03 Mai 2024, 10:56:23
Moin Moin Allerseits,

habe mich mal noch zu den Antennengrößen etwas belesen: Wie bereits geschrieben, hatte die Bali-I-Antenne (FuMBAnt I) einen Durchmesser von 25cm. Die Höhe des Körbchens :-) betrug etwa 10cm. Bei den Naxos-Z-Antennen differieren die Durchmesser geringfügig: Die frühe, offene Naxos-ZM1-Antenne (FuMB23) kam auf 45cm, die spätere abgedichtete Antenne ZA 290M für das FuMB28 auf 47,8cm. Die gezeigte Plexiglas-Haube war aber laut Herstellerbeschreibung lediglich spritz- und schwallwasserfest, nicht jedoch druckfest. Sie konnte also wohl als Bordanlage eingesetzt werden, nicht jedoch auf U-Booten. Hierfür soll anfänglich laut Trenkle zwar eine druckfeste Antenne vorhanden gewesen sein, aber warum auch immer wurde das FuMB28 dann nur auf Überwassereinheiten verbaut. (Wie die Antenne ausgesehen hat, ist nicht bekannt. Es gibt aber eine Skizze einer druckfesten Berlin-U-Antenne mit Metallgehäuse und Fensterchen)

Hinzuzufügen ist aber noch, daß die Vorgängerversion FuMB23 diese wasserdichte Plexiglashaube noch nicht hatte, die Geräte wurden bei der Luftwaffe als FuG 350 Z einfach unter die Beobachterkanzel im Rumpfrücken verbaut und waren damit geschützt. Die Schutzscheibe des FuMB23, die auf dem Bild bei Trenkle zu sehen ist, sieht jedenfalls nicht wasserdicht aus, deshalb halte ich einen Einbau dieser Antenne auf Tirpitz für sehr unwahrscheinlich, obschon die technischen Möglichkeiten sehr hilfreich gewesen wären. Weiterhin sollen die FuMB28-Anlagen laut Trenkle erst ab Dezember 1944 verbaut worden sein, das macht eine solche Anlage an Bord TP im Juni 1944 noch unwahrscheinlicher.

Aber auch bei den Berlin-Anlagen erscheint manches merkwürdig. So waren die Geräte "Berlin S"-Geräte (S=Schnellboot?) als FuMO81 eigentlich für den Einbau auf kleinen Einheiten vorgesehen. Dennoch erhielt Prinz Eugen wohl Ende 1944 eine solche Anlage, die ja gut dokumentiert ist. Für größere Einheiten war das Gerät "Berlin K" (K=Kreuzer?) vorgesehen. Diese Anlage hieß FuMO82 und der Unterschied bestand - in der Antenne. Nach Trenkle sollten diese nämlich mit 6 oder sogar 8 parallel ausgericheten "dieelelektrischen Stielstrahlern" ausgestattet sein, anstatt nur 4 wie auf der Berlin-S-(FuMO81-)Anlage. Daraus resultierte aber auch ein deutlich größerer Antennendurchmesser. Während er beim FuMO81 mit seinen 4 Stielstrahlern bei 60cm lag, betrug er bei der 6-Strahler-Antenne schon 90cm und bei 8 parallelen Strahlern sogar 150cm (alles nach Trenkle). Ob diese großen Antennen aber überhaupt noch gebaut und ausgeliefert wurden, ist unklar. Die Verwendung der "kleinen" FuMO81-Antenne auf PG läßt dies eher bezweifeln.

Jetzt muß man nur noch den Durchmesser auf dem Bild vermessen :-) und schon wissen wir, welche Antenne und damit welche Anlage auf TP eingebaut war. Als Vergleichsmaß kann man ja den Durchmesser des Beobachterhäuschens nehmen, der sollte ja bekannt sein.

Was die Kontur betrifft, ist nochmals auf olpes Beitrag weiter oben zu verweisen: Der zylindrische Antennenkasten unterhalb der "Kuchenbox"-Antenne, der Motor, Goniometer und weiteres beeinhaltet, mußte nicht zwangsläufig direkt unterhalb angebaut worden sein, er konnte auch an einer verlängerten Drehachse ins Bedienhaus verlegt werden, wenn das räumlich möglich war. Ob das auch bei den Naxos-Antennen möglich war, ist mir aber nicht bekannt.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 03 Mai 2024, 21:46:41
Hallo zusammen,

also, der Flekkerstand, der obere runde Beobachtungsstand, ist 1500mm im Durchmesser, wenn ich das versuche zeichnerich zu ermitteln, komme ich bei dem Gerät auf ca. 370-400mm Breite bzw. Durchmesser.... allerdings kann das verzerren, weil das Bild sehr unscharf ist und etwas größer ausfallen, jedoch mehr als max. 470mm m.M. nach nicht...

Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 07 Mai 2024, 17:59:17
Hallo mike,

habe das auch mal durchexerziert. Auch ich komme auf 40 bis maximal 46cm Durchmesser, je nachdem, wo man den Durchmesser des Beobachtungsstands abnimmt, welcher von Dir mit 150cm angegeben wurde. Und dabei habe ich nicht einmal die Aussenkanten der Antennenkontur vermessen, sondern noch einen Überstand einkalkuliert, da meine angegebenen Durchmesser sich auf die Ankerbleche beziehen und nicht auf die Plexiglasgehäuse.
tp_DeTe Haus-Vermessung.jpg

Dieses Maß würde also eher einem Naxos ZM 1a/b (FuMB23) entsprechen. Trotzdem merkwürdig, wenn dies in den Publikationen nicht erwähnt wurde, man hat sich doch eher auf ein FuMO-Gerät festgelegt, zumal es für einen Einsatz auf großen Einheiten zumindest eine spezielle Anlage gab (Berlin K1, bzw. FuMO82), eine Verwendung des Naxos ZM aber nirgends erwähnt wird. Auch auf PG gab es kein Naxos ZM, eine Berlin-Anlage hingegen schon.

Daher nochmal die Überlegung: Was würde den größten Nutzen bringen? Die Berlin-Anlage als dezidierte Seeziel-Übersichtsanlage praktisch ohne Luftzielerkennung oder eine Lufzielansteuerungsanlage für Dezimeterwellen?

Für den taktischen Einsatz auf See war das Panorama-Gerät sicher von unschätzbarem Vorteil, zumal die Auflösung ja so gut war, daß ein 500t-Boot (Kuttergröße) auf 20-30km Entfernung geortet werden konnte.  Nur als Luftwarnradar hat das Berlin-Gerät wegen seiner stark horizontal gebündelten Strahlung nicht getaugt.

Die Reichweite des Naxos ist mit 80-90km durchaus beeindruckend aber für eine Frührwarnung gegen Flieger trotzdem zu gering, wenn man die 15 Minuten für die volle Einsatzbereitschaft der Flak als erforderlich nimmmt. Skeptisch stimmt mich zudem die Tatsache, daß das Naxos nur auf Dezimeterwellen anspricht, wo doch schon im Februar 1944 das erste amerikanische AN/APS15-Gerät erbeutet wurde, das auf 3cm sendete (das sog. "Meddo-Gerät").

Also für eine wirksame Luftabwehr-Frühwarnung war auch das Naxos ZM nicht unbedingt gut geeignet. So hat man doch auf den Bergspitzen (war es der Alta-Fjord?) eine Reihe Freya-Geräte aufgestellt, die mit ihrer Reichweite eigentlich rechtzeitig warnen sollten, wenn es denn mit der Kommunikation geklappt hätte. Andererseits war es trotzdem von Vorteil, solche Geräte an Bord zu haben, und sei es nur aus Redundanz-Gründen, am besten also beide. Aber Größe und Verfügbarkeit sprechen doch wieder für das Naxos... Hm.

Grüße

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 07 Mai 2024, 21:12:44
Guten Abend,

sehr interessante Ausführung, danke, prima.
Die allgemeine Vorwarnzeit belief sich nach den Angriffen vom 3.April 44 (hier waren es gerade mal 4 Min.) durchaus auf min. 10 bis max. 20 Minuten, besonders die Angriffe ab 22.August 44 hatten eine einigermaßen respektable Vorwarnzeit. Alarmverschlusszustand  konnte nach ca. 14 Min. hergestellt werden. Alle Luftwarnungen kamen ausschließlich von der Hauptflugwache Alta..... in keinen Bericht wird auf eine eigene Ortung oder Erkennung eingegangen, hierzu wird in dem KTB Tp oder im KTB 1.KGr. Tp nie etwas erwähnt... wobei m.M. nach durch die Topografie an den Liegeplätzen Barbrudalen oder Straumsneset (beide Kafjord) das nicht möglich war.  Ab dem 15.Oktober 44 am Liegeplatz Sandesundet vor Hakoya Nähe Tromsö sah die Sache anders aus, aber auch hier wird nur einmal eine eigene optische Erkennung erwähnt, über Ortungen per Funkmess etc. ist da absolut nichts zu finden.....

Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 25 Mai 2024, 10:20:33
Hallo,
vor geraumer Zeit wurde von einem der thread-Teilnehmer (Frank I oder Frank II?) die Frage des Feststellens von Detonationen bzw. Aufschlägen mittels FuM aufgeworfen. Dazu hier ein Zitat aus Trenkle ,,Die deutschen Funkmeßverfahren bis 1945" Auflage 1979, S. 184/185:

Zitat Beginn:
,,Hier ist noch eine Anmerkung zu machen über die Erkennbarkeit fliegender Granaten bzw. ihrer Detonation auf der Funkmeßanzeige. Die Erkennbarkeit hing u.a. von Kaliber und Entfernung ab. Sogar auf Geräten mit 2,4 m Wellenlänge waren fliegende Granaten als schwache Echos zu verfolgen. Beim Einschlag ins Wasser, noch mehr aber bei Luftzerlegern, ergab sich bei der Detonation ein starkes, periodisch ausschwingendes Echo. Sowohl beim Flug- als auch beim Detonationsecho konnte als Ursache die starke Änderung der Dielektrizitätskonstante der Luft (durch Erwärmung, Druckänderung und lonenbildung) hinter dem Geschoß bzw. in der Detonationswolke erkannt werden.
Es konnten aber auch unerwartete Dinge auftreten. Eine 10,5 cm-Batterie bei Vidgel/Stavanger schoß in der Nacht mit Hilfe eines FuMO 2 auf ein unbekanntes Objekt auf See. Statt der erwarteten 4 Wassersäulen fand man deren 6 bis 8 auf dem Bildschirm. Ein erneuter Versuch und Nachforschungen ergaben, daß dort ein Grundminenfeld frisch gelegt worden war, bei dem durch den Detonationsdruck der Granaten einige Minen ausgelöst worden waren.
Um die Erkennbarkeit von Einschlägen zu verbessern, wurde im Zeitraum zwischen März und November 1944 die Entwicklung besonderer Funkmeßgeschosse verschiedener Kaliber betrieben. Durch Beimengung von Eisenspänen und Graphitpulver zur Sprengladung erzeugten sie bei Luftzerlegern stärkere Funkmeßechos (bis zu 20 km Entfernung), bei Einschlägen ins Wasser war aber keine Verbesserung bemerkbar. Der Versuch einer Beigabe von Dipolstäben (L = 40 cm) zeigte ebenfalls keine Wirkung. Über einen Einsatz solcher Geschosse wurde nichts bekannt."

Zitat Ende.

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 25 Mai 2024, 10:29:22
Hallo,
einige Gedanken nochmals zu den Lamellen vor den Antennen. Bei einem E-Mail-Austausch mit Reinhard (@Hägar) kam ein Ausriss aus NARA-Rolle 1867, PG.32802 zum Tragen: ein Ausschnitt aus dem Schadensbericht PG v. 24.4.41 zum Minennahtreffer am 23.4.41 (siehe unten). Hier ist vermerkt:
,,Vordere EM-II-Anlage": ,,Tarnung fast völlig zerstört, Haltestäbe gebrochen"
,,Achtere EM-II-Anlage": ,,Ersatz des Tarnschutzes ist nicht möglich"

Die Vermutung, dass die Lamellen zu Tarnungszwecken dienten, wird hierdurch m.E. gestärkt.


Im Weiteren ein Detailbild von einer Landanlage (sehr wahrscheinlich FuMG 404 ,,Wassermann"). Hier sind die Kühlungsschlangen des Sendegerätes recht gut zu erkennen, die ähnlich aufgebaut sind, wie die Außenschlangen bei den Seetakt-Geräten. Bei der Quelle (cdvandt.org) gab es Überlegungen, wie das Bild gedreht werden sollte ... ich denke, so wie unten ist es richtig: die wasserführenden Rohre sind neben dem Sender, nicht über ihm angeordnet ...
(Q Bild: cdvandt.org)

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 25 Mai 2024, 12:21:04
Hi,

auch sehr interessant, bin froh das ich das in etwa so gebaut habe.... anbei noch ein Foto dieser Kühlanlage, jedoch leider keine Angaben auf welchen Schiff das gemacht wurde, ebenso die zeitliche Datierung...

Quelle :  samlinger.natmus.dk
Kühlgerät_Schiff_unbekannt.jpg
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 25 Mai 2024, 12:26:09
Denke, dass die beiden 'very British' aussehen, daher vermutlich PRINZ EUGEN, Kopenhagen, Mai 1945.
Passt ja auch zum Fundort.

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 25 Mai 2024, 13:02:33
Ad #633 von Olaf:

Wie es scheint, wurden die 'Tarn-Lamellen' vor 'Rheinübung' tatsächlich nicht mehr ersetzt.
Die Aufnahme von PG im TDock Handelshafen in Brest von Anfang Juni 1941 scheint mir zu zeigen, dass beide Matratzen keine vorgesetzten Lamellen hatten.
Quelle: NH 69735 (die dortige Angabe, es handle sich um Kiel, ist unzutreffend)

Der gleiche Eindruck ergibt sich aus dem BArch-Bild MW 2260/32, auch wenn nur knapp erfasst (einlaufend Brest am 01.06.).

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 25 Mai 2024, 13:40:45
Zitat von: olpe am 25 Mai 2024, 10:29:22ich denke, so wie unten ist es richtig:
top
Hier zwei Aufnahmen von zwei geöffneten T-Geräten (des Sendergerätes), 1xFreya, 1x Seetakt (Quelle TME11-219). Die Geräte stehen hochkant und die Anschlüsse für die Kühlschläuche sind beide oben.
T-Gerät_Freya.jpgTU-106-Sendereinsatz.jpg 

Bei dem Seetakt-Sender sieht man übrigens zwei verschiedene Kolbenformen: Die ältere bauchige (rechts) und die verjüngte (links, sog. "Käseglocke"). Das sind aber beide wohl TS6-Sender, wir hatten das vor einiger Zeit mal bei dem NVK-Gneisenau-EM_II-Bericht.

Schönes Wochenende.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 25 Mai 2024, 21:47:40
Hallo,
Zitat von: Gabler am 25 Mai 2024, 13:40:45Bei dem Seetakt-Sender sieht man übrigens zwei verschiedene Kolbenformen: Die ältere bauchige (rechts) und die verjüngte (links, sog. "Käseglocke").
... das Bild ist interessant, da es wohl zwei verschiedene Senderöhren zeigt: links die TS6, rechts die TS1 oder TS1a ... zumindest von der Form her ...
--/>/> https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=444314 (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=444314)

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 26 Mai 2024, 17:07:49
Hallo olpe,

ja, sehr interessant, die Aufnahmen. Jedoch glaube ich, dass es sich bei der rechten Röhre um eine Prototypen- oder Vorserienversion des TS6 handelt, so wie er in dem Gneisenau-Bericht vom März 1941 skizziert wurde, also noch mit der alten, bauchigen Glaskolbenform.

Auf der Aufnahme links von dem Sendergestell sieht man, daß die rechte Röhre fehlt, hingegen in dem T-Gerät für das Freya erkennt man zwei hintereinander stehende TS4-Röhren. Bei den Sendern, die ich bisher gesehen habe, waren die Röhren immer paarweise verbaut, weil sie im Gegentakt geschalten waren. Warum, weiß ich nicht, bin kein Röhrenspezialist, aber ich nehme an, das hat was mit Verstetigung oder Linearisierung zu tun. TS1 und TS6 hatten unterschiedliche Sockel, waren daher nicht austauschbar. Dementsprechend waren auch die Fassungen auf den Sendergestellen unterschiedlich gestaltet. Dass man ein Gestell mit einer TS6- und einem TS1-Fassung gebaut hat, halte ich daher für unwahrscheinlich, zumal ein Gegentaktsender einmal mit 1kW und einmal mit 8KW eher eine "unrunde" Taktung ergeben würde...

Grüße
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 26 Mai 2024, 17:17:58
Hier ein Bildausschnitt der HIPPER im Dezember 1940 in Brest.
Offenbar waren da im Gegensatz zu EUGEN ein halbes Jahr später die Tarn-Lamellen vorhanden.

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 27 Mai 2024, 15:53:45
Hallo Reinhard,
... vielen Dank für die Bilder ... :TU:) :MG: ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 27 Mai 2024, 16:01:25
Hallo,
Zitat von: Gabler am 26 Mai 2024, 17:07:49Bei den Sendern, die ich bisher gesehen habe, waren die Röhren immer paarweise verbaut, weil sie im Gegentakt geschalten waren. Warum, weiß ich nicht, bin kein Röhrenspezialist, aber ich nehme an, das hat was mit Verstetigung oder Linearisierung zu tun.
nun, bei einem Gegentaktsender bzw. einer Gegentaktendstufe teilen sich zwei Röhren (bzw. Transistoren) die Verstärkung jeweils der positiven und negativen Halbwelle. Beide Röhren arbeiten dabei entgegengesetzt. Unten der Ausriss eines Prinzipschaltbildes aus der NVK-Chronik zu einem GEMA-80cm-Gerät. Hier ist die Funktion des Gegentaktes ganz gut erkennbar, auch die Formung des Sendeimpulses im Sendetrakt. Diese FuM-Anlage besitzt bereits das Gerät ,,Z" an Stelle des alten Summers, dort wurde die synchronisierte Sinusspannung generiert.
Bei einer Gegentaktendstufe sollten die verwendeten Röhren/Bauteile möglichst die gleichen Eigenschaften haben.

Soweit.
Grüsse
OLPE

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 27 Mai 2024, 23:38:44
Wünschte ich würde halbwegs verstehen was ihr hier alles zutage fördert. Stand mit Elektrotechnik schon immer auf Kriegsfuß.. 🙄
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 28 Mai 2024, 14:37:52
Hallo olpe,

hab´ vielen Dank für Deinen nächsten kompetenten Beitrag. Habe zudem selbst nochmals die Datenblätter der beiden Röhren verglichen:
Die TS1/TS1a hat einen Durchmesser von 60mm und eine Gesamthöhe mit den Kontakten von 67mm. Bei der TS6-Röhre entziffere ich einen Durchmesser von 88mm und eine Gesamthöhe von 134mm. Sie ist also fast doppelt so hoch wie die TS1/Ts1a und zudem noch größer im Durchmesser. Wenn das auf dem Bild links also eine TS6 ist, kann das rechts keine TS1 sein, denn diese Röhre ist etwa genau so groß wie die andere. Es wird also wie schon vermutet eine frühe Bauart des TS6 sein, so wie der NVK-Mann auf GU sie auch skizziert hat.

Leopard:
Ehre, wem Ehre gebührt. olpe ist vom Fach, zumindest ich kann nur beschreiben, was ich sehe und im besten Fall richtig rezitieren...

Beste Grüße
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 29 Mai 2024, 21:16:18
Hallo,
Zitat von: Gabler am 28 Mai 2024, 14:37:52hab´ vielen Dank für Deinen nächsten kompetenten Beitrag.
... gerne ... :MG: ...

Zitat von: Gabler am 28 Mai 2024, 14:37:52Es wird also wie schon vermutet eine frühe Bauart des TS6 sein, so wie der NVK-Mann auf GU sie auch skizziert hat.
... tjaaa, auszuschließen ist das nicht, obgleich dieser Ansatz durch Quellen sicher noch vertieft werden kann ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 29 Mai 2024, 21:25:42
Hallo,
Zitat von: olpe am 25 Mai 2024, 10:29:22einige Gedanken nochmals zu den Lamellen vor den Antennen. ... Die Vermutung, dass die Lamellen zu Tarnungszwecken dienten, wird hierdurch m.E. gestärkt.
... neben dem Tarnzweck - oder sollte man besser formulieren: Sichtschutz oder Bedeckungsfunktion - sind weitere Eigenschaften der Lamellen aber nicht per se ausgeschlossen. Einziger Schönheitsfehler: es fehlen nach wie vor stichhaltige Quellen von Herstellerhand, Marine, Ämtern, Literatur, Archiven usw., die diese Möglichkeiten ggf. unterstützen oder verwerfen.

Mögliche Funktionen:
  • Sichtschutz (zur Tarnung der Dipole im Hinblick auf Wellenlänge, Polarisierung und Ausbildung der Richtcharakteristik)
  • Schutz gegen mechanische Einflüsse   

Eher weniger wahrscheinliche Funktionen bzw. theoretische Ansätze:
  • Schutz gegen hochfrequente Fremdeinstrahlungen (in der Art und Wirkung eines Faradayschen Käfigs
  • passive Empfangsantennen (wie ein FuMB, allerdings ist der ingenieurtechnische Aufwand für Entwicklung, Fertigung und Truppenreife sicher beträchtlich)

Unten zwei Bilder von Reinhard (@Hägar). Sie zeigen ,,Z 38" 1943 bzw. 1944 in Norwegen. Bedeutsam ist die diagonale Anordnung der ,,Lamellen" am Antennenvorbau. Beim Einsatz nichtmetallischer Strukturen (Kunststoff, auch Holz) sind Beeinträchtigungen der HF-Abstrahlung eher nicht zu erwarten. Falls es sich eben "nur" um Sichtschutz bzw. Tarnung handelt, ist diese - kostengünstige - Möglichkeit sicher nicht auszuschließen.

Weitere Bilder dieser ,,Diagonalen" sind sehr willkommen ...  ...

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 29 Mai 2024, 22:53:07
Hi,

Z 33

Norwegen

086 Z33_pc.jpg

Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 30 Mai 2024, 10:12:49
Zitat von: olpe am 29 Mai 2024, 21:16:18
Zitat von: Gabler am 28 Mai 2024, 14:37:52Es wird also wie schon vermutet eine frühe Bauart des TS6 sein, so wie der NVK-Mann auf GU sie auch skizziert hat.
... tjaaa, auszuschließen ist das nicht, obgleich dieser Ansatz durch Quellen sicher noch vertieft werden kann ...

Grüsse
OLPE


Du bist noch nicht überzeugt, was?  :-D  :wink:

Wir hatten das Thema schon mal in diesem Thread und ich hatte das auch bezweifelt, weil der Bericht vom März 1941 stammt, jedoch laut von Kroge die TS6-Röhre erst ab Juli 1941 in Serienfertigung ging. Jedoch, der Bericht geht explizit auf den "neuen" Sender ein, schon ganz zu anfangs, als es um Wassereinbrüche geht, dann werden die Spannungswerte des neuen mit dem alten Sender verglichen und schließlich ist im Anhang (Abbildung 3) die Kontakteanordnung zu sehen (4 nebeneinander sichtbar, tatsächlich ist die Reihenfolge 1-2-2-1, während beim TS1 nur drei zu sehen wären, Anordnung dort ist 1-1-2). Weiterhin ist die Röhre in Abbildung 7 als "TS6" bezeichnet, obwohl der Glaskolben die selbe alte Form hat wie der TS1. Daher die Schlußfolgerung, daß es sich um eine Versuchs- oder Vorserienform gehandelt haben muß.

Warum der Glaskolben so geändert wurde, wird glaube ich klar, wenn man ein weiteres Bild eines Sendergestells betrachtet:
Sendergestell_TU.jpg
Da ist zu sehen, daß die liegend verbaute Röhre an der verjüngten Spitze des Glaskolbens zusätzlich abgestützt wird, dies sicherlich zur Stabilisierung gegen Vibrationen oder Erschüttungen z.B. der Artillerie. Das kreisrunde Loch oben im Deckel sicherlich für die Kühlluftzufuhr. Übrigens, was diese betrifft, steht auf Seite 1 wörtlich:

"Da bei dem neuen Sender die Senderöhren direkt angeblasen werden müssen, wurde von der Werft die Kühlluftzufuhr so umgebaut, daß sie von oben her erfolgt..." Die Zuführung von oben ist auf Abbildung 1 zu sehen, wobei dort bereits ein offenbar während der Fahrt nachträglich eingebautes Siphon mit Ablassschraube zu sehen ist, um in die Kühlrohre eingedrungenes Wasser abzuleiten. Obwohl sich diese Anordung bewährt haben soll, wurde sie aber offenbar nicht generell so übernommen. Auf den Bildern der T-Geräte, die ich weiter oben eingestellt hatte, sieht man nur eine Luftdüse...

Was mir aber selbst merkwürdig vorkommt, ist die Tatsache, daß der NVK-Ingenieur von "Kühlwasser" spricht und die ganze Kühlanlage auch eher aussieht wie eine Wasserkühlung, nicht wie eine Luftkühlung. Die Kühllamellen sehen aus wie ein ganz normaler Radiator (Wärmetauscher) und das Bauteil unten sieht auch nicht aus wie ein Lüftermotor sondern eher wie eine Wasserpumpe. Das gesamte Rohrleitungssystem an sich scheint mir doch sehr typisch für eine Wasserkühlung zu sein, aber der Sender wurde ja offenbar luftgekühlt. Bei einer Luftkühlung wäre aber eher ein starker Lüfterflügel und irgendeine Art von Lufttrichter für die Außenluftzufuhr zu erwarten. Die Hilfskonstruktion mit dem Wasserablaßventil kann aber nur bedeuten, daß die Rohre normalerweise mit Luft gefüllt sind, und nicht mit Wasser. Komisch, das.

Grüße in die Runde, weiteres folgt...
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 30 Mai 2024, 12:09:00
Zu den Diagonalstrukturen vor den FuM-Spiegeln noch die folgenden Ergänzungen.
Diese Variante kann ich bisher nur auf den Zerstörern 1936 A (Mob) fassen, und auch erst ab 1943.
Leider sind die einigermaßen detaillierten Fotos nicht gerade üppig vertreten.
Nach meinem Eindruck wirken die Diagonalstrukturen nicht immer geradlinig exakt, sondern eher etwas unregelmäßig 'geknüpft'. Vielleicht sind sie gar keine feste Struktur, sondern ein Netz aus verspannten Tampen?

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Ingo am 30 Mai 2024, 13:06:20
Zitat von: Hägar am 30 Mai 2024, 12:09:00Nach meinem Eindruck wirken die Diagonalstrukturen nicht immer geradlinig exakt, sondern eher etwas unregelmäßig 'geknüpft'.

Meine unfundierte Meinung, auf dem letzten Bild sieht man denke ich gut, daß die Struktur in der vertikalen unterschiedlich sind, in der horizontalen aber gleich.
In der Mitte befindet sich eine Reihe aus gleichen großen Rauten. Die ganze Struktur scheint auch mittig in der horizontalen gespiegelt zu sein.

Gruß,
Ingo
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 30 Mai 2024, 13:17:49
Danke für den Hinweis - gutes Auge.
Es kann gut sein, dass man die Rauten reihenweise sehen muss.
Der Eindruck von Unregelmäßigkeit löst sich dann in Wohlgefallen auf ;-)

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Ingo am 01 Juni 2024, 16:35:15
Hatte grade mal Zeit und hab gemessen. Die Abstände zwischen den "Knoten"-Reihen sind etwa 33-23-23-33-33-23-23-33 (Pixel). Also symmetrisch und die kurzen Abstände vermutlich 2/3 von den weiten.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Kuk am 02 Juni 2024, 03:17:36
Zitat von: Hägar am 30 Mai 2024, 12:09:00Zu den Diagonalstrukturen vor den FuM-Spiegeln noch die folgenden Ergänzungen.
Diese Variante kann ich bisher nur auf den Zerstörern 1936 A (Mob) fassen, und auch erst ab 1943.
Leider sind die einigermaßen detaillierten Fotos nicht gerade üppig vertreten.
Nach meinem Eindruck wirken die Diagonalstrukturen nicht immer geradlinig exakt, sondern eher etwas unregelmäßig 'geknüpft'. Vielleicht sind sie gar keine feste Struktur, sondern ein Netz aus verspannten Tampen?

Gruß - Hägar

Hallo
Dem aussehen nach ist das ein Netz
Stellenweise hat er sich aber nicht viel mühe gemacht
sie sehen alle anders aus

Schönen Gruß von der Ostsee

kuk
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 03 Juni 2024, 22:36:02
Moin,

Falls nicht schon bekannt, im BArch gibt es unter RM 7/1588 einen deutschen Bericht an die Alliierten u.a. zum Stand der Ausstattung mit Radargeräten etc. bei Kriegsende.

Daraus s.u.

Gruß Ulf
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Urs Heßling am 03 Juni 2024, 23:49:51
moin,Ulf,

Zitat von: Strandurlauber am 03 Juni 2024, 22:36:02im BArch gibt es unter RM 7/1588 einen deutschen Bericht an die Alliierten u.a. zum Stand der Ausstattung mit Radargeräten etc. bei Kriegsende.
herzlichen Dank für's  Einstellen :MG:  :TU:)

Gruß, Urs
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 04 Juni 2024, 10:44:02
Wow. :-o  :TU:)
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 04 Juni 2024, 17:50:10
Auch von mir besten Dank an Strandurlauber für den Hinweis.
Ärgerlich ist dabei, wenn man in Freiburg exakt diese Akte durch die Kamera geschickt hatte.
Fühle jedenfalls mit dem Kollegen.

Inhaltlich frage ich mich, ob die FuMO-Benennungen nicht einige Fragen aufwerfen bzw. einiges durcheinanderbringen.
War es bisher nicht so, dass die Reihe der auf den KdoStand aufgesetzten FuMOs (gL) von FuMO 21 (2x4m-Antenne) über FuMO 24 (2x4m) zu FuMO 32 (2x6m) reichte?
(Trenkle behauptete 1964 allerdings noch, dass alle drei Versionen mit 2x6m-Spiegeln ausgestattet waren.)
In der Listung erscheint das FuMO 24 hier mit beiden Antennenmaßen:
2x4m: Z4, Z31, Z33, Z34, Z38;
2x6m: Z5, Z6, Z10, Z14, Z15, Z20, Z25, Z39.
Merkwürdigerweise soll auch PG ein solches aufgesetztes Gerät gehabt haben.
Z33 hatte auf jeden Fall einen 2x6m-Spiegel (sh. NH 96467).
LE hatte in Apenrade und sicherlich noch bei der Überführung nach Wilhelmshaven die Antenne am Ausleger.
Die Angabe Gerät ausgebaut ist insofern nicht ganz klar; vielleicht bezog sich dies tatsächlich nur auf das Innenleben.
Auch die Flotten-TBoote mit FuMO 25 und 2x2,4m-Antennen dürften einer Überprüfung nicht standhalten.

Fazit scheint mir zu sein, dass man die Liste trotz aller Amtlichkeit nicht unkritisch als gesamthaft korrekt ansehen kann.
Dies nimmt auch nicht wunder, da nach der Vernichtung der Unterlagen bei Kriegsende die Angaben größtenteils aus dem Gedächtnis zusammengestellt wurden (so im Anschreiben der 5/Skl vom 3.6.45).

Zum Schluss noch dies:
Was machte den Unterschied zwischen SAM-Säule und alter Säule (optisch) aus bzw. zwischen alter und neuer Anlage?
Was muss man sich unter dem Grömitz-Empfänger vorstellen?

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Strandurlauber am 04 Juni 2024, 22:54:28
Moin Hägar,

Sicher können Fehler in dem Bericht nicht ausgeschlossen werden, wie auch immer diese zu Stande kamen.

Beim nochmaligen durchsehen ist mir aber aufgefallen, dass die Aufstellung der Schiffe und Boote in der Liste entgegen dem ersten Eindruck nicht willkürlich ist, und Stichproben scheinen zu bestätigen, dass es sich offenbar um Beuteschiffe handelt, die zum Zeitpunk des Berichtes, d.h. ca. 1946 und viele davon auch längere Zeit danach, noch vorhanden waren.

Hätte man nicht dort, wo die Geräte noch an Bord waren, auf den Typenschildern nachsehen und mit der Liste abgleichen können? Die Siegermächte haben sich damals sicher nicht blindlings auf deutsche Zuarbeit verlassen ... und den Deutschen, die die Liste erstellt haben, ist das bestimmt bewusst gewesen.

Gruß Ulf
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 04 Juni 2024, 23:17:52
ZitatÄrgerlich ist dabei, wenn man in Freiburg exakt diese Akte durch die Kamera geschickt hatte.
Fühle jedenfalls mit dem Kollegen.

Natürlich ist es ärgerlich, wenn man Zeit und Geld in die Digitalisierung einer bestimmten Akte investiert, um dann etwas mehr als ein Jahr später festzustellen, dass besagte Akte nun offenbar als Digitalisat über invenio zur Verfügung steht. Andererseits freue ich mich naürlich, wenn immer mehr Material online zur Verfügung gestellt wird und damit Recherchen wesentlich vereinfacht werden.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 05 Juni 2024, 22:17:51
Hallo,
... danke Ulf für die Unterlagen ... :TU:) ...

Zitat von: Hägar am 04 Juni 2024, 17:50:10Was machte den Unterschied zwischen SAM-Säule und alter Säule (optisch) aus bzw. zwischen alter und neuer Anlage?
Im GEMA-Buch von Harry von Kroge ist auf S. 149 ein gaaanz kleiner Hinweis auf ,,SAM" zu lesen. Er bringt dort im Hinblick auf die Fernübertragung von Meßwerten den Begriff ,,Siemens (SAM)" ins Spiel. In einer Abhandlung über die TVA ist ,,SAM" als ,,Siemens Apparate und Maschinen G.m.b.H. Berlin-Marienfelde" aufgeführt. In diesem wurden anscheinend die SAM-Säulen im Auftrage der GEMA gefertigt. Diese stellte möglicherweise eine Weiterentwicklung/Modernisierung der bisher verwendeten Technik in Sachen Datenfernübertragung dar.

Zitat von: Hägar am 04 Juni 2024, 17:50:10Was muss man sich unter dem Grömitz-Empfänger vorstellen?
Leider beim Durchgehen von Literatur/Netz/Archiv nichts gefunden. Möglicherweise kein direktes GEMA-Produkt (Zulieferung einer anderen Firma?). Suche läuft seit geraumer Zeit ... :wink: ... :
https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=434326 (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=434326)

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Urs Heßling am 05 Juni 2024, 23:26:01
moin,

Zitat von: Strandurlauber am 03 Juni 2024, 22:36:02Ausstattung mit Radargeräten etc. bei Kriegsende.
Das Bild Musterung (http://www.foerderverein-museums-schnellboot.de/s-boote/kriegsmarine/musterung.htm) ist das einzige mir bekannte, daß die Ausrüstung von Schnellbooten mit Radargeräten zeigt (rechts am Rand)

Interessant an der von Ulf eingestellten Liste ist, daß sie längst micht alle vorhandenen Boote aufführt.

Gruß, Urs
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 08 Juni 2024, 14:12:18
Hallo Allerseits,

Auch von mir vielen Dank für diese so aufschlußreichen Unterlagen. Übrigens ist auch die NVK-Geschichte von Herrn Dr. Röhrl 1945 "nachträglich" für die Engländer erstellt worden, daher auch die zum Teil wechselnden Zeitformen.

Zum Thema SAM:
Zitat von: olpe am 05 Juni 2024, 22:17:51
Zitat von: Hägar am 04 Juni 2024, 17:50:10Was machte den Unterschied zwischen SAM-Säule und alter Säule (optisch) aus bzw. zwischen alter und neuer Anlage?
Im GEMA-Buch von Harry von Kroge ist auf S. 149 ein gaaanz kleiner Hinweis auf ,,SAM" zu lesen. Er bringt dort im Hinblick auf die Fernübertragung von Meßwerten den Begriff ,,Siemens (SAM)" ins Spiel. In einer Abhandlung über die TVA ist ,,SAM" als ,,Siemens Apparate und Maschinen G.m.b.H. Berlin-Marienfelde" aufgeführt. In diesem wurden anscheinend die SAM-Säulen im Auftrage der GEMA gefertigt. Diese stellte möglicherweise eine Weiterentwicklung/Modernisierung der bisher verwendeten Technik in Sachen Datenfernübertragung dar.

Grüsse
OLPE


Ich hole mal ein bißchen aus: Das große Problem bei der vollständigen Drehbarkeit der Antennen bestand darin, daß die Antennenleitungen sich bei jeder Umdrehung weiter verzwirbeln würden -leicht vorstellbar, denke ich. Es hätten als Lösung dafür Schleifringe mit großem Durchmesser und mehreren konzentrischen Ringen konstruiert werden müssen, ein großes Problem.

Genau deshalb hatte man sich damit beholfen, gleich die gesamte Anlage mitsamt Antenne und allen Geräten und dem Bedienpersonal mitdrehen zu lassen und das ganze in eine separate E-Meßhaube bzw. ein Bedienhaus zu packen. Der große Nachteil dieser provisorischen Lösung war zum einen die große Trägheit der Hauben (meine, etwa ein bis zwei Minuten für eine halbe Umdrehung in Erinnerung zu haben) und zudem die große fertigungstechnisch bedingte Lose bei den Zahnkränzen, mit deren Hilfe die Hauben mechanisch gedreht wurden. Das hat dazu geführt, daß die Peilgenauigkeit zum Teil nur bei mehreren Grad lag, auch wenn im Versuch die Antennen zum Teil nur 2/16° Toleranz hatten. Die GEMA war organisatorisch nicht in der Lage, solcherlei Schleifringe zu enwickeln und zu bauen, dafür wurde die Firma Siemens als "Subunternehmer" engagiert. Wenn hier nun von SAM-Säulen zur Meßdatenübertragung die Rede ist, dann sind genau diese Schleifringe gemeint, die von Siemens gebaut wurden. Diese waren zwingende Voraussetzung für die Entkopplung der Antennenanlage vom Gerätestand.

Bei den Zerstörersäulen ist das äußerlich nicht so ohne weiteres erkennbar, da kann die Tatsache, daß das T-Gerät von der Antenne nach innen ins Bedienhaus gewandert ist, ein Hinweis sein, das ist aber nur eine Vermutung. Sicher findet die Entkopplung aber bei den Antennen auf den Mastauslegern (FuMO25/33) statt, denn dort werden die Signale von der Antenne über den Mast ins entfernt befindliche Bedienhaus übertragen. Deshalb wurden die Antennen auf den Mastauslegern, obwohl numerisch "früh dran", erst so spät eingeführt. Die Schleifringe waren nicht fertig.

Soviel aus der Erinnerung.

Grüße
Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 08 Juni 2024, 14:26:01
Ach so, noch eins: Die Zerstörerdrehsäulen, die keine Schleifringe hatten, waren auch nicht voll drehbar, der Drehbereich lag bei +/-190° zur Seite.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 08 Juni 2024, 15:19:05
Danke Gabler - sehr interessant! Das Problem der Ungenauigkeit der E-Messhauben in der Peilung hatte ich auch noch im Hinterkopf (glaube Kroge oder Trenkle erwähnt das auch kurz).

Das würde dann bzgl der Bereitstellung von Schießwerten mit diesen Anlagen wieder eine Rolle rückwärts bedeuten? Da kannst du die eigentlichen Geräte mit den neusten Zusätzen bestücken wie du willst - ohne feinjustierbare Basis alles nutzlos?

Theoretisch hätten die Funkmessanlagen - wenn mit einem optischen Gerät gekoppelt ohne Verwendung von Schleifringen - also eher auf die Zielgeber gemusst (was natürlich größenmäßig absurd ist)?

Somit blieben dann nur die mit dem 25/33 bestückten Einheiten schießfähig. Was sagt das uA über die AVKS700 Versuche aus? Und die ganzen Berichte über Funkmessschießen uA auch mit Küstenbatterien? So bleibt die Quellenlage weiterhin uneindeutig anscheinend.

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 08 Juni 2024, 18:12:10
Hallo Leopard,

genau so erinnnere ich das auch. V. Kroge schreibt, daß die Drehstände von der AEG gefertigt wurden und man bemüht war, durch Verringerung der Fertigungstoleranzen die Peilgenauigkeit zu verbessern, was wohl auch gelang, aber nur bei neueren Anlagen und wohl nur begrenzt. Nun frage ich mich, welche Bordanlagen das waren. Denn bis auf die beiden noch nicht fertigen Schlachtschiffe und Prinz Eugen hatten alle anderen großen Einheiten aufgesetzte E-Meßhauben auf die bereits existierenden optischen Hauben erhalten und damit auf die "alten" Zahnkränze mit den größeren Toleranzen.

Die Versuchswerte des NVK zur Peilgenauigkeit der drei Schiffs-Antennen hatte ich mal notiert:

Seetakt Grob: 2-3°
Seetakt Fein: 0,5°
Calais Grob: 1-2°
Calais Fein: 2/16°
Seeart: 1-2/16°

Der zeitweilige Chef des MND/Wa Giessler beklagte, daß durch die Lose der Hauben die tatsächliche Peilgenauigkeit nur bei etwa 2-5° (!) gelegen hätte. Im Vergleich zu obigen Antennenwerten hieße das, daß die Hauben allein auf eine Lose von mindestens 2° und weit mehr kämen. Das kann ich zwar nicht widerlegen, aber da beide FuMO-Hauben, ob aufgesetzt oder kombiniert, auf demselben Zahnkranz wie der optische E-Messer saßen, würde das ja bedeuten, daß auch mit der optischen Entfernungsmessung Peilgenauigkeiten von höchstens +/-2° möglich gewesen wären und das auch noch ohne die Berücksichtigung der Grenzen der optischen Peilgenauigkeit. Offen gesagt, habe ich da ziemliche Zweifel.

Dieses Thema der Lose war von Anbeginn an bekannt, schon bei der Vorführung vor dem OKM (ich glaube 1936) hatte Dr. Kühnhold ein extra für diesen Versuch entworfenes Drehgestell mit sehr feinem Drehkranz verwendet. Zusammen mit der von ihm entwickelten Leitlinienpeilung (einer Vergleichspeilung, Vorgängerverfahren des später verwendeten Minimumverfahrens) konnte er eine Peilgenauigkeit von 1° erzielen, das ist weniger als 2/16°. Vom Waffenamt gefordert war wohl eine Peilgenauigkeit des Verfahrens von 1/16°. Ich weiß nicht, woher dieser Wert kommt, aber wenn die Aussage von Giessler stimmt und die Hauben allein schon für mindestens 2° Ungenauigkeit stehen, die damit auch für das optische Verfahren gelten, dann ist es ja ein Witz, wenn das Waffenamt den Einsatz des GEMA-Geräts als Feuerleitgerät für die Artillerie ablehnt mit der Aussage, die Genauigkeit sei zu gering. Genau das haben sie aber gemacht.

Der Vollständigkeit halber muß aber hinzugefügt werden, daß das Waffenamt mit einer Peilgenauigkeit von 0,5° für den Torpedowaffeneinsatz einverstanden war, deshalb wurde das erste Gerät zur Erprobung ja auch auf einem Torpedoboot eingebaut (G10) und nicht etwa auf einem Schlachtschiff. Es war also schon waffenfähig, aber eben "nur" für Torpedos, nicht für die Ari. Und auf G10 war es ja auch auf dem Brückenhaus aufgebaut, so ganz ohne Drehhaube und E-Messer. Wenn man so will, war das der Prototyp des FuMO21. So erkläre ich mir auch die Nummerierung.

Grüße und schönes Wochenende
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Urs Heßling am 09 Juni 2024, 09:05:54
moin,

Zitat von: Gabler am 08 Juni 2024, 14:26:01Die Zerstörerdrehsäulen, die keine Schleifringe hatten, waren auch nicht voll drehbar, der Drehbereich lag bei +/-190° zur Seite.
2 x 190° = 380° ... Heißt das, die beiden Halbdrehkreise überdecken sich nach achtern ?

Gruß, Urs
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Hägar am 09 Juni 2024, 09:50:33
Nachsatz zu Urs:
Da müsste doch auch der Mast im Weg gewesen sein (?) - siehe die spätere Tormast-Lösung.

Gruß - Hägar
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 09 Juni 2024, 10:55:32
Hallo und guten Morgen,

tut mir leid, habe das leider verwechselt, hätte vorher in meinen Unterlagen nachschauen sollen. Der 190° Schwenkbereich betrifft den U-Boot-Drehspiegel, nicht die Zerstörerantenne. Zur Zerstörerantenne kann ich leider keine Zahlenbelege finden, nur die Angaben, daß es bauliche Einschränkungen (Masten) gab. Die gab es auch bei der Mastausleger-Antenne auf PG, dort ist der Schwenkbereich mit 30° bis 330° achteraus angegeben, trotz Schleifringen. Das lag aber wohl an der Antennenbreite (6m). Die nur 4m breiten Seetakt-Antennen (FuMO25) sollten durchdrehen können.

Ob die Hauben im Vollkreis drehbar waren, wurde auch schon lange diskutiert. Zumindest in dem OKM-Film "Schlachtschiff in Fahrt" sieht man eine FuMO22 Haube, die direkt nach achteraus gerichtet ist, war bislang auf Bildern auch noch nirgends zu sehen. Vielleicht finde ich noch was.

Grüße

Edit: Soeben ein Bild des FuMO25/33 auf PG gesehen: Der Bauraum reichte aus zum Durchschwenken, die Einschränkung im Erfaßbereich basiert wohl auf die Störung durch die Aufbauten.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 17 Juni 2024, 10:50:39
Hallo Allerseits,

leider bislang keine weiteren Informationen zu den Antennen, jedoch bei Lektüre des Kroge-Buchs nochmal auf die hier ebenfalls schon diskutierten Betriebsmodi des GEMA-Geräts gestoßen:

Durch die Einführung des gesonderten "Z-" (Zusatz-)-Geräts für die Serienversion FuMG 40, welches nun separat den Nullphasenschieber und den Frequenzgenerator für 500Hz Taktfrequenz enthielt (der übrigens in 3Hz-Schritten veränderbar war, um gegenseitige Beeinflussung gleicher Geräte zu verhindern), enthielt das Z-Gerät auch einen Umschalter für die Betriebsart "Eigen- oder Fremdgenerator", anders ausgedrückt: das FuMO konnte von Aktiv auf Passivortung umgeschalten werden, aber eben erst ab Version 1940. Damit trifft dies auf die Bismarck-Geräte (alle FuMG 39) gerade nicht zu und die Möglichkeit des (beabsichtigten) Empfangs der britischen Funkwellen durch passive Ortung der GEMA-Geräte fällt damit aus. Jedenfalls solange keine neueren Erkenntnisse zutage treten :-)

Das ist vielleicht ein wenig OT, aber deshalb sehr bemerkenswert, weil genau diese Möglichkeit des Empfangs von abgestrahlten Funkwellen des einen Geräts durch das andere Gerät offenbar taktisch genutzt werden sollte. Es wurde also möglich, ein FuMO als "Leitgerät" zu benutzen, um Funkwellen auszusenden und zu empfangen, während ein zweites oder sogar ein drittes Gerät als "Nebenstelle" auf passiven Empfang, also einen "Fremdgenerator" geschalten werden konnte, um die vom Leitgerät ausgestrahlten Signale ebenfalls zu empfangen und einzumessen und die Ergebnisse dann zu mitteln oder wie auch immer zu vergleichen.

Jetzt kann man ja mal anfangen zu schauen, welche Schiffe überhaupt gleichzeitig 2 FuMG 40 verbaut hatten. Meine erste Vermutung geht da gleich in Richtung Tirpitz, für welche in der Dete-Geräteliste bekanntlich merkwürdigerweise 4 Seetaktgeräte verzeichnet sind, obwohl es nur drei Drehstände gab und auf dem bereits auf dem Vormars verbauten kombinierten Gerät (FuMO 23) direkt eine zusätzliche FuMO-Haube als FuMO 26 (FuMG 40) aufgesetzt wurde. Das zweite FuMG 40 (FuMO 27) befand sich auf dem achteren Stand, auf dem vorderen Stand war hingegen zu Anfangs auch noch ein Vorserien-FuMO 23 montiert. Könnte also sein, daß das der Grund dafür war, gleich noch ein zweites Gerät darüber aufzubauen (neben den schon genannten Platzgründen).

Ein FuMO 23 aktiv hingegen mit einem passiven FuMO 27 als Leit- und Nebenstelle zu kombinieren wird wohl nicht gehen, wenn die Tastfrequenzen so unterschiedlich sind (2000Hz zu 500Hz).

Soviel vorläufig dazu...

Grüße
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 17 Juni 2024, 22:25:27
Hallo Gabler,
... vielen Dank für die umfangreichen Gedanken und Hinweise.

Zitat von: Gabler am 17 Juni 2024, 10:50:39... jedoch bei Lektüre des Kroge-Buchs nochmal auf die hier ebenfalls schon diskutierten Betriebsmodi des GEMA-Geräts gestoßen ... Durch die Einführung des gesonderten "Z-" (Zusatz-)-Geräts für die Serienversion FuMG 40 ... enthielt das Z-Gerät auch einen Umschalter für die Betriebsart "Eigen- oder Fremdgenerator"
... kannst Du so nett sein, die Seite des Buches anzugeben? Würde mich freuen ... Der o.g. Umschalter ist auch auf einem Schaltplan ersichtlich ... Aber war das in der Tat ein Betriebsartenumschalter ??

Zitat von: Gabler am 17 Juni 2024, 10:50:39... anders ausgedrückt: das FuMO konnte von Aktiv auf Passivortung umgeschalten werden ...
... diese Schlußfolgerung erscheint mir sehr vage. Entstammt dieser Gedanke aus dem Buch?

Zitat von: Gabler am 17 Juni 2024, 10:50:39... aber deshalb sehr bemerkenswert, weil genau diese Möglichkeit des Empfangs von abgestrahlten Funkwellen des einen Geräts durch das andere Gerät offenbar taktisch genutzt werden sollte. Es wurde also möglich, ein FuMO als "Leitgerät" zu benutzen, um Funkwellen auszusenden und zu empfangen, während ein zweites oder sogar ein drittes Gerät als "Nebenstelle" auf passiven Empfang, also einen "Fremdgenerator" geschalten werden konnte, um die vom Leitgerät ausgestrahlten Signale ebenfalls zu empfangen und einzumessen und die Ergebnisse dann zu mitteln oder wie auch immer zu vergleichen.
... heute nennte man so etwas bistatisches Radar. Bedeutet: die Reflexionen eines Zieles, welches von einer Hochfrequenzquelle angestrahlt wurde (deren Standort bekannt ist), wird passiv geortet. Aus dem Laufzeitunterschied der empfangenen Signale des Ziels und der HF-Quelle können dann Zielparameter errechnet werden. Das ist deutscherseits m.W. nur bei der Luftwaffen-Anlage ,,Klein Heidelberg" --/>/> klick wikiDE (https://de.wikipedia.org/wiki/Klein_Heidelberg) realisiert angewandt worden, nicht bei der Marine. Und wenn, funktioniert das Prinzip nur bei einem hinreichend großen Abstand der eigenen Passiv-Anlage zur HF-Quelle, also der Aktiv-Anlage.
Siehe auch: --/>/> https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=447403  ,,TvInvis"

Ich denke, die Umschaltung "Eigen- oder Fremdgenerator" deutet nur darauf hin, dass zu Kontroll- und Eichzwecken am Gerät ,,Z" neben der eigenerzeugten stabilen 500Hz Taktfrequenz eine weitere definierte Sinusschwingung von einem Prüfgenerator von außen eingespielt werden konnte, um einen Check des Gesamtsystems vorzunehmen ...

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 19 Juni 2024, 11:53:37
Hallo olpe,

lies gerne nach, Seite 114. Kroge spricht dezidiert von taktischer Verwendung und Leit- und Nebenstelle und von den Fernsprechleitungen als Übertragungsleitungen zwischen den Geräten, deren Eigenschaften angepasst werden konnten.

Die GEMA entwickelte auch ein separates Eichgerät für die Meßkette sowie ein Prüfgerät für Frequenz und Empfindlichkeit der Empfänger. Auch gab es später das X-Gerät für die Kalibrierung des Empfängers, das wohl überall nachgerüstet wurde. Das Buch ist ein Füllhorn, nur findet man nie das, was man sucht...

Grüße
Gabler

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 21 Juni 2024, 11:46:50
Nochmal nachgelesen: Die Synchronistion betraf "nur" den Frequenzgenerator. Es wurde also nicht der Sender abgeschalten, sondern nur der Generator. Ob damit die Frage nach der "Betriebsart" beantwortet ist, weiß ich nicht. Der Zweck war aber jedenfalls nicht oder nicht nur zum Testen oder Abstimmen, sodern taktisch, wie Kroge schreibt.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 21 Juni 2024, 20:36:13
Hallo Gabler,
Zitat von: Gabler am 19 Juni 2024, 11:53:37lies gerne nach, Seite 114. Kroge spricht dezidiert von taktischer Verwendung und Leit- und Nebenstelle und von den Fernsprechleitungen als Übertragungsleitungen zwischen den Geräten, deren Eigenschaften angepasst werden konnten.
Zitat von: Gabler am 21 Juni 2024, 11:46:50Nochmal nachgelesen: Die Synchronistion betraf "nur" den Frequenzgenerator. Es wurde also nicht der Sender abgeschalten, sondern nur der Generator. Ob damit die Frage nach der "Betriebsart" beantwortet ist, weiß ich nicht. Der Zweck war aber jedenfalls nicht oder nicht nur zum Testen oder Abstimmen, sodern taktisch, wie Kroge schreibt.
... vielen Dank für den Hinweis im GEMA-Buch und die nochmalige Durchdringung des Textes ...  ...
Ich komme nach dem Lesen zum gleichen Ergebnis: das Z-Gerät (der Frequenzgenerator) kann die Tastfrequenz 500Hz einerseits selbst in die Anlage einspeisen oder andererseits übernimmt ein Fremdgerät die Tastung, welches sich weiter weg befindet (u.a. bei Landstationen). Damit ist nicht verbunden, dass die Anlage auf eine Art ,,FuMB"-Modus läuft, also passiv arbeitet und der Sender abgeschaltet wird. Von Kroge geht im Text mit dem Begriff "aktiver und passiver Betrieb" vielleicht etwas zu leichtfüßig um ...

Unten ein Bild einer Ausführung des Z-Gerätes (Modul Z100 für Freya, Seetakt, Mammut, Wassermann) mit dem Umschalter - Nr. 114 unten links.
(Q Bild: cdvandt.org, Slg. OLPE)

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 21 Juni 2024, 21:44:10
Hallo,
... ein weiterer – eher peripherer Mosaikstein – zur Entwicklung der ,,Matratzen"antennen:
Einer der Persönlichkeiten in der Radio- und Funktechnik im deutschsprachigen Raum ist Otto Böhm (02.07.1884-12.05.1957). Sein Weg führte ihn 1922 zu Telefunken, wo er 1927 die Leitung des Entwicklungslabors übernahm. Ihn fesselte u.a. der ,,Vorgang der Abstrahlung elektrischer Leistung aus der Antenne" (s. ,,Männer der Funktechnik", Sigfrid von Weiher, S. 23). Er entwickelte die schwundmindernde Rundfunksenderantenne und die ,,Tannenbaumantenne" für gerichtete Strahlung, welche bis heute angewandt wird.

Otto Böhm wurde genötigt, 1935 Deutschland zu verlassen. Er kam über die Schweiz nach England und arbeitete bei der Marconi-Gesellschaft in einem Antennenlabor. 1941 ging er in ein Laboratorium der Royal Navy (!), wo er die Leitung für die Entwicklung von Antennen kürzester Wellen übernahm. Nach Kriegsende war er bis zu seinem Tode (verschied in London) als Berater der britischen Marine tätig.
Kommentar meinerseits: einen solchen Lebensweg eines deutschen Ingenieurs mit Bezug zur Royal Navy in jener Zeit liest man auch nicht jeden Tag ... :MG: ...
 
Unten nochmal eine Skizze der Tannenbaumantenne (Q Bild: cdvandt.org, Slg. OLPE)

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 21 Juni 2024, 21:50:47
Hallo,
vor Kurzem fand ich folgenden Hinweis:
Beschreibung für die Funkmeßanlage Fu.M.G. (Seetakt) 40G (gB) (siehe Bild unten).
Hat jemand dieses Manual oder einen Hinweis darauf? Freue mich über Hinweise.
(Q Bild: geschichtsspuren.de, Slg. OLPE)

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 09 Juli 2024, 07:35:19
Hallo an Alle, speziell an olpe,

mit reichlich EM-bedingter Verspätung:

das von Dir oben gezeigte Gerät "ZP100" ist auch in der amerikanischen TME-Beschreibung enthalten, hier zudem in guter Auflösung, so daß man die Beschriftung lesen kann (s.u.). Neben dem Umschalter unten links für Eigen-/Fremdgenerator und den Drehrädern für den Nullphasenschieber sind weitere Einstellmöglichkeiten (Frequenzumschalter?) vorhanden. Die Aufnahmen der Amis von Prinz Eugen nach dem Krieg der Gerätesätze des FuMO26/34 und des FuMO25/33 zeigen jedoch, daß dieses Schiff nicht mit einem solchen Gerät ausgestattet war, es verfügte lediglich über das "normale" Z-Gerät des FuMG40 (Bezeichnung unbekannt) mit den beiden Stellrädern für Nullphase grob/fein sowie eine Spannungsanzeige. Eine Synchronisation der Sender über den Summer war also offenbar dort nicht vorgesehen. Diese Z100-Geräte scheinen wohl für die Landgeräte verwendet worden zu sein.

Hätte das eher anders herum erwartet, befanden sich doch an Bord die Geräte in geringem Abstand von vielleicht 50-80m voneinander, die Landgeräte hingegen um ein Vielfaches weiter, sicherlich 50-100km voneinander entfernt und dementsprechend war die gegenseitige Beeinflussung sicherlich bei den Bordgeräten höher als bei den Landgeräten. Zu welchem taktischen Zweck sollten also die Sendertaktungen synchronisiert werden? Reichweitenerhöhung? Genauigkeitsverbesserung?

Auszüge der Seetakt-Beschreibung in dem anderen Forum habe ich auch schon oft als Quelle verwendet, da auch mir die Herstellerbeschreibung nicht vorliegt:
https://www.geschichtsspuren.de/forum/viewtopic.php?t=10598
Leider ist die Handhabung des Geräts nicht beschrieben, eines der letzten großen Rätsel der Menschheit ;-) Ob der User dort noch aktiv ist? Die Beiträge stammen von 2011. Wenn also jemand die Beschreibung des GEMA-Seetaktgeräts hat oder eine Bezugsquelle, so bin ich ebenfalls stark interessiert. Herr Bauer von der CVandt-Seite hat offenbar eine Ausgabe von 1940, auf die er sich bezieht, nur leider nicht veröffentlicht. Ich nehme mal an, die Originale werden für teuer Geld gehandelt...

So weit
Frohes Schwitzen
Grüße
Z-100_TME211-219.jpg 
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 27 Juli 2024, 10:46:06
Hallo Leute,
Danke für die immens interessante und lehrreiche Diskussion. Ich habe die Tabelle noch einmal überarbeitet und wäre euch dankbar für feedback.
Liebe Grüße
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 27 Juli 2024, 10:51:04
Zum Thema Drehkranz-Genauigkeit fällt mit ein, dass die Optik noch intern beweglich war und sogar stabilisiert war. Wenn ich das richtig verstehe, war also eine optische Messung genauer möglich, als der Drehkranz dies erwarten ließe.
Bei der Messung mit Radattel-Peilung wäre eine entsprechende Umrechnung basierend auf der Skalierung des Drehkranzes ebenfalls möglich.
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Peter K. am 27 Juli 2024, 15:24:29
Bei der erwähnten Beschreibung des FuMO 39g bzw. 40g - Geräts handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um TS 66/43569.
Ich werde mir diese Akte im November genauer ansehen.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 27 Juli 2024, 18:39:57
Hallo,

da stimmt aber mit den Bildern und den entsprechenden Schiffzuordnungen was nicht, denn in Part 1 "FuMG 40 FuMO 27 Tirpitz Dezember 1941" ist Bild von Prinz Eugen....
in Part 2 "FuMO 26 Scharnhorst Okt/Nov 1943" ist Bild von Scheer oder Lützow  und "FuMO 34 Scharnhorst Okt/Nov 1943" ist Bild von Tirpitz....

Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 28 Juli 2024, 12:21:41
Zitat von: mike_o am 27 Juli 2024, 18:39:57Hallo,

da stimmt aber mit den Bildern und den entsprechenden Schiffzuordnungen was nicht, denn in Part 1 "FuMG 40 FuMO 27 Tirpitz Dezember 1941" ist Bild von Prinz Eugen....
in Part 2 "FuMO 26 Scharnhorst Okt/Nov 1943" ist Bild von Scheer oder Lützow  und "FuMO 34 Scharnhorst Okt/Nov 1943" ist Bild von Tirpitz....

Beste Grüße

mike_o

Danke Mike,
so war das nicht gemeint. Das sind Beispielbilder des Radars. Die genannten Schiffe sind die, auf denen das entsprechende Gerät zuerst Verwendung fand. Ich habe versucht die besten für mich verfügbaren Bilder zu nutzen und die Schiffe erwähnt, die zuerst mit der neuen Version fuhren.
Ich hoffe das geht so in Ordnung für euch.
Grüße
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mike_o am 28 Juli 2024, 22:29:07
Hi,

achso, ok verstanden......

Beste Grüße

mike_o
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 07 August 2024, 12:43:48
Hallo Allerseits,

jetzt ist es hier vielleicht urlaubsbedingt etwas still geworden. Man kann aber die langen Abende auch für einschlägige Lektüre bei einem Glas Wein nutzen 😉

Um die Bedienung, die Ausstattung und die technischen Möglichkeiten und Grenzen der GEMA-Geräte besser zu verstehen, habe ich weiter die Anfänge vor allem bei von Kroge, aber auch bei Gießler, Der Marine-Nachrichten- und Ortungsdienst, 1971, antiquarisch erstanden für 19€, sehr empfehlenswert, nachgelesen.
Demnach waren die ersten erfolgreichen Reflexionsversuche 1934 noch ohne Entfernungsmessung durchgeführt worden. Die maximale Reichweite der Reflexionen wurde mithilfe eines parallel zum Funkmessgerät aufgestellten optischen Entfernungsmessgeräts bestimmt.

Anfang 1935 verwendete man dann zum ersten Mal einen Braun´sche Röhre, auf der die ,,Zeitlinie" als Signal horizontal über die gesamte Breite des Bildschirms geschrieben wurde. Der Schirm war mit einer horizontal angebrachten Entfernungsskala von 0 bis 20 km versehen, so daß ein mögliches Echo direkt an der Röhre gemessen werden konnte. Von Kroge erwähnt, daß die größten seinerzeit erhältlichen Röhren einen Durchmesser von 20cm aufwiesen, also nehme ich an, daß auch eine solche verwendet wurde, ohne daß dies explizit erwähnt wurde. Demnach läge der Abstand der Kilometermarkierungen bei etwa 1cm. In welchen Schritten die Skala tatsächlich unterteilt war, ist nicht bekannt, aber klar ist: je größer der Bildschirm, umso besser die Auflösung und damit die Genauigkeit (s.S. 37ff.).

Allerdings wurde vom Waffenamt eingewendet, daß diese großen Röhren sehr empfindlich gegen Stöße und Erschütterungen bspw. Bei Abfeuern der schweren Artillerie seien, was bekanntlich nicht aus der Luft gegriffen war, wie sich unter anderem später bei Bismarck zeigte. Das Waffenamt lehnte daher den Einsatz der Röhren ab. Die GEMA behielt die Röhren jedoch bei, schlicht weil es keine andere Möglichkeit gab, ein Echosignal optisch und dazu noch linear und damit einmeßbar darzustellen.

Um dem Einwand entgegenzutreten, wurde daraufhin der Durchmesser des Beobachtungsrohres auf 10cm verringert. Um dennoch eine hinreichend genaue Entfernungsmessung durchführen zu können, wurde ein zusätzliches Hilfswerkzeug entwickelt, eine Reihe von Phasenschiebern, die in einer Kette nacheinander angeordnet waren – die Meßkette. Sie wurde mit einem zum Meßbereich passenden Anzeigebereich von 20km entwickelt, wobei die Entfernungen in Stufen von nur 1km angegeben werden konnten (daher nehme ich an, daß auch die Skala auf dem 20cm-Bildschirm nur in 1km-Schritten unterteilt war). Diese erste Kette von Februar 1935 war allerdings fehlerhaft konstruiert, so daß unmittelbar darauf die Kette neu durchkonstruiert werden mußte. Bei gleichem Anzeigebereich gab es nun zwei gekoppelte Instrumentenanzeigen, eine mit 19x 1km-Schritten und eine mit 20x 50m Schritten, so jedenfalls v. Kroge. Damit erhöhte sich die Anzeigegenauigkeit von +/-500m um das 20-fache auf +/-25m. Durch diese Rundinstrumentenanzeige wurde die Entfernungsskala auf dem Bildschirm entbehrlich, es verblieb lediglich ein vertikaler Meßfaden bzw. eine Lichtmarke, anhand dessen/derer die Messung vorgenommen wurde. Soweit bekannt, behielt die GEMA die Röhrendimensionen (100mm Durchmesser) bei allen weiteren Entwicklungen bis zum Ende bei, auch die Anzeigegenauigkeit genügte dem Waffenamt.

Als weiterer Schutz der Röhre wurde noch ein aufklappbares Blechgehäuse mit einem Sichtglas mit eingeschliffener Linse als Lupe vorgeblendet:

Exhibits-details-17a-OB110-Lichtmarke-projektiert-10-5.jpg
Quelle: https://www.cdvandt.org/mammut-wassermann.htm

An anderer Stelle nachzulesen war, daß die Forderung der TVA des weiteren in einer minimalen Reichweite von 4 Sm (ca. 75hm) und einer Peilgenauigkeit von 1° bestand. Die Reichweite war vermutlich bezogen auf die maximale Wegstrecke eines TI-Dampftorpedos, der bei 40kn Geschwindigkeit etwa 75hm weit lief. Die Peilgenauigkeit war vmtl. Im Hinblick auf die Genauigkeit der Torpedo-Vorhalterechner gewählt worden. Zur Peilung kommen wir ggf. später noch.

In dem Zusammenhang wäre noch die Frage zu beantworten, warum die Messkette gleich 2 Entfernungsanzeigen aufweist, noch dazu in unterschiedlicher Darstellungsweise. Nun, bei der Entwicklung des Dete-Gerätes war zunächst das Waffenamt als Geldgeber federführend in seinen Anforderungen. Sie wollten eine Rundinstrumentenanzeige mit möglichst großer Genauigkeit, weil dies wohl den üblichen Gepflogenheiten der Waffenbedienung entsprach. Die +/-25m wurden als absolut ausreichend erachtet, eine Einschätzung, die sich auch später im Einsatz bewahrheitete. Die später hinzugekommene Flottenleitung hingegen sah in dem Gerät ein taktisches Übersichtsgerät zur Orientierung bei Nacht und Nebel und der Auswerter sollte seine Messungen an die Brücke in den für die Navigation üblichen Einheiten km oder hm angeben. Eine genauere Entfernungsangabe war auf der Brücke nicht verwertbar und daher auch nicht gewünscht. Daher also diese Zwitterkonstruktion: Wurde das Gerät als Entfernungsmessgerät mit der Artillerie-Leitstelle verbunden, so sollte die Entfernungsangabe am oberen mehrteiligen Rundinstrument in 50m-Schritten erfolgen, bei Schaltung auf die Brücke genügte das Ablesen der unteren numerischen Walzenanzeige. Diese hatte zwar zwei Nachkommastellen, aber zumindest anfänglich waren beide Stellen auf nur einer Walze angebracht, die Entfernungsmessung erfolgte also in 0,10 km-Schritten, oder besser in 1hm-Schritten.

Messkette_Freya.jpg
Quelle: https://www.cdvandt.org

Erst bei einer späteren Weiterentwicklung der Meßkette wurden zwei ,,echte" Nachkommastellen durch zwei Walzen realisiert. Damit erhöhte sich die Anzeigegenauigkeit nochmals drastisch auf +/-5m.

Messkettenanzeige_10m.jpg
Quelle: https://www.cdvandt.org

Ich nehme aber an, daß diese Einsätze nur bei den Landgeräten verbaut wurde, gerne aber nur bis zum Beweis des Gegenteils 😊
Soviel zur Entfernungsmessung vorläufig.

Grüße

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 08 August 2024, 11:00:18
Gabler, weist Du, welche Senderöhre in Freyas eingebaut war?

soweit ich die Blockschaltbilder zwischen Seetakt und Freya vergleiche sind die sehr ähnlich
-Grobübersichtsrohr (Entfernung grob)
-Fein Übersichtsrohr (Entfernung fein-gezoomter Ausschnitt von ca 2 km des Grobrohres) um den Entfernungswert der Messkette)
-Messkette
-ggf A/N Peilung (faktisch sehr ähnlich wie Raddattel Feinpeilung der Seetakts)
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 08 August 2024, 17:29:19
Hallo Frank,
vielen Dank für die Darlegung der Messkette. Das rundet gut vorangegangene posts zu diesem Thema ab. Vertiefend sei erwähnt, dass bei dieser Art der Entfernungsmessung sich auf dem Braunschen Rohr nicht das (Leucht)Visier nach rechts und links bewegt (dieses war – wie auf dem Foto im post # 683 erkennbar - mittig angebracht und fest installiert), sondern das empfangene ,,Bild" in Form eines Ausschnittes aus dem gesamten Entfernungsbereich konnte mit Hilfe der Phasenschieber (LC-Glieder) der Messkette - nach rechts und links verschoben werden. Die Messkette war dazu vor dem Ablenkverstärker der horizontalen Ablenkplatten des Sichtrohres positioniert.
Im Entfernungsausschnitt - eine Art Lupe – konnte der Bediener dann nach einem Zielzacken suchen und die Distanz mit dem mechanischen Zählwerk messen.
Weswegen es im mechanischen Zählwerk zwei Anzeigen gibt, lässt sich aus (den raren) Beschreibungen leider nicht so recht eruieren. Aber vielleicht tauchen irgendwo und irgendwann Beschreibungen auf (wie z.B. Hinweise in Lehr- oder Werkstattunterlagen).
Ich sende Dir eine PN zu.

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 08 August 2024, 21:17:01
Hallo,
Zitat von: Thoddy am 08 August 2024, 11:00:18Gabler, weist Du, welche Senderöhre in Freyas eingebaut war?
ich greif mal vor: m.W. TS41
--/>/> klick (http://www.hts-homepage.de/Wehrmacht/Gema/WMGema.html) AEG- und GEMA-Wehrmachtsröhren (,,TS41"-link bt. nicht anklicken – geht ins Leere)
--/>/> klick (https://patric-sokoll.de/R%C3%B6hrenmuseum/Datenbank/R%C3%B6hrenTypen/TS41.html) Daten und Bilder

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 09 August 2024, 10:30:45
Hallo Ihr zwei,

gerne möchte ich auf Eure Beiträge eingehen, will aber erst einmal noch im Jahre 1935 bleiben, weil da die Meßverfahren für Entfernung und Peilung eingeführt wurden, die später in den Bord- und Landgeräten eingesetzt wurden – nur daß die Anfänge noch überschaubarer und daher leichter verständlich waren und sind:

Zuerst will ich noch ergänzen, daß mein Schluß, die Einführung der Meßkette sei eine Folge der Verkleinerung der Bildschirme war, wohl wieder mal etwas vorschnell war, denn auch bei der Vorführung des Mustergeräts am 12. September 1935 vor dem Marineführung (OBdM, Flottenchef) wurden noch große Röhren mit einem genannten Durchmesser von 180mm verwendet und zwar zusammen mit der Meßkette. Die zweite Röhre übrigens als sog. Kehrbildanzeige für die vorgeführte Leitlinienpeilung, mit der je nach Quelle eine Peilgenauigkeit von 0,1 bis 0,2° erzielt werden konnte. Aber zu den Vergleichsverfahren vielleicht später noch, bleiben wir bei den Anfängen.

Mit der Verwendung der ersten Beobachtungsröhre im Januar desselben Jahres wurde auch die Maximumpeilung eingeführt, die ich einfach nochmal wiederholen will: Die Antenne wurde solange auf das Ziel eingedreht (das wurde auch ,,Pendeln" oder ,,Wedeln" genannt) bis das Echozeichen seine maximale Größe erreicht hatte. Daher der Begriff ,,Maximumverfahren". Erst wenn das der Fall war, wurde die Entfernungsmessung vorgenommen. Das ist möglicherweise so banal, daß diese Vorgehensweise überhaupt nirgends erwähnt wird: Zuerst das Ziel einpeilen, danach die Entfernung messen!

Mir war das jedenfalls nicht von Anfang an klar, vor allem weil es eben nirgends erwähnt wurde. Ebenfalls klar wird mit diesem Ablauf, daß für die Bedienung des Funkmeßgeräts mindestens zwei Mann erforderlich sind: Der Auswerter an der Beobachtungsröhre, der zunächst das Echosignal sucht und dann bei Auftreten eines Signals den in der M.DV.950 ,,Funkpeilgehilfen" genannten Seitenrichtmann anweist, die Antenne so einzudrehen, bis sie genau auf das Ziel weist. Die Peilung selbst kann der Auswerter dann aber nicht an seinem Auswertungsgerät vornehmen. Dazu hat wiederum der Peilgehilfe eine Peilanzeige, die bei der Marineartillerie ,,Zielrichtungsweiser" (ZRW) genannt wird und an der er die Richtung ablesen kann, aus der das Echosignal kommt.

(Später wurden bei den mobilen Drehständen zwei über ein Differentialgetriebe verbundene Handräder eingebaut, ebenso wie eine zweite Peilanzeige, s. Schaubild, so daß zur Not wohl auch ein Ein-Mann-Betrieb möglich wurde)

Schaubild-FuMO2_MDV291.jpg
Quelle: M.DV.291 Funkmeßgerätekunde

Wie genau wurde die Entfernungsmessung durchgeführt?
Das Echozeichen im OB genannten Beobachtungsrohr durchlief zuvor die direkt rechts daneben befindliche Meßkette und konnte über diese auch verändert werden. Wie olpe außerdem oben völlig richtig ausführt, wurde nicht etwa die vertikale Meßlinie auf dem Bildschirm verschoben, sondern die Zeitlinie mitsamt dem Echo wurde mithilfe der Einstellräder der Meßkette auf dem Bildschirm so lange nach links oder rechts verschoben, bis die Spitze dies Zielzeichens genau auf der Meßlinie lag.

Diese Meßlinie war wohl zu Anfangs entweder direkt auf der Röhre aufgetragen oder auf irgendeine Weise auf einem transparenten Träger dem Bildschirm vorgeblendet, mglw. etwa so wie die Entfernungsskalen. Aufgrund der Wölbung der Röhre und dem Abstand zwischen Linie und Bildschirm ergab sich schnell bei schiefwinkliger Ablesung ein Meßfehler, die sogenannte Parallaxe.

Um diese zu eliminieren, wurde mit Hilfe eines Leuchtmittels durch eine Schlitzöffnung und mit einer Linse die oben gezeigte grünliche vertikale Meßlinie von hinten auf die Röhre projiziert. Damit war die Parallaxe passé (wie ein China-Böller D😊) und die Meßlinie war zudem beliebig zu- und abschaltbar. Das hat übrigens alles Herr Artur Bauer auf der CVandt-Seite mit seinem Wassermann-Essay wunderbar herausgetüftelt:
https://www.cdvandt.org/mammut-wassermann.htm

Die Verschiebung des Zielzeichens auf dem Schirm erfolgte mit den beiden Meßrädern "grob" und "fein" an der Meßkette. Wie schon erwähnt, waren die frühen Meßketten bis einschließlich FuMG39 nur mit zwei Rundanzeigen ausgestatte, die von mir oben eingefügten Bilder zweier Entfernungsanzeigen mit den drei Rundinstrumenten stammen also beide aus der Serienfertigung ab FuMG40.

Mammut-WAssermann-O-Geraet-4-7.jpg
Quelle: CVandt.org / Handbuch Fu.M.G.(See takt)40 G(gB)

Mit dem oberen Rad wurde dabei (schnell) das Zeichen ,,grob" in Kilometerschritten auf die Meßlinie zugeschoben, wobei dieses Rad mit den beiden linken Anzeigen (0-200km sowie 0-10km) verbunden war und sich die Zeiger mitgedreht haben. Die rechte Anzeige (0-1km) verfügte über einen Freilauf und deren Zeiger blieb zunächst stehen. Sobald die Grobeinstellung vorgenommen war, wurde mit Hilfe des zweiten, unteren Einstellrades, das als Knauf auf einer größeren Scheibe ausgeführt war, das Ziel ,,fein", also genau mit der Spitze auf die Meßlinie gelegt. Damit wurde der Zeiger der rechten Anzeige gedreht und mit diesem wurden auch die beiden linken Zeiger entsprechend der Übersetzung mitgedreht. Sobald das erledigt war, konnte an der Anzeige die Entfernung sehr genau abgelesen werden.

Messvorgang_Messkette.jpg
Quelle: M.DV.291 Funkmeßgerätekunde

Diese Art der Entfernungsmessung mit Hilfe der Meßkette wurde als ,,Entfernungs-Feinmessung" bezeichnet, während die Ablesung der Entfernung direkt an der Röhre mit Hilfe einer vorgeblendeten Skala als ,,Entfernungs-Grobmessung" bezeichnet wurde. Solche Übersichtsanzeigen wurden aber erst mit dem FuMG40 eingeführt, zuvor wurden die Entfernungen auch für taktische Zwecke mit der Meßkette und der unteren numerischen Anzeige gemessen.
Zwar habe ich bisher keine NB-Röhre für ein Seetaktgerät mit Skala gesehen, aber wiederum auf der CVandt-Seite sind Bilder zweier NB-Röhren für Freya-Geräte zu sehen, die mit Entfernungsanzeigen in 5-km-Schritten versehen sind, und damit eine Genauigkeit von +/- 2,5km aufweisen.

Exhibits-wimbolt-AEG-HR2-80km-150km-8-5.jpg
Mammut-Wassermann-HRP2-100-KSR-Skala-35-10.jpg
Quelle: CVandt.org 

Ich nehme einfach an, daß auch bei den Seetaktgeräten die Skala in denselben Schritten aufgetragen war, solange wir nichts genaueres wissen. Der Unterschied in der Genauigkeit zwischen Entfernung-grob und Entfernung-fein liegt also bei +/-2,5km zu +/-25m, das ist das 1000-fache.


Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 09 August 2024, 11:34:35
Hallo,
hier nochmal einige Bilder aus horst-beck-collection.com (war schon mal Thema in einem älteren post: --/>/> klick (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=422468)):
--/>/> klick (http://horst-beck-collection.com/hbc-wp/wp-content/uploads/formidable/6/R2-W-Freya-3a.jpg) (Das Gerät ,,OK", die Messkette)
--/>/> klick (http://horst-beck-collection.com/hbc-wp/wp-content/uploads/formidable/6/R2-W-Freya-3b.jpg) (die geöffnete linke Seite des Gerätes. Gut zu erkennen die Ringkernspulen, die Kondensatoren und die Keramiktrimmer)
--/>/> klick (http://horst-beck-collection.com/hbc-wp/wp-content/uploads/formidable/6/R2-W-Freya-3c.jpg) (die rechte Seite. Hier eine ähnliche Dichte an Bauelementen)

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 09 August 2024, 12:56:03
Super interessant wieder - danke an alle!

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 09 August 2024, 13:09:07
(https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?action=dlattach;attach=210200)

hier kannst du erkennen, dass das Bild der Anzeigeröhre gezoomt ist.
ca 2-3 km wie aus der Breite des Zielzeichens (300 m) abgeleitet werden kann.

Es wurde angeregt, hier eine zusätzliche Skala anzubringen, um ohne Änderungen der Messkette  Ablagen von z.B. Einschlägen direkt ablesen zu können

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 10 August 2024, 10:23:46
Zitat von: Thoddy am 08 August 2024, 11:00:18Gabler, weist Du, welche Senderöhre in Freyas eingebaut war?

soweit ich die Blockschaltbilder zwischen Seetakt und Freya vergleiche sind die sehr ähnlich
-Grobübersichtsrohr (Entfernung grob)
-Fein Übersichtsrohr (Entfernung fein-gezoomter Ausschnitt von ca 2 km des Grobrohres) um den Entfernungswert der Messkette)
-Messkette
-ggf A/N Peilung (faktisch sehr ähnlich wie Raddattel Feinpeilung der Seetakts)

Das wird vermutlich ganz erheblich vom Entwicklungsstand abhängen. Während das erste reine Entfernungsmeßgerät auf der Seetaktwelle nur ein einziges Beobachtungsrohr hatte (OB), findet sich in der amerikanischen Auflistung TME11-219 auf Seite 37 (S. 42 der pdf) eine Darstellung eines Freya-Gerätesatzes der vmtl. letzten Generation 8-). Da meine ich fünf Beobachtungsröhren erkennen zu können:

TME111-219-Freya-Stand.jpg

-im Beobachtungsgerät O ein Beobachtungseinsatz OB mit einem Meßrohr für Entfernung fein (14), wie oben beschrieben
-im Empfangsgerät N ein Übersichtseinsatz NB mit einem Meßrohr für Übersicht grob (2) und darunter eines für Übersicht fein (3)
-im Peilgerät P ein Peilbeobachtungseinsaz PB (21) mit einem Meßrohr oben vmtl. für die Seite? (sieht nach Süsel-Verfahren aus) sowie darunter ein weiteres Meßrohr mit anscheinden zwei Zackenanzeigen, also ein Bistrahlrohr mglw. für die Höhenanzeige (ist nur eine Vermutung), da ist noch etwas Kerrnerabeit nötig :-)

Olpe hat mir dankenswerterweise einen Auszug aus dem Buch: Stanner, Leitfaden der Funkortung zukommen lassen. Nach Durchsicht folgende Erkenntnis: im letzten Freya-Gerät wohl Übersichtsanzeige -grob- für 200km (Bild der Röhre s.o.) sowie eine Übersichtsanzeige -fein- mit 20km-Darstellung, also einem elektronischem 10-fach Zoom. Das E-Meßrohr des OB-Geräts hatte demnach einen Meßbereich von 60km.

Dr. Röhrl (NVK) gibt für die Seetaktgeräte folgende Werte an: E-Meßrohr OB mit Entfernungsbereich 25km, Übersichtsrohr (NB) -grob- mit Anzeigebereich bis 40km und Übersichtsohr -fein- mit Ausschnitt bis 4km. Also auch hier eine 10-fache elektronische Vergrößerung zwischen Übersicht -grob- und -fein-. Das Bild des restaurierten NB-Geräts aus England auf der Wassermann-Mammut-Seite von CVandt zeigt vor beiden Röhren Entfernungsskalen, nur sollen diese wohl nicht original sein. Wenn man die nachgewiesenen Entfernungsskalen auf den Grob-Übersichtsgeräten betrachtet und die Skalierung einfach nur auf die 10-fach vergrößerten Fein-Übersichtsgeräte überträgt, so würde sich aus der Anzeigegenauigkeit -grob- von +/-2500m eine Genauigkeit von +/- 250m für die Übersichtsanzeige -fein- des Freya-Geräts ergeben, während die Übersichtsanzeige fein bei den Seetaktgeräten und einer Abstufung von 1km bei dem "Grobrohr" unter Beibehaltung des Sklalierungsverhältnisses eine Stufung von vielleicht 100m ergäbe, was der erwünschten Genauigkeit für taktische Zwecke entspräche. Demensprechend läge die Genauikgeit bei +/-50m. Das ist bei dem Seetaktgerät zwar kein Wissen sondern nur Fortschreibung, aber offen gestanden finde ich meine Überlegung sehr plausibel  :laugh:

Reicht das auch für die Messung der Ablage von Artillerie-Einschlägen?
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 12 August 2024, 16:20:34
Wenn ich das richtig verstehe, konnte die Entfernung in 50m Schritten eingestellt werden. Dann wäre die maximale Ablage 25m, sonst könnte man ja den nächsten 50m Schritt einstellen.
Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 13 August 2024, 12:10:32
und wenn man ein Gerät mit 10 m Messkette hat gehts bis auf 5 m Ablage.

Das Problem hierbei

Ein Ziel produziert nicht nur einen Zacken sondern abhängig vom Schiffsaspekt (Breitseite/Vorderansicht) mehrere in der Tiefe und auch in der Feinpeil ansicht kann es "mehrere" in der Breite geben.

diese Signale können springen.
Sich ändern oder verschwinden, wenn das Ziel dreht.


Die Pulslänge der Seetakts ist ca 300 m.
 
Nominell können separate Ziele nicht unterschieden werden, wenn  in diesem Entfernungsbereich zwei separate Ziele /Geschosseinschläge vorhanden sind.

jedoch Seetakts produzieren ein Dreiecks-Sendesignal mit ausgeprägtem Zentrum. (Bei Flak/Marburg wurde Signalkompression genutzt)
Zwei Einzelsignale können daher auch innerhalb dieser  300 m auseinander gehalten werden, bei entsprechender Sachkunde und Aufmerksamkeit.

im Gegensatz dazu produziert ein Magnettron entweder "Signal An" oder "Signal aus". Zwei reflektierte Signale innerhalb der Pulslänge sind faktisch nicht unterscheidbar.

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 14 August 2024, 16:55:52
Zur Sicherheit: Als "Ablage" wird die Differenz des Aufschlags zum Ziel in Entfernung und Winkel bezeichnet, und nicht die Werte bezogen auf das feuernde Schiff, richtig?

Zitat von: fsimon am 12 August 2024, 16:20:34Wenn ich das richtig verstehe, konnte die Entfernung in 50m Schritten eingestellt werden. Dann wäre die maximale Ablage 25m, sonst könnte man ja den nächsten 50m Schritt einstellen.
Gruß Frank

Hallo fsimon,

die Einstufung in 50m-Schritten gab es nur beim Auswertegerät mit der Meßkette. Bei der Übersichtsanzeige war sie wesentlich höher (neue Schätzung 1000m). Daß die Ablage am Auswertegerät gemessen wurde, halte ich auch für sehr unwahrscheinlich:

Zwar waren Einschläge von Einzelschüssen oder Salven nachweisbar und sie wurden auch gemessen, aber wohl lediglich, um festzustellen, bis zu welcher Entfernung diese sichtbar waren. im Gefecht hingegen war sowohl der Gegner als ggf. auch die Ablage im Auge zu behalten. Der Auswerter hätte also beim Einmessen eines Einschlags sozusagen einen Zielwechsel durchführen müssen und er hätte den Gegner aus dem Auge verloren, den er danach recht zeitaufwendig wieder "einpendeln" mußte, um zu passablen Peilwerten zu kommen. Daher nehme ich an, daß die Aufschlagbeobachtung am Übersichtsgerät vom dritten FuMO-Mann gemacht wurde und der Auswerter sich ausschließlich auf das Ziel konzentrierte. Auch verfügte der OB-Schirm über keine Entfernungsskala und der Auswerter hätte beim Auftauchen eines Einschlags innerhalb weniger Sekunden das Echosignal auf die Lichtmarke zudrehen müssen, bevor es wieder verschwand, dazu noch mit zwei Rädern hantieren... das halte ich für nicht praktikabel.

Zudem, und das wäre das absolute KO-Kriterium: Bei den Vorseriengeräten des FuMG39 wurden Entfernung und Peilung des Ziels im FuMO-Stand abgenommen und dann mündlich per "BÜ"-Telefon an die Rechenstelle oder die Brücke übertragen. Mit der Ausstattung der Bismarck Anfang 1941 wurde das FuMO jedoch direkt elektrisch an die Feuerleitstelle angeschlossen und zumindest der Entfernungswert wurde unmittelbar und laufend vom Auswertegerät übertragen, das FuMO-Gerät fungierte damit als Zielgeber. Man stelle sich vor, der Auswerter würde "mal schnell" einen Aufschlag messen und dieser Wert würde als E-Wert an die Leitstelle übertragen mit dem Ergebnis, daß die nächste Salve genau dorthin zielte, wo die vorherige lag. So wird das jedenfalls nichts mit dem Schiffe versenken :-)

Bei der Betrachtung mit dem NB-Rohr "grob" hingegen konnte der Beobachter den Einschlagsort sofort an der Skala ablesen, selbst wenn er nur 2 oder 3 Sekunden lang zu sehen war. Dafür war er aber mit geschätzt +/-1km ungenau. Beiden Anzeigen gemein ist außerdem, daß sie die absolute Entfernung zum eigenen Schiff anzeigen und nicht die relative Entfernung zum Ziel. Das bringt uns wieder auf die zweite Röhre im NB-Einsatz, die Beobachtungsröhre "fein":

Hier heißt es in der Fachliteratur wie oben schon erwähnt, daß die "Fein"-Anzeige einen Ausschnitt von 4km Breite darstellen würde und dieser Ausschnitt mit einem Regler auf der gesamten "Grob"-Anzeige verschoben werden konnte. Man konnte also einen vergrößerten Ausschnitt im Bereich von sagen wir 8-12km, 16-20km oder meinetwegen 36-40km im "Zoom"-Modus betrachten. Diese Zahlenbeispiele zeigen aber, daß die auf dem Feinübersichtsgerät angezeigten Distanzen keine absoluten Entfernungswerte sein können, sofern die Skala nicht mitverschoben wurde. Da diese aber fest am Bildschirmgehäuse angebracht war, kann dies nur bedeuten, daß hier eine relative Entfernung gemessen wurde. Versieht man also die "Fein"-Skala mit einem Nullpunkt in der Mitte und einer Skala von -2km nach links und +2km nach rechts, kann man die Nullinie wiederum auf das Ziel legen und dann bei Erscheinen von Aufschlägen - die Ablage als relative Entfernung zum Ziel sofort ablesen! Genau das war ja gewünscht.

Grüße und frohes Schwitzen

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 15 August 2024, 13:55:40
Hallo, da habe ich mich wohl unpräzise ausgedrückt. Ich meinte mit maximale Ablage nicht die Einschläge sondern den Fehler der gemessenen Entfernung.
Danke für die Ausführungen. Das ist sehr anschaulich.
Liebe Grüße
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: mhorgran am 26 August 2024, 22:45:30
ist zwar nicht ganz das Thema des Threades, nmA trotzdem interessant. (kann ja verschoben werden)
https://www.youtube.com/watch?v=bHI-9uHjURk
"Feindlicher Terrorangriff" - kann sein das dies der Originaltitel ist, da aber ein Schulungsfilm??
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 27 August 2024, 00:09:08
Der Film ist interessant - den hatten wir aber schon mal hier. Olpe oder Gabler hat den mal zusammen mit nem RN Training Film zum radar-gelenkten Schießen hier eingestellt.

Hab ich mir natürlich abgespeichert 😊

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 15 November 2024, 09:36:46
Hallo Allerseits,

den Film hatte olpe seinerzeit entdeckt. Sehr interessant die Feststellungen über die Einmessung der GEE-Geräte, den Wechsel der Frequenzen, und die Rotterdam-Wellen. Außerdem meine ich ein FuMB4-Samos-Gerät gesehen zu haben...

Gerne möchte ich auf das Thema Entfernungsmessung mit den Braun´schen Röhren noch einmal zurückzukommen:

Anbei ein Foto eines äußerlich restaurierten NB-Einsatzes aus England (auch von der CVandt-Seite), auf welches ich mich bereits weiter oben bezogen hatte. Man sieht die beiden Röhren übereinander und davor die festgeklemmten Entfernungsskalen, die vmtl. aus transparenten Plexiglasscheiben bestehen. Auch kann man eine Skalierung zumindest erkennen, wenn auch nicht ablesen. Hierzu heißt es im allerdings auf der Seite, daß die Authentizität der Skalenbeschriftung zweifelhaft sei.
Mammut-Wassermann-Colin-range-scale-details-1-6.jpg

Auf der Geschichtsspuren-Seite wird zum NB-Einsatz "N103" des N-Geräts des FuMG40 das Gema-Handbuch wie folgt zitiert:

ZitatDas Gerät enthält dann außer dem Abstimmteil mit dem ZF-Verstärker einen Beobachtungseinsatz, der mit einer Braunschen Röhre ausgestattet ist. Der Beobachtungseinsatz ist so ausgebildet, daß auf dem Bildschirm des unteren Braunschen Rohres sämtliche in Peilrichtung des Dete-Gerätes auftretenden, noch meßbaren Reflexzeichen sichtbar sind, während auf dem oberen Schirm ein beliebiger Ausschnitt der Zeitbasis des unteren Rohres in stark vergrößerter Form beobachtet werden kann.

https://www.geschichtsspuren.de/forum/viewtopic.php?t=10598

Stanner schreibt zu den NB-Röhren des Freya-Geräts:

ZitatIn den Sichtgeräten sind folgende... Elektronenstrahlrohre vorgesehen:

1) Ein Grob-Übersichtsrohr. Auf ihm kommt... der Ausschnitt  von 0-200km vollständig zur Wiedergabe. Vor dem Leuchtschirm ist ein geeichter, fester Entfernungsmaßstab angeordnet.

2) Ein Fein-Übersichtsrohr. Auf ihm kommt von dem gesamten, vom Grob-Übersichtsrohr erfassten Entfernungsbereich ein beliebig wählbarer Ausschnitt von etwa 20km Länge zur Wiedergabe. Die Ausgabe des Feinbereichs erfolgt kontinuierlich über einen Schieber, der auf dem festen Entfernungsmaßstab des Grobrohres entlanggeführt wird.

Hier eine Darstellung der beiden Röhrenanzeigen von Stanner:
NB-Rohre_Stanner.jpg

Auf dem Grob-Übersichtsrohr ist die Skala symbolisch dargestellt, auf dem Fein-Übersichtsrohr hingegen nicht. Zum Vergleich nochmals das Freya-Grobübersichtsrohr von Siemens, "HRP2/100/1,5A St" aus der Sammlung CVandt mit der aufgravierten 200km-Skala:
Mammut-Wassermann-HRP2-100-KSR-Skala-35-10.jpg

Nochmals Stanner zitiert:

ZitatAbschließend muß noch erwähnt werden, daß in sämtlichen Sichtgeräten der Freya-Anlagen Doppelstrahlrohre vom Typ HR 2/100/1,5 zur Verwendung kommen. Von den beiden Strahlsystemen wird jedoch nur eines zur Anzeige der Ortungssignale benützt, während das andere vorerst still liegt und erst bei einer späteren Ausführung verwendet wird.

Anmerkung nebenbei: Vielleicht wurde der zweite Strahl in der bekannten Fernst-Suchanlage in Dänemark verwendet, mit der lt. v.Kroge Reichweiten bis 400km erzielt wurden: Wie bei den AEG-Rohren hätte man den zweiten Strahl dann für den erweiterten Meßbereich, also von 200-400km verwendet. Auch die AEG-Röhren waren schon alle Bistrahlröhren. Beim PB-Einsatz war z.B. anfänglich nur die Minimum-Anzeige zur Peilung oben angeschlossen, der zweite Strahl zur  Kehrbildanzeige der Entfernung wurde erst später angeschlossen, s.a. Gneisenau-Bericht.

Weiter in der Literauturrecherche: Von Kroge schreibt zum Übersichtsrohr (S.116f.):

ZitatDas Empfangsgerät N enthielt... den Beobachtungseinsatz NB mit zwei übereinanderliegenden Doppelstrahlröhren. Der Beobachtungseinsatz ermöglichte mit einem System des unteren Bildrohres die Betrachtung sämtlicher Reflexionszeichen in Ortungsrichtung. Vor dem Bildschirm war eine Skala mit dem gesamten Meßbereich angebracht. Vor dieser Skala bewegte sich ein Fenster, das den Ausschnitt markierte, den ein System des oberen Bildschirms hinter einer Ausschnittsskala anzeigte. Dieses Bildrohr erfüllte die Funktion einer elektrischen Lupe. Das Fenster wurde beim Drehen des Skalenrades...bewegt, mit dem ein beliebiger Ausschnitt der Zeitbasis zur Betrachtung ausgewählt werden konnte.

Das "Skalenrad" ist der obere der drei Drehregler, die sich im unteren Teil des NB-Geräts befinden. Es ist auch als "Skala" bezeichnet (die anderen beiden sind für Bildschärfe und -Helligkeit). In der folgenden Darstellung eines NB-Einsatzes im Gema-Handbuch (Abb. 57) ist der Skalendrehregler mit der Nummer "301" versehen.
NB-Gerät_FumG40.jpg

Anbei weitere Darstellungen des N-Gerätes aus dem Gema-Handbuch, eine Aufnahme eines NB-Geräts aus der Sammlung cvandt sowie ein Ausschnitt eines Geräts auf Prinz Eugen mit offenbar ausgebauten Röhren.

Mammut-Wassermann-N-Geraet-NB-12-5.jpg
N-Gerät_CVandt.jpg
N-Gerät_Prinz-Eugen.jpg 

Anders als bei Stanner (für das Freya-Gerät) beschreibt v. Kroge (für das Seetakt-Gerät) eine "Ausschnittsskala" vor dem Fein-Übersichtsrohr, also offenbar so, wie es auf der ersten Farbaufnahme zu sehen ist. Wenn aber dieser vergrößerte Ausschnitt wie beschrieben verschiebbar ist, dann kann es sich wie schon oben erwähnt nur um eine relative Entfernungsskala handeln. Allenfalls mit Hilfe des beschriebenen "Fensters" oder dem "Schiebers", welcher sich vor der Entfernungsskala des Grob-Übersichtsohres befunden haben soll, könnte man die absolute Entfernung vielleicht auf die Ausschnitsskala des Fein-Übersichtsrohres hilfsweise übertragen und genauer eingrenzen. Ob das so gemacht wurde? Erscheint mir sehr umständlich, zumal auf keiner Darstellung bisher irgendein Fenster oder ein Schieber zu sehen war.

--

Nun braucht man auch zur Bestimmung der Ablage in der Ebene bekanntlich zwei Werte: Die Seite und die Entfernung. Hierzu schreibt Dr. Röhrl in seiner NVK-Chronik (S.126f. u. 145f.), daß die Aufschlagmessung mit Hilfe des Süsel-Verfahrens durchgeführt wurde. Dabei handelt es sich aber um ein Peilverfahren, das wohl als das genaueste von der Gema entwickelte anzusehen ist, wobei auf dem Meßrohr auch die absolute Entfernung grob direkt abgelesen werden konnte, aber genau deshalb m.M.n. nicht genauer als beim Grob-Übersichstrohr NB sein konnte:
Süsel-Prinzipdarstellung.jpg

Damit ergibt sich für die Entfernungsablage kein Vorteil des Süsel-Verfahrens gegenüber dem NB-Grob-Rohr, allenfalls die Tatsache, daß beide Werte dort abgenommen werden können, spricht dafür. Als bestes Verfahren ergäbe sich nach meinem Dafürhalten, die seitliche Ablage mit dem Süsel-Verfahren des P-Gerätes und die Entfernungsablage mit der Fein-Übersichtsrohr des NB-Geräts zu bestimmen. Ob wenigstens die größeren Einheiten überhaupt noch mit Peilgeräten mit Süselverfahren nachgerüstet wurden, ist mir aber nicht bekannt. Technisch möglich wäre es aufgrund der modularen Bauweise der Gema-Geräte jedenfalls, auch zeitlich...

--

Aus den beiden noch weiter oben eingefügten Bildern der Übersichtsröhren für die Freya-Geräte mit den Skalen kann man einige Berechnungen bzgl. der Skalierungen der Seetaktanlagen anstellen. Bei der ersten Röhre reicht die obere Skala von 0 bis 80km bzw. 70-150km auf dem zweiten Strahl. Die Schrittweite liegt bei 5km. Bei 100mm Schirmdurchmesser beträgt der Abstand der Skalenstriche daher etwa 6,25mm, er ist allerdings an den Rändern etwas kleiner, da die Anzeige der Röhre wohl doch nicht so ganz linear war, wie Kroge es beschreibt. Dasselbe gilt auch für die untere Skala. Bei der späteren "Flatscreen"-Röhre mit Meßbereich bis 200km und ebenfalls 5km-Schrittweite beträgt der Abstand zwischen den einzelnen Skalenstrichen nur noch 2,5mm. Trotzdem kann man die Linien gut unterscheiden, sie scheinen auch absolut gleichmäßig angeordnet zu sein, das Thema Parallaxe war damit wohl erledigt.

Die erste Röhre stammt von der AEG aus der Anfangszeit um 1940/41, die zweite von Siemens eher vom Ende des Krieges, also um 1944. Die Seetakt-Bordanlagen an Bord der großen Schiffe wurden aber bereits zu Anfang des Krieges, 1939-1941 verbaut, daher ist anzunehmen, daß zumindest anfänglich die "frühe" Art der Skalierung dort Verwendung fand. Wenn nun also bei einem Anzeigebereich von 40km des NB-Grob-Übersichtsgeräts die Skalierungsstriche in gleicher Weise wie bei dem frühen Freya-Gerät angebracht wurde, dann läge die Schrittweite bei 2,5km und die Genauigkeit der Ablesung bei +/-1250m (und nicht, wie von mir oben zuerst geschätzt, bei 1000m).

Die Skalenstriche für das Fein-Übersichtsrohr entsprächen dann bei einer Vergrößerung von 10x einem Abstand von je 250m und damit einer Genauigkeit von +/-125m. Das reicht zwar wie weiter oben bereits erörtert höchstens für eine grobe Korrektur der Entfernungsablage, dürfte aber allemal genauer sein als eine optische Messung oder gar eine Schätzung, insbesondere bei großen Gefechtsentfernungen von 15 oder 20km.

Bei Verwendung der flachen Siemens-Röhren mit Übertragung der "späten" Freya-Skala käme man bei gleichbleibendem Skalenstrichabstand und einem Meßbereich von 40km auf eine Schrittweite von genau 1000m und damit auf eine Ablesegenauigkeit von +/- 500m für das Grob-Übersichtsrohr. Für das Fein-Übersichtsrohr entspräche das dann (wie weiter oben schon erwähnt) einem 100m-Abstand und damit einer +/-50m Ablesegenauigkeit. Die Frage ist auch hier, ob die Bordanlagen überhaupt noch mit solchen NB-Geräten modernisiert wurden.

Um die Sache endlich abzuschließen und die Konfusion vielleicht ein wenig zu lindern, habe ich die bisher belegten und abgeleiteten Skalenwerte der ganzen Entfernungsröhren mal in eine kleine Tabelle gegossen und ebenfalls beigefügt. Wer Lust und Muße hat, kann sie sich gerne zu Gemüte führen und ggf. Fehler oder weitere Informationen beitragen, bin sehr gespannt...
Messröhren_Gema-Geräte.jpg

Grüße
Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 23 November 2024, 22:26:24
Hallo Frank,
erst einmal vielen Dank für Deine Arbeit und die Überlegungen zur Entfernungsmessung mit dem Grob- und dem Fein-Übersichtsrohr im Gerät NB. Eins, zwei ergänzende Gedanken hierzu:

Zur Entfernungsmessung:
Die Kunststoff-Skalen vor den beiden Sichtrohren waren m.E. letztlich ausreichend, um eine ,,Übersicht" im Hinblick auf die Entfernung zu erlangen. Der Dritte im Bunde – sprich die Dritte Braunsche Röhre – das Entfernungsmeßrohr befand sich im Gerät ,,O" (Einschub ,,OB") zusammen mit der Messkette (Einschub ,,OK"). Und die Messkette machte m.E. ja die ,Musike' bei der genauen Entfernungsmessung.
Die ersichtliche Philosophie der GEMA in dieser Sache: Für die Übersicht das Gerät ,,NB", für die Feinmessung das Gerät ,,O" ... Interessanterweise finden sich diese – und weitere - Geräte anscheinend auch an Stellen wieder, wo man sie kaum vermutet: siehe Bild unten. Da zu sehen: Die Bedienerkabine eines FuMG 65 ,,Würzburg-Riese" mit drei bekannten GEMA-Geräten: v.l. ,,O", ,,Z" und ,,NB" ...

Zur Süsel-Peilung:
Nach meinem Kenntnis- und Recherchestand kam die Süsel-Peilung bei Funkmess-Anlagen an Bord nicht zum Tragen, eher bei den hydroakustischen Ortungsgeräten – und bei Landsystemen im Funkpeil- und Funkortungsbereich. Was ist die Süsel-Peilung? Eine der Spielarten der Vergleichspeilung. So wie bei anderen genutzten Verfahren (A/N-Peilung, Minimumverfahren mit Peilumlaufgerät u.a.m.) kommen zwei Antennen bzw. Antennenhälften mit zwei Richtkeulen zur Anwendung. Während bei den herkömmlichen Verfahren die verstärkte Ausgangsspannung der beiden Antennen beim Empfang wechselseitig auf die Y-Platten der Kathodenstrahlröhre (Peilrohr) gegeben wird und damit einen ,,Zacken" (es sei jetzt mal egal, wie der konkret aussieht) auslöst, liegt an den X-Platten die Auslenkspannung (auch als Kippspannung bezeichnet) an, die den Elektronenstrahl von links nach rechts zieht. Die Kippspannung war damals nicht immer sägezahnförmig, sondern der Einfachheit halber anfangs auch sinusförmig und (z.B. im Peilgerät ,,PB" der GEMA) mit 23 Hz laufend. Die Auslenkung war also nicht gleichförmig.
Bei der Süsel-Peilung ist das anders. Ebenfalls zwei Antennen bzw. Antennenhälften, zwei Verstärker. Aber: aus dem dazwischenliegenden Summen-Differenztrafo wird die Spannung eines Verstärkers auf die X-Platten des Beobachtungsrohres gelegt, die Spannung des anderen Verstärkers auf die Y-Platten. In der Ausgangslage bzw. Null-Lage gibt es eine maximale Auslenkung vertikal (Summe), und eine minimale Auslenkung horizontal (Differenz). Bei Zielerfassung ändert sich das und es kommt zu einem Neigungswinkel in der Anzeige, die der Richtung zum Ziel entspricht. Eine Entfernungsablesung ist nach meinem Gusto bei diesem Verfahren technisch gar nicht möglich ...

Unten Prinzipskizzen der Süsel- bzw. (Variante) der Zweikanal-Vergleichspeilung
(Q Bilder: geschichtsspuren.de, NVK-Chronik, rateli.ru)
Soweit einige Überlegungen.

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 25 November 2024, 09:42:05
Hallo olpe,

freut mich, von Dir zu lesen und vielen Dank für Deine Einschätzungen. Ich gehe mal vorläufig nur auf die Entfernungsmessung ein: Deine Beschreibungen sind natürlich zutreffend, nur ist die Frage, warum ist das alles so kompliziert, warum in einem Gerät bis zu 4 Entfernungsanzeigen? Die Antwort liegt denke ich nicht in der "Philosophie" der Gema, sondern in der Entwicklungsgeschichte des Geräts und in den wachsenden Anforderungen des Auftraggebers. Ich will das nochmal kurz skizzieren:

Ursprünglich (1934) gewünscht war ein Nachtschießgerät für die Torpedowaffe. Die Anforderungen des Waffenamts waren dazu eine Genauigkeit von +/-25m und eine nicht näher bezeichnete ausreichende Reichweite. Da der am weitesten reichende Dampftorpedo TI eine maximale Laufstrecke von 12.500m hatte, war die Reichweite also kein Problem.

Die erforderliche Anzeigegenauigkeit wurde mit der indirekten Messung über die Messkette erreicht. Problem war zunächst die Seitenpeilgenauigkeit, hier war ein Wert wie beim optischen Zielen gefordert, er lag wohl bei 1/16°. Dieser Wert wurde erreicht über die Verwendung einer zweiten Röhre als Kehrbildanzeige über das Leitlinienverfahren. Damit hatte die Gema der Marine ein artilleristisch taugliches Messgerät hingestellt und im September 1935 auch dem OKM (Raeder) vorgeführt.

Nun sollte das Gerät außerdem als Übersichtsgerät für taktische Zwecke verwendet werden können. Da das Waffenamt Einwände im Hinblick auf die Standfestigkeit der Braunschen Röhren hatte, es aber keine andere technische Möglichkeit der Darstellung gab, wurde zunächst nur eine einzige Röhre (OB) verbaut und die Messkette mit zwei Entfernungsanzeigen mit unterschiedlicher Genauigkeit -je nach Verwendungszweck- entwickelt. Auf die Vergleichspeilung wurde aus demselben Grund komplett verzichtet, diese erst Ende 1940 nachgerüstet.

Die Ausstattung mit nur einer Röhre für beide Zwecke wurde bis zur Vorserie (FuMG39) beibehalten und bekanntlich die großen Schiffe damit ausgestattet. Erst nachdem sich bei der Erprobung und im Einsatz die Standfestigkeit der Braunschen Röhren erwiesen hatte, gab das WA seinen Widerstand auf und die Gema stattete ihre Anlagen mit dem NB-Übersichtsrohr mit erweitertem 40km-Anzeigebereich aus. Damit waren die Verwendung für taktische Zwecke über das NB-Rohr und für artilleristische Zwecke mit dem OB-Rohr technisch getrennt, was von Vorteil war, jedoch benötigte man für die Beobachtung einen weiteren Mann.

Leider habe ich bislang nirgends Nachweise über die Skalierung der NB-Röhren der Seetaktgeräte gefunden, daher meine Klimmzüge mit der Übertragung der Skalen von den Freya- auf die Seetaktanlage, damit man überhaupt einen Wert für eine Beurteilung erhält. Allerdings fällt die meinige etwas anders aus, so denn die Skala bei den Seetaktgeräten dieselbe Genauigkeit aufweist wie bei dem frühen Freya-Gerät: Eine Genauigkeit von +/-1250m ist nach meinem Dafürhalten viel zu grob, um bspw. einen Gegnerkurs auf der Karte genauer zu koppeln. Üblicherweise sind die Entfernungswerte da in Hektometern angegeben, eine Größe, die sich bei den üblichen Sichtkreisen als praktikabel erwiesen hat und die auch auf der Messkette des O-Geräts ausgegeben wurde. Selbst die Skala der späten Siemens-Freya-Röhre allein wäre für eine Gegnerkursermittlung mit +/-500m m.M.n. zu ungenau.

Es wundert mich aber schon, weshalb auf diesen beiden bekannten Anzeigen die Abstände der Markierungen so groß sind. Auf jedem handelsüblichen Meterstab oder jedem Tischlineal sind Skalenstriche in einem Millimeter Abstand angebracht, ein Wert, der mit dem bloßen Auge gut erkennbar ist, zumal in dem Schutzgehäuse noch ein geschliffenes Glas als Lupe zur Vergrößerung verwendet wurde. Das Meßgerät an sich gibt eine Genauigkeit von +/- 1hm ja her, es würde also keine Pseudogenauigkeit abgelesen, die mit der Realität nichts zu tun hätte.

Zum dritten Meßrohr "Übersicht fein" schreibe ich später noch.

Grüße

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 11 Dezember 2024, 14:24:49
Hallo Gabler, hallo Olpe,
Danke für die tolle Diskussion! Klasse!
Gabler, worauf basiert die tatsächliche Messgenauigkeit von +-100m? Waren die Geräte so schwer zu kalibrieren? Irgendwo las ich, dass mit FuMG 40 eine Autokalibrierung angewandt wurde. Type 284 und US Mark 3 und Mark 8 werden mit ca. +-36m bis +-39m Messgenauigkeit angegeben. Dies ist verwunderlich für mich, wenn man bedenkt, dass FuMG 39 und 40 mit phasenkohärenten Signalen maß, während die anderen Geräte mit nicht-kohärenten Signalen maßen.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 15 Dezember 2024, 22:07:05
Hallo Frank,
Zitat von: fsimon am 11 Dezember 2024, 14:24:49Type 284 und US Mark 3 und Mark 8 werden mit ca. +-36m bis +-39m Messgenauigkeit angegeben
nun, diese Genauigkeiten wurden bei Type 284 ,,Main battery surface gunnery radar" erst bei reiferen Systemen im Laufe des Krieges erreicht. In Norman Friedmans ,,Naval Radar" S. 195 sind die Varianten im Text vermerkt:


Zitat von: fsimon am 11 Dezember 2024, 14:24:49... wenn man bedenkt, dass FuMG 39 und 40 mit phasenkohärenten Signalen maß, während die anderen Geräte mit nicht-kohärenten Signalen maßen.
Siehe auch Erläuterungen zur Funktionsweise und der Vorteile --/>/> klick wikide Kohärentes Radar  (https://de.wikipedia.org/wiki/Koh%C3%A4rentes_Radar)

Hast Du in der Literatur bzw. Archivmaterial zur Anwendung der Phasenkohäerenz bei FuMG 39 und 40 etwas gefunden? Würde mich sehr interessieren. Ich bin nicht sicher, ob das ,,Z"-Gerät als zentralisierte Frequenzsteuerung (Muttergenerator) neben der Tastfrequenz (Impulsfolgefrequenz, PRF) von 500Hz auch noch mehr konnte (Masteroszillator für die Sendesignale?).
Bei anderen hoch entwickelten Systemen wie FuMG 404 ,,Jagdschloss" ist so etwas in den Lehrunterlagen (Skizzen, Blockschaltbilder, Beschreibungen) mit dem ,,Z"-Gerät ,,Z 101" leider nichts zu finden, da kommen eben nur 500Hz raus ...

Ein Hinweis aus 1935, [#Scherzmodus ein] Rubrik ,Handarbeit' [#Scherzmodus aus] ist in Trenkle auf S. 19 vermerkt:
Zitat Beginn:
Anfang Mai 1935 stand dann der neue Sender der GEMA mit 800 W Impulsleistung zur Verfügung. Er war zusätzlich zur Impulstastfrequenz von 2000 Hz mit einem Hilfsträger von 1,6 MHz moduliert. Die Impulsbreite betrug 2 Mikrosekunden. Die Phasenlage der Impulstastung war zur Vornahme einer Entfernungseichung auf der Anzeigeröhre einstellbar. Die Antenne bestand aus einem Tannenbaumstrahler mit 10 Dipolpaaren vor einer Reflektorwand.
Zitat Ende.

Aber ob man hier von ,,echten" Phasenkohärenz sprechen kann ... oder doch besser nur von einer Abstimmung ...

Soweit erst einmal.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 18 Dezember 2024, 21:54:09
Hallo,
ich komme nochmal auf die Querstäbe vor den Antennenspiegeln (bzw. den Dipolfeldern) zurück und auf möglicherweise ,,neue Erkenntnisse" aus der Ecke der Antennentheorie. Im Werk ,,Ultrakurze Wellen" Teil 2 von Hans-Erich Hollmann (1936) ist auf Seite 48/49 folgender Gedanke zu finden:

Zitat Beginn:
,, ... Hier hat die Anordnung der Empfangsantennen mitsamt dem Ultrakurzwellenteil in einen Metallspiegel, der nur solche Wellen zum Empfänger gelangen läßt, die in der Richtung seines Strahlungsdiagrammes einfallen, die beste Aussicht auf Erfolg. Man kann jedoch auch in dieser Einfallsrichtung noch eine gewisse Abschirmung vornehmen, indem man nämlich die Spiegelöffnung mit einem Polarisationsgitter G, dessen Drähte senkrecht zur Empfangsantenne D D' verlaufen, verschließt (Abb. 51). Durch diese Maßnahme wird das Polarisationsdiagramm des Empfängers bedeutend verbessert, so daß die noch verbleibenden Störungen weiter reduziert werden. Eine derartige Abschirmung des Ultrakurzwellenempfängers hat noch den Vorteil, daß auch längere Wellen vom Empfänger ferngehalten ... werden ... . In dieser Hinsicht übt schon die Abschirmung der Empfangsantenne allein oder des ganzen Empfängers durch ein geerdetes Polarisationsgitter eine günstige Wirkung aus. ... Bei der Größe, die ein Polarisationskäfig im Vergleich zur Antenne haben muß, erscheint seine Anwendung praktisch nur auf sehr kurze Wellen beschränkt."
Zitat Ende.

Anmerkung OLPE: der Begriff ,,sehr kurze Wellen" hatte 1936 noch eine andere Bedeutung. UKW liegt zwischen 30MHz-300MHz (10m-1m, ,,Meterband") ... die Funkmessfrequenzen, über die wir hier sprechen/schreiben, liegen da noch drin bzw. gehen bereits in den Dezimeterbereich über ...
Unten eine zeitgenössische Skizze aus dem o.g. Buch. Dort ist ein horizontal polarisierter Dipol gezeichnet, daher sind die Polarisationsstäbe senkrecht. Im Falle der Seetakt-Antennen ist es ja genau umgekehrt: Dipole vertikal, Stäbe horizontal ... das dürfte der Funktion aber keinen Abbruch tun ...

Soweit für den Moment.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 21 Dezember 2024, 12:17:36
Zitat von: fsimon am 11 Dezember 2024, 14:24:49Hallo Gabler, hallo Olpe,
Danke für die tolle Diskussion! Klasse!
Gabler, worauf basiert die tatsächliche Messgenauigkeit von +-100m? Waren die Geräte so schwer zu kalibrieren? Irgendwo las ich, dass mit FuMG 40 eine Autokalibrierung angewandt wurde. Type 284 und US Mark 3 und Mark 8 werden mit ca. +-36m bis +-39m Messgenauigkeit angegeben. Dies ist verwunderlich für mich, wenn man bedenkt, dass FuMG 39 und 40 mit phasenkohärenten Signalen maß, während die anderen Geräte mit nicht-kohärenten Signalen maßen.
Gruß
Frank

Hallo Namensvetter fsimon :-)

die Angaben zur E-Meßgenauigkeit stammen von Dr. Röhrl, NVK. Er beschreibt diese als bei allen drei Antennenformen gleichbleibend, da die Geräte sich nicht unterscheiden würden. Wahrscheinlich sind das Versuchsergebnisse des NVK.  Im Einsatz gab es aber noch Verbesserungspotential und so wird man bspw. das Gerät auf der Spee, das etwa ab Juli/August 1938 einsatzfähig gewesen sein müßte, bis zur ersten Unternehmung im August 1939 über ein Jahr lang erprobt und optmimiert haben. Gießler trägt dazu auf der OKM-Ortungstagung im März 1944 wie folgt vor:

"Die E-Meßgenauigkeit ist gegenüber den nunmehr als uralt anzusprechenden TS1-Geräten schlechter geworden. Die damals  vorhandene Spitze des Zielzeichens hat sich nunmehr zu einer soliden Basis von 6hm ausgedehnt...
Bei ausgeprägter Zeichenspitze ist eine E-Meßgenauigkeit von +/-25m vorhanden. Selbst bei einer Zeichenbreite in der Spitze von 3hm kann ein Entfernungsmessen von +/-50m erfolgen. Allerdings ist dabei schon eine außerordentliche Schulung des Personals und ständige Übungen notwendig"

Mit entsprechender Schulung bzw. Übung ist es zum Beispiel möglich, auf der Entfernungsfeinanzeige der Meßkette (s. die Anzeigen in #682 ganz rechts) den E-Wert bei einer Zeigerstellung zwischen den Skalenstrichen zu interpolieren, so daß der Auswerter mit zunehmender Erfahrung nicht nur "150" oder "200" Meter in Stufen ablesen und angeben konnte, sondern auch eine Zwischenstellung mit meinetwegen 160, 170 oder 180m "ablesen" konnte. Damit verbessert sich die Genauigkeit entsprechend und darin liegt nebenbei auch der Vorteil der analogen Anzeige im Vergleich zur numerischen: Sie ist kontinuierlich. Wahrscheinlich deshalb wurde sie vom Waffenamt bevorzugt.

Der zunehmenden Breite des Echosignals mußte man wohl durch mehrfaches Eingrenzen des Signals von beiden Seiten und ggf. Mittelwertbildung entgegnen. In der Anweisung für den Gebrauch der Funkmeßanlagen (Stehender Befehl Nr. 10 der SKl vom März 1945) heißt es unter A.12 schließlich: "Die Meßgenauigkeit der kombinierten Geräte beträgt +/-50m". Das dürfte wohl unter dem Strich die tatsächliche Entfernungsgenauigkeit gewesen sein.

Hinzu kommt eine weitere wichtige Verbesserung, die beim NVK mglw. nicht geprüft werden konnte, wie der AVKS-Bericht zur Bismarck nahelegt: Mit Einführung des FuMG 40 wurden die Zeigerachsen der drei Rundinstrumente der Meßkette nach hinten aus dem Gehäuse heraus verlängert und darauf E-Meßgeber der Fa. Anschütz gesetzt, die die Drehstellung der Achsen - und damit den Entfernungswert über einen verschiebbaren Widerstand (also ein Potentiometer) in ein elektrisches Signal umwandelten. Das Gegenstück, der E-Meßnehmer war in der Artillerierechenstelle angeschlossen - vergleichbar dem Tankgeber im Autoheck und der Tankanzeige im Cockpit.

Damit wurde das Meßergebnis nicht nur kontinuierlich und vollkommen verzugslos in Echtzeit in die Rechenstelle übertragen, sondern auch die Ablese(un)genauigkeit des Auswerters eliminiert - zum Vorteil der Entfernungsgenauigkeit! Zuvor kam es darauf an, wie genau der Auswerter den Zeigerstand ablas, mit Parallaxe und Interpretationsspielraum wie oben beispielhaft beschrieben und diesen seinem "Funkmeßgehilfen" mitteilte, der den Wert in die Kladde eintrug und ihn dann per BÜ-Telefon an die Leitstelle fernmündlich weitergab - hoffentlich richtig. Dieses Prozedere war mit der direkten elektrischen Übertragung erledigt und damit auch ein Problem der Meßtechnik generell:

Im Grunde genommen besteht das Dete-Gerät aus zwei Geräten: dem eigentlichen Funkmessgerät mit Antenne, Sender, Empfänger, Taktgeber und Stromversorgung sowie daran angeschlossen das visuelle Meßgerät, also das Meßrohr und/oder die Meßkette. Beide Geräte haben ihre eigenen spezifischen Eigenarten und (Un-)Genauigkeiten, aber während die Genauigkeit des Funkmeßgeräts von physikalischen, elektrischen und konstruktiven Faktoren abhängt, ist die optische Anzeige praktisch beliebig darstellbar. Die Kunst besteht nun darin, für diese Anzeige Zahlenwerte und -schritte festzulegen, die denen des eigentlichen Meßgeräts möglichst entsprechen. Wählt man die Skalierung der Anzeige zu groß, verschenkt man das Potential des Meßgeräts. Wählt man sie zu klein, erzeugt man eine Pseudo-Meßgenauigkeit, die mit der Realität nichts zu tun hat und diese falsch darstellt.

Die tatsächliche Entfernungsgenauigkeit ist also das Ergebnis der technischen Meßgenauigkeit des Geräts an sich UND der Genauigkeit der Anzeige. Beim Gema-Gerät nun wurde bei der Meßkette eine analoge Anzeigegenauigkeit dargestellt, die offenbar in der Realität nicht ganz zu erreichen war, während man bei der direkten Anzeige auf der Röhre mit den großen Strichabständen von 2,5km auf den Skalen sicherlich eine Menge Genauigkeit verschenkt hat. Das hat man aber gemerkt und deshalb wurden die Anzeigen später noch verfeinert, bzw, mit einem zweiten Rohr für die Ausschnittsvergrößerung verbessert.

Mit der kontinuierlichen elektrischen Übertragung von der Meßkette zum Artillerierechner wurde der Fehler der Ablesegenauigkeit also eliminiert. Es spielt überhaupt keine Rolle mehr, mit welcher Genauigkeit der E-Wert abgelesen werden sollte und konnte, denn er wurde praktisch fehlerfrei automatisch an den E-Mittler übertragen. Man hätte die Rundinstrumente an der Meßkette auch abschrauben können, sie waren nicht mehr nötig, allenfalls zur Sicherheit als redundante Anzeige.

Was die Kalibrierung betrifft: Die Nullpunktjustierung der Anzeige über den sog. Nullphasenschieber wurde schon ganz früh eingeführt, das hatten auch alle Bord-Geräte von Anbeginn an. Das X-Gerät mit dem künstlichen Ziel zur Einstellung der Empfindlichkeit kam jedoch erst später, glaube, so um 1941, das habe ich noch nicht nachgelesen. Die Kalibrierung mußte m.W.n. aber stets händisch durchgeführt werden, bei der Nullpunktjustierung hieß es sogar bei jeder Inbetriebnahme. Von automatisch habe ich noch nichts gelesen - was aber nichts heißen muß...

Das britische 284-Radar, ein Röhrengerät auf der 50cm-Welle, war soweit ich gelesen habe eigentlich als See-Luftziel-Gerät vorgesehen gewesen, daher wohl umschaltbar von Nah- auf Fernbereich 24kyds/48kyds (ca. 21,5km/43km). Es war aber als Seezielgerät offenbar gut (besser?) zu gebrauchen, es heißt, Suffolk hätte damit die deutschen Schiffe nach der Sichtung in der Dänemarkstraße auf etwa 24kyds verfolgen können. Zu der Zeit waren das aber noch Versuchsgeräte ohne den Zusatz "M". Dave Saxton gibt die Genauigkeit mit 240yds an, was genau zu einer 50-er-Teilung der Skala, also 480yd-Schritte passen würde, daher glaube ich auch, daß seine Angabe passt. Bei Umschaltung des Tastgeräts auf Fernbereich 48kyds wären es dann 480yds Anzeigegenauigkeit, wenn dieselbe Skala bzw. Teilung verwendet wurde. Das erscheint soweit plausibel.

Das Gerät arbeitete zunächst noch mit dem Maximumverfahren, erst mit dem "M" ab Juni 1941 kam die Vergleichspeilung per lobe switching dazu. Das "Precision Range Panel" wurde anscheinend sogar erst 1943 beim Typ 284 eingeführt und erst ab da waren die britischen Geräte was die Meßgenauigkeit angeht, voll blindschießfähig. Bei dem dazu angegebenen 25yds-Genauigkeitswert handelt es sich aber soweit ich das beurteilen kann auch "nur" um die Anzeigegenauigkeit dieses Panels, und zwar im Nahbereich bis 24kyds. Ob solche Genauigkeitswerte auch im Einsatz erzielt wurden oder ob es sich vielleicht um die o.g. Pseudo-Genauigkeitswerte handelt, wird man wohl noch herausfinden müssen.

Das Panel stellte wie das Übersichtsrohr -fein- im Gema-Empfänger eine Ausschnittsdarstellung von 1000yds Breite dar, wobei der Ausschnitt wohl in Stufen verstellt wurde wenn ich das richtig  verstehe, also nicht stufenlos wie beim NB-Gerät der Gema. Damit konnte das Zielecho also offenbar als absoluter Entfernungswert sehr genau bestimmt werden, während beim NB-Gerät der Gema auf dem Ausschnittsrohr die relative Entfernung, also die Ablage gemessen werden konnte (die Entfernung -fein- in absoluten Werten wurde ja an der Meßkette abgenommen, die Messung der Ablage war also eine zusätzliche Funktion beim Gema-Gerät). Die elektrische Datenübertragung wie beim FuMG 40 wurde beim Typ 284 erst später im Krieg eingeführt, siehe Bezeichnungszusatz "P". Allerdings gab es wohl schon ab ca. 1940 eine automatische mechanische Übertragung, die aber wiederum mit ihren eigenen Ungenauigkeiten behaftet war. Ich kann mir kaum vorstellen, daß sich das bewährt hat.

Soweit mein Senf dazu :-)

Schönes Wochenende

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 21 Dezember 2024, 18:39:39
Lese im Hintergrund immer fleißig mit und versuche aufzusaugen und zu verstehen was geht 🙈 Wie immer äußerst interessant - super Arbeit!
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 23 Dezember 2024, 22:52:22
Viele Dank, Gabler! Das ist eine sehr gut recherchierte Antwort und gut geschrieben.
Das ist auch mein Verständnis von den GEMA Geräten und von Type 284. Die 25-yards Geräte-Geanuigkeit mit dem Rangingpanel ergaben bei einem geübten und guten Operateur eine erreichbare Ablese-Genauigkeit von 36m.
Thoddy hat einmal erwähnt, dass ein Seetakt auf Prinz Eugen nicht richtig kalibriert war zur Zeit des Gefechts mit Hood und PoW. Es hatte wohl Fehler um 400m, wenn ich das richtig in Erinnerung hatte. Mit automatischer Kalibrierung hatte ich mich wohl verschrieben. Ich meinte eigentlich Autokalibrierung im Sinne von Selbstjustierung.
Ich habe bei Gießler die Vermutung, dass er mit der schlechter gewordenen Genauigkeit die TS60 Geräte meint, die nicht mehr die kohärenten Signale nutzen sondern Funkenbasierte Pulse, die im timing etwas unpräziser waren als die kohärenten Signale der TS1 und TS6, dafür aber deutlich höhere Leistung brachten. Die britischen und amerikanischen Systeme nutzten stets die funkenbasierte Puls-Generierung. Verstehe ich das richtig?
Gruß Frank
Leider weiß ich nicht mehr, wo ich gefunden hatte, dass die alten Seetaktgeräte mit TS1 und TS6 kohärente Signale verwendeten. Dave Saxton hatte das allerdings auch so geschildert. Aber ich werde das noch einmal suchen.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 24 Dezember 2024, 10:15:49
Nochmal zu dem Thema Kohärenz des Signals...
Anders als bei den meisten anderen Signalgebern lief bei den GEMA Geräten der Signalgenerator durchgängig und wurde nicht durch eine Funkenstrecke unterbrochen, um die Pulse zu generieren. Erst für TS60 arbeitete man zwangsweise auch mit solch einem Pulsgeber. Die Signalverarbeitung im Empfänger konnte die Kohärenz noch nicht verarbeiten wie in einem modernen Puls-Doppler-Radar. Das Seetakt war also nicht im engeren Sinne kohärent zumal das Signal auch nicht phasenstabil war. Es hatte jedoch vermutlich einen Vorteil in der Genauigkeit der Entfernungsmessung, vor allem im Zusammenhang mit der automatischen Übermittlung ohne die Ablesefehler eines Operateurs. Die Signale des durchlaufenden Generators hatten zudem eine schmale Spitze, quasi unabhängig von der Pulslänge, während die unterbrochenen Signale eine breitere Form hatten in Abhängigkeit von der Pulslänge,
Genau habe ich es noch nicht verstanden, aber ich erwarte eine bessere Erklärung im Neuen Jahr durch einen Radar und EK Experten, der sich mit den Funktionsweisen der GEMA Geräte besser auskennt.
Euch Allen eine Frohe Weihnacht.
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 21 Januar 2025, 17:29:29
Hallo fsimon,

interessante Beiträge, leider kann ich dazu wenig beitragen, so tief bin ich in der Hochfrequenztechnik nicht drin. Gelesen habe ich nur von anodengetasteten und gittergetasteten Sendern, ich nehme an, das ist die Art der Schaltung.

Selbst beschäftigt mich nach wie vor die Anwendung der Geräte, daher nach weiterer Lektüre einige Ergänzungen bzw. Richtigstellungen zu meinen obigen Beiträgen:

In der MDV 950 Funmessgerätekunde sind einige Begriffserklärungen bzw. Definitionen enthalten. So wird dort die  Entfernungsgenauigkeit als "Entfernungsmeßgenauigkeit" bezeichnet. Gemeint ist damit ein Mittelwert einer größeren Reihe von Messungen. Als "fester Entfernungsmeßfehler" wird eine feste Abweichung des Nullzeichens von der absoluten Nulleinstellung bezeichnet. Aus letzterer Beschreibung werde ich nicht ganz schlau.

Neben der Nullpunktjustierung über das Z-Gerät, die vom Bediener selbst ohne weiteres am Gerät durchgeführt werden kann (weshalb gibt es dann einen "festen Entfernungsmeßfehler"?), wird noch die Entfernungsjustierung als Messung eines in der Entfernung genau bestimmten Zieles (und damit dem Abgleich des Messwertes mit der wahren Entfernung) bezeichnet. Ich war der Meinung, daß dies mit dem X-Gerät durchgeführt werden kann, weil dort ein künstliches Ziel "eingeblendet" wird, bin mir aber nicht sicher, ob nicht damit lediglich eine Empfängerabstimmung ermöglicht wird. Beim Hohentwielgerät ist es jedenfalls so, daß dort ein künstliches Ziel in glaube ich genau 4km Entfernung eingeblendet wird, so daß man dort die Empflindlichkeit, also in dem Fall die Entfernung einstellen oder zumindest überprüfen kann. Ich nahm an, das wäre auch beim X-Gerät so...

Als weitere Art der Justierung in der MDV soll noch gelegentlich erfolgen eine Nachjustierung der Peilanzeige ggf. mit Prüfgerät, wie übrigens auch bei der Entfernung...

Soviel vorläufig dazu.

Grüße

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 26 Januar 2025, 10:57:47
Leider ist der Radar-Experte, der mir mehr Infos zu der Frequenz-Kohärenz und der resultierenden Entfernungsmessgenauigkeit geben will, familiär verhindert. Er hat mich aber nicht vergessen.
Bis dahin möchte ich hier meinen jetzigen Einschätzungen zu den SeeTakt Radaren zur Diskussion stellen:  SeeTakt DEU.jpg  Notes SeeTakt DEU.jpg   (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?action=dlattach;attach=213566;type=preview;file)
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 26 Januar 2025, 21:22:38
Hallo Frank,
vielen Dank für Deine Mühe und für's teilen ...  ... Zwei Hinweise meinerseits:


Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 27 Januar 2025, 17:36:12
Hallo FSimon,

Du hast es so gewollt ;-)

1. Spalte Spee: Die Meßkette auf Spee hatte einen Meßbereich von 40km. Die 48km sind ein Tippfehler aus der FuMG-Liste.
2. Alle FuMG 39 (also auch SH und GU und BS) hatten dann einen Meßbereich von 75km und zwei Anzeigen 0-75km und 0-1km (s. Deine Anmerkung 2)
3. Das Gerät auf GU Vormars hieß FuMO 22. Zu sehen ist aber das achtere Gerät auf BS, und das ist ein FuMO23. Ich würde in der Spalte vielleicht als Abgrenzung zu den baugleichen SH und GU FuMO 22-Geräten die Ausstattung von BS oder TP hineinnehmen, vor allem im Hinblick auf die Synchronisierung der Taktgeber.
4. Keiner der frühen Sender war breitbandig. Sie waren alle auf 81,5cm festgelegt und nicht variabel, obwohl die Seetakt-Geräte schon ab Februar 1941 gestört wurden. Erst der TS60-Sender war in einem schmalen Bereich "breitbandig", von ca. 79-83cm.
5. das erste FUMO 26 wurde im Juli 1941 auf TP verbaut.
6. SH hatte im Dez. 1943 eine Calais-Antenne auf dem achteren Stand erhalten. Auf dem Vormars wahrsch. nach wie vor eine Seetaktantenne. Wahrscheinlich jedoch nachgerüstet war der TS60-Hochleistungssender mit 150kW.
Wenn ich mich nicht täusche, wird auch als Angabe die Dauerleistung angegeben, nicht die Spitzenleistung. Also kein "Peak". Auf BS wurde jedenfalls zumindest ein TS6-Protoypensender verbaut mit regulär 2x8=16kW Dauerleistung, in der Spitze aber mit 2x10=20KW.
7. Damit war die (bislang) erste Einheit mit der großen 3,2x6,6m-Seeart-Antenne TP im Februar 1944.
8. Dr. Röhrl gibt folgende Peilgenauigkeiten an: Seetakt 2-3° (0,5° mit Feinpeil), Calais 1-2° (1-2/16 FP) Seeart 1/16 mit FP. Das ist aufgrund der Geometrie auch nachvollziehbar und passt zu den Erfahrungswerten, wenn man genau genug liest.
9. Die Geräte wurden im Laufe der Zeit modernisiert. Der Feinpeilzusatz wurde ab Dezember 1940 nachgerüstet, der TS6-Sender spätestens ab Juli 1941 und sämtliche FuMG39 wurden bis 1942 durch FuMG40 ersetzt.
10. Ach ja, Lützow hatte zu keiner Zeit ein FuMO27, vielmehr ein FuMO26 mit Seetaktantenne. FuMO 27 gab es nur auf TP und PG.

Außerdem: Hast Du bei den Reichweitenangaben darauf geachtet, um welche genau es sich handelt? Man muß unterscheiden zwischen sicherer (Auffass-)Reichweite und maximaler (Nachverfolgungs-)Reichweite. Diese Unterscheidung wurde erst im Laufe der Zeit mit fortschreitenden Kenntnissen und Erfahrungen gemacht, nachdem man erkannt hatte, daß erstere Reichweite die wichtigere ist. Fortan wurde in der Regel diese angegeben. Man darf das also nicht verwechseln, denn es ist nicht dasselbe!

Verwirrung komplett? :-)

Hallo Olpe,

Genauigkeit höher Auflösung passt schon: Während das Echo eine Breite von 300m haben kann, kann seine Entfernung durch Antennenpendeln auf etwa 100m eingegrenzt werden: Man misst die beiden Flanken und bildet einen Mittelwert. Merkwürdigerweise hat man bei der Gema offenbar keinen Tastfrequenzumschalter vorgesehen gehabt. Damit hätte man die Auflösung ganz einfach massiv erhöhen können. Die Telefunken- und Lorenz-Geräte hatten das.

Die "Unambigous Range" ist der Meßbereich, so steht es auch in den SAS-Unterlagen Er ist nicht identisch mit dem Anzeigebeich auf der Röhre: Während der Meßbereich der Meßkette bei 75 bzw. 200km liegt, beträgt der lineare Anzeigebereich auf der OB-Röhre nur bei 25km, bzw. 40km auf NB und PB. Echosignale von innerhalb dieses Meßbereichs wurden in dem EMII-Bericht von GU als Nahbereich bezeichnet, während Signale, die erst nach mehreren Umläufen zurückkehrten, als Fernbereich bezeichnet wurden. Das waren die Landechos von den Kanaren bzw. der afrikanischen Küste, die nach 400 bzw. über 600km Entfernung zurückkamen. Soweit  :-D

Beste Grüße in die Runde und bis demnächst

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 27 Januar 2025, 22:53:22
@Gabler - ein kleines bisschen Verwirrung: GEMA S. 45 + 121: Leitlinie von Anfang 35 an 0,1°. Nur das Drehgestell hatte wohl zuviel Spiel. Dies war anscheinend bis Mitte 35 behoben und konnte der Marine in Pelzerhaken vorgeführt werden. Leitlinie und Minimum wohl gleiche Seitengenauigkeit - Minimum war aber einfacher und zuverlässiger.

Ich nehme mal an dass die bordgestützten Drehstände ähnlich genau im Spiel waren und entsprechende Peilungen zuließen? Oder war dies an den E-Messhauben garnicht erforderlich, da die optischen Peilungen per Zielgeber genommen wurden?

Stichwort Scharnhorst: war sie nicht die Erste Ende 43 mit dem großen FuMO34 im Vormars? Wenn sie achtern noch ein Calais bekommen hat mit größerer Genauigkeit als der Vormars - macht das überhaupt Sinn bei der geringen Aufstellhöhe?

Edit: Draminski hat für Dezember 43 achtern ein ~2x6m Gerät (FuMO 24/25 [32/33]) verzeichnet und auf dem Vormars das große ~3x6m (FuMO34 oder doch 26 🫨). Hab leider keine Vergleichsfotos aus dem Zeitraum mit passender Auflösung.

Super interessant alles wieder - viele Grüße, Frank Nr2 😊
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: MZ1 am 28 Januar 2025, 09:36:15
Hallo zusammen,

Ich folge dem Thread mit großer Aufmerksamkeit, da mich das Thema sehr interessiert - ich aber lange nicht soviel Wissen über die Materie habe, wie ihr.

Als absoluter Anfänger und Unwissender hätte ich eine (vielleicht Dumme) Frage:

Die großen Antennen im Vormars waren ja fest - oder? Konnte man die späteren auch (in Grenzen - und dann in wie viel) drehen?

So wie man das heute kennt, dass die Antennen sich laufend um 360 Grad drehen, kann man sich das ja wohl eher nicht vorstellen - oder? Kam das auch noch - später mit kleineren Antennen, späteren Geräten?

Die FuMO 63 Hohentwiel, die später auf den U-Booten verbaut wurden, konnten ja um 360 Grad verdreht werden - geschah das Automatisch oder per Hand - also wie bei den Funkpeilern?

Entschuldigt bitte meine Unwissenden Fragen, aber es würde mich interessieren!

Vielen Dank im voraus und mit vielen Grüßen

Stefan
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 28 Januar 2025, 18:04:41
Vielen Dank für die Infos! So hatte ich mir das erhofft. Allerdings bin ich jetzt wieder verwirrt, was die Anzeigenbereiche angeht.
FMG 39 bis 1940: 40km und 25km? oder nur 40km
FMG 39 und 40 ab 1940: 200km, 40km, 25km, 4km und 1km?
Kann das bitte jemand ausführen?!
Seid ihr euch sicher, dass TS 60 auf die großen Einheiten verbaut wurde?
Gruß
Frank
SeeTakt DEU.jpgNotes SeeTakt DEU.jpg   
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 28 Januar 2025, 18:14:33
Hallo Stefan MZ1,
Die SeeTakt Antennen waren an den großen Entfernungsmessern montiert und wurden folglich mit diesen gedreht. FuMo 21, 24 und 25 waren auf Drehsäulen oder Anbauten an Masten und konnten unabhängig von den E-Messern gedreht werden. Prinz Eugen, leichte Kreuzer und Zerstörer wurden damit ausgerüstet. Konstant rotierende Antennen gab es in Form der Rundsuchgeräte später auch auf den Überwassereinheiten, i.e. Hohentwiel / Berlin.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: MZ1 am 29 Januar 2025, 07:54:57

Hallo FSIMON,

vielen Dank für die Erklärung. Sehr interessant!

VG Stefan
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 29 Januar 2025, 22:09:09
Eins vergass ich noch zur Rotation der Radare. Während die SeeTakt an den Entfernungsmessern mit diesen 360° gedreht werden konnten, konnten die Mast-montierten und Säulen-montierten SeeTakt wohl nur plus minus 180° gedreht werden.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: MZ1 am 30 Januar 2025, 08:12:52
 top
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 30 Januar 2025, 11:02:54
Ist denn nun mittlerweile die Funktion des Drehzapfens an der Antenne bekannt (hoffe ich habe nichts verpasst)? Marc hatte geschrieben definitiv NICHT zur Feinjustierung. Würde zumindest Sinn machen, da die Geräte an sich wohl die nötigen Feinpeilungen von Anfang an liefern konnten (wenn ich Kroge richtig verstehe), die Drehstände durch ihr Spiel evtl aber hinterher hinkten.

Gruß Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 31 Januar 2025, 12:47:35
Zitat von: Leopard2A6EX am 27 Januar 2025, 22:53:22@Gabler - ein kleines bisschen Verwirrung: GEMA S. 45 + 121: Leitlinie von Anfang 35 an 0,1°. Nur das Drehgestell hatte wohl zuviel Spiel. Dies war anscheinend bis Mitte 35 behoben und konnte der Marine in Pelzerhaken vorgeführt werden. Leitlinie und Minimum wohl gleiche Seitengenauigkeit - Minimum war aber einfacher und zuverlässiger...
Hallo Leopard,

der hohe Peilgenauigkeitswert bei der Vorführung am 12.09.1935 wird nicht nur bei v.Kroge, sondern auch bei Giessler und Trenkle erwähnt, bei letzterem aber mit Fragezeichen versehen. In dem frisch aufgetauchten NVA-Bericht von 1935 wird er aber ebenso genannt, es handelt sich also nicht um einen Übertragungsfehler, obwohl die Zahlen bei Giessler und auch bei Trenkle mit Vorsicht zu genießen sind.

Trotzdem verwundert natürlich die Angabe von 0,5° bei Röhrl für die Feinpeilung bei der Seetaktanlage bald 6 Jahre später (1941). Eine Erklärung dafür habe ich auch noch nirgends gefunden, aber es gibt zwei wesentliche Unterschiede zwischen dem Vorführgerät von 1935 und dem Seriengerät von 1941:

Das Vorführgerät hatte gleich zwei Röhren mit jeweils 18-20cm Durchmesser und dazu das stereoskopische Gerät, vmtl. ähnlich wie ein Fernglas aufgebaut, mit dem man die beiden spiegelbildlichen Anzeigen übereinander legen konnte. Dem Waffenamt war das zu kompliziert und v.a. die Röhren wurden strikt abgelehnt, und zwar auch in der Folge, obwohl die Gema mit der Verwendung nur einer, dazu kleineren Röhre (10cm Durchmesser) und der Messkette versucht hatte, den Befürchtungen der Marine bzgl. Stoßfestigkeit zu entgegnen. Mit der kleineren Röhre auch für das Minimumverfahren einhergegangen ist aber eine Verringerung der Auflösung (die Darstellung erfolgte in der Horizontalen nur noch auf 10 statt auf 20cm Länge).

Der zweite Punkt ist die Antenne. Bei den Vorführungen wurden wohl Jagi-Antennen zum Senden und drei Dipolpaare zum Empfangen verwendet. Ich weiß nicht, welche Auswirkungen die konstruktive  Änderung auf die Seetakt-Antenne mit je 2x10 Dipolen hatte, vermute aber bei den anfänglichen Antennen eine höhere Bündelung und dann, nachdem die Marine keine Feinpeilung wollte, eine Ausrichtung mehr auf Reichweitenerhöhung denn auf Peilgenauigkeit...
Mehr fällt mir dazu auch nicht ein. Weiteres folgt bei Gelegenheit...

Beste Grüße

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 31 Januar 2025, 18:07:19
Ok - ich danke dir Gabler!

Da käme mir dann noch die Spezialisierung "SeeArt" in den Sinn - welche bei Kroge eher beiläufig erwähnt wird. Trenkle wird da mM auch nicht so ganz konkret - verortet die SeeArt's aber eher spät in den Krieg und auf Kleinserien und Prototypen für Küstenbatterien beschränkt.

In irgendeinem KM-Dokument habe ich gelesen, dass Seetakt zu Seeart wird, sobald Peilzusatz verbaut. Wenn ich nur wüsste in welchem - in meinem Sammelsurium.. So wie ich zB den AVKS700-Bericht verstehe, kann man dort durchaus von einem SeeArt-Upgrade sprechen.

Allerdings ist der schon vorher verwendete Begriff "Artillerie- oder Schießgerät" wohl auch nicht eindeutig - deutet wohl nur auf die unterstütztende Messung der Entfernung hin. Auch die RN bezeichnete ihre 284er Serie von Anfang an als "Gunnery Radar" - lange bevor sie die nötige Feinpeilung dafür hatte 🤔
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 31 Januar 2025, 18:15:45
Vielen Dank Gabler,
das sind immer sehr gute Infos von Dir.
Ich bin leider noch etwas verwirrt bezüglich der Anzeigegeräte.
Kannst Du uns noch eine Übersicht geben, welche Anzeigen jeweils zur Verfügung standen.
Ich verstehe noch nicht, was mit Messbereich gemeint ist.
75km ergeben sich aus der Pulswiederholrate von 2000Hz oder genauer gesagt aus dem Abstand zwischen den Pulsen und der Lichtgeschwindigkeit (Umlaufzeit). 500Hz entsprechen einer Umlaufzeit für 300km.. Hatte Graf Spee eine andere Pulswiederholrate um auf einen Messbereich von nur 40km (das entspräche einer Pulswiederholrate von 3750Hz) zu kommen, oder war die Messkette anders restriktiert.
Die Anzeigen der FMG 39 hatten also 75km und 1km?
Die Anzeigen der FMG 40 hatten dann also 200km, 75km, 40km, 25km und 1km?
Kannst du das bitte einmal aufschlüsseln.
Beste Grüsse
Frank

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 03 Februar 2025, 10:32:31
Hallo @Leopard

Bismarck hatte drei FuMG 39-Geräte (FuMO 23) erhalten, aber da sich die Einsatzbereitschaft bis ins Frühjahr 1941 hinzog, wurden die Geräte zumindest teilweise noch vor dem ersten (und letzten) Einsatz schon modernisiert. Nach dem AVKS-Bericht wurde nicht nur die Meßkette über ein geändertes Übersetzungsgetriebe an einen E-Geber und dann an den Schußwertrechner angeschlossen, sondern auch das neu hinzugekommene P-Gerät über einen Peilgeber, so daß das Gerät als Zielgeber fungierte und die Schusswerte allein vom FuMO automatisch eingespeist wurden. Daher wurde zumindest das EM-II-Gerät auf dem Vormars als ,,voll brauchbares artilleristisches Meßgerät" beurteilt.

Der Begriff ,,Seeart" wurde dabei aber nicht verwendet, weil das FuMG eben als Seetakt und nicht explizit als Seeart-Gerät konzipiert und entworfen wurde und eigentlich auch als ungeeignet betrachtet wurde und zwar genau wegen der zu geringen Peilgenauigkeit von 0,5° mit der Seetaktantenne. Diese reichte wohl für die Torpedowaffe, nicht jedoch für die Artillerie. Erst die Ergänzung der Gema-Geräte mit Feinpeil UND den breiteren Calais- oder Seeart-Antennen machte die Gema-Geräte als seeartilleristische Geräte voll tauglich. Das war aber erst ab Ende 1943, Anfang 1944 der Fall.

Wie Du schon schreibst, hatten die Engländer da weniger Skrupel und ihre 284 bzw. 285-Geräte als Feuerleitgeräte eingesetzt, obwohl diese noch ungenauer waren als die Gema-Geräte. Vielleicht hast Du ja Zeit und Lust, Dir das 284 nochmals genauer anzusehen: Falls ich das richtig verstanden habe, gab es eine Art Plotter, auf dem die Echos aufgezeichnet wurden und die Entfernung wurde auf einer Art Millimeterpapier abgelesen? Darüber gestolpert bin ich, weil es hieß, die ,,Genauigkeit" hätte sich von 240 auf 120 Yards verbessert allein durch die Verwendung einer anderen Vorlage mit kleineren Teilung?

Wenn das so wäre, dann handelt es sich bei den Angaben zum 284-Gerät NUR um die Anzeigegenauigkeit, nicht jedoch um die tatsächliche Meßgenauigkeit. Dementsprechend wären die Werte mit denen des Gema-Geräts überhaupt nicht vergleichbar, weil die Teilung praktisch willkürlich erfolgte, wie weiter oben bereits ausgeführt. Offen gestanden würde mir das sehr in den Kram passen, aber sicher bin ich mir nicht.

Hallo @FSimon

Ich versuche es mal in kurz 😊:
Die maximale Umlaufentfernung ergibt sich aus der Takfrequenz, das sind bei 2000Hz 75km, bei 1000Hz 150km und bei 500Hz 300km, um mal alle Takt- oder Tastfrequenzen der Gema-Geräte zu nennen. Da liegst Du komplett richtig.

Die maximale Meßentfernung ist hingegen das, woraufhin die Anzeige der Meßgeräte konzipiert ist. So sind auf dem 10cm-Bildschirm eben nur 40km linear darstellbar, auf dem OB-Gerät wurde der Meßbereich sogar auf nur 25km beschränkt.

Bei der FuMG 39-Meßkette entsprach die maximale Meßentfernung mit 75km noch der maximalen Umlaufentfernung, während beim FuMG 40 die Meßkette sogar ,,nur" auf 200km ausgelegt war, obwohl die maximale Umlaufentfernung 300km betrug. Die Meßkette des FuMG 40 hat also die physikalisch mögliche Grenze gar nicht ganz ausgenutzt, und zwar aus recht praktikablem Grund: Kein Ziel wurde auf 300km Entfernung erfasst und auch nicht auf 200km (wir sprechen von den Bordgeräten!).

Diese Umlaufentfernung ist also die technische Obergrenze. Für die Messung spielte sie aber keine Rolle. Da kam es auf die Anzeige- bzw. Meßbereiche der Anzeigegeräte an. Diese wurden bei den Gema-Geräten auf zwei unterschiedliche Weisen realisiert:

1. Die direkte Entfernungsablesung an der Röhre, bei der die Entfernung des Echozeichens einfach anhand einer vor der Röhre angebrachten Skala abgelesen werden konnte (Bilder in diesem Thread sind oben zu sehen)

2. Die indirekte Entfernungsmessung mit dem O-Gerät, bei der das Echo zwar auch in einem ,,A-Scope", also einer horizontalen Zeitlinie angezeigt wurde, aber auf der Röhre gab es ,,nur" eine feste vertikale Meßlinie, auf die das Zielzeichen mithilfe der Meßkette zur Deckung gebracht wurde. Die Entfernung konnte dann – indirekt – über die zwei oder dreiteilige Instrumentenanzeige abgelesen werden. Auch hiervon gibt es Prinzipdarstellungen weiter oben.

Der Unterschied besteht in der wesentlich höheren Genauigkeit der indirekten Messung über die Meßkette, weswegen diese für die Feuerleitung konzipiert wurde, erstere Anzeige hingegen ab dem FuMG 40 für taktische Übersichtszwecke.

Die allererste (funkionierende) Meßkette von 1935 hatte noch einen Meßbereich von 20km entsprechend der angezeigten Entfernung im Meßrohr, und zwar dargestellt in zwei über ein Übersetzungsgetriebe verbundene Rundinstrumenten von einmal 0-20km (Anzeige grob) sowie von 0-1km (Anzeige fein). 1936 wurde der Meßbereich erhöht auf 40 bzw. schon 60km ( getrennt nach Dete-I bzw. Dete-II) und 1939 schließlich auf 75km (Seetakt) bzw. 150km (Flum).

Auf Spee (FuMG 38) lag der Meßbereich der Kette noch bei den schon genannten 40km, bei den FuMG 39 bzw. FuMO 21-23 hingegen schon bei 75km. Bei den Seriengeräten FuMG 40 bzw. FuMO 24-27 wurde eine 200km-Meßkette verwandt, einfach als Gleichteil mit den Flum-/Freya-Geräten. ABER:

Die auf der OB-Röhre linear darstellbare und damit auch einmeßbare Entfernung lag bei all diesen Geräten einheitlich bei 25km, weil dies als maximale Schußentfernung für ausreichend erachtet wurde. Das ganze zum Abschluß jetzt noch stichwortartig zur besseren Übersicht:

Dete I (FuMG 38) auf Spee: Meßkette 40km (0-1, 0-40). Meßbereich OB-Rohr 25km.

FuMG 39 (FuMO21-23): Meßkette 75km (0-1, 0-75) Meßbereich OB-Rohr 25km.

FuMG 40 (FuMO 24-27): Meßkette 200km (0-1, 0-10, 0-200) Meßbereich OB-Rohr 25km.
    zzgl. NB Rohr Meßbereich 0-40km (taktisch)


Erst letzteres also ein kombiniertes Gerät entweder zur Feuerleitung oder als taktisches Gerät ausgelegt. Tatsächlich wurden auch die Vorgänger schon taktisch genutzt, das aber nur mit dem OB-Gerät bis 25km.

Allerdings gab es bis zum FuMG 39 bei der Meßkette nur ein Drehrad -fein-, bei dem eine Umdrehung einer Verschiebung der Anzeige um einen Kilometer entsprach. Da man den Nullpunkt regelmäßig justieren mußte, wurde die Kette ständig auf Null gestellt und man mußte auf das Zielzeichen, das ja in aller Regel auf größere Entfernung erschien, ständig hochkurbeln. also bei sagen wir 15km Entfernung das Meßrad 15 mal drehen. Das war sehr mühsam und deswegen wurde ab der 200km-Meßkette auch ein zweites Meßrad – grob – eingebaut, bei dem man mit einer Umdrehung das Zeichen um 10km verschieben konnte und mit dem Meßrad -fein- eben die Feinmessung vornahm.

Bei der direkten Entfernungsmessung über das NB-Rohr ab FuMG 40 ging das aber trotzdem viel schneller und einfacher. Hierfür war eigentlich ein dritter Mann für die Entfernungsmessung -grob- vorgesehen. Bei den Drehständen für den Landeinsatz wurde das wohl so gehandhabt (es gibt an den Innenseiten der Türen drei Kleiderhaken und drei Gewehrständer 😊) aber es hieß ja allenthalben, daß vor allem in den kombinierten Hauben kaum Platz für drei Leute wäre, der AVKS-Mann hielt den Entfernungsmann - grob - bei Bismarck sogar für entbehrlich. Die Gema hat daraufhin diese 40km-Übersichtsanzeige auch an dem PB-Rohr des Feinpeilzusatzes angeschlossen, die Rohre waren ohnehin alle Bistrahlsysteme. Damit konnte die Übersicht -grob- bis 40km vom zweiten FuMO-Bediener, dem ,,Funkpeilgehilfen" übernommen und auf den dritten Mann tatsächlich verzichtet werden. So erklärt sich der komplizierte Aufbau des Geräts.

Grüße und  :BangHead:

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 03 Februar 2025, 17:45:44
Hallo Gabler - danke für deine Antworten an uns beide Franks. Daraus habe ich mehr gelernt, als aus all den Büchern und Dokumenten zuvor (welche man auch erstmal verstehen muss).

Zu Absatz 1 + 2: "voll brauchbares artilleristisches Messgerät" - "..nicht jedoch für die Artillerie (0,5°)". So richtig passt das für mich noch nicht zusammen - kannst du das noch ein wenig aufdröseln?

Bzgl der Schießwerte: ich glaube Peter K. hatte hier doch die frühen Prototyp-Geräte auf diversen Einheiten eingestellt und auch dazu geschrieben, dass wohl Schießversuche stattfanden - allerdings mit Maximumpeilung und daher bis max 8km glaube ich. Nun wären da 0,5° schon ein gewaltiger Fortschritt und sollten es etwas weiter bringen?

Bzgl des 284 wälze ich noch mal mein englisches Radarbuch. Glaube die fingen auch bei 0,5° an und wurden 1942/43 dann entscheidend verbessert. Ich versuche in dem englischen Fachgesimpel da nochmal etwas Klarheit zu bekommen in Sachen Details.

Viele Grüße Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 03 Februar 2025, 20:38:52
Vielen lieben Dank, Gabler, dass Du Dir so geduldig die Zeit nimmst, uns das zu erklären.
Das erste Type 284 wurde mit 0,75-1° Peilgenauigkeit angegeben ohne Lobe-Switching.
Das Type 284M hatte dann Lobe-Switching und eine Peilgenauigkeit damit dann von 5-10 Bogenminuten, also 0,08-0,16°. Das ist deutlich genauer als 0,5° mit Radattelpeilung und 2-3° ohne Radattelpeilung.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 04 Februar 2025, 19:07:49
Hier das versprochene Feedback des Radar / EK-Experten zur Entfernungsmessung:
Das Sendesignal ist nicht kohärent, aber die Abstände der Pulse sind bei TS1 und TS6 deutlich konstanter als dies bei Funken-basierter Pulsgeneration a la Type 284P, Mark 3, Mark 8 oder TS60 möglich war. Eine Entfernungsmessung also präziser möglich. Für den 10km zoom ist eine Einstellung der Entfernung und folglich Messung auf 50m zu erwarten für geübte Operateure. Auf dem 1km Zoom vermutlich etwas besser. Die 36m für Type 284P und Mark3 und Mark 8 hält er für unrealistisch auf Grund der Ungenauigkeit der Funken-basierten Pulsgeneration.
Sender TS 6.jpg
Empfänger FuMG 40.jpg
Entfernungsmessung 1.jpg
Entfernungmessung 2.jpg
Entfernungsmessung 3.jpg
 
 
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 04 Februar 2025, 20:55:51
The Development of Radar Equipments for the RN 1935 - 45. F. A. Kingsley

Leider ein einziges Chaos - Daten zu jedem Gerät übers ganze Buch verstreut.

Reorganisation Radar Departement Okt 1942 - neues Aufgabenfeld Feuerleitung SA. 281 bisher mit beam switching +/-0,5°. Nicht ausreichend. 284 (21ft antenna) jetzt mit better than 5 min-of-arc bearing accuracy. Konnte ebenfalls zw. Maximum- und Minimumpeilung (beam switching) umgeschaltet werden. S51

Lateral beam switching 284 M3/P3 introduced.

Display 12" CRT mit 1000yard pips, 24000yard scale

Under M/P director trainer supplementary display of error in bearing as given by beam switching, train the director to minimize the error

Ranges by telephone to TS. M/P range automatically by panel 24 when operator pressed foot pedal (cut push)

S 369-371

Soweit die mir relevant erscheinenden Daten mit meinem dürftigen Englisch

Viele Grüße Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 05 Februar 2025, 10:34:24
Hallo Ihr zwei,

danke für die netten Antworten, es macht ja auch Spaß, den eigenen Kenntnisstand gemeinsam zu erweitern und sich auszutauschen. Zum Thema Artillerietauglichkeit Funkmess auf Bismarck:

Zitat von: Leopard2A6EX am 03 Februar 2025, 17:45:44Zu Absatz 1 + 2: "voll brauchbares artilleristisches Messgerät" - "..nicht jedoch für die Artillerie (0,5°)". So richtig passt das für mich noch nicht zusammen - kannst du das noch ein wenig aufdröseln?

Im Prinzip sind das zwei unterschiedlich Aspekte: Während das Gerät in die Feuerleitanlage vollständig integriert und damit artilleriefähig ist, wird seine Zielgenauigkeit als zu gering beurteilt. Diese Beurteilung erfolgte ursprünglich von der Marine danach, daß die gleichen Werte wie bei den optischen Geräten erreicht werden sollten. Die Anforderungen habe ich jetzt nirgends explizit so formuliert gefunden, aber man kann herauslesen, daß eine Entfernungsgenauigkeit von +/- 25m und eine Peilgenauigkeit von +/- 1/16° gefordert waren.

Diese Werte wurden mit dem Vorführgerät im September 1935 erreicht, aber das war den Herren der Marine zu kompliziert, die Antennen zu groß und die Röhren mochten sie auch nicht. Daraufhin hat sich die Gema ,,offiziell" auf die Entfernungsmessung konzentriert, aber dennoch die Feinpeilung nebenher weiterentwickelt, so daß 5 Jahre später, im Dezember 1940, als die Marine dann doch Feinpeilung haben wollte, die Zusätze mit Minimumpeilung zur Verfügung standen. Nur mit den größeren Antennen wurde das noch immer nichts, denen wurde offenbar erst Ende 1943 zugestimmt, obwohl auch diese schon 1940 zur Verfügung standen und zumindest bei den Landanlagen auch verbaut wurden. Damit haben die Batterien an der Kanalküste offenbar erfolgreich die englische Schiffahrt attackiert.

Also war das wirklich zu wenig? Rein rechnerisch würde man mit einer Peilgenauigkeit von 0,5° ein gegnerisches Schlachtschiff mit 250m Länge selbst auf 20km Entfernung mit hoher Wahrscheinlichkeit noch treffen können, wenn es seine Breitseite zeigt, hingegen die britischen Zerstörer, die in der Nacht vom 26. auf den 27.05.41 Bismarck zu torpedieren versuchten, beim Anlaufen ihre Schmalseite zeigten, und das bedeutet gerade einmal etwa 10m Breite. Kein Wunder also, daß mit den o.g. Werten Bismarck es nicht geschafft hat, auch nur einen Treffer zu setzen, obwohl die Zerstörer sich bis auf 3000m angenähert hatten.

Allerdings haben die Zerstörer es ebenso wenig geschafft, auch nur einen Torpedo ins Ziel zu bringen, und das aus 3000m Entfernung gegen ein 250m langes und manövrierunfähiges Schiff und zwar von abends um 11 Uhr bis morgens um 7 Uhr, was jetzt auch keine Heldentat war. Während Müllenheim-Rechberg dies dem radargelenkten Abwehrfeuer der Bismarck zuspricht, fand er selbst später heraus, daß die Zerstörer die ganze Nacht über stets falsche Zieldaten verwendet hatten: Die Fahrt wurde völlig überschätzt, Bismarck bewegte sich nur mit etwa 12 Meilen, während die Zerstörer von Höchstfahrt ausgingen. Kaum zu fassen, daß das 8 Stunden lang keiner von denen gemerkt und korrigiert hat, aber so ist das wohl im Krieg.

Zitat von: Leopard2A6EX am 03 Februar 2025, 17:45:44Bzgl der Schießwerte: ich glaube Peter K. hatte hier doch die frühen Prototyp-Geräte auf diversen Einheiten eingestellt und auch dazu geschrieben, dass wohl Schießversuche stattfanden - allerdings mit Maximumpeilung und daher bis max 8km glaube ich. Nun wären da 0,5° schon ein gewaltiger Fortschritt und sollten es etwas weiter bringen?

Das trifft auch so zu. Mit Maximum-Peilung wurde bei den Seetaktantennen nach Dr. Röhrl etwa 2-3° Genauigkeit erzielt (nach Gießler in der Praxis sogar noch geringer wegen der Lose der Drehkränze), da waren 0,5° mit Feinpeilzusatz schon ein großer Fortschritt. Daß die Genauigkeit sich über die Länge der ,,Basis", also letztlich über die Antennenbreite verbessern ließ (Calais 2-3/16°, SeeArt 1-2/16°) war ja schon lange bekannt, dem stand aber die Vorgabe des OKM über die maximale Antennenfläche im Weg.

Zitat von: fsimon am 03 Februar 2025, 20:38:52Das erste Type 284 wurde mit 0,75-1° Peilgenauigkeit angegeben ohne Lobe-Switching.
Das Type 284M hatte dann Lobe-Switching und eine Peilgenauigkeit damit dann von 5-10 Bogenminuten, also 0,08-0,16°. Das ist deutlich genauer als 0,5° mit Radattelpeilung und 2-3° ohne Radattelpeilung.

Die ,,Schweinetrog"-Antenne des 284-Radars war jedenfalls sehr flach und sehr breit, vielleicht kann man die Maße ja noch recherchieren und so erscheinen die Peilgenauigkeitswerte schon plausibel. Mir ging es aber um die Entfernungsgenauigkeit des 284-Geräts. Da habe ich Zweifel, ob die angegebenen Werte den tatsächlich erzielbaren entsprechen.

Die Aussagen des Radarexperten habe ich gerade gelesen: Zu Fragen der Hochfrequenztechnik kann ich nichts beitragen, aber einige Aussagen über die Entfernungsmessung stimmen so nicht. Weder gab es 50km- bzw. 10km-Anzeigen, auch wurde nicht erst grob dann fein gemessen.

Das Gema-Gerät war ein Multifunktionsgerät, das entweder für den taktischen Einsatz oder als Feuerleitgerät eingesetzt wurde und über zwei unterschiedliche Meßgeräte verfügte mit insgesamt drei verschiedenen E-Meßrohren, die im deutschen übrigens nach ihrem Erfinder Braunsche Röhren genannt werden. Je nach Zweck wurde entweder grob oder fein gemessen, das ging ggf. auch gleichzeitig und nicht erst das eine und dann das andere. Soweit mir bekannt, wurde der Verwendungszweck aber vor dem Einsatz befohlen und nicht erst im Gefecht.

Auch die Aussage über eine ,,Genauigkeit", er meint wohl die Ablesegenauigkeit von 100m bzw. 50m für einen ,,geübten" Bediener stimmt nicht. Die Feinanzeige war zwar nur in 0,1km-Schritten beschriftet, die Teilung erfolgte aber wie man sieht in 50m-Schritten, die man auch ohne weiteres ablesen konnte. Und wie weiter vorn schon erläutert, konnte ein geübter Funkmesser auch den Zwischenraum noch interpolieren, so daß ,,nominell" die Entfernung auch etwa in 10m-Schritten angegeben werden konnte, wobei dies, ich wiederhole mich, lediglich die Ablesegenauigkeit betrifft. Da ist noch überhaupt nichts über die Genauigkeit der wahren Entfernung ausgesagt. Und das ist genau das was ich vermisse.

Ich kann auch in einen Trabant einen Porsche-Tacho einbauen, der bis 360km/h reicht, aber der Trabbi fährt damit trotzdem nicht schneller. Genau so kann ich willkürlich x-beliebige Unterteilungen am Ziffernblatt eines Meßinstruments vornehmen, die Meßgenauigkeit wird dadurch nicht besser. Die Walzenanzeige der Meßkette erhielt ab ca. 1943 auch eine zweite Nachkommawalze, so daß theoretisch Entfernungen sogar bis auf +/- 5m genau abgelesen werden konnten, aber die Physik gab das schlicht nicht her. Und genau dasselbe unterstelle ich (bislang jedenfalls 😊) auch bei den angegebenen Genauigkeitswerten des englischen 50cm-Geräts. Deshalb habe ich nach dem Meßverfahren gefragt, weil ich mir die Herkunft der Zahlen nur als Werte der Anzeigegenauigkeit erklären kann. Dafür sprechen allein die Zahlenwerte an sich, die sich schlüssig aus den Anzeigebereichen der Röhre herleiten lassen.

Die tatsächlichen Genauigkeitswerte in dem Röhrl-Bericht wurden hingegen durch Vergleichsmessungen mit einem optischen Meßgerät ermittelt und nicht aus der Geometrie und den Skalen der Anzeigegeräte errechnet. Das ist der große Unterschied zwischen den Zahlen!

Wieder viel Text, aber ich hoffe, ich habe mich einigermaßen verständlich ausgedrückt und meine Überlegungen sind nachvollziehbar. Mit großer Spannung auf weitere interessante Diskussion

viele Grüße

Gabler

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Urs Heßling am 05 Februar 2025, 10:51:06
moin,

Zitat von: Gabler am 05 Februar 2025, 10:34:24hingegen die britischen Zerstörer, die in der Nacht vom 26. auf den 27.05.41 Bismarck zu torpedieren versuchten, beim Anlaufen ihre Schmalseite zeigten, und das bedeutet gerade einmal etwa 10m Breite. Kein Wunder also, daß mit den o.g. Werten Bismarck es nicht geschafft hat, auch nur einen Treffer zu setzen, obwohl die Zerstörer sich bis auf 3000m angenähert hatten.
gibt es da nicht einen Gegensatz in der "artilleristischen Weisheit", daß eine "Crossing the T"-Situation, also ein Bekämpfung aus Lage 0, als vorteilhaft angesehen wird, weil man die gesamte Länge des Gegnerschiffs als "Zieltiefe" hat ?

Zitat von: Gabler am 05 Februar 2025, 10:34:24Allerdings haben die Zerstörer es ebenso wenig geschafft, auch nur einen Torpedo ins Ziel zu bringen, und das aus 3000m Entfernung gegen ein 250m langes und manövrierunfähiges Schiff und zwar von abends um 11 Uhr bis morgens um 7 Uhr, was jetzt auch keine Heldentat war. Während Müllenheim-Rechberg dies dem radargelenkten Abwehrfeuer der Bismarck zuspricht, fand er selbst später heraus, daß die Zerstörer die ganze Nacht über stets falsche Zieldaten verwendet hatten: Die Fahrt wurde völlig überschätzt, Bismarck bewegte sich nur mit etwa 12 Meilen, während die Zerstörer von Höchstfahrt ausgingen. Kaum zu fassen, daß das 8 Stunden lang keiner von denen gemerkt und korrigiert hat, aber so ist das wohl im Krieg.
sehr interessantes und wirklich erstaunliches Detail :TU:) , das kannte ich noch nicht

Gruß, Urs
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Benjamin am 05 Februar 2025, 11:58:16
Ich möchte mich an dieser Stelle für die fachliche Diskussion und die faszinierenden Informationen bedanken, die hier von den teilnehmenden Akteuren eingebracht werden. Als "Radar-Laie" lese ich hier unglaublich gerne mit und lerne viel.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 05 Februar 2025, 12:02:03
@Urs

Bismarck jedenfalls hat diese Taktik mangels Manövrierfähigkeit sicher nicht angewandt, die Zerstörer hingegen haben ihre Schmalseiten gezeigt, um die Trefferfläche zu minimieren. Ich weiß nicht, ob die ,,Crossing the T"-Taktik da noch zeitgemäß war.

Die Informationen stammen alle aus dem Müllenheim-Rechberg-Buch. Das habe ich bestimmt schon dreimal gelesen. Woher die Untergrenze von 30hm kommt, wird bei M-R nicht geschrieben, der untere Meßschatten des FuMOs war es jedenfalls nicht, der lag bei irgendwo zwischen 1000 und 1500m, also weit darunter. Ich nehme daher an, daß die Zerstörer eben auf diese Entfernung ihre Torpedos losgemacht und dann abgedreht haben, weil Ihnen das Abwehrfeuer der Bismarck zu gefährlich wurde. Demnach hat der radargesteuerte Beschuß schon seine Wirkung erzielt.

M-R berichtet auch, daß er das Geschehen zum einen wohl über ein Periskop an seinem achteren Leitstand mitverfolgen konnte und zumindest manchmal die Zerstörerschatten gesehen hat. Er hat auch die Zielansprache seines Scheffs, dem IAO Schneider, über Lautsprecher mithören können und kannte daher die Meßentfernungen des FuMOs.

Die falschen Zieldaten der Zerstörer hat er wohl noch gleich nach seiner Rettung an Bord des englischen Schiffs in Erfahrung gebracht.

Grüße
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 05 Februar 2025, 12:25:25
Super - danke dir wieder Gabler! Nicht nur die Details gut erklärt - auch die weiteren Zusammenhänge nochmal veranschaulicht. Sowas hilft mir immer enorm! 💪

Edit: der Röhrl-Bericht auf den du dich beziehst - ist der Teil des Gema-Buchs oder ein gesondertes Dokument? Und wenn ja - könntest du mir den zukommen lassen? Würde mich natürlich erkenntlich zeigen!

Viele Grüße Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 05 Februar 2025, 12:42:45
Zitatgibt es da nicht einen Gegensatz in der "artilleristischen Weisheit", daß eine "Crossing the T"-Situation, also ein Bekämpfung aus Lage 0, als vorteilhaft angesehen wird, weil man die gesamte Länge des Gegnerschiffs als "Zieltiefe" hat ?

Nicht die Zieltiefe sondern die Möglichkeit einer Feuerkonzentration auf die führenden Schiffe des "gecrossten" Gegners wird angestrebt.

Gleichzeitig können die hinteren Schiffe der "gecrossten" Flotte
teilweise nicht auf den Gegner schießen
1) aufgrund Reichweite
2) sich eigene Schiffe in der eigenen Sichtlinie auf den Gegner befinden
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: t-geronimo am 05 Februar 2025, 15:07:00
Ohne jetzt zu weit vom Thema abweichen zu wollen meint Urs glaube ich eher, dass Ziele von der Entfernung her schwerer zu treffen sind als von der Richtung.
Meine ich jedenfalls im Kopf zu haben.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 06 Februar 2025, 21:06:36
So, jetzt glaube ich die Anzeigen verstanden zu haben. Ich bitte um Mitprüfung, liebe Leute!
Habe gerade noch den 4km NB-fein nachgetragen. Noch eine Verständnisfrage: Die Entfernungsmessgenauigkeit wird mit 100m bei einmaliger Messung angegeben, mit 50m bei Mehrfachmessung. 25m wurden als Erfahrungswerte der Flotte angegeben, vermutlich nach Modifikation mit elektronischer Übertragung.
 SeeTakt DEU.jpg  Notes Serch eTakt DEU.jpg
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 07 Februar 2025, 08:10:58
Zitat von: t-geronimo am 05 Februar 2025, 15:07:00Ohne jetzt zu weit vom Thema abweichen zu wollen meint Urs glaube ich eher, dass Ziele von der Entfernung her schwerer zu treffen sind als von der Richtung.
Meine ich jedenfalls im Kopf zu haben.

Halb OT:

Das trifft sicher zu auf die optische Zielerfassung: Während die Seitenpeilung sehr genau erfolgen kann, ist die Entfernungsbestimmung vor allem auf größere Entfernung ziemlich schwierig; die Genauigkeit ist eine Funktion der Entfernung. Das ist bei der Entfernungsmessung mit der Meßkette aber genau nicht der Fall, deren Genauigkeit ist über den gesamten Meßbereich gleichbleibend groß bzw. klein, und zwar genauer als die optische Messung.

Daher haben die deutschen Schiffe auch bevorzugt bei Tag mit Funkmess geschossen (das wurde auch genau so gelehrt, siehe SAS-Handbuch für die EM-II-Ausbildung), weil damit die besten Ergebnisse erzielt wurden, besser jedenfalls als die der Gegner, wie mehrfach belegt ist. Bei komplettem Blindschießen hat sich das ganze aber eher ausgeglichen, weil das britische System genauer peilen konnte.

Eine größere Ziellänge bzw. ,,Zieltiefe" (sprich: den Gegner auf Lage 0 zu nehmen), ist also bei Artilleriebeschuß mit optischer Zielerfassung schon von Vorteil, aber das Gefecht mit den Zerstörern fand bei Nacht statt. Da findet die Taktik des ,,Crossing the T" seine Grenzen. Man muß aber sagen, daß diese zu einer Zeit entwickelt wurde, als es noch kein Radar gab und Seeschlachten grundsätzlich bei Tageslicht ausgefochten wurden.

Ebenfalls eine Erfindung aus jüngerer Zeit ist der Torpedo, bei dem die Zielerfassung entfernungsunabhängig ist, sofern man einen geradlinigen Schuß (also Schußwinkel=0) abgibt. Zudem waren die Abschußvorrichtungen auf den Zerstöreren drehbar montiert, um unabhängig von der eigenen Schiffslage geradeaus schießen zu können. Dann hängt der Vorhalt nur von der Gegnerfahrt ab – die man allerdings richtig schätzen sollte. Die Entfernung spielt keine Rolle, weil der Torpedo sich im Wasser in der Ebene bewegt, anders als die Artilleriegeschosse, die einen Bogen durch die Luft beschreiben und daher einen möglichst genauen Auftreffpunkt, sprich eine genaue Entfernung benötigen.

Grüße

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 07 Februar 2025, 08:24:20
Noch ein letzter Gedanke dazu, bevor die Arbeit immer lauter ruft:

Die Zerstörer konnten m.W.n. ihre Torpedos (anders als die S-Boote z.B.) nicht nach vorn lancieren, die Gestelle befanden sich seitlich und/oder am Heck. Sie mußten also vor der Abgabe beidrehen. Der IAO Schneider hat laut M-R die jeweiligen Entfernungen also von etwa 80hm auf etwa 30hm heruntergezählt. Sobald sich die Entfernung nicht mehr änderte, wußte er, daß die Zerstörer beidrehen. Das war der optimale Moment, um ihnen eine Salve zu verpassen, da sie dann eben ihre Breitseite gezeigt haben, was im Hinblick auf die eher ungenaue Seitenpeilung mit Funkmess von Vorteil war.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 07 Februar 2025, 10:05:20
Silvester 1943

Funkmess aus der Luft bis 80 km Ortungsreichweite
Es gibt einen Bernau Zusatz der verschlüsselt ist?

Artillerieeinsatzmöglichkeiten
"Lichtverhältnisse ungenügend für erfolgversprechenden Artillerieeinsatz"
"jedoch gemäß Erfahrungen Artillerieeinsatz bis 177 hm möglich."


(T1022 1784 SKL Teil C Rheinübung Scharnhorst 1943 u.a. Operationen PG32553CF PG32554 PG32555 PG32556 PG32557 PG32558 PG32559 PG32560C
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 07 Februar 2025, 13:54:11
Sehr interessant alles wieder!

Was mir bis heute allerdings ständig im Hinterkopf rumgeistert, ist die Aussage Schmalenbach's in GddSa wonach "das FunkmessProblem" bis zum Schluss bestand und die Seitenwerte ohne eine "Glättung" nicht schießtauglich waren.

Hatte das schonmal zur Sprache gebracht, aber so richtig keine schlüssigen Antworten bekommen. Könnt ihr diese Aussage heute irgendwie in einen Kontext bringen? Soweit ich weiß, war er als 1.AO bis einschließlich der USN Schießversuche an Bord Prinz Eugen. Dieser war nun mit dem großen 34 ausgerüstet, welches von amerikanischer Seite auch als Schießgerät erwähnt wird.

Was steckt dahinter - wollte er irgentwas verschleiern nach dem Krieg?

Viele Grüße Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 09 Februar 2025, 09:48:09
Ja, genau, Frank. Und erführt dann die Infrarot-Geräte an, die scheinbar vielversprechende Reichweiten gaben. Sehr interessant. Infrarot bietet Winkelgenauigkeiten entsprechend der Optiken, allerdings keine Entfernungen. Mit der Entfernung des Radars und den Winkeln der Infrarot-Geräte hätte man auch nachts die optimale Lösung. Bei Nebel und Regen allerdings nicht. Da funktioniert IR nicht.
In einer Vorschrift las ich von 30km Reichweite gegen Schlachtschiffe. Dazu muss allerdings der Schornstein des Zieles schon recht heiß sein.
Weiß jemand, ob diese Geräte an Bord Verwendung fanden? An der Atlantikwall-Küste waren mehrere dieser Geräte verteilt.
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 09 Februar 2025, 12:05:57
Zitat von: Thoddy am 07 Februar 2025, 10:05:20Artillerieeinsatzmöglichkeiten
"Lichtverhältnisse ungenügend für erfolgversprechenden Artillerieeinsatz"
"jedoch gemäß Erfahrungen Artillerieeinsatz bis 177 hm möglich."

In Deinem zitierten Funkspruch wird sich unter B) offenbar auf Erfahrungen vom 31.12.42 bezogen. Dabei handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Operation Regenbogen, bei der Hipper wohl während der Dämmerphase, dem  "Büchsenlicht" angegriffen hatte. Dazu sollte man aber wissen, daß zu dem Zeitpunkt Hipper noch mit zwei FuMG 22 bzw. 26 mit Seetaktantenne ausgestatt war, mit der ein reines Blindschießen bei maximal 0,5° Peilgenauigkeit als nicht möglich beurteilt wird. Soweit bekannt hatte auch Lützow während Regenbogen noch die 2x4-Antenne.

Wenn der Funkspruch vom 23.12.43 stammt und sich auf den geplanten Einsatz von Scharnhorst bezieht, dann sind diese Erfahrungen nicht mehr aktuell, weil SH zu dem Zeitpunkt zumindest achtern bereits die blindschießfähige Calais-Antenne mit 2/16° Peilgenauigkeit besaß, mit der sie ja bekanntlich auch genau geschossen hatte. Zweifelhaft, ob dem Geber des Funkspruchs der Unterschied bewußt war.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 09 Februar 2025, 22:03:58
Hallo Leute,
Wenn das OB-Rohr bis 25km ging, war die Messkette dann überhaupt nutzbar außerhalb von 25km? Oder war die Messkette unabhängig nutzbar von der OB-Rohr Darstellung?
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 11 Februar 2025, 10:39:37
Hi,

die Frage nach der Diskrepanz zwischen diesen beiden Werten (OB-Sichtgerät 25km, OK-Messkette 200km) stellt sich wahrscheinlich jeder, der sich die Gema-Geräte einmal genauer angeschaut hat.

Daher nochmals zur klaren Trennung: Die Braunsche Röhre diente der Darstellung des Zielsignals, die Meßkette wiederum der Entfernungsmessung mit Hilfe der Braunschen Röhre. Das sind also zwei verschiedene Gerätschaften und diese haben eine unterschiedliche Entwicklungsgeschichte hinter sich:

Wie schon erwähnt, war die allererste Meßkette Anfang 1935 noch auf 10km ausgelegt. Da sie nicht richtig durchkonstruiert war, wurde gleich darauf noch im Sommer 1935 eine neue Meßkette gebaut, diesmal schon mit 20km Meßbereich. Es folgten wie erwähnt Meßketten mit 40, 60, 75 und 150km Meßbereich, mglw. sogar noch mehr. Somit wurden allein in den 5 Jahren von 1935 bis 1939 mindestens 6 solcher Meßketten entworfen, entwickelt, konstruiert und gebaut, das ist also im Schnitt mindestens eine pro Jahr!

Bei der Festlegung des Seriengeräts FuMG 40 wurde daher unter Vorwegnahme zukünftiger Entwicklungen ein Meßbereich von 200km für die Meßkette festgelegt, und zwar sowohl für das Freya- als auch das Seetaktgerät. Auf der 2,4m-Freya-Welle wurden einzelne Flieger auf 90, manchmal bis zu 130km geortet, Bomberpulks auf 150 bis sogar 170km. Der Meßbereich dafür war also schon angemessen.

Auf der Seetaktwelle wurden zu dem Zeitpunkt 1939 Seezeichen aber nur bis höchstens 25km geortet. Trotzdem konnte die 200km Meßkette dafür ohne weiteres eingesetzt werden, es gab keine Nachteile, die Genauigkeit der Kette war über den gesamten Meßbereich gleich. Anders bei der Anzeigeröhre!

Um hier eine Entfernungsmessung durchführen zu können, brauchte man ein lineares Zeitsignal, damit über die Laufzeit auch tatsächlich die Entfernung gemessen werden konnte. Wie genau das realisiert wurde, kann vielleicht später noch erörtert werden.

Bei den Freya-Geräten betrug der Anzeigebereich des OB-Rohres zum Beispiel 60km, weil die Freya-Geräte die genaueren Würzburg-Geräte für Nachtjäger bzw. Flak lediglich einweisen sollten, man mußte sie also nicht mit den Freyas direkt bekämpfen. Die Reichweite des Würzburg-Geräts lag bei 40km, so daß ab der Entfernung etwa übergeben wurde.

Je größer aber der Entfernungsbereich in der Röhre bei gleichbleibendem Durchmesser (100mm) und auch gleichbleibender Auflösung, desto ungenauer die Entfernungsmessung. Deshalb  wurde für die Seetaktgeräte ein kleinerer Wert verwendet, welcher für die artilleristische Anwendung (genau dafür waren die Geräte ja konzipiert) ausreichte. Und dieser Wert wurde eben auf 25km festgelegt. Es ist mir auch nicht bekannt, daß artilleristische Seegefechte während des zweiten Weltkriegs auf größeren Entfernungen durchgeführt wurden. Hood hat in der Dänemarkstraße das Feuer gegen Prinz Eugen auf 24km eröffnet, Scharnhorst hat den Flugzeugträger Courageous auf 24km Entfernung getroffen, das war wohl die größte Entfernung, auf die ein Treffer erzielt wurde im Krieg. Der Anzeigebereich war also angemessen.

Jetzt aber zu Deiner Frage  :-)

Konnten mit der Meßkette auch Entfernungen größer 25km gemessen werden? Antwort nach meinem Dafürhalten: Jein  :-D

Grundsätzlich konnte das Zeitsignal auf der OB-Röhre mit der Meßkette sicherlich immer weiter nach links verschoben werden, um Zielechos aus größeren Entfernungen sichtbar werden zu lassen, vielleicht sogar bis zum Anschlag bei 200km, es spricht m.M.n. jedenfalls nichts dagegen. ABER: Das Problem ist, daß die Ablenkung des Zeitsignals nur in dem eingestellten Anzeigebereich von 25km auch linear war, darüber hinaus wurde es immer nicht-linearer mit der Folge, daß der eingestellte und ablesbare Entfernungswert auf der Meßkette immer weiter verfälscht wurde.

Man konnte also vmtl. auch weiter entfernte Signale "messen", so sie denn optisch als Echozeichen zu sehen waren, zum Beispiel Küstenzeichen, Leuchttürme auf Klippen etc., aber die in der Meßkette angezeigte Entfernung stimmte immer weniger, je weiter das Echozeichen entfernt war. Immerhin konnte man ein solches Ziel zumindest grob anpeilen, z.B. zur Navigation im Dunkeln, das ist jedenfalls 100x besser als gar nichts. Nur für die Einmessung von Schiffszielen war das unerheblich, da deren Echozeichen auf eine maximale Entfernung von etwa 25km, später auch etwa 30km sichtbar waren.

Das gilt aber nicht für das Übersichtsrohr NB im FuMG 40. Das war linear auf 40km ausgelegt und bis zu dieser Entfernung konnte man auch Schiffe messen, nur eben mit geringerer Genauigkeit als mit der Meßkette.

Alles klar?  :-P

Grüße

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 13 Februar 2025, 12:51:48
Vielen Dank, Gabler!
Du hast angedeutet, die Messgenauigkeit über das lineare Zeitsignal später noch zu erörtern....
Ich wäre dankbar dafür.

Grüße
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 14 Februar 2025, 21:32:54
Hallo,
Zitat von: Gabler am 11 Februar 2025, 10:39:37Um hier eine Entfernungsmessung durchführen zu können, brauchte man ein lineares Zeitsignal, damit über die Laufzeit auch tatsächlich die Entfernung gemessen werden konnte.

Grundsätzlich konnte das Zeitsignal auf der OB-Röhre mit der Meßkette sicherlich immer weiter nach links verschoben werden, um Zielechos aus größeren Entfernungen sichtbar werden zu lassen, vielleicht sogar bis zum Anschlag bei 200km, es spricht m.M.n. jedenfalls nichts dagegen. ABER: Das Problem ist, daß die Ablenkung des Zeitsignals nur in dem eingestellten Anzeigebereich von 25km auch linear war, darüber hinaus wurde es immer nicht-linearer mit der Folge, daß der eingestellte und ablesbare Entfernungswert auf der Meßkette immer weiter verfälscht wurde.

Der Begriff ,,Ablenkung des Zeitsignals" = ,,Auslenkspannung" beschrieb bei der GEMA anfangs (um 1936) eine Sinusspannung, keine Sägezahnspannung mit linearem Anstieg. Diese Sinusspannung ist wohl deswegen verwendet worden, weil sie technisch einfacher zu generieren war. Von Kroge erwähnt diesen Sachverhalt auch im GEMA-Buch (S. 59):
Zitat:
,,Ein vorläufiges Beobachtungsgerät zeigte die Entfernung von 75 km entsprechend der gesamten Umlaufzeit an. Da die Ablenkung mit einer Sinusspannung erfolgte, waren Anfangs- und Endbereich der Entfernungsskala stark verzerrt, so daß zur Grobmessung nur der Bereich von 15 km bis 60 km genutzt werden konnte. Eine Meßkette für 75 km war noch nicht fertig."
Zitat Ende.

Wann die GEMA allerdings von der Sinusspannung für die Auslenkung Abstand nahm, ließ sich bis Dato in der mir zugänglichen Literatur noch nicht feststellen. Die Verfälschung des Entfernungswertes auf der Messkette – wie Frank oben schrieb – konnte m.E. erst damit beseitigt werden.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 15 Februar 2025, 13:26:00
Hallo Olpe,

vielen Dank für Fundstellen und Erläuterungen :-)

fsimon:

Ergänzend zum besseren Verständnis noch etwas zu den Grundlagen, vielleicht kennt Ihr das noch aus dem Schulunterricht:

Mithilfe einer Braunschen Röhre wird ein Elektronenstrahl erzeugt, der auf der Mattscheibe an der Stirnseite in der Regel als grüner Punkt optisch sichtbar wird. Der Strahl und damit der Bildpunkt kann dann bspw. durch zwei gegenüberliegende Ablenkplatten, über die eine Spannung induziert wird, abgelenkt werden. In der Regel sind es zwei Paare, ein horizontales für die vertikale Ablenkung und ein vertikales für die horizontale Ablenkung. Als Anschauungsobjekt das Lehrmodelle einer Röhre von der Firma Leybold und von Ardenne aus dem Jahre 1929/30:

kathodenstrahlrohre_lehrmodell_2927371.jpg
Die Abbildung stammt von hier:
https://www.radiomuseum.org/r/leyb_arden_kathodenstrahlroehre_lehrmodell_crt.html#

Genau diese Röhren erwarb die Gema von dieser Firma für ihr erstes Funkmessgerät von 1935. Details mit den Ablenkplatten sind sind auf den weiteren Aufnahmen sehr schön erkennbar, der Bildschirm ist von innen matt bedampft.

So. Legt man an den vertikalen Platten eine Wechselspannung an, beginnt der Bildpunkt auf der Horizontalen hin- und herzuwandern, und zwar genau mit der Frequenz der angelegten Wechselspannung. Das menschliche Auge kann glaube ich so um die 50 Bilder pro Sekunde wahrnehmen. Hat die Ablenkspannung aber eine höhere Frequenz, so erscheint uns der Bildpunkt nicht mehr einzeln, sondern nur noch als eine durchgezogene grüne Linie auf der Horizontalen. Das ist bei den hier angewendeten Ablenkfreqzuenzen von 500Hz bis 2000Hz ja der Fall. So also wird die horizontale Zeitlinie erzeugt.

Zur Veranschaulichung wird der Bildpunkt auf der Röhre in der Regel nur bis zum Bildschirmrand abgelenkt, darüber hinaus ist er ja schließlich nicht mehr zu sehen. Er wandert also ausgehend vom Nullpunkt erst zum einen Bildrand, kehrt dort um und dann über den Nullpunkt zurück zum anderen Ende und wieder zurück usw. usf. Während der Bildpunkt also in der Mitte eine bestimmte (Maximal-)Geschwindigkeit aufweist, verringert sich diese immer weiter bis zum Umkehrpunkt am Bildrand und kehrt sich eben in die entgegengesetzte Richtung um. Ich hoffe, ich konnte das einigermaßen anschaulich beschreiben.

Das bedeutet aber genau, daß bei einer solchen sinusförmigen Ablenkspannung der Bildpunkt sich eben mit sinusförmiger Geschwindigkeit bewegt und nicht stetig mit gleichmäßiger Geschwindigkeit - also linear, was aber erwünscht ist, will man anhand der Laufzeit und damit dem Abstand vom Nullpunkt ein Echozeichen messen und daraus die Entfernung bestimmen.

Der Clou bei der Gema-Konstruktion ist nun der, daß die Ablenkspannung so sehr verstärkt wird, daß der Bildpunkt weit über den Durchmesser des Bildschirms hinaus abgelenkt wird und nur noch ein kleiner Teil des Verlaufs zu sehen ist, nämlich der mittlere Bereich um den Nulldurchgang. Durch diese Verstärkung der Ablenkspannung wird die Sinuskurve (bei gleichbleidender Frequenz, also Länge der Kurve) in die Höhe gezogen und der auf der Röhre noch sichtbare Bereich damit hinreichend linearisiert, damit er für die Entfernungsmessung über einen Phasenschieber brauchbar wird. Das ist der Trick!

Zur Veranschaulichung eine Grafik mit insgesamt vier Sinuslinien: Ein rote, eine blaue, eine violette und eine grüne. Die größte "Ablenkung" zeigt grüne Linie mit der höchsten Amplitude und man sieht, daß je stärker die Ablenkung ist, um so "länger" wird der Bereich um den Nullpunkt herum, welcher annähernd linear verläuft. Und nur dieser war für die Feinmessung mithilfe der Messkette verwendbar, damit die gewünschte Genauigkeit erzielt werden konnte.

3Sinuskurven.png

Die Engländer haben ein anderes Verfahren entwickelt, nach dem die schon erwähnte Sägezahnspannung auf irgend eine Weise erzeugt wurde - wie das geschieht - weiß ich aber nicht. Aber wir stehen ja noch ganz am Anfang unserer Untersuchungen :-)

Grüße und schönes Wochenende

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 15 Februar 2025, 13:50:39
Aber nochmal was aus der "Praxis" zu dem oben schon genannten Funkspruch aus dem Beitrag #377:

Darin heißt es, aus den Erfahrungen vom 31.12.42, daß Ziele in dieser Jahreszeit bis zu 177hm gesichtet und beschossen werden können.

Ich habe die Stellungnahme des Flottenführers VAdm. Kummetz v. 16.01.43 über das Gefecht in der Barentssee vom 31.12.42 nachgelesen: Dort wird der Einsatz des FuMG als wenig hilfreich beurteilt, weil beide Geräte gleich zu Anfangs ausfielen. Das Vormarsgerät war wohl erst nach einer Stunde wieder einsatzbereit, während der nur optisch geschossen werden konnte. Zu allem Überfluß sind durch Wasserfontänen von Nahtreffern noch die optischen E-Messer vereist, so daß zeitweise überhaupt nicht gezielt und geschossen werden konnte.

Es wird vor allem bemängelt, daß (mit der Seetaktantenne, eigene Anmerkung) die Ziele erst nach optischer Sichtung genau eingemessen werden und damit beschossen werden konnten, das würde viel Zeit fürs Einschießen vergeuden, abgesehen von der Unzuverlässigkeit. Die Engländer hätten hingegen sofort genau geschossen, er vermutet, daß sie die Möglickeit funkmessgesteuerten Schießen gehabt hätten. Bei Wikipedia heißt es jedoch, daß Hipper nach Osten hingegen eine klare Kontur gegen den Horizont abgebildet hätte, was eher für optisches Schießen spricht.

Im weiteren Verlauf kam das Vormarsgerät auf Hipper jedenfalls wieder klar und man erzielte gegen die beiden leichten Kreuzer besonders gute Meßreichweiten von 176 bzw. 178hm. Wohl darauf bezog sich offenbar die Aussage in dem Funkspruch vom 23.12.43. Ob Hipper die Reichweiten mit Feinpeil erzielte, ist nicht klar, ebensowenig, ob das Gerät, ursprünglich ein FuMG 39, dementsprechend als FuMO22 anzusprechen, im Laufe des Jahres 1942 noch modernisiert wurde mit TS6-Sendern oder gar einem komplett neuen FuMO 26, wie dies bei ihrem Schwesterschiff Prinz Eugen der Fall war. Zumindest ein Funkmessbeobachtungsgerät mit einer FuMBAnt 7 "Timor" war auf der Rückseite nachgerüstet worden - eben wie auf PG. Vielleicht weiß das jemand?

Nochmals schönes Wochenende

Gabler


Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 15 Februar 2025, 17:02:03
In welcher Nara- Rolle kann man die Kummetz Stellungnahme finden.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thor am 15 Februar 2025, 18:25:51
Die Stellungnahme ist auf der Rolle 1795 (PG-Nummer: 32639) auf den pdf-Seiten 848/849 zu finden.

Gruß
David
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 16 Februar 2025, 15:56:28
Hallo,
Zitat von: Gabler am 15 Februar 2025, 13:26:00vielen Dank für Fundstellen und Erläuterungen :-)
... :MG: ...

Zitat von: Gabler am 15 Februar 2025, 13:26:00Der Clou bei der Gema-Konstruktion ist nun der, daß die Ablenkspannung so sehr verstärkt wird, daß der Bildpunkt weit über den Durchmesser des Bildschirms hinaus abgelenkt wird und nur noch ein kleiner Teil des Verlaufs zu sehen ist, nämlich der mittlere Bereich um den Nulldurchgang. Durch diese Verstärkung der Ablenkspannung wird die Sinuskurve (bei gleichbleidender Frequenz, also Länge der Kurve) in die Höhe gezogen und der auf der Röhre noch sichtbare Bereich damit hinreichend linearisiert, damit er für die Entfernungsmessung über einen Phasenschieber brauchbar wird. Das ist der Trick!
... so isses ... eine einfache Lösung ... :O/Y ...

Zitat von: Gabler am 15 Februar 2025, 13:26:00Die Engländer haben ein anderes Verfahren entwickelt, nach dem die schon erwähnte Sägezahnspannung auf irgend eine Weise erzeugt wurde - wie das geschieht - weiß ich aber nicht. Aber wir stehen ja noch ganz am Anfang unserer Untersuchungen :-)
Siehe auch:
--/>/> klick wikide (https://de.wikipedia.org/wiki/Kippschwingung) Kippschwingung

Hier für technisch Interessierte ein ganz netter 6-Minuten-Clip über die Funktion eines Oszilloskops (letztlich Braunsche Röhre) und – ganz am Ende - die Kippschwingung bzw. Kippspannung.
--/>/> klick (https://www.youtube.com/watch?v=2tPPwySsAdg) Oszilloskop

Soweit.
Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 18 Februar 2025, 07:45:36
Moinmoin,

Zitat von: olpe am 16 Februar 2025, 15:56:28... so isses ... eine einfache Lösung ... :O/Y ...

die Genialität liegt in der Einfachheit ;-) den Sägezahn schaue ich mir bei Gelegenheit mal genauer an, danke für die Links  top

Zitat von: Thor am 15 Februar 2025, 18:25:51Die Stellungnahme ist auf der Rolle 1795 (PG-Nummer: 32639) auf den pdf-Seiten 848/849 zu finden.
Interessant, danke, die Rolle habe ich gar nicht. Mir liegen die Stellungnahmen als einzelne jpg-Bilddateien vor, die Unterlagen müssen also noch woanders archiviert sein, hatte schon vergeblich gesucht...

Anbei zum Unterthema Meßbereich / Spannungserzeugung noch ein Erfahrungsbericht vom 06.10.41 über die Leistungsfähigkeit der drei auf Helgoland stationierten Gema-Geräte (2x Flum, 1x Seetakt). Interessant der letzte Abschnitt über das EMIII-Gerät Helgoland Süd: Dort wird beschrieben, daß der NB-Einsatz zum Gerät nicht mitgeliefert wurde und Messungen daher nur mit dem OB-Gerät durchgeführt werden konnten. Der Anzeigebereich wird mit 35km angegeben, ein Wert, den ich bisher noch nicht kannte und mit dem ich gelegentlich meine Meßbereichstabelle aktualisiere und einstelle. Bisher für Freya nur bekannt war der Meßbereich 60km für OB.

Weiter interessant ist, daß das Anzeigegerät so verändert wurde, daß ein Bereich bis zu 110km auf der OB-Röhre angezeigt werden konnte. Das geht so wie oben beschrieben, indem man die Amplitude der Ablenkspannung verändert, in dem Fall verringert. Der Nebeneffekt ist jedoch, daß die Messung ziemlich ungenau wird, da die Zeitlinie an den Rändern nicht mehr gänzlich linear verläuft. Man kann das auch bei den "serienmäßigen" NB-Röhren des frühen Freya-Gerätes erkennen (Bilder wurden oben eingestellt), da die Entfernungsskale an den Rändern etwas geringere Abstände zwischen den Meßstrichen aufweist, die Skala also auch nicht ganz linear verläuft. Daher wird die Meßkette in dem Schreiben nur noch als "Behelfsmittel" bezeichnet, m.a.W. die angezeigten Entfernungswerte sind kaum zu gebrauchen. q.e.d.  :-)

Grüße
Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 18 Februar 2025, 13:32:37
Peilzusatz Prinz Eugen heute bei KBismarck gepostet.
pg-radar01.jpg
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 22 Februar 2025, 15:20:29

Danke Thoddy,
Das ist wirklich interessant. Also hatte PE im April schon Radattelpeilung. Bleibt die Frage, ob diese Entfernung auch mit Radattelpeilung gemessen wurde und ob schon TS 6 verbaut war.

Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 26 Februar 2025, 10:00:47
Vielen Dank auch von mir für den Hinweis auf das P-Gerät. Diese Messungen gegen halb aufgetauchte U-Boote sind auch in dem Auszug aus dem EM-II-Betriebsbuch, der im Beitrag #234 angehängt ist, erwähnt mit Entfernungen von jeweils 6km. Dort wird zudem vermerkt, daß die gemessenen Entfernungen mit optischem Gerät bestätigt wurden. Zur Peilung wurde nichts erwähnt.

Nach KTB ist PG am 16.04.41 bis spät abends (also auch im Dunkeln) als Zielschiff für die 24. U-Flotille gefahren und hat in den beiden Folgetagen gemeinsame EM-II-Übungen mit Bismarck durchgeführt. Wenn bei Peilung -grob- die Genauigkeit der Seetaktantenne meinetwegen "nur" +/-2° beträgt, so bedeutet dies bei 6000m Entfernung einen überdeckten Bereich von 200m - zu jeder Seite. Bei Peilung -fein- und 0,5° Genauigkeit sind dies immerhin noch 50m zu jeder Seite. Wenn der Oberfunkmeister aber schreibt, daß die Scheinwerfer die U-Boote ohne Verbesserung jeweils sofort gefunden haben, würde ich vermuten, daß bei diesen Rechenwerten Feinpeil verwendet wurde, denn der Scheinwerferkegel wird wohl keine 400m breit sein, selbst auf 6km Entfernung.

Interessant zudem die Entfernungsangabe "60,00 hm". Beide Entfernungsanzeigen der Messkette haben die E. in km angezeigt und nicht in hm, die numerische dabei mit zwei Nachkommastellen. Wenn er die U-Boote also gemessen hat, so zeigte die Messkette die E. als "6,00 km" an. Vielleicht mußte er die E. auf diese Weise an die Brücke melden, da in den Gefechtsskizzen die E. üblicherweise in hm eingetragen wurde.

Die Bezeichnungen der Einsätze bestanden typischerweise aus dem Tarnbuchstaben für den Geräteschrank sowie einem weiteren Buchstaben für den Verwendungszweck, gefolgt von einer dreistelligen Nummer, z.b. ZP 100 oder OK 100. Der Peilbeobachtungseinsatz des P-Geräts hieß "PB", Nummern sind mir allerdings bisher nicht untergekommen, obwohl es definitiv unterschiedliche Ausführungen für Marine und Luftwaffe gab, s.u. Die Bezeichnung "11/40" in der Meldung entspricht nicht dieser Typologie und könnte der Produktionsmonat des P-Geräts sein. Allerdings waren auf den Typenschildern üblicherweise nur das Herstellerkürzel "bya" sowie eben der Typ und die Seriennummer eingeschlagen, kein Produktionsmonat. Vielleicht war das an anderer Stelle vermerkt.

Daher v. Kroge nochmals nachgelesen: Die Entscheidung zur Freigabe der Feinpeilung fiel bereits im Juni 1940, nachdem von der Luftwaffe (Lt. Diehl) Versuche unternommen worden waren, die Freya-Geräte als Nachtjagdgeräte einzusetzen - erfolglos, weil die Peilgenauigkeit zu gering war. Daraufhin durfte die Gema ihren Feinpeilzusatz mit Minimum-Peilverfahren fertigentwickeln, der auch ab Sommer 1940 auf dem Gema-Gelände in Köpenick für die Flak offenbar erfolgreich eingesetzt wurde. Ab Dezember 1940 erfolgte dann die Auslieferung an die Marine, das würde also genau passen. Die Meldung passt auch insgesamt genau in die Zeitlinie hinein, da in der OKM-Schiffsausrüstungsliste vom 01.09.41 das Peilgerät auf dem Vormars von PG bereits vermerkt ist. Nun wissen wir, daß PG ebenso wie Bismarck schon vor Rheinübung ebenfalls mit einem Feinpeilzusatz ausgestattet war.

PG hatte bekanntlich ebenso wie BS während Rheinübung bereits einen TS-6-Sender im Vormarsgerät - aber nur dort. Das achtere Gerät hatte noch den alten TS-1-Sender, der offenbar sehr unzuverlässig und im Laufe der Feindfahrt komplett ausgefallen war - nachzulesen im EM-II-Erfahrungsbericht zur Rheinübung (s. Anhang). Vermutlich hatte auch BS nur im Vormars einen TS6-Sender, dann würde der schnelle Ausfall des vorderen Geräts in der Dänemarkstraße mit der Unzuverlässigkeit des TS1-Senders auf PG korrelieren.

Wann PG den neuen Sender erhielt? Ausgelaufen ist der Kreuzer Mitte April aus Kiel und von da an da bis zum Auslaufen Rheinübung am 19.05.41 in Gotenhafen. Aber auch da hätte der Sender noch nachgerüstet werden könnne, er war ja nur handkoffergroß.

Soweit meine Erkundigungen und Vermutungen, Fortsetzung folgt.

Grüße Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 26 Februar 2025, 10:25:50
Ach, apropos EM-II-Betriebsbuch:

Ihr habt Euch bei Lektüre des EM-II-Betriebsbuchs von PG sicherlich alle schon gefragt (mich eingeschlossen), wie das sein kann, daß mit dem FuMG 39 Landentfernungen auf bis zu 75km gemessen werden konnten, wo doch der Anzeigebereich des OB-Rohres nur 25km beträgt. Selbst wenn PG ebenso wie BS schon einen neuen NB-Einsatz mit 40km-Meßbereich erhalten hätte, wäre dies weit außerhalb des Darstellungsbereichs.

Nun, die Antwort kann nur lauten, daß die Meßkette eben über den linear darstellbaren Bereich des OB-Rohres von 25km hinaus weiter gedreht wurde - so wie weiter oben schon beschrieben. Denn der maximale Anzeigebereich der Meßkette des FuMG 39 auf PG betrug - 75km!

Gemessen wurde diese Entfernung z.B. am 20.04.41 bei Nebel, das kann also nur eine mit Funkmess gewonnene Entfernung gewesen sein. Da die Echozeichen auf dem Rohr jedoch bei diesen Entfernungen aufgrund des Sinusspannung nicht mehr linear dargestellt werden, sondern verzerrt, genauer: verkürzt, das Meßinstrument (die Meßkette) aber bis zum Ende linear die Abstände nimmt, bedeutet dies, daß diese Werte auch tatsächlich "gemessen" wurden und nicht etwa anhand der Schiffsposition gekoppelt worden waren. Denn dann hätte man festgestellt, daß die wahre Entfernung der Landzeichen sogar noch deutlich größer war als von der Meßkette angezeigt  :?  :-P  :-D  :wink:
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 26 Februar 2025, 11:26:04
Zum Unterthema Peilgeräte noch abschließend separater Post - dann muß ich in den Urlaub:

Das o.g. P-Gerät mit der Minimum-Anzeige (mit dem "Raddattel"-Verfahren) wollte Diehl nicht haben, er bevorzugte das A/N-Verfahren, wie es bei den Würzburg-Geräten angewendet wurde. Für ihn hat die Gema daher für das P-Gerät einen PB-Einsatz zur Verwendung mit den Luftwaffen-Freyas mit ZWEI Bistrahlröhren konstruiert: Im oberen Rohr mit senkrechten Zeitstrahlen und Kehrbildanzeige der Zackenanzeige (also genau so wie das Leitlinienverfahren und das Hohentwiel-Gerät von Lorenz) für die Grobpeilung und im unteren Rohr die A/N-Anzeige wie in den Würzburg-Geräten, also die beiden Zackenanzeigen auf derselben Seite versetzt für die Feinpeilung. Vermutlich wollte er einfach nur dieselben Anzeigen, wie sie den Gerätebedienern bei der Luftwaffe schon von den Hohentwiel- und Telefunkengeräten vertraut waren, was ja durchaus Sinn ergibt.

Das untere Strahlsystem der zweiten Röhre war zudem noch wie beim Seetakt-P-Gerät mit einer Zackenanzeige für die Entfernung (A-Scope) Übersicht - grob - versehen. Zum Vergleich beide P-Geräte für Seetakt und Freya in jeweils einer Prinzipdarstellung mit Beschreibung der Anzeige im Anhang. Damit wäre zumindest von meiner Seite das letzte Rätsel, was denn die Braunschen Röhren der Gema-Anlagen so alles anzeigen, gelöst. Das hat gedauert, aber es war auch nicht ganz ohne!

Grüße GablerVergleich-P-Geräte-Seetakt-Freya.jpg
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 10 März 2025, 13:37:15
Hallo Allerseits,

man könnte denken, daß so langsam aber sicher die Geheimnisse um die Entfernungsmessung der Gema-Geräte gelüftet sind, aber es ergeben sich doch gelegentlich noch weitere interessante Details. So habe ich beim Studium der Bilder der Funkmessgeräte von Prinz Eugen festgestellt, daß auf beiden O-Geräten sowohl in der FuMO-Haube im Vormars als auch der Funkmesshütte achtern oben jeweils eine zusätzliche Intstrumentenanzeige in Form eines Doppelinstruments plaziert ist, der zumindest ich bislang keine weitere Bedeutung für die Entfernungsmessung zumaß, da doch das Messverfahren geklärt schien, zumal mir die Skalierung unerklärlich war. Hier die beiden Geräte:

O-Gerät-Vormars-PG.jpg O-Gerät-PG-achtern.jpg 

Solche Doppelinstrumente sind uns schon an anderer Stelle begegnet. Während von dem einen Rundinstrument der gesamte Messbereich abgedeckt wird, zeigt das andere einen detaillierteren Ausschnitt, also einmal "grob" und einmal "fein". Beide Instrumente sind über eine feste Übersetzung mechanisch miteinander verbunden, so daß bei jeder Zeigerumdrehung der Feinanzeige die Grobanzeige um dasselbe Maß mitgeschleppt wird. Als Beispiel der in beiden Funkmessräumen vorhandene Zielrichtungsweiser (ZRW) mit einmal 360° Vollkreis (grob) mit einer 10°-Unterteilung oben und als zweites gekoppelt ein 10°-Vollkreis mit einer 1/16°-Grad-Unterteilung (fein) unten:

Peilanzeiger_Prinz-Eugen.jpg

Auch die frühen Gema-Messketten hatten ein doppelte Rundinstrumentenanzeige für die Entfernung, beim FuMG 39 waren das links die Anzeige für den gesamten Meßbereich 0-75km (grob) und rechts die Entfernung von 0-1km in 50m-Schritten (fein). Bei den uns einzig bildlich bekannten Messketten des FuMG 40 ist sogar die bekannnte Dreifachinstrumentenanzeige vorhanden (0-200km, 0-10km, 0-1km) sinngemäß also Grob-/Mittel-/ Feinanzeige, welche ebenso über ein Übersetzungsgetriebe miteinander verbunden ist:

Instrumentenanzeige_Messkette_FuMG40.jpg

Auf den Bildern oben fällt aber auf, daß zumindest bei dem O-Gerät im Vormars von PG genau diese Dreifach-Instrumentenanzeige überhaupt nicht erkennbar ist. Daher habe ich das Zusatzinstrument nochmals genauer angesehen:

E-Geber-O-Gerät.jpg

Soweit zumindest für mich erkennbar, zeigt die rechte Anzeige als erste Zahl eine "5", danach als erste zweistellige Zahl die "10" usw. Der Vollkreis ergibt sich zu "50". In der linken Anzeige ist wiederum nur die erste Beschriftung zweistellig, man kann mit etwas Phantasie eine "50" herauslesen, danach "100", "150", "400" ganz unten, usw. Dieser Vollkreis schließt sich sodann bei "800". Im Wissen um die wahrscheinliche mechanische Kopplung der beiden Anzeigen sind dies also Anzeigebereiche im Verhältnis von 800:50. Da jedenfalls hat es bei mir geklingelt, Zitat AVKS-Bericht Bismarck (S. 102):

ZitatZur Durchführung der Vergleichsversuche zwischen dem EM-I-Gerät und dem EM-II-Gerät wurde auf ,,Bismarck" vom AVKS eine Versuchsschaltung geschaffen. In das EM-II-Gerät wurden besondere Siemens-Geber eingebaut und außerdem die Getriebeübersetzung auf 800:50 hm geändert. Damit war es möglich, den Entfernungswert in einem besonderen Leitungsstrang unmittelbar und außerdem parallel zu dem vom EM-I Gerät ermittelten Wert zur Hauptschaltstelle und damit zum Schußwertrechner zu führen.
(Anmerkung meinerseits: Als "EM-I" wird in dem Bericht die optische Messung bezeichnet)

Was wir also hier auf PG sehen, sind die Entfernungsgeber, die bei Bismarck noch versuchsweise eingebaut worden waren und die mit der geänderten Übersetzung 800:50 anstelle 200:10:1 der originalen Gema-Meßkette auch zwei "neue" Entfernungsanzeigen enthalten, einmal von 0-800hm und einmal von 0-50hm.

Auf den ersten Blick erscheinen diese Anzeigen als Rückschritt, haben sie doch nur noch einen maximalen Anzeigebereich von 80km statt 200km und die E-Anzeigegenauigkeit liegt nur noch bei +/-50m statt bei +/-25m wie auf der Fein-Anzeige der Meßkette. Aber wie schon früher erörtert, spielt die Anzeigegenauigkeit der Instrumente im Prinzip keine Rolle mehr, da der Meßwert ohnehin elektrisch und in Echtzeit an den Schußwertrechner übertragen wurde und nicht mehr (fern-)mündlich nach Ablesung. Die Anzeige diente wahrscheinlich nur noch zur Überprüfung oder als Redundanz, falls die elektrische Übertragung ausfallen sollte. Wohl deshalb wurden auch die Anzeigeninstrumente der Meßkette abgedeckt!

Damit wird klar, daß auch auf PG beide EM-II-Geräte als vollwertige Zielgeber für den Artillerie-Feuerleitstand angeschlossen waren, sowohl zur Entfernungs- als auch zur Richtungsbestimmung, denn auch die ZRW-Geber sind in beiden Räumen zu sehen. Da es sich jeweils um mindestens FuMG 40, achtern eher noch um FuMG 43 handelt, sind die Geräte auch über die Z-Geräte (Schaltung Eigen-/Fremdgenerator) miteinander als Leit- und Nebenstelle synchronisierbar. Damit waren mit Sicherheit wesentlich verbesserte Schießergebnisse zu erwarten. Die vermeintlich geringere Ablesegenauigkeit spielt dabei keine Rolle.


Viele Grüße

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 12 März 2025, 17:26:50
Hallo Gabler,
vielen herzlichen Dank für diese Erläuterung mit Bildern. Ganz hervorragend! Kannst Du mir vielleicht noch erläutern, wenn möglich auf den Bildern, wo der Operateur die Entfernung einmaß, die dann übermittelt wurde, mit welchem Drehknopf / Drehrad? Ging das stufenlos oder entsprach die Stufung der Anzeigeneinteilung?
Lieben Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 13 März 2025, 12:16:53
Noch mal bissel PG Funkmess.
Mag sein dass die Infos schon im thread sind:
1941 Frühjahr
6067558_e121d77c4d07f4b4960cea01954ac8b7_t.jpg
6067558_af79e51c0c99607c21f6833f2db48ba0_t.jpg

1944
Fumo Performance PG vs destroyer.jpg   

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 14 März 2025, 18:07:41
Hallo Thoddy,
Vielen Dank für die zusammengestellten Dokumente. Das macht es schön übersichtlich.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 16 März 2025, 19:33:26
Hallo fsimon,

freut mich, wenn es Dir Spaß macht, geht mir ebenso. Zur Bedienung des O-Geräts: Das ist ganz einfach. Anbei ein Ausschnitt aus der Prinzipdarstellung der M.Dv. 970 Funkmessgerätekunde sowie eine weitere Aufnahme aus folgender Quelle:
https://www.cdvandt.org/t-force-photos-'45.htm
auf die Olpe kürzlich aufmerksam gemacht hatte.

Z-O-Gerät-Schema.jpg

Z-O-Gerät_Nullpunktjustierung.jpg

Das Z-Gerät befindet sich direkt neben dem O-Gerät, wie das für die Nullpunktjustierung idealerweise sein sollte. Der oberste Drehknopf am O-Gerät (0) dient zur Rückstellung der Entfernungsanzeigen, er wird nur für die Nullpunktjustierung (folgt) benötigt.

Für die eigentliche Messung braucht man nur die beiden Messräder grob (1) und fein (2). Mit jeder Umdrehung des Messrads -grob- wird auch der Zeiger der mittleren Anzeige einmal komplett gedreht, eine Umdrehung entspricht also 10km Entfernung, um die das Signal auf dem OB-Bildschirm nach links oder rechts geschoben wird. Bei 10cm Bildschirmdurchmesser und einem Anzeigebreich von 25km sind das genau 4 Zentimeter nach links oder rechts. Wenn das Messrad -grob- gedreht wird, wird auch der Zeiger der linken Anzeige mitgeschleppt, nicht jedoch der der rechten Anzeige -fein-, da ist ein Freilauf drin.

Dreht man aber das Messrad -fein-, so wird mit jeder Umdrehung dieses Rades auch der Zeiger der rechten Anzeige -fein- einmal komplett um 360° gedreht. Eine Umdrehung des Messrads -fein- entspricht also einem Kilometer, das sind auf dem Bildschirm 4 Millimeter, um die das Echozeichen nach links oder nach rechts wandert. Mit dem Zeiger der Anzeige -fein- werden die beiden anderen Zeiger links mitgeschleppt. Der Messvorgang ist also kein Hexenwerk, wenn Du das zum ersten Mal selbst gemacht hast, wirst Du klar kommen :wink:

Zur Abstufung: Während das Messrad -grob- einfach ein Drehknopf mit einer Rändelung ist, sieht das Messrad -fein- etwas anders aus: Es besteht aus einer Scheibe und einem daruf drehbaren Knauf, der am Rand dieser Scheibe angebracht ist. Damit wird ein zusätzlicher Hebelarm erzeugt, mit dem man noch etwas präziser die Drehung steuern kann, um möglichst genau die Spitze des Zielzeichens einzumessen. Weil es eben hier um Präzision geht, sind die beiden Messräder auch stufenlos verstellbar, man schaltet also nicht nur zwischen einzelnen 50- oder 100-Meter-Schritten um - daher auch die Möglichkeit, die Zwischenräume zu interpolieren und noch genauere Werte zu ermitteln.

Zumindest bei dem Phasenschieber -grob- (3) im Z-Gerät ist das anders. Dort stellt man die Entfernungen tatsächlich schrittweise um. Das kann man auch an der Skala erkennen, die nur 7 Striche hat und die zudem alle im oberen Sektor angeordnet sind. Das Rad läßt sich also nur um etwa 20° nach links oder nach rechts schalten, nicht etwa um 360° drehen wie die beiden Messräder der Messkette. Der Phasenschieber -fein- (4) hingegen ist wiederum stufenlos verstellbar. Ich schreibe noch was zur Nullpunktjustierung...

Übrigens, fällt Euch auf, daß auch auf dieser Aufnahme die Entfernungsanzeigen der Messkette wieder nicht ablesbar sind? Ob das womöglich auch ein Bordgerät ist, was wir hier sehen?

Apropos Zielzeichen einmessen: Wie schon früher einmal geschrieben, wurde die Peilung bei den FuMG 39 noch ohne P-Gerät nach dem Maximumverfahren vorgenommen, und die Antenne so lange gedreht, bis das Zielzeichen möglichst "groß" war, also die Amplitude ihr Maximum erreicht hatte - daher ja auch der Name. Unten auf dem Bild ist nun ein weiteres Doppelinstrument zu sehen (5), dabei handelt es sich um den Peilanzeiger (auf dem Bild des FuMO 2 in der M.DV übrigens falsch als "Lagezeiger" bezeichnet). Links, etwas kleiner, wird wohl ein 360°-Volllkreis angezeigt sein und rechts eine Feinanzeige, vielleicht 10° mit einer 1°-Teilung (reine Spekulation). Eine 1/16°-Teilung wie beim ZRW brauchte diese Anzeige sicher nicht, denn zunächst wurde ja nur die Entfernung für die Feuerleitung verwendet, die Peilung kam vom optischen E-Messer, der wesentlich genauer war. Deshalb hatte man ja die Gefechte wenn möglich immer noch bei Tageslicht geführt. Soweit, so wieder mal abschweifend...

Viele Grüße

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 17 März 2025, 07:36:48
Ach, noch was: Bei dem Bild handelt es sich vmtl. um ein FuMG 43, baugleich wie das achtere Gerät auf PG. Im Unterschied zum FuMG 40 fehlt der Schnellverschluß, mit dem der Gehäusedeckel abgenommen werden konnte (das ist der große schwarze Handhebel, der auch auf dem Prinzipbild der M.Dv. zu erkennen ist). Außerdem ist der Deckel höher, so daß die Bedienteile nun vertieft angeordnet sind, vmtl. zu deren bessseren Schutz. Schließlich zeigt das Z-Gerät noch zwei weitere Drehräder für den zweiten Nullphasenschieber. Auch hier sind wohl zum Schutz Einfassungen angebracht.

Schönen Wochenstart

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 17 März 2025, 21:10:13
Hallo Frank (@Gabler),
... vielen Dank für die detailreichen und verständlichen posts #757, #761 und #762 ... :TU:) :MG: ...   

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 18 März 2025, 15:07:56
:MG:

Puh, ich dachte schon, mein Beitrag fliegt mir gleich um die Ohren. Nach weiterer gelegentlicher Lektüre des Krogebuchs (s. 114f) und dem Nachlesen Deiner Beschreibung der Messkette damals in Beitrag #94 muß nämlich ergänzt werden, daß die Weiterschaltung der einzelnen Kettenglieder der Meßkette soweit ich das richtig verstanden habe tatsächlich stufenweise erfolgte und eben nicht kontinuierlich. Die einzelnen Entfernungsstufen variieren je nach Quelle, bei Kroge heißt es bspw. für die Kette "GOK", die wohl zum FuMG 39 gehörte und nur zwei Rundanzeigen hatte, sie hätte Stufen von 10m, während im genannten Beitrag #94 die Abstufung 50m genannt wird. Hm. Ich meine jetzt sogar 100m schon gelesen zu haben, finde das aber nicht wieder.

Trotzdem ist meine obige Beschreibung der stufenlosen Messräder nicht falsch, aber sie trifft wohl nur auf diese und die Anzeige selbst zu. Lt. v.Kroge wurden für die Weiterschaltung der Kettenglieder sogenannte Malteserkreuzgetriebe verwendet. Eine sehr anschauliche Animation eines solchen Getriebes findet sich hier:

https://www.youtube.com/watch?v=6N6_dMBjRh4

Schaut es Euch an, das erklärt mehr als 1000 Worte. Damit kann man eine kontinuierliche, stetige Kreisbewegung (wie die der Drehknöpfe) in eine stufenförmige Drehbewegung (der Meßkette) umwandeln.

Wenn aber die Zeitlinie mit der Meßkette eh nur in 10, 50 oder gar 100m-Schritten verschoben werden konnte, wozu dann der konstruktive Aufwand mit diesem Getriebe? Das würde übrigens auch bedeuten, daß unsere Überlegungen zur Interpolation der Zwischenräume der einzelnen Skalenschritte Makulatur würden...

Es grüßt ratlos

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 19 März 2025, 12:02:04
Hallo Frank (@Gabler),
Zitat von: Gabler am 18 März 2025, 15:07:56... und dem Nachlesen Deiner Beschreibung der Messkette damals in Beitrag #94 muß nämlich ergänzt werden, daß die Weiterschaltung der einzelnen Kettenglieder der Meßkette soweit ich das richtig verstanden habe tatsächlich stufenweise erfolgte und eben nicht kontinuierlich.
...
Trotzdem ist meine obige Beschreibung der stufenlosen Messräder nicht falsch, aber sie trifft wohl nur auf diese und die Anzeige selbst zu. Lt. v.Kroge wurden für die Weiterschaltung der Kettenglieder sogenannte Malteserkreuzgetriebe verwendet.
...
Wenn aber die Zeitlinie mit der Meßkette eh nur in 10, 50 oder gar 100m-Schritten verschoben werden konnte, wozu dann der konstruktive Aufwand mit diesem Getriebe? Das würde übrigens auch bedeuten, daß unsere Überlegungen zur Interpolation der Zwischenräume der einzelnen Skalenschritte Makulatur würden...
... nun, wirft man einen Blick in einen der Schaltpläne von Messketten, liegt der Schwerpunkt der Elektrik und Mechanik in der schrittweisen, sicheren Zusammenschaltung von Induktivitäten L sowie Kapazitäten C (LC-Glieder) – und das kontinuierlich und unkompliziert durch das Bedienpersonal mittels Bedienrad bzw. -räder. Die Favorisierung ausgerechnet eines Maltesergetriebes von den GEMA-Ingenieuren, nun ja, why not ... so die Kette ohne größere Probleme auch bei Erschütterungen im Artillerie- und Seeeinsatz funktioniert und die elektrischen Kontakte gut verbinden, ist ja alles o.k. ... :-) ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 24 März 2025, 11:53:23
Danke für Deine aufmunternden Worte, olpe  :MG:
Irgendwann müssen diese ganzen gesammelten Erkenntnisse aber auch mal zum Schluß führen, ich versuche es mal damit:

1. Die Meßkette zeigt auf dem rechten Rundinstrument -fein- die Entfernung in 50m-Schritten auf, damit ergibt sich die Anzeigegenauigkeit zu +/-25m. Trotz stufenloser Drehung des Messrades wird die Zeitlinie nur in Stufen zu 50m verschoben, Interpolation und damit Verbesserung war offenbar nicht möglich. Damit liegt auch die physikalische E-Meßgenauigkeit bei maximal +/-25m.

2. Bei den Erprobungen des NVK ergaben sich mit Hilfe von Vergleichsmessungen Entfernungsgenauigkeiten der Gema-Geräte unabhängig von den verwendeten Antennnen von 100m (+/-50m). Laut M.Dv. 970 Funkmessgerätkunde konnten bei wiederholten Messungen reale E-Genauigkeiten von +/-40m erzielt werden.

3. Bei Verwendung der Messkette als Zielgeber für den Schußwertrechner der Schiffsartillerie lag die Anzeigegenauigkeit der E-Geber bei +/-50m. Der Grund liegt vermutlich in darin, daß der Schußwertrechner keine kleineren Werte verarbeiten konnte und somit lag auch die E-Genauigkeit letztlich nur bei diesem Wert.

Kurzum: Die Verwendung der E-Geber entsprach zwar den realen Gegebenheiten, das Potential der Meßkette wurde letztlich nicht ganz ausgenutzt. Für die Engländer sollte es aber reichen ;-)

Grüße
Gabler

Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 31 März 2025, 13:20:45
Nochmals Hallöchen,

jetzt habe ich wieder per Zufall doch noch etwas entdeckt, was genau zu diesem Unterthema passt (Dann lasse ich Euch aber in Ruhe damit, versprochen  :-) ). Auf dieser Seite

https://www.cdvandt.org/rae-rad-reports.htm

finden sich eine Anzahl britischer Untersuchungsberichte über erbeutete deutsche Funkmesstechnik, tw. noch während, tw. unmittelbar nach dem Krieg erstellt. Neben u.a. den Würzburg-Geräten werden v.a. Geräte der Gema bis ins kleinste Detail beschrieben und fotografiert, nachdem sie tw. instandesetzt und für Tests in Betrieb genommen wurden. Einiges davon ist schon bekannt und u.a. auf der CDVandt-Seite und auch in diesem Thread beschrieben, aber es gibt auch neues. Interessant für unser Thema sind folgende Berichte:

-RAE-RAD-156 amerik. Bericht vom 11.10.1943 über einen in Nordafrika erbeuteten Freya-Sender T-106.
-RAE-RAD-210 brit. Bericht v. Juni 1944 über einen Seetakt-Sender T-? mit TS6-Röhren (FuMG40)
-RAE-RAD-223 brit. Bericht v. Juli 1944 über zwei Empfängereinsätze NE ? für Freya und Seetakt
-RAE-RAD-310 brit. Bericht v. Juli 1945 über einen Freya-Empfängereinsatz DNE141A02 (Nachfolger obiges NE-Gerät)
-RAE-RAD-204 brit. Bericht v. Mai 1944 über einen Beobachtungseinsatz NB100 (Freya + Seetakt, hier: Freya)
-RAE-RAD-209 brit. Bericht v. Okt. 1944 über den Messketteneinsatz OK106 für Freya und Seetakt (FuMG40)
-RAE-RAD-224 brit. Bericht v. Nov. 1944 ober den Beobachtungseinsatz OB110 für Freya und Seetakt
-RAE-RAD-232 brit. Bericht v. Nov. 1944 über den Nullphasenschiebereinsatz ZP-100 für Freya und Seetakt

Wir haben also komplette Beschreibungen für die Geräte T, N, O und Z. Es fehlen nur das Bedienteil R und das Peilgerät P, ansonsten ist der GEMA-Gerätesatz praktisch vollständig.

Für den Augenblick interessant ist die Beschreibung der Meßkette, weil sich dort genau auf unsere Fragen Antworten finden und einiges mehr. 3 Punkte erscheinen mir erwähnenswert:
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 31 März 2025, 14:43:42
1. Die numerische Entfernungsanzeige

Früher hier schon getroffen war die Feststellung, daß bei der unteren E-Anzeige zwar zwei Nachkommastellen dargestellt, aber nicht getrennt als 10-tel bzw. 100-stel km angezeigt werden, weil es dem bisherigen Augenschein nach nur eine Walze gibt. Das bestätigt sich durch diese Darstellung:

E-Anzeige-Messkette-OK110-Prinzip.jpg

Tatsächlich wird auf der "Nachkommawalze" die Entfernung nicht als 10-er Teilung in 0,10 - 0,20 - 0,30 -Schritten angezeigt, sondern in 20-er Teilung: 0,10 - 0,15 - 0,20 usw. Die E-Schritte betragen also 50m und die Ablesegenauigkeit entspricht damit genau derselben wie bei den Rundinstruemten: +/-25m. Damit lassen sich beide Anzeigen auch mechanisch über diverse Zahnradverbindungen miteinander verbinden, wenn ich diese Zeichnung richtig deute.

Und ja, die Gema hat auch Messketten für die Feuerleitung hergestellt mit zwei Nachkommawalzen im Dezimalsystem. Nach wie vor offen die Frage, ob diese bei den Bordgeräten überhaupt zum Einsatz kamen.

2. Die Steuerung über die beiden Handräder

Messkette-OK110-Steuermechanismus.jpg

Mit dieser Darstellung über das Wirkprinzip sind im Endeffekt alle Fragen über die Steuerung zu erschlagen. Selbst habe ich das bisher auch nur grob nachvollzogen: Unten jedenfalls die beiden Messräder -grob- (links) und -fein- (mitte), rechts daneben eine Darstellung des o.e. Malteserkreuzgetriebes von vorn, welches in der Zeichnung als Schnittbild am Ende der Welle des Messrads -fein- angebracht ist - und zwar nur dort. Das Messrad grob verfügt über kein solches Getriebe. An dessen Ende findet sich hingegen der ebenfalls früher bereits erwähnte Freilauf. Ebenfalls nach oben eingezeichnet sind die drei Anschlüsse für die E-Anzeigen ("Bearing").

In der Mitte sind seitlich die Anschlüsse für die Kettengliedergruppen der Messkette angedeutet, links die Gruppe "B" mit den LC-Gliedern für die 50m-Stufen, rechts die Gruppe "C" mit den 1km-Stufen. Genaueres kann man dem Schaltplan der Messkette entnehmen, die olpe ganz zu anfangs schon einmal hier eingestellt hat und der in diesem Bericht auf Seite 18 ebenfalls enthalten ist.

3. Der Drehschalter

Ein Detail hab ich mir doch noch genauer angesehen: Den eletrischen Mehrfach-Drehschalter. Sieht man sich den Leitungsverlaufsplan genauer an, so kommen die Enden der einzelnen Anschlüsse bspw. der B-Gruppe in der Mitte zusammen, wobei sie kreisförmig angeordnet sind: Das ist kein Zufall :-)

Ausschnitt-Schaltplan-Messkette-B-Gruppe.jpg

Zählt man die Anschlüsse nach, so kommt man auf genau 20 - für 20 Schaltmöglichkeiten (entspr. 20 x 50m = 1km) - so weit, so gut. Hier nun ein Blick auf die linke Seite der Messkette:

Messkette-linke-Seite.jpg

Auffällig das runde Gebilde im oberen Teil: Dabei handelt es sich um genau den Drehschalter, mit dem die einzelnen Entfernungsstufen durchgeschalten werden. Rechts unten wiederum ist das Messrad -fein- zu sehen, mit dem dieser Schalter bedient wird. Da sich das Messrad und der Schalter nicht in einer Ebene befinden, sind sie über einen Kegelradantrieb miteinander verbunden. Das ist in diesem Ausschnitt der Prinzipdarstellung von oben zu erkennen:

Ausschnitt-Steuermechanismus-Messkette.jpg

Hier gibt es ein Detailbild des ausgebauten Schalters:

Messkettenschalter.jpg

Ich habe mal einige Bestandteile bezeichnet:

1: Läufer
2: Schleifring
3: Stromanschluß Läufer
4: Stromanschluß Schleifringsegment

Also: Der Schalter ähnelt einem mechanischen Zündverteiler aus zeitgenössischer Produktion (daher kannte ich das schon). Auf der Scheibe ist ein Schleifring angebracht. Dieser ist durch Unterbrechungen in 20 Segmente unterteilt (2). Jedes dieser Segmente verfügt über einen Stromanschluß (4). Zählt man alle Anschlüsse auf dem Foto nach, so kommt man auf genau 21 -  20 für jedes Segment und einen (3) für den Läufer. Der Läufer (1) ist auf die Welle in der Mitte aufgesteckt und dreht sich kontinuierlich (!) ums sich selbst, denn er wird vom Messrad angetrieben. Je nach seiner Position wird eines der 20 Segmente des Schleifrings berührt und damit der jeweilige Schaltkreis geschlossen. Sogettdass ;-)

Da wir es genau davon hatten: Die Bewegung des Messrads erfolgt in der Tat kontinuierlich und auch der Läufer dreht sich kontinuierlich den Schleifring entlang. ABER: Durch die Segmentierung wird nach und nach der entsprechende Schaltkreis der B-Gruppe geschlossen bzw. geöffnet, mit dem die in Reihe angeordneten Glieder der Messkette die Zeitlinie auf dem Bildschirm um jeweils 50m nach links oder rechts schieben - und damit tatsächlich stufenweise und nicht kontinuierlich!

So, jetzt reichts für heute. Viele Grüße und viel Spaß beim Nachvollziehen

Gabler





Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 31 März 2025, 22:04:19
Hallo Frank,
... gut gefunden! ... :MG: :TU:) ...

Grüsse
OLPE
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 31 März 2025, 22:51:54
Ja, wirklich. Vielen lieben Dank vor allem auch für die Erklärungen.
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 01 April 2025, 08:57:51
Gerne, gerne  :MG:  :-)  Das habt Ihr jetzt davon:

4. Der Anschluß an den Entfernungsgeber für die Feuerleitung

Eine weitere interessante  Aufnahme zeigt die Messkette von oben mit geöffnetem Deckel:

Messkette-Oberseite.jpg 

In dem Gehäuse sind drei Wellen zu erkennen. Im unteren Teil die beiden Antriebswellen für die beiden seitlichen Drehschalter mit zwei Kegelradpaaren - wie oben beschrieben - links für den 20-Segment-Schalter der B-Gruppe (0-1km) und rechts in gleicher Bauweise für den 10-Segment-Schalter der C-Gruppe, das ist der Bereich von 1-10km.

Darüber aber findet sich noch eine dritte Welle mit zwei Kegelrädern, für die ich keine Gegenstücke erkennen kann - vmtl. weil diese sich an der Unterseite des abgenommenen Deckels befinden. Dafür sprechen die beiden bogenförmigen Aussparungen des Flansches, die ich auf dem Foto ebenso markiert habe wie die beiden Kegelräder.

Schaut man sich die Messkette mit aufgesetztem Deckel an, so zeigen sich oben zwei flache horizontale Scheiben jeweils mit einem Stift, das ist hier einigermaßen gut erkennbar:

Meskette-Antrieb-E-Geber.jpg


Die obere dritte Welle wird also wohl über zwei Kegelradpaare mit diesen beiden nach oben gerichteten Antrieben verbunden sein. So hat es auch v.Kroge beschrieben. Und genau hierauf sitzt der Entfernungsgeber für die Übermittlung der Zieldaten an die Rechenstelle auf, wie wir auf den Aufnahmen von Prinz Eugen erkennen können - und zwar bündig:

E-Geber-Aufsatz-PG.jpg

Mit diesen beiden Kegelradpaaren läßt sich die Übersetzung und damit auch das Übersetzungsverhältnis zum E-Geber festlegen. Genau das haben die AVKS-Leute im Februar/März 1941 offenbar gemacht, um die Messkette des FuMO auf dem Vormars von Bismarck an den Schußwertrechner anzuschließen. Gleiches wurde auch mit dem Peilgerät mittels eines Peilgebers gemacht, so daß das FuMO vollständig in die Feuerleitanlage integriert wurde. Nur die Übersetzung mußte durch Austausch der Kegelradpaare auf 800hm und 50hm abgeändert werden, was auch dem Anzeigebereich des E-Gebers entspricht, wie wir oben festgestellt haben.

Für die Feuerleitung galt also ab diesem Zeitpunkt trotz der 200km-Messkette ein Anzeigebereich von 80km. Für die Navigation konnte der 200km Bereich aber durchaus verwendet werden, wie der EM-II-Bericht von Prinz Eugen von April 1941 zeigt, bei dem Landzeichen bis zur Messgrenze von 75km des FuMG 39 erfasst wurden.

Überhaupt scheint mir die Fähigkeit des GEMA-Geräts für die Blindnavigation völlig unterschätzt. Es gibt eine ganze Anzahl von Berichten, nach denen das Gerät erfolgreich zu Navigation bei Nacht und Nebel verwendet werden konnte und damit den ursprünglichen Zweck seiner Erfindung mehr als erfolgreich bestätigt hat. Jetzt aber.

Grüße

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Leopard2A6EX am 02 April 2025, 22:15:22
Hallo Gabler - bitte lass uns gerne NICHT in Ruhe damit! Super Arbeit wie immer..
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 02 April 2025, 22:27:25
Ja, genau, da stimme ich auch zu. Lass uns bitte nicht in Ruhe damit. 👍
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: delcyros am 12 April 2025, 17:26:15
 :TU:)
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 20 April 2025, 10:56:49
Hallo Allerseits und vielen Dank für Euren Zuspruch!

Habe mich in der Zwischenzeit nochmal mit der Nullpunktjustierung beschäftigt. Dazu ist es vielleicht von Vorteil, nochmals die grundlegende Funktions- und Darstellungsweise der Funkmess-Signale herzuleiten und zu beschreiben. Da gibt es eine sehr anschauliche Skizze, wohl aus dem GEMA-Betriebshandbuch, welche hier auch schon gezeigt wurde:

Mammut-Wassermann-Seetakt-radar-principl-25-8.jpg

Der wesentliche Aufbau besteht also aus einem Sender und einem Empfänger, die jeweils an die Sende- bzw. Empfangsantenne angeschlossen sind, wobei die gesendeten Signale im Idealfall vom Ziel zurückgeworfen und vom Empfänger wieder aufgenommen werden, an welchen wiederum die Braunsche Röhre als Anzeigegerät angeschlossen ist. So weit die Theorie.

Wie wir aus der Entwicklung bei der GEMA wissen, war die direkte Einstrahlung des Senders auf den Empfänger ein großes Problem, das erst durch die Entwicklung der Impulstastung einigermaßen zufriedenstellend gelöst werden konnte. Trotzdem gab es nach wie vor störende direkte Einstrahlungen vom Sender auf den Empfänger, die auf der Anzeigeröhre deutlich sichtbar waren und sich nur bei genügender Entfernung von dem Signal, das vom Ziel als Echo zurückgeworfen wurde, unterscheiden ließ. Diese beiden Echozeichen wurde dementsprechend direktes Zeichen (direkt vom Sender) bzw. indirektes Zeichen (vom Ziel zurück reflektiert) genannt oder, wie in der Zeichnung oben, direkter und Rückkehrimpuls. Synonym wurden auch die Begriffe Nullzeichen (für das direkte Zeichen) und Zielzeichen (für das indirekte Zeichen) verwendet.

In der obigen Prinzipdarstellung oben sind beide Zeichen als dreiecksförmige Echozeichen mit einer ausgeprägten Spitze auf dem Bildschirm dargestellt, während sie in der Realität eher wellenförmig ausgebildet waren. Hier eine Aufnahme einer Braunschen Röhre des NVK-Versuchsaufbaus von 1935 (!):

Anzeige_Beobachtungsrohr.jpg

Kein Wunder wurde diese Darstellung gerne als "Seeschlange" bezeichnet, wobei damit aber nur das direkte, also das Nullzeichen gemeint war und nicht die gesamte Darstellung - das sollte man vielleicht wissen, wenn man in den einschlägigen Erfahrungsberichten nachliest.

Dieser eigentlich unerwünschte Effekt der direkten Einstrahlung war wenigstens zu etwas zu Nutze: Da beide Antennen direkt übereinander angeordnet waren (zumeist: Empfänger über Sender, wie oben skizziert), war bei direkter Einstrahlung der Abstand eben Null, daher auch die Bezeichnung Nullzeichen. Man wußte also, daß man bei diesem Nullzeichen mit der Entfernungsmessung beginnen konnte, man brauchte nur noch den richtigen Maßstab, der sich aber aus Versuchen mit Zielen in bekannter Entfernung konstruieren ließ. Hier weitere Aufnahmen von 1935 mit auf dem Bildschirm aufgezeichneten Entfernungsangaben:

0041.jpg


Bei der indirekten Messung mit Hilfe der Meßkette brauchte man zwar keine Entfernungsskala am Bildschirm, jedoch eine Meß- oder Zielmarke, die als fester vertikaler Strich in der Mitte der Röhre angebracht war, bzw. als Lichtmarke von hinten auf die Röhre projiziert wurde. An dieser festen Linie konnte man nun die Anzeige mit Hilfe eines geeichten Phasenschiebers ausrichten, welcher genau deshalb Nullphasenschieber genannt wurde.

Ein solcher Nullphasenschieber war schon 1935 entwickelt worden und bis zum FuMG 39 im Empfangsgerät eingebaut gewesen (später: "N"-Gerät), dann aber zusammen mit dem Frequenzgenerator ab dem FuMG 40 als Einsatz "ZP" in ein separates Zusatzgehäuse, dem Z-Gerät "extrahiert" worden. Warum, darüber komme ich noch zu sprechen. Nur über dieses Z-Gerät liegen derzeit Bilder des Nullphasenschiebers vor, deshalb beschreibe ich die Funktion daran:

Der ZP-Einsatz hatte oben eine Spannungsanzeige (Voltmeter) für diverse Röhrenprüfungen, die man aber für die Nullpunktjustierung nicht benötigte und darunter zwei wiederum übereinander angeordnete Drehregler: einmal den Nullphasenschieber -grob- und einmal den Nullphasenschieber -fein-. Das sind die beiden einzigen Drehknöpfe, die man hier sehen kann:

Z-Gerät_MDV_291.jpg
Z-Gerät_Vormars_PG.jpg 

Das ist etwas verwirrend, da es Bilder gibt (zum Beispiel in der TME111-219) mit einer Vielzahl weitere Drehknöpfe und Rundanzeigen. Diese sind aber vertieft angeordnet und im Normalbetrieb mit einem Deckel abgedeckt - deswegen kann man sie schlicht nicht sehen. Um also an diese weiteren Einstell- oder Prüfmöglichkeiten heranzukommen, mußte man den Deckel abnehmen - und zuvor die beiden Handräder für den Nullphasenschieber abziehen. Deshalb sieht man auf den Aufnahmen mit entferntem Deckel immer nur die beiden Grundplatten der Drehregler für die Nullphase I - die Handräder waren zuvor abgenommen worden. Das sind die Nr. 130 und Nr. 132 in diesem Bild:

Mammut-WAssermann-Z-Geraet-28-12.jpg

Der Vollständigkeit halber: Später wurden die beiden Regler für den Nullphasenschieber II (Nr. 126 und Nr. 128), das war ein zweiter Phasenschieber, der für die Justierung des Kenngeräts verwendet wurde, ebefalls vor den Deckel gezogen, so daß bei diesen Geräten insgesamt 4 Drehräder zu sehen sind - siehe z.B. Z-Gerät für FuMG 33 auf PG achtern oder auch bei dem Bild von Z- und O-Gerät aus dem Beitrag weiter vorn sowie unten.

Aber zurück zur Nullpunkjustierung: Wie weiter oben schon beschrieben, war der Phasenschieber -grob- ein Stufenschalter, der insgesamt 7 Stufen aufwies und damit also um 6 Stufen umschaltbar war. Diese 7 Markierungen befinden sich um die mittlere "12Uhr"-Stellung herum, jeweils drei nach links und drei nach rechts. Der Drehschalter weist eine Pfeilspitze auf, so daß man wußte, auf welcher Position der Schalter gerade stand:

Nullphasenschieber_grob.jpg

Mit jeder Weiterschaltung um eine Stufe wurde die gesamte Zeitlinie und damit auch das Nullzeichen auf dem Bildschirm um 4,2 Kilometer (lt. Jagdschloß-Beschreibung von 1944) nach links oder nach rechts verschoben, so daß man mit dem kompletten Durchschalten des Grobschalters eine Entfernung von insgesamt 25,2km sehr schnell überbrücken konnte. Das entsprach in etwa dem 25km-Anzeigebereich auf dem OB-Rohr und so konnte man das Nullzeichen praktisch vom linken zum rechen Bildrand und umgekehrt hin- und herschieben wie man wollte. Das war natürlich nicht der Zweck, sondern es sollte vielmehr das Nullzeichen möglichst nah an die vertikale Meß- bzw. Lichtmarke herangeführt werden.

Diese 4,2Km-Schritte reichten für die genaue Einstellung der Nullstellung natürlich nicht aus, weswegen mit dem zweiten Phasenschieber -fein- die exakte Einstellung auf die Lichtmarke vorgenommen wurde. Mit diesem Regler konnte man eine Entfernung von insgesamt 5,5km variieren, und zwar wohl anscheinend tatsächlich stufenlos (ebenfalls lt. Jagdschloß-Beschreibung):

Nullphasenschieber_fein.jpg

Wenn die Spitze des Nullzeichens nun also mit den beiden Drehschaltern so genau wie möglich auf die Lichtmarke gelegt war, so war die Anzeige richtig eingestellt. Nun mußte aber noch die Instrumentenanzeige der Meßkette ebenfalls genullt werden - und zwar mit einem Drehknopf oberhalb der Instrumentenanzeige an der Meßkette, wie auf dem schon weiter oben gezeigten Bild von Z- und O-Gerät bereits mit "0" bezeichnet:

Z-O-Gerät_Nullpunktjustierung.jpg

Bei den mit bekannten Bildern der erhaltenen Messketten ist kein Drehknopf zu erkennen, er mußte mglw. ebenfalls abgezogen werden, wenn man die Meßkette aus dem O-Gehäuse ausbaute. Auf folgender Aufnahme ist aber wenigstens eine Welle erkennbar, auf die der Drehknopf vmtl. aufgesteckt war, sofern ich das nicht mit irgendetwas anderem verwechsle. Jedenfalls muß sie sich in der Gegend befinden:

R2-W-Freya-3c_1.jpg 

Aus eigener Anschauung weiß ich, wie die Tageskilometerzähler zeitgenössischer Tachometer genullt werden: Man dreht sie nicht etwa zurück, sondern hoch, bis alle Walzen auf Null stehen. Warum? Da die Walzen der einzelnen Dezimalanzeigen mechanisch miteinander verbunden sind, müßte man, um bspw. bei einer zufälligen Position von 25,1km (251hm) auf der Messkette die Zehnerwalze etwas, die Einerwalze aber schon 2,5mal und die Hektometerwalze ganze 25mal drehen, bis alles wieder auf Null steht. Das wäre nicht nur eine erhebliche mechanische Belastung der Anzeige bei jeder Justierung, das dauert auch. Bis dahin wäre das Schiff schon längst versenkt, bevor die Meßkette eingenullt ist ;-)

Stattdessen wird bei Bedienung des Rückstellrades jede Walze mit der nächsten (von rechts nach links) so eingerastet, daß nacheinander alle Walzen dieselbe Nullage (nicht sofort die Nullstellung!) haben und erst dann alle Walzen auf einmal auf Null hochgedreht werden.

Beispiel: Angefangen mit 251hm, erste Walze (hm) auf 255, dann km-Walze auf 222 (somit alle parallel), dann hochdrehen auf 333 bis 999 und schließlich 000. Durch die Einrastung ist pro Walze maximal eine Umdrehung erforderlich, bei der vierstelligen Walzenanzeige der Messkette also höchstens 4 Umdrehungen und nicht 25 oder gar noch mehr. Das ist zwar nicht belegt für die Gema-Anzeigen, aber das ist Stand der Technik 1939 und ich nehme einfach an, daß das dort ebenso konstruiert wurde.

Gleichzeitig damit wird natürlich auch die Instrumentenanzeige genullt, da beide wie weiter oben schon festgestellt mechanisch miteinander gekoppelt waren. Die Justierung war damit beendet  :-P


Für den eiligen Anwender ;-) das ganze Prozedere abschließend nochmals in Kürze:

1. Gerät einschalten  :-)

2. Mit Nullphasenschieber -grob- das Nullzeichen stufenweise so nah wie möglich an die Lichtmarke annähern

3. Mit Nullphasenschieber -fein- das Nullzeichen mit der Spitze genau auf die Lichtmarke setzen

4. Anzeige der Meßkette mit Rückstellrad auf Null hochdrehen. Fertig ist die Laube.


Der versierte Meßtechniker wird sich jetzt fragen: Nullpunktjustierung? Das ist doch nur die halbe Miete bis zur  Kalibrierung. Was ist denn mit der Empfindlichkeit? Nun, dazu muß man sich mal das X-Gerät ansehen. Irgendwann. Vorher aber noch einige Erkenntnisse aus der praktischen Erfahrung mit der Nullpunktjustierung...

Grüße

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: 109 am 20 April 2025, 20:48:04
Hi,

kennt ihr den folgenden Lehrfilm der RN?
Radar Gunnery | Secret 1943 Surface Combat Training Film

Glaube der Film dürfte den Stand zum Kampf gegen Scharnhorst widerspiegeln.

Ich hoffe der Post stört nicht, ansonsten Admin bitte löschen.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: olpe am 23 April 2025, 13:24:15
Hallo,
Frank, danke für die tollen und detailreichen Erläuterungen in Deinem post #775! :TU:) 

Zitat von: 109 am 20 April 2025, 20:48:04kennt ihr den folgenden Lehrfilm der RN?
Radar Gunnery | Secret 1943 Surface Combat Training Film
... ja, der tauchte schon mal auf in "Radar - gestern und heute" auf:
--/>/> https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=451013 (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?msg=451013)

Aber schaden kann es nicht, auf den (m.E. recht guten) Film nochmals hinzuweisen ...

Grüsse
OLPE 
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 23 April 2025, 14:59:35
Hallo,

das Thema 284-Radar wird noch interessant, wenn man die dort gezeigten Verfahren mit den deutschen vergleicht, später dazu vielleicht mehr von meiner Seite. Vorher ergänzend zu meinem obigen Beitrag noch ein elektrisches Schaltbild des Phasenschiebers, wohl aus dem Gema-Handbuch:

Phasenschieber-Schaltschema.jpg

Links gut erkennbar der 7-stufige Schalter für den Phasenschieber -grob- (Beschriftung von mir ergänzt), rechts daneben wohl die Darstellung des Phasenschiebers -fein-. Was man da noch herauslesen kann - müßte man einen Elektriker fragen ;-)

Über zwei Erkenntnisse aus den praktischen Erfahrungen mit den Geräten will ich abschließend noch berichten:

Zum einen die Anordnung der Geräte. Aus dem oben beschriebenen Justierverfahren ergibt sich, daß der Bediener mit einer Hand die beiden Regler des Nullphasenschiebers bedienen und gleichzeitig die Röhre des OB-Geräts im Auge behalten sollte, um die Einstellung des Nullpunkts vorzunehmen. Wenn er also vor dem O-Gerät saß, sollte der Nullphasenschieber sich in seinem Greifbereich befinden.

Das ist bei dem oben gezeigten Foto mit dem O- und dem Z-Gerät der Fall, beide befinden sich direkt nebeneinander. Genau diese Anordnung habe ich auch bei den Seetakt- und Freya-Drehständen oder bspw. den Mammut-Anlagen und auch den Jagdschloss-Anlagen schon gesehen.

Bei dem achteren Dete-Gerät auf Prinz Eugen ging das offenbar nicht, Zitat aus dem Erfahrungsbericht über die EM-II-Geräte nach Rheinübung:
ZitatIm achteren Gerät sitzt der Mann vor dem O-Gerät zu weit vom Empfänger entfernt, so daß er nur mit Mühe abstimmen und gleichzeitig den Empfänger beobachten kann
Das betrifft zwar explizit die Abstimmung des Empfängers, gilt aber gleichfalls für die Nullpunktjustierung, da beide beim FuMG 39 im selben Gehäuse saßen. Der Einbau des FuMO 23 erfolgte etwa im Juli 1940 und zur gleichen Zeit wurde bei der Gema bereits auf die Produktion des FuMG 40 umgestellt. Anzunehmen, daß die Erfahrung auf PG dazu geführt hatte, den Nullphasenschieber aus dem N-Gerät herauszunehmen und in das separate Z-Gehäuse einzubauen, das nur halb so breit und daher besser in den FuMO-Hauben unterzubringen war.

Die früher in diesem Thread veröffentlichte Schnittzeichnung der FuMO-Haube von Tirpitz, die vmtl. baugleich mit der von Bismarck war, zeigt ebenfalls ein schmales neben einem breiten Gehäuse, das man damit m.E.n. als Z- und O-Gerät identifizieren kann, dazu aber eventuell auch noch später.

Eine weitere Erfahrung machte man bei der Nullpunktjustierung selbst. Nach dem oben beschriebenen Justiervorgang sollte die Lichtmarke auf die Spitze des Nullzeichens gelegt werden, so ist es in der Funkmesskunde (M.DV. 291) angezeigt:

Nullpunktjustierung_Spitze.jpg

Das Nullzeichen wird hier idealisiert als rechtwinkliges Dreieck angezeigt, dessen linker Schenkel praktisch senkrecht verläuft. Lichtmarke und linke Flanke des Dreiecks überdecken sich damit praktisch. In der Realität offenbar häufiger trat jedoch ein eher gleichschenkliges "Dreieck" bzw. eine Welle als Nullzeichen auf, wie auf dem Bild von 1935 erkennbar. Legt man wie beschrieben die Spitze des Nullzeichens auf die Lichtmarke, so gibt es einen Teil dieses Nullzeichens, der sich links von der Spitze befindet.

Wenn jedoch das Nullzeichen Ausgangspunkt für die Einstellung der Entfernungsmessung sein soll und die Entfernung (E) nach rechts als Abstand des Zielzeichens vom Nullzeichen mit Hilfe der Messkette gemessen werden soll, dann stellt sich die Frage, wie der Teil des Nullzeichens links der Nullmarke zu deuten ist.

Eine negative Entfernung zwischen Sender und Empfänger kann dieser Teil ja kaum darstellen, es würde bedeuten, daß elektrische Wellen vom Empfänger zum Sender gelangen. Einzige sinnvolle Schlußfolgerung: Der absolute Nullpunkt des Abstands zwischen Sender und Empfänger liegt  nicht auf der Spitze des Nullzeichens, sondern an dessen linken Fußpunkt.

Die Spitze würde damit nicht den Nullpunkt markieren, sondern den Bereich der stärksten Einstrahlung. Diese kann, muß aber nicht direkt von der Sendeantenne stammen, sie kann auch von Nahfeldreflexionen (Aufbauten, Masten, Seewellen) kommen. Streng genommen müßte man daher zur Nullung den linken Fußpunkt des Nullzeichens auf die Lichtmarke legen. In der Praxis hat man es dann aber so gemacht, daß man die Lichtmarke auf die linke Flanke des Nullzeichens gelegt hat. In der folgenden Prinzipskizze, die wohl aus dem Gema-Handbuch stammt, wurde das genau so gemacht, schaut Euch an, wo die senkrechte Linie auf dem Nullzeichen liegt: Ziemlich genau in der Mitte zwischen Fußpunkt und Spitze!

Nullpunktjustierung_Flanke.jpg

Damit konnte man zwischen diesen Punkten sogar etwas variieren, um den Nullpunkt einzustellen und den sogenannten festen Meßfehler (s.a. M.DV. 950) zu elimieren bzw. so gering wie möglich zu halten. Im Idealfall führte man dazzu noch eine Vergleichsmessung mit dem optischen Gerät durch oder mit einem Objekt in bekannter Entfernung und konnte so den Nullpunkt ideal einstellen.

In der Gesamtansicht der Darstellung liegt bei der E-Messung die Lichtmarke ebenfalls an der linken Flanke des Zielzeichen:

Mammut-Wassermann-Entfernungeicung-Lichtmarke1-36.gif

Anzunehmen somit, daß auch bei der E-Messung die linke Flanke gemessen wurde und nicht die Spitze. Zur Verbesserung wurde dann die rechte Flanke gemessen, also von der Ferne kommend, und so konnte man unabhängig von der Breite des Zeichens, das bekanntlich bis zu 300m betrug, durch Mittelwertbildung zu einen ziemlich genauen Wert kommen. Dazu brauchte man aber meherere Messungen, was natürlich wieder Zeit gekostet hat. Das bringt uns dann wieder zu den taktischen Einsatzbeschränkungen des Dete-Geräts, Stichwort Funkmessstille, der Kommandant auf Hipper konnte ein Lied davon singen während der Regenbogen-Unternehmung.

Auch dazu vielleicht später mehr, ich hole mal Luft jetzt.

Grüße Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 24 April 2025, 09:38:15
ZitatDas Nullzeichen wird hier idealisiert als rechtwinkliges Dreieck angezeigt, dessen linker Schenkel praktisch senkrecht verläuft. Lichtmarke und linke Flanke des Dreiecks überdecken sich damit praktisch. In der Realität offenbar häufiger trat jedoch ein eher gleichschenkliges "Dreieck" bzw. eine Welle als Nullzeichen auf, wie auf dem Bild von 1935 erkennbar.
Das  "Dreieck" wird von den Bodenechos im Nahbereich gebildet.
Die Antenne strahlt sowohl nach unten als auch nach oben.

Wenn das FuMg niedrig aufgestellt ist, starten die Bodenechos direkt am Nullpunkt bei größerer Aufstellungshöhe gibts zunächst nur geringe Nahzeichen, die etwas weiter weg ein Maximum produzieren.

es ist also abhängig von der Aufstellungshöhe des FuMg
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 25 April 2025, 10:02:57
Hi,

verstehe ich Dich richtig, daß Deiner Ansicht nach das "direkte" Zeichen gar nicht durch direkte Einstrahlung entsteht, sondern durch -indirekte- Bodenechos? Oder bezieht sich Deine Aussage auf die Form des Dreiecks? Zumindest nach meinem theoretischen Verständnis sollte das Zeichen sich aus beiden Effekten zusammensetzen oder nicht?

Eine zusätzliche Überlegung dazu: Die direkte Einstrahlung allein sollte doch eigentlich nur so breit sein wie die Länge eines Impulses, also bei den 2000Hz-Geräten etwa 75m und bei den 500Hz-Geräten etwa 300m. In den SAS-Lehrunterlagen zum EM-II-Gerät wird die minimale Reichweite des Seetakt-Geräts mit etwa 900 bis 1000m angegeben, wörtlich: "bedingt durch die Seeschlange". Damit müßte nach meiner obigen Überlegung alles, was breiter ist als 75 bzw. 300m, auf Nahreflexionen zurückzuführen sein.

Gäbe es keinerlei Nahreflexionen, müßte das Nullzeichen auch eher wie ein schmaler Strich aussehen oder allenfalls ein ganz schmales, gleichschenkliges Dreieck, vielleicht auch ein Rechteck. Alles, was zur Asymmetrie des Zeichens auf der rechten Seite beiträgt, wäre demnach Reflexion aus nächster Nähe. Kann das sein?

Jedenfalls hat man vom Einfluß von Bodenreflexionen wohl noch nicht so viel gewußt, denn bei v.Kroge steht, daß man ca. 1939 ein Gema-Gerät auf einem Berggifpel aufgebaut hat, um den Luftraum über der Tschechei zu überwachen, was aber keinen Nutzen hatte, weil die bergige Landschaft offenbar so starke Echos produziert hat, daß auf dem Schirm so gut wie nichts zu erkennen war. Man hat dann später ein Gerät in die Tiefebene bei Wien gestellt, um den Luftraum über der Slowakei zu überwachen, das hat wohl besser funktioniert.

Übrigens, auf dem oben verlinkten Lehrfilm der RN ist das Nullzeichen auf dem Bildschirm des 284-Radars praktisch rechteckig und hat eine Breite von etwa 1000 Yards, etwa 900m. Das 284 arbeitet auf 50cm bzw. 600MHz. Ob das auch ein Impulsradar war, weiß ich aber nicht. Außerdem wurde die Entfernung offenbar nicht in Yards oder Kiloyards genommen, sondern in Hektoyards, ähnlich wie bei der deutschen Marine also, wohl um die Verwendung von Bruchzahlen zu vermeiden. Die Skalierung reicht von 0 bis 240.

Grüße

Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 27 April 2025, 14:12:29
Genauigkeit der Messkette auf Extrementfernung
Screenshot_20250427_140604_Drive.jpg
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 30 April 2025, 15:27:39
Sichtbarkeit von Objekten innerhalb der Impulslänge.
Hier kleines Schiff von 1500 t.

Vorderer und hinterer Mast sind als separate Maxima sichtbar. Zielzeichen ist vergrößert.
Screenshot_20250430_151956_Photos.jpg
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 30 April 2025, 19:19:39
Danke Thoddy,
Das ist sehr interessant. Das ist auch sehr beeindruckend. Hast du Informationen über das Radar, das genutzt wurde, i.e. Frequenz oder Wellenlänge und vor allem Pulslänge?

Liebe Grüße
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Thoddy am 30 April 2025, 19:51:16
Gneisenau 01-03/1941
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 30 April 2025, 20:05:53
Danke, Thoddy!
Jetzt ist klar, dass das Seentakt, einzelne Aufschläge wirklich auflösen könnte.
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 01 Mai 2025, 08:02:51
Zitat von: fsimon am 30 April 2025, 19:19:39Danke Thoddy,
Das ist sehr interessant. Das ist auch sehr beeindruckend. Hast du Informationen über das Radar, das genutzt wurde, i.e. Frequenz oder Wellenlänge und vor allem Pulslänge?

Liebe Grüße
Frank

Hallo fsimon,

Gneisenau hatte zum besagten Zeitpunkt, der Operation Berlin, nur ein Gerät auf dem Vormars. Das war die Nr. 2 der Dete-Liste. Dabei handelte es sich um ein 2000Hz-Gerät, also ein FuMG 39, allerdings war lt. demselben Bericht bereits ein TS6-Prototyp verbaut (die Serienfertigung des TS6 begann erst im Juli 1941). Die Senderfrequenz war fest eingestellt auf 81,5cm, das sind 368MHz.

Der Tastfrequenz entsprechend betrug der Meßbereich 75km, ebenso der Anzeigebereich der Meßkette. Der Anzeigebereich auf dem OB-Schirm lag bekanntlich bei 25km. Zum Verständnis: Nicht von 0-25km, sondern bei 25km! Es konnten also auch größere Entfernungen angezeigt werden, aber eben jeweils immer nur in einem 25km-Bereich, bspw. auch von 25-50km. Um das Landecho auf 410hm anzeigen zu können, mußte die Meßkette also weitergedreht werden und damit über den linearen Anzeigebereich hinaus.

Grüße
Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 01 Mai 2025, 10:01:27
Dank Gabler,
Das ist eine gute Zusammenfassung. Die Pulslänge möchte ich noch ergänzen: 2 µs  
Das entspricht 600m. Da nimmt man normalerweise eine Auflösung von 300m an. Die spezielle Signalverarbeitung und Darstellung auf den Seetakt hat allerdings eine bessere Auflösung erlaubt, wie dies aus der Beschreibung von Thoddy von Gneisenau hervorgeht. Das ist beeindruckend!
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 02 Mai 2025, 09:24:06
Hallo fsimon,

ah jetze, man setzt für die Entfernungsauflösung die halbe Impulslänge an. Sowas kommt von sowas, danke.

Dr. Röhrl nennt für das 500Hz-Gerät sogar eine Impulsdauer von etwa 2,5Mikrosekunden, das wäre dann eine Impulslänge von 750m und entsprechend eine Auflösung von 375m. Gießler beklagt sich in seinem Vortrag bei der Ortungstagung im März 1944 darüber, daß sich das Signal zu einer "soliden Basis" von 6hm ausgedehnt hätte, die Meßgenauigkeit würde dadurch ungemein leiden. Mglw. meint er damit die Impulslänge, das würde wieder zu den 2 Mikrosekunden Impulsdauer passen. Er war insgesamt sehr unzufrieden mit den Gema-Geräten.

Was ich aber noch nicht verstehe, weshalb sich bei der (minimalen) Veränderung der Tastfrequenz die Entfernungswerte verändern, und dann auch noch so kolossal (von 410hm auf 255hm). Hast Du da eine Idee?
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 02 Mai 2025, 10:35:51
Hallo Gabler,
Dass die Basis auf 6hm solide wurde, war das vielleicht im Zusammenhang mit TS-60? Mit TS-60 wurde vielleicht eine neu Art der Pulserzeugung genutzt, die vielleicht die Spitzen nicht mehr erkennen lies. Dies hätte dann ggf. nicht mehr erlaubt die Masten zu erkennen, wie in Thoddys Beispiel. Dies bedeutete ggf. eine schlechtere Auflösung und auch Entfernungsmessgenauigkeit.
Zu der anderen Frage zu Entfernungswerten im Zusammenhang mit der Veränderung der Tastfrequenz....kannst Du da mehr Informationen im Zusammenhang geben?
Welche Tastfrequenzen, welches Radar, welche Tastfrequenz ergab welche Entfernungswerte?
Eine niedrigere Tastfrequenz ergibt eine niedrigere Durchschnittsleistung bei gleicher Impulsleistung. Eine Viertelung der Tastfrequenz (2000Hz auf 500Hz) entspricht der Reduzierung der durchschnittlichen Sendeleistung um die vierte Wurzel von 4. also 1.41, also um 41%. Ich habe den Eindruck, dass dies bei dem Umstieg von FuMG 39 auf FuMG 40 aber mehr als kompensiert wurde durch den empfindlicheren Empfänger. So dass trotzdem eine Reichweitensteigerung erzielt wurde, obwohl die durchschnittliche Sendeleistung durch die niedrigere Tastfrequenz reduziert wurde.
Gruß
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 02 Mai 2025, 12:55:26
Hallo fsimon,

die Info stammt aus dem Beitrag "Erprobungserfahrungen für den Ortungsdienst", S.7-8:
https://www.cdvandt.org/okm-tagung_1944.htm
(Kapitel 14)

Er spricht nur von "uralten" TS1-Röhren, von TS60 ist keine Rede. Zwar würde dies zeitlich passen, die Auslieferung begann im Juli 1943 und der Vortrag ist vom März 1944, aber es ist kaum etwas bekannt, welche schwimmenden Einheiten überhaupt mit dem TS60-Sender ausgerüstet wurden. Es gab offenbar massive Engpässe in der Röhrenproduktion, es kann gut sein, daß bis zu diesem Zeitpunkt noch kaum ein Schiff damit ausgerüstet worden war, der Schwerpunkt lag auch offenbar auf der Ausstattung der U-Boote. Dort sollen die FuMO 30 zügiger mit TS60-Sendern ausgestattet worden sein.

Zum Vergleich: Der Beschluß, anstatt der untauglichen FuMO 31-Anlage der Gema und der Lichtenstein-Anlage die Hohentwiel-Anlage von Lorenz für kleinere Einheiten und zur Luftüberwachtung einzusetzen, stammt vom August 1943. Bis das erste Gerät eingebaut wurde, war es Anfang 1944 und wie Gießler schreibt, gab es bis dato auch nur eine längere Erprobung auf einem U-Boot (U 742), also nach einem Dreivierteljahr!

Ich vermute daher, daß die genannte "Basis" sich auf TS6-Sender bezieht, zumal er schreibt, daß dieser Zustand schon seit langem beobachtet und laufend gemeldet worden sei, eine Abhilfe sei jedoch nicht erfolgt. Bei ausgeprägter Zeichenspitze spricht er von einer E-Genauigkeit von +/-25m, was der Meßgenauigkeit der Meßkette entspricht, bei einer Zeichenbreite von (in der Spitze) 3hm nennt er +/-50m E-Genauigkeit. Aber lies selbst, vielleicht entdeckst Du da noch mehr. Mir bekannt aus v.Kroge ist, daß mit dem TS60 von Anodentastung auf Gittertastung umgestellt wurde, weil anders die hohen erforderlichen Senderleistungen nicht zu realisieren waren, mit den von Dir genannten und bei den Engländern (die haben das glaube ich auch so gemacht) bekannten Nachteilen.

Nachgelesen im Bericht zur Tastfrequenzvariation auf Gneisenau: Standardmäßig betrug diese 2000Hz. Da man festgestellt hatte, daß bei nebeneinander befindliche Geräte diese sich gegenseitig stören (was bei mehreren baugleichen Anlagen auf den größeren Schiffen ab kleiner Kreuzer aufwärts vorkam, Stichwort "Waldheini" :-) hat man diesen Frequenzumschalter in den Z-Einsatz hineinkonstruiert. Er bestand aus 5 Stufen und in der Stellung "0" betrug die Frequenz beim FuMG 39 genau 2000Hz. Mit jeder Weiterschaltung bis zur Stufe 4 wurde die Tastfrequenz um etwa 15-20Hz verringert, nachzulesen auf Seite 16ff. des Berichts. Da steht aber auch, daß die E frequenzunabhängig ist und wie genau verfahren wurde, um den Periodenfaktor k zu bestimmen. Auch an der Impulslänge und der Lichtgeschwindigkeit ändert sich nichts und der Pico de Teide ändert seine Position eher auch nicht. Mglw. wurden die Messungen doch in größeren Abständen durchgeführt, so daß sich daraus die Entfernungsänderung aufgrund geänderter eigener Position ergab. Was hältst Du davon?

Grüße
Gabler
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 02 Mai 2025, 14:27:57
Wenn es sich um TS-6 im Verhältnis zu TS-1 handelt, dann denke ich geht es hier um sehr stark reflektierende Ziele auf relativ kurze Entfernungen, also die gesamte Basis so hoch war, dass keine Spitzen mehr messbar waren. 
Deine Frage habe ich nicht verstanden. Kannst Du das anders formulieren?
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 02 Mai 2025, 16:32:28
Hallo fsimon,

ich hatte mich gewundert, warum die gemessenen Entfernungen von 410 auf 225hm bei geänderter Tastfrequenz immer geringer wurden, obwohl Impulsdauer, Lichtgeschwindigkeit und Ziel sich nicht ändern. Meine Vermutung ist nun, daß Gneisenau sich schlicht im Laufe der Messungen immer mehr auf das Ziel zubewegt hat, daher die geringeren Entfernungen. Aber vielleicht gibt es noch einen anderen Grund, das war eigentlich meine Frage. Vielleicht fällt Dir da noch etwas ein.

Gruß
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 03 Mai 2025, 09:38:07
Danke Dir, Gabler!
Jetzt verstehe ich. Allerdings, habe ich auch keine andere Antwort. Deine Annahme ist für mich die plausibelste.
Frank
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: Gabler am 10 Mai 2025, 12:12:53
Hallo fsimon,

habe Deine beiden Beiträge ##788,790 nochmals aufmerksam gelesen: Vielen Dank, der Zusammenhang zwischen Tastfrequenz und Durchschnittssendeleistung war mir nicht bekannt, ist aber einleuchtend. Zu #790:

ZitatWenn es sich um TS-6 im Verhältnis zu TS-1 handelt, dann denke ich geht es hier um sehr stark reflektierende Ziele auf relativ kurze Entfernungen, also die gesamte Basis so hoch war, dass keine Spitzen mehr messbar waren.

Von diesen Einschränkungen (stark reflektierend, kurze Entfernungen) erwähnt er aber nichts. Wäre das so, hätte er vmtl. darauf hingewiesen, so wie er Einschränkungen bei der Beschreibung der Impulse macht:

Giessler_Zeichenbreite_1.jpg
...
Giessler_Zeichenbreite_2.jpg 

Das muß man allerdings fünf mal lesen, um es zu verstehen: Mit Breite meint er die Impulsbreite, mit "in der Spitze" meint er aber nicht die geometrische Form des Impulses, sondern er meint damit "maximal" oder "höchstens". So ergibt das ganze eher Sinn, im Normalfall scheint die Impulsbreite dann doch eher geringer gewesen zu sein.

Im übrigen habe ich das SAS-Handbuch nachgelesen, da steht explizit eine Impulsdauer von nur 1 Mikrosekunde, das wären also nur 150m Breite. Sehr anschaulich beschrieben auch die Anzahl der Schwingungen (375) und die Pause zwischen zwei Impulsen (499 Mikrosekunden). Es handelt sich hier also klar um die Beschreibung eines 2000Hz-Geräts des Typs FuMG 39.

Warum wurde beim FuMG 40 die Impulsdauer verdoppelt, wenn sich damit die Auflösung halbiert? Wegen der Leistung / Reichweite?
Titel: Aw: Radargelenktes Feuer deutscher Kriegsschiffe im WWII
Beitrag von: fsimon am 11 Mai 2025, 19:48:34
Hallo Gabler,wiedermal vilen Dank fürs Stöbern und  Deine Überlegungen.
Was ist das SAS-Handbuch?
Ich denke allerdings doch, dass mit Spitze die geometrische Form gemeint ist. Vor allem, wenn wir uns das Beispiel mit den zwei Masten anschauen, das Thoddy eingebracht hat.
Liebe Grüße
Frank