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Flotten der Welt => Länder- und Zeitübergreifende Themen => Thema gestartet von: Parow am 22 September 2022, 11:59:04

Titel: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 22 September 2022, 11:59:04
Aus der Zeit nach dem 1. Weltkrieg ist mir bisher wenig über das Maritime Geschehen bekannt gewesen. Deshalb möchte ich hier einige Nachrichten jener Zeit veröffentlichen. Diese stammen aus der ,,Stralsundische Zeitung".
Bitte beachte diese Nachrichten stammen aus dieser Zeit mit dem Blick dieser Zeit. Aus heutiger Sicht kann man dies anders sehen. Ergänzungen und Kommentare sind wie immer eine Bereicherung.

Hier die ersten Meldungen:
1. Januar 1919: ,,In Odessa ist es zu ernsten Kämpfen gekommen, an denen die französischen Kriegsschiffe teilgenommen haben. Wie verlautet haben die Franzosen im Einvernehmen mit den örtlichen Militärbehörden 5000 Mann gelandet. Es ist nicht bekannt, ob die französischen Truppen Odessa noch besetzt halten."

3. Januar 1919: ,,Infolge der Ausdehnung der Blockade auf die Ostsee können von Deutschland aus zur See nur folgende Waren mit neutralen Schiffen nach Dänemark verladen werden: Kohle, Koks, Salz, Gips, Tonerde, Roheisen, Eisenabfall, lebende Pflanzen und Flußspat."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 22 September 2022, 11:59:42
3. Januar 1919: ,,In Riga meuterten die beiden lettischen Kompagnien der von der  provisorischen lettischen Regierung aufgestellten Landeswehr und erklärten, daß sie zu den Bolschewisten übergehen würden. Auf Grund der Verhandlungen, die dann an Bord eines englischen Kreuzers stattfanden und an denen Vertreter des deutschen Gesandten in Riga, der lettischen Regierung und der deutschbaltischen Landeswehr teilnahmen, umzingelten deutschbaltische und reichsdeutsche Truppen die Kaserne der Meuterer und stellten ihnen ein Ultimatum zwecks Übergabe. Da diese nicht rechtzeitig erfolgte, griffen die Engländer im Einvernehmen mit dem deutschen Oberkommando mit ihre Schiffsartillerie ein und bombardierten die Kaserne. Sie erzielten zwar keinen Treffer, erreichten aber, daß die lettische Kompagnien in einer Stärke von ungefähr 200 Mann sich bedingungslos ergaben."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 22 September 2022, 13:34:23
2. Januar 1919 liefen die amerikanischen Kreuzer ,,Waur" und ,,Gion" von Swinemünde kommend in Danzig ein.

3. Januar 1919 amerikanischer Kreuzer ,,Chester" und zwei Torpedobootszerstörer liefen zu einem kurzen Aufenthalt in Saßnitz ein. Zwei Offiziere und ein Mitglied des dänischen Roten Kreuzes gingen an Land.

4. Januar 1919: ,,Ein amerikanisches Geschwader, bestehend aus fünf Kriegsschiffen, erschien in Swinemünde und dampften am nächsten Morgen östlich weiter. Ferner passierte Swinemünde der englische Kreuzer ,,Concord", der sofort nach Stettin weitergegangen ist."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Big A am 22 September 2022, 16:04:15
Tolle Idee :MG:

Zitatdie amerikanischen Kreuzer ,,Waur" und ,,Gion"
Habe ich nirgendwo gefunden :? :? :?

Die unten genannte Chester schon, CS1/CL1

Axel
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 22 September 2022, 16:25:01
moin,
:MG: :TU:)

Zitat von: Parow am 22 September 2022, 11:59:04
... Kohle, Koks, Salz, Gips, Tonerde, Roheisen, Eisenabfall, lebende Pflanzen und Flußspant."
Flußspat (https://de.wikipedia.org/wiki/Fluorit)


Zitat von: Parow am 22 September 2022, 13:34:23
2. Januar 1919 liefen die amerikanischen Kreuzer ,,Waur" und ,,Gion" von Swinemünde kommend in Danzig ein.
Es handelt(e) sich sehr wahrscheinlich um die britischen (!) Kreuzer Centaur (https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Centaur_(1916)) und Caledon (https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Caledon_(D53))

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 22 September 2022, 23:51:42
Die Quelle ist eine Tageszeitung, ob da die Namen der Schiffe immer stimmen ist fraglich, ebenso die Klasse bzw. Schiffstyp.
Danke Urs, du hast recht es ist Flußspat. Habe den Schreibfehler korrigiert.
Hier eine weitere Nachricht:

7. Januar 1919 Althagen
,,Zwischen dem bei unserem Dorfe stationierte Ostseefeuerschiff und der Küste ereignete sich ein folgenschwerer Unglücksfall. Ein Hamburger Schleppdampfer geriet mit der Schraube in das Netz der noch liegenden Minensperre und wurde von der hohen See in die Tiefe gerissen. Die ganze Besatzung, sieben Mann mit dem Kapitän, ertrank. Der nachfolgende Kahn, der von Stralsund nach Hamburg geschleppt werden sollte, konnte sich befreien und trotz der hohen See gelangte er unversehrt nach Stralsund zurück; der sofort benachrichtigte Hamburger Reederer und die Angehörigen der Ertrunkenen stellten sofort Nachforschungen an. Es ergab sich, daß den Leuten des Feuerschiffs und der Besatzung des Kahnes kein Vorwurf gemacht werden kann, da die hohe See keine Rettungsversuch zuließ. Vom Land wurde der Vorfall nicht bemerkt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 23 September 2022, 15:10:25
Nun mal zur Fischerei:
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 23 September 2022, 17:19:22
Zitat von: Parow am 23 September 2022, 15:10:25
Nun mal zur Fischerei:
Die linke Kante des Quadrats AO 767 (http://www.navalgrid.com/find/square/ao767) entspricht - grob! - der Linie Moen-Darsser Ort, aber ...

... in der Breite hat die Ankündigung -erkennbar - einen dicken Fehler  :roll:

es muß 54o 50' Nord heißen, den 55o 50' N liegt weit auf schwedischem Gebiet ...
siehe Quadrat AO 76 (http://www.navalgrid.com/find/square/ao76) mit Oberkante = 55o 30' N

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 23 September 2022, 19:17:37
Hallo Urs das war 1919
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 23 September 2022, 19:29:20
moin, Hartmut,

Zitat von: smutje505 am 23 September 2022, 19:17:37
das war 1919
ja, und ?  Hat sich das Koordinatennetz der Erde seitdem verschoben ?

Die Marinequadrate des 2. Weltkriegs dienen hier lediglich zur Verdeutlichung bzw. Illustration

Grund
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 23 September 2022, 19:45:22
Das Koordinatennetz der Erde hat sich nicht verschoben- sie waren m.M. in der damaligen Zeit nicht so genau wie in der Heutigen.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 23 September 2022, 19:52:20
und weiter:
9. Januar 1919 Saßnitz:
,,Beide Fährschiffe sollten bekanntlich zum Transport der englischen Kriegsgefangenen von Stettin über Swinemünde nach Kopenhagen benutzt werden. Die ,,Deutschland" wurde jedoch bei der Untersuchung als seeuntauglich zurückgewiesen. Das Schiff mußte die Vulkan-Werft in Stettin-Bredow wieder aufsuchen und braucht zur Instandsetzung noch 4 Monate. Die Reparaturkosten werden bei der jetzigen Höhe der Rohmaterialpreise und der Arbeitslöhne auf 3 Millionen Mark geschätzt, das ist eine halbe Million mehr, als das Schiff in normalen Zeiten zu erbauen gekostet hat.
Das Fährschiff ,,Preußen" wurde für den weiteren Wasserweg von Danzig nach Kopenhagen zum Franzosentransport in Dienst gestellt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 23 September 2022, 19:55:01
moin,

Zitat von: smutje505 am 23 September 2022, 19:45:22
sie waren m.M. in der damaligen Zeit nicht so genau wie in der Heutigen.
Die Navigation mit GPS mag heute um Geringes genauer sein als vor 100 Jahren ...
... aber der Breitenparallel 55o 50' N lag im Jahre 1919 genauso weit auf schwedischem Gebiet (nördlich von Malmö) wie heute ...
... und darum ging es doch und das sollte durch die Quadrate verdeutlicht werden.

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 23 September 2022, 20:03:07
Danke Urs du kennst dich auf diesem Gebiet besser aus als ich  top
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 24 September 2022, 13:08:24
9. Januar 1919 Stettin:
•   Die Dampfer ,,Roma" und Babylon" trafen mit 2000 baltischen Flüchtlinge an Bord im Freihafen ein.
•   Das französische Torpedoboot ,,Cacouar" legte am Ostkai des Freihafen an. Die Besatzung soll den Abtransport bzw. Einschiffung der französischen
        Kriegsgefangenen überwachen.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 24 September 2022, 13:36:20
moin,

Zitat von: Parow am 24 September 2022, 13:08:24
Das französische Torpedoboot ,,Cacouar"
wahrscheinlich der franz. Zerstörer Carquois (https://en.wikipedia.org/wiki/French_destroyer_Carquois) ...

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Darius am 24 September 2022, 17:11:06
Hallo Parow,

Deine Auswertung/Serie wäre ja etwas für das Marine-Nachrichtenblatt (http://www.mnb.seekrieg14-18.de/ausgaben.htm).


Danke &  :MG:

Darius
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 25 September 2022, 10:07:38
Darius, die Nachrichten müssten aber noch eingehend überprüft werden. Es sind keine wissenschaftliche Informationen.
Urs, Danke für Deine Hinweise, find ich prima.

Nun was technisches zu einem Feuerschiff:
12. Januar 1919:
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: beck.Schulte am 25 September 2022, 13:43:53
Deine Auswertung/Serie wäre ja etwas für das Marine-Nachrichtenblatt.

Wäre mir neu, dass geplant ist, das MNB weiter erscheinen zu lassen. Eigentlich ist doch nach Ende 2017 Nr.25 , sieht man mal von den doch schwachen Hipper-Heft ab, seit 5 Jahren (!)nichts mehr erschienen. Würde mich ja sehr freuen wenn es weitergehen würde.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 25 September 2022, 15:12:40
moin,

Zitat von: Darius am 24 September 2022, 17:11:06
Deine Auswertung/Serie wäre ja etwas für das Marine-Nachrichtenblatt (http://www.mnb.seekrieg14-18.de/ausgaben.htm).
Zitat von: Parow am 25 September 2022, 10:07:38
Darius, die Nachrichten müssten aber noch eingehend überprüft werden. Es sind keine wissenschaftliche Informationen. Urs, Danke für Deine Hinweise, find ich prima.
Wenn nicht MNB, dann vielleicht HMA ...

Zitat von: beck.Schulte am 25 September 2022, 13:43:53
...sieht man mal von den doch schwachen Hipper-Heft ab,
Bernd, also sooo schwach fand ich die Hipper-Hefte :TU:) nicht.

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: beck.Schulte am 25 September 2022, 15:38:45
Na ja.  Das Tagebuch als solches war ,,abschrieben". Die Anmerkungen schwächer als vorher und die ,,Fotoauswahl" ?. Seitenlang keinerlei Fotos o.ä. Wenn doch, meist reichlich bekanntes, was sonst im MNB nicht üblich war. Es fehlten halt zwei der vorherigen ,,Material-Zuführer. Aber wie gesagt. Wäre schön, wenn es weitergeht, glaube aber nicht daran.  Schön Sonntag nach Hannover   8-)
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 25 September 2022, 17:30:33
Und weiter zum Thema:

15. Januar 1919:
In Antwerpen sind englische Marineoffiziere eingetroffen. Sie untersuchten den Fluss und besichtigten die Hafenanlagen. Im Rathaus von Antwerpen erklärten sie, dass die englische Admiralität beabsichtigt, ,,den Dienst des Englischen Marinestützpunktes in Antwerpen zu erweitern, um die Versorgung des britischen Besatzungsheeres einheitlich zu gestalten."

16. Januar 1919
,,Staatssekretär des Reichsmarineamtes, Vizeadmiral v. Mann, hat sein Abschiedsgesuch eingereicht. Ueber seine Nachfolger scheint noch keine Bestimmung getroffen zu sein. Unter den Kandidaten für den Posten wird besonders Admiral v. Trotha genannt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Rudergänger am 25 September 2022, 18:11:00
Hallo Parow,
Danke für deine interessanten Beiträge aus der Stralsunder Zeitung.
In deinen Beitrag vom 22.09.2022 wird über den Verlust eines Hamburger Schlepper bei Althagen am 07.01.1919 berichtet.
Hat jemand dazu weitere Angaben und eventuell auch den Namen des Schleppers?
Vielen Dank im Voraus

Harald
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 26 September 2022, 18:28:41
17. Januar 1919
,,Der Dampfer ,,Feldmarschall" mit den Generälen v. Lettow-Vorbeck und Waehle, dem Gouverneur Dr. Schnee, 24 Offiziere, 88 Militärpersonen, 19 Zivilisten, 106 Frauen und 90 Kinder ... von Daressalam über Südafrika nach Europa abgegangen."

3. Februar 1919 Swinemünde
,,Auf der hiesigen Grünen Fläche wird unter der Firma ,,Swinemünder Motorbootswerft Fred Mahr u. Co." binnen kurzem eine größere Bootswerft entstehen. Die neue Werft wird gleich in größerem Maßstabe angelegt, und in der Lage sein, vollständige Motorboote für Arbeits- und Luxuszwecke zu bauen. Ein weiterer Geschäftszweig des neuen Unternehmens ist das Einbauen von Motoren in Schiff und die Reparatur von Booten, Dampfern usw."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 27 September 2022, 10:47:39
4. Februar 1919 Wiek auf Rügen
,,Der Rumpf des im hiesigen Hafen bereits seit einigen Jahren in havariertem Zustande gelegenen Schluppenschiffes ,,Antonie", bisher dem Schiffer Fr. Klickow gehörend, wurde in öffentlicher Auktion versteigert. Den Zuschlag erhielt auf sein Höchstgebot von 320 M. der Eisenbetonmeister Frisch. Mit dem Abwracken des Fahrzeuges hat man begonnen."

5. Februar 1919 Hamburg:
Amerikanische und englische Kreuzer sowie Zerstörer sind in die Elbe eingelaufen. Diese vier Kriegsschiffe sollen zur Kontrolle der abzuliefernden Lebensmittelschiffe tätig werden.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 27 September 2022, 14:48:22
9. Februar 1919 Bremen
,,In der letzten Nacht gegen 3 Uhr drangen bewaffnete Pöbelhaufen in die im Bürgerpark gelegenen Villen ein und raubten und plünderten. Zwischen hinzugekommenen Regierungstruppen und Banden entspann sich eine heftige Schießerei. Der heutige Tag ist jedoch ruhig verlaufen."
,,Die Marinebrigade hat ein Unternehmung weserabwärts gemacht und hat dabei erhebliche Waffenmengen eingebracht."
Es wurden 10 schwere und 9 leichte Maschinengewehre, eine Feldkanone und eine Anzahl von Infanterie- und Seitengewehre erbeutet.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 27 September 2022, 18:39:40
moin,

Zitat von: beck.Schulte am 25 September 2022, 15:38:45
Das Tagebuch als solches war ,,abschrieben". 
a. bei einem editierten Tagebuch ist das nun einmal so

Zitat von: beck.Schulte am 25 September 2022, 15:38:45
Die Anmerkungen schwächer als vorher
Au, das trifft mich auch.
Immerhin sind sie von Jahr zu Jahr ausführlicher und umfangreicher geworden, so wie es sich für ein editiertes Tagebuch gehört
(und ganz vielleicht auch aufgrund meines dementsprechenden Maulens beim MNB ?  :-D )

Zitat von: beck.Schulte am 25 September 2022, 15:38:45
Wäre schön, wenn es weitergeht, glaube aber nicht daran.
ja :cry:

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 27 September 2022, 18:46:38
9. Februar 1919 Hamburg
Das letzte in Deutschland interniert gewesene englische Handelsschiff, der Dampfer ,,Cosma", ist mit deutscher Mannschaft nach England abgegangen.

10. Februar 1919
•   Hamburg: englische Torpedobootszerstörer ,, Thsbe" ist im hiesigen Hafen eingelaufen.
•   Wiek auf Rügen: Die Flugstation soll innerhalb von drei Wochen aufgelöst werden. Es soll nur noch die nötige Wache bleiben. Zu Bug soll die Station bis auf weiteres fortbestehen.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 27 September 2022, 18:55:02
moin,

Zitat von: Parow am 27 September 2022, 18:46:38
10. Februar 1919
•   Hamburg: englische Torpedobootszerstörer ,, Thsbe" ist im hiesigen Hafen eingelaufen.
Das ist vermutlich nur ein "Tippfehler" betreff HMS Thisbe (https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Thisbe_(1917))

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 28 September 2022, 10:01:03
12. Februar 1919 Hamburg
Die englischen Kreuzer ,,Comus" und ,,Donac", die Zerstörer ,,Vesper", ,,Thisbe" und ,,Trucoulent", der amerikanische Kreuzer ,,Chester" und der französische Torpedobootszerstörer ,,Ailette" haben Hamburg verlassen.

13. Februar 1919 Danzig
Der amerikanische Kleine Kreuzer ,,Wick" ist am Mittag im hiesigen Hafen eingelaufen. Er brachte eine Ententekommission, die die Reichswerft besichtigte. Dach ging es mit zwei Kraftwagen nach Elbing um dort die Schichau-Werft in Augenschein zu nehmen. Es war eine Nachprüfung der Erfüllung von Waffenstillstandsbedingungen.

14. Februar 1919 Bremen
,,Hier sind, von Hamburg kommend, die französischen bewaffnete Yacht ,,Ahlette", der englische Kreuzer ,,Dance", der amerikanische Kreuzer ,,Chester" und der englische Zerstörer ,,Turbulent" eingetroffen. An Bord der Kriegsschiffe befindet sich eine Mission der Alliierten unter Führung des Korvettenkapitäns Moraht von der Schiffsbesichtigungskommission in Hamburg."
Die Schreibweise der Schiffsnahmen sind hier anderes als beim Eintrag vom 12. Februar 1919!
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: maxim am 28 September 2022, 10:24:08
Die Schreibweisen der Namen sind ja abenteuerlich.

HMS Donac? HMS Dance? Man würde vielleicht einen Kreuzer der D-Klasse erwarten, aber so falsch geschrieben? Danae, Dragon und Dauntless waren in der Ostsee im Einsatz, vielleicht also einer davon davor auch in Hamburg.

USS Wick? Da fehlt mir jede Fantasie, welcher da gemeint sein könnte.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: bodrog am 28 September 2022, 11:41:53
Es gab einen Zerstörer USS Wickes (DD 75) und der war zumindest auch in Stettin. Ein ''Four-stacker'' mit fast 100 Meter länge - hat man vielleicht verwechselt
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 28 September 2022, 17:51:49
17. Februar 1919 Kopenhagen
,,Die hiesigen Blätter berichten, daß der deutsche Dampfer ,,Wotan" vor einigen Tagen von einem englischen Kriegsschiff im Skagerak versenkt worden ist."

17. Februar 1919 Danzig
Amerikanische Dampfer ,,Lake Mary", ,,Lake Danely" und ,,Lake Winico" sind in den Hafen von Neufahrwasser eingelaufen. Sie sind mit Lebensmitteln für Polen beladen.

18. Februar 1919 Hamburg
,,Der amerikanische Torpedobootszerstörer ,,Barker" ist hier angekommen, das Einlaufen eines amerikanischen Kreuzers wird erwartet."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 29 September 2022, 00:13:39
moin,

Zitat von: Parow am 28 September 2022, 17:51:49
18. Februar 1919 Hamburg
,,Der amerikanische Torpedobootszerstörer ,,Barker" ist hier angekommen,
Es gab tatsächlich einen Zerstörer USS Barker (http://www.navsource.org/archives/05/213.htm)

Der war es aber nicht, denn er wurde erst im Dezember 1919 in Dienst gestellt

Es war der Zerstörer USS Parker (http://www.navsource.org/archives/05/048.htm), der sich nachweislich Anfang 1919 in der Ostsee befand.

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: UC 67 am 29 September 2022, 08:05:16
Moin,

HMS DONAC wird wohl HMS DANAE gewesen sein. Dieser Kreuzer war 1919 in der Ostsee.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 29 September 2022, 11:21:30
Danke für die Mitarbeit, große Klasse.

21. Februar 1919
,,Die Geschäfte des Reichsmarineamtes führt unter der Leitung des Reichswehrministers Noske Vizeadmiral Rogge. Dieser hat Sitz, aber keine Stimme im Kabinett. Ihm unterstehen sämtliche Kommanden und Verwaltungsstellen der Reichsmarinebehörden. Vizeadmiral Rogge ist ein Sohn des verstorbenen Oberhofpredigers."

21. Februar 1919
,,Der Bau von 60 deutschen Fischdampfern ist von der Reichsregierung der Reichswerft in Wilhelmshaven übertragen worden."

21. Februar 1919
Veröffentlich wurde ,,die amtliche Verlustliste der französischen Kriegsmarine mit 4 Panzerschiffen, 4 Panzerkreuzern, 1 Tauchbootkreuzer, 14 Torpedobooten, 8 Torpedojäger, 14 Tauchbooten, 5 Hilfskreuzern, 4 Kanonenbooten, 3 Tauchbootjäger und 66 Bewachungsschiffe, zusammen 110 000 Tonnen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 30 September 2022, 11:19:23
26. Februar 1919
,,Die schon vor einigen Tagen angekündigten von der Entente geplanten neuen Bedingungen für den Waffenstillstand zur See werden jetzt von der ,,Times" wie folgt bestätigt: Uebergabe von acht Schlachtkreuzern, darunter die ,,Oldenburg" und die ,,Helgoland", von acht Kreuzern, 42 Torpedojäger und 50 Torpedobooten, die Deutschland sofort ausliefern müsse. Alle U-Boote, U-Bootdocks und -Reparaturwerkstätten müssen innerhalb 15 Tagen abgebrochen werden. Die Hilfskreuzer müssen abgerüstet und die ihre Kriegsausrüstung zerstört werden. Diese Schiffe werden als gewöhnliche Handelsschiffe und Prisen betrachtet werden. Die Befestigungen von Helgoland müssen von deutschen Arbeitern unter Aufsicht der Alliierten geschleift werden. Die Zukunft der Insel wird der Friedenskonferenz überlassen bleiben."

26. Februar 1919
,,Ein zur Ablieferung an England auf der Fahrt befindliches, von dem Dampfer ,,Roland" geschlepptes Unterseeboot ist bei der Doggerbank gesunken. Die Mannschaft konnte gerettet werden. Der Dampfer ,,Roland" kehrte nach Cuxhaven zurück."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 30 September 2022, 11:59:21
1. März 1919
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 01 Oktober 2022, 14:55:27
9. März 1919 Emden
,,Der französische Hilfskreuzer ,,Aillette" ist zur Besichtigung der hier liegenden deutsche Handelsschiffe eingetroffen."

18. März 1919 Wilhelmshaven
,,Hier ist der Dampfer ,,Eiha Rickmers" mit 2000 deutschen Kriegern aus der Türkei wohlbehalten eingetroffen."

20. März 1919 Hamburg
,,Die Dampfer ,,Kaiserin Augusta Viktoria", ,,Patrizia", ,,Graf Waldersee", ,,Prätoria", ,,Kap Finisterre", ,,Kigoma" und ,, Prinzessin" sollen noch diese Woche den Hamburger Hafen zwecks Ueberführung von Lebensmitteln nach Deutschland verlassen. Der Riesendampfer ,,Imperator" kann erst nach erfolgter Baggerung in das Dock der Vulkan-Werft zur Ueberholung gebracht werden. Er wird dann später ausfahren."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 01 Oktober 2022, 18:31:15
21. März 1919 Hamburg
,,Der Dampfer ,,Lilli Rickmers" ist gestern nachmittag mit Truppen aus der Türkei auf der Elbe eingetroffen und bei Grooden in Quarantäne gelegt worden. Er wird voraussichtlich vor Sonnabend vormittag nicht nach Hamburg kommen. An Bord befinden sich 2000 Mann des Afia-Korps."

23. März 1919
,,Im Reichswirtschaftsamt hat unter dem Vorsitz des Reichsministers eine Sitzung über Verteilung der von der Marine freigegebenen Fischdampfer stattgefunden. Die Marine erklärte 68 Fischdampfer zurzeit entbehren zu können. 34 Fischdampfer sollen alsbald an die durch Verluste im Reichsmarinedienst geschädigten Reedereien veräußert werden, während die übrigen zurzeit verfügbaren 34 Dampfer bereitgehalten werden sollen, um gemeinwirtschaftliche Fischerei-Unternehmen zu fördern, für die in kürzester Frist Projekte des Reichswirtschaftsministeriums vorgelegt würden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 02 Oktober 2022, 10:40:15
2. April 1919
,,Die deutsche Gesandtschaft im Haag meldet, daß 1801 Deutsche auf den englischen Dampfern ,,Rora Rovarra" und ,,Atreus" am 13. März von Schanghai nach Rotterdam abgefahren sind."

2. April 1919 Wilhelmshaven
,,Der Dampfer ,,Asgard" mit 107 Offizieren, 42 Beamte und 1918 Mann ist von Konstantinopel kommend, gestern abend in Wilhelmshaven eingelaufen. An Bord ist alles wohl bis auf einige Leichtkranke. ,,Asgard" – schon von weitem als deutscher Truppentransporter durch langen Heimatwimpel kenntlich – wurde bei Helgoland von einem Torpedoboot der eisernen Flottille mit brausenden Jubel begrüßt."

2. April 1919 Amsterdam
,,Dem ,,Algemeen Handelsblad" zufolge ist von einem holländischen Schiffe schon wieder ein deutsches Unterseeboot, das in der Nähe des Maasfeuerschiffes treibend angetroffen wurde, eingebracht worden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 02 Oktober 2022, 12:02:32
8. April 1919 Hamburg
,,Unter Führung des Oberleutnants Freiherrn von der Goltz ist gestern auf dem Dampfer ,,Minna Horn" ein Transport von 1840 Mann Truppen aus dem Schwarzen Meer, der Krim und dem Kaukasus im Hamburger Hafen eingetroffen."

10. April 1919 Bug auf Rügen
,,Vor kurzem ankerte an der Westküste Wittows vor dem Libben ein englischer Torpedobootzerstörer. Sechs Offiziere – vier Engländer und zwei Amerikaner – kontrollierten die Marineflugstation zu Bug. Nachmittags dampfte das Schiff wieder seewärts."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 02 Oktober 2022, 14:22:11
10. April 1919 Hamburg
,,Das im Tau von zwei großen Schleppern zur Ablieferung an die Entente abgegangene große Dock- und Hebeschiff für U-Boote ,,Vulkan" ist in der Nordsee aus unbekannten Ursachen gesunken. Menschen sollen dabei nicht ums Leben gekommen sein."

14. April 1919 Wilhelmshaven
,,Der kleine Kreuzer ,,Regensburg" ist aus England zurückgekehrt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 03 Oktober 2022, 10:45:49
17. April 1919 Swinemünde
,,Als erstes Lebensmittelschiff der Entente ist der amerikanische Dampfer ,,Constance" mit einer Ladung Mehl aus Amerika im Hafen eingetroffen und hat die Fahrt nach Stettin fortgesetzt."

17. April 1919 Stettin
,,Der amerikanische Dampfer ,,Constance" ist im hiesigen Hafen eingetroffen. Er bringt 4000 Tonnen Lebensmittel, hauptsächlich Mehl."

17. April 1919 Königsberg
,,Die provisorische lettische Regierung ist durch Truppenteile der baltischen Landwehr, ..., gestürzt worden. Der lettische Ministerpräsident ist zur englischen Kommission geflohen. ... Englische Truppen sind in Mitau gelandet und haben den Kriegshafen besetzt."

17. April 1919 Bremen
,,Da die Hafenarbeiter streiken, erklärte der Kapitän des amerikanischen Lebensmittel-Dampfer ,,Franklin", sofort wieder abfahren zu wollen. Darauf setzte eine in kurzer Zeit organisierte Hilfsbewegung aus bürgerlichen Kreisen ein. Mehr als hundert Personen, darunter zahlreiche Akademiker, machten sich an die Entladung des Dampfers. Die Aktion steht unter militärischen Schutz."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: HJH am 03 Oktober 2022, 10:51:29
Zum 18. März 1919 Wilhelmshaven
Gruß Hans
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 03 Oktober 2022, 14:34:26
Danke Hans, prima Ergänzung!

23. April 1919
,,Die deutsche Küstenschiffahrt ist von der Entente freigegeben. Dabei sind aber die von der Entente gestellten Bedingungen zu beachten, nämlich Verbot des Anlaufens neutraler Häfen, Größe der Schiffe nur bis zu 1600 Tonnen und Eintragung sämtlicher für die Küstenschiffahrt in Frage kommenden Schiffe in eine Liste. Für die Fahrt nach neutralen Ländern ist eine Erleichterung nicht zugestanden worden."

24. April 1919 Greifwald
,,Der ruhmreiche Kommandant des Kreuzer ,,Emden", Kapitänleutnant von Mücke, hat infolge der Revolution seine Marinelaufbahn aufgegeben und ist unter die Landwirte gegangen. Er trat auf dem benachbarten Gut Eldena ein."

26. April 1919
,,Als letzter deutscher Posten war bis zum 9. März bei Nikolajew in der Ukraine eine Abteilung von deutschen Landwehrleuten aus Ost- und Westpreußen, die von Griechen und Franzosen abgelöst wurden. Das französische Oberkommando gestatte ihnen die Heimfahrt. Sie sind über das Schwarze Meer zunächst nach Konstantinopel gereist, dann durch das Mittelmeer über Malta, Gibraltar und Dover nach Wilhelmshaven, von wo aus sie mit der Bahn weiter nach West- und Ostpreußen befördert wurden."

26. April 1919
,,Einer Reutermeldung aus London zufolge sind die Dampfer ,,Rovara", ,,Rore" und ,,Atrens" mit 800 aus China abtransportierten Deutsche in Marseille eingetroffen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 03 Oktober 2022, 19:05:15
4. Mai 1919
,,Das Gesetz über die Bildung einer vorläufigen Reichsmarine, vom 16. April 1919, wird jetzt amtlich veröffentlicht. Eine gleichzeitig dazu erlassene Ausführungsverordnung des Reichswehrministers bestimmt unter anderem:
Die vorläufige Reichsmarine steht unter dem Oberbefehle des Reichspräsidenten. Die Ausübung der Befehlsgewalt wird, vorbehaltlich der unmittelbaren Befehlserteilung durch den Reichspräsidenten, dem Reichswehrministers und dem Chef der Admiralität übertragen.
Die Befehlsgewalt bei den höheren Verbänden, auf den in Dienst gestellten Schiffen und Fahrzeugen, bei den Truppen, Behörden und sonstige Dienststellen üben die Führer und Schiffskommandanten aus. Der Reichspräsident kann jeder Kommandostelle einen Regierungsbeauftragten zur Mittwirkung bei der Lösung besonderer militärpolitischer Aufgaben zuteilen.
Beim Erlasse von Anordnungen, die sich auf die Führsorge für die Truppe, auf Urlaubs- und Beschwerdeangelegenheiten beziehen, wirken Vertreter mit, die von allen Angehörigen der betreffenden Besatzung, Truppen, Behörde oder Formationen gewählt werden. Diese gewählten Vertreter sind berechtigt, Beschwerden, auch solche allgemeiner Art, auf dem vorgeschriebenen Wege anzubringen und im Berufungsverfahren bis zur Entscheidung durch den Reichspräsidenten durchzuführen.
Für die Ernennung, Beförderung, Versetzung und Entlassung der Offiziere bleiben die bisherigen Stellen zuständig. Offiziere in Flaggoffizierstellen werden vom Reichspräsidenten unter Gegenzeichnung des Reichswehrministers auf Vorschlag des Chefs des Admiralität ernannt, befördert, versetzt und entlassen.
Gewählte Führer in angegliederten Verbänden bedürfen der Bestätigung durch die sonst für die Ernennung zuständigen Stellen.
Deckoffiziere und Unteroffiziere können zu Offizieren befördert werden, wenn sie ihre Eignung hierzu durch ihre bisherige dienstliche Tätigkeit nachgewiesen haben. Der Eintritt in die Offizierslaufbahn steht im übrigen allen Angehörigen der vorläufigen Reichsmarine offen, die bei entsprechender Befähigung und Leistung die vorgeschriebenen Berufsprüfungen bestanden haben.
Der Reichswehrminister wird ermächtigt, zu bestimmen, welche von den bestehenden Freiwilligenverbänden in die vorläufige Reichsmarine aufzunehmen oder ihr anzugliedern sind. Offiziere, Unteroffiziere, Kapitulanten und Beamte, die in die vorläufige Reichsmarine übertreten werden mit ihren bisherigen Rechten übernommen.
Alle Personen des Soldatenstandes der vorläufige Reichsmarine werden durch ein Gelöbnis verpflichtet, sich als tapferer und ehrliebender Soldat und Seemann zu verhalten, dem Dienste des Deutschen Reiches und seiner Verteidigung zu jeder Zeit und an jedem Orte ihre ganze Kraft zu widmen, die vom Volke eingesetzte Regierung zu schützen und den Befehlen der Vorgesetzten Gehorsam zu leisten.
Alle Mannschaften sind zunächst auf sechs Monate zu verpflichten. Die Verpflichtung verlängert sich jeweils um drei Monate, wenn nicht von einem Teile mit einmonatiger Frist gekündigt wird. Außerhalb der heimischen Gewässer ruht die Kündigungsfrist, bis ordnungsmäßige Ablösung sicher gestellt ist.
Die Handhabung der Disziplin und des Beschwerderechts in der vorläufige Reichsmarine regelt der Reichswehrminister.
Die vorläufige Reichsmarine führt bis zur endgültigen Regelung die völkerrechtlich anerkannte Kriegsflagge und die Kommandozeichen der bisherigen Marine."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 04 Oktober 2022, 15:39:47
4. Mai 1919 Danzig
,,Gestern abend ist der französische Zerstörer ,,L´Encre" in den Danziger Hafen eingelaufen und hat seinen Liegeplatz nicht, wie sonst üblich, im Hafenkanal von Neufahrwasser, sondern inmitten der Stadt, in der Nähe des Fischmarktes, genommen."

4. Mai 1919 Hamburg
Der englische Dampfer ,,Greenbatt" ist mit 2500 Tonnen Lebensmitteln von London kommend, im Hamburger Hafen eingetroffen.

5. Mai 1919 Stralsund
,,Dem Leuchtfeuerwärter Janke zu Dornbusch ist die planmäßige Maschinistenstelle auf dem Dampfbagger ,,Stralsund" vom 1. Mai ab vorläufig auf sechs Monate Probe übertragen worden."

5. Mai 1919 Hamburg
1550 türkische Staatsangehörige, die durch die Vermittlung der türkischen Botschaft aus allen Teilen Deutschlands zusammengezogen worden sind, haben mit dem türkischen Dampfer ,,At Deniz" die Reise nach Konstantinopel angetreten.

5. Mai 1919 Rom
,,Aus Zara und Sebenice wird berichtet, daß die Italiener große Transporte von Militär und Kriegsmaterial aller Art ausschiffen. Die Streitkräfte werden im Osten des Landes konzentriert. Die Berggegenden und Pässe werden befestigt."

5. Mai 1919 Konstantinopel
,,Wie ,,Gazzetta bel Popolo" erfährt, ist dieser Tage ein Bataillon italienischer Infanterie am Kopfpunkt der anatolischer Eisenbahn von einem italienischen Dampfer gelandet. Das Bataillon soll Konia besetzen. Die zurzeit dort befindlichen englischen Truppen sollen verlegt werden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: joern am 04 Oktober 2022, 17:13:07
Zitat von: Parow am 03 Oktober 2022, 14:34:26


24. April 1919 Greifwald
,,Der ruhmreiche Kommandant des Kreuzer ,,Emden", Kapitänleutnant von Mücke, hat infolge der Revolution seine Marinelaufbahn aufgegeben und ist unter die Landwirte gegangen. Er trat auf dem benachbarten Gut Eldena ein."

Man hat es damals wohl nicht so genau genommen. KL v. Mücke war nicht der Kommandant vom Kreuzer Emden. Er war der I WO der Emden und dann der Kommandant der "Ayesha". Kommandant der "Emden" war Fregattenkapitän Karl von Müller. KL von Mücke stand aber durch die Geschichte des Landungszuges mehr im Mittelpunkt der Pressenachrichten.
Grüße Joern
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 05 Oktober 2022, 14:39:43
Danke Joern für die Richtigstellung.

7. Mai 1919 Prerow
,,Die Rettungsstation Prerow der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger telegraphiert: ,,Fleischer" – Warnemünde 30 zwei Personen durch das Rettungsboot der Station gerettet."

11. Mai 1919 Münster
,,Ganz unerwartet, weil ohne jede vorherige Benachrichtigung, ist am Sonnabend in Münster aus Rotterdam ein Transport von Südwestafrikanern eingetroffen, bestehend aus 67 Offiziere, 33 Frauen, 44 Kinder und 1317 Soldaten."

12. Mai 1919 Kiel
,,Die in Spanien interniert gewesenen Offiziere, Decksoffiziere und Mannschaften der U-Boote ,,U 39", ,,UB 23", ,,UC 56" und ,,UC 74" sind in Kiel eingetroffen."

12. Mai 1919 Kopenhagen
,,In den finnischen Gewässer wird in den allernächsten Tagen ein englisches Geschwader erwartet, das aus zwanzig Schiffen bestehen wird und angeblich zur Aufgabe hat, die russischen Bolschewistenschiffe zu beobachten."

12. Mai 1919 IJmuiden (Niederlande)
"Ein IJmuider und ein Maaßluiser Dampftrawler haben zusammen in IJmuiden ein großes italienisches U-Bootdock, das auf der Nordsee treibend angetroffen wurde, eingeschleppt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: maxim am 05 Oktober 2022, 16:43:37
Wie kam ein italienischer U-Boot-Dock 1919 in die Nordsee?
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 06 Oktober 2022, 23:01:57
moin,

Zitat von: joern am 04 Oktober 2022, 17:13:07
KL v. Mücke ... war der I WO der Emden
mini-Korrektur : Kptlt v. Mücke war der I.O. = Erste Offizier der Emden
Ein "Erster Offizier" hat Disziplinarbefugnisse, ein I WO nicht.

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 07 Oktober 2022, 13:32:54
13. Mai 1919 Hamburg
,,Die Mannschaft des Dampfers ,,Imperator" hat diesen am 5. Mai an die Franzosen abgeliefert und ist von Brest mit dem Dampfer ,,Rubia" der Hamburger-Amerika-Linie nach Hamburg zurückgekehrt."

13. Mai 1919 London (Drahtmeldung)
,,Leslie Wilson erklärte im Namen des Schiffahrtskontrolleurs: daß bis zum 9. Mai an Großbritannien 22 deutsche Passagierdampfer von zusammen ungefähr 168000 To. und 89 Frachtdampfer von zusammen 663000 To. ausgeliefert worden seien."

17. Mai 1919 Memel
,,In den Gewässern von Memel kreuzt seit einiger Zeit eine englische Flotte. Ihr Erscheinen hat in der Bürgschaft von Memel große Aufregung hervorgerufen, da man befürchtet, daß sie dazu bestimmt ist, Memel zu besetzen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 07 Oktober 2022, 15:33:52
18. Mai 1919
,,Der Altonaer Fischdampfer ,,Hansa" ist 35 Meilen westlich von Helgoland auf eine Mine gestoßen und in die Luft geflogen. Die Besatzung ist außer zwei Heizern und einem Netzmacher gerettet."

18. Mai 1919 Konstantinopel
,,Man meldet die Landung alliierter Truppen in Smyrna. Französische Truppen besetzten das Fort in der Stadt. Griechische Truppen setzten sich in dem wichtigsten Stadtteil fest, während englische und italienische Truppen in der Umgebung der Stadt liegen. Mehrere alliierte Kriegsschiffe haben im Hafen Anker geworfen. Die türkische Regierung wurde am Abend vorher von der Besetzung benachrichtigt, die gemäß Artikel 7 des Waffenstillstandsvertrages erfolgt ist."
Die Stadt Smyrna nennt man heute Izmir.

18. Mai 1919 Washington
,,Es ist jetzt beschlossen worden, daß die in amerikanischen Häfen beschlagnahmten deutsche Schiffe amerikanisches Eigentum bleiben sollen."

19. Mai 1919 Saßnitz
,,Von der seit langem angekündigten Minensuch-Division sind jetzt die ersten drei großen Minensucher T 151, 158 und 160 in unserm Hafen eingetroffen. Es soll noch in dieser Woche mit dem Heben der Minen in der See begonnen werden."

19. Mai 1919 Helsingfors
,,Auf der östlichen Front haben die Angriffe der russischen Freikorps begonnen. Im finnischen Meerbusen fand ein Gefecht zwischen englischen und bolschewistischen Fahrzeugen statt, russische Batterien haben Krasnaja Gora und die finnische Küstenbatterie bei Ino beschossen."
Gemeint ist bestimmt Krasnaya Gorka und das Fort Ino.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 08 Oktober 2022, 18:57:27
20. Mai 1919
,,Der englische Dampfer ,,Antilochus" mit einem weiteren Transporter von Chinadeutschen, umfassend 400 Männer, Frauen und Kinder, ist am 15. d. Mts. vor Rotterdam eingetroffen. Die Heimkehrenden sollen über Wesel in die Heimat befördert werden."

20. Mai 1919 Helsingfors
Ein bolschewistisches Geschwader fuhr am Morgen aus Kronstadt aus. Gleichzeitig beschossen bolschewistische Batterien von Krasnaja Gorga die Küste. Britische Kriegsschiffe schlugen nach einem Gefecht von 35 Minuten das bolschewistische Geschwader in die Flucht. Es wird gemeldet, daß ein bolschewistische Schiff gesunken und ein zweites gestrandet ist."

21. Mai 1919 Petersburg
,,Eine englischer Bericht sagt: Im finnischen Golf stießen britische leichte Seestreitkräfte auf bolschewistische Kriegsschiffe, die aus einem Kreuzer, einigen Torpedojägern und kleinen bewaffneten Fahrzeugen bestanden. Sie wurden verfolgt, bis sie in den Schutz der Minenfelder und der Küstenbatterien gelangten. Einige bolschewistische Torpedojäger wurden getroffen. Die Engländer hatten keine Verluste."

21. Mai 1919 Berlin
,,Die Abgabe der auszuliefernden U-Boote ist beendet. Es sind ausgeliefert worden:
8 U-Kreuzer, 62 große U-Boote, 64 U-B-Boote, 42 U-C-Boote; dazu sämtliche Hebeschiffe und die Druckdocks bis auf eines, das wegen schlechten Wetter noch nicht übergeführt werden konnte."

22. Mai 1919
,,Mit dem am 11. Mai in Rotterdam eingetroffenen Dampfer sind außer Angehörigen der Schutztruppen von Deutsch-Südwestafrika noch die nachfolgenden Beamten angekommen:
Gouverneur Geitz, Reg.-Rat Blumhagen, Bezirksamtmann von Zastrow, Bezirksrichter Hinz, Tierarzt Proppe, Sekretär Schäfer, Oberostsekretär Matzdorf und Dr. Bageler."

23. Mai 1919 Petersburg
,,Etwa 22 Kriegsschiffe der Alliierten, darunter in der Mehrzahl englische leichte Kreuzer, kreuzten im Finnischen Meerbusen. Das ganze Gebiet südlich von Peterhof liegt beständig unter schweren Feuer englisch-französischer Schiffsgeschütze."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 09 Oktober 2022, 11:10:17
2. Juni 1919 Thorn
,,Zum Schutze des deutschen Weichselstromes ist eine Weichselschutzflottille, bestehend aus armierten Weichseldampfern unter Marineoffizierführung, gebildet worden."

2. Juni 1919 Helsingfors
,,Bei Björkö hat ein neues Seegefecht zwischen englischen und bolschewistischen Streitkräfte stattgefunden. Die Bolschewisten sollen in der Richtung auf Kronstadt geflohen sein."
Björkö ist der schwedische Name für Primorsk (russisch Приморск, finnisch Koivisto)

5. Juni 1919
,,An amtlicher Stelle sind jetzt Nachrichten eingetroffen, nach denen Dampfer ,,Castle" um die Mitte des Monats Mai von Daressalam abfahren sollte. Auf diesem Dampfer wird den letzten noch im Schutzgebiet Deutsch-Ostafrika befindlichen Deutschen die Heimatreise ermöglicht. Der Tag des Eintreffens in Rotterdam, das etwa Mitte Juni zu erwarten ist, wird noch bekannt gegeben."

6. Juni 1919 Hamburg
,,Der Fischdampfer ,,Berlin" ist am 4. Juni nachmittags, 50 Seemeilen nördlich von Helgoland, auf eine Mine gelaufen und untergegangen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 09 Oktober 2022, 17:53:29
10. Juni 1919 Reval
,,Laut Drahtmeldung aus Reval an die Stockholmer Presse hat England mit der estnischen Regierung ein Uebereinkommen getroffen, nach dem die Insel Oesel zur Sicherstellung der für Estland geleisteten finanziellen Hilfe von England besetzt werden soll. Fünfzig englische Schiffseinheiten sollen in Hangö, Helsingfors und Reval stationiert werden."
Zu den Ortsbezeichnungen: Insel Oesel = Saaremaa (Estland); Reval = Tallinn (Estland); Hangö = Hanko (Finnland); Helsingfors = Helsinki (Finnland)

10. Juni 1919 Moskau
,,Das englische Ostseegeschwader hat den Hafen von Kronstadt angegriffen und dabei zwei bolschewistische Schiffe zerstört. Das von den Bolschewisten verteidigte Fort Alergber mußte nach kurzem Kampf geräumt werden."
Beim Fort müsste es sich um das Fort Alexander (форт ,,Александр I") handeln.

14. Juni 1919
,,Von einem der englischen Unterseeboote, die in der Ostsee operieren, ist seit dem 4. Juni nichts mehr gehört worden. Man muß annehmen, daß es mit der gesamten Besatzung zugrunde gegangen ist."

14. Juni 1919
,,Die englischen Truppen, die am 7. Juni in Plymouth ausgeschifft wurden und nach einem Ruhelager geschickt werden sollten, anstatt nach den Demobilisationsdepots, weigerten sich entschieden, in die bereitgestellten Züge einzusteigen. Schließlich habe das Kriegsamt dem Wunsche der Truppen nachgegeben. Dienstverweigerung und Protestversammlungen auf offener Straße würden immer häufiger. Auf dem britischen Kreuzer ,,Australia" haben vor seine Abreise aus Fremantle ernste Unruhen unter der Schiffsbesatzung stattgefunden."

14. Juni 1919
,,Das ,,Reutersche Büro" erfährt, daß bei Unruhen in Malta vier Personen getötet und acht verletzt worden sind. Marinetruppen sind gelandet worden, um gegen die Plünderer vorzugehen. Die Lage hat sich ,,etwas gebessert"."

14. Juni 1919
,,Außer Militärrevolten in Toulouse und einigen anderen französischen Garnisonen haben auch Zwischenfälle und Meutereien innerhalb der französischen Marine ereignet. Der französische Marineminister hat sich nach Toulouse begeben, wo mehrere Marineformationen den Gehorsam verweigert haben."

14. Juni 1919
,,Der deutsche Dampfer ,,Graf Waldersee" wurde vor Sandy Hook von einem amerikanischen Dampfer gerammt. Menschen sind nicht verunglückt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 09 Oktober 2022, 18:37:35
Zitat von: Parow am 09 Oktober 2022, 17:53:29
14. Juni 1919
,,Von einem der englischen Unterseeboote, die in der Ostsee operieren, ist seit dem 4. Juni nichts mehr gehört worden. Man muß annehmen, daß es mit der gesamten Besatzung zugrunde gegangen ist."
das war L 55 (https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_L55)

Zitat von: Parow am 09 Oktober 2022, 17:53:29
14. Juni 1919
,,Außer Militärrevolten in Toulouse und einigen anderen französischen Garnisonen haben auch Zwischenfälle und Meutereien innerhalb der französischen Marine ereignet. Der französische Marineminister hat sich nach Toulouse begeben, wo mehrere Marineformationen den Gehorsam verweigert haben."
siehe Meuterei in der französischen Schwarzmeerflotte (https://de.wikipedia.org/wiki/Aufstand_in_der_franz%C3%B6sischen_Schwarzmeerflotte)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: maxim am 09 Oktober 2022, 18:41:04
In Warship 2020 ist über dieses U-Boot, L 55, ein Artikel - das nach der Bergung 1928 einen größeren Einfluss aus den sowjetischen U-Boot-Bau hatte.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 11 Oktober 2022, 11:02:12
Danke Urs und maxim.

15. Juni 1919 Hamburg
,,An die Entente sind vor Hamburg aus gestern 96 Hamburger Seeschiffe von rund 1300867 netto Kubikmeter Rauminhalt abgeliefert worden. Hiervon u.a. von der Hamburg-Amerika-Linie 29, von der Hamburg-Südamerika-Linie 11, von der Hansa-Linie 8, von der Kosmos-Linie 6, von der Deutsch-Ostafrika-Linie 5, von der Woermann-Linie 5, von der Deutsch-Lepante-Linie 4, von der Deutsch-Austraische Dampfschiffahrts-Gesellschaft 4, von der Hamburg-Bremer-Afrika-Linie 3 und von anderen Reedereien je ein Schiff."

17. Juni 1919 Stettin
,,Der englische Torpedobootszerstörer ,,Vigilent" traf im Stettiner Hafenbereich ein. Das Schiff hatte Mitglieder der Entente-Kommission für den Waffenstillstand an Bord, die eine Besichtigung der Vulcan-Werft und namentlich der auf der Werft noch befindlichen Kriegsschiffe vornahmen. Nach etwa zweistündigem Aufenthalt lief das feindliche Schiff wieder aus."

17. Juni 1919 Brunsbüttelkoog
,,In der Nordsee ist der Dampfer ,,Mainz" auf eine Mine gelaufen und verloren gegangen. Die gesamte Besatzung wurde gerettet und von dem französischen Torpedojäger ,,Destin" nach Brunsbüttel gebracht."

18. Juni 1919 Helsingfors
,,Die ,,Times" melden aus Helsingfors, daß nach einem Bericht aus Reval Kronstadt in Brand stehe. Verschiedene bolschewistische Kriegsschiffe haben neuerdings die weiße Fahne gehißt und sich englischen Kriegsschiffen ergeben. Der Brand von Kronstadt scheint durch die Beschießung englischer Kriegsschiffe hervorgerufen worden zu sein."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 11 Oktober 2022, 11:22:26
moin,

Zitat von: Parow am 11 Oktober 2022, 11:02:12
17. Juni 1919 Stettin
,,Der englische Torpedobootszerstörer ,,Vigilent" traf im Stettiner Hafenbereich ein. Das Schiff hatte Mitglieder der Entente-Kommission für den Waffenstillstand an Bord, die eine Besichtigung der Vulcan-Werft und namentlich der auf der Werft noch befindlichen Kriegsschiffe vornahmen. Nach etwa zweistündigem Aufenthalt lief das feindliche Schiff wieder aus."
das war wohl Vigilant (https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Vigilant_(1900)), ein vergleichsweise altes Schiff
Es ist interessant, daß es hier - immer noch - als "feindlich" bezeichnet wird

Zitat von: Parow am 11 Oktober 2022, 11:02:12
17. Juni 1919 Brunsbüttelkoog
,,In der Nordsee ist der Dampfer ,,Mainz" auf eine Mine gelaufen und verloren gegangen. Die gesamte Besatzung wurde gerettet und von dem französischen Torpedojäger ,,Destin" nach Brunsbüttel gebracht."
Einen französischen Zerstörer dieses Namens gab es nicht.
Es könnte (!!  :|) der Zerstörer Mécanicien Principal Lestin (https://en.wikipedia.org/wiki/French_destroyer_M%C3%A9canicien_Principal_Lestin) gewesen sein

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 12 Oktober 2022, 10:53:33
Ein bekanntes Ereignis:
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 12 Oktober 2022, 10:54:42
Hier nähere Angaben:
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 12 Oktober 2022, 12:03:12
moin,

Zitat von: Parow am 12 Oktober 2022, 10:54:42
Hier nähere Angaben:
Tja :wink:

zählen müßte man können ... 2 Bayern + 4 König + 5 Kaiser (alle genannt) = 11 (und nicht 12),

die Schreibweise Seydlitz könnte auch bekannt gewesen sein ...

bei den kleinen Kreuzern war keine Mainz dabei, dafür aber eine Nürnberg ...

und der Kommandant Brummer hätte sich gekrümmt, hätte er den Namen seines schönen Schiffs so "verbogen" gesehen

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 13 Oktober 2022, 11:36:27
23. Juni 1919 Paris
,,Nach einer ,,Reuter"-Meldung aus Brest kam es bei der Rückkehr des französischen Schlachtschiffes ,,Justice" aus Sewastopol, wo die Besatzung des Schiffes gemeutert und verlangt hatte, nach Frankreich zurückgebracht zu werden, zu Kundgebungen von französischen Matrosen, die mit roten Fahnen durch die Straßen zogen."

29. Juni 1919 Bremerhaven
,,Freitag vormittag gegen 10 Uhr ist der türkische Dampfer ,,Guel Djemal" mit 1100 deutschen Orient- und Rußlandkämpfer, die seit Ausbruch der Revolution in der Türkei interniert waren und 25 in Konstantinopel beheimateten deutschen Zivilpersonen hier eingetroffen. Von den Heimgekehrten haben etwa 250 in der Lloydhalle Quartier bezogen und werden von hier aus schnellstens in die Heimat entlassen. Die übrigen 870 sind mit den Dampfer ,,Vorwärts" nach Bremen weitergefahren."

2. Juli 1919 Brest
,,In Brest kam es zu ernsten Zusammenstößen zwischen französischen Marinesoldaten und amerikanischen Matrosen, wobei es viele Verwundete gab."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 14 Oktober 2022, 10:50:21
4. Juli 1919
,,Das englische Luftschiff ,,R 34" hat von Schottland aus den geplanten Flug über den Atlantischen Ozean nach Amerika angetreten. Die britischen Schlachtkreuzer ,,Tiger" und ,,Renown" sind im Atlantischen Ozean stationiert, um von verschiedenen Punkten aus drahtlos an ,,R 34" den Wetterbericht weiterzugeben."

4. Juli 1919
,,Nach den im Reichsmarineamt vorliegenden Informationen werden die Dampfer ,,Konstantin" und ,,Christian" mit Salonikitruppen in den ersten Julitagen in Deutschland erwartet. Der Rest der Truppen hat nach französische Meldung Saloniki mit den Dampfern ,,Akdenis" und ,,Reschid Pascha" am 24. Juni verlassen."
gemeint ist die griechische Stadt Thessaloniki

5. Juli 1919 St Johns
,,Das auf der Ozeanfahrt befindliche englische Luftschiff ,,R 34" ist vor St. Johns eingetroffen."

5. Juli 1919 Brunsbüttelkroog
,,Unter Glockengeläut sind auf einem russischen und einem bulgarischen Dampfer 4080 Krieger aus Saloniki hier angekommen."

5. Juli 1919 Mailand
,,In Genua haben Zusammenstöße mit französische Soldaten stattgefunden; die Franzosen mußten in ein Versammlungslokal der Amerikaner flüchten. Auch in Fiume fanden neue, schwere Zusammenstöße zwischen Italienern und Franzosen statt, wobei italienische Truppen die Franzosen retten mußten. Sowohl ,,Secolo" als ,,Corriere bella Gera" beschweren sich über das feindselige Auftreten der Franzosen, die die ihnen von den Italienern gewährte Flottenbasis zur Einfuhr riesiger Mengen von Kriegsmaterial für die Jugoslawen mißbrauchen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 14 Oktober 2022, 11:10:10
moin,

Fortsetzung ist prima :TU:)

Zitat von: Parow am 14 Oktober 2022, 10:50:21
5. Juli 1919 Mailand
...
Sowohl ,,Secolo" als ,,Corriere bella Gera" beschweren sich ...
Corriere della Sera (https://de.wikipedia.org/wiki/Corriere_della_Sera)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 14 Oktober 2022, 14:37:57
8. Juli 1919 Wilhelmshaven
,,Der deutsche Proviantdampfer ,,Bollart" ist aus Scapa Flow mit der Besatzung des Torpedoboot ,,B 98" hier zurück gekehrt. Der Kapitän berichtete, die ,,Baden" und ,,Emden" seien nicht gesunken. Die deutschen Besatzungen seien bis auf einen Offizier und einige Leute gerettet."

9. Juli 1919 Kolberg
,,Von einem dänischen Dampfer wurden Speck und Schmalz nach Kolberg gebracht und privatim am Hafen zum Verkauf gestellt. Wie unser Geld im Ausland bewertet wird, zeigt der Umstand, daß ein Pfund Speck für 20 Mark in Papier bzw. vier Mark in Silber abgeben wurden."

10. Juli 1919 London
,,Wie ,,Morning Post" berichtet, werden die in französischer Gefangenschaft befindlichen deutschen U-Boot-Kommandanten und ein Zeppelin-Kommandant demnächst nach London überführt werden. Dort sollen sie wegen der gegen sie gerichteten Anklage vor den Gerichtshof gestellt werden."

10. Juli 1919 Plymouth
,,Australische Truppen, die von Plymouth in die Heimat befördert werden sollten, meuterten und verursachten auf dem früheren deutschen Dampfer ,,Prim Ludwig" eine schwere Explosion."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 14 Oktober 2022, 15:37:16
moin,

Zitat von: Parow am 14 Oktober 2022, 14:37:57
8. Juli 1919 Wilhelmshaven
,,Der deutsche Proviantdampfer ,,Bollart" ist aus Scapa Flow mit der Besatzung des Torpedoboot ,,B 98" hier zurück gekehrt. Der Kapitän berichtete, die ,,Baden" und ,,Emden" seien nicht gesunken. Die deutschen Besatzungen seien bis auf einen Offizier und einige Leute gerettet."
Dampfer Dollart (https://en.wikipedia.org/wiki/SS_Dollart) (leider nur in Englisch vorhanden)

Zitat von: Parow am 14 Oktober 2022, 14:37:57
10. Juli 1919 London
,,Wie ,,Morning Post" berichtet, werden die in französischer Gefangenschaft befindlichen deutschen U-Boot-Kommandanten und ein Zeppelin-Kommandant demnächst nach London überführt werden. Dort sollen sie wegen der gegen sie gerichteten Anklage vor den Gerichtshof gestellt werden."
nur drei : Smiths (https://www.uboat.net/wwi/men/commanders/330.html), Gerth (https://www.uboat.net/wwi/men/commanders/91.html) und Wendlandt (https://www.uboat.net/wwi/men/commanders/397.html) sowie einer von drei Luftschiffkommandanten, Kapitänleutnante Koelle (https://da.wikipedia.org/wiki/Waldemar_K%C3%B6lle) (L 45), Gayer (https://vragwiki.dk/wiki/Hans_Karl_Gayer) (L 49) und Schwander (https://ribewiki.dk/da/Zeppelin_L_50_Haute-Marne_og_Middelhavet_20._okt._1917) (L 50)
Für keinen von ihnen ist mir eine Anklage (als "Kriegsverbrecher") bekannt

Zitat von: Parow am 14 Oktober 2022, 14:37:57
10. Juli 1919 Plymouth
,,Australische Truppen, die von Plymouth in die Heimat befördert werden sollten, meuterten und verursachten auf dem früheren deutschen Dampfer ,,Prim Ludwig" eine schwere Explosion."
Dampfer Prinz Ludwig (https://de.wikipedia.org/wiki/Prinz_Ludwig_(Schiff))

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 15 Oktober 2022, 13:54:04
11. Juli 1919
,,Die Nordsee ist innerhalb der Verbindungslinie Borkum-Riff-Feuerschiff-Graa-Tief-Feuerschiff (das bedeutet im Umkreis von 70-90 Seemeilen von Cuxhaven) durch die Reichsmarine von verankerten Minen gesäubert und für die Schiffahrt und Fischerei freigegeben worden."

12. Juli 1919 Versailles
,,Der Oberste Rat der Alliierten hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, die Blockade Deutschlands vom 12. Juli ab, aufzuheben."

12. Juli 1919 Washington
,,Die Wiederaufnahme des Handels mit Deutschland soll binnen 48 Stunden gestattet sein, zunächst rechnet man auf Farbstoffe und Chemikalien. Die Schiffahrt mit Hamburg und Bremen wird aufgenommen, sobald Ladungen für diese Häfen bereit sind. Aus dem Süden soll Baumwolle nach Deutschland abgehen."

15. Juli 1919
,,Wie verlautet, hat ein aus Scapa Flow zurückgekehrter Offizier gemeldet, daß dort Korvettenkapitän und mindestens fünf Mannschaften ums Leben gekommen sind."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 16 Oktober 2022, 14:02:31
18. Juli 1919 Wilhelmshaven
,,Der Dampfer ,,Akdenis" mit den letzten deutschen Soldaten aus Saloniki, 1000 Mann stark, ist hier eingetroffen."

18. Juli 1919 Hamburg
,,Nach den Bestimmungen der Waffenstillstandskommission sind bisher von den im Hamburger Hafen liegenden oder in Hamburg beheimateten Schiffen, 103 Dampfer mit einem Gesamtraum von 1162521 Netto-Kubikmeter, an die Entente zur Ablieferung gekommen. Hiervon entfallen auf die Hamburg-Amerika-Linie 31 Dampfer mit 174045 Kubikmeter."

21. Juli 1919 Emden
,,Der Dampfer ,,Reschid Pascha" mit einer größeren Anzahl heimkehrender Salonikitruppen an Bord, ist gestern im Emdener Außenhafen angekommen. An Bord befinden sich 78 Offiziere, 1076 Mann, darunter 24 Schwerkranke und drei leichtkranke."

23. Juli 1919 Stettin
,,Der Dampfer ,,Holsatia" von der Reederei Kunstmann-Stettin, der während des Waffenstillstandes zwischen Deutschland und den russischen Ostseehäfen Truppen und Flüchtlinge beförderte, ist wie aus Libau berichtet wird, jetzt von dem englischen Militärgouverneur in Libau requiriert worden, um Entente-Truppen und Pferde und Munition nach Narva zu befördern. Die erste Ausreise von Libau nach Narva erfolgte bereits am 19. Juli. Der Dampfer fährt unter deutscher Flagge und mit der Besatzung der Reederei."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 17 Oktober 2022, 17:43:59
24. Juli 1919
,,Bei Darßerort ganz in der Nähe der Küste ist der Hamburger Motorschoner ,,Florentine", Kapitän Kircheisen, gesunken. Das Schiff befand sich mit Kochsalz auf der Reise von Warnemünde nach Ystadt. Es war in einer Gewitterböe leck gesprungen. An Bord waren nur der Kapitän und Steuermann. Sie konnten das Schiff zunächst durch Pumpen lenz halten; dann aber brachte eine neue Böe es zum Sinken. Die beiden Männer brachten das Boot zu Wasser, aber beim Umschlagen des Schiffes wurde es vom Großsegel erfaßt und zerbrochen. Nun mußten sie lange Zeit mit der See kämpfen, hielten sich aber, zum Teil schwimmend, über Wasser, bis es Borner Flunderfischer gelang, sie zu retten. Beide haben aber alles verloren und nur das Leben gerettet. Sie fanden Unterkunft und Verpflegung im Hotel Mührcke."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 18 Oktober 2022, 10:57:31
24. Juli 1919
,,Der Transport, der gestern in Rotterdam ankam, hat 101 Zivilgefangene aus Australien und 269 Personen aus Neuseeland mitgebracht, darunter den Kommandanten des ,,Seeadler" Grafen Luckner mit zwei anderen Offizieren und 14 Mann. Ferner waren mitgekommen von der ,,Emden" zwei Leutnants und ein Mann, und vom ,,Planet" sechs Mann, sowie der Gouverneur von Samoa mit seinem Stabe."

24. Juli 1919 Wesel
,,hier trafen von Rotterdam die Besatzung der ,,Emden" und Mannschaften aus Tsingtau im Heimkehrlager von Friedrichsfeld ein, ferner ein Zivilgefangenentransport, sämtlich aus Australien. Später kam ein Verwundetentransport aus England ein."

27. Juli 1919
,,Die ,,Nieuwe Rotterdamsche Courant"  zufolge ist in Rotterdam der Dampfer ,,Kwisk" aus Sydney eingetroffen. Er hatte 787 Männer, 76 Frauen und 92 Kinder, sämtlich aus Australien ausgewiesene Deutsche, an Bord. Sie sind im Sonderzuge nach Deutschland abgereist."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 18 Oktober 2022, 18:13:49
Was war da wirklich geschehen?
27. Juli 1919
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: joern am 18 Oktober 2022, 19:20:26
Zitat von: Parow am 18 Oktober 2022, 10:57:31

27. Juli 1919
,,Die ,,Nieuwe Rotterdamsche Courant"  zufolge ist in Rotterdam der Dampfer ,,Kwisk" aus Sydney eingetroffen. Er hatte 787 Männer, 76 Frauen und 92 Kinder, sämtlich aus Australien ausgewiesene Deutsche, an Bord. Sie sind im Sonderzuge nach Deutschland abgereist."

Hier handelt es sich offensichtlich um den Dampfer "Kursk"
https://de.wikipedia.org/wiki/Kursk_(Schiff) (https://de.wikipedia.org/wiki/Kursk_(Schiff))
Grüße Joern
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 19 Oktober 2022, 10:06:45
29. Juli 1919
,,Entsprechend dem Beschluß des Haushaltsausschusses vom 30. April d. Js. Geht die Reichswerft Kiel und die Torpedowerkstatt Wilhelmshaven demnächst an die Zivilverwaltung über. Ein Teil der Werft Kiel bleibt voraussichtlich als Arsenal bei der Marineverwaltung. Die Hauptwerft Wilhelmshaven bleibt unter Verwaltung der Marine."

29. Juli 1919 Stettin
,,Hier sind der englische Kreuzer ,,Corenth" und der Torpedozerstörer 652 eingetroffen."

30. Juli 1919
,,21 Schiffe der deutschen Flotte, die in Scapa Flow versenkt wurden, sind angeblich gehoben worden; man erwartet ihre Ueberführung in Trockendocks. Es handelt sich um das Großkampfschiff ,,baden", die kleinen Kreuzer ,,Bremen", ,,Frankfurt" und ,,Nürnberg", und 17 Torpedoboote. Das einzige Schiff, das bis jetzt zu heben unmöglich war, ist der Schlachtkreuzer ,,Hindenburg", von dem man noch die Masten und Schornsteine über Wasser ragen sieht; es würde eine sehr schwere Arbeit sein, auch dieses Schiff zu heben. Die Friedenskonferenz wird erst darüber Beschluß fassen, ob man diese Arbeit unternehmen soll. Alle anderen Schiffe sind uns tiefe Wasser versunken, und man verzichtet in England darauf, sie zu heben. Insgesamt bleiben also 53 deutsche Schiffe auf dem Meeresgrund."

31. Juli 1919 London
,,Long teilte im Unterhause mit, daß von den in Scapa Flow versenkten ehemaligen deutsche Kriegsschiffen das Schlachtschiff ,,Baden" und die leichten Kreuzer ,,Emden", ,,Frankfurt" und ,,Nürnberg" und fünfzehn Zerstörer geborgen wurden."

31. Juli 1919
,,- Nach einer Privatmeldung liegt es nicht in der Absicht der Entente, die deutschen Fährschiffe Warnemünde-Gedser und Saßnitz-Trelleborg mit Beschlag zu belegen. Die mecklenburgische Fährschiffe werden ihren Betrieb demnächst wieder aufnehmen.
- Die Neuhork Korr. Linie hat eine regelmäßige Dampferverbindung zwischen Hamburg und nordamerikanischen Häfen eingerichtet. Die Hamburg-Amerika-Linie teilt mit, daß sie bereit ist, Anfragen wegen Frachten, Abfahrt usw., zu beantworten.
- Die erste Weizenladung aus Argentinien traf mit dem englischen Dampfer ,,Itajahn" in Hamburg ein."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: maxim am 19 Oktober 2022, 10:18:25
Vielen Dank für die Weiterführung dieses Themas!

Wenn man diese Texte sieht, kann man nur feststellen, dass Fehler in den Berichten nichts neues sind.

Kreuzer HMS Corenth?  :?

Die Hebung des Kleinen Kreuzers Bremen? Die war schon 1915 untergegangen und nicht in Scapa Flow. Einen Tag später wird dann Emden gemeldet und wahrscheinlich wäre das auch für die Meldung für den Tag davor richtig gewesen.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 19 Oktober 2022, 10:34:26
moin,

Zitat von: maxim am 19 Oktober 2022, 10:18:25
Kreuzer HMS Corenth?  :?
möglich (und nicht mehr) HMS Concord (https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Concord_(1916))

Zitat von: Parow am 19 Oktober 2022, 10:06:45
der Torpedozerstörer 652
brit Zerstörer mit Rumpfnummer G 52 ?

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: kalli am 19 Oktober 2022, 12:34:57
Ich möchte mich auch bei Parow für diesen Thread bedanken.
Es hatte mich neugierig gemacht, was sonst noch so in dieser Regionalzeitung so steht. In der "MV – digitale Bibliothek" wurde ich fündig. Die Zeitung ist eine wahre Fundgrube für die Verbreitung von allerlei Nachrichten im jeweiligen Zeitgeist.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: maxim am 19 Oktober 2022, 13:14:52
Zitat von: Urs Heßling am 19 Oktober 2022, 10:34:26
brit Zerstörer mit Rumpfnummer G 52 ?

Das könnte HMS Satyr gewesen sein:
https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Satyr_(1916) (https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Satyr_(1916))

Aber damals wurden die Nummern oft gewechselt...
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 19 Oktober 2022, 19:00:30
Danke Urs und maxim für die aktive Mitarbeit!

Ja kalli die ,,MV – digitale Bibliothek" ist eine prima Quelle für das Geschehen der damaligen Zeit. Heute würde man einiges anders bewerten und natürlich schreiben. Interessant ist auch wie sich die deutsche Sprache in Rechtschreibung und Grammatik verändert hat.
Die Tageszeitung ,,Stralsundische Zeitung" ist von 1772 bis 1927 fast vollständig dort zu lesen. Man kann leider nicht nach Stichwörter suchen. Das macht die Auswertung und Suche etwas langwierig.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 19 Oktober 2022, 19:01:32
5. August 1919 Hamburg
,,86 Zivilinternierte aus Deutsch-Südwestafrika, die auf dem Dampfer ,,Eduard Woermann" von Lüderitzbucht abgefahren waren, sind auf den hiesigen Hauptbahnhof eingetroffen."
Die Lüderitzbucht ist eine Meeresbucht im Südatlantik nahe der Seehafenstadt Lüderitz in Namibia.

8. August 1919
,,Bis jetzt sind die Minenfelder im Großen Belt und Sund vollständig geräumt, so daß von den Ostseezugängen noch die Minen im Kleinen Belt und bei Falsterbro-Riff zu beseitigen bleiben. In der Ostsee selbst ist die Räumung in Angriff genommen worden."

6. August 1919 Wiek auf Rügen
,,Der Lustkutter ,,Ohm Krüger" lief beim Kreuzen im sogenannten Seeloch bei Wittower Posthaus mit der Schaluppe ,,Ata Berta", Besitzer Gebrüder Risch, zusammen. Während die Schaluppe nur leichte Beschädigung an der Schanzkleidung erhielt und ihre Reise nach Stralsund fortsetzen konnte, wurde der Kutter mit gebrochenem Mast und anderen Beschädigungen im Schlepp eines Zeesen-Fischerbootes nach hier zurückgebracht. Beide kollidierten Fahrzeuge hatten vormittags den hiesigen Hafen verlassen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 19 Oktober 2022, 19:25:06
moin,

Zitat von: Parow am 19 Oktober 2022, 19:01:32
... von den Ostseezugängen noch die Minen im Kleinen Belt und bei Falsterbro-Riff zu beseitigen bleiben.
an der Südwestspitze Schwedens: Falsterbo (https://de.wikipedia.org/wiki/Falsterbo)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 20 Oktober 2022, 17:06:59
7. August 1919 Rostock
,,Der erste von der Firma D.M. Hofwolt, Inh. Ferd. Scherff hier, gebaute 14 Meter lange Fischkutter ist von der Fabrik nach dem Lagerplatz hinübergeschafft und von dort zu Wasser gelassen. Das Fahrzeug wird mit 15 PS Rohölmotoren als Hilfskraft versehen und mit voller Segeltakelage geliefert."

10. August 1919
,,Nach Mitteilung des Deutschen Seefischerei-Vereins sind den Monaten Februar bis April 1919 wieder drei Fischdampfer infolge Minenexplosionen verloren gegangen, wobei auch der Verlust von Menschenleben zu beklagen ist. Dazu wird uns geschrieben: ,,Die Verluste sind darauf zurückzuführen, daß die Dampfer außerhalb des für die Fischerei freigegebenen Gebiets gefischt haben. Der Innehaltung der Grenzen wird durch die Fischdampferkapitäne und Fischer nicht immer die nötige Beachtung geschenkt. Dadurch begeben sie sich nicht nur in Lebensgefahr, sondern sie verseuchen durch verschleppen von Minen mit dem Fanggerät bereits abgesuchte und für die Fischerei freigegebene Gebiete von neuem..""

11. August 1919 Hindenburg
,,Das Sturm-Bataillon von Arnauld de la Perière der 3. Marine-Brigade von Loewenfeld ist es gelungen, den oberschlesischen Bandenführer Hajok zu fassen. ... Das Sturm-Bataillon war erst am vorhergehenden Tage in Hindenburg eingerückt. Vom Sturm-Bataillon wurde der Freiwillige, Leutnant zur See Fricke, durch drei Schüsse schwer verletzt."
Wilfried von Loewenfeld  (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_von_Loewenfeld)
Lothar von Arnauld de la Perière  (https://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_von_Arnauld_de_la_Peri%C3%A8re)
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: joern am 20 Oktober 2022, 18:36:21
Zitat von: Parow am 20 Oktober 2022, 17:06:59

11. August 1919 Hindenburg
,,Das Sturm-Bataillon von Arnauld de la Perière der 3. Marine-Brigade von Loewenfeld ist es gelungen, den oberschlesischen Bandenführer Hajok zu fassen. ... Das Sturm-Bataillon war erst am vorhergehenden Tage in Hindenburg eingerückt. Vom Sturm-Bataillon wurde der Freiwillige, Leutnant zur See Fricke, durch drei Schüsse schwer verletzt."
Wilfried von Loewenfeld  (https://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_von_Loewenfeld)
Lothar von Arnauld de la Perière  (https://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_von_Arnauld_de_la_Peri%C3%A8re)

Leutnant z.S. Fricke = August Fricke (13.4.1896-10.8.1919)
er gehörte zur Crew 1914.
Grüße Joern
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 21 Oktober 2022, 10:18:20
13. August 1919 Danzig
,,Auf einem nach Kiel abzuschleppenden deutschen Linienschiff sollten einige Säcke mit Kriegsflaggen mitgenommen werden. In einem unbewachten Augenblick wurde vor einem Schuppen ein Sack gestohlen und aufgerissen, in dem sich etwa 200 deutsche Flaggen befanden. Arbeiter stürzten sich sofort auf den Inhalt, gingen zu dem am Hafen liegenden englischen Kreuzer und tauschten dort etwa 50 Flaggen gegen Tabak, Zigaretten und Seife ein. Ein Arbeiter verschacherte vier Kriegsflaggen für 50 Zigaretten."

14. August 1919 Stralsund
,,Den Fahrgästen, die am vergangenen Sonntag den Dampfer ,,Pfeil" für die Rückfahrt von Hiddensee benutzen, zur Kenntnis, daß jene junge Burschen, die durch Zigarettenrauchen, Kartenspielen und anderen Unfug sich auffällig machten, keineswegs einem der bestehenden Wandervogelbünde angehören, wie durch Befragung festgestellt worden ist."

15. August Cuxhaven
,,Die Stockungen im Fischdampferbetriebe infolge des Kohlenmangels gestalten sich immer umfangreicher. Zurzeit liegen in Cuxhaven 14 Fischdampfer, in Geestemünde und Bremerhaven 30 Fischdampfer auf. In Cuxhaven sind überhaupt keine Zufuhren mehr an den Markt gekommen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 24 Oktober 2022, 11:39:02
20. August Petersburg
,,In der finnischen Bucht ist es zu einer förmlichen Seeschlacht zwischen englischen und bolschewistischen Schiffen gekommen. Soweit bisher bekannt ist, sollen die Engländer die russischen Schlachtschiffe ,,Andrei Perwosmann" und ,,Petropawlowst", das Hilfsschiff für Unterseeboote ,,Bjatka", ferner ein Transport- und ein Wachschiff versenkt haben. Die britische Seestreitkräfte verloren, wie sie behaupten, nur drei Motorboote, wobei acht Offiziere und drei Mann umkamen. ,,Petropawlowst" war ein modernes Schlachtschiff von 23400 Tons, das 1911 gebaut wurde. ,,Andrei Perwosmann" stammt aus dem Jahre 1906 und hatte eine Wasserverdrängung von 18300 Tonnen."

Petropawlowsk (https://de.frwiki.wiki/wiki/Petropavlovsk_(cuirass%C3%A9,_1911))
Andreas der Apostel (https://de.frwiki.wiki/wiki/Andr%C3%A9_l%27Ap%C3%B4tre_(cuirass%C3%A9))
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 25 Oktober 2022, 14:25:54
21. August Danzig
,,Zwischen amerikanischen und deutschen Matrosen ist es gestern in Neufahrwasser zu Zusammenstößen gekommen. Bereits am Montag kam es in einem Tanzlokal zu Streitigkeiten. Als nun am Montag Urlauber des Kleinen Kreuzers ,,Frankfurt" am Zerstörer ,,Hale" vorbeikamen, stießen sie mit Matrosen vom ,,Hale" zusammen, wobei einer der deutschen Matrosen schwer verletzt wurde. Die deutschen Matrosen nahmen eine drohende Haltung an, worauf eine Anzahl amerikanischer Matrosen im Verein mit französischen Matrosen auf die Menge einstürmte. Vom französischen Torpedoboot ,,Claymore" wurde ein Schuß abgefeuert, wodurch vier Personen verwundet wurden. Der in Neufahrwasser stationierte Grenzschutz säuberte die Umgebung des Hafenkanals, worauf auch die Amerikaner und Franzosen abzogen."

22. August Stralsund
,,Einem Badegast in Binz wurden aus seinem Zimmer durch Aufbrechen der Koffer 2000 M. in Fünfzigmarkscheinen und für 20000 M. Juwelen und Schmucksachen gestohlen. Es gelang, dem Dieb auf die Spur zu kommen. Als der Dieb sich entdeckt sah, floh er mit einem Flugzeug nach Saßnitz und von dort aus mit dem Mittagsdampfer nach Swinemünde. Durch die von der Stralsunder Kriminalpolizei getroffenen Maßnahmen war es aber möglich, den Dieb noch am gleichen Abend in Swinemünde zu fassen. Er hatte fast die ganze Beute noch bei sich."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 25 Oktober 2022, 18:23:13
22. August 1919 Gedser
,,Augenblicklich sind sieben deutsche Minensuchboote mit dem Auffischen der großen Minen in der Ostsee beschäftigt. Zwei von ihnen strandeten bei plötzlich einsetzendem Sturm an der Küste. Sie stehen fast auf dem trockenen Lande. Eines der Boote ist leck geworden."

23. August 1919
,,Die Minengefahr ist trotz der eifrigsten Arbeit unserer Minensuchschiffen, die die Ostsee wieder von Minen säubern, nicht behoben. So wurden dieser Tage wieder zwischen Saßnitz und Trelleborg mehrere Minen gesichtet. Ebenso sind auf den Fahrstraßen zwischen Stettin und den schwedischen Häfen zahlreiche Minen festgestellt worden. Die bedrohten Fahrstrecken wurden sofort nach Minen abgesucht. Unfälle durch Minen sind in der Ostsee bisher noch nicht zu verzeichnen gewesen."

23. August 1919
,,Heftige Weststürme in der Ostsee haben in den letzten Tagen die Schiffahrt, namentlich für kleine Segler, sehr erschwert. Im Hafen von Saßnitz liegen etwa 40 Schiffe, die schon etwa 14 Tage auf gutes Wetter warten, um in See gehen zu können. Der Stettiner Segelschiffhafen liegt ebenfalls voller Schiffe. In kurzer Zeit sind drei kleinere Schiffe in der Ostsee untergegangen, die Mannschaften konnten gerettet werde."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 26 Oktober 2022, 11:11:02
25. August 1919 London
,,Nach einer Privatmeldung meuterten 200 englische Soldaten jüngerer Jahrgänge, die aus dem Urlaub zurückkehrten und die in Southampton eingeschifft werden sollten, weil sie sich nicht nach Rußland transportieren lassen wollten."

25. August 1919 London
,,Die englischen Blätter melden, daß die Freilassung des deutschen U-Bootkommandanten Kiesewetter, der wegen angeblicher Versenkung von Hospital-Schiffen im Tower gefangen gehalten wurde, im Widerspruch zu den Ansichten der Admiralität erfolgt sei. Wie die Mitteilung weiterhin besagt, ist zu befürchten, daß die Freilassung Kiesewetters zu Zweifel Anlaß geben könne, ob überhaupt beabsichtigt sei, die 71 auf der Auslieferungsliste der Admiralität stehenden deutschen Seeoffizieren zur Verantwortung zu ziehen."

28. August 1919 Wiek auf Rügen
,,Die Marine-Seeflugstation existiert als solche dienstlich nicht mehr. Sie wird nur noch als außer Dienst befindliches Heeresobjekt verwaltet und mit der nötigen Wachmannschaft versehen. Was aus der großartigen angelegten Station mit ihren mächtigen Seeflugzeughallen, den vielen anderen Gebäuden und sonstigen Bauten werden wird, darüber verlautet noch nichts. Das Mobiliar der Station ist zum Teil bereits verkauft worden. Zu Anfang hieß es, es sollte tariert und dann nach vorheriger öffentlicher Bekanntmachung zu festen Preisen, auf Wunsch auch in kleineren Posten bezw. in einzelnen Stücken und zwar auch an nicht Reiche, aber bedürftige Leute verkauft werden, allein bisher ist daraus nichts geworden."

Siehe auch hier  Seeflugstationen Bug und Wiek auf Rügen (https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,25634.msg290105.html#msg290105)
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 26 Oktober 2022, 11:43:47
Zitat von: Parow am 26 Oktober 2022, 11:11:02
25. August 1919 London
,,Die englischen Blätter melden, daß die Freilassung des deutschen U-Bootkommandanten Kiesewetter, der wegen angeblicher Versenkung von Hospital-Schiffen im Tower gefangen gehalten wurde, im Widerspruch zu den Ansichten der Admiralität erfolgt sei. Wie die Mitteilung weiterhin besagt, ist zu befürchten, daß die Freilassung Kiesewetters zu Zweifel Anlaß geben könne, ob überhaupt beabsichtigt sei, die 71 auf der Auslieferungsliste der Admiralität stehenden deutschen Seeoffizieren zur Verantwortung zu ziehen."
siehe auch Kiesewetter (https://www.uboat.net/wwi/men/commanders/139.html)

Kiesewetter stand in der Marineoffiziere betreffenden "Kriegsverbrecherliste" der Alliierten hinter sieben Admiralen an erster (bzw. achter) Stelle, noch vor den zu Recht angeklagten und verurteilten U-Boot-Kommandanten Patzig und Werner.

Das deutsche Verfahren beim Reichsgericht in Leipzig gegen Wilhelm Kiesewetter wurde vom Reichsanwalt mangels Beweisen eingestellt.
Im vergleichbaren Fall von Karl Neumann, siehe Leipziger Prozesse (https://de.wikipedia.org/wiki/Leipziger_Prozesse), war es auch nicht zu einer Verurteilung gekommen.

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 26 Oktober 2022, 12:41:03
PK Leipzig-Reichsgericht
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 26 Oktober 2022, 15:17:35
28. August 1919 Flensburg
,,Französischer Kreuzer ,,Marseillaise" hat gestern vormittag seinen Ankerplatz vor Kollund in der Flensburger Förde verlassen und ist seewärts gedampft."

28. August 1919 Sonderburg
,,Der französische Panzerkreuzer ,,Marseillaise" traf gestern vormittag auf der hiesigen Reede ein. Nachdem das Schiff einige Stunden dort gekreuzt hatte, lief es unter Lotsenführung um 2 Uhr in den Hafen ein. Das Schiff machte, als es an der Brücke nicht anlegen konnte, vor der Marinestation fest. Es war ohne Anmeldung geschehen, weshalb sich der wachthabende Offizier der Station an Bord des Kreuzers begab und im Namen des Reichs nachdrücklich Protest gegen die widerrechtliche Benutzung von Reichsanlagen durch ein Ententeschiff einlegte."

2. September 1919 Wiek auf Rügen
,,Die regelmäßige Dampfertourfahrten zwischen hier und Stralsund haben wegen Kohlenmangels vorderhand aufgehört. Auf dem Wasserwege wird der Verkehr zwischen beiden genannten Häfen nur noch durch das Segelschiff ,,Ata Berta", Schiffer Gebr. Risch von hier, innegehalten. Die Einstellung des Dampferverkehrs wird vom reisenden Publikum recht unangenehm empfunden.
Der seinerzeit infolge Kollission havarierte Kutter ,,Ohm Krüger" ist wieder instand gesetzt worden. Die Jacht hat neuen Mast."

2. September 1919 London
,,,,Daily Mail" meldet, daß die von der englischen Admiralität bei Scapa Flow unternommenen Arbeiten, die Wiederflottmachung von 44 versenkter deutscher Schiffe ermöglicht haben. Der Wert der gehobenen Schiffe wird auf über eine Milliarde Franken geschätzt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 27 Oktober 2022, 09:33:56
3. September 1919 London
,,Die Admiralität teilt mit, daß der Zerstörer ,,Victoria" am 30. August in der Ostsee torpediert wurde und sank. Es wird vermutet, daß acht Mann der Besatzung ertrunken sind. Das Schiff sank in fünf Minuten."

5. September 1919
,,Wie der ,,Berl. Lok-Anz." vom Reichsmarineamt hört, sind sieben deutsche Luftschiffe im Zusammenhang mit der Versenkung unserer Schlachtschiffe in Scapa Flow vom Luftschiffpersonal zerstört worden. Einige andere Marineluftschiffe sind während des Krieges abgebaut worden, da sie für ihre Zwecke nicht mehr brauchbar waren."

8. September 1919 Helsingfors
,,Nach einer hier eingetroffenen Meldung haben die Engländer außer dem Zerstörer ,,Victoria", der, wie gemeldet am 30 August torpediert wurde, die Zerstörer ,,S 19" und ,,F 95" verloren."

8. September 1919 Amsterdam
,,Der Dampfer ,,Prätoria" ist aus Montreal mit 440 Deutschen an Bord nach Rotterdam abgefahren. Im ganzen werden 15000 Deutsche heimbefördert werden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 27 Oktober 2022, 14:23:33
moin,

Zitat von: Parow am 27 Oktober 2022, 09:33:56
3. September 1919 London
,,Die Admiralität teilt mit, daß der Zerstörer ,,Victoria" am 30. August in der Ostsee torpediert wurde und sank. Es wird vermutet, daß acht Mann der Besatzung ertrunken sind. Das Schiff sank in fünf Minuten."
mit mini-Tippfehler : HMS Vittoria (https://de.wikipedia.org/wiki/HMS_Vittoria_(1917))

Zitat von: Parow am 27 Oktober 2022, 09:33:56
5. September 1919
,,Wie der ,,Berl. Lok-Anz." vom Reichsmarineamt hört, sind sieben deutsche Luftschiffe im Zusammenhang mit der Versenkung unserer Schlachtschiffe in Scapa Flow vom Luftschiffpersonal zerstört worden."
L 14, L 41, L 42, L 52, L 56, L 63 und L 65, alle am 23.6.1919

Zitat von: Parow am 27 Oktober 2022, 09:33:56
5. September 1919
,,Einige andere Marineluftschiffe sind während des Krieges abgebaut worden, da sie für ihre Zwecke nicht mehr brauchbar waren."
L 11, L 13, L 16 und mehrere vom Heer übernommene Zeppeline

Zitat von: Parow am 27 Oktober 2022, 09:33:56
8. September 1919 Helsingfors
,,Nach einer hier eingetroffenen Meldung haben die Engländer außer dem Zerstörer ,,Victoria", der, wie gemeldet am 30 August torpediert wurde, die Zerstörer ,,S 19" und ,,F 95" verloren."
Es war nur einer, F 19 = Verulam  (https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Verulam_(1917))

Zitat von: Parow am 27 Oktober 2022, 09:33:56
8. September 1919 Amsterdam
,,Der Dampfer ,,Prätoria" ist aus Montreal mit 440 Deutschen an Bord nach Rotterdam abgefahren. Im ganzen werden 15000 Deutsche heimbefördert werden."
2. mini-Tippfehler bei Pretoria (http://schiffe-maxim.de/Pretoria.htm)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 27 Oktober 2022, 17:12:04
Danke Urs und Hartmut für die aktive Arbeit.

9. September 1919 Saßnitz
,,Wegen der stark gesteigerten Einfuhr aus Deutschland soll eine besondere Güterfähre Saßnitz-Trelleborg in Verkehr gesetzt werden."

9. September 1919 Bremerhaven
,,Der im Kaiserhafen in Bremerhaven liegende amerikanische Lebensmitteldampfer ,,Toman", der Gefrierfleisch gebracht hatte, geriet in Brand. Schon auf der Fahrt nach Rotterdam wurde Feuer an Bord bemerkt, das jedoch anscheinend bekämpft werden konnte. Als der Dampfer aber in Bremerhaven festgemacht hatte, stellte es sich heraus, daß sich das Feuer über das ganze Vorderschiff verbreitet hatte. Trotz angestrengter Löschversuche mit 23 Schlauchleitungen ist das Vorderteil des Schiffes, das unter Wasser gelegt werden mußte, vollständig ausgebrannt. Der Schaden beziffert sich auf Millionen."

9. September 1919 Hamburg
,,Der Handelsverkehr zwischen London und Hamburg wird in dieser Woche aufgenommen werden. Der Dampfer ,,Weimar" mit Lebensmitteln, Wolle, Jute und Oel fährt am Mittwoch aus London."

9. September 1919 Hamburg
,,Die unmittelbare Verbindung Hamburg-Levante ist jetzt wieder aufgenommen. Als erster Dampfer ist der dänische Dampfer ,,Arnold Märske" mit Stückgutladung nach Beiruth gegangen."
Levante (https://de.wikipedia.org/wiki/Levante)

9. September 1919 Hamburg
,,Die Hamburger Dreimastbark ,,Reiherstieg" der Mineralölwerke Albrecht & Co. ist in Ballast unter deutscher Flagge als erstes Segelschiff nach den vereinigten Staaten (Philadelphia) abgegangen. Das etwa 2000 Tonnen fassende Fahrzeug soll mit einer Ladung Mineralöl in Fässern nach hier zurückkehren."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 27 Oktober 2022, 17:56:42
moin,

Zitat von: Parow am 27 Oktober 2022, 17:12:04
der dänische Dampfer ,,Arnold Märske"
Arnold Maersk (https://www.ecosia.org/images?q=arnold%20maersk%201914#id=4E059E2B29E427AB5B3B1723755B7C6A2666A0D4) (Foto bei Überprüfung durch ein U-Boot ?)

Zitat von: Parow am 27 Oktober 2022, 17:12:04
9. September 1919 Hamburg
,,Die Hamburger Dreimastbark ,,Reiherstieg" der Mineralölwerke Albrecht & Co. ist in Ballast unter deutscher Flagge als erstes Segelschiff nach den vereinigten Staaten (Philadelphia) abgegangen. Das etwa 2000 Tonnen fassende Fahrzeug soll mit einer Ladung Mineralöl in Fässern nach hier zurückkehren."
Max Albrecht (https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Albrecht)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Kaschube_29 am 27 Oktober 2022, 18:43:17
Moin,

zu folgendem Beitrag...

Zitat von: Urs Heßling am 27 Oktober 2022, 14:23:33
moin,

Zitat von: Parow am 27 Oktober 2022, 09:33:56
3. September 1919 London
,,Die Admiralität teilt mit, daß der Zerstörer ,,Victoria" am 30. August in der Ostsee torpediert wurde und sank. Es wird vermutet, daß acht Mann der Besatzung ertrunken sind. Das Schiff sank in fünf Minuten."
mit mini-Tippfehler : HMS Vittoria (https://de.wikipedia.org/wiki/HMS_Vittoria_(1917))

...


...ist hinzuzufügen: es war das Unterseeboot "Pantera" ("Пантера" ["Bars"-Klasse]), das unter dem Kommando von Alexander Nikolajewitsch Bachtin (Александр Николаевич Бахтин; 04.06.1894 - 15.06.1931) stand; tatsächlich wurde die "Vittoria" am 31.August 1919 versenkt.

Nach diesem Zeitpunkt gab es weniger englische Kriegsschiffsaktivitäten vor Russland...

Bis dann,

Kaschube_29 (Axel)
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 27 Oktober 2022, 19:26:39
moin,

Zitat von: Kaschube_29 am 27 Oktober 2022, 18:43:17
Nach diesem Zeitpunkt gab es weniger englische Kriegsschiffsaktivitäten vor Russland ...
Warum auch, bei dem Mangel an einsatzbereiten Gegnern ...

und nach dem Verlust der 3 Orfey-Zerstörer (https://en.wikipedia.org/wiki/Orfey-class_destroyer) am Trafalgar-Tag 1919 gab es meines Wissens keine nennenswerten sowjetrussischen Marineaktionen mehr ...

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: SchlPr11 am 27 Oktober 2022, 20:45:40
Hallo,
nach intensiver Auswertung dieser zwei höchst interessanten Fotos dieser Periode in der Ostsee, kann ich heute etwas Butter bei die Fische tun. Mit Start dieser Nachrichten habe ich mir mal die britischen kreuzer vorgenommen, die schon eine Weile in meiner Sammlung schlummern. Ein Kreuzer in Kiel an der Boje und ein scout vor den Molen von Warnemünde. Nicht ganz sicher ob schon im Sommer 1919 oder im Sommer des Folgejahres. Die Dislozierungen gehen aus meinen Quellen nicht ganz hervor.
Intensiver Fotovergleich in diesen Quellen, im Netz allgemein und insbesonderer der gute Bestand des IWM brachten mich zu dieser Zordnung. Relativ einfach der Zerstörer VIOLENT längseits des Kreuzers in Kiel. Ein gutes Vergleichsfoto aber von der Beckbordseite mit mit gleicher Kennung datiert auf den Januar 1919.
Der Kreuzer dürfte nach meiner Meinung CARYSFORT sein. Einzelne Details auf Verleichsbildern sprechen dafür und auch das Fehlen von Ständen achtern des Schornsteins. So habe ich nur Schwesterschiff CLEOPATRA gesehen, während sonst auffällige Scheinwerfer geführt werden. CLEOPATRA in dieser Zeit ist im Maling leicht anders.
Als Rostocker interessierte mich ins besondere der Verband direkt vor den Molen von Warnemünde. Vielleicht ist es in Rostocker Tageszeitungen auch einfach etwas zum Namen zu finden. Nicht ganz so einfach hier in der Hansestadt an so etwas heranzukommen... Mal schauen nächstens!
Auch bei diesem Kreuzer war eine umfangreiche Fotoauswertung nötig, wieder mit Hilfe des Archivs vom IWM. Dabei kristallisierte sich heraus, daß nur CURACOA achtern der Kommandobrücke in Höhe des Peildecks einen Stand (Scheinwerfer) zu dieser Zeit führte. Somit habe ich diesen dem Foto zugeordnet. Links der Zerstörer eventuell S-Klasse.
Ich biete diese Zuornung an und würde mich über weitere Hinweise sehr freuen - REINHARD
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 27 Oktober 2022, 22:53:37
moin, Reinhard,

Zitat von: SchlPr11 am 27 Oktober 2022, 20:45:40
Der Kreuzer dürfte nach meiner Meinung CARYSFORD sein. Einzelne Details auf Verleichsbildern sprechen dafür und auch das Fehlen von Ständen achtern des Schornsteins. ..
Ja :TU:) abgesehen davon, daß sie CARYSFORT hieß :wink:
Besonders die Maststruktur mit Stützen und Entfernungsmesserplattform scheinen mir Deine Identifizierung klar zu bestätigen

Zitat von: SchlPr11 am 27 Oktober 2022, 20:45:40
nur CURACOA achtern der Kommandobrücke in Höhe des Peildecks einen Stand (Scheinwerfer) zu dieser Zeit führte. Somit habe ich diesen dem Foto zugeordnet.
noch ein Ja :TU:)

Zitat von: SchlPr11 am 27 Oktober 2022, 20:45:40
Links der Zerstörer eventuell S-Klasse.
Daran kaue ich immer noch herum  :|
Der große Abstand der Schornsteine und die Form des 2. Schornsteins geben mir zu denken.

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 28 Oktober 2022, 18:10:57
Prima Diskussion.

10. September 1919 Saßnitz
,,Auf dem Dampfer ,,Sidonia", der Reederei Kunstmann, Stettin, gehörig, der seit einigen Jahren bei Stubbenkammer gestrandet liegt, ist über Nacht Feuer ausgebrochen. Der Kapitän und ein Mann sind in den Flammen umgekommen. Der Dampfer brennt noch."

10. September 1919 Amsterdam
,,Aus dem neuen Register von Lloyds ist ersichtlich, daß 16 der großen deutschen Ozeandampfer vom amerikanischen Schiffahrtsamt, neun vom amerikanischen Marinedepartement, neun vom britischen Schiffahrtskontrolleur, sechs von Italien, zwei von Brasilien und einer von Chile verwaltet werden. Die vom amerikanischen Schiffahrtsamt übernommenen Dampfer haben neue Namen erhalten, was darauf schließen läßt, daß diese Schiffe vollkommen als amerikanische Schiffe angesehen werden. Darunter befinden sich ,,Vaterland", ,,Kaiser Wilhelm II:", ,,Kronprinzessin Cecilie" und die ,,Amerika". Zehn der jetzt Amerika gehörenden Dampfer waren frührer Eigentum des Norddeutschen Lloyd und sechs Eigentum der Hamburg-Amerika-Linie."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Strandurlauber am 28 Oktober 2022, 18:47:13
Zitat von: Urs Heßling am 27 Oktober 2022, 22:53:37
moin, Reinhard,

Zitat von: SchlPr11 am 27 Oktober 2022, 20:45:40
Der Kreuzer dürfte nach meiner Meinung CARYSFORD sein. Einzelne Details auf Verleichsbildern sprechen dafür und auch das Fehlen von Ständen achtern des Schornsteins. ..
Ja :TU:) abgesehen davon, daß sie CARYSFORT hieß :wink:
Besonders die Maststruktur mit Stützen und Entfernungsmesserplattform scheinen mir Deine Identifizierung klar zu bestätigen

Zitat von: SchlPr11 am 27 Oktober 2022, 20:45:40
nur CURACOA achtern der Kommandobrücke in Höhe des Peildecks einen Stand (Scheinwerfer) zu dieser Zeit führte. Somit habe ich diesen dem Foto zugeordnet.
noch ein Ja :TU:)

Zitat von: SchlPr11 am 27 Oktober 2022, 20:45:40
Links der Zerstörer eventuell S-Klasse.
Daran kaue ich immer noch herum  :|
Der große Abstand der Schornsteine und die Form des 2. Schornsteins geben mir zu denken.

Gruß, Urs

Moin,

zum 2. Bild könnte evtl. zeitlich wie folgt eingegrenzt werden:

"Im April 1919 wurde die Curacoa zur 1st Light Cruiser Squadron der neugebildeten Atlantic Fleet versetzt." [Whitley 1999, S. 70] Schon im Mai verlegte der Kreuzer in die Ostsee, um an der britischen Intervention im Russischen Bürgerkrieg zur Unterstützung der Weißen Armee teilzunehmen. Am 7. Mai wurde sie das Flaggschiff des Interventionsverbandes, als Konteradmiral Walter Cowan von der Caledon auf den gerade eingetroffenen Kreuzer umstieg. Schon zehn Tage später endete dieser Einsatz, als der Kreuzer auf einer Fahrt von Helsinki nach Libau 110 km östlich von Reval auf eine Mine lief." [Bennett 2002, S. 109][siehe auch Wiki]

Anmerkung: beim gesuchten Schiff am linken Bildrand, scheint mir das relativ lange Backdeck eher auf einen Kreuzer, als auf einen Zerstörer hinzuweisen, aber da kann ich mich täuschen ...

Gruß
Ulf

Nachtrag:
Offenbar kommen doch (4)  S-Klasse Zerstörer in Frage:
"Von März bis Mai 1919 befand sich eine Zerstörer-Division unter Commander A.B. Cunningham auf der Seafire mit Scotsman, Scout und Seabear in der Ostsee beim Geschwader des Konteradmirals Walter Cowan und unterstützte die Lettische Unabhängigkeitsbewegung gegen Angriffe deutscher Truppen und Einheiten der weißen Russen, teilweise zusammen mit dem Flottillenführer und schnellen Minenleger Abdiel."
"Die Zerstörer brachten im Schlepp auch Motortorpedoboote in die Ostsee und verlegten Minensperren im Finnischen Meerbusen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Rudergänger am 28 Oktober 2022, 20:55:59
Hallo,
hier die Sidonia auf einer Postkarte

Harald
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 28 Oktober 2022, 22:31:16
moin,

Zitat von: Strandurlauber am 28 Oktober 2022, 18:47:13
"Von März bis Mai 1919 befand sich eine Zerstörer-Division unter Commander A.B. Cunningham auf der Seafire mit Scotsman, Scout und Seabear in der Ostsee
Ja, bekannt, hier die Scout (https://www.ecosia.org/images?q=hms%20scout%201918#id=F1CCA851C0617B6049F3F8D8D9450186B6ED499A)

Ja, sie könnte es sein, aber mein "Schornstein-Argument" beschäftigt mich noch weiter ...

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 29 Oktober 2022, 10:51:02
10. September 1919 Amsterdam
"Nach Zeitungs-Meldungen soll die holländische Regierung sich weigern, territoriale Forderungen anzuerkennen, sie sei jedoch bereit, Belgien auf wirtschaftlichem Gebiet entgegenzukommen. Holland wolle Belgien erlauben, auf der Schelde zwischen Antwerpen und dem Meer zu baggern und Leuchtfeuer zu unterhalten. Ferner sei es bereit, dem Bau eines Schelde-Maas-Rhein-Kanals zuzustimmen, sowie freier Schiffahrt auf dem Kanal Gent-Terneuzen. Andererseits wolle Holland, wenn Belgien eine Kriegsmarine besitze, seinen Schiffen das Recht zugestehen, die Schelde hinauf bis Antwerpen zu fahren, das dadurch Flottenstützpunkt werde."

11. September 1919 London
,,Das Reutersche Bureau meldet, daß die Sinnfeiner in der der Bucht Cork auf Ruderbooten einen Ueberfall auf einen britischen Monitor machten, die Mannschaft überwältigten, Gewehre, Munition und wertvolle Instrumente entwendeten und hierauf entkamen."
Cork, Irland
Sinn Féin (https://de.wikipedia.org/wiki/Sinn_F%C3%A9in)

12. September 1919 Greifswald
,,Am heutigen Spätnachmittag ereignete sich auf dem Ryck ein Dampferunfall. Der Personendampfer ,,Grille", der den Verkehr zwischen Greifswald und Wieck-Eldena vermittelt, stieß auf der Rückfahrt in der Höhe der Räucherhäuser mit einem gerade wendenden großen Kahn leicht zusammen. Der Vordersteven des Kahns riß dem Dampfer das Oberdeck teilweise weg. Glücklicherweise konnten sich die an der beschädigten Stelle sitzenden Fahrgäste noch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Nur eine Dame wurde von einer Ohnmacht befallen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 30 Oktober 2022, 14:04:26
14. September 1919
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit, daß mit Genehmigung der englischen Regierung die in Malta befindlichen deutsche Gefangenen jetzt in die Heimat zurückgeführt werden. Der Dampfer ,,Guldjemal", der russische Kriegsgefangene nach dem Schwarzen Meer gebracht hat, und der Dampfer ,,Akdenis", der gleichfalls mit russischen Kriegsgefangenen unterwegs ist, werden auf der Rückreise Malta anlaufen, um alle dort befindlichen Deutschen aufzunehmen."

14. September 1919 Kopenhagen
,,In Nyborg ist der dänische Dampfer ,,St. Thomas" mit 129 deutschen Kriegsgefangenen schleswigscher Herkunft eingetroffen. Die Kriegsgefangen werden einige Tage in Nynborg Gäste der Bevölkerung sein."

17. September 1919 Warschau
,,Eine englische Marinekommission, die das polnische Marinewesen organisieren soll, ist hier eingetroffen."

23. September 1919 Rotterdam
,,Am Freitag ist der Dampfer ,,Abani" mit 156 deutschen Männern, 39 Frauen und 161 Kinder aus Australien angekommen. Am 25. Wird ein Transport deutscher Kriegsgefangener von ungefähr 3500 Personen aus Amerika erwartet."

23. September 1919
,,Eine französische Division in Stärke von 10000 Mann wird nach Armenien gesandt. Sie soll in Alexandrette landen, um den Bezirk von Adana an der Bagdadbahn zu besetzen."
Alexandrette (https://de.wikipedia.org/wiki/%C4%B0skenderun)
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 31 Oktober 2022, 11:58:14
24. September 1919 Berlin
,,Die amerikanische Regierung hat die sofortige Heimschaffung aller in den Vereinigten Staaten befindlichen deutschen Kriegsgefangenen befohlen. Die Beförderung findet am 25. September auf dem amerikanischen Truppentransportdampfer ,,Pocahontas" statt, der von Neuyork nach Rotterdam fährt. Mit dem gleichen Dampfer werden etwa 72 deutsche Internierte heimgeschafft, sowie Frauen und Familien einzelner Kriegsgefangenen und Internierten, ferner etwa 20 auf Ehrenwort aus der Internierung Entlassene und etwa 35 Deutsche, denen die Einwanderung versagt wurde."

25. September 1919 London
,,Englische Blätter melden aus Neuyork: Die Vereinigten Staaten haben Großbritannien die früheren deutschen Dampfer ,,Imperator", ,,Patrizio" und ,,Pretoria" übertragen. Wie verlautet, werden die früheren deutschen Dampfer ,,Graf Waldersee", ,,Mobile", ,,Cap Finisterre" und ,,Kaiserin Auguste Viktoria" demnächst ebenfalls Großbritannien übertragen werden."

26. September 1919 Fiume
,,Die Entente-Kriegsschiffe haben den Befehl erhalten, Fiume und die Adria zu verlassen."

26. September 1919 Rom
,,Die amerikanischen und die französischen Kriegsschiffe, die seit dem 11.November im Hafen von Venedig liegen, haben Befehl erhalten, die vor Fiume ankernden Schiffe abzuholen, um mit ihnen die Gewässer des Adriatischen Meeres zu verlassen."

28. September 1919 Berlin
,,Amtlich wird gemeldet, daß der Dampfer ,,Drotava" mit rund 600 Gefangenen als erster deutscher Dampfer aus England vom Humber in Wilhelmshaven eingetroffen ist. Der Dampfer war von der Admiralität ausgerüstet und in Fahrt gesetzt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 31 Oktober 2022, 12:29:22
moin,

Zitat von: Parow am 31 Oktober 2022, 11:58:14
25. September 1919 London
,,Englische Blätter melden aus Neuyork: Die Vereinigten Staaten haben Großbritannien die früheren deutschen Dampfer ,,Imperator", ,,Patrizio" und ,,Pretoria" übertragen. Wie verlautet, werden die früheren deutschen Dampfer ,,Graf Waldersee", ,,Mobile", ,,Cap Finisterre" und ,,Kaiserin Auguste Viktoria" demnächst ebenfalls Großbritannien übertragen werden."
mit einem Tippfehler und einem Namenswechsel : Patricia (https://de.wikipedia.org/wiki/Patricia_(Schiff,_1899)) und Cleveland (https://de.wikipedia.org/wiki/Cleveland_(Schiff,_1909))

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 01 November 2022, 18:05:23
2. Oktober 1919 Stockholm
,,Da die englische Regierung dem schwedischen Ministerium des Aeußern mitgeteilt hat, daß sie gegenwärtig keine Kohlen, für Schiffe zur Verfügung stellen Könne, hat das Ministerium die schwedischen Reeder zu einer Tagung nach Stockholm berufen und ihnen den Rat erteilt, keine Schiffe mehr nach England abgehen zu lassen. Außerdem ist England nicht in der Lage, die erst kürzlich Schweden versprochene Kohlenmenge zu liefern."

2. Oktober 1919 Rom
,,Es wird gemeldet, daß das amerikanische Kriegsschiff ,,Olympia" und eine Zerstörerflottille an der adriatischen Küste kreuzen, um jeden italienischen Landungsversuch, wie er sich jüngst in Trau ereignet habe, zu verhindern. Wie man ferner meldet, seien in Fiume drei französische Kriegsschiffe angekommen, um die letzten französischen Truppen an Bord zu nehmen."

3. Oktober 1919 Hamburg
,,Wie die Marine-Schiffs-Besichtigungskommission mitteilt, ist das englische Verbot des Auslaufens der deutschen Gefangenen-Transportdampfer heute zunächst für vier Dampfer aufgehoben worden., und zwar werden ,,Drotawa" nach Harwich, ,,Melilla" nach Jersey, ,,Villareal" nach Southampton und Jersey und der Dampfer ,,Bagdad" nach Newecastle gehen. In diesen Häfen warten bereits Kriegsgefangene, die vor Ausbruch des englischen Eisenbahnerstreik dorthin geschickt worden waren, auf den Abtransport. Wann weitere Dampfer auslaufen können, wird von dem Verlauf des englischen Eisenbahnerstreiks abhängen."

5. Oktober 1919 Hamburg
,,Von 77 Fischdampfern befinden sich gegenwärtig zwei auf Fahrt. Alle anderen liegen still."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 02 November 2022, 13:51:29
7. Oktober 1919 Berlin
,,Eine vom Reichspräsidenten und Reichswehrminister unterzeichnete Verfügung vom 29. September bestimmt:
a) Statt der bisherigen schwarz-weiß-roten Kokarde ist auf dem Besatzstreifen der Dienstmütze im Eichenlaubkranz eine Reichskokarde zu tragen, die den Reichsadler auf goldenem Grund darstellt.
b) An der Feldmütze ist nur eine Tuchkokarde, und zwar am Besatzstreifen, in den Landesfarben zu tragen."

7. Oktober 1919
,,Das Zentralkomitee vom Roten Kreuz, Abteilung Flüchtlingsführsorge, teilt mit: Es werden in Rotterdam erwartet für den 6. Oktober Dampfer ,,Pocohantas" von Neuyork, wie bereits gemeldet, und für den 8. Oktober Dampfer ,,Dviranga" aus Australien mit 848 Männern, 60 Frauen und 42 Kindern."

7. Oktober 1919 Brüssel
,,Das ,,Belgische Echo" meldet: Die Engländer haben die belgische Küste geräumt. Die großen Panzerbefestigungen der Deutschen in Zeebrügge werden von den belgischen Truppen gesprengt. Die Schiffsgeschütze der Deutschen, die bei Ostende stehen, werden nicht entfernt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 04 November 2022, 11:41:07
8. Oktober 1919 Swinemünde
,,In der Nacht zum 7. Oktober ist bei der Greifswalder Oie das Segelschiff ,,Amanda", mit einer Ladung Zink von Stettin nach Kopenhagen unterwegs, bei schwerem Sturm untergegangen. Die Mannschaft wurde gerettet."

8. Oktober 1919 Wilhelmshaven
,,Der Dampfer ,,Drotawa" ist mit 497 Gefangenen aus Harwich gestern hier eingetroffen. Der ,,Dampfer ,,Bagdad" trifft aus Newecastle kommend mit 692 Unteroffizieren und Mannschaften am 8. Oktober vormittags in Bremerhaven ein; der Dampfer ,,Melilla" trifft mit 860 Gefangenen von der Insel Jersey kommend am 8. Oktober, 7 Uhr vormittags, in Cuxhaven ein."

10. Oktober 1919 Madrid
,,Es wird gemeldet, daß die in Ferrol internierten Mannschaften von ,,U. 23" und ,,U. 28" freigelassen wurden."

10. Oktober 1919 Neuyork
,,Hier ist am 6. Oktober der Zerstörer ,,Ward" mit einer Sendung von 5 250 000 Dollars Gold angekommen. Die Sendung stellt die erste Rate der Zahlung dar, die Deutschland für gelieferte Nahrungsmittel leisten muß. Unter der Goldsendung befinden sich englische Sovereigne, französische Napoleondors aus dem Jahre 1870, die der französischen Kriegskontribution entstammen und sich seither im Juliusturm befanden, sowie belgische, russische und österreich-ungarische Goldmünzen. Deutsche Goldmünzen waren in der Sendung nicht enthalten."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 05 November 2022, 09:38:14
12. Oktober 1919,
,,Die Reichzentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit: Die Permanente Schiffahrts-Kommission der Alliierten hat genehmigt, daß der Dampfer ,,Lothar Bohlen" den Heimtransport der in Portugal und auf den Azoren befindlichen deutschen Kriegsgefangenen bewerkstelligt. Der Dampfer hat für ungefähr 600 Heimkehrer Raum."

14. Oktober 1919
,,Die Entente hat die Ostsee für deutsche Schiffe gesperrt.
Von der Permanenten Marine-Waffenstillstands-Kommission der Entente, die in England ihren Sitz hat, ist durch Funkentelegramm bei der deutschen Marine-Waffenstillstands-Kommission in Wilhelmshaven folgende Depesche eingegangen:
,,Infolge des Angriffs auf Riga wird die Freifahrterlaubnis für alle deutsche Schiffe in der Ostsee vorübergehend aufgehoben. Schiffe, die jetzt in der Ostsee in See sind, sind zurückzurufen, und keinem anderen die Erlaubnis zu geben, zu fahren solange dieses Verbot dauert. Deutsche Schiffe, die in der Ostsee in See angetroffen werden, sind der Beschlagnahme durch die Alliierten unterworfen. Minensucher sind zurückzurufen."
Von den Marine-Behörden ist sofort den Marine-Kommandostellen in der Nord- und Ostsee der Befehl gegeben worden, kein Schiff in die Ostsee ausfahren zu lassen, auch ist die Reeder-Vereinigung in Hamburg vor der Fahrt in die Ostsee gewarnt worden.
Wie noch gemeldet wird, hat die auf der Reede von Riga versammelte englische Flotte plötzlich die Anker gelichtet und ist mit unbekanntem Ziel in See gegangen."

14. Oktober 1919 Hamburg
,,Die Hamburg-Amerika-Linie hat den amerikanischen Dampfer ,,Kerolee" expediert. Der Dampfer ist mit einer Ladung Stückgüter direkt nach Neuyork abgegangen. Es ist dies das erste Schiff, daß von der genannten Linie nach Amerika expediert wird und das die Frachtenverbindung zwischen Hamburg und Neuyork wiederherstellt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 05 November 2022, 18:20:02
15. Oktober 1919 Kiel
,,Die Kieler Schiffahrt ist durch die neue Blockade schwer betroffen worden. Alle Verbindungen mit den Küstenplätzen, auch nach den Inseln Fehmarn und Alsen, sind in Frage gestellt. Ueber das Schicksal der in See befindlichen Schiffe ist zur Stunde noch nichts bekannt.
In der westlichen Ostsee sind feindliche Kriegsschiffe beobachtet worden."

17. Oktober 1919 Berlin
,,Die Deutsche Friedensdelegation in Versailles ist beauftragt worden, wegen der über die deutsche Schiffahrt in der Ostsee verhängten Sperre, insbesondere wegen ihrer Ausdehnung auf die Territorialgewässer, unter Hinweis auf die durch die Maßnahme herbeigeführten verhängnisvollen wirtschaftlichen Folgen dringende Vorstellungen bei der Entente zu erheben.
Die deutschen Dampfer ,,Westholm", ,,Barmen", ,,Anna", ,,Kaiser" und ,,Lucus" wurden auf der Ostsee angehalten und nach Reval eingebracht."

17. Oktober 1919 Lübeck.
,,Die Ententeblockade der Ostsee macht sich im Geschäftsleben sehr unangenehm bemerkbar. Im Hafen liegen etwa ein halbes Dutzend deutscher Schiffe, die nicht ausfahren können. Es ist den unterwegs nach Deutschland befindlichen Schiffen noch gelungen, unversehrt nach Lübeck zu kommen. Schwedische und finnische Schiffe verkehren unbehindert."

17. Oktober 1919 Königsberg i. Pr.
,,Die beiden Seeleichter ,,134" und ,,160", mit Kohlen nach Königsberg unterwegs, wurden anscheinend vor Pillau von englischen Schiffen angehalten und beschlagnahmt. Der Wert der Kohlenladung beträgt eine halbe Million. Die Kphlenversorgung Königsbergs wird dadurch empfindlich betroffen."

17. Oktober 1919 Hiddensee
,,Der Dampfer ,,Caprivi", bisher der Reederei Wothke in Stralsund gehörig, soll von einer Genossenschaft gekauft werden, die sich aus Bewohnern der Ortschaften Vitte und Kloster gebildet hat. In Vitte fand eine Versammlung statt, in der der Kauf des Dampfers für 60 000 M. beschlossen wurde und die Genossenschaft sich konstituierte. Es werden Anteile zu 200 M. ausgegeben, die mit 5 Proz. verzinst werden sollen.
Wie ins dazu noch gemeldet wird, ist der Dampfer ,,Gustav von Haaken", der gleichen Reederei gehörig, bereits verkauft; die Firma beabsichtigt, das ganze Reederei-Geschäft aufzugeben."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 05 November 2022, 18:45:21
Hallo Peter
17. Oktober 1919 Hiddensee
,,Der Dampfer ,,Caprivi", bisher der Reederei Wothke in Stralsund
hier 2 PK -der Dampfer wurde 1948 in Stralsund verschrottet
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 06 November 2022, 10:32:53
Danke Hartmut für die Ergänzung.

18. Oktober 1919 Stralsund
,,Die Kabel-Verlegungen für die direkte Fernsprechverbindung nach Schweden sind augenblicklich auf dem Bock bei Barhöft im Gange und waren durch die Ueberflutung des Bock und das schlechte Wetter der letzten Tage recht behindert, so daß sie nur langsam fortschritten, zumal täglich nur etwa 4 Stunden lang gearbeitet werden konnte. Von Schweden her ist, abgesehen von einer Küstenstrecke, das Unterseekabel bis in die Nähe des Bock fertig verlegt, ebenso ist das deutsche Festland-Stück hergestellt, so daß nur noch das Verbindungsstück, an dem jetzt gearbeitet wird, übrig blieb. Die Kabel-Arbeiten auf dem Bock wird von Fischern aus Hiddensoe verrichtet, da von Stralsunder Arbeitern ein Stundenlohn von 5 M. verlangt wurde und zwar auch für die Dampferfahrt von und nach dem Bock.
Man hofft, die Verlegung des Kabels in der nächsten Zeit beendigen zu können."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 06 November 2022, 10:34:30
19. Oktober 1919
,,Von den drei Schulschiffen, deren Besitzer der Deutsche Schulschiff-Verein ist, ist ,,Prinzeß Eitel Friedrich" im oldenburgischen Weserhafen Elsfleth abgetakelt worden. Es soll demnächst nach Bremen geschleppt und umgebaut werden. Das Schiff ,,Großherzogin Elisabeth" hat man für 2 Mill. Mark verkauft. Es bleibt also nur noch das Schiff ,,Großherzog Friedrich August" übrig, das aber im nächsten Frühjahr außer Dienst gestellt werden soll."

19. Oktober 1919
,,Zur Blockade der Territorialgewässer ging folgender Funkspruch des Küstenbezirksamtes Stettin bei der Saßnitzer Marine-Nachrichtenstation ein: ,,Aufhebung der Freifahrt für deutsche Schiffe schließt Küstengewässer ein. Mithin Fischen innerhalb der Hoheitsgrenzen an Meeresküste untersagt."

19. Oktober 1919 Danzig
,,Ein während der Bekanntmachung der Verhängung der Ostseeblockade unterwegs befindlicher Schleppzug ist in der Danziger Bucht von den Engländern aufgebracht und nach Reval geführt worden. Die Ostseeblockade wird in den Osteehäfen sehr unangenehm empfunden. Die meisten Häfen, Lübeck, Stettin, Danzig und Königsberg liegen zum großen Teil still."

19. Oktober 1919 Stockholm
,,Schweden hat infolge der Blockade der deutschen Häfen durch die Entente seine Eisenerzsendungen an Deutschland eingestellt."

19. Oktober 1919
Ein kleiner französischer Kreuzer hat in der Jasmunder Bucht geankert, ohne sich entsprechend den internationalen Gepflogenheiten und der bisherigen Uebung bei der deutschen Marinekommission anzumelden."

19. Oktober 1919 Helsingfors
,,Kronstadt hat sich nach einer sehr heftigen Beschießung durch die britsche Flotte ergeben."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 06 November 2022, 14:29:39
Hallo Peter =
Von den drei Schulschiffen, deren Besitzer der Deutsche Schulschiff-Verein ist, ist ,,Prinzeß Eitel Friedrich" im oldenburgischen Weserhafen Elsfleth abgetakelt worden. Es soll demnächst nach Bremen geschleppt und umgebaut werden. Das Schiff ,,Großherzogin Elisabeth" hat man für 2 Mill. Mark verkauft. Es bleibt also nur noch das Schiff ,,Großherzog Friedrich August"
und alle drei fahren heute noch
vorletztes Bild Staatsraad Lehmkuhl
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 07 November 2022, 11:17:41
Danke Hartmut  :-)

21. Oktober 1919
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit: Am 24 Oktober wird in Rotterdam der Dampfer ,,Rio Negro" mit 594 männlichen Zivil-Internierten aus Australien erwartet.
Vom 22. Oktober ab werden etwa 13 Tage lang tägliche Transporte in Stärke von 2 000 Mann aus den in England befindlichen Lagern über Dover-Calais eintreffen und nach Deutschland weitergeleitet werden."

24. Oktober 1919 Helsingfors
,,Das Geschwader der Alliierten setzen die Beschießung von Kronstadt fort."

24. Oktober 1919 Helsingfors
,,Eine englische Meldung sagt: Vier bolschewistische Zerstörer versuchten einen Angriff auf estnische Schiffe und britische Zerstörer. Zwei bolschewistische Zerstörer wurden zum Sinken gebracht. Sechs Ueberlebende wurden gerettet. Die Briten und Esten hatten keine Verluste.
,,Daily Mail" berichtet: Ein Geschwader britischer Marineflieger hat Petersburg überflogen und Bomben abgeworfen. Die Flieger wurden von den Außenteilen der Stadt sehr heftig beschossen.,,

24. Oktober 1919
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangenen teilt mit: Von den rund 75 000 Kriegsgefangenen, die sich noch am 13. Oktober in England befanden, sind bis zum 21. Oktober 7589 Gefangene mit deutschen Schiffen nach der Heimat herübergeholt worden, während die für den Transport in Dienst gestellten vier englischen Schiffe 2500 Mann nach Rotterdam führten, von wo sie nach Wesel weiter befördert wurden.
Der Dampfer ,,Lucie Woermann" trifft am 24. Oktober in Rotterdam mit einem Transport von 169 Männern, 97 Frauen und 177 Kinder aus Südwestafrika ein."

24. Oktober 1919 Brunsbüttel
,,In Brunsbüttel ist gestern der Dampfer ,,Martha Woermann" mit 587 Kriegsgefangenen aus England angekommen. Ferner traf heute früh in Bremerhaven der Dampfer ,,Rom" ein, der 469 Offiziere und 144 Mann aus England zurückbrachte. Morgen wird in Emden der Dampfer ,,Bagdad" mit 1233 Heimkehrern erwartet."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 07 November 2022, 17:07:39
Hallo Peter: 21. Oktober 1919
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit: Am 24 Oktober wird in Rotterdam der Dampfer ,,Rio Negro" mit 594 männlichen Zivil-Internierten aus Australien erwartet.

Rio Negro
Am 29. März 1919 wurde die Rio Negro gemäß den Kapitulationsbedingungen an Großbritannien ausgeliefert
1920 übernahmen die Ellerman Lines die Bereederung  und setzte die Rio Negro als Flüchtlingstransporter ein, der russische Flüchtlinge von den Schwarzmeerhäfen ins Mittelmeer brachte.
Im Januar 1921 kaufte Ellerman das Schiff und setzte es als City of Palermo ein.
Im Juli 1933 wurde die ehemalige Rio Negro nach Italien zum Abbruch verkauft
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 08 November 2022, 17:51:21
25. Oktober 1919 Stettin
,,Seit der Blockade liegen im Stettiner Hafen 58 große Seeschiffe, Dampfer und Segler mit rund 1000 Mann Besatzung still. Durch das Stillegen des Verkehrs haben etwa 1200 Hafenarbeiter ihren Erwerb verloren. Außerdem werden viele Gewerbetreibende betroffen. Es kommen wöchentlich im Durchschnitt nur zwei neutrale Dampfer mit Heringen aus Norwegen an; sonst liegt der Verkehr vollkommen still.
Das Elektrizitätswerk  in Königsberg gibt bekannt, daß infolge Kohlenmangels der Betrieb stillgelegt werden muß.

25. Oktober 1919
Die alliierte Marine- Waffenstillstandskommission teilte mit:
,,Küstengewässer werden jetzt außerhalb der Beschränkungen stehend betrachtet werden, wie sie im Funkspruch vom 10. Oktober niedergelegt sind."

26. Oktober 1919 Königsberg
,,Am 20. D. Mts., vormittags, kam ein englisches Torpedoboot in Sicht, legte sich beim Pillauer Tief quer vor den Eingang zum Haff und sperrte dieses. Auf die Bitte des Pillauer Lotsenkommandeurs, der an das Boot heranfuhr, gestatteten die Engländer den Fischern die Ausfahrt in die See. Nachmittag gegen 4 Uhr fuhr das Boot mit nördlichem Kurs wieder davon."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 09 November 2022, 19:00:18
27. Oktober 1919 Rügenwalde
,,Der eben erst begonnene Seeschiffsverkehr ruht ganz. Sogar die Fischerei mußte auf Anordnung der Alliierten eingestellt werden. Einige Münder Fischer, die trotz der Sperrung der Küstengewässer zum Fischfang ausgefahren waren, um unsere Bevölkerung mit Nahrung zu versehen, wurden durch ein englisches Kriegsschiff angehalten. Ihnen wurde bei fernerer Uebertretung die Internierung in Libau angedroht."

27. Oktober 1919 Berlin
,,Zu der Kieler Meldung über die Milderung der Blockade der Ostseeküste wird von zuständiger Seite mitgeteilt:
Auf das deutsche Gesuchen an die alliierte Marine-Waffenstillstandskommission um Bestätigung, daß die deutsche Schiffahrt in den deutschen Küstengewässern nicht behindert werden wird, antwortete diese, die Aufhebung der Freifahrt für deutsche Schiffe schließe die deutschen Küstengewässer ein."

28. Oktober 1919
,,Ein in Hamburg zur Veröffentlichung gelangender Brief des Chefingenieurs Albert Alberts, der im Jahre 1916 beide Amerika-Fahrten des Handels-U-Bootes ,,Deutschland" mit Kapitän König mitgemacht hat, besagt: Nachdem das Boot in ein Kriegsfahrzeug umgebaut wirden war, unternahm es noch drei Fernfahrten von je vier Monaten bis nach der Westküste Amerikas, den Azoren und den Kap Verdischen Inseln als ,,U. 155". Laut Waffenstillstands-Abkommens mußte dieses Boot nach Harwich fahren, wo es am 24. November 1918 zur Abgabe nach England gelangte."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 10 November 2022, 11:08:01
30. Oktober 1919 Kopenhagen
,,Außer den Seglern ,,Elita" und ,,Jade" sind weitere drei Segelschiffe von französischen Kriegsschiffen aufgebracht und in die Kjögebucht geschleppt worden. Es handelt sich um die Segler ,,Alma Elisabeth" und ,,Kapella", der Name des dritten Schiffes ist noch nicht bekannt."

30. Oktober 1919 Königsberg i. Pr.
,,Die angebliche Erleichterung der Ostseeblockade durch Freigabe der Hoheitsgewässer für die Küstenschiffahrt wird hier als völlig unzureichend betrachtet. Die Schwierigkeiten des Fahrwassers, insbesondere die große Anzahl von Wracks längs der Ostseeküste, machen eine Fahrt innerhalb der Hoheitsgewässer unmöglich. Hiesige Schiffahrtskreise verlangen dringend die sofortige Aufhebung der Blockade oder wenigstens eine Erweiterung der Freizone auf 6-10 Seemeilen."

30. Oktober 1919
,,Die reichszentrale für Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit, daßder Dampfer ,,Rio Negro" am 26. Oktober mit 594 Zivilinternierten aus Australien in Rotterdam angelangt ist."

30. Oktober 1919 Saßnitz
,,Der Dampfer ,,Svionia" (Reederei W. Kunstmann), der im Oktober 1915 von einem englischen Torpedojäger torpediert und bei Stubbenkammer zur Strandung gebracht wurde, ist freigekommen und in tiefem Wasser gesunken. Die Bergungsarbeiten werden sofort beginnen. Der Dampfer wird nach der Hebung nach Stettin geschafft werden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 11 November 2022, 17:31:38
31. Oktober 1919 Breslau
,,Ein aus dem englischen Gefangenenlager Donningtonhall zurückgekehrter Offizier berichtet der ,,Schlesischen Volkszeitung":
Im Kriegsgefangenlager Donningtonhall werden gemäß einer Verfügung der englischen Regierung der Führer der deutschen Seestreitkräfte von Scapa-Flow, Admiral Reuter, ein Kapitänleutnant, ein Oberleutnant zur See, drei Londonflieger, ein U-Bootkommandant und sechs der Scapa-Flow-Mannschaften als Ordonnanzen zurückgehalten werden. Die Offiziere sollen vor ein Gericht gestellt werden. Auch die übrigen etwa 120 Scapa-Flow-Offiziere werden nicht in die Heimat entlassen, sondern bis nach Erledigung des Gerichtsverfahrens in Donningtonhall zusammengezogen werden."

31. Oktober 1919 Stettin
,,Nach Aufhebung der Schiffahrtssperre innerhalb der deutschen Hoheitsgewässer sind bereits vorgestern von hier vierzehn Dampfer abgegangen, davon zwei nach Danzig, und je einer nach Königsberg und Lübeck. Es werden weitere Dampfer folgen. Auch aus Danzig wird schon gemeldet, daß der Verkehr innerhalb der Küstengewässer wieder aufgenommen worden ist. Der Verkehr mit den neutralen Ostseestaaten bleibt hier noch unterbunden."

1. November 1919
,,Von den in Dänemark angekauften Kartoffeln ist gestern der Dampfer ,,Juno" mit etwa 20 000 Ztr. in Hamburg eingetroffen."

3. November 1919 Rostock
,,Der Betrieb der deutschen Fähren Warnemünde-Gjedser ist wieder gestattet worden. Der deutsche Dampfer ,,Alster" hat die Erlaubnis zur Fahrt von Amsterdam nach Kopenhagen erhalten. Die englische Marinekommission hat der dänischen Regierung mitgeteilt, daß Freigeleitscheine für deutsche Schiffe durch Vermittlung der deutschen Marinekommission bei ihr beantragt werden können."

4. November 1919
,,Aus Rio de Janeiro wird gemeldet: 1340 internierte deutsche Offiziere und Matrosen sind in Freiheit gesetzt worden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 11 November 2022, 18:19:09
moin,

Zitat von: Parow am 10 November 2022, 11:08:01
30. Oktober 1919 Saßnitz
,,Der Dampfer ,,Svionia" (Reederei W. Kunstmann), der im Oktober 1915 von einem englischen Torpedojäger torpediert und bei Stubbenkammer zur Strandung gebracht wurde,
Der "Übeltäter" war das britische Unterseeboot E 19 (https://de.wikipedia.org/wiki/HMS_E19)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 12 November 2022, 11:48:55
5. November 1919 Berlin (Drahtmeldung)
,,Der deutschen Friedensdelegation in Paris wurde eine Note des Obersten Rates überreicht, in der für die Versenkungen in Scapa Flow eine Reihe von Strafbestimmungen festgesetzt wird. Es wird die Auslieferung von fünf leichten Kreuzern und von 400 000 Tonnen schwimmender Docks, Krähne, Schlepper und Bagger verlangt. Auch sollen die Besatzungen der versenkten Schiffe zurückgehalten werden. Für den Fall der Nichteinhaltung dieser Bestimmungen sind Zwangsmaßregeln angedroht."

6. November 1919 Paris
,,Der Oberste Rat setzte die Niederlande davon in Kenntnis, daß er an seinem Beschluß, die nach dem Ausbruch des Krieges gekauften deutschen Schiffe nicht als holländisches Eigentum anzuerkennen, festhalte."

8. November 1919
,,Die brasilianische Regierung hat den deutschen Handelsschiffen freien Verkehr in brasilianischen Häfen zugestanden und ihre Behörden entsprechend angewiesen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 12 November 2022, 13:53:11
moin,

Zitat von: Parow am 12 November 2022, 11:48:55
... die Auslieferung von fünf leichten Kreuzern ...
das waren dann, sehr bitter für die Reichsmarine, die modernen Pillau, Graudenz, Regensburg, Straßburg, Königsberg (II)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 13 November 2022, 11:00:15
Danke Urs.

9. November 1919 Hamburg
,,Die in argentinischen Häfen liegenden deutschen Dampfer, deren Maschinen beschädigt sind, sollen von La Plata nach Hamburg und Bremen durch Schlepper zurückgebracht werden, die, - es handelt sich um deutsche, holländische und englische Schlepper -, teilweise bereits in La Plata eingetroffen sind. In Frage kommen vierzehn Dampfer, und zwar von der Hamburg-Südamerika-Linie 3 Dampfer, Hapag 4, Deutsch-Ostafrika-Linie 1, Kosmos 2, Lloyd 1, Hansa 1, Roland-Bremen 2, mit einem Gesamtbruttoregisterraum von 80 000 Tonnen. Die Dampfer sollen hauptsächlich mit wichtigen Rohstoffen und Lebensmitteln beladen werden."

9. November 1919 Hamburg
,,Ebenso wie der Verein ,,Hamburger Reeder in seinem Telegramm an die Reichsregierung, hat die Handelskammer Hamburgs in einem Schreiben an das Auswärtige Amt gegen die jüngste Forderung der Entente nach Auslieferung von Schwimmdocks, Kräne, Schleppern und Baggern schärfsten Wiederspruch erhoben, da dies die Einstellung des Betriebes der Werften bedeuten und den Wiederaufbau der Seeschiffahrt auf Jahre hinaus lahmlegen würde."

9. November 1919 Brüssel
,,Der Soir" meldet, daß ein belgischer Schiffer, der gegenüber Vlissingen vor Anker ging und die belgische Flagge hißte, von einer holländischen Menge umringt wurde, die die belgische Flagge herabriß und verbrannte. Die holländische Polizei weigerte sich, einzuschreiten. Der Zwischenfall wird eine Beschwerde der Regierung zur Folge haben."

9. November 1919 Neuyork
,, ,,Neuyork Times" erfahren, der Kapitän der ,,Lusitania" habe zugegeben, daß er entgegen den vom Admiralstab erhaltenen Befehlen im Zickzackkurs und mit Volldampf in der U-Boot-Zone gefahren sei."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 14 November 2022, 10:44:10
10. November 1919 Kiel
,,Gestern früh ist ein Kutter, mit Soldaten und Mädchen besetzt, die von einem Tanzvergnügen kamen, übermäßig besetzt, gekentert. 15 Personen, darunter 7 Mädchen, sind ertrunken."

10. November 1919 Stettin
,,Erleichterung der Ostseesperre wird zusammengefaßt folgendes bemerkt:
1. Jedes Fahrzeug hat freie Fahrt innerhalb der Dreimeilengrenze.
2. Für Fahrten zwischen deutschen Häfen an der deutschen Küste außerhalb der Dreimeilengrenze muß für jeden einzelnen Fall ein besonderer Freifahrtschein beantragt werden.
3. Ausgenommen sind hiervon Leichter, welche außerhalb der Dreimeilengrenze keine besonderen Ausweise für jede Fahrt, sondern nur einen generellen Ausweis haben müssen.
4. Nach eingegangener Nachricht müssen jedoch Schlepper ebenso wie alle übrige Schiffe (mit Ausnahme der Leichter) für jede Fahrt außerhalb der Dreimeilengrenze einen besonderen Fahrtausweis mit sich führen.
5. Der Fährverkehr zwischen Deutschland einerseits Schweden und Dänemark anderseits ist erlaubt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 14 November 2022, 18:42:13
moin,

Zitat von: Parow am 13 November 2022, 11:00:15
9. November 1919 Neuyork
,, ,,Neuyork Times" erfahren, der Kapitän der ,,Lusitania" habe zugegeben, daß er entgegen den vom Admiralstab erhaltenen Befehlen im Zickzackkurs und mit Volldampf in der U-Boot-Zone gefahren sei."
fehlt da ein "nicht" hinter "Befehlen" ?
Sonst macht der Satz - in Kenntnis der Ereignisse - meiner Meinung nach keinen Sinn

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 15 November 2022, 18:43:35
Urs, ich habe die Meldung auch mehrmals gelesen, weil der Satz so eigenartig ist. Aber so ist der Original Text.

11. November 1919
,,Die interalliierte Marine-Waffenstillstands-Kommission hat Freifahrt für Leichter an der deutschen Küste, jedoch nur für den wechselseitigen Verkehr zwischen deutschen Hafen zugestanden. Diese zwar nur geringe Milderung der über den deutschen Schiffsverkehr in der Ostsee verhängten Sperre ist von Wichtigkeit für die Kohlenversorgung ostpreußischer Häfen."

11. November 1919 Berlin
,,Das Marine-Verordnungsblatt bringt einen Erlaß über die Flagge des Reichspräsidenten (Reichsfarben mit Adlerschild in der Mitte), die Flagge des Reichswehrministers (Reichsfarben mit Eisernem Kreuz in der Mitte) und die Reichskriegsflagge, in deren bisheriges Muster der neue Reichsadler in der Mitte und die Reichsfarben mit Eisernen Kreuz in der inneren oberen Ecke aufgenommen sind. Der Zeitpunkt der Einführung der neuen Reichskriegsflagge bleibt vorbehalten."

13. November 1919 Amsterdam
,,Der holländische Dampfer ,,Zaan" ist auf einer Reise nach Reval in der Nordsee auf eine Mine gelaufen und gesunken; 22 Personen sind umgekommen."

13. November 1919 Stralsund
,,Zu der Bekanntmachung vom 8. November über die Ostseesperre wird amtlich ergänzend gemeldet:
1. Die Ostseesperre besteht noch fort, sodaß sich also deutsche Schiffe, die den Bestimmungen zuwiderhandeln, der Fortnahme durch alliierte Seestreitkräfte aussetzen.
2. Nur diejenigen Leichter, die bereits vor dem 10. Oktober im Besitz von generellen Fahrtausweisen waren, dürfen ohne ausdrückliche Fahrterlaubnis der alliierten Marine-Waffenstillstandskommission für jede einzelne Reise außerhalb der Dreimeilengrenze zwischen deutschen Häfen verkehren."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 16 November 2022, 00:04:45
moin,

Zitat von: Parow am 13 November 2022, 11:00:15
... der Kapitän der ,,Lusitania" habe zugegeben, daß er entgegen den vom Admiralstab erhaltenen Befehlen im Zickzackkurs und mit Volldampf in der U-Boot-Zone gefahren sei."
de facto tat er es nicht.

Zu den Befehlen der Admiralität und dem Versuch einer Schuldzuweisung siehe Turners Schuld ? (https://www.rmslusitania.info/controversies/captain-turner/)

Die Lusitania lief 18 Knoten (immerhin doppelt so schnell wie die Mehrzahl der angegriffenen Handelsschiffe), um - wegen der Tide - nicht zu früh an der Einfahrt nach Liverpool zu sein

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 16 November 2022, 12:32:45
14. November 1919 Hamburg
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit: Der Dampfer ,,Lothar Bohlen", der nach den Azoren gefaren war, um alle dort internierten Deutschen abzuholen, ist heute mit einem Transport von 506 Männer, 28 Frauen und 24 Kindern in Hamburg eingetroffen. Unter dem Transport befinden sich auch Deutsche, die in Lissabon an Bord genommen worden sind."

14. November 1919 Swinemünde
,,Ein schweres Bootsunglück hat sich auf dem Achterwasser bei dem Fischerdorfe Loddin in der Nähe von Keserow ereignet. In dem schweren Sturmwetter kenterte ein Fischerboot, das von den beiden Fischern Johann Biedenweg und Karl Schütt aus Loddin besetzt war. Da Hilfe nicht in der Nähe war, haben die beiden den Tod in den Wellen gefunden."

14. November 1919 Amsterdam
,,Der amerikanische Dampfer ,,Bruce" ist bei Terschelling auf eine Mine gelaufen; 38 Schiffbrüchige wurden gelandet."

14. November 1919 London
,,Einige deutsche Seeoffiziere, die an der Versenkung der deutschen Flotte in Scapa Flow beteiligt waren, versuchten, durch einen unterirdischen Gang, den sie gegraben hatten, aus dem Lager in Leeds zu fliehen. Sie hatten die Richtung des Ganges aber falsch berechnet, so daß ihr Plan entdeckt wurde."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 17 November 2022, 12:03:44
Hallo Peter : Der Dampfer ,,Lothar Bohlen",
könnte es die ex San Nikolas gewesen sein ! (Modell in HH)
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 17 November 2022, 14:56:56
Hallo Hartmut, die Frage kann ich Dir leider nicht beantworten.

16. November 1919 Kiel
,,Gestern abend kam es zu schweren Ausschreitungen. Trupps von Matrosen drangen mit Revolvern und Knüppeln bewaffnet in mehrere Tanzlokale ein, um Rache an den Zivilisten zu nehmen, die ihnen angeblich den Aufenthalt in den Lokalen verwehrt haben sollten. Die Polizei nahm einige der Eindringlinge fest, doch kam es bald zu erneuten Tumulten, sodaß die Sicherheitswehr einschreiten mußte. Zahlreiche Ruhestörer wurden festgenommen. In den Straßen der Stadt wurden bei den Krawallen auch Schüsse abgegeben, wobei es auch Verwundete gegeben hat."

16. November 1919 London
,,Den englischen Blättern vom 13. zufolge betrugen die englischen Verluste in der Skagerrak-Seeschlacht 6014 Tote und 674 Verwundete."

18. November 1919
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit: Der erste Heimkehrertransport aus Aegypten ist gestern abend mit dem Dampfer ,,Guldjemak" in Brunsbüttelkoog angelangt. An Bord befanden sich 228 Offiziere, und zwar 85 von der Armee, 8 von der Marine, 113 von der ostafrikanischen Schutztruppe, 22 Sanitätsoffiziere. Unter den Mannschaften, die ,,Guldjemak" mitbrachte, sind 157 von der Armee, 215 von der Marine, 996 von der ostafrikanischen Schutztruppe und 55 Mann Sanitätspersonal. Außerdem sind mit der ,,Guldjemak" 192 Zivilinternierte zurückgekehrt. Der Dampfer ,,Christian Nebe" ist mit dem zweiten Heimkehrertransport aus Aegypten am 18. November in der Elbe zu erwarten."

18. November 1919 Wiek a. R.
,,Das Dampfschiff ,,Vorwärts", letzter Besitzer Kaufmann Skowronek, wurde mit vollständigem Inventar einschl. des kleinen Güterschuppens auf dem hiesigen Bollwerk, an eine hier neugegründete Gesellschaft für 35 000 M. verkauft. Sk. Kaufte den Dampfer vor zirka drei Wochen vom Schiffer Hansen aus Lieschow auf Rügen für 30 000. Das Schiff soll die Fahrten Wiek-Stralsund innehalten."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Rudergänger am 17 November 2022, 16:15:54
Hallo,

Die Lothar Bohlen ex San Nicolas kann es nicht gewesen sein. Dieses Schiff ist am 22.07.1896 auf der Reise Hamburg-Accra bei Cape Palmas/ Küste Liberias auf einen Unterwasserfelsen gestoßen, schwer leck auf Strand gesetzt und Wrack geworden.

Die für den 14.11.1919 an Hamburg genannte Lothar Bohlen muss  die 1898 bei Blohm & Voss gebaute Lothar Bohlen  für die Woermann Linie Hamburg sein.
Dieses Schiff ist am 25.03.1919 an England abgeliefert worden (The Shipping Controller).
Quelle ist Abert

Schönen Abend

Harald
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 17 November 2022, 16:42:43
Danke für die Berichtigung  top
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 20 November 2022, 17:24:00
22. November 1919 Wien
,,Die Ernährungslage hat sich ein wenig gebessert. Aus Deutschland sind 5000 Tonnen, aus Jugoslawien 170 Waggons Getreide eingetroffen. Zugleich wird gemeldet, daß in Triest das Getreideschiff ,,Leonhardt" mit argentinischem Getreide an Bord glücklich angekommen ist."

22. November 1919 Barhöft
,,Der Segler ,,Edith", Kapitän Aug. Scheel aus Born, war mit einer Ladung Bohnen von Kopenhagen nach Stettin bestimmt, geriet bei Barhöft in Treibeis, das das Schiff stark auf Grund setzte. In dieser gefährlichen Lage liegend, kam ein Dampfer, am anderen Tage ein zweiter, die das Schiff nach Uebernahme von je 1000 Zentner Ladung flott machten und nach Stralsund brachten. Das Schiff hat im Eise gelitten und ist etwas leck geworden."

25. November 1919 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Der Dampfer ,,Akdeniz" ist am 21. November mittags nach Brunsbüttelkoog mit dem dritten Heimkehrertransport aus Aegypten eingetroffen. Er brachte 1871 Militärpersonen und 118 Zivilinternierte mit.  Oberstleutnant v. Schierstädt, der sich unter den Heimkehrenden befand, ist an Bord gestorben. Der Dampfer ,,Pylos", der den Rest der Gefangenen in Aegypten nach der Heimat befördert, ist dem Vernehmen nach am 17. November von Alexandria abgefahren."

25. November 1919 Wiek a. Rg.
,,Durch Offenhaltung einer Eisrinne ist die Verbindung zwischen hier und Bug mittels Motorbootes wiederhergestellt. Die dortige Marine-Flugstation zählt als Besatzung noch 150 Mann, während die hiesige Station nur noch die nötige Wachmannschaft usw. – wohl kaum 20 Mann – hat."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: SchlPr11 am 20 November 2022, 17:31:09
Hallo,
immer interessant mitzulesen und besten Dank!
Zwei Anmerkungen:
- 14.11.1919 Loddin bei KOserow auf Usedom am Achterwasser
- 18.11.1919 Frachtdampfer CHRISTIAN NeBE brachte Heimkehrer nach Deutschland
REINHARD
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 20 November 2022, 17:51:07
moin,

Zitat von: SchlPr11 am 20 November 2022, 17:31:09
- 18.11.1919 Frachtdampfer CHRISTIAN NEBE bracht Heimkehrer nch Deutschland
dazu Bilder eines Heimkehrers (meines Opas)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 20 November 2022, 17:57:55
Danke Reinhard
Den Ortsnamen am 14.11.1919 ist tatsächlich so in der Zeitung geschrieben worden, aber Du hast Recht, gemeint ist Loddin bei Koserow;
Am 18.11.1919 habe ich den Namen des Schiffes falsch geschrieben, es ist die ,,Christian Nebe". Habe dies geändert.

Danke Urs für Deine prima Ergänzung
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 21 November 2022, 10:16:28
26. November 1919 Saßnitz
,,Der vor kurzem erst durch eine hiesige Reederei von einer Stralsunder Firma angekaufte Fischdampfer ,,Stephan" wird seit Donnerstag früh, wo er zum Fang wegfuhr, vermißt. Der Dampfer benutzt die Gegend um Arkona herum zur Fischerei, fährt morgens von hier ab und kehrt abends zurück. Bis jetzt ist keine Nachricht über seinen Verbleib nach hier gelangt. Wenn den Dampfer auf See nicht ein Unglück betroffen hat, ist damit zu rechnen, daß ihn die Engländer außerhalb der Freizone gekapert haben."

26. November 1919 Saßnitz
,,Umfangreiche Diebstähle konnten in den letzten Tagen durch den Landschutz in Saßnitz aufgedeckt werden. Die Haupttäter, aktive und entlassene Angehörige der Minensuchverbände, konnten festgenommen werden. ... Die bisherige Ermittlungen haben zur Aufdeckung von Diebstählen geführt, bei denen es sich um einen Gesamtwert von über 100 000 M. handelt. Ein Teil der gestohlenen Sachen, meist Eigentum der Marine, vor allem Stahltrossen und Tauwerk, konnte bereits beschlagnehmt werden. Nach der ersten Festnahmen wollten eine große Anzahl Matrosen den Versuch machen, ihren Kameraden mit Gewalt zu befreien. Rechtzeitige Gegenmaßnahmen vereitelten den Befreiungsversuch."

27. November 1919
,,Der deutsche Segler ,,Capella", der anläßlich der Ostseesperre auf der Fahrt von Helsingör nach Odense von einem französischen Torpedojäger festgehalten wurde, war bei heftigem Sturm von seinem Liegeplatz abgetrieben und in den Hafen von Kjöge eingelaufen. Französische Marinemannschaften haben das Wiederauslaufen des Seglers mit Gewalt erzwungen und das Schiff unter französische Flagge nach Kopenhagen verbracht. Die deutsche Gesandtschaft hat bei der dänischen Regierung Protest erhoben. Gleiches ist durch Vermittlung der deutschen Marine-Behörden bei der interalliierten Marine-Kommission geschehen."

27. November 1919 Kiel
,,Die Ostseestation teilt mit: Die generelle Handelsfreiheit zwischen deutschen Häfen und der deutschen Ostseeküste ist von der alliierten Waffenstillstandskommission für Segelschiffe und Motorsegelschiffe bis zu 100 Brutto-Register-Tonnen genehmigt worden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 21 November 2022, 10:44:03
Hallo Urs 2 von deinen Bildern Dampfer Christian Nebe mit kyrillischer Schrift
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 22 November 2022, 11:39:07
1. Dezember 1919 Paris
,,La Presse de Paris vom 29. teilt zu der Nachricht aus London, wonach sechzehnhundert deutsche Kriegsgefangene von Scapa Flow, die in einem militärischen Lager untergebracht seien, in den letzten Tagen revoltiert hätten, mit: Die strengsten disziplinarischen Maßnahmen seien sofort ergriffen worden. Drei Tage vollständiger Diät hätten sie zur Vernunft gebracht, ausgehungert und vor Durst sterbend, hätten sie ihre Arbeit wieder aufgenommen, und ,,alles sei nunmehr wieder in Ordnung!""

1. Dezember 1919 Berlin
,,Nach einer Mitteilung der hiesigen Schweizerischen Gesandtschaft wird der italienische Dampfer ,,Semiramis" am 1. oder 2. Dezember von Malta abgehen zur Heimschaffung von etwa 1200 dort internierten Deutschen. Die Landung wird in Venedig voraussichtlich am 10. Dezember erfolgen. Von dort werden die Heimkehrenden nach Innsbruck befördert und in deutsche Züge übergeführt werden."

1. Dezember 1919 Sidney
,,Die australische Regierung hat einer Mitteilung der britischen Gesandtschaft im Haag zufolge beschlossen, den Waren, die aus Deutschland und Oesterreich stammen, alle Erleichterungen in australischen Häfen zu verweigern."

1. Dezember 1919 Kolberg
,,Ein tragisches Ende fand der Fischer Fröhlich, der mit seinem Kutter von der Reparaturwerkstatt Borowski zum Hafen führ. Unter der Eisenbahnbrücke verfing sich der Kutter mit seinem Mast, und Fröhlich kletterte in die Höhe, um die Havarie zu beseitigen. In diesem Augenblick trieb der führerlose Kutter ab, und Fröhlich blieb unter der Brücke hängen. Nach dem Erlahmen der Arme stürzte der des Schwimmens unkundige Fischer ab und ertrank. Ein Mann, der auf die Hilferufe herbeigeeilt und nachgesprungen war, ließ den ihn umklammernden F. wieder los, um nicht mit in die Tiefe gezogen zu werden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 23 November 2022, 09:49:17
4. Dezember 1919 Kiel
,,Der durch den Nordostseekanal mit einer Koksladung gekommene Dampfer ,,Elbing" ist auf der Fahrt nach einem östlichen deutschen Hafen in der Hohwachter Bucht, nachdem das Schiff vorher auf Grund geraten und leck geworden war, gesunken. Die Besatzung ist gerettet."

4. Dezember 1919 Hamburg
,,Der amerikanische Dampfer ,,Kerwood" ist auf der Höhe von Terschelling auf eine Mine gelaufen und gesunken. Die Mannschaft ist gerettet."

5. Dezember 1919 Cuxhaven
,,Der Altonaer Fischdampfer ,,Merkur" ist in der Nordsee auf eine Mine gelaufen und gesunken. Die Besatzung trieb 36 Stunden in Booten, ehe sie von dem Dampfer ,,Regulus" aufgenommen wurde."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 24 November 2022, 17:15:32
6. Dezember 1919 Kiel
,,Am Donnerstag morgen traf an der Holtenauer Schleuse im Nordostseekanal der jetzt unter englischer Flagge fahrende deutscher Dampfer ,,Santa Elena", von Leath kommend, ein, auf dem sich etwa 600 deutsche und polnische Kriegsgefangene befanden. Während der Fahrt erfuhren die deutschen Soldaten, daß sie gemeinsam mit den an Bord befindlichen, kriegsmäßig ausgerüsteten Soldaten nach Polen abgeschoben und in die polnische Armee eingereiht werden sollten. Schon bei Brunsbüttel gelang es fünf Mann, zu desertieren, und an der Holtenauer Schleuse noch einem. Sechs bis acht bewaffnete polnische Soldaten wurden den Flüchtlingen nachgeschickt, aber von den Beamten der Schleuse zurückgewiesen. Das Kommando der Ostseestation verfügte, daß der Dampfer solange festgehalten werden solle, bis der Vorfall aufgeklärt sei, und aus diesem Grunde erfolgte die Besetzung der Schleuse durch die Eiserne Division. Die Offiziere der Ostseestation begaben sich an Bord des Dampfers und verhandelten mit dem Kapitän. Das Ergebnis war, daß 500 deutsche Kriegsgefangene ausgeschifft wurden. Der Dampfer, der unter englische Flagge fuhr, hat gegen die deutschen Hoheitsrechte verstoßen, indem von ihm aus auf einen an Land flüchtenden Deutschen geschossen und eine bewaffnete Patrouille an Land gesetzt worden war."

8. Dezember 1919 Ribnitz
,,Gesunken ist ein Kahn, der von Damgarten nach Ahrenshoop Kartoffeln und Wruken bringen wollte. Bei dem stürmischen Wetter geriet er in Gefahr und wurde leck. Da die Besatzung den Kahn nicht ganz unter Wasser gehen lassen wollte, ließ sie ihn kurz vor dem Ahrenshooper Hafen auf Grund laufen, um weiteres Sinken zu verhindern. Wahrscheinlich hatte der Meeresboden dem Boot nicht genug Halt geboten, denn nach einiger Zeit war es schon völlig unter Wasser gesunken, wobei die Kartoffeln und Wruken über Bord gespült wurden. Die Besatzung wurde durch Fischer gerettet."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 25 November 2022, 14:41:56
9. Dezember 1919
,,Auch die in dänischen Hoheitsgewässern aus Anlaß der Ostseesperre festgehaltenen deutsche Segler sind nunmehr freigegeben worden."

10. Dezember 1919 Stettin
,,Der frühere deutsche und jetzige englische Dampfer ,,Santa Elena", der durch den Zwischenfall in Kiel kürzlich viel genannt wurde, lief hier ein und lud 380 polnische Soldaten und 30 Offiziere aus, die unter Begleitung deutscher Soldaten auf dem Bahnwege nach Kreuz weitertransportiert wurden. Der Dampfer, der noch Gütertransport hatte, fuhr nach Danzig weiter."

10. Dezember 1919 Warnemünde
,,500 Auslandsdeutsche und österreichische Reichsangehörige trafen auf dem dänischen Dampfer ,,Dronningmaud" in Warnemünde ein und kehrten aus Amerika in die deutsche Heimat zurück."

14. Dezember 1919 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: 352 Zivilgefangene aus Australien trafen am 10. Dezember mit dem Dampfer ,,Balencia" in Rotterdam ein. Ein weiterer Transport von 263 Personen aus Australien kommt mit dem Dampfer ,,Rugia", dessen Landung in Rotterdam am gleichen Tage erwartet wurde. Mit 60 Zivilheimkehrer aus Trinidad und 33 Kriegsgefangenen von der Besatzung der ,,Mecklenburg" landete am 9. Dezember der Dampfer ,,Oranje-Nassau" in Amsterdam.
Die Ankunft des Dampfers ,,Windhut", der 458 Heimkehrer aus Südwestafrika an Bord hat, wird am 13. Dezember in Rotterdam erfolgen. Die Zahl der Heimkehrer aus Vorder-Indien, die der am 9. Dezember aus Bombay abgefahrene Dampfer ,,Main" mitbringt, wird noch bekanntgegeben."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 25 November 2022, 16:57:19
Hallo Peter und@ =von gestern:6. Dezember 1919 Kiel
,,Am Donnerstag morgen traf an der Holtenauer Schleuse im Nordostseekanal der jetzt unter englischer Flagge fahrende deutscher Dampfer ,,Santa Elena".........

Santa Elena war das größte der deutschen Flugzeugmutterschiffe im Ersten Weltkrieg.
Bei Kriegsende war die Santa Elena in einem schwedischen Hafen interniert.
Im April 1919 wurde sie nach Großbritannien ausgeliefert
Am 26. April 1919 in Brest von der US Navy als Santa Elena übernommen und bis zur Außerdienststellung am 20. August 1919 in New York als Transporter zur Rückführung amerikanischer Truppen aus Europa genutzt.
Am 26. September wieder nach Großbritannien überführt,
1920 endgültig nach Frankreich abgegeben neuer Name ,,Linois"
1942 wurde das Schiff von Italien bei der vollständigen Besetzung Frankreichs erbeutet und nach entsprechenden Umbauten unter dem Namen" Orvieto"als Truppentransporter im Mittelmeer eingesetzt.
Im September 1943 wurde es bei der Kapitulation Italiens von der Wehrmacht in Genua beschlagnahmt.
1944 wurde das Schiff im Hafen von Marseille als Blockschiff versenkt, als die deutschen Truppen Südfrankreich räumten. Das Wrack wurde 1945 gehoben und verschrottet.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 26 November 2022, 13:23:56
Danke Hartmut für Deine ausführliche Ergänzung, prima.

15. Dezember 1919 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Heute früh ist der Dampfer ,,Melilla", von Bilbao und Peniche kommend, in Brunsbüttel eingelaufen. Er brachte außer 30 Militärpersonen, die teils der Schutztruppe von Kamerun, teils der Schutztruppe von Ostafrika angehörten, 238 Zivilinternierte aus Peniche in Portugal und 131 Zivilinternierte aus Bilbao in Spanien mit."

15. Dezember 1919 München
,,Die in Malta kriegsgefangen gewesene Mannschaft des Kreuzers ,,Emden" traf in Rosenheim (Oberbayern), der deutschen Grenzstation, ein, wo ihnen ein festlicher Empfang zuteil wurde. Kapitän v. Müller war aus Berlin zur Begrüßung seiner früheren Offiziere und Mannschaften erschienen. Der Transport wurde nach dem Lager Lechfeld bei Augsburg weitergeleitet, wo die Besatzung einer kurzen Quarantäne unterliegt."

15. Dezember 1919 Paris
,,Nach einer ,,Havas"-Meldung wurde Clémenceau während der Ueberfahrt nach London auf der Kommandobrücke des Zerstörers ,,Temeraire" gegen einen Kasten geschleudert und erlitt einen ungefährlichen Rippenbruch."

16. Dezember 1919 Stettin
,,Wie die Mannschaft des hier eingetroffenen Stettiner Dampfers ,,Krimhild" berichtet, mußte der Dampfer in der Nordsee infolge Sturms auf seine Reise nach Emden beidrehen. In seiner Nähe bemerkte er ein rotes Licht und man hörte das Geschrei der Insassen eines Bootes. Es gelang, das Boot, in dem sich zehn Ueberlebende des amerikanischen Dampfers ,,Libert Clo" befanden, aufzunehmen. Die Schiffsbrüchigen waren völlig ermattet: sie waren bereits 14 Stunden auf See umhergetrieben. Die Geretteten erzählten, daß der 7500 Tonnen große amerikanische Dampfer auf seiner Reise von Neuyork nach Emden bei Ameland auf eine Mine gelaufen und gesunken sei. Von dem Rest der aus 42 Mann bestehenden Besatzung fehlt jede Spur. Die Schiffbrüchigen wurden in Emden gelandet."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 27 November 2022, 11:13:05
17.12.1919:
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 28 November 2022, 17:39:52
18. Dezember 1919 Rotterdam
,,Der Dampfer ,,Benevent" ist mit 294 aus Brasilien ausgewiesenen Deutschen hier eingelaufen."

19. Dezember 1919
,,Infolge seiner Ladung, aus Papiermasse bestehend, mußte kürzlich auf der Ostsee der Johnson-Dampfer ,,Margaret" untergehen. Im Verlauf eines heftigen Sturmes war durch die Luken Wasser in das Schiffs-Innere eingedrungen, das bald das Papier so aufquellen ließ, daß die Schiffsplanken von dem ungeheuren Druck auseinandergetrieben wurden."

20. Dezember 1919 Swinemünde
,,Der Dampfer ,,Rügen" traf, aus dem Osten kommend, mit einem mehrere hundert Mann starken Transport Baltentruppen hier ein. Die Truppen, die ursprünglich von hier auf dem Eisenbahnwege nach Stade befördert werden sollten, wurden dem Durchgangslager in Osternothhafen überwiesen."

20. Dezember 1919 Neuyork
,,Aus Neuyork wird gemeldet: Der furchtbare Sturm, der seit mehr als einer Woche im Norden des Atlantischen Ozeans wütet, hat die Kabel zerrissen und die Schiffahrt gestört. Im Hafen von Neuyork werden mehr als hundert Schiffe erwartet, die Verspätungen von drei bis zehn Tagen haben. Fünfzehn dieser Schiffe sind mit ungefähr 20 000 Passagieren unterwegs."

20. Dezember 1919 Cuxhaven
,,In der Nordsee und in der Elbemündung herrscht schweres Sturmwetter. Auch in Holland tobte ein furchtbarer Sturm, wodurch Schiffsunfälle und Hochflut verursacht wurden."

20. Dezember 1919 Cézanne
,,Ein großer britischer Dampfer, mit mehreren hundert Personen an Bord, ist auf der Höhe von Parcels untergegangen. Bis jetzt sind nur 37 Personen als gerettet gemeldet."
Frage: Wo ist das?
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 28 November 2022, 19:47:32
Zitat von: Parow am 28 November 2022, 17:39:52
20. Dezember 1919 Cézanne
,,Ein großer britischer Dampfer, mit mehreren hundert Personen an Bord, ist auf der Höhe von Parcels untergegangen. Bis jetzt sind nur 37 Personen als gerettet gemeldet."
Frage: Wo ist das?
Tja ... wo liegt Cézanne ?  in meinem guten Weltatlas ... nicht zu finden :|
Bei "auf der Höhe von Parcels" könnten (!!!) die Paracel-Inseln (https://de.wikipedia.org/wiki/Paracel-Inseln) gemeint sein.
Von einer derartigen Schiffahrtskatastrophe im Dezember 1919 habe ich nichts finden können.

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Big A am 28 November 2022, 23:55:39
Aber auf den Paracel-Insel gibt und gab es keinen Ort oder Bucht oä mit dem Namen Cézanne.  Auch "lautähnliche" chinesische oder vietnamesische Namen  habe ich dort nicht gefunden.
Damals wie heute: in den meisten Redaktionen fehlt maritime Sachverstand :wink:

Axel
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: klaushh am 29 November 2022, 10:25:42
Moin,

könnte es sich evtl. um die [b]Crescent-Gr[/b]. im Nordwesten der Paracel.In. und Riffe handeln?

Ich habe "nur" den "Meyers großer Hausatlas" von 1938 zur Hand.
Verfügt vielleicht jemand über älteres Kartenmaterial?

Im übrigen gebe ich BigA mit seiner Aussage wegen des fehlenden Sachverstandes völlig Recht.

Gruß
klaushh

Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Big A am 29 November 2022, 12:52:55
Vielleicht, mit ganz viel Fantasie, könnte Crescent gemeint sein, die Ignoranz der Journalisten eingerechnet. Klingt ja auch ganz ähnlich wie Cézanne  8-)
Aber dann bleibt noch das rätselhafte im Artikel erwähnte Schiffsunglück. Da habe ich noch nichts in den Tiefen des Netzes gefunden.

Axel
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 29 November 2022, 15:45:08
Danke Euch allen,
es könnte sich um die Paracel-Inseln handeln. Der Ort ,,Cézanne" müsste auf dem chinesischen Festland liegen, aber garantiert falsch geschrieben.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 29 November 2022, 15:47:22
23. Dezember 1919 Stettin
,,Während die Ententekommission seit der fast dreimonatige Ostseesperre Freifahrtscheine für deutsche Erzdampfer nicht erteilt hatte, wenn die Ladung für deutsche Eisenwerke bestimmt war, hat sie dies erstmalig für fünf Dampfer der Stettiner Reederei Kunstmann zugelassen, weil die Ladung für tschechoslowakische Eisenwerke bestimmt war. Diese fünf Dampfer, zusammen 20 000 Tonnen Eisenerz, sind hier eingetroffen und in Kähnen entlöscht, die die Ladung nach Posen bringen, von wo sie mit der Bahn an ihren Bestimmungsort befördert werde."

23. Dezember 1919 Berlin
,,Wie die Admiralität mitteilt, ist der wegen Kohlemangels vorübergehend eingestellte Patrouillendienst deutscher Torpedoboote zum Unschädlichmachen von Treibminen in der Nordsee seit 13. Dezember wieder aufgenommen worden."

24. Dezember 1919 Stettin
,,Die Entente hatte in der vergangenen Woche einige Erzdampfer einer hiesigen Firma freigegeben, die Erze waren jedoch für tschechoslowakische Werke bestimmt. Nunmehr scheint auch für Schiffe die Erze für deutsche Werke bringen, eine Milderung der bisherigen gänzlichen Sperre eingetreten zu sein. Die Entente hat für fünf Erzdampfer der Firma Kunstmann, die Erze für Oberschlesien geladen haben und seit Monaten in schwedischen Hafen auf ihre Geleitscheine warten, die Fahrtbewilligung erteilt. Die Dampfer (,,Germania", ,,Benetia", ,,Westfalia", ,,Margot Kunstmann" und ,,Saronia") werden in den nächsten Tagen in Stettin eintreffen. Ihre Ladung gehen auf der Oder nach Oberschlesien aufwärts."

24. Dezember 1919 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit:
Von den bisher noch in England zurückgehaltenen Gefangenen – ihre Zahl wurde am 9. Dezember von dem Prisoner of war-Informationsbüro in London auf 3621 beziffert – kehren 1800 Mann in den nächsten Tagen heim. Sie werden von den deutschen Dampfern ,,Lisaboa" und ,,Bylgia" abgeholt, die am 25. Dezember in Hull zur Einschiffung bereit sein werden. Voraussichtlich sind es die Internierten der Gefangenenlager Wakefield und Ripon, die hierbei heimgeschafft werden.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 30 November 2022, 13:46:35
27. Dezember 1919 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Am 22. Dezember ist in Triest der Dampfer ,,Colombia" mit 155 deutschen Heimkehrer aus Rio de Janeiro eingetroffen.
Der Dampfer ,,Main", der die deutschen Gefangenen aus Vorderindien heimführt, ist nach Angabe der britischen Militärmission in Berlin Mitte Januar in Rotterdam zu erwarten. Es sind im ganzen ungefähr 1900 Personen, die auf diesem Schiffe abbefördert werden. Alle deutschen Kriegs- und Zivilgefangenen, die sich in Vorderindien befanden, einschließlich der Frauen und Kinder, dazu auch noch 70 Deutsche aus Goa in Portugiesisch-Indien, kehren damit in die Heimat zurück."

26. Dezember 1919 Brüssel
,,Nach einer Meldung des ,,Temps" aus Brüssel wird eine Note veröffentlicht, die mitteilt, daß die britische Flottenbasis, deren Aufhebung angekündigt worden sei, auch weiterhin in Antwerpen verbleiben werde. Sie werde auch sogar durch gewisse Einheiten, die der Flottenbasis in Calais angehören, verstärkt werden, da die letztere definitiv beseitigt würde."

26. Dezember 1919 Helsingfors
,,Nach Meldungen aus Helsingfors soll dort mit englischem Kapital ein großer Ostseehafen errichtet werden. Die Gesamtkosten der Anlage werden auf 100 Millionen Kronen geschätzt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 01 Dezember 2022, 10:42:38
29. Dezember 1919 Saßnitz
,,Der Hamburger Dampfer ,,Emil", Kapitän Jungklaus, mit dem Leichter der Deutsch-Amerikanischen Petroleum-Gesellschaft von Königsberg nach Hamburg unterwegs, kam infolge Sturmes in Seenot. Er mußte den leeren Leichter schon 40 Seemeilen östlich Danzig treiben lassen und ging nach Danzig. Später fand er den Leichter wieder, aber in der Gegend von Arkona mußte er ihn wegen des Kohlemangels, der bei starkem Nordost-Schneesturm eintrat, wieder freigeben und Saßnitz als Nothafen anlaufen. Der Dampfer will den Leichter später wieder suchen und weiterschleppen."

29. Dezember 1919 Helsingfors
,,Drei Torpedoboote wurden in das Packeis getrieben und zerstört; die Mannschaft ist gerettet."

30. Dezember 1919
,,Durch die schweren Stürme, die in der letzten Zeit auf See geherrscht haben, sind besonders auch in der Nordsee große Mengen von Minen von ihren Verankerungen losgerissen worden, wodurch die Schiffahrt sehr gefährdet wird. Kapitän Gravenhorst, der Führer des früheren Hamburger Dampfers ,,Mannheim", von Rotterdam kommend, hat am zweiten Weihnachtstage in der Zeit von 9-12 Uhr vormittags nicht weniger als 10 treibende Minen angetroffen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 01 Dezember 2022, 14:22:05
Zitat von: Parow am 01 Dezember 2022, 10:42:38
29. Dezember 1919 Helsingfors
,,Drei Torpedoboote wurden in das Packeis getrieben und zerstört; die Mannschaft ist gerettet."
Finnische Torpedoboote C 1, C 2 und C 3

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 02 Dezember 2022, 11:20:34
Prima Urs!
Und nun das Jahr 1920:

1. Januar 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit:
Heute treffen in Bremerhaven 741 Offiziere und 250 Mannschaften aus dem englischen Gefangenenlager Wakefield und in Wilhelmshaven 632 Offiziere und 202 Mannschaften aus dem englischen Gefangenenlager Ripon ein."

3. Januar 1920 Swinemünde
,,An Bord des englischen Zerstörers ,,Transittart" traf hier eine Kommission der Alliierten ein, die die Hafenanlagen und das Dockmaterial in Stettin besichtigen soll. Der Zerstörer ging abends nach Warnemünde wieder in See."

3. Januar 1920 Danzig
,,Die alliierte Kommission zur Besichtigung des hiesigen Hafenmaterials ist, von Kiel kommend, unter Führung des Kapitäns Totenham auf dem englischen Kreuzer ,,Coventry" hier eingetroffen. Nach Besichtigung der Reichswerft und Einsichtnahme in die Schiffsregister erfolgte die Rückreise nach Kiel."

3. Januar 1920 Kopenhagen
,,Das an der Küste von Laaland gestrandete deutsche Kriegsschiff ,,Wittelsbach" ist wieder flott."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 02 Dezember 2022, 14:41:25
Zitat von: Parow am 02 Dezember 2022, 11:20:34
3. Januar 1920 Swinemünde
,,An Bord des englischen Zerstörers ,,Transittart" traf hier eine Kommission der Alliierten ein,
vermutlich Zerstörer Vansittart (https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Vansittart_(D64))

Zitat von: Parow am 02 Dezember 2022, 11:20:34
3. Januar 1920 Kopenhagen
,,Das an der Küste von Laaland gestrandete deutsche Kriegsschiff ,,Wittelsbach" ist wieder flott."
darüber steht nichts im wiki-Lebenslauf Wittelsbach (https://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Wittelsbach)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: maxim am 02 Dezember 2022, 15:31:18
Die Insel, auf der Wittelsbach gestrandet sein soll, wäre Lolland. Laaland ist der alte Name. Ich finde ansonsten auch nichts darüber. Wittelsbach diente von Juni 1919 bis Juli 1920 als Mutterschiff für F-Boote, als Flaggschiff der 5. Baltischen Minensucher Halbflottille.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 03 Dezember 2022, 10:10:03
05.01.1920:
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 03 Dezember 2022, 11:39:47
moin,

da hat der Redakteur aus dem mythologischen Helden Beowulf (https://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Beowulf) einen Baerwulf gemacht  :-D

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 04 Dezember 2022, 11:07:37
5. Januar 1920
,,Nach einer von der Schweizerischen Gesandtschaft in Tokio eingegangenen telegraphischen Meldung hat der erste Heimschaffungstransport von Kriegsgefangenen aus Japan am 28. Dezember auf dem Dampfer ,,Kifuku Maru" Kobe verlassen. An Bord befinden sich 43 Offiziere, 72 Portepee-Unteroffiziere und 826 Unteroffiziere und Mannschaften, insgesamt 941 Mann. Der Transport, dessen Führer Kapitän z. S. Bollerthun ist, umfaßt die Mehrzahl der Kriegsgefangenen aus den Lagern Narafzino Aonogahara, darunter die österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen. Die Reise, auf der Tsingtau, Singapore, Sabang und Port Said angelaufen werden sollen, wird ungefähr 60 Tage dauern."

7. Januar 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Heute früh traf in Brunsbüttel der Dampfer ,,Arta" ein, der von Odessa kommend, aus dem Militärlazarett Tiflis 3 Offiziere, 1 Oberarzt, 1 Militärpfarrer, 2 Sanitätsunteroffiziere, und 189 Mannschaften heimgeführt hat. An Bord befanden sich außerdem 205 Zivilpersonen."

8. Januar 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Dienstag morgen ist der Dampfer ,,Reschild Pascha" in Cuxhaven eingetroffen. Er hatte 18 Offiziere, 96 Mann, außerdem 32 Zivilinternierte, 25 Frauen und 16 Kinder an Bord, insgesamt also 187 Personen, die bei den bisherigen Abtransporten aus Aegypten und Malta noch zurückgeblieben waren."

9. Januar 1920 Kiel
,,Konteradmiral Meurer, der Chef der Marinestation in Kiel, hat sein Abschiedsgesuch eingereicht. Die amtliche Mitteilung über das Ausscheiden des Admirals aus dem Dienst lautet:
,,Admiral Meurer, der bisherige Chef der Marinestation der Ostsee, hat in seinem bekannten Neujahrsbefehl Ausführungen gemacht, die nur als ein Angriff auf die Politik und die Autorität der Reichsregierung angesehen werden konnten. Admiral Meurer hat daraufhin seinen Abschied eingereicht, der ihm auch bewilligt wurde.""
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 05 Dezember 2022, 10:05:37
11. Januar 1920:
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: joern am 05 Dezember 2022, 12:46:57
......Der Transport, dessen Führer Kapitän z. S. Bollerthun ist, umfaßt die Mehrzahl der Kriegsgefangenen aus den Lagern Narafzino Aonogahara, darunter die österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen.....
Hier handelt es sich wohl um den K.z.S. Vollerthun.
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldemar_Vollerthun (https://de.wikipedia.org/wiki/Waldemar_Vollerthun)
Grüße Joern
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 06 Dezember 2022, 11:25:34
Danke Joern.

12. Januar 1920 Stralsund
,,Ein kleiner Unfall ereignete sich gestern nachmittag auf Bahnhof Altefähr auf dem Fährschiff ,,Putbus". Ein Zug, der übergesetzt werden sollte, fuhr zu schnell auf das Schiff hinauf, so daß er auf den am Ende des Schiffes befindlichen Prellbock aufrannte. Dabei sprang ein Wagen aus den Schienen und legte sich quer. Es wurde nur Materialschaden angerichtet, verletzt wurde niemand."

13. Januar 1920 Flensburg
,,Ein Kleiner englischer Kreuzer ist in Flensburg eingetroffen. Der Kommandant kündigte die Ankunft der Besatzungstruppen für Ende der Woche an. Insgesamt werden 1500 Franzosen und etwa 1200 Engländer erwartet. Die französischen Truppen (Alpenjäger) kommen zum Teil auf dem Kreuzer ,,Marseillaise", der gegenwärtig in Kopenhagen liegt, zum Teil mit der Bahn von Köln an. Die englischen Truppen kommen direkt von England."

14. Januar 1920 Stralsund
,,Ueber den Unfall auf dem Fährschiff ,,Rügen", von dem wir kürzlich berichteten, wird und jetzt mitgeteilt, daß das Herausspringen des Wagens aus den Schienen nicht durch zu schnelles Fahren des Zuges, also auch nicht durch Anprall an den Prellbock, sondern auf bisher noch nicht aufgeklärte Weise geschah."
Der Name des Fährschiff hat sich nun auch geändert, siehe Meldung vom 12.01.1920.

14. Januar 1920 Berlin
,,Der dritte Heimschaffungstransport deutscher Kriegsgefangenen hat Japan am 5. Januar auf dem Dampfer ,,Himalaya Maru" verlassen. An Bord befinden sich 22 Offiziere, 26 Portepee-Unteroffiziere und 908 Unteroffiziere und Mannschaften, zusammen 956 Mann, wovon der größte Teil aus dem Lager Kurume, die übrigen aus dem Lager Nagoya stammten. Der Transport, dessen Führer Hauptmann Boethke ist, wird Schanghai, Singapore, Sabang und Port Said anlaufen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: kalli am 06 Dezember 2022, 11:47:00
Einen Bericht von Ernst Kluge aus seinem Tagebuch über die Fahrt mit der Himalaya Maru (Abreise am 5. Januar und Ankunft am 02.03.1920 in Wilhelmshaven) kann man HIER (http://www.tsingtau.info/index.html?biographien/kluge4.htm) lesen.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 07 Dezember 2022, 13:45:40
Prima kalli!

15. Januar 1920 Flensburg
,,Der internationale Kommissar für die Abstimmung und der Polizeichef sind hier eingetroffen. Der französische Kreuzer ,,Marseilleise" traf mit 600 Alpenjägern an Bord hier ein."

15. Januar 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Mit dem Dampfer ,,Avare" trafen in Rotterdam 542 Südamerika-Heimkehrer ein; sie wurden nach Wesel weitergeleitet."

16. Januar 1920 Flensburg
,,Gestern mittag wurde die Marinestation Mürwik von den letzten deutschen Mannschaften geräumt. Unter der Kriegsflagge fand eine Abschiedsfeier statt. Nach herzlichen Ansprachen des Marinegarnisonspfarrers Köhne und des letzten Direktors der Marineschule, Korvettenkapitän Lampe, die beide der Hoffnung Ausdruck verliehen, die deutsche Flagge bald wieder hier hissen zu können, wurde die Flagge feierlich eingeholt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 07 Dezember 2022, 17:31:42
Hallo Peter könnte das der Kreuzer sein!
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 08 Dezember 2022, 14:29:17
17. Januar 1920
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 08 Dezember 2022, 16:53:25
Zu Antwort #168 12. Januar 1920 Stralsund
,,Ein kleiner Unfall ereignete sich gestern nachmittag auf Bahnhof Altefähr auf dem Fährschiff ,,Putbus"

hier eine PK
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 08 Dezember 2022, 17:10:26
Antwort #172 heute

SMU 64 unter Robert Morath torpetierte am 19. März 1917 das französische Schlachtschiff Danton ,sie wurde von zwei Torpedos getroffen und bekam schnell Schlagseite. Nach 45 Minuten sank sie.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: bettika61 am 08 Dezember 2022, 18:19:02
Zitat von: Parow am 07 Dezember 2022, 13:45:40

15. Januar 1920 Flensburg
,,Der internationale Kommissar für die Abstimmung und der Polizeichef sind hier eingetroffen. Der französische Kreuzer ,,Marseilleise" traf mit 600 Alpenjägern an Bord hier ein."

.....
16. Januar 1920 Flensburg
,,Gestern mittag wurde die Marinestation Mürwik von den letzten deutschen Mannschaften geräumt. Unter der Kriegsflagge fand eine Abschiedsfeier statt. Nach herzlichen Ansprachen des Marinegarnisonspfarrers Köhne und des letzten Direktors der Marineschule, Korvettenkapitän Lampe, die beide der Hoffnung Ausdruck verliehen, die deutsche Flagge bald wieder hier hissen zu können, wurde die Flagge feierlich eingeholt."
Hallo,
Danke  :MG:
Hintergrund war die Volkabstimmung in Schleswig-Holstein
https://de.wikipedia.org/wiki/Volksabstimmung_in_Schleswig
Zu diesem Zweck mussten in  Flensburg die deutschen Truppen die Stadt verlassen. Alles militärische bedeutsame  Gerät wurde vorsichtshalber mitgenommen, falls Flensburg dänisch würde. 8-)
Die französischen Alpenjäger wurden in den Duborg-Kasernen und im Gebäude der Torpedostation einquartiert.
Ein Bataillon  Sherwood Foresters https://en.wikipedia.org/wiki/Sherwood_Foresters unter T.C. Harding Nesoman nahm in der Marineschule Quartier.
Neben dem französischen Kreuzer MARSEILLAISE ankerte der englische Zerstörer B 94 auf der Förde.
Flensburg blieb nach der Volksabstimmung Deutsch und wurde von den Truppen im Juni 1920 wieder geräumt.
In der Marineschule wurde von den Briten bei Abzug alle Räumlichkeiten einer Inspektion unterzogen, festgestellte Mängel beseitigt,  :MG:
Quelle:"Marineschule Mürwik" Matthei,Duppler,Kuse
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 09 Dezember 2022, 10:29:28
Danke Beate und Hartmut für die Ergänzungen und Erläuterung.


17. Januar 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Der Dampfer ,,Main", mit dem alle in Vorderindien und in Portugiesisch-Indien befindlichen Kriegs- und Zivilgefangenen abbefördert worden sind, trifft am 24. Januar in Rotterdam ein. An Bord befinden sich 54 Offiziere, 400 Mannschaften, 1241 Zivilgefangene, 64 Frauen und 67 Kinder."

19. Januar 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Vier deutsche Dampfer haben Auslaufbefehl nach französischen Häfen erhalten, um den Abtransport der Gefangenen in Frankreich auf den Seewege zu übernehmen. Es fahren aus: am 18. Januar der Dampfer ,,Rügen" nach Rouen, ,,Gotenhof" und ,,Herbert Horn" nach St. Nazaire, am 19. Januar ,,Melilla" nach Le Havre. Rückkehrhäfen sind: Emden, Cuxhaven, Brunsbüttel und Bremerhaven."

21. Januar 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit, daß aus dem Dampfer ,,Main", der mit den Heimkehrern aus Vorderindien unterwegs ist, in Port Said 500 Passagiere wegen einer an Bord ausgebrochenen Influenza-Epidemie ausgeschifft werden mußte."

23. Januar 1920 Helgoland
,,Das britische Schlachtschiff ,,Malaya" und zwei Torpedozerstörer sind hier eingetroffen und ankern hinter der Düne. Die Alliiertenkommission landete unter Admiral Marlton und besichtigte das Hafengelände und die Festungswerke auf dem Oberland."

23. Januar 1920 Hamburg
,,Der japanische Dampfer ,,Homalava Moru" hat am 5. Januar Japan verlassen. An Bord befinden sich 22 Offiziere, 26 Portepee-Unteroffiziere und 908 Unteroffiziere und Mannschaften. Die Gefangenen bilden den Rest des Lagers Sagaya und den größten Teil des Lagers Kurume. Der Dampfer geht über Schanghai, Sabang und Port Said."

25. Januar 1920 Kiel
,,Die Marine-Kommission der alliierten Mächte ist Freitag abend an Bord des englischen Kreuzers ,,Coentry", der von den beiden französischen Torpedozerstörern ,,Oise" und ,,Turquvise" begleitet ist, in dem hiesigen Hafen eingelaufen. Die aus 29 Offizieren bestehende Werft-Kommission der Entente besichtigte gestern vormittag sämtliches Hafen- und Werftmaterial, sowie die hier liegenden Kriegsschiffe."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Big A am 09 Dezember 2022, 17:35:04
ZitatDer japanische Dampfer ,,Homalava Moru"

An dem Namen rätsle ich echt herum, kann so nicht richtig sein...

Am nächsten kommen entweder: (gem. Baujahr und Größe)
"Horaisan Maru" oder "Hoeisan Maru"
http://www.combinedfleet.com/Horaisan_c.htm

oder

"Hongkong Maru"
https://www.oldtokyo.com/honkon-hongkong-maru-tkk-line-1913/

Gibt es andere / bessere Ideen?

Axel
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: kalli am 09 Dezember 2022, 17:59:22
@ Axel,
ich denke Himalaya Maru mit Abreise 05.01.
siehe meine Antwort vom 06.12.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Big A am 09 Dezember 2022, 18:54:33
@kalli

Wer lesen kann ist im Vorteil 8-)

Wobei ich bei der lautmalerischen Umschreibung des Namens echt nicht auf "Himalaya" gekommen wäre...

Wahrscheinlich, weil ich die Sprache etwas kann und dann in ihr etwas "klangverwandtes" gesucht habe.

Danke für den Hinweis

Axel
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 09 Dezember 2022, 19:31:24
Zu #176 23. Januar 1920 Helgoland
Im April 1919 wurde die Malaya dem 2. Schlachtengeschwader der Atlantikflotte zugeteilt, besuchte Cherbourg und überführte 1920 eine alliierte Kontrollkommission nach Deutschland , um die Abrüstungsbedingungen des Waffenstillstandes in deutschen Häfen zu überprüfen.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 11 Dezember 2022, 11:51:04
moin, Hartmut,

Dein Bild zeigt die Malaya nach dem Umbau (vorher zwei Schornsteine)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 11 Dezember 2022, 14:15:47
moin,

Zitat von: smutje505 am 08 Dezember 2022, 17:10:26
SMU 64 unter Robert Morath
mehr hier : Moraht (https://www.uboat.net/wwi/men/commanders/213.html)
zu dem fälschlich unterstellten "Gifttod" kann ich nur vermuten, daß er möglicherweise den Korvettenkapitän Richard Moraht (Crew 1897) betroffen haben könnte ... Verwechslung der Vornamen ?

Zitat von: Parow am 09 Dezember 2022, 10:29:28
25. Januar 1920 Kiel
,,Die Marine-Kommission der alliierten Mächte ist Freitag abend an Bord des englischen Kreuzers ,,Coentry", der von den beiden französischen Torpedozerstörern ,,Oise" und ,,Turquvise" begleitet ist, in dem hiesigen Hafen eingelaufen. Die aus 29 Offizieren bestehende Werft-Kommission der Entente besichtigte gestern vormittag sämtliches Hafen- und Werftmaterial, sowie die hier liegenden Kriegsschiffe."
Tippfehler Coventry (https://de.wikipedia.org/wiki/HMS_Coventry_(D43))
Die französischen Terstörernamen sind ... etwas rätselhaft
Einen Zerstörer Oise gab es nicht ... allerdings einen Zerstörer Pluvoise :wink:
... und Turquoise ... war ein Unterseeboot

Gruß, Urs

Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 12 Dezember 2022, 17:22:38
26. Januar 1920
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 12 Dezember 2022, 17:34:13
26. Januar 1920 Berlin
Die Reichszentralstelle meldet: ,,Zur Abholung der Internierten von Scapa Flow sind gestern die Dampfer ,,Lisboa" und ,,Bylgia" nach Hull ausgefahren. Voraussichtlich werden sie am 29. Januar wieder in Wilhelmshaven eintreffen."

26. Januar 1920 London
,,Die britische Admiralität hat Befehl gegeben, daß in Anbetracht der Wiederherstellung des Friedenszustandes zwischen dem Britischen Reiche und Deutschland die deutsche Flagge wieder gegrüßt werden muß."

27. Januar 1920 Saßnitz
,,Zur Bewältigung der außerordentlichen Menge von Gütern nach Schweden, die sich hier angesammelt haben und noch beständig von anderen Lagerstationen im Anrollen sind, fahren seit Sonnabend ab die beiden deutschen Fährschiffe ,,Preußen" und ,,Deutschland" je zweimal täglich nach Schweden und zurück. Von den schwedischen Fährdampfern trifft nur ,,Drottning Victoria" einmal täglich im Anschluß an den D-Zug ein und dient nur der Personen- und Postbeförderung."

27. Januar 1920 Wiek a. Rg.
,,Der an der Nordwestküste Wittows gestrandete unbekannte Dampfer wurde, nachdem ein Teil der Ladung über Bord geworfen worden war, durch eigene Hilfe wieder flott gebracht. Am nächsten Morgen war der Dampfer verschwunden. Eine Menge Faßstäbe, z.T. noch mit den Reifen der Tonne verbunden, trieb kurz darauf ans Land. Am folgenden Tage wurde der Strand in einer Strecke mit losen Heringen angefüllt. Hunderte von Menschen beschäftigten sich mit dem Sammeln dieser Ware. Auf Wagen wurden die massenhaft angetriebenen Heringe z.T. abgefahren und in Haushaltungen, teils auch in Räuchereien genußtauglich gemacht."

27. Januar 1920
,,Die Offiziere der interalliierten Marine-Kommission, die gestern ihre Besichtigung Helgolands beendigt hat, berichten, daß die Verteidigungswerke auf der Insel bereits völlig in Trümmern liegen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 13 Dezember 2022, 17:32:01
28. Januar 1920 Paris
,,Die gestrige Botschafterkonferenz nahm den Verteilungsplan der deutschen Kriegsschiffe unter den Alliierten an. Es entstand eine längere Debatte über die Frankreich zugesprochenen fünf Kreuzer und zehn Zerstörer, da die Lieferung dieser Einheiten den französischen Admiralstab nicht befriedige."

29. Januar 1920 Berlin
Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: ,,Die Heimbeförderung der deutschen Gefangenen aus Japan schreitet planmäßig fort. Drei Dampfer befinden sich bereits unterwegs. Der vierte, Hudson-Maru, verläßt Japan in diesen Tagen. Außer den ursprünglich in Aussicht genommenen vier Dampfer sind zwei weitere Dampfer, ,,Ame-Maru" und ,,Nancai-Maru", für den Abtransport der deutschen Gefangenen gechartert worden. Auf diesen beiden Dampfern werden auch die Familien der Gefangenen heimbefördert. Der ,,Ame-Maru" soll Japan in der ersten Hälfte des Februars verlassen, der ,,Nancai-Maru" Ende Februar."

29. Januar 1920 Flensburg
,,Dienstag nachmittag ist hier an Bord des Dampfers ,,Eduard Woermann" der zweite Teil der für Flensburg bestimmten englische Besatzungstruppen angekommen."

30. Januar 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: daß der Dampfer ,,Main" am 19. Januar mit 1097 Heimkehrern aus Vorderindien Port Said verlassen hat. Voraussichtlich trifft das Schiff am 2. Februar in Rotterdam ein. Es wird dafür gesorgt, daß die in Port Said wegen Influenza Zurückgebliebenen sofort nach ihrer Genesung abbefördert werden."

30. Januar 1920 Berlin
,,Admiral von Reuter ist nach einer Londoner Meldung freigelassen worden und befindet sich bereits auf dem Wege nach Deutschland."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 13 Dezember 2022, 18:46:30
Hallo Peter : 29. Januar 1920 Flensburg
,,Dienstag nachmittag ist hier an Bord des Dampfers ,,Eduard Woermann" der zweite Teil der für Flensburg bestimmten englische Besatzungstruppen angekommen."

Könnte es dieser gewesen sein?
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 14 Dezember 2022, 15:30:50
1. Februar 1920 Wilhelmshaven
,,Der Dampfer ,,Lisboa" mit Admiral v. Reuter und etwa 1000 Angehörigen des ehemaligen Internierungsverbandes von Scapa Flow ist gestern mittag in Wilhelmshaven eingetroffen. Der Chef der Admiralität, Admiral v. Trotha, der sich zum Empfang der Heimkehrenden nach Wilhelmshaven begeben hatte, hielt bei der Begrüßung eine herzliche Ansprache. Admiral v. Reuter dankte in kurzen Worten und schloß mit einem Hurra auf die Marine."

2. Februar 1920 Stralsund
,,Wie bereits zuhören, ist vom Reichswehrministerium die Auflösung der Durchgangslager Stralsund-Dänholm angeordnet worden. Die Lagerbaulichkeiten, die nicht schon früher zur Truppenunterkunft dienten, werden daher entbehrlich. Die Verfügung über ihre weitere Verwendung hat das Reichsschatzministerium, das auch entscheiden muß, ob die Lagerbaulichkeiten, deren Umfang ziemlich bedeutend ist, der Stadt zur Linderung der Wohnungsnot überlassen werden können. Kasernen und sonstige dauernde Garnisoneinrichtungen sind dagegen bis auf weiteres in Stralsund nicht verfügbar."

2. Februar 1920 Berlin
,,Den Charakter als Konteradmiral haben erhalten die Kapitäne zur See a.D. Herr Harder, Seebohm und v. Klitzing. Den Geheimen Medizinalräten Professor Dr. Bier und Professor Dr. Kuttner, der bisher à la suite des Marine-Sanitätskorps als Marine-Generalärzte geführt worden sind, ist der Charakter als Marine-Obergeneralarzt verliehen worden. Korvettenkapitän a.D. Prinz Adalbert von Preußen hat die Erlaubnis zum Tragen seiner bisherigen Uniform erhalten."

2. Februar 1920 Danzig
,,Am Sonnabend ist hier der kleine englische Zerstörer ,,Danae" eingelaufen und hat im Kaiserhafen festgemacht, wohin sich auch der bereits im Hafenkanal liegende englische Zerstörer ,,Study" begeben hat."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 14 Dezember 2022, 15:39:31
Zitat von: Parow am 14 Dezember 2022, 15:30:50
2. Februar 1920 Danzig
,,Am Sonnabend ist hier der kleine englische Zerstörer ,,Danae" eingelaufen und hat im Kaiserhafen festgemacht, wohin sich auch der bereits im Hafenkanal liegende englische Zerstörer ,,Study" begeben hat."
Das waren wohl der leichte Kreuzer  Danae (https://de.wikipedia.org/wiki/HMS_Danae_(D44)) und der Zerstörer Sturdy (https://de.wikipedia.org/wiki/HMS_Sturdy_(H28))

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 14 Dezember 2022, 18:36:32
1. Februar 1920 Wilhelmshaven
,,Der Dampfer ,,Lisboa"
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 15 Dezember 2022, 11:43:11
3. Februar 1920 Stettin
,,Infolge des Treibeises mußte der Dampferverkehr nach den Städten oberhalb Stettins eingestellt werden. Dazu kommt noch als weiteres Hindernis das Hochwasser. Die Dampfer der Schwedt-Stettiner Gesellschaft ,,Sieg", ,,Schwedt" und ,,Metz" mußten von Eisbrechern durch das Eis nach Stettin geführt werden. Der Dampfer ,,Gartz" liegt bei Bienenwerder im Eis fest."

4. Februar 1920 Berlin
,,Gestern abend zehn Uhr sind auf dem Schlesischen Bahnhof etwa 200 Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der in Scapa Flow versenkten deutsche Flotte eingetroffen. Sie wurden von der Kriegsverpflegungsanstalt Schlesischer Bahnhof empfangen. Eine Reichswehrkapelle spielte vaterländische Weisen."

4. Februar 1920 Bremen
,,Mit dem Dampfer ,,Herbert Horn" sind gestern abend im Durchgangslager Bremen 67 Offiziere aus dem Lager Chateau Reus und 646 Mannschaften, zum größten Teil aus dem Lager Tours an der Loire, angekommen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: HJH am 15 Dezember 2022, 12:34:11
Moin,
das Foto LISBOA ist hier falsch. Der Transporter war die LISBOA der OPDR, Baujahr 1911, 1799 BRT.
Fotos in Detlefsen Band 29, S. 22 und 27
Gruß Hans
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 16 Dezember 2022, 14:11:13
17. Februar 1920 Stralsund
,,Drei Hochsee-Torpedoboote der deutschen Marine liefen heute gegen Mittag in den hiesigen Hafen ein. Die Boote, ihrer Bauart und schweren Bewaffnung nach aus neuester Zeit stammend. (B. 97, S. 63 und V. 79) gehören zur Eisernen Torpedobootsflottille, dem ersten Freiwilligenverband der Marine, der sich auf nationaler Grundlage nach der Revolution bildete und die seinerzeit in Hamburg mit Lettow-Vorbeck gemeinsam die Unruhen bekämpften. Die drei Boote führen am Heck die sicher von allen national Empfindenden mit Stolz begrüßte alte Reichsflagge, sie stehen unter dem Kommando des Herrn Korvettenkapitän Laas, Besatzung 17 Offiziere, 300 Mann. Auf einer vom Chef des Admiralsstabes der Marine, Admiral v. Trotha, angeordneten Uebungsfahrt begriffen, kommen die Boote aus Königsberg, sie haben die Häfen von Swinemünde und Stettin angelaufen und werden über Wismar nach ihrem Heimatshafen Wilhelmshaven zurückkehren."

17. Februar 1920
,,Vom Heimkehrtransportdampfer ,,Main" wurden in Port Said wegen Ueberfüllung des Schiffes 568 deutsche Heimkehrer gesund, 132 krank und in Rotterdam 5 krank zurückgelassen. Ferner blieben in Port Said 2 nichtdeutsche Heimkehrer krank, und in Suez 24 gesund zurück."

18. Februar 1920 Stralsund
,,Die drei Hochsee-Torpedoboote die, wie wir gestern schon ausführlich berichteten, gestern mittag den Hafen von Stralsund auf ihre Fahrt von Königsberg nach Wilhelmshaven anliefen, haben heute in den Morgenstunden Stralsund wieder verlassen und ihre Fahrt in Richtung Rostock – Lübeck fortgesetzt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 16 Dezember 2022, 14:23:22
moin,

Zitat von: Parow am 16 Dezember 2022, 14:11:13
17. Februar 1920 Stralsund
,,Drei Hochsee-Torpedoboote der deutschen Marine liefen heute gegen Mittag in den hiesigen Hafen ein. Die Boote, ihrer Bauart und schweren Bewaffnung nach aus neuester Zeit stammend. (B. 97, S. 63 und V. 79) gehören zur Eisernen Torpedobootsflottille,
Alle drei Boote im Mai/Juni 1920 in Cherbourg an Frankreich bzw. Italien abgeliefert :|

Zitat von: Parow am 16 Dezember 2022, 14:11:13
sie stehen unter dem Kommando des Herrn Korvettenkapitän Laas,
Rudolf Lahs (https://de.wikipedia.org/wiki/Rudolf_Lahs)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 17 Dezember 2022, 10:21:25
Danke Urs.

23. Februar 1920 Stralsund
,,Wie wir hören, wird das Patenschiff unserer Stadt, der kleine Kreuzer ,,Stralsund" in Kürze an England ausgeliefert werden. Das Schiff hat moderne Bauart, der Stapellauf fand am 4. November 1911 in Bremen statt. Die Taufrede hielt Herr Oberbürgermeister Gronow, für das Bürgerschaftliche Kollegium war Herr Prof Badke, der hiesige Flottenverein war durch Herr Bankdirektor Schmidt vertreten. Die Indienststellung erfolgte am 10. Dezember 1912. Zwischen dem Kommandanten des Schiffes und unseren städtischen Körperschaften – als den Vertreten der Patenstadt Stralsund – bestand stets ein ausgezeichnetes Verhältnis, das bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf beiden Seiten beredten Ausdruck fand. Leider konnte das schöne Schiff, auf das unsere Einwohnerschaft mit Recht voll Stolzes war, seiner Patenstadt wegen des erheblichen Tiefganges einen Besuch im hiesigen Hafen nicht abstatten. Jetzt wird der kleine Kreuzer ,,Stralsund" der Entente übereignet.
Die kürzlich hier anwesende Eiserne Torpedoboots-Flottille hat noch zwei Erinnerungsstücke an unser Patenschiff überbracht, eine Rettungsboje und ein Wimpel, die als Zeugen des einstmalig stolzen Besitzes dem hiesigen Provinzialmuseum überwiesen worden sind."

23. Februar 1920
,,Von den aus Japan heimkehrenden Transporten sind der Dampfer ,,Kifuku Maru" mit der Mehrzahl der Gefangenen aus den Lagern Bando und Nagoya, Transportführer Konteradmiral Bollerthun, vom 25. ab, der Dampfer ,,Himalaya Maru" mit der Mehrzahl der Gefangenen aus Kurume und dem Rest aus Nagoya, Transportführer Kapitän zur See Boethke vom 28. ab in Wilhelmshaven zu erwarten."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 18 Dezember 2022, 11:18:40
24. Februar 1920 Berlin
,,Aus Japan wird für heute das Eintreffen von 62 Offiziere und 881 Mann in Wilhelmshaven erwartet."

24. Februar 1920
,,Nach einem Drahtbericht der schweizerischen Gesandtschaft in Tokio hat der fünfte Heimschaffungstransport aus Japan Kobe am 12. Februar auf dem Dampfer ,,Ume Maru" verlassen. Der Transport, dessen Führer Oberst von Kessinger ist, läuft Tsingtau, Schanghai, Sabang und Port Said an. An Bord befinden sich 60 Kriegsgefangene mit 14 Frauen und Kindern, sowie 53 reichsangehörige Männer und Frauen aus Japan. In Schanghai werden ungefähr dreihundert Personen aufgenommen."

28. Februar 1920
,,Das seit August 1914 eingezogen gewesene Feuerschiff ,,Jasmund" wird voraussichtlich Mitte März d. Js. wieder auf seine Liegestelle, ungefähr 2 Seemeilen ONO lich vom Ranzow-Feuerturm ausgelegt werden. Als Lichtquelle des festen weißen Feuers ist an Stelle der Petroleumflamme Spiritus-Glühlicht getreten. Das frühere Nebelhorn mit Gruppen von 2 Tönen abwechselnd mit einem Einzelton ist ersetzt worden durch eine Sirene mit Gruppen von 3 Tönen: Ton 2 Sekunden, kurze Pause 5 Sekunden, Ton 2 Sekunden, kurze Pause 5 Sekunden, Ton 2 Sekunden, lange Pause 44 Sekunden, Wiederkehr 60 Sekunden. Sonstige Aenderungen sind nicht eingetreten. Geographische Lage: 54O 36´ - ´´ N. 18O 42´ - ´´ O."

28. Februar 1920
,,Die Garnison von Flensburg erhielt gestern Verstärkung. Aus der ersten Zone traf eine Kompanie französischer Alpenjäger in Stärke von 320 Mann ein."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 19 Dezember 2022, 10:17:26
3. März 1920
,,Die beiden Marinebrigaden Ehrhard und Löwenfeld, die sich während des letzten Krieges militärisch stets auf das beste bewährt haben, werden infolge der Durchführung des Friedensvertrages auf Anordnung des Reichswehrministers am 10. März aufgelöst. Ein beträchtlicher teil der Offiziere, Chargierten und Mannschaften wird in die Marine wieder eingegliedert."

3. März 1920 Wilhelmshaven
,,Gestern mittag ist hier an Bord des japanischen Dampfers ,,Himalaja Maru" der dritte Transport aus Japan heimkehrender Kriegsgefangener in Stärke von etwa tausend Mann eingetroffen."

5. März 1920
,,Bei den Stationskommandos der Ostsee und der Nordsee ist je ein Geschwaderverband unter dem Befehlshaber der Seestreitkräfte der Ostsee bezw. der Nordsee, ferner eine Ostsee-Torpedobootsflottille und eine Nordsee-Torpedobootsflottille mit je zwei Torpedobootshalbflottillen gebildet worden. Die Minensuchverbände sind den Befehlshabern der Seestreitkräfte unterstellt worden. Jedem Geschwaderchef ist ein zweiter Admiral beigegeben."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 19 Dezember 2022, 10:42:11
moin,

Zitat von: Parow am 19 Dezember 2022, 10:17:26
3. März 1920
,,Die beiden Marinebrigaden Ehrhard und Löwenfeld, die sich während des letzten Krieges militärisch stets auf das beste bewährt haben, werden infolge der Durchführung des Friedensvertrages auf Anordnung des Reichswehrministers am 10. März aufgelöst.
Die Marinebrigade Ehrhardt (https://de.wikipedia.org/wiki/Marine-Brigade_Ehrhardt) wurde am 17.2.1919 (!) aufgestellt - mitnichten eine militärische Bewährung im 1. Weltkrieg ...
Auch die Marinebrigade von Loewenfeld (https://de.wikipedia.org/wiki/Marine-Brigade_von_Loewenfeld) wurde erst im Februar 1919 aufgestellt - wer sich die Liste der Angehörigen ansieht - vier Hilfskreuzerkommandanten des 2. Weltkriegs ! - könnte glauben, ein "Who`s Who?" der Kriegsmarine vor sich zu haben

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 20 Dezember 2022, 09:50:26
23. März 1920 Saßnitz
,,Zehn Kieler Torpedoboote sind in unserem Hafen eingetroffen. Die Boote haben sich bei den Kämpfen in Kiel neutral verhalten und bleiben jetzt auf unbestimmte Zeit hier, die weiteren Befehle des Admirals Evers vom Generalstab abwartend. In Saßnitz sind bis jetzt keinerlei Unruhen vorgekommen. Im Gegenteil beteiligte sich die Marine zahlreich an einem in aller Ruhe verlaufenen Tanzvergnügen."
Hintergrund ist der Kapp-Putsch (https://geschichte-s-h.de/sh-von-a-bis-z/k/kapp-putsch/)

26. März 1920
,,Von den Heimkehrertransporten aus Japan ist der Dampfer ,,Une Maru" am 9. März von Sabang nach Port Said, ,,Hudson Maru" am 14. März von Port Said nach Anbordnahme dort internierte Gewesener Reichsdeutscher nach Bremerhaven weiter gegangen, wo er vom 1. April ab erwartet wird."

27. März 1920 Saßnitz
,,Der Kreuzer ,,Danzig" wurde in den Saßnitzer Hafen eingeschleppt und am nächsten Tage nach Stettin weitergebracht. Der Kreuzer soll an die Entente ausgeliefert werden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 21 Dezember 2022, 09:57:27
6. April 1920 Berlin
,,Am 31. März haben die ersten 1014 deutschen Kriegsgefangenen von Wladiwostok aus auf dem Dampfer ,,Scotland Maru" die Heimreise angetreten. Sie stammen aus verschiedenen Lagern und fahren nach Hamburg."

7. April 1920
,,Nach telegraphischer Mitteilung der schwedischen diplomatischen Agentur in Alexandrien sind die deutschen Kriegsgefangenen und Zivilinternierten aus Indien, die seinerzeit vom Dampfer ,,Main" in Port Said zurückgelassen wurden, am 27. März auf dem Dampfer ,,Christian Mebe" nach Hamburg abgefahren."

7. April 1920
,,Der vierte Heimkehrertransport auf dem Dampfer ,,Hudson Maru", Transportführer Fregattenkapitän v. Bödicker, mit dem Rest der deutschen und 31 österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen ist am 1. April mittags in Bremerhaven eingetroffen."

8. April 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit, daß die ersten Gefangenen aus Sibirien auf dem Heimwege sind. 1014 deutsche Kriegsgefangene haben auf dem Dampfer ,,Scotland Maru" am 31. März Wladiwostok verlassen. Die Kriegsgefangenen stammen aus den Lagern Perwaja Rjetschka, Rikolsk, Krasnaja Rjetschka und Krasnojarsk. Das Schiff fährt über Schanghai, Sabang, Port Said nach Hamburg."

8. April 1920 Bremen
,,Mit der Ablieferung des Restes der deutschen Kriegsflotte ist begonnen worden. Heute früh sind die Linienschiffe ,,Nassau" und ,,Ostfriesland" im Firth of Forth eingetroffen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 21 Dezember 2022, 10:37:43
moin,

Zitat von: Parow am 20 Dezember 2022, 09:50:26
Admirals Evers vom Generalstab
Wer könnte das sein ? ... Dieser Herr Admiral Evers (http://navalhistory.dk/English/TheOfficers/E/Evers_Anton_FM.htm) ja wohl nicht ...

Zitat von: Parow am 21 Dezember 2022, 09:57:27
7. April 1920
,,Der vierte Heimkehrertransport auf dem Dampfer ,,Hudson Maru", Transportführer Fregattenkapitän v. Bödicker, mit dem Rest der deutschen und 31 österreichisch-ungarischen Kriegsgefangenen ist am 1. April mittags in Bremerhaven eingetroffen."
Hier ist eine (naheliegende) Namensverwechslung aufgetreten  :MZ:
Es handelt sich nicht um Admiral Boedicker (https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Boedicker_(Vizeadmiral)), sondern um Fregattenkapitän von Bodecker (https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_Bodecker)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: joern am 21 Dezember 2022, 14:11:39
Zitat von: Urs Heßling am 21 Dezember 2022, 10:37:43
moin,

Zitat von: Parow am 20 Dezember 2022, 09:50:26
Admirals Evers vom Generalstab
Wer könnte das sein ? ... Dieser Herr Admiral Evers (http://navalhistory.dk/English/TheOfficers/E/Evers_Anton_FM.htm) ja wohl nicht ...

Gruß, Urs
Es wird wohl Konteradmiral Ernst Ewers gewesen sein.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Ewers (https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Ewers)
Grüße Joern
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 22 Dezember 2022, 11:42:32
Danke Euch beiden für die Mitarbeit.


9. April 1920 Haag
,,Der deutsche Minensucher ,,U. Z. 18", der vor einigen Wochen in die Zuidersee eingelaufen ist, wird in nächster Zeit den deutschen Marinebehörden zurückgegeben werden; der in Amsterdam verhaftete Kommandant und drei Leute von der Besatzung verbleiben zur Verfügung der Gerichtsbehörden."

13. April 1920 Saßnitz
,,Für das Unterwasser-Schallsignal, das vor Stubbenkammer das Feuerschiff ,,Jasmund" ersetzen soll, wurde ein über 2000 Meter langes Kabel durch den Lotsendampfer ,,Thiessow" von Stubbenkammer aus verlegt. Das Kabel führt an Land bis zum Maschinenhaus der Signalstation. Versuche mit dem Unterwassersender, der in 22 Meter Wassertiefe liegen wird, sollen seine Eignung erweisen, ehe das Feuerschiff eingezogen wird."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 23 Dezember 2022, 11:57:06
21. April 1920
,,Der kleine Kreuzer ,,Kolberg" hat Cuxhaven im Schlepptau eines Werftschleppdampfers auf der Fahrt von Kiel nach Wilhelmshaven passiert. Er wird von dort aus direkt an die Entente ausgeliefert."

22. April 1920 Amsterdam
,,Wie die ,,Times" meldet, ist ein Transportschiff mit 1100 Offizieren und Mannschaften nach Rosyth unterwegs, um die den Vereinigten Staaten zugeteilten vormaligen deutschen Kriegsschiffe zu übernehmen."

23. April 1920  Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Der Dampfer ,,Capetown Maru" mit deutschen Kriegsgefangenen aus Ostsibirien wird Wladiwostok im April verlassen. Es verbleiben dann noch 400 deutsche Gefangene östlich des Baikal-Sees. Der deutschen Fürsorgekommission in Wladiwostok ist es gelungen, die Verbindung mit den Lagern in Mittelsibirien aufzunehmen. Die ersten 1000 Mann aus der Gegend von Irtusk werden voraussichtlich im Juli in Wladiwostok und von dort auf dem Seewege abtransportiert werden."

24. April 1920
,,Der letzte Heimschaffungstransport ,,Nankai-Maru" mit Familien aus Japan und China ist in Sabang angekommen und am 16. April von dort nach Port Said in See gegangen. Der Dampfer wird etwa vom 25 Mai ab voraussichtlich in Hamburg erwartet."

24. April 1920
,,Der deutsche Kreuzer ,,Kolberg" und sieben Zerstörer sind der französischen Marine überwiesen worden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 24 Dezember 2022, 10:56:50
27. April 1920
,,Die beiden modernen deutschen Schlachtschiffe ,,Oldenburg" und ,,Posen" sind als Ersatz für die in Scapa Flow versenkten Schiffe ausgeliefert worden. Sie sind gestern im Firth of Forth eingetroffen."

29. April 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Der Dampfer ,,Capetown Maru" ist mit etwa 700 deutschen Kriegsgefangenen aus Ostsibirien nach Deutschland unterwegs. Er hat am 24. April Schanghai verlassen und geht über Sabang, Port Said nach Hamburg."

3. Mai 1920 Amsterdam
,,Der deutsche Minensucher ,,U Z 18", der vor einiger Zeit in der Zuider-See angehalten und danach unter militärische Bewachung gestellt wurde, ist gemäß dem Beschluß der Regierung an Deutschland zurückgegeben worden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 25 Dezember 2022, 10:14:05
11. Mai 1920
,,Kapitän Ehrhardt, der Führer der zweiten im Munsterlager untergebrachten Marinebrigade, hat den Befehl niedergelegt und das Lager verlassen. In einem Erlaß an die Truppe gibt Ehrhardt eine ausführliche Begründung seines Schrittes."

11. Mai 1920
,,Der letzte Heimschaffungstransport ,,Nankai Maru" mit Familien aus Japan und China, ist am 6. Mai von Port Said nach Hamburg in See gegangen. Der Dampfer wird vom 23. Mai ab in Hamburg erwartet."

11. Mai 1920 London
,,Ein Vertreter des englischen Marineministeriums hat im Unterhause mitgeteilt, daß sämtliche ausgelieferten deutschen Kriegsschiffe abgewrackt werden sollen, mit Ausnahme von fünf leichten Kreuzern und zehn Torpedojägern, die Frankreich erhält, ferner von zehn Torpedojägern für die italienische Flotte und je sechs Torpedobooten für Polen und Brasilien."

11. Mai 1920 Saßnitz
,,Die vor Stubbenkammer an der Nordostküste der Rügenschen Halbinsel Jasmund zur Bezeichnung der Lage eines Unterwasser-Schallsenders ausliegende weiße Spierentonne mit Osttoppzeichen wird in den nächsten Tagen durch eine schwarz-weiß gewürfelte Spierentonne mit einem mit der Spitze nach oben gerichteten Kegel als Toppzeichen und schwarzer Aufschrift ,,Stubbenkammer" ersetzt worden. Zwischen der vorgenannten Spierentonne und dem Lande ist das Ankern, das Ankerschleppen und das Schleppen von Fischereigeräten verboten. Ungefähre geographische Lage: 54O 25´ 6´´ N. 13O 41´ 27´´ O.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 26 Dezember 2022, 09:59:33
17. Mai 1920 Swinemünde
,,Hier lief der Dampfer ,,Ceuta", mit deutschen, österreichischen und bulgarischen Kriegsgefangenen aus Sibirien an Bord, ein. Das Schiff machte an der Ostmole bei Osternothafen fest. Ein teil der Heimgekehrten fand Aufnahme in dem Durchgangslager Swinemünde, der Rest wurde mit der Bahn weiter befördert."

18. Mai 1920
,,Das bekannte deutsche Kaperschiff ,,Möwe" ist in Firth of Forth eingetroffen und hat sich dort den Marinebehörden gestellt."

21. Mai 1920 Stralsund
,,Das zur II: Minensuch-Halbflottille der Ostsee gehörige Boot ,,S. 23" ist gestern aus Swinemünde hier eingetroffen und hat im Hafen festgemacht."

21. Mai 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Der Dampfer ,,Scotland Maru" mit den ersten deutschen Heimkehrern aus Ostsibirien ist am 22. Mai in Brunsbüttelkoog eingetroffen. Ein anderer Dampfer mit heimkehrender Kriegs- und Zivilgefangenen aus Sowjetrußland wird am 21. Mai in Stettin erwartet."

24. Mai 1920 Hamburg
,,Mit dem Dampfer ,,Rankai Maru" ist gestern morgen Admiral Meyer-Waldeck, der Verteidiger von Tsingtau, mit seinen Kämpfern und den in Japan interniert gewesenen Zivilpersonen, Frauen und Kindern, insgesamt ungefähr 750 Personen, im hiesigen Hafen eingetroffen."

26. Mai 1920 Stralsund
,,Das Minensuchboot ,,S. 23", das seit einigen Tagen im Stralsunder Hafen lag, hat heute vormittag 10 Uhr vom Liegeplatz losgeworfen und ist nach Saßnitz in See gegangen. An Bord befanden sich noch außer einer Reichswehr-Abteilung eine Anzahl von Mitgliedern des Stralsunder Marine-Vereins."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 28 Dezember 2022, 17:14:33
4.Juni 1920
,,43 ehemals deutsche Handelsschiffe sind auf fünf Jahre einer amerikanischen Gesellschaft zur Verfügung gestellt worden, um eine regelmäßige Verbindung mit Bremen und Danzig herzustellen."

17.Juni 1920 Stralsund
,,Das Seemannsheim auf der Greifswalder Oie, das von einem Privatverein betrieben wird, war in Gefahr aufgegeben zu werden, da der betreffende Verein es nicht weiter führen konnte. Es hat nun in den letzten Tagen eine Besichtigung des Heims durch Regierungsvertreter, an der Spitze Herr Regierungspräsident Haußmann, stattgefunden mit dem Ergebnis, daß die Weiterführung des Heims gesichert ist. Die Regierung wird die dazu nötigen Maßnahmen treffen; für die Benutzung des Heims wird ein Tarif ausgearbeitet."

18.Juni 1920 Hamburg
,,Der japanische Kriegstransportdampfer ,,Capetown Maru" ist heute in Brunsbüttel eingetroffen. An Bord befinden sich 8 Offiziere, 674 Mann, 36 Zivilpersonen, 45 Frauen, 45 Kinder, 176 Oesterreicher, 39 Ungarn, 30 Türken und ein Bulgare. Der japanische Kriegstransportdampfer ,,Hudson Maru" ist am 12. Juni in Kobe angekommen. Er tritt am 21. Juni die Weiterfahrt nach Wladiwostok an."

24.Juni 1920 Wiek a. Rg.
,,Eine Entente-Kommission traf hier wieder ein und kontrollierte auf den Flugstationen das Zerstörungswerk.
Die Wasserpolizei, der sogenannte Wasserschutz, übt seit einigen Tagen im hiesigen Revier strenge Kontrolle. Letztere fand auf Segl- und auf Motorfahrzeugen, sowie auf Dampfschiffen statt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 29 Dezember 2022, 15:45:15
1.Juli 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Der Dampfer ,,Mount Bernon" liegt wegen Havarie in Norfolk fest. Die auf dem Dampfer ,,Mount Bernon" befindlichen Kriegsgefangenen, und zwar 390 Deutsche, 159 Oesterreicher und 130 Ungarn werden mit dem Dampfer ,,Antigone" etwa am 10. Juli 1920 in Hamburg eintreffen."

4.Juli 1920 Stettin
,,Ein Transport Heimkehrer aus Sibirien ist mit dem Dampfer ,,Rügen" angekommen. Es handelt sich um 745 Personen, darunter 145 deutsche Kriegsgefangene und 25 deutsche Zivilisten, sonst meist Angehörige der ehemaligen österreichisch-ungarischen Armee."

10. Juli 1920 Stralsund
,,Die Stadt hatte seinerzeit dem Kreuzer ,,Stralsund" verschiedene Geschenke dargebracht, z. B. ein Silberbesteck, ein Stadtbild und eine Mannschaftsbücherei. Diese Geschenke sollen jetzt, nachdem der Kreuzer den Engländern ausgeliefert ist, von der Stadt in Verwahrung genommen werden."

10. Juli 1920 Berlin
,,Die sibirischen Kriegsgefangenen sind, wie auf eine deutschnationale Anfrage hin am 6. Juli im Reichstage mitgeteilt wurde, jetzt zumeist in Freiheit oder doch auf der Heimreise. Zwei Dampfer mit 1600 Gefangenen sind bereits in Hamburg eingetroffen, ein dritter mit 300 Gefangenen wird für den 10. Juli in Hamburg erwartet, ebenso einer mit 47 in Triest. Der Rest, etwa 300 Kriegsgefangene, verläßt noch diesen Monat Wladiwostok."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: SchlPr11 am 29 Dezember 2022, 20:56:45
Hallo,
MOUNT VERNON ex KRONPRINZESSIN CECILIE des NDL - nach der Tochter der Tochter des Großherzogs Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin - REINHARD
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 30 Dezember 2022, 12:14:09
Danke Reinhard

11. Juli 1920 Friedrichshafen
,,Gestern vormittag machte das neueste und größte Zeppelinluftschiff L 72, das vor Ausbruch der Revolution von der Marineverwaltung in Auftrag gegeben und erst jetzt fertiggestellt worden ist, seine erste glänzend verlaufene Probefahrt. Das Luftschiff muß in Balde an Frankreich abgeliefert werden."

15. Juli 1920
,,Die Auflösung der 2. Marinebrigade ist seit dem 31. Mai, die der 3. Marinebrigade seit dem 20. Juni vollendet. Das personal der Brigade ist zum größten Teil entlassen worden. Lediglich das Berufspersonal ist auf den 15 000 Mann-Etat der Reichsmarine übernommen worden."

16. Juli 1920
,,Das deutsche Luftschiff L 72 ist nach siebenstündiger Fahrt Sonntag früh in Maubeuge angekommen und den französischen Behörden übergeben worden."

17. Juli 1920 Swinemünde
,,Swinemünde wird Marine-Garnison. Die seit längerer Zeit geplante Verstärkung des hiesigen Garnisonstandortes wird nunmehr erreicht. Ein Küstenwehr-Bataillon ist für Swinemünde bestimmt. Die Unterbringung erfolgt in der Infanteriekaserne und bis zur Räumung der von Beutemunition noch belegten Festungsräume in der nächsten Umgebung von Swinemünde. Die bisherigen Truppenteile verbleiben im hiesigen Standort."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 31 Dezember 2022, 11:50:03
17. Juli 1920
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 31 Dezember 2022, 13:37:35
moin,

nach Gröner, DDK, Bd. 2, handelte es sich dabei um die nicht fertiggestellten Boote S 153 und S 156 der Schichau-Werft in Elbing (Baubeginn 1917).
Es erscheint also möglich, daß im 1. Satz des Textes eine Verwechselung vorliegt und die unfertigen Boote von Elbing nach Danzig geschleppt werden sollten.

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 01 Januar 2023, 14:05:03
Danke Urs


19. Juli 1920 Stralsund
,,Am Sonnabend nachmittag lief ,,T 146", von Swinemünde kommend, im Stralsunder Hafen ein. Kommandant des Bootes ist Oberleutnant z.S. Schulz; die Besatzung ist 70 Köpfe stark, sie folgte der Einladung des Marine-Vereins zur Teilnahme an dessen gestrigen Sommer-Vergnügen. Am Dienstag wird ,,T 146" den Hafen von Stralsund wieder verlassen und nach Swinemünde in See gehen."

20. Juli 1920 Saßnitz
,,Die Oberschreibersgast-Maate Groth und Striegau vom Minensuchboot ,,T 153" unternahmen am Sonnabend trotz des stürmischen Wetters eine Segelbootfahrt nach Binz. Unterwegs kenterte das Boot und sank, Striegau, der sich lange über Wasser hielt, konnte gerettet werden, während Groth, den die Kräfte verließen, ertrank."

21. Juli 1920 Wolgast
,,Das auch in Stralsund bekannte Motor-Segelschiff ,,Hoffnung", Kapitän Hopp, beladen mit 1300 Zentner Briketts, geriet in Höhe von Peenemünde in Brand. Um einen Nothafen anzulaufen, fuhr es mit Notflagge (Nationalflagge in Schau, d. h. in der Mitte geknotet), nach Wolgast. Hier schlugen bereits die Flammen hell aus dem Laderaum. Das Fahrzeug wurde von den Beamten des dort stationierten Reichswasserschutzes beobachtet. Sofort ging das Rettungsboot mit Perkeeapparaten und Löschgeräten längsseit, die Flammen wurden erstickt und das Fahrzeug an die Kaimauer gebracht. Ein teil der Ladung wurde, um an den Brandherd zu gelangen, an Land geworfen, das Schiff selbst von Beamten bewacht. Die Ladung ist versichert."
Was sind Perkeeapparate?
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 02 Januar 2023, 10:57:26
21. Juli 1920
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 02 Januar 2023, 12:02:52
moin,

Quelle uboat.net zu dänischen Verlusten (256) https://www.uboat.net/wwi/ships_hit/search.php (https://www.uboat.net/wwi/ships_hit/search.php)
viele kleine Schiffe wurden versenkt, mit Abstand das größte war die Columbia (https://www.uboat.net/wwi/ships_hit/6740.html)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 03 Januar 2023, 10:58:17
23. Juli 1920 Hamburg
,,Zurzeit liegen im Altonaer Hafen 18 Fischdampfer beschäftigungslos, weil weder Kohle noch Eis vorhanden ist."

28. Juli 1920 Stettin
,,Der Dampfer ,,Bagdad" mit Kriegsgefangenen aus Rußland lief in den hiesigen Hafen ein. An Bord des Schiffes befanden sich außerdem noch 17 Engländer, die Besatzung des unter englischer Flagge fahrenden Motorschoners ,,Margaret Hany", der mit Holz beladen war und im Finnischen Golf in Brand geriet. Die Besatzung war gezwungen, bei stürmischer See in die Boote zu gehen und trieb acht Stunden beinahe hoffnungslos in immer schlechter werdendem Wetter. Trotz mangelhafter Sichtigkeit gelang es, eines der Boote von Bord des ,,Bagdad" zu erspähen und die Besatzung beider Boote aufzunehmen, nachdem das eine beinahe im letzten Augenblick noch einmal gewaltsam abgetrieben worden wäre. Führer und Besatzung des deutschen Schiffes haben sich der englischen Schiffsbrüchigen opferfreudig und tatkräftig angenommen. Ihrem entscheiden Eingreifen ist es zu danken, daß 17 Menschenleben aus höchster Seenot gerettet wurden."

28. Juli 1920 Warnemünde
,,Das Fährschiff ,,Mecklenburg" traf den Dampfer ,,Sundia", der Notsignale zeigte, in hilflosen Zustande an. Die ,,Sundia" kam von Helsingör mit Ladung für Lübeck. Das Schiff hatte keine Kohlen mehr an Bord und es befand sich infolge des herrschenden Sturmes bereits Wasser im Schiff. Das Fährschiff ,,Mecklenburg" nahm die ,,Sundia" ins Schlepptau und brachte sie in den Hafen von Warnemünde."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 04 Januar 2023, 14:54:10
2. August 1920
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 05 Januar 2023, 13:23:16
3. August 1920
,,Wieder einmal hat die Funktelegraphie ihre große Bedeutung für die Seeschiffahrt als Retterin von Schiffen in Not bewiesen. Kürzlich lief der amerikanische Dampfer ,,Kerowlee" bei Rotesand auf eine Sandbank und wurde dabei schwer beschädigt. Bei dem herrschenden dichten Nebel war Gefahr, daß das Schiff mit der ganzen Besatzung und der wertvollen Ladung verloren ging. Es gelang aber, mittels der an Bord vorhandenen Funktelegrapheneinrichtung auf dem Wege über die der Reichs-Telegraphenverwaltung unterstehenden Küstenfunkstellen Norddeich und Cuxhaven und über die Marine-Funkstelle in Wilhelmshaven mehrere Torpedoboote und Schlepper herbeizurufen. Diese nahmen die Besatzung des Dampfers an Bord und schleppten dann den Dampfer nach Hamburg, wo er sofort in´s Dock gehen mußte."

7. August 1920 Stralsund
,,Von Saßnitz kommend, lief das Torpedoboot ,,D 5" heute vormittag den hiesigen Hafen an. Das Boot gehört zur 1. Minensuch-Halbflottille und wird als Tender (Herbeischaffen von Proviant, Post usw.) benutzt. Die Besatzung des schon über 34 Jahre alten Bootes besteht aus 40 Mann unter dem Befehl des Obersteuermanns Fellberg. Gegen Mittag verließ ,, D 5" den Hafen wieder."

9. August 1920 Saßnitz
,,Reichswehrminister Geßler traf an Bord des Torpedobootes ,,T 141" von Königsberg her hier ein. Die anwesenden zehn Torpedoboote wurden besichtigt, abends fuhr der Minister nach Swinemünde weiter."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 06 Januar 2023, 15:26:09
11. August 1920 Stettin
,,Wie die ,,Ostseeztg." meldet, ist nach vollzogener Abrüstung unserer Ostseestreitkräfte beschlossen worden, Kiel als Hauptstation des ehemaligen Ostseegeschwaders aufzulösen. Die noch verbleibenden Marineformationen sollen nach dem neuen Verteilungsplan dezentralisiert werden. Die Marinegarnison in Kiel wird nur 500 Mann umfassen. Das Kieler Küstenwehr-Regiment kommt nach dem Locksteder Lager, das dritte Minen-Bataillon nach Pillau, Saßnitz, Swinemünde, die 1. Flottille der Ostseestreitkräfte nach der pommerschen Küste, der kleine Kreuzer ,,Medusa" nach Pillau. In Saßnitz sind auch bereits 600 neue Rekruten untergebracht. Die in den bisherigen Ostsee-Marinestationen freiwerdenden Kasernements sollen nunmehr für die Wohnungslosen beschlagnahmt werden."

14. August 1920
,,Nach Kopenhagener Blättermeldungen hat die deutsche Minenflottille ihre Arbeit im Kattegat beendet. Man dürfte annehmen, daß diese Gewässer nun von Minen gereinigt sind."

15. August 1920 Wiek a. Rügen
,,Heute vormittag, nach Beendigung des Kirchengottesdienstes, wurde der im hiesigen Hafen ertrunkene Matrose der Marine vom Standort Bug auf hiesigem neuen Friedhofe mit den üblichen militärischen Ehren zur ewigen Ruhe gebracht, nachdem eine behördliche Kommission den Toten besichtigt hatte. Der Verunglückte war 6 Jahre, also die ganze Kriegszeit hindurch, in Japan interniert gewesen und mußte hier nun das Opfer seines Berufes werden."

19. August 1920 Swinemünde
,,Swinemünde ist nunmehr auch zum Standort eines höheren Marinebefehlshabers ausersehen, der die Stelle eines Admirals oder mindestens eines im Admiralsrang stehenden Kapitän zur See (Commodore) einnimmt. Ob die Geschäfte der Festungskommandantur künftig dieser Stelle übertragen werden oder ob der Kommandant neben dem Admiral in Swinemünde verbleibt, scheint noch nicht entschieden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 07 Januar 2023, 11:36:06
27. August 1920 Swinemünde
,,Heute nachmittag traf der erste Transport übergetretener Bolschewisten hier ein. Der Dampfer ,,Asmoth" brachte 885 Mann, die nach Minden i.W. gebracht werden."

29. August 1920
,,Ein Riesenfloß wie es noch kaum über See gefahren ist, ist von Schweden nach Holland unterwegs. Es ist 148 Meter lang und 16 Meter breit und tausende von Stämmen sind über die ganze Länge und Breite etwa 6 Meter hoch aufgeschichtet. Schiffe in weiter Entfernung dürften diesen Koloß für einen mächtigen schwimmenden Eisberg halten. Das Riesenfloß hat erhöhte Kajüten und besitzt Segeleinrichtungen; es wird aber den ganzen Weg von der Ostsee in die Nordsee von Hamburger Schleppern gezogen. Es kommt von Oxelösund bei Norrköping und nimmt seinen Weg durch die Kieler Bucht in den Kaiser-Wilhelm-Kanal, an den westfriesischen Inseln entlang nach Amsterdam. Der Wert des Holzes, das aus entfernten schwedischen Waldungen nach Oxelösund gebracht worden ist, ist auf 18 Millionen Mark geschätzt."

29. August 1920 Danzig
,,Ein Geschwader von drei kleinen Panzerkreuzer in Begleitung von einigen Hilfskreuzern ist in der Danziger Bucht eingelaufen und ankert gegenwärtig auf der Reede unmittelbar vor Neufahrwasser. Einer der Panzerkreuzer führt die britische Admiralsflagge im Topp. Im Hafen liegen zwei weitere englische Kriegsschiffe, sowie zwei französische Panzerkreuzer."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 08 Januar 2023, 12:03:03
3. September 1920 Danzig
,,Nachdem vorgestern der amerikanische Panzerkreuzer ,,Pittsburg" hier eingetroffen war, liefen heute  ein amerikanischer Zerstörer und der amerikanische Hilfskreuzer ,,Mars" in den hiesigen Hafen ein."

5. September 1920 Hamburg
,,Der japanische Dampfer ,,Hudson Maru" mit deutschen Kriegsgefangenen an Bord trifft voraussichtlich Montag vormittag in Brunsbüttel ein."

6. September 1920 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: daß bis einschließlich 31. August 1920 auf dem Wege über die Ostsee heimbefördert wurden: Aus Deutschland 44 505 Russen, aus Rußland 38 499 Heimkehrende aller Nationalitäten, darunter 11 248 Deutsche."

7. September 1920
,,Vizeadmiral Behnke ist zum Chef der Marineleitung ernannt worden. – Dem Vizeadmiral von Reuter, zur Verfügung des Chefs der Admiralität, ist der Abschied bewilligt worden. Unter seinem Befehl stand bekanntlich die deutsche Flotte in Scapa Flow, als sie versenkt wurde."

8. September 1920 Swinemünde
,,Die Küstenfunkstelle Swinemünde hat die funktelegraphische Verbreitung der von der Nautischen Abteilung des Reichsverkehrsministeriums im Bedarfsfalle ausgehenden ,,Nachrichten für Seefahrer", wie z. B. das Vertreiben von Außenfeuerschiffen u. dgl. Für die Schiffe in der Ostsee übernommen. – Für die Nordsee wird der gleichartige Dienst seit dem 1. Februar d. Js. durch die Hauptfunkstelle Norddeich wahrgenommen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 08 Januar 2023, 12:29:45
moin,

Zitat von: Parow am 08 Januar 2023, 12:03:03
... der amerikanische Hilfskreuzer ,,Mars"
wohl eher ein "Hilfsschiff" als "Hilfskreuzer" (im deutschen Sinn) : Mars (https://en.wikipedia.org/wiki/USS_Mars_(AC-6))

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 09 Januar 2023, 11:09:43
9. September 1920 Stettin
,,Der Stettiner Dampfer ,,Odin", mit 200 bolschewistischen Gefangenen von Ostpreußen nach dem westlichen Deutschland unterwegs, mußte am Montag wegen Sturmes die Danziger Bucht aufsuchen und warf vor Zoppot Anker. Die Schiffsleitung begab sich an Land, um Proviant zu beschaffen. Während ihrer Abwesenheit hatten sich bolschewistische Elemente von Zoppot auf das Schiff begeben und die Gefangenen mit Spirituosen so reichlich traktiert, daß bei Rückkehr des Transportführers und des Kapitäns eine Meuterei ausbrach. Der Dampfer lief Neufahrwasser an und wurde zunächst unter Bewachung der Sicherheitswehr gestellt, hat aber dann wieder seine Weiterreise angetreten."

13. September 1920 Stralsund
,,Das Torpedoboot 155 hatte den Sonntag über im hiesigen Hafen geankert. Es kam von Saßnitz und fährt von Stralsund nach Swinemünde. – Augenblicklich befinden sich eine größere Anzahl deutscher Torpedoboote auf der Vulkanwerft in Stettin. Auch der große Ueberseedampfer ,,Tirpitz" liegt zurzeit auf der Stettiner Werft."

15. September 1920 Stettin
,,Dienstag nachmittag traf der Dampfer ,,Martha Wörmann" im hiesigen Freihafen ein. An Bord befanden sich 164 Deutsche, 64 Zivilgefangene, 16 Frauen und 4 Kinder,57 Deutsch-Oesterreicher, 518 Ungarn, 80 Polen, 137 Jugoslawen, 46 Italiener und 3 Bulgaren."

16. September 1920 Stralsund
,,Eine Minensuchflottille, bestehend aus fünf Minensuchbooten, lief gestern auf dem Wege nach Warnemünde vorübergehend den hiesigen Hafen an. Heute morgen ging die Flottille wieder in See."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 09 Januar 2023, 18:23:34
Hallo Peter .....,,Der Stettiner Dampfer ,,Odin"
hier 2 PK von der ODIN
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 10 Januar 2023, 17:49:06
21. September 1920 Stralsund
,,Zwei Unterseeboots-Zerstörer, kleine schnelle Boote mit Oelfeuerungsbetrieb, armiert mit einem kleinkalibrigen Geschütz und zwei Maschinengewehren, liefen gestern in den Stralsunder Hafen ein und machten an der Ballastkiste fest. Sie sind vorübergehend in Swinemünde, sonst in Kiel stationiert und führen heute nach Greifswald weiter."

23. September 1920 Swinemünde
,,Einer Riesenschiebung, die zum Nachteil des Reiches auf dem früheren, in Swinemünde und Stettin bekannten Bäderdampfer ,,Rügen" verübt wurde, ist die Gendarmerie in Nordenham (Oldenburg) auf die Spur gekommen. Dampfer ,,Rügen" ist jetzt als Begleitschiff für die an England abzuliefernden Schiffen benutzt worden. Er brachte die Mannschaften zurück und auch die nicht zur Ablieferung kommenden Schiffsinstrumente. Statt diese Schiffsausrüstungsgegenstände vorschriftsmäßig in Bremerhaven abzuliefern, unterschlug die Mannschaft nicht nur diese Gegenstände. Sondern es wurden auch sonst wertvolle Teile der Schiffe gestohlen und dann abgesetzt. Nautische Instrumente, wie alle Karten und Kompasse, Fernrohre usw. sind in einem unübersehbaren Umfang verschwunden. Allein in dem letzten kleineren Falle, wo die Schiebereien ans Licht kamen, sind Betrügereien aufgedeckt, die schon weit über 100 000 M. betragen, Als Hauptbeteiligte sind, wie wir erfahren, vier Mann der Besatzung, der vierte Offizier und einige Stewards verhaftet worden."

24. September 1920 Paris
,,Nach einer Mitteilung der Wiedergutmachungskommission sind bis zum 16. September von Deutschland insgesamt 1 Million 944 565 Bruttoregistertonnen Schiffsraum abgeliefert worden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 11 Januar 2023, 10:19:30
28. September 1920
,,Der französische Marineminister hat beschlossen, daß die von Deutschland an Frankreich auszuliefernden Schiffe umgetauft werden, und zwar wird die ,,Regensburg" in ,,Straßburg", die ,,Königsberg" in ,,Metz", die ,,Stralsund" in ,,Mülheim", die ,,Kolberg" in ,,Kolmar" und die ,,Nowara" in ,,Vionville" (Diedenhofen) umgetauft."
,,Vionville" = Thionville (https://de.wikipedia.org/wiki/SMS_Novara_(1912))

29. September 1920 Kiel
,,Außerhalb des Kieler Hafens ist auf der Höhe Stein der Dampfer ,,Friedrichsort" vom Munitionsdepot in Dietrichsdorf durch Explosion gesunken. Der Dampfer war mit alter Munition beladen, welche in See versenkt werden sollte. Vier Mann wurden dabei getötet. Die übrige Besatzung, die ins Wasser gesprungen war, wurde, zum Teil verletzt, von einem Torpedoboot aufgenommen."

2. Oktober 1920 Kiel
,,Das Reichsschwimmdock VII, in der durch seinen gewaltigen Rauminhalt von 40 000 Tonnen bedingte Größe ein Wahrzeichen des Kieler Hafens, ist dieser Tage mit Hilfe von sechs englischen Schleppdampfern nach England abtransportiert worden. Auch das zweite, neben der Germaniawerft liegende Reichsschwimmdock steht unmittelbar vor seiner Auslieferung an die Entente, und zwar wird dieses Dock in den Besitz der Franzosen übergehen. Zum Abtransport dieses Docks haben die Franzosen zwei holländische Schlepper gechartert, die bereits auf der Kieler Reede eingetroffen sind und das erwähnte Dock in den nächsten Tagen nach Rouen abschleppen sollen."

2. Oktober 1920 Stralsund
,,Die Entwertung der Kieler Förde als Kriegshafen infolge der Schleifung des Festungswerke und die durch die Kohlenknappheit bedingte wirtschaftliche Notwendigkeit, die Minensuchverbände in der Nahe ihres Tätigkeitsgebietes zu stationieren, hat dazu geführt, einem Teil der Seestreitkräfte der Ostsee Swinemünde als Hauptstützpunkt zuzuweisen. Die Schiffsstammdivision, die die Besatzungen der noch in Dienst zu stellenden Schiffe in sich vereinigt, soll Stralsund als Standort erhalten. Die beiden Seefestungen Swinemünde und Pillau werden von der Marine besetzt. In Kiel bleiben die wichtigsten Marinebehörden, die bisher dort ihren Sitz hatten, ferner die Küstenwehrabteilung und ein Teil der Seestreitkräfte."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 12 Januar 2023, 10:15:41
4. Oktober 1920 Stralsund
,,Unsere Reichswehr wird am Mittwoch Stralsund verlassen. Zunächst wird sie nach Greifswald verlegt, später wahrscheinlich nach Rostock. Zum Ersatz dafür wird, wie schon gemeldet, eine Schiffsstammdivision in Stärke von rund 1200 Mann nach Stralsund verlegt werden."

4. Oktober 1920 Bremen
,,Die Rettungsstation Maasholm der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger telegraphiert: Am 4. Oktober von dem gestrandeten Wasserschutzboot ,,Schleimünde" zwei Personen gerettet durch Motorrettungsboot ,,Ulla" der Station. Am 3. Oktober von dem Segler ,,Aurora", Kapitän Krause, gestrandet bei Falshoest, mit Ladung von Kiel nach Christiania bestimmt, vier Personen gerettet durch Motorrettungsboot ,,Ulla" der Station."

8. Oktober 1920 Stralsund
,,Gestern nachmittag traf der Chef des Admiralstabes der Marine, Vizeadmiral Behnke, auf einer Besichtigungsreise in der Ostsee zu kurzem Aufenthalt auch in der neuen Marinegarnison Stralsund ein. Am Mittwoch war er im Automobil aus Berlin in Swinemünde eingetroffen. Von dort fuhr er mit dem Unterseebootzerstörer ,,U. Z. 21" nach der Insel Rügen, wo er in Bug und Wiek die dort stehenden leichten Marinestreitkräfte besichtigte. Der Unterseebootzerstörer ,,U. Z. 15" bracht den Admiral mit sieben Marinestabsoffizieren im Gefolge von Rügen nach Stralsund, wo er gestern gegen ¼1 Uhr nachmittags eintraf, begrüßt von Major v. Kummer, dem Kommandeur der Stralsund in diesen Tagen verlassenden Reichswehr. Der Aufenthalt von Admiral Behnke dauerte nur etwa zwei Stunden. In dieser Zeit machte er kurze besuche bei der hiesigen Regierung, wo er in Abwesenheit des Herrn Regierungspräsidenten durch den Herrn Regierungsrat Dr. Abegy und Verwaltungsdirektor Mirow empfangen wurde, sowie bei Herrn Oberbürgermeister Gronow, und nahm dann mit seinem Gefolge im Hotel ,,Goldener Löwe" ein Mittagsmahl ein. Hierauf wurde von den Herren der Dänholm besichtigt, der für die neue Marinegarnison in Stralsund von größere Bedeutung sein wird als für das Landheer, und gegen drei Uhr nachmittags fuhr Admiral Behnke nebst Gefolge mit einer aus drei größeren Booten bestehenden Torpedobootflottille nach Pilau in Ostpreußen. Der Unterseebootzerstörer ,,U. Z. 15", der mit dem Admiral Behnke von Rügen gekommen war, ist heute früh nach Swinemünde weitergefahren."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 13 Januar 2023, 15:38:19
9. Oktober 1920
,,Die Konteradmirale Ewers und v. Hornhardt, beide von der Marinestation der Ostsee, sind mit Ablauf des Septembers 1920 aus ihrem Dienstverhältnis entlassen worden."

9. Oktober 1920 Stralsund
,,Als erster Transport unserer neuen Garnison wird heute Abend gegen 10 Uhr eine Kompanie der Schiffstammdivision, in Stärke von drei Offizieren und 90 Mann, aus dem Sennelager kommend, auf dem hiesigen Hauptbahnhofe eintreffen. Kompanieführer ist der Kapitänleutnant Frhr. von Harsdorf. Diese Kompanie wird auf dem Dänholm untergebracht werden. Sie dient als Vorkommando der übrigen Truppen, die im Laufe des Oktobers hier anlangen werden. Wahrscheinlich wird die Kompanie über Nacht auf dem Bahnhofe bleiben und erst Sonntag früh einrücken."

13. Oktober 1920 Stralsund
Heute ist die Uebernahme des hiesigen Garnison-Kommandos durch Kapitänleutnant Arnauld be la Perière, den im Kriege durch seine großen und erfolgreichen Fahrten berühmt gewordenen Unterseebootsführer, jetziger Kommandeur des Sturmbataillons der Schiffsstammdivision der Ostsee, erfolgt. Als nächster Truppenteil trifft morgen, Donnerstag abend, eine Feldbatterie hier ein, die in der Frankenkaserne untergebracht wird. Das Bataillon selbst wird voraussichtlich im Laufe der nächsten Woche in seiner neuen Garnison einrücken."

13. Oktober 1920 Stralsund
,,Nach den in Spaa festgesetzten Bestimmungen sind alle Luftschiffhallen und Behausungen für Flugzeuge jeglicher Art bis zum 15. Februar 1921 abzubrechen. Unter diesen Bestimmungen fallen auch die Flugzeughallen auf den ehemaligen Marineflugplätzen Wieck und Bug a. Rg. Die fremden Regierungen beabsichtigen, die Hallen auf eigene Kosten abzubauen, und zwar durch Vermittlung der Wiedergutmachungskommission Berlin, die die Hallen auf Abbruch verkauft."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 13 Januar 2023, 16:26:18
moin,

Zitat von: Parow am 13 Januar 2023, 15:38:19
Kapitänleutnant Frhr. von Harsdorf.
Wilhelm Freiherr Harsdorf von Enderndorf
*15.8.1890
Crew 09
1914 LtzS auf Seydlitz
1922 Kommandant eines Torpedoboots
1923 Kommandant Torpedoboot S 18
1927-28 Chef der II. Torpedo-Halbflottille
1929-32 Stellv. Leiter der Marineoffizierpersonalabteilung (Leiter ab 1932 FKpt Lütjens)
1932-1934 Kommandant des Leichten Kreuzers Karlsruhe (Nachfolger KptzS Lütjens)
1935  Leiter der Marineoffizierpersonalabteilung (eine absolute Schlüsselstellung !)
+ 8.3.1936

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 14 Januar 2023, 10:39:25
Danke Urs

18. Oktober 1920 Stralsund
,,(Rettung eines Motor-Fischkutters durch den Reichswasserschutz.) Gelegentlich einer Patrouillenfahrt in den nördlich von Stralsund gelegenen Gewässern wurde am 16. Oktober in der Nähe von Wiek ein großer Motor-Fischkutter namens ,,Merkur" aus Laboe (Kieler Föhrde), Führer Stolle, gesichtet, der vor etwa 14 Tage dort festgekommen war. Lebensmittel und Feuerung waren schon bis auf einen kleinen Rest verbraucht. Die Abschleppungsversuche wurden sofort in Angriff genommen, jedoch durch den niedrigen Wasserstand und die ungünstigen Stromverhältnisse außerordentlich erschwert. Nach stundenlanger Arbeit gelang es, das Fahrzeug flott zu machen. Es bestand höchste Gefahr für das Schiff, bei einsetzenden schlechten Wetter leck zu schlagen."

18. Oktober 1920 Wien
,,Die Internationale Donaukonferenz hat beschlossen, daß alle Staaten das Recht besitzen sollen, auf der Donau Kriegsschiffen verkehren zu lassen."

19. Oktober 1920 Stralsund
,,Die 3. Marine-Feldbatterie, deren Eintreffen vor einigen Tagen schon angekündigt war, ist gestern abend hier angekommen und hat die Nacht auf dem Bahnhofe zugebracht. Heute im Laufe des Vormittags rückte die Batterie in die Stadt ein. Batterieführer ist Oberleutnant z.S. Ganguin. Die übrigen Teile der Garnison werden voraussichtlich bis Ende dieses Monats ebenfalls eingetroffen sein."

20. Oktober 1920
,,Die folgenden Flugplätze, Seeflugstationen und Luftschiffhäfen bleiben nach den Verhandlungen mit der Interalliierten Luftüberwachungskommission in Deutschland erhalten: Flugplätze: Breslau, Gandau, Braunschweig, Fürth, Großenharn, Hamburg, Paderborn, Schleißheim, Levau bei Königsberg. - Seeflugzeugstationen: Kiel-Holtenau, Norderney, Warnemünde, List. – Luftschiffhäfen: Nordholz, Seddin, Friedrichshafen-Löwenthal. – Der Bestand von privaten und nationalen Flugplätzen für den Friedensverkehr wird dadurch nicht berührt."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: joern am 14 Januar 2023, 11:15:37
Zitat von: Parow am 14 Januar 2023, 10:39:25

19. Oktober 1920 Stralsund
,,Die 3. Marine-Feldbatterie, deren Eintreffen vor einigen Tagen schon angekündigt war, ist gestern abend hier angekommen und hat die Nacht auf dem Bahnhofe zugebracht. Heute im Laufe des Vormittags rückte die Batterie in die Stadt ein. Batterieführer ist Oberleutnant z.S. Ganguin. Die übrigen Teile der Garnison werden voraussichtlich bis Ende dieses Monats ebenfalls eingetroffen sein."


Hier handelt es sich um Karl Ganguin (Crew 10) geb. 29.4.1891 in (Markawen Ostpreussen) . Er wurde bei einer Auseinandersetzung zwischen Ahlbecker Fischern und Soldaten von den eigenen Soldaten versehentlich angeschossen und erlag am 27.11.1920 in Swinemünde  seinen Verletzungen. (Quelle Crewbuch der Crew1910 ersch. 1935)
Grüße Joern
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 15 Januar 2023, 10:40:27
Danke Joern.

22. Oktober 1920 Stralsund
,,Gestern abend sind aus dem Sennelager die Verkehrsabteilung und die Stabskompagnie sowie der Stab des Befehlshabers der Marine-Landstreitkräfte der Ostsee, der hier seinen Sitz nehmen wird, eingetroffen. Befehlshaber ist Kapitän zur See v. Sachie. Kommandeur der Verkehrsabteilung ist Kapitänleutnant v. Arnauld de la Perière, ein Bruder des berühmten Unterseeboothelden, der bereits vor einigen Tagen in Stralsund eingetroffen ist."

22. Oktober 1920 Stralsund
,,Am Sontag, den 24. d. Mts., findet der feierliche Einzug der Marinegarnison in der Stadt Stralsund statt. Anmarsch der Truppen ist 11.15 Uhr mittags vom Bahnhof durch die Tribseerstraße, Apollonienmarkt, Ossenreyerstraße zum Alten Markt. Dort findet um 11.45 Uhr Empfang durch die städtische Körperschaften statt. Der Abmarsch erfolgt durch die Semlower- und Wasserstraße zur Kaserne. Um unserer neuen Garnison einen recht freundlichen Willkommensgruß zu bieten, werden alle Hausbesitzer der Stadt ersucht, ihre Häuser, besonders aber die Häuser in den Straßen, die beim Einzug der Truppen berührt werden, sowie die Umgebung der Kaserne zu beflaggen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 15 Januar 2023, 12:32:19
.......am Alten Markt dort findet um 11.45 Uhr Empfang durch die städtische Körperschaften statt.
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 15 Januar 2023, 13:17:40
moin,

Zitat von: Parow am 15 Januar 2023, 10:40:27
der Stab des Befehlshabers der Marine-Landstreitkräfte der Ostsee, der hier seinen Sitz nehmen wird, eingetroffen. Befehlshaber ist Kapitän zur See v. Sachie.
Fritz Sachße (https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Sach%C3%9Fe)

Zitat von: Parow am 15 Januar 2023, 10:40:27
Kommandeur der Verkehrsabteilung ist Kapitänleutnant v. Arnauld de la Perière, ein Bruder des berühmten Unterseeboothelden, der bereits vor einigen Tagen in Stralsund eingetroffen ist."
Friedrich vAdlP (https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Arnauld_de_la_Peri%C3%A8re)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 16 Januar 2023, 17:53:26
24. Oktober 1920
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 17 Januar 2023, 14:51:20
25. Oktober 1920 Stralsund
,,Am Sonnabend trafen das große Torpedoboot ,,T 53" und ein kleiner Unterseebootszerstörer aus Swinemünde hier ein. Die beiden Schiffe fuhren gestern wieder nach Swinemünde."

26. Oktober 1920 Stralsund
(Stralsund wird Marinegarnison) Am 24. Oktober fand der feierliche Einzug der Marinetruppenteile in Stralsund statt. Vom Bahnhof marschierten die Soldaten zum Alten Markt, dort fand die offizielle Begrüßung statt. Der Abmarsch der Truppen erfolgt zur Frankenkaserne.
Stab des Befehlshabers der Marine-Landstreitkräfte der Ostsee (BOL)
Befehlshaber: Kapitän zur See v. Sachse
Führer der Stabskompanie: Leutnant z.S. Hischens

Garnison-Kommandant und Bataillonskommandeur: Kapitänleutnant Lothar v. Arnauld de la Perière
Adjutant beim Garnisionkommando: Oberleutnant z.S. Niemann
Kommandeur der Verkehrs- und Nachrichtenabteilung: Kapitänleutnant Friedrich v. Arnauld de la Perière
Bataillons-Adjutant: Oberleutnant z.S. Neumann
Führer 1. Kompanie: Oberleutnant z.S. Kreisch
Führer 2. Kompanie: Kapitänleutnant Freiherr v. Harsdorf
Führer 3. Kompanie: Oberleutnant z.S. Grosse
Führer der Maschinengewehrkompanie: Oberleutnant z.S. Förste (8 MG´s, 2 Minenwerfer)
Führer der 3. Feldbatterie: Oberleutnant z.S. Ganguin (4 Geschütze)

29. Oktober 1920 Stralsund
,,Die 3. Marine-Feldbatterie wird in nächster Woche, voraussichtlich am Dienstag, Stralsund wieder verlassen. Sie wird nach Swinemünde übersiedeln, wo sie in den Forts bessere Gelegenheit zur Einstellung ihrer Pferde hat. Für die abrückende Marine-Feldbatterie wird ein Teil des Linienschiffsstamms ,,Hannover" nach Stralsund kommen. Hier in Stralsund, wo ehemals im Jahre 1848 das erste deutsche Kanonenboot ,,Strelasund" vom Stabel lief, wird dann auch die Mannschaft für das erste neue deutsche Linienschiff zusammengestellt werden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 18 Januar 2023, 10:41:18
3. November Heringsdorf
,,1. Marine-Feldbatterie unter Kapitänleutnant von Schroeder, die erst vor kurzem in die hiesige neue Marine-Garnison eingezogen war, ist nach Friedrichsort bei Kiel verlegt worden. Die Truppe ist bereits nach dort abgegangen."

16. November 1920 Stralsund
,,Wie schon vor einiger Zeit berichtet, wird in Stralsund die Besatzung für das erste nach dem Kriege wieder in Dienst zu stellende deutsche Linienschiff ,,Hannover" zusammengestellt und ausgebildet. Die ersten 100 Mann des Schiffstammes ,,Hannover" sind am Sonnabend nachmittag mit der Eisenbahn hier eingetroffen, und etwa 300 Mann werden noch im Laufe dieses Monats folgen. Daneben werden, weil in Stralsund die ganze 700 Mann zählende Schiffsbesatzung nicht unterzubringen ist, noch 300 Rekruten für das Linienschiff ,,Hannover" in Wiek a. Rg. ausgebildet. Stralsund ist Garnison des Kapitänleutnants v. Arnauld de la Perière unterstehenden Bataillons der Marinelandstreitkräfte der Ostsee und des hier auszubildenden Teils der ,,Hannover"-Mannschaft. Ferner ist aber auch Stralsund Sitz des Oberbefehlshabers sämtlicher Landstreitkräfte der Ostsee (B.O.L.), Kapitän zur See v. Sachse, 1. Adjutant Kapitänleutnant Mewes. Swinemünde ist Sitz des Oberbefehlshabers der Seestreitkräfte der Ostsee (B.S.O.) unter Kommodore von Rosenberg. Diese beiden Abteilungen – Land- und Seestreitkräfte – unterstehen dem Chef der Ostseestreitkräfte, Frhr. v. Gagern in Kiel, und über alle deutschen Marinestreitkräfte der Ost- und Nordsee ist der Oberbefehlshaber der Chef der Admiralität in Berlin Vizeadmiral Behncke. Da nun Stralsund der Oberbefehl für sämtliche Landstreitkräfte der Ostsee ist, so werden hier, als einer der bedeutendsten Marinegarnisonen in Deutschland (für die Ostsee nur noch Kiel, Swinemünde und Pillau), von jetzt an viel häufiger als bisher üblich war, auch Torpedoboote, Minensuchfahrzeuge, Tender und Unterseebootszerstörer im Stralsunder Hafen einlaufen. Ein ständiger Hafen für Marinefahrzeuge wird jedoch Stralsund nicht werden. Bei dem jetzigen außergewöhnlich niedrigen Wasserstand hat sich aber gezeigt, daß auch Torpedoboote mit etwa vier Meter Tiefgang im Stralsunder Hafen einlaufen können. Größere Schiffe, Kreuzer und Linienschiffe, können wegen zu geringer Tiefe Stralsund keinen Besuch abstatten. Der Wasserstand ist augenblicklich hier so niedrig, daß nicht einmal die Fähre von Stralsund nach dem Dänholm verkehren kann, sondern die Ueberfahrt von Personen auf Booten geschehen muß. Pferde und Wagen aber können mit der Fähre gegenwärtig wegen des geringen Wassertiefstandes nicht nach dem Dänholm übergesetzt werden. Die Tenderschiffe der Marine, wie z.B. der am Freitag hier anlaufende ,,Drache", werden, um den Eisenbahnverkehr zu entlasten, auch zu Transportzwecken für Marineangehörige usw. benutzt. Ein besuch von Schiffen der deutschen Marine in Stralsund wird jetzt häufiger vorkommen, so daß wir bei Schiffsbesuchen fortan nur noch in Ausnahmefällen besondere Notiz nehmen werden."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 18 Januar 2023, 10:55:05
moin,

Zitat von: Parow am 17 Januar 2023, 14:51:20
Befehlshaber: Kapitän zur See v. Sachse
nur Sachße (ohne "von")

Zitat von: Parow am 17 Januar 2023, 14:51:20
Führer 1. Kompanie: Oberleutnant z.S. Kreisch
Leo Kreisch (https://de.wikipedia.org/wiki/Leo_Kreisch)

Zitat von: Parow am 17 Januar 2023, 14:51:20
Führer der Maschinengewehrkompanie: Oberleutnant z.S. Förste
Erich Förste (https://de.wikipedia.org/wiki/Erich_F%C3%B6rste)

Zitat von: Parow am 18 Januar 2023, 10:41:18
1. Marine-Feldbatterie unter Kapitänleutnant von Schroeder
Ludwig von Schroeder (https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_von_Schr%C3%B6der_(General))

Zitat von: Parow am 18 Januar 2023, 10:41:18
1. Adjutant Kapitänleutnant Mewes.
Raul Mewis (https://de.wikipedia.org/wiki/Raul_Mewis), später Kommandant der Niobe (https://de.wikipedia.org/wiki/Niobe_(Schiff,_1913)) und 1. Kommandant der Gorch Fock (I) (https://de.wikipedia.org/wiki/Gorch_Fock_(Schiff,_1933))

Zitat von: Parow am 18 Januar 2023, 10:41:18
Oberbefehlshaber der Seestreitkräfte der Ostsee (B.S.O.) ... Kommodore von Rosenberg
Hugo von Rosenberg (https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_von_Rosenberg)

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 19 Januar 2023, 10:37:56
Danke Urs, sehr interessant.

17. November 1920
,,Der Dampfer ,,Kigoma" ist am 14. November, 3 Uhr nachmittags, mit 305 Deutschen aus Ostafrika in Rotterdam eingetroffen. Der Zustand der Passagiere ist gut. Der Transport wird heute nach Wesel weitergeleitet und dort aufgelöst."

17. November 1920 Wieck b. Eldena
,,Infolge des in letzter zeit sehr niedrigen Wasserstandes konnten die seit einigen Tagen in Wieck liegenden Torpedoboote T 146 und T 149 nicht in den hiesigen Hafen einlaufen. Die Boote haben Rekruten an Bord und nehmen Uebungsfahrten im Bodden vor. Wie verlautet, findet auch eine größere Uebung in nächster Woche in unseren Gewässern statt."

20. November 1920
,,Eine Blättermeldung aus Königsberg zufolge, wird morgen der letzte deutsche Kriegsluftkreuzer ,,L.Z. 120" vom Luftschiffhafen Seerappen nach Stolp i.P. überführt werden, wo er seinen Gasvorrat erneuert, um dann an Italien ausgeliefert zu werden."

22. November 1920 Stettin
,,Der Dampfer ,,Maria Woermann" ist heute mittag 1 Uhr mit 266 deutschen Zivilgefangenen im hiesigen Freihafen eingetroffen."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 20 Januar 2023, 18:02:56
25. November 1920 Swinemünde
,,Eine Anzahl Mannschaften der hiesigen Halbflottille befindet sich seit einiger Zeit in der Marinestation in Bug auf Rügen, um dort ausgebildet zu werden. Gelegentlich des Landarbeiterstreiks auf Rügen waren zwei Kameraden von dem hier stationierten Torpedoboot T. 158 zu Wachdiensten auf ein Gut in der Nähe von Bug kommandiert. Als der Marinesoldat auf einem Wagen hantierte und dabei zu Fall kam, entlud sich plötzlich das Gewehr. Der Schuß drang dem zufällig vorübergehenden 20 Jahre alten Torpedobootsheizer Hans Herrmann in die linke Brustseite und verletzte ihn so schwer, daß er am nächsten Tage verstarb. Als der andere Soldat, aus dessen Gewehr der verhängnisvolle Schuß gekommen, das durch den Unfall angerichtete Unheil sah, versuchte er sich selbst zu erschießen. Von einem dritten Kameraden konnte er aber daran gehindert werden."

27. November 1920 Stralsund
,,Wie schon neulich berichtet, findet die Zusammenstellung des Schiffsstammes ,,Hannover" hier in Stralsund statt. Die Aufstellung ist jetzt in ein neues Stadium getreten. Der für ,,Hannover" vorgesehene erste Offizier, Korvettenkapitän Brunner – bekannt durch seinen kühnen Torpedobootsausbruch mit ,,S. 90" aus Tsingtau, bei dem der japanische Kreuzer ,,Takatshio" versenkt wurde -, hat jetzt die Leitung auf dem Dänholm übernommen. Das Marinefachpersonal aus sämtlichen Küstenwehr-Abteilungen wird herausgezogen, hier gesammelt infanteristisch ausgebildet und rollenmäßig für die einzelnen Tätigkeiten angewiesen. Etwa 500 Mann werden auf dem Dänholm untergebracht, die übrigen 200 Mann sind Heizer-Rekruten, die noch in Wiek liegen und bis zur Indienststellung des Schiffes, etwa am 1. März 1921, zugweise an Bord zur Ausbildung vor den Feuer auf dem kleinen Kreuzer ,,Berlin" und auf Torpedobooten kommandiert werden. Das Linienschiff ,,Hannover", ein Schwesterschiff der am 31. Mai 1916 durch den Torpedoschuß eines englischen Zerstörers versenkten ,,Pommern", lief im Jahre 1905 vom Stapel. Wasserverdrängung 13 200 Tonnen, Länge 126 Meter, Breite 22 Meter, Tiefgang 7,7 Meter, Geschwindigkeit 18,5 Seemeilen, Besatzung einschließlich Offiziere und Beamte 743 Köpfe. Die Bestückung besteht aus vier 28 cm-Geschützen in zwei Doppeltürmen, vierzehn 17 cm-Geschützen in Batterie- und Einzelkasematten, zwanzig 8,8 cm-Torpedoboots-Abwehrkanonen. Torpedoarmierung: sechs 45 cm-Torpedolancierrohre – ein Bug-, vier Breitseits- ein Heckrohr."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 21 Januar 2023, 18:37:29
28. November 1920
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 22 Januar 2023, 11:08:42
28. November 1920
,,Im Stettiner Freihafengebiet wird für heute mittag 1 Uhr der Dampfer ,,Rügen", mit 793 Reichsdeutschen aus Rußland an Bord, erwartet."

28. November 1920
,,Am 25. November ist der Dampfer ,,Kaikhu Maru" mit 1697 Reichsdeutschen von Wladiwostok abgefahren. Die Fahrt geht über Singapore, Sabang, Port Said, Triest nach Bremen, wo der Dampfer etwa Mitte Januar eintreffen dürfte."

1. Dezember 1920 Stolp
,,Bekanntlich müssen auf Grund des Friedensvertrages auch unsere Zeppeline den Ententestaaten ausgeliefert werden. Ueber die Ablieferung des letzten Schiffes dieser Art, das im Dienste der Marine gestanden und bisher seinen Heimathafen in Ostpreußen gehabt hatte, schreibt die ,,Stolper Ztg. F. Hp." aus Stolp vom Montag: Das letzte Marineluftschiff ,,L. Z. 120" ist nunmehr vor einigen Tagen hier eingetroffen und hat heute morgen seine letzte Fahrt nach Italien angetreten. Die Mannschaft benutzte den gestrigen Sonntag, auf dem Ehrenfriedhof am Grabe der Luftschiffbesatzung von ,,S. L. 6" eine stille Gedenkfeier abzuhalten, der sich das Kommando der Marine-Bauaufsicht anschloß. Der Kommandant, Oberleutnant zur See v. Schiller, leitete die Feier durch ein stilles Vaterunser ein."

3. Dezember 1920 Wiek a. Rg.
,,Mit dem Abbruch der großen Flugzeughallen auf der Station Bug ist man seit etwa einer Woche beschäftigt. Zahlreiche Arbeiter nehmen an diesem Abbau teil. Die Firma, die die Hallen s. Zt. erbaute, hat nunmehr auch den Abbruch derselben übernommen. Wann die großen Seeflugzeughallen auf dem hiesigen Standort weggeräumt werden sollen, darüber verlautet noch nichts."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 22 Januar 2023, 12:56:16
moin,

Zitat von: Parow am 20 Januar 2023, 18:02:56
Der für ,,Hannover" vorgesehene erste Offizier, Korvettenkapitän Brunner – bekannt durch seinen kühnen Torpedobootsausbruch mit ,,S. 90" aus Tsingtau, bei dem der japanische Kreuzer ,,Takatshio" versenkt wurde
Crew (18)99
1906-09 in der T-SchulFltl
1910 Kommandant des Torpedoboots S 115
1922 nicht mehr in der Rangliste aufgeführt

Zitat von: Parow am 22 Januar 2023, 11:08:42
Der Kommandant, Oberleutnant zur See v. Schiller, leitete die Feier durch ein stilles Vaterunser ein."
Crew 1912
1922 nicht mehr in der Rangliste aufgeführt

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: joern am 23 Januar 2023, 08:07:07
Zitat von: Urs Heßling am 22 Januar 2023, 12:56:16
moin,

Zitat von: Parow am 20 Januar 2023, 18:02:56
Der für ,,Hannover" vorgesehene erste Offizier, Korvettenkapitän Brunner – bekannt durch seinen kühnen Torpedobootsausbruch mit ,,S. 90" aus Tsingtau, bei dem der japanische Kreuzer ,,Takatshio" versenkt wurde
Crew (18)99
1906-09 in der T-SchulFltl
1910 Kommandant des Torpedoboots S 115
1922 nicht mehr in der Rangliste aufgeführt

Zitat von: Parow am 22 Januar 2023, 11:08:42
Der Kommandant, Oberleutnant zur See v. Schiller, leitete die Feier durch ein stilles Vaterunser ein."
Crew 1912
1922 nicht mehr in der Rangliste aufgeführt

Gruß, Urs
Als Ergänzung:
Paul Brunner, geb. 17.7.1880 in Bromberg gest. 22.2.1941 in Greifswald war von 1935 bis zu seinem Tod 1941, Pfarrer in St. Marien Greifswald.

Hans v. Schiller geb. 17.3.1891 in Buckhagen gest. 6.12.1976  Oberstleutnant d. Luftwaffe d. R.
Grüße Joern
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 24 Januar 2023, 11:32:16
Danke Urs und Joern.

5. Dezember 1920 Swinemünde
,,Seitdem die Garnison Swinemünde mit den neuen Truppenteilen belegt worden ist, ist es innerhalb kurzer Zeit bereits wiederholt zu ernsten Zusammenstößen zwischen Zivilpersonen und Militär-, besonders Marine-Mannschaften gekommen. Nachdem erst kürzlich eine gefährliche Schießerei und Schlägerei bei der zwei Kriminalbeamte von Marinesoldaten überfallen und erheblich verletzt wurden, auf dem Waldschloß stattgefunden hatte, kam es am Mittwoch abend im Westswiner Schützenhaus zu einer schweren Schlägerei. Eine Anzahl Zivilisten, darunter Ahlbecker Fischer, fielen nachts während des Tanzes plötzlich über die anwesenden Mannschaften der Küstenwehrabteilung mit Messern usw. her. Die Soldaten setzten sich kräftig zur Wehr und schlugen die Angreifer in die Flucht. Auf beiden Seiten hat es durch Messer- und Dolchstiche verursachten blutige Verletzungen gegeben. In dem Lokal wurde beträchtlicher Sachschaden angerichtet."

12. Dezember 1920
,,Wir lesen in der schwedischen Zeitung ,,Spenska Dagebladet": Am 21. d. Mts. Ist bei den Aalandinseln der auf dem Wege nach Hull befindliche schwed. Dampfer ,,Blenda" auf eine Mine gestoßen und gesunken. Die Besatzung wurde von einem finnischen Dampfer gerettet. Der Untergang der ,,Blenda" ist nach dem Kriege das erste Minenunglück in der Ostsee. Es hat den Anschein, als ob das Wasser auf der finnischen Seite gegenwärtig voll von treibenden Minen ist. Die heftigen Stürme der letzten Zeit haben offenbar eine große Menge alter Minenfelder gelöst und abgetrieben. Die größte Vorsicht ist daher am Platze."

15. Dezember 1920 Swinemünde
,,Der Kreuzer ,,Berlin", der zurzeit etwa 70 Heizerrekruten an Bord hat, geht am 16. d. Mts. Zu Ausbildungszwecken nach Kiel in See, so daß damit auch der Besatzung Gelegenheit gegeben ist, Weihnachten bei ihren Angehörigen zu verleben. Mit Kreuzer ,,Berlin" wird auch der Stab des Befehlshabers der Seestreitkräfte der Ostsee nach Kiel gehen. Die Rückkehr des Schiffes nach Swinemünde erfolgt in der zweiten Januarwoche."
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Big A am 24 Januar 2023, 13:16:01
Zitat,,Spenska Dagebladet"

Kleiner Typo:  "Svenska Dagebladet"

Axel
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Parow am 25 Januar 2023, 17:10:09
30. Dezember 1920 Swinemünde
,,Das letzte große Segelschiff unserer einstigen stolzen Handelsflotte, der Viermaster ,,Paul" aus Hamburg, passierte – im Schlepptau eines unter französischer Flagge fahrenden Schleppers – von Stettin kommend, unseren Hafen, um nach Dünkirchen (Nordfrankreich) gebracht zu werden. Dieses von der Entente beschlagnahmte stolze Segelschiff ist das letzte der einstmals aus nahezu 200 Schiffen bestehenden deutschen Seglerflotte Hamburgs."


Das war nun mein letzter Beitrag zu diesem Thema. Danke an allen, die sich aktiv beteiligt haben.
Peter
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 25 Januar 2023, 17:35:19
moin, Peter,

Zitat von: Parow am 25 Januar 2023, 17:10:09
30. Dezember 1920 Swinemünde
,,Das letzte große Segelschiff unserer einstigen stolzen Handelsflotte, der Viermaster ,,Paul" aus Hamburg, passierte – im Schlepptau eines unter französischer Flagge fahrenden Schleppers – von Stettin kommend, unseren Hafen, um nach Dünkirchen (Nordfrankreich) gebracht zu werden.
evt. die Pola (https://de.wikipedia.org/wiki/Pola_(Schiff,_1916)) ... siehe Zeit- und Ort-Differenzen !

Zitat von: Parow am 25 Januar 2023, 17:10:09
Das war nun mein letzter Beitrag zu diesem Thema. Danke an allen, die sich aktiv beteiligt haben.
Ein großer Dank :MG: top geht an Dich für diesen schönen und sehr interessanten Thread !

Gruß, Urs
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: kalli am 25 Januar 2023, 18:03:12
Dem Dank möchte ich mich anschließen. Eine ganz feine Sache hast Du da ins Forum gestellt. Gerne habe ich die Beiträge verfolgt. top
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Rudergänger am 25 Januar 2023, 18:06:49
Auch ich habe die Beiträge mit großen Interesse gelesen.
Vielleicht könnte man die Beiträge für das HMA zusammen fassen.

Danke für deine Arbeit. top
Harald
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: maxim am 25 Januar 2023, 18:13:42
Ja, vielen Dank für die Mühe! War sehr interessant!  :TU:)
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: SchlPr11 am 25 Januar 2023, 18:53:19
Hallo,
hat mir sehr gefallen und doch auch einige neue Ansätze geliefert, besten Dank - REINHARD
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: smutje505 am 25 Januar 2023, 19:55:56
Hallo Peter auch von mir ein großes DANKESCHÖN für deine Maritimen Nachrichten 1919/1920 sehr interessant.
Gruß Hartmut
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: joern am 25 Januar 2023, 20:01:21
Ja war super. Vielen Dank.
Grüße Joern
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: bettika61 am 25 Januar 2023, 21:09:34
Hallo Peter,
Da schließe ich mich den Vorrednern an  :MG:
Großes Kino  :TU:)
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: t-geronimo am 26 Januar 2023, 01:48:01
Ich war nur stiller Mitleser, möchte aber trotzdem nicht versäumen, mich für diesen interessanten Ausflug zu bedanken - und auch bei denen, die ihn ergänzt und mitgestaltet haben.  :ML:
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: HJH am 26 Januar 2023, 11:28:38
Moin Peter,
ganz herzlichen Dank. In alten Zeitungen sind doch immer wieder interessante Ergänzungen zu den verschiedenen Themen zu finden!
Gruß Hans
Titel: Re: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Cord am 27 Januar 2023, 17:06:09
Hallo Peter,

vielen Dank für Deine Arbeit. Ich habe gerne Deine Mitteilungen gelesen.

Beste Grüße
Cord
Titel: Aw: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Kg27Boelcke am 29 Februar 2024, 08:36:52
Hallo,

schau mal in diesem aktuellen Angebot bei Ebay: Maritime Nachrichten,

https://www.ebay.de/itm/285724414789?_trkparms=amclksrc%3DITM%26aid%3D777008%26algo%3DPERSONAL.TOPIC%26ao%3D1%26asc%3D261548%26meid%3D4addd35c58a6427f91ab8a25400f1718%26pid%3D101770%26rk%3D1%26rkt%3D1%26itm%3D285724414789%26pmt%3D0%26noa%3D1%26pg%3D4375194%26algv%3DRecentlyViewedItemsV2&_trksid=p4375194.c101770.m146925&_trkparms=parentrq%3Af3c9730a18d0aab3a3a9e2afffff788a%7Cpageci%3A00b4f06c-d6d5-11ee-a9de-3269426c2028%7Ciid%3A1%7Cvlpname%3Avlp_homepage

Beste Grüße
Walter
Titel: Aw: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: Urs Heßling am 29 Februar 2024, 09:45:11
moin, Walter,

Zitat von: Kg27Boelcke am 29 Februar 2024, 08:36:52schau mal in diesem aktuellen Angebot bei Ebay: Maritime Nachrichten,
siehe Marine-Nachrichtenblatt hier im FMA (https://forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=11368.0)

Bei Suche mit dem Stichwort "Marine-Nachrichtenblatt" noch viele weitere Threads / Angebote

Gruß, Urs
Titel: Aw: Maritime Nachrichten 1919/1920
Beitrag von: beck.Schulte am 29 Februar 2024, 12:02:50
Ich komme nicht aus dem Lachen raus.  Ist mal wieder so ne E-bay Ente. Da wird kaiserliche Massenware (z.B.  "T-Boot im Sturm") für  20 plus angeboten. Kauft keiner , ebenso wie Traumpreise für Kloppmanns 1919 Fotos.
Ich hab mal angefragt, ob sie nicht meine Echt-Fotos für Halbe/Halbe verkaufen würden. Bei den Preisen käme ne Nordland-Reise raus. Woll se aber nicht.  :-D