Forum Marinearchiv

Seekrieg allgemein => Sonstige Zeit => Thema gestartet von: Albertus am 12 April 2011, 20:54:19

Titel: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 12 April 2011, 20:54:19
Hallo und guten Abend!

Ich würde gerne mehr zur Entstehungsgeschichte des Seefahrtsbuches erfahren.
U.a.:
Wann wurde es durch wen ins Leben gerufen?
Kennt jemand (Foto)Links zu richtig alten Seefahrtsbücher?

Würde mich über weiterführende Infos sehr freuen.

Neugierige Grüße
Jane
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Captain Hans am 12 April 2011, 21:12:13
Hallo Jane

werde mal mein altes Seefahrtsbuch suchen ud es dann abfotografieren.
(wird was dauern, denn ich weiß nicht genau wo ich es hab)

Die Geschichte des Seefahrtsbuches kenne ich allerdings auch nicht.

viele Grüße

Hans
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 13 April 2011, 19:31:14
Hallo Hans und alle anderen,

Zitat von: Captain Hans
werde mal mein altes Seefahrtsbuch suchen und es dann abfotografieren.

Ja, mach mal bitte.  :wink:
Als Dokumente-Sammlerin schaue ich mir natürlich gerne solche Bücher an - und freue mich wenn ich auf diesem Wege Näheres dazu erfahre.

Zitat von: Captain HansDie Geschichte des Seefahrtsbuches kenne ich allerdings auch nicht.
Schade, doch ich vermute aufgrund der geringen Resonanz, dass wir nicht die einzigen sind ...

Hier mal eine interessante Seite dazu, wie ich finde: http://www.ddghansa-shipsphotos.de/alfredoldenburg100.htm


Seid herzlich gegrüßt
Jane

Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Trimmer am 13 April 2011, 19:50:46
Hallo Jane - www.hsdg-sammlung.de/html/body_seefahrtsbuch.html  oder über Google einfach Seefahrtsbuch von Matrosen eingeben. Viel Spaß

Trimmer-Achim
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Captain Hans am 15 April 2011, 16:14:27
Hallo Jane

anbei Fotos meines Seefahrtsbuches

sah ich nicht gut aus  :-D

liebe Grüße

Hans

Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Trimmer am 15 April 2011, 17:24:34
Hallo Captain  Hans - " Einst war ich ein Jüngling mit lockigem Haar "  :-D Immer wieder schön auch mal solche Fotos zu sehen

:MG: Achim - Trimmer
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 15 April 2011, 17:28:48
Mein lieber Herr Gesangsverein ...
Hans, Du warst tatsächlich ein schmuckes Kerlchen!  :-D

Das ist für mich eine interessante Seite, die Du einstelltest.
Der Sitz der Reederei liegt in einem Nachbarort meiner Heimat/Wohnortes.
Stammst Du auch aus der beschaulichen Elbe/Weser-Region?
Habt Ihr seinerzeit mit der "Basbeck" Zement oder Ziegel gefahren?
Hast Du die Sturmflut 1962 in unserer Region (das nasse Dreieck) miterlebt?

Schade dass Du so fernab unseres Landes wohnst und wir uns morgen nicht treffen...
Vermutlich gäbe es zwischen uns ne Menge auszuschnacken.  (http://www.smilies.4-user.de/include/Froehlich/smilie_happy_243.gif) (http://www.smilies.4-user.de)

Vielen Dank für's Einstellen, nett dass Du uns an Deiner Jungmann-Reise teilhaben lässt. Es darf auch gerne etwas mehr sein.  :-) Ich freue mich sehr über solche Einblicke!  top

@Achim
Auch Dir besten Dank für den Link. 

Seid herzlich gegrüßt von der sonnigen Elbmündung (Kein Wunder wenn Fories reisen)

Jane





Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Captain Hans am 15 April 2011, 20:10:50
Hallo Jane

gerne geschehen.

Aber ich bin in Essen und Dortmund aufgewachsen.
Die "Basbeck" wurde mir von der Seemannschule am Falkenstein vermittelt.
Transpotiert haben wir Kali und Staubkohle

Meine Erlebnisse mit der Sturmflut habe ich schon im nachstehenden Thread
beschrieben.

http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,11076.0.html

liebe Grüsse

Hans
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: STOLZENFELS am 16 April 2011, 17:07:33
Hallo,

ein wenig im Internet gesucht und etwas gefunden:

Im "Deutschen Reichsgesetzblatt" Band 1872, Nr. 33 Seite 409-432 in der Fassung vpm 27. Dezember 1872 bekanntgegeben am 31. Dezember 1972 wird das Führen eines "Seefahrtsbuch" ausdrücklich erwähnt.

Das Gesetz umfaßt 111 Paragraphen.

Unterzeichnet hat das Gesetz unteranderem Reichskanzler Fürst von Bismarck.

Peter Kiehlmann


Titel: Suche Infos zum Segelschiff "Sturmvogel"
Beitrag von: Albertus am 04 Mai 2011, 22:00:51
Hallo allemann,

ich zeige hier mal die Seite eines Seefahrtsbuches, dessen Geschichte ich gerne einmal zusammenschreiben möchte.
Der Junge war erst 15 Jahre alt, als er zur See ging. Offensichtlich war der Kapitän des Schiffes (Segelschiff mit Hilfsmotor) der Vater, beide tragen nämlich den gleichen Namen. Ich habe keinen persönlichen Bezug zu der Familie, möchte aber anhand des erstandenen Seefahrtsbuches mit Eurer Hilfe  :-) den Werdegang des Jungen während des Krieges recherchieren.
Was meint Ihr, ob es wohl möglich ist, ein Foto des "Sturmvogels" zu finden?

Ich bin sehr gespannt und würde mich sehr freuen, wenn mir jemand helfen könnte.

Liebe Grüße
Jane

(http://forum-marinearchiv.de/coppermine/albums/userpics/12171/normal_Diekmann.JPG)

Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: t-geronimo am 04 Mai 2011, 23:11:02
Hallo Jane!

Leider ist das Bild wieder sehr klein, so dass kaum was zu lesen ist.
Vielleicht müßtest Du es nochmal etwas größer einscannen. ;)
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 04 Mai 2011, 23:51:20
Hallo Thorsten,

ich versuch's noch mal, hoffentlich klappt es:

(http://forum-marinearchiv.de/coppermine/albums/userpics/12171/normal_Diekmann%20-%20Kopie%20%282%29.JPG) 

Beste Grüße
Jane
Titel: Suche Infos zum Segelschiff "Sturmvogel"
Beitrag von: Albertus am 05 Mai 2011, 08:58:02
Guten Morgen allen,

wenn auch kein Foto zum lütten "Sturmvogel" aufzutreiben ist/wäre, so frage ich mich wie es möglich war, Küstenfischerei in der Nordsee zu betreiben. Gab es sie während des 2. Weltkrieges in der Nordsee?
Nach meiner bisherigen Erkenntnis, kam der Fischfang in unserer Ecke wegen Gefährlichkeit so gut wie zum Erliegen. (?)
Der junge Mann fuhr bis Ende Juni 1941 auf dem Schiff. Vermutlich wurde er dann eingezogen. (?)
Am 14.6.1945  musterte er erneut auf dem "Sturmvogel" unter gleichem Kapitän an.
Daraus ist zu schließen, dass Vater, Sohn und Schiff den Krieg überlebt haben...  :-)

Zum Heimathafen Adolf-Hitler-Koog hier ein kl. geschichtlicher Abriss:

http://www.geschichte-s-h.de/vonabisz/adolf-hitler-koog.htm

Neun-Uhr-Grüße vom Meer
Jane



Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Peter K. am 05 Mai 2011, 23:12:03
Fischkutter STURMVOGEL (Segelschiff mit Hilfsmotor)

Unterscheidungssignal: DDDK
Heimathafen: Friedrichskoog
Vermessung: 6 BRT bzw. 1,6 NRT
Baujahr: 1905
Bauort: FInkenwärder
Baustoff: Holz
Maschinenleistung: 12 PS
Reeder: Willy DICKMANN (also offenbar Reeder und Kapitän in einer Person)
Besatzung: 2 Mann

Quelle:
Handbuch für die deutsche Handelsmarine auf das Jahr 1938
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 06 Mai 2011, 07:48:51
Vielen Dank Peter!
mit den Hinweisen kann man mit Chance weiter recherchieren!
Das Teil war ja offensichtlich nicht viel größer als eine Nussschale.

Gruß und Dank vom Meer  :-)
Jane
Titel: Der Wasserschout (Hafenmeister)
Beitrag von: Albertus am 09 Juli 2011, 20:14:45
Hallo und guten Abend !

Habe mal wieder eine Frage zu einem mir vorliegendem Seefahrtsbuch von 1910. Da wurde die An- und Abmusterung (in Brake) von einem ,,Wasserschout" gestempelt und unterschrieben. Auch in Bremerhaven und Hamburg wurde dieser Ausdruck benutzt, wie ich es soeben im Netz las...
Das Wort stammt aus dem niederländischen und steht für Hafenmeister/Aufseher, der seinerzeit auch für die Musterung der Seeleute zuständig war.
Es ist bekannt, dass die Holländer ganz fulminante Seefahrer waren, doch dass sich dieser Sprachgebrauch noch so lange in unserem Amtsdeutsch hielt, überrascht mich.
Hat vielleicht jemand die geeignete Lektüre, um mal zu schauen, was es für eine Begründung dafür gibt?
Waren die gekreuzten Anker im Stempel einheitlich und galten für alle Wasserschouts, oder war es eher ein regionales, frei erfundenes amtliches Zeichen? Gibt es eine Erklärung für die Symbolik?
Würde mich freuen, wenn jemand etwas Licht in die Angelegenheit bringen würde.

Besten Dank und schöne Grüße
Jane

(http://forum-marinearchiv.de/coppermine/albums/userpics/12171/normal_Wasserschout.JPG)
Titel: Seefahrtsbücher – Dienstzeugnisse
Beitrag von: Albertus am 24 Dezember 2011, 14:01:16
Hallo!

Weiß jemand ob es die Dienstzeugnis-Bücher, wie sie beim Norddeutschen Lloyd bereits um 1900 üblich waren, auch bei anderen Reedereien zeitgemäß eingesetzt wurden?
Beispiel-Link: http://www.hood.de/angebot/38681993/dokument-norddeutscher-lloyd-dienst-zeugnisse-um1907-10.htm

Die Auskünfte die man solchen Büchern entnehmen kann, sind ja nicht besonders aussagekräftig:
°Dauer der Dienstzeit
°Diensttüchtigkeit
°Nüchternheit (dieser Punkt lässt auf durstige Seeleute schließen :-D)
°Ursache der Entlassung

Ob diese Büchlein nur für Mannschaftsgrade ausgegeben wurden und die Schiffsoffiziere inhaltsreichere Zeugnisse bekamen würde mich schon interessieren.
Werden solche Dienstzeugnis-Bücher auch heute noch ausgegeben?

Allen Lesern Schöne Weihnachten!

Jane
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 01 Januar 2012, 14:03:20
:? Keiner eine Meinung? Schade!

Nichts desto trotz:
DANKE für die interessanten Beiträge hier im Forum!

Allen Lesern ein gesundes neues Jahr und

frrrische Grüße von der Elbmündung

Jane



Titel: Re: Seefahrtsbücher – Dienstzeugnisse
Beitrag von: Albatros am 01 Januar 2012, 15:43:18
Zitat von: Albertus am 24 Dezember 2011, 14:01:16
Hallo!

Werden solche Dienstzeugnis-Bücher auch heute noch ausgegeben?

Allen Lesern Schöne Weihnachten!

Jane


Vielleicht einfach mal bei Captain Hans per PM versuchen, der könnte das eventuell beantworten.

Dir ein Frohes "Neues"

:MG:

Manfred
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Cord am 27 Februar 2012, 13:08:56
@ Albertus

Es gibt diese Dienstzeugnisbücher auch von dem NDL! Da ich im Moment im "Exil" bin, habe ich kein Zugriff auf meine Bücher, sonst könnte ich näheres dazu schreieben...

Gruß
Cord
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 27 Februar 2012, 13:36:43
Hallo Cord,

inzwischen liegen mir mehrere solcher Zeugnishefte vor, nicht nur vom NDL, die Hamb. Amerika-Linie hatte diese Bücher auch für ihre Fahrensleute ausgegeben.

Nach wie vor wundere ich mich über die enthaltenen mageren Aussagen der Bücher, besonders bei den Offizieren. Das die Diensttüchtigkeit "gut" und die Nüchternheit "ohne Tadel" waren, schien offensichtlich zu reichen, um die Karriereleiter zu erklimmen.
Dem gegenüber stehen ,,normal" geschriebene Zeugnisse mit Briefkopf der Reederei, pers. Daten und eine sachkundige Beschreibung des Tätigkeitsfeld des Abgemusterten.
Ich habe etliche solcher schönen maritimen Zeitdokumente vorliegen. Darum finde ich diese schlichten Büchlein recht simpel. Dies gilt besonders für die renommierte Reedereien, wo man sonst doch sooo viel Wert auf Etikette legte, hier scheinbar nicht. Kann mir kaum vorstellen, dass man heute noch einen Job mit diesen Buchangaben bekommen würde. (?)
Hier schreibende Fahrensleute müssten ja eigentlich wissen, ob sie inhaltlichere Zeugnisse bei ihrer Abmusterung erhielten oder nicht. (?)


Beste Grüße
Jane
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Captain Hans am 27 Februar 2012, 14:29:10
hallo jane

sorry hab die Frage übersehen :|

Es wurden zu Anfang einfache Dienstzeugnisse (Vordrucke) ausgestellt.(wie du schon beschrieben hast)

Später unter ausländischer Flagge wurde auch freí gestaltete Zeugnissse auf Wunsch ausgestellt.
Bei der Hamburg Süd wurde aber vom Kapitän interne Berichte abgegeben, die der Abmusternde
nicht zu Gesicht bekam

Wie das bei den großen deutschen Reedereien dann später war, entzieht sich meiner Kenntnis.

Das man bei einer Bewerbung Zeugnisse vorlegen mußte war eher eine Seltenheit.
Auf den Tankern war man froh wenn man überhaupt jemand mit Tankererfahrung bekam.

viele Grüße

Hans
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 27 Februar 2012, 22:23:24
Zitat von: Captain Hans am 27 Februar 2012, 14:29:10

Bei der Hamburg Süd wurde aber vom Kapitän interne Berichte abgegeben, die der Abmusternde
nicht zu Gesicht bekam

Hallo Hans,

das klingt für mein Gefühl plausibel und leuchtet mir ein.

Zitat von: Captain Hans am 27 Februar 2012, 14:29:10Das man bei einer Bewerbung Zeugnisse vorlegen mußte war eher eine Seltenheit.

Sehr mutig! Ich bin geneigt anzumerken, das man dann froh sein konnte, wenn nix passierte.
Irgendwie hatte die Seefahrt wohl lange Zeit ihre ganz eigenen Gesetze.
Wie schon gesagt, für mich hardert das frühere Einstellungs-Prozedere gewaltig mit dem sonstigen Style der hanseatischen Reedereien. Man hatte offensichtlich viel Gottvertrauen neuen Crew-Mitgliedern gegenüber.
Anders war- und ist es, wenn die Leute innerhalb der Reedereien lediglich die Schiffe wechselten.

Danke Hans, ich grüße Dich  :-)
Jane
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Big A am 28 Februar 2012, 07:09:24
ZitatDas man bei einer Bewerbung Zeugnisse vorlegen mußte war eher eine Seltenheit.
Auf den Tankern war man froh wenn man überhaupt jemand mit Tankererfahrung bekam.

Da erinnere ich mich an einen Fall aus den frühen 80er Jahren, als ein Journalist mit einem einfachen Sprechfunkzeugnis sich bei einer in der Karibik ansässigen Reederei bewarb und sofort als III. Offizier eingestellt wurde. Er kam auch umgehend auf einen Tanker und sollte alleine eine Brückenwache übernehmen...

Zum Glück ist nichts passiert, der Journalist hat sich schnell geoutet und es gab eine Zeit lang empörtes Kopfschütteln an der Küste.

Axel
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Captain Hans am 28 Februar 2012, 13:46:52
@ Axel

ja die Geschichte kennen ich auch aber ich dachte es wäre eine griechische Reederei gewesen.
Na ja wie auch immer, es zeigt die damaligen Zustände.
Man konnte gefälschte Patente in Hongkong auf dem Schwarzmarkt kaufen

viele Grüße

Hans
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 28 Februar 2012, 14:32:10
Zitat von: Captain Hans am 28 Februar 2012, 13:46:52
Man konnte gefälschte Patente in Hongkong auf dem Schwarzmarkt kaufen

Hallo Hans

Das ist ja fast unglaublich!  :-o
Erzähl mal!
Und die Reedereien haben's nicht gemerkt?  :-D
Oder war es denen etwas egal? Hauptsache die Besatzung war vollzählig und das Schiff fuhr??

Liebe Grüße
Jane

Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Captain Hans am 28 Februar 2012, 16:15:10
Meine liebe Jane

es würden nur Horrorgeschichten werden :x

Ausländische Besatzungsmitglieder kamen mit Patenten,wo auch immer sie diese her hatten.
Das genügte den Reedereien denn theoretisch waren die Schiffe ja richtig besetzt.
Über die Qualität dieser meist kleineren Reedereien kannst du dir den Rest denken.

Auf einem Chemie Tanker schickte mir eine nahmhafte Hamburger Reederei 4 Nutten (von der Reeperbahn) als
Stuardessen für die Mannschafts-,Offiziers- und Kapitänsmesse.
Du kannst dir vorstellen was das auslöste und als ich sie alle 4 nach einer Reise feuerte bekam ich noch
eine Rüge von der Reederei. (Das war schon Anfang der 70er Jahre)

Auf einem Supertanker bekam ich mal einen filipinischen Bootsmann, dessen größte Erfahrung eine Segel Dau war.
Gleichzeitig hatte ich einen Matrosen der ein echtes filipinisches 3. Offz. Patent hatte aber er hatte bei der Crew Agency
nicht genügend geschmiert und deswegen den schlechteren Posten bekommen usw. und so fort.......

Einen griechischer LI der zusammen mit dem portugiesischen 1.O Reserveteile heimlich an Schrotthändler in den
Häfen verkaufte, oder sogar Bunker an Fischerboote verkaufte.  (mediterane Gepflogenheiten, die wir ja von der
Eurokrise her kennen)

Du siehst, es wären viele viele Horrorgeschichten und die möchte ich uns hier ersparen :-D
   
Als ich meinen letzten Tanker (1983) in Inchon (Korea) in den Hochofen gefahren habe, entschied ich mich die Seefahrt
aufzugeben. Wir hatten 25 Mann Besatzung aus 12 Nationen und 4 Religionen darunter 4 Moslems und einen chinesischen
Koch der den ganzen Tag Schweinefleisch kochte. Eine meiner Aufgaben war es zu verhindern, daß die Moslems den Koch nicht
umbrachten usw. und so fort.

Ich gab damals meinen Traumberuf auf, gründete eigene Firmen und wurde Zulieferer im Schiffbau.
Als ich dann noch Sicherheitsbeautragter der Bundesregierung wurde, konnte ich viele Reedereien
und deren Schiffe zwingen vernünftige Sicherheitsstandards einzuführen.
( auf Basis der neuen Gesetzgebung )
Viele Reeder behaupteten es wäre meine Rache gewesen für die Zerstörung meines Traumberufs :-D

Aber schon in den sechziger Jahren gab es viele Mißstände so fuhr ich auf einem Kümo als Decksjunge mit zwei weiteren
Decksjungen (der jüngste 14 Jahre alt) und einem Matrosen, der gerade aus dem Knast wegen Zuhälterei gekommen war.
Das wurde alles mit Sondergenehmigung der SeeBG erlaubt :?   

So das langt als Beispiele, ich möchte dir nicht die letzten Illusionen über die christliche Seefahrt rauben :-D

Natürlich gab es auch sehr gute Reedereien, die keine Postkastenfirmen waren, bei denen ich gerne gefahren bin.

liebe Grüße

Hans

Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Maurice Laarman am 28 Februar 2012, 20:52:49
Hier etwas ähnliches für ein Höllander auf deutsche Schiffe:http://www.militariaplaza.nl/original-documents/2957-dutch-merchant-s-taschenbuch?keyword=kriegsmarine

Gruss,

Maurice
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: kgvm am 28 Februar 2012, 21:48:24
"Als ich meinen letzten Tanker (1983) in Inchon (Korea) in den Hochofen gefahren habe": na, dann mußtest Du ja sowieso das Patent abgeben, denn Wassernähe des Hochofens ist ja wohl keine Entschuldigung  :-D
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: harold am 28 Februar 2012, 22:38:22
@ Hans,
"Nit mö-ö-öglich!" / "sans blâ-âge!"  :-D
(wer kennt ihn noch? =>  http://video.gmx.net/watch/4747473  )
:MZ:
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Captain Hans am 28 Februar 2012, 23:24:44
@Harold

deine Französisch Kenntnisse sind ja nicht übel aber wenn man keine
Ahnung von der Sache hat, solte man sich vielleicht mit dummen Bemerkungen zurückhalten. :ROFL:



Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Shanghai am 29 Februar 2012, 08:17:50
@ Captain Hans

War in den 80er auch nicht viel besser! :-D
Als im Iran-Irak Krieg mehrere Schiffe von Flugkoerpern getroffen wurden  (Exocet u.a) waren die Posten auf den Tankern so unbeliebt, dass einige Reeder JEDEN genommen haben. Geld in Cash vorab, Ahnung nicht noetig. Bin selbst mit so einem Kollegen spaeter gefahren :roll:

Gruesse aus Shanghai
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 29 Februar 2012, 13:17:09
Hallo lieber Hans und alle anderen Leser,

für "echte Landratten" mögen solche Erzählungen nach Münchhausen klingen...

Auch ich habe ne' Menge bizarre Dinge in der Tramp-Schifffahrt bei der Shell erlebt und zweifele solche Vorkommnisse nicht an. Im Laufe der Jahre habe ich es mir abgewöhnt darüber zu sprechen, kritische Zweifler braucht man nicht, ich schon lange nicht mehr ...  :wink:
Danke für Deine Schilderungen.

>>>So das langt als Beispiele, ich möchte dir nicht die letzten Illusionen über die christliche Seefahrt rauben :-D[/quote]

Ach Hans, lang ist's her mit den Illusionen! Trotz aller seefräulichen Widrigkeiten, überwiegen doch die angenehmen Momente - und sind in meinen Erinnerungen noch immer fest vertäut.  :-)

Schöne Grüße übern großen Teich
Jane
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Captain Hans am 29 Februar 2012, 13:56:37
Liebe Jane

Geht mir genauso, denn ich hab auch schöne Zeiten in der Seefahrt erlebt.
Wenn man die Wahrheit über die Zustände in der Seefahrt in diesen Jahren erzählt wird man oft als Spinner bezeichnet
aber das zeigt nur, daß diese Leute keine Ahnung haben.

herzliche Grüße

Hans

@Shanghai

ich kannte auch zwei deutsche Kapitäne, die damals diese Tanker im PG gefahren haben.
Es gab doppelte bis dreifache Heuer und die Offiziere und Mannschaften bestanden aus Abenteurern aus der
ganzen Welt.
Nach ihren Erzählungen richteten die Raketen (auch Exocet u.a.), solange sie nicht die Aufbauten trafen,
wenig Schaden an, sie ersoffen einfach im Schweröl und nicht einer der getroffenen Tanker ging unter.
Der Iran kaufte damals massig alte Tankerbestände auf, da dies billiger war, als die getroffenen Schiffe zu reparieren.

viele Grüße über den großen Teich

Hans



Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Big A am 29 Februar 2012, 14:16:04
ZitatNach ihren Erzählungen richteten die Raketen (auch Exocet u.a.), solange sie nicht die Aufbauten trafen,
wenig Schaden an,

habe mal von einem Kapitän, der dort fuhr, auf der MSM einen interessanten Vortrag gehört.
Ein "Abwehrmitte" war, alles Geschirr, Ladebäume etc. nach Feuerluv zu hängen (die FKs konnten ja nur aus einer Richtung kommen) damit die Geschosse sich schon in den Ketten, Tampen etc, verfangen ehe sie im Schiff selbst einschlugen. Dazu alles Glas aus der Brücke, Sandsäcke etc,
und nach Aussage war das Geld in der Tat nicht schlecht

Axel
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Shanghai am 29 Februar 2012, 16:11:09
Ich bin damals auf einem deutschen Containerschiff gefahren, das regulaer PG fuhr. Zum Glueck aenderte sich die Charter als ich eingestiegen bin. Meine Kollegen hatten ziemlich Angst vor "Heatseekern" die von achtern in den Schornstein (Aufbauten) einschlagen. Macht man sich besonders Gedanken, wenn die Kammer nach achtern raus geht :roll:.
Exocet hat einen Radarsuchkopf aber damals wussten wir das nicht.
Und uebrigens: Keinerlei Zulagen auf dem deutschen Schiff, lauft ja keinen Hafen im Kriegsgebiet an, nur die Emirate  :MS:

Und fuer Jane: Wir haben regulaere Arbeitszeugnisse von jedem Schiff bekommen (auf Anfrage)
Titel: Warum verschiedene Unterscheidungssignale für dasselbe Schiff ?
Beitrag von: Albertus am 11 Mai 2012, 20:45:34
Guten Abend!

Was gibt es für Gründe wenn ein und dasselbe Schiff im Laufe seiner Indienststellung mehrmals ein anderes Unterscheidungssignal fährt?
Ich habe so ein Seefahrtsbuch wo 3 verschiedene Unterscheidungssignale für das gleiche Schiff erscheinen. Einmal lag der 2. Weltkrieg zwischen den Eintragungen, könnte das wohl ein Grund sein?

Klärt mich bitte auf.

Gruß & Dank  :-)
Jane
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Captain Hans am 11 Mai 2012, 21:02:57
Hallo Jane

Ob der 2. Weltkrueg auch damit zu tun hat weiß ich nicht.
Aber auch sonst kann ein Schiff mehrfach die Flagge wechseln und damit ein anderes Unterscheidungssignal
bekommen.
Nur die IMO Nummer ändert sich nicht.

liebe Grüße

Hans
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 11 Mai 2012, 21:18:51
Hallo Hans!

Zitat von: Captain Hans am 11 Mai 2012, 21:02:57
Aber auch sonst kann ein Schiff mehrfach die Flagge wechseln und damit ein anderes Unterscheidungssignal
bekommen.

Bei "meinem" Schiff handelt es sich um ein altes Segelschiff ("Aurora") welches bis zum Schluß in der Küstenschifffahrt in norddeutschen Gefilden unterwegs war. Ein Flaggenwechsel ist mit Sicherheit auszuschließen.

Zitat von: Captain Hans am 11 Mai 2012, 21:02:57Nur die IMO Nummer ändert sich nicht.

Als man die IMO Nummer einführte, hatte die "Aurora" aber schon kein Wasser mehr unterm Kiel.
So bin ich halt am überlegen, warum so ein Segelschiff 3 X sein Rufzeichen änderte und was es dafür für Gründe geben könnte.
Vielleicht noch ein Besitzerwechsel?

Liebe Grüße
Jane
Titel: Wieder mal Fragen zu Seefahrtsbücher...
Beitrag von: Albertus am 14 Oktober 2020, 17:18:58
Moni!  :-)

Wer war Seefahrer im 2. Weltkrieg?

Gab es während des 2. Weltkriegs tatsächlich KEINE offiziellen SeefahrerINNEN auf Kauffahrteischiffe?
Beiliegende Statuten stammen aus dem Seefahrtsbuch einer Frau(!) die im 2.WK in der Küstenschifffahrt als Köchin fuhr. Die Tatsache würde jene Gesetze glatt ad absurdum führen..
Habt Ihr schon mal von Frauen gehört/gelesen, die in der Handelsschifffahrt in den Kriegsjahren gemustert zur See fuhren?

Lieben Gruß und moin, moin
Jane
Titel: Re: Wieder mal Fragen zu Seefahrtsbücher...
Beitrag von: Urs Heßling am 14 Oktober 2020, 18:41:41
moin,

Zitat von: Albertus am 14 Oktober 2020, 17:18:58
Gab es während des 2. Weltkriegs tatsächlich KEINE offiziellen SeefahrerINNEN auf Kauffahrteischiffe?
http://www.usmm.org/women.html (http://www.usmm.org/women.html)

Gruß, Urs
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 14 Oktober 2020, 18:48:57
Du bist ein Schatz Urs  :O/Y
Das interessiert mich sehr, vielen Dank!

Jane
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: kalli am 15 Oktober 2020, 01:53:23
noch ein Beispiel:
Anna Ivanovna - Kapitänin des Dampfers Chavycha (Чавыча) 1935. Da ist sie erst 27 Jahre alt.
--/>/>KLICK (http://samlib.ru/t/tonina_o_i/ussr_navy_women_002.shtml)
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 15 Oktober 2020, 08:31:07
Moin,
danke Kalli für den Link.
Es handelt sich bei all den genannten Frauen nicht um deutsche Seefahrerinnen.
Die Bestimmungen (siehe Foto) stammen aus einem deutschen Seefahrtsbuch.
Demnach hat es im 2. WK NUR nur männliche Seefahrer gegeben.

Meine Frage bleibt bestehen: Hat jemand von deutschen Seefrauen gehört, die in der Handelsschifffahrt während des Krieges zur See fuhren?

Gruß, Jane
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Urs Heßling am 15 Oktober 2020, 11:56:28
moin, Jane,

Zitat von: Albertus am 15 Oktober 2020, 08:31:07
Hat jemand von deutschen Seefrauen gehört, die in der Handelsschifffahrt während des Krieges zur See fuhren?
Wenn nicht auf den größeren Handelsschiffen mit geführten Seefahrtsbüchern ...
... ich kann mir gut vorstellen, daß Frauen - ohne daß das "gemeldet" wurde - auf den kleinen Fischereifahrzeugen in der Nord- und Ostsee "mitfuhren", einfach deswegen, weil die zur Wehrmacht eingezogenen Männer fehlten ...
Belege dafür wird es wohl nicht geben, nur evt. noch lebende Zeitzeug*innen ?

Gruß, Urs
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Albertus am 15 Oktober 2020, 15:23:34
Hallo Urs,

genau das habe ich mir auch so gedacht, als ich besagtes Seefahrtsbuch bei ebay sah.
Eben weil die meisten Jungs im Krieg waren, wundere ich mich über die Bestimmungen, die bei Nichteinhaltung schwere Strafen nach sich zogen.

Beste Grüße
Jane
Titel: Re: Fragen zum Seefahrtsbuch
Beitrag von: Urs Heßling am 15 Oktober 2020, 15:40:21
moin,

ich nehme mal an, daß die Namensgleichheit von Kapitän und Köchin kein Zufall ist  :wink:

Gruß, Urs