Hallo zusammen,
ich bekam gerade einen Kommentar zu einem Artikel von Reinhard Müller zum Geburtstag von Reinhard Hardegen.
http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/menschen/reinhard-hardegen-wird-103-jahre-alt-14131021.html
Der Kommentar ist vermutlich aus der Jungen Welt. Der Autor heisst "shu". Die jeweilige Sicht ist somit klar. Mich würde interessieren, ob es sich bei dem Artikel von Reinhard Müller um einen Onlinebeitrag handelt oder ob es eine tiefere Auseinandersetzung in der FAZ selber gab. Ich gehöre noch zu denen, die gerne auch mal längere Beiträge lesen und Zeitunglesen als Lebensqualität betrachten. Sollte es also diesen längeren Artikel gegeben haben, würde ich mich freuen, wenn ihn jemand mir zusenden könnte.
Sollte es sich nur um diesen Onlineartikel handeln, dann bin doch kein Freund dieser Art des Schreibens. Sollte ich mich noch nicht mit der NS-Zeit auseinandergesetzt haben, dann wäre Reinhard Hardegen für mich ein abenteuerlustiger Mensch, der eine Behinderung erfolgreich vertuschen konnte und wahrscheinlich vegan war (etwas überspitzt). Vielleicht ein Hinweis auf Wikipedia oder andere Quellen gab es nicht.
Gibt es Hinweise oder ähnliche Empfindungen!
Schöne Grüße
Heinz-Jürgen
"shu" muss auch dem offiziellen Leitgedanken seines Brötchengebers nachkommen - allein schon die Behauptung "systhematische Erschießung" ist wohl bewusst falsch. Das gilt für Eck (bei dem es belegt ist) und vielleicht noch bei einigen Einzelfällen. Die "Anderen" haben das in Einzelfällen auch gemacht...
Das ist keine Aufrechnung, aber Idioten gibt es immer... letztliches Fazit: Krieg verroht den Charakter
Der Autor des JW-Beitrages hätte mal die Polemik außenvorlassen sollen...
PS: Auch beim Kaiser (der persönlich davon aufgrund seiner christlichen Einstellung garnichts davon hielt) gab es einen Wilhelm Werner. Wie gesagt: Krieg verroht
Stimme bodrog voll zu, dass Krieg die Menschen verroht. Hardegen hat sich keines Verbrechens schuldig gemacht, persönlichen Mut bewiesen und meiner Kenntnis nach auch keine Ergebenheitsadressen an den Gröfaz geschickt. Andere haben aus seiner Hand ebenfalls Tapferkeitsauszeichnungen erhalten ohne zum Verbrecher zu werden. Im Kontext der damaligen Zeit ein vollkommen normaler Vorgang. Das Thema, wie weit war die Marine unter Dönitz standhaft gegen nationalsozialistisches Gedankengut/Einfluß der NSDAP hatten wir schon in einem gesonderten Thread. Außerdem hat Hardegen mit seiner Lebensleistung bewiesen, dass er kein sturer Kommißknopp war und ist, davor ziehe ich meinen Hut. Dem Herrn von der ,,Jungen Welt" sei ins Stammbuch geschrieben, mal zu recherieren, wieviel hochrangige NSDAP- Mitglieder damals die DDR aufbauen halfen. Für mich ein Novum, wie ein Merchtesheimer unter Freisler Ankläger am Volksgerichtshof nach 1945 Generalstaatsanwalt in der DDR werden konnte, ehe ihn der Krebs dahin raffte. Nun gut, dass ist wieder ein anderes Thema.
Der Typ hieß Ernst Melsheimer
https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Melsheimer
Zitat von: wirbelwind am 21 März 2016, 18:32:52
Für mich ein Novum, wie ein Merchtesheimer unter Freisler Ankläger am Volksgerichtshof nach 1945 Generalstaatsanwalt in der DDR werden konnte, ehe ihn der Krebs dahin raffte.
Das wäre mir neu, hast du Belege dafür?
Er meint bestimmt Ernst Melsheimer, der aber meines Wissens nicht Mitglied der NSDAP war.
Zitat von: M-54842 am 21 März 2016, 20:24:12
Er meint bestimmt Ernst Melsheimer, der aber meines Wissens nicht Mitglied der NSDAP war.
Das denke ich auch, aber er war auch nie Ankläger am Reichsgericht unter Freisler!
Eigentlich habe ich über die moderne Kurzform der Information geärgert. Inhaltlich möchte ich hier gar nicht gegenhalten.
In der Jungen Welt gab es sicherlich schon mehr Information über die NS-Zeit. In der FAZ auch. Wenn ich aber, wie letztens einen Schüler gefragt habe, was denn die Kuh im Winter isst, um gute Milch zu geben, als Antwort "Altgras" bekomme, dann weiß ich nach dem allgemeinen Gelächter, dass etwas im Argen liegt.
Asche aufs Haupt :-P.Ich meinte Melsheimer, der weder am Volksgerichtshof noch am Reichsgericht war (zwar wohl 1945 dafür vorgesehen, aber das Kriegsende kam dazwischen). Dafür durfte er in politischen Schauprozessen als Generalstaatsanwalt der DDR von 1949-1960 die Anklage vertreten mit etlichen Todesurteilen.Was mich innerlich aufwühlte, war die Vehemenz, wie ständig in solchen Publikationen analog der ,,Jungen Welt" in meinen Augen versucht wird, revanchistische Tendenzen in der BRD mit untauglichen Mitteln nachzuweisen. R. Hardegen als ewig Gestrigen hinzustellen und dabei lächerlich zu machen, halte ich jedenfalls für untauglich. Dabei schoss meine Phobie gegen solch unfundierten Artikel gewaltig ins Kraut. Durfte früher jahrelang die ,,Junge Welt" lesen. Für kritische Bericherstattung war sie jedenfalls nicht bekannt. Wozu auch :-D. Einer falscher Info aufgesessen, nicht noch mal nachrecherchiert, kam es zu diesem Text meinerseits im Thread.
MfG Rüdiger
Solche Zeitungen liest man auch nicht, das ist genauso, als würde man nur die Junge Freiheit oder Jungle World konsumieren - am Ende steht ein arg einsitiges Weltbild... Sektier lieben ihre Vorurteile und die wollen sie anschließend auch bestätigt haben
Zitat von: bodrog am 25 März 2016, 12:43:37
Sektier lieben ihre Vorurteile und die wollen sie anschließend auch bestätigt haben
Ach deshalb hat die B..D-Zeitung solch hohe Auflage! :MV:
Und welche Zeitung jemand liest, ist doch wohl jedem selbst überlassen, oder???
Na,ja bodrog, wenn Du kaum andere Zeitungen zur Verfügung hast, dann greifste halt zu. Damals hatte die ,,Junge Welt" auch eine andere Erscheinungsform. Eine ihrer wesentlichen Aufgabe bestand im Verbreiten des Sozialismus und der Faschismus in der BRD war auch damals Thema, trotzdem kann ich mich an keinen Artikel, wie den über R. Hardegen erinnern.
MfG Rüdiger
Nein Rüdiger - eine der wichtigsten Aufgaben der " Jungen Welt " war das man bei der Fahne damit sein " Päckchen " im richtigen Mass bauen konnte - :ROFL: - duckundweg
Gruß - Achim - Trimmer
Achim, den Abtritt hast Du noch vergessen 8-)
MfG Rüdiger
moin,
Zitat von: Arche am 20 März 2016, 13:33:51
zum [103.] Geburtstag von Reinhard Hardegen.
Zufällig gefunden : https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_surviving_veterans_of_World_War_II
Gruß, Urs
Hallo,
Reinhard Hardegen war bei Kriegsende 1945 in der Marineschule Mürwik
https://youtu.be/NNEBjJJXJSM
Weiß jemand mit welcher Aufgabe/Funktion ?
Sein "Landeinsatz" (https://books.google.de/books?id=-4PGCgAAQBAJ&pg=PA112&lpg=PA112&dq=auffangstab+flensburg+kriegsmarine&source=bl&ots=A09T4mf6oS&sig=YXpJ4Tvr8jejp1YGsfO5PmcnSyw&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwihztTel4LPAhWFWRQKHWssD0QQ6AEILjAD#v=onepage&q=hardegen&f=false) war nach dieser Quelle 04-1945 beendet.
Ich habe Begriff "Auffangstab" gehört. Hat er Erinnerungen oder Memoiren veröffentlicht, wo das nachzulesen wäre?
Zitat von: bettika61 am 09 September 2016, 14:05:32
Hat er Erinnerungen oder Memoiren veröffentlicht, wo das nachzulesen wäre?
Meines Wissens nicht. "Auf Gefechtsstationen" tangiert diesen Zeitraum nicht. Bei Busch/Röll ist für den Zeitraum 02/45 bis Ende Bataillonskommandeur I./Marine Infanterie Regiment 6 der 2. Marine Infanterie-Division angegeben.
Moin Beate,
ich zitiere einmal aus www.Ritterkreuzträger 1939-45:
Im März 1943 wird er zum Leiter des U-Boots-Trainings an der Torpedoschule in Mürwik ernannt. und arbeitete dann im Torpedowaffenamt. Im Februar 1945 übernahm er als Korvettenkapitän das Kommando über das Marineinfanterie-Regiment 6.
Hardegen geriet in britische Gefangenschaft aus der er im November 1946 entlassen wurde. Zitat Ende.
Vielleicht konnte ich Dir helfen.
Beste Grüße
Manfred Heinken
Hallo Beate,
R.H. erhielt den Auftrag , den Auffangstab zu übernehmen ,der für die rückgeführten Truppen aus Dänemark die Unterbringung und Versorgung organisierte. Am 23.5 wurde er dann verhaftet.
Grüße Joern
Hallo,
Danke für Eure Antworten.
Im bereits o.g. Buch habe ich eine Erklärung für seine Anwesenheit in der MSM gefunden
Wachbataillon Dönitz (https://books.google.de/books?id=-4PGCgAAQBAJ&pg=PA112&lpg=PA112&dq=auffangstab+flensburg+kriegsmarine&source=bl&ots=A09T4mf6oS&sig=YXpJ4Tvr8jejp1YGsfO5PmcnSyw&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwihztTel4LPAhWFWRQKHWssD0QQ6AEILjAD#v=onepage&q=hardegen%20d%C3%B6nitz&f=false) 05.1945-Kriegsende
Der Auffangstab könnte dann die Anschlußverwendung gewesen sein,
oder gab es den schon vor Kriegsende?
Eines ist leider bei dieser Diskussion zu kurz gekommen, nämlich dass Hardegen auch ein Kind seiner Zeit bzw. Sozialisierung war. Während einer FF vor Freetown schrieb er, verärgert darüber das er viele Neutrale (hauptsächlich US- Schiffe) fand, in etwa über jüdische Einflußnahmen. Wurde später aus dem offiziellen KTB getilgt.
Zitat von: joern am 09 September 2016, 15:11:00
Hallo Beate,
R.H. erhielt den Auftrag , den Auffangstab zu übernehmen ,der für die rückgeführten Truppen aus Dänemark die Unterbringung und Versorgung organisierte. Am 23.5 wurde er dann verhaftet.
Grüße Joern
Hallo,
Der Auffangstab unter Hardegen übernahm auch die Aufgabe , die SS "Prominenz" in Flensburg mit soldbüchern und Uniformen
Der Kriegsmarine auszustatten um untertauchen zu können.
ZitatIn Flensburg war bereits allerhand SS-Prominenz versammelt, z.B. der Reichsführer SS Heinrich Himmler, sein persönlicher Stab mit 150 Angehörigen, die Inspektion der Konzentrationslager und diverse regionale Gestapo-Behörden. In der Marineschule Mürwik arbeitete ein ,,Auffangstab" unter dem prominenten U-Boot-Kommandanten Reinhard Hardegen, der SS-Personal mit KriegsmarineSoldbüchern und neuen Marineuniformen ausstattete. Die maritim Verkleideten teilte er Marineformationen zu, mit denen sie in britische Gefangenschaft gehen konnten, ohne dass die SSZugehörigkeit offenbar wurde
Aus Reimer Möllers Rede zur Eröffnung der Ausstellung ,,#StolenMemory" in der Berufsschule Bad Oldesloe am 3.6.2022
KZ Gedenkstätte Neuengamme (https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/fileadmin/user_upload/aktuelles/2022/Eroeffnung_StolenMemory_Bad_Oldesloe.pdf&ved=2ahUKEwj_vIugqcf-AhW8V6QEHeGECGQQFnoECBUQAQ&usg=AOvVaw1cwIcK_rd8nYYYr2EbYAPP)
https://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/nachrichten/news/was-passierte-bei-kriegsende-mit-den-effekten-aus-dem-kz-neuengamme-1/
Hallo Beate,
gibt es zu angeblichen Verbindung von Hardegen zum genannten 'Auffangstab' und dessen Tätigkeit auch belastbare Quellen? zumindest der im Zitat genannte Heinrich Himmler wurde am 21.05.1945 in einer Heeresuniform aufgegriffen. Zumindest die Verhaftung von Hardegen am 23.05.45 erfolgte ausschließlich im Zuge der Festsetzung aller Stäbe und Einheiten mit Verbindung zur letzten 'Reichsregierung'.
Ein 'Hinüberschlüpfen' in englische Kriegsgefangenschaft dürfte für viele Angehörige der SS zudem nicht ganz so einfach gewesen sein, da sie ja auf der Innenseite des linken Oberarmes oder in der Achselhöhle die bekannte Blutgruppen-Tätowierung trugen, über deren Vorhandensein im Mai 1945 auch der letzte britische Vernehmungsoffizier informiert war.
Also gerne mehr, sofern vorhanden.
Beste Grüße
Axel
moin,
eher nur ein Hintergrund : https://de.wikipedia.org/wiki/Rattenlinie_Nord (https://de.wikipedia.org/wiki/Rattenlinie_Nord)
Gruß, Urs
Zitat von: Axel Niestle am 26 April 2023, 14:55:42
Hallo Beate,
gibt es zu angeblichen Verbindung von Hardegen zum genannten 'Auffangstab' und dessen Tätigkeit auch belastbare Quellen? zumindest der im Zitat genannte Heinrich Himmler wurde am 21.05.1945 in einer Heeresuniform aufgegriffen.
....
Also gerne mehr, sofern vorhanden.
Beste Grüße
Axel
Hallo Axel,
Die Quellen von Reimer Möller würde ich in dem in seinem Beitrag genannten Buch
ZitatFreilegungen. Auf den Spuren der Todesmärsche. Hrsg. von Jean Luc Blondel, Susanne Urban und Sebastian Schönemann. Göttingen, 2021.
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Das Thema "Rattenlinie Nord" wird näher beleuchtet in
Stephan Link: ,,Rattenlinie Nord". Kriegsverbrecher in Flensburg und Umgebung im Mai 1945.
und weitere Beiträge In: Gerhard Paul, Broder Schwensen (Hrsg.): Mai '45. Kriegsende in Flensburg. Flensburg 2015
Das Untertauchen der SS-Verbrecher mit neuen Papieren wurde nicht nur Unterstützt durch SS und Polizei in den Räumen der Polizeidirektion Norderhofenden, sondern auch in Mürwik in der Marineschule mit Hilfe aus den Reihen der Kriegsmarine.
https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,17949.0.html#msg405976
Bisher wurde dabei der Name Lüth als Kommandeur der MSM genannt.
Dönitz hat am 10.5.1945 der Übernahme von SS Angehörigen in die Kriegsmarine zugestimmt (BArch RM 6/375)