Forum Marinearchiv

Flotten der Welt => Die Royal Navy => Royal Navy - Geschichte und Einsätze => Thema gestartet von: halina am 10 August 2017, 20:45:44

Titel: Die Operation "PEDESTAL" 1942
Beitrag von: halina am 10 August 2017, 20:45:44
Heute vor 75 Jahren am 10. August 1942 begann die von der Royal Navy geplante Operation "Pedestal"  zur
Entlastung der von den Achsenmächten blockierten Insel Malta mit dem Marinestützpunkt La Valetta .
Ein Konvoi bestehend aus 14 Transportern gesichert von starken Seestreitkräften der RN war auf dem Weg von
Gibraltar nach Malta als er vom 11.8.-14.8. von Flugzeugen , U-Booten und Schnellbooten der Achsenmächte
angegriffen und dezimiert wurde .
Nach der Versenkung des Trägers HMS "EAGLE" am 11.8. durch das deutsche U-Boot U 73 gab es am 12.+13.8.
weitere Verluste , so die Kreuzer HMS "CAIRO" und HMS "Manchester" sowie der Zerstörer HMS "Foresight" ,
ausserdem noch 9 Transportschiffe , schwer beschädigt wurde der Träger HMS "Indomitable" , 2 Kreuzer und 1
Zerstörer , 2 U-Boote der italienischen Marine gingen  verloren . 34 Trägerflugzeuge der RN wurden als Verlust
gemeldet , auf deutscher Seite sollen 48-60 Flugzeuge nicht in ihren Horsten zurückgekehrt sein .
Von den 14 Transportern erreichten nur 4 und der zuvor brennende US-Tanker "OHIO" den Hafen von Malta .

                                                                                                                                                     :MG:   halina

Bild  #  1  Der Träger HMS "EAGLE" 1930 im Hafen von Hongkong

Bild  #  2  Die "EAGLE" nach dem Angriff von U 73 am 11.8. im sinkendem Zustand

Bild  #  3  Der Kreuzer HMS "CAIRO" am 12.8. von italienischen U-Booten versenkt

Bild  #  4  Zerstörer HMS "Foresight" am 12.8. durch Ju 87-Bomber versenkt  ( korrekt  SM 79 )

Bild  #  5  Der Kreuzer HMS "Manchester" am 13.8. von italienischen S-Booten schwer beschädigt und von der
                Besatzung aufgegeben und selbst versenkt

Bild  #  6  Der Tanker "OHIO" läuft nach Löschen des Feuers am 15.8. in den Hafen von Malta ein
               
Titel: Re: Die Operation "PEDESTAL" 1942
Beitrag von: Urs Heßling am 10 August 2017, 20:57:33
moin,

Zitat von: halina am 10 August 2017, 20:45:44
Von den 14 Transportern erreichten nur 4 und der brennende US-Tanker "OHIO" den Hafen von Malta                                                                                                     
nicht brennend, sondern auf seiner Ladung schwimmend.

Zitat von: halina am 10 August 2017, 20:45:44
Bild  #  4  Zerstörer HMS "Foresight" am 12.8. durch Ju 87-Bomber versenkt 
Der Zerstörer Foresight wurde nicht von Ju 87 versenkt, sondern von einem Lufttorpedo einer SM-79 am Heck getroffen und, da nicht einbringbar, vom Zerstörer Tartar nach Übernahme der Besatzung versenkt.

Schnellboote hatten einen beträchtlichen Anteil an den Versenkungserfolgen [Zitat Chronik]
Bei 15 Schnellboot-Angriffen auf den Konvoi erzielen Ms 16 (KKpt. Manuti) und Ms 22 (Oblt. Mezzadra) innerhalb von 4 Stunden Treffer auf dem Kreuzer Manchester, der später aufgegeben wird, Ms 31 (Kptlt. Calvani) auf dem Wrack der Glenorchy, das sinkt, S 30 (Oblt. Weber), S 36 (Oblt. Brauns), MAS 554 (Oblt. Calcagno) und MAS 557 (Lt. Cafiero) auf den Transportern Rochester Castle, Santa Elisa (8379 BRT), Almeria Lykes (7773 BRT) und Wairangi (12.436 BRT), von denen letztere 3 sofort sinken.

Zitat von: halina am 10 August 2017, 20:45:44
schwer beschädigt wurde der Träger HMS "Indomitable" ,             
https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Indomitable_(92)#/media/File:HMS_Charybdis_screening.jpg (https://en.wikipedia.org/wiki/HMS_Indomitable_(92)#/media/File:HMS_Charybdis_screening.jpg)
... in Reparatur bis Februar 1943

Gruß, Urs
Titel: Re: Die Operation "PEDESTAL" 1942
Beitrag von: t-geronimo am 10 August 2017, 23:15:27
Zitat von: halina am 10 August 2017, 20:45:44
schwer beschädigt wurde der Träger HMS "Indomitable" ,             

Diesbezüglich immer mal wieder erwähnenswert die hervorragend detaillierte (englischsprachige) Armored-Carrier-Webseite:

--/>/> Damage Overview (http://www.armouredcarriers.com/battle-damage-to-hms-indomitable)
--/>/> Official Damage Report (http://www.armouredcarriers.com/adm26784/2014/10/16/indomitable-august-12-damage-report-bomb-shell)
Titel: Re: Die Operation "PEDESTAL" 1942
Beitrag von: halina am 11 August 2017, 12:02:51
Moin Thorsten ,

Danke für die Links mit den eindrucksvollen Aufnahmen des schwer getroffenen Trägers , ein Wunder dass er
noch stabilisiert werden konnte , auch wohl einzigartig dass der von einem Torpedo getroffene Tanker "OHIO"
der lichterloh brannte und trotzdem noch nach Löschen des Feuers mit Hilfe von Begleitschiffen nach Malta
eingebracht werden konnte .

                                                                                                                                             Gruss  Günter
Titel: Re: Die Operation "PEDESTAL" 1942
Beitrag von: t-geronimo am 11 August 2017, 15:41:30
"Pedestal" ist auf Malta nur als "Santa Marija"-Konvoi bekannt, und den kennt jeder.
Bei einer Hafenrundfahrt vor einigen Jahren wude die Einfahrt zum Grand Harbour erklärt mit "und das ist die Einfahrt, durch die der Santa-Marija-Konvoi und mit ihm die Ohio einliefen und die Insel retteten"...

Zwei Fotos zur Ohio im National War Museum:

(http://forum-marinearchiv.de/coppermine/albums/userpics/10067/49%7E0.JPG)

(http://forum-marinearchiv.de/coppermine/albums/userpics/10067/50%7E0.JPG)
Titel: Re: Die Operation "PEDESTAL" 1942
Beitrag von: Richard Aigner am 12 August 2017, 08:52:18
Hauptmann Heinz-Georg Migeod schildert in "So war es..." (Erinnerungen und Erlebnisse eines Stuka-Piloten) auf S. 82 den Angriff auf "Pedestal".
"Wir hatten den eindeutigen Befehl, nicht Kriegsschiffe sondern allein Frachtschiffe und Tanker zu zerstören.....Wir springen von Cagliari ab und sehen nach einer knappen Stunde eine Ansammlung von Schiffen. wie sie uns noch nie begegnet war. Am Rande des Ganzen sahen wir einen großen Flugzeugträger. Diese Art von Wild hatten wir noch nie unter uns gehabt. Also ran und wir vernichten ihn....Dies hatte für Hauptmann M. ein Nachspiel....Er hatte sich in Rom bei Kieselring zu melden und ich nahm an, er würde nicht mehr zu uns wiederkehren. Doch er erzählte mir dann, wie Kesselring ihm lange ins Gewissen geredet habe, ihm den gefährdeten Ausgang des Krieges ausgemalt habe und wie er ihn dann mit Handschlag zu einer vollständigen Befehlstreue verpflichtet habe."
Klappt halt nicht immer mit der Umsetzung von Plänen.
Gruß aus Österreich,
Richard
Titel: Re: Die Operation "PEDESTAL" 1942
Beitrag von: Tostan am 14 August 2017, 08:11:01
Extrem ist schon, dass die Operation ein Erfolg war - obwohl nur 1/3 der Frachter durchkamen und trotz des Verlustes der Eagle und zwei Kreuzern. '42 konnten die Alliierten ja auch noch nicht so aus dem vollen schöpfen Materialmäßig. Die Umstellung der US-Wirtschaft auf Kriegsproduktion lief noch, und auch im Atlantik fehlten Frachter. Trotzdem des sicher bekannten hohen Risikos wurde diese Operation durchgeführt - und der Erfolg hat sie gerechtfertigt - ich denke, das Malta dadurch gehalten wurde, wiegt viel schwerer als die Verluste. Die Schnautzbartträger haben da nach Verlust der Bismarck und Charkow viel zögerlicher agiert als die Westalliierten....
Titel: Re: Die Operation "PEDESTAL" 1942
Beitrag von: J.I.M am 14 August 2017, 16:06:48
Moin moin,

ich finde ein wenig kann man diesen "Sieg" mit dem "Sieg" der deutschen Fallschirmjäger bei der Eroberung von Kreta vergleich.
Solche "Siege" kann man sich nicht zu häufig leisten.

JIM
Titel: Re: Die Operation "PEDESTAL" 1942
Beitrag von: Urs Heßling am 28 August 2017, 00:53:09
moin,

Zitat von: Tostan am 14 August 2017, 08:11:01
.. ich denke, das Malta dadurch gehalten wurde, wiegt viel schwerer als die Verluste.
Ich glaube, daß es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr fraglich war, daß Malta gehalten werden würde.

Wesentlich war, daß das Angriffspotential auf Malta so gestärkt wurde, daß den Nordafrika-Geleitzügen solche Verluste zugefügt werden konnten, daß (allerdings nicht nur dadurch) Rommels letzter Angriff bei El Alamein Anfang September scheiterte.

Gruß, Urs