Moin Moin,
vor einigen Tagen kam mir eine russische Meldung zu einer beabsichtigten Schiffbergung unter:
Quelle flot.com vom Donnerstag, den 02.April 2015 (15.51):Vom Grund des Ladogasees ist geplant, eine deutsche Katamaran-Fähre zu bergen
Eine deutsche ,,Siebel-Fähre", ein Muster für Marinetechnik, das am Großen Vaterländischen Krieg teilnahm, ist geplant, vom Grund des Ladoga-Sees (Ladozhskoye ozero [Ладожское озеро]) zu heben.
Die Fähre wird eines der Exponate der Filiale des Zentralen Seekriegsmuseums (TsVMM = Tsentral´nyy voyenno-morskoy muzey [ЦВММ = Центральный военно-морской музей]) ,,Straße des Lebens" (,,Doroga zhizni" [,,Дорога жизни"]) im Leningrader Gebiet werden, teilte der Direktor des Zentralen Seekriegsmuseums Ruslan Nechaj (Pycлан Нехай) mit.
Es wird erwartet, dass die Bergung der Fähre im Juni stattfindet. Nach einer Mitteilung des Direktors des Zentralen Seekriegsmuseums werden an der Operation die Seekriegsflotte und Mitarbeiter der Russischen Geographische Gesellschaft (RGO = Russkoye geograficheskoye obshchestvo [PГО = Русское географическое общество]) teilnehmen. Im Stab der Petersburger Russischen Geographischen Gesellschaft wurde die Information über die eigene Teilnahme an der Bergung des historischen Exponats aus dem Wasser nicht bestätigt.
Die gesunkene Fähre wurde vor rund einem Jahr in einer Tiefe von 35 m durch Taucher-Sucher entdeckt. Anfänglich war nicht geplant, sie zu heben, weil diese Operation technisch kompliziert ist. Die Taucher wollten nur eine Reihe von Artefakten herausnehmen.
Gegenwärtig wird die Rekonstruktion des Museums ,,Straße des Lebens" durchgeführt und werden auch seine Exponate restauriert. Diese Arbeit wird abschließend zum 7.September abgeschlossen, aber der Hauptteil der Arbeiten soll bereits zum 9.Mai abgeschlossen werden.
Die mit einem Eigenantrieb versehenen bewaffneten Fähren, die von Fritz Siebel konstruiert wurden, sind anfänglich für die Überwindung des Ärmelkanals geschaffen worden. Im Sommer 1942 wurden bis zu 30 derartige Fahrzeuge auf den Ladogasee verlegt. Entsprechend den Plänen der deutschen Führung sollte die Flottille mit Fähren für den Angriff auf Stützpunkte der Ladoga-Kriegsflottille (Ladozhskaya voyennaya flotiliya [Ладожскaя военнaя флотилия]) (Morje [Mopье], Osinowez [Осиновец] und Nowaja Ladoga [Новая Ладога]) durchführen und die Vernichtung der dort befindlichen sowjetischen Kriegsschiffe eingesetzt werden. Im Herbst desselben Jahres nahmen die Fähren an Kampfhandlungen teil, erreichten aber keinen nennenswerten Erfolg. Im November wurde die Flottille aufgelöst; ein Teil der Fähren kehrte nach Deutschland zurück, ein Teil verblieb bei den finnischen Truppen.
Die mit Eigenantrieb versehenen und bewaffneten Fähren hatten eine Wasserverdrängung von 144 t und stellten Katamarane dar, die aus zwei Pontons bestanden und durch ein breites Gerüst mit gepanzertem Aufbau verbunden wurden. Die Bewaffnung der schweren Fähren bestand aus drei 87-mm Geschützen und zwei 20-mm mehrrohrigen Flugabwehrgeschützen; die leichten Fähren waren mit einem 37-mm Geschütz und zwei 20-mm mehrrohrigen Flugabwehrgeschützen bewaffnet. Zwei Benzinmotoren mit einem geräuschlosen Unterwasserabgasaustritt stellten eine Fahrt von bis zu 20 kn sicher. Der Tiefgang der Fähren betrug nicht mehr als 1 m.
Hier ist die Meldung nachzulesen: http://flot.com/2015/190522/
Diese Meldung habe ich so aus dem russischen übersetzt und kann in einigen Bereichen ungenau sein.Ob die Bergung tatsächlich stattfindet, wird der Sommer zeigen... Pläne gibt es in Rußland meist sehr viele, aber Realisierungen sind schon etwas seltener...
Bis dann,
Kaschube_29 (Axel)
Vielen Dank!
Da halte uns bitte unbedingt auf dem laufenden, wenn es etwas neues gibt. :TU:)
Hallo Axel,
dank für den ausführlichen Bericht :MG:,
hoffen wir auf eine erfolgreiche Bergung
Grüsse
Beate
... sehr interessante Sache!
Handelt es sich dabei um eine der drei Fähren (zwei leichte und eine schwere), die am 22.10.1942 im Rahmen des Unternehmens BRASIL bei Suho strandeten und dann selbst versenkt wurden?
Hallo zusammen,
ich wollte nur das Thema bis "Juni" relativ weit "oben" halten.
:MG:
Darius
Zitat von: Peter K. am 09 April 2015, 23:02:43
... sehr interessante Sache!
Handelt es sich dabei um eine der drei Fähren (zwei leichte und eine schwere), die am 22.10.1942 im Rahmen des Unternehmens BRASIL bei Suho strandeten und dann selbst versenkt wurden?
Ja. Es soll das Führerboot des Verbandes sein. Das Gefecht ist im Buch "Линкоры ладоги. Забытая дорога жизни, 1941-1943"б übersetzt in etwa "Die Schlachtschiffe des Ladogasees- der vergessene Weg des Lebens 1941-1943" von Nikolai Osarowski, 2015 erschienen. Er war Abteilungschef der Kanonenbootsabteilung auf dem Ladogasee. Seine Erinnerungen wurden jetzt erstmalig veröffentlicht.
WOW, wenn ich könnte, würde ich das gerne lesen ...
Danke für die Hinweis! :MG:
Moin Moin,
nach einiger Zeit der "Funkstille" auf russischen Medien kam nun in diesen Tagen eine Meldung mit einem neuen Sachstand in dieser Angelegenheit:
Quelle flot.com vom Dienstag, den 22.September 2015 (16.47):Bislang verzögert sich die Bergung einer deutschen Fähre aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Taucher ,,schraubten" Teile von ihr ab
Von der im Ladogasee während des Großen Vaterländischen Krieges gesunkenen deutschen ,,Siebel-Fähre" begannen Einzelteile und Bestandteile zu verschwinden. Derartige Fälle ereigneten sich nach der Ankündigung zur Bergung der Fähre im Juni diesen Jahres.
Dies wurde dem Zentralen Seekriegsportal von Alexander Wojzechowskij (Aлександр Войцеховский) berichtet, dem Leiter des Museumskomplexes ,,Straße des Lebens" , in dem das gehobene Schiff untergebracht werden soll.
,,Nach dem Bericht im Fernsehen über diese Absicht, gingen plötzlich viele in dieses Gebiet des Ladogasees, um zu tauchen. Der Anker wurde weggeschleppt und die Glocke abgenommen. Aber das sind Kleinigkeiten; die Hauptsache ist, dass das Kriegsschiff und das Geschütz selbst noch komplett sind", sagte der Gesprächspartner des Portals.
Die Perspektiven zur Bergung des Schiffs in diesem Jahr bleiben nebelhaft. Die Operation hielt man von Anfang an für technisch kompliziert und die verschlechternden Wetterbedingungen machen diese nicht einfacher.
Entsprechend einer Erklärung des Direktors des Zentrales Seekriegsmuseums Ruslan Nechaj (Pycлан Нехай) hätte die Bergung der ,,Siebel-Fähre" im Juni diesen Jahres mit Kräften der Seekriegsflotte und der Russischen Geographischen Gesellschaft (RGO = Russkoye geograficheskoye obshchestvo [PГО = Русское географическое общество]) stattfinden sollen.
Außerdem erklärte die Hauptleiterin des Depots des Zentralen Seekriegsmuseums Natalja Schischkowa (Haталья Шишкова) bei einer Zusammenkunft mit dem Korrespondenten des Portals bereits früher, dass über die Situation mit der Fähre dem russischen Verteidigungsminister Sergej Schojgu (Cepгей Шойгу) gemeldet wurde. Nach ihrer Aussage wandte sich das Museum ebenfalls an den Oberbefehlshaber der Seekriegsflotte Wiktor Tschirkow (Bиктор Чирков).
,,Wir baten um technische Zusammenarbeit bei dieser großen Operation zur Bergung des Schiffs, die Bereitstellung eines Taucherbootes und spezielle Pontons, die man bei der Bergung des Prahms nutzen kann", sagte sie.
Auskunft des Zentralen SeekriegsportalsDie mit einem Eigenantrieb versehenen und bewaffneten Fähren, die von Oberstleutnant Fritz Siebel konstruiert waren, wurden anfänglich für die Überquerung des Ärmelkanals geschaffen. Im Sommer 1942 wurden bis zu 30 Einheiten dieser schwimmenden Mittel auf den Ladoga-See verlegt. Entsprechend den Plänen der deutschen Führung sollte die Fährenflottille für Angriffe auf die Ladoga-Kriegsflottille (Morje [Mor´e {Mopьe}]) , Osinowez [Osinovets {Ocиновец}] und Nowaja Ladoga [Novaya Ladoga {Hoвая Ладога}]) und die Vernichtung der dort befindlichen sowjetischen Kriegsschiffe verwendet werden. Im Herbst jenen Jahres nahmen die Fähren an Gefechtshandlungen teil, erreichten aber keinen wesentlichen Erfolg. Im November wurde die Flottille aufgelöst; ein Teil der Fähren kehrte nach Deutschland zurück und ein Teil blieb bei den finnischen Truppen.
Die mit Eigenantrieb versehenen und bewaffneten Fähren hatten eine Wasserverdrängung von 144 t und stellten Katamarane dar, die aus zwei Pontons bestanden und durch ein breites Gerüst mit dem gepanzerten Aufbau verbunden wurden. Die Bewaffnung der schweren Fähren bestand aus drei 87-mm Geschützen und zwei 20-mm mehrrohrigen Flugabwehrgeschützen; die leichten Fähren waren mit einem 37-mm Geschütz und zwei 20-mm mehrrohrigen Flugabwehrgeschützen bewaffnet. Zwei Benzinmotoren mit einem geräuschlosen Unterwasserabgasaustritt stellten eine Fahrt von bis zu 10 kn sicher. Der Tiefgang der Fähren betrug nicht mehr als 1 m.
Hier ist die russische Meldung nachzulesen: http://flot.com/2015/%D0%98%D1%81%D1%82%D0%BE%D1%80%D0%B8%D1%8F58/
Hier ist das Museum "Doroga zhizni" ("Straße des Lebens") zu finden: http://lenobl.allnw.ru/db/museum/dorogazhizni
Also: wieder einmal viele Pläne, aber noch keine Umsetzung...Bis dann,
Kaschube_29 (Axel)
Hallo Axel,
halte uns auf dem Laufenden. top
:MG:
Darius
Es gibt offensichtlich Neues zu diesem Vorhaben. Ein deutsches Ingenieurbüro arbeitet wohl gegewärtig am Bergungsplan mit. Im Sommer 2017 ist eine erneute Fotoerkundung des Wracks per Mini-Uboot angedacht. Beim Wrack soll es sich um SF156 handeln, denn diese Nummer hätten Taucher auf einem der Pontons identifizieren können. Ich habe bisher nirgendwo etwas darüber finden können, dass diese Schwere Flakkampffähre im Ladogasee in Verlust geraten ist. :roll:
Aber dort war sie ja wie die SA-Kuva Bilder belegen. Sie soll jetzt in 26 m Tiefe liegen.
Wie in den meisten Fällen macht wohl die Finanzierung des Vorhaben mehr Probleme als die Bergung an sich. Weiss jemand noch mehr darüber oder kennt Schriftstücke, die den Verlust von SF 156 von deutscher Seite belegen?
Euer Aquarius
ZitatWeiss jemand noch mehr darüber oder kennt Schriftstücke, die den Verlust von SF 156 von deutscher Seite belegen?
... möglicherweise Unternehmen "Brasil"
Hallo zusammen,
hat sich hier etwas im Sommer ergeben?
:MG:
Darius
Die aktuellste Nachricht, die ich finden konnte --/>/> hier (https://www.youtube.com/watch?v=ZLc5SPV03NQ)
Moin Kalli,
die verlinkte Youtube-Meldung mit dem Tauchgang führt aber nicht zu einer deutschen Siebel-Fähre, sondern zu einem von der Wehrmacht versenkten sowjetischen Prahm...
Bis dann,
Kaschube_29 (Axel)
Danke Axel für die Berichtigung. Da war ich auf einem falschen Pfad.
Greetings, I am not sure where and how confirmed this hull-number "SF-156" come from.
I think from the latest Russian evaluation of the incident, the sunk Siebel was "SF-21": technically the only one sunk during the battle (and not scuttled). While SF-12, SF-13 and light ferry SF-26 all scuttled by Germans ("SF-26 was the craft later recovered by Soviets and placed in service as "DB-51").
Apparently, "SF-21" experienced leaks (i have never fully understood if it was due technical reason or possibly splinter damage fighting against the survived ground gun left on the island) and damaged by crew before leaving her.
Gunboat Nora found the floating Siebel and shelled her at point-blank, sinking her. Technically a wasteful sinking, because the trigger-happy commander could have simply seized her.
SF 21, SF 26 (and so on) are tactical numbers, inherent of the Finnish-/German Ladoga-Sea-Flotilla.
The construction numbers of these Siebel ferries had been SF 150 to SF 168.
SF 8 = SF 156 and SF 26 = SF 151.
For exact informations, please, have a look at our HMA-database.
Best regards
Thomas
P.S. Ich habe die Mitteilungen von lupodimare in die Datenbank unter SF 151 und SF 21 eingetragen.
SF 156 = SF 8 scheint ja nach unserer Kenntnis beim Einsatzstab Fähre Süd nicht mehr aufgetaucht zu sein. Wo und wie diese Fähre dem deutschen E.F.O. allerdings verloren ging, gibt die Datenbank bislang nicht her. Ob die Kennung auf dem Endschiff nach so vielen Jahrzehnten unter Wasser noch lesbar ist ? :|
Von SF 21 (selbstversenkt) dagegen kennen wir leider nicht die Bau- oder Endschiff-Nummer.
Es könnte (reine Spekulation) SF 159 gewesen sein, die auch nie beim E.F.S. ankam.
Viele Grüße, Thomas