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Boardleben => Off Topic => Thema gestartet von: RonnyM am 04 Januar 2013, 18:38:21

Titel: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 04 Januar 2013, 18:38:21
Innerhalb eines Jahres ist die Zahl der "Abbrecher" von 27 auf 30,4% in der sechsmonatigen Probezeit gestiegen.
Man(n) kann sich eben nicht vorstellen, morgens mit geputzten Stiefeln antreten. Uhrzeiten einzuhalten - wo bleibt da die persönliche Freiheit. Rauchen nur in Pausen - wo kommen wir denn hin :?

Wächst die Zahl der Weicheier so rapide :? Armes Deutschland :MS:

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: t-geronimo am 04 Januar 2013, 18:49:23
Allein schon die Überschrift finde ich maximal unpassend und polemisch, denn auch in Anführungsstriche gesetzt hat der Begriff nichts mit den aktuellen Begebenheiten zu tun und tut auch der Diskussion über dieses Thema nicht gut.

Ich verstehe auch das Problem überhaupt nicht. Die Bedingungen sind doch klar definiert und zum Ausprobieren ist die Probeit doch da - sowohl von der Arbeitgeber- als auch von der Arbeitnehmerseite. Ist letztlich in jedem Berufsbild so.
Wenn dann also eine Seite feststellt, dass irgendetwas nicht passt und daraus die Konsequenzen zieht, ist das doch nur konsequent.
Welche Gründe dafür verantwortlich sind, müßte man erst noch genauer eruieren. Vielleicht hat manch einer in der Zwischenzeit einen besser dotierten Job gefunden und die Bundeswehr nur als Überbrückung benutzt bzw. als Alternative für den Fall, dass das nicht klappt.
Manch einer schafft vielleicht tatsächlich die körperlichen Anforderungen nicht oder andere Dinge passen nicht. Vieles weiß man doch erst, wenn man es ausprobiert hat. Und was bringt es dann, Untaugliche etc. weiter auf Zwang mitzuschleifen?

Und eine Steigerung von drei Prozent finde ich jetzt auch nicht so krass in Zeiten, wo der gesamte Arbeitsmarkt nicht schlecht da steht und die Bundeswehr nicht für jeden als Notnagel herhalten muß.

Sorry, ich will Dich nicht angreifen, aber ein wenig platzen mußte ich gerade mal bei dem Begriff, auch trotz der Anführungsstriche. Bekannte von mir sind nämlich betroffen. ;)
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 04 Januar 2013, 18:59:29
...entschuldige Thorsten, ich wollte dir nicht zu nahe treten, aber irgendwie war unsere Erziehung und Ausbildung näher an der Realität ausgerichtet.

Dass wirst du hoffentlich nicht bestreiten. Und aus dieser Sicht ist mein Beitrag zu verstehen.

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 04 Januar 2013, 19:41:17
Ich denke hier treffen doch "zwei Welten " aufeinander. Ich selbst kann auch nur den Kopf schütteln wenn ich schon "Probezeit bei der Fahne " lese. Liegt aber vielleicht daran das wir damals in der DDR gar nicht die Möglichkeit hatten nein zu sagen. Zivildienst - Fehlanzeige. Möglich war noch der Dienst ohne Waffe als Spatensoldat wenn man aus Glaubensgründen keine Waffe in die Hand nehmen wollte. Ja und aus der BRD sind damals viele Leute mal schnell nach West-Berlin gezogen.
Thorsten, ist ebend teilweise für uns ältere Generation etwas schwer verständlich was da abläuft.

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: t-geronimo am 04 Januar 2013, 19:55:14
Der Vorteil einer Freiwilligen-Armee soll doch gerade der sein, dass man dann nur noch Leute hat, die wirklich da hin wollen und auch die entsprechende Tätigkeit ausüben wollen, denke ich. (Ob das nach dem ersten scharfen Gefecht immer noch so ist, lasse ich mal im Raum stehen, weil das wieder ein ganz anderes Thema ist.)

Da sind wir doch in der Tat bei einem Vergleich mit einem absoluten Zwangssystem wie in der DDR ganz klassisch bei den Äpfeln und den Birnen. ;)
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Teddy Suhren am 04 Januar 2013, 20:01:35
Es gab noch nie eine Generation die sich nicht über die nachfolgende Beschwert hat.  :roll:
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Mario am 04 Januar 2013, 21:10:58
Ronny hat nicht ganz unrecht, aber die Wurzel des Übels liegt in der immer lascheren Erziehung. Das fängt schon in den ersten Schuljahren an. Zwang und Druck wird von den Kindern ferngehalten, aber irgendwann im Leben kommt es doch mal zu einer Begegnung mit dem realem Leben und darauf sind die Jungs und Mädels dann nicht vorbereitet.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Ulrich Rudofsky am 04 Januar 2013, 21:40:25
Fahnenflucht hat nicht immer mit Angst oder politischen/religiösen Ansichten zu tun.  Manche Leute werden einfach Nervenkrank unter dem Stress von Lebensgefahr und dem Töten von anderen Menschen.   

Aber Desertierung  wird hier sehr schwer bestraft, sogar mit der Todesstrafe.  http://www.au.af.mil/au/awc/awcgate/ucmj.htm   http://en.wikipedia.org/wiki/Capital_punishment_by_the_United_States_military

Was ist denn die Strafe für Fahnenflucht in Deutschland in diesem Zeitalter?   Früher war es meistens der Tod oder? 

PS:  Das Furchtbarste ist wie viele US Soldaten während dem Einsatz in Afghanistan oder danach Selbstmord begehen.  http://www.army.mil/article/91396/Army_releases_October_suicide_statistics/ 
Die Zahl ist bestimmt höher als die Behörden zugeben. 

Selbstmord war auch ein  bekanntes Phänomen in der Nachkriegszeit 1945-1948 in Deutschland, z.B. in meiner Familie.

.

Was ist denn diese Anzahl in Deutschland jetzt?
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: halina am 04 Januar 2013, 23:20:15
Die Überschrift ist etwas irreführend , denn in der Probezeit gibt es ja noch keine
Vereidigung . evtl. wäre es besser gewesen wenn der Thread unter dem Titel
"Abbrecher des freiwilligen Wehrdienstes" eingestellt worden wäre , sicherlich hat
Ronny das auch so gemeint .
                                                                                      Grüsse Halina
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Rheinmetall am 05 Januar 2013, 00:51:43
Moin, moin !

Also ich verstehe das mit der enormen Rückzieherrate auch nicht.
Normal weiß man doch, auf was man sich bei der Bundeswehr einläßt, wenn man unterschreibt, oder etwa nicht mehr ?
So war es jedenfalls bei mir, wo Mama & Papa für mich unterschrieben, als ich mit knackigen 17 Jahren als SaZ & UA bei der Bundeswehr meinen Dienst antrat.

Rheinmetall

Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Ulrich Rudofsky am 05 Januar 2013, 01:09:46
Entschuldigung!!!!  Abbrecher und Fahnenfluechtige sind nicht vergleichbar! :O-_
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: The Voice am 05 Januar 2013, 07:40:52
Zitat von: Ulrich Rudofsky am 05 Januar 2013, 01:09:46
Entschuldigung!!!!  Abbrecher und Fahnenfluechtige sind nicht vergleichbar! :O-_
Moin!
- Danke -
Man kann dies wirklich nicht vergleichen. Der Gesetzgeber sieht diese legitime Möglichkeit vor.
Es ist ähnlich einem der üblichen Arbeitsverträge: Probezeit ist keine Einbahnstraße.
Beide Seiten können das Verhältnis auflösen.
Ob mir das gefällt? - Nein. Der Beruf des Soldaten ist nicht mit anderen zu vergleichen.

Gruß: Uwe
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: dr.rudolf am 05 Januar 2013, 08:37:12
. . . mal abgesehen von der (sehr) "unglücklichen" Themenwahl:

Die Bundeswehr war immer stolz darauf, in der Gesellschaft verwurzelt und damit
zwangsläufig auch ihr Abbild zu sein.
Da kann man sich nicht darüber entrüsten, wenn sich auch in der Armee (vermeintlich)
negative Auswüchse bemerkbar machen.
Ich halte die Probezeit für gut, denn diejenigen, die sich unsicher sind und die Bundeswehr
während der Probezeit verlassen, sollten auch nicht gehalten werden.

Früher waren wir immer der Überzeugung, dass die Wehrpflichtigen die besten Zeit- und
Berufssoldaten wurden, denn sie wussten, was auf sie zukommt. Heute fällt das ja
bekanntermaßen weg, und da hat eine Probezeit schon ihre Berechtigung !

Gruß
Rudolf (KINZINGER)
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 05 Januar 2013, 09:20:53
...na gut, dann will ich mal etwas weiter ausholen. 1950 wurde ich eingeschult. Da gabs noch keine Schulpsychologen. In der Lehre, wir waren Lehrlinge, gabs, wenn man Sch... gebaut hatte, einen Satz heiße Ohren. Nix zu Hause petzen, dann gabs den Nächsten. Also nix Anzeige wegen Körperverletzung.

Mit den Weicheiern meine ich ja, dass viele schon die Waffen strecken, wenn sie sich einer gewissen Ordnung "unterwerfen" müssen. Nicht mehr und nicht weniger.

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: js3m am 05 Januar 2013, 12:56:29
Also als einer der hier angesprochenen "Abbrecher" bzw. späteren Zivis kann ich natürlich die Meinungen einiger hier nachvollziehen!
Es gab/gibt wirklich manche, die einfach glauben man macht 10 Liegestütz und steht um 7uhr auf; um 14 Uhr ist dann Feierabend usw.:BangHead:

Was mich damals persönlich zum Wechsel bewegte waren meine nicht vorhandenen russisch Kenntnisse (nein,ich habe kein Ausländerproblem) bei fast 60% russlanddeutschen Rekruten im Zug.

Aber noch schwerwiegender war schlichtweg die organisatorische Unfähigkeit, die im normalen Alltag anfing und selbst bis zur Grundausstattung reichte :roll:
Wie soll man einheitlich maschieren üben,wenn man z.B. nicht mal Handschuhe hat (Winter);einige hatte nichtmal ein zweites Paar Stiefel oder Spaten oder ect. pp. ( und das nach WOCHEN)
Waffen durften nicht auf der Stube verbleiben,aber wie oft mussten wir sie im Schrank einschließen,weil keine Zeit zum ordentlichen Wegbringen in die Waffenkammer blieb.

Ich könnte hier noch stundenlang schreiben, jedoch wollte ich nur mal anmerken,das nicht jeder gleich geht,weil er nicht alle Stunde eine rauchen darf oder ähnliches.

Trotzdem Respekt an alle,die das durchziehn und sich weiterhin verpflichten top

gruß.

Sascha
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 05 Januar 2013, 14:24:35
Hallo Sascha - eigentlich kann man da nur fragen bei welchen "Sauhaufen " Du da warst .

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Hastei am 05 Januar 2013, 14:52:10
ich verstehe das auch nicht recht, Sascha . War das bei uns ?
Vielleicht vergleichen wir "Altgedienten" zu sehr unsere Wehrpflichtzeit mit der heutigen freiwilligen Dienstzeit. Wir mussten da durch  ( ! )und haben uns auch durchgewurschelt.
Aber heute kann sich doch Jeder lange beraten lassen und über das Soldatentum informieren.
Vielleicht denken viele , ich kriege keinen Job, dann gehe ich eben zur Bundeswehr, da kann ich ja mal eben Offizier  werden .

Gruß Hastei
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 05 Januar 2013, 16:04:03
...ja Hastei, zu unserer Zeit haben die Wehrpflichtigen ihre 18 bzw. nachher 12 Monate durchgezogen. Die Kameraden, die unter meiner Verantwortung standen, haben ohne Wenn und Aber die Befehle ausgeführt, ohne in irgend einer Art und Weise erstmal eine Diskussion herbeizuführen.

Aber das waren auch noch andere Zeiten. :O/Y

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Hastei am 05 Januar 2013, 16:36:17
ja Ronny , nur heute müssen wir umdenken. Wenn einer eine Lehre beginnt, hat er auch eine Probezeit, in der er abbrechen kann, wenn es nicht seinen Vorstellungen entspricht.Das kann schon eine Antipathie gegenüber dem Lehrherrn sein. Der Beruf wäre vielleicht der richtige,aber, wie das Schicksal so spielt, der falsche Meister oder Geselle vermasselt einem den Beruf.
Gruß Hastei
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: js3m am 05 Januar 2013, 17:08:05
Zitat von: Trimmer am 05 Januar 2013, 14:24:35
Hallo Sascha - eigentlich kann man da nur fragen bei welchen "Sauhaufen " Du da warst .

Mhhh....naja,weiß ja nicht wer hier alles mitließt :wink:
Deswegen nur drei Buchstaben: ABC

Ja die "alten" Zeiten kennen ich noch auch Erzählungen meines Vaters (Luftwaffe,irgendwo im tiefsten Bayern).

Ich denke das wie in einem anderen Forum schon gut beschrieben heute der "Wasserkopf" einfach viel zu groß ist!

Ich wurde eingezogen,obwohl ich erst 1 1/2 Jahre zuvor meine Ausbildung beendet hatte (wobei die mich schon früher ziehen wollten)...andere wurden nicht mal zur Musterung einbestellt bzw danach trotz T2 nicht einrücken mussten.

Ich "verlor" dadurch quasi meinen Arbeitsplatz (Zeitarbeit),was mir aber die Gelegenheit gab bei meiner Freundin (Kasernen Standort) neu anzufangen top
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Balu der Baer am 05 Januar 2013, 17:13:28
Hallo, ich möchte noch einen weiteren Aspekt hinzufügen: Den der falschen Versprechungen und Zukunftsaussichten.
Mein ältester Sohn war beseelt vom Gedanken der Bundeswehr beizutreten. Er hat im Vorfeld alles dafür getan um alle Eignungstest  zu bestehen. Beim Anwerbungs/Einstellungsgespräch hatte er feste Vorstellungen über seinen Werdegang. Die Feldwebel Laufbahn war sein erklärtes Ziel. Aber 2 Monate in der Grundausbildung wurde ihm eröffnet das an eine solche Laufbahn nicht zu Denken währe. Mit viel Glück könnte er nach den ersten vier Jahren als Uffz auf einen Platz kommen.
Darauf hin hat er diesen Traum begraben und arbeitet jetzt in seinem erlernten Beruf als LKW-Mechatroniker bei der Feuerwehr der Stadt Köln.
Fazit, auch so kann man sich motivierte Leute versauen......
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Hastei am 05 Januar 2013, 17:24:51
ja,ja, kenne ich auch. Ich hatte meinem Sohn einen Ausbildungsplatz bei einer befreundeten Schlosserei besorgt. Wir waren also froh, eine Platz für ihn bekommen zu haben. Aber nein, er musste unbedingt eingezogen werden.Die Knappheit in Ausbildungsberufen interessierte keinen im Kreiswehrersatzamt.Obwohl schon lange nicht mehr alle Wehrpflichtigen gebraucht wurden, machten sie bei ihm keine Ausnahme ! Wenn er also schon ein "Spezialist" mit abgeschlossener Lehre gewesen wäre, hätte ich das ja noch verstanden. Und wenn ich so hörte, was er so täglich für einen Dienst machte ,(Luftwaffe in Köln ) konnte ich nur den Kopf schütteln. Sowas von Schwerfälligkeit in der BwVerwaltung, unglaublich !
Aber das ist ja eigentlich nicht das Thema dieses Threads.
Es grüßt der Hastei
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Ulrich Rudofsky am 05 Januar 2013, 18:59:50
Also wie ich hier sehe, handelt es sich durchaus nicht im Geringsten um 'Fahnenflucht'.   Mir ist das 'Abbrechen' vom Wehrdienst, wie es anscheinend in Deutschland üblich ist, nicht bekannt gewesen. 

Hier zu Lande in den USA war zu meiner Zeit in 1951-70 Wehrpflicht ab 18 bis 26: 2 Jahre aktiv, dann 2 Jahre aktive Reserve (14 Tage Manöver/Jahr und jedes vierte Wochenende) und dann  2 Jahre inaktive Reserve. Nach diesen 6 Jahren bekam man endlich eine Entlassung: "Honorable Discharge" und das war sehr wichtig!  Eine Enlassung während oder am Ende der Dienstzeit mit einer "Dishonorable Discharge" hatte schwere Konsequenzen: lebenslänglicher Verbot auf öffentliche Posten, staatliche Stipendien oder Wissenschaftliche Fonds, Zulassung als Arzt, Apotheker oder Anwalt usw.  Anspruch auf freie Hilfe und Versorgung in Verteranenkrankenhäusern.  Eine "Dishonorable Discharge" ist nicht leicht zu ändern.   

Während der damaligen Wehrpflicht gab's viele Ausnahmen (und Beschiss)  von Klasse 1A bis 4F:  Studiernde, einziger Sohn eines Ranchers, Lehrer, Brillenträger, zu grosse Schuh- und/oder Körpergrösse, bis zu 4F "körperlich oder geistig Untaugliche".    Alle mussten damals in die Armee;  die Marine und Luftwaffe  nahm nur Freiwillige für 4 Jahre an; die Armee Freilwilligen dienten 3 Jahre.  Ich glaube die Dienstzeitintervalle sind heute in der "all volunteer force" so wie früher und nicht leicht abbrechbar.  In diesen Umständen ist "desertion" der einzige Ausweg und das wird nicht als Abbrechen sondern Verbrechen bestraft.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: t-geronimo am 06 Januar 2013, 11:07:15
Hallo Ulrich!

Das Abbrechen des Wehrdienstes in Deutschland ist ja auch recht neu:
--/>/> http://de.wikipedia.org/wiki/Wehrdienst#.C3.84nderungen_seit_Juli_2011

Vorher gab es nur die Möglichkeit, den Wehrdienst zu verweigern und Zivildienst zu leisten. Auch beides zu verweigern, war möglich, aber sehr selten praktiziert, glaube ich.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Urs Heßling am 06 Januar 2013, 19:35:45
moin, Ronny,

Zitat von: RonnyM am 05 Januar 2013, 16:04:03
durchgezogen. Die Kameraden, die unter meiner Verantwortung standen, haben ohne Wenn und Aber die Befehle ausgeführt, ohne in irgend einer Art und Weise erstmal eine Diskussion herbeizuführen. Aber das waren auch noch andere Zeiten. :O/Y

Dann hast Du Deine Befehlsgewalt nicht mißbraucht und es war alles korrekt.

Das Soldatengesetz schreibt ganz klar vor, wann ein Soldat einen Befehl nicht ausführen muß und wann er ihn nicht ausführen darf. Das hat nichts mit "anderen Zeiten" zu tun.

Im Übrigen stimme ich Thorsten zu; auch ich halte den Thread-Titel für unglücklich und unpassend.

Gruß, Urs
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 07 Januar 2013, 09:49:00
...schön Urs, dass du dich hier auch meldest.

Ich habe hier nicht von Schulabbrecher geschrieben, sondern von Menschen, die sich freiwillig zur "Fahne" gemeldet haben. Gottseidank haben wir noch das freie Wort. So habe ich mir erlaubt, den ugs Ausdruck zu wählen und habe explizit die Ausrufungszeichen gewählt.

Den Ausdruck nehme ich nicht zurück. :MG:

Grüße Ronny.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 07 Januar 2013, 12:30:28
Wie hoch ist denn die Quote die freiwillig abbrechen?
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 07 Januar 2013, 12:47:15
...auf über 30%...

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 07 Januar 2013, 12:55:05
Hallo Ronny - gibt es da auch eine direkte Zahl -  30% können ja relativ wenig oder relativ viele "Abbrecher " sein. Interessant wäre auch ob es da bei den Waffengattungen unterschiede gibt ( Pz.- Grenadier oder Marine oder Luft )

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 07 Januar 2013, 12:58:42
Zitat von: RonnyM am 07 Januar 2013, 12:47:15
...auf über 30%...

Grüße Ronny

Sicher?

EDIT:

....ich finde nur etwas von einem "überwiegenden Anteil" im Netz. Sind das 51% oder 99% der der 30,4%?

Insgesamt finde ich es auch nachdenkenswert, dass es der Bundesverteidigungsminister war, der die Zahlen angeblich mit
Zitat"Einige Rekruten überrascht es offenbar, dass sie morgens mit geputzten Stiefeln zum Dienst erscheinen sollen, in einer Stube mit mehreren Soldaten schlafen oder dass sie nur in der Raucherpause rauchen dürfen"
kommentiert hat. Ist das ein Vorurteil, eine vorgeschobene Meinung, um mögliche eigene Fehler erst gar nicht einräumen zu müssen, oder ist dies ein Ergebnis einer tatsächlich stattgefundenen Befragung?
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 07 Januar 2013, 16:10:27
@Achim, wenn ich in meinem Unternehmen eine Fluktuationsrate von über 30% habe, werde ich schon nachdenklich.

@Herr Nilsson, die Zahlen stammen vom SPIEGEL und ich meine, die haben schon nach den Gründen gefragt.

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Urs Heßling am 07 Januar 2013, 16:52:04
moin, Ronny,

Zitat von: RonnyM am 07 Januar 2013, 16:10:27
... eine Fluktuationsrate von über 30%

Der Vergleich paßt nicht: Es ist keine Fluktuationsrate !

Betriebs-angemessen wäre die Formulierung: 30 % der Lehrlinge brechen im 1. Lehrjahr ab.

Wäre interessant zum Vergleich, wie die Zahl aller Ausbildungsabbrecher im Bundesgebiet ist ...

Gruß, Urs
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: t-geronimo am 07 Januar 2013, 17:09:59
Zitat aus der  --/>/> DGB-Expertise zu den Schwierigkeiten der Betriebe bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen (http://www.wir-gestalten-berufsbildung.de/fileadmin/user_upload/NL_wissenaktuell/Hintergrundpapier_Berufsbildungsbericht_2012.pdf)

Zitat
[...]
2. Vorzeitige Lösung von Ausbildungsverträgen

Gegenüber 2009 (22,1 Prozent) ist die Quote der vorzeitigen Vertragslösungen im Jahr 2010 auf 23,0 Prozent gestiegen – und das trotz der eingeleiteten Maßnahmen zur Verhinderung von Vertragslösungen und Ausbildungsabbruch.
[...]

Und wenn ich dann sehe, dass es im Gastronomiebereich in einigen Bereichen fast an die 50% ran geht, steht die Bundeswehr doch gut da. Denn auch im Gastro-Gewerbe könnte man ja ganz platt sagen: "Die müssen doch wissen, was auf sie zu kommt."

Aber hier wie dort wäre das viel zu kurz gegriffen!
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 07 Januar 2013, 17:15:36
Zitat von: RonnyM am 07 Januar 2013, 16:10:27

@Herr Nilsson, die Zahlen stammen vom SPIEGEL und ich meine, die haben schon nach den Gründen gefragt.


Welche Gründe wären das?
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 07 Januar 2013, 17:43:15
Hallo Marc- ist eine interessante Frage. Ohne nun hier alle in einen Topf zu werfen aber wenn ich mir z.B. schon das Bildungsniveau einiger Schulabgänger ansehe erklärt sich manches. Gehe ich weiter : Fragen Diziplin, Respekt und Ordnung - Fehlanzeige. Ja und  ich bin der Meinung das es letztlich ein Produkt unserer Wohlstandsgesellschaft ist. Von Vater und Mutter gepflegt " sollen es ja mal besser haben als wir damals", von Funk und Fernsehn animiert " heute kaufen -morgen bezahlen " bis hin zu den Drogen. Seht Euch mal an was da heuten in den Schulen teilweise ab geht und Ihr seht was da heran  wächst. Wie nennt man es so schön " Nullbock - Generation "

Gruß - Achim - Trimmer - ich habe bewußt geschrieben " nicht alle in einen Topf "
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 07 Januar 2013, 18:40:38
Hm, ob das die Gründe sind?
Ich möchte mal eine andere Sichtweise skizzieren. Vielleicht ist sie naiv und möglicherweise auch falsch:
Die Bundeswehr steht mit dem Fortfall der allgemeinen Wehrpflicht in Konkurrenz zu anderen Unternehmen auf dem Arbeitsmarkt. Mit dem Unterschied, dass man beim Bund keine Ausbildung im Rahmen der freiwilligen Wehrpflicht macht, mit der man sich anschließend irgendwo bewerben kann. Mich wundert vor dem Hintergrund eigentlich, dass so viele dabeibleiben.

Insgesamt finde ich es bedenklich, pauschal über Abbrecher im speziellen und die heutige Jugend im allgemeinen abfällig zu urteilen, ohne auch nur ansatzweise zu hinterfragen, was zu solchen Zahlen führen kann. Absolute Zahlen wohlgemerkt!
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 07 Januar 2013, 19:13:10
Hallo Marc- soweit mir bekannt ist kann man aber z.B. die Fahrerlaubnis machen. Ein Stück " Papier" das gerne in der freien Wirtschaft verlangt wird oder sogar gefordert. Kann man sich ja wohl überlegen ob man 2.500 € dafür bezahlt oder ....
Oder wer sich für den Beruf " Soldat " entscheidet hat durchaus die Möglichkeit beim Bund in bestimmten Richtungen einen Abschluß zu machen der auch in der VW anerkannt wird.
So und dann noch etwas aus eigener Erfahrung. Bei vielen Kaderleitern zählt es bei der Einstellung auch mit ob man oder ebend nicht. War zumindest bei meiner Firma so.

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 07 Januar 2013, 19:32:16
Achim,

zu meiner Zeit (1987) musste man den Führerschein schon mitbringen, um ihn dann nochmal machen zu dürfen.  :-( Keine Ahnung, wie das heute ist.

Berufssoldaten stehen hier nicht zur Debatte, sondern freiwillig Wehrdienstleistende.

Edit:

Achso, natürlich war es auch zu meiner Zeit bei der Einstellung oder vor einer Ausbildung günstig beim Bund gewesen zu sein...denn nichts ist für einen Arbeitgeber doofer, wenn der (frisch ausgebildete) Mitarbeiter gezogen wird. Aber das Problem gibt es ja nun auch nicht mehr.

Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 08 Januar 2013, 10:09:16
...ich sehe auch als einer der Gründe die Ergebnisse der 68er-Bewegung. Da schlägt zT die antiautoritäre Erziehung durch. Im Grunde genommen sind die Kinder heute die Angeschmierten in dieser Gesellschaft. den Rest besorgen RTL  Co.

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 08 Januar 2013, 10:21:00
Was bringt Dich zu dieser Meinung in Bezug auf das Thema?
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 08 Januar 2013, 10:57:26
...die Widerstandsfähigkeit ist nicht mehr besonders ausgeprägt, lieber Marc. Aber gottseidank gibt es auch Ausnahmen.

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 08 Januar 2013, 11:04:30
Aha.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: halina am 08 Januar 2013, 11:13:31
Hallo Herr Nilsson , nur eine kleine Berichtigung , die "Allgemeine Wehrpflicht"
ist nicht entfallen , sondern nur vorübergehend bis auf weiteres ausgesetzt .

                                                                                        Gruss Halina
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Baunummer 509 am 08 Januar 2013, 11:25:18
Hallo,

ich sehe das Problem gar nicht in der Jugend, sondern eher in der Gesellschaft allgemein. Das Problem ist: Uns geht's zu gut, wir haben mittlerweile fast bei allem die Wahl. Gefällt uns das Auto (oder auf die jüngeren gemünzt: das Handy) nicht mehr, kauf ich mir eben ein neues. Gefällt mir der Partner nicht mehr, such ich mir einen neuen (hat etwas andere Gründe, schlägt aber in die selbe Kerbe), gefällt mir der Job nicht mehr, wechsle ich halt einfach in einen neuen. Fast unenedliche Möglichkeiten, man hat mehr als je zu vor die Wahl. Fluch und Segen zugleich.

Warum sollte auch jemand freiwillig im Schlamm rumrobben, wo er doch die Möglichkeit hat etwas - ketzerisch gesprochen - sinnstiftenderes und vor allem angenehmeres zu tun? Und nüchtern betrachtet, was kann einem die Bundeswehr denn bieten?

Gruß

Sebastian
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Big A am 08 Januar 2013, 11:33:21
Zitatketzerisch gesprochen - sinnstiftenderes und vor allem angenehmeres

angenehmeres: ja, klar, aber wer macht denn freiwillig etwas für die Allgemeinheit??, das wäre dann ja sinnstiftend, aber von den paar BuFDis abgesehen, so löblich deren Engagement auch ist, wil sich doch ohne Moos keiner mehr irgendwo einbringen - sieh Nachwuchsmangel bei freiwilligen Feuerwehren, Sportvereinen etc. Alle halten die Hand auf für Leistungen, wenn man, wie selbst erlebt, ablehnt, für Sportbetreuung Geld zu nehmen, dann wird man wie ein Ausserirdischer Vollidiot angestarrt...

Axel
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: oefi am 08 Januar 2013, 11:38:49
Hallo Axel,

jeder will für sich etwas erwulffen.

Gruss

Andreas

Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 08 Januar 2013, 11:41:29
Gründe für Abbruch in 2011 (ganz nach unten scrollen) (http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/!ut/p/c4/NYxNC8IwEET_UTYJCOLNUgShJy_9uEjaLnGhScp2Gy_-eBvQGXhzeDAwwNHoMnknlKJboIN-osv4VmPIXq2M24a_CSSCtOzRY1SOpxflp9XGQFteZlRTiiiFglHooGcnidWaWJZidubDKJqh16autNH_mM-56W7NYE-2vlcPWEO4fgF9E-Gr/)

@halina
Danke für den Hinweis
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 08 Januar 2013, 12:15:36
Sowohl Sebastian als auch Axel kann ich nur zustimmen. Bedenklich wird die Situation erst wenn es mal ernst wird. Dann wird das Geschreie riesig sein. Ob das alles so gewollt ist  :/DK: Na aber dann haben wir ja noch die "alten Herrn" die zur Fahne eilen können - Ironie

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 08 Januar 2013, 13:25:27
Was demographisch gesehen eigentlich keine so schlechte Idee ist.  :wink:
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Bugsierstefan am 08 Januar 2013, 20:15:35
Moin, Forenmitglieder, zuerst einmal noch ein Frohes Neues Jahr!

Mit Interesse verfolge ich diesen Thread, manchmal bläht sich dabei mein Hals leicht auf, manchmal aber auch nicht!
Ich kann Axel, Sebastian, Achim und Ronny nur zustimmen! Den Anfang machte eine 68er Bewegung, die Auswirkungen merken wir bis heute!
Im Dienst mache ich in jeder!! Schicht die Erfahrung, dass unsere sog. "mündigen" Staatsbürger nur Rechte haben und zwar alle Möglichen und Unmöglichen!
Erinnert man diese Herrschaften daran, dass es für einen Staatsbürger auch Pflichten gibt, ist es herrlich zu erleben, wie sich die Gesichtsmimik schlagartig ändert und die Ohren zuklappen!
Davon will niemand etwas wissen! Das die eigenen individuellen Rechte nur soweit reichen, wie sie die Rechte anderer nicht verletzen, will man nicht mehr akzeptieren!
Eine Instanz, welche bei einem eigenen Fehlverhalten, (und auch nur dann!), eingreift, wird nicht mehr akzeptiert und vor allen noch weniger toleriert!
Das geht hin bis zu heftigen Prügelein mit unserem sog. polizeilichen Gegenüber, da auf der anderen Seite unser Einschreiten nicht toleriert wird, wir erleben oftmals, was null Toleranz bedeutet, sie richtet sich oft genug gegen uns!
Das Erschreckende dabei ist, dass es mittlerweile quer durch alle Gesellschaftlichen Schichten geht, es ist nicht mehr nur an einzelnen Gruppen fest zu machen! Ich rede dabei auch nicht von den üblichen Kriminellen, welche es immer schon gab!
Es endet sogar nicht mal vor unseren Richtern, ich musste mir selbst in einer Gerichtsverhandlung anhören, dass ich als Polizist gewisse Beleidigungen ertragen müsste, sonst dürfe ich halt kein Polizist werden.
Es ging dabei nicht um das Wort Bulle, sondern um Beleidigungen wie Nazi und weitere, welche weit unter der Gürtellinie lagen.
Das Verfahren wurde gegen den Beschuldigten dieser Beleidigungen mit einer Ermahnung eingestellt, man war der am Grinsen!
Und da machen wir uns hierzulande Gedanken über den Werteverfall? :BangHead:

Ich persönlich halte die Abschaffung/Aussetzung der Wehrpflicht im wirtschaftlichen Sinne vielleicht für sinnvoll, aber ansonsten für eine Katastrophe!
Warum soll ein junger Mensch nicht einige Monate lernen, sich unterzuordnen, warum soll er nicht auch lernen, dass es noch andere Menschen in seiner Nähe gibt, welche auch Rechte und Pflichten haben.
Manche haben doch erst beim Bund gelernt, was Begriffe wie Disziplin, Einfügen in einer Gemeinschaft, aber auch Kameradschaft und "an einem Strang ziehen", bedeuten!
Die meisten meiner Mitschüler aus der Abgangsklasse hatten sich nach ihrer Zeit beim Bund durchweg zum Positiven verändert, mussten wir damals erstaunt feststellen.
Die Ausbildung, welche ich beim BGS durchlief, hat mir und vielen anderen Kollegen nicht geschadet, auch wenn wir oft genug über den Drill geflucht haben!
Und heute? Ich muss als Vater eines 9jährigen fußballbegeisterten Sohnes auf dem Sportplatz erleben, dass so mancher Trainer, welcher auch nur etwas lauter wird, von den Anwesenden dermaßen als Autoritär und Gestriger zerrissen wird. Entscheidungen eines Schiedsrichters werden nicht mehr akzeptiert, teilweise muss der schon mit Begleitung durch eine Streifenwagenbesatzung beim Abgang beschützt werden. Ich muss Strafanzeigen gegen Lehrer schreiben, welche sich gegen 11-12jährige Schläger in ihren Schulklassen durchsetzen und dafür mit Abwahl durch den Elternrat belohnt und letztendlich mit Strafanzeigen überzogen werden.
Ich erlebe Eltern, welche ihren minderjährigen Sprößling auf unserer Wache abholen, nachdem wir diesen nach diversen Sachbeschädigungen, wie z. B. "Entglasen von Bushaltestellen", Abtreten von Außenspiegeln an Kfz etc., (das Lösen der Festmacherleinen der GF in Stralsund passt da gut ins Schema), in Gewahrsam nahmen, vor den Augen seines Kindes putzt uns der "Erziehungsberechtigte" runter, droht uns mit Strafanzeigen wegen Körperverletzung im Amt und stellt diese oftmals auch!
Der Sprößling sieht das alles mit an und grinst........!

Erziehungsauftrag?????Der Erwachsene als Vorbild? :?

Erwachsene, welche bei Rot über die Ampel laufen, obwohl eine Gruppe Kinder dort steht und deswegen von uns ermahnt werden, schauen uns an als ob wir Wesen von einem anderen Stern sind und Lachen uns aus! Die nun folgende Verwarnung kostet nur 5€, erneutes Lachen! Bezahlt wird oftmals nicht, so dass der Staat diese lächerlichen 5€ in einem viel teureren Verfahren eintreiben muss, welche dem Steuerzahler viel Geld kosten, für läppische 5€!
Ein 15jähriger Jugendlicher, welcher Absperrungen anlässlich eines schweren Verkehrsunfalles nicht akzeptieren wollte und von mir aus dem Unfallbereich gewiesen wurde, versetzte mir dafür ohne mit der Wimper zu zucken eine Ohrfeige, mit der Begründung, dass die dortige Ampel für ihn aber grün zeigen würde.........das Echo überraschte ihn allerdings dann doch :MS:

Unsere Kollegen, welche für die Neueinstellungen des Nachwuchses zuständig sind, beklagen mittlerweile auch das gesunkene Niveau der Schulabgänger und zwar nicht nur vom Können und Wissen sondern auch in Bezug auf die sog. Charakterliche Eignung für diesen Beruf!
Führt dazu, dass man sich hinter verschlossenen Türen derzeit Gedanken macht, ob man die Anforderungen letztendlich absenkt oder damit lebt, dass kaum noch Nachwuchs bei der Polizei anfängt.
Beide Gedankenwege sind ein Graus!!!
Ich könnte noch so weiter schreiben, mittlerweile 27 Jahre Polizeidienst hinterlassen Eindrücke, ich lasse es aber lieber.
Hier muss sich dringend etwas ändern in diesem Lande und zwar schnellstens!
Bücher wie "Deutschland schafft sich ab", (nicht gelesen, ich mag den Verfasser nicht so), oder "Neukölln ist überall", (gelesen und spricht mir aus der Seele), müssten nicht geschrieben werden, wenn hierzulande alles in bester Ordnung wäre!
So, genug Frust abgelassen, musste aber mal bei diesem Thema gesagt werden!

Viele Grüße, Bugsierstefan




Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Big A am 09 Januar 2013, 07:30:56
@Bugsierstephan

:MG: top

Super dargestellt!

Und deine Gerichtsschilderungen kannich nur bestätigen, als Schöffe erlebt man da sehr viel.

Noch ein Wort zur körperlichen Leistungsfähigkeit: Meine Erfahrung im Bereich Ausbildung ist in der Tat (und das kann empirisch belegt werden) dass der Trend dahingeht, dass die jungen Leute entweder "richtig" fit oder gar nichts sind, das gesunde Mittelmaß, der mäßig begabte Allroundsportler, fehlt.
Denn sich fit zu halten (und in meinem Alter wird das auch nicht leichter :-D) verlangt nun mal ein gerüttelt Maß an Selbstdisziplin und die Bereitschaft, sich selbst ein wenig zu quälen. Aber eventuell gibt es ja eine App für's Smartphone, die einem sagt, was man hätte machen sollen :-P

Axel
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 09 Januar 2013, 09:22:48
...dass hat gut getan Bugsierstefan  top Mit deinen "Erfahrungen" möchte ich nicht tauschen. Du hast das wahre Leben geschildert. Danke.

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 09 Januar 2013, 10:40:12
Was bleibt da der Antwort von Bugsierstefan eigentlich noch hinzu zufügen - NIchts - denn genau so ist es.

Danke für den Beitrag - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 09 Januar 2013, 10:48:14
Vielleicht noch, dass Herr de Maizière ein Meister seines Faches ist.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: halina am 09 Januar 2013, 11:58:15
Hallo Bugsierstefan , danke für Deinen Beitrag der umfassend den derzeitigen
Zustand vieler Jugendlicher in unserem Land beschreibt , ohne nun alle in diese
Kategorie abstempeln zu wollen . Der grösste Fehler der Regierung war es wohl die
Aussetzung der "Allgemeinen Wehrpficht", die Folgewirkung ist gravierend , jetzt
werden mit grossem Aufwand Freiwillige angeworben , die nach Lust und Laune
auch wieder aussteigen können , was für ein Zustand in dem wir uns nun befinden.
Die Ableistung des Wehrdienstes hat doch wohl niemanden geschadet ,aus vielen
"Weicheiern" wurden stramme gesunde Burschen und auch das kameradschaftliche
Miteinander wurde doch hier erst neben Ordnung und Disziplin gefördert.
                                                                                                    Gruss Halina
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Big A am 09 Januar 2013, 13:44:45
Vielleicht wäre ja eine "Allgemeine Dienstpflicht" für Männer und Frauen hilfreich. Einschließlich Vorteilen bei der Rentenversicherung und der Vergabe sonstiger staatlciher Leistungen...

Dabei könnten die Anwärter dann wählen: Soziales, THW, Feuerwehr, Polizei (z.B. Hilfsarbeiten wie Akten führen etc), Bundeswehr usw.

Wäre vielleicht ein Ansatz

Axel
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Urs Heßling am 09 Januar 2013, 14:22:17
moin,

Zitat von: Big A am 09 Januar 2013, 13:44:45
Vielleicht wäre ja eine "Allgemeine Dienstpflicht" für Männer und Frauen hilfreich. Einschließlich Vorteilen bei der Rentenversicherung und der Vergabe sonstiger staatlicher Leistungen...
Dabei könnten die Anwärter dann wählen: Soziales, THW, Feuerwehr, Polizei (z.B. Hilfsarbeiten wie Akten führen etc), Bundeswehr usw.

Ja ! ... die Idee vertrat ich auch schon in meiner ersten Kommandantenzeit 1979-81.

Aber: die innenpolitische Gelegenheit, das tatsächlich einzuführen, gab es wohl zum letzten Mal zur Zeit der Großen Koalition unter Kiesinger und des Einmarsches des WP in die Tschechoslowakei 1968.
Danach waren die entsprechenden Maßnahmen aller Parteien eher darauf gerichtet, potentielle Jungwähler nicht zu verärgern.

Gruß, Urs
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 09 Januar 2013, 14:25:55
Hallo Axel - ich kann ja Deinen Gedanken folgen und ich wäre auch der Letzte der sich dagegen ausspricht aber wenn man von einer "Allgemeinen Dienstpflicht" spricht dann wird man doch hier sofort in eine Ecke gestellt in die man eigentlich nicht gehört. Sofort kommt doch der Verdacht das man den RAD und BDM wieder haben möchte. Die von Dir genannten Formen Soziales,THW usw. - das würde glatt dabei bei einigen Leuten unter den Tisch fallen bei der Diskussion
Schlagzeile Bild wäre:" Regierung plant die Einführung des ( Reichs) Arbeitsdienstes"

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: H.Bleichrodt am 09 Januar 2013, 14:36:14
Hallo Bugsierstefan,

ich als ehemaliger W12 kann das nur bestätigen was du hier geschrieben hast.
Zu meiner Zeit (94/95) als das sogenannte"Feindbild"(Anm., ich möchte hier nicht die alten Zeiten wieder haben!!!) nicht mehr vorhanden war, ging das Ganze schon quer durch alle Züge .....

Ich hatte damals den Plan mich beim Bund zu verplichten und wurde nachdem das Ganze meinem Zugführer bekannt war, an die Seite eines erfahrenen Stabsunteroffizier gestellt. Der sollte mich lehren wie das ein oder andere gehandhabt wird. Was ich da erlebt habe - Wahnsinn, man weist einen Rekruten auf den Mangel in seiner Uniform hin und er zuckt nur mit den Schultern.. da gab es Rekruten die es einfach nicht geschafft haben sich richtig anzuziehen. Sei es aus Unerfahrenheit oder weil sie es nie gelernt haben und um dem entgegen zu wirken bleibt oft nur die Hilfe der Kameraden oder der Vorgesetzten. Nur bitte wieso muß ein Unteroffizier fragen ob der Rekrukt sich anfassen lassen darf um den Knopf zu schliessen? Ich kannte einen der hat mir wortwörtlich im Vertrauen gesagt, das solche Sachen nur gemacht werden um den Vorgesetzten lachhaft aussehen zulassen.

Und wenn dann die Erinnerung an das Pflichtgefühl genannt wird, dann heißt es:"Wozu, der Osten ist doch nicht mehr"....

Als stellvertrender Wachhabender musste ich einmal einen Gefangen von der Wache zum Essen führen. Der hatte schon mehrmals Prügelleien mit anderen Soldaten, Vorgesetzten und galt als "Dienstverweigerer". Da ich keine Waffe tragen durfte, fragte ich den Wachhabenden nach Handschellen, denn ich war alleine. "Das machen wir nicht, denn es sei menschenunwürdig so zur Kantine geführt zu werden und wir wollen hier keine Show abziehen. Mein darauf hin eingelegter Protest wollte er nicht hören......

Schreckliches Besaufen nach Feierabend und sich mit der Waffe wie John Wayne fühlen, das wollen viele, aber sich als Haufen zusammen zureißen und echte Kameradschaft erleben.... ne ne uninteressant  :x

Als ich dann meine Bewerbung zurückgezogen habe, hat mich mein Kompaniechef nur schief angeschaut und gemeint warum ich das mache. Als ich ihm dann von diesen Vorfällen erzählt habe, meinte er nur:" Hier gehen echte Werte verloren und eines Tages werden sie vor nichts mehr Halt machen!"

Soviel zum Thema Respekt und Disziplin gegenüber dem Gesetz und des Menschen mein lieber Bugsierstefan.....  :/DK:

Zu dem eigentlichen Thread möchte ich nur eins anmerken, sollen wirklich nur die hin die es wollen und die Bundeswehr sollte mit offenen Karten spielen und nicht das Blaue vom Himmel versprechen.
Aber dann wär die Zahl noch geringer und einige Herren von da"oben" müssten sich dann Fehler eingestehen.

Macht aber keiner...... :O/Y

VG

Alex
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Baunummer 509 am 09 Januar 2013, 16:13:28
Hmmm... ich denke hier läuft was schief.

Mir scheint hier der allgemeine Tenor zu sein dass, wenn wir doch nur wieder die allg. Wehrpflicht hätten vieles besser wäre und die jungen Leute dann endlich wieder Werte hätten. Jawohl! Natürlich ist der Dienst an der Waffe - wie es immer so schön heißt - hier das Thema und vielleicht mißinterpretiere ich ja auch die hier herrschende Stimmung, aber ich ich glaube ehrlich gesagt nicht dass wir die Wehrpflicht brauchen um wieder "Werte" in der Gesellschaft zu bekommen. Ich glaube zum Beispiel dass es einen jungen Menschen mindestens so gut formen kann wenn er einem sterbenden Menschen die Hand hält, also zum Beispiel im Zivildienst. Aber ich glaube auch dass es weder Dienst beim Bund noch Zivildienst braucht um einem Menschen Werte beizubringen. Sicher würde es vielen zumindest nicht schaden, das stimmt.

Umgekehrt, wenn jemand in seiner Jugend keine Werte vermittelt bekommen hat, kann der Bund oder der Zivildienst (beides ja nun mehr freiwillig) da höchstens noch ein Pflästerchen drauf legen und die Symptome etwas lindern. Deshalb sehe ich das Problem schon viel früher in der Erziehung oder der Gesellschaft allgemein. Richtige Werte gibts ja eigentlich nicht mehr? Aber das denke ich, kann man den jungen Leuten nicht ankreiden, wir (eigentlich bin ich ja auch noch einer von den Jungen  :-D) wären nicht anders, würden wir heute aufwachsen. An wem liegt es dass es keine Werte mehr gibt? Oder anders, wem obläge es Werte zu vermitteln?

Ehrlich gesagt stört es mich nicht, dass es keine allg. Wehrpflicht mehr gibt. Eigentlich ist es zeitgemäß. Hätten wir sie aber doch, so denke ich würde das nicht die zugrunde liegenden Übel wie Respektlosigikeit, Werteverfall oder Orientierungslosigkeit in Luft auflösen.

Meine Meinung!

Gruß

Sebastian
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 09 Januar 2013, 16:53:33
Hallo Sebastian - grundsätzlich gebe ich auch Dir völlig Recht. Ja auch wir "Alten " tragen einen gewissen Teil Schuld weil wir nach dem Motto " Sollens mal besser haben als wir " unsere Kinder erzogen haben. Aber wenn ich die heutige Entwicklung betrachte - Lehrer in der Schule, Polizist auf der Straße - hilflos und vom Staat in Stich gelassen dann muß ich feststellen das sich diese Tendenz immer mehr verstärkt. Bugsierstefan hat es in seinem Beitrag von der Polizei gezeigt und Alex das Beispiel von der BW . Heute wird doch im Prinzip keinem Jugendlichen mehr die Grenze aufgezeigt - Bis hier hin und nicht weiter. Ja und Vater Staat - was vermittelt er den für Werte ?  "Geiz ist geil", " Hast Du was dann bist Du was", "Setze Deine Ellenbogen ein damit Du weiter kommst "
Ich möchte jetzt mal eine Frage stellen: Warum führt man in Deutschland nicht wie in anderen Ländern üblich eine Schuluniform ein ? Ist vielleicht simpel aber schon so nimmt man Zündstoff aus den Schulklassen. Jugendclubs - also schaffen von sinnvoller Freizeit statt auf der Straße zu sitzen .
Aber, und nun werde ich Kritik ernten - warum fordert man nicht das Kinder generell ab 3 Lebensjahr in den Kindergarten gehen und die deutsche Sprache lernen -
Ja der Jugendliche ist in seinem Verhalten immer auch ein Produkt seiner direkten Umwelt und wer in DEutschland leben möchte sollte sich bitte da auch an die Regeln und Gesetze halten.

Gruß - Achim - Trimmer   
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Bugsierstefan am 09 Januar 2013, 17:44:23
Hallo Achim,

genau das, was Du in deinem letzten Beitrag anregst, ist in dem Buch "Neukölln ist überall" trefflich beschrieben! Die sog. "Herdprämie" ist da sowas von kontraproduktiv!
Natürlich hat auch Sebastian recht, wenn er sagt, dass eine Wehrpflicht nicht das Übel an der Wurzel packt, sondern nur die Auswirkungen lindern könne. Trotzdem wäre diese Linderung nicht schlecht!
Das Aufzeigen von Werten muss natürlich viel eher beginnen, leider ist das in so manchen Elternhaus nicht der Fall. Hatte ich ja in meinem vorherigen Beitrag schon geschildert.
Allerdings muss, (Vorsicht: ist nur meine Meinung!), ein generelles Umdenken in dieser Gesellschaft beginnen, denn es muss auch die Akzeptanz gesunder Härte wieder vorhanden sein!
Ich selbst bin noch nicht so alt, zähle mich mit meinen 43 Jährchen zu den mittleren Jahrgängen, habe aber in meiner Schulzeit noch Lehrer erlebt, welche auch schon mal mit einem Schlüsselbund warfen, wenn man die Streiche im Unterricht übertrieb. Und hinterher ging es ab zum Direx, um sich dort die nächste Standpauke+Strafarbeit abzuholen.
Zu Hause brauchte ich mich darüber nicht beschweren, von meinen Eltern hätte ich dann die nächste Standpauke erhalten!
Und wurde ich dadurch ein schlechter Mensch?
Wir müssen endlich mit dieser weichgespülten Mentalität aufhören.

Viele Grüße, Bugsierstefan
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 09 Januar 2013, 18:21:37
Hallo Bugsierstefan - na Denkst Du ich war ein Musterschüler. Das werfen mit dem Schlüssel kenne ich genau so wie das spätere werfen meines Werkzeugs von der Baustelle weil es nicht genug geputzt war.  :-D Meinen Eltern hätte ich damit aber auch gar nicht kommen können. Ja und bei der Fahne habe ich mir auch ab und zu mal "blaue Flecke " geholt - Ja na und. Dafür habe ich aber dort auch Ordnung gelernt/ lernen müssen, gute Kameraden kennen gelernt und Teamgeist.Freundschaften die heute noch halten. Und genau dehalb bin ich dafür die Wehrpflicht wieder einzuführen. Aber dort nicht "würden Sie freundlicher Weise mal wenn es Ihnen gerade passt " sonder wie bein richtigen Militär. Wer das nicht möchte - bitte der Zivildienst hat ja wohl auch einiges gebracht und wird heute schmerzlich bei vielen vermisst.
Das Buch " Neukölln ist überall " brauche ich eigentlich nicht zu lesen da ich ja in Berlin wohne und ab und zu auch ehrenamtlich hier für die "Arche" tätig werde. Also auch teilweise "live ". Da wird die Lehrerin angespukt und von den Eltern kommmt dann eine Erklärung die ich hier lieber nicht schreiben will. Deutsche V... ist noch das Geringste.  Über die anderen Dinge die hier abgehen will ich auch gar nicht mehr schreiben - die Zeitungen sind immer voll davon.

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Bugsierstefan am 10 Januar 2013, 14:01:00
Moin Achim,

solche "netten" Kommentare habe ich auch in verschiedenen Schulen in meinem Reviergebiet hören dürfen, interessant war dabei nur, dass es die Lehrerinnen, welche so benannt wurden, kaum noch aufregte!
Ich denke auch, lasst uns wieder den Schiffen zuwenden, es ist eine nette Entspannung für die sonst erlebte Wirklichkeit!

Ganz Viele Grüße aus Kaltenkirchen! :MG:

Bugsierstefan
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 10 Januar 2013, 16:38:49
...du hast Recht Bugsierstefan, hin zu den Schiffen. Denn was ich heute wieder lesen musste,
dass die Grünen in HH-Nord beantragen, den Namen Hindenburg zu löschen und Strassen und Plätze umbenennen, weil er geholfen hat, dass AH nun Führer wird, ...ich könnte k...

Grüße Ronny


PS Und dann soll noch einer die "Fahne" vertreten :?
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 10 Januar 2013, 17:05:23
Mein lieber Ronny - das siehst Du aber nun ganz falsch. Da haben sich doch die "Grünen " was dabei gedacht. Neue Schilder für Straßen und Plätze, neue Stadtpläne, neue Landkarten,Änderungen in den Personalpapieren usw. - das sichert doch Arbeitsplätze in Hülle und Fülle  und man dabei auch noch jede Menge Geld(Euros ) "verbraten". Ist aber auch nicht so schlimm den dafür gibt es ja den Steuerzahler.

Gruß - Achim - Trimmer

Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Spee am 10 Januar 2013, 19:06:15
Habt ihr euch jetzt endlich ausgeweint oder brauch noch einer ein Tempo?
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 11 Januar 2013, 11:56:31
...entschuldige Thomas, wenn ich deine grüne Seele befleckt habe, aber die Geschichte verleugnen ist doch wohl das Letzte. Aber auch wie das hier mit den Stolpersteinen gehandhabt wird - das genügt... :BangHead:
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: ufo am 11 Januar 2013, 15:00:59
Zitat von: Spee am 10 Januar 2013, 19:06:15
Habt ihr euch jetzt endlich ausgeweint oder brauch noch einer ein Tempo?

Aber ist das Ausweinen nicht gerade in Bezug auf unser aller Interesse an der Geschichte auch ausgesprochen spannend?

Es ist nie wirklich leicht das Empfinden, die Gefuehle von Menschen aufgewachsen in einer anderen Zeit nachzuempfinden. Grad Deutsche Geschichtschreibung nimmt davon sogar manchmal bewusst Abstand; misst Taten, Begebenheiten, Ereignisse an moralischen Werten, Vorstellungen, Masstaeben von einem sich immer veraendernden Heute.

Selten mal hat man Gelegenheit in Autobiographien nachzulesen (und selbst dann oft nicht nachzuempfinden!) wie die ihre Zeit erlebt haben.

In Manchen Aspekten hat man ja den Eindruck, dass es eigentlich immer nur den Bach runter gegangen ist. Schon Cicero sieht wenig Hoffnung mit der Jugend von damals. Das scheint ab da nie besser geworden zu sein. Vermutlich verstehen wir nur zu wenig von der Schriftsprache mancher Urvoelker, um an Hoehlenwaenden zu entziffern, dass die Jungen einfach nicht mehr so den Stein nach dem Mamut schleudern koennen, wie das mal die Norm war.

Will man aber die Umbrueche in der Deutschen Marinegeschichte verstehen, muss man den Verfall allerlei gesellschaftlicher Normen und Werte beruecksichtigen. Das ein 55 jaheriger Deckoffizier von einem schnoeseligen 23 jaherigen Offizier zusammengestaucht wurde, war in der Kaiserlichen Staendegesellschaft 1891 vollkommen in Ordnung. Ab 1916 fuehrte das geradewegs in einen Untergang.

Wir verbinden 'Republik' mit Freiheit, Fortschritt, Wirtschaftswunder, Gleichheit und was noch alles. Viele ehemalige Kaiserliche Marineoffiziere erlebten 'Republik' als katastrophalen Werteverfall.


Und manchmal, manchmal, wenn ich mir wieder die Haare raufe, weil eine Bande Gutmenschen einem Raubmoerder mal eine Handvoll wohlmeinender Vorwuerfe machen – nicht zu scharf, damit sein zartes Gemueth nicht Schaden nehme – dann verstehe ich wenigstens in Ansaetzen wie man 1933 so richtig, richtig prima zufrieden sein konnte.

In manchen Crewschriften aus den Anfangsjahren des Dritten Reiches scheint die reine Freue durch, dass wieder Sitte und Anstand herrschen, dass Ordnung und Ruhe eingekehrt sind.  Wieviel 'Obrigkeit' wuerde ich wohl erlauben, gar wuenschen, eh ich stutzig werden wuerde? Waere ich nicht prima vergnuegt, wenn auslaendischen Straftaetern nicht mit den sogenannten Samthandschuhen angefasst wuerden? "Moegen Deine Wuensche in Erfuellung gehen!", lautet ein ausgesprochen hintersinniger Chinesischer Fluch.


Geschichte – gerade auch Deutsche Marinegeschichte lehrt uns, dass Werte und Nomen in staendigem Fluss sind. Die da nur mitfliessen schert das wenig. Die das ansehen muessen raufen sich offenbar durch alle Jahrhunderte die Haare.

Wir koennen uns schadenfroh darauf freuen das in 30 Jahren der ungezogene 14 jaehrige von Heute sich verzweifelt fragen wird, was nur aus der Jugend geworden ist. Polizisten haben dann vermutlich nur mehr beratende Funktion und auch nur wenn der Straftaeter das ausdruecklich wuenscht.
Ha, ha, ha! Recht geschiets ihm!   :-D

Andererseits stelle ich fest, dass die Gesellschaft als zivilisierte, lebenswerte Gemeinschaft sich seit Cicero eigentlich recht kontinuierlich verbessert hat. Waer schon komisch, wenn ausgerechnet meine Generation eine sein sollte, die einen Abschwung erlebt.

Von daher bleibt mir wohl nur mit dem grossen, ganzen Gesammtbild zu leben. Als ich geboren wurde, frug man sich grad wie oft man den Erdenball wohl mit Hilfe von Atombomben zerknallen lassen koenne und ob man das gleich, nachher oder erst naechstes Jahr in Angriff nehmen solle. Wenn man wohin wollte, brauchte man Reisepaesse und auslaendische Waerungen zu Hauf, wenn man den ueberhaupt Visa bekam. Missbrauch von Position, Einfluss und Macht waren erheblich unkontrollierter, erheblich unkontrollierbarer. Auch hier hat die Chinesische Kultur einen geeigneten Fluch hervorgebracht: "Moegest Du in interessanten Zeit leben!".

Vieles hat sich geaendert seitdem in der Welt. Auf manches haette ich verzichten koennen. Aber die Dinge sind wohl vernetzt. Ohne ein ausgesprochen weitgehendes (mir heute zu weit gehendes) Bild von persoenlicher Freiheit und persoenlicher Selbstverwirklichungt haetten die Menschen damals in Leipzig den ausgesprochen ueberfluessigen Staat vielleicht gar nicht in die Tonne der Geschichte getreten. Ich ringe von Zeit zu Zeit die Haende ueber den Mist, den Presse und Fernsehn mir glauben enthuellen zu muessen aber enthuellen an sich ist wohl gar nicht so schlecht. Wenige Dinge, Entwicklungen, Stroeme in der Gesellschaft schwingen zu grad dem Punkt, den ich fuer richtig halte. All die Stroemungen und Entwicklungen aber scheinen zumindest waehrend meines Lebens eher Gutes hervorgebracht zu haben mit all den Problemen und Nachteilen die mit komplexen Dingen verbunden sind.     

Von daher lebe ich meist ganz gut mit den Trends und Entwicklungen in meiner Gesellschaft und wundere mich wie die ganze Chause wohl in dreissig Jahren aussehen wird.

Ja, und um den Bogen zum Eingangsbeitrag zurueckzuschlagen. Ein Teil persoenliche Freiheit ist Heute wohl auch das Ausprobieren, das Rumsuchen, das sich-selbst-finden. Diese Ich-Zentriertheit ist mir etwas fremd aber das ist ja mein Problem. Berufswahl, Berufsverbundenheit scheint eine kleinere Rolle zu spielen als bei mir. Aber ob das schlecht ist? Keine Idee!
Um den Zivildienst finde ich es ausgesprochen schade. Das Konzept, dass man seinem Land schon was schuldig ist fuer eine der (allen Unkenrufen zum Trotz) besten Schulbildungen der Welt, volle Regale, sichere Strassen, Plaetze, Lebensraeume – das Konzept fand ich schon gut. Aber vielleicht ist auch das im Zeitalter der Beliebigkeit weniger angesagt?
 
Wir duerfen gespannt sein wo's hingeht. Ein Blick in die (maritime) Geschichte laesst hoffen (und erwarten), dass es insgesammt wohl stetig besser wird. Ob wir das einsehen, wenn wir alt und grau sind? Nun – ein reger (online) Gedankenaustaus ist zumindest schon mal eine gute Angewohnheit, um einsichtig, offen und ganz lebenspraktisch zu bleiben. 

Just my two Pence,
Ufo   
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Urs Heßling am 11 Januar 2013, 15:20:06
moin, ufo,

BRAVO ZULU  top :TU:) :MG:

Zitat von: ufo am 11 Januar 2013, 15:00:59
Geschichte – gerade auch Deutsche Marinegeschichte lehrt uns, dass Werte und Nomen in staendigem Fluss sind. Die da nur mitfliessen schert das wenig. Die das ansehen muessen raufen sich offenbar durch alle Jahrhunderte die Haare.

dazu ein Zitat aus einem meiner Lieblingsbücher, John Wintons "Kadetten ahoi"  :O/Y
Ansprache des Kadettenoffiziers Bodger an seine Kadetten
"Sie werden die Leute sagen hören, die Marine ginge vor die Hunde. Und das ist auch so. Sie ist schon vor die Hunde gegangen, solange ich mich erinnern kann, bestimmt aber seitdem ich aktiv wurde. Mein Vater war auch Seeoffizier und zu seiner Zeit ging die Marine vor die Hunde. Mein Großvater war Seeoffizier und schied aus dem Dienst, weil die Marine vor die Hunde ging. Damals wollte man die Dampfmaschine einführen oder was es noch war. Mein Urgroßvater - na, was war es eigentlich, was mein Urgroßvater tat ? Ach ja, er wollte, obwohl mein Ururgroßvater viel für ihn tun konnte, nicht zur Marine, weil er meinte, sie sei schon vor die Hunde gegangen. Er schätzte Lady Hamilton nicht, mein Ururgroßvater ... also lassen Sie sich nicht ins Bockshorn jagen, wenn die Leute Ihnen erzählen, die Marine ginge vor die Hunde.Damit ist sie schon seit jeher beschäftigt. Solange jeder Mensch behauptet, die Marine ginge vor die Hunde, können Sie völlig unbesorgt sein, daß alles in bester Ordnung ist".

no comment ...

Gruß, Urs
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 11 Januar 2013, 16:12:40
...dem BZ von Urs kann ich mich nur anschließen... top :MG:

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RePe am 28 Januar 2013, 18:32:22
Hallo,

aus aktuellem Anlass greife ich das Thema wieder auf, Grund ist der folgende Artikel in den "Nürnberger Nachrichten" vom 26.01.2013:

"Mehr Schlaf für Soldaten

BERLIN - Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, hat die Bundeswehr aufgefordert, den Soldaten genügend Zeit
zum Schlafen zu geben.
Bereits in der Grundausbildung müssten die Soldaten wichtige Aufgaben erfüllen, sich wesentliche Vorschriften
einprägen und scharf schiessen, sagte Königshaus. "Da darf es nicht vorkommen, dass sie regelmäßig übermüdet sind.". In einer
Umfrage habe sein Amt herausgefunden, dass ein sehr grosser Teil der Soldaten auch im Regeldienst keine sechs Stunden Schlaf
bekomme, so der Wehrbeauftragte. Königshaus monierte das Wecken von Soldaten um 4.30 Uhr, damit die Küche um 5.30 Uhr mit
dem Frühstück beginnen könne.
Für Rekruten hat die Heeresführung inzwischen die "nächtliche Ruhezeit" auf "grundsätzlich acht Stunden" festgelegt. Die Bundes-
wehr reagiere darauf, dass viele neue Soldaten ihren freiwilligen Wehrdienst vorzeitig beenden." - dpa

Hier im Forum sind doch viele aktive und ehemalige Marineangehörige, die auf den Schiffen das System Wache/Freiwache mitgemacht
haben. Haben sie dabei immer schön ausgeschlafen?

     Gruss

          RePe
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: smutje505 am 28 Januar 2013, 18:44:31
Hallo RePe unser Steuermann hat im Gasthaus immer"vorgeschlafen"damit er an Bord ausgeschlafen ist.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 28 Januar 2013, 18:49:54
Ist doch klar - Wer schläft kündigt nicht  :-D

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 28 Januar 2013, 19:12:06
Moin RePe,

auf See wurde der 4 h-Törn gefahren. Im 3er Wachsystem bedeutete das, 4 h Wache, 8 h Freiwache, die sich tagsüber in Reinschiff und Potacken drehen abwechselte, auch Kombüsendienst.

Vorschlafen, wie smutje "bewiesen", kam schon garnicht in Frage. Man könnte ja was verpassen :-D

Jedenfalls hatte seinerzeit keiner gemeckert, er hat zu wenig Schlaf. Vielleicht hing das auch damit zusammen, dass es noch keine I-Pads gab. :O/Y

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Hastei am 28 Januar 2013, 22:17:28
ja Ronny,
zu wenig Schlaf . Englische Wache nannte man das wohl.( Auf See ) Am Schlimmsten war die " Hundewache". Von 0 oo Uhr bis 04 oo Uhr, das war immer schlimm !       Anschließend durfte man morgends eine Stunde länger schlafen.   Im Hafen ging man abends bis zum Wecken an Land und machte dann Dienst ohne zu murren und anschließend dann auf Wache.  Und das tagelang. Hat mir pers. nichts ausgemacht.
Es grüßt der müde Hastei
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Ulrich Rudofsky am 28 Januar 2013, 23:29:59
Die Wachstundenaufteilungen sind wirklich um Leute zum Psychiater zu treiben!

Aber ich glaube man kann sich dran gewöhnen. 

Meine "12 on, 12 off" waren unmenschlich, weil das oft wirklich "24 on"  waren. Aber ich habe die 18 Monate ohne geistes Schaden angeblich überlebt.

Meine Geliebte:  "Du warst ganz anders als du wieder zurückkamst.  Sie sagt das nach 55 Jahren noch  top  :-D

Dienst macht den Mann
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Big A am 29 Januar 2013, 07:29:17
Irgendwie sollten mir die Tränen kommen, ob vor Lachen über so viel bemutterei oder vor Weinen ob der Weicheier, das sage ich ganz ungeschützt und bewusst un-pc.
Ohne in den "früher-war-alles-besser"-Sermon zu verfallen, aber die Leute sollten mal drei Wochen am Stück Kriegsmarsch gehen (6 on-6 off), in der "Freizeit" sich um seinen Bereich kümmern, Papierkrieg, duschen, verpflegen etc, ach ja, schlafen auch. Keiner hat gemeckert. Und ich denke unsere Bootsfahrer im 1er Stropp waren da noch wesentlich schlimmer dran,a ber gemeckert hat keiner, im Gegenteil, man war stolz auf seine Einheit und dass man zu deren Leistung beigetragen hat.

Axel
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 29 Januar 2013, 08:23:37
Ha, ich habe was, da könnt ihr echt nicht gegen anstinken: Mit einem kompletten Battalion Fernmelder in der Eifel auf einem Berg in der Kaserne sitzen. DAS ist hardcore.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 29 Januar 2013, 09:00:21
Hundewache oder Eselswache - war die nicht von 04:00-08:00, weil man den Mittelwächter verschlafen hatte und um 04:00 hungrig auf Wache musste... :-P :?

Grüße vom ausgeschlafenden Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: 1/100renown am 29 Januar 2013, 09:09:15
Hi Marc!

Und auf dem Berg stehen Antennen? Und die Leutz sitzen vor rauschenden Funkempfängern und warten, bis jemand weiter östlich was sagt? So ein Hardcore??

Traumatisierte Grüße!

Joachim
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 29 Januar 2013, 09:40:46
Ich muß Ronny zustimmen. Auch wir hatten diesen Diensttakt 4/8. Ich persönlich fand auch von 04-08 Uhr "bescheidener ". Gerade wenn die Sonne raus gekommen ist verspürte man einen gewaltigen Druck auf die Augen. Wenn möglich machte man dann eine sogenannte " schnelle Schicht " d.h. man machte gegen 05 Uhr die Augen zu und -bums - war es 07 Uhr  :-D

Gruß - Achim - Trimmer 
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 29 Januar 2013, 10:14:16
Zitat von: 1/100renown am 29 Januar 2013, 09:09:15
Hi Marc!

Und auf dem Berg stehen Antennen? Und die Leutz sitzen vor rauschenden Funkempfängern und warten, bis jemand weiter östlich was sagt? So ein Hardcore??

Traumatisierte Grüße!

Joachim

Schlimmer noch. Schwerer Richtfunk. Die Antennen und Türme waren auf den Unimogs verpackt. Das einzige was gerauscht hat, waren die Bäume.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: 1/100renown am 29 Januar 2013, 11:46:55
Uiuiui, und ich dacht schon, ich wär gestraft gewesen im klimatisierten Horchbunker in dem Kaff, das so heißt, wie man sich da fühlt.... Down^^

Da hatte man auch massig Angebote für SAZ als Uffz, habe aber nach Aufsetzen der Kopfhörer vom Schichtleiter dankend abgelehnt. Der gute muss so gut wie taub gewesen sein nach ein paar Jahren...
Und unsereins hat sich vor Langeweile fettgefressen - die Russen waren ja nicht dumm und haben nachts geschlafen statt zu funken...

Zeiten waren das!!!

Joachim
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 29 Januar 2013, 14:18:42
Stimmt, Zeiten waren das!!! Ich habe mir vor lauter Langeweile in Mayen auch 12 Kilo zusätzlich angefressen. Wenn ich mich recht erinnere, gab es zwei Übungen, wo wir überhaupt mal die Türme aufgebaut haben. Manche Truppführer waren dann so schlau, dass sie die Fahrer am Tag des Abbaus vorher nochmal kräftig Streife laufen ließen und dann wurde der Turm von den Fahrern mit abgebaut. Das dauerte zwar nicht so lange wie beim Aufbau (ich habe einen Aufbau mit 12 Stunden in Erinnerung, kann mich aber irren), es war aber ähnlich körperlich anstrengend. Dann fuhren sie anschließend mit knappen 50 km/h nochmal 6-7 Stunden reine Fahrtzeit Kolonne auf der Autobahn.  Die Kraftfahrer damals waren echt gearscht. Der Rest hat nämlich meistens geschlafen. Das hat beide Male auf der Rückfahrt gut gerummst. Naja, ist jeweils gut gegangen und hat keine Verletzten gegeben. Hätte man trotzdem besser regeln können. Jaja, ich weiß, im Krieg kann man sich das auch nicht aussuchen. Aber im Krieg tuckert man ja auch nicht im Berufsverkehr von Niedersachsen nach Rheinland-Pfalz und gefährdet als übermüdeter Kraftfahrer unschuldige Zivilisten. Egal. Danach war dann wieder monatelang Langeweile. Hier ein bisschen TD, da ein bisschen TD, dort ein bisschen TD. Schießen UND Waffen putzen war für mich ein Highlight! Kann sein, dass es im Feldheer mehr los war, aber im Territorialheer war echt tote Hose. Beschwert hat sich damals darüber keiner, wozu auch. War ja Wehrdienst. 
Ich finde es goldig, wenn ich hier lese, dass man stolz auf seine Einheit ist. Ich kann mir sogar gut vorstellen, dass das bei der Marine, wenn man auf einem bestimmten Boot fährt und entsprechend motiviert wird, so sein kann. Aber ich wage zu behaupten, dass viele, die als Wehrpflichtige beim Bund waren, niemals solche Gefühle entwickelt haben.     
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 29 Januar 2013, 16:09:54
...armer Marc, als Landratten ward ihr ja echt im A... gekniffen.

Unser Wehrpflichtiger im Deck war Frisör in Bremen. Das war unsere Bank :police: Bei ca. 240 Mann an Bord und Kontrolle vor jedem Auslandshafen mussten die Manschaften 1.-, Uffz. 1,50, PUO 2,00 und Offz. 2,50 DM bezahlen :-D

Überhaupt kamen die Wehrpfl. mit ihren ca. 68.- DM besser klar wie die Freiw.
mit 350.-DM. :cry:
Nur mal so nebenbei. 8-)

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: kawa1705 am 29 Januar 2013, 21:41:16
Also meine BW-Zeit beim Heer, 4 Jahre (87-91) /Logistik Panzerbrigade 8./InstKp 80, war eigentlich
nicht Langweilig. Unser Dienstplan war mit 36 er, Wachen, UvD, Standortschießen immer gut aus-
gelastet. Zweimal in der Woche GAT (Gemeinschaftliches  Ausdauer Training) und im normalen Dienst  2,5,7,10 Tonner (im schweren Radzug) instand gesetzt. Also zu der Zeit war ich eigentlich
richtig fit. Dann gab es Übungen in Putlos, Ehra-Lessin, Bergen (alles mit KFZ-Marsch) Natoalarm
u.s.w . Aber dann kam die Wende der kalte Krieg war vorbei und die Dezemierung fing an, von
500000 auf 250000 (incl. Volksarmee). Aber in der Zeit wo ich gedient habe konnte ich nicht von
langer Weile sprechen.

:MG:

Rüdiger
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Seefuchs am 29 Januar 2013, 23:18:25
 :-)

....da gebe ich Dir recht!
Es war immer genug zu tun!
Seefuchs
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Urs Heßling am 29 Januar 2013, 23:46:09
moin,

Zitat von: RonnyM am 29 Januar 2013, 09:00:21
Hundewache oder Eselswache - war die nicht von 04:00-08:00, weil man den Mittelwächter verschlafen hatte und um 04:00 hungrig auf Wache musste... :-P :?
Nee, Ronny, Hastei hat recht, Hundewache war 0-4 Uhr.

Zitat von: Big A am 29 Januar 2013, 07:29:17
... aber die Leute sollten mal drei Wochen am Stück Kriegsmarsch gehen (6 on-6 off), in der "Freizeit" sich um seinen Bereich kümmern, Papierkrieg, duschen, verpflegen etc, ach ja, schlafen auch. Keiner hat gemeckert. Und ich denke unsere Bootsfahrer im 1er Stropp waren da noch wesentlich schlimmer dran,
Nein, ich glaube, es war wesentlich härter für die Schiffsfahrer. Wir (Schnellbootfahrer) hatten vielleicht einmal einen 36-Stunden-Stropp, bei dem sich nur der eine oder der andere (außer Kdt  :-( :-D) für ein Viertelstündchen "verholen" konnte, aber danach gab es auch eine dememtsprechende "Ruhepause" von 12 oder 24 Stunden. 3 Wochen in der Zweierwache sind erheblich mehr belastend (sagt auch der Ergonom), weil ich in dieser Zeit nie wirklich zum "Ausschlafen" komme. Dafür sind 6 Stunden (im Optimum nur minus Einschlaf- und Aufstehzeit von je ca. 15-30 min) einfach zu wenig.

Gruß, Urs
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Blinki am 30 Januar 2013, 08:18:11
ach Urs jetzt hast Du unseren Ruf mit den härtesten Wachzeiten kaputt gemacht  :BangHead:
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Urs Heßling am 30 Januar 2013, 08:38:15
moin, Blinki,

Zitat von: Blinki am 30 Januar 2013, 08:18:11
ach Urs jetzt hast Du unseren Ruf mit den härtesten Wachzeiten kaputt gemacht  :BangHead:

Die Härtesten bleiben wir doch :wink:, eiserne Männer auf hölzernen Booten :MZ:, denn die Fregattenfahrer haben bei ihren (wirklich harten! und monatelangen!) Törns eben (meistens) im Warmen gesessen ...

Spaß beiseite: auch unsere Minensuch- und jagdbootfahrer hatten deutlich längere Törns als wir (aber dafür auch - das Thema hatten wir hier schon einmal - die deutlich bessere Unterbringung)

Gruß, Urs
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 30 Januar 2013, 08:52:14
Zitat von: kawa1705 am 29 Januar 2013, 21:41:16
Also meine BW-Zeit beim Heer, 4 Jahre (87-91) /Logistik Panzerbrigade 8./InstKp 80, war eigentlich
nicht Langweilig. Unser Dienstplan war mit 36 er, Wachen, UvD, Standortschießen immer gut aus-
gelastet. Zweimal in der Woche GAT (Gemeinschaftliches  Ausdauer Training) und im normalen Dienst  2,5,7,10 Tonner (im schweren Radzug) instand gesetzt. Also zu der Zeit war ich eigentlich
richtig fit. Dann gab es Übungen in Putlos, Ehra-Lessin, Bergen (alles mit KFZ-Marsch) Natoalarm
u.s.w . Aber dann kam die Wende der kalte Krieg war vorbei und die Dezemierung fing an, von
500000 auf 250000 (incl. Volksarmee). Aber in der Zeit wo ich gedient habe konnte ich nicht von
langer Weile sprechen.

:MG:

Rüdiger

Ich sprach von Langeweile und nicht von ausgefüllten Dienstplänen. Ich persönlich empfand z.B. den Dienst als UvD Edit: GvD als grottenlangweilig. Man hat eigentlich nur den ganzen Tag aufs Telefon aufgepasst. Nachts in der Eifel als Streife in gebührendem Abstand von seinem Kameraden alle vier Stunden zwei Stunden lang von Telefon zu Telefon durch den Schnee zu stapfen, hat mir auch nicht wirklich geholfen, die Langeweile zu vertreiben. Mit dem 1,5-Tonner stundenlang in Kolonne zu fahren, war jetzt auch nicht das, was mich in übermäßige Verzückung oder gar Extase versetzen konnte. Öl aus Ölbadluftfiltern zu wechseln, obwohl der Motor seit dem letzten Wechsel nicht angelassen wurde, lässt einen dann wirklich nachdenklich werden. Das war so gewünscht, das wurde dann auch so gemacht. Dienst nach Vorschrift in seiner übelsten Form. Jeglicher ursprünglich vorhandene Ehrgeiz ist so nach und nach eingelullt worden. Ich glaube, nur die Kameraden aus der Inst hatten bei uns im Battalion die Gelegenheit, sich im alltäglichen Dienst zu beweisen. Das waren die einzigen, die sowas wie produktiv waren.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 30 Januar 2013, 11:32:06
Hallo Marc - so richtig kann ich es nicht nach vollziehen. Gerade Funk und Richtfunk waren doch eine sehr interessante Sache. Wenn man Dienst hatte und es war eigentlich nichts los dann haben wir immer eine Beschäftigung gefunden -  bitter,bösen Feind mal belauschen, Amateurband "beobachten" usw. Auch unsere Richtfunker haben ab und zu mal "ihre Antennen gedreht " wenn nichts los war. Dann gab es die "Parktage " wo alles auf neu poliert wurde, Ausbildung an Waffen und Geräten - also wir waren eigentlich froh wenn wir mal richtig Ruhe hatten.
Das war aber nur die eine Seite. Es wurden in dieser Zeit auch Freundschaften geschlossen die noch heute halten, man hat ( zumindest viele )Ordnung gelernt, gelernt sich auch mal unter zu ordnen ( manchmal natürlich auch widerwillig ) - kurz um eigentlich vieles auf was man auch im täglichen Leben trifft

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Spee am 30 Januar 2013, 12:29:09
@Marc,

ich kann drüber  :-D !
2 Monate Feuerwache, d.h. 12.00Uhr zur Vergatterung antreten, 1-2x Testalarm in der Woche, das war der Dienst. Schlaflose Nächte, weil man schon den Tag verschlafen hatte und Rückenschmerzen vom durchgelegenen Bett.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Herr Nilsson am 30 Januar 2013, 13:04:52
Hallo Achim, wie schon gesagt, die Türme waren verpackt und wurden nur im Rahmen einer Übung aufgebaut. Es gab zwar Ausbildung an Geräten, aber das war dann wie Trockenschwimmen. Wir haben ja selbst sowieso nicht wirklich gefunkt, sondern haben nur die Leitung zur Verfügung gestellt.

Ich denke, dass Hauptproblem war, dass es den Vorgesetzten nie wirklich gelungen ist uns zu motivieren. Wir waren ja als Wehrpflichtige da und konnten somit auch nicht weglaufen oder kündigen. Es wurde sich schlicht keine Mühe gegeben. Es wurde irgendwie alles verwaltet. Der Battalionskommandeur war zuvor der Wende zum Opfer gefallen (also nicht die von 89/90, sondern die von 82), weil er das falsche Parteibuch hatte. Der Mann war quasi strafversetzt. So ging zumindest damals die Mär. Ob das wirklich stimmte, lasse ich mal dahingestellt sein. Sein Verhalten hat aber keinen Anlass gegeben, daran zu zweifeln. Die Kompaniechefs waren auf dem Sprung zu höheren Weihen. Die hatten hauptsächlich ihre Karriere im Blick und nicht ihre Einheit. Die Zugführer und der Spieß waren alte Haudegen. Die waren OK, aber eben auch keine begnadeten Menschenführer. Bei den Truppführern war vom Zivilversager bis zum schlauen Fuchs alles dabei. Aber ganz ehrlich, da war keiner mit Herzblut bei der Sache. ...und sowas färbt ab. Also plätscherte der Dienst so vor sich hin. Klar hat man Freunde gefunden, klar hat man auch was fürs Leben und über Menschen gelernt. Aber das lernt man woanders auch. 
Aus meiner Froschperspektive meiner damaligen persönlichen Erfahrung, würde ich sagen, dass das A und O einer guten Truppe Motivation ist (das gilt aus meiner Sicht auch für jedes erfolgreiche Unternehmen am Markt) und Motivation kommt immer von oben. Wenn also heute viele freiwillig Wehrdienstleistende vorzeitig abbrechen, dann liegt das bestimmt auch daran, dass sie nicht ausreichend motiviert werden können, dabei zu bleiben. Heute haben die jungen Leute einfach die Möglichkeit zu wählen und die Bundeswehr ist nicht mehr Quasi-Monopolist für die Dauer des Wehrdienstes. Ich habe es an anderer Stelle schon erwähnt: Die Bundeswehr ist nun ein Player auf dem Arbeitsmarkt, selbst wenn man das nicht wahrhaben will. Da gibt es Fluktuation und bestimmt keine Fahnenflucht. Ich persönlich würde mir wünschen, dass die Bundeswehr die Leute bekommt, die sie braucht und die sie verwenden kann und die dort eine Aufgabe für sich sehen, hinter der sie stehen und die Ihnen Bestätigung gibt.

@Spee

Ui!!! Respekt!!!
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Glasisch am 23 Juli 2013, 08:19:07
Hallo, gestern bekamm ich aus BRB/Havel u.a. die neuste Ausgabe der Deutschen Militärzeitung (DMZ), Nr. 94, Juli-August 2013 und auf Seite 11 stieß ich auf solch ein Blümchen, in der Hansestadt Hamburg haben die für die Hafenstadt verantwortlichen Leue nichts a Anderes zu tun, als Steuergeld für solch ein Schwachsinn zu verwenden, nur um der "politischen Korrekheit" treu zu werden? Unerhoert! Lest mal selber
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: jockel am 23 Juli 2013, 08:37:04
Ach ja, die Hamburger Burschenschaft Germania...da war doch was..."Braune Pennäler und arische Akademiker" (http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2013/04/08/braune-pennaler-und-arische-akademiker-2_12532) 



Gruß
Klaus
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Spee am 23 Juli 2013, 09:03:40
@Micha,

Deserteuren sollte man kein Denkmal setzen.
Allerdings ist zu bemerken, unterm Kaiser gabs keine Fahnenflüchtigen (der Prozentsatz ist zu vernachlässigen), im 3.Reich war das anders.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Glasisch am 23 Juli 2013, 10:30:27
Zitat von: jockel am 23 Juli 2013, 08:37:04Ach ja, die Hamburger Burschenschaft Germania...da war doch was... Gruß Klaus

ja, ja und die sog.  Demokraten und Liberalen müssen zähneknirschend auch solche Leute, von Gestern natürlich, dulden.

Gruß
Micha
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: jockel am 23 Juli 2013, 10:58:12
Zitat von: Glasisch am 23 Juli 2013, 10:30:27...Demokraten und Liberalen [...] solche Leute [...] dulden.
Mit dem Unterschied, dass sehr wahrscheinlich "solche Leute" Demokraten, Liberale und vor allem Linke nicht dulden würden, wenn sie denn am "Drücker" wären.  8-)


Gruß
Klaus
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: MichiK am 23 Juli 2013, 11:15:46
Nun,

while we're dealing in absolutes,

wer einen unbestreitbar verbrecherischen Angriffskrieg, unter größter Gefahr für Leib und Leben, nicht unterstützt oder sich widersetzt, dem sollte man ein Denkmal setzen.

Und das müssen zähneknirschend auch die sog. Leute von Gestern dulden (und wenn sie das nicht derpacken dürfen sie von mir aus auch gerne in Putins Neo-Zarenreich auswandern).

Michi
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Baunummer 509 am 23 Juli 2013, 11:21:27
Zitat von: MichiK am 23 Juli 2013, 11:15:46
Nun,

while we're dealing in absolutes,

wer einen unbestreitbar verbrecherischen Angriffskrieg, unter größter Gefahr für Leib und Leben, nicht unterstützt oder sich widersetzt, dem sollte man ein Denkmal setzen.

...snip...

:=D>
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 23 Juli 2013, 11:31:31
Auf der einen Seite muß ich lesen, dass man nicht immer wieder die Vergangenheit rausholen soll, weil schon mehr als genug Denkmäler und Gedenkeinrichtungen vorhanden sind, auf der anderen Seite bewundere ich immer wieder, welche Einfälle noch kommen, neue Einrichtungen zu schaffen.

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Elektroheizer am 23 Juli 2013, 12:15:28
Danke, Du bist mir zuvorgekommen:
Zitat von: jockel am 23 Juli 2013, 08:37:04
Ach ja, die Hamburger Burschenschaft Germania...da war doch was..."Braune Pennäler und arische Akademiker" (http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2013/04/08/braune-pennaler-und-arische-akademiker-2_12532)
Ich hatte einige Artikel vom Spiegel über einen deutlichen Rechtsrutsch von Burschenschaften im Hinterkopf, wußte aber nicht ob diese Hamburger Germania auch dazu gehört. Dabei hab ich das hier gefunden:
http://www.welt.de/regionales/hamburg/article13823891/NPD-Prominenz-besucht-Hamburger-Burschenschaft.html
Und "Die Welt" wird sicher niemand der linksintellektuellen Propaganda  verdächtigen.

Zu dem Kommentar dieser "Deutschen Militärzeitung" (muß man die kennen?): Schaden für das deutsche Volk haben nicht ein paar Deserteure verursacht, sondern dieser böhmische Gefreite der 18 Millionen deutsche Soldaten in einen verbrecherischen Angriffskrieg geschickt hat. Völlig perfide wird es, wenn da im letzten Satz Bezug auf die Bundeswehr genommen wird. Die Soldaten der Wehrmacht hatten einer Einzelperson geschworen, der sich als größter Psychopath und Verbrecher der Geschichte entpuppt hat. Die Bundeswehr dagegen ist der Bundesrepublik mit ihren Gesetzen verpflichtet, und hat vor allem ein ganz anderes Selbstverständnis.

Naja, bei sowas ist es kein Wunder, wenn die Bundeswehr in eine bestimmte Ecke gestellt wird und daß Soldaten als Mörder beschimpft werden.


PS: Mit "DMZ" ist wohl die "Deutsche Militärzeitschrift" gemeint. Was bei wikipedia über die steht, bestätigt meinen Eindruck.  :x
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Spee am 23 Juli 2013, 12:47:40
@Michi,

wer einen unbestreitbar verbrecherischen Angriffskrieg, unter größter Gefahr für Leib und Leben, nicht unterstützt oder sich widersetzt, dem sollte man ein Denkmal setzen.

Das bezieht sich doch nicht auf einen Deserteur, oder habe ich da ein falsches Verständnis?
Deserteure sind jene, welche sich aus Feigheit, Angst usw. von der Truppe entfernen. Das dieser Bezug im 3.Reich sehr ausgedehnt benutzt wurde, keine Frage. Aber grundsätzlich gibt es eine klare Einteilung, was ein "Deserteur" ist und da kann ich keinen Grund erkennen, diesen ein pauschales Denkmal zu setzen.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Ulrich Rudofsky am 23 Juli 2013, 14:04:55
Im US Militär gibt's auch einen Unterschied zwischen "deserter" und Kriegs- oder Wehrdienstverweigerer (conscientious objector). Ein Deserteur, vorallem in Kriegszeiten, kann sogar in absentia zum Tode verurteilt werden. Ein Wehrdienstverweigerer muss vor Gericht beweisen, dass er wegen seiner Religion, Weltanschauung usw. nicht dienen kann e.g. Quäker, Menonit, Casius Clay (Mohamed Ali) usw.  Kriegsdienstverweigerung wäre im 3. Reich natürlich unmöglich gewesen ...........

PS: Nach 30 Tagen AWOL (absent without leave) wird man hier als Deserteur verfolgt.  Es handelt sich z.Z. um Tausende! http://usatoday30.usatoday.com/news/washington/2006-03-07-deserters_x.htm 
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: MichiK am 23 Juli 2013, 14:48:53
Zitat von: Spee am 23 Juli 2013, 12:47:40
@Michi,

wer einen unbestreitbar verbrecherischen Angriffskrieg, unter größter Gefahr für Leib und Leben, nicht unterstützt oder sich widersetzt, dem sollte man ein Denkmal setzen.

Das bezieht sich doch nicht auf einen Deserteur, [...]

Oh doch, Thomas.
Was das Deutsche Reich angeht, war der Zweite Weltkrieg ein gewollter und bewußt herbeigeführter Angriffskrieg, und daß diejenigen in den zu erobernden Gebieten, die nicht zum Kreis der "auserwählten Arischen Herrenrasse" gezählt werden würden, im harmlosesten Falle mit Unterdrückung zu rechnen hatten, war auch bekannt (wenn auch wohl niemand die wahre Qualität und das Ausmaß der dann tatsächlich  begangenen Verbrechen vorhergesehen hat).

Niemand kann dazu gezwungen werden, für so ein Verbrachen sein Leben aufs Spiel zu setzen, niemals und unter keinen Umständen.
Und wer sich dann in so einer Situation dafür entscheidet, nicht mehr mitzuspielen und dafür ausgestoßen, bestraft und/oder umgebracht wird, der ist ein Opfer und kein Täter.
Und wenn er das getan hat, weil er um seinen eigenen Arsch Angst hatte und nicht um den seiner Mitbürger, dann ist er trotzdem kein Täter und auch kein Opfer 2ter Klasse.

Und ob so ein Denkmal nötig ist? Wenn ich mir anschaue, wie viele Deppen so einen Blödsinn verzapfen und - noch schlimmer - auch noch glauben wie die Bürschlein von der Germania, verdammt noch mal, Ja! Dann ist so ein Denkmal und die Debatte darüber mehr als notwendig.

Michi
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: js3m am 23 Juli 2013, 16:52:57
Nur mal so am Rande....zählen da auch diejenigen dazu,die ihre Ausrüstung/Waffen gegen Zivilkleidung tauschten ( Tschechei z.b.) mit bekannten Folgen :|?

Grundsätzlich würde ich sage Denkmal ja, aber mit vlt. anderem titel/bezug zu den "Verweigerern".

Desertieren hat nunmal keine positive Bedeutung (sehe das ähnlich wie Spee)!!
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Spee am 23 Juli 2013, 17:41:10
@Michi,

Und wenn er das getan hat, weil er um seinen eigenen Arsch Angst hatte und nicht um den seiner Mitbürger, dann ist er trotzdem kein Täter und auch kein Opfer 2ter Klasse.

Auch wenn er damit das Leben anderer Soldaten gefährdet bzw. deren Tötung in Kauf nimmt?
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 23 Juli 2013, 17:42:38
Ich denke wir sollte das Ganze hier beenden. Warum. Keiner - oder mit sehr wenigen Ausnahmen von uns - kann sich in die Situation von Menschen hinein versetzen die den 2. Weltkrieg aktiv erlebt haben und zu Deserteuren wurden. 
Ich selbst wünsche auch das kein Mensch in unserer Zeit so entscheiden muß aus welchen Gründen auch immer.

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Glasisch am 23 Juli 2013, 19:01:25
Zitat von: MichiK am 23 Juli 2013, 11:15:46Nun, while we're dealing in absolutes,
wer einen unbestreitbar verbrecherischen Angriffskrieg, unter größter Gefahr für Leib und Leben, nicht unterstützt oder sich widersetzt, dem sollte man ein Denkmal setzen. Und das müssen zähneknirschend auch die sog. Leute von Gestern dulden (und wenn sie das nicht derpacken dürfen sie von mir aus auch gerne in Putins Neo-Zarenreich auswandern).
Michi

Michi,
bedenk biite eins, beide Weltkriege. 1914-1918 und 1939-1945 hatten viele Väter, aber immer einen großen Verlierer, das Kaiserreich zwischen 1871-1918 und Adolfs III. Reich.  Ein vereintes Deutschalnd  war   ein Dorn im Auge  seiner Nachbarn, die es gern zertstückelt  gesehen hätten,  ähnlich so wie nach 1648, weil man dann leichter die kleinen Staaten manipulieren koennte. 

Dank der sich stehts entwicketen Wirtschaft stieg DEU schnell zum Konkurreten, auch auf den Meeren, was auf die Dauer nicht gedultet  werden konnte. Leider kam der Willi II an die Macht, statt des liberalen Friedrich III, und der unter Minderwertigkeitskomplexen leidende Herrscher,  hat unnoetig seine Cousinen auf den Inseln herafordert und fäschlicherweise mit dem Zarenreich  den Friedenspakt  nach Bismarcks Rauswurf, nicht erneuert.   Ein Kanzler wird doch den Kaiser nicht  belehren,  wie die Auslandspolitik zu führen ist! 

Die Folge war eine Einkreisung Deutschlands. 1941 hat sich das wiederholt, weil Hitler Stalin an die Gurgel sprang und  Josef  hätte sicherlich früher oder später  zugeschalgen, denn die  Weichen für seine Weltrevolution, als die Kapitalisten sich gegenseit ausbluten, wurden schon lange vor dem 22.06.1941 gelegt.  Das Wappen dieses einmaliges  Paradieses  der Arbeiter und Bauern - mit dem "reaktivierten" Zarenreichs Putins nicht zu vergleichen, meiner maeinung nach -  ist sehr überzeugend und das hat sich kein krankes Gehirn ausgedacht. 
Gruß
micha
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: MichiK am 23 Juli 2013, 19:14:45
@ js3m:
Ich weiß jetzt nicht konkret, was Du meinst, aber vermutlich so etwas in der Art Wehrmachtssoldat desertiert, tauscht bei einem Tschechen seine Waffe gegen Zivilkleidung, letzterer kriegt seinen Haß auf die Deutschen auch nicht mehr gebändigt und massakriert eine 50köpfige Schulklasse - kommt das in etwa hin?

@Spee.
Auch dann.
Wenn Du in einem brennenden, völlig verqualmten Haus stehst, links geht es nach draußen und in Sicherheit, rechts sind noch 50 Schulkinder, die Du vielleicht retten kannst. Dann stehst Du genau vor dem gleichen, unlösbaren Dilemma: Du kommst unverschuldet in die Situation, entscheiden zu müssen, ob Du versuchst Dich selbst oder andere zu retten. Und in dieser Lage kann keiner von Dir verlangen das eine oder das andere zu tun.

@Trimmer:
Ich werde über diesen Vorschlag nachdenken.
Deinen letzten Satz werde ich aber jederzeit unterschreiben und auch fett und schwarz und mit dickem Edding dreimal unterstreichen!


Michi
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 23 Juli 2013, 20:06:39
Hallo Micha - schöne Geschichtsstunde aber geht wohl an der Frage vorbei.
Die Pflicht eines jeden Staatsbürgers ist es sein angegriffenes Vaterland zu verteidigen. Wer sich dem widerzieht ist in meinen Augen ein Deserteur. Wer sich aber Eroberungskriegen bis hin zu Verbrechen gegen die Menschlichkeit entzieht - das ist in meinen Augen zumindest EIN MENSCH

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Glasisch am 24 Juli 2013, 08:47:35
 Achim,
ein  Verräter wird immer ein Verräter bleiben und das schoene Drumherumreden über Menschlichkeit und Heldentum dieser Leute ist fehl am Platz. Dies Leute haben in meinen Augen keinen Denkamal verdient und das ist auch mein letztes Wort in dieser Diskussion hier.
Gruß
Micha

PS -  bald startet die Bundesliga, dann kommen manche vielleicht auf andere Gednaken, was ich hoffe.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 24 Juli 2013, 10:11:19
Hallo Micha - nur eine Frage. Würdest Du Dein Vaterland verteidigen obwohl Du mit dem System nicht einverstanden bist oder würdest Du zum Deserteur werden ???

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: suhren564 am 24 Juli 2013, 10:24:42
Zitat von: Glasisch am 24 Juli 2013, 08:47:35
Achim,
ein  Verräter wird immer ein Verräter bleiben und das schoene Drumherumreden über Menschlichkeit und Heldentum dieser Leute ist fehl am Platz. Dies Leute haben in meinen Augen keinen Denkamal verdient und das ist auch mein letztes Wort in dieser Diskussion hier.
Gruß
Micha

PS -  bald startet die Bundesliga, dann kommen manche vielleicht auf andere Gednaken, was ich hoffe.

Hallo Micha,
heißt dies im Umkehrschluß, daß ein SS/Wehrmachtsangehöriger, daß an z.B. Erschießungen teilgenommen hat, dann der Bessere ist?? 
Daß Desertieren auch mit Feigheit zu tun haben kann ist klar, aber die meisten Flüchtigen taten dies eben aus polit.& ethischen und moral. Gründen.
Komisch bzw. makaber ist auch, daß diejenigen, die bis zum Schluß dem A.H. die Treue hielten, heutzutage immernoch für ehrenhafter gehalten werden, als die, die dem "Führer" den gehorsam verweigerten.  :BangHead:
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Baunummer 509 am 24 Juli 2013, 11:05:41
Hallo zusammen,

entweder ganz oder gar nicht. Wenn ich einen in der damaligen Zeit aus moralischen oder ethischen Gründen desertierenden Soldaten als Verbrecher einstufe, dann bitte aber auch die Mitglieder der weißen Rose, Johann Georg Elser, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Dietrich Bonhoeffer und wie sie alle hießen.

Widerstand hat viele Gesichter.

Menschlichem Verhalten die Maske der Feigheit aufzuzwingen ist für mich ein Verbrechen am Mensch sein per se. Umso bezeichnender dass wir heute immer noch so denken.
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 24 Juli 2013, 11:24:46
Hallo Ulf - desertieren auch mit Feigheit zu tun hat - nun da habe ich so meine Zweifel. Ich denke es ist eine sehr schwere Entscheidung die der Soldat da treffen muß und der geringste Teil dieser Entscheidung entsteht aus Feigheit - ja ich bin der Meinung es gehört sogar Mut dazu. 
Sebastian - sehe ich genau so

Ja und dann möchte ich meine Frage an Micha noch etwas erweitern.
Micha- wie hättest Du im Falle des Krieges Ost -West als Soldat der polnischen Armee gehandelt - Überlaufen - ja dann stelltst Du Dich ja selbst als "Verräter " hier hin. Ich hoffe Du verstehst wie ich es meine. Weder Du noch ich sind Gott sei Dank in diese Situation gekommen aber ich würde mich hüten diese Menschen als Verräter zu bezeichnen

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: suhren564 am 24 Juli 2013, 11:25:34
Zitat von: JotDora am 24 Juli 2013, 11:05:41
Hallo zusammen,

entweder ganz oder gar nicht. Wenn ich einen in der damaligen Zeit aus moralischen oder ethischen Gründen desertierenden Soldaten als Verbrecher einstufe, dann bitte aber auch die Mitglieder der weißen Rose, Johann Georg Elser, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Dietrich Bonhoeffer und wie sie alle hießen.

Widerstand hat viele Gesichter.


Dies ist doch in bestimmten Teilen der Bevölkerung so!
Nach dem Motto:  "Ein RK-Träger ist wenigstens ein Held!!  Und kein Verräter!!" Was meinst du, warum die "Landser"-hefte solche Auflagenmenge haben???  :MS:
Da ist vor vielen Jahren was schief gelaufen in der Geschichtsaufarbeitung, evtl. heutzutage noch? :?
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: suhren564 am 24 Juli 2013, 11:30:26
Achim,

ich schrieb ja nicht, daß alle Flüchtigen aus Feigheit gehandelt haben, sondern das dies in einigen Fällen bestimmt der Fall war. Desertieren war ja auch nicht immer lange geplant, sondern teilweise auch ein Affekthandlung,die aus dem militärischen Geschehen heraus entstand.

Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 24 Juli 2013, 11:43:56
Ulf - möglich das da was in der Geschichtsaufarbeitung schief gelaufen ist. Aber bitte beachtet auch das viele Teilnehmer des 2.WK nie etwas erzählt haben so das ebend Legenden entstanden. Bestes Beispiel ist doch unser Forum wo immer wieder Fragen auftauchen weil Dinge bis heute unbekannt sind. Manches findet man dann ebend auch im "Landser"
Ja und dann braucht ja jedes Land auch seine "Helden". Und ein  Ritterkreuz macht sich da immer besser als ein Deserteur.

Gruß - Achim - Trimmer
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Langensiepen am 24 Juli 2013, 12:07:33
Aller wertester Herr Suhren 564.  Sie haben schon recht! Ich bin zu doof um hier " mit reden zu können" , ich lösch dann mal den Beitrag.  :-(
Ich werd auch niemals nicht mehr Ihre Kreise stören. Ehrlich :O-_
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Trimmer am 24 Juli 2013, 12:21:01
Hallo Hr. Langensiepen - danke für Ihre Antwort. Sie bestätigen eigentlich nur genau meine Gedanken. Eine Pauschalisierung kann es in der Frage Deserteur nicht geben. Eigentlich müßte man da jeden einzelnen Deserteur aufführen und nach Motiven forschen. Ob das aber überhaupt noch möglich ist - wohl kaum.
Heute- in einer ganz anderen Situation, aus der warmen Stube heraus diese Menschen zu verurteilen ja sie sogar als Verräter zu bezeichnen - ich finde es zumindest sehr zweifelhaft

Gruß - Achim - Trimmer   
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: suhren564 am 24 Juli 2013, 13:42:04
Zitat von: Langensiepen am 24 Juli 2013, 12:07:33

Der Fall: Der Täter hatte jahrelang Lebensmittel aus den Beständen der KM an niederländische Schwarzhändler verhökert. Als der Verdacht auf kam, entfernte er sich von der Truppe. Nach ca. ½ Jahr wurde er gefaßt und hingerichtet.  Seine norddeutsche Heimatstadt führt ihn ,ohne auf die Umstände hin zuweisen ,  in der ,,Liste der Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft" auf.  Zu Recht?  Nebenbei  , so schreib er an Souchon , wäre er seit 1932 SA Mann usw, usw


Einzelfälle als Regel darzustellen ist doch eigentlich Aufgabe der "B..D" -Zeitung.

Zitat von: Langensiepen am 24 Juli 2013, 12:07:33

Was wäre wen die Herren Ulbricht, Mielke  und Co. die Nazizeit nicht überlebt hätten ? Fraglos waren sie aktive Antifaschisten. Aber  auch  Vertretter  Stalins-Vernichtungspolitik. Solche Leute soll ich ehren?


Was haben die Genannten mit Deserteuren zu tun?? Und wer ist Co.?? Etwa alle Antifaschisten, die aus der SPD oder KPD kamen?????

Zitat von: Langensiepen am 24 Juli 2013, 12:07:33

Kommen wir zu Bitburg" :  Ist ein 18 jähriger Waffen-SS-,,Mann" der 1944 gezogen wurde und bevor er einen Befreier erschießen konnte selbst tot geschlagen wurde Täter oder Opfer.

Die meisten Opfer der SS hatten viel weniger Chancen zu überleben!

  Warum muß ich mich vor jedem in der Normandie gefallenen US Private verneigen, selbst wenn er ein übler Typ und Schweinehund war und sich am Erschießen von Gefangenen aufgeilte?

Du mußt dich nicht verneigen, wer zwingt dich dazu?
   

Jeder Fall ist ein  Einzelfall und an Hand jedes Einzelfalles kann ich alles belegen.

Auf wieviel Einzelfälle kommst du? 30 000??

So, nun endet mein kleiner Ausflug  in eine Thematik  die mir fremd ist.

Erstaunlich, hätte ich jetzt nicht erwartet!



Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: jockel am 24 Juli 2013, 14:50:42
Ein Artikel der Zeitschrift "DIE ZEIT" von 1996 beschreibt einen "Einzelfall":
Einer, der sich wehrte (http://www.zeit.de/1996/51/Einer_der_sich_wehrte/seite-1)


Gruß
Klaus
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Urs Heßling am 24 Juli 2013, 15:49:56
moin,

Diese Diskussion gibt(gab es nicht nur in Deutschland (website leider nur in Englisch)
http://en.wikipedia.org/wiki/Shot_at_Dawn_Memorial (http://en.wikipedia.org/wiki/Shot_at_Dawn_Memorial)

Gruß, Urs
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RePe am 24 Juli 2013, 17:20:52
Dieses Thema löst ja hier eine heftige Diskussion aus!
Die Krux mit solchen "Denkorten" wie in Hamburg geplant ist, dass man dort nur pauschalisieren und nicht differenzieren kann. Ein Denkmal
für Deserteure wäre sicherlich in der "Erlebnisgeneration" in der BRD politisch nicht durchsetzbar gewesen, denn die überlebenden betroffenen
Kameraden betrachteten Desertion natürlich als Verrat - soll man ihnen das verdenken? Erst mit dem Abstand von heute kann "man" - natür-
lich nicht jeder - das anders sehen.
Was war die Motivation für eine Desertion? Bestimmt gab es welche, die nur ihren A... retten wollten. Sollen wir Nachgeborenen, die den
Kriegsalltag mit seiner stets lauernden Todesgefahr nicht erlebt haben, Deserteuren mit diesem Motiv daraus einen Vorwurf machen? Letzten
Endes war auch eine solche Desertion ein Akt des Widerstandes. Zum A... retten: Auch das Überlaufen erforderte ein Quantum Mut! - Wird man
noch von den eigenen Leuten erwischt, bedeudete dies den sicheren Tod. Trifft man auf den "Feind", ist nicht sicher ob die Absicht erkannt
wird oder man nicht doch be- bzw. erschossen wird.
Es gab auch andere Gründe für das Überlaufen:
- z.B. zwangseingezogene Elsässer und Luxemburger - soll man es diesen verdenken, wenn sie bei sich bietender Gelegenheit die Seiten
wechselten? Für solche Deserteure gibt es meines Wissens Denkmale dort.
- als bewusster Akt des Widerstandes gegen die Hitlerei wie im folgenden Fall:
Meine Familie kommt aus einem kleinen Städtchen im Sudetenland. Dort gab es eine als kommunistisch bekannte Familie (die aber nach der
Eingliederung ins Reich nicht denunziert wurde). Einige Tage nach Kriegsende kam der Sohn dieser Familie nach Hause - in der Uniform der
Sowjetarmee! Er war übergelaufen wie er später erzählte. Als meine Tante ihm begegnete fragte sie nicht etwa "Schön dass du lebst, wie
geht es dir" sondern überrascht "Was machst du denn hier in der russischen Uniform?" (Übrigens durfte diese Familie dann am Ort bleiben,
während fast alle anderen von den Tschechen vertrieben wurden).
Ja, ich bin dafür, auch den Deserteuren der Wehrmacht in Form eines Denkmals zu gedenken. Ich bin allerdings froh, dass ich nicht die
Inschrift (wird ja wohl eine geben) formulieren muss.

     RePe
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Götz von Berlichingen am 24 Juli 2013, 23:33:38
Zitat von: Langensiepen am 24 Juli 2013, 12:07:33
Aller wertester Herr Suhren 564.  Sie haben schon recht! Ich bin zu doof um hier " mit reden zu können" , ich lösch dann mal den Beitrag.  :-(
Ich werd auch niemals nicht mehr Ihre Kreise stören. Ehrlich :O-_

Herr Langensiepen, es gibt keinerlei Grund, Ihren Beitrag, den ich nur noch anhand der Zitate aus "suhrens" Erwiderung rekonstruieren konnte, zurückzuziehen; ich bin völlig einer Meinung mit Ihnen!

Zitat von: suhren564 am 24 Juli 2013, 11:25:34
Zitat von: JotDora am 24 Juli 2013, 11:05:41
Hallo zusammen,

entweder ganz oder gar nicht. Wenn ich einen in der damaligen Zeit aus moralischen oder ethischen Gründen desertierenden Soldaten als Verbrecher einstufe, dann bitte aber auch die Mitglieder der weißen Rose, Johann Georg Elser, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Dietrich Bonhoeffer und wie sie alle hießen.

Widerstand hat viele Gesichter.

Dies ist doch in bestimmten Teilen der Bevölkerung so!
Nach dem Motto:  "Ein RK-Träger ist wenigstens ein Held!!  Und kein Verräter!!" Was meinst du, warum die "Landser"-hefte solche Auflagenmenge haben???  :MS:
Da ist vor vielen Jahren was schief gelaufen in der Geschichtsaufarbeitung, evtl. heutzutage noch? :?

Ja, ja, die dumme »Bevölkerung« - nach gut 45 Jahren »kritischer« Gehirnwäsche der 68er und ihrer nach dem »langen Marsch durch die Institutionen« in den Chefetagen von Verwaltung, Parteien und Publizistik angekommenen Nachfolger wagt man es an den so verachteten Stammtischen immer noch, politisch nicht korrekte Meinungen zu äußern - da ist es dann wohl hoch an der Zeit für neue Maulkorbgesetze, Denkverbote, Meinungstabus und »kritische Geschichtsaufarbeitung«.

Wie schrieb einer der Protagonisten der 68er Bewegung, der damalige konkret-Herausgeber Klaus Rainer Röhl, so treffend:

»Kritisches Geschichtsbild:
Hochtoskanisch. Ein K.G. ist das, was bei den Schülern und Studenten von ihrem kritischen Verstand übrigbleibt, wenn sie lange genug der ziemlich groben Gehirnwäsche der → Kritischen Geschichtsschreibung ausgesetzt waren.«

[Klaus Rainer Röhl, Deutsches Phrasenlexikon. Lehrbuch der Politischen Korrektheit für Anfänger und Fortgeschrittene, Ullstein, Berlin - Frankfurt/Main ³1995, S. 111



Ach ja, und zu Stauffenberg und Elser: wieviele Unbeteiligte kamen nochmal bei deren Bombenanschlägen zu Tode oder wurden schwer verwundet? Und was war nochmal insoweit der Unterschied zu den Taten etwa eines Stefan Wisniewski und einer Verena Becker? Und wie nennt etwa unser aller bekanntlich unfehlbare  Führungsmacht solcherlei Aktionen heutzutage etwa im Irak oder in Afghanistan (kleiner Tipp: »it begins with T- and ends with -orrism«).

Zitat von: suhren564 am 24 Juli 2013, 10:24:42
[...] heißt dies im Umkehrschluß, daß ein SS/Wehrmachtsangehöriger, daß an z.B. Erschießungen teilgenommen hat, dann der Bessere ist?? 
Daß Desertieren auch mit Feigheit zu tun haben kann ist klar, aber die meisten Flüchtigen taten dies eben aus polit.& ethischen und moral. Gründen.

Weil sie das nach dem Kriege so behaupteten? Im übrigen sollte man in einem Staat, der einen Oberst K. zum Brigadegeneral beförderte, sich vielleicht etwas weniger weit aus dem moralischen Fenster lehnen.

Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RonnyM am 25 Juli 2013, 09:59:53
...GvB,  top top top

Grüße Ronny
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Langensiepen am 25 Juli 2013, 10:28:34
GvB..laß man gut sein!
las just in diesem Forum folgendes....................

Kurt Gerdau hat 1993-1995 im Ostpreussenblatt
(von dessen sonstigen Inhalten ich mich ausdrücklich distanziere)


ja, der gute alte deutsche "vorauseilende Gehorsam"  Bloß nix falsch machen !

Es wäre hohe Zeit für ein "Wahrheitsministerium"...oder haben wir es schon?  :ROFL:

Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: halina am 12 September 2013, 16:12:21
In Ergänzung zu den geführten Diskussionsbeiträgen hier noch einige Daten in Bezug auf Fahnenflucht und daraus resultierenden
Urteilen der Militär-Justiz im WK II ,die sehr ergreifend und in dieser Grössenordnung wohl nicht erwartet werden konnten .
So wurden bis Kriegsende ca. 35.000 Urteile wegen Fahnenflucht gefällt , davon ca. 22.000 Todesurteile , von denen ca. 15.000
vollstreckt worden sind .Im Vergleich dazu wurden bei den U.S.-Streitkräften 146 Todesurteile vollstreckt , davon nur 1 Fall wegen
Fahnenflucht , in Grossbritannien waren es 40 vollstreckte Todesurteile , aber keines wegen Fahnenflucht .
Besonders tragisch ein Vorfall bei der Kriegsmarine-Justiz , wo 3 Angeklagte wegen Fahnenflucht noch am 10 5. 1945 auf dem
Schnellboot-Begleitschiff "BUEA" nach Verkündung des Todesurteils hingerichtet wurden .
                                                                                                                                                                       Gruss Halina
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Ulrich Rudofsky am 12 September 2013, 22:14:04
Die Zahl für die US ist ungefähr richtig, aber falls ich diesen Bericht richtig verstehe, geht das bis auf 1916 zurück.
http://www.deathpenaltyinfo.org/us-military-death-penalty
http://www.deathpenaltyinfo.org/executions-military 
|Die Zahlen in Wikipaedia sind ganz anders http://en.wikipedia.org/wiki/Capital_punishment_by_the_United_States_military

Siehe auch Private Eddie Slovik.    http://en.wikipedia.org/wiki/Eddie_Slovik
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: halina am 12 September 2013, 22:41:47
Beziehe mich hier auf die Urteile die im 2. Weltkrieg von 1939 - 1945 von der Militär-Justiz gefällt wurden, hier der Link .     :MG:

http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/kriegsrecht/widerstand.htm
Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: RePe am 27 November 2013, 00:43:29
Hallo allerseits,
um das Thema wieder aufzunehmen, mir ist ein Einfall dazu gekommen (nicht ganz frei von Ironie!):

Im Falle, dass unsere Streitkräfte, schon aus demografischen Gründen, nicht genügend geeignete Bewerber bekommen, könnte man zwar
die nur "ausgesetzte" Wehrpflicht wieder einführen, dies wird jedoch nmM nie geschehen, es fände sich keine politische Mehrheit dafür.
Was also tun?
Die Anwerbung von Söldnern im Ausland!
Das haben schon die alten Römer so gehalten, die Briten z.B. setzten solche Truppen in ihren (Kolonial-)Kriegen (z.B. Deutsche im
amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, man denke auch an die Gurkhas) ein, Frankreich schuf die Fremdenlegion, und sogar Hitler-
Deutschland hatte keine Hemmungen "fremdvölkische" Einheiten (z.B. Esten, Bosniaken) in die Waffen-SS einzugliedern.
Also alles schon mal dagewesen. Man muss für diese Söldner ja nicht unbedingt eigene Formationen schaffen.
Das Wort "Söldner" mag historisch belastet und daher derzeit politisch nicht korrekt sein, nennen wir sie also z.B. "Gastsoldaten".
Immer nach dem Motto "Für jedes Problem gibt es eine Lösung, die ist einfach, elegant - und falsch".

     RePe



Titel: Re: Immer mehr "Fahnenflüchtige"
Beitrag von: Sprotte am 18 Dezember 2021, 15:38:33
Der Beitrag passt nur bedingt zu dem Thema, trotzdem halte ich diesen Artikel für lesenswert und gebe ihn hier weiter:


https://www.spektrum.de/news/zweiter-weltkrieg-wehrmachtsdeserteure-und-ihre-ns-richter/1943626#Echobox=1639553669?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE