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Flotten der Welt => Die Deutsche Kriegsmarine => Deutsche Kriegsmarine - Geschichte und Einsätze => Thema gestartet von: bettika61 am 20 Mai 2013, 22:37:10

Titel: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 20 Mai 2013, 22:37:10
Von der CPVA(Chemisch-physikalische Versuchsanstalt der Marine) wurden verschiedene Typen von Reiz- und Kampfstoffmunition für die Marine entwickelt und erprobt.
Überliefert ist ein Bericht von Versuchen mit Kampf- und Nebelstoffen bei Bornholm am 4. und 5. September 1940. Beteiligt waren das Minenschiff ,,Hansestadt Danzig", das Motorschiff der CPVA ,,Käte Hamm" sowie das Torpedoboot ,,T 190" des SVK. Es wurden Versuche mit schwimmfähigem Kampfstoff (Klop [= Chlorpikrin]-Benzin-Gemisch) , Clark-Schwelversuche sowie Nebelversuche mit der Nebelboje NB381/4  durchgeführt.
Die Luftwaffe war beteiligt durch den Abwurf von Nebelbomben und Zerschellbomben mit Benzin-Klopgemisch

ZitatDie Versuche bildeten die Fortsetzung der Nebelversuche, die am 7. und 8. Mai 1940 in der Danziger Bucht stattfanden und über die mit T.I.-gKdos [T.I. = Torpedo-Inspektion] 1031 GS vom 27. Mai 1940 berichtet worden ist
...
Mit der technischen Durchführung der Versuche war die CPVA beauftragt.
Die Versuche selbst fanden von Bord des Torpedobootes "T 190" (von SVK [Sperrwaffen-Versuchskommando] zur Vorfügung gestellt) statt. Die Auswertung erfolgte an Bord des Minenschiffes "Hansestadt Danzig" auf dem die Versuchsteilnehmer eingeschifft waren. Das Motorschiff ,,Käte Hamm" von der CPVA begleitete den Verband als Trossschiff. Ort der Versuche war das Quadrat 8562 (nahe Bornholm) bzw. dessen Umgebung. Ein Teil der Versuche wurde auf der Marsch von Bornholm nach Swinemünde ausgeführt. Die Einschiffung der Versuchsteilnehmer erfolgte am 3. September in Swinemünde, die Ausschiffung am 5. September abends, ebenda.

Quellen: (Recherchiert von Preuss/Eitelberg)
UNITED STATES NAVAL TECHNICAL MISSION IN EUROPE (US NAV TECH) (14.09.1945): The German Naval Research Laboratory at Danish Nienhof. Technical Report No. 152-45. (NA Washington)
TORPEDO-INSPEKTION KIEL (28.09.1940): Bericht an das Oberkommando der Kriegsmarine in Berlin (nachrichtlich an die Chemisch-physikalische Versuchsanstalt der Marine in Kiel) über einen Nebelversuch bei Bornholm am 4. und 5. September 1940. (NA Washington)

Ich suche weitere Informationen über die  Versuche z.B aus KTB der beteiligten Schiffe  oder der Luftwaffe, gibt es Hinweise in der Literatur über Versuche der Marine mit Kampfstoffen?

Für die ,,Hansestadt Danzig" liegen Teile des KTB vor http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,16842.msg186615.html#msg186615  ist der o.g. Zeitraum dabei?

Bei dem  vorherigen Versuch  am 7.und 8.Mai in der Danziger Bucht sind leider die beteiligten Schiffe nicht bekannt.

Grüsse
Beate

Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: t-geronimo am 21 Mai 2013, 01:34:47
Hallo Beate!

Nein, auf der angesprochenen Rolle geht das KTB der Hansestadt Danzig nur vom 28.10.-09.11.1939.
Der September 1940 wird auf Rolle 3884 oder sogar schon 3885 sein.
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Trimmer am 21 Mai 2013, 09:27:20
Hallo Beate - soweit mir bekannt ist gab es eine sogenannte "Nebeltruppe "welche mit dem Nebelwerfer ( Werfer 35 ) wohl auch Versuche mit Nervengas machten. Direktes Material ist aber sehr schwer zu finden da diese Kampfstoffe von deutscher Seite nicht eingesetzt wurden. In wie weit nun auch die Marine mit diesen Werfern.... :/DK:

ruß - Achm - Trimmr   
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: kgvm am 21 Mai 2013, 09:44:44
"Hansestadt Danzig" war Anfang Mai 1940 für die Torpedoinspektion für Nebelversuche im Einsatz, "die von dem Schiff teils allein, teils mit einem Flugzeug zusammen durchgeführt werden. Kommandant und Besatzung erhalten dadurch eine gewisse Praxis im Nebeleinsatz und im Verhalten beim Einsatz von Kampfstoffen." (v. Kutzleben, Schroeder, Brennecke, Minenschiffe 1939  - 1945, Abschnitt 3.13.1).
Der Einsatz Anfang September 1940 ist dort nicht erwähnt.
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 21 Mai 2013, 21:01:19
Hallo,
vielen Dank für Eure Antworten,die das offenbar nicht so bekannte Thema weiter beleuchten. :MG:

@kgvm , Deine Info ergänzt und bestätigt gut die Versuche Anfang Mai 1940   top
Enthält das Buch dazu auch eine Quellenangabe (KTB)?

""Praxis im Nebeleinsatz und im Verhalten beim Einsatz von Kampfstoffen"
halte ich für eine "vernebelte" :wink: Darstellung, auch die Versuche von Anfang Mai dienten der Erprobung von Kampfstoffen. Durchgeführt wurden Schwelversuche mit Chloracetophenon und Sprühversuche mit Bromaceton.
Ich kann mir vorstellen, das bei diesen Versuche entgegen der Angabe auch weitere Schiffe beteiligt waren. Die Schwel- und Sprühversuche im September erfolgten von T 190 aus.Für den Schwelversuch hatte das Heer (HWA, Prüfwesen Abt.9) Clark Schwelbüchsen sowie Personal zur Verfügung gestellt .Auf der "Hansestadt Danzig" befanden sich die z.T "ungeschützten Versuchsteilnehmer" die feststellen mussten, ob die Konzentrationen über der  "Unerträglichkeitsgrenze" lagen.

Ich vermute das die teilnehmenden Flugzeuge von der E-Stelle der Luftwaffe waren, (die auch schon ähnliche Versuche an Land in Munster-Nord bei der Heeresversuchsstelle Raubkammer  durchführte) .
ZitatDie Luftwaffe sagt die Durchführung weiterer Versuche zu. Auf einen günstige verlaufenen Vorversuch am 16.Juni 1936 bei Helgoland (...) wird hingewiesen

Grüsse
Beate
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: kgvm am 21 Mai 2013, 21:40:39
Quellenangabe: jein.
Im Vorwort heißt es dazu nur pauschal: "Die folgenden Ausführungen über den Einsatz der Minenschiffe von 1939 bis 1945 stützen sich auf Kriegstagebücher der beteiligten Schiffe oder deren vorgesetzte Dienststellen."
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Peter K. am 21 Mai 2013, 21:45:39
... aus "MS HANSESTADT DANZIG", ISBN 3-7822-0252-X:

Seite 102/103
ZitatFür die Durchführung einer Versuchsaufgabe wurde das Schiff am 05.05. der T.I. zur Verfügung gestellt. Diese Aufgabe sollte bis zum 09.05. dauern. Dazu schifften sich folgende Offiziere und Techniker an Bord ein:
Kpt.z.S. BOIE von der T.I. mit Begleitung
FKpt. MELS vom OKM mit Begleitung
Oberstleutnant Dr. HIRSCH vom Heereswaffenamt, Abt. 9 mit Begleitung
Regierungsrat Dr. MÜLLER mit Begleitung
Um 18.02 Uhr legte die HANSESTADT DANZIG von der Boje A10 ab und verließ den Kieler Hafen in Richtung Gjedser-Sperre, die wenig später passiert wurde. Im Seedienstbahnhof von Swinemünde wurde festgemacht, dort nach Anweisung des Kommandanten mit F10 abgelegt und der befohlene Übungsplatz im Großquadrat 95 angesteuert.
Während des 07.05. wurden den ganzen Tag über die Nebelversuche durchgeführt. Anschließend trat das Schiff den Marsch nach Pillau an, wo im Seedienstbahnhof angelegt wurde.
Am 08.05. fanden Nebelversuche mit einem Flugzeug statt. Dann kam F10 längsseits und Kpt.z.S. BOIE ging von Bord. Um 16.10 Uhr wurde in neufahrwasser festgemacht.
Der 09.05. sah den Marsch des Schiffes von Neufahrwasser nach Swinemünde. Auf der Fahrt dorthin wurden von 11.23 Uhr bis 11.46 Uhr neuerlich Nebelversuche unternommen. Um 15.00 Uhr wurde im Seedienstbahnhof Swinemünde festgemacht. Hier stiegen FKpt. MELS, Oberstleutnant Dr. HIRSCH und Regierungsrat Dr. MÜLLER mit ihren Begleitungen aus.
Wilhelm SCHROEDER schrieb ins KTB: Die Nebelversuche waren für mich und die Besatzung insofern von besonderem Wert, als ich nun eine gewisse Praxis im Einsatz des Nebels und im Verhalten beim Auftreten von Kampfstoffen mit und ohne Nebel bekommen hatte.

...

Seite 118/119
ZitatVom 01. bis 03.09.1940 lag die HANSESTADT DANZIG im Swinemünder Seedienstbahnhof, wo am 03.09. um 20.30 Uhr die Anker eingeholt wurden und das Schiff nach Anweisungen des Kommandanten gemäß Befehl des OKM A/Wa/AI AC 15310/40 G in den Seeraum ostwärts Neksö, Bornholm, steuerte.
An Bord eingeschifft waren zu Nebelversuchen für die T.I.
Oberst SCHMIDT vom OKH,
FKpt. MELMS (OKM),
KKpt. Dr. LOCHMANN (OKM),
Stabsarzt Dr. BUDDE (OKH),
Kptlt. KOOPMANN (T.I.)
und 18 weitere Mitarbeiter.
Die Nebelversuche wurden in dieser Nacht begoinnen und am Morgen des 04.09. zusammen mit dem Torpedoboot CLAUS VON BEVERN und einem Flugzeug fortgesetzt. Am Nachmittag dieses Tages waren die Versuche soweit durchgeführt, daß das Schiff auf Abruf klar war.
Nach neuen Nebelversuchen mit CLAUS VON BEVERN wurde der Rückmarsch angetreten.
Auf dem Wege nach Swinemünde wurden die Nebelversuche mit CLAUS VON BEVERN fortgesetzt. Um 21.29 Uhr machte das Schiff im Swinemünder Seedienstbahnhof fest. ... Die zu Versuchszwecken eingeschifften Offiziere wurden noch vor Mitternacht ausgeschifft.
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 22 Mai 2013, 21:08:26
Hallo
@Peter K.,vielen Dank für die aufschlußreichen Auszüge  :MG:

Auffallend die Diskrepanz zwischen KTB und Untersuchungsbericht. KTB als Primärquelle berichten offenbar auch nur das ,was "zugelassen" war.
Als Vergleich  der Bericht aus einem von  9 Versuchen
ZitatKlop-Benzin-Versuch:
Um 1545 Uhr, bei gleicher Wetterlage und etwas abgeflautem Wind (4 bis 5 m/sec.) wird der Versuch 1 mit Klop-Benzin-Gemisch wiederholt. Diesmal liegt "Hansestadt Danzig" gestoppt im Wind. "T 190" tastet sich in 800 bis 1000 m Abstand mit Hilfe von kurzen Nebelstößen bis zur klaren Luv-Stellung zur "Hansestadt Danzig" und gibt hier ein Gemisch von 320 kg Benzin
und 152 kg Klop innerhalb 1 Minute auf das Wasser. 1 1/2 Minuten später empfanden die Versuchsteilnehmer intensiven Klop-Geruch und kräftigen Reiz, sowie absoluten Maskenzwang. Die Gaswirkung hält 10 Minuten an. Nach dieser Zeit kann, die Maske abgesetzt werden. Die Konzentration wird auf 50 bis 100 mg/cbm geschätzt, d.h. sie würde auf ungeschützte Personen bei
etwa 10 bis 20-minütiger Einwirkung lebensgefährliche Erscheinungen hervorgerufen haben.

Über die Folgen für die "Versuchsteilnehmer", die sicher nicht die Wissenschaftler an Bord waren  :W/( keine Angaben.

Mich hatte interessiert ob man die Teilnehmer an Hand der Namen identifizieren kann:

Mai 1940
Kpt.z.S. BOIE von der T.I.  (Marinegasschutzschule (Gs.S.) , Kiel FKapt./Kapt.z.S. (1.4.38) Fritz Boie http://forum.axishistory.com/viewtopic.php?t=122616&start=75)
FKpt. MELS vom OKM
Oberstleutnant Dr. HIRSCH vom Heereswaffenamt, Abt. 9  (Gasschutzabteilung http://gliederungundstellenbesetzung.blogspot.de/2009/11/oberkommando-des-heeres-okh-d_7779.html )
Regierungsrat Dr. MÜLLER (CPVA Abteilung für Kampfstoffe und Nebel   Ulrich Müller http://www.axishistory.com/axis-nations/germany-a-austria/kriegsmarine/375-germany-kriegsmarine/kriegsmarine-marinebau-und-erprobung/7889-chemisch-physikalische-versuchsanstalt-der-marine-c-p-v-a)

September 1940
Oberst SCHMIDT vom OKH, (Gasschutzabteilung (Wa Prüf 9) Abteilungschef http://gliederungundstellenbesetzung.blogspot.de/2009/11/oberkommando-des-heeres-okh-d_7779.html )
FKpt. MELMS (OKM), ??
KKpt. Dr. LOCHMANN (OKM), (? Korv. Kapt. Dr.Ing. Curt Lochmann 10. Marinenebelabteilung 1944-1945 http://www.axishistory.com/axis-nations/germany-a-austria/kriegsmarine/373-germany-kriegsmarine/kriegsmarine-landgestuetzte-verbaende/7657-10-marinenebelabteilung )
Stabsarzt Dr. BUDDE (OKH), (? Oberarzt Bernd Budde San.Staffel Munster Nord http://www.historic.de/Militar/22.%20ID/SanDienste22/StellenbesetzungSanAbt221939.htm )
Kptlt. KOOPMANN (T.I.)  (? UAK Kiel Gruppenleiter K.Kapt. Koopmann ab 3.41 (aus Lohmann Hildebrand))

bei einigen die Zuordnung mit ?

Von Korv. Kapt. a.D. Dr.Ing. Curt Lochmann findet sich 1958 ein Beitrag (http://gsb.download.bva.bund.de/BBK/BBKNV195805.PDF)
"Der künstliche Nebel und seine Bedeutung für die zivile und militärische Verteidigung"
Im Abschnitt "Giftnebel" lässt er offen,wie er zu seinen Erkenntnissen gekommen ist .

Grüsse
Beate
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 23 Mai 2013, 21:33:12
Hallo,
noch eine Ergänzung zu den Teilnehmern,
es fehlte noch
FKpt. MELMS (OKM), war Kapitän zur See Emil Melms http://musicchat.reocities.com/Pentagon/Bunker/7729/WEHRMACHT/KRIEGSMARINE/kapitaen_zur_see_m.html
Generalreferent, OKM/AWa I - 00 Nov 1938-00 Nov 1940
dank auch an @suhren 564 http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,19137.msg219000/topicseen.html#new
ID=37481 ( FKpt oder Kapitän zur See ?)

zum AWA  gehörte die  Abteilung für Ballistik, Munition, Rohre, Panzerung,
Luftsperrgerät, Gas, Gasschutz und Nebel (AWa A I) (Lohman Hildebrand)   

Grüsse
Beate
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: suhren564 am 23 Mai 2013, 21:46:54
Zitat von: bettika61 am 23 Mai 2013, 21:33:12

ID=37481 ( FKpt oder Kapitän zur See ?)

Grüsse
Beate

Melms war ab 01.04.41 K.z.S.

Sein Nachfolger war KzS Meusemann - ID=37849 Name=Meusemann, Kurt bzw. http://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,19137.msg219000/topicseen.html#new Antwort #109 sowie http://www.geocities.com/~orion47/
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Darius am 24 Mai 2013, 23:07:15
Hi,

ist ja nicht so mein Thema bisher, aber da ich eh am Durcharbeiten des KTBs der Skl für die L-Fahrzeuge, ASA und Friendly-Fire  dran bin, möchte ich noch kurz auf einen Eintrag im Band 53, S. 266ff, vom 29.01.1944, hinweisen (und hier, im Marine-Archiv ist der Verweis bestimmt gut aufgehoben). U.a. steht da:

Zitat[...]Am 28/1. fand auf Vorschlag der Inspektion für Gas- und Luftschutz eine Unterrichtung der 1/Skl über den heutigen Stand der Vorbereitungen für den Gaskampf statt. Dabei ergab sich:
1) Gaskampfmittel für Angriff und Verteidigung sind bisher bei der Kriegsmarine außer den M-Körpern nicht entwickelt worden.
[...]
a) Prüfung, ob eine Aufstellung von Spezialformationen bei der Marine erforderlich und möglich ist.
[...]

:MG:

Darius
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Urs Heßling am 27 Juni 2013, 18:58:36
moin,

als erstes Ergebnis meiner diesjährigen BA/MA-Woche kann ich mitteilen, daß für derartige Versuche auch Schnellboote eingesetzt wurden.

Gruß, Urs
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 27 Juni 2013, 22:25:33
Hallo Urs,
vielen Dank ,das Du bei Deinem BA/MA Besuch auch dafür ein Auge gehabt hast  :MG:
Bei den Versuchen vom Schnellboot aus, könnnte es sich um einen weiteren Versuch mit Schwelbüchsen gehandelt haben.
Recherchen von Preuss/Eitelberg :
ZitatSchwelbüchse
Dieses, ursprünglich vom Heer entwickelte Gerät, war ein 1 m langer Zylinder von 20 cm Ø, der mit Reiz- bzw. Kampfstoffen (Clark I, Clark II oder Chloracetophenon) gesättigtes Nitrozellulosepulver (sog. A-Pulver) enthielt. Zum Einsatz kam die Schwelbüchse entweder im Wasser schwimmend oder am Heck von Schnellbooten montiert. Nach der Zündung verschwelte das A-Pulver über einen Zeitraum von 3 - 6 Minuten und bildete über der Wasseroberfläche eine Gaswolke mit einem Wirkungsbereich von 9 bis 12 km. Bereits im Jahr 1940 hatte die CPVA erfolgreiche Versuche mit den
Schwelbüchsen durchgeführt

das Ergebnis der Versuche von 1940 mit der Schwelbüchse:
ZitatBei Einsatz von 10 kg Clark/min. ließ sich bei Windstärke 2 bis 3 eine sicher kampfunfähig machende Konzentration bis zu einer Tiefe von 10 bis 12 km erreichen. Da die Wolke hier bereits eine Breite von 500 m hat, brauchen also nur alle 500 m 5 Clark-Schwelkörper eingesetzt zu werden, bzw. alle 100 m 1 Körper, um eine beliebig breite Clarkwolke mit hoher Wirksamkeit vorzutreiben. Durch Einbau von Körpern in Bojen oder Abwurfminen soll ein größerer Versuch in dieser Richtung vorbereitet werden. Die Marine übernimmt die Gestellung der Schwimmkörper, das Heer den Einbau geeigneter Schwelkörper.
Quelle: TORPEDO-INSPEKTION KIEL (28.09.1940): Bericht an das Oberkommando der Kriegsmarine in Berlin  über einen Nebelversuch bei Bornholm am 4. und 5. September 1940.
(NA Washington T 1022)

Grüsse
Beate
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: U 48 am 14 April 2014, 19:15:58
Moin,moin

Ich habe da was in meinen Unterlagen was zu den Thema gefunden.
Zitat von: bettika61 am 22 Mai 2013, 21:08:26

Über die Folgen für die "Versuchsteilnehmer", die sicher nicht die Wissenschaftler an Bord waren  :W/( keine Angaben.


Die Versuchsteilnehmer waren die Wissenschaftler/Leiter selber.
Kurzer Auszug aus den Bericht.
"Clark -Schwelversuch"
18.00 Uhr...T 190 fährt gegen den Wind und entzündet 3 x je 5 Schwelbüchsen.."Hansestadt Danzig" durchstößt die Wolke erstmalig nach 1000m,wobei 2 Versuchspersonen (Ob.Reg.Rat.Weinberg (OKM Wa Prüf 9) und Reg.Rat. Dr. Müller T.J.) den Kampfstoff ohne Schutz einwirken lassen.Ein Atemzug wirkt als unerträglich.
Weitere Personen die den gleichen Kampfstoff in anderen Abständen und Zeiten auf sich einwirken ließen sind kurz gefasst :Freg.Kapt.Melms,Dr.Woiwode,Oberst Schmidt,Dr.Gsottschneider, später nahmen die Masken ab Korv.Kapt.Koppmann und Dr. Marien sowie Dr.Nobbe und Angst.Gruner....usw...

Also die Versuchspersonen waren die Wissenschaftler und Leiter selbst.

Ich hoffe das hilft weiter.
Gruß
U 48
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: U 48 am 14 April 2014, 19:44:08
Moin,moin
Zitat von: bettika61 am 20 Mai 2013, 22:37:10

Bei dem  vorherigen Versuch  am 7.und 8.Mai in der Danziger Bucht sind leider die beteiligten Schiffe nicht bekannt.


Das waren die Hansestadt Danzig und F 10.

Gruß
U 48
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: U 48 am 16 April 2014, 10:00:23
Moin,moin

@bettika61
Zitat von: bettika61 am 20 Mai 2013, 22:37:10
Quellen: (Recherchiert von Preuss/Eitelberg)
UNITED STATES NAVAL TECHNICAL MISSION IN EUROPE (US NAV TECH) (14.09.1945): The German Naval Research Laboratory at Danish Nienhof. Technical Report No. 152-45. (NA Washington)
TORPEDO-INSPEKTION KIEL (28.09.1940): Bericht an das Oberkommando der Kriegsmarine in Berlin (nachrichtlich an die Chemisch-physikalische Versuchsanstalt der Marine in Kiel) über einen Nebelversuch bei Bornholm am 4. und 5. September 1940. (NA Washington)

Mags du mir vieleicht sagen wo man diese Quelle oder das Werk von Preuss/Eitelberg findet.

Gruß
U 48
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 16 April 2014, 21:25:41
Hallo,
die zitierten Quellen sind aus der "Historisch-genetische Studie über das ehemalige Marine-Munitions- und Minendepot in Kiel-Dietrichsdorf. "(unveröffentlicht) http://www.staff.uni-mainz.de/jpreuss/pub.html
Prof. Preuß/Eitelberg zählen zu den renommiertesten Autoren im Bereich der Studien über Rüstungsaltstandorte.
Einige Quellen im NARA über die CPVA http://research.archives.gov/search?expression=Danisch+Nienhof&pg_src=brief&data-source=archival-descriptions
Die Quelle über den Nebelversuch fand ich allerdings nicht.

Die CPVA hat vielfältig geforscht
ZitatIn den vier Forschungsabteilungen (Chemische AbteiIung, PhysikaIische Abteilung, Abteilung für Kampfstoffe und Nebel, Sprengstoffchemische Abteilung [186]) wurden umfangreiche Arbeiten durchgeführt [180]:

- Entwicklung und Erprobung von Unterwassersprengstoffen
- Entwicklung und Erprobung von Reiz- und Kampfstoffmunition für die Marine
- Entwicklung und Erprobung von Nebelmitteln für die Marine
- Entwicklung und Erprobung neuartiger Unterwasser-Geschosse
- Erforschung von Unterwasserexplosionen
- Erprobung von MateriaIien, Treibölen (Heizölen) und Torpedoölen
- Entwicklung und Erprobung von Antriebstechnik für U-Boote
-Entwicklung und Erprobung von Primärbatterien für Torpedos
- Untersuchung von Anstrichen für Schiffsrümpfe
- Akustik
- Hochdruck-Forschung
[186] Kurzbeschreibung der Chemisch-physikalischen Versuchsanstalt der Marine (CPVA) im Findbuch des 'Bestandes RM 105 im Militararchiv Freiburg. (BA-MA RM 105)
Es lohnt  sich, Findbuch zum Bestand RM 105  nachzusehen. Der Bestand selbst war zum Zeitpunkt 2003 noch nicht zugänglich.
Es würde mich interessieren, ob das heute anders ist  :-D

Der Standort selbst in Dietrichsdorf war Marine-Munitionsdepot und Torpedolaboratorium (WK I) und Marine-Artillerie- und -Sperrwaffen-Zeugamt, Nachrichtenmittelversuchskommando
(NVK), Chemisch-physikalische Versuchsanstalt der Marine (CPVA), Marine-Verpflegungsamt (WK II)

Grüsse
Beate
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Violoncello am 17 April 2014, 22:04:15
Hallo Beate,

sicherlich nur eine Information am Rande aus einem anderen Blickwinkel: Das Grundlagenwerk von Florian Schmaltz: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus: Zur Kooperation von Kaiser-Wilhelm-Instituten (= Vorgänger der Max-Planck-Institute), Militär und Industrie, Göttingen 2005, enthält im im Kapitel 4 Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung und das Marineobservatorium Greifswald (S. 326 bis 354) einige Literaturhinweise (allerdings ab 1943), deren mögliche Bedeutung ich für deine Frage allerdings nicht abschätzen kann.

Viele Grüße

Violoncello
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 26 Juli 2014, 17:51:00
Zitat von: Darius am 24 Mai 2013, 23:07:15
möchte ich noch kurz auf einen Eintrag im Band 53, S. 266ff, vom 29.01.1944, hinweisen ...
Zitat[...]Am 28/1. fand auf Vorschlag der Inspektion für Gas- und Luftschutz eine Unterrichtung der 1/Skl über den heutigen Stand der Vorbereitungen für den Gaskampf statt. Dabei ergab sich:
1) Gaskampfmittel für Angriff und Verteidigung sind bisher bei der Kriegsmarine außer den M-Körpern nicht entwickelt worden.
Hallo,
die Fragestellung war ,ob aus den Versuchen mit Kampfstoffen auch eine Produktion von Kampfstoffmunition für die Marine erfolgte. Im KTB SKL Bd.68 ein Hinweis auf "Gas-Munition" und wieder M-Körper
Zitat13.4.1945 Mar/Rüst AWA will nunmehr auch die 7,5 cm Gas-Munition im Arsenal Jessenitz entlaborieren und die M-Körper ebenso wie die übrigen Lager ,weil hoher Bedarf an. Artl.-Geschossen infolge des Verlustes von Fertigungsstätten besteht. Es wird dabei in Kaufgenommen. daß sämtliche M-Körper der Kriegsmarine verloren sind bzw. in Feindeshand fallen.
Eine überraschende Antwort ,was sind M-Körper und den Hinweis auf eine neue Quelle erhielt ich hier   top http://www.geschichtsspuren.de/forum/viewtopic.php?t=641&postdays=0&postorder=asc&start=10
M-Körper war die Tarnbezeichnung für die Kampfstoffmunition der Kriegsmarine, entwickelt und produziert nach den Versuchen der CPVA, vermutlich diese (Weißkreuz und Blaukreuz ):
ZitatGranaten mit einer Reiz- bzw. Kampfstoffladung in der Geschoßspitze (sog. Mc- und Md-Granaten)
Es wurden zwei Typen von Granaten entwickelt (Typen Mc und Md), bei der sich der Reiz- bzw. Kampfstoff (Anteil ca.10 - 12% des Sprengstoffgewichts) in einem Aluminium- oder Pappkartonbehälter in der Geschoßspitze befand [180]:
· Die Mc-Granate enthielt ein Gemisch aus 67% Chloracetophenon und 33% Alaun. Das im Alaun gebundene Wasser sollte verhindern, dass der Reizstoff bei der Explosion der Granate verbrannte. Die Erprobungen mit diesem Geschoßtyp verliefen zufrieden stellend und die Granate wurde zum Einsatz freigegeben. · Die Md-Granate enthielt eine Reizstoffladung aus Diphenylarsinoxid (genannt ,,Dora"). Dieses Stoff wurde gewählt, da sein Schmelzpunkt mit 92°C höher lag als der von Clark I und II (Diphenylchlorarsin und Diphenylzyanarsin). Obwohl
die Wirkung von ,,Dora" gegenüber Clark I nur halb so groß war und die Erprobungen nie vollständig befriedigend verliefen, wurde das Geschoß dennoch in Dienst gestellt.

aus Gutachten Preuss/Eitelberg
Quelle [180] UNITED STATES NAVAL TECHNICAL MISSlON IN EUROPE (US NAV TECH) (14.09.1945): The German Naval Research Laboratory at Danish Nienhof. Technical Report No. 152-45. (NA Washington)

Auszüge aus der im anderen Forum zitierten Quelle
ZitatA) Einsatz von M-Körper- Munition;
Der Einsatz von M- Körper-Munition erfolgt nur auf besonderen Befehl
....
Vorbemerkung

Die Vorbereitungen für den Einsatz von M-Körper-Munition  sind weiterhin unter unbedingter Geheimhaltung und Tarnung fortzuführen..

II.) Ausrüstung mit M-Körper-Stells
1.) Kriegs-und Hilfskriegschiffe
(ausschl. U-Boote und H.S.K.)
a) reine Seezielgeschütze: Ausrüstung zu ........100%
b) Flak-bzw. Flak- und Seezielgeschütze
    der schweren Kreuzer Typ Hipper und der
   Fahrzeuge, die kein größeres gem. a)
   auszustattendes Seezielkaliber an Bord
   haben:                          Ausrüstung zu ...........33 1/3%     
.......................

2. U-Boote
a) nur U-Boote im Fronteinsatz werden mit M-Körpern-Munition  ausgerüstet
b) ab Frühjahr 1943 etwa werden die U-Boote nur noch mit Brandmunition ausgerüstet sein. Ab Sommer 1943 ist somit M-Körper Munition zu 100% der Ausrüstung vorzusehen.
3.) H.S.K.:
Für H.S.K. sind M-Körper nicht vorzusehen.
4.)Küste.
Alle SA- und MA-Batterien der Küste werden mit M-Körpern-Munition ausgerüstet...

III. Austausch der Munition gegen M-Körper-Munition:
1.) Allgemeine Dringlichkeitsfolge.
Nach erfolgtem Einsatzbefehl soll nachstehende Reihenfolge beim Austausch der Munition angestrebt werden:
a) Schlachtschiffe und Kreuzer der Flotte, soweit diese einsatzbereit sind,
b) Zerstörer soweit diese einsatzbereit sind,
c)Hilfsschiffe,
d)Küste,
.......
e)T-Boote
f)Ausbildungsschiffe

............................
V.) Ergänzungsfertigung und Nachschub von M-Körpern:
1.) Ergänzungsfertigung
a) Die Ergänzung des heutigen M-Körper Bestandes aller Kaliber zur Auffüllung auf drei Ausrüstungen für Kriegsschiffe und zwei für Hilfsschiffe gem. Ziff II.) 1.)-4.) befohlenen Ausrüstungen M-Körper Munition ist angeordnet worden..

.....................

Im Auftrage
Im Entwurf: gez. Fanger

Quelle: RM 36/134
Abzuleiten ist daraus, das "M-Körper" 1942 bereits vorhanden waren. Der unterzeichnende war vermutlich Admiral Fanger Chef des Artilleriewaffenamtes im OKM.
Angeordnet war eine Ergänzung des Bestandes  "M-Körper-Munition" in einer Größenordnung von   
2 bzw. 3 Ausrüstungen je Schiff. Bei der damaligen Versorgungslage gehe ich nicht davon aus , das die Forderung vollständig umgesetzt wurde .

Kann man daraus Rückschlüsse ziehen ,wieviel Munitition das bedeutet hätte?

Grüsse
Beate
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 29 September 2014, 10:59:32
Zitat von: Darius am 24 Mai 2013, 23:07:15
Zitat[...]Am 28/1. fand auf Vorschlag der Inspektion für Gas- und Luftschutz eine Unterrichtung der 1/Skl über den heutigen Stand der Vorbereitungen für den Gaskampf statt. Dabei ergab sich:
1) Gaskampfmittel für Angriff und Verteidigung sind bisher bei der Kriegsmarine außer den M-Körpern nicht entwickelt worden.
[...]
a) Prüfung, ob eine Aufstellung von Spezialformationen bei der Marine erforderlich und möglich ist.
[...]
Hallo,
die daraus abzuleitenden Vermutung , das die Schwelkörperversuche nicht zu einer Produktion
der Schwelbüchse für die Kriegsmarine geführt hat, wird erhärtet durch KTB SKL Bd.67
Zitat19.3.1945 ..
Adm.Qu.
....
b)Im Rüstungsnotprogramm sind keine Maßnahmen für den Gaskrieg mehr vorgesehen, die Folge ist, daß bei evtl. Einsatz des Gaskrieges nur mit Gasmunition geschossen werden kann, jedosch keine Mittel zum Absprühen oder Abblasen größerer Gasmengen vorhanden snd (sogenannte Schwelkörper). An dieser Sachlage ist jedoch nicht zu ändern.

Grüsse
Beate
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 20 Januar 2015, 21:32:47
Hallo,
die Planung für die  "M-Körper"  sah nur einen geringen Anteil Kampfstoffbeiladung der Granaten vor. Angesichts der Schwierigkeit überhaupt Schiffstreffer zu erzielen, wollte man auf die Wirkung der Brisanzladung nicht verzichten. Ziel solcher Kampfstoffgranaten sollten die Geschütztürme der gegnerischen Schiffe sein. Hatten die Geschützbedienungen ihren Posten aufgrund der Gaswirkung aufgegeben, konnte das wehrlos gewordene Schiff mühelos versenkt werden, so die Planung. Geeignet war hierfür Clark I und II wegen der schnellen Wirkung. 1 Milligramm/m3 führte innerhalb einer Minute zur gewünschten Wirkung.
Entsprechende Versuche wurden auf dem Schießplatz der Firma Krupp in Meppen durchgeführt, der der Kriegsmarine eine Woche im Monat zur Verfügung stand.
Es wurden auch Granaten mit  einer Mischung aus Chrolacetophenon und Sprengladung erprobt.
Es wurde eine solche Granate in einem Geschützturm der ,,Schleswig-Holstein" als diese in der Kieler Werft lag, erprobt, die Wirkung war ,,sagenhaft" (laut. Hennings )*.
Die  Abdichtung der Geschützpforten flog davon. Die weiße Wolke die über das Werftgelände zog , führte zum Zusammenbruch eines ahnungslosen Arbeiters , der hineinlief.
Quelle : Gellermann ,,Der Krieg der nicht stattfand".
*vmtl. Regierungsrat Dr. Christian Hennings   (http://www.axishistory.com/about-ahf/375-germany-kriegsmarine/kriegsmarine-marinebau-und-erprobung/7889-chemisch-physikalische-versuchsanstalt-der-marine-c-p-v-a)CPVA Abteilung für Kampfstoffe und Nebel

Um die Versuche datieren zu können,die Frage:
Wann lag die "Schleswig-Holstein" in Kiel in der Werft?  angenommener Zeitraum 1940-1942

Grüsse
Beate
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Peter K. am 20 Januar 2015, 22:12:14
... möglicherweise ist der Werftaufenthalt bei der Germania-Werft vom 05.11.1940 bis 28.01.1941 gemeint, aber auch vom 04.10.1941 bis 08.10.1941 lag das Schiff im Schwimmdock C der Deutschen Werft.
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 20 Januar 2015, 22:30:38
Hallo Peter,
:MG:

Eine Frage an die Experten für die fliegenden Verbände:

Die Luftwaffe hat für die oder mit der Marine zusammen Kampfstoff (KS)-Munition entwickelt.
So meldete das RLM dem RMfBuM im Sept 1943 die laufenden Entwicklungsvorhaben. Darunter finden sich die KS-Bomben KC 500 II Bu-See und KC 50 II Bu-See während für die
K-Stoffbomben KC 250 II Bu-See, KC 250 TP-See  und KC 50 TP-See die Einstellung der Entwicklung vorgeschlagen wird !?
Wofür steht das See ?  (TP steht vmtl für Tropen)

Waren die Bomben speziell für die Bordfliegerkräfte oder die Küstenflieger der Marine vorgesehen ?

Grüsse
Beate

Titel: Kampfstofflager der Marine
Beitrag von: bettika61 am 14 April 2015, 20:06:03
Hallo,
in der Lagekarte des OKW mit auszulagernden Kampfstofflägern vom Frühjahr 1945
werden unter der Signatur "Bereitstellung Marine 1944"
Jessenitz, Swinemünde und Linz genannt.

Da sich einige hier mit der Geschichte der Donauflottillen und Linz auskennen, meine Frage:
Was ist über die Munition des Sperrzeugamt Linz-Ebelsberg  und ihr Verbleib 1945 bekannt?
Gibt es Hinweise auf Lagerung von Kampfstoffmunition?
Weiterhelfen könnte vielleicht auch
"Das Ortsgeschichte-Buch: ,,Der Süden von Linz" http://www.linz-sued.at/index.php?id=788

Grüsse
Beate
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Peter K. am 14 April 2015, 20:29:06
ZitatWofür steht das See ?
... das "SEE" soll vermutlich darauf hinweisen, dass die entsprechenden Bomben - ähnlich der Nebelbombe "NC 50 D See" - als Schwimmkörper ausgebildet sind und erst nach dem Ablassen des Inhalts versinken sollen.
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Peter K. am 14 April 2015, 21:36:41
Das Sperrzeugamt Linz-Ebelsberg nahm am 15.09.1939 unter der Führung von Oblt. (W) Ludwig BODE am 15.09.1939 seinen Betrieb auf. Am 16.07.1940 übernahm Kaptlt. (W) Friedrich-Wilhelm BRAUN bis Kriegsende das Kommando. Am 20.07.1943 wurde das Sperrzeugamt zum Sperrwaffenarsenal erhoben.
Das Gelände ist als "Schlüsselwald" oder auch "Marinewald" bekannt und entstand auf Basis eines bereits während der Monarchie vorhandenen Munitions- und Pulverlagers vor allem für die Donauflottille, die in Linz-St. Margarethen ihren Stützpunkt hatte.
Über den Verbleib der bei Kriegsende eingelagerten Munition ist mir nichts bekannt, aber das Areal wurde vom Österreichischen Bundesheer übernommen, in den 1960er-Jahren erweitert und zumindest bis etwa 2010 noch als Lagerstätte verwendet.
Die Anlage ist übrigens nicht mit dem Munitionslager Ebelsberg am Schiltenberg zu verwechseln!

Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 15 April 2015, 22:48:51
Hallo Peter,
vielen Dank für Deine Unterstützung  :MG:
Die Nutzung von Depots für die Kampfstofflagerung ist auch in Deutschland vielfach nicht bekannt.
Ich gehe nicht davon aus ,das in Linz bei Kriegsende noch K-Munition gelagert wurde.
Die Signatur "Bereitstellung Marine 1944" interpretiere ich dahingehend, das schon 1944 die Munition verlegt wurde. Die  Depots von Heer und LW waren auf der Karte mit der abzufahrenden Menge versehen.
Die Hinweise gehen Richtung Jessenitz als  Lagerort. Bleibt die Frage nach dem Verbleib , seewärts abgefahren durch die Wehrmacht oder später durch die Russen?

Zitat von: Peter K. am 14 April 2015, 20:29:06
ZitatWofür steht das See ?
... das "SEE" soll vermutlich darauf hinweisen, dass die entsprechenden Bomben - ähnlich der Nebelbombe "NC 50 D See" - als Schwimmkörper ausgebildet sind und erst nach dem Ablassen des Inhalts versinken sollen.
die Interpretation erscheint plausibel  :MG:

Grüsse
Beate
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: kalli am 16 April 2015, 18:09:11
Hallo Beate,

Jessenitz - siehe Deinen Beitrag in Geschichtsspuren :-)

Ich hoffe, dass dort noch interessante Beiträge zum Thema kommen.
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Darius am 27 Juli 2016, 12:07:42
Hallo zusammen,

zwar kein Hinweis zu den Versuchen an sich, aber eine zum Thema "Kampfstoffe" passende Anmerkung aus dem KTB Skl:
Zitat29.08.1944
Lagebesprechung bei Ob.d.M. 1120 Uhr
[...]
IX) OKH / GenStb.d.H. hat am 24/8. an OKW / W.F.St. berichtet:
Die von uns vorbereiteten Kampfstoffe umfassen zwei große Gruppen:
1) Die Gruppe der Kampfstoffe, die allgemein bekannt sind und grötenteils im letzten Krieg aufgetreten sind.
Mit ihnen ist eine grundlegende Überraschung hinsichtlich ihrer Wirkung nicht zu erwarten. Diese Klasse umfaßt alle Weißringstoffe, von den Blauringstoffen Adamsit, Clark I und II, von den Grünringstoffen Phosgen, Blausäure und verwandte Stoffe, Lost- und Stickstofflost-Dämpfe, von den Gelbringstoffen Lost.
2) Diejenigen Kampfstoffe, die auf ganz neuer deutscher Entwicklung aufgebaut sind und daher dem Feind voraussichtlich nicht bekannt sind.
Mit diesen Kampfstoffen läßt sich nach menschlichen Ermessen bei schlagartigem Masseneinsatz ein durchschlagender Erfolg erhoffen. Diese Stoffe sind Tabun und Sarin.
Daher kommt es bei Beginn des Gaskrieges entscheidend darauf an, diese Kampfstoffe nicht vorzeitig zu verraten, sondern sie zusammengefaßt an entscheidender Stelle in großen Mengen zur Wirkung zu bringen.
Daher beantragt der Chef des Generalstabes des Heeres, den Einsatz dieser Kampfstoffe für alle Wehrmachtsteile von dem ausdrücklichen Befehl des Führers noch über die schon bisher bestehende Sperre hinaus abhängig zu machen."

:MG:

Darius
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen. Jessenitz
Beitrag von: bettika61 am 27 Juli 2016, 13:31:10
Zitat von: kalli am 16 April 2015, 18:09:11
Hallo Beate,

Jessenitz - siehe Deinen Beitrag in Geschichtsspuren :-)

Ich hoffe, dass dort noch interessante Beiträge zum Thema kommen.
Hallo Kalli,
Dein Wunsch blieb bisher unbeantwortet  :-)
Es sieht so aus , das sich tatsächlich der Bestand an Kampfstoffen der Marine bei Kriegsende   in Jessenitz befand.
Das bis Kriegsende nicht zerstörte Marineartilleriearsenal wurde im Juli 1945  durch die Rote Arme besetzt, nachdem es vorher durch die Briten eingenommen worden war. Kurz danach begann die Sprengung von deutscher Marinemunition und französischer Beutemunition.
Die Inventur der Russen vom Frühjahr 1946 weist u.a. " 70 Waggons mit 1050t Kampstoffmunition" auf, die vernichtet werden sollen.
Ab Ende 1946 begannen die Sprengungen des Marinearsenal mit Gebäuden und Gleisen, die bis Frühjahr 1949 andauerten, dabei wurden die Munitionslagerhäuser  mit voller Munitionsbelegung gesprengt.

Die Informationen basieren auf Recherchen in russischen Archiven von Herrn Muckel.
Was mir der Kampfstoffmunition passierte, ist nicht bekannt.

Mit gesprengt, nach Russland abtransportiert oder im Meer versenkt ?
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 08 November 2017, 20:28:51
Zitat von: Violoncello am 17 April 2014, 22:04:15
Zur Kooperation von Kaiser-Wilhelm-Instituten (= Vorgänger der Max-Planck-Institute), Militär und Industrie, Göttingen 2005, enthält im im Kapitel 4 Das Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung und das Marineobservatorium Greifswald (S. 326 bis 354)
Hallo,
dazu  :MG:
ZitatAn der Forschung zu Kampfstoffen war u. a. auch das Marineobservatorium in Greifswald unter der Leitung von Rudolf Schulze beteiligt, das 1943 mit der Untersuchung von ,,Ausbreitungsvorgängen chemischer Kampfstoffe und Nebeln in turbulenten Reibungsschichten auf dem Meer" betraut worden war.
https://www.ns-zeit.uni-greifswald.de/chronik/chronikeintrag/n/die-behandlung-von-chemischen-kampfstoffen-und-kampfstofferkrankungen-wird-im-lehrplan-der-universit/
ZitatAußerdem vergab das Marineobservatorium Greifswald 1944 Aufträge an das Kaiser-Wilhelm-Institut für Strömungsforschung in Göttingen zu experimentellen Windkanalstudien über die Ausbreitung von gasförmigen Kampfstoffen auf See.
https://www.ns-zeit.uni-greifswald.de/chronik/chronikeintrag/n/das-marineobservatorium-wird-von-wilhelmshaven-nach-greifswald-verlegt/
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 29 November 2017, 20:56:46
Florian Schmaltz zeigt in seinem Buch u.a. eine Beteiligung des OKM, Amtsgruppe Forschung- Entwicklung- und Patentwesen , ( Dr.Lorenz)  am wissenschaftlichen Häftlingseinsatz im Konzentrationslager Flossenbürg  (https://books.google.de/books?id=Keo3DwAAQBAJ&pg=PA333&lpg=PA333&dq=Kriegsmarine+amtsgruppe+forschung+entwicklung+patente&source=bl&ots=RMjnkKWCcc&sig=gY-ZJlyMhM4uUky0H_awH0lbDvg&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwjS87it6uHXAhWQLlAKHa-eBHQQ6AEIKjAB#v=onepage&q=Dr.Lorenz&f=false)auf. In einem Kooperationsprojekt von KWI, OKM FEP und AWA war das,,Institut für Ostarbeit" (https://books.google.de/books?id=T3bI8JS3NjkC&pg=PA259&lpg=PA259&dq=institut+f%C3%BCr+deutsche+ostarbeit+krakau&source=bl&ots=8eBSe-QwFr&sig=OofxOobn7u7N0VuwQPipjwYp8WU&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwj2l6vDteTXAhWKmLQKHfMpC6oQ6AEIRTAF#v=onepage&q=institut%20f%C3%BCr%20deutsche%20ostarbeit%20krakau&f=false)  mit dem ,,Bau des Geräts EO 2" beauftragt worden. Werkstattzeichnungen deuten daraufhin, dass es sich bei dem Gerät um einen Kampfstoffdetektor oder ein Meßgerät für Aerosole gehandelt hat.
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Holger am 30 November 2017, 12:45:40
Hallo Beate,

im Buch "Chemiker im Dritten Reich" von Helmut Maier ist Christian Hennings genannt (andere habe ich nicht nachgeschlagen):
geb. 1907, Diss. 1935 in Kiel, ab 1935 bei der CPVA, 1940-Kriegsende dort Abtltr., nach dem Krieg bei der Bundesforschungsanstalt für Fischerei, Hamburg.

Viele Grüße

Holger
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 05 Dezember 2017, 16:26:13
Hallo Holger,
:MG:
Regierungsrat Dr. Christian Hennings  CPVA Abteilung für Kampfstoffe und Nebel #20
hat   Informationen über seine Arbeit für das Buch von Gellermann geliefert.
Das ist schon mehr wie andere Wissenschaftler  sich an ihre Arbeiten im Krieg erinnern.
Trotzdem stehe ich Inhalt und Umfang von Informationen beteiligter "Zeitzeugen" kritisch gegenüber.

Weitere Beteiligte #7


Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 05 Dezember 2017, 16:46:15
Hallo,
die Frage, wie stellte sich die Kriegsmarine einen Kampfstoffeinsatz auf See vor, könnte die
ZitatM.DV. Nr.700,3i Seekriegsanleitung Teil III.-Waffentaktik Heft i: Kampfstoff-Taktik (See)  1944
beantworten. Die MDV ist leider in keiner BW-Bibliothek überliefert.
Bisher nur gefunden im Bestand BA-MA RM 6/2014
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen. Jessenitz
Beitrag von: Darius am 23 Juni 2018, 17:04:38
Zitat von: bettika61 am 27 Juli 2016, 13:31:10
Die Inventur der Russen vom Frühjahr 1946 weist u.a. " 70 Waggons mit 1050t Kampstoffmunition"

Und wieviel haben die US-Amerikaner mitgenommen? In einem Beitrag in Warship International, 2000/1, S. 91f, wird kurz über das Versuchsgeschwader der US Navy berichtet, beginnend mit Versuchen in den 1950ern.


:MG:

Darius
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 26 Juni 2018, 14:57:02
Hallo darius,
Interessanter Hinweis auf Versuche der US Navy in den 50er.
Es gibt einen mittlerweile freigegeben "Übungsfilm" der Navy über ihre Versuche und Planungen mit chemischen und biologischen Waffen https://motherboard.vice.com/en_us/article/mgbmxq/this-newly-declassified-video-of-the-us-testing-chemical-weapons-is-insane
Er zeigt , was für  menschenverachtenden  Planungen und Versuche  der "Kalte Krieg" hervorgebracht hat  :MS:
In den 60er und 70er Jahren wurden amerikanische Soldaten für die  Versuche
" Project 112 and Shipboard Hazard and Defense (SHAD)"
mißbraucht
http://www.thedailysheeple.com/the-pentagon-secretly-tested-chemical-weapons-on-american-soldiers_072017

Steht in Warship international ein Hinweis, das deutsche Forschungen einen Einfluß auf die amerikanischen Versuche hatte?
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Darius am 26 Juni 2018, 20:09:53
Hallo Beate,

nein, kein Hinweis.


:MG:

Darius
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Darius am 21 September 2018, 23:17:03
Zitat von: bettika61 am 26 Juni 2018, 14:57:02
Steht in Warship international ein Hinweis, das deutsche Forschungen einen Einfluß auf die amerikanischen Versuche hatte?

Im Warship International 4/2001 gibt es wieder Ergänzungen zu den US Versuchen 1948 - 1960er - aber keinen Hinweis auf ehem. deutsche Quellen.


:MG:

Darius
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen. Jessenitz
Beitrag von: bettika61 am 02 Juli 2019, 18:06:27
Zitat von: bettika61 am 27 Juli 2016, 13:31:10
Das bis Kriegsende nicht zerstörte Marineartilleriearsenal wurde im Juli 1945  durch die Rote Arme besetzt, nachdem es vorher durch die Briten eingenommen worden war. Kurz danach begann die Sprengung von deutscher Marinemunition und französischer Beutemunition.
.......
Ab Ende 1946 begannen die Sprengungen des Marinearsenal mit Gebäuden und Gleisen, die bis Frühjahr 1949 andauerten, dabei wurden die Munitionslagerhäuser  mit voller Munitionsbelegung gesprengt.

Hallo,
der grösste Waldbrand in der Geschichte von M-V rückt die Geschichte des ehem. Marineartilleriearsenals in den Focus. Die in dem Gelände Jessenitz/Lübtheen vorhanden Kampfmiitel erschweren die Brandbekämpfung extrem.Da stellt sich die Frage nach dem Hintergrund:
ZitatDoch woher stammt das brisante Material? Von 1936 bis 2013 wurde das Gelände von der Reichswehr, von der Nationalen Volksarmee und von der Bundeswehr genutzt. Laut Till Backhaus, Umweltminister von Mecklenburg-Vorpommern, liegen auf dem brennenden Ex-Truppenübungsplatz nicht nur Munition und Granaten von Manövern, sondern auch große Mengen an Sprengmitteln aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges. Bei Lübtheen habe die Marine ihr Munitions-Hauptlager unterhalten, erklärt der SPD-Politiker.

Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges sprengten die Sowjets das Lager, das aus 300 Gebäuden und Bunkern bestand. Dabei wurden die dort gelagerten Bestände unkontrolliert im Wald verteilt. Werden Munitionsreste nun von den Flammen erfasst, kann der enthaltene Sprengstoff hochgehen.
..
Experten gehen davon aus, dass es 80 bis 120 Jahre dauern wird, bis alleine der Truppenübungsplatz Lübtheen von den Munitionsresten befreit sein wird. Das Problem: Es fehlt an Personal und auch an finanziellen Mitteln, beklagt der Kampfmittelräumdienst.
https://www.n-tv.de/panorama/Warum-lagert-im-Boden-so-viel-Munition-article21120606.html

"Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges sprengten die Sowjets das Lager," ist natürlich  :BangHead:

P.S. Mein  Beitrag  soll in keinsterweise suggerieren, das dort anderes als konventionelle Munition liegt !
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: t-geronimo am 02 Juli 2019, 20:15:45
In einem Fernsehbericht wurde gesagt, dass dort Kaliber bis 28 cm vorhanden sind - also wahrlich keine Kleinigkeiten und 1000 m Sicherheitsabstand voll gerechtfertigt.
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: ede144 am 03 Juli 2019, 08:22:24
Welche Sprengstoffe sind eigentlich in den Granaten der SA der KM verwendet worden?
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Schorsch am 03 Juli 2019, 10:26:41
Hallo Ede,

Zitat von: ede144 am 03 Juli 2019, 08:22:24
Welche Sprengstoffe sind eigentlich in den Granaten der SA der KM verwendet worden?
...das ist eine nur weitschweifig zu beantwortende Frage, da eigentlich jede Granatsorte einer jeden Geschützeart je nach Einsatzzweck (Panzerspreng-, Spreng- bzw. Übungsgranate) eine unterschiedliche Sprengstoffmischung trug. Genaue Angaben zur jeweils eingesetzten Füllung enthalten die verschiedenen Hefte der M.Dv. 170. Dort werden - quer durch die Kaliber von 8,8 cm bis 30,5 cm - folgende Mischungen genannt:

Füllpulver 02: 100% TNT (Trinitritoluol)
Füllpulver 1: ?? (wahrscheinlich 99% TNT, 1% Wachs)
Füllpulver 5: 95% TNT, 5% Wachs
Füllpulver 10: 90% TNT, 10% Wachs
Füllpulver 15: 85% TNT, 15% Wachs
Füllpulver 20: 80% TNT, 20% Wachs
Füllpulver 25: ?? (wahrscheinlich 75% TNT, 25% Wachs)
Füllpulver 60/40: 60% TNT, 40% Ammoniumnitrat

Die konkreten Zusammensetzungen der Mischungen stammen von --/>/> hier (http://www.r-haas.de/v11.html). Der zunehmende Wachsanteil dient der Phlegmatisierung der jeweiligen Sprengstoffe, um für den Einsatz in Panzersprenggranaten schocksicher genug zu sein. Die Mischung von TNT und Ammoniumnitrat soll die negative Sauerstoffbilanz des TNT durch den Sauerstoffüberschuss des Ammoniumnitrats ausgleichen. Mischungen ohne bzw. mit geringem Wachsanteil kamen hauptsächlich in den jeweiligen Sprenggranten zum Einsatz. Das Füllpulver 02 wurde vorwiegend in den entsprechenden Übungsgranaten des jeweiligen Kalibers verwendet.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: ede144 am 03 Juli 2019, 11:29:13
 top
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 29 August 2019, 19:25:16
Zitat von: bettika61 am 26 Juli 2014, 17:51:00
Hallo,
die Fragestellung war ,ob aus den Versuchen mit Kampfstoffen auch eine Produktion von Kampfstoffmunition für die Marine erfolgte. Im KTB SKL Bd.68 ein Hinweis auf "Gas-Munition" und wieder M-Körper
.....
M-Körper war die Tarnbezeichnung für die Kampfstoffmunition der Kriegsmarine, entwickelt und produziert nach den Versuchen der CPVA, vermutlich diese (Weißkreuz und Blaukreuz ):
ZitatGranaten mit einer Reiz- bzw. Kampfstoffladung in der Geschoßspitze (sog. Mc- und Md-Granaten)
Es wurden zwei Typen von Granaten entwickelt (Typen Mc und Md), bei der sich der Reiz- bzw. Kampfstoff (Anteil ca.10 - 12% des Sprengstoffgewichts) in einem Aluminium- oder Pappkartonbehälter in der Geschoßspitze befand [180]:
· Die Mc-Granate enthielt ein Gemisch aus 67% Chloracetophenon und 33% Alaun. Das im Alaun gebundene Wasser sollte verhindern, dass der Reizstoff bei der Explosion der Granate verbrannte. Die Erprobungen mit diesem Geschoßtyp verliefen zufrieden stellend und die Granate wurde zum Einsatz freigegeben. · Die Md-Granate enthielt eine Reizstoffladung aus Diphenylarsinoxid (genannt ,,Dora"). Dieses Stoff wurde gewählt, da sein Schmelzpunkt mit 92°C höher lag als der von Clark I und II (Diphenylchlorarsin und Diphenylzyanarsin). Obwohl
die Wirkung von ,,Dora" gegenüber Clark I nur halb so groß war und die Erprobungen nie vollständig befriedigend verliefen, wurde das Geschoß dennoch in Dienst gestellt.

aus Gutachten Preuss/Eitelberg
Quelle [180] UNITED STATES NAVAL TECHNICAL MISSlON IN EUROPE (US NAV TECH) (14.09.1945): The German Naval Research Laboratory at Danish Nienhof. Technical Report No. 152-45. (NA Washington)
Hallo,
die Frage wo der Kampfstoff für die Marine produziert wurde, blieb bisher unbeantwortet.
Die Antwort kommt aus der DDR:
"Vorlage für MfAV "Altlasten chKs auf dem Territorium der DDR" (09.07.1990) " sie enthält eine Auflistung chemischer Rüstungsaltlasten des II. Weltkrieges auf dem Gebiet der DDR.
ZitatIV. Produktionsstätten für Kampfstoffe
.....
Güsen, Kr. Genthin- Mc und Md-Granaten für die Marine
(C=Chloratetophenon, D=Chlarkoxid Diphenylarsinoxid

über die Munitionsfabrik Güsen https://vimudeap.info/de/atlas/munitionsfabrik-guesen/abstract/
ZitatEinen Eindruck von der Größe des Geländes vermitteln die folgenden Zahlen: das Werk umfasste einstmals 680 Gebäude, 28 km Bahnanlagen, 26 km unter der Oberfläche liegende Rohrleitungen und 34 km Kabelleitungen. Gegen Ende des Krieges hatte das Werk 2900 Mitarbeiter. Die Produktionskapazitäten waren zu diesem Zeitpunkt auf 1300 Monatstonnen TNT, 1400 Monatstonnen Nitrozellulose sowie die Verfüllung von 3820 Tonnen Kampf- und Nebelstoffe pro Monat erweitert worden

Die Hinterlassenschaften der Produktion stellen noch heute ein Problem dar.
https://www.volksstimme.de/nachrichten/lokal/burg/1024578_TNT-Spezialisten-bergen-drei-Tonnen-Sprengstoff.html
Zitat"Ab dem Jahr 1916 wurde Kriegsmunition hergestellt. Bomben, Granaten, Minen und Torpedos haben die Menschen hier produziert und auch gleich mit Sprengstoff befüllt", sagt Holger Becker, der sich für den Landesbetrieb Bau mit diesem Projekt befasst.
.....Nachdem das Areal das Kriegsende fast schadlos überstanden hatte, zogen hier die Russen ein. Becker: "In den ersten neun Jahren ist fast die gesamte Technik in die damalige Sowjetunion gebracht worden."...
Zentrum der Fabrik war die Bomben- und Granatenfüllanlage. Dazu gehörte auch eine Reiz-Brisanzanlage...
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen. Jessenitz
Beitrag von: bettika61 am 18 September 2019, 22:20:53
Zitat von: bettika61 am 27 Juli 2016, 13:31:10
Es sieht so aus , das sich tatsächlich der Bestand an Kampfstoffen der Marine bei Kriegsende   in Jessenitz befand.
Hallo,
aus dem KTB SKL Bd.67
Zitat20.3.45
c) Infolge eines OKW-Befehls, daß sämtliche Gasmuntion in das Reichsgebiet westl. der Elbe zu verlegen-ist, müßte aus Jessenitz die Marine-Gasmunition (wenige km nördl. Wittenberge) eigentlich auch verlegt werden. Da anderweitiger Unterbringungsraum schwer zu beschaffen ist und die in Frage stehende Entfernung nur wenige km beträgt, schlägt Adm. Qu vor, die Munition zunächst in Jessenitz zu lassen und sicherheitshalber an der Elbe Prähme bereitzulegen,mit der sie im Notfall elbeabwärts abtransportiert werden können.
Chef Ski ist einverstanden, daß dem OKW ein entsprechender Vorschlag gemacht wird.

Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen. Jessenitz
Beitrag von: bettika61 am 09 Dezember 2019, 22:29:59
Zitat von: bettika61 am 27 Juli 2016, 13:31:10
Die Inventur der Russen vom Frühjahr 1946 weist u.a. " 70 Waggons mit 1050t Kampstoffmunition" auf, die vernichtet werden sollen.
Hallo,
in den Unterlagen für die russische Kontrollkommission Mai-Juni 1945 im BAMA RM 7/1588 sind  auch Angaben enthalten über die  Kampfstoffmunition der Marine,
ZitatMenge ca. 40 Waggons

Hat die Akte jemand und könnte mir die entsprechenden Seiten zukommen lassen ?
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 10 Dezember 2019, 21:56:20
Hallo,
die Suche war auf meinem Rechner erfolgreich  :-D ,vor längerem schon von @TD erhalten  :MG:
Zitat,,Die gesamte K-Stoff-Munition der Kriegsmarine lagerte im Mar. Art.Ars. Jessenitz in Mecklenburg. Inwieweit sie entsprechend den gegebenen Befehlen bei Feindannäherung noch abtransportiert worden ist, läßt sich wegen Fehlens einer Nachrichtenverbindung z.Zt. nicht feststellen.
Es handelt sich um Reizstoffe, und zwar
a) etwa 25 Waggons (einschl. Verpackung) Preßkörper in Form von Spitzen für                Geschoßsprengladungen der Kaliber 8,8 cm bis 40,6 cm,
b) etwa 5 Waggons Preßkörper als Gemischtlaborierung, d.h. K-Stoff, vermischt mit Sprengstoff für          Geschosse der Kaliber 8,8 cm und 10,5 cm.
c) etwa 10 Waggons (rd. 17 000 – 7,5 cm K Gr.rot), gefüllt mit K-Stoff (Reizstoff).
      Eine Nachprüfung der Mengen und Arten, getrennt nach Kalibern , an Ort und Stelle ist erforderlich.
Titel: Re: Kampfstofflager der Marine
Beitrag von: bettika61 am 20 Dezember 2019, 13:30:47
Zitat von: bettika61 am 14 April 2015, 20:06:03
Hallo,
in der Lagekarte des OKW mit auszulagernden Kampfstofflägern vom Frühjahr 1945
werden unter der Signatur "Bereitstellung Marine 1944"
Jessenitz, Swinemünde und Linz genannt.
Hallo,
bei der Suche nach Kampfmittel in der Swine wurde auch " Fässer mit Chemikalien" möglicherweise Reizstoff gefunden https://radioszczecin.pl/1,398577,marynarka-wojenna-oczyszcza-tor-wodny-szczecin-s
Reizstoff könnte zu den Md- Granaten mit DORA passen.
mit google Übersetzer:
ZitatNicht nur nicht explodierte Bomben, sondern auch Fässer mit chemischen Mitteln wurden von Seeleuten der 8. Küstenschutzflottille auf dem Fahrweg Stettin-Swinemünde gefischt.  Der letzte solche Container wurde am Freitag abgeholt.

Der Container wird von spezialisierten Chemietruppen neutralisiert.  Dies ist ein weiterer Fund aus dem Zweiten Weltkrieg.

Wie von Spezialisten der 8. Flottille der Küstenverteidigung in Swinemünde festgestellt, wurde der Container während des Krieges zur Lagerung von Chemikalien verwendet, einschließlich  Reizstoffe bekämpfen.

Kann jemand den letzten Satz etwas verständlicher übersetzen?
ZitatJak ustalili specjaliści z 8. Flotylli Obrony Wybrzeża w Świnoujściu pojemnik służył podczas działań wojennych do przechowywania substancji chemicznych m.in. bojowych środków drażniących. 
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: maurice voss am 20 Dezember 2019, 20:50:16
Hallo,


Wie von Spezialisten der 8. Flotte der Küstenwache in Świnoujście festgestellt wurde, wurde der Container während des Krieges zur Lagerung von Chemikalien, darunter auch zur Bekämpfung von Reizstoffen, eingesetzt.


Mit freundlichen Grüßen

Maurice

Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Darius am 21 Dezember 2019, 16:30:33
Kleine Korrektur  :-D

ZitatJak ustalili specjaliści z 8. Flotylli Obrony Wybrzeża w Świnoujściu pojemnik służył podczas działań wojennych do przechowywania substancji chemicznych m.in. bojowych środków drażniących

--/>/> Wie von Spezialisten der 8. Flottille der Küstenwache in Świnoujście festgestellt, wurde der Container während des Krieges zur Lagerung von Chemikalien, unter anderem auch von Kampfreizstoffen, eingesetzt.


:MG:

Darius
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 22 Dezember 2019, 19:28:44
Hallo Maurice, Hallo Darius,
:MG: danke für die Unterstüzung
ZitatBekämpfung von Reizstoffen
hatte mich irritiert  :?
Dem automatischen Übersetzer stehe ich kritisch gegenüber .

Zitatunter anderem auch von Kampfreizstoffen
hört sich plausibler an  :MG:




Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Darius am 22 Dezember 2019, 19:57:27
Hi,

habe beim Suchen im Forum noch keinen Hinweis auf die URANIA gefunden, deshalb hier die Ergänzung:

Schmelzkopf, Fremde Schiffe in deutscher Hand 1939-1945:
Dt. URANIA (ex est. URANIA ex schwed. ELSA ex brit. ERASMUS ex niedel. ERASMUS; 1201 BRT; BJ 1884).

00.00.1942 Da das Schiff zu alt und zu reparaturanfällig war, wurde es nicht mehr in Fahrt gesetzt, es wurde stattdessen an die Chemisch-Physikalische Versuchsanstalt abgegeben und als Sprengzielschiff verwendet.
12.05.1943 Bei Sprengversuchen vor Hela durchgebrochen, Reste auf Strand gesetzt; bei Bergungsversuchen gingen die Schiffshälften endgültig verloren.

Hat jemand mehr zu diesem Versuch?


:MG:

Darius
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Darius am 19 April 2020, 14:58:16
Off topic, da US Navy betreffend:
--/>/> https://www.usni.org/magazines/proceedings/1939/march/development-war-gases-and-navy

The Development of War Gases and the Navy
By Captain Ernest W. Brown (M.C.), U. S. Navy
March 1939
Proceedings
Vol. 65/3/433


:MG:

Darius
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 04 Dezember 2020, 12:21:10
Zitat von: Darius am 22 Dezember 2019, 19:57:27
Hi,

habe beim Suchen im Forum noch keinen Hinweis auf die URANIA gefunden, deshalb hier die Ergänzung:

Schmelzkopf, Fremde Schiffe in deutscher Hand 1939-1945:
Dt. URANIA (ex est. URANIA ex schwed. ELSA ex brit. ERASMUS ex niedel. ERASMUS; 1201 BRT; BJ 1884).

00.00.1942 Da das Schiff zu alt und zu reparaturanfällig war, wurde es nicht mehr in Fahrt gesetzt, es wurde stattdessen an die Chemisch-Physikalische Versuchsanstalt abgegeben und als Sprengzielschiff verwendet.

Hallo,
als Ergänzung-
URANIA war 1942-06 lt. KMD Hamburg vorgesehen als "schwimmende Arrestanstalt" ,aber dann zurückgestellt
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: TW am 04 Dezember 2020, 21:55:28
Aus dem KTB Minensuchboot M 1 (Oblt.z.S. Brandi) vom 3. und 4.10.1940:
Versuche mit einer neuartigen Nebelboje.
Gruß, Thomas
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Urs Heßling am 04 Dezember 2020, 22:34:20
moin,

Zitat von: TW am 04 Dezember 2020, 21:55:28
Minensuchboot M 1 (Oblt.z.S. Brandi)
Albrecht Brandi (https://www.uboat.net/men/brandi.htm), einer von 2 "Brillantenträgern" der Kriegsmarine

Gruß, Urs
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 05 Dezember 2020, 12:52:36
Zitat von: TW am 04 Dezember 2020, 21:55:28
Aus dem KTB Minensuchboot M 1 (Oblt.z.S. Brandi) vom 3. und 4.10.1940:
Versuche mit einer neuartigen Nebelboje.
Gruß, Thomas
:MG: Danke Thomas,
Bei der "neuartigen Nebelboje" könnte es sich um die auch bei der Versuchsfahrt 4-5.9.1940  https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,19596.msg218868.html#msg218868 #1 eingesetzte  Nebelboje NB 38 1/4 handeln
Zitat4) Es sollte ferner die Gelegenheit benutzt werden, um die auf Vorschlag der T.I. entwickelte NB 381/4 [NB = Nebelboje] (mit 20 kg festem S0 3 [= Schwefeltrioxid]) im Vergleich zu der eingeführten NB38 zu erproben. Hierfür standen 6 Stück NB38 sowie 10 Stück NB381/4 zur Verfügung......
..
Eine vierte Entwicklung waren die Nebelbojen NB38 und NB 38 1l4. Hierbei handelte es sich Stahlbehälter mit einem
Betonboden, der bewirkte, dass die Bojen zu 3/4  unter Wasser lagen. In dem Stahlbehälter der NB38 befanden sich ein
mit etwa 30 l festern Schwefeltrioxid (S0 3) geladener Innenbehälter (die NB 38 1l4 enthielt ein Viertel dieser Menge =
7,5 l). Durch ein kleines loch im Boden des Behälters kam das Nebelmittel in Kontakt mit Meerwasser und bildete über
einen Zeitraum von 8 Minuten einen künstlichen Nebel, der durch eine große schnabelförmige Öffnung im oberen
Bereich des Behälters nach außen gelangen konnte. Anschließend versank die Boje im Meer

Ist über diese o.g.  Nebelbojen mehr bekannt, wurden sie auf Schiffen eingesetzt?
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 08 Februar 2021, 19:30:24
Hallo,
hier (https://www.weitze.net/militaria/21/Kriegsmarine_Pressefoto_Nebelboje_schwimmt_auf_dem_Wasser_nbsp__345721.html)
ZitatKriegsmarine Pressefoto: Nebelboje schwimmt auf dem Wasser 
.....In voller Fahrt nimmt ein Schnellboot Kurs dorthin...
PK Vorländer Atl. 9.8.41...
Besteht die Möglichkeit, diesen Versuch in einem KTB zu finden ?
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: Urs Heßling am 08 Februar 2021, 19:42:46
moin,

nur mit einem ganz anderen Datum:
28.08.1942   Verlegen (S 20, S 22, S 103) von Swinemünde nach Bornholm
29.08.1942   Erprobungsfahrt (S 20, S 22, S 103) für Kampfstoffversuche in See bei Bornholm
30.08.1942   Verlegen (S 20, S 22, S 103) von Bornholm nach Swinemünde

siehe auch meinen Beitrag #11 in diesem Thread (Seite 1 unten)

Im August 1941 waren gem. KTB alle einsatzbereiten Boote bei "Barbarossa" bzw. in der Nordsee eingesetzt oder aKB in der Werft.

Vielleicht ein "altes" Boot der ehem "Schnellen U-Jagd-Gruppe" (S 10 - S 16) ?

Gruß, Urs
Titel: Re: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 08 Februar 2021, 19:51:11
Danke Urs für die Infos  :MG:
Das waren dann  die Versuche " im August", die hier
https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,19596.msg221433.html#msg221433
als Vergleich genannt wurden.
Titel: Aw: Versuche der Marine mit Kampf- und Nebelstoffen
Beitrag von: bettika61 am 06 Februar 2024, 17:05:00
Hallo,
In einer BAMA Akte taucht auf
ZitatKampfstoffchemiker der Kriegsmarine Herr Dr. SCHMEISS, Braunschweig
hat jemand weitere Informationen über Dr. Hans Schmeiss ?