Richelieu - Berohrung Turm II, 1943

Begonnen von harold, 02 Dezember 2005, 22:16:57

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harold

Neuerdings hab ich das Vergnügen, mich in die Jean Bart und Richelieu betreffenden Bücher von R.Dumas einzulesen.
Neben vielen interessanten Detailzeichnungen (die ich erst ,,aufarbeiten" sollte) ist mein Interesse gleich mal durch folgendes geweckt worden:

Richelieu beschießt am 23.9.40 die gaullistisch-britischen Angreifer, dabei wird durch einen Rohrkrepierer Rohr 7 zerstört, die Rohre 5 und 8 in Turm II fallen ebenfalls irreparabel aus.

Am 30.1. 1943 (17h) verläßt Richelieu Dakar, am 11.2. (16h) kommt sie in NY an und ankert im Hudson River.
Vom 18.2. – 26.8. 1943 wird sie im Brooklyn Arsenal repariert und umgebaut, und dabei WERDEN DIE ROHRE 5, 7 und 8 von Turm II gegen DIE VON JEAN BART ABGENOMMENEN ausgetauscht (ein Rohr von JB verbleibt zur amerikanischen Munitionserprobung in Dahlgren).-

-Jean Bart feuert noch am 10.11. 1942 mit Turm I auf ,,Augusta", hat also zu diesem Zeitpunkt noch alle 4 Rohre von Turm I (Turm II ist nur im Rohbau installiert, ohne Berohrung).
Ab Ende November ist die französische Flott unter Darlan auf Seite der Alliierten, zu Gesprächen über amerikanische Werftaufenthalte von R (und eventuell JB, obwohl die Franzosen lieber Gibraltar hätten)  kommt es bereits anfangs Dezember.

Meine Frage: wie kamen die 4 Rohre (abgenommen von JB) für R nun nach Amerika?

R selbst als ,,Transporter" scheidet aus, denn wenn die Angabe der Abfahrts- und Ankunftszeiten stimmt, und ebenso die bei Dumas erwähnte Durchschnittsgeschwindigkeit von 14 kn, dann ist dies bei ca. 3700sm von Dakar nach NY plausibel. Ein Umweg über Casablanca (wo JB die ganze Zeit über verblieben ist) wären gleich mal ~1300 sm mehr.

Auf den Fotos von der Brooklyn Bridge (11.2. 43) aufs Deck von R weist auch nichts auf eine (sonst sicher sehr prominent sichtbare) Decksladung von 4 SA-Rohren hin.
So scheidet auch ein anliefernder Transport Casablanca-Dakar, der die Rohre an Bord von R bringen hätte können, zwischen 11.11.42 und 30.1.43 aus.

Also müssten die Rohre irgendwann ab Mitte Dezember 42 von JB in Casablanca ausgebaut und deutlich vor Umbauschluss R (26.8.43) von dort nach New York transportiert worden sein.
Vermutlich von einer amerikanischen Transporteinheit (?).

Gibt es DAZU Quellen?

Ciao,
Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Spee

@Harold,

die Rohre sind in Casablanca ausgebaut worden. So steht's im G&D, aber keine weiteren Angaben. Aber es gibt in besagtem Buch ein Bild, auf der man "Jean Bart" sieht, ohne Rohre im Turm I.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Peter K.

Hallo zusammen!

Konkrete Antworten kann ich im Moment leider auch nicht liefern, aber der Ausbau der Rohre aus Turm A der JEAN BART in Casablanca ist auch fotografisch in Campbell, Naval Weapons, für 1943 belegt. Die Aufnahme zeigt die beiden STB-Rohre bereits entfernt und die Arbeiten am linken BB-Rohr gerade im Gange.
Übrigens war der Turm A erst ab Mai 1942 einsatzbereit gewesen!

Die restlichen 4 Rohre der JEAN BART für Turm B sollten 1940 mit einem Frachter von St. Nazaire nach Casablanca gebracht werden. Nachdem 2 Rohre verladen worden waren, fiel allerdings der dafür zuständige Kran aus und die restlichen beiden Rohre verblieben in der Bauwerft. Der Frachter wurde übrigens kurz nach dem Auslaufen von der deutschen Luftwaffe versenkt.
Weiß jemand, WELCHER Frachter das war?
Weiß jemand, was aus dem beiden zurückgebliebenen Rohren wurde?

Jedenfalls wurden 8 weitere Rohre von den Deutschen erbeutet und sollten in Norwegen als Küstenbatterien aufgestellt werden. Diese Rohre waren eigentlcih für CLEMENCEAU vorgesehen gewesen, erhielt aber nach dem Krieg die JEAN BART.

Grüße und Gute Nacht
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

harold

a) Datum der Fotos vom Rohrausbau;
b) Daten amerikanische Transportkapazität Casablanca - New York im ersten Trimester 1943;
c) involvierte Entscheidungsträger (Darlan? - Fènard? - Horne?)(lt. Dumas)

...bin mal auf der Suche nach ner entsprechenden französischen Seite, um dort mal anzufragen...

Harold
4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Spee

@Peter,

die beiden in St. Nazaire verblieben Rohre wurden durch Werftarbeiter unbrauchbar gemacht. Der Kapitän der "Jean Bart" wollte sie eigentlich auf sein Schiff laden lassen, aber dazu war die Tiefe der Ausfahrtsrinne zu gering.

@Harold,

erinnert dich das an die Sache mit Darlan -> "kein voll ausgerüstetes 35.000t-Schlachtschiff in St. Nazaire möglich".

EDIT: Die Musketiere sind gerade angekommen. Vielen, vielen Dank    !!

Die 38cm der "Clemenceau" waren in Norwegen. Nach dem Krieg wurden diese aus Norwegen nach Frankreich zurückgeschickt, um "Jean Bart" ausrüsten zu können.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

kalli

Hallo Harold,

schau dich mal auf der folgenden Seite um. Vielleicht findest du was interessantes zu deinen Fragen. Die Bilder anzusehen lohnt jedenfalls schon einmal.

http://www.warship.get.net.pl/Francja/Battleships/1940_Richelieu_class/_Richelieu_class.html

Einen schönen Wochenend- Gruss
Kalli

Lutscha

Ne, bei warship get steht nix darüber. Bleibt wohl nur ein franz. Forum oder mal bei warships1 nachfragen.

Wer hat sich denn nun alles die Dumas-Bücher bestellt?
Tja, jetzt rächt es sich, dass ich an Französisch kein so großes Interesse hatte... -_-
Das ist ja barer Unsinn, wenn das stimmen würde, hätten SIE ja recht!

Typisch deutsche Argumentationsweise.

Peter K.

Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Spee

@Lutscha,

ich denke 2x Wien, 1x Donauwörth.
:wink:  ich habe auch null Plan. Aber das hatte ich vor 1,5 Jahre mit Garzke & Dulin auch. Mein Schulenglisch war rudimentär bzw. nicht mehr vorhanden. Zwang aus Interesse ist auch eine Ansporn. Werde mich auf den ersten 300 Seiten mit dem Wörterbuch etwas schwer tun, die restlich 20 (?) wird's dann hoffentlich leichter  :)  .
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

t-geronimo

Mal kurz ein wenig off-topic:
Folgendes Ereignis muß für die Franzosen ja eine absolute Katastrophe gewesen sein:

15 Sep 1945: Richelieu, operating with HMS Nelson, strikes a mine in the Straits of Malacca. Wine tank damaged.  :mrgreen:
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Spee

Danach gab's keine Kochtöpfe mehr in der Kombüse und aufklaren scheiterte aus Mangel an Eimern.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

harold

Und wieder ein paar Informationsfuzzelchen mehr:

a) die Granaten für Richelieu (in ihrem Fernost-Einsatz gegen Kriegsende) wurden in den USA nach französischen Unterlagen gefertigt. D.h. es waren keine -wie oft in der Literatur herumgeistert- britischen 38.1cm-Granaten, die adaptiert worden sind, sondern "Originalkopien".

b) Die 38cm der "Clemenceau" waren in Norwegen. Nach dem Krieg wurden diese aus Norwegen nach Frankreich zurückgeschickt, um "Jean Bart" ausrüsten zu können.
Feines Detail am Rande, eben erfahren: die Norweger waren absolut der Meinung, dass die französische Republik ihnen diese Rohre  abkaufen müßte ... nach einigem Hin&Her warense dann soweit, daß sie sie lieferten (und dies dann zu horrenden Frachtkosten, was viel böses Blut machte).

c) Die beiden in St. Nazaire verblieben Rohre wurden durch Werftarbeiter unbrauchbar gemacht.
Nein. Sie wurden unter anderem Metallzeugs bei einem Verschrotter eingelagert ... und die vorproduzierten Seelenrohre ebenfalls (mehr als nur 2). Während der gesamten Besatzungszeit kam niemand auf die Idee, daß ein privater Automobilverschrotter unter seinen Wrackhaufen die Dinger versteckt hielt.

Sämtliche diese Auskünfte nach -ausführlichen!- Diskussionen mit Robert Dumas.

Ciao,
Harold

4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

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