Zerstörer der Benson/Gleaves/Bristol-Klasse

Begonnen von Dominik, 05 November 2005, 19:46:34

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Dominik

Hallo zusammen,

ich habe wieder einmal eine Frage, diesmal jedoch an etwas ungewohnter Stelle! Thema hier sind die amerikanischen Benson/Gleaves/Bristol-Zerstörer.

Die Vereinigten Staaten sind ja eigentlich als Massenhersteller bekannt. Doch bei der Vergabe der drei genannten Zerstörerserien scheint dies nicht ganz übertragbar zu sein.

Hauptunterschied zwischen den Benson- und Gleaves-Einheiten bestanden ja in der geänderten Antriebsanlage. Äußerliches Unterscheidungsmerkmal waren die abgeflachten Schornsteine der Benson im Gegesatz zu den runden auf der Gleaves.

Die ursprüngliche Benson-Klasse wurde bei
- Bethlehem (2x),
- Boston Naval Shipyard (2x),
- Charleston Naval Shipyard und
- Puget Sound Naval Shipyard (je 1x) produziert.

Die ursprüngliche Gleaves wurde bei
- Bath Iron Works (6x),
- Federal Shipbuilding (4x),
- Boston Naval Shipyard (4x),
- Charleston Naval Shipyard (1x) und
- Puget Sound Naval Shipyard (1x) gebaut.

Soweit ist bei mir alles klar.

Da die neue Fletcher-Klasse nicht wunschgerecht anlaufen konnte, wurden je eine zweite Serie aufgelegt:

Benson (2. Los) bei
- Bethlehem (20x),
- Boston Naval Shipyard (4x),
- Federal Shipbuilding (6x) und
- Todd Pacific Shipyards (5x)

und

Gleaves (2. Los) bei
- Philadelphia Navy Yard (2x),
- Norfolk Naval Shipyard (2x),
- Charleston Naval Shipyard (2x) und
- Federal Shipbuilding (4x)

Meine 1. Frage:

Welche Überlegungen standen dahinter, zwei weitgehend identische (bis auf Antriebsanlage und Schornsteine) Zerstörerserien als zweites Baulos und eine dritte (ebenfalls weitgehend identische) zeitgleich in einer Werft (Federal Shipbuilding) bauen zu lassen. Ich hätte es mir erklären können, wenn die (unterschiedlichen) Lieferanten der Maschinenanlage unterschiedliche Werften beliefern würden. Waren hier Lieferverzögerungen der Grund?

Warum gab es von den beiden Serien Benson und Gleaves überhaupt jeweils ein zweites Baulos? Beide scheinen technisch ohne größere Porbleme im Einsatz gewesen zu sein. Dennoch ist es doch für eine Massenproduktion doch sinnvoller, sich auf einen Typ zu beschränken, der ja eh nur bis zur Erreichung der vollen Produktionsquote der Fletcher-Klasse produziert werden soll.

Meine 2. Frage

Die welche gravierenden Unterschiede wies die Bristol- im Gegensatz zur Gleaves-Klasse auf, das man von einer neuen Klasse sprach?

Interessant sind auch hier wieder die beteiligten Bauwerften:
- Federal Shipbuilding (12x) - baute zeitgleich Gleaves, Benson (2. Los) und Gleaves (2. Los)
- Bath Iron Works (2x) - baute etwa zeitgleich Gleaves
- Bethlehem Steel (4x) - baute etwa zeitgleich Benson und Benson (2. Los)
- Boston Naval Shipyard (2x) - baute etwa zeitgleich Benson, Gleaves und Benson (2. Los)
- Charleston Naval Shipyard (2x) - baute etwa zeitgleich Benson, Gleaves und Gleaves (2. Los)
- Todd Pacific Shipyards (5x) - baute etwa zeitgleich Benson (2. Los)

Mit freundlichem Gruß

Dominik

Mario

Hallo Dominik
Ich hab mal versucht, etwas darüber bei Deinem Namensvetter Dominique Lemaire zu finden. Leider bin ich nicht weit gekommen. Aber schau doch mal selbst hinein.
http://users.swing.be/classen1/classe1/804.html#216215

t-geronimo

Hast Du den Whitley über Zerstörer?

Wenn nicht, kann ich ihn Dir einscannen und schicken.
Habe jetzt keine Zeit, ihn hier zusammenzufassen.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Dominik

@ Mario

Lemaire ist bereits bei meinen Favoriten gewesen. Nur scheinen hier einige Fehler/Ungenauigkeiten drin zu sein:

Wenn ich das richtig interpretiere, war die Bristol eine Standard-Gleaves, wie sie in den ersten Kriegsmonaten umgebaut wurden (Wegfall des 5. Turmes). Allerdings exisiteren auch Photos von Bristol-Einheiten mit 5. Turm. Gleichzeitig übernimmt er die 2. Lose der Benson/Gleaves-Serie mit in die Bristol-Serie, obwohl sie die unterschiedlichen Schornsteine der Benson/Gleaves aufwiesen.

Dann wiederum trennt er Gleaves und Livermore. Ein Fehler, da zwar Livermore das erste Schiff der Gleaves-Serie mit der Kesselanlage mit erhöhter Betriebstemperatur war, aber "Gleaves" und "Niblack" noch vor der Indienststellung auf den neuen Standard umgerüstet wurden.

@Thorsten
Den Whitley habe ich leider (immer noch) nicht. Muss meine Bücher-Liste langsam abarbeiten und er steht erst an 3. oder 4. Position :D

Gruß

Dominik

t-geronimo

Möchtest Du Scans über die betreffenden Klassen haben oder warten, bis Du bei Nr. 3 oder 4 angekommen bist? :)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Spee

@Dominik,

ad hoc fällt mir da nur ein, daß auch die Amerikaner anfangs reichlich Probleme mit den Hochdruck-Maschinenanlagen hatten. Deshalb wohl die Änderungen in den Antriebsanlagen.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Dominik

@Spee,

aber zumindest bei der Wahl einer Neuauflage hätte man ja die erfolgversprechendere Serie nehmen können. Und nicht beide von mitunter der gleichen Werft bauen lassen. Deswegen ja meine Frage. Wenn die Triebwerksanlage der Benson besser gewesen wäre, hätte man diese neu aufgelegt, andernfalls halt die Gleaves.

@TG

ich glaube, so lange möchte ich dann doch nicht warten :D Mal schaun, was dieser Herr so schreibt ;)

Spee

@Dominik,

ich komme mal T-G mit seinem Lieblingsautor Terzibaschitsch zuvor  :)  . Dabei ergibt sich ein etwas anderes Bild.
Die ersten 8 Zerstörer dieser Klasse gehören zum Etatjahr 1937, die nächsten 8 Etatjahr 1938, nochmal 8 im Jahr 1939 und der Rest ist Etatjahr 1940 (72 Einheiten).
Etatjahr 1937 sollte noch komplett die "alten" Maschinenanlage erhalten, sozusagen die Prototypen-Klasse "Benson". Aber auf "Gleaves" und "Niblack" konnte schon die neue Antriebsanlage eingebaut werden. Da sie jedoch zum Etat 1937 gehörten, eigentlich "Benson"-Klasse und keine eigene Klasse.
Ab Etatjahr 1938 und mit der neuen Antriebsanlage folgte die Klassifizierung als "Livermore". Ab "Bristol" wurde zur Steigerung der Fla-Kapazität das "Q"-Geschütz nicht mehr eingebaut. Während des Krieges gaben aber auch die "Benson"-Zerstörer dieses Geschütz ab, sodaß das Erscheinungsbild aller Schiffe ziemlich gleich war.
Laut Terzibaschitsch ist dann noch ein Unterschied durch die Schornsteine hinzu gekommen. Gruppe 1 "runde Schornsteine", Gruppe 2 (gefertigt bei Bethlehem und Seattle-Tacoma) seitlich flache Schornsteine. Aber das sollte man alles vergessen, da all die Unterscheidungen nur von "Übereifrigen" gemacht werden. Grundsätzlich kann man laut Terzibaschitsch nur zwei Klassen differenzieren, "Benson"-Klasse mit 5 12,7cm-Geschützen und "Bristol"-Klasse mit 4 12,7cm-Geschützen.
Btw., die "Fletcher"-Klasse ist laut Terzibaschitsch ganz normal angelaufen, da die "Fletcher's" erst ab Etatjahr 1940 bewilligt wurden.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

t-geronimo

Der Mann mit dem T und dem unaussprechlichen dahinter ist gar nicht mein Lieblingsautor! Ich heirate Whitley!

Und der schreibts ziemlich genauso.

Zur Frage 2:
Eigentlich unterschieden sich die Klassen gar nicht.
Da die USA den Schwung im Zerstörerprogramm beibehalten wollten (durch den Krieg in Europa und die zunehmende Angrifflust Japans), wurde beschlossen, den Bau der Benson/Gleaves-Klasse fortzusetzen.
Am 23.05.1940 wurde der Bau von 12 Einheiten gebilligt (DD 453-464).
Im September wurden weitere 15 Einheiten bewilligt (DD 483-497) und im Dezember 1940 weitere 41 (DD 598-628 und DD 632-641).

Letztere sollten eine verbesserte Fla-Bewaffnung erhalten, in dem statt des 12,7-cm-Geschützes Nr. 3 eine 2,8-cm-Vierlingslafette eingebaut werden sollte. Tatsächlich kamen aber zwei Bofors-Doppellafetten und vier 2-cm-Geschütze an Bord.

Die letzten vier Einheiten (DD 645-648) wurden im Februar 1941 bewilligt.

Man probierte später noch, die Breite der Schiffe zu vergrößern, um mehr Wasserbomben für die U-Boot-Jagd mitführen zu können (ursprünglich nur 10 an Bord!). Aber nur Doran und Earle wiesen die größere Breite auf.
Dafür wurden bei allen Schiffen der achtere Torpedorohrsatz von Bord gegeben um so Platz für ca. 30 272-kg- und ca. 30 136-kg-Wasserbomben samt sechs Werfern zu schaffen.
Bei einigen Schiffen wurden Vereinfachungen der Aufbauten durch den Wegfall von Krümmungen eigeführt, um die Fertigung zu beschleunigen.

Ansonsten schreibt Whitley bei den technischen Daten nur: siehe Benson-Klasse.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Dominik

@Spee,

nach deinen Ausführungen wäre der flache Schornstein ja gar kein Erkennungsmerkmal für die Benson-Klasse, wie so viele Internetseite ausführen. Das ist ja interessant! Werde mir gleich ein paar Bilder rauskramen, um mir die bei Boston Naval Shipyard, Charleston Naval Shipyard und Puget Sound Naval Shipyard produzierten Benson- sowie die bei Bethlehem Steel produzierten Bristol-Einheiten anzuschauen. Mal schaun, ob sich da tatsächlich deine genannten Schornsteinkonfigurationen finden.

Zusammenfassend also

- Benson-Klasse (Einheiten bis Niblack) mit alter Antriebsanlage und 5 Türmen, wobei "Gleaves" und "Niblack" auf den Livermore-Stand gebracht wurden. Später Ersatz des 5. Turmes durch Fla

- Livermore-Klasse (restliche Einheiten bis "Bristol") mit neuer Antriebsanlage und 5 Türmen, später Ersatz des Turm Nr. 5 durch Fla (anschließend identisch mit Bristol-Klasse)

- Bristol-Klasse Livermore mit werkseitigen Fla-Stand anstelle des 5. Turmes, Livermore-Einheiten nach Demontage des 5. Turms auf Bristol-Stand bebracht.

Spee und TG, Danke euch beiden!

Gruß

Dominik

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