Kriegsschiffe ausländischer Produktion

Begonnen von kalli, 24 Februar 2004, 20:58:06

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kalli

Ich komme noch mal auf den Beitrag zur ,,Archangelsk" (EX Royal Sovereign)    zurück. Da ging es um die Übergabe des britischen Schlachtschiffes ,,Royal Sovereign" an die Sowjetflotte. Was jetzt kommt, soll die Hintergründe dafür etwas erhellen.
Als am 03.09.1943 die neue italienische Regierung einen Waffenstillstand mit den westlichen Alliierten geschlossen hatte, stellte die Sowjetunion die Frage nach der Aufteilung der italienischen Flotte. ( Außenministerkonferenz in Moskau ).
Die UdSSR beanspruchte ein Schlachtschiff, einen Kreuzer, 8 Zerstörer und 4 U-Boote. Dem wurde auch zugestimmt, es dauerte aber sehr lange, bis man zu einer konkreten Lösung kam. Gerade 1943 hätte die Sowjetunion diese Schiffe dringend gebraucht. Nach Drängen der Sowjetunion erklärten dann die Westalliierten Anfang 1944, dass es nicht ratsam wäre, die italienische Flotte aufzuteilen. Satt dessen sollten Schiffe aus der eigenen Flotte übergeben werden. Zugesagt wurden das Schlachtschiff ,,Royal Sovereign", die Zerstöprer ,,St. Abans", ,,Brighton", ,,Richmond", ,,Chelsa", ,,Lemington", ,,Roxborogh", ,,Georgetown" und ,,Lincoln" sowie 4 kleine U-Boote des Typs ,,Ursula". Aus den USA sollte der schwere Kreuzer ,,Milwaukee" kommen.
Die erstgenannten Schiffe mussten in England von sowjetischen Besatzungen übernommen und nach Murmansk überführt werden. Für die Operation war Vizeadmiral Lewtschenko verantwortlich. Es mussten auf sowjetischer Seite 3000 Besatzungsmitglieder aufgeschlüsselt nach Aufgabenbereichen rekrutiert werden. Die Marschsetzung war am 28.04.1944 mit einem Geleitzug nach Westen. Ein Transporter wurde bei einem Deutschen U-Boot - Angriff versenkt. Die Besatzung konnte gerettet werden. Die Ankunft in Rosyth war am 08.05.1944. Tiefe Enttäuschung machte sich unter den Ankommenden breit, als der Zustand der Schiffe klar wurde. Im guten Zustand befanden sich nur das Schlachtschiff und die U-Boote. Die Besatzungen brauchten erhebliche Zeit, um die Schiffe in einen betriebsbereiten Zustand zu versetzen. Erst am 17.08.1944 konnte der Verband mit Kurs auf Murmansk auslaufen. Die Schiffe kamen am 24.08.1944 an und gehörten nun zur Nordflotte. Im Februar 1947 gingen sie an ihre Lieferanten zurück. Sie waren ja als Ausgleich für italienische Beuteschiffe gedacht. Das hatte sich mit dem Friedensvertrag mit Italien erübrigt, denn nunmehr kamen aus der italienischen Flotte 33 Schiffe in die sowjetische Schwarzmeerflotte, darunter das Schlachtschiff ,,Cesare".
Quelle : Horst Steigleder ,,Admirale unter Hammer und Sichel"

Hier noch 2 Bilder von diesen Zerstörern :

Dostoynii, ex. St. Abans


Zharkii, ex. Brighton

Mario

Hallo Kalli
Hast Du eventuell auch Informationen über Einsätze der Royal Souvereign???

kalli

Hallo Mario,
ich habe gerade eine Grobübersetzung über die Archangelsk, Ex Royal Sovereign gemacht. Also die üblichen Angaben zu Kiellegung, technische Daten, Bewaffnung und so weiter. Dabei habe ich äußerst gute Bilder gefunden, die aber dem Kopierschutz unterliegen. Ich bekomme aber bestimmt die Erlaubnis. Das werde ich am Wochenende angehen. Desgleichen werde ich mich um Informationen über die Beteiligung an Kampfhandlungen bemühen. Da bin ich aber sehr pessimistisch, da das Schiff erst sehr spät zum Einsatz kam. Ich kann mir aber vorstellen, weitere Nachweise zu finden über den Einsatz bei der Konvoisicherung im der sowjetischen Flotte zugewiesenen Bereich. Ansonsten findest du im Schlachtschiffteil folgendes ( Scheer wird das später noch sortieren )

Bei Rohwer/ Hümmelchen sind kurz gefasst folgende Aktivitäten verzeichnet:
Vom 15.08.-06.09.44 nahm sie an Konvoi- Operationen teil.
JW 59 : nördlich des Konvois marschierte der sowjetische Überführungsverband mit Archangelsk und anderen Sowjetischen Schiffen ( unter anderem mit dem Kreuzer Beschatjelneij, der hier schon behandelt wurde ).
14.- 24.09.44 versucht U 315 ( Oblt. Z.S. Zoller ) i den Kola- fjord einzudringen und die Archangelsk anzugreifen, der Versuch scheitert an der Netzsperre.
Ein weiterer Versuch von U 313 ( Kptlt. Schweiger ) vom 28.- 10.10. scheitert ebenfalls.

Diese Beispiele zeigen, dass die deutsche Kriegsmarine in diesem alten Schlachtschiff eine große Gefahr sah.

Huszar

Aus ausländischer Produktion kamen noch die Lützow (mehrmals umbenannt), Nürnberg (Admiral Makarow), Hessen (Tsel), F-7 (V-225 Zielschiff), 2 Typ 34-Zerstörer (E. Steinbrink -> Pilkij), 12 M-Boote Typ 35, 8 Raumboote aus der Serie GR-301, Eisbrecher Pollux (Name blieb Pollux).

Interessantestes Schiff: rumänisches T-Boot Zborul (Musson). Das Boot wurde 1914 in Trieste gebaut, und diente unter der Kennung 81 T in der k.u.k. Marine. 1920 wurde es rumänien zugesprochen, 1945 an die SU ausgeliefert. 1949 wieder an rumänien, und wurde erst 1960 abgewrackt.

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Warjag

Moin, moin

@Kalli

Die UdSSR hat aber 9 Zerstörer von England bekommen. Der 9. hatte den komischen Namen "Churchill"  :lol: ("Dejatelnyj") und wurde 16.01.1945 vom deutschen UBoot "U 286" im Barentzsee versenkt.

@Huszar

Die "Lützow" ("Petropawlowsk", "Tallin", "Dnepr") wurde noch vor dem Kriegsabbruch gekauft. Und nach dem Krieg kamen viel mehr Schiffe.
- 1 Schlachtschiff (ital.)
- 1 Panzerschiff (finn.)
- 2 LKrz (1 deutsch. und 1 ital.)
- 26 Zerst (4 rum., 10 deutsch., 7 jap., 5 ital.)
- 42 Uboote (3 rum., 33 deutsch., 6 ital.)
- 5 Monitoren (rum.)
- 18 FlußKBt (11 deutsch., 3 rum., 4 jap.)
- 22 Wachschiffe (2 rum., 1 deutsch., 19 jap.)
- 3 Minenleger (1 rum., 2 jap.)
- 4 Netzleger (3 deutsch., 1 jap.)
- 4 Sperrbrecher (deutsch.)
- 73 MBt und RBt (72 deutsch., 1 jap.)
- 26 HilfsMBt (4 finn., 15 deutsch., 4 rum., 3 bulg.)
- 104 MFP/AF und Siebelfähre (deutsch.)
- 3 Landungsfahrzeuge (1 jap., 2 ital.)
- 10 Begleitschiffe, Tender usw. (1 rum., 9 deutsch.)

Eine kleine Flotte :)
Schöne Grüße,
Dmitrij

t-geronimo

Habt ihr zufällig was über die Rückgabe der Archangelsk an die Briten?
Ich meine irgendwo gelesen zu haben, sie solle im wahrsten Sinne des Wortes ziemlich beschissen ausgesehen haben.
Ich weiß aber nicht mehr, wo und ob das nur reine Polemik war.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Huszar

Soweit ich weiss, sah sie schon bei der Übergabe an die Russen besch*** aus. Angeblich kam sogar denen das Lachen. (fragt mich bitte nicht nach Quellen, kann mich nicht erinnern.)

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

kalli


kalli

@Huszar ,
ich kann mich an diese Einschätzung auch gut erinnern. Eben habe ich mal schnell bei Kusnezow geblättert aber nichts gefunden. Am Wochenende habe ich gewiß mehr Zeit um zu suchen.
Das man während eines Krieges ein Schiff hauptsächlich in Gefechtsbereitschaft hält und es nicht auf Hochglanz bringt, insbesondere im Nordmeer, dürfte wohl jedem klar sein.

Das mit dem besch.... im wahrsten Sinne des Wortes hört man ja sehr oft. Russen wunderten sich, dass Wasser aus der Wand kommt u.s.w.
Mal abgesehen davon, dass ich noch in den 70 er Jahren in Sachsen Anhalt und Mecklenburg Dörfer kennengelernt habe, die ihr Wasser aus Brunnen bezogen haben, so reihe ich das ins Reich der Polemik ein.
Selbst wenn es so war ( mit dem besch.. ) möchte ich nicht wissen, wie es 1945 mit den hygienischen Bedingungen bei den anderen, insbesondere deutschen Einheiten aussah.

Peter K.

Hallo zusammen!

In Kuznezow´s "Auf Siegeskurs" (Seite 88ff) beklagt der Autor zwar, daß die Flotte nur alte, mitgenommene Schiffe der Verbündeten erhielt, aber die ROYAL SOUVEREIGN scheint bei der Übergabe an die Russen keineswegs in einem schlechten Zustand gewesen zu sein!
Die Besatzung war bis zur Abfahrt nach Rußland am 17.08.1944 bereits in der Lage das Schiff sicher mit Höchstfahrt zu fahren, auch artilleristisch wurde es gut beherrscht!

Grüße
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

kalli

@Peter K.,
Danke für die Seitenangabe. bei meiner Ausgabe finden sich die Äußerungen erst später ( ab Seite 90 ).
Übergabezeremonie am 30.05.1944, 11.15 Uhr. Und Kusnezow schreibt sehr stolz, wie schnell die sowjetische Besatzung das Schiff übernommen und beherrscht hat.
Ich werde das aber trotzdem erst am WE noch einmal genauer lesen, es gibt auch noch andere Beschreibungen.
Schöne Grüße
kalli

kalli

und fast hätte ich es vergessen ( warjag - sorry ) wir haben doch schon was im Archiv !!!!!
Schaut es euch doch mal an  :D

http://www.marinearchiv.de/russland/Schlachtschiffe/Revenge_-_Klasse/Archangelsk_his/archangelsk_his.html

Huszar

Hallo,

Laut Whitley wurde die Royal Sovereign am 05.11.1943 in den REservestatus versetzt, und erst am 30.05.1944 (bei der Übergabe wieder reaktiviert.) In einem halben Jahr kann mM recht viel verrosten. Wenn wir noch in Betracht ziehen, dass in den nächsten fünf Jahren (Rückkehr: 04.02.1919) höchstwahrscheinlich keine Werftliegezeit erfolgte (wo denn?), wäre es ein Wunder, wenn das Schiff nicht besch**** ausgesehen hätte.


mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

t-geronimo

Ich meinte im wahrtsen Sinne des Wortes, also mit Fäkalien beschmutzt in vielen Abteilungen.

Ich ordne das aber auch eher in die Fantasiewelt ein.
Wenn mir nur einfallen würde, wo ichs gelesen habe...
Ich werde wohl alt..
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

kalli

Na und - ein Scheißkrieg hinterläßt eben auch Scheiße. Sorry : viele Tote und ein wenig an Fäkalien.

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