z. Zt. kein guter Stern über der "Gorch Fock"

Begonnen von t-geronimo, 04 September 2008, 17:28:42

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Elektroheizer

PS:
Zitat von: Urs Hessling am 23 Januar 2011, 23:28:41Die Wache wird im sogenannten "englischen System" gegangen, d.h. es gibt in 24 Stunden 7 Wachen (0-4, 4-8, 8-12, 12-16, 16-18, 18-20, 20-24). Damit - und das ist der Sinn - verschiebt sich die Wachzeit einer bestimmten Wache von Tag zu Tag um einen Platz. Jede 4.Nacht kann also als "Freiwache" durchgeschlafen werden, ansonsten gibt es mindestens 4 h Schlafenszeit.
Boah, was wär ich auf dem Tender für sowas dankbar gewesen. Ist das auf englischen Schiffen so üblich?
Ich habe das Grauen gesehn

Urs Heßling

Zitat von: Elektroheizer am 23 Januar 2011, 23:46:08
Boah, was wär ich auf dem Tender für sowas dankbar gewesen. Ist das auf englischen Schiffen so üblich?

zum Ersten:  :-D 

zum Zweiten siehe hier http://en.wikipedia.org/wiki/Watch_system

als Ergonom bin ich ein Verfechter des one-in two (leider nicht in der Marine praktiziert), wegen der längeren Schlafenszeiten (mögl. Tiefschlaf und REM-Phasen), aber gegenüber dem Link-Beispiel um 2 h verschoben (d.h.Anfang des Schemas um 02:00)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Ralf

#152
Sorry, aber ohne Reiz keine Steigerung... Das lernt man nicht nur bei der Trainingslehre zu einem Handballtrainerlehrgang...

Ist schon drastisch welche politischen Wege eingeschlagen werden, um aus der Sache "Kapital" zu schlagen. Die Opposition schreit jedes Mal "Rücktritt", egal was passiert und ist froh nicht an der Regierung zu sein, weil sie dann diese Erklärungsnöte eben auch hätte. Dabei ist es wohl egal, wer grad regiert...
Zu Gutenberg will nun aufräumen, hm, ob das so gut ist?
Ist dünnes Eis. Ich weiß, aber ich denke auch, dass bestimmte Dinge sein müssen, damit es nicht zu einer "Meinungsarmee" wird, in der dann im Ernstfall erst einmal über den Befehl des Vorgesetzten abgestimmt bzw. in Diskussionsrunden über Alternativen nachgedacht wird. Sorry, geht so nicht...

Es ist ein Spiegelbild dessen was auch im Allgemeinen in der Gesellschaft passiert. Wir verweichlichen an den Laptops und den Iphones der Nation und können nur hoffen, dass die kämpfenden Soldaten bald von Robotern ersetz werden. Ein guter Bekannter von mir, Spieß an der Marine-Schule in Mürwick erzählte mir am WE, dass die den allgemeinen Sporttest abgeschafft haben, weil den keiner mehr schafft. Holla, da sagt einiges aus, oder? Dann, liebe Mitleser, dann muss die Gorch Fock weg, dann muss sie stillgelegt werden. Denn dann ist das zu gefährlich, aber es ist ein Armutszeugnis der verfettenden Konsumgesellschaft...

Schikane sagen die einen, notwendiges Übel zur Stählung von Geist und Körper sagen die anderen. Naja, wer keine 10 Liegestützen schafft, der schreit schnell Aua, wenn es anstrengend wird... Aber, PC sei Dank, ist das Körperliche ja nicht so wichtig... Und da muss ich dann auch etwas chauvinistisch werden und den Damen zu rufen, dass nicht die Männer unsere Körper aufgebaut haben, sondern Mutter Natur. Und wenn ich körperlich nicht stark genug bin, dann sollte ich das lassen. Es gibt auch Frauen die das schaffen und dann haben die das auch verdient. Und eine Gewehrkugel kennt keine Gleichberechtigung.

Ich bin auch fett, zu fett und habe vielleicht auch als ehemalige Leistungssportler eine andere Sichtweise zum Sport im Allgemeinen. Aber körperliche Fitness ist für mich ein Muss für jede Führungsriege in einer Armee, auch mit wenig Schlaf und unter Druck... Und wenn die Vorgaben eben die sind, dass ich auf einem Schiff wie GF halt hart gedrillt werde, dann ist das so. Und wenn ich das nicht will, dann soll ich mich nicht melden. Wenn man es nachher nicht geschafft hat, muss man nicht ,,Schikane" schreien, wenn man selbst die Voraussetzungen nicht mitbringt oder dem Druck, der da ja bewusst aufgebaut wird, nicht gewachsen ist. Oder ist das Wasser Schuld, wenn der Fisch nicht schwimmen kann?

Sicher schlägt auch einer der Stammbesatzung über die Stränge und ich denke, dass das das Führungsteam genausten im Blick haben muss, aber ich denke auch, dass Drill bis an die Grenzen und auch darüber hinweg, wichtig ist, überlebenswichtig... Vielleicht sollte man die medizinischen Test in Frage stellen, der diese Kadetten freigibt?

Ein guter Freund von mir ist Ende 50 und Lehrer an einer Mittelschule. In Lehrerkreisen ist es normal, sagt er, dass die Anforderungen dem Klassenspiegel, also dem Leistungsniveau, angepasst werden, damit man keinem Ärger mit Eltern und Schülern bekommt, da man ja auch im nächsten Jahr wieder so viele Schüler wie möglich haben möchte... Da wundern mich die Pisa-Ergebnisse nicht...

Wenn ich etwas trainiere, muss ich so nah wie möglich an die Realität ran. Besser noch, ich trainiere in der Realität. In den Bundesligen heißt das Spielpraxis, im Berufsleben Erfahrung. Und für mich gehört ,,der miese Drill" als ein Teil der Ausbildung dazu. Es ist ein Teil einer Ausbildung zum Überleben.
Es ist nicht nur der Untergang einer Tradition, eines völkerverbindenden Gedankengangs ja noch aus Kaiserszeiten oder gar noch weiter, es ist ein Armutszeugnis unserer Gesellschaft sowohl politisch, militärisch wie auch in Bezug auf die Werte, die hinter einer Offiziersausbildung aus meiner Sicht stehen sollten... Es ist zum heulen...
Gruß
Ralf
___________________________________________
,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

brueckenhein

Seefahrer sind wie Kletten, sie halten alles zusammen

AJFuchs67

Hi Ralf,
ZitatWenn ich etwas trainiere, muss ich so nah wie möglich an die Realität ran. Besser noch, ich trainiere in der Realität. In den Bundesligen heißt das Spielpraxis, im Berufsleben Erfahrung. Und für mich gehört ,,der miese Drill" als ein Teil der Ausbildung dazu. Es ist ein Teil einer Ausbildung zum Überleben.

So siehts nun mal aus! Und für Offiziere , die im Ernstfall nicht nur für Ihr Leben verantwortlich sind gilt das mM nach im Besonderen.Die Herren Taliban u Bombenleger nehmen wohl eher keine Rücksicht auf eine etwaige unrealistische Ausbildung!
Wer dann im scharfen Einsatz den Krieg um 18 Uhr ,zwecks Einhaltung  der Essenszeiten u der anschließenden Durchführung der gewohnten  8 stündigen Nachtruhe, für den Tag als beendet erklärt, wird wohl schnell
feststellen müssen ,das andere da nicht mitspielen wollen.

Das Thema Sportliche Eignung ist auch sehr interessant, lt Aussage Deines  Bekannten ist der Test abgeschafft ,weil keiner ihn mehr schafft!
Komisch ,die Fitnessstudios sind voll,im Park gibts mehr Jogger als Bäume und im Fernsehen wimmelts von gesunden
jungen Leuten. Warum ist von denen keiner bei der BW?
Obs wohl am Ansehen der BW in der Öffentlichkeit liegt? Oder daran das viele keine Lust haben in sogenannten Friedenseinsätzen durch schlechte oder fehlende Ausrüstung ins Gras zu beißen?
Kann es sein das junge Leute sich vera.....t fühlen ,wenn die BRD 13 Millionen Schuldenerlass für Afghanistan spendiert,aber unseren Soldaten ,die dort in der Sch..... sitzen gesagt wird ,für notwendige Ausrüstung sei kein Geld da?
Ich denke wenn sich da was ändert,ändert sich auch die Motivation zur BW zu gehen u mit der Motivation
sowohl der Level der menschlichen Eignung als auch der körperlichen Eignung zum Offizier oder Soldaten!

Gruß Fuchs

Es grüßt der Fuchs

Leutnant Werner

Bezüglich der körperlichen Fitness bin ich ganz bei Dir, Ralle,

aber es ist eins, einen Rekruten in einem Boot-Camp bis an die Grenze der Leistungsfähigkeit zu treiben und der kommt dann die Holzwand im Hindernis-Parcours nicht mehr hoch, oder jemanden durch mangelndes Verantwortungsgefühl in einer Rah 27 Meter über dem Deck in eine lebensgefährliche Situation zu bringen.

Und von den Vorwürfen der sexuellen Belästigung an Offiziersanwärtern beiden Geschlechts wollen wir mal gar nicht reden.

Was mir als (ehemaligem) Reservisten außerdem nicht gefällt, ist der mangelnde Respekt des Unteroffizierskorps der Stammbesatzung gegenüber den Offiziersanwärtern,  w e n n  denn die dahingehenden Zeitungsberichte der Wahrheit entsprechen. Angeblich geht es bei der Ausbildung auf der Gorch Fock doch um die seemännische Ausbildung und nicht darum, die Spreu vom Weizen zu trennen, oder?

Hurvinek

Zitat von: Leutnant Werner am 24 Januar 2011, 12:22:48
(...)
Und von den Vorwürfen der sexuellen Belästigung an Offiziersanwärtern beiden Geschlechts wollen wir mal gar nicht reden.

Was mir als (ehemaligem) Reservisten außerdem nicht gefällt, ist der mangelnde Respekt des Unteroffizierskorps der Stammbesatzung gegenüber den Offiziersanwärtern,  w e n n  denn die dahingehenden Zeitungsberichte der Wahrheit entsprechen. Angeblich geht es bei der Ausbildung auf der Gorch Fock doch um die seemännische Ausbildung und nicht darum, die Spreu vom Weizen zu trennen, oder?


Danke, Lt. Werner.

Vor allem geht es doch wohl um die Ausbildung, also ums Lernen! Manches, was zu lesen ist, erweckt jedoch den Eindruck, als solle man das alles schon beherrschen, sobald man an Bord kommt.

Was mich vor allem irritiert: Es geht doch wohl auch um die Schärfung des Bewusstseins, dass ein solches Schiff nur im Team, und nicht von einem alleine gefahren werden kann. W E N N einige der Berichte, die ich den letzten Tagen gelesen habe (Diebstahl, sexuelle Belästigung, Schikanierung von Lehrgangsteilnehmern durch die Stammbesatzung etc.), stimmen, dann wage ich zu bezweifeln, ob mit dem Teamgeist und der Kameradschaft an Bord wirklich alles so rosig ist, wie die Marine in ihren Werbebroschüren gerne beschreibt.
"Der SOPO fährt, also Fender raus! - Alle!"

Trimmer

Schöne Beiträge - nun frage ich mich aber wer da mangelndes Verantwortungsgefühl hat. Hat nicht der Kadett das Recht zu sagen " Ich kann das nicht ". Gut er setzt dabei seinen weiteren Weg aufs Spiel aber die Entscheidung liegt bei ihm und diese Entscheidung hat er doch wohl schon getroffen als er das Deck der "GF" zum ersten Dienstbeginn betrat.Oder will mir jetzt hier einer erklären das der Kadett nicht schon vorher wusste auf was er sich da einläßt. Also ich hätte mich auch nicht z.B zu  den "Fallis" gemeldet weil ich gewußt habe wie es da lang geht .

Trimmer- Achim
Auch Erfahrung erhält man nicht umsonst, gerade diese muß man im Leben vielleicht am teuersten bezahlen
( von Karl Hagenbeck)

Leutnant Werner

(...)"Gut er setzt dabei seinen weiteren Weg aufs Spiel aber die Entscheidung liegt bei ihm"(...)

Damit ist doch schon alles gesagt, Achim. Wer will schon ein Weichei sein? Die Offiziersanwärterin war ja offenbar schon erschöpft, als sie gefragt wurde, ob es noch gehe und dass sie sich nicht so anstellen solle.
Wer sich anstrengt und schwitzt, verliert durch den Abgang von Körperflüssigkeit an Konzentrationsfähigkeit, und das nicht zu knapp. Es liegt also im Verantwortungsbereich des jeweiligen Ausbilders, zu erkennen, wie weit er jemanden treiben kann und wann es denn mal gut ist, denn der Sportler erkennt das manchmal wegen der Anstrengung nicht mehr so gut. Ich bin -wie Ralf- Trainer einer Sportmannschaft, und ich kann das erkennen.

Ein hauptberuflicher Ausbilder muss das in 27 Metern Höhe allemal erkennen können, sonst hat er da nix zu suchen.

Urs Heßling

hi,

Zitat von: Leutnant Werner am 24 Januar 2011, 12:22:48
... jemanden durch mangelndes Verantwortungsgefühl in einer Rah 27 Meter über dem Deck in eine lebensgefährliche Situation zu bringen.

wie meinst Du denn das jetzt genau - schon das aufentern lassen (überhaupt) ... oder etwas anderes ? Wenn ich die Berichte richtig gelesen habe, hatte Frau Seele eine angebotene "Pause" auf der Bramsaling abgelehnt. edit: ist geklärt , habe gerade Deine mail gelesen, die sich mit meiner überschnitten hatte. Du meinst also, die Pause hätte befohlen werden müssen - ja, das kann man so sehen.


Zitat von: Leutnant Werner am 24 Januar 2011, 12:22:48
Und von den Vorwürfen der sexuellen Belästigung an Offiziersanwärtern beiden Geschlechts wollen wir mal gar nicht reden.
Einverstanden, aber in anderem Sinne, denn es sind bis jetzt nur Vorwürfe , Belege fehlen (noch).


Zitat von: Leutnant Werner am 24 Januar 2011, 12:22:48
... der mangelnde Respekt des Unteroffizierskorps der Stammbesatzung gegenüber den Offiziersanwärtern,  w e n n  denn die dahingehenden Zeitungsberichte der Wahrheit entsprechen.
Sie werden mindestens "ein Körnchen Wahrheit" enthalten, denn das war aufgrund der besonderen Situation - Maate mit teilweise (!) schlechter Schulbildung stehen als Vorgesetzte Soldaten eines nach Vorgesetztenverordnung höheren Dienstgrads (Seekadett ist dienstältester UO) mit im Schnitt guter Schulbildung gegenüber - immer wieder ein "Problemchen" der "Gorch Fock", bei dem die Segeloffiziere (wie im Heer Zugoffiziere) gefordert waren, erkennbare Mißstände sofort und nachdrücklich zu unterbinden (was dann nicht immer der Fall war)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Elektroheizer

Zitat von: Hurvinek am 24 Januar 2011, 13:00:16Vor allem geht es doch wohl um die Ausbildung, also ums Lernen! Manches, was zu lesen ist, erweckt jedoch den Eindruck, als solle man das alles schon beherrschen, sobald man an Bord kommt.

Was ich in dieser Hinsicht in den letzten Tagen gelesen habe, kann ich nicht wirklich glauben. In die Takelage klettern ohne Vorbereitung und Einweisung kann ich mir einfach nicht vorstellen.

Man kann ja über Militär sagen was man will, auch viel schlechtes - mit guten Gründen. Aber auf taugliche Ausbildung und Sicherheit wird traditionellerweise Wert gelegt. Und beim Lehrgang auf der Schiffssicherheitsschule Neustadt 1982 war ich sehr überrascht von dem guten pädagogischen Konzept, hätte ich dem Verein gar nicht zugetraut. Da wird man nicht ins kalte Wasser geschmissen, sondern fängt erstmal ganz entspannt im warmen Wellenbad an. OK, das kalte Wasser kam später, bei der Leckabwehr im Hulk  - im Januar *brrrrr*

Was nicht heißen soll, das man das eine oder andere nicht mal überdenken sollte. Etwa ob man die Arbeit unter Ermüdung wirklich in den Wanten üben muß.


Zitat von: Hurvinek am 24 Januar 2011, 13:00:16W E N N einige der Berichte, die ich den letzten Tagen gelesen habe (Diebstahl, sexuelle Belästigung, Schikanierung von Lehrgangsteilnehmern durch die Stammbesatzung etc.), stimmen, dann wage ich zu bezweifeln, ob mit dem Teamgeist und der Kameradschaft an Bord wirklich alles so rosig ist, wie die Marine in ihren Werbebroschüren gerne beschreibt.

Sowas in der Richtung kann ich mir nun wieder durchaus vorstellen. Allerdings auf "normalen" Einheiten (auch anderer Teilstreitkräfte), kaum auf der Gorch Fock. Die ist ja nicht irgendein Schiff. Zumal, Zitat wikipedia: "Die Ausbildung der Marineoffizieranwärter auf der Gorch Fock wird dabei seit 2005 fortwährend wissenschaftlich untersucht". Kaum anzunehmen, daß dabei diese Horrorgeschichten nicht irgendwann rausgekommmen wären.

Oder da müsste gewaltig was aus dem Ruder gelaufen sein.
Ich habe das Grauen gesehn

Captain Hans

Hallo Ralf und Achim

Kann euch beiden nur zustimmen top

Das Ausschlachten in der Presse und in der Politik (Oposition) finde ich einfach zum Kotzen.
Ich warte einfach mal die Untersuchungsberichte ab, bevor ich mich nochmal dazu äußere.

In der Seemannsschule Falkenstein kamen damals alle Ausbilder von einem Segelschulschiff der Kriegsmarine.
Am ersten Tag mußten alle 80 Kadetten in drei Wachen antreten.
Die Ausbilder standen vor uns  und der erste Offizier brüllte "Klavierspieler vortreten"

Es traten 4 Mann vor.

Der 1.O entschied nun: "Eure Putzstation sind die Toiletten"

Das kann man nun als Schikane, übertriebene Härte oder sonst was auffassen

Um ehrlich zu sein, wir restlichen 76 Mann konnten uns ein Grinsen kaum unterdrücken.

Ich kann mich auch noch daran erinnern, daß ich des öfteren beim Einschlafen mir ausmalte wie
ich den einen oder anderen Ausbilder langsam und genußvoll umbringe.

Was sie aber schafften war, daß sie aus uns Muttersöhnchen Männer machten, die etwas einstecken konnten,
die sich in eine Hirarchie einordnen konnten, sich sellbst forderten und sich unterordnen und in einem Team einordnen konnten
ohne gleich ihre Persöhnlichkeit zu verlieren.

Die Kameradschaft unter uns Kadetten war großartig und wenn uns einer der Ausbilder zu viel schikanierte
fiel ihm eben mal ein Farbpott mit weißer Farbe aus der Takelage auf dem Kopf. (Die Uniform war hin)

Was natürlich gewaltiges Strafexerzieren in der Takelage zur Folge hatte.

Beim Kutterpullen auf der Elbe bekam ich Krämpfe in den Unterarmen aber dies verschwand nach einigen Übungen
und als unser Kutter dann bei einer Wettfahrt gewann, war ich sehr stolz.

Körperlich und sportlich wurden wir sehr gefordert, aber als ich dann als Decksjunge auf einem Kümo anmusterte
war ich fitt und darum gings ja bei der Grundausbildung.

Auf vielen Schiffen der Handelmarine geht es auch nicht gerade wie in einem Müttergenesungswerk zu.

Rückblickend kann ich nur sagen, daß mir, bei meiner weiteren Laufbahn, die harte Grundausbildung sehr geholfen hat.

viele Grüße

Hans    
,Nur wer sich ändert,bleibt sich treu"!!!
,,Nicht was du bist,ist das was dich ehrt,wie du bist,bestimmt den Wert"!!!

Ralf

...und zu Deiner Zeit, lieber Hans, stellte niemand nichts in Frage... Heute wird alles in Frage gestellt. Ich habe hier schon mal geschrieben. Wir sind nicht mehr das Volk der Dichter und Denker, sondern der Nörgler und Motzer... Jeder hat zu allem eine Meinung... Und für die derzeitige Oposition ist das alles ein gefundenes Fressen. Zu Guttenberg war in den Umfragen halt zu gut... Passt doch sehr gut... Man, man... Und da tun sie sich alle nichts, egal welche Partei. Nur leider sinkt das Niveau seit Jahren und ich verliere nicht erst jetzt den Glauben daran, ob es so etwas wie Ehre oder Respekt unter denen überhaupt gibt... Nun denn...

@Lt. Werner: Bin voll bei Dir, aber sehe es ähnlich die Urs. Und ich bin sicher, dass das eine oder andere nicht koscher war. Und gerade bei der sexuellen Belästigung, wenn so gewesen, bin ich auch für hartes Durchgreifen. Und jeder hier von uns weiß, wie schwer da die genauen Abgrenzungen sein können.

Das mit dem Respekt ist aus meiner Sicht auch wieder eine Spiegelung der Gesellschaft. Welcher Jugendliche hat den heute noch Respekt vor dem Opa, der an der Straße steht oder geht? Ich hoffe, meine Jungens lernen es von mir. Sicher kann ich mir da natürlich auch nicht sein. Und ich habe mich selbst auch bei der einen oder anderen Respektlosigkeit ertapt, als ich jung war, aber versuche es Ihnen - also meinen Bengels - heute vorzuleben...

Ich finde es so schade, dass dieses hübsche Schiff nun so zerredet wird...

Gruß
Ralf
___________________________________________
,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

brueckenhein

Ich vermisse hier das sich der Marineinspekteur VAdm. Schimpf vor seine Leute und die Marine stellt. Oder habe ich da was verpasst?
Seefahrer sind wie Kletten, sie halten alles zusammen

Captain Hans

#164
Hallo Ralf

muß dir schon wieder zustimmen - wird langsam zur Gewohnheit :-D

möchte hier den Komiker Dieter Nuhr zitieren

" Demokratie heißt eine Meinung haben zu können nicht zu müssen.
Wenn man keine Ahnung hat einfach mal die Fresse halten"

Ist schon komisch wenn die Komiker die Wahrheit verkünden und die Politiker zu
Komikern werden.

Gruß

Hans
,Nur wer sich ändert,bleibt sich treu"!!!
,,Nicht was du bist,ist das was dich ehrt,wie du bist,bestimmt den Wert"!!!

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