Pinsel-Kunde

Begonnen von madtatt, 26 August 2008, 19:02:32

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madtatt

Ahoi Matrosen.
Da es vielleicht den ein oder anderen hier gibt, der sein Modell nicht Airbrushen kann oder will, hier mal eine kleine Pinselkunde.

Grundkriterien eines guten Pinsels.
Auch hier ist für den Erfolg, die Qualität entscheidend!
Nicht alles was Haare hat, ist ein Pinsel erster Güte. Auch bei einem so simplen Werkzeug wie dem Pinsel, gibt es gewaltige Unterschiede in der Qualität so wie in der Sortenvielfalt.
Lasst uns das Angebotsspektrum einmal anschauen:
Um es einfach zu machen, billige Pinsel mit denen man in der ersten Klasse etwas reißen kann, können wir hier getrost vergessen.
Wir brauchen professionelles Werkzeug, auch beim Pinsel.
Es sollte schon ein Rotmarder, Eichhörnchen (Feh) oder Zobel sein, von dem die Haare stammen. Bei gröberen Pinseln von Wild oder Hausschwein (Borsten).
Sollten Pinsel mit hochwertigen synthetischen Fasern benutzt werden, ist auf eine gute Kapilarwirkung zu achten. Das heißt, die Farbe muss vom Pinsel gut aufgesaugt werden, bei gleichzeitiger Formstabilität des Pinsels.
Auch nicht zu unterschätzen ist die Bindung der Haare. Es gibt nichts schlimmeres als wenn der Pinsel in die Farbe seine Haare verliert.
Und zu guter letzt, sollte auch der Griff vernünftig zu halten sein um in sicher und sauber zu führen.

Pinsel Formen.
Hier mal die geläufigsten Formen:

a.) Aquarell- und Retuschierpinsel in Form wie "V".

b.) Ölmalpinsel, rund. Form wie die eines Ei´s.

c.) Ölmalpinsel, flach. Diese ergeben eine stumpfe Malkante.

d.) Katzenzungenpinsel. Die Form ist Spitz und verjüngt sich zur selbigen.

Pflege der Pinsel.
Naturhaarpinsel sind empfindlich gegen starke Laugen oder Säuren.
Pinsel aus Schweineborsten darf man nicht lange in Wasser liegen lassen, da sie Quellen und danach weich werden.
Pinsel mit PVC-Borsten kann man nicht in heißen Wasser reinigen. PVC verliert bei 50 grad Celsius seine Elastizität.
Man sieht das man dem Reinigen von Pinseln mit großer Sorgfalt begegnen muß.
Hierzu verwendet man spezielle Pinselreiniger oder den lackspezifischen Verdünner.
Besonders bei Arbeit mit Polyurethan,- oder Nitrolacken sollte man die Pinsel auch schon in Pausen, also zwischen den Arbeitsgängen in Verdünner hängen.

Die meisten Verdünner und Pinselreiniger greifen auf Dauer das Haarmaterial an und lassen es spröde werden. Deshalb sollte man nach dem Reinigen, den Pinsel noch mal in lauwarmen Seifenwasser auswaschen.
Ungenügende Reinigung lässt einen Pinsel verhärten und es bilden sich Stippen. Reste der Pigmentierung und des Lösungsmittels lassen Flusen entstehen, die sich beim nächsten Gebrauch lösen und dann mit aufgepinselt werden. Eben Stippen.
Beim Auswaschen und anschließenden Trocknen, den Pinsel niemals auf den Boden stellen.
Zum einen, weil sich in den Gefäßen mit Pinselreiniger schnell ein Sumpf absetzt. Das Haarkleid des Pinsels nie in diesen Sumpf eintauchen, es würde vollständig mit Stippen verunreinigt werden.
Zum anderen biegen sich die Haare und der Pinsel verliert seine Spitze. Zum guten Schluss brechen sie dann irgendwann ab. Und ratet mal wo ihr die Bruchhaare dann findet, genau, in der nächsten Lackierung.
Also macht es so wie auf meinem Bild oben mit der Wäscheklammer. Mit ihrer Hilfe könnt ihr wunderbar die Eintauchtiefe bestimmen.
Ihr solltet nämlich nicht den Pinselgriff in den Reiniger tauchen, da sich dessen Lack ablösen könnte und das Holz aufquillt.

Fazit.
Der Pinsel ist ein wichtiges Arbeitsgerät bei der Oberflächengestaltung.
Wie wir bereits festgestellt haben, sind umsichtige Pflege und aufmerksamer Umgang unbedingt nötig.
Die Vorteile des Arbeitens mit dem Pinsel sind die einfache Handhabung, der Farbauftrag ohne Farbverluste und die vielseitige Anwendbarkeit.
Die Nachteile dieser Methode sind jedoch so gravierend, daß man-trotz bestem Material, nur schwer zu spitzen Ergebnissen kommen wird.
Beim Streichen werden immer Schichtdickenunterschiede auftreten, welche die Oberfläche optisch nicht gleichmäßig erscheinen lassen, besonders bei großen Flächen.
Und der Rumpf eines Schiffes, ist nun wirklich nicht klein.
Und auch beim Einsatz von geeigneten Pinseln und gut verlaufender, hochviskoser Farbe, bleiben in der Regel Pinselfurchen sichtbar.
Damit kommt diese Methode, wenn wir auf optimale Ergebnisse wert legen, nur für kleinflächige Arbeiten in Frage.
Das Lackieren eines Rumpfes mit den Ausmaßen eines Schlachtschiffes, bleibt einfach Stückwerk und macht somit wenig Sinn.
Airbrush heißt also das Gebot der Stunde! :MZ:
Mit freundlichen Grüßen, Jölle.


winni

Es sind immer die Abenteurer die große Dinge vollbringen.


Montesquieu.

Karsten

Hi Jölle,

super Hinweise. Ich kann sie nur bestätigen. Als ich noch Schüler war, waren edle Pinsel unerschwinglich. Mann, was habe ich mich mit den billigen Pinseln abgequält - und wie bescheiden waren die Resultate. Heute einen feinen Echthaar-Pinsel und die Preiserchen sehen ganz anders aus.

Da ich mich an Airbrush nicht ran traue und auch die Räumlichkeiten dafür nicht habe, lackiere ich größere Flächen mit der Farbwalze/dem Farbroller. Das geht auch ganz gut, wenn auch bestimmt nicht so perfekt wie Airbrush.

Wenn sich bei kleineren Flächen "Pinselfurchen" bilden, nehme ich das bewusst in Kauf. Auch beim Original ist die Oberfläche nicht hundertprozentig eben.

Grüße,

Karsten
Viele Grüße,

Karsten

madtatt

Zitat von: Karsten am 26 August 2008, 21:18:44
Da ich mich an Airbrush nicht ran traue und auch die Räumlichkeiten dafür nicht habe,....

Ahoi Karsten.
Trau dich nur, Airbrushen kannst du in der kleinsten Hütte.
Klick mich.
Und wenn du mit wasserlöslichen Farben arbeitest, hast du noch nicht einmal Atemgifte in der Umgebungsluft. :MZ:
Mit freundlichen Grüßen, Jölle.


t-geronimo

Eichhörnchen???????  :-o :-o

Ab sofort werde ich jedes Modell häßlich finden, das mit Pinsel lackiert wurde!!  :x
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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madtatt

Na solange die nicht pro Pinsel einen Eichhornschwanz nehmen, geht es doch noch.
Vielleicht haben sie die Haare ja auch vom Eichhörnchen-Friseur!
Mit freundlichen Grüßen, Jölle.


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