Türkei/Griechenland: Segeltörn CHIARA 2008

Begonnen von Peter K., 15 August 2008, 00:28:01

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Peter K.

Unser diesjähriger Sommertörn führte uns erstmals in türkisch-griechische Gewässer, da wir von diesem Segelrevier mit seinem beständigen und kräftigen Meltemi schon viel positive Resonanz vernommen hatten und es einfach einmal ,,antesten" wollten. Als weitere Premiere nahmen an diesem Törn auch HAROLD und LT. WERNER teil, weshalb ich hier einen kurzen Törnbericht einstellen möchte:

Wir charterten also für eine Woche den österreichischen Katamaran CHIARA samt Skipper GERHARD, hier im Dinghi (von der weiblich Crew scherzhaft ,,Dildo" genannt, weil es aufgrund seiner Vergangenheit als Segelboot entsprechende Schlingerbewegungen aufwies) mit seiner CHIARA im Hintergrund, aufgenommen am 05.08.2008 in Pedi auf der griechischen Insel Symi.


Auf diesem Bild der CHIARA, aufgenommen am 04.08.2008 in der Bucht von Kuruca, Türkei, ...

... fällt das ungewöhnliche Schonerrigg der 17 m langen, 7 m breiten und etwa 20 t verdrängenden CHIARA besonders auf - ebenso, wie mach´ andere Raffinesse und viele Kleinigkeiten, die wir nach dem Kojenbezug in Bodrum, Türkei, bestaunen durften. GERHARD ist nämlich nicht nur Skipper, sondern auch Eigner und Erbauer des Schiffes, der es nach mehrjähriger Bauzeit im schönen Kärnten zuerst in der Adria und danach seit nunmehr 13 Saisonen neun Monate im Jahr in der Türkei segelt.

Hier ist einer der beiden Rümpfe in Spanten zu sehen ...

... und hier der Steuerbordrumpf mit den Ausnehmungen für die 2 x 6 m² großen Liegenetze:

Ich bitte die schlechte Qualität der letzten beiden Aufnahmen zu entschuldigen, aber das Abfotografieren von über 15 Jahre alten Bildern ließ keine besseren Ergebnisse zu.

Heute sieht dieser Teil im ,,harten Einsatz" so aus:

SILVIA, TANJA, FRITZ und EKKE ,,grillen" in Knidos, Türkei, aufgenommen am 02.08.2008

Damit wären wir dann bei der Zusammensatzung der Crew, hier fesch adjustiert mit den eigens angefertigten Crew-Polos:

v.l.n.r.: HAROLD, PETER, EKKE, TANJA, SILVIA, GERHARD, und FRITZ, aufgenommen am 05.08.2008 in Pedi auf Symi

Nach dem Bunkern der Verpflegungssätze und reichlichem Auffüllen der Getränkelast warfen wir also am 02.08.2008 in Bodrum, Türkei, die Leinen los und liefen - vorbei am Küstenwachboot SG101 (Details hier) der türkischen Coast Guard ...

... und die alte Kreuzritterfestung ,,St. Peter" passierend – aus.


Auf der folgenden Seekarte lässt sich der weitere Ablauf des Törns recht gut verfolgen:


Ein ungewöhnlicher Südwest-, später Westwind in moderater Stärke 5 ermöglichte uns auf annähernd südlichem Kurs bereits eine Geschwindigkeit von kanpp 7 kn, obwohl wir nur die Genua gesetzt hatten. Nachdem wir das Leuchtfeuer bei Knidos ...

... und das Wrack an der Steilküste passiert hatten, ...

... drehte der Wind aber auf Ost und ließ sehr stark nach. Bei unangenehmer Dünung bargen wir also das große Vorsegel und motorten in den ehemaligen Handelshafen des antiken Knidos, um zu ankern. Die 23 sm lange Tagesstrecke legten wir mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 6,6 kn zurück.

Am 03.08.2008 vormittags liefen wir zunächst unter Motor vor den Strand von Palamut zum Baden, danach steuerten wir bei wenig Wind auf einem Vorwindkurs (auch ,,Schmetterling" oder ,,Butterfly" genannt) unter Segel bis zum Leuchtfeuer Ince ...

... und ankerten schließlich abends unter Zuhilfenahme der Motoren nach einer Tagesfahrstrecke von 22 sm in Datca, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 3,4 kn entsprach. Während des Ankermanövers vertörnte sich auch noch die Angelschnur in der Steuerbordwelle, die GERHARD am nächsten Vormittag in mühevoller Unterwasserarbeit wieder freilegen musste

Am 04.08.2008 abends ankerten wir nach 12 sm Fahrt mit durchschnittlich 4,8 kn Geschwindigkeit in der Kuruca-Bucht auf 15 m  Wassertiefe – entsprechend steckten wir über 70 m Kette! Danach verspeisen wir noch eine, von GERHARD köstlich am bordeigenen Grill zubereitete Hammelkeule.
... vorher:

... nachher:


Das Tagesziel des 05.08.2008 war der Hafen Symi auf der gleichnamigen griechischen Insel. Nach einer relativ knappen Begegnung mit einem segelnden Gulet auf 36°40,9 N, 027°53,5 E ...

... mussten wir jedoch schon beim Einlaufen in Symi feststellen, dass kein Liegeplatz mehr frei war. Daher verholten wir uns in die nächste Bucht nach Pedi, wo wir nach 14 sm Tagesstrecke erneut ankerten und damit eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 5,1 kn erreichten. Abends fuhren wir dann mit dem Bus über den Bergrücken ins nahe Symi und genossen dieses bezaubernde griechische Hafenstädtchen:


Am 06.08.2008 motorten wir zunächst bei unangenehm hoher Dünung zurück zum Leuchtfeuer Lice und kreuzten dann unter Segel bei nur 2 bis 3 Windstärken nach Palamut auf, wo wir nach 21 sm im Hafen anlegten. Damit ergab sich für diesen Tag eine Durchschnittsgeschwindigkeit von nur 3 kn.

Auch der 07.08.2008 verwöhnte uns zunächst nicht mit Wind – nur eine Beaufortstärke zwang zur Verwendung der ,,eisernen Segel" (Motore). So rundeten wir die Huk mit dem bereits bekannten Feuer Knidos und steuerten dann nördlichen Kurs. Schließlich waren uns Neptun und Poseidon aber doch wohl gesonnen, denn ab der Höhe des Leuchtfeuers Phokas auf der griechischen Insel Kos frischte es schlagartig aus Westen auf und es blies mit 6, ja sogar 7 Windstärken!. DAS war segeln pur und als Topspeed erreichten wir immerhin 12,5 kn Geschwindigkeit. Nach zwei Wenden und einer Fahrstrecke von 29,5 sm ankerten wir letztendlich in Akyarlar. Als Durchschnittsgeschwindigkeit waren an diesem Tag 6,6 kn zu vermerken.
Hier entstand dann diese Aufnahme:

v.l.n.r.: LT. WERNER, PETER K. und HAROLD, alle uniformiert

Mit der letzten Etappe über 9,5 sm am 08.08.2008 zurück nach Bodrum fand dieser leider sehr windschwache Törn seinen Abschluss. Insgesamt legten wir nur bescheidene 131 sm mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4,6 kn zurück. Aber immerhin sind HAROLD und EKKE Seebeine gewachsen!



EDIT: Die Seekarte ist etwas klein geraten, daher im Anhang nochmals etwas größer - bitte anklicken!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Ulrich Rudofsky

Ulrich Rudofsky

öli


Auf so einem  :KS/:  wär ich jetzt auch gerne, statt hier meinen Nachtdienst abzusitzen. :-)

byron

Hallo Peter  und co.,

Das ist Urlaub, bravo Jungs. Rhodos, Symi, Kos und Alikarnassos sind auch meine Ziele im September.

Gruesse von Byron


www.wehrmacht-in-griechenland.de.vu

Ralf

Neid kann durchaus positiv sein: Ich gönne es Euch! Schönes Bilder...
Gruß
Ralf
___________________________________________
,,Du kannst Dein Leben nicht verlängern und Du kannst es auch nicht verbreitern. Aber Du kannst es vertiefen!"
Gorch Fock

Huszar

Na, dann hattet ihr wohl richtig viel Spass!  :-D


mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Leutnant Werner

Das hast Du schön gemacht, PETER. Leider habe ich meine Bilder noch nicht bearbeiten können. Ich lade sie erst heute in meinen PC. Na vielleicht kann man die eine oder andere aufnahme noch nachlegen

Beste Grüße
Ekke

TD

Hallo Peter, dank für den feinbebilderten Bericht.

Ich hatte allerdings gedacht die Yacht wäre weitaus kleiner gewesen und ihr hättet bei knapper Verpflegung richtig
"malochen" müssen.

Sooo ein großer Pott und ganze Hamelkeulen, war ja fast "Luxus pur".

Aber, man wird ja älter...

Nochmals Dank

Theo

...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

harold

Jo, nun auch von mir n paar Zeilen dazu...

Bereits in Bodrum, noch vor'm Start, war mir klar, dass ich meine Nächte auf Deck schlafend verbringen werde - einesteils deshalb, weil ich nun doch a bissele zum Schnarchen neige  :wink: - aber der wirkliche Grund waren die paar still-verzauberten Viertelstunden vorm Wegschlafen, noch n Raki / Ouzo süffln, einen Himmel voller Sterne gucken (war ja erst kurz nach Neumond).

Der Skipper ... naja, immerhin hat er sich das Boot in 8 langen Jahren selber gebaut.
Das muss man sich mal vorstellen - n 34-jähriger schmeißt seinen Beruf, baut und baut und ..., und dann kommen die Jahre, die langen Jahre, in denen er über n Charter das Geld wieder reinfahren muss.
Muss.
Nicht leicht, so was.-
Und er selber leider (aber irgendwie verständlich) auch kein Leichtgewicht in der Kommunikation.
Manchmal hätte ich mir schon mehr Schweigen an Bord gewünscht, auch von meiner Seite (aber auf so viele "Aufg'legte" nicht zu reagieren war mir dann doch nicht gegeben,  :| schäm!).

Rückblende, 1971/72/73 ... als junger Bub Helfer beim Bootsbau, und dann, als "Sowitasgoht IX" zu Wasser war, an der Vorschot (oder eben überall, wo man fix & beweglich sein musste). Mein "master & commander" damals, ein über 80-jähriger Bootsbauer, Bildhauer; ja - da hab ich zum letzten Mal wirklich gesegelt (die paar Törns mit'm "Pirat" danach gelten eher nicht).
Und wie ich geguckt hab, wie das heute alles ist! 2-Gang-Winschen, automatische Stopper, giro-gesteuertes Kurshalten, Lazy-Jack's, ...
... nach einem Dritteljahrhundert erstmals wieder über Tage auf einem Boot sein, manche Knoten kommen mir bekannt vor, andere nicht; Seebeine beim Motoren (geht nicht!) und selbstverständliche Seebeine unter Wind (der Körper erinnert sich...)
Alles fremd und neu, und doch irgendwie Bodensee und Kindheit.
Das war schon seltsam.-

In Pedi an Land gehend, "Mönsch jezz biste zum ersten Mal in Griechenland!"; in Palamut mit gereffter Genua so hart wie möglich am Wind einrauschen; in Kuruca abends unter den Tamarisken n paar stille Stunden vertrinken und -denken ... doch, das hatte was. Auch wenn uns der Wind zu wenig, und die Hitze manchmal zuviel war.

Tja, abschließend nach meinen Dank an Peter für die Einladung zum Törn! War sicher nicht so leicht für eine eingespielte Segler-Crew (Peter, Silvia und Fritz) Ekkehard und mich noch zusätzlich "mitzuschleifen"...

Fotos - hab ich keine. Meine Kamera hat all die Tage über treu meinen Tisch zuhause bewacht  :-D (irgendwas vergisst man immer).







4 Ursachen für Irrtum:
- der Mangel an Beweisen;
- die geringe Geschicklichkeit, Beweise zu verwenden;
- ein Willensmangel, von Beweisen Gebrauch zu machen;
- die Anwendung falscher Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Mario

Wirklich ein gelungener Urlaub, zumal es in diesem Seegebiet auch genug zu sehen gibt. Küsten, Festungen, Häfen usw.
Ich muß noch 7 Tage aushalten, bis unser Flieger Richtung Ägäis abhebt. Euer Bericht hat wirklich Freunde gemacht und Vorfreude geweckt.
@byron
Segelst Du auch, oder betreibst Du "Island-Hoping" ?

byron

Hallo Mario,

Nein segeln tue Ich nicht, das ist mit viel Arbeit verbunden, die man sich vor dem Kauf eines Segelbootes nicht vorstellen kann. Ich bin gluecklich mit meinem kleinen Motorboot "MUCK" (siehe Avatar), einen Zodiac 3,20 m mit einer MERCURY von 25 PS. Damit komme ich an alle Steilkuesten nahe, bin von keinem Hafen abends abhaengig und kann auch bei den tollsten Wellen reiten.

Vor einer Reise mit einem groesseren Boot will Ich warnen. Das hab ich schon gemacht und hab die tollsten Sachen erlebt. Da muss man sehr vorsichtig seine Mitreisende waehlen, es entstehen unsagbare Reibereien auf dem engen Raum. insbesondere wenn Frauen mitfahren. Es kann unter Umstaenden eine nervliche Strapaze werden. (Was meisnst Du Peter?)
Wenn es keinen Wind gibt werden die Fahrten sehr lang, der Motor bring nicht mehr als 6 sm/h, es ist heiss, sehr heiss, nicht jedes Mannes Sache. Abends fuehlt man sich dann wie ein leerer Sack und Alkohol macht die Sache noch schlimmer.

Bei passender Gesellschaft natuerlich, kann es traumhaft werden; fuer Menschen die das Abenteuer lieben und genuegsam sind.

Im Oktober nimmt mich ein Fischerboot-Kapitaen (Profi, Boot mit Schleppnetzen) auf eine viertaegige Fangroute in die Ostaegaeis mit. Die Crew sind Aegypter wie oft in GR, ruhige nette Arbeiter des Meeres. Meine Vorfreude ist gross, ein neues Erlebnis wartet auf mich.


www.wehrmacht-in-griechenland.de.vu

Peter K.

ZitatDa muss man sehr vorsichtig seine Mitreisende waehlen, es entstehen unsagbare Reibereien auf dem engen Raum. insbesondere wenn Frauen mitfahren. Es kann unter Umstaenden eine nervliche Strapaze werden.

Da kann ich dir nur voll und ganz zustimmen, BYRON!
Reine Männer- oder Frauen-Crews sind wesentlich einfacher als gemischte Crews. Trotzdem kann der enge Raum an Bord - besonders auf Monos und weniger auf Kats - schnell zu Reibereien wegen Kleinigkeiten führen, auch wenn sich die einzelnen Crewmitglieder zu kennen glauben! Richtig lernt man seine Mitfahrer erst an Bord kennen!

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man nur ein einziges Mal auf einem Segeltörn mitfährt oder immer wieder an Bord geht!  :wink:
Grüße aus Österreich
Peter K.

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