Willibald ULBING - "österreichischer" Ubootskommandant und Segler verstorben

Begonnen von Peter K., 10 Oktober 2007, 20:29:12

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Peter K.

Wie ich erst heute erfahren habe, ist nach dem letztjährigen Ableben von Walter KIMMELMANN - siehe http://forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,3963.0.html - mit Oberleutnant zur See Willibald ULBING ein weiterer "österreichischer" Ubootskommandant im Sommer dieses Jahres verstorben.

Willibald ULBING wurde am 19.08.1920 in Wien geboren.

Seine 87-jährige Verbundenheit mit dem Meer kam nicht von ungefähr, denn schon sein Großvater fuhr in der K.u.K. Kriegsmarine als Linienschiffsarzt zur See und auch sein Onkel brachte es bis zum Linienschiffsleutnant.

1939 rückte Willibald ULBING als Teil der Crew XII/39 zur deutschen Kriegsmarine ein, fuhr dann auf dem Segelschulschiff GORCH FOCK und schließlich als Kadett auf dem Linienschiff SCHLESWIG-HOLSTEIN. Ab August 1940 folgten Bordkommandos auf Minensuchbooten und am 01.11.1940 wurde er zum Fähnrich zur See befördert.

Im Juli 1941 begann Willibald ULBING seine Ubootsausbildung, die im Jänner 1942 abgeschlossen war. Dazwischen lag seine Beförderung zum Oberfähnrich zur See am 01.11.1941. Anschließend war er bis September 1943 als Wachoffizier bei der 26. und 24. Unterseebootsflottille in Pillau bzw. Memel - beides Ausbildungsverbände - eingesetzt, unterbrochen von seiner Beförderung zum Leutnant zur See am 01.04.1942.

Danach wurde Willibald ULBING im September 1943 als Wachoffizier auf U 129 (Feldpostnummer 41124) der 2. Unterseebootsflottille unter Oberleutnant zur See Richard von HARPE versetzt, der dieses große Boot vom Typ IXC am 12.07.1943 übernommen und mit der Rückkehr nach Lorient am 05.09.1943 bereits eine, allerdings erfolglose, Feindfahrt absolviert hatte.

So lief Willibald ULBING an Bord von U 129 am 09.10.1943 aus Lorient zu seiner ersten Feindfahrt aus, die ihn zuerst in den Mittelatlantik, dann in die Gewässer um die Bermudas, Kap Hatteras und Florida und schließlich bis vor Neufundland führte. Erst am 31.01.1944 lief das Boot nach 114 Seetagen wieder in Lorient ein.
Versenkungen:
Am 04.12.1943 um 08.57 Uhr wurde der kubanischer Dampfer LIBERTAD (5.441 BRT) angegriffen und durch Torpedotreffer im Quadrat DN1264 versenkt.
Weitere T5- bzw. FAT-Fehlschüsse waren am 13. und 30.12.1943 gegen Zerstörer in den Quadraten DC4993 und DC2168 zu verzeichnen.
Bereits am 01.12.1943 war Willibald ULBING zum Oberleutnant zur See befördert worden.

Am 22.03.1944 lief das Boot erneut zur Feindfahrt aus Lorient aus, diesmal in den Südatlantik, vor die brasilianische Südostküste und in die Gewässer vor Rio de Janeiro. Nach 119 Seetagen kam das Boot am 19.07.1944 wieder in Lorient an.
Versenkungen:
Am 06.05.1944 um 21.53 Uhr wurde der britische Dampfer ANADYR (5.321 BRT) angegriffen und durch Torpedotreffer im Quadrat FK6758 versenkt.
Am 11.05.1944 um 23.00 Uhr wurde der britische Dampfer EMPIRE HEATH (6.643 BRT) angegriffen und durch Torpedotreffer im Quadrat FR4583 versenkt.
Ein T5-Fehlschuß war am 26.05.1944 im Quadrat FQ5758 zu verzeichnen.

Am 18.08.1944 wurde U 129 im Bunker KEROMAN I in Lorient selbst versenkt, weil mit der Einnahme des Kriegshafens durch die Amerikaner gerechnet werden mußte und das Boot wegen fehlender Batterien und mangelnder Fahrtüchtigkeit nicht nach Norwegen auslaufen konnte.

Willibald ULBING absolvierte aber von August bis Oktober 1944 einen Lehrgang bei der 3. Uboot-Lehrdivision in Neustadt und einen Kommandanten-Schießlehrgang bei der 23. Unterseebootsflottille in Danzig. Danach erfolgte die Kommandierung zur Baubelehrung bei der 8. Kriegsschiffbaulehrabteilung und am 02.12.1944 übernahm er mit U 2347 (Feldpostnummer 50196) ein kleines, aber modernes Elektro-Uboot vom Typ XXIII als Kommandant. Das Boot diente aus Ausbildungsboot - zuerst bis 15.02.1945 bei der 32. Unterseebootsflottille in Königsberg und Hamburg, anschließend bei der 4. Unterseebootsflottille in Stettin. Am 05.05.1945 versenkte man das Boot in der Geltinger Bucht selbst.

Nach dem Krieg manifestierte sich Wilibald ULBING´s Verbundenheit mit dem Meer durch seinen Eintritt in den Wiener Yacht Club, in dessen Vorstand er ab 1953 tätig war und der ihn 1992 zu seinem Ehrenpräsidenten gewählt hat. Auch im Landessegelverband Wien wirkte Willibald ULBING und war zuletzt in dessen Aufsichtsrat tätig.
Insbesondere gilt er aber als Pionier des Ausbildungs- und Prüfungswesens des Österreichischen Segelverbandes und noch wenige Wochen vor seinem Ableben nahm er eine Segelprüfung ab!

Ich selbst habe Herrn ULBING vor sieben oder acht Jahren persönlich kennengelernt, als er mein Prüfer beim sogenannten A-Schein für österreichische Binnengewässer war. Beim praktischen Teil dieser Prüfung entschloß ich mich damals aufgrund von schrallendem Starkwind und vermutlich auch, weil ich kurz davor bei ähnlichen Verhältnissen ein Boot zum Kentern gebracht hatte, trotz gegenteiligen Anratens anwesender "Besserwisser" als einziger Prüfling dazu, nicht mit Vollzeug zu fahren, sondern einzureffen - also die Segelfläche zu verkleinern. Herr ULBING´s lapidarer Kommentar gegenüber jenen "Besserwissern" war lediglich, daß das die Entscheidung des Skippers sei, dieser sei für Crew und Schiff verantwortlich, da habe niemand dreinzureden, nicht einmal er selbst! Nun, meine Prüfungsfahrt war dann im Vergleich zu jenen der anderen Teilnehmer relativ ruhig und stressfrei ...

Willibald ULBING setzte am 23.07.2007 zum letzten Mal die Segel ...

:MG:
Grüße aus Österreich
Peter K.

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Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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