W. Meier-Dörnberg, Ölversorgung der Kriegsmarine 1935-1945

Begonnen von Grubert, 17 August 2005, 15:49:22

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Grubert

Moin,
wie im Chat versprochen stelle ich mal die betreffenden Öl-Bücher vor.

Heute:

Wilhelm Meier-Dörnberg
Die Ölversorgung der Kriegsmarine 1935 bis 1945    ISBN 3-7930-0170-9

Zur Person:

Wilhelm Meier-Dörnberg

Geb. 1937 in Hofheim/Ts. 1957 Eintritt In die Bundeswehr. 1960-1966 Studium der Geschichte und Anglistik an der Johann-Wolfgang Goethe-Universität In Frankfurt am Main. 1963/64 Aufenthalt in England. Nach Staatsexamen Kompaniechef und Tätigkeit Im Militärgeschichtlichen Forschungsamt. 1971/72 Führungsakademie der Bundeswehr; Major.


Das Buch:

Wilhelm Meier-Dörnberg
Die Ölversorgung der Kriegsmarine 1935 bis 1945    ISBN 3-7930-0170-9

Klappentext:
Diese Arbeit untersucht, wie stark die völlig ungenügende Ölversorgung die deutsche Seekriegführung im Zweiten Weltkrieg bestimmte.
Dem Verfasser geht es dabei zunächst um die Maßnahmen, die die deutsche Marineleitung in den dreißiger Jahren ergriff, um die im Aufbau befindliche Flotte im Hinblick auf eine kriegerische Auseinandersetzung mit Heiz- und Dieselöl zu versorgen. Die Bemühungen der Kriegsmarine um Ölkonzessionen im Ausland, um Steigerung der Importe und stärkere Berücksichtigung bei der deutschen Mineralölproduktion führten zu Auseinandersetzungen mit Heer, Luftwaffe und Görings Vierjahresplanbehörde: Ein aufschlussreicher Abschnitt der Wehrwirtschafts- und Rüstungsgeschichte des »Dritten Reiches«.
Im Kriege selbst kann von einer reibungslosen Versorgung der Flotte nur bis zum Frühjahr 1941 - und das auch nur mit Hilfe der Beute aus dem Westfeldzug - die Rede sein. Der Beginn des Rußlandfeldzuges stellte auch für den Krieg zur See eine tiefe Zäsur dar: Er entzog der Kriegsmarine weitgehend das rumänische Öl. Schließlich führten Abgaben an die italienische Marine zu einer weiteren Verschlechterung der Nachschublage. Nur eine drastische Kontingentierung erlaubte der Seekriegsleitung ein Mindestmaß an Operationsfreiheit. So war die mangelhafte Ölversorgung eine wesentliche Ursache des Rückzugs der schweren deutschen Überwasserstreitkräfte aus dem Atlantik und des unzureichenden Geleitschutzes für die Versorgungstransporte nach Nordafrika.

Meine persönliche Meinung:
Die Informationslage zu diesem sehr speziellen Thema ist allgemein eher dünn. Um so mehr erlangen die einzelnen Informationen in diesem Buch Gewicht.
Gut recherchiert, mit Fußnoten und Anlagen angereichert bewegt sich dieses Buch schon in Richtung eines "Standardwerkes" wenn nicht...

...ja wenn nicht dem aufmerksamen Leser bei der Lektüre ständig neue Fragen in den Sinn kämen, die das Buch offen läßt.

Unberücksichtigt bleibt, nach der Nennung der Namen  und Tätigkeitsbereiche der Mitarbeiter im Wehrwirtschaftsstab oder im Amt für deutsche Roh- und Wertstoffe, der Ablauf von Transaktionen (bis hin zum Goldtransport nach Südamerika) mit den unterschiedlichsten Gesellschaften, Banken und Zahlungssystemen um Konzessionen in Mexiko oder im Irak zu erhalten. Ebenso unberücksichtigt ist die Durchführung der Lieferungen von ausländischem Öl an die Kriegsmarine in den Jahren 1939-45.

Aber hier heißt es, auch als fragender Leser Maß zu halten. Wer Antworten auf wirtschaftliche Verflechtungen der Kriegsmarine erwartet ist von den 110 Seiten dieses Buches enttäuscht. Hier findet Aufarbeitung der Geschichte des "Dritten Reiches" in den Reihen der Bundeswehr 1973 statt.
Dafür ist dieses Buch schon in doppeltem Sinne Spiegel des Zeitgeistes. Wir können heute lesen wie die Sichtweise der Führungsakademie der Bundeswehr in den siebzigern war, in einer Sprache die heute, wie die gesamte Ölversorgung der Marine in den Jahren 1935 - 1945 teilweise etwas seltsam anmutet.

Leider ist dieses Buch nur noch im Antiquariat zu erhalten. Die rund 20 bis 30 Euronen sind meiner Meinung nach aber gut angelegt.

Gruß Grubert
www.oelhof.de

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