Unbekanntes Kleinst-U-Boot

Begonnen von Jemiba, 26 August 2023, 19:56:56

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Jemiba

Guten Abend zusammen,

im Secret Projects Forum ist dieses Gefährt aufgetaucht. Die Quelle konnte der Schreiber nicht mehr genau angeben, "irgendein Buch über deutsche und japanische Kleinst-U-Boote" war es wohl. Und auch wenn zumindest ich das Schild an der Wand nicht entziffern kann, wie japanisch sieht es für mich nicht aus, bleibt also die Vermutung, daß es etwas deutsches ist.
Ich halte es für ein unfertiges Boot, der Teil mit dem Turm ist dann nur der Druckkörper, noch ohne die Bootshülle, daher auch die vorstehenden Fenster im Turm. Die Struktur mit den ringförmigen Spanten würde dann mal den Antrieb beherbergen, die Torpedos sind schon an der Stelle, an der sie später plaziert werden. Aber warum fehlen ihnen die Seitenruder ?
Eine andere Idee war, daß die Torpedos hier nur als Antrieb dienen sollten uns die untere Struktur ein Torpedoabgangsrohr sei.
Aber vielleicht kennt ja jemand das Foto, oder das Boot, bzw. Bootsprojekt ?
Es dauert lange, bis man alle Fehler mal gemacht hat ...

Violoncello

Hallo Jemiba,
ich habe das Foto zwar in keinem Buch über "deutsche oder japanische Kleinst-U-Boote" gefunden. Es erinnert aber zumindest an ein Modell des Versuchs-Klein-U-Boots "Adam", des Vorläufers des Klein-U-Boots "Biber".
Viele Grüße
Violoncello

Jemiba

Danke, die Vermutung hatte ich auch schon. Allerdings liegt die hintere Rumpfstruktur doch deutlich tiefer, als der vordere Teil, der ja vermutlich den eigentlichen Druckkörper darstellt. Kann natürlich sein, daß der Druckkörper beim Bau erst noch in die übrige Struktur abgesenkt werden sollte, allerdings irritieren mich dann die Verbindungen zu den Torpedos etwas.
Es dauert lange, bis man alle Fehler mal gemacht hat ...

Darius

Hallo zusammen,

ja, sehe ich ähnlich.
Ich habe mal die Fotos & Zeichnungen bei Harald Fock, Marinekleinkampfmittel, durchgeschaut.
Es ist eine Mischung zwischen WELMAN (S. 83 - es fehlen aber die Seitenwulsten mittschiffs) und ADAM (S. 97 mit Fotos vom Bau - evtl. zeigt das Foto von Jemiba einen Zwischenstand der Kontruktion?).

Bei www.secretprojects.co.uk gibt es einen Hinweis auf ein anderes Gefährt (Katamaran-Boot).


:MG:

Darius

OWW

Moin,
kann denn der Typ der Torpedos bestimmt werden?? Dann wäre das ein Indiz für das Produktionsland.
Gruß
Oliver

K.d.K.

Moin Moin,

Ich kenne das Bild auch und habe mir in der Vergangenheit darüber den Kopf zerbrochen. Ich denke, es ist deutsch, da es sich bei den Torpedos um normale G7e-Torpedos handelt. Die Flossen wurden größtenteils entfernt und an ihrer Stelle wurden zwei Tiefenruder angefertigt. Es wurden viele Dinge erfunden, die nicht zum weiter entwicklung kamen oder sofort abgelent wurden. Es hat nichts mit Adam und Biber zu tun. Es ist nur ein Druckkorper, vielleicht nur mit Tauchzellen. Zusammen mit dem Seitenruder kann es nur zur Steuerung des Bootes verwendet werden. Sie sehen Stahlkabel, die für die Steuerung vom Seitenruder durch zwei Löcher ins Rumpf des Schiffes gehen. Unter und über den Torpedos verlaufen außerdem Stahlseile von den Tiefenrudern nach vorne. Es ist nicht leicht zu erkennen, wohin, aber zumindest, wo sich der Fahrer befindet. Ich denke, der Stahlkorb unten ist meiner meinung nach für einen Torpedo oder eine Torpedomine gedacht.
Ich habe weder deutschen noch englischen Archivakten finden können. Wie weit dieses unbekannte Projekt fortgeschritten war, lässt sich nicht feststellen. Es sieht mir alles sehr provisorisch aus.

Viele Grüsse, Roland


K.d.K.

Auf dem Vergleichsfoto meines TIII (G7e) Topedos meines Bibers erkennt man deutlich die markierten Punkte.
Diese vier Schrauben im Vierkant dienen zur Befestigung des geraden Laufgeräts, auch Kreisel genannt.

Jemiba

Erstmal danke für die Antworten !
Eine Frage zu der Theorie, daß die Torpedos als Antrieb dienen sollten : Vom Gefechtskopf wäre hierbei praktisch nur die leere Hülle geblieben, d.h. ein G7e hätte damit einen Auftrieb von ca. 250 - 300 kg gehabt, zusammen also 500 - 600kg ? Allerdings konzentriert im vorderen Teil der Gesamtkonstruktion, die dann meiner Meinung nach, so wie hier zu sehen, stark hecklastig gewesen sein dürfte ? Fehlen also auf dem Foto noch Teile des gesamten Bootes ?
Es dauert lange, bis man alle Fehler mal gemacht hat ...

Schorsch

Hallo!

Zitat von: Jemiba am 29 August 2023, 08:25:03(...)
Eine Frage zu der Theorie, daß die Torpedos als Antrieb dienen sollten : Vom Gefechtskopf wäre hierbei praktisch nur die leere Hülle geblieben, d.h. ein G7e hätte damit einen Auftrieb von ca. 250 - 300 kg gehabt, zusammen also 500 - 600kg ? (...)
...zu dieser speziellen Frage ist zu sagen, dass der normale G7e einen Untertrieb von ca. 276 kg hatte, dass also die Masse des gefechtsklaren Torpedos die Masse des von ihm verdrängten Wassers um eben jenen Betrag überschritt. Insoweit hätte der Untertrieb durch das Weglassen der Hauptladung von ca. 300 kg ausgelichen werden können, aber nur, wenn der leere Torpedokopf (pressluftgefüllt oder anders druckfest gemacht) am Gerät verblieben wäre.

Bei den Torpedos der anderen Klein- und Kleinstuboote löste man das Untertriebsproblem, indem man einen Batterietrog der ursprünglichen zwei nicht mehr zum Einbau brachte und die daraus resultierende Geschwindigkeits- und Reichweiteneinbuße der so modifizierten Torpedos im Vergleich zum ursprünglichen G7e in Kauf nahm. Aber da ging es nur um den Torpedo an sich.

Also müsste man den druckfest gemachten, leeren Torpedokopf und das aus dessen Lage notwendige Ballastgewicht, um den Trimm des Gesamtgerätes einigermaßen einzuhalten, berücksichtigen. Viele Probleme und nur wenige gangbare Lösungen...

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

K.d.K.

Der normale G7e-Torpedo hatte zu viel Untertrieb für K-Mittel. Ein Batterietrog von 330 Kilo wurde entfernt und durch einen mit Sand gefüllten Eisenbehälter ersetzt. Um den Torpedo im Wasser aus zu wiegen, wurde ein 20 Kilo schwerer Eisenblock auf auf ein bestimmte Stelle an die Torpedorschiene befestigt. Dieser Abgeänderte G7e-Torpedo erhielt danach den Namen TIII. Die Tatsache, dass der Torpedo halb so schnell lief, wurde akzeptiert.

Der Übungskopf ist auch auf drei Luftflaschen und etwas kleinen Geräten leer. Der Auftrieb wurde mit rund 50 Kilo Bleiblöcken kompensiert.

Bei der Entwicklung von K-Mittel wurde viel mit Auftrieb und Untertrieb experimentiert. Ein Sprengkopf ohne 200 Kilogramm Sprengstoff wäre also kein Problem gewesen.


Jemiba

Nochmals danke für die Hilfe !
Ich fasse mal zusammen :
- Die Torpedos sind grundsätzlich G7e, welche Variante auch immer, damit ist zumindest ziemlich sicher, daß es eine deutsche Konstruktion ist
- Ein normaler G7e hätte wahrscheinlich zuviel Untertrieb für so ein Fahrzeug gehabt, wahrscheinlich wäre daher die leichtere Version verwendet worden, die aber dann nur eine geringere Leistung (Geschwindigkeit und Reichweite) ermöglicht hätte.
Mehr als die für Marder/Neger angegebenen 48 SM Reichweite wären wohl kaum möglich gewesen, oder ? Das Fahrzeug kommt mir dafür dann etwas überdimensioniert vor !
Es dauert lange, bis man alle Fehler mal gemacht hat ...

Natter

Zitat von: OWW am 28 August 2023, 19:55:43kann denn der Typ der Torpedos bestimmt werden?? Dann wäre das ein Indiz für das Produktionsland.
As mentioned by others, the torpedoes are G7e with vertical fins and rudders removed. There were 20 different G7e-models, and most of them are impossible to distinguish from a photo like this. They are most likely G7e(TII) or G7e(TIII), depending on when the photo was taken (the latter was introduced in 1942, and was further developed in 8 subvariants).

Natter

Zitat von: K.d.K. am 30 August 2023, 12:34:48Dieser Abgeänderte G7e-Torpedo erhielt danach den Namen TIII.
No... The G7e(TIII) replaced the G7e(TII) in 1942 and was Kriegsmarine's standard torpedo beside the G7a(TI) throughout the war.

The modified torpedoes for the einmann-, midget- and minisubmarines of the Kleinkampfverbände was the G7e(TIIIb) for the einamnntorpedoes and G7e(TIIIc) for the midget- and minisubmarines.

The TIIIb/TIIIc speed was reduced to 17,5 kn to maintain the 5000 m range due to reduced batterycapacity.

Impressum & Datenschutzerklärung