"Whiskey on the Rocks" ...

Begonnen von Albatros, 15 Juli 2007, 17:30:12

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Albatros

Hier einmal ein Beitrag der das ganze Geschehen ausführlich darstellt, http://compunews.com/s139/sp2.htm

:MG:

Manfred

Albatros

Moin auch,

Bin gerade auf einen weiteren Bericht aus 1982 gestoßen der besagt das der Kommandant von U-137 Kapitän 3.Ranges Anatolij Guscin 3 Jahre Straflager erhalten hätte.
An Jochen und weitere Experten vielleicht die Frage, kann man das aus heutiger Sicht bestätigen und gibt es eine zugängliche  Urteilsbegründung?
Und was passierte mit dem Flottillenchef  Kapitän 1.Ranges Avcukievic der sich ebenfalls an Bord befand?

:MG:

Manfred


Kaschube_29

Moin Manfred,

Kapitän 1.Ranges Iosif Fjodorowitsch Awrukewitsch (Иосиф Фёдорович Аврукевич) war Chef des Stabes der 157.U-Bootbrigade (und nicht Flottillenchef), in die seinerzeit die "S-363" einging.

Nach gegenwärtig mir vorliegenden Daten wurde er nach Rückkehr der "S-363" in die Sowjetunion aus dem Dienst der Streitkräfte entlassen.


Die Meldung über die 3 Jahre Straflager für den Kommandanten der "S-363" Kapitän 3.Ranges Anatolij Michajlowitsch Guschtschin (Анатолий Михайлович Гущин) kann ich in russischen Quellen gegenwärtig nicht nachvollziehen. Nach der mir vorliegenden Information wurde er seines Postens enthoben und auf eine Landeinheit versetzt.

Bis dann,

Kaschube_29
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

Albatros

Eine Dokumentation der Ereignisse, leider auf Schwedisch, aber es wird auch oft Russisch gesprochen, ich vermute das es der Polit-Offizier von U-137 ("S-363" ) ist?
Vielleicht haben ,,unsere" Ostexperten die Zeit und können für Aufklärung sorgen, wäre schon Interessant zu erfahren was von Russischer Seite zum Vorfall gesagt wird. Insbesondere auch ob etwas zu den Gerüchten gesagt wird das Torpedos mit atomaren Sprengköpfen an Bord waren.

http://www.youtube.com/watch?v=6TwP3-HzP-Y

:MG:

Manfred

Albatros

Ab 1:12.00 geht der wie ich meine Politoffizier von U-137 auf die Torpedos mit atomaren Sprengköpfen ein, wäre schon wenn das mal einer der Ostexperten übersetzen könnte. :-)

http://www.youtube.com/watch?v=6TwP3-HzP-Y

:MG:

Manfred

Kaschube_29

#35
Moin Manfred,

hier die Aussage vom Stellvertreter des Kommandanten für die politische Arbeit Kapitänleutnant Wasilij Besedin (Bacилий Беседин) in der schwedischen Sendung bei 1:12:00:

"Nun, hier in den Torpedorohren befanden sich die Torpedos mit der speziellen Kernsprengladung, die bereits zum Schießen, zur Nutzung auf das vorherbestimmte Ziel vorbereitet waren."


Hier der Original-Sprechtext von Besedin:

"Ну, вот здесь в торпедных аппаратах находились торпеды с специальным ядерным зарядом, которые были уже подготовлены к стрельбе, к использованию по назначенной цели." 



Hier muß auch der Zeitkontext berücksichtigt werden: die Geschehnisse ereigneten sich kurz vor der Erklärung des Kriegsrechts in Polen (13.Dezember 1981 durch General Jaruzelski) und die Torpedos mit Kernsprengköpfen sollten möglicherweise gegen NATO-Kriegsschiffe im Gebiet östlich von Bornholm, dem zugewiesenen Patrouillengebiet von "S-363", eingesetzt werden.

Bis dann,

Kaschube_29 (Axel)
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

Albatros

Moin auch,

erst einmal vielen Dank an Axel für die Übersetzung..... :TU:)
Da wird jetzt der eine oder andere doch etwas überrascht sein, das U-137 (S-363 ) solche Torpedos  (eventuell ja nicht nur einen) an Bord hatte.
Der Politoffizier geht glaube ich in dem Film ab 06:00 – 12:00 auch auf die Navigationsprobleme des Bootes ein, könnte das bitte einer ,,unserer Ostexperten" auch mal übersetzen?. Nennt er eine Begründung für das auflaufen in schwedischen Gewässern?

:MG:

Manfred

der erste

Wäre schön, wenn man auch das schwedische verstehen könnte. Der ehemalige PV bestätigt, oder besser erzählt, das sie die Aufgabe hatten, das eventuelle Eingreifen von Nato Kräften in die polnischen Ereignisse zu beobachten und eventuell auf Befehl darauf zu reagieren. Die Navigationseinrichtungen an Bord waren in Ordnung, sowohl die Haupt- als auch die Reservegeräte. Dem Steuermann, GA I - Kmdr.  unterliefen in seinen Berechnungen einige Fehler, die dazu führten, das sie in einem völlig anderen Gebiet als dem befohlenen manövrierten (kann ich in etwa nachvollziehen, ist uns mit dem 205er -731- 1983 auch mal passiert). Der Kommandant änderte mehrmals den Kurs, bis er plötzlich ein Licht ausmachte, von dem er annahm, es sei ein Fischereifahrzeug. Er änderte abermals den Kurs. das brachte ihn in die schwedischen Territorialgewässer, er folgte einem Fahrwasser, es war dunkel und Dunst behinderte die Sicht auf die Küstenlinie. Dann liefen sie auf eine Untiefe. Das  war ein sehr schwerere Augenblick, in erster Linie wohl für den Kommandanten, der ja nun seinem vorgesetzten Stab melden musste wo er war und das die befohlene Aufgabe nicht mehr durchgeführt werden konnte. Dazu kam, das es für so einen Fall auch keine Verhaltensregeln gab.

Albatros

#38
Zitat von: der erste am 27 Oktober 2013, 14:56:30
Wäre schön, wenn man auch das schwedische verstehen könnte.

Hallo der erste,

vielen Dank für Deine Übersetzung.... top

Ja, noch besser wäre es die  Sendung wäre mal für das deutsche Fernsehen aufbereitet worden...... :-D

Hier einmal eine Karte die die Kurse zeigen soll die U-137 glaubte zu fahren und die tatsächlich gefahrenen.
http://img211.imageshack.us/img211/7884/ruttermedium2ja.jpg
Red route - Russian log. Mission - Tracking patrol east of Bornholm.
Blue route - Actual route

Mal eine Frage an die Nautiker, wie lange war  das Boot wahrscheinlich unterwegs um die Blau gefärbte Route abzufahren?

:MG:

Manfred

Albatros

Zitat von: Albatros am 27 Oktober 2013, 16:37:49


Mal eine Frage an die Nautiker, wie lange war  das Boot wahrscheinlich unterwegs um die Blau gefärbte Route abzufahren?

:MG:

Manfred

Ich versuch es mal selber...... :MZ:

Ich schätze die Länge der in der Karte gezeigten blauen Route auf ungefähr 350-400 sm. Wenn wir jetzt davon ausgehen das S 363 auf ihrer Patrouille 10 kn lief also 35-40 Stunden.
Wird/wurde da in dieser Zeit nicht wenigstens einmal der Standort bestimmt?

:MG:

Manfred

Kaschube_29

Moin Manfred,

die ganze Lage wurde aus russischer Sicht in der Januar Ausgabe 1993 der russischen Marinezeitschrift "Morskoj Sbornik" ("Морской Сборник") in einem siebenseitigen Artikel umfassend dargelegt. Dort sind auch zwei Karten enthalten, eine mit den Strecken, die vor dem Aufgrundlaufen zurückgelegt wurden (unten der "gedachte" Aufenthalt der "S-363", ober der tatsächliche Aufenthaltsort.

Im Text des Artikels wird auch über die haarsträubenden Umstände an Bord und die Zustände der Navigationsanlagen geschrieben, was ich demnächst einmal kurz zusammenfassen werde.

Bis dann,

Kaschube_29
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

Albatros

#41
Zitat von: Kaschube_29 am 27 Oktober 2013, 23:14:59
Moin Manfred,

Im Text des Artikels wird auch über die haarsträubenden Umstände an Bord und die Zustände der Navigationsanlagen geschrieben, was ich demnächst einmal kurz zusammenfassen werde.

Bis dann,

Kaschube_29

Hallo Axel,

danke Dir das Du die Infos hier zur Verfügung stellen möchtest, da bin ich schon sehr gespannt.

Auf der von Dir gezeigten Karte ist zu erkennen das S-363 für das ablaufen des gezeigten Kurses gut 72 stunden benötigt hat, also fast doppelt so viel wie von mir geschätzt.Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen das in dieser Zeit keine Überprüfung des Standortes des Bootes gemacht wurde.Oder ist Dir dies Vorstellbar?
So bleiben wohl die Zweifel an der Aussage, dass ein Navigationsfehler vorgelegen habe.
Wie in diesem http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-14343310.html Spiegelbericht vom 01.11.1981 zu lesen ist lag das Boot  mit dem Bug zur offenen See auf dem Felsen, bedeutet also das sie bereits tiefer in den Fjord eingedrungen waren, dort gewendet hatten und wieder hinaus wollten.
Das Fahrwasser im Fjord war durch unbeleuchtete Markierungen auf den Felsen gekennzeichnet und am Ende des Fjords befand sich ein Ankerplatz der schwedischen Marine, im Kriegsfall hätten Schiffe/Boote der schwedischen Marine von dort aus angreifen können/sollen, es war ein absolut militärisches Sperrgebiet.
Es ist allerdings erstaunlich das S363 unbemerkt vom schwedischen Küstenschutz und Radar tief in das hochgeheime militärische Sperrgebiet vor Karlskrona eindringen konnte. Die Schweden müssen da ganz fest gepennt haben..... :-D

Zur Bewaffnung mit Torpedos die über atomare Sprengköpfe verfügten, ich könnte mir vorstellen das dies für die damalige sowjetische Marine durchaus üblich, also das Normalste der Welt war, wenn ein Boot auf Gefechts - Patrouille ging.
Die Standardbewaffnung beim Projekt 613 bestand glaube ich auch aus 10 Seeziel und Ujagdtorpedos + 2  Seezieltorpedos mit Kernsprengkopf und das selbst auf Booten dieser Klasse und diesen Alters.
S 363 war  zwar zu dem Zeitpunkt ,,erst" 25 Jahre alt aber wie hier http://www.youtube.com/watch?v=6TwP3-HzP-Y ab 0:07:35 zu sehen,nicht gerade in einen ausgesprochen gutem Zustand.
Ab 0:50:30 ist hier http://www.youtube.com/watch?v=6TwP3-HzP-Y zu sehen wie die Strahlung durch zwei Bootsrümpfe hindurch gemessen wurde, denn die Schweden durften ja den Bugraum nicht betreten. Es ist wohl sehr wahrscheinlich anzunehmen das ein Großteil der Besatzung  von S 363 dort auch ihre Kojen hatte, nicht umsonst gab es daher zur damaligen Zeit wohl Hinweise das U-Bootbesatzungen der sowjetischen Marine nachts grünlich leuchten....... :O/Y Ja, aber die Bedingungen für die russischen Besatzungen auf den Booten  waren in Wirklichkeit wohl nicht zum lachen!
Die Meldungen über U-Bootsichtungen waren zu dieser Zeit in Schweden und wenn auch weniger in Norwegen recht häufig. Wenn die schwedische oder Norwegische Marine Kontakte herstellen konnte, wurde aber nie bis zum bitteren Ende gejagt, man lies den Booten immer die Möglichkeit davon zu kommen, da wollte man dann doch nicht einen möglichen Krieg riskieren.
Nach der Auflösung des Warschauer-Paktes war dann aber auch Schluss mit Sichtungen..... :MZ:
Es wurde ja auch oft behauptet das US-Navy oder Royal-Navy U-Boote sich in schwedischen Gewässern bewegt haben sollen....... :MV:
Wie sollten die ohne vorher gesehen, oder observiert worden zu sein da hin gekommen sein, die kleinsten Boote beider Nationen zu dem Zeitpunkt waren von der Tonnage her gesehen 2-3 x so groß wie z.B. s 363, auch sie hätten durch die Kadetrinne gemusst und wären da sicher der Volksmarine nicht entgangen..... :MZ:
Man findet auch kaum Fotos die ein vorhanden sein der U-boote der oben genannten Nationen in der Ostsee belegen könnten, oder sind da jemanden welche bekannt?

:MG:

Manfred


Albatros

Zitat von: Kaschube_29 am 27 Oktober 2013, 23:14:59
Moin Manfred,

die ganze Lage wurde aus russischer Sicht in der Januar Ausgabe 1993 der russischen Marinezeitschrift "Morskoj Sbornik" ("Морской Сборник") in einem siebenseitigen Artikel umfassend dargelegt. Dort sind auch zwei Karten enthalten, eine mit den Strecken, die vor dem Aufgrundlaufen zurückgelegt wurden (unten der "gedachte" Aufenthalt der "S-363", ober der tatsächliche Aufenthaltsort.

Im Text des Artikels wird auch über die haarsträubenden Umstände an Bord und die Zustände der Navigationsanlagen geschrieben, was ich demnächst einmal kurz zusammenfassen werde.

Bis dann,

Kaschube_29

Hier mal eine Karte die ich in Kallis Link zu den Historischen Seekarten gefunden habe.

http://greif.uni-greifswald.de/geogreif/geogreif-content/upload/sek/H42EinfahrtKarlskrona.jpg

U-137 (S-363 ) saß an der engsten Stelle zwischen den Inseln Malkvarn und einer kleineren der Insel Hästh. vorgelagerten fest, also in der Durchfahrt zum Gäsefjarden.

Die Karte wurde offensichtlich 1986 vom Institut für Geographie und Geologie der Universität Greifswald hergestellt.
Ein paar Fragen zur Karte, zeigt es eine Karte wie sie  z.B. der Handelsflotte der DDR zur Verfügung stand oder war es eine der Volksmarine ?
Auf der Karte sind, ich vermute mit Bleistift, Ergänzungen eingetragen z.B. einen Kreis in dem Fahrwasser nach Karlskrona und Mitte unten ,,Sprengladungen a-c".
Hat da eventuell jemand eine Erklärung zu?
Es scheint mir außerdem eine Kopie einer schwedischer Seekarten zu sein ?

:MG:

Manfred

der erste


Kaschube_29

#44
Moin Moin,

ich hatte lange gebraucht (es gibt auch noch andere Dinge um einen herum), aber nun endlich die Übersetzung des vor 20 Jahren im "Morskoj Sbornik" ("Mopcкой Сборник") 01/1993 auf den Seiten 09 - 16 erschienenen Artikel abgeschlossen; hier nun die Übersetzung (hier folgt der erste Teil wegen Größenbegrenzungen für die einzelnen Beiträge hier im Archiv):

Situation
Langzeitfolgen eines Zwischenfalls

1.Stockholm hat die Entschuldigungen nicht angenommen

Dieser Zwischenfall, als das Unterseeboot der Baltischen Flotte ,,S-363" ([,,C-363"] Bordnummer 137) sich auf einer Untiefe in einer geschlossenen Zone der schwedischen Territorialgewässer vor der Marinebasis Karlskrona war, ereignete sich am 27.Oktober 1981, das heißt vor mehr als 11 Jahren.

Moskau leistete Stockholm gegenüber Entschuldigungen und die Führung unserer Seekriegsflotte erklärte offiziell, dass der Vorfall eine Folge von Störungen einer Reihe von Navigationsmitteln und von groben Fehlern bei der Führung des Kriegsschiffs war. Die Schweden haben die Erklärungen aber nicht angenommen, ungeachtet der Tatsache, dass ihnen alle notwendigen Dokumente vorgelegt wurden: das Schriftstück für die Nachforschungen des Vorfalls, die Anordnungen für den U-Bootkommandanten für die Fahrt, das Wach- und das Navigationsbuch, Wegkarten und so weiter, die mit aller Offenkundigkeit die Unabsichtlichkeit seines Einlaufens in die schwedischen Territorialgewässer bestätigten. Dessen ungeachtet behaupten die offiziellen schwedischen Vertreter bis jetzt fest, dass die ,,S-363" absichtlich in den Gäsefjarden eingedrungen ist.

Es ist aber richtig, dass diese offizielle Meinung sogar nicht von allen Vertretern der Untersuchungen in Schweden selbst geteilt wird. So erklärte beispielsweise der ehemalige Chef des Stabes der Marinebasis ,,Süd" in Karlskrona Commodore Karl Anderson in einem Interview mit der Zeitung ,,Göteborg Posten": ,,Das Unterseeboot lief in Überwasserlage mit arbeitenden Dieselmotoren und so handelt niemand, der sich spurlos in den Schären davonschleichen will." Aber mit den Anstrengungen von Politikern und von Vertretern der ,,vierten Macht" wurde das Land buchstäblich von der ,,Epidemie der Periskopkrankheit" überflutet. In diesem Zusammenhang reicht es sicherlich, eine derartige traurige Episode zu erzählen, die der Militärjournalisten W. Maslennikow (B. Macленников) auf einer nach Stockholm laufenden Fähre beobachten mußte. Eine Meute von jungen Schweden, die von einer Seite auf die andere lief, wobei kleine Schokoladenstücke abgebrochen und in das Wasser des Fjordes geworfen wurden,. Auf die Frage ,,Was machen Sie denn?" kam die absolut ernst gemeinte Antwort der Kinder: ,,wir füttern russische Unterseeboote".

Für die Verstärkung der Spannung in der Gesellschaft wurden die schwedischen U-Bootabwehrkräfte einige Male im Jahr alarmiert, worüber in den Medien berichtet wurde. Und genau ein Jahr nach dem ,,unerwarteten Besuch" unseres Unterseebootes fand im Oktober 1982 die erste großmaßstäbliche Jagd nach einem unbekannten Unterseeboot im südlichen Teil der Stockholmer Schären statt.
An ihrer Berichterstattung nahmen 800 schwedische und ausländische Journalisten teil. Und obwohl die Suchen ergebnislos waren, störte dies nicht die schwedische Seite, einen offiziellen Protest gegenüber der UdSSR zu erklären, als wenn sowjetische Mini-U-Boote in deren Gewässer eingedrungen seien. Und ein halbes Jahr später, im April 1983, wurde ein Komitee für U-Boote gebildet, in das der damals wenig bekannte Handelnde der gemäßigten Koalitionspartner Karl Bildt einging. Er begann, indem er gekonnt die Situation ausnutzte, eine politische Karriere bei der Bekämpfung von unbekannten Unterseeboten zu machen und wurde im vergangenen Jahr Premierminister. Auf der Aktivseite des Komitees war auch eine große U-Bootabwehrshow, die im Februar 1984 organisiert wurde. Sie wurde folgendermaßen vom Korrespondenten der westeuropäischen Agentur DPA in Stockholm beschrieben:

,,Im Verlauf von acht Wochen kämpfte das schwedische Militär gegen einen unsichtbaren Feind. Am 10.Februar wurde in der Marinebasis Karlskrona ein Alarm verkündet, der angeblich in Verbindung mit dem Auftauchen eines Unterseebootes stand. Während der Jagd nach diesem Unterseeboot wurden zwei Minen mit je 200 kg gesprengt, Torpedoschnellboote waren 23 Wasserbomben mit je 100 kg, Hubschrauber durchflogen das Suchgebiet, wobei 25 Bomben mit je 30 kg geworfen wurden; die Küstenwache warf rund 50 Handgranaten und beschoß aus automatischen Gewehren angenommene fremde Taucher, wobei Dutzende von Leichtraketen in den Himmel abgefeuert wurden... Der aktivste Waffeneinsatz der schwedischen Militärs in den vergangenen 175 Jahren endete ergebnislos... Eine stundenlange Aufzeichnung von Geräuschen der Motoren eines Unterseebootes, die deren nationale Identität herausstellen sollte, erwies sich als «verschwommen und unannehmbar». Ein angeblich von drei Fischern gesichteten 10-m-Unterseeboot, sogar die verbliebene Spur von Motoröl, erwies sich als Ausflußrohr einer Kläranlage. Der an die Oberfläche gehobene «Unterwasserapparat» war aller Wahrscheinlichkeit nach ein versenktes Auto... Der Verteidigungsminister Anders Tumborg verglich diese Jagd mit der «Jagd nach dem Ungeheuer von Loch Ness»."

Zum Abschluß dieser Reportage über die wahrlich königliche Jagd, kostete diese doch rund 50 Millionen Kronen (rund 17 Millionen D-Mark), zog der DPA-Korrespondent die Schlußfolgerung, dass ,,ihre Ergebnisse zur Ernüchterung führten". Doch er irrte sich, weil, die weiteren Ereignisse zeigten, dass eine Ernüchterung nicht eingesetzt hatte, sondern immer häufiger folgende Gesetzmäßigkeit zu bemerken war: die Rückfälle der ,,Periskopkrankheit" tauchten am häufigsten auf, als der Reichstag das militärische Budget prüfte. Dadurch gelang es, rund 3 Millionen Kronen über den anfänglich geplanten Anweisungen zu erhalten, dessen vier auf Überwasserkriegsschiffen eingebauten Wasserbombenwerfer in der Lage waren, eine Salve von 32 Unterwassermagnetgranaten auf einer Fläche mit einem Durchmesser von 75 m zu geben. Sich an den Rumpf des U-Bootes ,,ansaugend", sollte die kumulierte Ladung der Granaten ein Loch von einem Zoll in den Rumpf eines beliebigen Unterseebootes machen und es zum Auftauchen zwingen. 248 Erprobungen des Komplexes waren erfolgreich. ,,Wir führten Erprobungen gegen Unterwasserziele durch, die sich mit einer Fahrt von 9 kn bewegten, wobei das Treffen und der gewünschte Effekt unabänderlich waren", teilte im August 1983 Korvettenkapitän Bengt Uggla einem UPI-Korrespondenten mit. Seit jenem Zeitpunkt sind Hunderte ,,ELMA"´s auf vermutete Unterseeboote hergefallen. Das Ergebnis war – Null! Damals entschied der britische Vizeadmiral Ian McGeoch (hier wurde russisch geschrieben Ya. Madzhioch [Я. Маджиох]- der Übersetzer), sich in der Angelegenheit zurechtzufinden, der im Stab der Flotte Ihrer Hoheit für die U-Bootabwehr verantwortlich war und die Handlungen der NATO-Unterseeboot im Östlichen Atlantik führte. Seine Ansichten äußerte er auf den Seiten der Stockholmer Zeitung ,,Aftonbladet".

,,Die in Schweden entfaltete Kampagne zu Verletzungen seiner Territorialgewässer durch Unterseeboot erweist sich als erfunden", erklärte der Admiral. Was den Vorfall im Oktober 1981 anging, sagte er: ,,Nicht ein Mensch mit gesundem Menschenverstand glaubt, dass ein Unterseeboot in ein Gebiet geschickt wird, wo es nicht tauchen kann... Es ist absolut unwahrscheinlich, dass das U-Boot mit der Nummer 137 sich dort absichtlich aufhielt, indem es dort eine geplante Aufgabe ausführt... Das U-Boot mit der Bordnummer 137 kam anscheinend wegen des unklaren Kreiselkompasses vom Kurs ab und irrte einige Stunden herum, bis es auf eine Untiefe lief. Die Tatsache, dass das U-Boot so tief in die schwedischen Territorialgewässer einlief, ist eine reine Zufälligkeit."

Aber auch der englische Admiral überzeugte die Propagandisten des ,,böswilligen Eindringens sowjetischer Unterseeboote in schwedische Territorialgewässer nicht, obwohl außer der ,,zufälligen" Einfahrt der ,,S-363" es keine Zeugnisse gibt und hätte geben können, die von ihrem Auftauchen in schwedische Gewässer zeugen.

Aber der Vorfall im Oktober 1981 fand doch trotzdem statt! Was also ist in diesem mißlungenen Herbst vorgefallen?

(Fortsetzung folgt)


Bis dann,

Kaschube_29 (Axel)
Immer eine Handbreit Wasser unter den Kiel (Bcегда семь футов под кильем)!

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