Die baskische Marine 1936/38

Begonnen von Spee, 20 Mai 2007, 12:45:02

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Spee

Servus,

nach Genehmigung der Selbstverwaltung der baskischen Provinzen durch die republikanische Regierung 1936 formte die baskische Verwaltung die baskische (Hilfs-) Marine "Godoritzi Diaren Lagurtza Ko Ontzitaldea". Ihr Stab ("Itxasguda Burutza") arbeitet unabhängig von der Führung der spanischen Marine. Hauptaufgabe war die Sicherung der Lieferungen über See.
Ihr bemerkenswertestes Gefecht focht die baskische Marine am 5.März 1937. Der nationalspanische schwere Kreuzer "Canarias" brachte vor der Mündung des Nervión die "Yorkbrook" als Prise auf. Baskische Küstenartillerie beschoss nach Sichtung der "Canarias" diese, um den schweren Kreuzer zu vertreiben, da aus Bayonne ein Versorger unter dem Schutz der Marineschiffe "Bizkaya", "Guipuzkoa" und "Nabarra" avisiert war.
Nachdem der baskische Geleitzug aus dem Nebel auftauchte, verlies "Canarias" die aufgebrachte "Yorkbrook", um das Geleit anzugreifen.
"Bizkaya" steuerte dabei an "Canarias" vorbei und geleitete die "Yorkbrook" vom Kampfplatz. Gleichzeitig griffen "Guipuzkoa" und "Nabarra" die "Canarias" an. In dem andauernden Gefecht wurde "Guipuzkoa" schwer beschädigt und zog sich unter den Schutz der Küstenbatterien zurück. "Nabarra" focht den Kampf bis zum Anbruch der Nacht weiter und sank erst nachdem sämtliche Munition verschossen war.
Bemerkenswert, zwei 1.200t Trawler mit je 2-10,2cm Geschützen liefern einem schweren Kreuzer ein zähes Gefecht ohne das dieser eine definitive Entscheidung erzwingen kann und ermöglichen dem Dritten im Bunde, dem schweren Kreuzer auch noch die Prise zu entwenden.

:MG:

Die Gliederung der baskischen Marine:

1.Flottille

Bizkaya: ex "Euskal-Erria", im August 1937 nach Bordeaux entkommen, 1927 gebaut von Soc. Provencale in La Ciotat (Frankreich), 1190ts, 69,9m x 10,3m x 5,8m, 13kn, 2-10,2cm Vickers
Araba: ex "Hispania", versenkt durch Luftangriff bei Sestao (Nähe Bilbao) im Juni 1937 (möglicherweise nur beschädigt und selbstversenkt), von nationalspanischer Seite gehoben und als "Alava" in Dienst gestellt, nach dem Bürgerkrieg wieder als Trawler "Hispania" im Einsatz, 1927 gebaut von Soc. Provencale in La Ciotat (Frankreich), 1190ts, 69,9m x 10,3m x 5,8m, 13kn, 2-10,2cm Vickers
Nabarra: ex "Vendeval", gebaut bei Hall Russel in Aberdeen, 1204ts, 70,3m x 10,8m x 6m, 52 Mann, 2-10,2cm Vickers
Guipuzkoa: ex "Mistral", im August 1937 nach Bordeaux entkommen, gebaut bei Cox in Falmouth, 1252ts, 70m x 10,2m x 5,8m, 2-10,2cm Vickers

2.Flottille

Donostia: ex "Virgen del Carmen", im Gefecht mit nationalspanischem schweren Kreuzer "Canarias" in der Biscaya beschädigt und nach La Rochelle entkommen (11.März 1937), gebaut 1918 bei Bow Maclaclan in Paisley als Trawler "George Darby", 287ts, 36,8m x 7,11m x 4,1m, 1-7,6cm + 1-5,7cm
Iruna: ex "Elgueta", von Nationalisten am 19.Juni 1937 in Bilbao erobert, als "Virgen de Begona" in Dienst, nach Bürgerkrieg wieder Trawler, gebaut bei Ch. de Port de Bouc (Frankreich) als Trawler "Cigalle II", 368ts, 39,4m x 7,7m x 3,7m, 1-5,7cm + 1-4,7cm + 1-7,7mm MG
Gazteiz: ex "Santa Rosa", im Juni 1937 vom nationalspanischen Hilfskanonenboot "Denis" nahe Santona (Santander) erobert, als "Virgen del Carmen II" bis zum Ende des Bürgerkrieges in Dienst, gebaut 1914 bei Cook in Berverley, 332ts, 42m x 7,2m x 3,9m, 1-7,6cm + 1-5,7cm
Santa Eulalia: ex "Seehund", Ende 1937 in Pasajes (San Sebastian) kapituliert, gebaut 1920 in Rostock, 213ts, 35,6m

Minensucher

Goizeko-Izara: am 17.Januar 1937 vor Bilbao durch Mine gesunken, gebaut 1933 in Zumaya (Spanien), 136ts, 25,3m, 1-7,5cm + 1-4,7cm
Ipareko-Izara: 1937 nach Bordeaux entkommen, gebaut 1933 in Zumaya (Spanien), 136ts, 25,3m, 1-5,2cm + 1-4,7cm
Mari Tere: am 26.Oktober 1937 bei Aviles durch britische Zerstörer-Artillerie versenkt, gebaut 1931 in San Juan de Niera (Spanien), 101ts, 24,5m, 2-4,7cm
Mari Toya: 1937 vor Bilbao durch Mine gesunken, gebaut 1931 in San Juan de Niera (Spanien), 101ts, 24,5m, 2-4,7cm
Marce: Schicksal unbekannt, gebaut 1933 in San Sebastian, 133ts, 25,5m
Lina: 12.November 1936 durch Mine gesunken, gebaut 1933 in San Sebastian, 133ts, 25,5m
Txonta: 1937 selbstversenkt, 54ts Yacht

D1-D24 waren kleine Fischerboote, die ebenfalls als Minensucher eingesetzt wurden. D-17 sank auf dem Noja-Riff vor Santander, ein weiteres Boot wurde am 24.Novemder 1936 durch den nationalspanischen Zerstörer "Velasco" versenkt

Hilfsschiffe

Guernica: 1938 in der Nordsee (?) durch nationalspanischen Hilfskreuzer versenkt, gebaut 1918 von Astilleros del Nervion in Bilbao, 3717ts, 94,18m x 14,36m 6,7m, 9kn
Galdemes: im März 1937 vom nationalspanischen schweren Kreuzer "Canarias" erobert, gebaut 1918 von Astilleros del Nervion in Bilbao, 3717ts, 94,18m x 14,36m 6,7m, 9kn

Soweit mal die mir bekannten Daten. Interessant wäre das Schicksal der "Mari Tere" und der "Guernica". Was ist da genau vorgefallen?

Quellen: Antony Beevor "Der Spanische Bürgerkrieg", Warship International No.2 1973
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

kalli

Danke Thomas, ein sehr interessantes Detail.

Und dazu noch ausgekramt bei Antony Beevor  :O/Y

Spee

Servus Kalli,

dann danke ich mal zurück. Schließlich kam die Buchempfehlung von dir.
Ich hoffe ja, daß möglicherweise Theo oder andere noch mehr Details zu den Schiffen und Booten der Baskischen Marine haben.
Im Beevor gibt es viele Details, die sollten wir mal so nach und nach angehen.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

kalli

Gerade heute habe ich gelesen, dass die Sowjetunion 2 G-5 TKA an die Republikaner geliefert hatte.

Warjag

Moin moin,

Zitatdass die Sowjetunion 2 G-5 TKA an die Republikaner geliefert hatte.
ich hab von 4 G-5 (der IX. Serie) TKA gelesen... In der republikanischen Marine hatten sie die Nummern DAR 1...DAR 4. Die DAR 3 wurde im 11.1937 durch FliBo versenkt, die DAR 4 - genauso am 30.7.1939 (vor Barcelona). Die Schicksale der 2 anderen sind mir nicht bekannt...
Schöne Grüße,
Dmitrij

kalli

Hallo,
Du hast natürlich Recht. Es waren 4. :MG:

Ich habe jetzt bei Breyer nachgesehen. Er schreibt in der Enzyklopädie des sowjetischen Kriegsschiffbaus, Bd. 2, Seite 60 in der Fußnote 7 :

"In dieser Zahl enthalten sind auch die an Spanien gelieferten, dort im Mai 1937 eingetroffenen und von den Pepublikanern als DAR-1-4 in Dienst gestellten Booten, von denen 2 im Verlauf der Bürgerkriegshandlungen sanken, während die anderen beiden bis 1947 erhalten blieben. Es waren dies die ersten Kriegsschiff-Transfers der Sowjetunion in das Ausland"

TD

Zu Spanien vor 39 habe ich praktisch keine Unterlagen ausser einer alten Liste aus dem TBS.
Davon ist schon etwas hier beim spanischen Bürgerkrieg (axel)

Experte und reichlich mit Material versehen ist AvM !

Er hat die verschiedensten Bücher die alles bis zum Fischkutter runter behandeln sollen.

Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

Leutnant Werner

Geil, von einer baskischen Marine habe ich noch nie was gehört :-D

Wie hieß die Seeschlacht vom 5. März 1937?


Spee

Servus,

da muss leider dem Herrn Breyer widersprochen werden. Die ersten Exporte der Sowjetunion waren die Motorkanonenboote "Zivoj" und "Zutkij" (35t, 20kn, 1-4,7cm, 1-3,7cm, 2 MG), die als "No. 1" und "No. 2" am 10.Okotber und 4.November 1921 an die Türkei übergeben wurden.

Quelle: The Ottoman Steam Navy
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

kalli

Danke,

zurück zu Spanien.
Harald Fock erwähnt neben den 4 G-5 Booten noch "einige kleinere Motorkanonenboote" ohne darauf näher einzugehen.


Warjag

@ Spee

ZitatDie ersten Exporte der Sowjetunion waren die Motorkanonenboote "Zivoj" und "Zutkij" (35t, 20kn, 1-4,7cm, 1-3,7cm, 2 MG), die als "No. 1" und "No. 2" am 10.Okotber und 4.November 1921 an die Türkei übergeben wurden.
Dazu wurden noch zwei ex-türkischen Kanonenboote zurückgegeben... Bei den technischen Angaben der Motorboote gibt es aber einen Fehler, glaube ich: die Verdrängung ist zu groß. Diese Boote gehörten zur "Grinport"-Klasse (gebaut in den USA) und hatten 14,5 t Verdrängung... Vielleicht hat man sie und die anderen USA-Motorboote (die Nickson-Klasse), die wirklich 35 t waren, verwechselt...

@ kalli

Leider habe ich bis jetzt keine Spuren von diesen kleineren Motorkanonenbooten gefunden... :( In irgendeinem Dokument habe ich gelesen, dass es die kleinen U-Jäger waren, aber auch ohne Einzelheiten...
Schöne Grüße,
Dmitrij

Spee

Danke für die Verbesserung, Dimitri!
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Warjag

Schöne Grüße,
Dmitrij

Warjag

Zitat von: kalli am 24 Mai 2007, 17:04:53
Harald Fock erwähnt neben den 4 G-5 Booten noch "einige kleinere Motorkanonenboote" ohne darauf näher einzugehen.
Die russischen Experten behaupten, dass es ein Fehler ist... Keine Motorkanonenboote wurden Spanien übergeben...
Schöne Grüße,
Dmitrij

kgvm

Die Versenkung der "Guernica" durch Hilfskreuzer halte ich für ein Gerücht. Nach R. González Echegaray, la marina mercante y el tráfico maritimo en la guerra civil, ist "Guernica" "Embarrancado el 19-11-38 en Niddingen. Pérdida total." Zu deutsch: Gestrandet am 19.11.38 bei Niddingen. Totalverlust.
Datum und Ursache werden durch Miramar Ship Index bestätigt, dieser gibt zusätzlich noch an Nidingen bei Göteborg. Zumindest Nordsee stimmt also einigermaßen  :-)
Zu "Mari-Tere" sagt Echegaray: "Abondonado el 26-10-37 fue canoneado y hundido por un buque de guerra inglés", zu deutsch: verlassen am 26.10.37 beschossen und versenkt durch englisches Kriegsschiff. Warum das Schiff aufgegeben wurde, habe ich aber auch nicht gefunden.
Die kleinen Fischerboote trugen danach übrigens die Kennungen "L-1" bis "L-24".

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