Identifizierung eines in der Kieler Bucht gestrandeten ARTILLERIEFÄHRPRAHMES

Begonnen von longwood, 18 Februar 2011, 19:09:32

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longwood

Hallo,

vorweg zur Orientierung: Die Gemeinde KRONSGAARD liegt an der Ostseeküste im Bereich der Landschaft Angeln im Kreis Schleswig-Flensburg; ungefähr auf halber Strecke zwischen Schleimünde-Leuchtturm und Falshöft-Leuchtturm.

In der Tageszeitung ,,SCHLEI-BOTE" vom 09. Januar 1952 habe  ich einen interessanten Artikel über die Bergung eines Artilleriefährprahmes / Marinefährprahmes gefundnen, den ich den Nutzer des Forums nicht vorenthalten möchte.

Rote Flagge zeigt Sprengung an

Schrottbergungs-Aktion am Kronsgaarder Wrack aufgenommen

,,Kronsgaard. Kürzlich konnten wir ausführlich über die Sprengungen eines Wracks von einem ehemaligen Artilleriefährprahm der früheren deutschen Kriegsmarine berichten. Das Boot, das eine Länge von über 40 m hatte, war bei Kriegsende hier auf den Strand gelaufen. Mit der Zeit wurde das Wrack eine Gefahr für den Deich, da die Wassermassen, die durch den Ostwind schräg an das Wrack vorbei gegen den Deich getrieben wurden, aus diesem in einer beträchtlichen Breite einige Meter herausgespült. Die britische Besatzungsmacht hatte bereits durch früher veranlasste Sprengungen das Boot seeuntüchtig gemacht. Um nun die Gefahr für den Deich zu beseitigen und nicht zuletzt wegen der Schrottgewinnung musste das Wrack, das im Laufe der Jahre viele wilde Schrotthändler angezogen hatte und bereits stark versandet war, endgültig gesprengt und beseitigt werden. Mit der Beseitigung hatte die Besatzungsmacht seinerzeit eine Kappelner Bergungsfirma beauftragt.

Die Sprengungen und Schrottbergungen wurden damals nur zum Teil durchgeführt und mussten wegen der überaus hohen Kosten wieder eingestellt werden. Nunmehr werden die Sprengungen durch die englische Dienststelle ,,Disposals Group" durchgeführt. Eine Gruppe von 6 Mann unter der Leitung von Sprengmeister Popp hat bereits etwa 35 Tonnen Schrott geborgen.

Eine ursprüngliche Annahme, dass sich im Wrack keine Munition mehr befindet, hatte sich als falsch herausgestellt. Beim Hochsprengen des Wrackbodens gab es vor einigen Tagen ein großes Feuerwerk, wodurch man auf da s Vorhandensein von Munition aufmerksam wurde. Bei einer genauen Untersuchung wurden dann noch über tausend 2-cm-Patronen und eine Anzahl 7,5-cm-Granaten geborgen. Es befinden sich jetzt noch etwa 10 m des Wrackbodens und 5 m von dem Außenbord im Wasser. Falls das Wetter günstig ist und falls vor allem Westwind und damit Niedrigwasser eintritt, hofft die Gruppe, die restlichen 8 – 10 Tonnen Schrott in einigen Tagen bergen zu können.

Durch die fachmännisch durchgeführter Sprengungen, die mit Ladungen von 2 – 4 kg Gelantine-Donarit ausgeführt werden, sind bisher keine Schäden an den umliegenden Häusern verursacht worden. Auch waren die Zugangswege und der Strand jeweils kurz vor der Sprengung durch mehrere Hornsignale den Bewohnern angekündigt. Eine weithin sichtbare rote Flagge zeigte außerdem noch die bevorstehenden Sprengungen an."

Soweit der ,,SCHLEI-BOTE" vom 09. Januar 1952; falls ich den im 1. Absatz angeführten ,,Davor-Artikel" doch noch ,,auftreiben" sollte, werde ich ihn selbstverständlich einstellen.

Nun meine Frage – vor allem an die AFP- / MFP-Spezialisten: Um welchen AFP / MFP handelt es sich? Was war der Grund der Strandung und kann die ,,letzte Fahrt" nachvollzogen werden?

Auf recht viele Antworten hofft...

Hans-Hermann H. alias longwood

Teddy Suhren

Hai

Vor kurzem war hier das Buch "Plattbugkreuzer" zu kaufen. Das kann ich zu diesem Thema empfehlen.
Der Autor beschreibt darin wie er mit seinem AFP die letzten Kriegstage übersteht und wie er seinen Prahm bei Kriegsende, in der Schlei (m.W.) den Aliierten übergibt.
Darin könnte also gut was über gesprengte AFPs drinstehen.
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

longwood

Hallo Jörg, 

vielen Dank für Deinen Tipp. Ich habe das Buch auch - aber leider z. Z. nicht "vor Ort".

Ich erinnere mich schwach daran, dass in dem Buch etwas von einem AFP steht, der in der Schlei bis zum Anleger von Sieseby fuhr und dort den Alliierten übergeben wurde - ich kann aber auch voll daneben liegen.

In etwa 10 Tagen habe ich das Buch wieder "vor Ort" und werde dann genau nachlesen; ggf. melde ich mich dann noch einmal.

Gruß - und ein schönes (Rest-) Wochenende

Hans-Hermann H. alias longwood

longwood

Hallo,

nach längerer Zeit möchte ich noch einmal auf dieses Thema zurückkommen.

In der Dokumentation ,,PLATTBUGKREUZER – Artillerieträger der Marine im Einsatz" von Gerd-Dietrich Schneider – erschienen im Jahre 1998 im Verlag E. S. Mittler - ist leider kein Hinweis auf den gestrandeten AFP vorhanden. Es kann aber auch sein, dass der AFP erst in der Nachkriegszeit – z. B. in Diensten der Alliierten oder eines zivilen Eigentümers – gestrandet ist.

Daher möchte ich mit dem Autor Kontakt aufnehmen. Über den Verlag werde ich wahrscheinlich aus Gründen des Datenschutzes die Anschrift nicht erhalten.

Im Fernsprechbuch gibt es einen Eintrag ,,Gerd-Dietrich Schneider, Walter-Delius-Straße 21, 27547 Bremerhaven, (...)".

Weiß jemand aus dem Forum, ob der von mir genannte Namen mit dem von mir gesuchten identisch ist? Oder weiß jemand die richtige Adresse des Autors?

Ich wünsche schon jetzt allen Forumsteilnehmern alles Gute für das Jahr 2012

Hans-Hermann H. alias longwood

Karsten

Hall Hans-Hermann,

meines Wissens nach ist Herr Schneider bereits verstorben. 100 %-ig sicher bin ich mir aber nicht.

Viele Grüße,

Karsten
Viele Grüße,

Karsten

longwood

Hallo Karsten,

vielen Dank für Deine Antwort.

Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass irgendwann doch noch die Identität des AFP festgestellt wird.

Gruß - und alles Gute für das Jahr 2012

Hans-Hermann H. alias longwood

TD

Hallo zusammen.

Soweit ich weiß ist Herr Schneider schon einige Jahre tot.

Aber wir machen weiter !

Gruß

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

longwood

Hallo,

in meinem ersten Beitrag vom 18. Februar 2011 hatte ich einen Artikel aus der Tageszeitung ,,SCHLEI-BOTE" vom 09. Januar 1952 zitiert und u. a. ausgeführt, dass es noch einen ,,Davor-Artikel" gibt. 

Diesen habe ich jetzt ,,aufgespürt"; und zwar in der Ausgabe vom 03. Oktober 1951.

Dieser Artikel enthält eine ausführliche Berichterstattung über die Sprengungen mit z. T. ,,reißerischen" Zwischenüberschriften, wie z. B. ,,Achtung, Dynamit! Zigaretten aus!" oder ,,Die Luft ist eisenhaltig".

Da ich vermute, dass der gesamte Text – der aber auch zeigt, wie wenig sorglos damals mit Sprengungen umgegangen wurde - wenig Anklang hier im Forum bringen wird, gebe ich nachstehend nur den Absatz wieder, der zur Identifizierung des AFP beitragen könnte...

,,Aus der ruhigen See – unmittelbar am Strand – ragen einige rostige Eisenteile hervor. Die Länge des Wracks beträgt 46 m, die Breite etwa 8 m . Der Prahm liegt unmittelbar 2 m tief im Wasser und weitere 2 m in dem seit 1945 angeschwemmten Sand. Ein 8,8 cm Flakgeschütz befindet sich auf der Plattform. Etwa 100 Tonnen Schrott hofft der Unternehmer durch die Bergung des Wracks gewinnen zu können."

Zu dem Artikel gehören zwei Fotos, die aber sehr undeutlich (kopiert von der mikroverfilmten Zeitung) sind und keine Einzelheiten erkennen lassen. Trotzdem möchte ich die beiden Bildunterschriften wiedergeben...

,,Der Taucher hat sich zum Wrack begeben. Von der richtigen Anbringung der Sprengladung hängt der Erfolg ab."     sowie     ,,Der Sprengmeister hat ausgelöst, eine Fontäne steigt in den Himmel und der Schall der Detonation dröhnt zu uns herüber"

Auf eine Identifizierung des AFP hofft auch weiterhin

Hans-Hermann H. alias longwood

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