SMS PANTHER in Lateinamerika

Begonnen von Leutnant Werner, 18 Februar 2007, 18:10:06

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Leutnant Werner

Hallo,
ist zwar nicht ganz WK 1, aber passt hier noch am Ehesten rein.

Ich habe gerade Gerhard Wiechmanns "Die preußisch-deutsche Marine in Lateinamerika 1866-1914" durchgeackert, ein super Buch, das ich hiermit zum Erwerb nachdrücklich weiterempfehle!

Gerade in Bezug auf SMS Panther (Iltis-Klasse, Stapellauf nach 1898, 1030t, 14 kn, 2 x 10,5 cm QF, 6 MG) ergab sich für mich eine ganz neue und erweiterte Faktenlage.
Die Einheit machte ja Geschichte durch den berüchtigten "Panther-Sprung nach Agadir in 1908", eine törichte Posse, in der Kaiser Wilhelm II Deutschland erstmals an den Rand des Weltkriegs brachte.

PANTHER hatte auch eine recht interessante Zeit in Lateinamerika. Am 03.09.1902 war das Schiff bekanntlich an der Versenkung des aufständischen haitianischen Kreuzers CRETE A PIERROT (Stapellauf 1895, 950 t, 16 Kn, 1x 16,4 cm, 1x 12 cm, 4 x 10 cm QF) beteiligt. Die bisherige geläufige Darstellung dieses Vorgangs (Crete sprengt sich bei Annäherung Panther in die Luft) ist so nicht zutreffend. Zwar wurde das Achterschiff des Kreuzers durch Sprengungen beschädigt, aber das Vorschiff und die meisten Kanonen waren noch intakt. Da der Hulk nicht in Schlepp genommen werden konnte, und bei Wiederbetreten durch die Besatzung noch einen militärischen Wert als schwimmende Batterie gehabt hätte, entschloss sich KK Eckermann, Crete endgültig zu vernichten und beschoss den Kreuzer, bis das Schiff nach Munitionskammerexplosionen auseinanderbrach.
An Bord von Crete, die eine wesentlich überlegenere Bewaffnung hatte, dienten viele ausländische Söldner an den Maschinen und den Geschützen (englische Offiziere!) und konnten damit auch umgehen. Es ist deshalb verwunderlich, warum der Kreuzer nicht den Kampf gegen den PANTHER aufnahm.

Am 17.01.1903 kam es zu einem Schusswechsel zwischen dem venezolanischen Fort San Carlos und dem Kanonenboot, das sich zurückziehen musste. Das Gefecht wurde von PANTHER wegen Ladehemmungen an beiden 10,5cm-Kanonen abgebrochen, und von den Venezolanern als Sieg propagandistisch ausgewertet. Dies hatte zur Folge, dass der Panzerkreuzer SMS VINETA das Fort vier Tage später mit seinen 21cm- und 15cm-Geschützen in Schutt und Asche legte.

Immer mal wieder interessant, was exotische Literatur an neuen Fakten zutage befördert.

Gruß
Lt.

Ferenc

Hallo,

Interessanter Beitrag.
Wo war genau der Vernichtungsort der CRETE A PIERROT? Klingt als ob der Kreuzer lediglich auf Grund gelaufen wäre.
Und anlässlich welchem kriegerischen Ereignisses (Bürgerkrieg?) kam es zu dem Vorfall?

mfg
Ferenc
:-)

Leutnant Werner

Der Vernichtungsort war die Reede von Gonaives

Der Bürgerkrieg fand statt zwischen den Regierungstreuen und den "Firministen" (nach ihrem Anführer Firmin)

Das gewrackte Schiff war nicht ganz unter die Wasserlinie gesunken, befand sich aber halb auf der Seite liegend in einem irreparablen Zustand

Wilfried

Moin Leutnant,

ich kann Deine Buchempfehlung nur wärmstens unterstützen; ich besitze dieses Buch seit seiner Erscheinung und stelle hier einmal einen Link zum Verlag ein:

http://www.hauschild-werbedruck.de/verlag/home.php3?id=e0e859fdfa97e93ea99e877a150f528c

Viel Spaß beim Schmökern und ein lieber Gruß
der Wilfried
... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
http://www.passat-verlag.de
http://www.kartonskipper.com
http://www.forum-marinearchiv.de - wenn Marine Dein Ding ist!

Ferenc

Hallo,
Danke für die Infos.
:-)
Ferenc

Torpedo

Ja, das Buch habe ich auch noch zuhause - noch ungelesen - und werde mich mal demnächst draufstürzen. Den Autor habe ich in Berlin anhand eines Vortrags über 90 Jahre Skagerrakschlacht und das Medienecho danach kennengelernt.
Uli "Torpedo"   [WoW Nic: Torpedo_uas]

"Man muss seine Geschichte kennen, um nicht die gleichen Fehler zu wiederholen"

Restaurierungsbericht des SEELÖWE, 20er Jollenkreuzer Baujahr 1943
http://facebook.com/r167seeloewe

Impressum & Datenschutzerklärung