Projekt Hummerschere

Begonnen von p-kreuzer, 14 Februar 2007, 22:35:09

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p-kreuzer

Schönen guten Abend zusammen!
Ich wollte mal eure Meinung zum Projekt "Hummerschere" wissen. Dabei handelt es sich um ein Hafenbauprojekt auf, oder eher unter Einbeziehung der dt. Hochseeinsel Helgoland. Dieser Kriegsschiffhafen sollte ca. 15x (!) größer werden als die Insel selbst, binnen einer Bauzeit von geplanten 30 Jahren (!) sollten gigantische Sandaufspülungen entstehen. Baubeginn war 1938, Kriegsbedingt aber bald eingestellt. Noch heute kann man manche "Bausünden" aus dieser Zeit begutachten, so z.B. die lange Mauer im Norden der Insel, direkt an der berühmten Langen Anna, und die Düne hat ihre heutige größe auch den Aufspülungen zu verdanken.
Mal wieder Gigantomanie! Mal wieder nicht beendet! Mal wieder unnütz? :?
Abgesehen vom Aufwand der betrieben werden sollte, welche Vorteile erhoffte man sich? Die dreißig Seemeilen weiter "draußen" waren doch nicht wirklich entscheident, könnte die größere Wassertiefe ein Argument sein?
Was denkt/wisst ihr?

Gruß aus Kiel

Peter K.

#1
Das wichtigste Argument für Helgoland als Kriegshafen war die ganzjährige Eisfreiheit!

Bereits 1908 wurde mit dem Bau des Kriegshafens begonnen, der besonders für Torpedo- und Uboote gedacht war. Größere Schiffe bis 8,5 m Tiefgang sollten im  sogenannten "Nordhafen" - einer Meeresbodenvertiefung nördlich der Insel - vor Anker gehen können.
Bis April 1913 wurde der "Innenhafen", auch "Ubootshafen" genannt, fertiggestellt, der 26 Booten geschützte Liegeplätze bot. Der Bau des "Außenhafens", auch "Torpedobootshafen" genannt, dauerte bis 1915 und konnte dann 90 Boote aufnehmen!
Zwei bombensichere Kraftwerke mit 2000 bzw. 1800 PS sorgten für die Energieversorgung. 12 Uboote konnten daher gleichzeitig in 18 Stunden ihre Batterien wieder aufladen. In Friedenszeiten waren 75 m³ Schmieröl und 2100 m³ Petroleum für Uboote verfügbar. Drei unterirdische Heizöltanks mit 10000 m³ Fassungsvermögen, ein Süßwassertank mit 6000 m³ und ein Kohlenlager mit 40000 t vervollständigten die Versorgungsmöglichkeiten des Hafens.
1918 wurde noch ein Trockendock mit ca. 110 m nutzbarer Länge  und 11,60 bis 16,50 m Breite fertiggestellt.
Nach dem Kriegsende erfolgte bis 26.07.1922 die Demilitarisierung von Helgoland. Vom Hafen blieb lediglich ein 350 m langes Teilstück der Westmole, der Ostmolenkopf und Teile eines Kraftwerkes übrig.

1928 begannen die Aufräumungs- und Instandsetzungsarbeiten im Hafen Helgoland. Der "Innenhafen" - später dann "Uboothafen" und auch "Osthafen" genannt - war dann ab 1933 wieder eingeschränkt benutzbar. Ab 1936 begann der Wiederaufbau des "Einsatzhafens Helgoland", der ab 1938 im Projekt "Hummerschere" mündete.
Zunächst wurde wieder an einer Verbindung zum Ostmolenkopf gearbeitet, ab 1937 wurde auch an der Westmole gebaut und eine Südmole begonnen. Mit dem Projekt "Hummerschere" wurde dann auch noch mit dem Bau des "Nordosthafens" und des "Dünenhafens" begonnen, freilich vorerst nur als Bauhafen.
Im September 1939 konnten im "Scheibenhafen" zwei oder drei S- oder R-Flottillen untergebracht werden. Im "Uboothafen" hatten 12 U- oder M-Boote genug Platz, konnten aber nur bis Windstärke 5 ruhig dort liegen. Eine Ladeanlage für Ubootbatterien bestand allerdings nur behelfsmäßig und T-Boote konnten hier gar nicht einlaufen. Im "Dünenhafen" konnten neben den zahlreichen Baufahrzeugen nur drei kleinere Einheiten vor Anker gehen.
Im Winter 1939/40 wurde dann mit dem Bau des Ubootbunkers für neun Uboote begonnen und im März 1940 standen im "Osthafen" an der verlängerten Ostmole einige neue Liegeplätze zur Verfügung. Der Uboothafen war zu diesem Zeitpunkt noch immer ungenügend geschützt, besonders gegen Nord-, West- und Südwind. Im "Nordosthafen", der nur mit Lotsen befahrbar war, lag ein Schwimmdock, das mit Fertigstellung des Ubootbunkers dorthin verlegt wurde. Ab Jänner 1942 konnten dann Uboote im Bunker versorgt werden.
Obwohl 1941 das Projekt "Hummerschere" eingestellt wurde, konnte noch im Juli 1943 ein Zerstörer-Liegeplatz an der Ostmole in Betrieb genommen werden.
Ursprünglich war geplant gewesen, bis 1941/42 den früheren "Kriegshafen" wieder zu errichten, bis 1944 den Ausbau des "Südhafens" abzuschließen und bis 1948 den "Nordhafen" fertigzustellen.

Quelle:
Claude Fröhle/Hans-Jürgen Kühn,
Hochseefestung Helgoland
Teil I und II

Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

TD



Habe gerade hier das Buch von Benno Krebs
HELGOLAND 
Erinnerungen,Tatsachen,Dokumente aus der Zeit von 1933 bis Mai 1945

Privatdruck 1985

Von einen Helgoländer geschrieben . 290 Seiten

Viele bisher nicht bekannte Fakten zu den riesigen Bauvorhaben und dem Leben auf der Insel im Krieg .

Dort gab es 1945 u.a auch noch eine Schule Sprengboot Fahrer.

Allerdings keine genauen Hinweise zum geplanten Putsch am 18.4.1945 und den angeblich auf Bitten der Verschwörer erfolgten vernichtenden Angriff am gleichen Tag.

Grüße

Theo
...ärgere dich nicht über deine Fehler und Schwächen, ohne sie wärst du zwar vollkommen, aber kein Mensch mehr !

p-kreuzer

Hallo!
@Peter K.
Eisfrei! Auf sowas muß man heutzutage in Zeiten von Globalwarming erstmal kommen. :-D Danke für die vielen Details!

@ TD
Das klingt ja Mysteriös, Putsch? Verschwörer erbitten Bombenangriff? Um was gings denn da, das die Briten sich genötigt sahen sooo massiv Helgoland zu bombardieren???

Gruß aus Kiel

Mario

Könnte auch die Tatsache eine Rolle gespielt haben, daß aufgrund des Wattenmeeres an der deutschen Nordseeküste viele Schwierigkeiten beim Auslaufen einer größeren Anzahl von Kriegsschiffen bestand. Jade, Weser, Ems und Elbe waren ja recht enge Gewässer, die womöglich noch vermint werden konnten.

bettika61

Zitat von: TD am 15 Februar 2007, 18:08:33


Habe gerade hier das Buch von Benno Krebs
HELGOLAND 
Erinnerungen,Tatsachen,Dokumente aus der Zeit von 1933 bis Mai 1945

Privatdruck 1985

Von einen Helgoländer geschrieben . 290 Seiten

Viele bisher nicht bekannte Fakten zu den riesigen Bauvorhaben und dem Leben auf der Insel im Krieg .

Dort gab es 1945 u.a auch noch eine Schule Sprengboot Fahrer.

Hallo,
hat jemand das Buch und kann nachschlagen ,welche Infos zur "Schule für Sprengboot Fahrer"
enthalten sind?
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

bettika61

ZitatIm "Nordosthafen", der nur mit Lotsen befahrbar war, lag ein Schwimmdock, das mit Fertigstellung des Ubootbunkers dorthin verlegt wurde.
Hallo,
ist über dieses Schwimmdock mehr bekannt, wo gebaut wo verblieben?
https://www.holidaycheck.de/m/foto-von-u-bootbunker-nordsee-iii/282a5f3f-175e-3791-bc91-3edbe89528fb
In der Beschreibung der Briten des U-Boot Bunkers vor der der Zerstörung 1947 noch enthalten
Zitatthe third pen contained a floating dock capable  of taking one Type XXIII submarine
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

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