Erprobungsbetrieb zur Führung von Kleinkampfmittel mit Y-Verfahren

Begonnen von bettika61, 24 Februar 2023, 18:02:10

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bettika61

Hallo,
Das OKL hat am 14.1.1945 dem Antrag des OKM zur Nutzung der
ZitatY-Station der Fu.M.G.-Stellung Hummer auf Helgoland für Erprobungsbetrieb  zur Führung von Kleinkampfmittel der Kriegsmarine
unter Auflagen stattgegeben.
Es wird vom OKL auf   Schwierigkeiten bei einer  möglichen Einführung des Verfahrens durch KM hingewiesen
"-Die 18 für das Y-Verfahren zur Verfügung stehenden Frequenzen  reichen nicht mehr für die Luftwaffe zur Führung ihrer Verbände aus.
-Industrieausstoß an Fu.G 16 ZY deckt sich mit dem Bedarf der Luftwaffe."
Quelle RL 2-V Generalstab der Luftwaffe / Generalnachrichtenführer

Wie könnte so ein angedachtes Führungsverfahren für KKM aussehen, welche KKM kämen in Frage,?
ich denke da an SEEHUNDE. 
das o.g. Fu.G 16 ZY ist ein Bordfunkgerät https://www.deutscheluftwaffe.de/ln-27211-2-bordfunkgeraet-fug-16-zy-1944




Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

olpe

Hallo,
Zitat von: bettika61 am 24 Februar 2023, 18:02:10
Wie könnte so ein angedachtes Führungsverfahren für KKM aussehen, welche KKM kämen in Frage,?
...
das o.g. Fu.G 16 ZY ist ein Bordfunkgerät https://www.deutscheluftwaffe.de/ln-27211-2-bordfunkgeraet-fug-16-zy-1944

... leider kann ich nicht sehr viel im Hinblick auf die mögliche Verwendung bei der KM und deren KKM beitragen. Vielleicht bringen aber einige Angaben zum Y-Verfahren die Sache näher an eine Lösung.

Das Y-Verfahren (,,Wotan II" oder britischer Tarnname: ,,Benito") ist ein weiterentwickeltes Leitstrahlverfahren für die Lenkung von Flugzeugen (u.a. Bombern) auf ihre Ziele. Im Vergleich zu anderen Verfahren, wie das X-Verfahren (,,Wotan I") oder ,,Knickebein", handelt es sich um ein s.g. Einstrahlverfahren. Entwickler von "X" und "Y": Dr. Hans Plendl.  Die Bodenstation sendete einen Leitstrahl mit ca. 40 MHz. Dieser bestand aus 180 Richtungszeichen/Min., diese Zeichenfolge war nur noch maschinell aufnehmbar. Im Flugzeug befand sich daher ein elektronischer (Richtungs-)Analysator, der die Position des Flugzeugs im Verhältnis zum Strahl errechnete. Jedem Paar Richtungszeichen folgte eine Pause, die dazu diente, den Analysator auf den Strahl einzustellen. Zur Messung der Entfernung der Maschine auf dem Strahl sandte die Bodenstation zusätzliche Zeichen, das Flugzeug empfing diese und sandte sie zurück – wie eine Art Transponder. Die Bodenstation errechnete daraus automatisch die Entfernung des Flugzeugs. Die Reichweite war deutlich größer, als bei konventionellen Radargeräten. Befand sich das Flugzeug über dem Ziel, sendete die Bodenstation eine Anweisung an die Besatzung, die Bomben auszuklinken. Die Entfernungs- als auch die Richtungssignale wurden zwischen 42 und 48 MHz ausgestrahlt. Da nur noch eine Bodenstation benötigt wurde, war das Verfahren einfacher und flexibler als seine Vorgänger.

Die britische electronic counter measure ließ nicht lange auf sich warten. Das Störgerät mit Tarnnamen ,,Domino" brachte mit Störimpulsen die Entfernungsmessung durcheinander, die damit praktisch nicht mehr zu verwenden war. Die ersten dieser Geräte kamen im Februar 1941 zum Einsatz.

Soweit einige Gedanken auf Grundlage von Alfred Price ,,Herrschaft über die Nacht" (dt.)

Ob nun deutsche KKM mit diesem Verfahren arbeiten und mit den entsprechenden Anlagen eingerüstet werden sollten, ist schwerlich vorstellbar. Die Gerätschaften, insbesondere der Analysator, waren recht empfindlich. Der Wunsch der KM nach einer sicheren Führung der Kleinkampfverbände ist sicher verständlich, aber dieses Verfahren war eher für den Lufteinsatz optimiert. Geringe Antennenhöhen, Seegang und die Störmöglichkeiten der Gegenseite kommen erschwerend noch hinzu ...

Die genannte Funkstation war möglicherweise wegen ihrer Kompaktheit geeignet, an Bord Verwendung zu finden, so sie den o.g. Frequenzbereich überstrich ...

Grüsse
OLPE 

Violoncello

Hallo Beate,

ein schöner Fund!

Die Überlegungen für die Verwendung des Y-Verfahrens dürften den Einsatz von "Seehunden" auf dem Themse-Schelde-Geleitweg betroffen haben. Sie dürften über ein sehr frühes Planungsstadium nicht hinausgekommen sein.

In BArch RM 103 und TNA 1/18222 habe ich keinen Hinweis gefunden. Mattes erwähnt diese Planung nicht. Auch Trenkle beschreibt sie in dem Kapitel "Funkführungs-Verfahren bei Heer und Marine" in seinem Buch "Die deutschen Funkführungsverfahren bis 1945" ebensowenig wie in "Die deutschen Funkpeil- und Horch-Verfahren bis 1945".

Viele Grüße

Violoncello   

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