Alarmsperre ?

Begonnen von Ortwin, 27 November 2022, 13:27:43

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Ortwin

Servus zusammen,

vielleicht kann mir freundlicherweise wieder einmal jemand behilflich sein?
Was ist denn bitte eine "Alarmsperre"? Und wie genau kann man sich die Minenanordnung dieser Sperre im Detail vorstellen?

Beste Grüße!
Ortwin

TW

Ich denke, eine Alarmsperre ist eine nicht geplante Sperre, die aufgrund besonderer Ereignisse rasch in die Kette der NW-Sperren (NW steht für Norwegen) eingefügt wurde. In Deinem Fall ist der deutsche Name dieser Sperre NAKI 1, gelegt von NKi01/Glommen, was mir bislang unbekannt war.
Auf der Karte "Minensperren Polarkuste", die Du mir eben geschickt hast, trägt sie die Nummer M 26.
Viele Grüße, Thomas

TW

#2
Zur Minenlage: Die Sperre bestand ja aus 3 Reihen. Abstand der Reihen voneinander betrug 300 Meter.
Eingesetzt wurden 46 EMC. ("K.A. bzw. Anz." weiß ich nicht, aber "unsere" Dokumentation merkt "with tombac sheathing or antenna" an, keine Ahnung)
Abstand von Mine zu Mine betrug 110 bzw. 200 Meter. Tiefe -1,5 Meter.
Angabe "unter Spr.N.W." sagt mir nichts.
Gruß, Thomas

Frage: Welche Funktion hatten die Antennen. Es waren doch sicher keine Funkantennen, die eine Detonation meldeten, oder?

Schorsch

Hallo Thomas!

Zitat von: TW am 27 November 2022, 16:46:45
Frage: Welche Funktion hatten die Antennen. Es waren doch sicher keine Funkantennen, die eine Detonation meldeten, oder?
...--/>/> hier hatten wir das schon einmal vor einiger Zeit diskutiert.

Dann hätte ich noch "Springniedrigwasser" als Deutung für die Abkürzung "Spr.N.W." anzubieten.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

TW

Aha! Danke für den Hinweis.
Was bedeutet das "Spring" im Wort Springniedrigwasser?
Ich kenne nur eine Springflut  :|
Gruß, Thomas

Schorsch

Hallo Thomas!

Zitat von: TW am 27 November 2022, 17:10:34
Was bedeutet das "Spring" im Wort Springniedrigwasser?
Ich kenne nur eine Springflut  :|
...ist schon ganz dicht drann: das Niedrigwasser zur Springflut (--/>/> Klick!)

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Sprotte

Ich dachte, das wird dann Nipptide genannt? :? :wink:
Auch im Orchester des Lebens dringt das Blech am meisten durch.

TW

Klicke weiter zu "Gezeiten":
Zur Springzeit, wenn sich die gezeitenerzeugenden Kräfte von Sonne und Mond addieren, kommt es zu besonders großen Springtidenhuben (z. B. Bucht von St. Malo im Ärmelkanal 11,5 m). Zur Nippzeit, wenn die Sonne einen Teil der Wirkung des Mondes aufhebt, entsteht die wesentlich kleinere Nipptide. Zwischen Spring-und Nippzeit liegt die Mittzeit.

Peter K.

KA = Kontakt-Auslösevorrichtung
soll zur Detonation der Mine führen, wenn sie von Minenräumgeräten (z.B. Bugschutzgeräten) angelaufen wird

An.Z. = Antennenzündung
Zündbereich der Mine wird nach unten und/oder oben durch entsprechende Antennen vergrößert
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Ortwin

Servus zusammen,

ganz herzlichen Dank für die wertvollen Informationen. Das hilft mir tatsächlich schon sehr weiter.

Das mit der Alarmsperre macht Sinn. Die NAKI-Sperren wurden im Oktober 1944, zeitlich somit während der Absetzbewegung aus der Petsano/Varanger-Region, gelegt und sollten wohl das Nachstoßen der Russen erschweren.

Was mich überrascht, ist der Abstand zwischen den Minen, 110 bzw. 200m. Ich dachte, die werden viel enger gelegt. Ist bzw. war so eine"löchrige" Sperre üblich?

Beste Grüße
Ortwin

Schorsch

Hallo Ortwin!

Zitat von: Ortwin am 28 November 2022, 06:15:06
(...)
Was mich überrascht, ist der Abstand zwischen den Minen, 110 bzw. 200m. Ich dachte, die werden viel enger gelegt. Ist bzw. war so eine"löchrige" Sperre üblich?
(...)
...bei einer EMC reden wir je nach Rüstsatz von ca. 250 bis 300 kg Ladung. Dazu kommt u.U. bei Fernzündungsminen noch eine empfindliche BIK-Zündung – da braucht es schon einen gewissen Mindestabstand, damit beim Krepieren einer Mine nicht der Rest des Feldes in einer Art Dominoeffekt aus Solidarität gleich mit hochgeht (ein Bsp. dafür ist das Titelbild von F. Ruge ,,Im Küstenvorfeld", Bernard & Graefe 1977). Das mag man als lässliche Sünde betrachten, wenn es dabei den Gegner trifft; es könnte aber auch sein, dass man nach dem Ende eines Konfliktes gezwungen ist, die eigenen Minenfelder auch wieder zu räumen. Da wäre die ganze Geschichte wieder weniger lustig.

Deshalb nutzt man ja auch mehrere versetzte Reihen von Minen, um für den Gegner die Wahrscheinlichkeit einer unbeschadeten Durchfahrt zu minimieren.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Ortwin

Servus Schorsch,

Zitat von: Schorsch am 28 November 2022, 09:55:18
...bei einer EMC reden wir je nach Rüstsatz von ca. 250 bis 300 kg Ladung. Dazu kommt u.U. bei Fernzündungsminen noch eine empfindliche BIK-Zündung – da braucht es schon einen gewissen Mindestabstand, damit beim Krepieren einer Mine nicht der Rest des Feldes in einer Art Dominoeffekt aus Solidarität gleich mit hochgeht (ein Bsp. dafür ist das Titelbild von F. Ruge ,,Im Küstenvorfeld", Bernard & Graefe 1977). Das mag man als lässliche Sünde betrachten, wenn es dabei den Gegner trifft; es könnte aber auch sein, dass man nach dem Ende eines Konfliktes gezwungen ist, die eigenen Minenfelder auch wieder zu räumen. Da wäre die ganze Geschichte wieder weniger lustig.

Deshalb nutzt man ja auch mehrere versetzte Reihen von Minen, um für den Gegner die Wahrscheinlichkeit einer unbeschadeten Durchfahrt zu minimieren.

Vielen Dank für die Erläuterung. Das leuchtet mir ein.
Gibt es denn für unterschiedliche Minen so etwas wie einen "vorgegebenen" Mindestabstand?

Beste Grüße
Ortwin

Schorsch

Hallo Ortwin!

Zitat von: Ortwin am 28 November 2022, 17:48:09
(...)
Gibt es denn für unterschiedliche Minen so etwas wie einen "vorgegebenen" Mindestabstand?
(...)
...z.B. in der M.Dv. 13: ,,Seekriegsanleitung", Teil III: ,,Die Waffen", Heft c: ,,Sperrwaffen" sind die Sicherheitsabstände zwischen den einzelnen Minen genannt. So wird dort für die LMA III (eine von Flugzeugen abzuwerfende Grundmine mit 300 kg Ladung und Fernzündung) ausgeführt, dass 90 m zwischen den Minen als Abstand eingehalten werden müssen. Sind diese Minen mit einem Fab 3-Zünder versehen, so müssen es 130 m sein.

Leider ist die Kopie der M.Dv. in dem Abschnitt, in dem die EMC-Minen beschrieben werden, so schlecht, dass ich für diesen Minentyp, der Dich wahrscheinlich am meisten interessieren wird, keine verlässlichen Angaben machen kann.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Ortwin

Servus Schorsch,
herzlichsten Dank! Das hat mir mehr als genug weitergeholfen.
Danke Dir für die Bemühungen!
Beste Grüße
Ortwin

Impressum & Datenschutzerklärung