K.u.K. / Deutscher 45cm Torpedo

Begonnen von Hippi, 19 November 2022, 11:44:55

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Hippi

Hallo liebes Forum,
laut Literatur verwendeten kaiserlich deutsche U-Boote der Mittelmeer Station 45cm Torpedos aus KuK Beständen.
Dazu meine Frage: gab es Unterschiede bei den österreichischen und deutschen Torpedos, hat jemand Pläne der deutschen 45er Torpedos.
Vielen Dank im Voraus und noch einen schönen Sonntag,
Hippi  :-)

Schorsch

Hallo Hippi,

laut H.W. Malnig: "Die Torpedos in der k.u.k. Kriegsmarine - Entstehen und Entwicklung (Luppis - Whitehead - Obry - Gesztesy)", NWV Verlag GmbH, Wien 2014, ab Seite 129, wurde das ab 1909 in der k.u.k. Kriegsmarine eingeführte 45 cm-Modell in zwei Losen mit insgesamt 300 Stück unter der Bezeichnung Whitehead G/250 auch von der deutschen Kaiserlichen Marine für die großen U-Boote U 66-70 in den Jahren 1917/18 bestellt und auch im Mittelmeer bis zum August 1918 eingesetzt.

Mit freundlichen Grüßen
Schorsch
'Judea, London. Do or Die.'

"Ubi dubium, ibi libertas." (Wo Zweifel ist, da ist Freiheit.)

Hippi

Hallo Schorsch,
vielen dank für das Zitat. Stellt sich jedoch weiterhin die Frage, ob die deutschen und österreichischen Torpedos der gleichen Konstruktion entstammen. Gleiches Kaliber (45 cm), aber die Länge, Kopfgestaltung, Antrieb,...
Vielleicht finden sich ja noch weitere Hinweise.
Herzliche Grüße,
Hippi  :-)

Hippi

Hallo Forumsmitglieder,
leider gab es noch keine Wortmeldungen zu meiner letzten Frage. Daher will ich es nochmals versuchen:
wie von Schorsch aufgeführt, verwendeten die deutschen U-Boote
U 66-70 im 1.Wk im Mittelmeer 45 cm kuk Torpedos. Mußten dazu an den Rohren Veränderungen vorgenommen werden? Oder hatten die deutschen 45 cm Torpedos die gleichen Abmessungen (Länge)? Besitzt jemand eine Konstruktionszeichnung der deutschen Torpedos oder kann einen entsprechenden Literaturhinweis nennen?
Noch ein schönes Wochenende und herzliche Grüße
Hippi

Leipzig

Hallo Hippi,

in einem Punkt ist die Antwort # 1 missverständlich: die deutschen Boote U 66 - U 70 waren nie im Mittelmeer eingesetzt. Wenn gerade für sie österreichische Torpedos nachbestellt worden sind, dann muss das einen anderen Hintergrund gehabt haben:

Diese Boote waren nämlich bei der Germaniawerft in Kiel ursprünglich als U 7 - U 11 für die kuk-Marine im Bau, wurden - noch unfertig - kurz nach Kriegsausbruch aber an die deutsche Marine verkauft, weil die kuk-Marineführung davon ausging, dass es unter Kriegsbedingungen nicht möglich sein würde, große U-Boote auf dem Seeweg von Deutschland ins Mittelmeer zu bringen. Dass diese Annahme falsch war, sollte sich bald an der Verlegung zahlreicher deutscher Boote ins Mittelmeer, beginnend mit U 21 zum Eingreifen vor den Dardanellen, zeigen. Jedenfalls wurden die Boote dann als U 66 -70 für die deutsche Marine weitergebaut und als Typ UD bezeichnet, weil sie eben nicht den normalen deutschen Typen entsprachen. Sie wurden nach Rössler, Geschichte des deutschen Ubootbaus, Band 1, S. 67 beim Fertigbau zwar den deutschen Ms-Booten weitgehend angepasst, so erhielten sie auch einen Turm nach deutschem Muster, die Anpassung erfolgte aber "abgesehen von der Torpedobewaffnung". 

Ich verstehe das so: Die Boote waren, da ja für die kuk-Marine vorgesehen, mit Torpedorohren für die österreichischen 45 cm-Torpedos gebaut worden. Daran hat man nach dem Verkauf an Deutschland nichts geändert. Offenbar konnten sie mit diesen Rohren aber die deutschen 45 cm-Torpedos nicht verschießen, sodass eben gerade für sie im Kriegsverlauf neue österreichische Torpedos nachbestellt werden mussten.

Ich bin alles andere als ein U-Boot- und Torpedoexperte und kann deshalb nichts zu den einzelnen Unterschieden zwischen den deutschen und den österreichischen 45 cm-Torpedos sagen. Offenbar waren sie aber mit den jeweils anderen Torpedorohren nicht kompatibel.

Viele Grüße
Leipzig

oliver

Servus aus Wien!

ad1) Ja, die Boote U 66-U70 waren nie im Mittelmeer. Die deutsche Kriegsmarine wollte offenbar vermeiden daß die für die k.u.k. Kriegsmarine bestimmten U-Boote in der Adria sind und eine 'Verstimmung' zwischen den Verbünden hervorruft.

ad 2) Das stimmt so nicht ganz!
Die k.u.k. Kriegsmarine wollte die Boote weiterbauen lassen. Jedoch hat die deutsche Kriegsmarine bereits im November 1914 an das k.u.k. Flottenkommando geschrieben: "... Bei der Germaniawerft in Kiel befinden sich 5 Unterseeboote der k.u.k. Kriegsmarine in Bau, die im Herbst 1915m fertiggestellt werden sollen, Während des Krieges wird es leider nicht möglich sein, die Boote von der Bauwerft nach ihrem Bestimmungsort zu bringen. Um den Ausfall dieser für die verbündeten Seemächte überaus wertvollen Kampfmittel zu vermeiden, erscheint es das Gegebene, daß die Boote von der Deutschen Kriegsmarine übernommen und verwendet werden." (Nachlesbar in: Trulei "Tauchfahrt in den Tod", Seite 20)
Dazu muß noch gesagt werden, daß bereits im August eine Kommission der deutschen Kriegsmarine in der Germaniawerft erschien um eine Übernahme der Boote zu überprüfen, wobei gleich beschlossen wurde das k.u.k. Norm der Torpedos zu übernehmen, da ein Umbau zu aufwendig wäre...
Die k.u.k. Kriegsmarine fügte sich, und stimmte dann den deutschen Wünschen zu...

Betreffend Torpedos habe ich einen Akt gesehen worin es hieß daß deutsche Bestellungen bevorzugt werden sollen. Die Whitehead-Werft hatte bekanntlich im Krieg Probleme den gesteigerten Bestellungen nachzukommen.

Mit maritimen Grüßen aus Wien
Oliver


Hippi

Hallo
und recht herzlichen Dank für die Ausführungen  :-)!

Urs Heßling

Servus, Oliver,

Zitat von: oliver am 28 November 2022, 20:48:39
ad1) ... Die deutsche Kriegsmarine wollte offenbar vermeiden ...

ad 2) ... Jedoch hat die deutsche Kriegsmarine bereits im November 1914
" ...daß die Boote von der Deutschen Kriegsmarine übernommen und verwendet werden."

... eine Kommission der deutschen Kriegsmarine in der Germaniawerft erschien
Müßte es nicht - historisch korrekt - "Kaiserliche Marine" heißen ?
... und steht in dem von Dir herangezogenen Zitat aus deinem Buch wirklich "Kriegsmarine" ?

Ich bitte um Verständnis für das Nachhaken, es soll keine Korinthenlesen sein.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

oliver

Servus Urs!

Du hast natürlich Recht.

Grüße
Oliver

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