Daten der dt. Torpedos

Begonnen von t-geronimo, 09 Mai 2005, 18:40:52

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t-geronimo

Wenn man sich mal verschiedene Quellen anschaut, findet man teilweise etwas andere Angaben, was die Daten der deutschen Torpedos angeht, v.a. der Sprengköpfe.

Vergleicht mal:

http://www.lexikon-der-wehrmacht.de/Waffen/UTorpedos.htm

http://www.navweaps.com/Weapons/WTGER_WWII.htm

http://www.uboat.net/technical/torpedoes.htm

http://www.dataphone.se/~ms/ubootw/welcom.htm


Nun weiß ich natürlich nicht, welche der Seiten von der anderen evtl. abgeschrieben hat.

Kann mir jemand die richtigen Werte geben?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

U-Boot Waldi

Servus geronimo,

habe beide Bücher von Rössler "Die Torpedos der deutschen U-Boote" von 1984 und 2005

Herr Rössler ist DER Spezialist!

Teile mir bitte genau mit, was Du an Daten benötigst. Stelle diese über Weihnachten zusammen, falls noch Interesse besteht.

GRüße
Waldi

Spee

Servus Waldi,

wäre eine kurze Zusammenfassung über die wichtigsten Torpedos der Kriegsmarine für's Forum möglich? Da hätten dann alle etwas davon.
Mich würden speziell die Flugzeugtorpedos interessieren.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

U-Boot Waldi

Servus Spee,

an den Feiertagen werde ich mich darum kümmern und stelle es ins Forum.

Grüße
Waldi

Spee

Servus Waldi,

"Eile mit Weile". Mach mal in Ruhe und feier ein bischen.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

t-geronimo

Fürs Forum ist eine gute Idee.

Im Augenblick habe ich keine konkrete Frage und worum es damals ging, weiß ich nicht mehr konkret.
Das war damals fürs Silent-Hunter-3-Forum und mir war halt die teilweise Diskrepanz zwischen den verschiedenen Quellen aufgefallen.

Da ist es dann halt immer interessant zu sehen, wer die besseren, sprich exakteren Daten vorhält.

@ Spee (und auch Scheer):
Wäre auch was für www.Marinearchiv.de !!! :)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Peter K.

@ U-BOOT WALDI

Erst einmal auch von mir ein herzliches Willkommen!
Schön einen Uboot-Spezialisten an Bord zu haben!

Leider habe ich nur die alte Ausgabe von Rössler´s "Torpedos". Nun hätte ich gerne gewußt, ob die 2005er-Ausgabe nur eine unveränderte Neuauflage oder vielleicht sogar eine verbesserte Auflage ist? Falls letzteres zutrifft, lohnt sich die Neuanschaffung deiner Meinung?

@ SPEE

Rössler behandelt - ohne jetzt nachzulesen - nur die Ubootstorpedos im weitesten Sinn, streift also die Flugzeugtorpedos nur.
Für dieses Spezialthema empfehle ich

Friedrich Lauck
Der Lufttorpedo
ISBN 3-7637-5230-7

Leider schon selten zu bekommen ...

LG aus Österreich
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Spee

@Peter,

aber sich in deinem Besitz befindet, hoffentlich.
Da ich gerade Neitzel lese, sehr begierig nach mehr. Ist ja schon lustig, daß nicht die Luftwaffe, sondern die Marine für die Entwicklung der Lufttorpedos zuständig war und deshalb bis Mitte 1941 so überhaupt nichts passiert ist. Brauchen wir nicht, ist nur Unsinn.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Peter K.

@SPEE

Ohne jetzt überheblich klingen zu wollen, aber NATÜRLICH hab´ich den Lauck! ;-)
Gelle, der Neitzel ist schon interessant zu lesen ....

LG
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Spee

Ja, sehr empfehlenswert. Freue mich auf eine knappe Woche ohne DSL, Rechner und ähnlichem. Schön rumhängen und lesen. Werde dann auch mal was zum Luftwaffeneinsatz während Operation "Rheinübung" ablassen. Von wegen, die Luftwaffe hätte ja, nix da, die hat getan was sie konnte. Aber die Marine hat es wirklich nach dem Krieg perfekt verstanden, der Luftwaffe für jeden Mist der irgendwie mit Flugzeugen zusammenhing, den "Schwarzen Peter" zuzuschieben.
Äh, is nich persönlich  :)  .
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Wilfried

Moin, moin zusammen!

Wie jetzt, die vom KG 26 verschossenen Lufttorpedos sind Eigenentwicklungen der Luftwaffe? Das ist ja mal ein dolles Ding ... 8)

Gebt mir mehr Infos.

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried
... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
http://www.passat-verlag.de
http://www.kartonskipper.com
http://www.forum-marinearchiv.de - wenn Marine Dein Ding ist!

Spee

@Wilfried,

ad hoc weiß ich das nicht. Aber ich schau mal nach, wenn Peter nicht schon was hat.
Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

U-Boot Waldi

Zitat von: Peter K.@ U-BOOT WALDI

Erst einmal auch von mir ein herzliches Willkommen!
Schön einen Uboot-Spezialisten an Bord zu haben!

Leider habe ich nur die alte Ausgabe von Rössler´s "Torpedos". Nun hätte ich gerne gewußt, ob die 2005er-Ausgabe nur eine unveränderte Neuauflage oder vielleicht sogar eine verbesserte Auflage ist? Falls letzteres zutrifft, lohnt sich die Neuanschaffung deiner Meinung?

@ SPEE

Rössler behandelt - ohne jetzt nachzulesen - nur die Ubootstorpedos im weitesten Sinn, streift also die Flugzeugtorpedos nur.
Für dieses Spezialthema empfehle ich

Friedrich Lauck
Der Lufttorpedo
ISBN 3-7637-5230-7

Leider schon selten zu bekommen ...

LG aus Österreich
Peter K.

Servus Peter K.

in der 2. Auflage wurden bestehende Kapitel der 1. Auflage erheblich erweitert, weiter sind die Torpedoproduktion, Torpedominen, Ausstoßkörper zur Torpedo- und Hubi-Abwehr beinhaltet.

Ein rundum hervoragendes Werk, daß man nur empfehlen kann.

Grüße
Waldi

PS: Ein Spezialist bin ich in keinster Weise, nur ein Interessierter.

Peter K.

Vielen Dank für den Kommentar zu Rössler´s Neuauflage ... muß ich mir also doch zulegen! ;-)

Schöne Feiertage &
LG aus Österreich
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Peter K.

Sooo, mein letztes längeres Posting, bevor ich mich in den wohlverdienten Urlaub begebe ... liebe Freunde warten mit einer seetüchtigen Segelyacht in venezolanischen Gewässern auf mich!  :lol:

Ich werde daher erst wieder Mitte Jänner online sein ....  :cry:

Speziell für WILFRIED, aber natürlich auch für alle anderen Interessierten hab´ ich ´mal ´ne Zusammenfassung zur deutschen Lufttorpedoentwicklung zusammen gestellt ....


Die Lufttorpedoentwicklung der deutschen Marine bis zur Übernahme durch die Luftwaffe

Schon während des Ersten Weltkrieges wurden verschiedene Torpedoflugzeuge – am bekanntesten ist sicherlich die ,,Hansa-Brandenburg" – erfolgreich von deutschen Marineflieger-Abteilungen eingesetzt. Der Versailler Vertrag beendete dann aber so erfolgversprechende Entwicklungen, wie die drahtgelenkten Torpedogleiter der Firma Siemens mit einem Gewicht bis zu 1.000 kg und einer Drahtlänge bis zu 20 km oder Versuche mit Funkfernsteuerungen.

Trotz der, durch den Versailler Vertrag nur beschränkten Möglichkeiten zu wehrtechnischen Entwicklungen sind bereits 1922 Betrebungen in der Waffenabteilung des Allgemeinen Marineamtes unter Korvettenkapitän Hirth erkennbar, die Lufttorpedowaffe weiterzuentwickeln.

1925 setzte dann in der Luftschutzgruppe BS-X unter Kapitän zur See Rahs eine rege Planungs-und Entwicklungstätigkeit ein, die zum ersten zweimotorigen Seeflugzeug der Firma Heinkel, dem Torpedo- und Aufklärungsflugzeug He7 führte.

Gleichzeitig versuchte die Torpedoversuchsanstalt der Marine in Eckernförde, den Lufttorpedo weiterzuentwickeln. Sie mußte sich allerdings im wesentlichen darauf beschränken, den normalen Schiffstorpedo an die Beanspruchungen beim Abwurf aus Flugzeugen anzupassen.
Für getarnte Abwurfversuche stellte die Seeflugzeug-Versuchsanstalt (Severa) in Kiel und ab 1928 die Seeflugzeug-Erpropbungsstelle Travemünde nach Möglichkeit eine geeignete Maschine zur Verfügung – so 1926 eine Junkers G24, später eine einmotorige Ju52.
Die Aufhängevorrichtung für den Lufttorpedo war zwangsläufig nur behelfsmäßig hergestellt worden, das Beladen daher recht umständlich!

1930 begann bei der Firma Heinkel die Entwicklung eines verbesserten See-Mehrzweckflugzeuges. Die daraus entstandene zweimotorige He59 konnte als Bomben-, Minen-, Torpedo- und Aufklärungsflugzeug eingesetzt werden und wurde ab 1931 von der Erprobungsstelle Travemünde, aber auch im Ausland erprobt – teilweise sogar mit Radfahrgestell!

Nach Errichtung des Reichsluftamtes im Frühjahr 1933 bzw. des Reichsluftfahrtministeriums am 05.05.1933 gab das Heer sofort die Bombenentwicklung an das Reichsluftfahrtministerium ab – die Entwicklung der Luftminen und Lufttorpedos verblieb aber zunächst bei der Marine.
Während sich bei der Minenentwicklung eine effektive Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Stellen der späteren Luftwaffe und dem Sperrversuchskommando der Marine in Kiel entwickelte, traf dies in der Lufttorpedofrage zwischen dem Reichsluftfahrtministerium und der Torpedoversuchsanstalt der Marine in Eckernförde nicht zu.
Die Marine betrachtete den Torpedo als reine Seekriegswaffe, egal von welchem Träger – Uboot, Schnellboot, Zerstörer, Kreuzer oder eben Flugzeug – sie an den Feind gebracht wurde. Außerdem hatte sich die Entwicklung von Lufttorpedos an die zahlenmäßig viel bedeutendere Entwicklung von Torpedos anzulehnen, die von Seestreitkräften verschossen wurden.
Hinzu kam, daß die Torpedoversuchsanstalt selbst die gesamte Entwicklungsarbeit durchführte und dazu einen eigenen Stamm an Beamten, Ingenieuren, Technikern und Werkstättenpersonal beschäftigte. Die Anwesenheit von Firmen- und Luftwaffeningenieueren war bei Schuß- oder Abwurfversuchen lange Zeit unerwünscht. Die spätere Luftwaffe vergab im Gegensatz dazu ihre Entwicklungsaufträge an die einschlägige Industrie!

Angesichts der Tatsache, daß es zu diesem Zeitpunkt keinen einsatzbereiten deutschen Lufttorpedo gab, nutzte die Marine ihre guten Kontakte zur norwegischen Torpedofabrik in Horten, die offenbar gerade einen modernen Lufttorpedo mit einer höheren Abwurfgeschwindigkeit und einer Abwurfhöhe von 100 m entwickelt hatte. Nach zufriedenstellenden Erprobungen, auch mittels einer  einmotorigen Ju52, durch Spezialisten der Torpedoversuchsanstalt vor Ort, erhielt Deutschland 1934 einige Mustertorpedos zur Nacherprobung und die dazugehörigen Fertigungsskizzen. Außerdem wurde vereinbart, daß neben dem Lizenzbau in Deutschland, die Torpedofabrik in Horten 1935 weitere 30 Lufttorpedos zum Stückpreis von 30.000 Reichsmark liefern sollte. Nun war dieser norwegische Torpedo ein Produkt ausgezeichneter Handarbeit und keineswegs für eine Serienfertigung geeignet. Daher wurde beschlossen, zunächst monatlich fünf dieser Torpedos in Originalausführung handwerksmäßig bei der Firma Schwartzkopf in Kiel herzustellen und nach Umzeichnung der Fertigungsskizzen für die Serienfertigung diese bei der Firma Bergmann in Berlin-Wilhelmsruh unter der Bezeichnung F5 anlaufen zu lassen. Dieser F5 sollte sich dann gegenüber dem Original als erheblich unterlegen erweisen!

Die, ab 01.03.1935 nun auch offiziell auftretende deutsche Luftwaffe scheint sich ab etwa diesem Zeitpunkt sehr für Lufttorpedos interessiert zu haben, wenn auch in weiterer Folge nicht sehr konsequent. Jedenfalls waren bereits im März und April 1935 bei der Erprobungsstelle Travemünde allein 100 Starts für Torpedoversuche vorgesehen!

Am 10.04.1935 fand eine geheime Informationsveranstaltung der Luftwaffe in Travemünde statt, bei der Torpedoabwürfe von der He59 und die neue Aufhängevorrichtung PV1005 für Minen und Torpedos vorgeführt wurde. Außerdem stellt man fest, daß eine Vergrößerung der Abwurfhöhe der vorhandenen F5-Torpedos auf 25 m ebensowenig möglich sei, wie die Erhöhung des Torpedogewichtes von 650 auf 674 kg und die Erhöhung der Abwurfgeschwindigkeit auf über 200 km/h, da dies einen Torpedo höherer Festigkeit und damit höheren Gewichtes verlangt hätte.

1936 gelang es der Luftwaffe, einen Verbindungsingenieur der Erprobungsstelle Travemünde zur Torpedoversuchsanstalt zu kommandieren. Da dieser auch über Entwicklung und Erprobung berichtete, forderte die Torpedoversuchsanstalt mehrmals, diesen Verbindungsingenieur abzulösen!

Am 29.04.1936 übernahm die Torpedoversuchsanstalt den letzten der 30 norwegischen Origninaltorpedos von der Torpedofabrik Horten.
Etwa gleichzeitig begannen in der Eckernförder Bucht intensive Erprobungen der Erprobungsstelle Travemünde mit dem neuen F5. Bei guter Zusammenarbeit mit der Marine absolvierte Flugkapitän Leschke mit einer He59 unter Anleitung von einem Ing. Widmark mehrere hundert (!!!) Torpedoabwürfe. Die Torpedos mußten ohne (!!!) Höhenmeßgerät aus 10 m Höhe mit einer Geschwindigkeit von 120 km/h bei exakter horizontaler Fluglage abgeworfen werden – Voraussetzungen, die so im wesentlichen schon am Ende des Ersten Weltkrieges gegeben waren! Diese Erprobungen wurden vom Flugsicherungsschiff PHOENIX, später von BERNHARD VON TSCHIRSCHKY, und einem Taucherprahm unterstützt.

Im Juli 1936 absolvierte die Küstenmehrzweckstaffel List als erster Frontverband einen vierzehntägigen Lufttorpedoschießabschitt.

Im Jahre 1937 konnte der F5 mit einer Geschwindigkeit von 140 km/h aus einer Höhe von 15 bis 25 m abgeworfen werden. Er wog etwa 700kg, wovon 200 kg auf die Sprengladung fielen, und erreichte bei einer Geschwindigkeit von 33 kn eine Laufstrecke von 3.000 m.

Ebenfalls 1937 hatte Hitler bei italienischen Flottenmanövern einen guten Eindruck vom italienischen Lufttorpedo gewonnen und wollte daher eine schlagkräftige deutsche Lufttorpedowaffe aufbauen. Dies wurde allerdings 1938 durch eine gemeinsame (!!!) und geschickt aufgezogene Vorführung von Marine und Luftwaffe verhindert, die Hitler von der Nutzlosigkeit der  Lufttorpedowaffe überzeugen sollte. Dieser ließ sich umstimmen, beklagte dies aber Mitte Juli 1943 gegenüber Raeder und anderen sehr. Dieses ungewohnte gemeinsame Vorgehen von Marine und Luftwaffe lag wohl darin begründet, daß sich beide Wehrmachtsteile über die Schwäche des deutschen Lufttorpedos im klaren waren und eine schnelle Leistungssteigerung nicht für möglich hielten. Außerdem gab es ja noch andere Entwicklungs- und Rüstungsvorhaben, von deren Wirksamkeit man überzeugter war!

Bemerkenswert ist folgende Äußerung des militärischen Referenten der Torpedoversuchsanstalt vom Sommer 1938: ,,Wir wären wahrscheinlich weiter, wenn der Torpedo von der Luftwaffe übernommen würde."

Ende 1938 führten die Italiener Vertretern der deutschen Marine und Luftwaffe erfolgreiche Abwürfe von Serientorpedos aus 100 m Höhe und mit einer Geschwindigkeit von 350 km/h vor. Nach Musterlieferungen wurden 5.000 (!!!) Torpedos in Italien bestellt – als Gegenleistung erfolgte die Lieferung von Kohle, Kupfer und anderen Rohstoffen. Außerdem mußten alle benötigten Werkzeugmaschinen auf deutsche Rechnung beschafft werden, die noch dazu in italienischen Besitz übergingen! Die Auslieferung der ersten, dieser F5w genannten Torpedos erfolgte jedoch erst in der zweiten Jahreshälfte 1940, nach anderen Quellen Anfang 1941.

Im Sommer 1939 traten bei Übungsabwürfen der Truppe mit 180 bis 200 km/h Abwurfgeschwindigkeit 49% (!!!) Versager auf!
Um diese Zeit absolvierte die Staffel 3/506 aus Dievenow einen Lufttorpedoschießabschnitt in Großenbrode, wobei erstmals auch Nachtabwürfe durchgeführt wurden.

Im Oktober 1939 erhielt die Erprobungsstelle Travemünde vom Reichsluftfahrtministerium den Auftrag, das nur bis -17° C kältetaugliche Torpedoöl der Marine im Lufttorpedo durch ein bis -50° C verwendbares Mineralöl zu ersetzt. Dies konnte bis Oktober 1940 erreicht werden.
Im Zuge der Entwicklung dieses Mineralöls mußten führende Vertreter der Industrie mit der Gerätetechnik vertraut gemacht werden – einer meinte nach einer solchen Einweisung: ,,Wir danken Ihnen, daß wir ein technischen Gerät sehen durften, das auf dem technischen Stand von 1920 stehen geblieben ist!"

Nach einem ersten mißlungenen Lufttorpedoangriff am 07.11.1939 tendierte nun neben der Luftwaffen- auch die Marineführung dazu, der Bombe den Vorzug bei der Seezielbekämpfung zu geben. Das führte am 28.11.1939 zur Entscheidung Hitler´s, die Beschaffung von Lufttorpedos einzustellen!
Außerdem wirkte sich um diese Zeit die folgende Äußerung des Luftwaffen-Majors Storp auf einer Rüstungsbesprechung verhängnisvoll für die weitere Lufttorpedoentwicklung aus: ,,Warum soll ich eine Bombe erst ins Wasser werfen, wenn ich sie durch Sturzkampfflugzeuge gleich aufs Deck werfen kann?"

Im November 1939 meldete die Erprobungsstelle Travemünde die Fertigstellung der Bedienungsanleitung für die Abwurfvorrichtung PVC1006a, berichtete von Versuchen zur Ferneinstellung des Lufttorpedos und erprobte neue Luftruder und Bremsplatten, sowie Spreizbremsen zur Verringerung der Eintrittsgeschwinidgkeit des Lufttorpedos ins Wasser.

Dennoch versuchten die zuständigen Dienststellen der Marine die Mängel des F5 zu beseitigen und entwickelten und erprobten den F5a, der für Abwurfgeschwindigkeiten bis 300 km/h brauchbar sein sollte. Die laufenden Änderungen und Verbesserungen am Lufttorpedo führten allerdings zu einer derartigen Verwirrung an der Front, daß sich der Führer der Seeluftstreitkräfte West Mitte März 1940 genötigt sah, die Unterlassung weiterer Änderungen zu fordern. Dadurch sollte die Front die notwendige Ruhe in der Ausbildung erhalten und sich klare Verhältnisse für den Einsatz schaffen können!
Die Kosten für einen Torpedo F5a betrugen damals 22.000 Reichsmark.

Im Oktober 1940 erhielt die Erprobungsstelle Travemünde den Achtzylinder-Kolbenmotor eines englischen und die Antriebsturbine eines französischen Lufttorpedos. Vergleiche mit der Vierzylinder-Kolbenmaschine des F5 , die eigentlich von der Torpedoversuchsanstalt aus Geheimhaltungsgründen (!!!) verboten worden waren, ermöglichten mit nur minimalen konstruktiven Änderungen (Vergrößerung der Wasser- und Brennstoffdüsen, Erhöhung des Mittel- und Niederdrucks) eine erhebliche Leistungssteigerung von 65 PS bei 950 U/min. für 30 kn auf 156 PS bei 1.240 U/min. für 40 kn – die Grundlage für den neuen F5b war nun gegeben, der durch seine rohstoffsparendere Konstruktion nur noch 12.000 Reichsmark kosten sollte!
Schußversuche der Torpedoversuchsanstalt am 20.11.1940 bestätigten die obigen Ergebnisse.
Nach anderen Quellen erfolgte diese bemerkenswerte Leistungsteigerung allerdings erst 1941.

Die Erprobungsstelle Travemünde beschäftigte sich um diese Zeit auch mit einem Gleittorpedo, Luftleitwerken, Ferneinstellungseinrichtungen und mit der Verbesserung des Unterwasserlaufes von Lufttorpedos.

Erste eigene Einsatzerfolge, aber wohl auch der erfolgreiche englische Lufttorpedoeinsatz gegen die französische Flotte im Juli 1940 veranlaßten den Luftwaffenführungsstab, die Wiederaufnahme der Lufttorpedofertigung zu fordern. Daher wurden im Oktober 1940 – nachdem zwischen November 1939 und September 1940 nur 15 (!!!) Lufttorpedos an die Frontverbände ausgeliefert worden waren – mit 56 Stück erstmals wieder eine größere Anzahl an Lufttorpedos abgenommen.Wie als Bestätigung für diese Entscheidung, flogen die Engländer im November 1940 ihren höchst erfolgreichen Lufttorpedoeinsatz gegen die italienische Flotte in Tarent.

Ebenfalls im Oktober 1940 plante die Marine, die neu zu errichtende Zweigstelle der Torpedoversuchsanstalt in Oxhöft auch mit Fertigungsstätten für Lufttorpedos auszustatten und entwickelte dort ab Anfang 1941 eine rege Bautätigkeit (Lufttorpedo- und andere Fertigungshallen, Lagerräume, Schießstand, Fangboothafen, Energiezentrale, etc.) - auch im Bewußtsein, daß die vorhandenen Fertigungsstätten zur Wiederaufnahme der Lufttorpedoproduktion nicht ausreichten!

Nur einen Tag nach Versenkung der BISMARCK, bei der ja auch britische Torpedoflugzeuge wesentlich beteiligt waren, besuchte der Chef des Technischen Amtes der Luftwaffe, Generaloberst Udet, den Versuchsstand der Firma Walther, Kiel, in Bosau am Plöner See und ließ sich die neuesten Lufttorpedoentwicklungen vorführen. Später wohnte er dem erfolgreichen Abwurf von 5 (!!!) Lufttorpedos aus einer einzigen Do217 bei Friedrichshafen bei.

Alle diese positiven Erfahrungen mit Lufttorpedos egalisierten den ursprünglichen Widerstand der Luftwaffe gegen Lufttorpedoeinsätze, ja sie führten sogar dazu, daß die Entwicklung, Erprobung und Produktion derselben in die höchste Dringlichkeitsstufe SS aufgenommen wurde.

Im September 1941 konnte der F5b aus 40 +- 10 m Höhe mit 250 +- 10 km/h abgeworfen werden, während der F5w aus 100 +- 10 m Höhe und noch bei 300 +- 10 km/h eingesetzt werden konnte! Beide konnten aus maximal 2.000 m Entfernung abgeworfen werden.

Als dann im Herbst 1941 Flottenmanöver der Marine unter Beteiligung der TIRPITZ den Wert des Lufttorpedos im kombinierten Einsatz (gleichzeitiger Angriff von Sturzkampf- und Torpedoflugzeugen) aufzeigten und dies von den Japanern im Dezember 1941 in Pearl Harbor bzw. mit der Versenkung von PRINCE OF WALES und REPULSE eindruckvoll bestätigt wurde, hatte die Luftwaffe de facto, aber noch keineswegs offiziell, die Verantwortung für die Entwicklung und Beschaffung von Lufttorpedos übernommen.
Dazu wurden im Reichsluftfahrtministerium alle Fragen zum Lufttorpedo nicht mehr von der Abteilung LC7 (für Abwurfwaffen) unter Generalingenieur Marquard behandelt, sondern die neue Abteilung GLC/LT unter Fliegerstabsingenieur Dr. Benecke geschaffen. Diese Abteilung war dann  für Entwicklung und Beschaffung von Lufttorpedos verantwortlich und wurde 1943 zur Abteilung LC9, später TE9, unter Fliegerstabsingenieur Brée, verantwortlich für die Entwicklung von Lufttorpedos und Fernlenkwaffen. Bei der Entwicklung von Lufttorpedos waren außerdem noch die Abteilungen LC5/VI für Steuerungs- und Kreiselfragen, sowie LC2, ab 1943 TE2, für die Torpedoflugzeugentwicklung involviert.

Am 03.03.1942 kam es zu einer Besprechung von Vertretern der Marine und der Luftwaffe, bei der beschlossen wurde, daß die Kriegsmarine die Verantwortung für Entwicklung und Fertigung der Lufttorpedos an die Luftwaffe abgibt. Dies wurde offiziell durch eine Weisung Hitlers vom 11.04.1942 bestätigt.

Am 04.07.1942 übergab die Marine auf Initiative von Konteradmiral Backenköhler ihre neue Zweigstelle der Torpedoversuchsanstalt in Oxhöft samt 350 Mann Personal - andere Quellen sprechen von 1.500 Mann - an die Luftwaffe; der ,,Torpedowaffenplatz der Luftwaffe Gotenhafen-Hexengrund" war entstanden.
Etwa zu diesem Zeitpunkt gab die Erprobungsstelle Travemünde die Aufgabe der Lufttorpedoerprobung an diese neue Dienststelle ab.

Im Herbst 1942 gelang es noch durch den direkten Kontakt des Generalluftzeugmeisters, Generalfeldmarschall Milch, mit dem japanischen Botschafter, General Oshima, mit einem Blockadebrecher 70 japanische Lufttorpedos nach Deutschland zu bringen. Nach eingehenden Untersuchungen ergaben sich jedoch keine wesentlichen technischen Vorzüge dieses Torpedos gegenüber dem F5w. Da die japanischen Torpedos – die deutsche Bezeichnung war vermutlich LT850 – jedoch eine andere Anschluß- und Aufhängeart an den vorhandenen Torpedoflugzeugen verlangt hätten, wurden sie an die Marine abgegeben, die damit einen Schnellbootsverband ausrüstete.

Ab Juli 1943 taucht schließlich ein weiterer, mit einer hochentwickelten magnetischen Abstandszündpistole (Pi  SIC) ausgerüsteter, italienischer Lufttorpedo, der F5i, bei den deutschen Frontverbänden auf.

Bis zum Kriegsende wurden dann eine Vielzahl hochmoderner Entwicklungen gefördert oder in Angriff genommen und die Produktionszahlen wesentlich gesteigert!
An neuen Lufttorpedos konnte in wesentlichen Stückzahlen jedoch nur noch ein verbesserter F5b mit der Bezeichnung LT I A/B I zum Fronteinsatz gebracht werden. Der neue zielsuchende und mit einem Abstandszündgerät ausgestattete LF I B 4 wurde mit 26 Stück erst im April 1945 zum Fronteinsatz nach Norwegen verladen!

Die Pi 50 (Pi SIC), eine italienische, passiv wirkende magnetische Zündpistole kam erstmals mit 20 Stück am 12.03.1943 an die Front. Der deutsche Nachbau – Pi 51 – war ab 1944 im Einsatz. Die verbesserte Variante Pi 52 (Pi Wien) war ab 1945 einsatzklar.
An aktiv wirkenden magnetisch-elektischen Zündpistolen war im April 1945 die Pi 65, eine Verbesserung des erfolgreich RM-Gerätes der Marine, mit 20 Stück einsatzbereit.
Die Pi 70 (Pi Otto I) war ein aktiv wirkendes akustisches Zündgerät, ähnlich der Pi Kiel der Marine. Bei Kriegsende standen trotz laufender Serienfertigung die Seegangserprobungen noch aus.

An Sondergeräten entstanden zunächst sogenannte Programmläufer, wie das Gerät 9a, das im LT IA/B 3 vorgesehen war. Nach einem geraden Vorlauf von 500 bis 3.000 m steuerte das Gerät den Torpedo in einem Dauerkreis nach Backbord mit einem Durchmesser von 250 bis 500 m. Es war günstig in der Herstellung und arbeitete einwandfrei.  Obwohl es bereits 1944 zur Verfügung stand, kam es allerdings nicht mehr zum Fronteinsatz. Eine Abart dieses Gerätes war der italienische LT350. Die Entwicklung des Gerätes 9b mit Schleifenlauf wurde im August 1944 eingestellt und ob das folgende Gerät 9c mit Sägezahnlauf entwicklungstechnisch abgeschlossen wurde, ist fraglich. Jedenfalls sollte letzteres auch die Programmgeräte LUT und FAT der Marine ablösen.
An zielsuchenden akustischen Zündgeräten entstanden das Gerät ,,Pfau", das im April 1945 einsatzklar nach Norwegen verschifft wurde, zur Verfügung. Marine und Luftwaffe entwickelten gemeinsam außerdem noch das ähnliche Gerät ,,Geier".

Quelle:
Friedrich LaucK
Der Lufttorpedo – Entwicklung und Technick in Deutschland 1915-1945
ISBN 3-7637-5230-7

Liebe Grüße aus Österreich
Peter K.
Grüße aus Österreich
Peter K.

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