Maritime Nachrichten 1919/1920

Begonnen von Parow, 22 September 2022, 11:59:04

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Rudergänger

Hallo,

Die Lothar Bohlen ex San Nicolas kann es nicht gewesen sein. Dieses Schiff ist am 22.07.1896 auf der Reise Hamburg-Accra bei Cape Palmas/ Küste Liberias auf einen Unterwasserfelsen gestoßen, schwer leck auf Strand gesetzt und Wrack geworden.

Die für den 14.11.1919 an Hamburg genannte Lothar Bohlen muss  die 1898 bei Blohm & Voss gebaute Lothar Bohlen  für die Woermann Linie Hamburg sein.
Dieses Schiff ist am 25.03.1919 an England abgeliefert worden (The Shipping Controller).
Quelle ist Abert

Schönen Abend

Harald

smutje505


Parow

22. November 1919 Wien
,,Die Ernährungslage hat sich ein wenig gebessert. Aus Deutschland sind 5000 Tonnen, aus Jugoslawien 170 Waggons Getreide eingetroffen. Zugleich wird gemeldet, daß in Triest das Getreideschiff ,,Leonhardt" mit argentinischem Getreide an Bord glücklich angekommen ist."

22. November 1919 Barhöft
,,Der Segler ,,Edith", Kapitän Aug. Scheel aus Born, war mit einer Ladung Bohnen von Kopenhagen nach Stettin bestimmt, geriet bei Barhöft in Treibeis, das das Schiff stark auf Grund setzte. In dieser gefährlichen Lage liegend, kam ein Dampfer, am anderen Tage ein zweiter, die das Schiff nach Uebernahme von je 1000 Zentner Ladung flott machten und nach Stralsund brachten. Das Schiff hat im Eise gelitten und ist etwas leck geworden."

25. November 1919 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Der Dampfer ,,Akdeniz" ist am 21. November mittags nach Brunsbüttelkoog mit dem dritten Heimkehrertransport aus Aegypten eingetroffen. Er brachte 1871 Militärpersonen und 118 Zivilinternierte mit.  Oberstleutnant v. Schierstädt, der sich unter den Heimkehrenden befand, ist an Bord gestorben. Der Dampfer ,,Pylos", der den Rest der Gefangenen in Aegypten nach der Heimat befördert, ist dem Vernehmen nach am 17. November von Alexandria abgefahren."

25. November 1919 Wiek a. Rg.
,,Durch Offenhaltung einer Eisrinne ist die Verbindung zwischen hier und Bug mittels Motorbootes wiederhergestellt. Die dortige Marine-Flugstation zählt als Besatzung noch 150 Mann, während die hiesige Station nur noch die nötige Wachmannschaft usw. – wohl kaum 20 Mann – hat."

SchlPr11

#138
Hallo,
immer interessant mitzulesen und besten Dank!
Zwei Anmerkungen:
- 14.11.1919 Loddin bei KOserow auf Usedom am Achterwasser
- 18.11.1919 Frachtdampfer CHRISTIAN NeBE brachte Heimkehrer nach Deutschland
REINHARD

Urs Heßling

moin,

Zitat von: SchlPr11 am 20 November 2022, 17:31:09
- 18.11.1919 Frachtdampfer CHRISTIAN NEBE bracht Heimkehrer nch Deutschland
dazu Bilder eines Heimkehrers (meines Opas)

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Parow

Danke Reinhard
Den Ortsnamen am 14.11.1919 ist tatsächlich so in der Zeitung geschrieben worden, aber Du hast Recht, gemeint ist Loddin bei Koserow;
Am 18.11.1919 habe ich den Namen des Schiffes falsch geschrieben, es ist die ,,Christian Nebe". Habe dies geändert.

Danke Urs für Deine prima Ergänzung

Parow

26. November 1919 Saßnitz
,,Der vor kurzem erst durch eine hiesige Reederei von einer Stralsunder Firma angekaufte Fischdampfer ,,Stephan" wird seit Donnerstag früh, wo er zum Fang wegfuhr, vermißt. Der Dampfer benutzt die Gegend um Arkona herum zur Fischerei, fährt morgens von hier ab und kehrt abends zurück. Bis jetzt ist keine Nachricht über seinen Verbleib nach hier gelangt. Wenn den Dampfer auf See nicht ein Unglück betroffen hat, ist damit zu rechnen, daß ihn die Engländer außerhalb der Freizone gekapert haben."

26. November 1919 Saßnitz
,,Umfangreiche Diebstähle konnten in den letzten Tagen durch den Landschutz in Saßnitz aufgedeckt werden. Die Haupttäter, aktive und entlassene Angehörige der Minensuchverbände, konnten festgenommen werden. ... Die bisherige Ermittlungen haben zur Aufdeckung von Diebstählen geführt, bei denen es sich um einen Gesamtwert von über 100 000 M. handelt. Ein Teil der gestohlenen Sachen, meist Eigentum der Marine, vor allem Stahltrossen und Tauwerk, konnte bereits beschlagnehmt werden. Nach der ersten Festnahmen wollten eine große Anzahl Matrosen den Versuch machen, ihren Kameraden mit Gewalt zu befreien. Rechtzeitige Gegenmaßnahmen vereitelten den Befreiungsversuch."

27. November 1919
,,Der deutsche Segler ,,Capella", der anläßlich der Ostseesperre auf der Fahrt von Helsingör nach Odense von einem französischen Torpedojäger festgehalten wurde, war bei heftigem Sturm von seinem Liegeplatz abgetrieben und in den Hafen von Kjöge eingelaufen. Französische Marinemannschaften haben das Wiederauslaufen des Seglers mit Gewalt erzwungen und das Schiff unter französische Flagge nach Kopenhagen verbracht. Die deutsche Gesandtschaft hat bei der dänischen Regierung Protest erhoben. Gleiches ist durch Vermittlung der deutschen Marine-Behörden bei der interalliierten Marine-Kommission geschehen."

27. November 1919 Kiel
,,Die Ostseestation teilt mit: Die generelle Handelsfreiheit zwischen deutschen Häfen und der deutschen Ostseeküste ist von der alliierten Waffenstillstandskommission für Segelschiffe und Motorsegelschiffe bis zu 100 Brutto-Register-Tonnen genehmigt worden."

smutje505

Hallo Urs 2 von deinen Bildern Dampfer Christian Nebe mit kyrillischer Schrift

Parow

1. Dezember 1919 Paris
,,La Presse de Paris vom 29. teilt zu der Nachricht aus London, wonach sechzehnhundert deutsche Kriegsgefangene von Scapa Flow, die in einem militärischen Lager untergebracht seien, in den letzten Tagen revoltiert hätten, mit: Die strengsten disziplinarischen Maßnahmen seien sofort ergriffen worden. Drei Tage vollständiger Diät hätten sie zur Vernunft gebracht, ausgehungert und vor Durst sterbend, hätten sie ihre Arbeit wieder aufgenommen, und ,,alles sei nunmehr wieder in Ordnung!""

1. Dezember 1919 Berlin
,,Nach einer Mitteilung der hiesigen Schweizerischen Gesandtschaft wird der italienische Dampfer ,,Semiramis" am 1. oder 2. Dezember von Malta abgehen zur Heimschaffung von etwa 1200 dort internierten Deutschen. Die Landung wird in Venedig voraussichtlich am 10. Dezember erfolgen. Von dort werden die Heimkehrenden nach Innsbruck befördert und in deutsche Züge übergeführt werden."

1. Dezember 1919 Sidney
,,Die australische Regierung hat einer Mitteilung der britischen Gesandtschaft im Haag zufolge beschlossen, den Waren, die aus Deutschland und Oesterreich stammen, alle Erleichterungen in australischen Häfen zu verweigern."

1. Dezember 1919 Kolberg
,,Ein tragisches Ende fand der Fischer Fröhlich, der mit seinem Kutter von der Reparaturwerkstatt Borowski zum Hafen führ. Unter der Eisenbahnbrücke verfing sich der Kutter mit seinem Mast, und Fröhlich kletterte in die Höhe, um die Havarie zu beseitigen. In diesem Augenblick trieb der führerlose Kutter ab, und Fröhlich blieb unter der Brücke hängen. Nach dem Erlahmen der Arme stürzte der des Schwimmens unkundige Fischer ab und ertrank. Ein Mann, der auf die Hilferufe herbeigeeilt und nachgesprungen war, ließ den ihn umklammernden F. wieder los, um nicht mit in die Tiefe gezogen zu werden."

Parow

4. Dezember 1919 Kiel
,,Der durch den Nordostseekanal mit einer Koksladung gekommene Dampfer ,,Elbing" ist auf der Fahrt nach einem östlichen deutschen Hafen in der Hohwachter Bucht, nachdem das Schiff vorher auf Grund geraten und leck geworden war, gesunken. Die Besatzung ist gerettet."

4. Dezember 1919 Hamburg
,,Der amerikanische Dampfer ,,Kerwood" ist auf der Höhe von Terschelling auf eine Mine gelaufen und gesunken. Die Mannschaft ist gerettet."

5. Dezember 1919 Cuxhaven
,,Der Altonaer Fischdampfer ,,Merkur" ist in der Nordsee auf eine Mine gelaufen und gesunken. Die Besatzung trieb 36 Stunden in Booten, ehe sie von dem Dampfer ,,Regulus" aufgenommen wurde."

Parow

6. Dezember 1919 Kiel
,,Am Donnerstag morgen traf an der Holtenauer Schleuse im Nordostseekanal der jetzt unter englischer Flagge fahrende deutscher Dampfer ,,Santa Elena", von Leath kommend, ein, auf dem sich etwa 600 deutsche und polnische Kriegsgefangene befanden. Während der Fahrt erfuhren die deutschen Soldaten, daß sie gemeinsam mit den an Bord befindlichen, kriegsmäßig ausgerüsteten Soldaten nach Polen abgeschoben und in die polnische Armee eingereiht werden sollten. Schon bei Brunsbüttel gelang es fünf Mann, zu desertieren, und an der Holtenauer Schleuse noch einem. Sechs bis acht bewaffnete polnische Soldaten wurden den Flüchtlingen nachgeschickt, aber von den Beamten der Schleuse zurückgewiesen. Das Kommando der Ostseestation verfügte, daß der Dampfer solange festgehalten werden solle, bis der Vorfall aufgeklärt sei, und aus diesem Grunde erfolgte die Besetzung der Schleuse durch die Eiserne Division. Die Offiziere der Ostseestation begaben sich an Bord des Dampfers und verhandelten mit dem Kapitän. Das Ergebnis war, daß 500 deutsche Kriegsgefangene ausgeschifft wurden. Der Dampfer, der unter englische Flagge fuhr, hat gegen die deutschen Hoheitsrechte verstoßen, indem von ihm aus auf einen an Land flüchtenden Deutschen geschossen und eine bewaffnete Patrouille an Land gesetzt worden war."

8. Dezember 1919 Ribnitz
,,Gesunken ist ein Kahn, der von Damgarten nach Ahrenshoop Kartoffeln und Wruken bringen wollte. Bei dem stürmischen Wetter geriet er in Gefahr und wurde leck. Da die Besatzung den Kahn nicht ganz unter Wasser gehen lassen wollte, ließ sie ihn kurz vor dem Ahrenshooper Hafen auf Grund laufen, um weiteres Sinken zu verhindern. Wahrscheinlich hatte der Meeresboden dem Boot nicht genug Halt geboten, denn nach einiger Zeit war es schon völlig unter Wasser gesunken, wobei die Kartoffeln und Wruken über Bord gespült wurden. Die Besatzung wurde durch Fischer gerettet."

Parow

9. Dezember 1919
,,Auch die in dänischen Hoheitsgewässern aus Anlaß der Ostseesperre festgehaltenen deutsche Segler sind nunmehr freigegeben worden."

10. Dezember 1919 Stettin
,,Der frühere deutsche und jetzige englische Dampfer ,,Santa Elena", der durch den Zwischenfall in Kiel kürzlich viel genannt wurde, lief hier ein und lud 380 polnische Soldaten und 30 Offiziere aus, die unter Begleitung deutscher Soldaten auf dem Bahnwege nach Kreuz weitertransportiert wurden. Der Dampfer, der noch Gütertransport hatte, fuhr nach Danzig weiter."

10. Dezember 1919 Warnemünde
,,500 Auslandsdeutsche und österreichische Reichsangehörige trafen auf dem dänischen Dampfer ,,Dronningmaud" in Warnemünde ein und kehrten aus Amerika in die deutsche Heimat zurück."

14. Dezember 1919 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: 352 Zivilgefangene aus Australien trafen am 10. Dezember mit dem Dampfer ,,Balencia" in Rotterdam ein. Ein weiterer Transport von 263 Personen aus Australien kommt mit dem Dampfer ,,Rugia", dessen Landung in Rotterdam am gleichen Tage erwartet wurde. Mit 60 Zivilheimkehrer aus Trinidad und 33 Kriegsgefangenen von der Besatzung der ,,Mecklenburg" landete am 9. Dezember der Dampfer ,,Oranje-Nassau" in Amsterdam.
Die Ankunft des Dampfers ,,Windhut", der 458 Heimkehrer aus Südwestafrika an Bord hat, wird am 13. Dezember in Rotterdam erfolgen. Die Zahl der Heimkehrer aus Vorder-Indien, die der am 9. Dezember aus Bombay abgefahrene Dampfer ,,Main" mitbringt, wird noch bekanntgegeben."

smutje505

Hallo Peter und@ =von gestern:6. Dezember 1919 Kiel
,,Am Donnerstag morgen traf an der Holtenauer Schleuse im Nordostseekanal der jetzt unter englischer Flagge fahrende deutscher Dampfer ,,Santa Elena".........

Santa Elena war das größte der deutschen Flugzeugmutterschiffe im Ersten Weltkrieg.
Bei Kriegsende war die Santa Elena in einem schwedischen Hafen interniert.
Im April 1919 wurde sie nach Großbritannien ausgeliefert
Am 26. April 1919 in Brest von der US Navy als Santa Elena übernommen und bis zur Außerdienststellung am 20. August 1919 in New York als Transporter zur Rückführung amerikanischer Truppen aus Europa genutzt.
Am 26. September wieder nach Großbritannien überführt,
1920 endgültig nach Frankreich abgegeben neuer Name ,,Linois"
1942 wurde das Schiff von Italien bei der vollständigen Besetzung Frankreichs erbeutet und nach entsprechenden Umbauten unter dem Namen" Orvieto"als Truppentransporter im Mittelmeer eingesetzt.
Im September 1943 wurde es bei der Kapitulation Italiens von der Wehrmacht in Genua beschlagnahmt.
1944 wurde das Schiff im Hafen von Marseille als Blockschiff versenkt, als die deutschen Truppen Südfrankreich räumten. Das Wrack wurde 1945 gehoben und verschrottet.

Parow

Danke Hartmut für Deine ausführliche Ergänzung, prima.

15. Dezember 1919 Berlin
,,Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilte mit: Heute früh ist der Dampfer ,,Melilla", von Bilbao und Peniche kommend, in Brunsbüttel eingelaufen. Er brachte außer 30 Militärpersonen, die teils der Schutztruppe von Kamerun, teils der Schutztruppe von Ostafrika angehörten, 238 Zivilinternierte aus Peniche in Portugal und 131 Zivilinternierte aus Bilbao in Spanien mit."

15. Dezember 1919 München
,,Die in Malta kriegsgefangen gewesene Mannschaft des Kreuzers ,,Emden" traf in Rosenheim (Oberbayern), der deutschen Grenzstation, ein, wo ihnen ein festlicher Empfang zuteil wurde. Kapitän v. Müller war aus Berlin zur Begrüßung seiner früheren Offiziere und Mannschaften erschienen. Der Transport wurde nach dem Lager Lechfeld bei Augsburg weitergeleitet, wo die Besatzung einer kurzen Quarantäne unterliegt."

15. Dezember 1919 Paris
,,Nach einer ,,Havas"-Meldung wurde Clémenceau während der Ueberfahrt nach London auf der Kommandobrücke des Zerstörers ,,Temeraire" gegen einen Kasten geschleudert und erlitt einen ungefährlichen Rippenbruch."

16. Dezember 1919 Stettin
,,Wie die Mannschaft des hier eingetroffenen Stettiner Dampfers ,,Krimhild" berichtet, mußte der Dampfer in der Nordsee infolge Sturms auf seine Reise nach Emden beidrehen. In seiner Nähe bemerkte er ein rotes Licht und man hörte das Geschrei der Insassen eines Bootes. Es gelang, das Boot, in dem sich zehn Ueberlebende des amerikanischen Dampfers ,,Libert Clo" befanden, aufzunehmen. Die Schiffsbrüchigen waren völlig ermattet: sie waren bereits 14 Stunden auf See umhergetrieben. Die Geretteten erzählten, daß der 7500 Tonnen große amerikanische Dampfer auf seiner Reise von Neuyork nach Emden bei Ameland auf eine Mine gelaufen und gesunken sei. Von dem Rest der aus 42 Mann bestehenden Besatzung fehlt jede Spur. Die Schiffbrüchigen wurden in Emden gelandet."

Parow


Impressum & Datenschutzerklärung