Christian Hülsmeyer, der Vater des Radars

Begonnen von Sven L., 15 Juli 2022, 09:10:06

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Sven L.

Der Vater des Radars – Christian Hülsmeyer


Es ist faszinierend zu sehen welche Entwicklung die Radartechnik seit Mitte der dreißiger Jahre genommen hat. Noch erstaunlicher ist jedoch, dass das Radar keine englische Erfindung ist, sondern bereits dreißig Jahre früher von einem Deutschen erfunden worden ist.

Christian Hülsmeyer war das fünfte und letzte Kind von Johann Heinrich Ernst Hülsmeyer und seiner Frau Wilhelmine. Geboren am 26.12.1881 besuchte er von 1887 bis 1895 die Volksschule in Eydelstedt, wo bereits seinem Lehrer sein forschender Geist auffiel. Vom Rektor der Grundschule in Dünstorf, die er von 1895 bis 1896 besuchte, erhielt Christian Hülsmeyer speziellen Unterricht. Dieser brachte ihm die Arbeiten von Hertz näher und ermutigte ihn die Aufnahmeprüfung für das Lehrerseminar in Bremen abzulegen, welche er Bestand und anschließend dort von 1896 bis 1900 studierte.

Das Bremer Seminar besaß ein neues Physiklabor und diente zum großen Teil der Erforschung der Hertzschen Wellen. Von seinem Physikdozenten wurde er zu eigenen Experimenten ermuntert. Hierzu durfte er das Labor außerhalb der Vorlesungszeiten nutzen. Bei seinen Experimenten stellte er fest, das Hertzsche Wellen ohne weiteres von weiter entfernten Objekten reflektiert werden können. Hiervon beeindruckt legte ihm sein Physikdozent nahe, seine Zeit nicht damit zu vertun Lehrer zu werden, sondern in die Industrie zu gehen, wo Leute wie er gebraucht würden. Gegen den Wunsch seiner Eltern bewarb er sich bei Siemens & Schuckert. Hier war sein Aufgabengebiet die Überwachung von Installationsarbeiten und die Elektroausrüstung von Schlachtkreuzern.

Im April 1902 verließ er Siemens und ging nach Düsseldorf, wo ihm sein Bruder Geld für den Aufbau einer Elektrofirma zur Verfügung stellte. Dies gab Hülsmeyer die Möglichkeit weiter die Reflexion von Funkwellen zu erforschen. So konnte er Sender und Empfänger für den Zweck entwickeln die seinen Vorstellungen entsprach. Da er hierfür mehr Geld benötigte, suchte er per Inserat einen Finanzier, den er dann in der Person des Kölner Lederhändlers Heinrich Mannheim fand. Gemeinsam gründeten sie die Telemobiloskop G.m.b.H., Hülsmeyer & Mannheim.

Am 10. Mai 1904 unternahmen Hülsmeyer und Mannheim den ersten Versuch mit dem Radar. Hierzu postierten sie ihre Holzkästen auf einer Plattform unter der Rheinbrücke. Von einigen Zuschauern und Reportern angesprochen was sie dort täten, antwortete Hülsmeyer, dass dieser Apparat Zusammenstöße auf See verhindert. Später kam einige hundert Meter stromabwärts ein Schiff in Sicht. Er legte einen Schalter um und sobald die Antennen auf das Schiff gerichtet wurden, läutete im Empfänger eine Klingel. Sobald er die Antenne vom Schiff wegschwengte verstummte das Klingeln und setzte wieder ein, sobald die Antenne wieder auf das Schiff gerichtet wurde. Dies war die Welturaufführung des Radars!

Die Nachricht hiervon verbreitete sich in Windeseile über Europa und Hülsmeyer wurde eingeladen seine Erfindung vor Vertretern der Schifffahrtsgesellschaften vorzuführen. Diese Vorführung fand vor Vertretern des Norddeutschen Lloyds, der Seedampfschiffahrts-Gesellschaft Argo in Bremen und anderen geladen Herren am 17. Mai 1904 im Dom Hotel statt.

Hiervon ermutigt suchte Hülsmeyer weitere finanzielle Unterstützung und wandte sich an die deutsche Reichsmarine. Admiral von Tirpitz schmetterte die Bitte mit den Worten, ,,Kein Interesse. Wir haben bessere Ideen!", ab.

Aufgrund der Meldungen in den Zeitungen, lud ihn der Direktor der Holland-Amerika-Linie dazu ein, seine Erfindung am 9. Juni 1904 bei der Technisch/Nautischen Konferenz in Scheveningen vorzuführen. Hülsmeyer baute seine Geräte auf dem Tender Columbus auf und ortete bei der Fahrt durch den Rotterdamer Hafen in Entfernungen bis zu 5 km mit unerschütterlicher Präzision Schiffe. Da er seine Erfindung vor 8 ausländischen Repräsentanten vorgeführt hätte, musste er nun ebensoviele Auslandspatente anmelden, welches ihn noch weiteres Geld kostete. Zwar waren die Vertreter hellauf begeistert, jedoch brachte das überschwengliche Lob derselben keinen einzigen Auftrag für Hülsmeyer.

Die Gründe, welche dazu führten, dass die Erfindung von Hülsmeyer kein Erfolg hatte, lassen sich an drei Punkten festmachen.

Erstens durchlief die Weltschifffahrt 1904 eine Talsohle und es wurde von den  Werften/Reedereien die Ausgaben für die fundamentalsten Sicherheitseinrichtungen gescheut.

Zweitens war die Einführung der drahtlosen Telegrafie ein Hindernis für die Akzeptanz. Schiffe konnten in Notfällen jenseits der Reichweite optischer Signalmittel um Hilfe rufen und außerdem konnte ein Kapitän mittels Kreuzpeilung von Landfunkstationen seinen Standort recht genau bestimmen. Dies sind einige Gründe weshalb Schiffseigner scheuten weitere Ausgaben für etwas Neues zu tätigen.

Drittens und am wenigsten bekannt ist der offensichlichste Grund für den Mißerfolg – die Tatsache daß die Schiffseigner die drahtlose Telegrafie einerseits und das Konzept der Funkortung andererseits nicht auseinanderhalten konnten. Alle Berichte und Unterlagen behaupten, das Hülsmeyers Erfindung auf dem Prinzip der drahtlosen Telegrafie beruht. Deshalb gingen die Schiffseigner davon aus, dass beides ein und dieselbe Sache ist. Die Reedereien waren meist an das Marconi-Monopol vertraglich gebunden und wollten nicht riskieren wegen Vertragsbruch einen teuren Prozess führen zu müssen.

Verzweifelt bemüht doch noch einen Verkaufserfolg zu erzielen, begab sich Mannheim auf Verkaufsreise. Keine größere Elektronikfirma zeigte Interesse und selbst Telefunken hatte nach Prüfung der eingereichten Unterlagen angeblich keine Verwendung für die Erfindung.

Weil Hülsmeyer von irgendetwas leben musste, packte er alle Pläne und Patente in eine Schublade und wandte sich anderen Dingen zu. Die Gesamtkosten für Hülsmeyer bis dahin aufgewendet hat betrug rund 25.000 Mark.

Hier endet die Geschichte des weltweit ersten Radars und seines Erfinders.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Clausewitz - Vom Kriege

maxim

Wenn ich deinen Text richtig verstehe, hatte er zwar die Idee, aber diese wurde nicht aufgegriffen?

Gab es dann irgendeine Verbindung zu denen, die wirklich funktionsfähige Radargeräte entwickelt haben?

Sven L.

Hallo Maxim

Zur ersten Frage: Ja, er ist tatsächlich der Erfinder des Radars und ja, es wurde weder von den Reedereien, noch vom RMA angenommen.

Zur zweiten Frage: Soweit mir bekannt nicht.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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olpe

#3
Hallo,
Zitat von: maxim am 15 Juli 2022, 09:58:53
Gab es dann irgendeine Verbindung zu denen, die wirklich funktionsfähige Radargeräte entwickelt haben?
... die gab es, wenn auch sehr spät. Unten ein Ausriß aus dieser Internetseite: --/>/> klick

Zitat:
Nach dem Krieg, der die Bedeutung des Radar glasklar gemacht hatte, las man in Deutschland britische Pressemeldungen, wonach Winston Churchill Mr. Watson-Watt für die Erfindung des Radars den Adelstitel "Sir" verleihen wollte. Nanu, da war doch ein Deutscher, der schon 1904 das Radar erfunden hatte, wie hieß er noch gleich? Es begannen Diskussionen bis in hohe deutsche Regierungskreise, wie man die "deutsche Ehre" der Urheberschaft, die man ja 30 Jahre lang mit Füßen getreten hatte, noch retten könne, und man grub Christian Hülsmeyer, der noch lebte, aus der Erinnerung wieder aus. Er wurde 1953 zu der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Ortung & Navigation in Frankfurt/M. eingeladen. Dort erlebte er die Genugtuung, dass er Sir Robert Watson-Watt als der Pionier und Erfinder des Ur-Radars vorgestellt wurde. Bei dieser Gelegenheit wurde die Formulierung gefunden, dass Robert Watson-Watt mindestens nicht der alleinige Begründer des Radars sei. Ein Jahr später wurde Hülsmeyer die offizielle Ehrung und volle Würdigung seiner Erfindung in Essen anläßlich des 50-jährigen Bestehens des RADAR zuteil. Zum 75. Geburtstag erhielt er zahlreiche Glückwünsche, Anerkennungen und Würdigungen von Wissenschaftlern und vom Wirtschaftsminister Ludwig Erhard für die auf dem Gebiet der Funkmesstechnik geleistete Pionierarbeit. Der Brockhaus Enzyklopädie von 1996 war er jedoch keine Eintragung wert, und auch die Deutsche Post hat der wegweisenden Erfindung noch keine Briefmarke gewidmet. 1957 starb Christian Hülsmeyer im Ahrweiler und wurde in Düsseldorf auf dem Nordfriedhof beerdigt.


Anmerkung: Sir Robert Watson-Watt (übrigens ein Nachkomme von James Watt) hat zusammen mit seinem Assistenten Arnold "Skip" Wilkins maßgeblich an der Einführung des britischen Chain Home-Radarsystems gewirkt. Grundlage war die Idee bzw. Forderung der RAF festzustellen und zu beweisen, dass mittels Radiowellen ein Flugzeug geortete werden kann. Diesen Beweis lieferten Watson-Watt und Wilkins mit dem s.g. "Daventry"-Experiment 1935 unter Zuhilfenahme eines BBC-Kurzwellensenders bei Weedon nahe Northampton.
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Beide Akteure verfügten - wie Forscher und Techniker im damaligen Deutschland auch - über eine durchaus entwickelte Hardwarebasis u.a. in Form von Verstärkerröhren und radiotechnischen Bauteilen für KW-und UKW-Frequenzen sowie eine bereits solide theoretische Durchdringung der Erzeugung, der Ausbreitung und Empfang von Radiowellen incl. der Antennentechnik. Die Leistung der Geräte war bereits praxistauglich. 
Auf dieses konnte Hülsmeyer - 30 Jahre vorher - nicht zurückgreifen ... Er war seiner Zeit m.E. voraus. 

Soweit.
Grüsse
OLPE


maxim

Dann stellt sich aber schon die Frage, ob man jemand als Erfinder von etwas darstellen kann, wenn er es zwar erfunden hat, aber ignoriert wurde - und es dann von anderen unabhängig noch mal erfunden wurde.

Das ist natürlich bitter für die erste Person und peinlich für die, die seine Erkenntnisse nicht nutzten, also die damaligen deutschen Behörden und Firmen...

Sven L.

Es muss noch hinzugefügt werden, das nachdem die "Ehrung" für Watson-Watt bekannt wurde, die Tochter an Winston CHurchill schrieb, dass ihr Vater der Erfinder des Radars war und als Beweis die Patentnummer(n) - übrigens die aus England - befügte. Dieses erste Schreiben wurde ignoriert. Ein zweiter Brief wurde auch abgeschmettert. Die genauen Inhalte habe ich z.Zt. nicht zur Hand, da meine Literatur ca. 25 km von meinem jetzigen Standort entfernt ist.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Sven L.

Meine Literatur zu dem Thema ist Durch Raum und Nacht, von David Pritchard.
Beim ZVAB finden sich einige Exemplare -> Durch Raum und Nacht

Die Patentnummer des Kaiserlichen Patentamtes lautet: 165546
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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olpe

Hallo,
Zitat von: olpe am 15 Juli 2022, 12:07:14
Zitat von: maxim am 15 Juli 2022, 09:58:53
Gab es dann irgendeine Verbindung zu denen, die wirklich funktionsfähige Radargeräte entwickelt haben?
... die gab es, wenn auch sehr spät. ...
... ergänzend hierzu der link zu einer page, in der auf Seite 73 das Zusammentreffen von Christian Hülsmeyer und Sir Robert Watson-Watt in der Paulskirche in Frankfurt/M. 1953  bildlich festgehalten wurde ...
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Soweit.
Grüsse
OLPE

Sven L.

Hallo maxim,

diese Frage,
Zitat... die wirklich funktionsfähige Radargeräte entwickelt haben?
, finde ich etwas daneben.

Christian Hülsmeyer hat ein funktionsfähiges Radar entwickelt!
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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maxim

Ja, aber halt keinen Radar, der angewendet wurde. Seine Arbeit war für nichts, sie wurde nicht beachtet. Das war sicher bitter für ihn, aber man darf schon die Frage stellen, ob man ihn unter diesen Bedingungen als Erfinder des Radars darstellen kann. Seine Arbeit wurde ignoriert und hatte keine Auswirkung.

Es deutet alles darauf, dass der Radar dann noch mal unabhängig von ihm noch mal entwickelt wurde.

Welche Rolle haben dabei die Komponenten gespielt, die das Signal verarbeiteten und darstellen?

Es gibt Technologien, die zwar theoretisch funktionieren, aber dann real erst später angewendet werden können. Z.B. funktionierten die aktiven phasengesteuerten SPS-32/33 (SCANFAR)-Radargeräte der US Navy zwar, waren aber sehr aufwendig im Unterhalt und der Wartung und die damaligen Computer waren noch nicht gut genug, um die Daten auch wirklich nutzen zu können - und der Radar wurde in den 1980ern durch den theoretisch viel primitiveren und schlechteren SPS-48-Radar auf Long Beach und Enterprise ersetzt. Aktive phasengesteuerte Radargeräte sind heute die beste Technologie, auch wenn z.B. die US Navy immer noch viele Schiffe hat, die nur passive phasengesteuerte Radargeräte wie SPY-1 haben.

Sven L.

Nachfolgend der Inhalt des Briefes, welchen die Tochter von Christian Hülsmeyer, an Mr. Churchill geschickt haben inkl. der Antwort.

ZitatSehr mehreren Monaten bringt die deutsche Presse Artikel unter der Überschrift: "Churchill sucht den Erfinder des Radars". In diesem Artikeln beziehen sich die Verfasser auf eine Passage in Ihren Memoiren, in der Sie sich anerkennend über die Arbeit des unbekannten erfinders des Radars äußern. Ich fühle mich daher gedrängt, Ihnen mitzuteilen, daß mein Vater, der Ingenieur Christian Hülsmeyer aus Düsseldorf, 1881 geboren, dieser unbekannte Erfinder ist.
   Kurz nach Marconi's Erfindung der drahtlosen Telegraphi erhielt mein Vater für sein Gerät, Telemobiloskop genannt, das Deutsche Reichspatent Nr. 165546 vom 30. April 1904. Die Vorrichtung wurde im Mai des gleichen Jahres in Köln erstmals ausprobiert. Diese Vorführung ging als Meldung um die ganze Welt. So berichtete die New York Times am 19. Mai 1904 unter der Überschrift

Annäherungsmelder für Schiffe
Erfindung eines deutschen Ingenieurs
                                   Vorführung in Köln

                                                                  Berlin, den 18. Mai

Ein Ingenieur namens Hülsmeyer aus Düsseldorf hat heute in Köln vor interessierten Schiffsfahrtskreisen seine Erfindung, die er Telemobiloskop nennt, vorgeführt. Mit diesem Gerät wird künftig ein Dampfer im Umkreis von drei Meilen feststellen können. Der Apparat besteht aus ...
   Nach diesem Erfolg bot mein Vater seine Erfindung der Deutschen Reichsmarine in der HOffnung an, daß Marineingenieure und Wissentschaftler das Gerät berücksichtigen würden, aber das Anerbieten wurde abgelehnt. Mein Vater meldete dann in allen anderen Ländern Patente an, darunter auch in England, wo ihm folgendes Patent erteilt wurde:
Patent Nr. 131708 vom 10.6.1904 für einen "Apparat, der Hertzsche Wellen aussendet und empfängt, um einen metallischen Körper in der Projektionsachse dieser Wellen, wie z.B. ein Schiff oder einen Zug, zu melden oder vor seiner Anwesenheit zu warnen".
   Patent Nr. 25608 vom 24.11.1904 für "Verbesserungen an dem Gerät, das zur Ortung entfernter metallischer Objekte Hertzsche Wellen aussendet und empfängt".
   Aufgrund der Veröffentlichung dieser Erfindung in der Presse lud Direktor Wierdsma von der Holland-Amerika-Linie meinen Vater anläßlich der Technisch/Nautischen Konferenz in Rotterdam zu einer Vorführung ein.Sie fand am 9.6.1904 vor technischen Experten von acht internationalen Schiffahrtslinien statt. Die holländische Zeitung De Telegraaf informierte am 10.6.1904 die Welt in aller Ausführlichkeit über dieses Ereignis. Als Folge hoffte mein Vater, wenigstenseine der Schiffahrtsgesellschaften würde sein Gerät einführen, um das Risiko von Schiffskollisionen zu vermindern. Die Gesellschaften zogen es jedoch vor, stattdessen Marconis drahtlose Telegraphie zu verwenden.
   Die verschiedenen Vorführungen und Arbeiten an seiner Erfindung hatten meinen Vater nahezu 25.000,- Mark gekostet. Aber da er die Kosten für die Aufrechterhaltung seiner Patente nicht mehr tragen konnte, ließ er sie verfallen.
   Nach vierzig Jahren der Entwicklung schließlich wurde das Prinzip des Telemobiloskop meines Vaters in dem "Radar" des Sir Robert Watson verwirklicht und vollendet. Eine deutsche Erfindung für den Sieg der Alliierten!

   Hochachtungsvoll

Anneliese Hülsmeyer

Die Knappe Antwort von Churchill lautet:

ZitatLondon, S.W. 7 Hyde Park GAte 28, den 28.7.1949

Sehr geehrter Herr,

Mr. Churchill hat mich beauftragt, Ihnen für Ihren Brief zu danken.
Er hat ihn mit großem Interesse entgegengenommen.

Hochachtungsvoll

gez. Privatsekretär

Zitiert aus: Durch Raum und Nacht, von David Pritchard, Seiten 21 und 22

Im Buch wird noch erwähnt, dass eine Straße und ein Platz in Düsseldorf nach ihm bennant worden sind sowie eine neuzeitliche Kaserne nahe seinem Heimatort Eydelstedt.
Tatsächlich gibt es auch in Cuxhaven eine Christian Hülsmeyer Straße.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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Sven L.

@Maxim:

mein letztes geschreibsel dazu:

Er hat es erfunden, er hat es weltweit patentieren lassen und es wurde praktisch vorgeführt! Nur weil es letzten Endes nicht kommerziell genutzt wurde bedeutet es nicht, dass er nicht der Erfinder ist.  :BangHead:
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


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mhorgran

Zitat von: maxim am 15 Juli 2022, 12:59:40
Dann stellt sich aber schon die Frage, ob man jemand als Erfinder von etwas darstellen kann, wenn er es zwar erfunden hat, aber ignoriert wurde - und es dann von anderen unabhängig noch mal erfunden wurde.
wie spaßig
Der Patentinhaber soll also nicht der Erfinder sein weil er aus dem Patent keine Verkaufserlöse erzielen konnte. Und nicht nur patentiert sondern praktisch erprobt. Auf eine solche Idee muß man erstmal kommen.

Es stellt sich außerdem die Frage wie "unabhängig" die anderen Entwicklungen waren. Über die erfolgreichen Versuche (Mehrzahl !) Hülsmeyers wurde international in der Presse berichtet.

"Wer an der Ukraine-Erzählung zweifelt, der gilt als Feind des Westens als Freund Russlands, als Gefahr für die Demokratie, wird diskreditiert, zensiert, eliminiert."
https://sciencefiles.org/2022/03/28/kriegsverbrechen-in-der-ukraine-von-den-angeblich-guten/

maxim

Es gibt hier aber bisher keinerlei Argumente, dass jemand in den 1930er das Patent oder sonst irgendwelche Erkenntnisse von Hülsmeyer genutzt hat. Die Argumentation ist nur, dass er bereits einen Radar entwickelt hatte.

Jetzt gibt es zwei Betrachtungsmöglichkeiten:
a) die juristische: die ist klar, es gibt das frühere Patent (dies war aber sehr wahrscheinlich in den 1930ern ausgelaufen)

b) die historische: wer hat die Radargeräte entwickelt, die tatsächlich zum Einsatz gebracht wurden? Beruhte diese Entwicklung auf Hülsmeyer (das behauptet bisher niemand!) oder waren das vollkommen unabhängige Entwicklungen?

Jemand, der etwas entwickelt hat, was dann aber voll allen ignoriert wurde, ist eine tragische Gestalt. Aber leider nicht die Person, die eine bedeutende Technologie entwickelt hat.


Urs Heßling

moin,

Zitat von: maxim am 18 Juli 2022, 17:29:07
Jemand, der etwas entwickelt hat, was dann aber voll allen ignoriert wurde, ist eine tragische Gestalt. Aber leider nicht die Person, die eine bedeutende Technologie entwickelt hat
Aus dem verlinkten Text :
It is said, that Watson-Watt has by-passed, during that occasion, further discussions by stating:"I am the father of radar, whereas you [i.e., Hülsmeyer] are its grandfather".

Das könnte doch auch ein alle Seiten zufriedenstellender Schluß dieser Diskussion sein.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

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