Das Boot U 188 (Willmann) - Glaubwürdigkeit

Begonnen von Taucherin, 04 Juni 2022, 14:01:47

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Taucherin

Ich gehe einmal aus, dass dieses Buch den Meisten bekannt ist. Ich habe es gern gelesen. Allerdings sind mir einige Unstimmigkeiten vorgekommen, welche mich in ihrer Anzahl irgendwie zweifeln lassen. Sicher war Herr Staller auf U188. Aber inwiefern kann man ganzen Anekdoten glauben zu schenken, welche sich nicht durch das KTB bestätigen lassen?

a) S. 80; "Neben der 6,7-Zentimeter Flak"

Meines Wissens gab es nur 2,0; 3,0; 8,8 oder 10,5 cm an Geschützkalibern auf einem deutschen Uboot, oder?

b) S. 82; "die einzige Dusche an Bord war defekt"

Wo gab es denn eine Dusche auf einem Typ IX?

c) S. 86; "hastete Kießling aus dem Dieselraum an meiner Klappe vorbei zu Zentrale"

Staller war als Mannschaftsdienstgrad (Seemann) im Bugraum untergebracht. Vor dem Dieselraum und der Zentrale gab es Kojen nur auf dem Typ VII - und die nur für Unteroffiziere. Kann also nicht sein, oder?

d) Nach dem historischen Marinearchiv war Staller auf U 148; U188; U3524. Im Buch schreibt er, dass er im April 1945 in Bremen auf ein älteres, kleines, Boot (ohne Angabe der Nummer) aus der Vorkriegszeit kommandiert wird. Gleichzeitig wird diese Zeit bis Kriegende mit vielen Anekdoten geschildert. U 148 war aber in diesem Zeitraum bei der 31. U-Flottille in Hamburg...

e) Von U 3524 kein Wort, obwohl es doch da einiges zu berichten gäbe (Rettung von Flüchtlingen usw.)

Ich würde mich freuen, wenn es zu den einzelnen Punkten Rückmeldungen gäbe.

Danke und Grüße

Strandurlauber

#1
Moin Taucherin,

Da ich zu denen gehöre, die das Buch noch nicht gelesen haben, kenne ich bei einigen Fragen den Kontext nicht, versuche aber nachzuvollziehen was gemeint ist.

zu a) Halte ich für einen Eingabefehler auf der Tastatur, sprich, statt der 3,7 cm Flak (hinter dem Turm), wurde 6,7 cm geschrieben. Kann bei nummerischem Ziffernblock leicht passieren, da die 6 dort über der 3 plaziert ist ...

zu b) Zumindest auf vielen ausländischen dieselelektrischen U-Booten, deren "Nasszelle" meistens auch nicht größer war, war diese mit WC, Waschbechen, und Schlauch mit Duschkopf ausgestattet, sprich die ganze Zelle war die Dusche. Wenn ich die Pläne in Rössler Geschichte des deutschen U-Bootbaus noch richtig in Erinnerung habe, war der dort als WC gekennzeichnete Raum größer als bei Typ VII und hatte bei den IX D 1: 2x Toilette und 1 Waschbecken bzw. bei IX D 2: 1 Toilette und 2x Waschbecken. Dort wäre bei beiden die Möglichkeit wie oben erwähnt auch eine Dusche unterzubringen ...

zu c) Ohne den Kontext zu kennen  kann ich nicht beurteilen, ob gemeint ist, dass Kießling* gerade aus dem Dieselraum kam, oder er dort seine Station hatte, und vielleicht gerade vom WC kam, welches sich gleich hinter dem Schott zum Bugtorpedoraum an Backbord befand, also noch vor den Hängekojen (und der Kombüse, dem Horch- und Funkraum sowie den Offiziersunterkünften, die alle noch vor der Zentrale waren) ...

zu d) und e) kann ich leider nichts sagen.

* im Ubootarchiv wird für U 188 ein Max Kießling erwähnt, nicht aber seine Funktion/Position

Gruß
Ulf
"Damn the torpedoes! Full speed ahead!" D. G.  Farragut

(1864 Battle of Mobile Bay; ... er wusste offenbar was USS Cairo auf dem Yazoo River zum Verhängnis wurde, aber auch dass die Minen schon längere Zeit im Wasser lagen und durchsickerndes Wasser in den Trimmtanks diese nach und nach absacken ließ ...)

Taucherin

@ Ulf

Danke für Deine schnelle Antwort.

zu a) klingt schlüssig
zu b) war ein Typ IXC40 - IXD1/D2 waren gut zehn Meter länger. Ob das Geschriebene auch auf IXC40 zutrifft?
zu c) Kießling war der LI. Auch im Kontext der Seite 86 kam er aus dem Dieslraum. Etwas weiter hinten im Buch gibt es wortwörtlich die identische Textstelle...

Danke und Grüße

Strandurlauber

#3
Moin Taucherin,

hier noch ein Nachtrag zu b)
Bei Rössler und in den Plänen habe ich leider nichts gefunden, was meine Annahme erhärten würde oder dieses Thema überhaupt anspricht. Bei weiteren Recherchen bin ich auf einen Beitrag im Netz gestoßen, der von Martin Beisheim stamm, Funker auf U 67 und später auf U 758, er ist leider im Nov. 2020 im gesegneten Alter von 99 Jahren verstorben.
In den Passagen die sich ums Duschen drehen, spricht er offenbar von U 67, einem Typ IX C, also fast baugleich mit IX C/40.
Und wie er berichtet gab es eine (Brause) an Bord, wo ich sie nicht erwartet hätte, im Dieselmotorenraum und sie wurde mit aus dem Kühlwasser der Diesel gespeist aber selten genutzt ... eine andere Möglichkeit war das Abbrausen an Deck, offenbar vom Turm aus, oder die "Badewanne" bzw. Schwimmen mit Sicherungsseil.
Das Alles natürlich nur wenn es die Situation erlaubte.

(Ab Mai 1942 diente er auf U 758 einem Typ VII C  - dort gab es soweit mir bekannt keine Dusche.)

Für diejenigen, die sich für die hygienischen Bedingungen an Bord der Deutschen U-Boote interessieren, habe ich seinen bebilderten Bericht hier mal verlinkt.
http://dubm.de/aus-dem-stinkebrief/

Gruß
Ulf
"Damn the torpedoes! Full speed ahead!" D. G.  Farragut

(1864 Battle of Mobile Bay; ... er wusste offenbar was USS Cairo auf dem Yazoo River zum Verhängnis wurde, aber auch dass die Minen schon längere Zeit im Wasser lagen und durchsickerndes Wasser in den Trimmtanks diese nach und nach absacken ließ ...)

Arche

Hallo Taucherin,

Anton Staller war wirklich auf U 148 und U 148 gehörte im März 1945 zur 31.Uflt. Während der Baubelehrung gehörte er auch zu U 3524. Ob er die Überfahrt nach Flensburg mitgemacht hat, weiß ich nicht. Wenn nicht, hatte er da wohl auch nichts zu berichten. Ich habe mal vor einigen Jahren Herrn Willmann angeschrieben. Nach meiner Erinnerung war Anton Staller die Nummern der beiden Boote nicht mehr ganz in Erinnerung und es hätte zu Fehlinformationen kommen können. Also wurden sie weggelassen. Das Buch wurde ja auch geschrieben, als die Wahrscheinlichkeit, dass ehemalige Crewmitglieder von U 148 noch leben und die Anekdoten sind ja doch so verfasst, dass sich dann jemand vielleicht daran gestört hätte.  :?
Schöne Grüße
Heinz-Jürgen

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