(Einmaliger) Brandschutz auf dem kleinen Kreuzer Dresden....

Begonnen von Rheinmetall, 28 Mai 2022, 01:12:37

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Rheinmetall

Hallo zur voran gerückten Runde !

Hab mal eine Frage an die Spezialisten hier im Forum was den Brandschutz auf Schiffen der Kaiserlichen Marine angeht.
Und zwar habe ich in einem Buch über den kleinen Kreuzer Dresden gelesen, dass dieser in Anbetracht weiterer Gefechte
mit der Royal Navy bei dem Katz & Maus Spiel in der zerklüfteten Küste Südamerikas zu einer mir bislang gänzlich unbekannten Vorgehensweise griff.
Und zwar wurde sämtliche Holzvertafelung raus gerissen und weitere, nicht kriegsentscheidende, brennbare Gegenstände (ich meine mich auch an ein verstimmtes Klavier / Flügel erinnern zu können) über Bord geworfen.

War das gängige Praxis ?
Ich habe jetzt doch schon das ein oder andere Buch zur Marine, aber soetwas habe ich bislang noch nie gelesen.

Wie wurde dieses Thema bei der Kriegsmarine behandelt ?
Ich erinnere mich da an meinen Besuch auf dem Schlachtschiff USS Missouri, wo im ganzen Schiff Warnschilder ausgehängt waren, dass man die Wände nicht berühren sollte, da diese aus Asbest bestanden / bestehen !  :-o

Über Antworten von Euch würde ich mich freuen.
Mit den besten Grüßen und vorweg schon mal vielen Dank von,

Matze
Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

bodrog

Der Fachbegriff ist "Entholzen"... und beginnend mit den modernen Schiffen wurden statt Holz immer mehr Feinblech verbaut. Und bei Dresden wurde das Holz garantiert wegen Brennstoffmangels verfeuert und nicht über Bord geworfen!

Mainschiffer

Das Entfernen sämtlicher brennbarer Materialien von den Schiffen der Kaiserlichen Marine im Rahmen der Mobilmachung war gängige Praxis und wurde auf allen Schiffen durchgeführt. Habe das mehrfach gelesen, z. B. im Tagebuch des Kpt. Karl von Schönberg für SMS Nürnberg (Gerhard Wiechmann: Vom Auslandsdienst in Mexico zur Seeschlacht von Coronel, S. 135 und136).

Stefan

bodrog

Dresden gehörte nicht zu den "modernen" Schiffen - bei Kreuzern fangen die mit der Magdeburg-Klasse an... Es gibt Bilder aus dem Inneren, da ist noch ziemlich viel Holz verbaut, dass sah ab Magdeburg schon ganz anders aus. Deshalb gab es auch Klagen wegen "Unwohnlichkeit". "Entholzen" meint zweierlei: Einerseits das im Ms-Fall möglichst alles Interieur aus Holz von Bord kommt und zweitens, dass bei Neubauten statt Holz möglichst viel Feinblech verwendet wird (für Spinde, Einrichtungen und Co)

t-geronimo

Wobei zu bedenken ist, dass alles Metall, das gestrichen werden musste, auch wieder Probleme aufwarf: die meisten Farben waren brennbar.
Ich meine mich zu erinnern, dass da dann jeweils zu Kriegsbeginn auch Hand angelegt wurde.
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Stephan1975

Servus,

in dem Buch von Pochhammer, Graf Spees letzte Fahrt, wurde beschrieben wie Scharnhorst und Gneisenau nach Kriegsbeginn ,,erleichtert i.S. von alles entbehrliche und brennbare von Bord" wurden.
Begründet wurde dies mit Brandschutz wenn ich meinem abendlichen Gedächtnis  :-D trauen darf.

Grüße aus Essen
Stephan
Ruhe bewahren, Nerven behalten.

JBar

Hallo zusammen,
Im Buch ,,Kreuzer Dresden" von Maria Teresa Parker de Bassi wurde das Entholzen bei Kriegsausbruch wegen der Feuergefahr durchgeführt.
F. O. Busch schreibt bei ,,Drei Kleine Kreuzer" über die Entrümpelung bei der Mobilmachung, dass einige Witzbolde sogar die Bleistifte aus Holz aus dem Schiffsbüro entfernen wollten.
Ich habe dies auch an anderer Stelle gefunden, wo das Entfernen der Holzvertäfelung in der Offiziersmesse mit großen Vergnügen der Mannschaft erfolgte.
Gruß Jürgen

Violoncello

Hallo zusammen,

die "Entholzungsaktion" auf "Dresden" wird auch in der Canaris-Biografie von Heiko Suhr erwähnt:

"Dafür (vor Einritt in den Kreuzerkrieg) wurde das Schiff zunächst gefechtsbereit gemacht: u.a. wurden die Holzverkleidungen aus den Kabinen herausgerissen und alles brennbare Material on Bord gebracht."

(Heiko Suhr: Wilhelm Canaris. Lehrjahre eines Geheimdienstchefs (1905-1934), Kiel/Hamburg 2020, S. 103 und FN 349, dort als Quellen angegeben der Nachlass von Leutnant z. S. Max Schmidt und das unveröffentlichte Manuskript des Heizers Wilhelm Neumann: Der Kleine Kreuzer Dresden im Weltkrieg; "Neumann bemerkt lakonisch, dass die `Wohnlichkeit´ darunter gelitten habe.")

Viele Grüße

Violoncello

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