Die MOSKVA

Begonnen von Bergedorf, 13 April 2022, 21:21:02

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maxim

Das ist möglich - keine Ahnung. Die Frage ist halt, ob nach einem Treffer die noch jemand in Ruhestellung fährt, ob die automatisch in diese fahren oder ob sie einfach stehen bleiben.

Elektroheizer

Deshalb hab ich ja gefragt.

Oder andersrum:
Ist es denkbar, daß die Moskwa tatsächlich tatsächlich ohne aktiviertes Feuerleitradar unterwegs war? In einer Kriegssituation würde ich das für grob fahrlässig halten. Andererseits... Die russischen Landstreitkräfte haben sich mit schlechtem Ausbildungsstand und merkwürdig unflexibel reagierenden Hierarchien, wenn das auch in der Marine so ist wundert mich nix mehr.
Ich habe das Grauen gesehn

maxim

Laut dieser Analyse waren die Feuerleitradar deshalb in Ruhestellung, weil die Raketen von den Suchradaren nicht detektiert wurden, also nicht zu der Abwehr aktiviert wurden. Der Feuerleitradar wird ja nur dann in eine Richtung gedreht, wenn von dort eine Bedrohung von einem anderen System erkannt wurde.

olpe

Hallo,
Zitat von: maxim am 13 Mai 2022, 15:33:13
Laut dieser Analyse waren die Feuerleitradar deshalb in Ruhestellung, weil die Raketen von den Suchradaren nicht detektiert wurden, also nicht zu der Abwehr aktiviert wurden. Der Feuerleitradar wird ja nur dann in eine Richtung gedreht, wenn von dort eine Bedrohung von einem anderen System erkannt wurde.
... das wirft letztendlich ja kein gutes Licht auf die vorhandene Sensorik im Hinblick auf die Ortungsfähigkeit von sea-skimmer-FK ...

O.k., die Luft- und Seeraumüberwachungsradare der ,,MOSKVA" sind sicher nicht mehr die jüngsten, aber IMHO im Gerätebestand sicher nicht mehr mit den ursprünglichen Versionen der sechziger und siebziger Jahren d.v.Jh. vergleichbar. Das 3D-Luftraum-Überwachungsradar MR-600 ,,Voskhod" (NATO: TOP SAIL) ging Ende 1967/68 mit der Indienststellung des Hubschrauberträgers ,,MOSKVA" in den Bestand der Flotte. Das Grundprinzip der Anlage wurde m.E. auch beim 3D-Nachfolger MR-800 ,,Flag" (NATO: TOP PAIR) beibehalten, nun aber kombiniert mit weiteren Systemen, u.a. mit der MR-500 ,,Kliver" (NATO: BIG NET). Nach Quellen (Naval Institute Guide to World Naval Weapon Systems 1997-98, bastion-opk.ru, das Buch ,,Radiotekhnicheskie Vooruzhenie rossiyskogo Flota" = ,,Funktechnische Bewaffnung der Russischen Flotte") ist die MR-600 (und m.E. damit auch die MR-800) ,,pencil-beam"-fähig. Bedeutet: sie haben ein recht schmales Antennendiagramm - sowohl in der horizontalen als auch in der vertikalen Ebene.

Erstaunlich dabei ist die Meinung der U.S. Navy: die Verweildauer der Abtastung im jeweiligen Bereich des Raumes und damit der Ortungswahrscheinlichkeit dieser Art 3D-Anlagen (FRESCAN - Frequency Scanning) ist geringer als bei 2D-Radaren mit (vertikalem) Fächer.
Die MR-600 kann eine Elevation von 0° bis 30° elektronisch abdecken und soll damit eine Abwehrfähigkeit gegenüber dem ,,Harpoon"-FK ermöglichen (nun, ganz geklappt hat das mit Blick auf die R-360 ,,Neptun" augenscheinlich nicht so wirklich ...).

Inwieweit fortschrittliche Methoden der Signalverarbeitung zur Anwendung kamen bzw. kommen, wie z.B. die Pulskompression (zur Verbesserung des Entfernungsauflösungsvermögens), konnte nicht recherchiert werden ...
Soweit einige Gedanken.

Grüsse
OLPE

bettika61

Hallo,
Als mögliche  Folge des Verlustes der MOSKVA :
ZitatNun geht der britische Geheimdienst davon aus, dass Igor Ossipow, Kommandeur der Flotte, im Zuge der Schmach seinen Posten räumen musste. Er sei »höchstwahrscheinlich« entlassen worden, teilte das britische Verteidigungsministerium via Twitter mit.
https://www.spiegel.de/ausland/ukraine-krieg-grossbritannien-geht-von-entlassung-des-moskwa-kommandeurs-aus-a-8842ca44-dace-4b28-9bbb-cd457fccdb96?sara_ecid=soci_upd_wbMbjhOSvViISjc8RPU89NcCvtlFcJ
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

olpe

#185
Hallo,
für die Verbesserung der Abwehrfähigkeiten im Nahbereich plant(e) die russische Marine den Einsatz von modernisierten (und navalisierten) Kurzstrecken-FK vom Typ "Tor-MF" (Landversion 3K330 ,,Tor-M2" bzw. ,,Tor-M2KM"). Diese Modernisierung wäre dann möglicherweise auch bei der ,,MOSKVA" zum Tragen gekommen ... Augenscheinlich war und ist der russischen Marine die Schwäche der eigenen Schiffe beim Abfangen von sea-skimmer-FK bewußt gewesen ...

Ein Vorgänger der "Tor-MF" existiert bereits seit Jahren in der Flotte: das Luftabwehrsystem 3K95 ,,Kizhal'" (NATO: SA-N-9 GOUNTLET), eingerüstet auf den Großen U-Boot-Abwehrschiffen vom Projekt 1155 FREGAT (NATO: DG der UDALOY-Klasse). Allerdings ist das Gesamtsystem (FK, Silos, Leitanlage) anscheinend relativ umfangreich und schwer, so dass es nur von größeren Einheiten aufgenommen werden kann – und für eine Nachrüstung nur schwerlich in Betracht kam und kommt. Daher hielt man im Hinblick auf Modernisierungen der Schiffen am Luftabwehrsystem 9K33 ,,Osa-M" (NATO: SA-N-4 GECKO) fest, so es auf den Einheiten vorhanden war bzw. ist ...

Hier Bilder der Tests mit dem System "Tor-MF" auf dem Hubschrauberdeck der Fregatte ,,ADMIRAL GRIGOROVICH":




Soweit.
Grüsse
OLPE

Ulrich Rudofsky

Wo ist die KUMMUNA z.Z.?   Sind Taucher an Ort?   :/DK:
Ulrich Rudofsky

kalli

#187
Zitat von: Ulrich Rudofsky am 20 Mai 2022, 16:47:44
Wo ist die KUMMUNA z.Z.?   Sind Taucher an Ort?   :/DK:

Die Kommuna ist bereits im September 2021 von Sewastopol nach Noworossijsk verlegt worden. In den sozialen Netzwerken gibt es davon Fotos (anbei). Das wäre bis zum Versenkungsort ein ziemlich langer Schleppweg für dieses 107 Jahre alte Schiff.
Es existiert ein Video auf You Tube, das den Einsatz behauptet, zeigt aber alte Kommuna-Standbilder. Allerdings habe ich den Text nur rudimentär verstanden.
HIER
Wie bei allen anderen Dingen in diesem Krieg, sind verlässliche Informationen spärlich.

OWZ


kalli

#189
Im Artikel geht der Verfasser davon aus, dass Kommuna in Sewastopol liegt. Das ist unklar. Für die Hinbringung eines AGA (Автономный глубоководный аппарат - Autonomer Tiefwasserapparat) zum Versenkungsgebiet benötigt man die Kommuna nicht.
Ach so. Die Kommuna ist älter als 110 Jahre. Wenn man einen solchen Artikel verfasst, sollte man 7 Jahre nicht ganz unterschlagen :-)

olpe

#190
Hallo,
in der jüngsten Ausgabe (6/2022) des Magazins des Deutschen Marinebundes ,,Leinen Los!" beschäftigt sich ein Artikel auf Seite 30 mit dem ukrainischen Raketensystem RK-360MC ,,Neptun" vom Autor Sidney E. Dean, Titel: ,,Der Meeresgott ist Ukrainer". Nicht uninteressant sind mehrere Aspekte, die die bisherigen Vermutungen in den vorangegangenen posts stützen und ergänzen.

Zieldaten:

  • Zitat:... ,,Vor dem Waffeneinsatz erhält das Führungsfahrzeug des Bataillons von externer Quelle – etwa von einem Aufklärungsflugzeug – die Zielkoordinaten des feindlichen Schiffes und speist diese in den Navigationscomputer der einzusetzenden Marschflugkörper ein. Während des Fluges setzt das bordeigene Navigationssystem des Flugkörpers sowohl Trägheitsnavigation sowie GPS ein, um die vorgegebenen Koordinaten anzusteuern. Das Führungsfahrzeug kann aktualisierte Zieldaten per Satellit oder Richtfunk übertragen. Ab 50 km Entfernung zum Ziel können die Bordsensoren den Zielanflug selbstständig übernehmen und dabei die optimale Einschlagstelle berechnen.

    Der Zielanflug erfolgt in sehr niedriger Höhe (3 bis 10 m über den Wellen) möglichst unterhalb des Erfassungswinkels des gegnerischen Radars. Die geringe Radarsignatur des Neptun-Flugkörpers erschwert die Erfassung durch den Gegner, das bordeigene elektronische Kampfsystem ferner die Bekämpfung des Marschflugkörpers durch gegnerische Störsender."

Die ,,MOSKVA":

  • Zitat:... ,,Mindestens zwei R-360 wurden – eventuell von verschiedenen Standorten in der Nähe Odessas aus – auf den 12500t schweren Lenkwaffenkreuzer MOSKVA abgefeuert. Das russische Schiff befand sich zum Zeitpunkt des Angriffs zirka 120km südlich von Odessa. Ein Marschflugkörper drang mittschiffs rund 2m über der Wasserlinie ein und entfachte einen Großbrand; die zweite Waffe durchbrach die Bordwand unterhalb des Achterdecks. Das brennende Schiff ging am folgenden Tag unter. Es ist anzunehmen, dass ein UAV vom Typ Bayraktar TB2 Zieldaten an die Neptun-Batterie übermittelte; ein solches unbemanntes Flugzeug wurde zum Zeitpunkt des Angriffs in der Nähe der MOSKVA gesichtet." ...

Diese Darstellungen unterstützen m.E die These, dass es beim Zielanflug der R-360 ,,Neptun"-FK eine nochmalige Zieldatenkorrektur gegeben haben kann bzw. gegeben hat. Des Weiteren sind wohl tatsächlich mindestens zwei R-360 auf die ,,MOSKVA" gefeuert worden.
Die Produktionsstätte der Flugkörper, das Vizar-Werksgelände bei Kiev, ist bereits im April durch russische ,,Kalibr"-Marschflugkörper (seegestützt?) angegriffen worden. Es ist lt. dem Autor des Artikels zu vermuten, dass die Produktionsanlagen vorsorglich in Sicherheit gebracht wurden. Ob die Produktion in absehbarer Zeit wieder aufgenommen werden kann – auch für Exportzwecke – ist fraglich ...

Soweit für den Moment.
Grüsse
OLPE

Woelfchen

Da die Moskau ja (angeblich) nicht an der Spezialoperation teilnahm und durch einen (angeblichen) Unfall gesunken ist gab es für die Opfer bzw. die Angehörigen keine dementsprechende Entschädigung. Das scheint sich wohl mittlerweile geändert zu haben.
(Wo ich es gelesen habe weiß ich nicht mehr, deshalb keinen Link)

Grüße
Johannes

bettika61

Zitat von: Woelfchen am 11 Juni 2022, 21:07:35
Da die Moskau ja (angeblich) nicht an der Spezialoperation teilnahm und durch einen (angeblichen) Unfall gesunken ist gab es für die Opfer bzw. die Angehörigen keine dementsprechende Entschädigung. Das scheint sich wohl mittlerweile geändert zu haben.
(Wo ich es gelesen habe weiß ich nicht mehr, deshalb keinen Link)

Grüße
Johannes
Hallo,
ZitatRussland spricht von ,,vermisst im Kampf" und ,,Unglück"
Die Mutter weigerte sich dem ,,Spiegel"-Bericht zufolge, ihr schriftliches Einverständnis zu geben, damit das Prozedere in die Wege geleitet werden kann. Damit würde sie auf Kompensationszahlungen in Höhe von sieben Millionen Rubel (mehr als 100.000 Euro) plus mehreren Hundert Euro monatlich verzichten, die ihr in Aussicht gestellt wurden.

Sie befürchtet, dass sie erst recht keine Antworten auf den Verbleib ihres Sohnes erhalten wird, wenn sie ihr Einverständnis gegeben hat. Sie will zuerst eine schriftliche Bestätigung des russischen Militärs, dass ihr Sohn an einem Kampfeinsatz teilgenommen hat.
https://www.tagesspiegel.de/politik/vermisst-im-kampf-oder-doch-unglueck-angehoerige-von-moskwa-besatzung-beklagen-widerspruechliche-informationen/28389784.html
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

SchlPr11

Hallo,
Fotos vom letzten Auslaufen Sewastopol am 10.04.2022 zeigen die MOSKWA eindeutig OHNE taktishe Kennung. Der Rumpf ist blank grau!
Reinhard

Woelfchen

Hallo Beate,
der von dir verlinkte Artikel ist vom 31.05 und damit möglicherweise veraltet.
Es ist Traurig wie man mit den Leuten umgeht.

Grüße
Johannes

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