Organisation der Matrosen zu Schiffen in Kaiserlichen Marine

Begonnen von Togo-Matrosen, 26 Februar 2022, 22:08:44

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Togo-Matrosen

Bekannt:

Militäreinheit: 1. Kompanie; 1 Abteilung der II. Matrosen-Division - Wilhelmshaven
Weitere Informationen: Auch in Musikkorps

Frage: Kann man festgestellt, welche Reserveeinheiten welchen Schiffen zugeordnet waren?

Ziel: Bestimmen Sie, auf welchem Schiff gedient wurde und an welchen Gefechten teilgenommen wurde

Soweit ich verstehe, wurden nicht alle Matrosen permanenten Schiffen zugewiesen. Einige wurden in Reserve gehalten (in Landkasernen) und je nach Bedarf Schiffen zugewiesen, basierend auf der Größe des Schiffes, seiner Verwendung, seiner Ausrüstung mit Systemen, Maschinen, Waffen, Elektrizität usw.

Weiß man, ob es Aufzeichnungen gibt, aus denen hervorgeht, welche Reserveeinheiten welchen Schiffen zugewiesen wurden? Wenn Sie nämlich wissen, in welcher Kompanie jemand war, gibt es eine Möglichkeit, herauszufinden, auf welchem Schiff / welchen Schiffen sie möglicherweise eingesetzt wurden, auch wenn dies nur vorübergehend der Fall ist?

Weißt man auch, wie viele Männer in einer Kompanie sind? Oder ist das variabel?

Danke

kaimarex

Hallo, ich hoffe jetzt schon Tage das sich jemand findet, der deine Fragen beantwortet.
Also die Matrosen- Divisionen sind für die Personalbewirtschaftung des seemännischen Personals zuständig. Jede Marinestation( Nordsee/ Ostsee hat eine,
1914 waren darin  ca.30000 Mann verwaltet. 2. Division war in WHV, sie hat 8 Kompanien.
Grob also 30 000: 2: 8 macht im Durchschnitt 1875.
Das wär an Land eher ein Regiment, keine Kompanie.
Die MD sind das große Sammelbecken, aus dem die Schiffe und Boote der Station ihr Matrosenpersonal erhalten.
Ich weiß nicht, wer Akten und Daten zur Laufbahn einzelner Männer hat.
Es gibt hier  Leute , die haben Aktensammlungen. Aber ob die Interesse haben, was von ihrem Besitz zu bringen ?

ich freu mich, daß jemand neues wie du solch nette Fragen stellst.
Ein deutscher Generalstabsoffizier 1910 nach Gesprächen mit brit.Generalen, deren Angst vor Aufständen in Indien und Ägypten und der Gefahr der Invasion" Man erwartet also von Deutschland dasselbe Verhalten, daß man von England erwarten müßte."

Der preußische Militärgeist hat eine schwache Stelle: die Neigung zur Schablone

Deichkind

In Ergänzung dazu aus dem Brockhaus 1894/96:
Die Kompanien [der Marinedivisionen] waren in so genannte Schiffsstämme eingeteilt, die im Fall der Mobilmachung sofort festgelegte Schiffe zu besetzen hatten. Sie wurden deshalb bereits im Frieden auf ihren Schiffen, die abgerüstet in Werften lagen, an Geschützen und Torpedos ausgebildet. Die vorbereitende Ausbildung umfasste den Infanteriedienst, das Exerzieren am Geschütz, das Bootsrudern und Segeln, das Signalisieren, das Spleißen, Segelnähen und Knotenbilden, das Schießen mit dem Gewehr und das Schwimmen.

Togo-Matrosen

Danke für deine Nett-Antwort. Das gibt mir ein besseres Verständnis für die Kompaniegröße und die Gesamtzahl. Bei der Erforschung der Geschichte der kaiserlichen Marine verstehe ich, dass im Zweiten Weltkrieg so viele Personalinformationen verloren gegangen sind. Ich hatte großes Glück und fand im Bundesarchiv eine Krankenakte, die mir Einzelheiten über Kompanie lieferte; Abteilung, Matrosen-Division. Der Archivar erwähnte auch, dass die Sammlung Listen und Karten habe. Dies zusammen mit dem Hinweis im Brockhaus Konversations-Lexikon 1894–1896, den Deichkind hier erwähnt, veranlasst mich zu der Annahme, dass es möglicherweise Listen von Kompanien für die schnelle Mobilisierung auf Schiffen gibt. Ich hatte gehofft, dass einige dieser Aufzeichnungen in Wilhelmshaven oder Kiel statt in Berlin überlebt haben.

Meine andere Möglichkeit besteht darin, anhand von Informationen oder Fotos von Marine  Musikkorps zu finden, wen ich suche.

karli1

Auch wenn das Thema ja schon eine Weile her ist als auch bereits mehr oder weniger beantwortet hier nochmals in der Übersicht,
Aufbau bis 1913:
Jede MD setzte sich aus 3 Abteilungen, zu je  3 Kompanien zusammen und wird von einen Kapitän zur See befehligt..Wobei es auch hier mehrfach Veränderungen gab (4).
-   die I .Abteilung mit der 1.,3.,5.Kompanie enthält seemännisches Personal für alle Schiffe außer  Linienschiffe
-   die II. Abteilung mit der 2.,4.,6.Kompanie enthält seemännisches Personal für die Linienschiffe
-   die III. Abteilung mit der 7.,8.,9.Kompanie Feuerwerks-, Stückmeister-,Wachtmeister-,Steuermanns- und Signal-sowie Vermessungspersonal

Durch Verfügung des Reichsmarineamtes vom 11.06.1913 erfolgte eine ,,Neuorganisation der Matrosendivisionen" (1)
Hierbei wurde die  Schaffung von ,,Personalbureaus" (damalige Schreibweise) angeordnet. Mit diesen sollte die Personalwirtschaft zentralisiert und somit effektiver gestaltet werden. Den einzelnen Kompanien in den jeweiligen Abteilungen sollte nur der jeweilige Frontbetrieb ,d.h. die Handhabung des militärischen Dienstes sowie die Löhnungs-, Verpflegungs-,Unterbringungs- und Bekleidungsangelegenheiten der in ihren Verpflegungsverbande befindlichen Unteroffiziere und Mannschaften überlassen werden.
Mit dieser Verordnung  wurden am Anfang drei Personalbüros geschaffen.
Personalbüro ,,A" bei der Division
Personalbüro ,,B" bei der I..Abteilung
Personalbüro ,,C" bei der II.. Abteilung
Für die III.Abteilung war, begründet in dem zu  ihr gehörigen Sonderpersonals, kein separates Personalbüro vorgesehen.
Welche Aufgaben als auch Befugnisse hatten die Personalbüros?
1.   Personalbüro ,,A"
-   Diesem fällt die Bearbeitung aller früher vom Stammmarineteil bearbeiteten Angelegenheiten des Personals zu..Dies war: Führung von Stammrollen, Dienstalterslisten, Zu-und Abgangskontrollen, Führungskontrollen ,Land-und Bordkommandierrollen, Invalidenkontrolle, Kontrolle der Zivilversorgungsscheine, Probedienstleistungskontrolle ,Kontrollregister, Kommandierungen zu den Lehrgängen und Schulen, MS-Verteilungslisten.
-   Das Personalbüro hat eine eigene Registratur und führt selbstständig unter der Firma
                                                           Personalbüro A
                                                           der ...... Matrosendivision
den Schriftwechsel.
-   Das Personalbüro A ist aber auch gleichzeitig mit die referierende Stelle des Kommandeurs der Matrosendivisionen für folgende Angelegenheiten: Einstellung, Annahme zu den verschiedenen Laufbahnen , Festsetzung des Dienstalters, Kommandierung und Beurlaubung im Interesse  der Zivilversorgung und Entlassungen.
      2.   Personalbüro ,,B", ,,C"
-   Die Personalvorständedieser Büros sind Referenten der jeweiligen Abteilungskommandos in den Angelegenheiten der zu den Personalbüros zugehörigen Mannschaften. Demzufolge führen diese Personalbüros auch keinen selbstständigen Schriftwechsel Allerdings hatten die Vorstände die Befugnis in Sachen nicht entscheidenden Inhaltes nach Anordnung des jeweiligen Abteilungskommandeurs ,,Auf Befehl" zu zeichnen.
-   Die Personalbüros übernahmen für die zu ihnen gehörigen Mannschaften die Führung der Stammrollen, Kommandierlisten und Kontrollregister, die Verarbeitung der der allg. Ausbildungs-,Kommandierungs-,Einstellungs-,Entlassung und Invalidenangelegenheiten.(Friedenszeiten)

3.   Personalbüro" D"

Bei Verabschiedung dieser Verfügung gab es in den jeweiligen Matrosendivisionen keine 4.Abteilung. (4) Mit der Schaffung einer 4.Abteilung – ( Stammabteilung für die Seewehrabteilungen)in den Matrosendivisionen mit Beginn des Krieges wurde auch für diese ein Personalbüro geschaffen. Dieses hatte die gleichen Aufgaben wie die Personalbüros B und C .,bezüglich des Personals der Seewehrabteilungen.

Gruß

Togo-Matrosen

Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, meine Frage zu beantworten. Ich werde es mir genau anschauen.

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