Erzversorgung

Begonnen von Zerstörerfahrer, 06 Januar 2007, 14:01:07

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rosenow

Oh ja, dass würde mich auch interessieren!
mit freundlichen Gruß
Michael


,,Macht`s gut und denkt daran!
Es gibt drei Sorten von Menschen:
Die Lebenden.
Die Toten.
Und die, die zur See fahren."
Hein Schonder

Zerstörerfahrer

Soweit ich mich an den Steinweg erinnere gingen grosse Mengen Kohle nach Schweden. Also Kohlen hin und Eisenerz zurück. Inwiefern es da noch einen Wertausgleich, in Form von Währung, gab, entzieht sich meiner Kenntnis.

t-geronimo

Zitat von: Zerstörerfahrer am 06 Januar 2007, 21:38:36
Soweit ich mich an den Steinweg erinnere ...

Aber Du Dussel hast ihn ja verschenkt... :-D

(Ist nicht so bös gemeint, wie es vielleicht klingt...;-), war schließlich eine gute Tat!!!)
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Thor

Hallo Leute!

nach Eichholtz "Die deutsche Kreigswirtschaft 1939 - 1945; Band III Teil 2 Seite 414":

"Neben Kohle und Koks war Schweden vornehmlich daran interessiert, Walzwerkerzeugnisse, Koksroheisen und Kali aus Deutschland zu beziehen ........
....... Dabei wurde auch eine handelspolitisch wohl einmalige "Preiswaage" vereinbart: Ein auf der Basis der 1939 für die wichtigsten zwischen Schweden und Deutschland ausgetauschten Waren zur Anwendung gelangten Preise errechnetes festgeschriebenes Preisrelationssystem, das den unter den Kriegsumständen zu erwartenden Preisauftrieb einschränken und für beide Seiten ausgleichen sollte. ......
........ die von Schweden während des Krieges für die deutsche Kohle bezahlten Preise um 60 bis 70 Prozent unter denen lagen, die in der Schweiz dafür aufgebracht werden mussten .....


Generell kann man sagen, dass Schweden mit o.a. Produkten sowie mit Waffen und Munition "bezahlt" wurde; alles lief nach dem System der Clearing-Schulden (was das ist ? -> http://de.wikipedia.org/wiki/Clearing ;besser könnt' ich es nicht erklären  :-D), wovon Deutschland immer mehr hatte als Schweden.

Hoffe nur, dass das euch weiter hilft !? :roll:

Gruß
David
"Wooden ships with iron men beat iron ships with wooden men" - Zusammenfassung der Seeschlacht von Lissa (1866)

Zerstörerfahrer

Danke Thor,

das lässt den Begriff " Neutraler Staat " doch in ganz anderem Licht erscheinen. War Schweden denn eigentlich so abhängig von dt. Kohle ?

@ TG,

auch ich werd langsam vergesslich, hätte ich gewusst, das im Steinweg für mich wichtige Sachen drinstehen, hätte ich den natürlich nicht verschenkt. Zumindestens ist er hier im Forum geblieben. Ich werd mir wohl 'nen neuen holen. :-D


Thor

ZitatWar Schweden denn eigentlich so abhängig von dt. Kohle ?

Von deutscher Kohle nicht, aber von Kohle im Allgemeinen! :-D

Vor Kriegsbeginn bezog Schweden ca. 40% von Polen, ca. 40% von England und die restlichen 20% von diversen anderen Staaten (Deutschland ,...).
Nachdem aber jetzt Polen nicht mehr liefern konnte und England mit Schweden nur mehr begrenzte Handelsbeziehungen pflegen konnte, musste Deutschland herangezogen werden um nicht auf dem Trockenen zu sitzen.

Hier eine kleine Mengenübersicht:

Summe der Lieferungen an Schweden 1938:
5,773 Mio. Tonnen Steinkohle
1,940 Mio. Tonnen Koks

davon Lieferungen aus Deutschland:
0,653 Mio. Tonnen Steinkohle
0,577 Mio. Tonnen Koks

Lieferungen von Deutschland 1941:
4,000 Mio. Tonnen Kohle (Steinkohle?)
1,700 Mio. Tonnen Koks
Also ein Rückgang um 31 bzw. 12% gegenüber dem letzten Friedensjahr.

Außerdem ist festzuhalten, dass es dem Deutschen Reich jetzt natürlich leichter fiel Kohle bereitzustellen, da man ja das oberschlesische Steinkohlerevier und verschiedene andere Reviere in den eroberten Ländern ausbeuten konnte.
Quelle: Eichholtz "Die deutsche Kriegswirtschaft 1939 - 1945; Band III Teil 2 Seiten 414 ff"

Gruß
David
"Wooden ships with iron men beat iron ships with wooden men" - Zusammenfassung der Seeschlacht von Lissa (1866)

Peter K.

Zitat
Lieferungen von Deutschland 1941:
4,000 Mio. Tonnen Kohle
1,700 Mio. Tonnen Koks
Nach Steinweg sollte Deutschland 1941 laut Verschiffungsplan 6.800.000 t Kohle und Koks liefern!

@THOR
Danke für deine Eichholtz-Auszüge ... erspare ich mir die Tipperei bzw. kann das Getippte jetzt "kübeln"!  :wink:
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Zerstörerfahrer

Danke euch beiden für eure Ausführungen.
Schweden war nach dem Wegfall von Polen und England dann doch sehr abhängig von dt. Kohle. :-D
Heist der Eichholtz zufällig " Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939 - 1941 " und wie viele Bände gibts davon ?

Thor

#23
@Z-Fahrer

Ja, der Eichholtz heißt "Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939 - 1945"; hab' mich leider bei meinem letzten Post verschrieben, sry! :|
Selbiger hat 3 Bände (aufgeteilt auf 5 Bücher) verfasst.

Als gebundene Ausgabe:
http://www.amazon.de/Geschichte-deutschen-Kriegswirtschaft-1939-1945/dp/3598114281/sr=8-2/qid=1168175839/ref=sr_1_2/303-2630184-8247418?ie=UTF8&s=books

Als Taschenbuch:
http://www.amazon.de/Geschichte-deutschen-Kriegswirtschaft-1939-1945-Tl-Bdn/dp/3598116357/sr=8-4/qid=1168176184/ref=sr_1_4/303-2630184-8247418?ie=UTF8&s=books



Gruß
David
"Wooden ships with iron men beat iron ships with wooden men" - Zusammenfassung der Seeschlacht von Lissa (1866)

Zerstörerfahrer

348 € , bin ich Krösus ? :-D
Selbst im Antiquariat schon unbezahlbar. Hab mir bei Ebay erstmal Band II mit " Sofort-Kaufen " geholt.

Thor

Zitat348 € , bin ich Krösus ?
Selbst im Antiquariat schon unbezahlbar. Hab mir bei Ebay erstmal Band II mit " Sofort-Kaufen " geholt.

zu 1.)  :-D    Ich hab's selbst nur als Taschenbuch um 100€
zu 2.) Sehr gute Entscheidung; du wirst sicher nicht enttäuscht werden.

Gruß
David
"Wooden ships with iron men beat iron ships with wooden men" - Zusammenfassung der Seeschlacht von Lissa (1866)

Peter K.

Zur deutschen Clearing-Schuld gegenüber Schweden noch folgende Details:







Jahr/DatumMio. RM
19393,0
01.10.194136,0
31.12.194399,0
30.06.19443,0

Dazu zum Vergleich der deutsche wertmäßige Außenhandel mit Schweden in Mio. RM:





193919401941194219431. HJ 1944
Einfuhr262346477410386125
Ausfuhr377403455423479252

Sehr schön ist daraus ersichtlich, daß zur Zeit der deutschen Erfolge die Clearing-Schuld Deutschlands aufgrund von Importüberschüssen stetig anwuchs. Als sich die Kriegslage für Deutschland verschlechterte, war man gezwungen die Clearing-Schuld durch erhöhten Export zu verringern in der Annahme, daß Schweden dadurch weiterhin lieferwillig blieb!
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Zerstörerfahrer

Danke Peter,

stammen die Zahlen aus dem selben Buch ?
Gehe ich dann richtig in der Annahme, das mit Schliessung der schwed. Häfen im Sept. 1944 auch die Ausfuhr von Erz nach Deutschland endete ? Demzufolge erfolgten dann wohl auch keine Erztransporte mehr über Narvik. Wird wohl ein schwerer Schlag für die dt. Rüstungsproduktion gewesen sein. Lässt sich das anhand der Produktionszahlen ( Stahl ), sagen wir mal ab Okt./Nov. 1944, nachweisen ?

Peter K.

ZitatStammen die Zahlen aus dem selben Buch?
Nein, Quelle ist:
Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 1 und 5/2
ISBN 3-421-01934-7 bzw. 3-421-06499-7

ZitatGehe ich dann richtig in der Annahme, das mit Schliessung der schwed. Häfen im Sept. 1944 auch die Ausfuhr von Erz nach Deutschland endete ?
De facto ja, allerdings mit einer kleinen Ausnahme:
Schweden lieferte von Jänner bis Mai 1944 noch fast 2 Mio. t Eisenerz an Deutschland, im ganzen Jahr 1944 insgesamt 2,628 Mio. t.
Die Schließung der Häfen im September 1944 betraf ja nur jene im Bottnischen Meerbusen und in der Ostsee. Über die Häfen der schwedischen Westküste gelangten bis Kriegsende noch gelegentlich Transporte in den deutschen Machtbereich!

Im übrigen war nicht nur das hochwertige Eisenerz Schwedens für die deutsche Wirtschaft wichtig, insbesondere Zellstoff spielte eine wichtige Rolle:




194219431944
174.000 t150.000 t110.000 t

1943 beruhte die gesamte deutsche Textilversorgung größtenteils auf den schwedischen Zellstofflieferungen. Auch schwedische Fertigprodukte gewannen an Bedeutung, beispielsweise Holzgasgeneratoren. Besonders wichtig waren auch die schwedischen Kugellagerlieferungen - hier importierte Deutschland 1943 80 % der gesamten schwedischen Produktion.
Im selben Jahr 1943 erhielt Schweden dafür von Deutschland 4,5 Mio. t Kohle und Koks und lieferte Waffen im Wert von 28 Mio. RM.

Nochmals zur Bedeutung Narviks als Erzverschiffungshafen:

Von 1935 bis 1938 schwankte der Anteil Narviks an der gesamten Verschiffung von Eisenerz aus Nord- und Mittelschweden zwischen 49 und 55 %, der Rest kam aus Lulea, Oxelösund und anderen Ostseehäfen.

Von September 1938 bis März 1939 wurden 3,682 Mio. t Eisenerz über Narvik nach Deutschland verschifft, das entspricht einem Monatsdurchschnitt von 526.000 t.
Von September 1939 bis März 1940 wurden 2,112 Mio. t Eisenerz über Narvik nach Deutschland verschifft, das entspricht einem Monatsdurchschnitt von knapp 302.000 t.

Dieser Abwärtstrend setzte sich offensichtlich fort, wie die folgenden detaillierten Zahlen belegen:

Erzverschiffungen nach Deutschland von Jänner 1942 bis Oktober 1943
























Monatinsgesamt verschifft in tdavon über Schweden in tdavon über Norwegen in t
01.4237560035920016400
02.42778005940018400
03.42739005860015300
04.4233060028130049300
05.4293940086010079300
06.4212627001140700122000
07.421177000110510071900
08.421177700113210045600
09.421184100114230041800
10.4289540086890026500
11.4277440074900025400
12.4275430072480029500
01.4365550063710018400
02.4342300038500038000
03.4361980058350036300
04.4362950059350036200
05.431328500128360044900
06.431327300129580031500
07.431299400127000029400
08.431109700108800021700
09.4396450094830016200
10.437046006991005500
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Zerstörerfahrer

Man Peter, du heisst nicht umsonst, das " Lexikon " . :-D
Die Zahlen sind sehr schlüssig, danke dafür.
Weisst du auch, warum nur die Häfen im Bottnischen Meerbusen und an der schwed. Südküste geschlossen wurden ?
Und blieben die Häfen im Öresund und Skagerak/Kategatt generell offen, oder gabs dort auch Einschränkungen ?

Ist doch immer wieder interessant, was es für Bücher gibt und wer die so besitzt. :-D

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