UB-33; Kommandant Fritz Theodor Gregor

Begonnen von Axel66, 29 Dezember 2021, 12:57:05

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Axel66

Guten Tag in die Runde der Interessierten,

Nachdem ich mich über die Feiertage ein wenig damit beschäftigt habe, einige Hintergrundinformationen aus meinem "Familienarchiv" zu sortieren, wollte ich jetzt gerne mal ein paar Hypothesen im Zusammenhang mit dem Verbleib von UB-33 bzw. dessen Kommandanten, Fritz Theodor Gregor (Crew 09) testen. 

Am 11.04.1918 befand sich UB-33 mit ca. 25 Mann Besatzung unter Gregor's Kommando im Ärmelkanal auf dem Rückmarsch von einer Feindfahrt in Richtung Zeebrugge. Südwestlich der Varne Sandbank stieß das Boot wahrscheinlich beim Ausweichen bzw. Wegtauchen vor britischen Patrouillenfahrzeugen auf eine Mine der Dover-Sperre und sank. Es gab höchstwahrscheinlich keine Überlebenden. Das Wrack des Bootes liegt nach wie vor auf der Sandbank. Es gab inzwischen immer mal wieder Überlegungen, das Boot zu bergen oder zumindest an einen anderen Standort zu verlegen, da das Wrack auf der jetzigen Position aufgrund der geringen Wassertiefe eine gewisse Gefahr für die Schifffahrt birgt. Diesbezügliche Pläne wurden aber m.E. bisher noch nicht umgesetzt.

Zum Schicksal des Bootes UB-33 gibt es hinreichend gute und als gesichert geltende Informationen (u.a. in dem Buch von Tomas Termote, welches sich eingehend mit der U-Boot-Flottille in Flandern befasst). Darüber hinaus habe ich einige noch weiter zu überprüfende Hinweise aus Archiven bzw. Artikeln aus England. Es waren seinerzeit wohl britische Taucher im Einsatz, die gesunkene Boote unmittelbar nach der Versenkung näher untersucht hatten, sofern das von der Wassertiefe her damals möglich war. In einem der Reports (die sog. "Salvage Section Records", National Archive, London) wird Logbuch-artig beschrieben, wie die Leiche des Kommandanten aus dem Turm des gesunkenen Bootes geborgen und an Bord des Tauchschiffes untersucht wurde. Dabei konnte man die Person (und damit die Nummer des Bootes) angeblich anhand eines Fotos identifizieren, welches der Aufklärung der RN vorlag. Dieses ,,geheime" Foto stammte angeblich von einem britischen Spion (oder zumindest Informanten) und zeigt wohl verschiedene Teilnehmer eines Kommandanten-Lehrgangs (allg. U-Boot oder Torpedo / Sperrwaffen) in Kiel oder möglicherweise Eckernförde, darunter auch Fritz Gregor. Es war wohl seinerzeit üblich, dass die Nachrichtendienste beider Seiten jeweils solche Informationen gesammelt hatten. Möglicherweise existiert dieses Foto noch irgendwo in London in einem der Archive, aber ich konnte es noch nicht ausfindig machen, sofern es existiert. Die Taucher fanden wohl auch einige Unterlagen an Bord (das war natürlich der primäre Zweck dieser Tauchgänge: man suchte gezielt nach Seekriegs-wichtigen Informationen, Seekarten, Funkbücher, Codes usw.).

Das interessante an den (Jahre später) veröffentlichten Erinnerungen des eingesetzten Tauchers ist, dass der Kommandant eine wohl tödliche Schusswunde im Hinterkopf hatte. Die Hypothese des Tauchers bzw. der Briten war, dass er von der Besatzung des sinkenden U-Bootes von hinten erschossen wurde, während er versuchte, sich nach dem Minentreffer durch das Turmluk zu retten. Solche Dinge sind wohl laut Einschätzung der RN durchaus geschehen, wenn Boote gesunken sind. Ob dies tatsächlich so gewesen ist, oder ob der besagte Taucher das Ganze entsprechend dramaturgisch aufgebauscht hat, lässt sich heute wohl nicht mehr eindeutig nachvollziehen.

Über den Verbleib der Leiche Gregors gibt es unterschiedliche Versionen. Aus dem Report der RN geht hervor, dass man die Leiche von Fritz Gregor an Bord des Tauchschiffes gleich an Ort und Stelle wieder auf See bestattet hat. Dies klingt m.E. plausibel, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Besatzung damals die Mühe gemacht hat, die Leiche nach England zu überführen. In einer der deutschen Unterlagen steht wiederum, dass die Leiche später in England angetrieben worden sei. Dies wäre zwar im Zusammenhang mit einer (provisorischen) Seebestattung im Englischen Kanal denkbar, aber es zumindest keinen mir bekannten Hinweis auf eine entsprechende Grabstätte an Land.

Eine weitere Anekdote aus den Memoiren des Tauchers ist hochinteressant, wenngleich aus meiner Sicht eher unglaubwürdig: er habe von der Leiche Fritz Gregor's einen goldenen Ring, vermutlich ein Ehering sichergestellt. Die Briten hätten diesen dann nach Kriegsende der Witwe überreicht. Angeblich sei diese Witwe eine Engländerin aus Newcastle gewesen. Ich glaube allerdings nicht, dass es deutschen Marineoffizieren damals gestattet war, eine Engländerin zu heiraten. Insofern klingt dieser Teil der Geschichte eher äußerst unwahrscheinlich. Es wäre vielleicht denkbar, dass besagte Witwe kurz nach dem Krieg nach England ausgewandert ist, aber auch das ist m.E. unwahrscheinlich.

Wie dem auch sei, die Geschichte wird sich kaum mehr hundertprozentig aufklären lassen. Leider ist innerhalb der Familie der ,,Informationsfluss" dann irgendwann mal im Zuge einer Scheidung bzw. Trennung in der Folgegeneration unterbrochen worden. Es lässt sich für mich insofern leider auch nicht mehr nachvollziehen, was aus den persönlichen Unterlagen Fritz Gregors geworden ist.

Was haltet ihr von dieser Geschichte? Gibt es bzw. hat jemand aus diesem Forum vielleicht weitere Informationen, die ich bei meiner privaten Recherche bisher übersehen habe (ich war noch nicht im U-Boot Museum in Cuxhaven)?

Viele Grüße und eine guten Rutsch

Axel
Axel Held
STO auf S60 Kranich (5. SG) von 1991-93
OLtzS dR

joern

Hallo Axel,
OL z.S. Fritz Gregor heiratete am 29.9.1917 Ruth Buchholtz,die als Witwe später einen Dr. Georg Steinmann heiratete.
Der wiederum zeigte das Ableben seiner Frau Ruth (12.2.68) in den MOV Nachrichten Nr.3/68 an.
Sohn Fritz geb.12.7.18 gefallen 22.3.45 als Mar.Stabsarzt auf einem Schnellboot vor England.
Soviel zu den Familienverhältnissen.
Grüße Joern


Urs Heßling

moin,

Zitat von: joern am 29 Dezember 2021, 16:30:31
Sohn Fritz geb.12.7.18 gefallen 22.3.45 als Mar.Stabsarzt auf einem Schnellboot vor England.
Dazu habe ich keine Daten. Evt. auf S 181 ?

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Hubertus

GREGOR   Albert   Masch-Anw    SM Panzerkreuzer "PRINZ ADALBERT"†   Ostsee vor Libau    1915.10.23      Berlin    
GREGOR   Fritz Theodor   OLt.z.S.02.05.15.   SM "HERTHA".seekadett 1909.  SM "MOLTKE".Lt.z.S.1913-1914.  "S 131".WO.03.16.  "UB 10".Kdt.07.07.17-07.09.17.(4.Schiff).  "UB 33'† Kdt.17.09.17-11.04.18.(15.Schiff).  mine. EK.II. EK.I.   SW der Varne Sandbank    1918.04.11   1891.01.05   Schwarzort Krs. Memel    Crew of 4/1909
GREGOR   Willy    FlugMech ObGast    Marine Luftstreitkräfte   24.10.1918 Liegnitz i. Krh          04.10.1888 Oberzeilau    
17469   Gregor Dr.   Fritz   Mar.St.Arzt   2nd.S-Flottille. (02.45-22.03.45)      3/22/1945   0000-00-00
There are no roses on a sailor's grave
No lilies on an ocean wave
The only tribute is the seagull's sweeps
And the teardrops that a sweetheart weeps


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Urs Heßling

moin,

Zitat von: Hubertus am 30 Dezember 2021, 02:02:48
17469   Gregor Dr.   Fritz   Mar.St.Arzt   2nd.S-Flottille. (02.45-22.03.45
Das bestätigt meine Vermutung betr. S 181.  Der ganze Flottillenstab ist gefallen.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Axel66

Vielen Dank an Jörn, Urs und Hubertus für eure Kommentare und Hinweise.

Es stimmt wohl, Sohn Fritz (Crew 04/37) fiel Ende März 1945 als eingeschiffter Stabsarzt auf S-181 während eines Luftangriffes der Royal Airforce vor Den Helder, soweit ich weiß zusammen mit Flottillenchef Hermann Opdenhoff und weiteren Mitgliedern der Besatzung und des Flottillenstabes. Es traf wohl hauptsächlich die Brückenbesatzung. Das Boot brannte wohl anschließend komplett aus sank.

In einem der später veröffentlichten Artikel (G. Altmann; ,,Kampf und Ende der 2. S-Boot-Flottille"; in: Die Seekiste 1954) heißt es sinngemäß, dass die gefallenen, verletzten und die unversehrten anderen Besatzungsmitglieder von einem anderem Boot geborgen und im Hafen von Ijmuiden übergeben und versorgt wurden. Es heißt, dass Fritz Gregor junior später auf dem Soldantenfriedhof in Ysselstein bestattet wurde, wobei ich dazu keine "offizielle" Bestätigung finden konnte. Das gleiche gilt für das Grab von Opdenhoff (immerhin Ritterkreuzträger), auch das konnte ich bisher in meiner Recherche nicht lokalisieren. Es gibt in Wilhelmshaven eine "Opdenhoffstrasse". Ich schätze mal, die wurde zu Ehren des Flottillenchefs so benannt. Mal sehen, ob die den Straßennamen so beibehalten ...

Die seit einigen Jahren leider verstorbene Großmutter meiner Frau war mit eben diesem Fritz Gregor jun. von S-181 in zweiter Ehe verheiratet. Daher mein Interessen an den Zusammenhängen, einschließlich der ebenfalls traurigen Geschichte von Fritz Gregor sen. aus dem 1. WK (UB-33).

Viele Grüße & guten Rutsch!
Axel


         
Axel Held
STO auf S60 Kranich (5. SG) von 1991-93
OLtzS dR

Mainschiffer

Die Hypothese des Tauchers bzw. der Briten war, dass er von der Besatzung des sinkenden U-Bootes von hinten erschossen wurde, während er versuchte, sich nach dem Minentreffer durch das Turmluk zu retten.

Also diese These halte ich persönlich für eher unwahrscheinlich. Das beginnnt bereits damit, dass die Handfeuerwaffen auf einem U-Boot ja nicht ständig mit sich geführt wurden, sondern weggeschlossen waren und ein "spontanes" Hinterherschießen somit eher nicht in Betracht kommt. Zu anderen: Wenn ein anderes Besatzungsmitglied den fliehenden Kommandanten im Turm erschossen hätte, hätte der Schütze mit der Leiche für sich und die anderen den Fluchtweg verstopft.
Wenn es sich wirklich um eine Schußverletzung gehandelt hat, gehe ich eher davon aus, dass es sich um einen Kameradendienst gehandelt hat, um sich in auswegloser Lage nicht selbst erschiessen zu müssen.
Stefan

Axel66

Hallo Stefan / Mainschiffer,

danke für deine Nachricht und Einschätzung, die ich persönlich teile.

Die Hypothese des "Erschießens" stammt aus einem Vortag von Dr. Innes McCartney, einem bekannten britischen Autor, Taucher, Historiker und Unterwasserarchäologe. Der Vortrag heißt "The Tin Openers - Myth and Reality: Intelligence from U-boat Wrecks During WW1". Er wurde 2014 bei einer der jährlichen "Historical Diving Conference" gehalten. McCartney beruft sich dabei auf Hinweise in den offiziellen Reports der britischen "Salvage Section", die 1918 die Tauchgänge durchgeführt hatte. Die ganzen Erkenntnisse dieser Tauchgänge wurden dann wohl nochmal 1935 von einem gewissen Robert Henry Davis aufbereitet, einem Unternehmer, der sich mit Tauchtechnik beschäftigte und diverse Standardwerke und Handbücher geschrieben hat. Hier der Auszug aus dem Vortrag von McCartney, den es frei verfügbar im Internet gibt (sehr zu empfehlen):     

"Two days later work began on UB33 which had been mined on 11 April. With the wreck found and securely buoyed, the Special Section began work. After surveying the wreck, which was found to have been mined aft, the commander's (Olzs. F Gregor) body was recovered from the conning tower, inspected by Cooper of the Intelligence Division and after several items had been found, it was buried at sea. A largely factually correct account of the diving on this wreck was published by R H Davis in 1935. Davis certainly knew some of the protagonists. He states that the commander was found to have been shot in the stomach and head. It was presumed that this happened to prevent him from opening the conning tower hatch to escape from the sunken U-boat."

Wenn das alles tatsächlich stimmt, und nicht von dem britischen Taucher im Nachhinein dramatisiert und aufgebauscht wurde, dann kann die Schießerei (wie auch immer motiviert) durchaus nach der Versenkung passiert sein, als das Boot schon eine Weile auf Grund lag. Das würde voraussetzen, dass der Minentreffer das Boot nicht gleich komplett aufgerissen hat, und man noch etwas Zeit hatte. Ich kann mir schon vorstellen, dass in so einer Situation oft der Weg eines Suizid gewählt wurde.

Auch (zumindest aus meiner laienhaften Sicht) vorstellbar: Die Wassertiefe an der Unglücksstelle beträgt ca. 25m. Hat der Kommandant vielleicht als letzte Option spekuliert, das er und zumindest ein Teil der Besatzung das auf Grund liegende Boot irgendwie verlassen zu können? Wäre das theoretisch überhaupt über das Turmluk möglich gewesen? Und hatten man damals wohl schon funktionierende Tauchretter?

Mal unabhängig vom wahrscheinlich nicht mehr eindeutig zu klärenden Schicksal des besagten Kommandanten ... ich finde es eine interessante Frage, wie sich solche Untergänge abgespielt haben könnten.

Axel

Axel Held
STO auf S60 Kranich (5. SG) von 1991-93
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Axel Niestle

Zitat von: Axel66 am 21 Januar 2022, 14:08:03

Mal unabhängig vom wahrscheinlich nicht mehr eindeutig zu klärenden Schicksal des besagten Kommandanten ... ich finde es eine interessante Frage, wie sich solche Untergänge abgespielt haben könnten.


Eine gewisse Sensationslust bzw. Geschmacklosigkeit kann man einer solchen "Frage" wohl nicht absprechen. Für einen Reserveoffizier der Marine eine etwas irritierende Aussage.

Axel Niestlé

Axel66

Hallo Axel (Namensvetter ..)

es tut mir aufrichtig leid, wenn mein letzter Kommentar bzw. die "Frage" als irritierend empfunden wird. Das war ganz bestimmt nicht meine Absicht, und ich entschuldige mich, wenn ich mit meinen Formulierungen über das Ziel hinausgeschossen sein sollte.

Ziel meiner Erläuterung und der Frage war, besser zu verstehen, wie es zu so der Situation gekommen sein könnte, dass der Kommandant (ein entfernter Verwandter von mir) auf dem sinkenden oder gesunkenen Boot erschossen wurde. So es denn stimmt, was die britischen Taucher zu Protokoll gegeben haben. Meine 2 Fragen in diese von mir überaus respektierte Runde der Leser dieser Forum wären also vielmehr:

1. eher "technische" Frage: gab es damals Fälle, wo Besatzungsmitglieder noch versucht haben, ein sinkendes oder bereits gesunkenes Schiff zu mit Hilfe von Tauchrettern verlassen?

2. die "menschliche" Frage: ist vielleicht bekannt bzw. dokumentiert, ob es Fälle im WK1 auf U-Booten gegeben hat, wo Mitglieder der Besatzung sich (oder Kameraden) in suizidaler Absicht erschossen haben, sofern klar war, dass das Boot nicht mehr würde auftauchen können (und es auch keine Ausstiegs-Option gab)

Mir ist völlig klar, dass dies ein heikles Thema ist. Trotzdem wäre es mir persönlich wichtig, besser zu verstehen, was damals geschehen ist. Ich habe relativ viel zu diesem Thema recherchiert und gelesen - und trotzdem kann ich nicht nachvollziehen, wie sich die Dinge im Falle von UB-33 abgespielt haben könnten.

Also, nochmals Entschuldigung, wenn ich jemanden oder die Leser dieses Forum in Summe verärgert haben sollte.

Mit kameradschaftlichen Grüßen

Axel

               
Axel Held
STO auf S60 Kranich (5. SG) von 1991-93
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Mainschiffer

Zitat von: Axel66 am 21 Januar 2022, 14:08:03

Auch (zumindest aus meiner laienhaften Sicht) vorstellbar: Die Wassertiefe an der Unglücksstelle beträgt ca. 25m. Hat der Kommandant vielleicht als letzte Option spekuliert, das er und zumindest ein Teil der Besatzung das auf Grund liegende Boot irgendwie verlassen zu können? Wäre das theoretisch überhaupt über das Turmluk möglich gewesen? Und hatten man damals wohl schon funktionierende Tauchretter?



Hallo Axel,
diese Frage beantwortet eigentlich schon T. Termote in dem von dir bereits zitierten Buch auf S. 104 ff: Es gab bereits Tauchretter, aber sie wurden bei solchen Ausstiegen aus versenkten U-Booten wohl kaum benutzt. Ein Auftauchen aus 25m wäre aber auch ohne Tauchretter möglich gewesen.

Zitat von: Axel66 am 21 Januar 2022, 16:54:39

2. die "menschliche" Frage: ist vielleicht bekannt bzw. dokumentiert, ob es Fälle im WK1 auf U-Booten gegeben hat, wo Mitglieder der Besatzung sich (oder Kameraden) in suizidaler Absicht erschossen haben, sofern klar war, dass das Boot nicht mehr würde auftauchen können (und es auch keine Ausstiegs-Option gab)


Termote beschreibt auf S. 214 ja die Entdeckungen des brit. Tauchers auf UB 33. Danach sollen nicht nur der Kommandant, sondern auch rd. die Hälfte der anderen 30 Leichen Spuren von Schußwunden oder andere Suizidspuren aufgewiesen haben. Das würde aus meiner Sicht eindeutig die These, dass hinter dem Kommandanten hergeschossen wurde, widerlegen.

Wie sich die Besatzung nach der Versenkung des Bootes in Erkenntnis der ausweglosen Situation gefühlt haben mag, mag ich mir lieber nicht vorstellen. Auf jeden Fall entsprach auch deren Tod nicht dem von der Propaganda gezeichneten Bild vom Heldentod.

Stefan

Axel66

Hallo Stefan,

danke für die guten Hinweise.

Ich bin mir nicht sicher, ob sich die in Tomas Termote's Buch auf S. 214 beschriebene Lage tatsächlich auf UB-33 bezieht. Es ist da von einem Boot vom UB-III Typ die Rede (UB-33 war m.E. ein UB-II), außerdem hatte UB-33 soweit ich weiß nur 25 und nicht 30 Mann Besatzung. Und das im Buch beschriebene Boot sei von einer Granate eines Schiffes getroffen worden, während UB-33 vermutlich nach einem Minentreffer sank. Aber vielleicht ist da auch im Laufe der Zeit etwas in der Überlieferung der Ereignisse und Bootsnamen bzw. -Typen durcheinandergekommen...

Anbei auf jeden Fall nun mal ein Foto aus dem familiären Privatbesitz, welches ich vor kurzem bekommen habe, und das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit Fritz Gregor zeigt, zusammen mit anderen Besatzungsmitgliedern.

Gregor müsste auf dem Foto oben links in der grauen Lederjacke  auf dem Turm stehend zu erkennen sein. Ich habe einen Abgleich mit zwei Fotos aus dem Archiv der Marineschule Mürwik gemacht. Die Ähnlichkeit ist m.E. sehr deutlich. Das MSM-Foto (siehe 2. Foto) zeigt Fritz Gregor zu einem früheren Zeitpunkt, als er noch auf einer der Einheiten der Hochseeflotte stationiert war, vermutlich auf "SMS Moltke". Später ist Gregor dann in die U-Flottille versetzt worden.

Bei dem Boot auf dem ersten Foto könnte es sich um UB-33 oder UB-10 handeln. Auf beiden Booten war Gregor Kommandant. UB-10 war ursprünglich in der Kurland-Flottille, bevor es meines Wissens im September 1917 nach Flandern verlegt wurde. Es wäre auch denkbar, dass es sich um ein gänzlich anderes Boot handelt, auf dem Gregor zum Beispiel zur Ausbildung oder als Wachoffizier gefahren ist, bevor er Kommandant wurde.

Ich weiß leider nicht, wer die anderen Besatzungsmitglieder sind. Das Foto ist nicht beschriftet. Ich habe das Foto auch zum U-Boot Archiv nach Cuxhaven geschickt, mit Bitte um Überprüfung. Vielleicht erkennt jemand aus dem Forum ja die eine oder andere Person, oder kann sonstige Hinweise geben.

Vielen Dank an alle und Grüße,

Axel

     
Axel Held
STO auf S60 Kranich (5. SG) von 1991-93
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Axel66

Guten Tag,

hier noch drei neue alte Fotos von Fritz Gregor (Kdt. UB-33), die bei nach einem Umzug wieder aufgetaucht sind...

Das erste Foto (Gregor links) scheint auf dem Turm des Bootes aufgenommen (vgl. das andere Foto weiter oben. Wer der Offizier rechts ist weiß ich nicht.

Das zweite Foto scheint in einem der Docks in Brügge aufgenommen, möglicherweise im ,,Kleines Handelsdock". Es gibt in dem Buch von Tomas Termote ein Bild dieses Docks, dessen Szenerie ganz ähnlich aussieht. Bei dem Boot könnte es sich um UB-10 oder UB-33 handeln, dessen Kommandant Gregor war. Im Hintergrund der Frachter mit der Aufschrift "Gelderland" könnte das von den Deutschen (UB-6) im Sept. 1916 erbeutete niederländische Schiff "SS Batavier II" sein. Dieser Frachter wurde (lt. Wikipedia) später im Juli 1917 von den Engländern versenkt.  Das genau Datum des Fotos erschließt sich mir nicht: Gregor übernahm meines Wissens im Juli 1917 als Kommandant erst UB-10 (zu der Zeit vermutlich noch in der Kurland-Flottille). Ab Sept. 1917 war er dann Kdt. auf UB-33. Ich weiß nicht, wann genau UB10 und / oder UB33 nach Flandern verlegt wurden. Das Foto könnte also vor Juli 1917 aufgenommen sein, als Gregor noch in der Ausbildung zum Kommandanten war, oder einfach nur als WO gefahren ist.

Das dritte Foto (die vier Offiziere, Gregor zweiter von links als Leutnant) müsste eine frühere Aufnahme sein. Der Hintergrund sieht sieht mir nach Boots- bzw. Segelhafen aus (Kiel, Eckernförde, Flensburg?). Der Text auf der Rückseite (... Oberleutnant Diersch? ... Olle Tillberg ... die schöne Zeit in ... ???). Vielleicht kann ja jemand hier im Forum die Location und die Namen zuordnen?

Ich wünsche ein schönes 1. Mai Wochenende!

Axel
Axel Held
STO auf S60 Kranich (5. SG) von 1991-93
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Urs Heßling

#13
moin,

Zitat von: Axel66 am 29 April 2023, 11:40:12
Bei dem Boot könnte es sich um UB-10 oder UB-33 handeln, dessen Kommandant Gregor war.
Da melde ich zumindest Zweifel an (wir haben aber hier im FMA U-Boot-Experten, die dazu mehr sagen könnten)
Das Boot ähnelt mE weder dem Typ UB I (mit Backsprung) (UB 10) noch dem Typ UB II (mit Geschütz !) (UB 33), sondern eher dem Typ UC I.

Zitat von: Axel66 am 29 April 2023, 11:40:12
Vielleicht kann ja jemand hier im Forum die Location und die Namen zuordnen?
Die beiden Offiziere links und rechts im Bild tragen die Uniform einer königlichen Marine
(siehe Ärmelstreifen mit "Schlaufe" und Mützenschild)
Der Name Tillberg deutet - unter Anderem - auf einen schwedischen Marineoffizier.
Vielleicht ist dieser Olof Tillberg ja ein Nachkomme ...  :-D
Diese These wird durch den Hinweis auf "die schöne Zeit in Slite" unterstützt.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

Axel66

Danke Urs,

so wird es sein. Darauf bin ich nicht gekommen.

Bei dem anderen deutschen Offizier (2. von rechts) könnte es sich möglicherweise um OLt. Johannes Diersch handeln. Zumindest gibt es bei Euch im HMA wohl einem entsprechenden Eintrag (geb. 1889, also ähnlicher Jahrgang wie Gregor = 1891), gefallen im Mai 1918 auf U154 vor Gibraltar). Ich werde mal bei der MSM nachfragen, ob sie ein Foto von Diersch haben, zum Vergleich).   

Danke & viele Grüße,

Axel
Axel Held
STO auf S60 Kranich (5. SG) von 1991-93
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