LFZ-Gesamtchronik - Reihenfolge Nr.: 0.2341 - "Schwimmbrücke"

Begonnen von Darius, 17 Dezember 2021, 15:59:10

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Darius

Hallo TW,

zu HMA-Datensatz

Zitat- 30.11.-05.12.1943 Einsatz "Otter": Vom Pi.Ldgs. Btl. 86 werden 20 Glieder einer Schwimmbrücken in 7 Schleppzügen unter Marinegeleit von Cherson nach Nikolajew überführt [6] <<< Eine Schwimmbrücke ist nicht zwangsläufig identisch mit einer Seeschlange, sondern besteht möglicherweise aus einer Reihe von Booten, auf die aus Pontons ein Steg oder eine Fahrbahn montiert ist >>>

Ergänzungen, die bestätigen, dass es keine Seeschlange war:

KTB Seetra Nikolajew
01.12.1943 - Vorbereitungen für Unternehmen Otter (Herausziehen der Kräne aus Cherson durch Pi.-Landungsregiment 770 und Seetra. Diesbezügliche Besprechungen bei Seekommandant und Oberst Henke. 15.00 Uhr Inmarschsetzen eines Vorkommandos für Unternehmen Otter.
02.12.1943 - 10.30 Uhr Auslaufen der Schlepper "Fietje", "Bug" u. "Bera Wesnik" nach Tonne 34 für Unternehmen Otter. Gleichfalls Schl. "Danzig" aus Otschakow auf Tonne 34 in Marsch gesetzt.[...]
04.12.1943 - 16.00 Uhr Einlaufen der 20 in Cherson geborgenen Brückenteile (Unternehmen Otter), keine Schäden und Verluste.
08.12.1943 - [...] Brückenleichter "27104" und "27313" eingetroffen.


Die Leichter müssen m.M.n. größer gewesen sein als die in dem Foto-Link gezeigten Ponton-Brückenteile - vmtl. ehem. Flußkähne/~leichter.


:MG:

Darius

TW

Danke, Darius
Vor wenigen Tagen bin ich im Internet auf eine Reihe von Bildern mit Schwimmbruecken der Wehrmacht gestoßen, aber jetzt finde ich sie nicht wieder; es ist wie verhext.
Normale Schleppkähne haben ein ziemlich hohes Freibord, für eine Auffahrt vom Strand daher eher ungeeignet, für die Verlängerung einer Kaje (oder Pier) hingegen ganz gut. Bei der Schwimmbruecke im Dnjepr dachte ich tatsächlich eher an eine flachgehende. Sie sollte wahrscheinlich den ganzen Fluss überbrücken, oder?
Es gab dann 1944 eine Schwimmbruecke am Dnjepr-Liman (ganz woanders: ein gutes Stück südlich von Odessa). Die fungierte nicht zur Überbrückung, sondern als Kaje.

Gruß, Thomas

Darius


SchlPr11

Hallo - interessante, bis heute kaum beleuchtete Details:
Mit den 20 genannten Schwimmbrückenteilen konnte der ganze Dnepr als Straße einspurig im Gegenverkehr überbrückt werden. Wohl am 02.12.1943 (und nicht am 12.12. nach KTB, an diesem Datum sollte die dann wieder verschobene Räumung des östl. Brückenkopfes von Aleschki beginnen) lief der Abtransport an.
Die Schwimmbrücke Cherson verlief gleich flussabwärts der im Bau befindlichen ,,Ewald von Kleist-Eisenbahnbrücke". Diese ging am 02.11.1943 in Betrieb. Größter deutscher Eisenbahnbrückenbau für rund 42 Mio. RM während des Krieges und infolge der Ereignisse kaum genutzt! Mit Brückensprengung am 20.12.1943, 22.25 Uhr gab es bis zur Aufgabe des Ostufers nur einen durch Eisgang eingeschränkten Fährverkehr.
Nach Rolf Hinze – Rückzugskämpfe in der Ukraine 1943/44 – Verlag Dr. Rolf Hinze 4008 MEERBUSCH 2 – ISBN 3-928322-01-X (ein umfassendes Werk von 1991, insgesamt mit 600 Seiten empfehlenswert!) dort weitere Details der Kämpfe um Cherson.
Die genannten Leichter 27104 und 27313 sind nach ihren Nummern Donauschlepps. Oft als Glattdeckleichter wurden diese gerne zum Brückenbau (siehe 1941 Donauübergang) verwendet.
Aus meiner Sammlung hier die beiden Schlepp, wohl auch im Winter 1943/44 nach Rückführung in die Nordwerft von Nikolajew.
Weitere Fotos:
-   Schlepper WM 1062 aus Nikolajew mit Pionierschleppboot bei Verlegung mehrerer Brückenteile von Nikolajew zum Einbauort
-   Bautafel der Brücke – links der Turm der zuvor über den Dnepr genutzten Großseilbahn
-   Gesamtansicht der Schwimmbrücke mit den Rammarbeiten für die Pfeiler der Eisenbahnbrücke im Hintergrund. Pfahlgründung bis unter 17 m des Flußbodens. Die Großseilbahn wird zurückgebaut.
-   Aus Cherson zurückgeführte Brückenteile im März 1944, abgestellt in Nikolajew

REINHARD

Zerstörerfahrer

Zitat von: SchlPr11 am 18 Dezember 2021, 17:54:15
Die genannten Leichter 27104 und 27313 sind nach ihren Nummern Donauschlepps. Oft als Glattdeckleichter wurden diese gerne zum Brückenbau (siehe 1941 Donauübergang) verwendet.

Moin Reinhard,

beide Leichter wohl ehemalige Güterboote der Jugoslawischen Schiffahrtsgesellschaft (JRP), deren Kommissarischer Leiter beide am 15.11.1943 an die Dnjepr-Küstenschiffahrt GmbH (DKS) abgab, passend zum Brückenbaudatum.

Grüße
René

TW

ZitatHallo - interessante, bis heute kaum beleuchtete Details

Danke vielmals, Reinhard,
Die Zusammenhänge um die Schiffbrücke sind sehr aufschlussreich.
Schönen Sonntag, Thomas

Darius


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