Bergungsschiff Otto von Guericke

Begonnen von Wiking, 10 November 2021, 21:45:13

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Wiking

Guten Tag,

beschäftige mich ja gerade mit den Schiffen der Volksmarine und bin nun bei der Otto von Guericke gelandet.

http://www.vierte-flottille.de/schiffeundboote/hischi/berg/otto/otto.html

Ein gut ausgerüstetes Schiff.

https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_von_Guericke_(Schiff)

Es gibt zur Leistung der Maschinenanlage in den beiden oben genannten Links deutlich unterschiedliche Angaben.

Die Otto von Guericke soll 320 Kilonewton  Trossenzug auf dem Haken haben, dass würde eher für die Leistungsangaben bei Wiki sprechen.

Und die  Otto von Guericke soll eine hydraulische Schleppwinde der Firma Norwinch haben, kann jemand etwas zu dem Hersteller sagen?

Hier noch ein paar Fotos.

https://s-61.page4.com/1981-07-a46-englkanal_650_409.jpg

Nun als Rou 26 Vanguardia

https://s-61.page4.com/p88/a46/rou/


Mit freundlichen Grüßen,

Wiking  :MG:

olpe

Hallo Wiking,
unten Angaben aus der VM-Dienstvorschrift (Katalog) K 200/3/004 zur "OTTO VON GUERICKE" ... Vielleicht sind einige brauchbare Daten dabei ...
Grüsse
OLPE

Wiking

Hallo Olpe,

damit hat sich dann meine Frage zu der Leistung der Hauptmaschinen geklärt und die Wiki Angabe damit als richtig herausgestellt ..... :TU:)

Und bei der automatischen Schleppwinde vermute ich diesen Hersteller. https://www.marinetrac.com/company/ulstein-norwinch-as/

Dann viel so eine Schleppwinde wohl nicht unter die damaligen Ausfuhrkontrollen.

Mit freundlichen Grüßen,

Wiking  :MG:

olpe

Hallo Wiking,
Zitat von: Wiking am 12 November 2021, 16:13:42
damit hat sich dann meine Frage zu der Leistung der Hauptmaschinen geklärt und die Wiki Angabe damit als richtig herausgestellt ..... :TU:)
... :MG: ...

Zitat von: Wiking am 12 November 2021, 16:13:42
Dann viel so eine Schleppwinde wohl nicht unter die damaligen Ausfuhrkontrollen.
... ja, so sieht es in der Tat aus. Westliche Industrieprodukte sind nicht selten bei Zivilschiffen in Comecon-Ländern verbaut worden, bei Schiffen für westliche Auftraggeber eh, denn die wollten ja z.B. moderne Navigationstechnik an Bord haben (Radar, Decca, SatNav usw.) ...
Durch die Maschen des Eisernen Vorhangs paßte da wohl auch noch eine Schleppwinde ... :-D ...
Soweit.
Grüsse
OLPE     

der erste

Hier noch etwas aus einem anderen Forum:
Typ: Bergungsschiff ( Projekt 570 ); NATO-Code: PIAST-class
Kiellegung: Frühjahr 1976 - Nord-Werft "Helden der Westerplatte", Gdansk (Danzig)
Stapellauf: Sommer 1976 – Taufe auf den Namen ,,Otto von Guericke"
iD: 29.12.1976 – einsatzklar ab: 08.03.1977
aD: 02.10.1990 / 24:00 Uhr

Dislozierung:
29.12.1976 – 30.11.1986 als ,,A 46" in der 4. HSBDA
01.12.1986 – 02.10.1990 als ,,A 441" in der 4. SSA*
Besatzung: 47-48 Mann (Vergleich: baugleiche poln. ,,Piast" 56 Mann)
Bewaffnung: im Mob-Fall: 4x 25mm Doppellafette ,,2-M-3"

Aufgaben des Schiffes:
Hauptsächlich bergungs- und rettungsmäßige Sicherstellung von Kampfschiffen der Volksmarine
Abdichten von Lecks im Unterwasserschiff des Havaristen (bis in 100m Tiefe möglich)
Abpumpen von eingedrungenem Wasser in den Schiffskörper
Schleppen von größeren Objekten über See
Löschen von Bränden
Rettung von Besatzungen aus havarierten Schiffen bzw. Schiffbrüchigen in See
Schiffshebungen
Sonderaufgaben bei militärischen Einsätzen
Fahrtbereich: ,,unbegrenzte Fahrt"
Einsatz: Wind 12; See 9

Sie wurde, genau wie das Schulsschiff "Wilhelm Pieck", in Polen gebaut und hatte sehr viel Technik aus dem NSW (nichtsozialistisches Wirtschaftsgebiet) an Bord. Auf der Pieck war es genauso, was uns damals sehr verwunderte. Unser AK (Crew) 76 war der erste, der im Dezember 1976 sein seemännisches Praktikum (kennenlernen der Küste der DDR) an Bord absolvierte. Einiges ist später gegen DDR Technik getauscht worden. Siehst Du hier https://s-61.page4.com/55/ausruestung/

SchlPr11

#5
Hallo,
das insbesondere im maritimen Bereich eher weltoffene Polen hat viele Lizenzen für Schiffsausrüstungen genommen. So zum Beispiel auch für Verstellpropelleranlagen. Hier Verstellpropeller von Liaanen/Zamech, die meines Wissens auch auf dem Motorschulschiff WILHELM PIECK und dem Tonnenleger DORNBUSCH (III) eingebaut waren.
Ich vermutet, daß auch die vom Grundtyp ähnlich OTTO VON GUERICKE die beiden dreiflügelige Verstellpropeller von Liaanen/Zamech fuhr. Die Schleppwinde dürfte auch eine Lizenz gewesen sein.
Hier eine Auswahl von Fotos aus dem Lebenablauf des Schiffes - REINHARD

Wiking

Hallo der erste,

Die Wilhelm Pick hatte Hauptmaschinen von Ciegielski-Sulzer und ich denke die 2-Zgoda 6TD 48 auf der Otto von Guericke waren auch Lizenzbauten von Sulzer, also hatte Sulzer schon zum damaligen Zeitpunkt an Polen solche Lizenzen vergeben.

Gab es so etwas eigentlich auch im DDR Schiffsmaschinenbau?

Hallo SchlPr11,

bedanke mich für die tollen Fotos...... :TU:)


Mit freundlichen Grüßen,

Wiking  :MG:

olpe

Hallo,
Zitat von: Wiking am 13 November 2021, 10:02:32
Gab es so etwas eigentlich auch im DDR Schiffsmaschinenbau?

... ja, im Dieselmotorenwerk Rostock wurden u.a. Lizenzmaschinen von MAN und Sulzer gebaut ... mit unterschiedlichen Leistungen, für Schiffsneubauten für die eigene Handelsflotte und für Exportschiffe. Eine kleine Auswahl:
MAN:

  • DMR K7Z 70/120 A3 mit 5850 PS für Frachtschiff Typ X
  • DMR K9Z 70/120 A5 mit 8150 PS für Frachtschiffe Typ VI
  • DMR K8Z 70/120 E mit 11200 PS für Frachtschiffe Typ PAZIFIK I/II, WARNEMÜNDE/MERKATOR, MERIDIAN I/II, OZEAN XD
Sulzer:

  • DMR 6 RTA mit 12850 PS für Mehrzweckfrachtschiffe Typ LO/RO 18 II
  • DMR 6 RTA 58 mit 12974 PS für Containerschiffe Typ WARNOW CS 1200 und CS 1400
(Q: "Die Warnemünder Werft" Dietrich Strobel)
Grüsse
OLPE

SchlPr11

Hallo,
nachgetragen hier noch die Aufnahmedaten der ersten beiden Fotos:
OTTO VON GUERICKE auslaufend Warnemünde Neuer Strom Warnemünde - 22.09.1977
OTTO VON GUERICKE auslaufend im Eis Seekanal Warnemünde - 1980er Jahre

Warum in der Dateibezeichnung nicht mitgezogen, wie bei den anderen Motiven, kann ich nicht erklären. Mußte ich schon wiederholt beobachten.

Zu den Lizenzen im DDR-Motorenbau : der VEB Dieselmotorenwerk Rostock fertigte den KVD 43 in den 1950er Jahrren nach dem Vorbild MWM, insbesondere R-Bootmaschine. Seine großen Zweitakter viele Jahre nach MAN-Lizenz. Halberstadt baute auf die Erfahrungen bis zurück in die Vorkriegszeit bei den Viertaktern auf. Sicher ein interessantes Sonderthema...
Hier der erste 6KVD43 gezeigt, der am 07.08. 1953 zusammen mit einer rekonstruierten MWM-Maschine (Bereitstellung Boizenburg) zur Eprobung auf MLR-HABICHT 2002 kam.
REINHARD

Wiking

Hallo Olpe & SchlPr11,

sehr interessante Daten und Angaben...... :TU:)

Wiking  :MG:


Wiking

#10
Guten Tag,

Zitat von: SchlPr11 am 13 November 2021, 19:55:02
Hallo,

Zu den Lizenzen im DDR-Motorenbau : der VEB Dieselmotorenwerk Rostock fertigte den KVD 43 in den 1950er Jahrren nach dem Vorbild MWM, insbesondere R-Bootmaschine. Seine großen Zweitakter viele Jahre nach MAN-Lizenz. Halberstadt baute auf die Erfahrungen bis zurück in die Vorkriegszeit bei den Viertaktern auf. Sicher ein interessantes Sonderthema...

REINHARD

Ja, besonders auch zu den mittelschnelllaufenden und schnelllaufenden Dieselmotoren.

Wiking  :MG:

Wiking


maxim

Spannend, dass sie jetzt in der Antarktis als Versorger für die Forschungsstationen dient!

Vielen Dank für die Links zu den Videos!

Strandurlauber

Hallo,

in einer alten Ausgabe ,,Vom Küstenschutzboot zum Raketenschiff" fand ich dazu folgendes:
,,... Einsatzmöglichkeit bis Wind-12 und See-9 ausgelegt. Der Schiffskörper hat einen Doppelboden vom Spant 17 bis Spant 71 und ist durch acht wasserdichte Querschotte in neun Abteilungen unterteilt. Den Vortrieb gewährleisten zwei 6-Zylinder-Zweitakt-Dieselmotoren, die über Zwischenwellen auf Verstellpropeller mit einem Durchmesser von 2700 mm gekuppelt sind. Die Elektro-Energieerzeugung übernehmen drei Hilfsdieselaggregate mit je 330 kVA Leistung sowie ein Hilfsdiesel mit 117 kW Leistung. Der Dampf für Heizung und Wirtschaftsverbraucher erzeugt ein Wasserrohrkessel Typ VX 704 B-10, ...Als weitere allgemeine Hilfsmaschinen sind vier Luftverdichter, ein Seewasserverdampfer, Bilgenentöler u.a. vorhanden."
,,Speziell zum Bergungs-, Feuerlösch- und Rettungseinsatz steht ... zur Verfügung. ... u.a. mehrere Wasserfeuerlöschpumpen, Lenzpumpen, Gas- und Schaumfeuerlöschanlagen. Zur Bekämpfung von größeren Bränden ... können verschiedene Löschmittel sowohl durch drei ,,Wasserkanonen" (Reichweite 70m) als auch über Schlauchverbindungen zum Einsatz kommen. Für Taucharbeiten sind eine Taucherdruckkammer, eine mit einem Tordavit aussetzbare Taucherglocke sowie Taucherluftanlagen verschiedener Zweckbestimmung vorhanden. Für das Schleppen von Fahrzeugen sowie zum Abbergen von Havaristen ist das Schiff mit einer hydraulischen Schleppwinde der Firma ,,Norwinch" ausgerüstet. Der Schlepphaken ist für einen Trossenzug von 320 NM ausgelegt."

Außerdem werden noch Kreiselkompassanlage, Funkpeiler, Funkmessanlage und Echolot erwähnt.
,,Als kollektive Rettungsmittel stehen ein 37-Personen-Rettungsboot und sechs automatisch aufblasbare Rettungsflöße ,,RF 12" zur Verfügung. Außerdem hat das Schiff noch ein bordeigenes Arbeitsboot mit einem 8,8-kW-Bordmotor."

Technische Daten
Verdrängung:    1561,3 t
Länge ü.a.:         72,2 m 
Breite:                12,0 m 
Tiefgang:            4,0 m 
Antrieb:              2DM ,,ZGODA"6 TD 48 
Leistung:            2560 kW 
Geschwindigkeit: 16 sm/h 
Reichweite:         5000 sm

Viele Grüße v. Strandurlauber
"Damn the torpedoes! Full speed ahead!" D. G.  Farragut

(1864 Battle of Mobile Bay; ... er wusste offenbar was USS Cairo auf dem Yazoo River zum Verhängnis wurde, aber auch dass die Minen schon längere Zeit im Wasser lagen und durchsickerndes Wasser in den Trimmtanks diese nach und nach absacken ließ ...)

Ambrosius1

besteht noch ein besonderes Interesse an der OvG ?
Modellbau o. ä.?

Meine Seite habt ihr ja schon verlinkt. Ich hab aber auch noch ca. 100 Zeitschriftenartikel und ca. 1000Fotos. (allerdings nicht alle meine) Ich bin mit (nicht auf) der OvG 1981 im Mittelmeer gewesen.
Meister Ambrosius

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