2 ital. U-Boote namens MEDUSA von feindl. U-Booten versenkt

Begonnen von Ferenc, 25 Dezember 2006, 20:52:05

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Ferenc


Hallo,
Ich möchte hier auf einen interessanten Zufall der Marinegeschichte hinweisen und zwar, dass zwei namensgleiche italienische U-Boote (MEDUSA) von feindlichen U-Booten versenkt  worden sind.

1.
Am Morgen des 10. Juni 1915 hat das deutsche UB 15 unter Olt z S v. Heimburg in der nördlichen Adria, vor den Minensperren von Venedig, als es diese aufklären sollte, das italienische U-Boot MEDUSA aus ca 150 Metern Entfernung versenkt. Zwei in der Nähe befindliche italienische Torpedoboote liefen mit AK von der Versenkungsstelle ab ohne nach überlebenden zu suchen bzw das U-Boot anzugreifen.  :?
UB 15 wurde später als U 11 in die k.u.k. Kriegsmarine übernommen.
Fast an der selben Stelle fuhr am 8. August 1915 das k.u.k. U 12 unter Lschlt Egon Lerch (der eine Affäre mit der Kaiserenkelin, verheiratete Fürstin Windischgraetz hatte) offenbar beim Versuch in den Hafen von Venedig einzudringen auf eine Mine und versank mit der gesamten Besatzung. U 12 wurde Ende 1915 von den Italienern gehoben und die Besatzung auf der Friedhofsinsel San Michele in der Lagune v Venedig bestattet.

2. Am 30. Jänner 1942, kurz nach 14.00 Uhr, hat das britische U-Boot THORN unter Lt.Cdr. Norfolk, ebenfalls in der nördlichen Adria, vor Pola, das italienische U-Boot MEDUSA aus ca 700 metern Entfernung versenkt. Von einem Vierer-Fächer traf ein Torpedo mitschiffs. Der Untergang wurde von Land beobachtet und ein Teil der Besatzung konnte von Küstenfahzeugen gerettet werden.

(Quelle: H.Bendert U-Boote im Duell)

Es fällt auf, dass beide Versenkungen vor den eigenen Hafeneinfahrten erfolgten. Die Besatzungen der ital. U-Boote dürften sich in der Nähe des Heimathafens sehr sicher gefühlt haben oder war die Disziplin bzw Aufmerksamkeit an Bord der italienischen U-Boote nicht so groß wie auf U-Booten anderer Marinen.
Jedenfalls den Zufall der Namensgleichheit finde ich toll. Hat bei Diskussionen schon sehr oft zu Verwechslungen geführt.


:O/S
   

Scheer

ZitatHat bei Diskussionen schon sehr oft zu Verwechslungen geführt.
Dessen bin ich mir sicher. Eine interessante Geschichte aus der Marinehistorie hast du da ausgegraben.

Mario

Ich denke, den Besatzungen der ital. U-boote kann man keine großen Vorwürfe machen. Wenn vor der Hafeneinfahrt ein feindliches U-Boot auf der Lauer liegt, dann sind die Italiener nahezu chancenlos, weil alle Trümpfe in der Hand des Gegners liegen.
Allerdings sollten die eigenen Sicherungsfahrzeuge schon vor dem Auslaufen das gefährdete Gebiet nach U-booten absuchen und damit die eigenen U-Boote schützen. Hier könnte man meiner Meinung nach viel eher Versäumnisse ausfindig machen.

Langensiepen

Gemach...das `Zulassen ` von Versenken von Fahrzeugen vor oder im Hafen durch U Boote hat die gleichen Gründe wie Versenken auf  See. Nämlich alle möglichen! Anfang 1915 war die U Abwehr noch eine rein optische und daher mehr als reine Glücksache. Bendert ist als Quelle mit Vorsicht an zusehen. Quellenstudium betreibt er überhaupt nicht, seine Werke sind Ergebnis von viel Abschreiberei. Letztlich ein Wort zum Thema der  nationalen Unterschiedlichkeit.  Gerade den Italiener werden gern von deutscher Seite Mangel an `Mut und Tapferkeit `angedichtet. Vielleicht machten sich in den beiden Weltkriegen die Italiener mehr Gedanken als die deutschen, warum sie mit 18 Jahren ins Gras beißen sollten. Wenn ich mir heute ansehe was italienische Polizisten und Staatsanwälte im Kampf gegen die Mafia an persönlichen Mut gezeigt haben, dann weiß man wie wenig angedichtete `` nationale Eigenarten ` mit der Wirklichkeit zu tun haben.
BERND   

Ferenc


Hallo,
Bernd hat sicher recht wenn er skeptisch ist und Dinge hinterfrägt.
Ich habe Bendert angeführt, weil beide Vorfälle im selben Buch enthalten sind.
Die Versenkungen beider U-Boote sind aber auch durch andere Quellen bestätigt zB "Die Unterseeboote Österr.Ungarns" Bd 2 v Dr W. Aichelburg und "I Sommergibili Italiani" v ufficio storico della Marina Militare (dort sind auch beide MEDUSA-Schicksale enthalten).
Zum Verhalten der italienischen Marine im 2. WK kann man sicher lange diskutieren (ist eine eigene sicher lange Beitragsreihe wert). Ich war von Antonino Trizzinos "Die verratene Flotte" sehr angetan. Obwohl seine Schlüsse sicher nicht alle richtig sind, ist seine Bescheibung sehr bezeichnend. Ich habe meine eigene Meinung im Bezug auf die italienische Mentalität, die sicher nicht unbedingt die beste ist, jedoch zähle ich zum Beispiel einen italienischen Marineangehörigen im Range eines Mareschallos (gehobener Unteroffiziersrang), der in Albanien stationiert ist, zu meinen Freunden und ich schätze ihn und seine (fast preussische) Genauigkeit sehr. Habe die unterschiedlichsten Erfahrungen gemacht aber der großteil derselben geht schon in Richtung des "Vorurteiles"
Es ist sicher eine Frage wert, warum die bei Kriegsbeginn so starke italienische U-Boot-Waffe eine so jämmerliche Erfolgsbilanz hat.
Oder, warum wich die italienische Marine, bis auf Ausnahmen wie Matapan, der britischen Marine im Mittelmeer aus, vor allem als sie zeitweise dieser überlegen war.
Andrerseits ist der Mut und die Opferbereitschaft der italienischen Kampfschwimmer (X Flottilla; Fürst Borghese) nicht mehr zu überbieten.


Ferenc :wink:

Scheer

Falsche Einschätzung taktischer Lagen, andere Ansichten über Strategien und deren Durchsetzung, Fehlentscheidungen Einzelner, Selbstüberschätzung der eigenen Macht, es gibt viele Gründe warum dieses und jenes in der einen oder anderen Marine völlig anders gelaufen ist.
Oft sind Vorgänge nicht miteinander vergleichbar.

Nur so, als ganz neutraler Gedanke in spezieller Diskussion

Langensiepen

#6
Kurz, um nicht mißverstanden zu werden. Bei Bendert stimmt was an Fakten längst bekannt ist. Also das irgendein UBoot dieses oder jenes tat. Was bei ihm total in die Hose geht, ist das `Übergeordnete `. Was aber kein Wunder ist, da er ja abgeschriebt hat und zwar aus Büchern die recht alt sind und deren Autoren auch abgeschrieben haben.
BERND

Mario

Was würden wohl deutsche Veteranen antworten, wenn Italiener nach der Schlacht bei der Bäreninsel fragen würden ?
Ebenso interessant wäre die Frage, warum deutsche Überwassereinheiten so selten gegen die alliierten Geleitzüge im Nordmeer eingesetzt wurden. Von Mut konnte da keine Rede sein. "Zum Glück", würden heute viele sagen, vor allem, weil wir dann womöglich unseren Kalli nicht hätten.

Impressum & Datenschutzerklärung