Vorstellung: Minenjagdboot 331B (CAD-Modell mit Pro/ENGINEER)

Begonnen von Dergl, 24 Dezember 2006, 13:04:59

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Dergl

Hi Forum,

lange ist´s her, das ich versprach, die Innenräume zu zeigen. Hier nun ein erster Überblick mit der Baugruppe der "Spanten" und der gesamten Unterbaugruppe des Zwischendecks. Zusätzlich die Abteilungen I (Rudermaschine) und Abteilung II (Kraftstoff).

Das Zwischendeck hat in den Flurplatten der Wohnräume keine wasserfesten Eigenschaften. Das komplette Zwischendeck, beginnend mit der Unterkante Hauptdeck, bis hin zum Bootsboden, ist durchgängig. Die Flurplatten sind nur aufgelegt. Einzige Ausnahme ist die Abteilung III (Bombenlast), delche einen wasserfesten Boden zur Abt. IV (Mot.-Raum/Eschwe-Wyss-Raum) hat. Hier befindet sich auch ein zweiter Notausstieg aus dem Mot.-Raum.

Im CAD-Modell der Spanten sind die Trennwände zwischen den einzelnen Abteilungen nicht enthalten. Diese Trennwände gehören zu den Unterbaugruppen der einzelnen Abteilungen. Die hatte ich aus Gründen der Montagefähigkeit des Modells nach ca. 1 Jahr geändert. Nun kann jede ABteilung als komplette "Sektion" montiert werden, wobei die Spantenbaugruppe zur Sektion gehört. Alle 9 Sektionen lassen sind dann stirnseitig montieren und ergeben das Zwischendeck.

Fortsetzung folgt.

Detlef

Dergl

Hallo,

wieder einmal ein paar Bilder aus meinem CAD-Modell. Die Kommentare sagen wohl alles.

Auf den Booten der 331er-Klasse wurden Schiffstechnische Fahrwachen gefahren. Dies bedeutet, das sowohl im Mot.-Raum als auch im E-Werk jeweils ein Schiffstechnischer Gast ständig nach dem Rechten sah. Eine Ronde dauerte ca. 1/2 Stunde, um die Checkliste auszufüllen und nach oben zum Leitstand zu geben (1 Meister, 1 Maat).
Die schiffstechnische Wache bestand meist, je nach Besatzungsstärke der Gasten und Maaten, aus
- 1 Meister (Mot-Meister oder E-Meister)
- 1 bis 2 Maaten (Mot-Maat oder E-Maat)
- 3 Gasten (in einem Quartal waren´s bei mir sogar mal 4 Gasten in einer Wache)

Die Meister und Maaten waren im Leitstand oberhalb des Mot-Raums und überwachten die Schalttafel. Ein Maat ging mindestens ein mal pro Wache in Mot-Raum und E-Werk, hauptsächlich um vorzubeugen, das der Gast noch wach war.

Die Gasten gingen die Fahrwache "im Keller", füllten die Checkliste aus, waren allgemein wachsam und mussten zu Wachwechsel die Tagesverbrauchsbehälter. Bei 3 Gasten bedeutete dies 1 Std. und 20 Minuten im Mot-Raum, genauso lange im E-Werk und ein Törn als Läufer Technik.

Der Läufer überprüfte die Betriebsstoffe außerhalb von Mot-Raum und E-Werk, also Dieseltanks in Abt. II und Abt. VI, Frischwasser in Abt. VII und VIII. Auch die HiPress-Anlage direkt neben dem großen U-Deck wurde ein mal je Wache geprüft (extrem laut wenn die Türe geöffnet war, sehr zum Mißfallen der Maaten, die nebenan schliefen). Der Läufer war natürlich auch der erste, der nach achtern hechtete, wenn´s einen Ruderversager gab (natürlich meist zur Übung, jedoch gab´s das auch schon mal in echt.

Fortsetzung folgt...

Detlef

Wilfried

Moin Detlef,

wie immer begeistert von Deiner Präsentation; weckt für einen, der sich an Bord immer nur mit den elektromagnetischen Wellen auseinandergesetzt hat, sehr viel Interesse für die Dinge, die ein Schiff am laufen halten.

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried

PS: Solltest Du eine Seitenansicht back- und steuerbords sowie eine Draufsicht eines Minenjagdbootes besitzen, wäre ich im Maßstab 1:250 sehr interessiert ...  :-D
... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
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Dergl

Hallo Wilfired,

natürlich habe ich 1:250 und kanns auch so plotten. Ist jedoch schwierig, diesen Maßstab per eMail oder so rüberzubringen.
Ich habe Dir mal eine Zeichnung in 1:250 erstellt und sowohl schattiert als auch kantig als Screenshot gespeichert.

Wenn Du diese jpg aufrufst, skalierst und so ausdruckst, das die Seitenansicht ca 200mm lang ist, dann hast Du 1:250.

Als kleines "Gooddie" auch mal ein 3D-Bild beigefügt, in dem ein paar Schatten drin sind.

Viele Grüße

Detlef

Teddy Suhren

Hai

Ich hab auch ein paar Jahre ProE Erfahrung (bin z.Zt aber eher NX Anwender) und bilde mir deshalb ein sagen zu können was das für eine Arbeit ist.
Danke das du dieses tolle Projekt hier vorstellst.  :TU:)
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

Wilfried

Moin Detlef,

an dieser Stelle ganz herzlichen Dank; ich werde mir das einmal entsprechend skalieren. Vielleicht hast Du noch mal die Maße per PN? Ich habe nämlich unterschiedliche Längen für den Rumpf. Einige Einheiten sind bis zu dreimal umgebaut worden ...

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried

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torpedo mixer

Detlef : Hut ab !

Meine Attacken auf ein CAD - System sind zwar schon fast 20 Jahre her (irgendein Franzose auf einer VAX ...) aber ich kann mich an die Mühen erinnnern ... Das zieht sich !

Meine Frage : ist die Rumpstruktur korrekt wiedergegeben ? Ich würde wenn es als Querspant - Längsbändersystem ansprechen, wobei wenige Bänder zu erkennen sind : waren das alle ?

- die Rumpfstruktur trägt mit
- Ansprengverhalten (Minen !) : Rumpf ist so etwas weicher und hält läänger ...

Weißt Du da was ?

Gruß,
TM
WoW: [FMA] torpedo07

Dergl

Hallo Wilfried,

zu meiner Zeit Crew84 war die LINDAU 48,50m lang (wenn ich mich recht erinnere).

Ich habe hier zu Hause außerdem einen "Übersichtsplan MJ-Boot Klasse 733" von Burmester aus dem Jahre 1965. Handgeschrieben wurde notiert, das es sich dabei um "Fulda Kl 331A" handelt. Da wird angegeben:
- Länge über alles 47,07m
- Länge in der CWL 43,50m
- Größte Breite 8,50m
- Breite in der CWL 8,05m
- Seitenhöhe 4,25m
- Konstruktionstiefe 2,47m
Die genauen Werte eines "Bravo"-Bootes habe ich leider nicht.

Wir selbst rechneten übrigens immer mit einer Wassertiefe von 3,5m. Zusätzlich zur Konstruktionstiefe kommt nämlich noch die Abdeckung des Sonardoms d(iese Abdeckung konnte "soft" oder "hard" sein) von ca. 0,3m und die ausgefahrene Stange zur Fahrtmessanlage, ca. 1m dazu. Den Soft-Dom hat´s uns übrigens mal bei der Einfahrt nach Borkum bei "Fischers Balje" abgerissen. Die Fahrtmess war danach auch nicht mehr das, was man einen habwegs "gerade" nennen dürfte.

@TM: Anbei mal zwei Bilder aus einer Festschrift zur Aufteilung des "Minenabwehrgeschwaders Nordsee" zurück in die 4. bzw. 6 Minensuch. Diese Bilder sind laut Kommentar in der Bauwerft Burmester in Bremen-Burg entstanden und müssten Deine Fragen beantworten.
Ich selbst habe die Feierlichkeiten zur Umstrukturierung übrigens 1984 (muss im April gewesen sein) miterlebt, jedoch zu meiner Freude nicht aufgetakelt, sondern als Heizer-vom-Dienst beobachtend aus dem Steerstand.

Grüße

Detlef

Dergl

Einen habe ich noch:
tief in den fast schon sedimentierten uralt-Unterlagen war da noch ein Spantenriss mit Datum von November 1977.
Da ich diesen Spantenriss Ende der 80er Jahre vom Verteidigungsministerium bekam, denke ich, das diese einigermaßen stimmt.

Detlef

Wilfried

Moin Detlef,

schönen Dank für Deine Ergänzungen; die Länge von 47,07 deckt sich im Maßstab 1:250 exakt mit meinen 188 mm Rumpflänge über alles ...  :-D

Mit einem lieben Gruß
der Wilfried

... Tradition pflegen, bedeutet nicht, Asche aufzubewahren sondern Glut am Glühen zu halten ...
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Dergl

Moin,

lange lange habe ich nichts mehr eingestellt. Hier nun (endlich) weiter im virtuellen Rundgang durch einen 331er B: das E-Werk.

Auch im E-Werk wurden schiffstechnische Fahrwachen durchgeführt. Es war immer einer da unten, un die Diesel zu tätscheln. Das die Fahrwache im E-Werk deutlich entspannter war als die im Mot.-Raum, ist wohl alleine aufgrund der Lautstärke verständlich. Außerdem war deutlich weniger zu tun.

Im E-Werk wurden bis zu 4 E-Dieseln mit angesetztem Generator betrieben. Diese E-Diesel haben den Strom erzeugt, der auf dem Wellenmotor die Wellen antrieb. Diese Konstellation hatte eine deutlich geringere Geräuschentwicklung als die AnDiMots. Während der Minenjagd wurden also die Hauptmaschinen abgeschaltet und die E-Diesel zum Antrieb benutzt.
Auf Booten der 331 A (Fulda+Flensburg) wurden im E-Werk statt der 4 kleinen E-Diesel eine andere Konstellation montiert: hier waren 2 E-Diesel für die "normale" elekrische Versorgung des Bootes und zusätzlich eine verkleinerte Ausgabe eines Antriebsdiesels. Dieser "Jumbo" hatte statt 16 Zylindern nur 8 Zylinder und sorgte mit seinem Generator für den Strom zum Antrieb bei der Minenjagd.

Bei Marschfahrt wurden nur 2 E-Diesel benötigt. Dies konnten 2 E-Diesel aus dem E-Werk sein oder ein E-Diesel aus dem E-Werk plus der E-Diesel aus dem Mot-Raum. Im Alarmfall wurden natürlich von der Raumwache sofort alle Böcke angeschmissen um bei Ausfällen schnell umschalten zu können. Für die normale Eigenversorgung reichte ein E-Diesel immer aus, solange keine zusätzlichen Geräte, wie Radar, Sonar, Winsch oder die Putackenschleuder zu betrieben waren.

Außerdem sind im E-Werk auch noch diverse Umformer und auch Schalttafeln. So hatte jeder Stromkreis seine eigene Schalttafel als auch jeder E-Diesel. Auf den Booten der 331 A (Fulda + Flensburg) war die Technik der späten 50er Jahre konserviert: hier gab es sogar in den 80ern noch Sicherungen die geschraubt (!) waren, also Verschleißteile. Auf den Bravo-Booten war die komplette Elekrik anders... für einen Motorentechniker nicht gerade verständlicher.

Der 4 Tonnen Wassertank wurde erst in den 70ern als Ersatz für einen Frischwassererzeuger eingebaut. In meiner Grundausbildung in der TMS (Technische Marineschule) habe ich noch gelernt, solch einen Frischwassererzeuger zu warten. Eine ziemliche Arbeit. Deshalb war es mir persönlich schon recht, das da nun ein Wassertank war. Nimmt man die Pflegeaufwände und die in der Küstenregion der Nordsee schlechte Wasserqualität zusammen, verstehe ich die Entscheidung für den Abbau des Frischwassererzeugers. Nachteil war, das mit den 12 Tonnen Frischwasser auf See ausgekommen werden musste, weshalb auch Duschverboot auf See bestand. Außerdem mussten wir natürlich im Hafen regelmäßig Wasserschläuche anschlagen, um Frischwasser zu übernehmen, ca. ein mal wöchentlich. Zusätzlich war täglich der Wasserstand in den Behältern zu kontrollieren. IOn See wurde Frischwasser vom Tender übernommen... aber wenn man eh dahin musste, um mal zu duschen und Kraftstoff zu übernehmen, wurde halt auch zusätzlich ein gelber Schlauch rüber gereicht.
Apropos "Geschwaderscheißhaus" ... äh ... meine natürlich unseren Tender A65 (Werra): es klappt wirklich, das eine komplette Besatzung von 44 Mann es schafft innerhalb einer Stunden die Kraftstofftanks und Wassertanks zu füllen, Fahr- und Raumwachen zu stellen, Vorräte zu übernehmen und außerdem jedem die Möglichkeit einer Dusche zu verschaffen.

Fortsetzung folgt

Detlef

Dergl

Man soll ja bekanntlich die Feste feiern, wie sie fallen. Und weil ich gerade mal Zeit und Muße habe, nun auch gleich die Vorstellung der Abteilung VI, das "große U-Deck".

Wie der Name schon sagt, hausen hier die Maaten. Und weil es ein "großes" U-Deck gibt, mujss ja auch irgendwo ein "kleines U-Deck" sein. Kommt noch.

In Abt. VI sind
- großes U-Deck
- Proviantlast (gekühlt und ungekühlt)
- HiPress Anlage
- Unter den Flurplatten 6 Kraftstofftanks

Die HiPress ist ein sehr lautes Gebläse, das die Innenräume mit gefilterter Frischluft versorgt. Sehr beliebt macht man sich als Läufer der ST-Wache dadurch, das man zur Schlafenszeit die Türe des HiPressx-Raums öffnet, ohne vorher die Türe des großen U-Decks zu schließen. Aber das entschädigt als Ausgleich ja schließlich dafür, das die Maaten als UvD morgens alle anderen wecken  :-D
Auch sehr beliebt ist die nächtliche Peilung der Kraftstofftanks: dann muss der Läufer ST-Wache in das U-Deck und die Abdeckungen der Zugänge zu den Kraftstofftanks entfernen, um hinabzusteigen (zu "kauern" wäre wegen der beengten Platzverhältnisse wohl passender). Wenn sich die Maaten ihre Seestiefel dummerweise uf die Platten abgestellt hatten, war es immer eine richtige Freude, diese möglichst ungeordnet irgendwohin zu pfeffern. Allerliebst anzusehen waren dann nämlich barfüßige Maaten bei diversen nächtlichen Rollenschwofen, weil die in dem Tumult ihre Seestiefel nicht zuordnen konnten  :roll:

Fortsetzung folgt...

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