Siebelfähre in 1:35 2.0

Begonnen von Aquarius, 30 September 2021, 14:15:20

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Aquarius

Liebe Modellbaufreunde,

Mit diesem Thread möchte die Geschichte eines 1:35 Siebelfährenmodells vorstellen und euch Appetit auf neue eigene Projekte machen.

Zur Vorgeschichte:
Seit dem Jahr 2011 beschäftige ich mich, wie vielen Forumsmitgliedern bekannt sein dürfte, mit der Technikgeschichte der Siebelfähren der ehemaligen Deutschen Kriegsmarine. Obwohl ich bereits in den 1960er Jahren von meinem Vater, der als Signalgast auf SF 105 im Mittelmeer im Kriegseinsatz gewesen war, über diese Fahrzeuge Kenntnis erhalten hatte, habe ich viele Jahre nur sehr vage Vorstellungen von diesen abenteuerlichen Konstruktionen gehabt. Erst das späte Auffinden von Fotografien im Nachlass meines Vaters führte dazu, mich erneut und vertieft mit Siebelfähren zu befassen. Die Möglichkeiten der Recherchen, welche das Internet mittlerweile bietet, sowie die Entdeckung des "Forums Marinearchivs" bildeten die Basis für meine diesbezüglichen Bemühungen. Schnell wurde mir klar, dass nur wenig technische Dokumentation über Konstruktion und die zahlreichen Varianten dieser Fahrzeuge allgemein verfügbar war. So begann ich meine eigenen zeichnerischen Darstellungen dieser Fahrzeuge, überwiegend anhand von Fotobelegen, anzufertigen. Als Maßstab wählte ich 1:10, als Werkzeug das Vektorgrafikprogramm "CorelDraw" und als Methode kolorierte zweidimensionale Hauptansichten, d.h.: von vorn und hinten, rechts und links sowie von oben. Aufmerksame Leser werden einwenden, dass "von unten" fehlt. Stimmt!
Mit Hilfe vieler Freunde aus dem Forum wurden meine Zeichnungen nach einiger Zeit und zahllosen Überarbeitungen so präzise, dass ich beschloß, sie dem Forum Marinearchiv und damit der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. https://historisches-marinearchiv.de/projekte/landungsfahrzeuge/siebelfaehre/beschreibung.php
Für den Schiffsmodellbau stellen sie sicher eine brauchbare Grundlage dar. Seinerzeit startete ich den Thread: "Siebelfähre in 1:35" https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,31509.0.html Eines unserer Mitglieder, "gerdtraue" alias Gerd Traue aus Bad Sachsa, langjährig erfahrener Modellbauer, entschloss, sich an den Bau eines RC-Modells einer Siebelfähre 40 in der Version "Schwere  Flakkampffähre" zu wagen. Gerd nahm Kontakt zu mir auf und ich konnte ihn mit etlichen Informationen bei seinem Vorhaben unterstützen. Die ganze Geschicht dazu findet ihr hier.
http://www.gerdtraue.de/Siebelfaehre.htm
Zu meiner grossen Überraschung und Freude bot mir Gerd Anfang 2021 dieses Modell als Geschenk an. Ihm war Platz und ein geeignetes Fahrgewässer für sein tolles Modell ausgegangen. Dankbar nahm ich dieses großartige Geschenk an. In folgenden Beiträgen möchte ich an dieser Stelle in loser Folge darüber berichten, wie es mit diesem Modell weiter ging.

Euer Aquarius

Arjan

That's a lovely model Otto  top. Gerd really did a great job ! I'm looking forward to seeing some action pics . Is there a suitable pond or lake in the vicinity where you can run this rc model ?

Gruss,

Arjan


Darius


Sprotte

Auch im Orchester des Lebens dringt das Blech am meisten durch.

Aquarius

Liebe Modellbaufreunde,

Es war, Corona geschuldet, bereits Sommer als ich endlich bei Gerd das Modell abholen konnte. Gerd erläuterte mir die Feinheiten seines Modells, insbesondere die Demontage des Decks um an die "inneren Werte" zu kommen war ihm wichtig. Aber wie das unter Modellbauern so leicht passiert,  wir kamen ins Fachsimpeln, bewunderten seine schönen anderen Modelle und ehe ich mich versah, musste ich die Heimfahrt antreten. Mit Siebelfähre aber ohne Öffnungskunde.
Bei der ersten heimatlichen Modellinspektion stellte ich fest, Akkus laden und Empfänger einbauen ging auch ohne Decksdemontage. Alles funktionierte. Also ab zum Teich und Testen. Die Modellbaukollegen am Teich staunten. So ein Modell hatte bisher noch keiner von ihnen gesehen. Die Warnung:"Sei vorsichtig, alles voller Algen und Pflanzen hier", nahm ich ernst und die erste Fahrt unter meiner Regie blieb kurz und folgenlos.
Dann kam der verhängnisvolle Sonntag. Sohn und 2 Enkel (10 und 6 Jahre alt) begleiteten mich zum Modellfahrteich. Unsere Siebelfähre fuhr wunderbar, Gerd hat sie gut motorisiert. Dann wollten die Enkel auch mal an Ruder und Maschinentelegraf. Die Runden wurden immer größer, die Geschwindigkeit und Bugwellen immer höher. "Liegt die nicht ein bischen tief", bemerkte einer der Zuschauer, "Nee, die säuft ab", ein Anderer.
Letzterer sah es richtig.  Stilvoll nahm der neue Stolz meiner Flotte über die Vorderkaffen den Weg zum Grund in Angriff.
"Da must du hinterher", war die nächste Aufforderung. Endkleidet bis auf die Unterhose (es waren Damen unter den Zuschauern) schwamm ich zum Havaristen. Glück im Unglück, ich konnte ihn noch gut erwischen und an Land retten. Wenn ich jetzt nur gewusst hätte wie ich das Deck herunterbekommen würde. Da blieb nur umdrehen und das Wasser aus allen Öffnungen herauslaufen lassen. Dann abtrocknen, anziehen und zur weiteren Schadensbegrenzung ins Trockendock nach Hause fahren. Wie es danach weiter ging berichte ich dann im nächsten Beitrag.

Euer Aquarius

Darius

Hallo Aquarius,

ich hoffe, dass die Hausausschläge nicht allzu häftig waren  :-D


:MG:

Darius

t-geronimo

Eieiei, dass kenne ich mit einem RC-Löschboot Düsseldorf von Robbe(?)....Ende November...brrrrrrr.  :-P
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

IRON

Kein Ding ist mir in diesem September an der Havel passiert als mein Kleinstschnellboot Wal in Algen fuhr (konnte man gegen die Sonne unter der Wasseroberfläche nicht wirklich erkennen) und kopfüber unter die Wasseroberfläche steuerte. Dem Triathlon sei Dank sind meine Wechselzeiten sehr kurz - Boot gerettet, Motorraumabdeckung fehlend und bei Dunkelheit nicht zu finden.
Am kommenden Tag nochmal bei Tageslicht hin in Triathlon Outfit (Neo, Schwimmbrille, Silikonbadekappe) und nach 6 mal quertauchen dann tatsächlich der Fund der Motorraumabdeckung.
Hier mal ein Video von deer Jungfernfahrt: https://www.youtube.com/watch?v=dpmce5tOpBs

LG

Christian

Aquarius

Vielen Dank für die Anteilnahme.

Darius: Kein Hautausschlag, da Algenwirkung durch Entenkacke neutralisiert wurde.
Thorsten: Bei mir war es noch Sommer (Wasser 24°C). Was ich getan habe, damit es mir nie, nie, nie im November, oder wann auch immer, passiert steht in meinem nächsten Beitrag.
Christian: Toller Flitzer, gut vorbereitete Bergungsaktion! Genau so wie in deinem Video wollte mein Enkel die Siebelfähre fahren. Er steht eben mehr auf Speed als auf Historie.

Euer Aquarius

Urs Heßling

moin,

Zitat von: IRON am 04 Oktober 2021, 10:02:40
Jungfernfahrt
:MG: :TU:) Da lacht das Herz der Schnellboorfahrers :O/Y

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

t-geronimo

Jedenfalls, solange er nicht zu schnell oder zu tief boort.  :-D
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

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Aquarius

Fortsetzung

-Absaufen- Das sollte dem Modell nie wieder passieren. Klar, dafür war ein Werftaufenthalt unumgänglich. Aber als erstes musste alles Wasser raus und das Deck runter, um an Motoren, Rudermaschinen und Akkus zwecks Trocknung zu gelangen. Nun rächte sich, was ich beim Abholen des Geschenks versäumt hatte. Das Deck einmal, gemeinsam mit dem Schöpfer des Modells, zu demontieren.
Zunächst musste die BB-ABS-Seitenverkleidung mit den BB-Relingen (6 Schräubchen) entfernt werden. Nach dem Lösen von 6 weiteren Schräubchen im Holzdeck konnte dann das Holzdeck mit der daran befestigten Stb-ABS Seitenverkleidung und den Stb-Relingen abgenommen werden. Das nun zugängliche Innenleben wurde im Sonnenschein getrocknet, dann Motoren, Rudermaschinen und Akkus demontiert und getrocknet. Die von Gerd montierten Alu-Profile (siehe Bild 1) hatten nur eine Freiborderhöhung vorgetäuscht. Für eindringendes Schwallwasser waren sie kein Hindernis. Damit war klar, die Profile mussten weg und alle Rumpfeinbauten auch. Gewalt war erforderlich, Hammer und Stecheisen gefordert und nachdem Vorderkaffe und Endschiff mit Styrodur-Blöcken aufgefüllt waren, sah ein Rumpf aus wie in Bild 2. Wie es damit weiterging folgt. Erfeulicherweise hatten Motoren, Rudermaschinen und Akkus den Untergang überlebt, der Neuaufbau konnte beginnen.

Euer Aquarius

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