Der Seedienst Ostpreußen

Begonnen von halina, 20 August 2021, 14:42:06

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lafet944

Zitat von: OWZ am 27 August 2021, 14:49:12
Wenn ich den Namenszug auf der Unterseite mit anderen Modellen vergleiche, käme FÖRDE schon hin. Ich war etwas irritiert, da ich "R. Möhring" beim Seedienst Ostpreußen nur mit grauem Rumpf kannte ...
In der Zeit, wo Deine Mutter auf dem Schiff war, waren die Aufbauten dann offensichtlich dunkelgrau gestrichen - wie man auf den Photos gut erkennen kann.
Es grüßt denn mal Matthias

Ich bin der Meinung, dass es sich bei dem Foto um eine Fälschung handelt.
Als die OROTAVA nach dem bei der Selbstversenkung des Schwesterschiffs ARUCAS ertrunkenen Kapitän R. Möhring umbenannt wurde, war sie schon bei der Kriegsmarine in Swinemünde eingesetzt und der Seedienst-Schriftzug dürfte spätestens zu diesem Zeitpunkt gelöscht gewesen sein. Eine ROBERT MÖHRING wurde beim Seedienst nie eingesetzt.

Viele Grüße

OWZ

#16
 Hallo lafet944,
ich will nicht ausschließen, dass es sich bei dem Graurumpf-Foto tatsächlich um eine Fälschung handelt. Allerdings ist das weiter oben, unter #5 verlinkte, unzweifelhaft authentische Foto auf 1942 datiert. Mir ist zudem ein Modell einer bewaffneten "Brake" mit der Seedienst-Aufschrift bekannt, welches den Zustand von 1943 wiedergeben soll; bei mir bestehen daher einige Zweifel, dass der Seedienst - obwohl schon ein gewisse Logik dafür sprechen würde - im Rahmen des Polenfeldzugs endgültig eingestellt wurde.
  :MG: OWZ

p.s.: Aufschrift "Seedienst Ostpreußen" unter MES-Schleife schon 1939/40?

halina

#17
Der Seedienst war sehr beliebt bei der Bevölkerung , nicht nur wegen den Verwandtschafts -und
Freundschaftsbesuchen , sondern auch im aufkommenden Touristik-Verkehr .
Dieser Nachfrage kam dann das Verkehrsministerium entgegen und bestellte für den Seedienst
2 grössere Passagierdampfer bei den Oderwerken in Stettin .
Die "HANSESTADT DANZIG" wurde am 14.7. 1926 in Dienst gestellt und bereedert vom NDL ,und
das Schwesterschiff die "PREUSSEN" am 1.9. 1926 , bereedert von der Stettiner Dampfschiffs-
Gesellschaft J.F. Braeunlich, eingesetzt wurden die Schiffe auf der Linie Stettin-Pillau- Königsberg,
aber je nach Bedarf wurde u.a. auch Memel angelaufen .
Die Motorschiffe hatten anfangs eine Länge von 86,4 m ,ab 1934 dann wegen Sicherheitsauflagen
eine Verlängerung auf 93,6 m , wobei die Zahl großer Rettungsboote von 6 auf 8 erhöht wurde .
Für den Antrieb sorgten 2 MAN-Diesel mit einer Gesamtleistung von 4.700 KW , womit 16,0 Kn
als Höchstgeschwindigkeit erreicht wurden . Für Tagesfahrten waren 1.403 Personen zugelassen und bei Nachtfahrten 1.158 , dafür standen 120 Doppelschlafkabinen bereit und weitere mobile
Kojen , die Schiffsbesatzung betrug 67 Personen .Bei einem Mineneinsatz im Skagerrak erfolgte
am 29./30. April 1940 eine Kollision zwischen der "Preussen" und dem T-Boot "Leopard", das
darauhin am 30.4. unterging .
Im September 1939 mussten beide Schiffe der Kriegsmarine übergeben werden , die dann zu
Minenschiffen umgebaut wurden ,am 9. Juli 1941 nach einem Mineneinsatz in eine schwedische
Minensperre vor Öland gelaufen und zusammen mit der "Tannenberg" gesunken .

                                                                                                                    :MG:  halina

Bild # 1  Die "Hansestadt Danzig bei der Einfahrt in den Hafen von Memel , vor 1934

Bild # 2  Das Schiff am Liegeplatz in Swinemünde nach 1934

Bild # 3  Die "Preussen" festgemacht im Hafen mit Flaggenschmuck , wahrscheinlich bei der
              Indienststellung am 1.9. 26 oder vor der Jungfernfahrt .

Bild # 4  Das Schiff in Fahrt vor 1934

Bild # 5  Beide Schiffe im Hafen liegend , es könnte wohl Stettin sein nach 1934 , hier schön
              zu sehen die nun 4 grossen Rettungsboote in den Davits hängend .
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

halina

#18
Mit dem Passagierdampfer T/S  "KAISER" wurde die Flotte des SD Ostpreussen entsprechend der
Nachfrage um ein weiteres Schiff erweitert , das von der HAPAG im August 1934 gechartert und
ab 1935 bis August 1939 im Liniendienst zwischen Swinemünde und Pillau in Fahrt war .
                     Das Schiff wurde gebaut auf der AG Vulkan-Werft in Stettin und am 10.9 1905 in
Dienst gestellt , hatte eine Länge von 96 m und war vermessen mit 1.916 BRT , als Direkt-Antrieb
dienten 2 AEG-Curtis-Turbinen mit je 3.000 PS, die jedoch 1923 gegen 2 x 1.500 PS ausgetauscht
wurden, damit erreichte das Schiff eine Geschwindigkeit von 16,0 Kn , ausserdem erfolgte noch
bei Bohm & Voss die Umstellung von Kohle auf Ölfeuerung , es soll das erste Passagierschiff in
Deutschland gewesen sein , das mit einem Turbinenantrieb ausgerüstet war .
Zugelassen war die "Kaiser" für 1.949 Personen , 20 Kabinen 1. Klasse standen gutbetuchten
Passagieren zur Verfügung , später für den Seedienst OP kamen jedoch weitere hinzu .
                  Der Dampfer war zuerst im Inselverkehr zwischen Hamburg und Helgoland und den
Inseln Nordeney und Sylt in Fahrt , auch soll Kaiser Wilhelm II gelegentlich für Fahrten in der
Nordsee dieses Schiff genutzt haben .
Am 4.8. 1914 von der Kaiserlichen Marine erfasst und zum Hilfsminenschiff umgerüstet für die
Aufnahme von bis zu 200 Minen , wobei auch der achtere Schornstein entfernt wurde , im
späteren Verlauf auch noch als Beischiff für die Vorpostenflottille "ELBE" eingesetzt .
1919 an GB ausgeliefert, konnte aber 1921 von der HAPAG zurückgekauft werden und war im
Inselverkehr in der Nordsee wieder in Fahrt bis zur Abstellung 1934 zum Seedienst OP .
              Im WK II wurde die "Kaiser" wieder zum Minenschiff umgerüstet und ab 1943 auch
als Versuchsschiff eingesetzt . Nach dem Krieg über GB an die SU abgegeben und von dort 1947
der VR Polen überlassen , wo sie als "Beniowski" in Fahrt war zwischen Sopot -Gdynia + Stettin ,
ab 1949 Schulschiff der Polnischen Marine und aufgelegt 1950 , danach bis zur Verschrottung
1954 stationäres Ausbildungs - und Wohnschiff .

Mit diesem letzten Beitrag habe ich wohl alle Schiffe erfasst , die für den Seedienst Ostpreußen
im Personenverkehr unterwegs waren , leider musste der so beliebte Dienst im August 1939
beendet werden .

Bei den Forumskollegen möchte ich mich für die informativen Beiträge ganz herzlich bedanken ,

                                                                                                      :MG:  halina

Im Anhang noch die Aufnahmen von dem T/S  "KAISER"


Bild # 1  Eine Aufnahme von dem schönen Schiff nach 1923 , mit nur einem Schornstein

Bild # 2  Die "KAISER" in Fahrt ab 1935 , hier schon für den Seedienst Ostpreussen

Bild # 3  Hier eine Aufnahme vom Achterschiff ca. 1930 , mit der Aufschrift am Heck :
              AChtung DOPPELSCHRAUBEN
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Deichkind

Hi,
ähnlich wie in #1 Hafen von Pillau:


HJH

Moin Jürgen,
super, danke
Gruß Hans

beck.Schulte

Am 4.8. 1914 von der Kaiserlichen Marine erfasst und zum Hilfsminenschiff umgerüstet für die
Aufnahme von bis zu 200 Minen , wobei auch der achtere Schornstein entfernt wurde , im
späteren Verlauf auch noch als Beischiff für die Vorpostenflottille "ELBE" eingesetzt .

Hallo Herr Halina. Da Ihr Beitrag keine Quelle angibt, muss ich davon ausgehen, dass er Ergebnis Ihrer Nachforschungen ist.  Am 4.8.1914 ,,erfasst" ? Was ist ,,erfasst" und wie kommen Sie zu diesem Datum.   Auch Fotos die das Schiff beim Eintreffen zur Umrüstung bei der AG Weser zeigen, fehlt der eine Schornstein schon. Vorher abgenommen? Der Vp-Flo. der Elbe gehörte es nie an. Es unterstand  zuerst dem Chef der Hafenflottille der Elbe, dann in gleicher Funktion bei dem der Jade, tauchte in der Endzeit wieder an der Elbe auf um dann bei Waffenstillstand in WHV zu liegen.
Ich bat Sie schon vor einiger Zeit unter Ihren Auslassungen die betr. Quelle(n) zu nennen. Das hilft bei der Wertung ihrer Beiträge sehr. Gruß aus BHV

halina

Als Nachtrag noch die Quellenangaben zu dem T/S "KAISER"

1.)   Alfred Dudszus , Alfred Köpcke , Das grosse Buch der Schiffstypen , Band 2

2.)  Claus Rothe : Deutsche Seebäderschiffe von 1830-1939

                                                                                                            :MG:  halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

beck.Schulte

#24
Danke. Erklärt viel.  Beide Werke sind keine seriösen Quellen, sondern gehören in die Abteilung "Abgeschriebenes"
So, und das "erfasst" nicht zur Kaiserlichen Marine gehört,  sondern zu der des Führers ist auch wohl klar.  :angel:

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