Wie verhalte ich mich in der Nähe von Lkw?

Begonnen von Huszar, 17 Juli 2021, 21:40:29

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Huszar

Hallo, Leute,

Einigen ist es bekannt, ich arbeite bei einer Versicherung, als Sachbearbeiter für internationale Kfz-Schadenfälle. Mache das (mit Unterbrechungen) seit ca. 2003, die derzeitige Firma hat ihren schwerpunkt auf Lkw-Haftpflichtversicherungen.
Somit hatte ich das Vergnügen, international typische Unfälle zu bearbeiten. Im Bekanntenkreis gebe ich seit Jahren Ratschläge, nach der aktuellen Seuche und (teilweise) vor der Sommerzeit einige Ratschläge auch für euch (ich mache die Deutschen und Österreichischen Fälle, es gibt typische Fälle für diese Länder)

1, Ein Pkw hat rechts neben einem Lkw nichts zu suchen
Der Fahrer sieht dich NICHT! Etwa eine Fahrzeuglänge vor der rechten Ecke des Fahrerhauses bis mindesten Ende des Anhängers ist Toter Winkel, auch wenn der Fahrer in die vielen Rückspiegel schaut, ist ein normaler Pkw dort NICHT wahrnehmbar. Wechselt der Lkw die Spur, zahlt zwar die Versicherung, die Auto ist aber trotzdem geschrottet, und du kannst auf dein Geld warten. War es ein Lkw aus Rumänien, Bulgarien, Jugoland, Türkei oder der ehemaligen SU, viel Glück (auch bei anderen, nicht-einheimischen kannst du dich auf längere Zeit einstellen. Bei Einheimischen, keine Ahnung).
Mein Tipp: Einem Lkw KEINESFALLS von rechts annhähern. Überholt dich ein LKW, lieber vom Gas gehen. UND KEINESFALLS VON RECHTS ÜBERHOLEN WOLLEN!!!!

2, Ein parkender Pkw hat nichts hinter einem Lkw zu suchen!
Der Fahrer sieht dich nicht! Mindesten zwei Fahrzeuglängen hinter dem Ende des Anhängers ist Toter Winkel, auch wenn der Fahrer schaut, ist ein normaler Pkw dort NICHT wahrnehmbar. Fährt der Lkw rückwärts gegen deinen Wagen, zahlt zwar die Versicherung, aber siehe Punkt 1.
Mein tipp: KEINESFALLS hinter einem Lkw parken oder anhalten. Ist meistens auf Autobahnparkplätzen oder im Verkehr kaum möglich, wenn es unbedingt sein muss, dann versetzt parken/anhalten, damit dein Fahrzeug links hinter dem Anhänger raushängt. Ist auch keine Garantie, hilft aber vielleicht.

3, Reisverschluss-System gilt auf Autobahnen NICHT!
Ein beträchtlicher Teil meiner Fälle aus Dtl und AT geht auf diese Fehlannahme zurück. Fährst du auf die Autobahn auf, hast du die Vorfahrt zu gewähren! Egal, ob es Stau gibt, du es eilig hast, oder einen teueren Wagen fährst, oder sonstwas. Derjenige, der die Autonahn befährt, hat Vorfahrt. Dazu kommt noch, dass der Lkw-Fahrer dich NICHT sieht, wenn du dich eindrängelst. Etwa eine Fahrzeuglänge vor der Fahrerkabine (zusätzlich zu der rechtsseiteigen Zone, siehe Punkt 1) ist Toter Winkel, ein normaler Pkw ist dort NICHT wahrnehmbar. Auch wenn eine Lücke da ist, schätze ab, ob du da reinpasst, AUCH WENN DER VORDERMANN ANHÄLT, und du danach mindestes eine Fahrzeuglänge vor dem Lkw bist. Die meisten (ausländischen) Versicherer werden die Forderungen abweisen, und du bleibst auf dem geschrottetem Wagen sitzen. Du kannst natürlich versuchen, ein Klage einzureichen, wenn dein Rechtsverbieger aber nicht gut genug die Tatsachen verbiegt, bleibst du auf deinem geschrottetem Wagen UND die Prozesskosten sitzen. Laut meinen Erfahrungen,hast du bestenfalls 50% Erfolgsaussichten (das du überhaupt etwas bekommst), und es dauert JAHRE. Wenn sich der Unfall nicht in Dtl/AT ereignet hat, kannst du mit Erfolgsaussichten von ca. 0% rechnen.
Mein Tipp: KEINESFALLS vor einem Lkw eindrängeln wollen. Entfernung zum und Geschwindigkeit des Vordermannes gründlich abschätzen, und nur dann die Spur wächseln, wenn es ausreicht (und im Hinterkopf halten, dass der LKW-Fahrer dich NICHT sieht)! Dieser Raumgewinn ist den möglichen Schaden kaum wert.

4, Abbiegende Lkw beachten
Stehst du an einer Ampel (oder auch im fliessendem Verkehr) neben einem Lkw, der offensichtlich abbiegen will, beachte, dass der Anhänger bis zu einer halben Fahrspurbreite ausschwänken kann. Sehr vielen Lkw-Fahrern ist das nicht bekannt, und eine grosse Anzahl kann in der Situation auch nichts anders machen, dir sollte aber diese Tatsache bekannt sein. Einerseits sieht dich der Fahrer womöglich überhaupt nicht (siehe Punk 1) - auch auf der linken Seite gibt es einen beträchtlichen Toten Winkel, andererseits kann er physikalisch nichts dagegen machen. Sehr oft muss der Lkw-Fahrer nach RECHTS ziehen, um LINKS abbiegen zu könne, und umgekehrt. Die Versicherung wird wahrscheinlich Zahlen, aber siehe Punkt 1.
Mein Tipp: Halte dich von abbiegenden Lkw fern. Lieber die Spur wechseln, Abstand halten, als den Schaden haben.

5, Überholen auf Autobahnbaustellen
Macht es nicht, oder so schnell, wie es nur geht. Und es nicht mit Fahrzeugen versuchen, die mehr, als 2 Meter breit sind - also die meisten oberen Mittelklasse-Wagen. Baustellen haben meistens eine Breitenbeschränkung von 2-2,1 Meter, und das nicht weil's lustig ist. Lkw haben in der rechten Spur schon so kaum Platz, und die Anhänger reagieren kronisch schlecht auf die kleinste Unebenheit, kleinsten Schlänker des Fahrers. Auch unterhalb der Breitenbeschränkung ist mindestens dein Rückspiegel futsch. Oberhalb der Breitenbeschränkung... Wie wärs mit nem Neuwagen? Wenn du den Lkw anhalten kannst (auf ner Baustelle, viel Glück), hast du etwa 66-75% Chancen, an dein Geld zu kommen. Hälst du den Lkw nicht an, sinken deine Chancen auf ca. 0%. War dein Wagen breiter, als 2-2,1 Meter (über Spiegel!), fangen deine Chancen bei 33% an...
Mein Tipp: Sei dir die Breite deines Fahrzeuges (über Spiegel) im Klarem. Ist es über 2-2,1 Meter breit, hast du auf der linken Spur einer Autobahnbaustelle NICHTS zu suchen. Wenn dein Wagen schmaler ist, überholen den LKW schnellstmöglichst. Nicht daneben herfahren, nicht schön gemütlich überholen, sondern entweder schnell überholen, versetzt hinterherher fahren, oder in der gleichen Spur hinterherfahren!
UND UM ALLER GÖTTER WILLEN: In einer Spurverschwenkung ABSTAND HALTEN!!!!

6, Auf Firmengeländern Manövrier- und Ladezonen frei halten!
"Ich hole nur ein Paket ab", "Flirte nur fünf Minuten mit der Tipse" und stelle mein Fahrzeug irgendwo ab, wo Lkw manövrieren und/oder Laden kann sehr schnell zu einem geschrottetem Wagen führen. Ist Parken/Anhalten an der Stelle an sich verboten, solltes du auch nicht dort parken/anhalten. Auch nicht für die Abholung eines Paketes, oder zur sozialen Interaktion mit der Tipse (oder ist die Bezeichnung Sekretär*in derzeit in Dtl Vorschrift?). Befahren Lkw den Parkplatz öffers, sollte sich die Firma an sich Gedanken machen, dort ein generelles Parkverbot einzuführen. Ein Lkw hat einfach zu viele Tote Winkel, um sich darauf zu verlassen, dass ein Pkw beim Manövrieren erkannt wird. Die Versicherungen zahlen meisten, aber siehe Punkt 1,
Mein Tipp: Auf Firmengeländer KEINESFALLS im Parkverbot parken, und auch sonst darauf achten, dass Manövrier- und Landezonen frei bleiben.

7, Halte dich an die StVO!
Man sagt, die StVO schreibt nicht vor, sie gibt nur Ratschläge. Juristisch gesehen schreibt die StVO aber vor. Leider kennt mindestens 50% der Fahrer die StVO NICHT, hält sich an die StVO NICHT, oder glaubt, die StVO gilt nur für andere, nicht aber für sich selbst. Erfahrungsgemäss, je teurerer der Wagen, je reicher der Fahrer, je jünger der Fahrer, je weiblicher der Fahrer, desto höher der Anteil. (und bevor mich jemand des Sexismus bezichtigt: es gab eine offizielle Untersuchung, Männer fahren schneller, Frauen kennen aber die Bedeutung von Verkehrszeichen nicht) Auch wenn gleubt, und schön beschreibt, mann hat Recht, die Versicherung wird die Forderungen abweisen, und du bleibst auf den Schaden sitzen. Ansonsten siehe Punkt 3.

Werde den Thread morgen noch weitermachen, Mods, wenns hier falsch ist, bitte an die richtige Stelle verschieben.

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Sven L.

Hi Alex,

Sehr interessant. Ich frag mich immer wer stärker ist, die 40 Tonnen vor, hinter oder neben mir. Dabei komme ich immer zu demselben Ergebnis: Ich verliere  :|
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


_________________________________
Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

Sprotte

In diesem Zusammenhang halte ich folgende Videos für beachtenswert:
https://www.youtube.com/watch?v=DAgI5BVVvN0
Auch im Orchester des Lebens dringt das Blech am meisten durch.

Huszar

Hallo, Sven,

Wir hierzulande haben eine inoffizielle Regel im Strassenverkehr:
Ist dein Gegenüber grösser, oder erkennbar ein Firmenwagen, hat er Vorfahrt. Vor allem, wenn es sich um einen Lkw/Sattelschlepper handelt.
Mein Fahrlehrer hatte damals (Mitte der 90er) zwei Regeln:
1, überfahre keine Nutte am Strassenrand. Du bekommst genau so viele Jahre, wie für einen normalen Menschen.
2, DAS IST EIN LKW!!!! DER HAT VORFAHRT!!!

Leider sind diese Regeln (vor allem Nr.2) in Vergessenheit geraten...

Mache dann weiter:
8, Tempo 130
In Deutschland ist das ein neuralgischer Punkt, mit all den Diskussionen bei euch derzeit. Ich bin bei Weitem kein Anhänger der Verbotspartei, und würde die für den Schutz der Menschlichkeit eigentlich, samt der Heiligen Greta verbieten, in einem Punkt habendie aber Recht: Tempo 130. Nicht wegen Umweltschutz und Krams, sondern wegen der Sicherheit auf den Autobahnen. Unfälle, die du mit 130 ohne weiteres vermeiden könntest, sind mit 160, 180, 220 nicht einmal wahrnehbar. Reaktionszeit eines normalen Fahrers beginnt ab ca. 1 Sekunde, nur um es zu verdeutlichen: bei 130 legst du 36 Meter zurück (2 Lkw-Längen!), bei 180 schon 50 Meter (3 Lkw-Längen, und der Bremsweg erhöht sich auch nicht lineal. Was die deutschen Flitzer auch vergessen (bzw nicht so sozialisiert wurden): ausländische Lkw-Fahrer (und Fahrer an sich) wurden unter Tempo 130 (oder weniger) sozialisiert. Die haben sich daran gewöhnt (offiziell, natürlich), dass der Pkw im Rückspiegel höchstens 130 fährt, er also genügend Platz und Zeit zum Spurwechsel hat. 14 Meter Reaktionsunterschied (und NICHT auf welcher Entfernung du anhalten kannst!) bedeutet den Unterschied zwischen eingen GEdanken über die Abstammung des Lkw-Fahrers und einem Totalschaden. Wenn die Überschreitung der Richtgeschwindigkeit(130) bewiesen werden kann, kannst du die auf eine Mithaftung von 20-50% einstellen. Im Ausland mehr.
Dazu einige Gedanken zu Tempo 130: Fahrer leistungsstarker Wagen halten sich eh nicht an diese Beschränkung, egal, wo sie herumfahren. Diese Leute sind grundsätzlich eine Gefahr für die Gesellschaft, denen gehört der Führerschein ohne weiteres für immer abgenommen. Wir hierzulande haben Tempo 130 seit immer, und trotzdem kann ich keine 10km auf der Autobahn fahren, ohne auf einen Idoten zu treffen, der 0 Abstand hält, sich wegen meinen 140 (ja 140 laut Tacho) aufregt, und mich praktisch von der linken Spur schiebt. Zu 50% haben die deutsche Kennzeichen... Vor 15 Jahren war mein kleiner Wagen für ein ungekennzeichnetes Polizeifahrzeug zu missverstehen (ist vorgekommen  :-D), heute wird er nur belächelt...
Mein Tipp: Freiwillig Tempo 130 halten. Vergössert die Chance, einem Unfall zu entgehen, und im Ausland kann eine Geschwindigkeitsübertretung wirklich teuer werden.
(kleine Anekdote: 1999 waren wir mit Kumples in Kroatien. Auf der Landstrassse zwischen Senj und Starigrad (sieht euch mal die Strecke an, Ecke und Kalli kennens), hat uns ein deutscher Audi mit 120 überholt. Nach 5 km stand er am Strassenrand mit netten Polizisten. Nach weitern 10km wurden wir erneut überholt, und nach weitern 5km stand er wieder am Strassenrand. Hat sich noch eimal wiederholt...  :-D) Anekdoten von Schadensfällen von der derzeitigen Firma werde ich nicht bringen (GDPR, und Schaaas), gibts aber einge.

9, Fahre nicht nach England
Vor allem nicht mit einem Lkw. Kommt es zu einem Verkehrsunfall, wirst du, als nicht Engländer, Schuld haben. Du bist ja freiwillig auf der Insel gelandet. Egal, was du gemacht hast, welche Beweise du vorlegen kannst, die Engländer werden es so hinbiegen, dass du Schuld Hast. Punkt. Leider war das letzte Kulturvolk, dass England erobert hat, römisch, alle späteren haben die Sache sein lassen. Am nächesten kamen noch die Niederländer, die sind gelandet, haben sich umgeschaut, und haben sich dann angewiedert zurückgezogen (nachdem sie Chatham niedergebrannt haben). Für alle anderen Kulturvölker war der Aufwand für die Möglichkeit, England ins 1-20.JH zu holen zu gross. Das ist ein Überbleibsel aus dem Mittelalter. Engländer erzählen keine Märchen, wenns um Geld geht (2-3 Monatsgehälter).
Mein Tipp: Fahr nicht nach England. es macht keinen Unterschied, ob du 5 Kameras im Wagen hast, und 20 Zeugen, du wirst Schuld Haben. Wenn du aber Geld haben willst, fahr auf jeden Fall nach England, lass dir den Spiegel abfahren (von einem Nicht-Englander!), und du kannst behaupten, dein Kind hätte Authismus wegen dem Unfall bekommen, dein Grossvater wäre wegen dem Unfall gestorben, du hattest eine Fehlgeburt wegen dem Unfall, oder irgendein anderer Schaas. Ansonst fahr nicht nach England.

10, Fussgänger/Randfahrer haben nichts in der Nähe eines Lkw zu verliern!
Der Fahrer sieht dich nicht! Noch weniger, als einen Pkw! Steh nicht in einer Ladezone herum, versuche nicht, vor einem Lkw "noch gerade" über den Übergang zu kommen, Fahre nicht mit dem Fahrrad vor einem abbiegendem Lkw noch durch. Deine Hinterbliebenen werden dir dankbar sein.
Ob die Versicherung zahlt, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Wie viel Geld du bekommst, ist eine andere Frage. Riskieren würde ich es nicht. Die Begegnung mit einem Lkw kann man überleben. Obs wert ist...?
Mein Tipp: als Fussgänger/Radfahrer halte dich von Lkw fern! Auch, wenn du theortisch Vorrang hättest- Immer, und auf jeden Fall Blickkontankt zum Fahrer aufnehmen (NICHT SUCHEN, sondern zweifelsfrei AUFNEHMEN !), nicht direkt vor, hinten, neben dem Lkw herumwurschteln (der Fahrer sieht dich NICHT), sondern Abstand halten. Im Zweifelsfall abwarten, bis der Lkw weg ist. Oder ohne Rücksicht auf Verluste Fahrrad/Moped/Krad wegschmeissen, und weglaufen. Auch ein Krad ist billiger, als eine lebenslange Verstümmelung. (sorry, ist morbid, aber wahr)

11, Fussgänger haben auf der Autobahn nicht zu suchen!
Ehrlich? Ja. Hast du eine Panne, parke dein Fahrezeug so weit links auf dem Pannenstreifen, wie es nur geht. Nicht weiter hantieren, Sicherheitsweste anlegen, ABSEITS des Pannenstreifens zurücklaufen, Warndreieck aufstellen, und SOFORT die Autobahn verlassen. Ja, auch deinen Wagen und ja, auch den Pannenstreifen. Zu erwartende Lebensdauer von Fussgängern auf der Autobahn beträgt etwa 5 MINUTEN. Halte mindestens 10 Meter Abstand zur Autobahn, wenn das nicht möglich ist, laufe mindestens 10 Meter entgegengestzt der Fahrtrichtung zurück. Kannst dann zuschauen, wie dein Wagen geschrottet wird. Und nein, die Idee, mit nem e-Roller, Moped, Fahrrad auf dem Pannenstreifen zu fahren, ist kein Gute Idee. Auch wenns Stau gibt.

12, Überhole nicht auf dem Pannensteifen!
Auch nicht, wenn bei Stau du die Ausfahrt schon sehen kannst. Auch nicht, wenn du es eilig hast. Auch nicht, wenn Frauchen oder die Kinder dringend aufs Töpfchen müssen. Pannenstreifen ist für Pannen da (Verhalten dann siehe Punkt 11), nicht für Ich-Habs-Eiligt-und-ihr-Penner-seit-langsam. Wechselt jemand anderer auf dem Pannenstreifen mit der gleichen Idee, seit ihr die Deppen. Laut eingen Urteilen muss jemand, der auf den Pannenstreifen wechselt, nicht damit rechnen, dass jemand anderes den Pannenstreifen für die Fortbewegung nützt. Du bleibst also auf deinen Schaden sitzen.

13, Verursacher sofort anhalten und Daten tauschen!
Das sollte eigentlich selbstverständlich sein, isses laut Erfahrung nicht. Tritt ein Schaden ein, den Verursacher SOFRT darauf aufmerksam machen! Versuche, den Lkw (oder Pkw, oder wasauchimmer), SOFORT anzuhalten, wenn es nicht möglich ist, oder der Lkw nicht anhalten will/kann (nicht überrachend, Lkw mit wertvoller Ladung DÜRFEN nicht überall anhalten!) SOFORT die Polizei verständigen. Den Schädiger so lange verfolgen, bis die Polizei eintrifft, und die Angaben festhällt. Eine Anzeige drei Tage später bedeutet genau 0. Eigentlich sollte ein Europäischer UnfallBericht (EUB, dieses: https://www.adac.de/rund-ums-fahrzeug/unfall-schaden-panne/unfall/europaeischer-unfallbericht/ blau-gelbe Formular) Serienaustattung für jedes Fahrzeug sein. Egal, welche Sprache, die Punkte bedeuten überall das Gleiche. Die Felder sind kein Witz, die müssen ausgefüllt werden. Druckt mindestens zwei Exemplare aus, oder lasst euch mindestens zwei Expemplare durch euren Makler/Versichere geben (ist gratis!!!), und beim einem Unfall füll die Formular gänzlich und wahrheitsgemäss aus. Kann den Unterschied zwischen langwierigen Kämpfen und schneller REgulierung bedeuten! Fahrzeugpapiere, usw abfotographieren bedeuten einen feuchten sch..... Wenn möglich, macht Fotos am Unfallort, OHNE den ENDZUSTAND ZU VERÄNDERN!

14, Um aller Götter Willen, schreibt NICHT das Kennzeichen des Anhängers auf!!!
Die Deutschen sind ein merkwürdiges Volk, lediglich bei euch können Fordeungen sowohl gegen den Anhänger, als auch gegen das Zugfahzeug geltend gemahct werden. Alle anderen Länder und Versicherungen werden mit den Achseln zucken und euch abfällig belächeln, wenn ihr mit dem Kennzeichen eines Anhängers kommt. In den allermeisten Ländern ist das Kennzeichen (und somit Versicherung) des Zugfahrzeuges wichtig. Finden ist dieses an der Front und am linken Kotflügel des Zugfahrzeuges. Das Kennzeichen am Heck des Anhängers gehört zum Anhänger, dieses interessiert so ziemlich niemanden, also nur dann aufschreiben/fotographieren, wenn dass Kennzeichen des Zugfahrzeuges absolut nicht zugänglich ist.

15, Bitte nicht den Verursacher belästigen!
Aus irgendeiem Grund halten vor allem deutsche und österreichische Geschädigte es für Zweckbingend, den Verursacher mit Rechnungen und Aufforderunge und Mahnungen zu belästigen. Geschädigte aller anderer Länder habens kapiert, dass Forderungen gegenüber der VERSICHERUNG geltend gemacht werden müssen. Es reicht nicht, dem Schädiger/Frächter/Absender/Nachbar/Kumpel eine e-mail zu schiecken mit "Ei, Du! Hast Schaden verursacht, zachle Geld! Jetzt!" oder zu sagen, "Ei, Du! Hast Schaden verursacht! Werde Geld von Rechnung abziehen!". Der Geschädigte muss den Schaden und die Forderung an den Versicherer anzeigen, und die Forderungen auch belegen. Den Schädiger/Frächter/Absender/Nachbar/Kumpel belästigen hat erfahrungsgemäss wenig sinn, die erwähnten Personen haben nicht die mindeste Verpflichtung, die Versicherung zu informieren. Wenn die Nachricht zurückkommt, du solltest dich an den Versicherer wenden, mache das auch, wenn du das nicht von dir selbst schon gemacht hast.
Einen Schaden von der Rechnung abzuziehen (Vertragsverletzung!), oder gar den Schädiger festzuhalten, bis die Forderungen beglichen sind, kann durchaus straftrechtliche Konsequenzen haben (Erpressung, Nötigung, Geiselnahme).
Also: Forderungen grundsätzlich NUR gegenüber der Vericherung geltend machen! Wer der Versicherer ist, kann bei Tschechien, Slowakei, Kroatien, Slowenien, und Österreich kostenlos und in ca. 1 Minute im Netz abgefragt werden, in Deutschland kann die "Deutsches Büro Grüne Karte" und in Österreich das "Verband Versicherer Österreichs (VVO)" recht schnell auskunft geben. Erfahrungsgemäss kommt eine Antwort innerhalb weniger Stunden!

Derzeit fallen mir diese Punkte ein, was nicht bedeutet, dass es keine weiteren gibt. Falls mir weitere einfallen, mache ich weiter. Fragen werden beantwortet  :wink:

Noch eine Anmerkung: auch wenn man defensiv fährt, alles beachtet, kann man nicht alles vermeiden.
Es gibt LKW-Fahrer, die seit Wochen unterwegs sind, und lediglich duch Kaffe und Nikotin noch Funktionieren.
Es gibt LKW-Fahrer, die t Wochen unterwegs sind, und lediglich duch Alkohol noch funktionieren.
Es gibt Lkw (und Pkw)-Fahrer, die nie einen Führerschein hätten bekommen dürfen.
Es gibt Situationen, mit denen nichts gemacht werden können.

Wenn man die Punkte 1-15 beachtet, kann es zu weniger Unfällen kommen (und weniger Arbeit für mich!  :-P). Auch WENN du zu deinem Geld kommst, bedenke: bissl gescheiter Fahren, und keinen Schaden haben, oder nicht Obacht geben, und Schrott und Nachsehen haben  :wink:

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Huszar

Wenn schon Video:
https://www.youtube.com/watch?v=xZMxxz6PwNg
Was ein Pkw mit einem Sattelschlepper anrichten kann.
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

Huszar

Hallo, Leutz,

Und noch ein Tipp:
16, Den Schaden so schnell, wie möglich bei der Versicherung anzeigen.
Das gilt bei jedem Schaden, nicht nur bei Unfällen mit Lkw. Je länger du abwartest, desto wahrscheinlicher ist, dass die Sache in Vergessenheit gerät, bei Unfällen mit Lkw, dass der Fahrer nicht mehr beim Verursacher arbeitet und dass sich der Schaden vergrössert (Rost, Wasser, Witterung, usw). Die Versicherung übernimmt höchstens den Schaden, der durch den Versicherten verursacht wurde, nicht aber die Nachfolgeschäden!
Im heutigen digitalem Zeitalter können Schäden im Netz angemeldet werden, da muss nicht unbedingt viel gemacht werden. Auch wenn nur das Kennzeichen bekannt war, und der Versicherer erst abgefragt werden muss (DBGK und VVO für euch Deutsche und Österreicher, jedes Land hat aber ein eigenes Büro dafür), die Leute antworten da sehr schnell, eine Anmeldung spätestens am nächstem Tag ist ohne weiteres möglich.
Wie bereits gesagt, den Schaden NICHT irgendwo anmelden, sondern zwingend bei der zuständigen Versicherung. Versichererabfrage durch DBGK oder VVO ist weitaus schneller, als Anfragen beim Schädiger/Frächter/Absender/Nachbar/Kumpel.
NICHT darauf hoffen, dass sich die Versicherung von sich selbst meldet, wird sie nicht machen. Der Anspruchsteller hat selbst die Pflicht, den Schaden anzumelden. Bei der Versicherung, nich anderswo.

mfg

alex
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
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Spee

Servus

Thomas

Suicide Is Not a War-Winning Strategy

Sprotte

Hier wird es u. a. nochmals deutlich gemacht, dass man links und rechts eines Lkw besondere Vorsicht walten lassen muss:

https://www.youtube.com/watch?v=Gs6ldwXx9Ps
Auch im Orchester des Lebens dringt das Blech am meisten durch.

Pitter1


Huszar

Hallo,

Hab mir das Video jetzt gegönnt.
Der Lkw-Crash bei 1:20: gerade dort sieht dich der Lkw-Fahrer eben nicht. Ist sehr wahrscheinlich, dass dich auch ein Pkw-Fahrer dort nicht sieht. Bist schon zu weit vorne, um im Spiegel wahrgenommen zu werden, und die Köpfe bewegt kaum einer. (hatte mal einen Fall, wo die Geometrie gerade umgekehrt war: Sattelschlepper links, Pkw rechts. Pkw-Fahrer hat den Sattelschlepper - und nicht so einen kleinen Lkw - trotz in-Spiegel-schaun komplett übersehen.)

Lkw-Crash bei 2:40: eben, genau.

Und noch ein Tipp:
17, das Steuer nicht verreissen!
Bremse ja, aber Herumlenken NEIN! Schon bei relativ geringer Geschwindigkeit (und damit meine ich um die 30-50kmh!) kannst du seeeeeeehr leicht die Kontrolle verlieren! Geschweige denn auf der Autobahn oder bei Schnee und Regen. Notbremsung und möglicher Crash danach ist weniger gefährlich, als ungebremst die Kontrolle zu verlieren und alles Mögliche zerhauen. Wenn dich zB jemand schneidet, du ausweichst und es kommt mit einem unbeteiligtem Dritten zum Crash, wirst du SChuld haben, nicht derjenige, der dich geschnitten hat (es sei denn, du hast eine Dashcam und das Kennzeichen kann auf der Aufnahme abgelesen werden...). Ist auch durchaus möglich, dass man sich auf einen Fahrfehler von dir beruft, und du kannst deinem Geld hinterherrennen.
Also: in einer Gefahrensituation Notbremsung, nix anderes!
Reginam occidere nolite timere bonum est si omnes consentiunt ego non contradico
1213, Brief von Erzbischof Johan von Meran an Palatin Bánk von Bor-Kalán

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