Hafenschutzflottille Cherbourg

Begonnen von Antonius, 10 Januar 2021, 18:53:53

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Antonius

Hallo in die Runde,
ich beschäftige mich seit längerer Zeit mit der Dienstzeit meines Onkels bei der Kriegsmarine. Nun hoffe ich als Neuling im Forum auf Eure Hilfe.
Mein Onkel war bei der Hafenschutzflottille Cherbourg in Port-en-Bessin stationiert. Bei einem Einsatz seines Bootes am 22.10.1942 wurde er durch Schusseinwirkung schwer verwundet und ist am 23.10.1942 im Kriegslazarett Caen verstorben. Im Kriegstagebuch der Seekriegsleitung ist für den 22.10.1942 im Seegebiet Kanal folgendes notiert: "...um 1340 Uhr Angriff von etwa 20 Spitfire auf 2 HS-Boote in Seinebucht. Beide Boote wurden schwer beschädigt in Sicherheit gebracht."
Mein Onkel befand sich am 22.10 auf Boot 52. Mit ihm wurden zwei weitere Kameraden verwundet, einer auf Boot 52 und der andere auf Boot 57.
Weiß jemand zu sagen, um welche Schiffsnamen es sich bei den Booten 52 und 57 handelt?

Mit besten Grüßen und Dank für Eure Hilfe
Antonius

Peter K.

FC 52 = Petrus-Paulus (H 72): 1936, 25 BRT, 12,8 x 4,8 x 2,1 m, 60 PS
FC 57 = Jacques Antoine: Mfk

Quelle: Gröner 8/2
Grüße aus Österreich
Peter K.

www.forum-marinearchiv.de

Antonius

Hallo Peter K.,
vielen Dank für Deine Hilfe. Ich bin mit dem "Gröner" leider nicht vertraut. Sind dort noch weitere Infos zu FC 52 und FC 57 zu finden?
Beste Grüße
Antonius

maurice voss

Hallo,

H 72 PETRUS-PAULUS            6.6.1944         scuttled by the Germans         Ouistreham 49°17'N-00°15'W      
            1941 became German HS 91                         
            1.8.1942 became FC 52                        
25,22 grt   3,63 nrt   blt 1936 Ostend      Anglo-Belge 59,3 HP         Paulus Vantorre               
                      Borrey                              
12,8 x 4,8 x 2,1 m                                    
note: schon am 9.11.1940  (KTB Hafenschutzfl. Kanalküste: Gruppe Nieuport)   


mfG

Maurice                                 

maurice voss


Antonius

Hallo Maurice,
danke für Deine Mühe. Ich habe nicht auf so umfangreiche Auskünfte zu hoffen gewagt.
Antonius

maurice voss

Hier noch etwas.


Nieuport 16.12.1940: HS 91 und HS 93 sicherten Geleitzug von Nieuport nach La Panne. Eine
treibende Mine wurde erfolglos geschossen.


KTB Hafenkdt Ostende: 29.3.1942  16.20 Uhr: HS 91 und HS 125 auf Position 52 von Engl. Jäger
angegriffen und mit Bordwaffen beschossen. Feuer erwidert. Flugzeug dreht nach beobachte Treffer- und
Brandwirkung ab. Absturz warscheinlich, konnte wegen Dunst nicht beobachtet werden. 1 Mann HS 91
getötet, Boot durch 26 Einschüsse beschädigt.


KTB M.B. Kanalküste: 29.3.1942: Seekdt Pas-de-Calais meldet: Ostende meldet 21.30 Uhr: 29.3 um 16.25 Uhr
HS 91 und 125 Position 52 (vor Dünkirchen) durch eine Spitfire angegriffen. 91 ein Toter. Boot unter Wasser-
Lecks, bei Fallen dem Wasser aufgesetzt und abgedichtet. 125 Flugzeug mehrfalls getroffen, das qualmend und
brennend aus Sicht gekomen, voraussichtlich vernichtet.


KTB M.B. Kanalküste: 1.12.1941: 21.40 Uhr: N.N.O. Ostende meldet: HS 91 um 21.23 Uhr Ostende:
HS 91 hat Tote an Bord. Von eigene Artillerie beschossen.
idem: 23.32 Uhr: Seekdt Ostende meldet: HS 91 und HS 103 haben Motorengeräusche gehört und unabhängig voneinander
Schattenriese gesehen. Sie haben Sperrfeuer nach Plan A angefordet, und selbst Feuer mit 2 cm eröffnet. Beim
Einlaufen ist HS 91 in Geschosaufschläge gekomen und hat verschiedene Treffer erhalten. Einschläge warscheinlich von
2 cm Flak, die Feuer eröffnet hat, ohne sich vorschriftsmässig am Sperrfeuer zu beteiligen. Verluste: 1 Toter, 1 Schwer - 1
Leichtverletzter. Bootsaufbauten und Schiffskörper leicht beschädigt. Geschätzte Reparatur: 2 Wochen.
idem: 2.12.1941: 19.50 Uhr: HS-Fl Ostende meldet: Berichtigung zu Lagemeldung von 2.12 08.00 Uhr HS 91 nicht durch
2 cm Flak, sondern durch Gewehrschüsse beschädigt.


KTB Hafenkdt Zbg: 11.3.1942: 17.30 Uhr: HS 91 im Schlepp von HS 125 wegen Motorschaden eingeschleppt und
an der Mole festgemacht

t-geronimo

Hallo Antonius und herzlich willkommen!  :O/Y

Unten noch ein Auszug aus dem KTB Seekommandant Normandie, auch wenn da nichts neues mehr drin steht.


Magst du uns eventuell für unsere "Crewliste" die Daten deines Onkels zur Verfügung stellen?
--/>/> https://historisches-marinearchiv.de/projekte/crewlisten/ww2/eingabe.php
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Hubertus

Hi Antonius,

Antonius Hummel MtrGr. born 14.10.1919 in Zarevbrod is Garb in La Cambe Block 34. Grab 223.
(found Grabersuch-Online).
Will add in HMA Crewlist at next update.

Cheers Herb
There are no roses on a sailor's grave
No lilies on an ocean wave
The only tribute is the seagull's sweeps
And the teardrops that a sweetheart weeps


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Antonius

Erstmal herzlichen Dank an die Mitstreiter zum Thema.
Einiges ist mir aber noch nicht klar geworden.

@ Peter K., maurice voss
Die Petrus-Paulus wurde wohl 1936 in Ostende gebaut, 25 BRT, 12,8 x 4,8 x 2,1 m, 60 PS. Die erste Kennung war H 72. Ab 1941 als HS 91 (am 9.11.1940 aber bereits im KTB Hafenschutzfl. Kanalküste: Gruppe Nieuport erwähnt) und ab 1.8.1942 als FC 52 fahrend. Am 6.6.1944 von den Deutschen vor Ouistreham versenkt. Was könnte aber " Anglo-Belge 59,3 HP...Borrey" bedeuten? Der ehemalige Besitzer hat in einer belgischen Zeitung vom 22.12.1945 eine Suchanzeige nach dem Boot aufgegeben. Habe ich mal mit Google übersetzt: "Wer kennt Neuigkeiten über die H.72 «Petrus-Paulus» von Reeder Vantorre Paulus aus Heist. Das Schiff wurde von den Besatzern als Patrouillenschiff eingesetzt. Eigenschaften: Erbaut 1936 für einen 59 P.K. Motor, Länge an Deck 15 m, Kiellänge 12,80, Bruttotonne: 25,22 Breite 4,75 Tiefgang 2,60 m."

Könnte die Jacques Antoine ehemals ein französisches oder belgisches Boot (Mfk deute ich als Motor- oder Marinefischkutter) gewesen sein? Der Name deutet darauf.

@  maurice voss
Mein Onkel war vom vom 9.1.1942 bis 3.7.1942 zur H.S.Fl. Ostende kommandiert. Er könnte bereits auf HS 91 das Gefecht am 29.3.1942 mitgemacht haben. Ab 4.7.1942 war er dann (mit HS 91 dann FC 52) bei der H.S.Fl. Cherbourg Gruppe Port-en-Bessin.

@ t-geronimo, Hubertus
Die Daten für die "Crewliste":
Mein Onkel Matr. Gefr. Antonius Hummel, *14.10.1919 in Zarevbrod Krs. Schummen / Bulgarien, + 23.10.1942 Kriegslazarett Caen, Diensteintritt am 01.10.1941
Beim Angriff am 22.10.1942 auf Boot 52 wurde ebenfalls verwundet, Sign. Gefr. Emil Geiger, * 01.02.1923 in München sowie auf Boot 57, Strm. Mt. Kurt Klein, *10.01.1920 in Neuhofen Krs. Ludwigshofen (Pfalz).

Beste Grüße
Matthias

maurice voss

Hallo Matthias,


Borrey ist der Name des Erbauers (in Ostende). ABC (Anglo-Belge) ist der Markenname der Motoren (wahrscheinlich in Gent gebaut). 59,3 PK ist die Stärke dieser Motoren. 
Die JACQUES-ANTOINE war kein ex-belgisches Schiff. Wahrscheinlich ein Ex-Franzose.Ich werde sehen, ob ich etwas über sie herausfinden kann.
Sehr interessanter Auszug über die Suche nach dem Schiff nach dem Krieg!
Leider habe ich kein Bild von diesem Boot.
Mit freundlichen Grüßen


Maurice


Antonius

Hallo Maurice,

die JACQUES-ANTOINE war wohl tatsächlich ein Ex-Franzose und ging am 27.06.1944 (?) vor Cherbourg (?) als FC 57 verloren.

Deine Hinweise waren für mich Anlass noch weiter zu recherchieren. Im "HET NIEUW VISSCHERIJBLAD" (DAS NEUE FISCHEREIBLATT) vom 14.06.1946
--/>/> --/>/>https://core.ac.uk/download/pdf/45436663.pdf
ist auf Seite 3 ein Verzeichnis "Belgische Fischereifahrzeuge welche durch die deutsche Armee beansprucht und am 
1. März 1946 vermisst wurden" zu finden.
Für etliche Boote im Verzeichnis konnte in späteren Jahren der Verbleib geklärt werden.
So wurde die H.3 "Verdun" nach Aussage des Sohnes vom Eigner 1942 auf dem Weg nach Antwerpen auf der Schelde bombardiert und ging verloren. Die H.55 "Henri-Yvonne" soll an der Operation Dynamo teilgenommen und 100 Leute transportiert haben. H.44 "Annie" wurde 1939 mit Eignerwechsel umbenannt, vorher die "Louis Raymonde".

Beste Grüße
Matthias

maurice voss

Hallo Matthias,

Vielen Dank für die Hinweisen bezüglich der belgischen Fischereifahrzeuge.

Was die JACQUES-ANTOINE betrifft, so erscheint sie nicht in der Liste der von den Deutschen beschlagnahmten französischen Schiffe.

http://patrimoineautomobile.com/wp-content/uploads/2015/09/R%C3%A9pertoire-des-biens-spoli%C3%A9s-en-durant-la-guerre-1939-1945.pdf

Es bleibt also ein Rätsel!

mit freundlichen Grüßen

Maurice

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