Rund um die MS Coburg - WBS 2

Begonnen von Nordmeer, 11 September 2020, 08:54:03

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halina

#15
Hallo Viktoria ,

Entsprechend den nun vorliegenden Informationen könnte der Dienstverlauf Deines Vaters  aus
meiner Sichtweite so ausgesehen haben :
Nach einer verkürzten Grundausbildung in Stralsund Abkommandierung als 17 Jähriger auf die
"COBURG" im Januar/ Februar 1941 , danach Einsatzfahrten entsprechend den Fotos im Eismeer
mit Anlaufen der genannten  norwegischen Häfen bis Ende 1942 .
Es war üblich , dass bei längeren Hafenliegezeiten auch ein Personalwechsel stattfand , entweder
wurde er zu diesem Zeitpunkt zur U-Bootwaffe abkommandiert oder er hat sich freiwillig dazu
gemeldet , denn bevor er  1943 auf das Frontboot U 561 in Pola an Bord ging , musste
doch eine 3-4 monatige U-Bootausbildung vorangegangen sein , die nach meiner Meinung in
den Schulungsstützpunkten in Kiel , Danzig oder Stettin absolviert sein könnte .
Übrigens hat Dein Vater die U-Bootzeit glücklich überstanden , denn U 561 wurde am 12.7. 43
durch das britische MTB 81 in der Strasse von Messina versenkt und auch sein 2. Boot U 81 wurde bei einem Bomberangriff auf Pola am 9.1. 1944 schwer getroffen und kenterte .
Vielleicht findest Du ja noch in Deinen Unterlagen etwas über die U-Boot-Ausbildung und was
danach geschah ab Januar 1944 , zu dem Zeitpunkt war er wohl schon Matrosen-Hauptgefreiter .

                                                                                                  Grüsse  halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

Nordmeer

#16
Hallo!

@violoncello

Vielen Dank für die weiteren Infos zur Coburg....
Zitat von: Violoncello am 13 September 2020, 11:35:09
Es scheint mir aber der Mühe wert, zu untersuchen, ob der Zeitpunkt der Havarie und der Kommandantenwechsel in Verbindung stehen.

Ja, unbedingt! Wenn ich nur wüßte, wie... Ich werde mir auf jeden Fall die von Dir genannten Schriften besorgen. Schön wären Besatzungslisten, nur woher nehmen...

@halina

Danke! Eigentlich wollte ich ja zur Reihenfolge der Ausbildungen ein neues Thema aufmachen, aber da Du sie hier ansprichst, laß' uns erst einmal unter diesem Dach bleiben. Doch zunächst zu Deiner Rekonstruktion:
Zitat von: halina am 13 September 2020, 15:33:51

Nach einer verkürzten Grundausbildung in Stralsund Abkommandierung als 17 Jähriger auf die
"COBURG" im Januar/ Februar 1941 , danach Einsatzfahrten entsprechend den Fotos im Eismeer
mit Anlaufen der genannten  norwegischen Häfen bis Ende 1942 .

Wie kommst Du auf Ende 1942? Wegen der weiter oben genannten Eisverstärkung? Weißt Du, wann diese gemacht wurde?

Zitat....denn bevor er  1943 auf das Frontboot U 561 in Pola an Bord ging , musste
doch eine 3-4 monatige U-Bootausbildung vorangegangen sein...

Ich bin bis jetzt immer davon ausgegangen, daß er früher zur U-Boot-Waffe gekommen ist. Ich glaube, mit der Stationierung in Pola war etwas anderes gemeint. Er hat dort auch andere Aufgaben gehabt. Z.B. flog er mit italienischen Aufklärungsflugzeugen mit, auch hat er mit seinen 9 Mann den Stützpunkt an der Brücke bewacht, und er hat Punta Christo mit seiner kleinen Gruppe eingenommen (was nicht sehr schwierig war, wie er erzählte; es existiert auch ein Photo)

Nun die Preisfrage (an alle Berufenen)  :wink::
Bringe die folgenden Stationen in eine sinnvolle Reihenfolge:

- Spezialausbildung 2-cm-Zwilling- und Vierlinggeschütz (Dänisch-Nienhof)
War die Ausbildung für Schiffe wie die Coburg (dann wäre sie eher früh gewesen), oder für U-Boote, oder für beides? (Es existieren Photos vom Geschützreinigen und Geschützexerzieren auf der Coburg, also gab es auch dort leichte Bewaffnung. Aber das wußtet Ihr selbstverständlich.)

- Ausbildung zum Geschützführer für U-Boote 8,8 cm Flak (Swinemünde und Sassnitz)
Hierzu eine vorhandene Datumsangabe: Postkarte nach Hause vom 01.01.1943 mit Absender S.A.S. Sassnitz, 2. Abteilung, 6. Kompanie, Gruppe I, "...nur noch bis zum 07.01. hier, dann geht es weiter..."; (die 2. Abteilung war die Lehrgruppe Schiessausbildung der Schiffsartillerieschule Sassnitz)

- Unteroffiziersschule MLA Glücksburg
Meiner Recherche nach müßte dies in der Kaserne in Glücksburg-Meierwik gewesen sein, wo später das Flottenkommando untergebracht war.
Wikipedia: "...Die Kaserne in Meierwik wurde 1939 fertiggestellt und diente zunächst nur der Ausbildung für Unteroffizieranwärter der Marine...."
(Nach dieser Traueranzeige der Ubootkameradschaft München 1926 dauerte der Lehrgang im Fall dieses Marinesoldaten im Jahr 1941 drei Monate.)
Ein Photo der Kaserne hänge ich an, bitte falls möglich bestätigen, daß es sich um die genannte Kaserne Flensburg-Meierwik handelt.

- generelle U-Boot-Ausbildung
muß wohl stattgefunden haben, darüber ist mir jedoch leider nichts bekannt;

- U-Boot-Kriegsabzeichen

- Einsatz auf Coburg

- Einsätze auf den U-Booten
U-561 unter Kapitänleutnant Heinz Schomburg, evtl. schon unter Kapitänleutnant Robert Bartels (ein Photo vom Stapellauf wurde von meinem Vater mit "Stapellauf Kapitänleutnant Bartels" beschriftet; da dieser am 23.01.1941 stattfand, ist es eher unwahrscheinlich, daß er dort schon selbst dabei war; vielleicht kursierte das Bild auf der U-561, weil es immerhin ihr Stapellauf war?) und auf U-81;
Zu U-Boot-Einsätzen im Nordatlantik: Laut Aussagen meines Vaters lag sein U-Boot einmal unbemerkt nicht ganz ungefährlich in oder vor einem englischen Hafen, und einmal in ähnlicher Situation vor der amerikanischen Küste. Nun waren aber, falls ich das richtig sehe, "seine" beiden U-Boote nur 1941 im Atlantik unterwegs, (U-81 bis Oktober 1941, U-561 bis  November 1941), später nur noch im Mittelmeerraum, wo er dann auch unterwegs war (Salamis, La Spezia, etc.)

Dienstgrade:
Matrosenobergefreiter: wurde er irgendwann zwischen dem 01.01.1943 (lt. Postkarte von SAS Sassnitz noch Matrosengefreiter) und dem August 1943 (Photo: Ärmelaufnäher Uniform entspricht Matrosenobergefreitem)
Bootsmannsmaat: vermutlich seit der Unteroffiziersausbildung MLA Glücksburg

Wieder einmal herzlichen Dank an Euch beide für die Mühe, mir beim Ordnen zu helfen!

Viele Grüße,

Viktoria

Teddy Suhren

Hai

Mir ist seit längerem etwas Schleierhaft:
Das Foto mit der Schlagseite ist in Norwegen gemacht worden. Die sichtbare Landschaft passt ziemlich genau zu irgendeinem Abschnitt der Binnenwege entlang der norwegischen Küste.
Mir will aber nicht in den Kopf das man das Schiff mit dieser Schlagseite und diesem Schaden nach Amsterdam schickt - über die komplette Nordsee?
Selbst wenn man "mit knapper Not" und "Befehl ist Befehl" mit einrechnet bleiben da für mich Fragezeichen.

Könnte nicht doch irgendwo in Norwegen gedockt und ein paar Urlaubstage in Amsterdam verbracht worden sein?
Gruß
Jörg

WoWs Nick: Teddy191

Nordmeer

Auch hai!

Zitat von: Teddy Suhren am 14 September 2020, 17:21:59
Könnte nicht doch irgendwo in Norwegen gedockt und ein paar Urlaubstage in Amsterdam verbracht worden sein?

Das halte ich für ausgeschlossen. Zum einen hat er den Vorfall mehr als einmal erwähnt und war da immer sehr klar. Zum anderen sind da die Beschriftungen zum Bild im Dock.
Die alte originale Handschrift auf der Rückseite des Photos:
"Unser Schiff im Drogdok (niederländisch! für Trockendock). Das Riff hat den ganzen Steven aufgerissen"
Unter dem Bild im Album:
Im Dok (wieder niederländisch) in Amsterdam - auf ein Riff gelaufen - MS Coburg

Falls das Bild mit Schräglage tatsächlich vor der norwegischen Küste aufgenommen wurde, wie Du zu erkennen glaubst, wird es wohl Gründe gegeben haben, nach Amsterdam zu fahren. Vielleicht war es aber auch irgendwo näher an Amsterdam, ich habe leider keine Kenntnis darüber, wo das bewußte Riff im Wege war.

Grüße,
Viktoria

Violoncello

Hallo Viktoria,
die Geschützausbildung passt zumindest nicht zu der Bewaffnung der "Coburg": Sie war nach Gröner Band 5 (a.a.O.)mit zwei Flakgeschützen des Kalibers 3,7 cm ausgerüstet.
Viele Grüße
Violoncello

bettika61

Hallo Viktoria,
ZitatSpezialausbildung 2-cm-Zwilling- und Vierlinggeschütz (Dänisch-Nienhof)
Infos zur Flak-Lehranlage Dänisch-Nienhof
https://www.bunker-kiel.com/luftverteidigung-kiel/flak-lehranlage/

ZitatUnteroffiziersschule MLA Glücksburg. .....
Ein Photo der Kaserne hänge ich an, bitte falls möglich bestätigen, daß es sich um die genannte Kaserne Flensburg-Meierwik handelt.
Kann ich bestätigen https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,25093.msg283664.html#msg283664
auf der AK der markante Uhrenturm
Grüße
Beate

,,Wer sich nicht an die Vergangenheit erinnern kann, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen." George Santayana

Nordmeer

#21
Hallo Beate,

vielen Dank für die Bestätigung der Kaserne Glücksburg-Meierwik. Damit steht auch fest, daß die Unteroffiziersschule "Marinelehranstalt (MLA) Glücksburg" dort beheimatet war. Darüber findet man sonst nämlich nicht viel. Ganz besonders freue ich mich auch über die Info zu Dänisch-Ninhof mit der Bilderserie, die einen tollen Blick vermittelt von dem, was dort einst war.

Grüße,
Viktoria

halina

#22
Hallo Viktoria ,

Mit der Einstellung Deines letzten Postings hat sich nun eine neue Sachlage ergeben , hier ist zu
lesen , dass Dein Vater auf U 561 bei dem Langzeiteinsatz vom 25.5. 1941-1.8. 41 schon an Bord
gewesen sein müsste , wenn er hier von einer Operation vor der US-Küste spricht .
Somit ist anzunehmen , dass seine Bordzeit auf der "COBURG" nur von kurzer Dauer war und
wohl schon im April 1941 beendet wurde .
Es ist daher wohl unzweckmässig über weitere Einsätze auf der "Coburg"  zu recherchieren .

Edit : Am besten wird sein , das Ergebnis der Suchaktion bem PA-Bundesarchiv abzuwarten .

       

                                                                                                       Grüsse  halina
" Man muss nicht unbedingt das Licht des Anderen ausblasen , um das eigene Licht leuchten
zu lassen"
                      Phil Borman

t-geronimo

Die Redewendung "vor der US-Küste" auf die besagte Feindfahrt von U 561 anzuwenden halte ich für sehr gewagt:
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Haben vor "Paukenschlag" überhaupt U-Boote "vor der US-Küste" operiert?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Sprotte

Nach meinem Wissensstand hat der " Gröfaz" befohlen, allen etwaigen Problemen mit US-amerikanischen Schiffen aus dem Wege zu gehen.
Aber auch dabei gab es einige Missverständnisse.
Auch im Orchester des Lebens dringt das Blech am meisten durch.

Nordmeer

Zitat von: t-geronimo am 15 September 2020, 19:10:25
Die Redewendung "vor der US-Küste" auf die besagte Feindfahrt von U 561 anzuwenden halte ich für sehr gewagt

Das wirft in der Tat Fragen auf. Wenn sich die Experten nicht einig sind, kann der Laie nur schweigen...

Halinas Schlußfolgerung ist sehr attraktiv, würde sie doch recht genau den Wechsel zur U-Boot-Waffe festlegen und auch sonst gut ins Bild passen. Nun kommt es natürlich darauf an, wie nahe "vor der US-Küste" war. Dazu kann ich nur sagen, daß meine Erinnerungen hier nicht aus den Gesprächen der letzten Jahre stammen, sondern sehr alt sind. Die Erwähnung des englischen Hafens ist eine tiefsitzende Erinnerung, einfach weil es um eine so eindrückliche Situation ging. Einer Erwähnung der "amerikanischen Küste" bin ich mir auch sehr sicher. Wie nah man dieser kam oder nicht kam, kann ich aber nicht sagen.

Es könnte also trotzdem passen, muß es aber nicht... Zusätzlich waren die beiden Boote U 81 und U 561 zwar die, auf denen er hauptsächlich fuhr, allerdings müssen es nicht die einzigen gewesen sein. Er wurde auch als "Springer" eingesetzt, das hatte sich meines Wissens aber eher auf die spätere Zeit in Pola und im Mittelmeer bezogen.

Also heißt es wohl abwarten, ob das Bundesarchiv etwas hergibt. Wie ich höre, kann die Antwort jedoch sehr lange dauern, Monate bis über ein Jahr, und das Ergebnis kann ausführlich oder sehr mager ausfallen, je nachdem, welche Akten überlebt haben.

Wie auch immer, nochmals meinen herzlichen Dank für die unschätzbare Hilfe!

Grüße,

Viktoria

t-geronimo

Hast du schon mal im U-Boot-Archiv Cuxhaven angefragt, ob die diesbezüglich Informationen haben?
Gruß, Thorsten

"There is every possibility that things are going to change completely."
(Captain Tennant, HMS Repulse, 09.12.1941)

Forum MarineArchiv / Historisches MarineArchiv

Nordmeer

Ja, das habe ich, zunächst nach Besatzungslisten von U 81 und U 561. Dazu gibt es einige Seiten, die ich bekommen werde, aber wohl nichts Vollständiges. Vielleicht wird sich daraus trotzdem irgendein Hinweis ergeben, den ich Euch dann natürlich nicht vorenthalten würde.

Viele Grüße,
Viktoria

Violoncello

Hallo zusammen,

es ist noch die Frage offen geblieben, wann und wo die "Coburg" so havarierte, dass sie in Amsterdam eingedockt werden musste:

Die "Coburg" ist am 2. Juli 1941 an der Südküste der Insel Veddersholmen (zur groben Einodrnung: knapp 100 km nörlcih von Trondheim) aduf Grund gelaufen und hatte danach eine Schlagseite von 30°.

Viele Grüße

Violoncello

Nordmeer

Hallo Violoncello,

großartig, daß Du der Frage weiter nachgegangen bist! Würdest Du mir eventuell die Quelle für diese hilfreiche Information nennen?

Einen ergänzenden Gedanken zur Coburg möchte ich noch beisteuern:

Zitat von: Violoncello am 12 September 2020, 17:46:371942 Eisverstärkung auf der Norderwerft in Hamburg.

Der folgende Eintrag aus dem Büchlein von Rudek könnte sich auf die von Dir im Zitat erwähnte Eisverstärkung in 1942 beziehen. Vielleicht war das ja die Probefahrt nach der Verstärkung.

"20.07.1942: wird von einer erfolgreich verlaufenen Probefahrt der COBURG aus Hamburg berichtet"

Grüße,

Viktoria

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