Jürgen Oesten - 10. Todestag.

Begonnen von Rheinmetall, 06 August 2020, 20:39:45

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Rheinmetall

Guten Abend in die Runde.

Gestern vor 10 Jahren verstarb 96-jährig Korvettenkapitän a.D. Jürgen Oesten.
Leider komme ich jetzt erst dazu, diesem ganz besonderen U-Boot Kommandanten diesen Beitrag hier zu widmen.

Für mich war er einer der fähigsten Kommandanten, welche die Deutsche U-Boot Waffe hervor gebracht hat.
Nicht wegen den Versenkungen oder dem Ritterkreuz, welches er wie auch sein LI Panknin trug, sondern wegen seiner Fähigkeit als Seemann !
So überlebte er als einer der sehr wenigen "Monsunern" die Ausreise, den Einsatz vor Ort und den Rückmarsch.
Auf dem Rückmarsch versagte in der Höhe von Kapstadt der Kreiselkompass, sodass mit primitivsten Mitteln navigiert werden musste.
In Höhe von Island kollidierte U 861 mit Treibeis, sodass der Bug hierbei leicht beschädigt wurde.
Als Oesten's Boot in Trondheim festmachte, waren von den 441 Kubikmetern Brennstoff lediglich noch zwei Kubikmeter vorhanden !
Wieder eine Meisterleistung die seines gleichen sucht.

Nach der Kapitulation brachte er sein Boot im Gegenzug des Versprechens der Briten, so nicht in Gefangenschaft zu geraten,  U 861 an den Sammelpunkt für die Operation "Deadlight".
Die Briten brachen ihr Wort und Oesten und seine Männer gerieten dennoch in Gefangenschaft.

Ich hatte die große Ehre, mit diesem großartigen Mann in Verbindung treten zu können.
Der ursprüngliche Text, so wie ich ihn bei Wikipedia nieder geschrieben habe, hat seine Quelle in einem Telefonat, welches ich mit ihm einige Zeit vor seinem Tod führen durfte.
Hierbei war er noch absolut klar im Kopf und machte genaueste Angaben mir gegenüber, wie ich es von anderen Zeitzeugen eigentlich nicht mehr gewohnt war.
Bei Wikipedia Stoß mein Beitrag dann auf Widerstand, da Jürgen Oesten nach Meinung anderer keine Persönlichkeit sei, der dies zustehen würde.

Ich bleibe jedoch bei meiner Meinung - "ab Kapstadt ohne Kreiselkompass" bleibt eine einmalige, seemännische Meisterleistung.  :MG:

Matze

Ab Kapstadt ohne Kreiselkompass - Jürgen Oesten, U 861

Franz375

Hallo Matze,
ich will ja die Leistung Oestens - "ab Kapstadt ohne Kreiselkompass" - nicht schmälern, aber so selten oder ungewöhnlich war das eigentlich nicht! Immerhin dürfte ja wohl auch noch ein funktionsfähiger (sprich: kompensierter) Magnetkompass a/B gewesen sein. Mir selbst ist es mal auf einer Reise mit einem Motor-Frachter von Rotterdam nach Dakar passiert, daß noch in der Nordsee nacheinander Kreiselkompass und Radar ausfielen. Ferner stellte es sich noch sehr schnell heraus, daß die benötigten Seekarten für West-Afrika völlig falsch geliefert, d.h., nicht vorhanden waren. Dennoch sind wir heil und sicher in Dakar angekommen, weil ich nämlich im Navigationsunterricht an der Seefahrtschule nicht gepennt habe: Meine Navigation bis zum Ziel habe ich locker mit Magnetkompass, Funkpeiler und Sextant/Chronometer hinbekommen, obwohl unsere vorhandenen Seekarten nur bis Ushant (= Kanal-Ausgang) reichten, und ich zuvor auch noch nie in Dakar war. GPS oder AIS gab es damals noch nicht. Deshalb musste ich auf einer Nordatlantik-Überseglerkarte navigieren, auf der Dakar nur als kleines Pünktchen verzeichnet war. Hat aber dennoch geklappt, weil ich mitten in der Nacht einfach einem anderen Frachter um die vorgelagerte Halbinsel vor Dakar herum hinterher fuhr, da ich über UKW mitbekommen hatte, wie der sich beim Lotsen anmeldete. Habe ihn dann auf die letzten paar Meilen und im Anblick der nächtlichen Dakar-Skyline einfach überholt und war somit als erster beim Lotsen. Der kam auch an Bord und lotste uns rein. Daß er dabei buchstäblich "auf dem falschen Dampfer" war, bemerkte er erst hinterher beim Papiere ausfüllen für die Lots-Rechnung. Der andere Frachter hingegen musste bis zum nächsten Morgen vor Anker warten, bis wieder ein Lotse zu ihm rauskam. Bemerkenswerterweise gab es auch keine Beschwerde über meine Frechheit, vielleicht meinte man, das sei halt Afrika. Gruß von Franz :O/Y

Andreas A

Hallo Franz !

Tolle Geschichte.  top

Gruß

Andreas

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