Waren Sie Rot,oder waren Sie es nicht?

Begonnen von D184, 07 Januar 2016, 15:26:17

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juergenwaldmann

Das ist endlich einmal ein Foto , das uns zeigt ,
dass der hintere Schornstein zur Kennung lackiert wird !
Gruss  Jürgen

M Mg.

#16
Wie das eingestellte Foto (ich hatte es seitenverkehrt und weniger scharf in Erinnerung und musste es erst suchen.Daher die Diskrepanz zu meinem Post weiter oben) eindeutig erkennen lässt, wird der achtere Schornstein gerade wieder auf hellgrau rückgestrichen. 
Also nach einem Einsatz.
Bei welcher Unternehmung, ob Doggerbank oder Küstenbeschießung ist nicht ersichtlich. Während der Skagerrakschlacht war lt Aussage des 1.AO des Derfflinger keine Kamera an Bord.

Fasst man alles zusammen :

1. dann war das Markieren des achteren Schornsteins bei Flottenunternehmungen gebräuchlich
2. gab es im Vorfeld der Skagerrakschlacht einen Befehl des Flottenchefs genau das zu tun
3. ist es nahezu sicher, dass er gerade bei der Unternehmung mit den meisten beteiligten Einheiten, also der höchsten Dringlichkeit für eine
    Freund/Feind Kennung, auch ausgeführt wurde
4. war die Disziplin der Kaiserlichen Marine im Jahr 1916 noch sehr hoch. Ein Vorgang wie das zweifache Umstreichen, der bereits mehrfach zuvor
   durchgeführt wurde, ist meiner Überzeugung nach auch nach der Schlacht praktiziert worden. Die Zeit und die Männer dafür waren vorhanden.
5. zeigt die Aufnahme der tief unterschneidenden Seydlitz einen deutlich dunkleren hinteren Schornstein

Auch wenn die Fotos der drei Schiffe in Wilhelmshafen keine frisch gepönten Schornsteine erkennen lassen (hier wäre interessant, wie schnell auf einem kohlegefeuerten Schiff in Fahrt frische feuchte Farbe wieder verschmutzt), bin ich überzeugt, dass in der Skagerrakschlacht die deutschen Schiffe mit einem rot gepönten achteren Schlot unterwegs waren

Gruß Michael

Schaarhörn

Besten Dank für die plausiblen Ausführungen, Michael!  :MG:

SCHAARHÖRN

juergenwaldmann


M Mg.

Danke für den Link Jürgen. Für die Unterlagen interessierten sich die Sowjets ja sogar noch 1945.
Für mich immer wieder unglaublich, dass das Schiff mit diesen Beschädigungen eingebracht werden konnte!
Und ebenso erstaunlich, dass die Reparaturen nur 3 1/2 Monate dauerten!
Wenn man das so mit den Arbeiten am BER vergleicht....

Leipzig

Und auch hier deutlich zu erkennen: In der Schleuse war der achtere Schornstein normal hellgrau, viel heller als auf den Fotos auf See. M. E. belegen gerade auch diese Fotos, dass man sehr wohl die rote Farbe bei Annäherung an Land wieder übergestrichen hat.

Leipzig

juergenwaldmann

Auch wenn es wahrscheinlich so gewesen ist , am Modell würde ich es nicht so darstellen :



Dann müssen auch die Beiboote , Reling u.v.a. mehr geändert werden .
Gruss  Jürgen

Urs Heßling

moin,

Zitat von: juergenwaldmann am 01 April 2016, 11:23:32
Auch wenn es wahrscheinlich so gewesen ist , am Modell würde ich es nicht so darstellen :



Dann müssen auch die Beiboote , Reling u.v.a. mehr geändert werden .
Gerade wenn ich das Schiff in der Mitte sehe :
Warum sollte ein ambitionierter Modellbauer nicht einmal die Seydlitz bauen, wie sie am Morgen des 1.6.1916 aussah (Fotos gibt es), mit Schäden, pulververqualmt und rotem Schornstein ...

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

joern

Hallo ,
in einem Album fand ich ein Foto ,das im weitesten Sinn noch zum Thema passt. Der achtere Schornstein vermutlich von S.M.S. Seydlitz vor der Doggerbankschlacht wird gelb gestrichen. S.M.S. Seydlitz und Doggerbank schließe ich aus den anderen Fotos des Albums.
Grüße Joern


SchlPr11

Hallo Jörn,
wiederum schöne Bilder aus Deinen Schatz(see)kisten!
Unterschiedliche Scheinwerferzahl = zwei unterschiedliche Ereignisse.
Bei Rückkehr von der Doggerbank fehlt der Treffer augenscheinlich. Muß aus einem anderen Gefecht stammen und scheint auch von minderem Kaliber zu sein.
Vielleicht hast Du noch Indizien?
REINHARD

Urs Heßling

#25
moin,

Zitat von: SchlPr11 am 04 Mai 2016, 18:43:40
Muß aus einem anderen Gefecht stammen und scheint auch von minderem Kaliber zu sein.
Das ist einer der 3 Treffer einer Küstenbatterie während der Beschießung von Hartlepool (16.12.14), siehe
https://books.google.de/books?id=34U7CQAAQBAJ&pg=PA158&lpg=PA158&dq=seydlitz+hit+hartlepool&source=bl&ots=97Qi1ra4gZ&sig=9DnJS68cFE3uFteXjVwCs5d3QGE&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiE5pS1-cDMAhXIbxQKHRbZC7wQ6AEIUTAH#v=onepage&q=seydlitz%20hit%20hartlepool&f=false

Auffällig bei dem Bild "Doggerbank2" ist die falsche Schreibweise von Namen: Häuser statt Heuser  und von Herzberg statt von Hertzberg.

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

joern

Hallo Urs,
die falsche Schreibweise von Namen liest man in diesen alten Alben öfter. Die Fotos stammen von einem Fähnrich, der zur Crew 13 gehörte. Er kannte die Namen sicherlich nur vom Hörensagen.
Grüße Joern


M Mg.

Zu diesem alten Thema ist mir gerade ein noch älterer sehr guter Beitrag in die Hände gefallen, der alle Zweifel ausräumen dürfte.
Es handelt sich um einen von "Schiff und Zeit 39" auf Seite 34 postum abgedruckten ausgezeichneten Artikel von Dr Rudolf Nagel.
Dort finden sich genaue Aufstellungen über insgesamt 13 Aktionen der kaiserlichen Flotte bei denen es ganz oder teilweise zur farblichen Kennzeichnung des achteren Schornsteins vom Linienschiff bis zum Torpedoboot kam.
Verwendet wurde demnach ein ins ocker gehendes gelb oder ein pastellfarbenes rot.
Die Massgabe lautete das Streichen erst außerhalb von Landsicht bzw bei Rückkehr davor durchzuführen.
So wurde ua beim Doggerbank Unternehmen und der Operation gegen Lowestoft gelb, während der  Skagerrakschlacht hingegen rot verwandt. Das Verfahren war so selbstverständlicher Teil des Ablaufs, dass sogar auch unter den Gegebenheiten des 01.06.1916 davon ausgegangene werden muss, dass es durchgeführt wurde. Dass auch also selbst auf den schwerbschädigten Schlachtkreuzern noch vor Landsicht die roten achteren Schornsteine wieder ihren grauen Ton zurück erhielten!

Dr Nagel beschreibt darüber hinaus, dass am 04.08.1916 Versuche mit drei Linienschiffen der Kaiser Klasse unternommen wurden, die Seitenwände der Türme Anton und Cäsar rot und gelb bzw schwarz und weiß zu streichen, bzw mit einem farbigen Streifen zu versehen. Es handelte sich dabei um S.M.S.König Albert, Prinzregent Luitpold und Kaiserin. Es blieb jedoch weiterhin bei der bereits zuvor verwandten Kennung der Schornsteine.

Hastei

Hallo,
jetzt würde mich mal interessieren wie die Briten das handhabten . Sie hatten doch die gleichen Probleme. ( nicht nur die Briten )

Es grüßt der Hastei

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