Treffer auf HMS Prince of Wales im Gefecht mit der Bismarck

Begonnen von DEAT, 16 April 2020, 14:03:45

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

DEAT

Hallo,

kurze Verständnisfrage. Im Buch Battleship Bismarck - A Design and Operational History von William H. Garzke et al ist auf Seite 257 ein Bild von der Schadensbegutachtung der HMS Prince of Wales zu sehen.

Ich zitiere:

ZitatThe 380-mm shell entry hole below the waterline of Prince of Wales. The armor-piercing shell entered the water about twenty-five meters from the ship. It traveled underwater nose first with little yaw and penetrated the starboard side at an oblique angle about thirty-one mm above the bilge keel, traveling from right to left. The shell lost its ballistic cap during its underwater trajectory prior to striking Prince of Wales about nine meters below the waterline just outboard of the starboard diesel generator room. If the shell had exploded, it could have resulted in serious consequences, as the magazines for turret Y were a few meters aft.

Sowohl im Buch, als auch auf der Webseite der HMS Hood Association gibt es eine Grafik zu den Treffern

http://www.hmshood.com/history/denmarkstrait/pofw_damage1.htm

Hätte dieser Treffer die HMS Prince of Wales versenkt, wenn die Granate detoniert wäre? Spielt es eine Rolle dass die Granate ihre "Ballistic Cap" verloren hat? Oder wäre eine Granate mit funktionierendem Zünder schon beim Auftreffen auf die Wasseroberfläche detoniert? Das wäre ja in gewisser Weise ein Catch-22 für die Bismarck gewesen ; )

Danke im Voraus

Sven L.

Hallo,

wie in dem von dir zitiertem Text steht:

Zitat... as the magazines for turret Y were a few meters aft ...

Es ist als wahrscheinlich anzusehen, dass Splitter ins Magazin eingedrungen wären. Das Risiko einer Magazin-Explosion ist somit gegeben und das wäre das ende der PoW gewesen.

Hier zu:
Zitat... during its underwater trajectory ...
ein Zitat aus Kriegsschiffbau von H. Evers (2te Aufl.), Seite 250

ZitatVersuche - u.a. in der deutschen und amerikanischen Marine - haben ergeben, daß jedes normal geformte Geschoß unabhängig von seiner Auftreffgeschwindigkeit wieder nach oben abgelenkt wird - "rikochettiert" -, wenn der Winkel zwischen Flugbahn und Wasserfläche kleiner als 12 bis 13 Grad ist. Bei größeren Auftreffwinkeln beschreibt das Geschoß unter unregelmäßiger Seitenabweichung etwa einen Weg, wie in Abb. 144 gezeigt. Die Geschoßbahn wird nach dem Eintritt ins Wasser zunächst etwas nach oben abgelenkt und verläuft je nach Auftreffenergie eine längere oder kürzere Strecke fast parallel zur Wasserfläche. Durch den hohen Wasserwiderstand vermindert sich die Geschwindigkeit sehr schnell; schließlich beschreibt das Geschoß unter der Wirkung der Schwerkraft einen scharf nach unten gekrümmten Fallbogen. Es ist anzunehmen, daß dieses allgemeine Verhalten für alle Kaliber zutrifft; dagegen hängt die Länge des Unterwasserweges wesentlich von der Geschoßenergie ab; bei schweren Geschossen dürfte der waagerechte Geschoßweg zu 30 bis 40 m und die Senkung des Geschosses an seinem Ende auf 2 bis 3 m zu veranschlagen sein. Bei zunehmenden Einfallwinkel ist bei allgemein gleicher Form der Unterwassergeschoßbahn eine Verkürzung des waagerechten Weges und eine entsprechend größere Senkung anzunehmen.

Da die Außenhaut im Bereich des Treffers nicht sonderlich stark ist, nehme ich an, dass der Zünder des Geschosses nicht angesprochen hat, aber die Geschwindigkeit des Geschosses noch so groß gewesen ist um die Außenhaut zu penetrieren.
Grüße vom Oberschlickrutscher
Sven


_________________________________
Solange man seinen Gegner nicht bezwungen hat, läuft man Gefahr, selbst bezwungen zu werden.
Clausewitz - Vom Kriege

Thor

Grüß Euch,

haben wir schon vor einiger Zeit diskutiert - der ganze Thread ist sehr lesenswert:
https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php/topic,11552.0.html

Gruß
David
"Wooden ships with iron men beat iron ships with wooden men" - Zusammenfassung der Seeschlacht von Lissa (1866)

DEAT

Hallo ihr Beiden und vielen Dank für eure Antworten! Wenn man der (sehr interessanten!) Diskussion folgt, scheint sich ufos anfängliche Meinung zu bestätigen:

ZitatEntweder haette die Granate korrekt gezuendet. Dann waere die weit ausserhalb des Prince im Wasser detoniert. Oder die Granate hat eben nicht korrekt gezuendet. Dann hatte die alle Zeit der Welt bis unter des Prince Panzerguertel zu kommen ... als Blindgaenger.

Aber beides zusammen kann man nicht haben. Die Granate kann nicht weit vor dem Prince ins Wasser gehen, ihren Zuender 'warten' lassen und dann zuenden, wenn sie endlich das Ziel erreicht.

und auch aus dem von t-geronimo zitierten  ADM 267/111:

ZitatAssuming the German fuze functions on water (and we believe it does) and that the length of delay is approximately equal to that of the British fuzes, a shell which is going to burst will have done so before it reaches the position attained in this instance.

Alternatively, if the German fuze does not function on water, then under conditions similar to this instance it is unlikely to function on any of the ship's structure it will encounter.

mhmm, man kann sich für die Besatzung der HMS Prince of Wales nur freuen. Eine Frage noch hinterher, da es auf der Webseite der HMS Hood Association ja ebenfalls Bilder von der Beschädigung der HMS Prince of Wales gibt...

http://www.hmshood.com/history/denmarkstrait/pofw_damage2.htm

...weiß jemand etwas genaueres zu dem Treffer durch die Prinz Eugen (Zitat) "The 8" shell eventually penetrated 5.25" gun P3's casemate but did not detonate." Ich habe dazu durch schnelles googlen nichts finden können (Deckspläne PoW z.B.). Laienfrage: Hätte dieser Treffer das Magazin der MA erreichen können, wenn er detoniert wäre?

Ein schönes Wochenende wünsch ich euch!

Matrose71

Salve,

kann man so bestimmt auf alle Fälle nicht schlussfolgern, die KM benutzte zwei Zündplatten und nicht all or nothig (eine) wie die US MArine und Royal Navy.
Insoweit kann der Zünder bei Wasserberührung auslösen, kann aber auch wie bei den Tosaversuchen sein.
Viele Grüße

Carsten

Impressum & Datenschutzerklärung