Deutsches Schifffahrtsmuseum: Pionierarbeit für die Ausstellung der Zukunft

Begonnen von jockel, 31 März 2020, 08:46:40

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jockel

Pionierarbeit für die Ausstellung der Zukunft

Viele Schiffsmodelle aus dem Bestand des Deutschen Schifffahrtsmuseums / Leibniz-Institut für Maritime Geschichte (DSM könnten bald im Internet zu sehen sein – zu jeder Zeit, kostenlos und in aller Welt. Dabei muss viel Pionierarbeit geleistet werden, denn das Feld ist bisher wenig erschlossen. Dennis Niewerth beschäftigt sich seit zehn Jahren mit der Digitalisierung von Museen und hat auch seine Doktorarbeit dazu veröffentlicht. Er sieht in dem Vorgang keine Gefahr, sondern eine Chance für Museen. >>> hier weiterlesen

Gruß
Klaus

Fuzzy

Ich sehe schon Gefahren für Museen.Angenommen :In einem Museum auf Hawaii steht ein Digitalisiertes Modell.Hinfahren um mir das Original anzuschauen würde/könnte ich nicht—zu teuer,aber per Internet anschauen ginge.Fazit:Kein Problem für das Museum.

Würde z.B. ein Modell im DSM stehen das digitalisiert ist würde ich ebenfalls nicht hinfahren,
es steht ja digitalisiert im Netz,ich kann es in aller Ruhe aus allen möglichen Blickrichtungen anschauen und sogar Screenshots machen.Ob das der Finanzlage eines Museums förderlich ist bezweifle ich.
Ich gehe sogar noch weiter.Warum überhaupt noch Modellbau?Es gibt doch heute schon Möglichkeiten Modelle virtuell durch 3D Zeichenprogramme und 3D Drucker zu konstruieren und zu bauen.

mahsuj

ich schreibe hier zwar selten, aber die Pressemitteilung hat mich so geärgert, da muss es mal sein. Wenn man sich anschaut, in welchem Zustand die originalen Schiffe sind, wie traurig die Übergangsgestaltung während des Umbaus ist, muss man befürchten, dass am Ende nur das digitale Museum sehenswert bleibt.

kalli

Das Digitalisieren von Museums-und Archivbeständen ist aus meiner Sicht, unabhängig von der Betrachtung eines einzelnen Museums oder eines Archives, eine notwendige und richtige Maßnahme.

Zum einen können Depotartefakte, die in vielen Museen fast 90% des Bestandes ausmachen und von denen nur ein kleiner Teil in zeitlich begrenzten Sonderausstellungen gezeigt werden, so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Bei Archiven ist die Sache noch dringlicher, da diese Materialien aus konservatorischen Gründen kaum eingesehen werden können.

Im Übrigen ersetzt das Betrachten eines digitalen Gegenstandes oder einer Gemäldefotografie niemals den Eindruck, den man beim Anschauen eines Originals in entsprechender räumlicher Atmosphäre gewinnt.

maxim

Zitat von: Fuzzy am 31 März 2020, 10:12:39
Würde z.B. ein Modell im DSM stehen das digitalisiert ist würde ich ebenfalls nicht hinfahren,
es steht ja digitalisiert im Netz,ich kann es in aller Ruhe aus allen möglichen Blickrichtungen anschauen und sogar Screenshots machen.Ob das der Finanzlage eines Museums förderlich ist bezweifle ich.

Sehe ich anders: wenn ich sehen kann, was es in einem Museum zu gibt, motiviert es mich zu besuchen. Wenn ich kaum etwas finde, was dort ausgestellt ist, ist es wahrscheinlich, dass ich mir nicht die Zeit nehme, es anzuschauen. Ein Museum mit einem schlechten Auftritt im Internet wird sehr viel eher übersehen und ignoriert.

Es ist immer etwas anderes, etwas selbst zu sehen (und zu fotografieren), als die Aufnahmen (inklusive einen Scan) von anderen anzuschauen.

Ich stimme außer Kalli in Bezug auf die Archivbestände zu. Viele Museen haben große Depots, wechselnde Ausstellungen - eine digitale Darstellung des Bestands wäre auch in der Hinsicht hilfreich. Wobei es dann optimal wäre, wenn jeweils angezeigt wird, ob und wo man dieses Modell im Museum gerade sehen kann.


Zitat von: Fuzzy am 31 März 2020, 10:12:39
Ich gehe sogar noch weiter.Warum überhaupt noch Modellbau?Es gibt doch heute schon Möglichkeiten Modelle virtuell durch 3D Zeichenprogramme und 3D Drucker zu konstruieren und zu bauen.

Meiner Meinung nach wirkt ein Modell nun mal deutlich anders. Es ist zwar sicher so, dass gute 3D-Zeichner sehr gute Modelle konstruieren können, aber es sind halt nur dreidimensionale Pläne und kein Modell. Drucken kann man heute nicht auf der Qualität von einem guten Modellbauer. Ich habe viele gedruckte Modelle und gedruckte Teile für meine Modelle verwendet. Die besten Möglichkeiten hat man immer noch, wenn man verschiedene Materialien kombiniert. 3D-gedruckte Teile sind für viele Details einfach viel zu dick, für andere Teile zu instabil. Das wird wahrscheinlich in Zukunft besser werden - aber selbst dann, wird man noch Arbeit in das Versäubern, Zusammenbau und insbesondere in die Bemalung stecken müssen. 3D-gedruckte Modelle sind ja nicht bemalt.

Hier ein paar gedruckte Modelle, alle Maßstab 1/700 (RV Petrel, Stalwart-Klasse, HMS Beagle) - man sieht, dass viele Details fehlen und man sieht auch, wie das Material aussieht:

Darius

Zitat von: kalli am 31 März 2020, 14:31:01
Das Digitalisieren von Museums-und Archivbeständen ist aus meiner Sicht, unabhängig von der Betrachtung eines einzelnen Museums oder eines Archives, eine notwendige und richtige Maßnahme.

Zum einen können Depotartefakte, die in vielen Museen fast 90% des Bestandes ausmachen und von denen nur ein kleiner Teil in zeitlich begrenzten Sonderausstellungen gezeigt werden, so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Bei Archiven ist die Sache noch dringlicher, da diese Materialien aus konservatorischen Gründen kaum eingesehen werden können.

Im Übrigen ersetzt das Betrachten eines digitalen Gegenstandes oder einer Gemäldefotografie niemals den Eindruck, den man beim Anschauen eines Originals in entsprechender räumlicher Atmosphäre gewinnt.

Kann ich nur bestätigen. Man sollte die Leser so lange bearbeiten, dass Sie es endlich hinbekommen, das Institut/Ausstellung in persona zu besuchen.


:MG:

Darius

Aquarius

Mir scheinen noch einige weitere Aspekte bei dieser Diskussion erwähnenswert. Wir bewahren Artefakte aus der Vergangenheit um an ihnen lernen und forschen zu können. Digitalisierung und freier Zugang zum Digitalisat für Jedermann erweitert die Möglichkeiten dazu enorm und ist daher zu fordern. Im Gegenzug müssen wir alle dann auch die Museen und Archive unterhalten. Diese Orte dürfen wir nicht  als zur Eigenfinanzierung durch Besucher aufgeforderte Einrichtungen verstehen sondern müssen deren Finanzierung als Gemeinschaftsaufgabe sehen. Auch dafür sollten wir einen Teil unserer Steuerabgaben bereitstellen. Dafür müssen wir unsere Stimmen erheben.
Die direkte Auseinandersetzung mit einem orginalem Artefakt und dem Ambiente seiner Präsentation kann das Digitalisat nicht ersetzten. Ein erstelltes Digitalisat ist aber wegen seiner einfachen Vervielfachungsmöglichkeit die kostengünstigste Versicherung gegen einem Totalverlust. Brand, Krieg, Schädlinge, Naturkatastrophen und menschliche Beschränktheit bedrohen Museen und Archive ständig. Weit gestreute digitale Kopien sind also auch ein Mittel des Bestandsschutzes.

Aquarius

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