Wrack: Dampfer INSTER

Begonnen von longwood, 17 März 2020, 17:54:58

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longwood

Hallo,

wie in meinem Beitrag #54 vom 05. März 2020 ,,angedroht", beginne ich in loser Folge mit den Zeitungsberichten von Wrackbergungen überwiegend (aber nicht nur)in der Kieler Bucht – zur Kieler Bucht gehören die Eckernförder Bucht, die Kieler Förde und die Hohwachter Bucht -  und zwar mit dem Schiff

INSTER

Bericht in der Tageszeitung ,,Eckernförder Zeitung" vom 06. Juni 1952

Folgenschweres Explosionsunglück bei Kiel

Drei blühende Menschenleben vernichtet, darunter zwei Eckernföder

Ein folgenschweres Explosionsunglück ereignete sich am Mittwoch gegen 14.15 Uhr in der Kieler Bucht. Die Besatzung des Feuerschiffes ,,Kiel" beobachtete zu diesem Zeitpunkt drei Seemeilen nordöstlich dieses ihres Standortes einen plötzlich hochschießenden Rauchpilz.

Hier arbeitet seit einigen Tagen die Bergungsschute der Firma Schubert & Co am Wrack der ,,INSTER". Die sofort alarmierte Wasserschutzpolizei Kiel lief zur Unfallstelle aus. Das Unglück entstand durch die Explosion eines Torpedokopfes. Von der fünfköpfigen Besatzung der in Eckernförde durch eine längere Tätigkeit sehr bekannten Bergungsschute wurden drei sofort getötet, darunter zwei Eckernförder.

Der im Domstagslager  wohnhaft 30jährige Günter Haiduga hinterlässt Frau und Tochter, der in der Kieler Landstraße wohnende Hans Plath ebenfalls Frau und Tochter.

Die Bergungsschute wurde von der Wasserschutzpolizei in den Kieler Innenhafen geschleppt., die Untersuchung über die Ursachen des Unfalls läuft noch.

Diese Meldung wird in Eckernförde tiefes  Mitgefühl und Trauer auslösen, die Anteilnahme gilt den Angehörigen der so plötzlich aus dem Leben geschiedenen Männer, deren berufliche Tätigkeit ein so grausames Ende fand.

Bericht in der  Tageszeitung ,,Kieler Nachrichten" vom 06. Juni 1952

Explosionsunglück bei Feuerschiff Kiel – Drei Tote

Gestern Nachmittag beobachtete die Besatzung des Feuerschiffes ,,Kiel" drei Meilen nordöstlich ihres Standortes einen plötzlich hochschießenden Rauchpilz. Seit Wochen wird an der Stelle von einer Kieler Bergungsfirma für die englische Besatzungsmacht das Wrack des Schiffes ,,Inster" geborgen. Wie sich später herausstellte, hatte sich auf dem Bergungsprahm ,,Skorpion" eine Explosion ereignet. Bei dem Unglück kamen drei Bergungsarbeiter ums Leben. Zwei Leichen konnten geborgen werden, ein toter wird noch vermißt.

Bei den tödlich Verunglückten handelt es sich um den Taucher Gerhard Hinz, Kiel-Holtenau, Grimmstraße, den 31 Jahre alten Bordbrenner Günter Haiduga aus Eckernförde und den 46 Jahren alten Barkassenführer Hans Plath, ebenfalls aus Eckernförde.

Sofort nach Bekanntwerden des Explosionsunglückes , die von dem Bergungsleichter ,,Magnet" über Kiel-Radio gemeldet worden war, lief ein Boot der Wasserschutzpolizei zur Unglücksstelle aus.  Die Ursache der Explosion konnte noch nicht geklärt werden. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Torpedokopf, der sich während der Bergungsarbeiten entzündete.

Der Unglücksprahm wurde auf Anordnung der Wasserschutzpolizei in den Kieler Hafen geschleppt. Am Bug des Prahms oberhalb der Wasserlinie wurde die Schiffswand aufgerissen.

Soweit die Berichte in den beiden Tageszeitungen...   ...falls ich noch mehr zur ,,INSTER" erfahre, berichte ich selbstverständlich.

Es wäre wünschenswert, wenn noch folgende Fragen geklärt werden könnten...

1. (Kurz-) Beschreibung der ,,INSTER"

2. Ursache und Zeitpunkt der Versenkung

3. Position des Wrackes

..also: Experten ,,an die Front"                                                     

Demnächst folgen die nächsten Berichte.

Viele Grüße aus dem (Bundes-) Land
zwischen den Meeren

Hans-Hermann H. alias longwood

Urs Heßling

moin,

zu 2. Ursache und Zeitpunkt der Versenkung
Zitat aus der "Chronik des Seekriegs 1939-1945"
2.– 6.5.1945
Ostsee/Nordsee

»Operations Record Books«: Massierte Angriffe der RAF auf Schiffsansammlungen in der westlichen Ostsee und auf U-Boote (etwa 60), die sich auf dem Marsch nach Norwegen befinden.
...
3.5.: Typhoons der 83rd und 84th Group der 2nd TAF versenken vor der Lübecker Bucht die mit mehr als 10.000 Häftlingen des Konzentrationslagers Neuengamme überladenen Dampfer Cap Arcona (27.561 BRT, 5600 Tote) und Thielbek (2815 BRT, 2400 Tote) sowie den Dampfer Deutschland (21.046 BRT). In der Kieler Bucht werden das Geleitboot Hai / F 3 sowie die Transporter Inster (4713 BRT, 120 Tote), Insterburg (2301 BRT), Irmtraud Cords (2814 BRT), Wolgast (164 BRT), das Bergungsschiff Energie (1867 BRT) und der Wassertanker Leda (594 BRT) versenkt.
[Zitat Ende]


zu 3. Position des Wracks
https://tools.wmflabs.org/geohack/geohack.php?pagename=List_of_shipwrecks_in_May_1945&params=54_30.42_N_10_22.58_E_

Gruß, Urs
"History will tell lies, Sir, as usual" - General "Gentleman Johnny" Burgoyne zu seiner Niederlage bei Saratoga 1777 im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg - nicht in Wirklichkeit, aber in George Bernard Shaw`s Bühnenstück "The Devil`s Disciple"

hoch-am-wind

#2
Hallo Hans-Hermann,

vielen Dank für die Zeitungsberichte.
Hier ein paar Daten zur Inster:

gebaut 1928 bei J. L. Thompson & Sons Ltd., Sunderland  als # 565 für Allan, Black & Co. - Albyn Line als 'Thistlebrae'
4798 BRT, Länge: 122,5m, Breite: 16,95m
3-fach Expansionsdampfmaschine

09.04.1940 in Drontheim im Dock aufgebracht, am 04.09.1940 ,Altkirch'
1940 Transporter 'R6N' für das Unternehmen Seelöwe,
01.09.1940 umbenannt in  ,R3N'.
Ab 21. Und 26.08.1942 Hamburg
28.01.1944 aus dienstlichen Gründen gelöscht.
05.01.1944 umbenannt in ,Inster'
03.05.1945 in Pos 54°30.42'N 10°22.58E vor Laboe durch englische Flugzeuge versenkt.

(Quelle: H.-J. Abert, Die Deutsche Handelsmarine 1870 – 2000)

ein Foto ist hier zu finden:
https://www.wrecksite.eu/wreck.aspx?147858

Viele Grüße,

Ralf

hoch-am-wind

noch ein Nachtrag: die Inster ist auch in der N.C.S.O. Liste von MarkusL (siehe oben in diesem Thread) auf S. 5 als Wrack gelistet.

Viele Grüße,
Ralf

Zerstörerfahrer

Moin moin,

es gibt einen Bericht des I. Offiziers der INSTER im Bundesarchiv Bayreuth.
Demnach lief der Dampfer am 04.05.1945 gegen 17 Uhr mit 1500-2000 Flüchtlingen aus Lübeck aus, wartete in Travemünde auf die Nacht, um dann Nachts auf den vorgeschriebenen Zwangswegen bis kurz vor Kiel-Feuerschiff zu fahren. Dort lagen im Umkreis von 5 sm 30-40 kleinere und größere Handelsschiffe. Dort erhielt INSTER schon mit der ersten Angriffswelle Treffer in Brückenaufbauten, Maschine und Achterdeck. Mittags weiterer Angriff, der ca. 80-100 Opfer auf dem Achterdeck forderte und schwere Treffer im Maschinenraum zur Folge hatte.
Durch Ausfall der Pumpen war eine wirksame Brandabwehr nicht mehr möglich. Durch Marinefahrzeuge Abbergung der Besatzung und Flüchtlinge. Gegen 19 Uhr des 05.05.1945 auf 8 m Wassertiefe auf ebenen Kiel gesunken.
Opfer (geschätzt):
zivile Besatzung 7
Flakbesatzung ca. 12
Flüchtlinge 80-100

Grüße
René

cam

Hi,

This is most likely a mistake. Lubeck was released on May 2. At 18:00 on May 4, the surrender of all German forces in the Netherlands, Denmark and Northern Germany was signed. So the ship was most likely sunk on May 3rd. The question is whether it followed on its own. Here is the claim that it was on a convoy that was entirely destroyed by the North Coates Beaufighters:
Kapitän de Buhr lässt auslaufen und nimmt Kurs auf Langeland Belt. In der Nähe kommt das  Luftwaffen Flakschiff Greif vom Torpedowaffenplatz Hexengrund sowie die Beuteschiffe Inster ex Thistlebra und die Dorpat. Am 03.05.1945 Beaufighter der 16th Group des Coastal Command (13 Flugzeuge der 236. Sqn. RAF und 17 Maschinen der 254. Sqn. RAF) versenken im Gebiet der Belte den Dampfer Pallas (627 BRT) mit Raketen und Bordwaffen.
Englische Quellen berichten etwas anders:
3. May. North Coates Strike Wing. 105 and 118 Sqdns. escort. Kattegat east of Samsø and to the south.
The "Dorpat", the "Inster", the "Pallas" and the flak ship "Greif-VS 524" were all sunk in the Langelands Belt. One Beaufighter (X/254) crashed. Crew killed."

http://www.peter-nennstiel.de/Aus-der-Backskiste/

cam

TW

Zitat von: cam am 28 November 2021, 18:35:43
Hi,

.. the ship [Inster] was most likely sunk on May 3rd. The question is whether it followed on its own. Here is the claim that it was on a convoy that was entirely destroyed by the North Coates Beaufighters:
Kapitän de Buhr lässt auslaufen und nimmt Kurs auf Langeland Belt. In der Nähe kommt das  Luftwaffen Flakschiff Greif vom Torpedowaffenplatz Hexengrund sowie die Beuteschiffe Inster ex Thistlebra und die Dorpat.

Da steht nicht von einem Konvoi, cam. "In der Nähe kommt" bedeutet nur, dass weitere Schiffe in Sichtweite kamen.
Gruß, Thomas

cam

Thank you Thomas.
I understood it. But the British claim that Inster was sunk together with others, and Mr. Rohwer says that Inster was sunk on the same day (May 3) by Typhoons 2nd TAF.
https://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/45-05.htm

TW

Sorry, but that's not correct, cam. You should read carefully.
Chronik des Seekrieges says (compare with citation in Antwort #1):
3.5.: Typhoons der 83rd und 84th Group der 2nd TAF versenken vor der Lübecker Bucht ... Cap Arcona, Thielbek und Deutschland.
Full stop!
In der Kieler Bucht werden F 3, Inster, Insterburg, Irmtraud Cords, Wolgast, Energie und Leda versenkt.
Here is no Attacker identified.
Best regards,
Thomas

cam

I agree, Thomas.
However, all the same, Inster was sunk on 3 May, not 5 May?

TW

#10
Yes, I agree that Inster was sunk on 3rd May.
Pallas (Cpt. de Buhr), Greif, Inster, Dorpat were close together, therefore probably attacked by the same squadron. But I don't know the squadron.
In short I will make it more clear in the "Chronik", that there had been two (or even more) different air attacks on May, 3rd.
Best regards, thomas

cam

#11
Most likely, these were all the same Typhoons of 2 TAF.  Pallas and U-2503 were sunk by Beaufighters of 254 and 236 Squadrons of North Coates Strike Wing, sunk by the planes of other Strike Wings ships on this day are known.

cam

igor

VS.524 wasn't sunk 3.5.45, because 8 sicherungsdivision make order for her 4.5.45 (render help to ship WUERZBURG)
Dorpat was hit in 17.20 3.5.45 by 30 mosquitoes and beached after that.
Message about hits on INSTER (and INSTERBURG too!) was sent by M.204 at 15.46 3.5.45.
In SKL-report 5.5.45 both ships was called heavily damaged.
Source is ULTRA.

cam

#13
Thank you very much Igor!  :TU:) :TU:) :TU:)
Zitat von: igor am 30 November 2021, 18:30:26
Dorpat was hit in 17.20 3.5.45 by 30 mosquitoes and beached after that.
Source is ULTRA.
3.5.1945 The Banff  Wing Mosquito did not attack the ships - they turned back at 19:00, meeting the front of bad weather. But the indicated time completely coincides with the beginning Beaufighter of 236 and 254  Squadrons' attack from North Coates!

cam

#14
Zitat von: igor am 30 November 2021, 18:30:26
Message about hits on INSTER (and INSTERBURG too!) was sent by M.204 at 15.46 3.5.45.
In SKL-report 5.5.45 both ships was called heavily damaged.
Source is ULTRA.
Perhaps this information
Zitat von: Zerstörerfahrer am 17 März 2020, 19:43:23
Durch Ausfall der Pumpen war eine wirksame Brandabwehr nicht mehr möglich. Durch Marinefahrzeuge Abbergung der Besatzung und Flüchtlinge. Gegen 19 Uhr des 05.05.1945 auf 8 m Wassertiefe auf ebenen Kiel gesunken.
is correct.
The British claim that Inster was sunk and Insterburg was damaged on 3.5.1945 Typhoons 2 TAF.
https://www.forum-marinearchiv.de/smf/index.php?topic=18105.645


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